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e 3S
emerkungen
die Landwirthschaft, das Klima und die Vegetation in
Süd-Frankreich, Wälschland und Malta

während

einer Reise im Jahre 1842

und

Versuch einer näheren Darstellung des landwirthschaftlichen


Betriebes in diesen Ländern

90m

Franz von Daum, “


Königl. Preuß. Regierungs- und Landes- Oeconomie-Rathe a. D., Ritter des ro
/(
then Adlerordens vierter Klaffe, wirklichem Mitgl. mehrerer inländischen land- -

wirthschaftlichen Vereine und auch der naturforschenden Gesellschaft in Görlitz


Ehrenmitgliede,

Charlottenburg, 1844.
V er lag v on Egbert Bau er.
-

--
In balt.
Seite
Bodenbeschaffenheit von Berlin bis Leipzig . . . . . . .
Landwirthschaftliche Ansicht der Gegend von Leipzig bis Frank
furt a. M. und von dort bis Strasburg . . . .
Strasburg. Naturalien-Kabinett. Getreidehalle . . 6

Ansicht des Landes von Strasburg bis nach Lyon . - -

Lyon. Das Schlachthaus. Der Jardin des plantes. Die Veterinair


Schule und der dabei befindliche botanische Garten. Waa
ren- und Fruchttransport. Obst- und Gemüsemarkt. Wasch
häuser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Fahrt auf der Rhone nach Avignon . . . . . . . . - - 13
Avignon. Garten des Museums. Jardin botanique. Garten
des Invalidenhauses . . . . . . . . . . . . . . . 14
Nismes. Jardin botanique. Olivenbäume. Immergrüne Eichen 15
Gegend von Nismes nach Montpellier . . . . . . . . . 16

Montpellier. Die Ackerbaugesellschaft daselbst. Der botanische


Garten. Cultur der Korkeiche und ihre Benutzung. Die
Fischhalle. Der Grünmarkt . • • • • • • a - 18

Fahrt nach Cette. Die Etangs. Salzbereitung. Die Weinlager 24

Fahrt nach Castelnau . - - - - - - - -

Klima von Montpellier . . . . . . . . . , , , ,


Ackerbau im Dep. de l'Hérault . . . , , , . .,
Weinbau . .. . .. . . .. . . . . . . . . .
Zucht der Olivenbäume . . . . . . . . . . . . o 49
Zucht der Obstbäume . . . . . . . . . . . . . . . 49

Zucht der Maulbeerbäume . . . . . . . . . . . . . 51


IV

Seite
Ertrag der Seidenwürmerzucht . . . . . . . . . . . 54
Bau einiger Küchengewächse als: 1) der Liebesäpfel, 2) der
Bataten - - - - - - - - . . . . . . 54
Schafe. Brennmaterial. Tagelohn . . 57
Reise von Montpellier nach Marseille. Beschreibung der Crau,
der Camargue . . . . . . . . . . . . . . . 58
Marseille. Werth einer Landbesitzung. Botanischer Garten . . 62
Toulon. Hyères. Botanischer Garten in Toulon . . . . . 63
Cultur des Olivenbaumes in der Provence . . . . . . . 69
Cultur des Capernfrauchs . . . . . . . . . . . . . 70
Weg nach Nizza . . . . . . . . . . . . . . . . 71
Nizza. Klima . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
Ackerbau in der Umgegend . . . . . . . . . . . . . 82
Der Weinbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
Cultur der Olivenbäume . . . . . . . . . . . . . . 94
Cultur der Orangenbäume . . . . . . . . . . . . 103
Cultur der Feigen, Mandeln und anderer Obstbäume . . . , 115
Cultur der Dattelpalmen, der indianischen Feigen und der Ba
namen 2c. . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
Cultur der süßen Kastanien . . . . . . . . . . . , 126
Cultur der Carubben . . . . . . . . . . . . . . 128
Cultur der Maulbeerbäume . . . . . . . . . . . 131
Cultur der Pinien und einiger anderer Fruchtbäume . . . . 133
Bau der Gemüse in den Gärten zu Nizza . . . . . . 134
Der Schloßberg. Villa Franca. Beaulieu. Pignol, Garten
Darçon . . . . . - - - - - - . . . . . . 138
Der Fischmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . 142
Preife von Lebensmitteln . . . . . . . . . . . . . 144
Les Cimiez . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144
Exotische Gewächse, die im Freien zu Nizza fortkommen . . . 145
Verfertigung der Maccaroni . . . . . . . . . . . . . 145
Reise nach St. Remo und . . . . . . . . . . . . . 146
von dort nach Genua . . . . . . . . . . . . . 149
Genua. Garten di Negro. Garten dei Peschieri . . . . , 151
Gegend und Landbau von Genua bis nach Livorno . . . . . 153
Landschaft zwischen Livorno und Pifa . . . . . . . . . 158
Botanischer Garten in Pisa . . . . . . . . . . . . . 159
Der Meierhof Roffori. Kameelzucht und Büffelkühe . . . . 160
Reise nach Neapel und von da nach Palermo . . , 162
Palermo, Der Garten der Flora. Der Meridian in der Dom
kirche. Der botanische Garten. Monreale. Garten des
Principe Serra di Falco. Der Pellegrino , . . , , , 163
V

Seite
Fahrt nach Mesfina. Der Pesce spada. Der Fischmarkt. Land
- cultur um Mesfina . .. . . . . . . . . . . . . . . 168

Reise über Taormina nach Catania. Garten der Benedictiner.


Landcultur. Reise nach Syracus. Landbau. Pflanzen
wuchs. Der Anapus und die Papyrusstaude . 172

Reife nach Malta, La Valetta. Der botanische Garten. Die


Floriana. Citta vecchia. Landbau. Melkerei. Der bota
nische Garten zu St. Antonio. Klima . . . . . . . 179

Reise nach Girgenti, Marinella, Selinunt und Marsala. Der


Landbau um letzteren Ort. Die Soda . . . . . . . 185

Fahrt nach Trapani. Der Monte Erie und Weiterfahrt nach


Palermo . . . . . . . . . . . . . . . . . 183

Die Bagheria. Garten des Fürsten Butera. Villa St. Isidoro.


Die Grotta dolce mare. Die Pianure auf der Seite des
Klosters St. Maria de Jesu . • • • • • • • • • 189

Allgemeine Darstellung des Klima und der Landwirthschaft Sici


liens, mit Rücksicht auf die einzelnen Hauptdistricte und
die darin vorkommenden Culturpflanzen . - - - - -
192

Abreise von Palermo und Ankunft in Neapel. Der botanische


Garten, Pompeji. Weinbau am Vesuv. Gegend um den
Pauilipp. Die Solfatara. Landbau um Neapel, Salerno,
Pästum und auf Capri, Seidenzucht auf dieser Infel.
Sorrent. Castellamare. Bau der Baumwolle daselbst . 230

Ischia. Portici. . . . . . . . . . . . . . . . . 251

Klima um Neapel . . . . . . . . . . . . . . . . 252

Bodenbeschaffenheit und landwirthschaftlicher Zustand in einigen


Provinzen des Königsreichs Neapel, als a) in Terra di La
voro, b) in Abbruzzo ulteriore, c) in der Terra d'Otranto und
d) in der Grafschaft Molife. Runkelrüben -Zuckerfabrik zu
Sarno - - - - - - - - - - - - - - - 255

Landwirthschaftliche Bemerkungen auf der Reise von Neapel


bis Rom. Die Pontinischen Sümpfe . . . . e d 268
Vegetations- und klimatische Verhältniffe um Rom. Der bota
nische Garten und landwirthschaftliche Bemerkungen . 272

Beobachtungen auf der Reise von Rom nach Florenz . . . 277

Florenz. Garten Boboli, der der Poggia Inperiale, Garten zu


Bello Sguardo. Der Garten dei Semplici. Das Museo
fisico und der dabei belegene botanische Garten . . . . 280
Landwirthschaftliche Verhältniffe in Toscana. Musterwirthschaft
zu Mileto - - - - - e-
- -
234 -
es - es

Landwirthschaftliche Bemerkungen auf der Reife nach Bologna


und Ferrara . . . . . . . . . . . . . . . 291
- je
V1

Seite
Botanischer Garten am letztern Orte. Fahrt nach Padua und
bis nach Venedig . . . . . . . . . . . . . . 297
Landcultur um Venedig - - - - - - - - - - 301
Landwirthschaftliche Bemerkungen von Venedig bis nach Mailand 302
Reise nach Pavia. Botanischer Garten. Der landwirthschaft
liche Versuchs- Garten. Fahrt nach Monza . . . . . 305
Die landwirthschaftlichen Verhältniffe in der Lombardei . . . 310
Landwirthschaftliche Bemerkungen auf der Reise von Mailand
über Sesto Calende nach den Borromäischen Inseln, so wie
nach Como und von da über Collico, Chiavenna und Chur
nach Zürich , . . . . . . . . . . . . . 322
Botanischer Garten in Zürich. Landwirthschaftliche Bemerkun
gen in der Schweiz auf den Wegen von Zürich nach Luzern
und Zug bis nach Bern. Botanischer Garten dafelbst.
Bemerkungen auf dem Wege von Bern nach Interlaken,
Solothurn und Basel . . . . . . . . . . . . . 329
Dergleichen auf dem Wege von Basel über Straßburg, Mainz,
Coblenz, Cöln nach Caffel . . . . . . . . . . . . 336
und von Caffel über Magdeburg nach Berlin . . . . . . 337
Anhang. Ueber das Klima in Italien . . . . . . . . . 342
Meteorologisches Tagebuch . . . . . . . . . . . . . . 349
V o r r e d e.
Jalien, dieses die Benennung des großen Gartens von Europa
führende Land, wird alljährlich von einer Anzahl Reisender
durchzogen, welche dabeidie verschiedenartigsten Zwecke verfolgen.
Unter diesen finden sich aber höchst selten einige, welche ihre
Forschungen auf den Landbau richten, ein Gegenstand, der je
doch geeignet ist, ein hohes Interesse zu erregen, da nicht nur
dessen Ausübung, durch die mannigfaltigsten klimatischen Ein
flüffe bedingt, eine große Abwechselung in seinem Wesen und
seiner Form darbietet; sondern die desfallsigen Untersuchungen
zugleich Gelegenheit geben, mit der besondern Industrie der
dortigen Landwirthe vertraut zu werden, worüber leider wir
uns zur Zeit noch in großer Unkenntniß befinden.
Was wir über italienische Landwirthschaft wissen, ist uns
wohl zuerst aus Arthur Noungs Reisen durch Frankreich und
Italien, in den Jahren 1787 bis 1790 bekannt geworden.
Seine sonst mannigfaltigen Bemerkungen liefern jedoch nur
dasjenige, was er während seiner Reise selbst gesehen und von
Landwirthen, mit denen er in Berührung gekommen ist, erfahren
hat, geben aber kein vollständiges Ganze des Landbaues in
den einzelnen Gegenden und beschränken sich auch nur aufOber
Italien und einen Theil von Mittel-Italien. Außerdem befin
den sich im zweiten, dritten und fünften Bande seiner Annalen
des Ackerbaues bereits frühere Nachrichten über das Klima,
/
vIII

den Boden und die Oberfläche der sämmtlichen italienischen


Länder, von dem Professor Symonds in Cambridge, welche
über die bestehenden natürlichen Verhältniffe einen recht guten
allgemeinen Ueberblick gewähren, sowie auch einige Nachrichten
über die Bewirthschaftungsart enthalten.
Ueber die Landwirthschaft in Toscana hat man ein Werk
von Sismondi in Genf aus dem Jahre 1801. Es führt die
Bezeichnung Tableau de Tagriculture toscane, welches aber
nach Burgers Zeugniß, der es übersetzt hat, den Gegenstand
nicht erschöpft. Später haben einige Naturforscher, als Georg
v. Martens auf mehreren von Stuttgart aus in den Jahren
1816, 1818 und 1823 nach Venedig unternommenen Reisen,
sowie Bronn in Heidelberg auf seiner naturhistorischen Reise
durch Frankreich und Italien in den Sommern 1824 und
1827, mehrere landwirthschaftliche Nachrichten in ihre Tage
bücher aufgenommen. Keiner von den deutschen Schriftstellern
hat diesen Gegenstand bis jetzt aber so umfaffend und so gründ
lich behandelt, als Burger in seiner Reise durch Ober-Italien
im Jahre 1828. Seine Bemerkungen umfaffen jedoch nur
die kaiserlich königlich österreichischen Staaten in Italien.
Wir besitzen also zur Zeit über die Landwirthschaft von
ganz Italien kein vollständiges Werk von ausländischen Schrift
stellern, und eben so wenig ist mir ein solches von einem ita
lienischen Schriftsteller bekannt geworden, wenn ich gleich nicht
in Abrede stellen mag, daß dergleichen vorhanden sein mögen.
Ueber einzelne Landstriche finden sich zwar besondere Werke,
wie ich dieses beiläufig aus andern Schriften wohl entnommen
habe, aber es hält schwer, solche von den dortigen Buchhänd
lern zu erhalten oder von ihnen darüber eine genügende Aus
kunft zu erlangen, wenigstens sind solche Nachfragen, wie ich
durch einige Erfahrungen belehrt worden bin, sehr kostspielig.
IX

Sonst fehlt es in Italien keineswegs an Schriftstellern


im landwirthschaftlichen Fache, und man findet von ihnen in
den Abhandlungen der landwirthschaftlichen Gesellschaften, deren
mehrere vorhanden sind, sehr gediegene Auffätze, worüber ich
weiter untenund im Tagebuche selbst das Nähere angegebenhabe.
Die Universitäten zu Pavia, Padua, Bologna, Florenz
und Palermo haben Lehrstühle für den Ackerbau, auch find in
beiden erstern Orten und zu Florenz landwirthschaftliche Gärten,
sowie auch ein solcher in Turin. Es fehlt daher keineswegs
an Hülfsquellen zum Studium der italienischen Landwirthschaft,
insofern man nur nicht verhindert wird, sich in den Besitz der
selben zu setzen. Was dagegen Frankreich anbetrifft, so besteht
fast in jedem Districte ein besonderer Verein, der mit der
Central-Ackerbau-Gesellschaft zu Paris in Verbindung ist, und
deren Jahrbücher die schätzbarsten Nachrichten über den fran
zösischen Landbau enthalten. Die innere Einrichtung dieser
Vereine ist musterhaft.
Was meine in den nachfolgenden Blättern dem landwirth
schaftlichen Publikum vorgelegten Bemerkungen betrifft, so ent
halten diese zunächst Alles, was sich mir auf dem durchreiteten
Strich in Italien und Südfrankreich dargeboten hat, dann
aber auch dasjenige, was ich aus den mir zu Händen gekom
menen Originalschriften über dortige Landwirthschaft, die hier
wenig oder gar nicht bekannt sind, zur Berichtigung und Ver
vollständigung meiner Beobachtungen habe entnehmen können.
Hierbei kann ich es nur bedauern, daß es nicht hat gelingen
wollen, mir jene in hinreichender Anzahl zu beschaffen, da an
Ort und Stelle es hierzu an Zeit gebrach, und in den Ber
liner öffentlichen Bibliotheken fast alle, die ich habe benutzen
können, nicht vollständig vorhanden sind, auch die, in deren
Besitz ich mich schon früher gesetzt hatte, nicht ausgereicht
X

haben. Im Allgemeinen muß ich deshalb hier anführen, daß


folgende Schriften mir zu Ergänzungen gedient haben:
1. Das Bulletin de la Société d'agriculture du Dépar
tement de l'Hérault à Montpellier. Diese Gesellschaft zählt
zu ihren Mitgliedern die intelligentesten Landwirthe in ihrem
Departement, und hat während ihres langen Bestehens sehr
viel geleistet. -

2. Die Histoire naturelle de principales productions de


l'Europe méridionale par Risso. Dieses Werk enthält über
den Betrieb der Landwirthschaft in der Umgegend von Nizza
viele sehr brauchbare Nachrichten, deren Benutzung mir beson
ders nützlich gewesen ist.
3. Die Atti della J. et R. Accademia economico-agraria
deiGeorgofili di Firenze,worin sich mehrere Nachrichten über den
toskanischen Ackerbau vorfinden, und durch welche unter Leitung
ihres Präsidenten, des MarquisRidolfi,wesentlicheVerbesserungen
in den dortigen landwirthschaftlichen Verhältniffen bewirkt werden.
4. Giornale enciclopedico di Napoli. In diesem findet
man über die Landwirthschaft in mehreren einzelnen Provinzen
brauchbare Nachrichten, wenn auch keine vollständigen Beschrei
bungen.
5. Das Giornale del viaggio fatto in Sicilia. Dell Ab.
Paolo Balsamo. Diese von dem Abbate Balsamo, der zugleich
Professor des Ackerbaues an der Universität zu Palermo war,
verfaßte Beschreibung seiner Reise durch Sicilien ist ganz
landwirthschaftlichen Inhalts, und giebt über den Zustand
der Landcultur in dem von ihm durchreiteten Theil der Insel
eine gute allgemeine Uebersicht. Seinen Bemerkungen muß
man einen um so höhern Werth zugestehen, als von ihm früher
der größte Theil von Europa mit Rücksicht aufLandwirthschaft
bereitet worden ist, er mithin dadurch eine große Gewandtheit
XI

in der Beurtheilung der genannten Gegenstände erlangt hat.


Die Zeit seiner Reise umfaßt jedoch das Jahr 1808 und ist
daher schon zum Theil veraltet.
6. Die Topografia di Palermo e dei suoi contorni. Da
Domenico Scina. In dieser sind außer den klimatologischen,
botanischen und geognostischen Bemerkungen auch mehrere land
wirthschaftliche enthalten, welche zur Vervollständigung der
meinigen gedient haben.
7. Die Annales de l'agriculture Française. Aus diesen
habe ich ebenfalls einige Nachrichten entlehnt.
Mit allen diesen Hülfsmitteln habe ich es dennoch nicht
erlangen können, ein vollständiges zutreffendes Bild des gegen
wärtigen Zustandes der Landwirthschaft in Italien darzustellen,
Sehr belohnt werde ich mich aber wenigstens fühlen, wenn
Andere, meinen Fußtapfen folgend, finden werden, daß die von
mir gegebene landwirthschaftliche Charakteristik der durchwan
derten Landstriche so aufgefaßt ist, um an Ort und Stelle
wieder erkannt zu werden. Da ich dabei besonders bemüht
gewesen bin, die Verbreitung dieses oder jenes Culturzweiges
so genau als möglich zu bezeichnen, so wird man es mir wohl
nicht zum Vorwurf gereichen lassen, wenn ich aus diesem
Grunde genöthigt gewesen bin, über das Vorkommen dieses
oder jenes Baumes oder Pflanze mich öfters zu wiederholen,
indem es mit jenem Zwecke unzertrennlich war.
Hätte ich den größten Theil meiner Zeit zu den land
wirthschaftlichen Untersuchungen verwenden können, so dürfte es
mir möglich geworden sein, etwas Vollständigeres zu liefern.
Aber wer es selbst empfunden hat, auf welche mannigfache
Weise der Reisende, der zum ersten Male das gefeierte Wälsch
land betritt, in Anspruch genommen wird, der wird mich gewiß
schonend beurtheilen, wenn ich ein Mehreres, als geschehen ist,
XII

in dem mir gesetzten Zeitraum von sechstehalb Monaten nicht


geleistet habe. Diese meine Ansicht von dem geringen Gewicht,
das auf die vorliegende Arbeit zu legen sein möchte, und die
übrigens mein erster Versuch in dieser Art der Schriftstellerei
ist, wird mich über den gewählten Titel ebenfalls rechtfertigen.
Eine Aufnahme landwirthschaftlicher Monographien der
einzelnen Länder Italiens, sowie der Provinzen Frankreichs
würde gewiß eine belohnende Arbeit sein. Hierzu gehört jedoch
ein längerer Aufenthalt in jedem besondern Landstriche, und
ein fleißiges Studium der bereits darüber vorhandenen Schriften,
sowie ein ausgebreiteter Umgang mit praktischen Landwirthen
neben einer genauen Bekanntschaft mit der Landessprache.
Das zuvorkommende freundliche Wesen der dortigen Land
wirthe, denen es in den meisten Gegenden im Allgemeinen
keinesweges an einer lobenswerthen Betriebsamkeit mangelt,
darf jedoch jeden Reisenden eine günstige Aufnahme erwarten
laffen, und er wird mit vielen Kenntniffen bereichert, sich nur
ungern von den neuen Bekannten wieder trennen.
Noch muß ich erwähnen, daß ich die in meinem Tagebuche
vorkommenden ausländischen Maaße und Gewichte nicht überall
zugleich im preußischen Maaß und Gewicht gegeben habe, da
mehrere davon, namentlich die französischen den meisten Lesern
bekannt sein dürften, die übrigen aber aus dem Nobackschen
Taschenbuche der Münz-, Maaß- und Gewichts-Verhältniffe,
in dessen Besitze sich wohl diejenigen, die sich mit den Studien
des Auslandes beschäftigen, befinden werden, sehr genau ent
nommen werden können.
Berlin, im November 1843. s

- der Verfaffer.
Der 5. März 1842
Am heutigen Morgen um 10 Uhr saß ich in einem Wagen
der Anhalt-Eisenbahn auf dem Wege nach Leipzig. Der
Himmel war heiter und die Lufttemperatur eine höhere als
fie der Charakter des hiesigen Klimas um jetzige Zeit in der
Regel mit sich bringt, da sie um die Mittagszeit eine Höhe
von 6° Reaum. erreichte. Kraniche und Kiwitte waren be
reits im Zuge. Der Bahnweg von Berlin bis in die Nähe
von Wittenberg führt durch eine ächt märkische Gegend: ein
leichter Hafer- und Roggenboden, durch öfteren Regenguß
überall sehr ausgeschwemmt, flach und nur hin und wieder
mit Sandhügeln durchsetzt, welche mit Kiefern bewachsen find,
so wie die häufig dazwischen liegenden moorigen Brücher mit
Erlen. Gegen Wittenberg nimmt der Ackerboden zwar eine
etwas bessere Beschaffenheit an, verspricht jedoch noch nicht
eine besondere Culturfähigkeit. Die Saaten hatten überall
noch kein sonderliches Ansehen und schienen von der schon län
gere Zeit andauernden Näffe zu leiden. Die Kiefern sind mit
Birken vermischt. Von Wittenberg ab über Coswig nach
Roßlau fängt der Boden an eine günstigere Mengung zu zei
gen, was auch durch die in den Waldflächen vorkommenden
Eichen bekundet wird. Die Ackerkrume geht mehr in einen
sandigen Lehm über, der theilweise mit Kies untermengt ist.
1
2

Jenseits Roßlau aber wird man gewahr, daß man in jeder


Hinsicht in einen reicheren Ackerboden eingetreten ist, der zu
gleich der besseren Deffauer Landcultur unterliegt. Immer
lehmhaltiger wird der Acker je weiter man vordringt, und
seine Farbe giebt einen bedeutenden Gehalt an Humus zu er
kennen. Flächen, mit Raps bestellt, kommen vor. Obstbäume
und von diesen vorzüglich Kirsch- und Kernobstbäume find
nicht nur viele in den Alleen gepflanzt, sondern auch bedeu
tende Flächen damit im Felde besetzt. Von den ersteren findet
man aber auch schon früher eine ansehnliche Pflanzung in sehr
leichtem Sandboden bei Luckenwalde und zwar auf den zu den
Fabrikgebäuden des verstorbenen Commerzienraths Buffe ge
hörigen Grundstücken an, die eine ganz besondere Erwähnung
verdient. Je mehr man sich der Stadt Dessau nähert, eine
je höhere Cultur tritt hervor, bedingt durch den größeren
Reichthum des Bodens. Waizen, Roggen und Raps standen
üppig in den Winter gewachsen da, zum Wohlbehagen der
darauf in großer Anzahl herumspringenden Hasen, sowie auch
einiger Hirsche, die durch die nicht besonders hohen Einhägun
gen der mit vielen Eichen bestandenen Forsten versucht wor
den, den lockenden grünen Saaten nachzugehen. Derselbe gute
Boden zieht sich bis nach Cöthen fort, und die ganze frucht
bare Ebene erweitert sich immer mehr und mehr; je näher
man aber Halle kömmt, je thoniger, humoser und tiefer wird
der Boden. Er nimmt eine sehr dunkle beinah schwarze Farbe
an und ist rein von allem Gestein. Viele noch um die Ge
höfte stehende Haferschober verkündeten defen Reichthum.
Aber auch noch weiter nach dem Petersberge zu und bis nach
Skeuditz hin, ist dieser vortreffliche Ackerboden verbreitet. Jen
seits des letzteren Ortes nach Leipzig hin geht er jedoch in ei
nen weniger reichen gelblichen Lehmboden über, behält aber
die bisherige ebene Lage. Unter den Feldern kamen auch
mehrere Breiten vor, die mit Raps, vielleicht mit Kohlsaat
bepflanzt waren, was ich vom Wagen aus nicht genau zu
unterscheiden vermochte. -
Der 6. März.
Auf einem am heutigen Morgen unternommenen Spa
ziergange gewahrte ich einen sehr schönen Epheustrauch, der
sich im Reichenbachschen Garten bei einem Pavillon an der
Elster an einem Baume hoch und dicht belaubt hinauf ge
rankt hatte, und mit vielen reifen Früchten behangen war.
Der Stamm hatte unten zwei Zoll im Durchmesser. Ob
gleich noch früh im Jahre, so trieben die Roßkastanien doch
schon stark in die Knospen.
Mit dem Eilwagen fuhr ich am Nachmittage um 4 Uhr
weiter nach Frankfurt am Main. Auf dem Wege nach Lü
zen zu verbessert sich der bisherige Ackerboden wieder. Ein
rohbrauner Lehm wechselt mit einem schwarzen Lehme in der
bis nach Weißenfels sich erstreckenden bisherigen Ebene. Die
Wege dahin sind überall mit Obstbäumen, namentlich mit sü
ßen Kirschen und Apfelbäumen besetzt und bei den Dörfern
findet man große Flächen davon. Um Weißenfels fängt die
Gegend an sich zu erheben und bergig zu werden, der bishe
rige Lehmboden aber setzt sich fort.
Der 7. März.
Nach einer kalten Nacht näherte ich mich mit Sonnen
aufgang Erfurt. Die Gegend ist hier wieder weniger hüge
lig und die aus einem guten Lehme von theils dunkelbrauner
theils schwarzer Farbe bestehende Ackerkrume erscheint von grö
ßerer Fruchtbarkeit als um Weißenfels. Sobald man Erfurt
durchfahren hat, fängt die Gegend wieder an bergig zu wer
den und man bleibt fortwährend im Steigen. Der Himmel
war klar und die Ackerlerche sang. Der braunrothe Lehm
der tiefen Ackerkrume ist mit Thon-Schiefertrümmern durch
setzt. Nach Gotha zu tritt wieder ein schwarzer Lehm hervor.
Ueberall war der Ackerboden vom gefallenen und geschmolze
nen Schnee sowie vom vielen Regen sehr naß, auch die mit
Thonschiefer gebaute Kunststraße stark ausgeschwemmt und da
her mit großer Anstrengung der Pferde zu befahren. Die
1 -
4

höchsten Kuppen des zur Linken des Weges in der Entfernung


fich ausdehnenden Bergzuges waren mit Schnee bedeckt, na
mentlich der im Hintergrunde sich erhebende Inselberg. So
kömmt man bis Eisenach, wohinter man an mehreren Stein
brüchen vorbeifährt, die aus einem braunrothen Thonschiefer,
in dem Kiesel eingesprengt sind, bestehen. Die Lagen des
Schiefers sind stark von Westen nach Osten hin geneigt. Der
Weg zieht sich in einer Thalschlucht fort, deren begrenzende
Höhen mit Holz in vorzüglicher Forstkultur bewachsen sind.
Dieses besteht in Fichten, Eichen und Buchen, theils in ganz
reinen Beständen, theils mit Lerchen-Bäumen und Birken ver
mischt. Zur Einfriedigungder Aecker und Wiesen an der größ
tentheils mit einem schwarzen Thonschiefer belegten Straße
findet man häufig Fichten, die sehr dicht an einander gepflanzt
sehr gute lebendige Hecken bilden. Der Ackerboden ist hier
zwar immer noch Lehm, dieser aber weder so tief noch von
einer so reichen Beschaffenheit, als der um Gotha. Gegen
Wach fährt man die Werra in einem Wiesenthal entlang
Bis hieher hält das Steigen an, während der Nacht aber,
die sehr kalt war, senkte sich der Weg und ich erreichte

am 8. März
mit Anbruch des Tages das hübsch gelegene Hanau. Hier
erinnern die an den Häusern hinaufgezogenen Weinstöcke, daß
man sich wieder in einem mildern. Himmelstriche befindet
Der Weg führt nun von hier nach Frankfurt am Main durch
eine reiche Ebene, deren Ackerboden aus einem sehr milden hu
mosen Lehme besteht, der nur hin und wieder durch nicht be
deutende Strecken von größerem Sandgehalt unterbrochen wird.
Die Straße ist bis nach Frankfurt hin, anfangs mit sehr schö
nen alten Ulmen besetzt, dann mit vorzüglich starken Apfel
bäumen. Außerdem trifft man zu beiden Seiten des Weges
auf bedeutende Pflanzungen von Obstbäumen, worin jetzt meh
rere Personen mit dem Ausschneiden des alten Holzes beschäf
tigt waren. Je näher man Frankfurt kömmt, je üppiger und
höher aufgeschoffen standen die Wintersaaten, besonders der
5

Waizen und der Raps. Die Hügel am Main auf der Mor
gen- und Mittags-Seite find mit Reben bepflanzt und am
Wege stehen hin und wieder Platanen.
Die Besichtigung der Stadtmerkwürdigkeiten führte mich
auch auf den den Ort umgebenden, auf den früheren Wällen
angelegten Spaziergang, der großartiger ist, als der, welcher
Leipzig umkreist. Der Beginn des Frühlings fing an in den
Erscheinungen der vegetabilischen Natur bemerkbar zu werden.
Schneeglöckchen und Crocus entblühten dem Boden bereits im
Freien, so wie auch die weiblichen Blüthen der Haselsträucher
schon im Verblühen waren. Man hörte die Finken schlagen
und die graue Bachstelze ließ sich sehen.

Der 10. März,


Am gestrigen Abend hatte ich Frankfurt verlaffen und be
fand mich auf dem Wege nach Strasburg, aufwelchem ich
in der Nacht durch Darmstadt kam und vor Tagesanbruch
noch Heidelberg erreichte. Die dahin führende Straße ist an
vielen Stellen mit einer doppelten Reihe von Obstbäumen be
setzt. Jenseits Heidelberg erheben zur Rechten sich Berge und
man bleibt im Steigen. Ein aufsteigender orkanähnlicher
Sturm mit heftigen Regengüssen war heute den aus dem
Wagen anzustellenden Beobachtungen sehr hinderlich. Der
Boden bleibt fortgesetzt ein bald mehr bald weniger strenger
braunrother Lehm, der sich durch die noch sehr zurückgebliebe
nen Wintersaaten als quellig und kalt zu erkennengab. Kei
nen Waizen, sondern nur Roggen konnte ich erblicken. Wenn
man sich Bruchsal nähert, trifft man auf der Sonnenseite der
Anhöhen schon auf Weinpflanzungen. Rechts sind die Berge
mit Eichen und Buchen von lebhaftem Wuchse und gut ge
schloffen bewaldet. Haseln bilden darin das Unterholz. Die
dazwischen vorkommenden Brücher sind mit Erlen bestanden.
Sowohl hier als auch bei Carlsruhe fieht man ansehnliche
Wiesenflächen, die einer künstlichen Berieselung mit Hangbau
unterliegen. Von Carlsruhe ab bis nachKehl bleibt der land
wirthschaftliche Charakter der Gegend sich im Allgemeinen
6

fast überall gleich. Der Lage nach ist der Acker theils hüge
lig, theils kömmt er in weiten ebenen Flächen vor. Die
Ackerkrume besteht mehrentheils in einem braunen oder röthli
chen Lehme, der in den ebenen Flächen tief und mit Mergel
vermischt erscheint, in den hügeligen Flächen aber leichter und
mit Kies durchmengt vorkömmt. Mitunter ist er aber ein
magerer wenig lehmiger Sand. Die reichen Ebenen werden
hier und da von Wiesenflächen unterbrochen, die berieselt wer
den können, die schlechteren Felder dagegen von mit Kiefern
bewachsenen Sandhügeln. An den Bauernhäusern aufgehängte
Maisähren deuten den Bau dieser Frucht in der hiesigen Ge
gend an, sowie die vielen auf den Aeckern umherliegenden Ta
backsstengel eine umfangreiche Cultur dieser Pflanze verrathen.
Daß der Kartoffelbau auch nicht vernachlässigt wird, erkennt
man an den auf dem Felde in mit Stroh bedeckten Haufen
aufbewahrten Vorräthen dieser für den jetzigen Landbau un
schätzbaren Wurzel. Felder mit gepflanzter undbehackterKohl
faat fanden sich jenseits Bischofsheim und schon früher vor,
so wie Breiten mit gutem Rapse und rohem Klee. Ich be
merkte in den Dörfern, daß man auch eine besondere Auf
merksamkeit aufden Dünger verwendet, indem dieser auf den
Höfen in viereckigen Haufen und darin zusammengepreßt auf
bewahrt wird.

Der 11. März.


In dem im Universitäts-Gebäude zu Strasburg befind
lichen Naturalienkabinette ist auch ein besonderer Saal für die
Gegenstände der Pflanzenkunde. Hierin sind mehrere Kästen
vorhanden, worin die Sämereien aller bekannten Culturpflan
zen aufbewahrt werden, so wie vollständige Getreidepflanzen
in ihrer natürlichen Gestalt aufgetrocknet. Ebenso sind die
bekanntesten Holzarten in kleinen hakenförmig rechtwinkelig ge
schnittenen Klötzchen vorhanden, so daß dadurch sowohl der
Längen- als der Querschnitt der Hölzer sich darstellt: eine
recht nette und zweckmäßige Erfindung für die Anschauung
dieses Gegenstandes. Besondere Aufmerksamkeit erregt aber
7

eine kolossale Tischplatte von 8 Fuß im Durchmesser und 25


Fuß im Umfange, die aus einem 360 Jahr alten Stamme
einer Rothtanne (Fichte), der im Hochwalde bei Barrle, 3
Lieues von hier gefällt worden, geschnitten ist.
Man zeigte mir auch Cocons, welche von Seidenraupen
gesponnen waren, die mit Blättern der Schwarzwurzel (Scor
zonere) gefüttert worden. Es stehen diese aber den dabei
liegenden Cocons von Raupen, die mit Maulbeerblättern ge
nährt waren, in ihrer Güte bedeutend nach. – Mein Weg
führte mich heute weiter zur Getreidehalle, einem sehr ansehn
lichen Gebäude. Hier wird das zu Markte gebrachte Korn
eingebracht und verkauft, wobei den Einwohnern der Stadt
dadurch gute Preise zugesichert werden, daß in der Halle kein
Auswärtiger vor 11 Uhr einen Handel abschließen darf. Um
fie aber auch vor Noth zu schützen, ist den hiesigen Bäckern
die Verpflichtung auferlegt, auf den Böden dieser Halle fort
während eine bestimmte Quantität Getreide aufgespeichert zu
erhalten, die hauptsächlich in Waizen besteht, da die Mehrzahl
der Einwohner nur Brot von dieser Getreidegattung genießt.
Das Brot wird sowohl hier als sonst in Frankreich ganz be
sonders schmackhaft gebacken. Es besteht aus sehr zarten in
einander verwebten Blättern, ist also sehr leicht und von einer
ausnehmenden Weiße. Man erstaunt daher über die großen
Stücke, welche den Gästen an den Wirthstafeln davon vorge
legt werden, und doch findet man sich mit einem dergleichen
öfters nicht befriedigt. Vor der Halle stand ein Wagen, der
mit 4 Pferden bespannt war und 70 Hectoliters Waizen zu
70 Pfund also 4900 Pfund geladen hatte. Solche bedeutende
Lasten werden aber nicht nur hier, sondern auch in allen an
dern Gegenden Frankreichs, die ich berührt habe, und inIta
lien von den kraftvollen Lastpferden fortbewegt.

Der 12. März.


Um 2 Uhr Nachmittags verließ ich Strasburg und be
gab mich mit dem Courier de Male auf den Weg nach
Lyon. Durch eine sehr reiche Ebene, welche jetzt zwar nur an
8
d -

der Farbe des sehr humosen Ackerbodens zu erkennen war,


durchfährt man den Elsaß. Bis Metzenheim erscheint der
dunkelbraune Lehm von einer hohen Fruchtbarkeit zu sein, von et
was geringerer hinter diesem Orte nach Bentfeld zu. Die an
haltenden Regen in den letzteren Tagen hatten ihn überall
sehr ausgeschwemmt, doch weniger bei letzterem Orte. Man
kömmt schönen Breiten mit Waizen und mit gepflanztem Rapse
vorbei. Die Bäume an der Straße bestehen in der Mehrzahl
aus Wallnußbäumen, an deren Trieben sich ein milderes Klima
erkennen läßt. Die Dörfer, durch welche man fährt, zeichnen
fich durch eine große Anzahl von massiven Häusern aus. In
der Nacht ließen wir die Ebene hinter uns und fingen an zu
steigen. - -

Der 13. März.


Bei Tagesanbruch fuhren wir noch immer bergan, ver
ließen damit jedoch nicht die Region der Wallnußbäume und
der Weinreben. Man gelangt nunmehr bei Belfort über ei
nen Zug der Vogesen, und der Kalkstein tritt zu Tage in
Lagen geneigt von Nordwest nach Südost unter einem Winkel
beiläufig auf 30 Grad geschätzt. In einem schönen Buchen
wäldchen bei Clairval waren die Schneeglöckchen in vollem
Flor und die Stachelbeeren hatten angefangen die Blätter her
vor zu treiben. Als Unterholz zeigte sich Wachholder und hier
und da trat auch eine Stechpalme hervor.
Bei Baumé finden sich Weinberge und an der Straße
find schöne Kirschbäume gepflanzt, die eine Höhe von 8 bis
9 Fuß unter der Krone haben. -

Von Clairval ab bleibt man immer auf dem hohen rech


ten Ufer des Doubs, und genießt einen angenehmen Blick auf
die am linken Ufer belegenen cultivierten Ackerstücke und Wie
fen. Eichen und Buchenwaldungen bedecken die Höhen auf
dem rechten Ufer des Stromes. Eine schöne Ulmen-Allee
führt in Besançon hinein, wo ich an der Gasttafel mit vor
trefflichem frischem Lachse und mit sehr schmackhaften welschen
9

Nüffen und Gold-Reinetten bewirthet wurde, wozu der rohe


vin d"Arbois sehr wohl mundete.
Von Besançon führt der Weg weiter zwischen Felsen auf
dem linken Ufer des Doubs, je weiter man aber vorschreitet
je mehr öffnet sich das Thal. Obgleich die Luft kühl war
und es heute auch an Regenschauern nicht gefehlt hatte, so
zeigten die Apfelbäume am Wege doch schon dicke Knospen.
In dem rohgelblichen Lehmboden erblickte man sehr schönen
Roggen. Außer einem am Doubs entlang geführten Haupt
kanale find noch mehrere dergleichen vorhanden, die als Leit
gräben das Waffer den Mühlen zuführen. Die Ränder die
ser Gräben find mit kräftigen schlanken Pappeln bepflanzt.
An dem Ufer liegen sehr gute Wiesen. Im Felde war schon
viel Land zur Aufnahme der Sommersaaten gepflügt. Die
Pflüge, deren man sich hier bedient, haben hohe Räder und
eiserne gebogene Streichbretter. Die Eggen, die ich sah, hat
ten eine dreieckige Form.
Man fährt durch Mouchoir und es zeigen sich hohe süße
Kirschbäume mit schon stark aufgeschwollenen Knospen, auch
fährt man links schönen Stücken rothen Klees vorbei. Zur
Rechten aber find die Anhöhen mit Eichen in wohlgeschloffe
nem Stande besetzt, so wie mit dichtem Unterholze von Ha
seln. Das Ackerland, worauf der Roggen in vierfurchigen
Beeten bestellt ist, wird an den Wegen mitunter durch leben
dige Hecken von Stachelbeeren und Schlehensträuchern einge
friedigt angetroffen. Auf den Hügeln fangen die Rebholz
pflanzungen an sich zu vermehren, und finden diese auch hier
einen für sie sehr zuträglichen auf Kalkstein gelagerten schot
terigen Boden. Man war in den Bergen schon fleißig ge
wesen, da der Erdboden zwischen den Weinstöcken bereits um
gegraben war, und man die Stöcke beschnitten und an die
Pfähle gebracht hatte. So kömmt man unter Weinbergen
nach Arbois, wo sich das Thal immer mehr und mehr erwei
tert. Am Wege stehen viele Bandweiden, welche das Mate
rial zum Anheften der Reben liefern. Auch waren schon ei
nige grünende Thränenweiden zu bemerken.
1()

Gegen Abend erreichte ich Polygny, woselbst im Felde


schon blühende Rapsfengel fanden, die jedoch der gepflanzten
Frucht nicht anzugehören schienen. Der Boden besteht hier
aus einem gelblichen Lehme und die auf dem Felde umher
liegenden Maisstengel bekundeten den Bau dieser Cerealie.
- Der 14. März.
Um 6 Uhr Morgens fuhr ich in Lyon ein, diese erste
Stadt für die Seidenfabrication in Frankreich. – Auf meiner
heutigen Wanderung berührte ich auch das neue sehr geräu
mige und zweckmäßig eingerichtete Schlachthaus. Dieses Haus
gehört der Stadt-Commune und wird von den 200 Schläch
tern in der Art unterhalten, daß von ihnen für jedes Stück
geschlachtetes Vieh eine bestimmte Abgabe entrichtet wird, die
für ein Stück Rindvieh 5 Franken beträgt. Wöchentlich wer
den im Durchschnitt 200 Stück Rindvieh hier geschlachtet.
Die Ställe, worin dieses Vieh bis zum Gebrauche sich auf
hält, sind sehr geräumig. In den für die Schafe, haben je
zwei und zwei Schlächter zusammen eine besondere mit Latten
verschlagene Abtheilung zu ihrem Gebrauch. Alle vorkommen
den Arbeiten, als das Schlachten, das Reinigen der Gedärme,
das Schmelzen des Tages, so wie das Trocknen der Häute,
werden in besonderen Räumen vorgenommen. In alle diese
kann zu jeder Zeit durch Röhren frisches Waffer geschafft wer
den, wodurch jeder Unsauberkeit und jedem unangenehmen Ge
ruche vorgebeugt wird. Zum Verfahren des ausgeschlachteten
Fleisches in die Stadt sind hier eigene Wagen vorhanden.
Zurückgehend wurde ich von dem hier sogenannten Mistral, ei
nem heftigen Nordwestwinde, recht ordentlich gequält.

Der 15. März.


Im Jardin de plantes, einem Lieblings-Spaziergange
der hiesigen Einwohner, fingen mehrere Bäume an ihr Laub
hervorzutreiben, und unter diesen auch die Thränenweiden und
der Hollunder, welcher bereits mit fingerlangen Blättern be
jetzt war. In einem Garten am Festungsgraben war bereits
11

ein Mandelbaum in Blüthe getreten. Aus diesem Garten


begab ich mich nach der Veterinair-Schule. In diesem weit
läufigen Gebäude befinden sich außer den Stallungen für die
Pferde auch noch die Wohnungen für die Professoren und
die Eleven. Die Krippen in den Ställen find von Stein,
die Raufen aber von Holz. In einem obern Stocke des Ge
bäudes befinden sich auch Zimmer, die für kranke Hunde ein
gerichtet sind. Die Zöglinge der Anstalt waren im Garten
theils mit unterhaltenden Spielen beschäftigt theils lagen fie
dem Studio der Botanik ob. Der hiesige Pflanzengarten ist
mit vorheilhafter Benutzung des Bodens sehr zweckmäßig an
gelegt. Mehrere von einander abgesonderte Quartiere enthal
ten die einzelnen Beete, auf welchen die Pflanzen Familienweise
nach den Benennungen. Jussieux's geordnet sind. Bei jeder
Pflanze ist ein Stäbchen gesteckt, woran eine weiß angemalte
kleine Tafel angeheftet ist, die mit dem lateinischen Systemna
men, so wie auch mit demselben in französischer Sprache be
schrieben ist. Der Garten befindet sich in gutem Schutze gegen
die kalten Winde, und man fieht daher viele ausländische
Bäume und Sträucher im freien Erdreiche fortkommen, die
einem wärmeren Himmelstriche angehören. Unter diesen be
finden fich: Thuja orientalis, Cercis siliquastrum, Ceratonia
siliqua, Morus multicaulis, Morus papyrifera, Morus tincto
ria, (Maelura aurantiaea); Aucuba japonica, Buxus semper
virens und Buxus balearica. In Blüthe waren: Salix ca
prea, Daphne mezereum und Pulmonaria officinalis. Der
Helleborus foetidus hatte zwar die Blüthenknospen hervorge
trieben, diese aber noch nicht aufgeschlossen. Manchen von
diesen Gewächsen wird im Winter eine Bedeckung mit Laub
wohl nicht versagt werden. Alle Pflanzenbeete waren sehr
rein und sauber gehalten. – Auf dem Hofe der Karthäuser
kirche sah ich zwei schöne baumartige Ilex.
Am Hafendamme entlang gehend, bemerkte ich Schiffe,
welche mit Karden aus Avignon in großen Tonnen beladen
waren. Der Verkehr mit Producten und Waaren aller Art
ist hier sehr bedeutend. Zur Fortschaffung derselben dienen
12

zweirädrige Karren, die mit einem auch mit zweien Pferden


voreinander bespannt sind. Die Lasten von Holz, Steinen
und Kohlen, welche damit fortgeschafft werden, find sehr be
deutend und grenzen an das Unglaubliche. Man kann ohne
alle Uebertreibung annehmen, daß ein recht starkes Karrenpferd
gewiß eine Last von 20 Centnern fortbringt, wobei man be
denken muß, daß in mehreren Straßen bergan und ab gestie
gen werden muß. Zur Nachtzeit wird den Pferden eine La
terne an den Halsgehängt, diese auch wohl unter dem Wagen
befestigt. Die Landleute bringen ihre Markt-Produkte größ
tentheils auf Eseln zur Stadt, welche damit in zwei über ei
nem Sattel hangenden Körben ebenfalls sehr schwer beladen
werden. Der Wein wird in kleinen Fäffern auf eben dieselbe
Weise transportiert. Kleinere Lasten, aber auch nicht von ge
ringem Gewicht, werden sowohl von Frauen, als von Män
mern auf dem Kopfe getragen. Auf den Märkten und an
den Straßenecken wurde außer Gemüse auch noch Obst, als
Aepfel und Wallnüffe, aber auch viele Orangen feil geboten.
Für letztere forderte man aber mehr als wofür sie zu jetziger
Jahreszeit in Berlin zu kaufen sind. Eben so stehen auch an
dere Lebensmittel in ziemlich hohem Preise. So kostet z. B.
das Rind- und jedes andere Fleisch von bester Qualität 15
Sols das Pfund, und gutes Brod d. h. waizenes 4 Sols,
geringeres aber nur 2 bis 3 Sols das Pfund. Häufig
wird daffelbe hier in großen runden Kringeln gebacken. An
Seefischen ist wegen der starken Communication mit Marseille
kein Mangel. Besonders häufig von diesen find jetzt die Ma
kreelen und Merlans. Daß man neben dem Wein auch recht
gern Bier trinkt, geben die Aushängeschilder der Schenkwirthe
zur Genüge zu erkennen.
Auf der Rhone liegen am Ufer mehrere Schiffsrümpfe,
welche zu Waschhäusern auf Kosten der Kommune eingerichtet
find. Diese Schiffe sind mit einer großen Anzahl Lucken ver
sehen, vor welchen ein Tischbrett befestigt ist, welches die Wasch
bank abgiebt. Die dahinter stehenden Frauen bearbeiten dar
auf die Wäsche mit hölzernen Schlägeln. Für den Gebrauch
- 13

einer solchen Waschbank werden täglich 5 Sols bezahlt. An


Schiffmühlen ist hier auch kein Mangel.

Der 16. März.


Am heutigen Morgen um 6 Uhr fuhr ich in einem der
Dampfschiffe der Unternehmer des Papins nach Avignon ab.
Der Morgen war zwar frisch, der Himmel aber heiter und
wir glitten daher auf der schönen Rhone unter mehreren Draht
brücken hinunter. Die Ufer des Stromes sind anmuthig, hoch
und felsig und überall, da wo das Gestein es gestattet, ange
baut, namentlich die einspringenden Schluchten. Diese sind
denn überall mit Weinstöcken bepflanzt. Das rechte Ufer lie
fert die weißen Weine, das linke die rothen, unter welchen letz
tern die von Hermitage, einem nicht weit von Jain gelegenen
Weinberge, dem man auch in der Nähe vorbeischifft, die erste
Stelle einnehmen. Die vom Ufer ab sich erhebenden Höhen
sind mit Obstbäumen bedeckt, vornehmlich mit Mandel- und
Aepfelbäumen, von welchen die erstern bereits in Blüthe stan
den. Bei Valence bemerkt man die entfernteren Höhen mit
süßen Kastanienbäumen besetzt. Im Bette des Stromes be
finden sich viele kleine Inseln mit einem sandigen und kiesigen
Boden, die zum Theil mit Pappeln und Weiden bepflanzt sind,
häufig aber auch, wo der Boden nicht der Näffe ausgesetzt ist,
mit Maulbeerbäumen. Diese waren die ersten, welche mir in
Frankreich zu Gesicht kamen, da ich mich nicht erinnern kann,
auf dem ganzen Wege von Strasburg bis nach Lyon einen
einzigen davon angetroffen zu haben. Je näher man auf dem
Wege nach Avignon vorrückt, je mehr entfaltet sich eine süd
lichere Natur in der Pflanzenwelt, durch eine zeitigere Entwicke
lung und durch das Vorkommen neuer Gattungen, so wie
durch einen im Norden unbekannten üppigeren Wuchs. Die
Weidenarten waren bereits grün und die Birken schloffen die
Blätter auf. Jenseits Montelimart sind die Bergschluchten mit
immergrünen Eichen bewachsen, und wenn man den Pont St.
Esprit hinter sich hat, fangen die Olivenbäume an sich im
Felde zu zeigen, und bedecken diese auf dem linken Ufer der
14

Rhone in weiterer Entfernung sehr ausgedehnte Flächen. Ge


gen Abend in Avignon angekommen, fand ich die Ulmen grün
und ihre Blüthen hervorgetrieben.
Auf einem bei der Stadt gelegenen Ackerstücke hatte der
schöne dicht bestaudete Roggen bereits eine Höhe von 8 Zoll
erreicht. Die Birnbäume in den Gärten fingen an zu blühen
und an den Häusern standen sehr alte Weinstöcke, deren Knos
pen bereits stark angeschwollen waren. Auf dem Herwege be
gegneten wir mehreren mit Kohlen und auch mit Kaufmanns
gütern beladenen Kähnen, welche stromaufwärts durch Pferde
getrödelt wurden. Auf diese Weise wurde ein Zug von 8 an
einander gehängten Kähnen durch 102Pferde fortbewegt, wor
aus man auf die Last jener und auf die damit verbundene
beschwerliche Arbeit schließen kann. In mehreren am Ufer be
legenen Ortschaften kommen auch runde Thürme vor, welche
aus dem Mittelalter übrig geblieben zu sein scheinen, gegen
wärtig aber zu Windmühlen benutzt werden, deren äußere Ein
richtung fich jedoch wesentlich von der unsrigen unterscheidet,
da sie mit 4 bis 8 nicht sehr langen Ruthen versehen sind,
an deren oberm Ende sich ein kleiner viereckiger Flügel be
findet.

Der 17. März.


Bei meinen Wanderungen in der Stadt berührte ich auch
den Garten des hiesigen Museums, so wie den Jardin bota
nique. Im erstern traf ich auf einige schöne Exemplare der
Magnolia grandiflora und von Laurus tinus, der in Blüthe
war; in dem letzteren aber nichts was meine Aufmerksamkeit
in besondern Anspruch nahm. Eine wissenschaftliche Anordnung
der darin gezogenen Gewächse konnte ich nicht bemerken. An
den Rosensträuchern waren die Blüthenknospen bereits bis zu
ihrer halben Größe ausgewachsen. Tazetten und Hyacinthen
blühten. Auf meinem Rückgange sah ich an dem zum Dome
führenden Spaziergange Weymuthskiefern, Cypreffen und einige
Olivenbäume.
In dem zum Invalidenhause gehörigen Garten stehen
-
15

auch sehr schöne Bäume, namentlich vortreffliche Ulmen und


Platanen, auch Cypreffen und der Lorbeerbaum. Auf einem
Zierbeete sah ich einen mir unbekannten Strauch, der noch mit
vorigjährigen Beerenfrüchten behangen war, die man mir als
pommes d'Antoine nannte. Auf den Grünplätzen stand
schon 8 Zoll hohe Luzerne.

Der 18. März.


- Ich war gestern Abend um 10 Uhr mit der Diligence
abgefahren, und langte heute Morgen um 4 Uhr in Nismes
an. Nachdem ich ausgeschlafen und mich angekleidet hatte,
durchtrich ich die Stadt, so wie die nächsten Umgebungen der
selben und kam hierbei in einen vor dem Thore belegenen Gar
ten, der den Namen des Jardin botanique führt. Dieser ist
terrafiert und man gelangt auf Treppen zu seinen höchsten
Punkten, von welchen man eine reizende Ansicht der bis zum
Meere sich erstreckenden Landschaft genießt. Die Hügel find
mit Weinstöcken und auch mit Olivenbäumen in sehr großer
Zahl bepflanzt. Auch in diesem Garten stehen von den letzte
ren mehrere und es ward mir daher Gelegenheit diesen Vor
theil bringenden Baum des südlichen Europa näher zu betrach
ten. Sie kommen hier nur in der Gestalt unserer niedrig ge
haltenen Obstbäume vor. Nicht über Mannshoch unter der
Krone, und im Stamm 3 bis 5 Zoll dick mit mäßig ausge
breiteten Kronen ist die Mehrzahl derselben. Obgleich das
junge Laub schon anfing hervorzutreiben, so war das alte doch
noch an den Bäumen ohne schon abgestorben zu sein. Man
fieht nur wenig einzelne Stämme, sondern fast immer mehrere
aus einer Wurzel getriebene Stämme; wohl ein Zeichen, daß
fie zuweilen in kalten Wintern bis auf den Boden erfrieren.
Der Garten war voll von bereits grünen Bäumen und an
dern Gewächsen. Die Roßkastanien und die Linden standen
im Begriff die Blattknospen zu entfalten. Blüthen waren
geöffnet an Laurus nobilis, Laurus tinus und Cercis sili
quastrum. Einen sehr hübschen Anblick gewährt der letztere,
der seine Blüthen von rother und blauer Farbe unmittelbar
16

aus dem Stamme und den älteren Aesten hervortreibt. Außer


dem blühten Hyacinthen, Tazetten, Jonquillen und goldener
Lack, auch Leontodon taraxacum. Die kleine Muscat-Hya
cinthe,welche hier wild wächst, besitzt einen äußerst gewürzreichen
Geruch. Die Irideen waren dem Aufblühen nahe. Bei meinem
Weitergange begegnete ich mehreren mit Brennholz beladenen
Wagen. Dieses besteht hauptsächlich in dem Holze der im
mergrünen Eichen (Quercus Ilex), welches mit jammt den
daranfitzenden fachlichen Blättern in den Kamin und in die
Backöfen geschoben und auf dem Küchenheerde verbrannt wird.
Starkes Stammholz davon bekommt man aber selten zu fe
hen, da die damit bestandenen Forstflächen als Schlagholz be
handelt werden, wobei jedoch zu wünschen ist, daß es forst
pfleglicher geschehen möchte. Denn die damit bewachsenen Flä
chen werden keinesweges bis zu einem gewissen Alter einge
schont, sondern sobald die alten Wurzelstöcke nur einigermaßen
Loden getrieben haben, so werden diese auch schon abgehauen
und zwar ohne alle fortmäßige Ordnung. Die Bäcker machen
von diesem Holze den stärksten Gebrauch und bezahlen den
Centner davon mit 30 Sols. Nächst diesem wird das abge
schnittene Rebholz-Serment zum Verbrennen gebraucht, und
der Centner davon mit 20 bis 24 Sols bezahlt. Den größ
ten Theil des Feuerungsbedarfs liefern aber die auf der E
senbahn nach Lyon heruntergeförderten Steinkohlen von St.
Etienne.
Das Brod bezahlt man hier mit 4Sols und das Fleisch
mit 20 Sols das Pfund. Letztere Angabe erscheint mir un
verhältnißmäßig, insofern sie sich nicht auf das Kilogramm be
ziehen soll. An frischem Gemüse findet man schon mehrere
Gattungen auf den Tafeln, als Blumenkohl, Brocoli, Spinat
und Lattig. Der erstere, welcher sehr schöne große Köpfe hat,
wird im November und December im freien Lande gepflanzt.

Der 19. März. -

Mit einem scharfen den Staub ins Gesicht wirbelnden


17

Nordwestwinde fuhr ich heute Vormittag in dem Eilwagen nach


Montpellier ab.
In den Alleen auf der Esplanade wurde das Erdreich
um die Bäume aufgegraben. An beiden Seiten der sehr gu
ten und wie es scheint auf Felsboden ruhenden Kunststraße
befinden sich viele mit Olivenbäumen bepflanzte Gärten. Man
war darin beschäftigt das Erdreich umzugraben und das dürre
Holz herauszuhauen. Im Ganzen“ fand ich diese Bäume hier
stärker als bei Avignon, indem ich mehrere Stämme sah, die
zwei Fuß und darüber im Durchmesser hatten. Es kommen
aber auch Bäume vor, die mehrere Stämme aus der Wurzel
getrieben haben, so daß also auch hier starke Winterfröste eine
Zerstörung derselben herbeiführen. Man läßt sie übrigens bis
zur Krone nicht zu hoch wachsen und zieht sie häufig auch als
Keffelbäume. Die vorigjährigen Blätter fangen nun an all
mälig trocken zu werden, und geben den Bäumen ein düsteres
Ansehen, welches wegen ihrer großen Anzahl zum Theil in den
Charakter der Gegend übergeht, der jedoch da, wo sich der blü
hende Mandelbaum freundlich dazwischen gesellt, angenehm ge
mildert wird. Das Land zwischen den Olivenbäumen ist ent
weder mit Weinreben bepflanzt, oder mit Waizen und Roggen
besäet. Beide Getreidegattungen standen sehr üppig, und die
letztere schien sich anzuschicken, bald in die Aehren zu treiben.
Die in den Weingärten umherliegenden abgeschnittenen Reben
wurden aufgebunden, und so wie das dürre Olivenholz abge
fahren. Die beschnittenen Weinstöcke gewähren jetzt keinen fon
derlichen Anblick. Die Stämme werden sehr kurz an der Erde
gehalten und die aus dem Kopfe getriebenen Reben aufzwei
Augen geschnitten, so daß also die Stöcke jetzt das Ansehen
knorriger Stummel haben.
Gepfählt werden sie nicht. Hier und da waren vor den
Reihen der Weinstöcke Gräben aufgezogen, um Dünger hinein
zu bringen. Die Reihen der Weinstöcke schienen mir 3. Fuß
von einander zu liegen, und eben so weit stehen auch wohl die
Stöcke in denselben von einander. Man umfaßt die Wein
undOlivenpflanzungen mit niedrigen Mauern, die von den auf
2
18

dem Lande aufgelesenen Steinen aufgeführt werden. In meh


reren dieser Gärten waren die Mandelbäume schon im Verblü
hen. Uebrigens ist die Gegend hier so eben wie im Oder
bruche, und der Boden besteht aus einem tiefen Lehme von
röhlicher oder orangengelber Farbe, bald mehr bald weniger
heller oder dunkler. Die Bearbeitung desselben geschieht auf
den mit Weinstöcken bepflanzten Flächen mit einem dreizinkigen
Karte, in den mit Getreide bestellten aber mit einem Pfluge,
der einer Zoche sehr ähnlich fieht.
Man kömmt durch Uchon, woselbst jetzt Dünger in die
Weinberge gefahren wurde. Es kamen einzelne Breiten mit
Luzerne und Esparsette bewachsen vor. Die Olivenbäume tre
ten hier zurück und machen den Maulbeerbäumen Platz, welche
mitunter in ganz eigenen Pflanzungen von nicht unbedeutendem
Umfange vorkommen. Eben so finden sich hier zu beiden Sei
ten der Straße viele Weingärten, in welchen gar keine Obst
bäume gepflanzt sind, und zwar ist dieses je mehr und
mehr der Fall, je näher man Lünel kömmt, höchstens ra
gen hin und wieder einige Pfirsichbäume, die so wie die Apri
kosenbäume bereits in die Blüthe getreten waren, hervor. Lü
nel gehört zu den Orten, deren Weine in einem vorzüglichen
Rufe stehen. Bei St. Braie stehen nicht nur viele Maul
beerbäume, sondern es werden auch die sehr gut gehaltenen
Olivenbäume wieder häufiger, besonderszur Rechten der Straße.
-Bei Colombieres kommt man durch eine schöne Allee von Ul
men und Platanen, und wurde hier der Acker mit dem früher
gedachten Pfluge sehr tief und gut aufgearbeitet. Um 4 Uhr
traf ich in Montpellier ein.

Der 21. März.


Durch die Güte des preußischen Consuls Herrn Lichten
fein, an den ich empfohlen war, wurde ich mit mehreren Mit
gliedern der hiesigen Ackerbaugesellschaft bekannt, wodurch ich
Gelegenheit erlangte manche interessante Nachricht über die hie
figen landwirthschaftlichen Verhältniffe zu erhalten, was noch
mehr der Fall gewesen sein würde, wenn die Witterung wäh
19

rend meines hiesigen Aufenthalts mich mehr begünstigt hätte,


und der täglich heftig wehende Nordwestwind den land
wirthschaftlichen Ausflüchten nicht hinderlich gewesen wäre.
Von den Herren, deren schätzbare Bekanntschaft ich machte,
erwähne ich zunächst den Herrn Vialars, Affocié des Herrn
Lichtenstein, der jedoch gegenwärtig an den Geschäften desHand
lungshauses nur einen geringen persönlichen Antheil nimmt, da
er sich fast ausschließlich mit den Gegenständen der Landwirth
schaft beschäftigt. Außer einer sehr hübschen Gartenbesitzung
in der Nähe der Stadt zu Castelnau ist er auch Eigenthümer
eines größeren Landguts, das nach den Cevennen zu belegen ist.
Ihm verdanke ich einen bedeutenden Theil der Nachrichten,
welche hier weiter unten über den Landbau im Departement
de l'Hérault vorkommen. Er und Herr Pagezy, der Schwie
gersohn des Herrn Lichtenstein, ebenfalls ein praktischer in der
hiesigen Gegend angeseiffener Landwirth, führten mich in die
heutige Sitzung der Gesellschaft des Ackerbaues, wo ich von
den versammelten Mitgliedern mit zuvorkommender Freund
lichkeit aufgenommen und von ihnen mir vergönntwurde, ihren
höchst interessanten Vorträgen beiwohnen zu dürfen, so wie die
auf dem Sefionstische ausgelegten landwirthschaftlichen Zeit
schriften aus anderen Departements und ihre eigenen durchzu
sehen. In dieser Versammlung erschien auch Herr de l'Isle,
Professor der Botanik an der hiesigen Universität, dessen per
sönliche Bekanntschaft ich hier zuerst machte, da ich ihn am
heutigen Morgen in seiner Wohnung, im botanischen Garten,
nicht angetroffen hatte. Nachdem man in der heutigen Ver
sammlung das Protocoll der zuletzt vorangegangenen verlesen
hatte, ging man, bis zur Ankunft des Herrn Präsidenten
Farel unter dem Vorsitze des Herrn Vialars, zu den Vorträ
gen einiger andern Aufsätze über, durch welche namentlich die
Cultur der Madia sativa berührt wurde. Man ist hier diesem
Oelgewächs keineswegs so abhold als in Nord-Deutschland,
und will auch die Erfahrung eines beschwerlichen Ausdruches
ihrerSaamenkapseln nicht gemacht haben. Wahrscheinlich wer
den aber diese hier durch eine kräftigere Sonne beffer vorbe
2x
20

reitet, so daß also die Körner sich viel leichter daraus entfer
nen lassen. Dagegen wird das ungleiche Reifen des Saamens
getadelt, wodurch das Verstreuen des zuerst gereiften herbeige
führt wird. Das aus dem Saamen gewonnene Oel ist fett
und klar, befizt aber einen widrigen Beigeschmack, so daß es
als Speiseöl nicht sonderlich zu benutzen ist. Der Stauden
roggen wurde empfohlen, man wollte ihn jedoch für eine con
stante Art nicht anerkennen und seine Vorzüglichkeit nur durch
eine sorgfältige Cultur begründet wissen. Ein von einem auswärti
gen Mitgliede eingesandter Vorschlag, den Ertrag der Wein
berge dadurch zu vermehren, daß man Getreide und Futter
pflanzen zwischen die Reihen der Weinstöcke säe, wurde ein
stimmig verworfen, da durch eine solche Behandlung nicht nur
der Ertrag der Stöcke leide, sondern auch die Güte der Trau
ben gefährdet werde. –
Wie schon oben berührt, hatte ich am heutigen Morgen
den botanischen Garten, der nicht fern von Peyrou belegen ist,
besucht und zwar in Begleitung des Herrn Lichtenstein. Die
ser Garten hat einen bedeutenden Umfang, von dem ein Theil
dem größern Publicum beständig geöffnet ist. Der andere ist
geschloffen, und kann nur mit Erlaubniß des Herrn Professors
de l'Isle betreten werden. In seiner Abwesenheit wurden wir
von einem Unterbeamten herumgeführt, und zuvörderst durch
die, schönen Treibhäuser. Von diesen muß ich im Allgemeinen
bemerken, daß darin, so wie auch überhaupt im südlichenFrank
reich und in Italien, von einer künstlichen Erwärmung durch
Oefen oder Röhren fast niemals die Rede, sondern diese
der lieben Sonne ganz allein überlaffen ist, deren durch die
Glasscheiben hereingesendete Strahlen vollkommen ausreichen,
die erforderliche Temperatur für Pflanzen aus wärmeren Him
melstrichen, ja selbst für die Tropenpflanzen hervorzubringen.
Das erste, was in diesen Sonnenhäusern meine Aufmerksamkeit
in Anspruch nahm, war ein, wenn ich nicht irre, aus Süd
Amerika hergebrachtes neues Schlinggewächs, die Bougain
villea, dessen Ranken mit unzähligen kleinen schwefelgelben
Blüthen besetzt sind, die von rosenroth und kornblumenblau ge
21

färbten Bracteen unterstützt werden. Dieses Gewächs ist als


eine der höchsten Zierden der Treibhäuser zu betrachten und
übertrifft unendlich die der bekannten Coboea scandens. Dem
nächst waren darin schöne Stämme des Piang, ein Zimmt
und ein Kampferbaum, so wie ein Kaffeebaum mit reifen
Früchten; auch ein gutes Eremplar des Bambusrohres. Im
freien Garten standen hinter einer Schutzwand von leichten
Stangen einige Theepflanzen, denen die hiesige Winterluft nicht
nachtheilig gewesen war. Sie bestanden aus beiden Hauptar
ten dieses Gewächses, der Thea bohea und der Thea viridis,
die fich durch die Form ihrer Blätter wesentlich unterscheiden.
Die der Thea bohea find eiförmig und gesägt, die der Thea
viridis aber länglich und flach gesägt. Von andern seltenen
Bäumen war eine Anona-Art vorhanden, jedoch nicht A. che
rimolia, so wie eine Bastardart von Arbutus unedo. Ferner
Cercis siliquastrum, dessen Blüthen noch nicht aufgeschloffen
waren, außerordentlich schöne Exemplare von Magnolia grandi
flora, Ficus repens, Acacia pendula mit lieblichen gelben
Blüthen, Laurus nobilis und Laurus tinus, letzterer in Blüthe,
Thuja occidentalis, Ruseus aculeatus und mehrere starke
Stämme des hier zu Alleen und schattigen Baumparthien sehr
beliebten Micocoulier (Celtis australis). Die Korkeiche (Quercus
suber) war im Garten auch in mehreren Exemplaren vorhan
den. Dieser Baum ist jedoch in hiesiger Gegend noch nicht
zu einem besondern Gegenstande der Cultur erhoben. Man
sagte mir aber, daß weiter östlich von hier nach den Pyre
näen zu man ihn zur Benutzung der Rinde im Großen an
baue. Wenn er das Alter erreicht hat, daß ihm die Rinde
genommen werden kann, was erst im zwanzigsten Jahre er
folgt, so geschieht dieses zwar, aber sie wird als für den Han
del unbrauchbar weggeworfen, da sie zu grob und porös ist,
und nur von den Fischern zu ihren Netzen gebraucht wird.
Nur die alsdann bis zum dritten Jahre aufwachsende Rinde
gibt eine gesuchte Kaufmannswaare. Ist diese abgeschält, so
kann man nach drei folgenden Jahren wieder eine solche Korf
rinde abnehmen, und auf solche Weise ferner fortfahren. Nach
22

einer andern im Bulletin de la Société de l'Agriculture de


'Hérault aufgefundenen Nachricht von Herrn Vialars erhält
man von einem Baume, der 45 bis 50 Millimeter im Durch
meffer hält, alle 7 bis 8 Jahre Korkstücke von 10 bis 25 Mil
limeter Dicke, die bis zu den Aesten 80 bis 120 Kilogramme
betragen. Von diesen bezahlt man ein Gewicht von 50 Kilo
grammen, nach Beschaffenheit der Güte mit 22 bis 32 Fran
ken. Der Korkbaum verlangt übrigens keinen besonders frucht
baren Boden, und er gedeiht sowohl im felsigen Erdreiche als
auch im Sande der Landes zwischen Bordeaur und Bayonne.
Er kömmt überall da fort, wo man die immergrüne Eiche fin
det. Es fehlt im botanischen Garten nicht an einer Anzahl
Cypreffen, von denen auch welche in sehr dichten Hecken als
Bewährung gepflanzt sind, wozu sie sich noch besser eignen, als
bei uns im Norden die Rothtannen. Die hier befindlichen Roß
kastanienbäume, in der Landessprache Marronniersgenannt, wa
ren im Begriff die Blätter hervorzutreiben. Von Orchideen
finden sich im Freien hier keine vor, da die große Trockenheit
des hiesigen Klimas ihrer Aufzucht hinderlich ist. Dieser Gar
ten besitzt übrigens eine sehr vollständige Sammlung von
Weinstöcken, welche davon 560Arten gegenwärtig umfaßt. Sie
ist dazu bestimmt, nicht nur die Charakteristik der einzelnen Ar
ten unterscheidender festzustellen, sondern auch ihre größere oder
geringere Vorzüglichkeit für den Weinbau zu erproben: eine
Anlage, in der man ein ganz besonderes Verdienst des Herrn
Professors de l'Isle erkennen muß. -

In einem Winkel des Gartens hatte man früher eine


künstliche Steingrube angelegt, um darin die Anzucht von Al
penpflanzen zu versuchen, was aber ans sehr natürlichen Grün
den nur einen höchst unvollkommenen Erfolg gehabt hat.
Als eines auffallenden Umstandes muß ich noch erwäh
nen, daß in einem beschatteten Orte dieses Gartens sich auch
das Grab der Tochter des englischen Gelehrten Young, des
Verfassers der Nachtgedanken, befindet. Da ihre Aufnahme
auf dem Kirchhofe verweigert wurde, so beerdigte er sie hier
mit eigenen Händen, wozu ihm die Erlaubniß des Eigenthü
23

mers des Gartens geworden war. Eine spätere Anwesenheit


des Herzogs von Glocester in Montpellier hat ihrer Stätte
einen Denkstein mit einigen sie ehrenden Worten verschafft.

Der 22. März


Der Wind war heute zwar immer noch sehr stark, aber
ich kann nicht sagen, daß er zu unangenehm auf die Haut ein
wirkte, was wohl einen Grund in der großen Trockenheit der
hiesigen Luft haben mag, so wie darin, daß die Haut in den
ungeheizten Zimmern nicht zu empfindlich wird. Es soll hier
überhaupt an der Mehrzahl der Tage im Jahre windig sein,
wodurch man selbst in der Juli-Hitze nicht leidet. Die hiesige
geräumige Fischhalle bietet täglich mannigfaltige Gattungen
von frischen Seefischen in reichlicher Menge dar, welche von
Cette hergebracht werden. Als die vorzüglichsten davon wur
den jetzt feil geboten: Thunfische von der Größe unserer Lachse
mit derbem Fleische, der Loup, der Merlan und der Congre
(Seeaal) so wie Seezungen, die Dorade und der Roujet, lau
ter vortreffliche Fische. Auch war der Schnabelfisch zu haben,
der aber nur eine Speise für das Gesinde abgiebt. Von
Austern kommen auch Arten vor, die von verschiedener Größe
sind. Die größte kommt von Bordeaux, die andern beiden
viel kleinern aber gehören dem Mittelmeere an, und hat die
eine davon eine grüne Farbe. Das Dutzend Austern wird mit
5 bis 18 Sols bezahlt.
Der bei der Fischhalle belegene Grünmarkt war auch mit
allem der jetzigen Jahreszeit angehörigen Gemüse reichlich ver
sorgt, namentlich mit Blumenkohl und Broccoli, so wie mit Ar
tischocken. Auch verkauft man eine Art Dickrüben, den Was
errüben angehörig, die fast wie ein langes dickes Milchbrod
geformt sind. Grüne Erbsen gab es noch nicht und werden
später häufig von Minorkahergebracht, von wo man auch viele
Orangen einführt. Alle Gemüse werden nach dem Gewicht
verkauft. An guten Zwiebeln war auch kein Mangel. Die
Zubereitung der Gemüse geschieht nach englischer Kochkunst
und sie mundet daher dem deutschen Gaumen nicht sonderlich.
24

Ein Spaziergang vor dem Thore führte mich an Acker


stücken vorbei, auf welchen der Roggen bereits die Aehren
zeigte. In den Gärten waren die Pfirsichbäume in voller
Blüthe. An der Mauer der bei dem Fort gelegenen Kaserne
befindet sich eine genaue Angabe der Länge und Breite von
Montpellier verzeichnet. Die erstere beträgt 1° 32“ 44“ öst
lich von Paris und die letztere 439 26“ 20“.

Der 23. März.


Heute Morgen begab ich mich auf den Weg zur Eisen
bahn, um auf dieser nach Cette, dem Hafen von Montpellier,
zu fahren. Man kommt dahin durch das wegen eines vor
züglichen Weinbaues berühmte Dorf Frontignan, und genießt
der öftern Ansicht sehr wohl gehaltener Weinpflanzungen.
Man hatte in diesen das Land unmittelbar vor den Wein
föcken mit dem Spaten umgegraben, um den übrigen Theil
der Räume zwischen den Stöcken mit dem Pfluge zu bear
beiten. Die Eggen, welche man sieht, find nur klein und aus
zwei etwa 4 Fuß langen Balken zusammen gesetzt. Auf die
sem Wege kömmt man auch vielen Olivengärten und Mandel
pflanzungen vorbei, von denen letztere noch in voller Blüthen
pracht waren. Im Hintergrunde find dagegen die Berge mit
der immer grünen Eiche bedeckt. Auf der Eisenbahn durch
schneidet man die Etangs, Teiche, welche bedeutende durch ei
nen schmalen Erdstrich von dem Meere getrennte Binnenwäffer
find. Diese umfaffen eine Wafferfläche von 14709 Hectaren
und die Brücher, welche fiel umgeben, eine Ausdehnung von
2106 Hectaren und 53 Aren. Die erstern sind für den
Fischfang und die Wafferjagd wichtig. Letztere liefert beson
ders eine große Menge einer Gattung von Wafferhühnern,
Marqueraur genannt (Fulica atra). Man trifft diese vor
züglich häufig im Frühjahr an, und obgleich fie zu den Wan
dervögeln gehören, so bleiben viele von ihnen doch beständig
hier. Es wurde mir erzählt, daß in früheren Zeiten unter
den Klostergeistlichen der Glaube verbreitet gewesen sei, daß
diese Vögel sich in Fische verwandelten, weshalb es er
25

laubt gewesen wäre, sich ihrer auch in der Fastenzeitzur Speise


zu bedienen. Da diese Vögel ihre Nester sehr niedrig bauen
und von diesen daher selten etwas zu bemerken ist, so mag
dieser Umstand zur Verbreitung jener Sage wohl beigetragen
haben. Zu den Vögeln, welche hier nisten, gehört auch noch
der Phoenicopterus. Der Fischfang in diesen Teichen ist aber
ganz außerordentlich ergiebig. Im Etang de Thou hat man
schon öfters 400 Centner Fische in einem einzigen Zuge ge
fangen. -

In den Niederungen, welche sich zur Linken der Straße


finden, werden nicht nur Zugochsen, sondern auch viele kleine
Pferde, den schottischen Ponies ähnlich, und weiß von Farbe,
geweidet. Sie sollen von arabischer Abkunft sein, und find
unter dem Namen Egas oder Rossas bekannt. Man bedient
fich ihrer häufig zu landwirthschaftlichen Arbeiten, namentlich
zum Ausdreschen des Getreides. In der sogenannten Camar
gue, dem niedrigen Delta, zwischen den Mündungen der Rhone
werden auch sehr viele dieser kleinen Pferde geweidet, welche
dafelbst in einem halbwilden Zustande herumlaufen, und deren
man sich auch bedient um Rebhühner zu jagen oder vielmehr
um diese im eigentlichen Sinne des Worts zu Tode zu hetzen.
Zu dem Ende werden die Hühner, sobald man sie aufgefun
den hat, mit den Pferden auf, und so lange vorwärts gejagt,
bis sie wieder niederfallen, worauf dann die nehmliche Opera
tion alsbald wiederholt wird, und man setzt dieses Verfahren
so lange fort, bis das Wild ermattet herunter fällt und dann
leicht mit den Händen aufgenommen werden kann. Es soll
übrigens nicht viel Zeit erfordern, sich auf diese Weise eines
Volkes Rebhühner zu bemächtigen.
In Cette angelangt, wurde der am Meere belegene hohe
Kalksteinfelsen bestiegen, in dessen Spalten viel Euphorbia cha
racias in Blüthe stand, so wie auch das Erodium cicutarium.
Sonst war derselbe mit vielem Ysop bewachsen.
Am Ufer bemerkt man viele mit kleinen Erdwällen um
gebene Bafins, in welche Seewaffer zur Salzbereitung ein
gelaffen wird. Diese Behälter sind in einer bedeutenden An
26

zahl so unter einander angelegt, daß das durch ein Schnecken


rad gehobene Seewaffer von dem höchsten Behälter in den
niedrigst gelegenen gelaffen werden kann.
Man wartet hierbei nicht den Zeitpunkt ab, bis das in
dem ersten Behälter gelaffene Seewaffer gänzlich verdampf
ist, sondern wenn dieses eine Zeit lang gestanden hat, wird es
in den nächstfolgenden abgelaffen und durch frisches ersetzt.
Aus dem zweiten Behälter geht es auf eben die Weise
in den dritten und so ferner bis in den letzten über, worin
alsdann die Ergänzung des verdunstenden Waffers so lange
aus dem vorletzten Behälter fortgesetzt wird, bis das verblei
bende eine hinreichend starke Concentration zu erkennen giebt,
worauf man alsdann das Waffer vollständig verdunsten läßt.
Ist dieses bewirkt, so wird der Bodensatz zusammen geschippt,
und in große dachförmige Haufen gebracht, worin es dann
nach und nach vollständig austrocknet. Von den dem Salze,
wenn es aus den Behältern gefördert wird, anklebenden Erd
und Schlammtheilen hat es ein ganz schwarzes Ansehen, wel
ches fich aber verliert, wenn jene durch den herabfallenden Re
gen ausgewaschen werden und das Salz seinen vollkommenen
trockenen Zustand erhält. Von dem ersten Einlaß des See
waffers in die Behälter, bis dahin, daßdas daraus geschiedene
Salz eine Marktwaare wird, vergeht wohl ein Zeitraum von
drei Jahren. Die Productionskosten von 100 Kilogrammen
Salz find mit Einschluß des dem Producenten verbleibenden
Gewinns zwar nur auf4 Franken anzuschlagen, da aber dar
auf von Seiten des Staats eine Steuerabgabe von 26Fran
ken lastet, so bezahlt der Consument dafür am Ort der Fa
brication 30 Franken, welcher Preis sich dann für entferntere
Orte noch um die Transportkosten verhältnißmäßig erhöht.
Hiernach würde ein preußischer Centner Salz auf 4 Thlr.
12 Sgr. zu stehen kommen und eine Tonne von 405 preu
ßischen Pfunden 16 Thl. 6 Sgr. Da nun in allen Salznie
derlagen der preußischen Monarchie, die sich mindestens in je
der Kreisstadt vorfinden, eine solche Tonne mit dem jetzt fest
stehenden Preise von 12 Thalern bezahlt wird, so ergiebt sich
27

daraus, daß das Salz in Frankreich ein weit heuereres Lebens


bedürfniß ist, als in unsern Landen. Das aus dem See
waffer gewonnene Salz ist übrigens reiner als das aus den
Soolen der Salinenbergwerke bereitete. Eine umständlichere
und genauere Nachricht über die Verfertigung des Seesalzes
zu Cette findet sich in Browns naturhistorischer ökonomischer
Reise Theil I. S. 288
Auf dem Hafendamme lagen viele große Fäffer mitKor
ken aus Pont St. Remy, welche man für die vorzüglich
fen hält.
Die Weinläger hier im Orte sind sehr ansehnlich, nament
lich das des Herrn Lichtenstein, in welchem ich von dessen
Associé Herrn Walter herum geführt wurde. Aus diesem wird
der ganze Bedarf für die französisch-afrikanische Armee gedeckt.
In schönen Felsenkellern find eine große Anzahl von Fäffern
von bedentendem Inhalte aufgelagert.
Die mehrten haben einen Inhalt von 20 Orhofen, ein
Riesenfaß aber 226 dergleichen. Die hiesigen Landweine wer
den auch zu größern Quantitäten in andere Weingattungen um
gewandelt. Hauptsächlich werden sie zu Madeirawein und
Champagner verarbeitet. Zur Bereitung des erstern wird er
in Fäffern der Sonne auf lange Zeit ausgesetzt, um ihn in
eine wiederholte Gährung zu bringen, wodurch er zu gleicher
Zeit einen großen Theil seines reinen Waffergehalts verliert.
Die Weinbauer aus der Umgegend bringen ihr Product nur
als Most auf den Markt, der von den Weinhändlern angekauft,
in große gemauerte Cisternen gelaffen, aus diesen durch Pum
pen gehoben und mittelst der über den Spund der Fäffer an
gebrachten Röhren in diese geleitet wird. In den zum Wein
lager des Herrn Lichtenstein gehörigen Gebäuden befinden sich
zugleich die Aufbewahrungsorte für das Stabholz und die fer
tigen Fäffer, so wie die Werkstätten für die Böttcher. Zur
angestrengtesten Arbeits- und besonders während der Verla
dungszeit werden in diesem Weinlager täglich wohl an 100
Arbeiter beschäftigt.
Da heute im Orte Spiritusmarkt war, so fand sich auf
28

demselben in der dazu bestimmten Straße ein starker und leb


hafter Verkehr. Aber auch sonstige ländliche Producte wurden
in beträchtlicher Menge feilgeboten, so wie auch die Erzeugniffe
des Meeres. Unter den ersten befanden sich auch die großen
Zapfen der Pinien, deren Kerne häufig genoffen werden.
Zu den zum Verkauf gestellten Meeresproducten gehörten
auch einige Gattungen Schnecken, welche viel von der arbeiten
den Klaffe begehrt wurden. Auf dem Rückwege bemerkte ich
in einem Waizenfelde viele blühende Nareiffen.
Der 24. März.
Herr Vialars hatte die Freundlichkeit mich heute in sei
nem Wagen nach dem ihm gehörigen Landhause zu Castelnau
zu fahren, das nur eine halbe Meile von der Stadt entfernt
liegt. Es ist von einem Weinberge und sehr angenehmen
Gartenanlagen, so wie von kleinen Holzpflanzungen umgeben.
Von den Höhepunkten dieses Etablissements genießt man eine
herrliche Aussicht auf die Stadt und die Umgegend bis zu
dem Meeresufer. Der hügelige lehmige Sandboden ist na
mentlich stark kieselig in demjenigen Theile, der mit Forstbäu
men bepflanzt ist. Unter diesen zeichnen sich in vorzüglich
schönen Eremplaren aus: Pinus halepensis, Pinus maritima,
Pinus laricio, Cupressus orientalis, und der Ailantusglandu
losa mit 10 bis 12 füßigen Jahrestrieben; außer diesen
noch vieles andere Nadel- und Laubholz, alles im kräftigsten
Wuchse. Die Weinstöcke waren im Beginn ihre Knospen zu
öffnen. In dem Obstgarten trieben die sehr starken Feigen
bäume die Blätter hervor. Die Aprikosenbäume befanden sich
im Verblühen und die Quittenbäume standen in voller Blüthe.
Eine durch einen großen Schanzkorb geschützte Magnolia gran
diflora zeigte bereits die Blüthenknospen. Der Judasbaum
(Cercis siliquastrum) war dem Aufschließen seiner Blüthen nahe.
Auch stehen in dem Garten der Pyrus sibirica, der Brust
beerbaum (Zysyphus jujuba), der japanische Mispelbaum
(Mespilus japonicus), der Erdbeerbaum (Arbutus unedo) und
der Arbutus andrachne mit einem glänzenden blutrothen
29

Stamme. Ferner Anagyris foetida und Erythrina crista


galli. Granatenbäume waren an der Mauer und auch im
freien Lande gepflanzt. An einer sehr geschützten Stelle stand
auch eine junge Dattelpalme und ein Stamm der Chamaerops
humilis. Unter den Weinstöcken befinden sich auch mehrere,
deren Trauben keine Kerne haben, und liefern diese diejenigen
Rofinen, welche unter dem Namen Sultanrofinen bekannt sind.
Von übrigen Zierbäumen und dergleichen Sträuchern sah ich
noch den Clianthus puniceus und Passerina hirsuta, und au
ßerdem Arten von Indigofera, Glycine und Bauksia. In dem
Glashause, das im Sommer durch eine Markise vor zu star
ken Sonnenstrahlen geschützt wird, befand sich auch der Ve
musschuh (Cypripedium calceolus) Sonst waren auch die Nar
ciffen, Tazetten, Anemonen und Erdbeeren im Garten in der
Blüthe. Man zieht hier auch das Nelumbium speciosum, zu
vörderst in Töpfen, und versetzt alsdann die jungen Pflanzen
in einen zu dieser Besitzung gehörigen Teich. In diesem be
fanden sich überhaupt mehrere seltene Wafferpflanzen und da
runter auch eine erst kürzlich aus Aegypten herüber gekommene
ganz neue Gattung. Sie wurde mir unter dem Namen
Aponogeto vorgewiesen. Die mir geschenkte ganzweiße Blume
besitzt ein ganz eigenthümliches Ansehen. Sie bildet eine auf
dem Stiele fitzende und zu beiden Seiten desselben ausgebrei
tete gegliederte Blüthe, auf deren einzelnen Gliedern die Staub
fäden angeheftet find; der Staubweg befindet sich aber in der
Mitte der Blüthe.
Der hiesige Teich steht mit dem an dem Etablissement
vorbeifließenden Kanale in Verbindung. Aus dem letztern
wird durch ein sogenanntes Paternosterwerk das Waffer zur
höchsten Stelle des Gartens gehoben, und von dieser in Ka
näle geleitet, aus welchen die Beete gewäffert werden. In
dem Küchengarten waren die Erben gestiefelt und die großen
Gartenbohnen blühten. Man baut auch den Seekohl (Crambe
maritima), der aber vor dem Küchengebrauch durch Bedeckung
gebleicht werden muß. Bei der Rückfahrt bemerkte ich, daß
man die an der Esplanade stehenden starken Bäume des Pa
30

pier-Maulbeerbaumes (Broussonetia papyrifera) eines dichteren


Laubtriebes wegen gekappt hatte.
In den Eisenläden, denen ich vorbeikam, waren sehr gut
gearbeitete Weinbergswerkzeuge vorhanden, als zwei und drei
zinkige Karte, auch solche, die zugleich mit einer Haue verse
hen waren. Weinhippen zum Beschneiden und Behauen der
Weinstöcke von Stahl gearbeitet waren auch zu haben.

Der 25. März.


Es bleibt mir jetzt übrig dasjenige zusammen zu stellen,
was über den Landbau in der hiesigen Gegend sowohl durch
mündliche Mittheilungen als durch Einsicht landwirthschaftlicher
Schriften zu meiner Kenntniß gelangt ist.
Zunächst muß ich einiges über die Temperaturverhältniffe
voranschicken. Nach den von Mejan von dem 3. bis zum
14. Jahre der Revolution angestellten Beobachtungen hat die
mittlere Jahrestemperatur zu Montpellier nach der Reaumur
schen Skala sich ergeben wie folgt:
im Jahre III*) 10;
„ IV 11
V 11
„ VI 104
„ VII 11
„ VIII 12
„ IX 11
X 11
pp XI 11
„ XII 11
„ XIII 11
12T,
im Durchschnitt also 11,27°
Die größte Wärme ist gewesen im Thermidor (August)
des Jahres XI = 21° und die geringste im Februar des
Jahres VII = 1°.
») Das Jahr III der französischen Revolution ist das Jahr 1795
unserer Zeitrechnung.
Z| “

In Hoffmanns Hertha wird die mittlere Temperatur von


Montpellier, dessen Höhe über dem Niveau des mittelländischen
Meeres auf 30parier Fuß angenommen wird, zu 1520 Cen
tesimalgraden angegeben, welche 12,16° Reaumur entsprechen.
Diese Wärme verheilt sich auf die Jahreszeiten wie folgt, als:
auf den Winter 5, 49
„, „ Frühling 11, 0
„, „ Sommer 19, 4
„, „ Herbst 12, 9.
Die Angaben von Poitevin in seinem Werke sur le Cli
mat de Montpellier aus den Jahren 1795 bis 1806 find
von den vorstehenden in etwas abweichend, namentlich in der
Vertheilung der Wärme nach den verschiedenen Jahreszeiten.
Hiernach stellt sich die durchschnittliche Temperatur der ge
nannten 12 Jahre
für den Winter 5, 48° Reaumur
„, „ Frühling 9, 48
„, „ Sommer 17, 48
„, „ Herbst 13, 03
- TTF
Auf die zwölf Monate im Jahre findet sich diese Wärme
aber folgendergestalt verheilt, als:
im Januar 4, 44°
„, Februar 5, 77
„ März 6, 67
„, April 9, 33
„, Mai 12, 44
„ Juni 15, 55
„ Juli 17, 78
„ August 19, 11
„ September 17, 33
„, October 12, 89
„ November 8, 89
„ December 6, 22
In den ersten drei Monaten im Jahre ist es nicht unge
wöhnlich, daß die Temperatur an mehreren Tagen theils in
32

den Morgenstunden, auch wohl am Tage um 5 bis 7 Cente


fimalgrade unter den Gefrierpunkt sinkt, und betragen diese
Tage nach den Beobachtungen des Herrn Professors Legrand
beinahe ein Drittel der ganzen Anzahl im Vierteljahre.
Im Allgemeinen gehört die hiesige Witterung zu einer
sehr trockenen. Die Regen beschränken sich nur auf die be
stimmten Epochen, in welchen er dann häufig und auch wohl
heftig fällt. Die erste von diesen tritt um die Zeit desHerbst
aequinocti ein, eine zweite im November und die dritte im
April. Nach Moreau de Jonnes beträgt die durchschnittliche
jährliche Regenmenge 27 Zolle parier Maaß.
Von Marcel de Serres wird in seinem Mémoire sur le
climat de Montpellier au Bulletin de la Société d'agricul
ture du Departement de l'Hérault die durchschnittliche Regen
menge zu Montpellier auf 28 bis 29 Zolle angegeben, die
in einem Zeitraum von80Tagen herabfällt. Wenn nun gleich
die jährliche Regenmenge zu Paris nur 18 bis 19 Zolle be
trägt, so ist nach ihm das Klima am letztern Orte doch viel
feuchter als das zu Montpellier, da die gedachte Regenmenge
am erstern Orte auf einen Zeitraum von 150 Tagen verheilt
sei. Hiernach wird also die Feuchtigkeit eines Klimas nicht
sowohl von der Menge des jährlich herabfallenden Regens,
als von der Menge der eintretenden Regentage abhängig ge
macht. Nach den Beobachtungen des Herrn Roubieu hat je
doch die Regenmenge in den 6 Jahren von 1823 bis 1829
im Durchschnitt 35 Zolle 7 Linien betragen. Dagegen find
in den 7 Jahren 1806 bis 1812 nach Poitevin dem Sohne
durchschnittlich, wie nach früherenBeobachtungen, 29Zolle Re
gen gefallen; in den 5 Jahren von 1813 bis 1817 aber
hat man nur 20 Zoll 5 Linien Regen gehabt.
Nach Legrand hat im Jahre 1839 die Regenmenge in
den ersten 6 Monaten nur 3“ 9“ betragen: eine Quantität,
die geringer ist, als sie fast jemals beobachtet worden.
Nach Poitevin und Roubieu find in folgenden sehr trocke
nen Jahren in den ersten 6 Monaten gefallen:
33

1770 71 31
1779 74 44
1791 71 11
1799 64 81
Im Jahre 1770 hat der ganze Regenfall nur 12 Zoll
4 Linien betragen. - -

Daß aber die Menge des jährlich herabfallenden Regens


auf die Ergiebigkeit der Bodenerzeugniffe auch nur nach ihrer
Verheilung in der Vegetationsperiode wirksam ist, geht aus
dem Umstande hervor, daß, obgleich die Regenmenge im Jahre
1807 nur 17 Zoll 3 Linien betragen hat, dennoch dieses
Jahr als ein solches bezeichnet wird, das der Trockenheit un
geachtet die reichlichste Erndte an Waizen, Wein und Oel ge
habt hat. -

Wendet man ein Augenmerk auf diejenigen Erscheinun


gen, welche durch die klimatischen Zustände auf die Feldfrüchte
und die Obstbäume hervorgebracht werden, so ergeben die von
dem Herrn Trouchy zu Montpellier in den Jahren 1838 bis
1841 angestellten Beobachtungen folgende Resultate: der Wai
zen blüht im Mittel den 6. Mai und reift den 27. Juni;
der Roggen blüht den 30. April und reift den 24. Juni;
der Mandelbaum blüht den 7.Februar, derAprikosenbaum den
14. März, der Pfirsichbaum den 20. März, der Kirschbaum
den 30. März, der Pflaumenbaum den 23. März, der Birn
baum den 30. März, der Apfelbaum den 31. März, der Wein
stock treibt aus den 25.März und blüht den 8. Mai, die Trau
ben reifen den 12. September, die Ulme und Esche blühen im
Mittel den 12. Februar. -

Durch die hier angegebene Reife der Trauben wird kei


mesweges die Zeit der Weinlese bezeichnet, da diese um einige
Wochen später, also mit dem Ende des Monats September
beginnt.
Eine zu erwartende fortgesetzte Aufzeichnung fernerer Be
obachtungen läßt eine Berichtigung der vorstehenden Annahmen
erwarten. Zu bemerken ist, daß bei milder Witterung im
Herbst und Vorwinter die Obstbäume öfters schon sehr zeitig
3
34

die Blüthen hervortreiben. So haben sich im Jahre 1839


die Birnbäume bereits am 15. November mit Blüthen bedeckt
und sind die Aepfel-, Quitten- und Pflaumbäume im Aufblü
hen gewesen, und im Dezember haben die Mandelbäume so wie
die Eichen und Ulmen ihre Blüthen gezeigt. Dagegen kömmt
es jedoch vor, daß späte Reife und Fröste zu Anfange des
Aprils die Baumblüthe tödten.
Was nun den Feldbau anbelangt, so ist es für die hie
sige Gegend eine Nothwendigkeit, ihn auf einen starken Futter
bau zu richten, da der dadurch zu gewinnende Dünger nicht
nur für das Getreide, sondern auch für die sehr bedeutenden
Rebpflanzungen ein dringendes Bedürfniß ist. Da es fast
gänzlich an natürlichen Wiesen fehlt, so muß der Futterbau
ganz ins Ackerfeld gewiesen werden. Unter den Futterpflan
zen nimmt hier die Luzerne die erste Stelle ein und rotiert im
geregelten Feldbau. Man säet sie mit Hafer ein, wodurch das
Futter im ersten Schnitte vermehrt wird. Das damit bestellte
Feld wird zuweilen gedüngt, und wenn darin sich viel Unkraut
zeigt, mit einem kleinen einscharigen Pfluge durchgeriffen. Die
Dauer der Luzerne ist 5 bis 8 Jahre. Häufig wird diese
Pflanze aber von einem an den Stengel sich ansetzenden klei
nen Pilz verdorben, der sie nach und nach ganz überzieht. In
der besten Wachsthumsperiode kann sie alle 6 Wochen und
wohl schon in kürzerer Zeit geschnitten werden.
Die Esparcette wird nur auf Aeckern mit flacher Acker
krume gebautet, und man erhält von ihr in einem Jahre nie
mehr als zwei Schnitte. Als Futterpflanze bedient man sich
auch häufig des Roggens, der eine größere Futtermenge giebt
als eine mit Luzerne oder Esparcette bestellte Fläche. Herr
Cazalis Allut hatte im October unter Maulbeer- und Man
delbäumen 37 Ares mit 1 Hectoliter Roggen besäet und die
jen im darauf folgenden Februar mit seinen Maulthieren grün
verfüttert. Er schätzt den Ertrag dieser Fläche auf 3350 Ki
logramme trockenes Futter. Nach der Abfütterung kann das
Land zu andern Früchten und, wenn es gedüngt worden, na
mentlich zu Kartoffeln zubereitet werden.
35

Wenn die Luzernfelder umgebrochen werden, besäet man


fie mit Waizen oder Roggen, zu welchem nicht gedüngt wird.
Die Saat der ersten Getreidefrucht geschieht im Oktober und
November, und die Erndte, obgleich sie, wie weiter oben ange
geben ist, schon früher an zu reifen fängt, erfolgt doch erst um
den 15. Juli. Der Roggen dagegen wird im September und
October gesäet und im Juni geerndtet, so daß derselbe in der
Regel zu Johanni gänzlich eingeschnitten ist. Man wiederholt
die Wintersaaten 2 bis 3 Jahre hintereinander, worauf als
dann der Acker wieder einige Jahre mit Gerste und Hafer be
stellt, und mit letzterer Frucht dann, wie schon erwähnt, wieder
in Luzerne gelegt wird. Der Mais wird hier nicht gebauer,
wohl aber höher hinauf in den Cevennen, so wie auch das
Sorghum. Beide werden aber nur zum Viehfutter benutzt,
und die Stengel des letztern zu guten Besen. Bei Herrn
Vialars sah ich eine Maisart mit großen weißen Körnern.
Die mit dem Reisbau im südlichen Frankreich angestellten Ver
suche zu Maudierac im Departement de l'Aude haben nach
den Angaben des Herrn Vialars einen so günstigen Erfolg ge
habt, daß man die Cultur dieser Cerealie an den Grenzen des
Departements de l'Hérault als eingebürgert betrachten kann.
Von Hülsenfrüchten unterliegen hauptsächlich Erbsen und
die Gartenbohnen dem Anbau. Ich muß hier der landüblichen
Art des Dreschens des Getreides erwähnen, da solche noch ein
Bild aus einer sehr frühen Periode der Ackercultur darstellt.
Diese Arbeit wird nehmlich durch kleine Pferde, die in einem
halbwilden Zustande in der Camargue gezogen werden, ausge
führt, und geschieht gleich nach der Erndte in freiem
Felde. Auf diesem wird eine Fläche geebnet und gereinigt, der
man eine Länge von 46 bis 50 Metern, und eine Breite von
9 Metern giebt, so daß das Ganze einen Raum von höchstens
450 Quadratmetern enthält. Auf diese werden die Garben
auf ihre Stützenden aufrecht nebeneinander gestellt. Ist dieses
geschehen, dann werden 6 Paar Pferde, jedes von einem Trei
ber darauf geführt, und überdem ein Aufseher dabei angestellt.
Diese beginnen die Arbeit um 6 Uhr des Morgens, wenn bis
3%
36

dahin der Thau von dem Getreide abgetrocknet ist. Um 9 Uhr


werden die Pferde getränkt und dann bis Mittag gearbeitet.
Nach einer zweistündigen Futterzeit wird die Arbeit bis 4 Uhr
fortgesetzt, dann ein wenig getränkt und wieder bis 6 oder
7 Uhr gearbeitet. Auf diese Weise wird die ganze Garben
zahl mit den darauf getriebenen 12 Pferden ausgedroschen.
Wenn die Tage aber nach Magdalene, dem 27. Juli, anfan
gen etwas kürzer zu werden, dann wird ein kleinerer Tennen
raum angelegt, damit der Ausdruch in einem Tage beschafft
werden kann. Während der Arbeit wird das Stroh mit ei
nem Rechen auseinander gezogen, gerüttelt und die sich zei
genden Wülste zertheilt, auch das hinreichend zerknickte und von
den Aehren befreite Stroh von der Tenne fortgeschafft. Am
andern Tage ist es die erste Arbeit, das Stroh nach der äu
ßersten Seite der Tenne zu bringen, dann das mit der Spreu
und dem Kaffvermengte Getreide zusammen zu stoßen und in einen
langen dreieckigen Haufen gegen den Wind zu bringen, der sich
gewöhnlich zu Mittag aus Südost zu erheben pflegt. Dam
läßt man die Arbeiter ihr Mittagsmahl nehmen, wonächst fie
das Geschäft der Reinigung des Ausdruches beginnen. Hier
bei wird der letztere mit einer Schaufelgeworfen, wodurch das
darin befindliche zertretene Stroh und Spreu abgesondert wer
den. Dann läßt ein Arbeiter das durchgefallene Korn zuvör
derst über das Sieb einer gewöhnlichen Windfege laufen, wo
bei die bei der vorigen Arbeit etwa zurückgebliebenen Stroh
theile, so wie alle darin vorhandenen fremdartigen Körper, als
Erdklöße und Steine, über das Sieb wegrollen, das Getreide
mit dem daran hängenden Kaffe aber durchfällt. Das letztere
wird nun in ein rundes Sieb gethan, und durch Herumschüt
teln desselben gesichtet. Bei dieser einen längeren Aufenthalt
verursachenden Arbeit werden mehrere Personen angestellt, wo
bei aber ihrer Zwei einen Zuträger erfordern. Hiermit ist nun
die Arbeit bis auf das Einmeffen und Heraufbringen des
Korns auf den Boden beendigt.
Um aber die in dem zurückgelegten Stroh etwa noch vor
handenen Körner zu erhalten, wird daffelbe nochmals durchge
37

schüttelt und mit einem Dreschflegel überschlagen. Zuweilen


wird diese Arbeit auch gegen die Hälfte der Ausbeute den Ar
beitern in Accord gegeben, und erhalten sie dann zu gleicher
Zeit auch die Hälfte der Ueberkehr. -

Was die Kosten betrifft, die diese Art des Ausdreschens


erfordert, so kommen solche bei dem täglichen Lohn von 3
Franken für jedes Paar Pferde und von 2 Franken für jeden
Arbeiter, auf 1 Fr. 30 Centimen für jeden Hectoliter hartes
Getreide zu stehen. Dieses beträgt für einen preußischen
Scheffel 5 Sgr. 8 Pfg. und ist ein hoher Preis gegen die
bei uns gewöhnliche Arbeit mit dem Dreschflegel. Denn wird
diese gewöhnlich um den 16. Scheffel verrichtet und 1 Schef
fel Roggen zu 14 Thlr. angenommen, so kostet sie doch nur
2 Sgr. 9 Pfg. - -

Die Preise der gangbarsten Getreidearten standen in hie


figer Gegend in den letzteren Jahren durchschnittlich etwa in
folgendem Verhältnisse, als:
Waizen 21 Fr. für den Hektoliter.
Roggen 14# p f,

Gr.Gerste 114, „ „
Hafer 8 // 1,

Mais 12 „ „ „
Für Stroh ist 4 Franken für 100 Kilogramme bezahlt
worden. - .

Man cultiviert auch die Madia sativa, von der oben schon
die Rede war, so wie auch den Färbe Knöterich (Polygonum
tinctorium..) Dieser geräth zwar recht gut, es hat aber die
Gewinnung der Farbe viele Schwierigkeiten. Der Handels
gärtner Chapel zu Montpellier giebt zum Anbaue dieser Fär
bepflanze folgende Anweisung
Der Saamen soll um die Mitte des März-Monats auf
ein der Mittagssonne ausgesetztes Gartenbeet gesäet werden.
Wenn die jungen Pflanzen das vierte oder fünfte Blatt ge
trieben haben, sind sie, sobald keine Nachtfröste mehr zu be
fürchten, auszupflanzen. Hierzu wird das Land in Beete ab
geheilt, die bewässert werden können, und auf diese werden die
38

Pflanzen in zwei Fuß von einander entfernten Reihen gesetzt,


so daß sie in diesen ebenfalls zweiFuß von einander zu stehen
kommen. Während ihres ferneren Wachsthums wird das
Land zum öfteren behackt, um es vom Unkraute rein zu hal
ten. Diese Pflanze erreicht eine Höhe von zwei bis drei Fu
ßen, man fängt jedoch an, ihr die Blätter zu nehmen, sobald
fie einen Fuß Höhe erreicht hat und fährt damit bis in den
September fort. Es dürfen jedoch nur die unterm Blät
ter fortgenommen, von den obern aber so viel geschont werden,
als erforderlich scheinen die Pflanze zu erhalten und ihr
Wachsthum zn befördern. Die Blätter müssen übrigens mit
einem scharfen Instrument abgeschnitten und bis zur Extraction
des Färbestoffes so aufbewahrt werden, daß sie sich nicht er
hitzen können. Sobald ein hinreichender Vorrath von Blättern
vorhanden ist, um damit einen Kübel füllen zu können, wird
mit der Auslaugung der Anfang gemacht. In dem Bottige,
der eine cylindrische Gestalt haben muß, werden die Blätter
so sorgfältig als möglich ausgebreitet und mit einer von ab
geschälten Weiden geflochtenen und beschwerten Hürde so be
deckt, daß sie verhindert werden, weder in die Höhe zu steigen,
noch in der Flüssigkeit sich schwimmend zu erhalten. Ist dieses
geschehen, dann wird in einenKeffel zwanzig mal so viel Was
fer gebracht als man Blätter hat, dieses bis zu 60 oder 70°
Reaumur erhitzt und über die Blätter gegoffen.
Hiernächst erheben sich sehr bald kleine blaugrünliche Flo
cken, die an der Oberfläche zerspringen, und man läßt das
Ganze nunmehr 18 bis 20 Stunden hindurch ruhig stehen.
Nach dieser Zeit bemerkt man auf der Oberfläche des Waffers
eine dünne Regenbogenhaut, und man muß nun mit dem
Schlagen der Flüssigkeit beginnen. Zu dem Ende wird die
letztere von den Blättern durch einen über dieselben in den
Bottigen angebrachten Hahn in ein anderes Gefäß abgelas
sen. Wenn nun alles Waffer, was durch diesen Hahn ablau
fen kann, in jenes aufgenommen ist, wird ein anderer Hahn
dicht über dem Boden des erstern Bottigs eingebracht, und
mittelst desselben alles zwischen den Blättern befindliche Waffer
39

abgezapft. Demnächst aber werden die Blätter nochmals mit


heißem Waffer übergoffen, um alle darin etwa noch vorhande
nen Indigotheile auszulaugen. Die jämmtlichen erhaltenen
Flüssigkeiten werden in dem zweiten Bottige zusammen gegos
sen, und man schlägt nun mit einem Besen aus Weidenruthen
das die Farbeheile enthaltende Waffer ohne Unterlaß. Durch
dieses Schlagen bildet sich auf der Oberfläche ein reichlicher
Schaum, der anfangs weiß ist, aber nach und nach eine him
melblaue Farbe annimmt. Von Zeit zu Zeit hält man mit
dem Schlagen inne, wonach sich dann der Schaum jedesmal
dunkler färbt. Hiermit fährt man so lange fort, bis der
Schaum dasjenige glänzende Blau angenommen hat, was ihm
eigen ist, wenn er sich gesetzt hat, ohne durch Ruhe eine Er
höhung der Farbe zu erlangen. In diesem Augenblick stellt
man das Schlagen ein, und sobald der Schaum sich conden
firt hat, wird er mit einem dünnen Täfelchen abgenommen.
Dieser erste Farbegewinn kann zur Aquarellmalerei und andern
Zwecken verbraucht werden. Um nun die Hauptmaffe des in
der Flüssigkeit enthaltenen Indigos zu erhalten, wird der er
fern Kalkwaffer, im Betrage des zehnten Theils ihres Volums
nach und nach zugesetzt, während man das Schlagen wieder
beginnt, und eine halbe Stunde lang angestrengt fortsetzt. So
bald hiermit eingehalten wird, sinkt das Salzmehl zu Boden.
Scheint dieses vollständig erfolgt, dann wird durch mehrere in
dem Bottige angebrachte Hähne die über jenem stehende blaue
Flüssigkeit abgezapft. Hierauf wird das Salzmehl herausge
schafft und mit Schwefelsäure behandelt, um den darin enthal
tenen Kalk nieder zu schlagen, und den Indigo ohne Beimi
schung zu erhalten, zu dessen völliger Reinigung nun weiter
nichts mehr gehört, als ihn einigemal mit Waffer auszu
waschen.
- Auf diesem Wege erhält man von einem Kilogramme
Blätter sechs Gramme Indigo, und hiermit bedeutend mehr,
als aus dem Waid und vielleicht selbst aus mehreren Arten
der Anilpflanze. Zu Mühlhausen sollen 8 bis 9 Gramme
Indigo aus 1 Kilogramme Blätter erfolgen. Man nimmt
41(!)

daselbst auch an, daß eine Are durchschnittlich 170Kilogramme


Blätter liefert. Dieses giebt für die Hectare 16000 Kilo
gramme, welche à 9 Gramme 144 Kilogramme Indigo ge
ben. Wird hiervon das Kilogramm nur zu 3 Franken ge
rechnet, so ist der Rohertrag einer mit dem Färbe Knöterich
bebauten Hectare 432 Franken. Der Herr Oberst Aubert ist
jedoch der Meinung, daß in der Umgegend von Montpellier
der Ertrag auf 500 Kilogramme Indigo für die Hectare an
genommen sei, und zu 3 Franken für den Kilo einen Geld
ertrag von 2500 Franken gewähre. Dieses giebt für den
preußischen Morgen nach der ersten Annahme 30Thlr. 14Sgr.
3 Pfg., nach der letztern aber 170 Thlr. 7 Sgr. Legt man
aber nach den Chapellchen Versuchen nur die Ausbeute von
6 Grammen Indigo aus einem Kilogramme Blätter zum
Grunde, so erhält man in beiden Fällen um – weniger, und
im letztern günstigsten nur 113 Thlr. 15 Sgr. für den preu
ßischen Morgen, wovon nun noch die nicht unbedeutenden Cul
tur- und Fabricationskosten abzurechnen sind. Eine weitere
sorgfältige Verfolgung des Gegenstandes kann nur den Aus
schlag geben, in wiefern die eine oder die andere Annahme
fich bethätigen dürfte und unter welchen Umständen.
DerWeinbau ist aber der Hauptgegenstand deshiesigenLand
wirthschafts-Betriebes, und demselben ist daher der beträchtlichste
Theil des culturfähigen Areals gewidmet. Bei der Anlage
neuer Weinländer werden die Stöcke in Reihen gepflanzt, die
5 Fuß von einander entfernt bleiben, und in diesen selbst kom
men fiel ebenfalls 5 Fuß von einander zu stehen. Man kann
annehmen, daß auf einer Hectare fich 2500 bis 3500 Gruben
(Souches) mit Weinstöcken befinden. Nach einer neuern verbes
ferten Methode pflegt man immer je zwei und zwei Reihen
eine Entfernung von einem Meter und den Stöcken darin eine
eben so große zu geben; zwischen zwei solchen Doppelreihen
aber eine Entfernung von drei Meters zu belaffen. Dieses
gewährt den Vortheil, daß die letzteren Zwischenräume bequem
mit dem Pfluge bearbeitet werden können.
4|

Um das Anwachsen der Schnittlinge zu befördern, werden


sie vor dem Einpflanzen in schlammiges Waffer getaucht und
acht bis vierzehn Tage, auch wohl einen Monat lang darin
belaffen. Wenn sie in die mit lockerer Erde gefüllten Gru
ben eingepflanzt werden, läßt man nur ein Auge dicht über
dem Boden stehen. Wurzelpflänzlinge (Pourettes) werden von
den Landleuten Barbades benannt. Die Gruben müssen übri
gens sechs Monate vor der Pflanzung angelegt werden. Man
macht sie 25 Centimeter tief und 15 Centimeter weit. So
oft es regnet, muß die Erde in den Gruben aufgerührt wer
den. Späterhin aber, so wie überhaupt bis zur eintretenden
Tragbarkeit des Weinstockes, welche erst nach drei Jahren er
folgt, müffen dem Lande häufig Bearbeitungen gegeben wer
den. Diese geschehen entweder mit der Hand oder mit dem
Pfluge. Hierbei herrscht die Meinung, daß man durch vier
Pflugarbeiten mehr bewirken könne als durch zweiUmarbeitun
gen mit der Hand, von denen die ersteren auch viel wohlfeiler
find. In den eng gepflanzten Weinländern kann jedoch nur
die Handarbeit in der Regel angewendet werden. Die Pflug
arbeit geschieht entweder mit einem kleinen Haken, der von ei
nem Zugthiere, das in einer Gabel gespannt ist,gezogen wird,
theils mit einem mit zwei Zugthieren bespannten Pfluge. Um .
die Ueberzeugung zu gewinnen, welche Ackerwerkzeuge zur
Bearbeitung der Weinberge am geeignetsten seien, hat man in
dem Weinberge des Herrn Theodor Cambo zu Terral mit
dem zuvor gedachten Haken und anderen mit Streichbrettern
versehenen Pflügen, so wie mit 3, 5 und 7 scharigen Culti
vatoren im Jahre 1841 vergleichende Versuche angestellt, die,
wenn sie gleich zu keinem vollständigen Endresultate geführt
haben, und daher in der Folge fortgesetzt werden sollen, den
noch dazu beigetragen, daß die mit einem kleinen eisernen
Pfluge und mit dem dreischarigen Cultivator ausgeführten
Arbeiten, eine allgemeine Anerkennung gefunden haben. Die
Handarbeit dagegen mird entweder mit einem Spaten, häufi
ger aber noch mit einem zweizinkigen Karte bewerkstelligt.
Die Arbeit mit dem letztern ist aber sehr anstrengend, da mit
412

demselben der Boden ganz durchriffen werden muß, um die


Queckenwurzeln auf die Oberfläche zu schaffen. Die erste Früh
jahrsarbeit wird vor dem Ausschlagen der Stöcke vorgenom
men, und geschieht in den besten Weinbergen immer mit dem
eben gedachten Karte. Dieser folgen dann noch zwei, auch
wohl drei Culturen, entweder mit dem Karte oder mit dem
Pfluge. Man verbindet auch beide Bearbeitungsmethoden,
namentlich in denjenigen Weinbergen, in welchen die Stöcke
in zwei Reihen auf Beeten gepflanzt sind, die durch weitere
Zwischenräume von einander getrennt sind. Die Beete werden
dann zweimal mit dem Spaten und die Zwischenräume vier
mal mit dem Pfluge, nämlich zweimal mit dem einspännigen
und zweimal mit dem zweispännigen, bearbeitet. Um die
Bearbeitung der Weinberge weniger kostspielig zu machen,
wird vom Herrn Emile Castelnau angerathen, auf die Beete
nur eine Reihe Weinstöcke zu pflanzen, wobei man ein Vier
tel der Handarbeit würde ersparen können. Uebrigens hält
man es unvortheilhaft, kiesigen Boden durch Rigolen und Hand
arbeit zu stark aufzulockern, und daß es daher besser sei, die
sen nur mit dem Pfluge zu bearbeiten, da der Erfolg gelehrt,
daß im letztern Falle eine Seterée d'Agde von 24 Ares und
60 Centiaren 350 Litres Wein, im ersten aber nur 225 Litres
gegeben habe.
Um einen veralteten Weinberg zu roden, was wohl nach
dreißig Jahren nothwendig wird, und ihn geschickt zu machen
wieder mit jungen Weinstöcken bepflanzt zu werden, bedient
man sich folgenden Verfahrens:
Man stellt nämlich über die Gruben eine sogenannte
Wuchte, die in einem Gerüste besteht, in welchem sich oben
eine Rolle befindet, worüber ein mit einem Haken versehenes
Seil gezogen ist. Mit dem Haken wird der Stock unten er
faßt und aus der Grube herausgewunden. Hiernächst wird
der Erdboden rigolt, was auf dreierlei Weise bewerkstelligt
werden kann, nämlich entweder mit der Handhaue allein, oder
mit der Handhaue und der Schaufel, oder mit dem Pfluge
und der Schaufel. Bei der erstern bedient man sich der zwei
43

zinkigen Haue, womit das Erdreich 18 Zoll tief aufgerissen


wird. Diese Arbeit kostet für eine Seterée oder für 20 Ares
72 Franken, da hierzu 48 Tagewerke zu 1 Franken erfor
dert werden.
Bei dem zweiten Verfahren wird das Terrain entweder
mit der Hand und mit der Schnur oder mit einem kleinen
Handpfluge durch schmale Rinnen oder Furchen in zwei Fuß
von einander entfernte Streifen abgeheilt. An dem ersten
derselben ist ein Graben aufgeworfen. Dann werden die zum
Rigolen bestimmten Leute in Rotten von drei Männern und
einem etwa vierzehnjährigen Jungen angestellt. Die ersten
stellen sich zur Seite gegen die bezeichnete Furche, und einer
von ihnen erfaßt mit seiner zweizinkigen Haue von dem vor
ihm liegenden Streifen 15 Zoll breit uud der andere ihm
folgende 9 Zoll breit und ziehen diese Erdmassen in den zu
vor aufgeworfenen Graben hinein, wobei die sich darin vor
findenden Steine und Wurzeln herausgeschafft werden. Der
dritte Arbeiter folgt nun den beiden Vorhergehenden in dem
von diesen eröffneten Graben und arbeitet darin, nach der
Beschaffenheit des Erdreichs entweder mit einem starken mit
einem Fußtritte versehenen Spaten oder mit einer zweizinkigen
Haue, den Boden noch auf 9 Zoll tief auf, ohne das aufge
lockerte Erdreich wegzuschaffen. Dieses geschieht nunmehr durch
den mit der Schaufel folgenden Knaben, der alle aufgewühlte
Erde,welche sich vorfindet, in den von den beiden ersten Ar
beitern zum Theil angefüllten Graben bringt, und solche auf
die Oberfläche desselben verbreitet. Auf diese Weise fährt
man fort den Boden 22 bis 24 Zoll tiefzu rigolen. Um
eine Seterée so zu bearbeiten, werden 52 Männertagewerke
zu 1 Franken und 17 dergleichen eines Jungen zu 1 Fran
ken erfordert, so daß der ganze Kostenbetrag dafür sich auf
93 Franken beläuft. Dieses würde für den preußischen Mor
gen auf 32 Thaler zu stehen kommen.
Wird die Rigolarbeit mit dem Pfluge und der Schaufel
vorgenommen, wodurch in einem nicht sehr steinigen und nur
wenig verqueckten Lande viele Kosten erspart werden können,
41
so wird mit einem mit 4 Maulthieren bespannten Dombasle
schen Pfluge ein drei Fuß breites Beet 10 Zoll tief umge
pflügt. Während der Zeit, daß nun von dem Pfluge in ei
ner Entfernung von 25 Schritten ebenfalls wieder ein ande
res Beet in paralleler Richtung aufgepflügt wird, sind drei
Rotten, von denen eine jede aus vier Kindern und zwei
Männern besteht, beschäftigt die umgepflügte Erde, und zwar
die erstern mit breiten Hauen und die letztern mit Schaufeln
in den neben dem Beete zuvor aufgeworfenen Graben zu brin
gen. Sobald sie hiermit fertig sind, kehrt der Pflug zurück,
um in dem nun entstandenen Graben wiederum sechs neue
Furchen von 8 Zoll Tiefe zu ziehen, deren Erdmasse dann
ebenfalls herausgeschafft und in den ersten Graben gebracht
wird. Die Kosten dieser Arbeit betragen für eine Seterée wie
nachstehend:
6 Tagewerke der Maulthiere zu 2 Fr. = 12 Fr.
Z --- für den Führer - 1 - = 4 - 50 Cent.
9 - für die Arbeiter
mit der Hacke - 1 - = 13 - 50 -
18 --- der Kinder mit
der Schaufel - 1 - 18 -
Ueberhaupt = 48 Fr.
Hiernächst muß das Land gedüngt und zwei bis drei
Jahre mit Getreide bestellt werden, und wenn man dann die
Ueberzeugung gewonnen hat, daß es von Quecken gereinigt
ist, kann es wieder aufs Neue mit Weinstöcken bepflanzt wer
den. Man pflegt auch wohl einen so ausgerodeten Weinberg
mit Esparcette zu besäen und dieser nach drei Jahren einige
Getreidearten folgen zu lassen, bevor eine neue Bepflanzung
mit Weinreben stattfindet.
Bei der ersten Frühjahrsbearbeitung werden dann zu
gleicher Zeit die Gruben aufgedeckt, um Dünger an die Wein
stöcke zu bringen. Der theure Preis des Düngers gestattet
jedoch nicht oft zu düngen, wenn es aber geschieht, werden 14
bis 1500 Centner Viehdünger auf die Hectare gebracht. Ob
das Düngen der Weinberge überhaupt mit Vortheil verbun
45

den ist, darüber ist man noch nicht ganz im Klaren. Es wird
im Allgemeinen behauptet, daß das Geld für den Dünger
auf leichtem Sandboden weggeworfen sei, auf strengem Thon
boden allerdings Gewinn bringe, d. h. eine größere Quantität
Wein producire, dessen Werth aber mit dem Kostenbetrage für
den Mist sich aufhebe. Die Gesellschaft des Ackerbaues zu
Montpellier beschäftigt sich jedoch mit der Lösung dieser Frage.
Als eines Düngers in den Weinbergen bedient man sich auch
der abgefallenen dürren Weinblätter. Unter den sonstigen Ar
beiten im Weinberge nimmt das Beschneiden der Stöcke die
erste Stelle ein. Dieses geschieht im Laufe des Winters,
wobei man die Stöcke kurz am Boden hält, und ihnen daher
nur eine bis zwei Reben, eine jede mit zwei Augen läßt.
Diese treiben aber in gutem Boden und unter dem Ein
fluffe des hiesigen günstigen Klimas 8 bis 10 und 12 Fuß
lange Reben, ja in günstigen Jahren wohl 20 bis 30 Fuß
lange, welche dann den Boden dicht mit Trauben bedecken, da
man den Stöcken keine Pfähle giebt. Das letztere geschieht
deshalb, damit durch das Aufliegen der Reben auf dem
Erdboden dessen Feuchtigkeit besser erhalten wird. In Wein
pflanzungen, die einen sehr reichen oder tiefliegenden Boden ha
ben, werden den Stöcken beim Beschneiden mehrere Reben ge
laffen, wodurch der Ertrag sich zwar bedeutend erhöhet, aber
nicht zu Wein benutzt, sondern nur auf Spiritus verarbeitet
werden kann. Bei dem Beschneiden werden zu gleicher Zeit
die ausgegangenen Stöcke durch Senker ersetzt.
Zu den Rebsorten, welche man hier vorzugsweise cultiviert,
gehört die von Aramont, welche sehr reichlich trägt. Die Ter
cet noir und Tercet Bournet sind aber diejenigen, deren Trau
ben den meisten Alkohol liefern. Die Noireau oder Teintu
rier-Traube wird nur angebaut, um dem Weine die Farbe zu
geben. Sonst achtet man sie nicht besonders, obgleich fiel in
einem nur wenig tragbaren Boden einen sehr vollkommenen
Wein liefert. Von den Muskatellertrauben darf man erst
nach 15 Jahren ihrer Pflanzung eine vollständige Erndte er
46

warten. Zur frühern Erlangung derselben wird ange


rathen, diese Reben auf früher tragbar werdende Stöcke zu
pfropfen.
Ueber die Existenz der Rebgattung la belle d'Ischia, von
welcher namentlich in den Annales de la Societé d'Horticul
ture de Paris. Juin 1828. p. 361. gerühmt wird, daß sie
ihre Trauben alljährlich dreimal zur Reise bringen soll, habe
ich Erkundigungen angestellt, aber darüber nur so viel erfah
ren, daß man sie zwar kenne, aber von ihr keinesweges eine
so hohe Fruchtbarkeit bekannt sei. Das an derselben Hervor
gehobene soll sich nur in so weit begründen, als man durch
Ausbrechen der sich zuerst zeigenden Trauben sie zwingen kann,
später nochmals Trauben hervorzutreiben, und dieses sich wohl
in demselben Jahre noch einmal wiederholen lassen möchte,
wodurch man es dann in seine Gewalt bekömmt, von einem
und demselben Stocke sich zu verschiedenen Zeiten im Jahre
reife Trauben zu versichern. Ob aber eine solche Eigenschaft
nur einer bestimmten Rebgattung eigenthümlich sei, oder ob
die angegebene Behandlung, auf andere Gattungen angewen
det, nicht denselben Erfolg hervorbringe, ist eine andere Frage,
die ich aus einer mir bekannt gewordenen Erfahrung wohl be
jahend beantworten möchte. Ich erinnere mich nämlich, in
früheren Jahren in einer Zeitschrift, die näher zu bezeichnen
ich jetzt nicht mehr vermag, gelesen zu haben, daß ein Gar
tenbauverständiger dies vorgedachte Verfahren ebenfalls em
pfahl, um den goldenen Lack zu einem baumähnlichen Stamme
mit einer sehr üppigen Blüthenähre zu erziehen. Hierdurch
wurde ich bewogen, die angegebene Procedur zu versuchen,
und es gelang mir, daß, nachdem ich zweimal die sich zeigende
Blume weggebrochen hatte,jedesmal dicht unter der Stelle,
wo dieses geschehen war, ein neuer Zweig hervorsproßte, der,
nachdem er emporgewachsen war, wieder eine neue Blume
trieb. Zum Hervortreiben einer dritten Blume wollte die
Pflanze sich jedoch nicht verstehen, sondern es entstand ein
Stillstand in ihrem Wachsthume und sie verdorrte.
47

Man sieht es als ein Zeichen der für die Bereitung der
rothen Weine erforderlichen Reife der Trauben an, wenn die
kleinen Träubchen, welche sich über den Haupttrauben befinden,
eine schwarze Farbe angenommen haben, obgleich von Geschmack
noch ein wenig säuerlich, und wenn das Anhängsel, was sich
an dem Stielchen befindet, wenn es aus der Beere herausge
riffen wird, bereits gefärbt ist, so wie, wenn der Most eine
Dichtigkeit von 10 bis 11 Graden nach Beaumé erlangt hat.
Läßt man aber die Reife der Trauben so weit vorgehen, bis
die Haut der Beeren zu schrumpfen anfängt, dann erhält man
nur süße Weine von schlechterFarbe, die einer öftern Gährung
ausgesetzt sind und denen der weinige Geschmack und das
Arom fehlen, und die auch leicht sauer werden.
Bei der Lese bedient man sich im Allgemeinen der Hippe
zum Abschneiden der Trauben. Man hat jedoch in neuern Zei
ten hierzu ein eigenes Instrument, einen sogenannten Secateur
vendangeur, von der in der beiliegenden Zeichnung angegebe
nen Construction, dem man wohl die treffende Benamung
eines Traubenschneiders geben dürfte, vorgeschlagen, und die
damit angestellten Versuche, wobei von gewandten Arbeitern
nicht nur mit diesem Werkzeuge, sondern auch mit der bisher
gebräuchlichen Serpette gleichzeitig und im Wettkampfe gear
beitet worden ist, haben zu Gunsten des erstern entschieden, da
es in der Förderung der Arbeit dem ältern nur wenig nach
steht, in der vollkommeneren Ausführung derselben aber wesent
liche Vorzüge hat, indem es einen reinen Schnitt führt, die
Reben nicht verletzt und die Stöcke nicht erschüttert, auch den
Arbeiter weniger ermüdet.
Der Ertrag der hiesigen Weinberge ist sehr bedeutend.
Man erhält nach den von zuverlässigen Landwirthen mir ge
machten Angaben von 750 Gruben (Souches) 450 bis 900
ja bis 1800 Litres trinkbaren Wein, dessen Geldwerth nach
seiner Qualität eine sehr große Verschiedenheit zuläßt. In den
Weinfeldern, welche zur Spiritusfabrikation benutzt werden, er
hält man wohl 200 bis 2800 Litres, aus der gedachten An
zahl von Gruben. Von dem hieraus gezogenen Spiritus wer
48

den für 700 Litres von 86 Prozent Alcoholgehalt 180 bis


210 Franken bezahlt.
Die nach dem Auspressen des Weins verbleibenden Tretern
gewähren auch noch mehrere Benutzungsarten. Man füttert
damit alles Vieh, besonders aber die Hammel, Schweine, Ka
ninchen und das Federvieh. Von letztern find sie besonders
den Truthühnern ein gedeihliches Futter, welche dadurch bei
derMästung zu einem Gewichte von zwanzig Pfunden gebracht
werden, und ein sehr wohlschmeckendes Fleisch erhalten. Wer
den sie frisch von der ersten Presse gegeben, so muß es mäßig
geschehen, weil sonst die Thiere dadurch in einen trunkenen
Zustand versetzt werden. Die Tretern von der Presse des
Nachweins (Picotte) enthalten weniger Alkohol, werden aber
dann von dem Vieh nicht so gern genoffen. Sind sie überdem
nicht sehr stark gepreßt, dann werden sie leicht sauer und sehr
bald faul, in welchem Zustande nur die Kerne genutzt werden
können, die Hüllen aber in den Mist geworfen werden müffen.
Diejenigen Treber, welche nach dem Brandweinbrennen zurück
bleiben, find nahrhafter als die nach der Weinbereitung. Zur
beffern Aufbewahrung werden sie an der Sonne getrocknet,
und auch wohl hinterher, besonders die Kerne, auf einer Mühle
zu Pulver gemahlen. Vorzugsweise sind es die Kerne, welche
dem Viehe zusagen, die getrockneten Hülsen aber werden nur
von dem Federviehe und den Kaninchen nicht verschmäht.
Es werden auch diejenigen Tretern, welche zur Bereitung
des Spangrüns gedient haben, zur Verfutterung an das Fe
dervieh ohne allen Nachtheil verwendet, wozu jedoch nur die
Kerne gebraucht, die Hülsen aber weggeworfen werden.
Zur Erzeugung des eben gedachten Spangrüns wird eine
bedeutende Quantität der Trestern benutzt. Das Verfahren
hierbei ist folgendes: -

Es werden nämlich von den Weinbergsbesitzern in ihren


Kellern Kupferplatten mit dazwischen gebrachten Lagen von
Weintretern aufgeschichtet, und von jenen nach einer gewissen
Zeit die Grünspanrinde, die sich angesetzt, abgekratzt, demnächst
aber die Platten mit frischen Tretern wieder bedeckt, und so weiter
49

bis zur gänzlichen Auflösung des Kupfers fortgefahren. Das


Product wird dann verkauft und zum Debit im Handel einer
besondern Reinigung unterworfen.
Nach de LessersStatistik sind im Departement de l'Hérault
im Jahre 1824 96787 Hektaren mit Weinstöcken bepflanzt ge
wesen. Von diesen haben rohe Weine 89855 Hectaren, weiße
Weine 4904 Hektaren und Muscatweine 2028Hectaren getra
gen. Von dem ganzen zuvor gedachten Betrage wurden 27437
Hektaren mit der Hand, 69350Hektaren aber mit dem Pfluge
bearbeitet.
Nächst dem Weinstocke kommt der Olivenbaum in beson
dere Betrachtmng. Die Stämme dieser Bäume sind hier von
ansehnlicher Stärke, jedoch häufig mehrere davon auf einem
Wurzelstocke zu sehen, wodurch der Beweisgeführt wird, daß sie
auch mitunter erfrieren. Dieses ist auch nach den eingezogenen
Erkundigungen in sehr strengen Wintern derFall. Sie erfrieren
jedochnie in den Wurzeln, so daß diese immer geeignet bleiben,
wieder neueLodenzu treiben. Er trittim Juniin Blüthe,wannder
Weinstock die einige beendet hat. Seine Tragbarkeit erreicht
er im siebenten Jahre, und reift seine Früchte zu Ende des
Novembers. Man läßt diese vollständig reifen, bevor sie ge
erndtet werden. Letzteres geschieht entweder durch Abpflücken
oder durch Abschlagen mit Stangen. Sie werden dann so
schnell als möglich zur Presse gebracht, da fie, wenn sie zuvor
in Haufen liegen bleiben, in Gährung gerathen, wodurch das
Oel verdorben wird. - -

Von den Obstbäumen, welche gezogen werden, gebührt


dem Mandelbaum die erste Stelle, und dieses um so mehr, als
er anfängt den Olivenbaum, der im gegenwärtigen Jahrhun
dert und auch schon früher mehrmals starke Beschädigungen
durch Frost erlitten hat, zu verdrängen. Man findet jedoch
gegenwärtig in der nächsten Umgebung von Montpellier davon
nur wenige, wohl aber find sie in großer Anzahl in der Um
gegend von Narbonne und Beziers anzutreffen.
Der Mandelbaum liebt ein sandiges,doch fruchtbares Erd
reich. Eine etwas erhöhte Lage ist ihm günstig, indem er da
50

durch vor Frühjahrsfrösten bewahrt wird. Obgleich es eine all


gemeine Gewohnheit ist, ihn in den Weinbergen zu pflanzen,
so ist ihm dieses dennoch nicht vorheilhaft. Die Wildlinge
werden da, wo sie stehen bleiben sollen, durch Aeugeln veredelt,
welches vom 15. bis 25. Juni vorgenommen wird. Bei ih
rem Fortwachsen muß man dafür sorgen, daß sie nicht zu viel
Holz treiben. Es wird ihnen daher bei dem Beschneiden alles
überflüssige Holz genommen und man stutzt die Krone ein, in
dem man die getriebenenZweige bis auf die Hälfte ihrer Länge
verkürzt. Dieses muß geschehen, bevor der Baum an zu trei
ben fängt. Sonst bedarf dieser Baum keiner besondern Sorg
falt. Ein Mandelbaum, der seine Vollkommenheit erreicht hat,
giebt gewöhnlich 6 Kilogramme Früchte, die zu 1 Franken der
Kilogramm verkauft werden. Für die vorzüglichste Art der
Mandel wird die Amande à la Dame geachtet und daher auch
am häufigsten gezogen.
Sonst fehlt es nicht an allen übrigen Gattungen von
Obstbäumen, in so weit solche überhaupt für das hiesige Klima
geeignet sind. Die Feigenbäume sind sehr häufig und tragen
große und zuckerreiche Früchte. Die Reisebeschreiber erwähnen
es oft, daß diese Bäume im Süden von Europa ihre Früchte
in einem Jahre zweimal zeitigen, und daß die davon, deren
Erndte schon im Mai erfolgt, und die BenennungFigues fleurs
(Blüthenfeigen) führen, weit wohlschmeckender seien, als dieje
nigen, welche im Herbste reifwerden. Diese Angaben verhal
ten sich jedoch nicht ganz so in der Natur, sondern es ist da
von nur so viel richtig, daß diejenigen Bäume, welche die
Figues fleurs hervorbringen, allerdings im Herbste öfters noch
eine Erndte liefern, dagegen diejenigen Arten der Feigen, die
ihre Früchte nur im Herbst zeitigen, niemals Figues fleurs
hervorbringen. Die Feigenbäume werden in der Regel durch
Stecklinge oder Wurzeltriebe fortgepflanzt, die man im März
einsetzt. Beffer soll es aber sein, wenn man in der letzten
Woche des Juli ein kräftiges Reis von zwei Metern Länge
auswählt, das mit drei, vier bis fünf Seitenzweigen versehen
ist. Dieses wird unten gespalten, und um den Spalt offen
51

zu erhalten, ein kleiner Stein, oder sonst ein anderer Körper


darin eingeklemmt. Dann wird das Reis in ein tiefes und
breites Loch gepflanzt, wobei man dem Reise außerhalb der
Erde eine Länge von 30 bis 50 Centimetern beläßt, und die
Seitenzweige auseinander gebreitet werden. Aus dem gespal
tenen Theile treiben die Wurzeln hervor. Das Begießen des
Reises geschieht nur bei der Pflanzung und um die Mitte det
Augusts. Sollte es sich ereignen, daß im nächsten Frühjahre
die im Herbste getriebenen Zweige durch Fröste getödtet wer
den, so schneidet man alles dicht bei der Erde ab und er
wartet die neuen Triebe. Das Veredeln der Feigenstämme ge
schieht am sichersten durch Oculiren mit dem Auge oder mit
dem Röhrlein, und wird in der Zeit vom 15. bis zum 28.
Juni vorgenommen. Es gelingt bei biegsamen Zweigen in
der Regel.
Maulbeerbäume sind sehr viele gepflanzt. Die An
zucht derselben in Pflanzschulen geschieht jedoch größtentheils
von Gärtnern, die sie dann als zweijährige Bäume verkaufen,
welche vor Winter in ein wohlgedüngtes und gut umgearbei
tetes Land gepflanzt werden müffen. Dieses geschieht entweder
in besonderen Plantagen, oder als Umfaffung von Ackerfeldern
oder an andern dazu geeigneten Orten. In den ersten stehen
sie fast immer in den Reihen in derselben Entfernung von ein
ander, als diese selbst, selten findet man sie im Verbande (Quin
cunx) gepflanzt, etwas, das ihnen jedoch sehr zuträglich ist.
Sie müffen niemals zu dicht gepflanzt werden. Im ersten
Frühjahre nach der Pflanzung wird der alte Trieb dicht bei
der Erde abgeschnitten, und wenn im darauffolgenden zweiten
Jahre der Baum die gewünschte Höhe nicht erlangt hat, dann
wird der Stamm abermals abgeschnitten.
Wenn sich gegen das Oculiren der Maulbeerbäume bei
Vielen das Vorurtheil erhoben hat, daß dergleichen Bäume
keine lange Dauer haben sollen, so möchte dieses sich wohl
durch Thatsachen nicht rechtfertigen laffen. Der Grund dieses
Mißtrauens dürfte aber eher in der Sorglosigkeit zu suchen
sein, mit der man bei der Auswahl der Okulirreiter verfährt.
4%
52

In der Regel werden die Maulbeerbäume hochstämmig


und selten nur als Zwergbäume gezogen. -

Das Beschneiden der Bäume muß alljährlich vorgenom


men werden, und zwar muß im fruchtbaren und gedüngten
Boden der Schnitt stark, im magern und ungedüngten aber
nur schwach geführt werden, wobei auf das Alter so wie die
Stärke des Baumes besonders Rücksicht zu nehmen ist. Diese
Arbeit geschieht am Besten wenige Stunden nach erfolgter Ent
blätterung des Baumes, und bevor der durch diese zurückge
haltene Saft wieder an zu steigen fängt, was erst nach vier
und zwanzig Stunden erfolgt. Wenn es jedoch in der Aus
führung nicht wohl möglich wird, das Beschneiden innerhalb
des gedachten Zeitraums zu vollenden, so ist es doch rathsam,
daffelbe nicht über drei bis vier Tage nach der erfolgten Ent
blätterung auszusetzen. In den ersten vier bis fünf Jahren
muß der Baum durch den Schnitt zu einem starken Holztriebe
disponiert werden. Zu diesem Zwecke werden die diesjährigen
Triebe gekürzt und von ihnen doppelt so viele stehen gelaffen,
als im vorhergehenden Jahre geschont worden sind. Alles
überflüffige Holz wird dagegen fortgeschnitten. Hierbei müffen
aber der künftigen Blätterbenutzung wegen die kleinen Knospen
(Bourillons), welche sich in den Winkeln der Triebe befinden,
geschont werden. Die hieraus hervorwachsenden Triebe wer
den im nächsten Jahre zwar fortgeschnitten, jedoch wieder mit
Belaffung der zuvor gedachten kleinen Augen.
Die Maulbeerbaumpflanzungen bedürfen zu ihrem besse
ren Gedeihen und besonders im thonigen Boden alljährlicher
mehrmaliger Bearbeitungen. Man giebt deren vier mit dem
Pfluge, worunter die Unterbringung des zu Zeiten zu geben
den Düngers nicht mitbegriffen ist. Hierbei wird das Erd
nreich um den Fuß der Bäume zweimal mit dem Spaten um
gegraben. Eine Düngung ist aber den Bäumen, namentlich
in ihren jüngern Jahren, nothwendig. Dabei wird es aber
nicht für rathsam gehalten, in den Pflanzungen Unterfrüchte
zu bauen. Dieses dürfte jedoch da, wo Düngermangel nicht
vorhanden ist, eine Ausnahme erleiden, und die Cultur solcher
53

Früchte wesentlich zur Erhöhung der Einnahme beitragen, ohne


dem Wachsthum der Bäume nachtheilig zu werden. Was das
Ablauben der Bäume zur Fütterung für die Seidenraupen an
belangt, so hält man dafür, daß dieses, wenn die Bäume nicht
leiden sollen, nur alle drei Jahre geschehen müffe. Diejenigen
Arten der Maulbeerbäume, welche in den Cevennen gegenwär
tig fast nur allein gepflanzt werden, find die nachfolgenden:
1. Der Foucada (Trident): dieser liebt einen niedrigen
und fetten Boden, und liefert einen höhern Ertrag, als die an
dern gebräuchlichen Spielarten, treibt aber weniger ins Holz
2. Der Rebalaira espessa (trainante, epaisse): dieser
gefällt sich auf Anhöhen und solchen Orten,wo der Thau durch
die Luft vor dem Aufgange der Sonne abtrocknen kann. Von
dieser giebt es mehrere Varietäten, welche unter der Benen
nung von Amoura blanca (mure blanche) bekannt sind.
3. Der Amoura grisa (mure grise): dieser kömmt in
allen Lagen fort, liebt aber doch einen luftigen Stand.
Die Blätter aller dieser drei Arten sind fleischig und wer
den daher bei dem Pflücken nicht leicht beschädigt. Sie laffen
sich auch in den Behältern, die zur Aufnahme derselben vor
der Verfütterung dienen, besser aufbewahren, als die dünnen
Blätter, welche darin leicht verderben. -

4. Der Fioia (mure à fleur rose): ein guter Boden


und luftiger Stand find ihm wesentlich nothwendig. Sein
Blatt ist dünn und eignet sich daher zur Fütterung der Seiden
raupen in ihrer ersten Altersperiode.
Was die Anzucht des anderwärts so beliebten Morus mul
ticaulis anbelangt, so ist man dafür hier nicht sonderlich ge
stimmt, da eine großen, sehr dünnen Blätter vonden in hiesiger
Gegend herrschenden starken Winden leicht zerrissen werden. –
Was aber das fürFrankreich so wichtige Insekt der Seidenraupen
betrifft, so finden die zu einer vorheilhaftern Aufzucht dessel
ben von Darcet erdachten und von Bauvais in der Umgegend
von Paris mit Glück ausgeführten Gebäude-Einrichtungen, die
unter der Benennung Magnaneries salubres im landwirthschaft
lichen Publikum bekannt geworden sind, auch in dem Departe
54

ment de l'Hérault bereits Eingang, so wie auch die von Dar


vieu, Cauvy und Durand angegebene bessere Methode der
Tödtung der Chrysaliden durch erhitzte Luft (Vapeur séche).
Dagegen redet man der in neuern Zeiten vorgeschlagenen zwei
ten Aufzucht der Seidenraupen in einem und demselben Jahre
nicht das Wort, und zwar weil:
1. es mißlich sei, die Eier so lange aufzubewahren, wenn
gleich diesem Uebelstande durch die Aufzucht der, unter dem
Namen der Trevoltini bekannten, Seidenraupen, die fich in ei
nem Jahre dreimal fortpflanzen, zum Theil abzuhelfen sei.
Dann aber würden
2. die Blätter für die Fütterung in den ersten Lebens
perioden der Raupen zu hart;
3. sei die Lufttemperatur dann viel zu hoch, etwas, das
fich nicht beseitigen lasse;
4. fehle es im Spätsommer an Arbeitern und
5. würden die Maulbeerbäume durch die späte Belaubung
verdorben.
Was die Quantität der Cocons anbelangt, welche jährlich
im Departement de l'Hérault erzeugt werden, so finden sich
darüber in dem Bulletin de la Société d'Agriculture à Mont
pellier im Jahrgange 1837 einige Nachrichten. Nach diesen
betrug im Jahre 1817 die Erndte an Cocons im ganzen De
partement circa 80000 Kilogramme und im Jahre 1836 war
solche
im Arrondissement Montpellier 262195 Kilogramme
Beziers 41089
Lodeve 55946 p

- St. Pons 11000


und überhaupt 370230 py

welche zu 5 Franken für das Kilogramm einen Werih von


1851550 Fr. 50 Cent. gehabt haben.
Die Küchengärten zu Montpellier sind auch gut ver
sorgt, und es wird hier am Orte sein, der Cultur" einiger bei
ns nicht gewöhnlichen Gewächse etwas näher zu erwähnen.
1. Die Liebesäpfel, nämlich die Früchte von Sola
55

num Lycopersium, werden als eine Würze der Fleischbrühen


sehr häufig angebaut. Man hat davon zweiArten, und zwar:
die Tomates detaille elevée und die Tomates najus. Man
säet die letztern im Januar auf ein Beet, auf welches die auf
gegangenen Pflanzen zu Ende des Februar so verdünnt wer
den, daß fiel auf8 Zoll Entfernung von einander stehen blei
ben. Weiterhin werden die Seitentriebe derselben ausgebrochen
und man läßt nur die Hauptzweige stehen. Sobald keine
Fröste mehr zu befürchten sind, werden sie ins freie Land ge
pflanzt, und ihnen drei Fuß hohe Pfähle gegeben, und den
Sommer über die Seitentriebe ausgebrochen.
Auf diese Weise tragen die Hauptstämme Trauben von
Früchten, an denen man davon wohl zu 30Stückzählen kann.
Die Pflanzen der großen Liebesäpfel werden eben so behan
delt, ihnen aber bei dem Auspflanzen 18Zoll Entfernung und
Pfähle von 4 Fuß Höhe gegeben. Letztere werden unterein
ander mit Rohrstäben in schräger Richtung verbunden, um da
durch die Pflanzen vor heftigen Winden zu schützen. Man
erhält von diesen Früchte, die mindestens. Ein Pfund wiegen.
2. Die Cultur der Bataten wird hier ebenfalls mit Er
folg betrieben, wenn gleich bei ihremAnbau viel Vorsicht noth
wendig ist. -

- Von den mehreren Varietäten dieses Wurzelgewächses ist


die unter der Benennung: la grosse blanche diejenige, welche
sowohl in Frankreich als in Italien zur Blüthe kommt, ohne
aber reifen Saamen zu tragen. In Toulon hat man sie je
doch hierzu im botanischen Garten gebracht. Diese Wurzel
verlangt einen frischen Boden, der gegen Mittag oder in der
Ebene gelegen ist, von sandiger, aber nicht thoniger oder kalk
ger Beschaffenheit. Dieser muß gut gedüngt, und zu einer
Tiefe von 75 Centimetern bearbeitet werden. Die Knollen,
welche in Rücksicht der durch sie zu bewirkenden Vervielfälti
gung als die Mutterpflanzen anzusehen sind, werden nun zu
nächst im Februar oder März in ein Mistbeet gepflanzt, worin
einer jeden 18 Centimeter Raum überallgegeben werden. Das
Mistbeet erhält man Anfangs in einer Wärme von 18° Reau
56

mür, welche nach und nach bis zu 25 und 30° gesteigert wird.
Das zum Begießen nöthige Waffer muß ebenfalls in erhöhter
Temperatur und mit einer sehr feinen Brause gegeben wer
den. Man cultiviert zwei Varietäten der oben gedachten Ba
tate, wovon die eine die Benennung stoloniferes und die an
dere drageoniferes führt. Die erstere treibt lange auf dem
Boden aufliegende Ranken, und wird durch Wurzelkeime fort
gepflanzt. Die andere treibt dagegenkurze ebenfallsdarnieder lie
gende Ranken, und wird durchdie ausder Wurzelhervorgetriebe
nen Schößlinge vermehrt. Wenn die Knollen getrieben haben,
werden die Keime und die Sprossen abgelöst, in kleine Töpfe oder
Papiertüten gebracht, und in ein anderes mit Fenstern bedeck
tes Mistbeet eingesetzt. Die Keime bestehen aus zwei Augen,
von denen man aber nur das unterste Auge mit dem getrie
benen Blatte ausschneidet, das andere aber der Mutterpflanze
läßt. Diese Operation wird zu Ende des März vorgenom
men. In Zeit von vierzehn Tagen sind die jungen Pflanzen
so weit, daß sie aus dem Beete herausgenommen, und ins
freie Land gepflanzt werden können. Man darfjedoch dieses
nicht eher unternehmen, bevor man vor Nachtfrösten gesichert
ist, was hier in der Regel vor dem 6. Mai nicht zu erwarten
steht. In jedem Falle ist eine Temperatur von 12 Graden
bei Sonnenaufgang nothwendig. Bei der Verpflanzung kom
men die Reihen 1 Metr. 50 Cent. und die Pflanzen in den
selben 50 Centimeter von einander zu stehen. Die Mutter
knollen können nun auch noch zur Hervorbringung neuer Knol
len benutzt werden, es ist jedoch ihre Wiedereinpflanzung zu
diesem Zwecke, wenn ihnen einmal die Keime und Sprossen
genommen find, weniger vorheilhaft.
Wenn hiernächst das Unkraut in den Pflanzungen an
fängt sich zu zeigen, muß es durch die Hacke vertilgt werden,
und sobald die Ranken fich sehr verlängert haben, werden die
Pflanzen behäufelt, um dadurch das Einwurzeln der erstern
zu verhindern, was den Knollen nachtheilig wird. Bei trocke
nem Wetter aber ist in leichtem sandigen Boden das Bewäffern
-
57

durch eine Ueberstauung nothwendig, was jedoch jedesmal nur


mäßig und so geschehen muß, daß das Waffer die Pflanzen
nicht unmittelbar berührt, da den Bataten eine große Feuch
tigkeit nicht zusagend ist.
Die Reife der Wurzeln gibt sich durch das Trocken
werden der Blätter an den Hauptranken zu erkennen. Bei
der Erndte derselben muß man Regenwetter zu vermeiden
suchen. Sie werden mit Sorgfalt ausgehoben, an der Sonne
abgetrocknet und dann an einem trockenen und vor Frost ge
schützten Ort aufbewahrt.
Zum Genuß werden die Bataten in Dampf gekocht oder
in Asche oder in Salz geröstet. Die Conditoren in Montpel
lier verstehen es aber auch sie als eine trockene Zuckerfrucht
einzumachen, wodurch sie sehr wohlschmeckend werden. Nach
einer Nachricht in dem Märzhefte 1843 der Annales de l'a
griculture francaise werden jetzt auch die Bataten in Hyeres
und mehreren Orten des Departements du Var mit Erfolg
angebaut. Ein Herr Theodor Aurrau im erstern Orte hatte
im vorigen Jahre 200 Metres damit bepflanzt, und davon
600 Kilogramme geerndtet, was für eine jede Pflanze 3 Ki
logramme beträgt. Mehrere einzelne Pflanzen trugen ein Ge
wicht von 10 – 12 Kilogrammen. Er cultiviert eine rosen
farbene Art und eine gelbe lange. Von beiden hat er ein
Eremplar an den Central-Ackerbau-Verein zu Paris einge
fandt, von welchen die rothe 4 Kilogramme und die gelbe
4 Kilogramme bei dem Ausheben aus der Erde gewogen hat.
Die Schafe, welche hier gehalten werden, find von einer
grobwolligen Art, welche aber vielFleisch ansetzen. Man bringt
häufig auf die hiesigen Weiden Schafe aus Afrika mit dicken
Fettschwänzen. Auch mit der Dishley-Race hat man hier
Versuche gemacht. In die Weingärten werden die Schafe vor
der Umarbeitung gebracht, damit sie darin das während des
Winters aufgewachsene Gras abweiden. Das Kilo Fleisch
wird mit einem Franken bezahlt.
Zum Brennmaterial dient in der hiesigen Gegend vor
58

zugsweise der Quercus Ilex, welcher da, wo man eine gere


gelte Forstwirthschaft eingeführt hat, alle zwölfJahre abgetrie
ben wird. Dieser Baum hat das härteste Holz und liefert
die meiste und beste Kohle, so wie auch gute Borke. Den
stärksten Baum von dieser Eichenart sah ich in den Pflanzun
gen des Herrn Vialars. Die beste Borke aber für die Ger
ber liefert die Quercus coccifera (Kermeseiche), und ihr Holz
giebt auch beim Verbrennen das hellste Feuer. In den letzten
13 Jahren von 1828 bis 1840 sind hier die Durchschnitts
preise für den Centner Holz von immergrünen Eichen 95 Cent,
von gewöhnlichen Eichen 84 Cent. gewesen, dagegen die fünf
jährigen aus den Jahren 1836 bis 1840 für Kiefernholz 51
Cent, und die achtjährigen in dem Zeitraum von 1828 bis
1835 für Reisbündel 36 Cent. für ein jedes
Das Arbeitslohn ist hier im Ganzen theuer. Ein tüchti
ger Arbeiter erhält 2, 24 bis 3 Franken. Tagelohn, wofür er
zwar 10 Stunden lang auf die Arbeit geht, von diesen aber
wirklich nur 7 Stunden arbeitet. In den Weinbergen ist der
gewöhnliche Lohn 24 Franken, aber er verrichtet dafür viel
Bei Grabenarbeiten bezahlt man den Tag ebenfalls 2 Fran
ken. Frauen erhalten beim Jäten und Mitbreiten 14 Fr. und
Kinder 75 Cent. Beim Rebholzbinden zur Feuerung werden
täglich 90 Cent. bezahlt. Ein Maurer bekommt 1 Fr.25 Cent.
und ein Handlanger 75 Cent, ein Maurerpolier aber 3 Fr.
25 Cent. an täglichem Lohne. Ein guter Ackerknecht erhält an
200 Fr. baares Geldlohn und defen Beköstigung ist zu 270
Fr. anzuschlagen. Im Ganzen kann man seine Unterhaltung
in vielen Fällen auf 600 Franken anschlagen.
Außer den Pferden bedient man sich auch der Esel, fo
wohl im Pfluge als im Wagen, und vergleichende Versuche
haben hierbei erwiesen, daß sechs Esel so viel ziehen als vier
Pferde.

Der 26. März,


Heute Vormittag um 11 Uhr verließ ich Montpellier mit
der Messagerie und fuhr über Nismes, Beaucaire und Air
59

nach Marseille. Die Pflaumbäume waren in voller Blüthe.


Der Zufall führte mich in dem Wagen mit einigen, wie es
schien, kleinen Pächtern aus der Gegend zusammen, von wel
chen ich auch Manches über den hiesigen Landbau erfuhr.
Während des Wachsthums werden die Reben hier nicht ver
kürzt, sondern man begnügt sich damit, nur den sogenannten
Geiz auszubrechen. Arbeiter in den Weinbergen kann man
für 45 Sols erhalten. Ueber den hohen Ertrag des hiesigen
Weinbaues ist man einverstanden, da wohl 1 Muld von 20
Ares gekeltert wird.
- Jenseit Nismes durchschneidet man auf der schönen Ei
senbahn nach Beaucaire eine sehr reiche, mit Weinstöcken und
Olivenbäumen bepflanzte Ebene,worin auch mit sehr schönem Wai
zen bebaute Flächen vorkommen. Die Olivenbäume nehmen jedoch
den größten Raum ein. Der Boden besteht aus einem braun
rothen, hin und wieder mit Kies vermengten Lehme. Jenseit
Tarascon fängt es an hügelig zu werden, und zur Rechten
steigen auch sehr nahe scharf abfallende Bergrücken auf. Die
ganze Gegend schien mir aber in der Nacht beim Vollmond
scheine etwas kahl zu sein, und überhaupt keinen besondern An
bau zu verrathen. Mit Tagesanbruch näherten wir uns Air,
in dessen Nähe die Gegend anfängt bergiger zu werden, die
dazwischen fich hinziehenden Thäler aber mit vielen Olivenbäu
men und Weinstöcken bepflanzt find.

Der 27. März


Bald nach Aufgang der Sonne erreichte ich Air. Der
Weg jenseits dieses Ortes führt fortwährend zwischen Bergen
von Kaltstein, welche hin und wieder mit Pinien bewachsen
sind. Da, wo die Bergschluchten fich mehr öffnen, bilden sich
kleine, sehr ebene Thäler, die mit Weinstöcken bepflanzt sind,
in deren Zwischenräumen Getreide stand. An Oliven- und
Mandelbäumen, welche letztere noch nicht gänzlich verblüht wa
ren, ist auch kein Mangel. Mehrere Ackerstücke waren mit
Hecken von Cypreffen eingefriedigt. Nicht unbedeutende Flä
chen davon sind mit Waizen bebautet, und an geeigneten Stel
60

len trifft man auf gute Wiesen. Ich kam auch einigen sehr
schönen Pappeln vorbei. Wenn man sich jenseits le Pin der
Stadt Marseille zu nähern anfängt, tritt eine sorgfältigere
Cultur mit jedem Schritte hervor. Die zum Anbau geeigne
ten Berghöhen sind terrafiert und mit Weinstöcken, Oliven und
Obstbäumen bepflanzt und auch mit Waizen besäet. In den
Weinbergen bemerkt man kleine mit dem Arundo donux be
stellte Flächen. Dieses nützliche Rohr, das auf Ackerland er
bauet wird, liefert nicht nur das Pfahlholz für die Weinberge,
sondern man gebraucht dasselbe auch häufig zur Bewährung
der Gärten und Ackerfelder. Ich kam um halb 9 Uhr in
Marseille an. Da mir der heutige Tag im hiesigen Orte
keine Gelegenheit gab, landwirthschaftliche Bemerkungen zu ma
chen, so wird es nicht am unrechten Orte sein, einige Nachrich
ten über zwei für die Agricultur merkwürdige Landstriche, näm
lich die Crau und die Camargue, denen ich während der Nacht
in der Entfernung vorbeigekommen bin, hier einzuschalten, so
wie ich sie aus einem in dem Bulletin de la Société de l'agri
culture de l'Hérault befindlichen Aufatze des Herrn Jules
Pagezy entlehnt habe.
Die Crau ist eine weite, baumlose Ebene, die sich jenseits
Arles, und vom linken Ufer der Rhone abwärts nach dem
Meere zu ausdehnt, einen Flächenraum von etwa 20 bis 25
Quadrat Lieus enthält, und mit einer zahllosen Menge von
Kieseln bedeckt ist, zwischen welchen nur einige Gräser und we
nige andere Pflanzen spärlich hervorsproffen. Unter diesen find
gelber Klee, wilde Cichorien und Thymian zu finden. Die
Nahrhaftigkeit dieserPflanzen soll jedoch so bedeutend sein, daß
nach der Behauptung der Hirten eine Quantität davon, welche
die dem Schafe an den Hals gehängte Glocke füllt, hinreichend
sei, dasselbe zu sättigen. Man erblickt darauf nur wenige mit
Stroh gedeckte Hütten, welche zur Aufnahme der Schafe im
Winter dienen. Die einzelnen Besitzungen find durch Wälle
von zusammengeworfenen Kieseln von einander geschieden. An
300000 Schafe bevölkern diesen Landstrich vom Spätherbst bis
ins Frühjahr hinein und wandern dann den Meeralpen zu.
61

Unter der eben angegebenen Zahl befinden sich nur 50000


Landschaft, die übrigen aber find Metis und Merinos. Unter
den Metis-Schafen befinden sich gegenwärtig auch viele, die
durch eine Kreuzung der Landschafe mit Böcken der Dishley
Race gezüchtet worden sind. -

Vor dreihundert Jahren erstreckte sich die Oede dieser


Ebene bis vor die Thore von Arles, welchem aber in neue
rer Zeit durch die Benutzung des Waffers der Durance ab
geholfen worden ist. Durch die Anlage von Bewässerungs
Canälen sind große Strecken in fruchtbare Wiesen verwandelt
worden, die mit lebendigen Hecken umgeben sind, in denen
große Bäume stehen.
Es finden sich auch hin und wieder Felder mit Espar
cette von gutem Wuche. Man baut auch wohl Waizen, wel
cher jedoch nur dürftig geräth. Der Weinstock kommt zwar
auch mitunter vor, scheint aber einer besondern Pflege noch zu
entbehren. Die Weideflächen sind auf einigen Besitzungen mit
grünen und Kermeseichen besetzt, wodurch ihrem zu schnellen
Austrocknen Einhalt geschieht.
Die Camargue, von der ich jetzt reden will, ist ein
Landstrich von einer Beschaffenheit, die der der Crau ganz ent
gegen gesetzt ist. Sie begrenzt das durch die Mündungen der
Rhone gebildete Delta, das in einer sumpfigen Salzmarsch be
steht, deren Flächenraum auf 74200 Hectaren angenommen
wird. Hiervon find:
cultiviertes Land . . . . . . 12600 Heetaren
natürliche Weiden und Urland . 31300
Sümpfe . . . 10400 /

Teiche und niedrige Salzgründe . 19900


- überhaupt 7200T, -

Eine kleine Gattung von Pferden, deren bereits oben


schon erwähnt worden ist, Rindvieh und grobwollige Schafe be
völkern zum größten Theil diese Gegend, die nicht selten von
den Durchbrüchen des Stromes leidet.
Eine Menge Canäle durchschneiden zwar dieses Bruch,
fie reichen aber doch nicht aus, um es vollständig zu entwäs
62

fern, und es hat sich daher seit einigen Jahren eine eigene Ge
sellschaft von Actionairen zu Avignon gebildet, um die Aus
trocknung desselben zu bewerkstelligen. An der Spitze dieses
Unternehmens steht der wohlunterrichtete und erfahrene Inge
nieur Poulle, nach dessen gutachtlichem Entwurfe 73000 Hek
taren mit einem Aufwande von 12837000Franken so zu ver
beffern sein würden, um eine jährliche Mehreinnahme von
73670000 Franken zu gewähren. Das Gouvernement hat
dieses Projekt von dem Conseil général des ponts et chaus
sées prüfen lassen, und es denjenigen beigezählt, deren Aus
führung einem allgemeinen Interesse angehört. Durch die
demnächst vorgeschrittenen Arbeiten sind nicht nur große Strek
ken bereits entwäffert worden, sondern auch durch die damit in
Verbindung gesetzten Bewäfferungsanstalten in eine hohe Cul
tur gebracht. Man sieht jetzt fruchtbare Getreidefelder und
Flächen mit angebauten Futterpflanzen, namentlich mit Luzerne.
Unter den Ceralien findet auch die Moorhirse Eingang. Auf
erhöhten Stellen gedeiht selbst schon der Weinstock, so wie der
Maulbeerbaum. Besonders ist man aber bemüht, die Viehzucht
in diesem Districte zu verbessern. Zu Meyran befindet sich ein
Gestüt von arabischen Hengsten, und man führt Schafe aus
der Barbarei, so wie von der Dishley- und Merino-Race ein.
Aber auch die Rindviehzucht wird nicht vernachlässigt und die
Schweinezucht stark betrieben.

Der 28. März.


EinAnschlagzettel an einer Straßenecke benachrichtigte mich
von dem Verkauf eines kleinen Landguts im Arrondissement
von Tarascon. Nach der Angabe bestand das Areale in 33
Hectaren, 40 Aren und 40 Centiaren, die mit Maulbeer-, Oli
ven- und Mandelbäumen bepflanzt sind, mit Ausnahme eines
Theils davon, der in Wiesen angelegt ist. Die größte Fläche
dieses Grundstücks genießt den Vortheil einer künstlichen Be
wäfferung. Der Werth desselben war auf 92000Franken ab
geschätzt, so wie der der damit zu überlassenden Mobilien zu
3000 Franken.
63

Ein heftiger Nordwestwind, der in der Provence so ge


fürchtete Mistral, kühlte die Luft sehr ab, und hat auch in
weiterer Entfernung sehr kalte Tage herbeigeführt. Ein Durch
reisender erwähnte an der Wirthstafel, daß er am 24. d. M.
des Morgens in Lyon Eis in den Straßen gesehen habe.
Der 29. März,
Der heutige Morgen war einem Besuche des hiesigen bo
tanischen Gartens gewidmet. Dieser liegt im Faubourg de la
Magdelaine bei einem Karthäuserkloster. Er ist zwar kein sehr
geräumiger, jedoch ein recht hübscher Garten, mit einem grö
ßern und einem kleinern Gewächshause. Das erstere ist zur
Aufbewahrung der Tropengewächse, das kleinere aber haupt
sächlich für die Pelargonien bestimmt.
Die Gewächse im freien Garten sind auf den Beeten
nach den natürlichen Ordnungen gepflanzt, und dabei gesteckte
Stäbchen mit weißen Täfelchen bezeichnen auf den letztern in
schwarzer Schrift, außer der speciellen Benennung der Art,
zugleich die Nummer und den Namen der Familie, zu welcher
fie gehören. Es muß jedoch gewünscht werden, daß mehrere
dieser Bezeichnungen, namentlich an den Bäumen, bald eine
Erneuerung erfahren mögen. Der Oleander fand in freier
Erde. Der Ruseus Hypophyllus, Salix capraea und eine an
der Mauer emporgezogene gefüllte Rosenart, jedoch keine Cent
folie, waren in Blüthe, ebenso auch der Leontodon taraxacum.
Dagegen hatten die Pappeln und die Birken erst angefangen,
die Blattspitzen vorzutreiben, und der Lerchenbaum fing auch an
zu proffen, wogegen der Wallnußbaum die Blattknospen noch
nicht aufgeschloffen hatte. Auch steht im Garten eine lybano
nische Ceder, und in dem großen Gewächshause war eine
schöne Strelitzia Regina im Aufblühen.
Um 9 Uhr Abends fuhr ich nach Toulon ab, woselbst ich
am 30. März
nach 5 Uhr Morgens ankam, aber alsbald meinen Weg wei
ter nach Hyeres fortsetzte. Man gelangt nach diesem Orte
64 -

durch eine sehr wohlangebaute Ebene. Alles Land ist mit


Weinstöcken und Olivenbäumen besetzt, und zwar in einer wohl
geordneten Verbindung Beider. Die Weinstöcke sind in Dop
pelreihen gepflanzt, und in diesen stehen die Olivenbäume. Ein
jedes solches mit Olivenbäumen und mit Reben bepflanztes
Beet wird von dem andern durch einen breitern. Zwischenraum
getrennt, der mit Getreide, größtentheils mit Waizen und mit
Gartenbohnen, bestellt ist. Der Waizen schien in den letztern
kalten Tagen gelitten zu haben, da er hin und wieder rothe
Spitzen zeigte. Felder von dieser Getreideart kommen in ei
ner hier sonst seltenen Ausdehnung vor. Die Bohnen standen
dagegen sehr kräftig, mitunter schon über zwei Fuß hoch und
überall in der Blüthe.
Die Weinstöcke hatten nur an einzelnen warmen Stellen
angefangen, die Blätter vorzutreiben. Der hiesige Boden er
scheint überall aus dem verwitterten Kalksteine entstanden zu
sein, und ist mit vielen kleinen Steinchen wie zusammen ge
backen.
Sobald man sich zwischen lebendigen Hecken an den Aeckern
dem kleinen Städtchen Hyeres nähert, wird man in den an der
Straße belegenen Gärten schon einige Dattelpalmen, so wie
auch Stämme der Zwergpalme gewahr. Von den erstern be
merkte ich ein schlank und hoch aufgeschossenes Exemplar, das
wohl 18 Zoll im Durchmesser hatte.
Hyeres ist in Frankreich der Ort, der die mildeste Tem
peratur im Winter und im Frühjahre genießt, und liegt unter
439 7“ 23“ nördlicher Breite und unter 23°48“ 11“ östlicher
Länge von Ferro. Er ist eine Stunde vom Meere entfernt,
und man möchte ihn gern zum Nebenbuhler von Nizza erhe
ben, was jedoch wegen einer von der Natur mehr begünstigten
Lage, und wegen anderer Annehmlichkeiten des letztern Orts
wohl nie vollständig gelingen dürfte. Im Winter finkt der
Wärmemeffer selten unter 4° Reaumur, und fast niemals un
ter Null herab. Die Zahl der Regentage soll in den sechs
Winter- und Frühjahrs-Monaten 25 nicht übersteigen. Schon
im Anfange des Frühlings erscheinen Tage mit 2 bis 15 Grad
65

Wärme, und selbst im Januar und Februar bringt die Sonne


zu Mittag eine Wärme von 20 bis 25 Graden hervor. Im
Durchschnitt soll das Quecksilber in Hyeres immer wenigstens
um 2 Grad höher als im botanischen Garten zu Toulon, und
um 6 bis 8 Grad höher als in Marseille steigen. Diese Nach
richten find aus Polsterer, Schilderung von Hyeres in der
Provence (Wien, 1834) entnommen.
Bald nach meiner Ankunft begab ich mich in den größten
hier vorhandenen Orangengarten des Herrn Rantonnet, worin
sich nach der Angabe des Eigenthümers 10000 Apfelsinen
stämme befinden. Polsterer sagt zwar, es seien 20000Bäume
darin vorhanden, eine Zahl, der aber durch die vorhergenannte
bestimmt widersprochen wird. Der recht große Garten ist mit
diesen Bäumen sehr dicht besetzt. Sie trieben bereits das neue
Laub und waren noch mit sehr vielen Früchten behangen, ob
gleich schon eine große Anzahl derselben in Folge eines im Ja
nuar erlittenen starken Frostschadens abgefallen waren. Diese
Früchte haben zwar ihre Reife erlangt, sind aber in ihrem Ge
schmack durch den Frost doch so verdorben, daß sie nicht mehr
genießbar find, und höchstens noch ein Futter für Hammel ab
geben, da diese sie nicht verschmähen. Man erwartete jetzt
noch das Abfallen mehrerer. Diejenigen Früchte aber, die vom
Froste verschont geblieben, sind sehr groß und haben eine dicke
Schale, jedoch vielen und süßen Saft. Die besten Früchte
kommen von ungepfropften Bäumen, die in ihrem Jugendalter
mit Stacheln versehen sind, welche sie aber später verlieren.
Das Tausend Früchte wird jetzt mit 15 bis 20 Franken be
zahlt. Im Jahre 1820, in welchem hier ein so strenger Win
ter herrschte, daß der Thermometer mehrere Tage 5 und meh
rere Grade unter Null stand, ist eine große Anzahl Orangen
bäume bis auf die Wurzel erfroren; daher sieht man hier auch
viele Bäume mit zwei, drei und vier aus der Wurzel getrie
benen Stämmen. Sie werden im Ganzen niedrig gehalten,
so daß die vielstämmigen den bei uns in Keffelform geschnit
tenen Obstbäumen ähnlich sehen. Die Citronenbäume gedeihen
im hiesigen Himmelstriche noch nicht. Auch in diesem Garten
5
66

stand in vorzüglich gutem Schutze eine schöne Dattelpalme.


Von den übrigen Bäumen im Garten muß ich besonders her
vorheben eine Magnolia grandiflora, von der Größe unserer
mittelmäßigen Birnbäume. Außerdem waren schöne Exemplare
vorhanden von Magnolia bicolor, Meterosideros alba, Nerium
splendens, Melaleuca linarifolia, Menispermum laurifolium.
Auch findet man den Granatenbaum, die indianische Feige und
die Agave. Aus dem, von Polsterer am angeführten Orte
nach den Angaben des Apothekers Mange und von Rantonnet,
so wie seinen eigenen Beobachtungen zusammengestellten Ver
zeichnisse der vorzüglichten, um Hyeres in den Gärten und im
Felde wildwachsenden Pflanzen, führe ich noch folgende hier
an: Arum colocasia, Arbutus unedo, Buxus balearica, Cakile
maritima, Canna indica, Capparis spinosa, Celtis australis,
Cercis siliquastrum. Cineraria maritima, Crinum longifolia,
Diospyros Letus, Erica arborea und australis, Gossypium
herbaceum, Hedysarum coronarium, Laurus nobilis, Laurus
tinus, Lavatera arborea, Melia Azedarach, Mimosa farnesiana,
Myrtus communis, M. italica, M. tarentina, Pinus halepen
sis, P. Pinea, P. Lentina, Pistacia lentiscus, P. terebynthus,
Salsola Kali, Scilla maritima, S. italica, Smilax mauritanica,
Staphylea pinnata, Stirax officinale, Viburnum lantana, V.
tinus, Witex Agnus castus und Zizyphus vulgaris. Ran
tonnet treibt auch einen ausgebreiteten Handel mit Sämereien,
Bäumen, Sträuchern, Ablegern und Zwiebelgewächsen, sowohl
im In- als im Auslande, nicht nur von Ziergewächsen, son
dern auch von Gemüsepflanzen.
Nach seiner Angabe haben im Jahre 1829 nachfolgende
Bäume eine Kälte von 5 Graden ertragen, als: Pittosporum
sinense, S hinus molle, Phönix dactylifera, Metrosideros alba,
Nerium splendens, Melaleuca linarifolia, Menispermum lau
rifolium, so wie mehrere andere erotische Gewächse, von denen
man doch annehmen muß, daß sie sich in einer sehr wohlge
schützten Lage befunden haben, wenn nicht gar während des
Frostes bei einigen noch besondere Vorkehrungen getroffen wor
den sind. Wenn man die Höhen in der Stadt so wie außer
(67

halb derselben besteigt, so wird man sehr bald gewahr, wie das
Gedeihen der Orangenbäume hier fast mehr von der Lage ih
res Pflanzortes, als von dem für sie geeigneten Klima be
günstigt wird. Denn die ganze Maffe der hier vorhandenen
Bäume findet sich in einer durch Anhöhen geschützten Thal
schlucht, die nur nach der Mittagsseite hin geöffnet ist, zusam
mengedrängt, wodurch allen, ihnen nachtheiligen Luftzügen ab
gewehrt wird, und darin ein erhöhter Wärmegrad stets erhal
ten werden muß. Die süßen Kirschbäume und die Quitten
bäume standen noch in voller Blüthe. Von unsern heimischen
Pflanzen blühten jetzt: Verbascum nigrum, Papaver Rhoeas
und Fumaria officinalis.
Jenseit der Stadt nach dem Meere zu erstreckt sich eine
schöne Ebene, die aus einem Salzmarschboden besteht, und sehr
gut angebaut ist. Zu einer nähern Untersuchung derselben
mangelte es mir an Zeit.
Nachdem ich im Gasthofe vier Stück mittelmäßige Oran
gen mit 15 Sols hatte bezahlen müssen, die ich in Marseille
für 6 Sols würde haben kaufen können, machte ich mich in
der Diligence auf den Rückweg. Außer mit schönem Waizen
und Bohnen bestellten Feldern, sieht man mehrere, die mit Erd
beeren bepflanzt sind, welche gegenwärtig in Blüthe waren.
Der 24. d. M. ist auch für Toulon ein kalter Tag ge
wesen, da man am Morgen etwas Frost und Schneefall ge
sehen hat. -

Der 31. März.


Wenn ich nicht durch besondere Umstände abgehalten werde,
unterlaffe ich den Besuch des botanischen Gartens an keinem
Orte, wo ein solcher vorhanden ist. Ich betrachte ihn immer
als eine Schule, worin man sich über die Eigenthümlichkeit
des Klimas auf die Vegetation in der Umgegend unterrichten
kann. Daher ging ich auch heute nach dem vor dem Thore
belegenen Jardin botanique. Dieser ist zwar von einemgerin
geren Umfange, als der zu Montpellier, aber recht sehr gut
ausgestattet. Alle Gewächse finden sich darin in sehr wohl
5-
68

unterhaltenen Exemplaren, und in einer musterhaften Anord


nunggruppiert. Ueberall weißangestrichene Blechplatten, worauf
mit schwarzer Schrift ihre Bezeichnung angegeben ist. Die
Wafferpflanzen werden in steinernen Kummen erzogen.
Von den hier im freien Garten vorhandenen Bäumen und
Pflanzen, die sich theils durch ihren Wuchs, theils durch ihre
Ausdauer im hiesigen Klima hervorstellen, muß ich folgender
besonders erwähnen, als: Rhamnus Zysyphus, R. ornus, Olea
sylvestris folis ovatis, lanceolatis, crenatis, Croton sebiferum
mit einer prächtigen blauen und wohlriechenden Schmetterlings
blume, Buxusbalearica, der in Blüthe war, Ephedra altissima,
Sterculia platanoides, Diospyros Lotus, Fraxinus ornus und
den Cupressus disticha. Von diesem Baume, der nach den
neuern Botanikern die Benennung Taxodium distichum führt,
steht hier ein sehr starker Stamm, der in der Brusthöhe wohl
über vier Fuß im Durchmesser hat, und an 50 Fuß hoch ist.
Er ist aus einem im Jahre 1797 eingelegten Stecklinge er
wachsen. Dieser Baum gehört zwar ursprünglich in Virginien
und Canada zu Hause, kommt jedoch auch im nördlichen Deutsch
land im Freien fort, und verdiente daher wegen seiner Schnell
wüchsigkeit wohl, daß er auch in den märkischen Forsten ange
bauet würde. Sollten ihm jedoch die norddeutschen Winter
ter nicht vollständig zusagen, so leidet es wohl beinahe keinen
Zweifel, daß dessen Anzucht in den Rheingegenden nichts We
sentliches entgegenstehen dürfte. Sein Holz ist sehr nutzbar
und läßt sich auch zu Mafbäumen verwenden.
Von der Zwergpalme sowohl als von der Dattelpalme
sind hier ebenfalls einige schöne starke Stämme vorhanden, na
mentlich von der letztern einige, die über zwei Fuß dick find.
Die Birken blühten, so wie von den Pflanzen auch Iris flo
rentina, Borago officinalis und von den ausländischen Calla
aethiopica. -

Von den Gewächsen in den Glashäusern muß ich her


vorheben: Zamia-dendata, den Psidium pyriferum und den
Ficus elastica, so wie den Kaffee- und den Gewürznäglein
baum in sehr guten Eremplaren. Die starken Fröste in den
69

Wintern von 1820, 1833 und 1836 sind mehreren aus süd
lichen Zonen hier fortkommenden Bäumen sehr nachheilig ge
wesen, da in diesen Jahren namentlich im Winter 4% der
Wärmemeffer bis auf 6° Reaumur unter Null gesunken ist.
Zum Theil find sogar bis auf die Wurzel abgefroren: Bigno
nia capensis, Ceratonia siliqua, Cactus opuntia, Ficus indica,
Mespilus Japonica, Nerium, Oleander, Laurus nobilis, Ichinus
molle und die Orangen mit Ausnahme der bittern Pomeranzen.
Dagegen haben vom Froste gar nicht gelitten: Acacia
farnesiana, A. nilotica, A.julibrissia, Laurus camphora, Ster
malia platanifolia und Phönix dactylifera,
Die Zucht des Olivenbaums ist in der Provence eine
Cultur von sehr bedeutendem Umfange. Nach den von auf
merksamen Landwirthen angestellten Beobachtungen hat sich er
geben, daß diejenigen Arten dieser Bäume, welche schwarze
Früchte tragen, im Granit-, Schiefer- und rohen Sandstein
boden gepflanzt werden müffen, die mit röhlichen Früchten je
doch am besten im Kalkboden fortkommen. Beide Arten ver
langen, wenn sie in der Küstengegend gepflanzt werden, eine
Lage nach Nordwesten, im Binnenlande aber nach Südosten.
Sie in die Ebene oder auf offene Ackerfelder zu bringen, ist
ihnen wenig zusagend, wohl aber gedeihen fiel in Thälern, auf
Hügeln und selbst bedeutenden Anhöhen, und am besten, wenn
sie im Verbande gepflanzt werden. Die meisten Früchte kann
man von diesem Baume erwarten, wenn er gut im Schnitte
gehalten wird, oder man ihn niedrig als Schlagholz zieht.
Ueber die Quantität Oel, welche sich von einem bestimm
ten Gewichte Oliven erwarten läßt, haben Versuche dargethan,
daß zunächst von 100 Pfunden guter reifer Oliven, durch Ab
schälen derselben, 76 Pfund Olivenfleisch und 22 Pfund Oli
vennüffe erhalten werden. Das erstere giebt dann etwa 22
Pfund klares und sehr wohlschmeckendes Oel. Werden die
Nüffe auf einer Mühle zerbrochen, so liefern sie 7 Pfund
Kerne, die an 4 Pfund fast eben so klares Oel geben, als
das aus dem Fleische erhaltene, aber von einem nicht so an
genehmen Geschmacke, sondern von einem etwas herben. Die
70

Schalen der Kerne aber, wenn sie zuvor zu einem Teige zer
malmt werden, geben dann nach dem Preifen nah an 8 Pfund
Oel, das jedoch in der Klarheit dem Oele aus dem Fleische
und den Kernen nachsteht, und keinen sonderlich angenehmen
Geruch befizt.
Der Kapernstrauch bildet in der Provence ebenfalls
einen nicht unbedeutenden Zweig der landwirthschaftlichen In
dustrie, und wird in eigenen Pflanzungen angezogen. Es find
von diesem dreiVarietäten bekannt, die sich von einander durch
die Anzahl der in den Blüthen enthaltenen Staubfäden unter
scheiden. Diejenigen davon, deren Staubfäden die Zahl 80
nicht übersteigen, find im Handel unter der Benennung capres
plates bekannt, die mit 100 Staubfäden heißen capres capuci
nes, und die mit 150 Staubfäden capres rondes.
Die Erndte dieser zum Würzen der Speisen dienenden
Blüthenknospen beginnt im Juni, und dauert bis in den Au
gut. Sie dürfen des Morgens erst dann abgepflückt werden,
wenn die Sonne den Thau abgetrocknet hat, also nicht vor 7
oder 8 Uhr. Um das Sammeln regelmäßig zu bewerkstelli
gen, werden die Pflanzungen (Caprieres) in mehrere besondere
Quartiere geheilt, und ein jedes wöchentlich sorgfältig durch
gegangen und die Knospen eingesammelt. Die verschiedene
Größe derselben, welche von ihrem Alter abhängt, bedingt die
Qualität, von welcher man die nachfolgenden sieben Verschie
denheiten angenommen hat: -

1) Die gewöhnlichen Kapern, deren Knospen be


reits aufgeschloffen sind. Diese werden als Ausschuß zurück
gelegt.
2) Die Mittelfeinen, deren Knospen dem Oeffnen
nahe find.
3) Die Feinen, welche eine eckige Gestalt haben.
4) Die Capottes, welche vollkommen rund sind, so wie
5) Die Capucines.
6) Die Superfeinen und
7) Die Unvergleichlichen (Nonpareilles), die sich
von den unter 4) genannten nur in der Größe unterscheiden,
71

so daß die letztern die kleinsten Knospen enthalten, deren Durch


meffer nur 5 Millimeter beträgt. Bei dem Ablesen werden
daher in jedem Quartiere täglich die sich vorfindenden kleinsten
Knospen gepflückt, wodurch sich dann in jeder Woche die an
gegebenen verschiedenen Sorten von selbst finden. Man kann
annehmen, daß in einem Centner Kapern an Kaufmannswaare
enthalten find: -

Mittelfeine 3 Pfund
Feine 15 „
Capottes 30 „
Capucines 30 „
Superfeine 15 „
Nonpareilles 7 „
überhaupt 100 Pfund.
Die ganze Erndte an Kapern in der Provence hat in
den Jahren 1821 bis 1828 durchschnittlich betragen:
100 Centner Nonpareilles
300 „ Superfeine
500 „ Capucines
600 „ Capottes
300 „ Feine
200 „ L. Mittelfeine
2000 Centner überhaupt.
Der 1. April.
Um 11 Uhr Vormittags saß ich in der Diligence und
nahm meinen Weg nach Nizza. Die Straße dahin führt von
Toulon ab in einem engen Thale, das von beiden Seiten von
Felsen eingeschloffen ist. Man sieht nur Olivenbäume und
Weinstöcke mit dazwischen gesäetem Getreide, in der Proven
caler Anordnung, wie solche schon weiter oben beschrieben wor
den ist. Das Getreide besteht nur in etwas Waizen und Ha
fer, so wie in Gartenbohnen. Man kömmt durch la Farlaie
nach Rollierpont, woselbst fich einige Wiesenstrecken befinden,
die gewäffert werden können. Der Boden ist hier überall ein
rohbrauner Lehm, der öfters mit Schotter vermengt ist, und
72 -

diese Beschaffenheit auch bis nach Cuers beibehält. Bei die


fem Orte find viele Maulbeerbäume gepflanzt. Die Oliven
bäume fangen hier an, in ihren Stämmen stärker zu werden,
als sie mir bisher vorgekommen waren. Man war beschäftigt,
das dürr gewordene Holz aus denselben heraus zu sägen. In
den Weinbergen wurde gepflügt, und es scheint, als wenn die
tägliche Arbeit davon, ohne zu Mittag auszuspannen, durchge
führt wird, da sowohl die den Pflug ziehenden Pferde, als
auch die Ochsen, mit Futterbeuteln versehen waren, aus denen
fie nach Belieben fraßen. Sobald man Cuers hinter sich hat,
fängt das Thal an, sich zu erweitern, namentlich zur Rechten,
Der bisherige Ackerboden wird schotteriger und erscheint weni
ger fruchtbar. Die Gegend erhebt sich fortwährend, die Oli
venbäume fangen an wieder kleiner zu werden, und man sieht
statt deren in den Reihen der Weinstöcke jetztgrößtentheils Fei
genbäume. Die, zwischenden mit Weinstöckenbepflanzten Beeten
zum Getreidebau bestimmten Räume hatten eine Breite von
einer Ruthe, auch kommen Beete vor, die nur mit einer Reihe
Weinstöcke bepflanzt sind. Am Wege standen große Büsche der
Besenpfrieme. Die in der Entfernung gelegenen Höhen sind
zum Theil mit Nadelholz bewachsen. -

Nähert man sich le Pujet, so giebt der bessere Wuchs der


Olivenbäume zu erkennen, daß man durch Herabsteigen wieder
in ein etwas milderes Klima getreten ist, so wie der vorkom
mende gute Hafer, rohe Klee und Luzerne eine bessere Bo
denbeschaffenheit anzeigen, wenn gleich der Schotter noch nicht
verschwindet. Die Ackerfelder waren mit Steinmauern einge
faßt. Bei Pignans fanden die Aepfelbäume und auch die
sehr schönen süßen Kirschbäume noch in voller Blüthenpracht
Sonst fieht man hier Olivenbäume und Weinstöcke mit Getrei
deflächen dazwischen, so wie früher. In den Weinbergen war
man noch mit dem Beschneiden der Stöcke und mit dem An
pfählen derselben beschäftigt. Der Ackerboden nimmt hier eine
sehr rohe Farbe an, und die Straße fängt jetzt wieder an zu
steigen. Man kommt nach Gonfaron, woselbst der Maulbeer
baum noch nicht aufgeschloffen war. Die Berge zu beiden
73

Seiten des Weges traten immer mehr zurück, so daß die Ge


gend sich fortwährend erweitert. Im Felde arbeitete man viel.
Der Waizen wurde behackt, und die Olivenbäume, unter denen
sich viele gepfropfte Stämme befanden, wurden beschnitten.
Die Birnbäume standen in voller Blüthe. Der Himmel trübte
sich und es gab einige Regentropfen. Wir erreichten gegeu
Abend le Luc, und kamen, während uns ein heftiger Nordost
quälte, gegen 11 Uhr in Draguignan an. Von hier wurde
in der kalten Nacht, in der Region des Nadelholzes weiter ge
fahren, und immer gestiegen, bei Frejus vorbei. Bald nach
Sonnenaufgang langten wir ,
am 2. April
in Lestrelles an. Trotz der Höhe des Standpunktes und der
rauhen Luft standen hier bei dem Posthofe doch die Pfirsich
bäume in der Blüthe. -

Wenn man sich von hier nach Cannes zu wendet, fängt


die Straße an sich fortwährend zu neigen, und je tiefer sie sich
senkt, je mehr treten die Feigenbäume, die Weinstöcke und die
Olivenbäume wieder hervor. Es stehen Korkeichen am Wege
und man kömmt Aeckern vorbei, auf welchen der Lein schon in „/

Blüthe getreten war. Es kamen Pflanzungen von jungen Ro


sensträuchern zum Vorschein, und nach dem Meere zu befanden
sich mehrere Wiesenflächen. Von Cannes führt der Weg am
Fuße des Gebirges, bei fortwährender Erweiterung des nie
drigen Küstenstrichs, nach Antibes. Am Meere liegen hin und
wieder kleine Sandflächen, die jetzt nicht bestellt waren. Sonst
sieht man überall auch hier Weinstöcke mit dazwischem gesäe
tem Getreide und zwei Fuß hohem blühenden Lein. Kleine
Pflanzungen von jungen Orangenbäumen fangen an sich zu
zeigen, und je weiter man vordringt, je kräftiger erscheinen die
Olivenbäume. Mit Antibes tritt man in eine südlichere Pflan
zenbildung, und es zeigen sich in den Gärten Orangenbäume
und einzelne Dattelpalmen.
Hinter diesem Orte kömmt man sehr bald in bedeutende
Oliven- und Weinpflanzungen. In den erstern werden die
74

Bäume immer ansehnlicher, so daß sie in ihrem Umfange un


fern stärksten Birnbäumen gleich stehen. Sie waren hier und
da noch mit reifen schwarzen Früchten behangen. Unter den
mit Feldfrüchten bestellten Ackerstücken befanden sich auch Brei
ten mit Roggen, die bereits die Aehren vollständig hervorge
trieben hatten. Bevor man den Var erreicht, bekommt man
am Wege die ersten Agaven zu sehen. Durch immer schönere
Olivenpflanzungen, durch Weingärten, in denen es auch an
Obstbäumen nicht fehlt, durch gute Wiesengründe und Gemüse
gärten nähert man sich dem so hoch gefeierten Nizza. In der
nächsten Umgebung dieses Orts, namentlich in der Vorstadt
Croir de Marbre, wird man von Tausenden von Orangen
bäumen begrüßt, und durch die Menge der Früchte, mit wel
chen sie gegenwärtig beladen sind, auf eine höchst liebliche und
fremdartige Weise überrascht.
Der 3. bis 15. April.
Diese Zeit habe ich in dem mir so lieblich gedachten Nizza
zugebracht, aber leider von den Reizen des hiesigen Himmels
frichs und der durch ihn belebten Vegetation nur wenig ge
noffen, da die Witterung im Ganzen kühl und an der Mehr
zahl der Tage sehr regnerisch war, so daß ein freundlicher Son
nenschein fast nur stundenweise die Natur belebte, und ich da
her mit meinem Aufenthalte sehr oft auf das Zimmer be
schränkt wurde, und von manchen Excursionen nicht ohne durch
näßt zu sein, zurück kehrte. Die Temperatur erhob sich wäh
rend dieser ganzen Zeit in den Mittagsstunden nicht über 13?
Reaumur, sie sank des Abends um 10 Uhr bis zu 4 Graden
herunter und zeigte an einigen Tagen des Morgens um 6 Uhr
nur 3 Grade, wie dieses aus der angehängten Temperatur
Nachweisung näher zu ersehen ist. Dagegen hat die Milde
des hiesigen Klimas sich doch wieder dadurch bewährt, daß am
14. d. M., an welchem Tage, nach der mir vom Herrn Pro
fessor Verrani gewordenen Mittheilung, die Straßen zu Genua
mit Schnee und Eis bedeckt gewesen sind, wir hier 7 Grad
Wärme hatten. Fremde, welche hier den Winter zugebracht
75

haben, versicherten mich, daß sie sich vom December bis in


den März hinein eines sehr lieblichen, warmen Winterwetters
zu erfreuen gehabt hätten. Auch Herr Riffo, der mit den Na
turerscheinungen in der hiesigen Gegend ganz vertraut ist, er
wähnte mir, daß die gegenwärtig sehr naffe und unfreundliche
Witterung eine Ausnahme von der Regel sei.
Die sonstige Milde des hiesigen Klimas ist aber ganz be
sonders in der Lage des Orts und dessen Umgebung aufzu
suchen. Diese, am Fuße der Meeralpen sich ausdehnend, und
durch dreifach hinter einander sich erhebende Bergzüge von
Osten durch Norden nach Westen geschützt, gestattet nur den
Luftströmungen aus Süden Zugang. Ein solches günstiges
Zusammentreffen der Umstände hat aber auch nicht ermangelt
einen Vegetationszustand hervorzubringen, der mit demjenigen,
der in den südlichsten Theilen von Italien angetroffen wird,
sich messen darf, wie sich dieses weiterhin bestimmter erge
ben wird. -

Obgleich der nach dem Meere zu sehr abfallende Küsten


strich in seinen Vegetationsverhältniffen, bis über Genua hin
aus und bis zum Golf von Spezzia, im Allgemeinen sich
gleich bleibt, so ist doch nicht in Abrede zu stellen, daß von al
lem, was derselbe in dieser Hinsicht aufzuweisen hat, das aller
vorzüglichte nur in der Umgebung von Nizza aufgefunden
wird. Die kraftvollen Stämme der Orangen- und Oliven
bäume, so wie die hohen Schäfte der Dattelpalmen und die
baumhohen Blüthenstengel der Agaven sind die sprechendsten
Beweise für diese Annahme. Tritt allerdings der Pflanzen
wachsthum in den südlichsten Theilen in größerer Ueppigkeit
hervor, als hier um Nizza, so fehlt doch hier, mit geringen
Ausnahmen, kein Repräsentant der dortigen Pflanzengattungen.
Ueber den Reichthum der hiesigen Naturproducte, so wie
über die Beschaffenheit des Klimas findet man in dem Werke
von Risso: Histoire naturelle des principales productions de
l'Europe méridionale et particulièrement de celles des envi
rons de Nice et des Alpes maritimes. 5 Tomes, ornés de
planches. Paris, 1826. von welchem er jetzt eine neue und
76

sehr vervollständigte Ausgabe veranstaltet, eine sehr umständ


liche Auskunft, woraus ich das Nachfolgende hier einschalte,
um über die zuvor genannten beiden Gegenstände einen allge
meinen Ueberblick zu geben.
Nizza ist unter dem 43° 7“ nördlicher Breite und unter
dem 5 Grade östlicher Länge von Paris belegen. Die mittlere
Jahreswärme beträgt nach den von Riffo angestellten 20jähri
gen Beobachtungen in den Jahren 1806 – 1825 des
Morgens um 8 Uhr 11, 3°
zu Mittage 15, 5
Abends um 8 Uhr 12, 5
woraus sich für den ganzen jährlichen Durchschnitt 13,1° Re
aumur ergeben.
Nach Schouw“) in berichtigten Centesimalgraden 15,60°,
welche sich folgendermaßen verheilen:
auf den Winter mit 9, 349
„, „ Frühling 13, 31
„, „ Sommer 22, 49
„, „ Herbst 17, 16.
Hiervon treffen auf:
den Januar 8, 279
„, Februar 10, 00
„ März 10, 52
„ April 12, 73
„ Mai 16, 67 "
„ Juni 20, 57
„ Juli 23, 20
„ August 23, 62
„ September 21, 44
„, October 17, 11
„ November 12, 95
„, December 9, 81
Ueber die Menge des zu Nizza jährlich herabfallenden
Meteorwassers sind mir keine Beobachtungen bis jetzt bekannt
*) Schouw: Tableau sur le Climat et le vegetation de l’Italie,
Vol. I, 2 Supplement pag 128.
- 77

geworden. Die Zahl der Regentage aber stellt sich nach den
gedachten zwanzigjährigen Beobachtungen im Durchschnitt
für den Winter auf14, 8
„, „ Frühling „ 15, 1
„, „ Sommer „ 6, 2
„ „ Herbst „ 15, 6
und überhaupt auf51, 7 Tage
Schneefall ereignet sich in 20 Jahren nur an 8 Tagen.
Außer mehreren kleinen Bergströmen wird die Thalebene
von Nizza durch den Var und den Paglione gewäffert, die ih
ren Ursprung in den Meeralpen nehmen.
Bevor ich auf die Betreibung des hiesigen Landbaues
näher eingehe, ist es nöthig, die in der Umgegend herrschenden
Entwickelungsperioden der Vegetation darzustellen.
Obgleich der Januar als der strengste Monat im Jahre
anzusehen ist, so hält sich der Wärmemeffer darin doch ge
wöhnlich über dem Gefrierpunkt. Er zählt wenige Regentage
und es fällt darin selten Schnee, in fünf Jahren etwa ein
mal. Sonst sind die Tage desselben von einer ganz besondern
Heiterkeit. Es fällt viel Thau, der in strengen Jahren zuwei
len gegen den Aufgang der Sonne sich in einen leichten Reif
verwandelt. Demohngeachtet wird hierdurch die Blüthe der
Mandelbäume und der Haselnußsträucher nicht verhindert, und
selbst nicht die einiger Citronate. Die zweite Erndte dieser,
der Orangen, der Citronen und der Pommeranzen wird in die
sem Monat beschafft. Man fährt mit der Einsammlung der
Oliven zur Oelbereitung fort. Die Wiesen beginnen gegen
das Ende des Monats sich mit neuem Grün zu bekleiden.
Die Haseln, der Azarolbaum, der spanischeFlieder, die babylo
mische Weide (Thränenweide) und mehrere andere Bäume trei
ben die Blätter hervor. Das Arundo donax wird geschnit
ten, und doppelte Veilchen und Jonquillen werden zum Par
fümeriegebrauch gesammelt, man sieht die Monats-Erdbeeren
reifen und die Artischocken, grüne Erbsen und andere Küchen
gewächse zum Gebrauch zeitigen.
Die trockene Zeit, welche sich in der Regel mit der Win
78

tersonnenwende einstellt, verliert sich um die Mitte des Fe


bruar, und die Luft füllt sich mit Dünsten, kalte Winde un
terbrechen zuweilen den sonst gewöhnlichen Witterungslauf, und
verspäten den Trieb einiger Baumgattungen, ohne denselben
jedoch jemals zu hemmen, und verhindern nie, daß die Pflau
men-, Aprikosen- und Lorbeerbäume sich mit Blüthen bedecken,
so wie der Thymian und der Roßmarin.
Windstöße kündigen im März die Annäherung der Ta
ges- und Nachtgleiche an, und Platzregen, zuweilen von Don
ner und Blitz begleitet, stellen sich abwechselnd ein, worauf bald
alsdann der Himmel seine bisherige Heiterkeit wieder annimmt.
Nach der Tag- und Nachtgleiche nimmt die Atmosphäre ge
wöhnlich für einige Zeit einen bestimmten Charakter an, und
neigt sich dann entweder zur Näffe oder zur Trockenheit mit
einem sehr bewölkten oder sehr heitern Himmel. Während des
Laufs dieses Monats treiben die Maulbeerbäume das Laub
hervor, und alle Bäume der verschiedenen Arten von Pfirsichen,
Kirschen, Pflaumen und Birnen, so wie der Kirschlorbeerbaum
stehen in voller Blüthe. Man fährt fort, die Orangen und
Pommeranzen zu erndten.
Ein Horizont, bedeckt mit Wolken, die plötzlich durch mehr
oder weniger heftige Winde zerstreut werden, und Platzregen,
gefolgt von einer brennenden Sonne, charakterisieren und ver
binden den März mit dem April. Die Jujuben, die Feigen
und Granatbäume, so wie der Weinstock bedecken sich mit Laub,
die Dattelpalme, der Zeltenbaum, der Amelanchier (Mespilus
amelanchier), Lein und der spanische Flieder schließen die Blü
then auf. Man sammelt grüne Erbsen, Artischocken und Gar
tenbohnen, und beendigt die Erndte der Orangen, setzt aber die
der Citronen noch fort. Die Unbeständigkeit der Temperatur
unterbricht zuweilen das Vorschreiten der Vegetation mancher
Baumgattungen, wodurch Krankheiten herbeigeführt werden, die
der Erndte der Früchte nachtheilig find. Daß ein reichlicher
Regen in diesem Monat für die hiesige Gegend sehr wün
schenswerth ist, geht aus einem alten hergebrachten Sprichwort
hervor, das im Patois heißt wie folgt: Abrieu es de trenta
d 7)

se ploughesse trent" un non faria mau à dejun d. h. der


Monat April hat dreißig Tage, und wenn es am ein und
dreißigsten regnete, so würde dieses Niemandem schaden.
Die milde Temperatur im Monat Mai läßt den größten
Theil der hiesigen Pflanzenwelt in ihrem schönsten Schmucke
erscheinen. Die Cerealien treiben die Aehren hervor, man sam
melt die Blüthen der Orangen- und Pommeranzenbäume, so
wie die Rosen. Die Olivenbäume fangen an die Blüthen
büschel hervorzutreiben. Der Weinstock beginnt die Trauben
zu zeigen, einige Kirchenarten, so wie die chilesischen Erdbee
ren, reifen ihre Früchte.
Wenn im Monat Juni sich dicke Nebel aus dem Meere
erheben, und nach dem Gebirge ziehen, befürchtet man jederzeit
einen nachheiligen Einfluß auf die Wein- und Oelerndte, die
werthvollsten Producte des hiesigen Landstrichs. In diesem
Monat kommen zuweilen Tage mit dem sonderbarsten Witte
rungswechsel vor. Die vollkommenste Windstille des Morgens
wird dann gegen Mittag durch, aus allen Weltgegenden sich
abwechselnd erhebende heftige Winde, von denen der Ostwind
Regenschauer bringt, den Südwinden Gewitter folgen, unter
brochen, worauf ein eintretender West-Nordwestwind die frühere
Windstille zurückführt. Bald darauf erhebt sich der Süd-Süd
westwind aufs neue, und bringt die zuvorgedachten Erscheinun
gen abermals herbei, bis ein Nord-Nordwestwind die Wolken
verjagt und der Himmel in einer völligen Schönheit wieder
erscheint. Aber kaum ist eine Stunde verlaufen, so fängt auch
schon wieder der Ostwind an thätig zu werden, und in seinem
Gefolge steigen furchtbare Gewitter auf, die der Nordwind wie
der zerstreut, worauf nach einem achtstündigen Kampfe der Ele
mente der Atmosphäre wiederum das schönste Wetter eintritt,
Die heißen Tage, welche sich nunmehr einstellen, bewirken, daß
nach einigen Regenfällen die Blüthen des Oliven- und Gra
natbanmes, so wie des Weinstocks sich aufschließen. Eben so
treten die Nelken, der Jasmin und die Fackeldisteln in Blüthe
Die Cerealien und ein Theil der Hülsenfrüchte reifen, man
sammelt die Blüthenknospen des Kapernfrauchs, es gibt grüne
80

Vitsbohnen, Lauch und Zwiebeln, so wie auch einige Arten von


Kartoffeln. Alle Kirschen, Stachelbeeren und Erdbeeren, ei
nige Arten von Mandeln, Pflaumen, Birnen, Aepfel und Apri
kosen reifen, und in guten Jahren werden auch bereits die
Seidencocons abgelesen. Die aufbrechenden Blüthen der Gra
natenbäume, der Agaven, Zwergpalmen, Fuchsien, Volkamerien
und Passionsblumen bekunden, daß die Lufttemperatur eine
Höhe von 20 Graden erreicht habe
Die Stille in der Luft im Monat August, die abge
erndteten Felder, die dürren Berge, die blendende Weiße des
Kiefes, tragen alle dazu bei, die Hitze zu erhöhen, welche im
Laufe dieses Monats 20 bis 25 Grade der Reaumürchen
Scala erreicht. Es reifen nunmehr die Melonen und die Was
sermelonen, einige Traubenarten, Pflaumen, Pfirsiche und Him
beeren. Man bricht Mandeln ab, so wie welche Nüffe und
Haselnüffe, auch Azarolen.
Im September erndtet man die Kastanien, Jujuben
und noch Azarolen. Man schneidet Trauben zum Trocknen
ab, und sammelt Oliven zum Einsalzen.
Im October stellen sich die Aequinoctialregen ein, welche
zuweilen so anhaltend werden, daß die Trauben zu faulen an
fangen. Der Johannisbrodbaum und der Safran blühen.
Man erndtet Vitsbohnen, Mais und alle Gattungen von Aep
feln und Birnen, Quitten und Granatfrüchte, einige Citronen
und die ersten schönen Orangen. Sobald die Weinlese been
digt ist, schreitet man zur Olivenerndte.
Während des Monats November, dem eine Tempera
tur von 10 bis 12 Graden angehört, fieht man aufallen Hü
geln diejenigen Orangenbäume, welche während des Sommers
am meisten von der Hitze gelitten hatten, in die Blüthe treten,
so wie auch die Narcissen, das Meembrianthemum, die Vol
kamerien und einige Amaryllisarten. Man fährt mit der Oli
ven-, Orangen-, Citronen- und Pommeranzenerndte fort. Der
Küchengarten liefert grüne Erbsen, Blumenkohl und andere
Gemüse für den Tisch.
Im December schmücken blühende Tacetten, Anemonen,
81

die Nieswurz und der Buchsbaum die Gärten mit ihren Blü
then, so wie die Haselsträucher und einige Arten der Mandel
bäume bereits hervortreiben. Die Küchengewächse vermehren
fich, und an wohlgeschützten Orten reifen auch nochLiebesäpfel.
Man ist mit der zweiten Erndte der Citronen, Orangen, Pom
meranzen und Cedrate beschäftigt, und fährt mit der Einsamm
lung der Oliven fort.
Die der hiesigen Vegetation angehörigen Gewächse bilden
vier verschiedene Regionen, welche gleichsam eine über die an
dere sich erheben. In der ersten stehen diejenigen Pflanzen,
welche gewöhnlich nicht über 100 Metres über der Meeres
fläche zu wachsen pflegen. Der felsige Theil des Littorale die
der Region ist mit Chamaerops humilis, Anthyllis vulneraria,
Lychnis barbajovis, Lavatera maritima, Andropogon Allioni,
und die Sandflächen mit Hirsearten, Echinophorus, Soda
pflanzen, Kreffenarten, Silene, Prenauthes, Ononis spinosa,
mehreren Arten von Poligonum und Pancratium, so wie noch
mit Medicago und mit Glaux maritima bedeckt.
In der zweiten Zone gedeihen alle Gattungen der He
speriden, und man erzieht darin auch die Dattelpalme, den
Maulbeerbaum, die Platanen, den Azedarach, die Mimosen,
den Celtis australis, den Ricinus, den Lorbeerbaum, die Pe
largonien, den Jasmin, die Rosen, Tulpen, Tuberosen und
Jonquillen. Dieser Gürtel erhebt sich auf200 Metres über
den Spiegel des Meeres.
Die dritte Zone, welche jedoch in die zweite eingesprengt
vorkömmt, ist die der Oliven- und Feigenbäume und des
Weinstocks. Man findet in dieser auch den Jujuben- und den
Lorbeerbaum, die Agaven und die Fackeldisteln, so wie den Ka
pernstrauch. Auch werden darin sämmtliche Getreidearten und
Hülsenfrüchte des südlichen Europas cultiviert.
Die vierte Region enthält die dreich liegendenKalkstep
pen. Dieses find nackte Felsen, in deren Klüften der Johannis
brodbaum, die Pinien, der Cistus, Roßmarin, Lavendel, Thy
mian und die Myrthen verwildert sich angesiedelt haben, und
unter denen mehrere Gräser wuchern. Die in diesen vier Re
6
82

gionen der Cultur fich darbietende Fläche zerfällt nach ihrer


natürlichen Beschaffenheit:
1. In die am Meere belegenen unbebauten Felsklüfte und
kiesige Sandstrecken, welche sich von der Mündung des Var
bis zum Berge Montboron ausdehnen. Ein großer Theil die
ser Gründe könnte mit Sodapflanzen oder mit Zwergpalmen
bebaut werden.
2. In Gärten, worin die Orangen- und andere Obst
bäume, auch Gemüsepflanzen gezogen werden, so wie auch die
freien Felder, welche nicht nur dem Gemüsebau, sondern auch
der Cultur der Hülsenfrüchte, Cerealien und Handelspflanzen
unterliegen. Endlich gehören hierher auch noch die einzelnen,
in den Feldern zerstreut umherliegenden Wiesen.
3. In die mit Weinstöcken bepflanzten Grundstücke, so wie
die, welche nur mit Olivenbäumen besetzt sind, und die aus
schließlich dem Getreidebau gewidmeten Ländereien.
4. In die kalksteinfelfigen Höhen, die für den Ackerbau
nicht taugen, nur eine magere Weide gewähren und mit Schlag
holz bewachsen sind. Der Boden der culturfähigen Ländereien
besteht in einem mehr oder minder tiefen kalkhaltigen Thone
von röthlicher oder weißlicher Farbe.
Die Eigenthümer der dem Getreidebau allein unterliegen
den Ländereien, so wie der, welche mit Weinstöcken, Oliven
und Fruchtbäumen bepflanzt, darunter mit Getreide und Kü
chenpflanzen bestellt sind, benutzen solche mit ihren Pächtern
um die Hälfte. Die Orangengärten, die reinen Olivenpflan
zungen und die Wiesen werden dagegen von ihren Besitzern
größtentheils für ihre eigene Rechnung bewirthschaftet. Ge
schieht dieses aber bei den Orangen- und Olivengärten antheil
weise mit Pächtern, so verbleiben dann dem Eigenthümer #
oder auch wohl # des Ertrages. Zuweilen kommen auch Ver
pachtungen in Gelde auf3 bis 9 Jahre vor. Die uncultivierten
steppenartigen Weideflächen werden an Schäfereibesitzer auf
mehrere Jahre gegen eine mäßige Pacht überlassen.
Was nun den Ackerbau insbesondere anbetrifft, so muß
zunächst bemerkt werden, daß überall da, wo Waffer zu Ge
83

bot steht, der Acker niemals ruht, sondern sobald die Erndte
einer Frucht geschehen ist, die Stelle dieser sogleich wieder durch
eine andere ersetzt wird. Diese Bewirthschaftungsart erfordert
aber eine öftere Düngung, welche in der Regel alle zweiJahre
erfolgt.
Die Bearbeitung des Bodens wird in der nächsten Um
gebung von Nizza mit dem Spaten und dem Karste bewirkt,
und nur in den entferntern Gegenden bedient man sich dazu
des Pfluges. Da in der erstern der Getreidebau größtentheils
in den Olivenpflanzungen und in den Wein- und Fruchtgärten
getrieben wird, so besorgt man, bei dem Gebrauch des Pfluges
die zarten Wurzeln der Bäume zu beschädigen. Der Boden
wird auf 14 Fuß tief aufgearbeitet, der Mist in demnächst
dazu besonders aufgehauenen Rinnen untergebracht und dann mit
der Gartenbohne besäet, deren Saatzeit vom Oktober bis zum
Schluffe des Jahres fällt. Man behackt die Bohnen zweimal,
und schneidet die Gipfel der Pflanzen ab, sobald die Schoten
zu reifen anfangen. Sie werden im Juni geerndtet.
Waizen und Roggen säet man ebenfalls vom October ab
bis zu Ende des Decembers. Die Gerste und die Vitsbohnen
aber, so wie die Kichern und die Kartoffeln werden vom Ja
nuar ab bis in den April hinein gelegt, und zuletzt der Hanf
von hier ab bis zur Mitte des Mai gesäet. Das Getreide
wird im Juni und zu Anfang des Juli geerndtet. In dem
letztern Monate rauft man den Hanf, scheuert Kichern und
Linsen ein, und gräbt die Kartoffeln aus. Sobald der Wai
zen und die Bohnen eingeerndtet sind, wird alles Land, was
bewäffert werden kann, sogleich wieder mit Vitsbohnen und
mit Mais bestellt.
Im August beginnt man mit der Erbsensaat, hauptsächlich
zum Grünverbrauch, und fährt damit alle vier Wochen fort
bis zum Frühjahre. -

Der Ertrag der Feldfrüchte, sowohl der Cerealien als der


Hülsenfrüchte, steigt in fruchtbaren Jahren von 12 bis 15fäl
tig, in mittleren Jahren von 4 bis 6fältig, in unfruchtbaren
Jahren aber erndtet man öfters kaum das Saatkorn wieder.
6
84

Die Feldfrüchte, die auf den hiesigen Aeckern, in den


Weinbergen und Olivengärten angebauet werden, verdienen
eine nähere Erwähnung, die ich im folgenden aus dem Riffo
schen Werke geben will.
I. Von den Waizenarten werden gefunden:
1. Triticum aestivum. Blé roux. Dieser trägt
eine lange Aehre mit schweren Körnern in vier lockern Reihen
und giebt 10 bis 18fältig. Aus dem Stroh werden Frauen
hüte geflochten -

2. Triticum hexangulare. Blé à six rangs. Mit


kurzen Aehren und sechs Reihen dicht gedrängter Körner.
Kömmt am besten auf freien und feuchten Aeckern fort, und
lohnt 9 bis 12fältig.
3. Triticum album. Blé blanc. Dieser wird in
den Ebenen am meisten gesäet, trägt eine lange Aehre mit ge
drängten Körnern und giebt 7 bis 10 fältig
4. Tritic um bicolor. B. bicolor. Mit sehr kur
zen Aehren, kömmt in jedem Erdreich fort, und erträgt 4 bis
5fältige Frucht.
5. Triticum nigrum. B. noir. Mit sehr langer
blauschwarzer Aehre und 4 bis 5 Reihen Körner. Er liebt die
Abhänge der Hügel und gibt wohl einen 15fältigen Ertrag
6. Triticum polonicum. B. de Pologne. Mit
sehr langer Aehre, und ist, da ihm eine niedrige Temperatur
nicht schadet, geeignet auf hohen Bergen gebaut zu werden.
7. Triticum tustella. B. de Touzelle. Mit
sehr langer Aehre, gedeiht am besten in der Ebene und erträgt
9 bis 12fältig. Das Stroh wird zuHüten und verschiedenen
Wirthschaftsgeräthen gebraucht.
8. Triticum siliginum. B. rouge. Die Cultur
dieser Waizenart ist von geringerem Belange, als die der vo
rigen, gefällt sich aber auf hochliegenden, kiefigen Aeckern.
Die Aehren sind kurz und das Stroh wird zu verschiedenen
Gegenständen verarbeitet.
85

9. Triticum mauritanicum. B. de Mauritanie.


Hat sehr kurze Aehren, kömmt aufAnhöhen fort und giebt 6
bis 7fältig.
10. Triticum.ghelfa. B. ghelfe. Mit sehr kur
zer, beinahe viereckiger Aehre, und ist für trockenen und steini
gen Acker zu empfehlen, wo von ihm ein sechsfältiger Ertrag
zu erwarten steht. Sein Stroh ist zur Verarbeitung geeignet.
11. Triticum monococcum. B. petit. Dieser wird
an einigen Orten in der Berggegend cultiviert, wo er mittel
mäßige Erndten liefert.
12. Triticum martius. B. de Mars. Diese Wal
zenart, von der drei Abarten bekannt sind, liefert das Stroh,
aus welchem die weltberühmten Florentiner Strohhüte verfer
tigt werden. Steinige Anhöhen jagen dem Anbaue desselben
am besten zu. Man fäet diesen Waizen breitwürfig und sehr
dick von dem Ende des Decembers bis in den März und be
deckt die Saat nur zwei Finger hoch mit Erde. Zum Fabrik
gebrauch des Strohes wird dieser Waizen eingeerndtet, sobald
die Körner die Hälfte ihres Wachsthums erreicht haben. Man
rauft ihn dann aus, und bindet ihn in kleine Garben, welche
fünf bis sechs Tage lang der Sonne und dem Thau ausge
fetzt werden, in welcher Zeit das Stroh eine angemessene Weiße
erlangt. Hiernächst wird von jedem Halme der Theilzwischen
derAehre und dem ersten Knoten abgeschnitten, da dieses Stück
allein zur Verfertigung von Hüten nur gebraucht werden kann.
13. Triticum durum. B. de Barbarie. Mit dicken
Aehren, in welchen sich vier bis sechs Reihen ziemlich dicker,
etwas zugespitzter harter Körner befinden. Kömmt bis zu ei
nem sechsfältigen Ertrage und liebt die Anhöhen.
14. Triticum spelta. B. farre. Mit sehr langer,
viereckiger, dünner Aehre und harten schweren Körnern. Ein
Erdreich von mäßiger Feuchtigkeit ist ihm am günstigsten und
er erträgt darin 12 bis 15fältig.
Einige Landwirthe säen auch noch Waizenarten aus Ca
labrien, Tunis und Corsika, deren Saamen aber jährlich ge
wechselt werden muß, da sie sonst ausarten.
86

Aller hartkörniger Waizen wird am stärksten begehrt, da


dieser für die Fabrication der Maccaroni am geeignetsten ist.

II. Roggenarten.
1. Winterroggen. Dieser giebt langes und starkes
Stroh, das man zum Dachdecken verwendet; die Aehren find
sehr lang. Er giebt 10 bis 12fältig.
2. Sommerroggen. Seigle nein. Hat lange Aeh
ren mit kleinen Körnern, dem kiefige Aecker zusagen, aufwel
chen er drei- bis vierfältigen Ertrag liefert.
3. Zottiger Roggen. Seigle velu. Mit langen
Aehren, der steinigen Boden liebt und darin drei bis vierfäl
tige Erndten giebt.
In allen kiefigen Aeckern säet man eine Mischung von
Winterroggen mit der zu 7. gedachten Waizenart, deren Mehl
ein gutes Hausbackenbrod liefert. -

III. Gerstenarten.
1. Vierzeilige Gerste. Orge commune. Mit mitt
lerer Aehre und dicken Körnern. Gehört auf die Hügel, wo
fie 10 bis 12fältig trägt.
2. Himmelsgerfte. 0. pelée. Von der auch noch eine
Abart mit kleinen Körnern gebaut wird. Der Ertrag ist zehn
fältig. -

3. Nackte Gerste. 0. nue. Kömmt gut auf den An


höhen fort und giebt da einen neunfältigen Erfolg
4. Hordeum barbaricum. O. de Barbarie. Be
fizt eine kurze vierzeilige Aehre und trägt öfters zwölffältig
5. Hordeum nudum distich um. O. nue à deux
rangs. Mit sehr langer zweizeiliger Aehre und großen Körnern.
6. Hordeum hexastich um. O. à six rangs. Wird
vom Januar bis in den März hinein gesäet und giebt 16fäl
tig. Ihr Stroh dient zur Viehfütterung.
7. Hordeum distichum. O. à deux rangs. Mit
sehr langer Aehre, giebt in schlechtem Boden einen neunfältigen
Ertrag -
87

8. Hordeum distich um latum. 0. à deux rangs


larges. Mit breiter Aehre, aber kürzer als die der vorigen
Art, und größeren Körnern.
9. Hordeum distichum praecox. Diese Gerste
wird im März gesäet und im Mai vor allen andern Gersten
arten reif. Sie gibt ein gutes Brod.

IV. Haferarten.
1. Gemeiner Hafer. Von diesem werden zwei Ab
arten gebautet, eine mit weißen und eine mit schwarzen Saa
menkörnern. Beide ertragen zwanzigfältig
2. Nackter Hafer. Avoine nue. Diesen säet man
gleichfalls im Frühjahr und erndtet davon achtzehnfältig.
W. Der Mais.
Dieser wird überall gesäet, wo man den Erdboden wä
fern kann, und giebt ziemlich reichliche Erndten, namentlich in
einem guten feuchten Boden, der eine vorheilhafte Lage hat.
Er wird gewöhnlich nach abgebrachtem Getreide gesäet, und
zwar mit dazwischen gesteckten Vitsbohnen, die man im Sep
tember einerndtet. Man unterscheidet davon mehrere Abarten,
von denen besonders folgende zu empfehlen find, als:
a. Der Quarantino, der schon in 40Tagen reife Aeh
ren bringt.
b. Der Piemonteser Mais, der bis zu fünf Aehren
bringt, deren Bälge straubig auseinander gefaltet sind.
c. Der rothe, welcher der Dürre beffer widersteht.
d. Der weiße, der vorzugsweise seiner leichten Enthül
sung wegen angebaut wird. - -

e. Der unter der Benennung lebariolé bekannte, der


im Kiesboden gedeiht aber sehr geringe Erndten giebt, und
f, der gelbe, der die längsten Aehren trägt und den
höchsten Ertrag giebt.

VI. Die Moorhirse. (Sorgho)


Von dieser kommen hier zwei Arten vor:
88

1. Holcus sorghum. Houlque. Dieser erreicht eine


Höhe von 7Fuß und darüber, und es giebt davon mehrere
Spielarten, deren eiförmige, aufrechtstehende Rispen weiße,gelbe,
rostfarbige oder schwarze Saamenkörner tragen, die zum Fut
ter für das Federvieh verwendet werden.
2. Holcus halepensis. Houlque d'Alep. Wird im
Frühjahr auf den mit Weinreben bepflanzten Höhen gesäet,
und werden defen Saamen von der gemeinen Volksklaffe
genoffen. -

VII. Hülsenfrüchte.
1. Die Gartenbohne. Faba vulgaris. Fève.
Diese ist gewissermaßen die Kartoffel des Südens von
Europa. Die am meisten angebaute Abart derselben ist die
Faba vulgaris meridionalis, la grosse fêve du midi. Diese
erreicht eine Höhe von 6 Fuß und trägt 3 bis 8 Schoten,
deren jede 1 bis 5 Saamen enthalten. In guten Jahren
trägt sie auf den Höhen achtfältig und in der Ebene zwölf
fältig. Die jungen Schoten werden im April gepflückt, und
wie grüne Bohnen genoffen, so wie die jungen Saamen, bis
fie zu reifen anfangen, wogegen die reif eingeerndteten Boh
nen in der übrigen Zeit des Jahres die Hauptnahrung des
Landvolkes abgeben.
2. Die kleine Bohne. Faba minuta. Féverole.
Von dieser kommen unter folgenden Benennungen mehrere
Abarten vor, als:
a. la féverole à grosse gousse
b. » » à petite graine
C, Y) Y) noire.

Diese werden später als die der vorigen Art gesäet, wachsen
aber viel schneller in die Höhe. Die Bohnen geben ein nahr
haftes Gericht, und werden auch zum Viehfutter verwendet.
3. Die Erbsen.
Außer den gewöhnlichen Arten dieser Gattung mit rohen
und weißen Blüthen, werden noch le pois à grosse gousse,
le pois à graine menue und le poisvert cultiviert, von denen
89

die erstere ihre Schoten in weniger als zwei Monaten zur


Reife bringt.
4. Die Kichern. Cicer arietinum. Chiche tête
de Belier, von denen ebenfalls einige Varietäten gebaut
werden. "
Der Cultur unterliegen aber auch außer unsern gewöhn
lichen Linsen und Vitsbohnen noch die Vicia narbonensis und
der Lathyrus sativus.
Von den cultivierten Handelspflanzen verdienen eine be
sondere Erwähnung:
1. Der Hanf. Dieser wird überall da gebaut, wo der
Acker gewäffert werden kann, und man fäet ihn im April und
Mai. In gutem Boden erreicht er eine Höhe von 7Fuß und
darüber. Das daraus hervorgehende Product ist sehr schön
und genießt vor dem in der Provence erzeugten Hanf den
Vorzug. Man verarbeitet das davon gesponnene Garn zu
Leinwand und Fischernetzen. Nachdem der Hanf ausgerauft
ist, wird der Acker sogleich wieder mit Vitsbohnen, Mais, Rü
ben und Rettigen bestellt.
2. Der Lein. Dieser wird im October und November
gesäet und im Juni gezogen. Aber auch der hier ohne alle
Cultur fich fortpflanzende neuseeländische Flachs, das Phormium
tenax, wird zur Verfertigung von Stricken benutzt.
Obgleich der Strand reich an Salzpflanzen ist, so wer
den fiel doch keineswegs zur Sodabereitung benutzt, noch we
niger zu diesem Zwecke besonders angebaut. Zu den auf dem
Acker cultivierten Gewächsen muß auch noch das Pfahlrohr,
Arundo Donax, gerechnet werden. Aus diesem werden nicht
nur Hürden für die Seidenraupen und Weinpfähle verfertigt,
sondern man bedient sich desselben auch zu Bewehrungen von
Gärten und Aleckern.
Die Futterkräuter sind kein Gegenstand des hiesigen Land
baues. Die Luzerne wird hin und wieder in künstlichen Wie
jen angetroffen. An Wiesen überhaupt leidet der Landbesitz
von Nizza eigentlich Mangel, die vorhandenen aber gewähren
nach ihrer Lage und Bodenbeschaffenheit einen sehr verschiede
9()

nen Ertrag. Die hohen trockenen Wiesen werden häufig nur


einmal geschnitten, andere Wiesen zwei-, drei- auch viermal.
Der erste Schnitt erfolgt im Mai und liefert das beste Heu,
was das ganze Jahr hindurch eine grüne Farbe behält. Im
Juli schneidet man die Wiesen zum zweitenmale, was dann
bis in den November noch zweimal wiederholt wird. In die
fem letztern Monat erfolgt auf allen Wiesen der letzte Jahres
schnitt, welcher dann bei den schlechtesten nur der zweite zu
sein pflegt. -

Von größerm Belange als der Acker-und Wiesenbau für die


hiesige Gegend istdie Cultur des Weinstocks. Um einbishernicht
beurbartes Grundstück zum Weinbau vorzubereiten, werden in
demselben zunächst in paralleler Richtung Gräben aufgeworfen,
denen man in einem sandigen und steinigen Erdreiche einen
Fuß Tiefe und eine eben solche Breite giebt, im festen Thon
und Lehmboden aber nur von 8 bis 9 Decimetern. Diese
Gräben werden dann zwei Decimetres tief aufgepflügt, und
darin das Weinholz in einer Entfernung von sechs bis sieben
Decimetern gepflanzt. Im Thon- und Lehmboden nimmt man
Wurzelpflänzlinge aus den Rebschulen, in den sandigen Boden
arten aber werden Schnittlinge vorgezogen. Beide werden mit
ein wenig Erde bedeckt, und darauf Mist oder Reifig gebracht,
was dann darüber noch wieder mit einer Lage Erde bedeckt
wird. Zwischen zwei und zwei Reihen Weinstöcke werden
Zwischenräume gelaffen, in einer Breite, daß sie mit Korn
oder Bohnen bestellt werden können, was aber vor dem drit
ten Jahre nicht geschehen darf. Zum Pflanzen des Weinhol
zes wählt man den Februar.
Das Beschneiden der Stöcke geschieht vom November ab
bis in den März hinein. Hierbei ist das Verfahren an der
–Küste von demjenigen verschieden, was in den Bergen im In
nern des Landes ausgeführt wird. An der erstern werden die
besten Reben auf zwei Augen geschnitten, in dem leztern aber
auf vier Augen. Wie viele Reben dem Stocke zu belaffen
find, ohne ihn zu erschöpfen, hängt nach der Beschaffenheit des
Bodens und dessen Exposition, von der Beurtheilung des Wein
- 91

bauers ab. Von dem abgeschnittenen Rebholze wird das Beste


ausgewählt und in die Rebschulen gepflanzt, das Uebrige aber
dem Vieh vorgeworfen, welches dieBlätter davon abfrißt, wo
rauf es alsdann als Brennmaterial benutzt wird. Die Stöcke
werden nunmehr aufgebunden und im März errichtet man
Spaliere, welche durch Rohr mit einander verbunden werden.
Zum Anbinden der Reben bedient man sich der Binsen. Im
April und Mai wird der Boden zwischen den Weinstöcken auf
gearbeitet und man befreit die Gruben von überflüssigen
Wurzeltrieben. Gegen das Ende des Augusts wird um die
Reife der Trauben zu befördern, das Entblättern der Reben
vorgenommen. Im September schneidet man auf den Hügeln
die reifen und gesundesten Trauben, um aus ihnen den Wein
von der ersten Güte zu bereiten, und man fährt in dieser Art
bis zur Mitte des Octobers fort, aus welcher Lese alsdann der
Wein für das Haus gekeltert wird.
Riffo beschreibt 99 Traubenarten, von welchen nach seiner
Angabe folgende zur Weinbereitung die geeignetsten sind:
, 1. Vitis vinifera italica. Vin d’Italie. Die
sphärichen durchsichtigen Beeren sind rostfarbig weißlich mit
harter fester Haut und vielem zuckerreichen Safe. Reift im
September.
2. V. v. Columella e. Vin de Columelle. Trägt
eine unregelmäßige gedrängte Traube mit runden durchsichtigen
weißen und etwas rostfarbigen weichhäutigen Beeren und
süßem Safe. Reift im September.
3. V. v. sphaerica. V. à grain sphérique.
Die ungleichen Beeren dieser weitschweifigen Traube find
rostbraun, haben eine harte Haut und sehr süßen Saft. Sie
reifen im August und September.
4. V. v. densa. V. à grains serrés. Diese Rebe
bringt erst im siebenten oder achten Jahre Trauben, wird
jedoch sehr alt, und wohl hundert Jahre, bevor sie ausgeht.
Die Trauben find klein, die dicht stehenden Beeren aber dick
und rundlich, gelblichgrün und etwas rauh, mit harter Haut
92

und sehr süßem Safe, der einen besonders geistreichen Wein


erzeugt. Reift im September.
5. V. v. Bauhini. Vin de Bauhin. Wenn diese
Rebe am Spalier gezogen wird, bringt sie alljährlich viele
Trauben, deren gelbröhliche durchsichtige sphärische Beeren
einen gewürzhaften süßen Saft besitzen. Reift im August
und September. -

6. V. v. pedunculata. Vin à longpedon cule.


Weder Boden noch Cultur verändern die Eigenthümlich
keit dieser Rebe. Ihre kleinen Trauben hängen an langen
Stielen und ihre mittelmäßig großen abgerundeten ungleichen
ambrafarbigen Beeren liefern einen sehr süßen vielen Wein ge
benden Saft. Sie reift im August.
7. V. v. orientalis. Vin d'Orient. Die sehr
großen unregelmäßig geformten Trauben haben eiförmig
längliche grüngelbliche Beeren mit zuckerreichem Safe. Sie
reifen im September.
8. V. v. Thouini. V. de Thouin. Diese Rebe
trägt alljährlich viele frühzeitige aber kleine Trauben.
Die mit sehr zuckerigem Safte gefüllten eiförmig rundlichen
hellgelblichen an der Sonnenseite etwas rostfarbigen Beeren
liefern einen spirituösen Wein. Sie reifen im August.
9. V. v. Luneli. V. de Lunel. Obgleich die
langen Trauben dieser Rebe einen sehr lieblichen Wein ge
ben, so wird sie doch hier wenig angebaut. Die am
brafarbigen sehr gedrängt stehenden Beeren haben einen
wäffrigen lieblichen und gewürzhaften Saft. Sie reifen im
August und September.
10. V. v. Alexandria e. V. d’Alexandrie.
Diese Muskatrebe wird am Spalier gezogen. Die eiför
mig länglichen Beeren der sehr schönen Traube sind ambra
farbig und besitzen ein festes Fleisch von süßem und sehr ge
würzhaftem Geschmack. Diese Traube ist sowohl für die Tafel
als auch zur Bereitung eines guten Muskateller-Weins ge
eignet, und wird im August reif
93

11. V. v. Alicantia. V. d'Alicante. Diese


Rebe, welche den Alicanten Wein liefern soll, trägt nur kleine
Trauben, mit gleichgroßen elyptischen und schön schwarzen
Beeren, deren röhlicher Saft sehr zuckerreich ist und einen
Wein mit sehr vielem Alcohol liefert. Die Traube reift im
August und September.
12. V. v. Nica e ensis. V. de Nice. Wenn die
vollbeerige Traube dieser Rebe einige Tage vor dem Keltern
an der Sonne getrocknet wird, giebt sie einen vorzüglichen sehr
angenehm rosenfarbigenWein. Die beinahe sphärischen violett
schwarzen dünnhäutigen Beeren haben einen sehr süßen Saft
uud reifen im August.
13. V. v. Corinthiaca. V. de Corinthe. Man
trocknet diese mit hellgrünen safreichen Beeren sehr dicht be
setzten langen Trauben und erhält dann die im Handel bekann
ten Corinthen. Die Reife derselben trifft im September.
Sehr mannigfaltig find die Arten der Tafeltrauben, welche
neben den zur Weinbereitung dienenden in den hiesigen Gärten
gezogen werden. Die Aufbewahrung derselben dehnt sich in
luftigen Zimmern bis in den April hinaus. Ich fand davon
ganz vorzügliche auf der Tafel des preußischen Consuls Herrn
Avigdor. Die Haut der Beeren an diesen Trauben war so
braun und geschrumpft wie die der Rosinen, der darin enthal
tene Saft aber glich einem sehr zuckerreichen Syrup.
Die Weinbereitung selbst wird hier in der Gegend noch
nicht mit vorzüglicher Sorgfalt betrieben. Obgleich es rählich
ist, die Trauben nur an trockenen und sonnigen Tageszeiten zu
lesen, so kehrt man sich hieran eben so wenig, als daß man
die auf dem Kamm der Hügel gewachsenen Trauben von den
an dem Fuße derselben gelesenen besonders keltert. Man läßt
auch die Trauben 5 bis 6 Tage im Bottige liegen, bevor sie
gequetscht und gepreßt werden. Der gezogene Most bleibt so
lange im Bottige stehen bis er anfängt sich etwas zu klären,
seine Süßigkeit verloren und einen etwas stechenden Geschmack
angenommen hat, woraufer alsdann zur Beendigung der lang
94 --

samen Gährung, die bis in die Mitte des Novembers hinein


dauert, in Fäffer gefüllt wird, die man nicht zuspündet.
Dieser dem Weine nachtheiligen Bereitungsart wird jedoch
schon hin und wieder durch eine verbesserte, von einem Inge
nieur-Officier, dem Chevallier Burel zu Montpellier, angege
bene Methode Platz gemacht. Nach dieser werden die Gäh
rungsfäffer zugespündet und nur eine federkielsdicke Röhre
eines seines Markes beraubten Hollunderzweiges durch den
Spund in das Faß hineingelassen, das äußere Ende desselben
aber in ein über dem Faffe angebrachtes mit Waffer gefülltes
Handfaß geleitet. Durch dieses kann das im Faffe sich erzeu
gende kohlensaureGas entweichen, ohne daß der atmosphärischen
Luft der Eingang in dasselbe gestattet wird. Um den mit dem
erstern zugleich entweichenden wenigen Alkohol aufzufangen, ist
von dem Erfinder über dem Gährungsfaffe noch eine besondere
Vorrichtung angebracht, durch welche jener wieder in das Gäh
rungsfaß zurückgeführt wird.
Sehr ausgebreitet ist die Cultur des Olivenbaums,
dessen Ertrag einen Hauptzweig der hiesigen Landwirthschaft so
wie der ganzen von hier bis nach Livorno sich erstreckenden
Küstengegend bildet. Die der Seeluft ausgesetzten Anhöhen
sind sein Lieblingsstand und er ist in dieser Exposition bis auf
400 ToienHöhe anzutreffen. Er wird aber seltener, je mehr
man sich vom Gestade entfernt. Riffo beschreibt 40 Arten da
von, welche in der hiesigen Gegend vorkommen; diejenige
aber, die am häufigsten gezogen wird, ist der sogenannte Olivier
pleureur (Olea Europaea Polymorpha). In der Trivial
sprache des Landes wird er Aulvie noustral, auch Auriola
genannt. Dieser Baum erreicht eine Höhe von 30 Fuß und
darüber. Seine langen herabgedrückt hängenden Aeste unter
scheiden ihn von den übrigen Arten eben so sehr wie eine
länglichen schön violett schwarzen Früchte, die viel eines vor
züglichen Oeles enthalten, das länger als von andern Bäumen
dieser Gattung aufbewahrt werden kann. Man sammelt fie
vom October bis in den Mai hinein. Wenn gleich dieser
95

Baum nur ein Jahr um das andere eine namhafte Erndte,


gibt, so fällt diese doch zuweilen überaus reichlich aus.
An uncultivierten Orten wird eine wilde Abart dieses
Olivenbaums gefunden, der dicke Oliven von derselben Form
als der vorige hervorbringt, die auch in der nämlichen Zeit
ihre Reife erlangen.
Als eine vorzügliche Art des Olivenbaums, die aber ihrer
vorzüglichen Eigenschaften ungeachtet sehr wenig angebaut
wird, empfiehlt Riffo den Olivier à fruit noir. O. E. ni
gerrima. - -

Dieser Baum widersteht der kältesten hier eintretenden


Temperatur, so wie seine Beeren von den ihnen sonst schädlichen
Insekten nicht angegriffen werden. Jene, welche im Februar
und März zeitigen, erlangen bei ihrer Reife eine sehr dunkel
schwarze Farbe und eben so ist ihr sehr bitteres Fleisch gefärbt,
das ein sehr feines und lange gut bleibendes Oel giebt.
Man cultiviert auch den Olivier d'Espagne. 0. E. Hispa
nica, der sich durch lange lanzenförmige weislich grüne Blätter
mit einer gelben Spitze unterscheidet. Die großen einunden
Früchte, welche im December und Januar ihre Reife erlangen,
sind von einer schönen schwarzen Farbe, die mit einem weiß
lichen Staube bedeckt ist. Das darin enthaltene weiche aber
bittere Fleisch wird oft von Insekten angegriffen und liefert ein
geschmackloses Oel. Man bedient sich dieser Beeren aber haupt
sächlich, um sie für den Tafelgebrauch einzufalzen, und werden
sie zu diesem Gebrauch schon im September in ihrem grünen
Zustande abgelesen.
Der Olivenbaum läßt sich außerordentlich leicht fortpflan
zen, sowohl aus dem Saamen als durch Stecklinge und Wur
zelschößlinge. Die beiden letztern Vermehrungsweisen sind jedoch
die gebräuchlichsten, vorzüglich aber die durch Wurzelschößlinge
von starken Bäumen. Zu den Stecklingen wählt man die
besten Stangen mit einer glatten Rinde. Der Winter und
das Frühjahr find die geeignetsten Zeiten, um den Olivenbaum
zu pflanzen, obgleich dieses zuweilen auch schon im Herbst ge
schieht. Die Gruben zur Aufnahme der Pflänzlinge werden
96

Fuß tief gemacht und in Entfernungen von überall zwei


Ruthen von einander angelegt. Eine Setrée Land enthält 25
bis 30Bäume von mittelmäßiger Größe, aber 8 bis 10 voll
ständig ausgewachsene Bäume sind hinreichend eine solche
Fläche zu besetzen. Im darauf folgenden Mai werden die
jungen Bäumchen oculirt. Der Standort der Bäume bestimmt
die zu wählende Art. Der oben gedachte Olivier pleureur
gehört auf die Hügel, der Olivier à fruit noir aufdie höchsten
der Cultur dieser Bäume zusagenden Berge, so wie der Olivier
d'Espagne in die Nähe des Meeres. -

Im Frühjahr und im Herbst besonders nach einer guten


Erndte werden die Bäume vom alten trockenen und schadhaften
Holze gereinigt, und im Mai der Boden zwischen den Bäumen
umgepflügt. Den Dünger fährt man aber zu jeder Zeit auf,
jedoch mit Ausschluß des Winters und bei großer Hitze; die
Herbstzeit aber wirdhierzu für am günstigsten gehalten. Einige
Eigenthümer finden es vorheilhaft, die Schafe in den Oliven
gärten pferchen zu laffen, andere ziehen zur Düngung aufge
löste Poudrette oder auch Taubenmist vor, welcher letztere sich
in zwei Jahren consumiert, andere wieder leinene Lumpen, und
noch andere die Hornspäne, welche sich vier Jahre hindurch
wirksam zeigen.
Der Olivenbaum erreicht ein hohes Alter, das wohl
1000 Jahre übertreffen kann. Der Olivier pignole zu Beau
lieu giebt hiervon ein Beispiel, da ein Stamm 12 Fuß im
Umfange mißt und jährlich 500 Pfund Oel liefert. Außerdem
halten diese Bäume starke Stürme aus, was namentlich im
Jahre 1516 der Fall gewesen ist, eben so sehr kalte Winter,
wie in den Jahren 1681, 1690, 1704, 1709, 1789 und 1820,
in welchem letztern die Kälte das Quecksilber im Thermometer
von Reaumur bis zu 9 Graden unter dem Gefrierpunkt trieb,
Schon im August und September tritt bei den an der See
küste gepflanzten Bäumen das Oel in die Oliven, und man
fängt dann schon an, die zum Einsalzen bestimmten zu pflücken,
aber die Erndte derjenigen für die Oelpreffe beginnt erst im
October, sobald die Beeren anfangen sich von den Stengeln
-
97

zu lösen. Man biegt dann die Zweige herunter und pflückt


die Beeren ab, welche aufdarunter gelegte Laken herabfallen;
bei der letzten Lese im Frühjahr aber werden die Oliven mit
langen Stangen abgeschlagen, was jedoch den Nachtheil herbei
führt, daß durch eine ungeschickte Hand die Spitzen der Zweige
sehr leicht beschädigt werden. In den mehrten Fällen kann
man aber nur ein Jahr um das andere eine Olivenerndte
rechnen, was jedoch blos so viel sagen will, daß einer mittel
mäßigen Erndte fast immer eine schlechte folgt. Eine
solche Erndtenfolge begreift man hier unter der Benen
nung: une recolte alternative. Es pflegen wohl zuweilen
Olivenfelder vorzukommen, die alljährlich sehr mittelmäßige
Erndten liefern und so acht bis zehn Jahre hindurch fortfahren,
dann aber wieder den zuvorgedachten alternierenden Erndten
unterliegen. Man kann höchstens in jeden fünf und zwanzig
Jahren auf eine sehr gute Erndte Rechnung machen. Von
einem besonders gut gelegenen Olivengarten, der sich in einer
vorzüglichen Cultur befindet, kann man in drei Jahren, eins
in das andere gerechnet, eine mäßige Erndte erwarten, wobei
im ersten Jahre gar nichts, im zweiten nur sparsam und im
dritten unter dem mittlern Ertrage geerndtet wird. In einem
sehr reichen durch die Witterung und die Sorgfalt des Land
wirths begünstigten Jahre finden sich wohl die Bäume mit
einer solchen Menge von Früchten beladen, daß sie gestützt
werden müssen, etwas dasjedoch nur drei bis viermal in hun
dert Jahren vorkömmt. Dann sieht man einzeln stehende hun
dertjährige Bäume in der ganzen Fülle ihres Wachsthums
bis zu 180 Kilogramme Oel hervorbringen.
Im Ganzen kann man aber den mittlern Ertrag eines
Olivenbaumes mit Rücksicht auf dessen Alter, auf die Natur
des Bodens und auf die Art, der er angehört, nach Riffo
folgendermaßen annehmen. In einem guten in einer Ebene
belegenen Boden ertragen von 10000 Olivenstämmen:
1 Stamm über 40 Kilogramme Oel
99 „, 20 bis 40
2000 / „, 10 – 20
98 ,

5000 Stämme über 5 – 10 Kilogramme Oel


2900 2– 5 --

Von zehntausend auf Hügeln in einem guten Boden ge


pflanzten Stämmen geben ohngefähr
1 Stamm über 40 Kilogramme Oel
99 „, 20 bis 40
1000 „ „, 10 – 20 //

3000 „, 5 – 10
5900 2– 5 "

Dagegen darf man von zehntausend Stämmen in einem


steinigen Erdreiche nur erwarten von
1 Stamm über 40 Kilogramme Oel
99 „ „ 15 bis 20 /

1000 10 – 15
1500 5 – 10 --

7400 2– 5 - -

In einem guten Jahre pflegen hundert Kilogramme


Olivenbeeren zwanzig Kilogramme sogenanntes Jungfern-Oel
zu geben, und außerdem noch 6 bis 7 Kilogramme Nachöl;
in einem schlechten Jahre aber darf man von einer gleichen
Menge Olivenbeeren von dem ersteren Oele kaum zehn Kilo
gramme und von dem letzteren vier Kilogramme erwarten.
Sind aber die Oliven von Würmern angefreffen, so erhält
man an Oel überhaupt kaum zehn Proeent ihres Gewichts.
Eine große Anzahl Insekten bewohnen die Olivenbäume und
fügen nicht nur einen Blättern, Blüthen und Früchten einen
empfindlichen Nachtheil zu, sondern auch dem Stamme und den
Wurzeln.
Unter diesen ist aber der gefährlichste Feind der Tephri
tis oleae, hier unter dem Namen Keiroun bekannt.
Myriaden von diesen umschwärmen gegen das Ende des
Sommers die Olivenbäume und legen ein bis drei Eier in
jede Olive, deren auskriechende Raupen das ölige Mark ver
zehren. Das Wenige, was davon nach erfolgter Verwandlung
der Raupe noch bleibt, wird durch den Regen ausgespühlt, und
man gewinnt nur eine sehr kleine Quantität geringen Oels.
99

Außerdem wird dieser nützliche Baum auch noch von mehreren


Schmarotzer-Pflanzen heimgesucht, so wie er auch zu Zeiten
von einer Krankheit der Rinde befallen wird, die unter dem
Namen rasea, rasquetta, auch rougna bekannt ist. Die davon
ergriffenen Zweige werden knotig und bekommen Auswüchse,
welche aufbersten und in diesem Zustande schädlichen Insekten
einen Aufenthalt darbieten. Der zugleich damit austretende
Saft aber entkräftet den Baum und macht ihn verkümmern.
Zuweilen treibt der Olivenbaum Gummi hervor, dessen man
sich zum Räuchern bedient. Mittel zu einer radicalen. Vertil
gung dieser vielfachen Feinde des Olivenbaums find nicht be
kannt. Man kann ihrer Verbreitung nur dadurch entgegen
wirken, daß man die Stämme und Zweige der Bäume so rein
als möglich hält, die absterbenden und kranken Aeste bis auf
das Lebende wegschneidet, zur Entfernung der Raupen am
Fuße der Bäume das abgeschnittene Reis und etwas Dünger
anzündet, gute den Strahlen der Sonne lange Zeit ausgesetzt
gewesene Erde an die Wurzeln bringt und alles übrige der
Sorge der Natur überläßt. -

Zur Vertilgung der Tephritis wird von Riffo vorgeschla


gen, die Oliven sogleich zu pflücken, sobald die Raupe anfängt
ihr Mark zu verzehren und sie dann bis zu dem Tage, daß
fie in die Oelpreffe gebracht werden sollen, in Zimmern auf
zubewahren. Die ausgekrochenen Raupen, welche bis dahin
zum Theil in diesem Zustande den Boden und die Wände be
decken, zum Theil aber sich schon verpuppt, auch wohl der
Chrysalide entschlüpft im Zimmer herumschwärmen, werden
dann, sobald die Oliven herausgebracht sind, durch Rauch vom
Wachholderstrauch (Juniperus Oxicedrus) getödtet. Schimmel,
der fich an den Wurzeln der Bäume zeigt, soll dadurch ver
trieben werden, daß man angefeuchteten gebrannten Kalk um
den Fuß der Stämme freuet; Parasiten aber, welche fich am
Stamme und den Blättern zeigen, können nur durch Weg
schneiden der damit befallenen Aeste fortgeschafft werden. Den
vorher gedachten Auswüchsen kann nur dadurch Einhalt gesche
hen, daß man sie abschneidet und die Wunde mit einem Absude
7x
1(00

von Raute- und Holunderblättern bestreicht. Aber auch eine


sehr naffe Witterung während der Blüthe und des Wachs
thums der Früchte übt darauf einen sehr nachtheiligen
Einfluß.
Wenn endlich einer jener in hundert Jahren sich einstel
lenden Fröste von 12 bis 15 Graden unter dem Gefrierpunkte
die Olivenbäume bis auf die Wurzel tödtet, dann ist es, um
einen solchen großen Verlust zu ersetzen, das geeignetste Mittel,
den erfrorenen Stamm bis auf die Wurzel abzuhauen und
aus diesem im Frühjahr den Austrieb neuer Loden zu erwarten,
von denen man zwei bis drei der geradesten und stärksten auf
wachsen läßt. Diese werden dann zwar bald Früchte tragen,
aber immer nur mittelmäßige Erndten liefern.
Was nun die Bereitung des Oels an sich betrifft, so
findet dabei folgendes Verfahren statt. Durch einen in einem
Troge sich bewegenden Mühlstein werden die Oliven in eine
breiartige Maffe verwandelt, und diese in Säcke, welche aus
Pfriemenkraut, Spartium, geflochten find, gebracht. Von diesen
Säcken werden dann immer zehn bis zwölf zugleich in die
Presse gebracht. Das Oel, was hierbei herausläuft, heißt
Jungfernöl und ist das beste. Hiernächst wird der ausgepreßte
Brei mit kochendem Waffer übergoffen und wieder unter die
Preffe gebracht, wodurch das gewöhnliche Speiseöl erhalten
wird. Das hiernach verbliebene Olivenmark wird nunmehr
in einen Haufen gebracht, in welchem es einer gelinden Gäh
rung unterliegt, worauf man es dann wieder mit kochendem
Waffer übergießt und abermals unter die Preffe bringt. Hier
durch erhält man eine geringere Gattung von Oel, das man
huile de recense nennt.
Das nach dieser Operation zurückbleibende Olivenmark
bringt man in gemauerte mit Waffer gefüllte Behälter, die
hintereinander liegen und durch kleine Rinnen verbunden find.
In diesen wird die Maffe mit langen Stangen auseinander
gebrochen und umgerührt, um dadurch noch alle mit Oelheilen
angefüllte Stücke von dem übrigen Marke abzusondern. Man
schöpft diese auf der Flüssigkeit schwimmende Brocken ab, thur
1 (01

fie in große Keffel und kocht fie, worauf dann eine wiederholte
Preffung vorgenommen, und das durch diese erhaltene soge
nannte zweite Oel de recense mit dem ersteren zusammengethan
und für die Seifkochereien aufbewahrt wird. Alles Waffer,
sowohl dasjenige, was zur Bereitung des Oels als zur Reini
gung der Gefäße gedient, wird in Behälter gebracht, in welchen
die darin vorhandenen Oelstückchen einer Gährung unterliegen,
worauf, nachdem alle Schleimtheile und sonstige fremde
Körper fich abgesondert haben, das herausgeschiedene klare
Oel auf der Oberfläche der Flüssigkeit sich ansammelt und
demnächst abgenommen wird. Obgleich dieses Oel einen sehr
strengen Geruch hat, so verwendet man es doch zur Erleuch
tung, da es eine sehr lebhafte und helle Flamme giebt; man
nennt es huile d'enfer.
Das Oel, was in der Umgegend von Nizza gewonnen
wird, steht in einem besondern Ruf. Alle Hügel tertiairer For
mation, welche ihre Abhänge dem Meere zuwenden und sich
von diesem nicht über zwei Kilometer entfernen, bringen dieje
nigen feinen Oele hervor, die mit einem vorzuglich milden Ge
schmack eine angenehme Bitterkeit der Frucht verbinden. Die
Aufbewahrung des Oels geschieht entweder in großen glasierten
Gefäßen von Thon oder in viereckigen Cisternen, deren Wände
mit Schieferplatten belegt sind, die man mit einem feinen
Mörtel von Puzzolane verbindet. Die Oeffnung derselben
wird sehr wohl verschloffen, damit Licht und Wärme so wie
die atmosphärische Luft abgehalten werden, welche sonst bei
ihrem Zutritt den Geschmack des Oels verderben und daffelbe
dickflüssig machen. Oel, das aus grünen Oliven gepreßt wird,
erhält eine schöne grüne Farbe und besitzt einen die Zunge sehr
angenehm reizenden Geschmack; dasjenige aber, was aus reifen
Oliven gepreßt wird, färbt sich grünlich gelb und hat einen
sehr milden Geschmack. In dem mehrgedachten Risolchen
Werke wird eines Herrn Franz Belmondi zu Nizza erwähnt,
der seit dem Jahre 1817 ein Verfahren bekannt gemacht hat,
um das Olivenöl in einer ganzen Reinheit über zehn Jahre
hinaus zu erhalten. Dieses besteht darin, daß man das in
102

dem Fleische der Oliven enthaltene Oel, welches das leichteste


ist, von demjenigen zu trennen sucht, was sich in der Nuß und
ihrem Kerne findet. Zu dem Ende hat er mehrere Behälter
nebeneinanderanlegen lassen, in welchen das hereinfließende Oel,
während es nach und nach in den nächstfolgenden tritt, fich von
selbst läutert und in dem letzten Behältniffe als eine von allen
fremdartigen Theilen befreite völlig klare Flüssigkeit zurückbleibt.
Wenn die Olivenbäume in sehr alten Pflanzungen durch
ihre geringen Erträge und Kränklichkeit zu erkennen geben,
daß sie auf dem Wege sind, den Boden zu erschöpfen, dann
läßt sich ihre frühere Ertragsfähigkeit dadurch wiederherstellen,
daß man die die Stämme umgebende Erde fortnimmt, die
Hauptwurzeln aufdeckt und sie dem vollen Einfluffe der Atmo
sphäre eine Zeitlang blosstellt, hierauf aber mit anderer an
der Sonne wohl ausgetrockneter, mit vegetabilischem und anima
lichem Dünger vermischter Erde wieder zudeckt, worauf alsdann
die frühere Fruchtbarkeit der Bäume sich sehr bald wieder ein
stellen wird.
Es wird hier nicht unpaffend sein, derjenigen Versuche zu
erwähnen, die über den Erfolg, welchen die Düngung der
Olivenbäume auf ihren Ertrag hervorgebracht hat, von Gas
parin in seinem Mémoire sur l'agriculturc de l'olivier in der
Bibliothèque universelle 1822 angegeben sind. Nach diesen
ist der siebenjährige Durchschnitts-Ertrag eines Oelgartens
von 1600 jungen Bäumen, die nicht gedüngt wurden, 651
Pfund Oel gewesen, und der eines Baumes daher jährlich
040 Pfund. Eine gleicheAnzahlähnlicher Bäume, die aber alle
3 Jahre zusammen 840Centner Dünger erhielten, gab jährlich
1497 Pfund Oel; ein Baum also 095 Pfund. Ein Centner
Dünger, der in Pferdemist bestand, hat daher 3 Pfund Oel
hervorgebracht. Der Ertrag der großen Bäume wurde durch
den Dünger in demselben Verhältniffe erhöht. Dreißigjährige,
seit langen Jahren nicht gedüngte Bäume gaben 3. Pfund
Oel, während jene, die jährlich 168 Pfund Dünger erhielten,
im Durchschnitte 814Pfund Oel hervorbrachten. Ein Centner
Dünger vermehrte den Oelertrag daher um 2,91 Pfund. Ein
-
103

Landwirth düngte alljährlich seine Oliven-Bäume und gelangte


dadurch dahin, den Mittelertrag fünfzehnjähriger Bäume auf
Pfund Oel zu bringen. Die dem Hause zunächst gelegenen
Bäume, die jährlich 2 Centner Dünger erhielten, brachten 10
Pfund Oel hervor.
Von den kleinen Landleuten wird das Oel in zusammen
genähten Ziegenfellen, bei denen die rauhe Seite nach inwendig
gekehrt ist, hieher zu Markte gebracht, und von den Kaufleuten
nach abgeschloffenem Handel in die auf der Straße vor den
Häusern aufgestellten Fäffer gefüllt. -

Nächst dem Wein und dem Oel find es die Erzeugniffe


derFruchtgärten, in denen die Orangenbäume den Hauptbe
standtheil ausmachen, welche den hiesigen Landeigenthümern die
beträchtlichste Einnahme von ihrem Grundbesitz gewähren. Die
vielen damit bepflanzten Gärten geben einen reizenden Anblick
durch das glänzende Grün des schön geformten üppigen Lau
bes, und durch die Maffe der Früchte, womit die glatten
Stämme behangen find: was in einem solchen Maaße. Statt
findet, daß man im eigentlichen Sinne öfters mehr Früchte als
Blätter sieht.
Von den verschiedenen Gattungen dieser Bäume gedeihen
diejenigen, die bei uns unter der gewöhnlichen Benennung
Apfelfinenbäume bekannt sind, sowie die Pomeranzen und die
Pompelmusen in einem strengen thonigen Boden, wogegen die
Limonien, die Citronat- und Citronenbäume sich mit einem
lockeren und sandigen Boden begnügen. Sie verlangen hier
unter dem 43. Grade der Breite einen vor dem Nordwinde
geschützten Ort, der sich nicht über 12 bis 1300Fuß über der
Meeresfläche erhebt.
Die wärmste Temperatur verlangen die "Citronate und
die Citronen, weniger die Limonien und Pompelmusen, die Po
meranzen und Apfelsinen aber bieten der Kälte am meisten
Trotz.
Die verschiedenen Arten dieser Gattung von Bäumen las
fen sich sehr leicht aus dem Saamen ziehen, da dieser, wenn
er bei einer angemessenen Feuchtigkeit und warmer Witterung
104

in die Erde gebracht wird, sehr bald keimt. Wenn man da


her im Frühjahr auf eine Temperatur von 10 bis 15 Grad
Reaum. rechnen kann, schreitet man mit der Aussaat vor, und
kann dann dem Aufgehen der Kerne in vierzehn Tagen ent
gegen sehen. Um fich von den letzteren recht vorzügliche zu
verschaffen, wählt man vollkommen reife Früchte von wilden
Pomeranzenbäumen, läßt diese in einem Haufen acht bis zehn
Tage liegen, damit fiel sich erhitzen, worauf sie dann in ein
Behältniß mit Waffer geworfen werden. Haben sie darin ei
nige Stunden geweicht, so sondert man die Kerne vom Marke
ab, und wählt zum Gebrauch die vollkommensten und schwer
ften aus. Die hieraus hervorgegangenen Wildlinge wachsen
dann mit Ausnahme weniger Arten, die eine Neigung besitzen,
fich strauchartig nahe am Erdboden in mehrere Stämme zu
theilen, in geraden schlanken Stämmen auf, wozu jedoch ge
hört, daß, sobald die Sämlinge etwas erstarkt sind, diese in
eine größere Pflanzschule gebracht, und darin in einer Entfer
nung von zwei Decimetern versetzt werden. Nach dem voll
endeten ersten Jahre werden die jungen Stämmchen von allen
Stacheln und Seitenzweigen durch den Schnitt befreit. So
bald sie das dritte oder vierte Jahr erreicht haben, werden sie
entweder in eine größere Baumschule gebracht, oder unmittel
bar in die Pflanzungen, in welchen sie verbleiben sollen, ge
jetzt, was am besten im Februar und März geschieht. Man
hebt sie dann mit dem Ballen aus, und wenn ihre Versetzung
in erstere geschieht, so werden sie in vier Decimeter Entfernung
von einander eingepflanzt. Pflanzt man sie aber an den Ort
ihres Verbleibens, dann erhält jeder Baum, wenn er am Spa
lier gesetzt wird, eine Entfernung von zwei Meter von dem
nächstfolgenden; wird er aber in eine dem Spalier gegenüber
stehende Reihe, einem sogenannten Contreespalier, gepflanzt, so
muß die Entfernung der Stämme von einander drei Meter
betragen; werden sie aber ganz ins freie Land gebracht, so müs
fen die Bäume sechs Meter von einander entfernt bleiben.
Bei dem Einpflanzen werden den Bäumen alle diejenigen Zweige
genommen, die nicht aufrecht stehen. Einige Gattungen der
105

Agrumen, namentlich aber die Citronate, werden gewöhnlich


nicht durch den Saamen, sondern durch Stecklinge fortgepflanzt.
Haben die Bäume nur ein Jahr an ihrem Standorte zuge
bracht, so werden fie, also im fünften Jahre ihres Alters, durch
das Oculiren veredelt, was entweder im Frühling, und zwar
vom April bis in den Juni hinein geschieht, oder vom August
bis in den October vorgenommen wird.
Das Beschneiden der Orangenbäume ist, wenn es zweck
mäßig ausgeführt wird, eine sehr heilsame Operation. Es
muß alle zwei bis drei Jahre im März oder April geschehen.
Man darf es weder unmittelbar vor einem Regen, noch gleich
nach demselben vornehmen. Hierbei ist man bemüht, alle über
flüssigen, dürren, krummen und schwachen Triebe, so wie die
in der Mitte der Krone aufwachsenden, auszuschneiden, auch
durch den Schnitt eine Gleichmäßigkeit des Wuchses in allen
Theilen zu erhalten und dem Baume eine angenehme Form zu
verschaffen. Im Allgemeinen kommt hierbei viel aufdie Kräf
tigkeit des Wachsthums der Bäume an. Alte Stämme müs
fen im Schnitte geschont werden. Im schweren Boden muß
man weit weniger als im leichten sandigen schneiden, weil im
letztern die Triebkraft fich leichter entwickelt. Die Schnittwun
den werden mit Baumwachs bestrichen. Die am Spalier ge
zogenen Bäume verlangen eine sorgfältigere Behandlung beim
Schnitte, und diejenigen, welche am Contreespalier stehen, wer
den zwar aufangs auch wie die Spalierbäume behandelt, so
bald fiel aber stark werden, läßt man sie zwei bis drei Meter
höher als die erstern gehen. -

Schon in einem Alter von 5 Jahren fangen die Oran


genbäume an zu blühen und Früchte zu tragen. Die Rinde
der letztern ist aber alsdann noch dick und der Saft wäffrig.
Im vollsten Wachsthum trägt ein solcher Baum aber zwei bis
fünf Tausend Früchte von der besten Qualität. Alte Stämme
geben noch mehr, aber kleinere Früchte, die jedoch eine sehr
dünne Rinde und einen sehr zuckrigen Saft besitzen. Außer
den Früchten, welche nicht nur frisch sondern auch in Zucker
auf verschiedene Weise eingemacht werden, benutzt man noch
106

die Schalen, die Blüthen und die Blätter mehrerer Arten zur
Destillation.
An Blüthen erhält man von einem vollwuchtigen Baume,
neben der zuvor angegebenen Anzahl Früchte, wohl noch 20
bis 30 Pfund. Die Bäume der bittern Pomeranzen aber
geben davon eine noch beträchtlichere Quantität, als die der
Apfelfinen, und man erhält von ihnen neben drei bis vier
Tausend Früchten an 40 bis 120 Pfund Blüthen. Die Ci
tronate und Pompelmusenbäume sind jedoch nicht so fruchtbrin
gend, da ein solcher alljährlich nur 20 bis 30, höchstens aber
60 Stück Früchte gibt. Die Mellarosen und Bergamotten
geben in gewöhnlichen Jahren zwei bis drei Hundert Früchte.
Am fruchtbringendsten aber find die Citronenbäume, von denen
ein schöner, im besten Wachsthum sich befindender Baum, Jahr
aus Jahr ein, an 8000 Stück Früchte trägt.
Das Holz der Stämme sämmtlicher Agrumen ist für feine
Tischlerarbeiten sehr geeignet.
Diejenigen Arten dieser Bäume, deren Anzucht am stärk
sten betrieben worden, erreichen eine Höhe von 6 bis 12 Fuß,
von wo ab fiel eine mit dichten Zweigen versehene Krone von
halbkegeliger oder zugerundeter Form bilden, die in ihrer größ
ten Ausdehnung einen Umfang von 54 bis 60 Fuß erlangt.
Wenn die Räume zwischen den Bäumen mit Küchenge
wächsen bestellt werden, so ermangelt es dem Boden weder an
der nöthigen Düngung und Auflockerung, noch der Reinigung
vom Unkraute. Geschieht dies aber nicht, dann muß das Erd
reich alljährlich im Frühjahre und im Herbst einmal gut um
gegraben, oder gepflügt werden. Aber auch Dünger müffen
die Bäume zu Zeiten erhalten, welcher entweder im Frühjahre
oder im Herbst gegeben wird. Für die Citronen- und Citro
natbäume soll es am besten sein, vegetabilischen Dünger im
September und Oktober, animalischen aber im Februar unter
zubringen. Dieses erfolgt in der Art, daß man in einer Ent
fernung von einem bis anderthalb Fuß vom Stamme, rund
herum um denselben, eine Rinne von 8 bis 12 Zoll Tiefe
aufgräbt, und diese mit dem Dünger füllt. Die Orangen
- 107 -

bäume wollen zwar nicht zu naß gehalten sein, dem ohnerachtet


aber müffen fie, besonders in der trockenen Jahreszeit vom Juni
bis in den September, hinreichend feucht erhalten werden. Zu
dem Ende werden kleine gemauerte Kanäle durch die Pflan
zungen gezogen, und in diese das durch Schöpfräder aus
Brunnen gehobene Waffer geleitet. Die Wäfferungen selbst
werden dann im lockern Boden alle 6 bis 8 Tage, im fren
gen Boden aber nur alle 10 bis 14 Tage nöthig sein. Im
Sommer muß es nach Sonnenuntergang, im Herbst des Mor
gens und im Winter zur Mittagszeit geschehen.
Sehr mannigfaltig find die Arten und Abarten dieser
Baumgattung. Riffo hat deren 137 beschrieben, und diese in
12 von einander verschiedene Ordnungen gebracht, deren Cha
rakteristik ich hier im Nachfolgenden anführen will.

I. Citrus aurantium. Orangenbaum mit füßer


Frucht. Apfelsinenbaum. -

Der Stamm ist mit Stacheln versehen, die Blätter find


eiförmig länglich, spitz und zuweilen gesägt und gestielt, der
Blattstielbald mehr bald weniger geflügelt; weiße Blüthen; die
vielfächerige Frucht ist zugerundet eiförmig, selten zugespitzt
oder mit einer Warze versehen, und von goldgelber oder röth
licher Farbe, und ihre Rinde mit erhabenen Bläschen bedeckt;
das Mark ist süß und sehr saftig. Von den 40 Abarten,
welche von diesen Bäumen in den Gärten zu Nizza gefunden
werden, steht
1. Der Citrus aurantium Nicaelense, Orange
de Nice, oben an, da er wegen der Menge der Blüthen und
Früchte, die er bringt, für den Erbauer am einträglichsten ist.
2. C. a. Melitense, Orange die Malte. Mit dun
kelgelben, zur Zeit des Reifens ins röhliche übergehenden
Früchten, deren rohes Mark mit köstlichem Safe gefüllt ist.
3. C. a. oblongum, Orange à fruit oblong.
Ein schöner Baum mit länglich geformten Früchten, welche
oftmals in Trauben herabhängen, und zur Zeit der Reife aus
108

der gelben Farbe ins röhliche übergehen. Sie enthalten einen


reichlichen und süßen Saft.
4. C. a. ellipticum, O. à fruit. elliptique. Die
fer Baum ähnelt in etwas dem Pomeranzenbaum mit den
frausförmigen Blüthen (Bigaradier bouquetier). Er ist mit
Knoten und Auswüchsen ganz bedeckt, wodurch er ein ungestal
tetes Ansehen erhält. Seine eiförmigen, glatten Früchte sind
dunkelgelb und zur Zeit ihrer völligen Reife selbst etwas röth
lich. Das rohe Fleisch enthält keine Saamenkörner und ein
rothes Mark mit süßem Safe.
5. C. a. rugosum, 0. à fruit rugueux. Die Leich
tigkeit, mit welcher dieser Baum überall fortkömmt, berechtigt
zu der Vermuthung, daß er auch über diejenige Zone hinaus
fortzubringen sein dürfte, wo die übrigen Abarten nicht mehr
gedeihen wollen. Die großen, an beiden Enden zusammenge
drückten Früchte sind über und über rauh, dunkelgelb, und ha
ben einen schwarzen Tüpfel an der Spitze. Die dicke, schwam
mige Rinde trennt sich leicht vom Mark, das einen wäffrigen,
süßen Saft enthält.
6. C. a. multiflorum, O. multiflore. Dieser Baum
ist im Frühjahr nicht nur mit einer großen Menge von in
Sträußen stehenden Blüthen, sondern auch mit reifenden Früch
ten bedeckt, die ihm ammt dem schönen Laube ein prächtiges
Ansehen geben. Die mittelmäßig großen Früchte find rund
lich, sehr glatt, mit schön gelb gefärbter, und an der Spitze
mit einem braunen Tüpfel versehener dünner Rinde, welche an
dem öfters kernlosen Marke festsitzt, das mit einem sehr ange
nehm süß schmeckenden Safte gefüllt ist.
7. C. a. tardum, O. à fruit tardif. Die sehr zu
sammengedrückten und spät reifenden Früchte unterscheiden diese
Orange hinreichend von der von Malta, mit der sie sonst
Vieles gemein hat. Ihre Früchte sind außerdem groß, schwer
und haben eine glatte, feingenarbte, wenig dicke Rinde von schön
gelber, ins röhliche übergehender Farbe, mit einem schwarzen
Flecken an der Spitze, welcher mit dem rohen Marke nur
locker zusammenhängt. Der reichliche Saft ist süß.
109

8. C. a. aspermum, O. à fruit sans pepins. Die


Früchte dieser Abart sind immer ohne Kerne, übrigens glatt,
abgerundet, aber klein, mit einer dünnen, dem Marke anhän
genden, schön gelben und bei völliger Reife ins Rothe überge
hende Rinde und mit sehr süßem Safe. -

9. C. a. man darin um, O. man darin. Die Blüthen


dieses Baumes sind sehr aromatisch, und die süßen nicht sehr
dunkelgelbroth gefärbten Früchte klein.
II. Citrus bigaradia. Citre bigaradier.
Pomeranze.
Die Aete dieses Baumes find öfters mit Stacheln ver
sehen, die gestielten Blätter sind eiförmig, spitz und gesägt, und
die Blattstiele geflügelt, die Blüthen sehr weiß, die Früchte ku
gelförmig, höckerig, oft gefurcht und gelbroth; die Bläschen
der Rinde find vertieft, das Mark ist säuerlich bitter.
Von den 27 von Riffo beschriebenen Abarten dieses Bau
mes sind nachfolgende auszuzeichnen.
1. C. b. sylvestris. C. b. franc. Die Früchte die
des Baumes find abgerundet, glatt, zuweilen aber auch ziemlich
runzlich oder zusammengedrückt an der Spitze, und von einer
gelben in dunkelorange übergehenden Farbe. Die Rinde ist
bitter und von starkem Geruch und fitzt an dem gelben Marke
fest, das mit bitterm und säuerlichem Safe gefüllt ist.
2. C. b. fetifera. C. b. à fruit fetifère. Dieser
Baum hat eiförmige, sehr breite glänzende Blätter, mit zurück
geschlagenem Rande und ziemlich langen Stielen. Die mon
struösen Früchte sind ziemlich groß, abgerundet, zusammenge
drückt und mit acht bis zehn Furchen versehen; die dicke Rinde
ist grob genarbt und schön gelbröhlich; das Mark enthält ei
nen bittern säuerlichen Saft.
3. C.b.macrocarpa. C. b. à grosfruit. Die gro
ßen Blüthen dieses Pomeranzenbaumes werden sehr von den
Conditoren gesucht, um sie einzumachen, welche dann im Han
del unter dem Namen fleures d'oranges pralinées vorkommen.
Die an einem kurzen Stiele sitzenden sehr großen, abgerunde
110

ten, an beiden Enden zusammengedrückten Früchte von einer


dunkeln. Orangefarbe, haben eine dicke, schwammige Rinde.
Das blaßgelbe Mark enthält einen süßlichen Saft mit Durch
laffung einer leichten Bitterkeit.
4. C. b. bigamia. C. b. bigame. Dieser Baum be
fizt die Eigenheit, sowohl süße, als säuerlich bittere Früchte
auf verschiedenen Zweigen eines und desselben Baumes her
vorzubringen.
III. Citrus sinensis. Citre chinois.

Die zu dieser Art gehörenden Bäume haben einen niedri


gen Stamm, fachlichte Aeste, kleine, eiförmige, länglich spitze
Blätter, weißliche, mit grünlichen Punkten besetzte Blüthen, sehr
kleine Früchte, die zugerundet und öfters zusammengedrückt
sind, von lebhafter Orangefarbe, und ein mit säuerlich bitterm
Safte gefülltes Mark.
Riffo beschreibt sechs Abarten von diesem Baume, von de
nen jedoch hier nichts besonders zu erwähnen ist.

IV. Citrus Bergamia. Citre bergamotier.


Die Zweige der Varietäten dieser Art find theils mit
Stacheln besetzt, theils unbewehrt; die Blätter derselben sind
zugespitzt oder auch stumpf; die sehr wohlriechenden wei
ßen Blüthen sind klein, die Früchte birnförmig, auch zusammen
gedrückt mit einer blaßgelben Rinde, deren Bläschen vertieft
sind. Das Mark, das sich durch einen sehr angenehmen Ge
ruch auszeichnet, ist mit einem wenig sauren Safte gefüllt.
Von den beiden Arten ist zu erwähnen:
C. B. vulgaris. C. b. ordinaire. Dieser trägt
ziemlich große, in der Regel birnförmige, selten abgerundete
Früchte von einer glänzenden, goldgelben Farbe und vom lieb
lichsten Geruch, so wie mit dünner Rinde.
V. Citrus mellarosa. Citre mell arose.

Die Zweige sind unbewehrt, die Blätter eiförmig, läng


lich und stumpf, und dem nackten Stiele anfizend, die Früchte
111

rundlich, zusammengedrückt und eckig, mit einer blaßgelben Rinde


und säuerlichem Marke.
Von den beiden von Riffo beschriebenen hierher gehören
den Arten ist keine hervor zu heben.
VI. Citrus limetta. Citre limettier.

Mit aufrecht stehenden Aesten und eiförmig länglichen


Blättern, deren nackte Stiele eingelaffen find; die Blüthen sind
weiß und klein, die Früchte entweder eiförmig oder abgerundet
mit einer Warze an der Spitze und von blaßgelber Farbe,
die vertieften Bläschen der Rinde find mit einer öligen Sub
stanz gefüllt; das Mark ist süß. Riffo beschreibt zwei Ar
ten davon.

VII. Citrus auratus. Citre doré.


Die Bäume dieser Art haben mit Stacheln bewehrte
Zweige, deren Blätter von mittlerer Größe, eiförmig, am obern
Rande gekerbt und mit einem geflügelten Stiele versehen find.
Die Blüthen stehen in Trauben, die rundlichen oder birnför
migen Früchte haben eine dicke Haut und ein schmackhaftes
Mark.
Zu bemerken ist von dieser Art: -

Citrus a. pom um Adami. C. d. pomme d'Adam.


Dieser Baum blüht jährlich mehrere Male, und die Blüthen
find groß, schönweißund sehr wohlriechend. Die großen, gold
gelben, zugerundeten, höckerigen und mit einer Warze versehe
nen Früchte haben eine dicke wohlriechende Rinde, die ein fest
anfizendes, grünlich gelbes Mark mit säuerlichem Safe ein
schließt.

VIII. Citrus pamplemos. Citre pamplemousse.


Die Stämme sind unbewehrt, auch dornig, die Blätter
groß, die Blattstiele mehr oder weniger geflügelt, die Blüthen
sehr groß und weiß; die Früchte in der Mehrzahl sehr groß,
zugerundet, von blaßgelber Farbe, die Bläschen der Rinde
enthalten eine ölige Substanz, dasFleisch ist weich und schwam
112

mig und umschließt ein grünliches, wohlschmeckendes, auch bit


terliches Mark.
Hiervon ist zubemerken: -

C. P. de cumanus. C. p. pompoleon. Die


Blüthen dieses Baumes stehen oft in Trauben; die sehr gro
ßen Früchte find in der Regel rundlich, glatt, mehr oder we
niger gelb und mi einer sehr dicken Rinde versehen, die ein
grünliches Mark von einem etwas bittern Geschmack umgiebt.
IX. Citrus Lumia. Citre lumie.

Gleicht im Stamme, den Zweigen und den Blättern dem


Citronenbaume. Die Blüthen sind äußerlich röhlich. Die in
der Rinde und dem Fleische den Citronen ähnlichen Früchte
besitzen ein süßes Mark, die Bläschen in der Rinde sind bei
einigen Spielarten erhaben, bei andern vertieft.
Die von Riffo beschriebenen sechs Abarten besitzen alle
ein süßliches Mark.

X. Citrus peretta. Citre perette.


Die Zweige haben Dornen, die keilförmigen Blätter find
gezähnt und an der Spitze mit einem borstförmigen Stachel
versehen, die Früchte sind birnförmig, die Rinde derselben dünn,
auch wohl dick, und das Mark säuerlich.
Fünf Abarten werden von Riffo unterschieden.
XI. Citrus limonum. Citre limonier.
Citronenbaum. -

Die Zweige sind öfters dornig, die Blätter länglich eiför


mig, meistentheils gesägt und dem gerundeten Blattstiele ein
fizend. Die Blüthen find auswendig roth, inwendig aber weiß;
die kleinen eiförmig glatten und gelben Früchte find an der
Spitze mit einer Warze versehen, haben eine dünne Rinde
und ein saures Mark.
Von den 32 Abarten sind besonders anzuführen:
1. C. l. tyloaticum. C. limonier sauvage. Die
113

zahlreichen, in Trauben zusammengedrängten Blüthen dieses


Baumes find auswendig violettroth, inwendig aber weiß, die
eiförmigen Früchte mit einer Warze an der Spitze, aber klein,
glatt und schwefelgelb, das Mark ist weißgelblich und der Saft
sehr angenehm sauer.
2. C. l. in comparabile. L. in comparable. Die
Früchte sind groß, eiförmig, gerundet, mit einer stumpfen Warze
und hellgelb. Die Rinde ist dick, weiß, zart und von ange
nehmem Geschmack, hängt aber nicht fest an dem Marke, das
einen sehr angenehm sauren Saft enthält.
3. C. l. ponzinum. L. ponzin. Dieser Baum trägt
viele eiförmige, höckerige und schöngelbe Früchte, die sehr groß
werden, mit einer kleinen Warze an der Spitze. Die dicke
Rinde hängt nur locker an dem mit einem säuerlichen Safte
gefüllten Mark -

4. C. l. vulgaris. L. ordinaire. Die Blüthen die


des Baumes find auswendig violett gefärbt, die Früchte von
mittlerer Größe, eiförmig, länglich, glatt und blaßgelb mit ei
ner stumpfen Warze. Die Rinde ist dünn, dem Marke an
hängend, das mit einem sauren Safte sehr reichlich gefüllt ist.
5. C. l. Sancti Remi. L. de Saint-Remi. In
dem Safe der Früchte dieses Baumes ist die Citronensäure
weit reichhaltiger vorhanden, als in vielen andern Citronenar
ten. Dieser ist ein starker Baum mit graden Zweigen, die mit
einigen Dornen besetzt sind; die schönen grünen, eiförmig läng
lichen Blätter find dick, die Frucht ist groß, eiförmig, länglich
und bauchig, mit einer kleinen, kegelförmigen Warze an der
Spitze und runzlich. Die dicke Rinde ist mit dem Marke fest
zusammengewachsen.
6. C. l. Nicaeense. L. de Nice. Diese Citronen
art unterscheidet sich von den mehrten übrigen durch ihre lan
gen, geraden und dornlosen Zweige, sowie durch die blaßgrü
nen, an beiden Enden zugespitzten, an langen, gelblichen Stie
len sitzenden Blätter. Die Früchte find denen der vorigen
Art ähnlich.
8
114

Xll. Citrus medica. Citre ced ratier.


Der Citronatbaum.
Der Stamm dieses Baumes hat kurze, feife, zum Theil
unbewehrte Zweige, welche jedoch auch bei mehreren Arten mit
Dornen besetzt sind. Die Blätter find länglich und gezähnt,
die Blüthen auswendig violett, die Früchte meistens groß, war
zig und gefurcht, die Fruchtrinde dick und das Mark säuerlich.
Von den 10 beschriebenen Arten sind zu bemerken:
1. C. m. vulgaris. C. ordinaire. Die schön fa
frangelben Früchte find bald mehr, bald weniger groß, läng
lich, auch nach der Spitze zu dicker und mit einer Warze ver
sehen, übrigens stark gefurcht. Die Rinde ist dick, weiß und
zart und das Mark grünlich. -

2. C. m. maxima. C. à gros fruit. Diese Art bringt


gewöhnlich nur sparsam Früchte, die länglich und höckerig find,
und von blaßgelber Farbe. Die sehr dicke Rinde ist fest und
das Mark grünlich. -

3. C. Florentina. C. de Florence. Diese Art wird


wegen des angenehmen Geruchs der Frucht sehr gesucht, welche
kegelförmig, leicht gefurcht, glänzend und schön goldgelb ist.
Das Mark ist grünlich.
Der Handel, der mit den Orangen, Citronen und Cedra
ten getrieben wird, ist bedeutend, jedoch jetzt nicht mehr so
einträglich als früher, da der Absatz dieser Früchte ins Aus
land, namentlich nach Rußland, sehr abgenommen hat, indem
dorthin durch die nach den Azoren, Portugal und Spanien fe
gelnden Dampfschiffe das Bedürfniß schneller und mit besseren
Früchten befriedigt werden kann. Ja selbst nach Frankreich
hat ihr Absatz abgenommen, da dorthin viele aus Minorka und
Algier gebracht werden. -

Man bezahlte sonst das 1000 Stück Orangen, die in


Hinsicht der Güte den ficilianischen nachstehen, gemeiniglich mit
15 bis 20 Franken, welcher Preis aber aus den zuvor ge
dachten Gründen jetzt sehr herabgedrückt wird, und selbst bis
115

auf 9 bis 6 Franken für das Tausend gesunken ist. Für den
letztern Preis können sie, nach einer mir von dem Herrn Clary
zu St. Pons, einem ansehnlichen Gutsbesitzer, gemachten Mit
theilung, kaum noch produziert werden, was denn auch die Folge
hat, daß man anfängt, ausgegangene Orangenbäume durch
den jetzt weit einträglicheren Maulbeerbaum zu ersetzen. Die
Früchte, welche in das Ausland verschickt werden, wickelt man
in ein dünnes Papier, das hier in der Nähe zu diesem Behuf
eigens angefertigt wird, und im Handel die Benennung des
Orangepapiers führt.
Nächst den Bäumen der Hesperiden sind es die verschie
denen Arten der Feigenbäume, die hier die Stärke unserer
Kernobstbäume erreichen, welche in den Gärten ihren Platz fin
den. Es sind von diesen von Riffo in dem oben angeführten
Werke 72 verschiedene Abarten beschrieben worden, wovon ich
hier nur folgende erwähnen will:
1. Ficus carica sylvestris alba. Figuier sau
vage à fruit blanc. Dieser wird sowohl in angebauten
Gründen, als an uncultivierten Orten verwildert angetroffen,
und er muß als der Stammvater aller hier vorkommenden
Bäume mit weißen Feigen angesehen werden. Seine Früchte
reifen im Juni, August und September am Baume, ohne
sich von dem Stiele zu lösen. -

2. F. c. mellifera. F. à fruit mielleux. Von


allen Feigen, welche getrocknet werden, halten sich die dieses
Baumes am besten. Sie reifen im Juni und September.
3. F. c. saccharata. F. à fruit sucré. Die
sehr süßen Feigen dieses Baumes bilden getrocknet einen
Gegenstand des Handels. Sie reifen im Juni und
September. -

4. F. c. massiliensis. F. de Marseille. Dieser


Baum bringt alljährlich reichlich Früchte, jedoch keine früh
zeitigen. Sie sind nur klein, reifen im September und halten
sich, gut getrocknet, sehr lange.
5. F. c. bellona. F. bellone. Die im Juni und
8
116

September reifenden Feigen dieses Baumes gehören zu den


wohlschmeckendsten in der hiesigen Gegend.
6. F. c. Labillardiera. F. Labillardière. Die
ser Baum trägt Feigen, die sich von allen am besten zum
Trocknen eignen, da sie sich in diesem Zustande am längsten
halten; sie reifen im Juni und September.
7. F. c. Movissona. F. Movisson. Dieser Baum
bringt von allen die frühesten und auch die spätesten Feigen,
da sie im Juni und im November zeitigen.
8. F. c. depressa. F. à fruit deprimé. Alljährlich
ist dieser Baum mit einer großen Menge von Früchten be
laden, die er vom September bis in den November hinein
zeitigt.
Wenn das Trocknen der Feigen zwar allein durch die
Somenwärme bewirkt wird, so erfordern doch einige Arten
derselben dazu eine Vorbereitung, welche darin besteht, daß
man sie vorher auf eine kurze Zeit in kochendes Waffer wirft

Der Mandelbaum

wird in der hiesigen Umgegend nur wenig aufgezogen, da es


unvortheilhaft sein würde, mehr davon anzupflanzen als
nöthig ist, das inländische Bedürfniß zu decken. Seine Früchte
werden hier und in ganz Italien sehr häufig noch in ihrem
grünen Zustande, wenn die Mandel noch weich und milchig ist,
gegessen, und gewähren, wenn man sich erst daran gewöhnt
hat, einen recht angenehmen Genuß. Die Landwirthe find
übrigens der Meinung, daß dieser Baum den Boden sehr aus
saugt und daß in seinem Schatten nur wenig andere Gewächse
gedeihen. Sonst bedarf er keiner besonders umständlichen Be
handlung. Es ist nur nöthig das abgestorbene Holz heraus
zuschneiden, was sowohl vor als nach der Blüthe geschieht.
Diese erfolgt hier aber schon in den Wintermonaten. Dem
nächst ist es erforderlich, daß das Erdreich zwischen den Bäu
men einmal im Jahre aufgelockert wird. Die Dauer des
Mandelbaumes geht selten über ein Menschenalter hinaus, und
117

sein Tod wird öfters durch ein gänzliches Vertrocknen herbei


geführt, nachdem er vorher eine große Menge Gummi ausge
schwitzt hat,
Es mangeln in den hiesigen Gärten aber auch nicht die
in unserm Norden vorkommenden Obstbäume, von welchen
nachfolgende einer besondern Erwähnung verdienen:
Der Kirschbaum
kommt hier in allen seinen Hauptformen vor, und erwächst zu
einem sehr starken und schönen Baume. Die Früchte der 38
von Riffo beschriebenen Varietäten reifen vom Mai bis zu
Anfang des Juli-Monats, und ich bezeichne davon hier nur
folgende:
1. Cerasus Juliana marasca. Guignier ma
rasca. Dieser Baum mit seinen sperrigen Zweigen wird sehr
stark. Seine kleinen rundlichen, mit einer nabelförmigen Spitze
versehenen Früchte sind sehr schwarz und glänzend, und hängen
an langen, auf der Sonnenseite rohen Stielen, die in die
Frucht sehr vertieft eingelaffen sind. Der Saft dieser Kirche,
die zu Ende Juni reift, ist angenehm süß, mit einem geringen
säuerlichen Beigeschmack.
2. C. J. maxima. Guignier à très gros fruit.
Von allen Kirschbäumen mit schwarzen Früchten trägt dieser
die größten, die schönsten und die vorzüglichten. Sie find
herzförmig, glänzend schwarz, haben ein rohes zartes Fleisch,
ohne dabei weich zu sein, und reifen zu Anfange des Juni
3. Cerasus Lauro-Cerasus. Cerisier laurier
cerise. Die dunkelschwarzen Früchte dieses, auch wegen
einer sonstigen giftigen Eigenschaft bekannten schönen Baumes,
reifen im August. -

4. Cerasus Mahaleb. Cerisier de Sainte


Lucie. Dieses hier in der bergigen Region wild wachsenden
Baumes bedient man sich, um daraufalle übrigen Kirschenarten
zu oculiren. Die kleinen schwärzlichen Kirschen werden ihrer
Bitterkeit ungeachtet von vielen Vögeln gern und vorzugsweise
genoffen.
118

5. Cerasus semper florens. Cerisier toujours


fleuri. Diese Kirschenart ist strauchartig und wird nur von
einigen Liebhabern gezogen. Er blüht zweimal im Jahre, je
desmal nach der Tag- und Nachtgleiche. Die Früchte nach
der ersten Blüthe find blau und hellroth, mit weißem, nicht
angenehm schmeckendem äuerlichem Fleische; die Herbstfrüchte
erlangen sehr selten ihre vollkommene Reife.
Die Kirschen werden verschiedentlich verbraucht; die Vo
gelkirschen trocknet man für den Winterbedarf, die großen Ar
ten der Herzkirschen werden in ihrem Safe eingekocht; aus
den schwarzen Kirchen bereitet man eine Art Marasquin, und
macht die Glaskirchen in Syrup oder Branntwein ein, die
Knopperkirschen aber verspeist man roh.
Der Pflaumbaum,
von welchen der Schleedorn in der Berggegend an allen Acker
rändern wild wächst, kommt auch in den bei uns bekanntesten
besten Abarten in den hiesigen Gärten vor.
Besonders find anzuführen
1. Prunus domestica sussina. Prune sussin.
Die Pflaume dieses Baumes ist sehrgroß, beinahe kugelförmig
und von violettschwarzer Farbe, mit dunkelgelbem, zartem und
sehr wohlschmeckendem Fleische. Er reift um die Mitte des Au
guts und wird für den Wintergebrauch getrocknet.
2. P. d. aestivalis. P. perdrigon violet.
Diese halbkugelförmige Pflaume hat eine schön violett gefärbte
Haut, die hin und wieder mit einigen falben Punkten besetzt
ist. Es ist die, welche für den Handel getrocknet wird. Zu
diesem Behuf wird sie vor ihrer vollständigen Reife abgenom
men, in kleine Körbe gethan und mit diesen dreimal hinterein
ander in kochendes Waffer getaucht, worauf man sie bis zum
Erkalten zudeckt, demnächst aber auf luftig gestellten Hürden
trocknet. Sie reift im Sommer.
Schon von dem Anfange des Juni bis zu Ende des
Augusts reifen die verschiedenen Pflaumenarten; die Frucht
des Prunus brigantiaca nucleata (Prune à noyau
119

libre) reift sogar schon zu Ende des Mai. Dagegen erlangen


die Pflaumen des Prunus domestica autumnalis
(Prune de Saint Martin) ihre Zeitigung erst im Oktober.
Von -

Pfirsichbäumen
finden sich Wildlinge sowohl in der Ebene als auch überall an
den Bergabhängen, die man in die Gärten verpflanzt und im
August durch Oculiren veredelt. Zwei Jahre nach dieser Ope
ration fängt der Baum an Früchte zu tragen, und wenn er
mit dem achten oder zehnten Jahre eine Vollkommenheit er
langt hat, fängt er an in seinem Ertrage abzunehmen und er
reicht selten ein zwanzigstes Jahr, sondern vertrocknet schon
früher nach erfolgten Ausflüffen eines rothen Gummi. -

Jammerschade ist es, daß die Italiener die köstlichen


safreichen Früchte dieser Baumgattung, so wie fast alle Baum
früchte vor dem Gebrauch nicht völlig zeitigen laffen, sondern
solche, wenn sie noch ganz hart find, und gewiß zum Nachtheil
der Gesundheit genießen.
Man cultiviert alle bei uns als vorzüglich bekannte Pfir
fiche und hat sie schon vom Ende des Juni an bis in den
Spätherbst, ja die Früchte des Persica domestica hyemalis
(Péches domestiques d'hiver), eines wilden Baumes, die sehr
groß sind, und ein hartes geruchloses Fleisch haben, reifen erst
zu Anfang des Decembers.
Riffo beschreibt 56 Abarten des Pfirsichbaumes. – Von
dem
Aprikosenbaum
kommen in den hiesigen Gärten auch 18 Abarten vor, von
denen ich nur folgende besonders namhaft machen will:
1. Armeniaca vulgaris persica. Abricotier
péche. Diese trägt sehr große eiförmige Früchte von blaß
gelbröhlicher Farbe, mit einem auf der Zunge zergehenden,
saftigen, sehr zuckerreichen Fleische. Sie reifen zu Ende des
Juni,
2, Armeniaca vulgaris aurantia. Abricotier
120

orange. Dieser bringt von allen hier eultivierten Abarten


die schönsten und größten Früchte von gelber Farbe mit rohen
Punkten und einem zuckerigen Fleische von sehr angenehmem
Geschmack.
Die Früchte der verschiedenen Aprikosenarten, die alle im
Juni und Juli reifen, werden nur entweder frisch oder in
Compots genoffen. – Von
Birnen -

werden nach Riffo in dem Bereich der Meeralpen an 47Arten


gezogen, deren Früchte von der Mitte des Juni bis zum
Schluffe des Jahres in allen Monaten reif werden, ja die
mit halb gefüllter Blüthe Poire à double fleur sogar erst im
Februar.
Zu der am häufigsten vorkommenden Abart gehört:
Der Pyrus communis cucurbitacieus. Poirier
courge. Die großen aufgetriebenen Früchte find gelblich grün
und an der Sonnenseite mit einem zarten Roth flammig
gesprenkelt. Das Fleisch ist fest und zart und mit süßem
Safe angefüllt. Sie reifen um die Mitte des Juli.
Unter den 49 Arten der vorkommenden

Apfelbäume
befinden sich auch die bei uns bekannten Kirsch- und Eisäpfel,
so wie auch
der Malus communis roseus. Pomier rose.
Dieser Baum, der alljährlich mit Früchten behangen ist,
trägtmittelmäßiggroße rundliche, an beiden Enden etwas zusam
mengedrückte Aepfel,deren helle Rosenfarbe mit dunkelerem Roth
durchstrahlt ist. Ihr Fleisch ist weiß, wohlriechend und sehr
wohlschmeckend. Dieser Apfel reift im Oktober. – Außer den
Quittenarten, -

die auch in unsern Gärten gezogen werden, erwähnt Riffo noch


- 121

einer solchen, die erst vor wenig Jahren Eingang gefunden


hat. Sie wird von ihm unter der Benennung
Cydonia sinensis, Cognassier de la Chine,
aufgeführt. Diese erwächst nur zu einem Strauche mit eiförmig,
länglich-spitzen Blättern, die oberwärts hellgrün und glatt,
unterwärts aber etwas wollig sind. Die Blüthen find rosen
roth und die länglich eiförmige Frucht ist ungleich höckerig und
von schöner gelber Farbe, mit einem festen, gekörnten, etwas
trockenen, herben und gelben Fleische. – Von

Wallnußbäumen
werden auch mehrere Arten gezogen, vorzüglich in den Berg
thälern. Sie erwachsen theils in Wildlingen, theils in ge
pfropften Stämmen zu sehr starken Bäumen, so daßman deren
mitunter von 15“ im Umfange antrifft. Da, wo der Oliven
baum fehlt, werden die Wallnüffe auch zur Oelbereitung ver
wendet.

Der Haselnußstrauch
kommt in der Bergregion in mehreren Abarten vor, blüht dort
zu Ende des Winters und bringt seine Früchte wie bei uns
im August und September.

Der Mispelarten
kommen auch mehrere, sowohl in den Gärten als in den Fel
dern vor. Von den in den erstern ist besonders
der Mespilus Japonica, Nefflier du Japon,
zu erwähnen. Die Früchte dieses im Herbst blühenden Baumes,
welche im darauf folgenden Sommer reifen, find eiförmig und
von der Größe einer großen ungarischen Pflaume, von Farbe
eigelb, mit einem süß saftigen Fleische, dessen Genuß sehr
kühlend ist.
Ebenso finden sich in den Gärten mehrere Arten des
Speierlings (sorbus domestica) und des Azarolbaums
(Crataegus azarolus), deren Früchte genoffen werden.
122

Der Granatenbaum
ist in mehreren Abarten in den hiesigen Gärten vorhanden,
von welchen vorzüglich
Punica granatum macrocarpa, Grenadier à
grosse graine, gezogen wird. Dieser trägt sehr große schön
rothgefärbte Früchte mit großen Körnern, deren Hüllen
mit einem sehr süßen Safte gefüllt sind. Sie reifen im
September.
Die Granatbäume kommen sowohl in der Ebene als auf
den Hügelu in jedem Erdreiche fort, und tragen ihre Frucht
erst nach zurückgelegtem fünften Jahre, dann aber so zahlreich
daß man von einem vorzüglichen Stamme in einem besten
Wachsthum wohl an Tausend Früchte erwarten kann, von
denen die Hälfte sich zu einer auserlesenen Waare eignen.
Er überkömmt jedoch selten das 25te Jahr, und wird sein
frühzeitiges Absterben gewöhnlich durch ein Moos, das sich auf
seinen Wurzeln erzeugt, veranlaßt. Die schönen erfrischenden
Früchte werden in graues Papier gewickelt, mit Werg umlegt,
in Kästchen gepackt, und so nach dem Norden von Europa
versandt. -

Der wilde Granatenstrauch wird in Hecken gepflanzt.


Der Pistazienbaum, Pistacia vera,
ist ebenfalls ein Gegenstand der hiesigen Obstkultur. Seine
inwendig lieblich grün gefärbten Mandeln liefern den Kuchen
bäckern ein sehr wohlschmeckendes Material. Da die männli
chen und die weiblichen Blüthen dieses Baumes sich jede auf
besonderen Stämmen befinden, so werden durch Pfropfung
oder Aeugelung beide Gattungen auf einen Stamm von der
Pistacia terebinthus oder P. lentiscus gebracht, um dadurch
den Fruchtertrag mehr zu sichern, als dieses der Fall sein
würde, wenn die Stämme beider Geschlechter untereinander
gepflanzt würden. -
123

Der Erdbeerbaum,Arbutusunedo.Arbousier commun,


zieht die tiefen, auf der Mittagsseite belegenen Thäler vor.
Wenn man ihn verpflanzen will, was vom October bis in
den März hinein geschieht, müssen die jüngsten Stämme dazu
ausgewählt werden. Seine lebhaft carmoisinrothen Früchte
find von einem angenehmen Geschmack.
Der Brustbeerbaum. Zizyphus vulgaris.
Jujubier commun. Dieser Baum, der bis zu 30 Fuß
hoch wird, trägt kleine, eiförmig, längliche Früchte, von einer
glänzend rohen Farbe, mit einem grünlich süßen Fleische.
Eine Abart dieses Baumes, der Z. v. macrocarpa, von
mittelmäßiger Größe, der in einem sehr trockenen Boden wächst,
wird wegen seiner sehr großen fleischigen, sehr angenehm schmek
kenden und stark gefärbten Früchte, die im September reifen,
ganz besonders geschätzt.
Die Vermehrung dieses Baumes geschieht durch Ableger,
die man von großen Stämmen nimmt und im Frühjahr ein
pflanzt. Er wächst langsam, und trägt erst nach dem vollen
deten 12ten Jahre Früchte, die zu Anfang des Herbstes frisch
genoffen werden. Man trocknet sie auch, und versendet sie zum
Arznei-Gebrauch.
Wenn es an Himbeer- undJohannisbeersträuchern
in den hiesigen Gärten auch nicht fehlt, so verdienen vor diesen
hier doch diejenigen Bäume und strauchartigen Gewächse,
welche einem viel südlichern Himmelsstrich angehören, hier aber
sich zum Theil acclimatisiert haben, einer ganz besonderen Ex
wähnung.

Zu diesen gehören:
1. Die Dattelpalme. Phoenix dactylifera.
Die Einführung dieser Palme in die hiesigen Gärten
schreibt sich aus den Zeiten der Kreuzzüge her. Sie erlangt
hier dieselbe Höhe, wie in ihrem Vaterlande, wo sie eine solche
VON über 50Fuß erreicht. Man sieht jedoch ihren Gipfel nur
in einzelnen Exemplaren in der Nähe der Wohnungen über die
124

der Hesperiden fich erheben, was einen ganz eigenen, für den
Nordländer fremdartigen, aber höchst imposanten und lieblichen
Anblick gewährt. Ihre gelblichen Blüthenbüschel treibt sie im
April hervor, was auch während meiner Anwesenheit geschah,
und diese öffnen sich im Mai, worauf sich eine große Menge
von Früchten ansetzt, die ihre vollkommene Größe erreichen und
eine dunkelgelbe Farbe annehmen, aber niemals ihre Reife er
langen und auch kernlos bleiben. In einem sehr warmen
Herbste werden in sehr günstiger Lage die Früchte wohl etwas
süß, erreichen jedoch nicht eine vollkommene Zeitigung. Herr
Riffo sagte mir, daß es jedoch möglich sei, diese dadurch her
beizuführen, wenn man sie in die Mitte eines aufgeschütteten
Haufens Aepfel bringe, wodurch bei einem längern Liegen
darin eine Zuckerjährung in denselben eintrete, die das Reifen
bewirke. Einige Gärtner wollen auch behaupten, das Reifen
der Datteln am Baume durch an die Wurzeln gebrachte Sei
fenfiederaiche befördert zu haben.
Wenn man aber auch in Nizza sich keine reifen Datteln
pflücken kann, so find dort deren doch aus Afrika in der besten
Güte zu bekommen, und ich kann versichern, daß ihr köstlicher
Geschmack mit dem derjenigen, welche man in Berlin erkauft,
gar nicht in Vergleich zu stellen ist.
Um diese Palme fortzupflanzen, werden die Dattelkerne
im März in ein frisch gedüngtes leichtes Erdreich gelegt.
Wenn sie hervorgekommen sind, hält man das Erdreichzwischen
den jungen Stämmchen rein, welche dann nach 5 Jahren an
den Ort ihrer Bestimmung verpflanzt werden. Man kann fie
auch durch die aus alten Stämmen treibenden Wurzelschöß
linge vermehren. Nach dem fünfzehnten Jahre aber fängt
diese Palme an Erndten zu geben, d. h. nach dem oben Ex
wähnten nicht an Früchten, sondern an sogenannten Palmzwei
gen, deren man sich in der katholischen Kirche bei den Proces
fionen am Palmsonntage bedient, sowie auch bei den Juden an
deren Lauberhüttenfeste. Zu dem Ende bindet man während
des Vollmonds im Juli die Blätter so zusammen, daß von den
125

aus der Mitte des Stammes empor wachsenden jungen Blät


tern das Licht abgehalten wird, wodurch sie bleichen, und desto
weißer werden, je weniger jenes zu ihnen dringen kann. In
diesem Zustande läßt man sie bis zu Ende des Winters stehen,
und schneidet sie dann zum Gebrauch ab, was auch wohl erst
bei dem Eintritt des Festes geschieht. Die weißesten Zweige
find am meisten geschätzt, und man kann von einer Palme im
besten Wachsthum an 15 Stück dergleichen erwarten, und ne
benbei noch eben eine solche Anzahl von grünlich gefärbten.
Die Blätter können in Gärten als Bänder zum Anheften
der Gewächse gebraucht werden; man fertigt aus ihnen auch
Hüte und Decken, sowie ein Palmzweig auch den Grabhügel
einer Jungfrau ziert.
2. Die indianische Feige. Cactus opuntia.
Diese findet sich in den Felsritzen und erwächst darin zu
einem über 15 Fuß hohen Strauche. Den auf dem Rande der
Blätter im Mai und Juni sich entwickelnden schönen goldgel
ben Blüthen folgen 15 bis 20 große eiförmige, zugerundet
fachlichte Früchte von lackrother Farbe mit einem saftigen sehr
süßen und rohen Fleische,
Es find hiervon einige Abarten, nämlich Cactus Opun
tia parvifolius und C. O. latifolius vorhanden, und in den
Gärten werden auch noch andere Gattungen dieses Geschlechts
als Zierpflanzen gezogen, als Cactus hexagonus, C. cylindricus,
C. grandiflorus und C. flagelliformis. Aber auch der Cactus
coccionellifera kömmt hier fort und dürfte daher wohl Antrieb
geben zur Zucht der Cochenille.
3. Die Anona. Anona cherimolia. Corossol
cherimolier.

Dieser Baum, der noch nicht lange in den hiesigen Gär


ten eingeführt ist, trägt Früchte, die zu den besten Obstgattun
gen gehören, über deren Werth ich jedoch nicht urtheilen kann,
da mir davon während meiner Anwesenheit keine vorgekommen
find. - -

4. Die Banane. Musa.


Nach Herrn Riffo ist das hiesige Klima dem Anbau der
126

Banane nicht entgegen, namentlich soll der kurzfrüchtige Pisang


Musa sapientum, in den Gärten zu einer Höhe von 10Fußen
gelangen, vergeht aber in strengen Wintern bis auf die Wur
zeln, aus denen er jedoch im Frühjahr, sobald die Luft eine
Wärme von 10° R. constant angenommen hat, neue Schöß
linge hervortreibt, und sich dann während des Sommers be
wundernswürdig rasch entwickelt und Blätter hervorbringt, die
in ihrer Größe denen in ihrem Vaterlande wenig nachstehen.
Im freien Lande habe ich zwar keine Bäume hier gesehen,
wohl aber einige schöne Stämme im Sommerhause des Herrn
Consuls Avigdor und bei ihm auch die reifen Früchte genoffen,
deren Geschmack sich mit dem eines milden breiigen Apfels
vergleichen läßt. Sie sollen auch die Größe der in Amerika
wachsenden erreichen. -

5. Die Passionsblume. Passiflora coerulia.


Grenadille bleue.
Wird ebenfalls ihrer Frucht wegen an Laubengeländer
gepflanzt. Die sonderbar geformten, schönen, blauen Blumen
bringen eiförmig längliche, orangengelbe Früchte mit korallen
rohem honigsüßem Fleische, die im Sommer und im Herbst
reif werden.
Ich komme nun zu denjenigen Baumarten, die in den
Feldern und in den Wäldern der Meeralpen, sowie auch in dem
felsigen Küstenstriche außerhalb der eigentlichen Gärten vor
kommen, deren Früchte aber einen einträglichen Erwerbszweig
gewähren. Diesen steht obenan:
Der Kastanienbaum, Castanea vesca,
von dem in dem Riffoschen Werke 39 Abarten beschrieben
find. Sie unterscheiden sich von einander theils in der Größe,
der Menge, der Schmackhaftigkeit der Früchte und auch durch
die Zeit ihrer früheren oder späteren Reife. Zu den vorzüg
lichern zählt man:
Castanea vesca subalpina; C. v. domestica; C. v. com
"putensis (Chataigner de Contes); C. v. nigra; C. v. pilosa;
C. v. Hyacintha; C. v. Christ; C. v. praecox; C. v. varia
bilis; C. v. Rufa; C. v. corticata und C. v. maxima.
127

In den Kastanienpflanzungen fehlt es nicht an jungen


Stämmen, die aus dem Saamen aufschlagen, welche ausgeho
ben und mit ihnen neue Pflanzungen angelegt werden. Man
oculirt die jüngern Stämmchen, sobald sie eine dazu nöthige
Stärke erlangt haben, worauf sie nach 2 Jahren anfangen
tragbar zu werden. Die fernere Sorgfalt für diesen Baum
besteht darin, daß man ihn alle drei Jahre im Frühlinge aus
schneidet und alljährlich das Erdreich einmal auflockert und
etwas Dünger an die Wurzeln bringt. Wo sie ganz wild
aufwachsen, pflegt man das in der Nähe aufgeschlagene Ge
strüpp zu verbrennen, und die Asche dann zu ihrer Düngung
zu verwenden.
Der Kastanienbaum kömmt ganz besonders an den Ab
hängen der Hügel fort und schießt an ihnen zu einer beträcht
lichen Höhe empor. Er liebt die leichten Bodenarten, und
nimmt selbst mit dürren, sandigen Stellen fürlieb, gedeiht aber
bewundernswürdig in Landstrichen von guter Cultur.
Der Wind ist aber der größte Feind dieses Baumes, so
wie Regen im Juni und Juli seinem Ertrage nach heilig wird,
während der im Monat August herabfallende dem Wachsthum
seiner Früchte sehr günstig ist. Von der Raupe des Costrichus
castanea wird er alljährlich befallen, welche die Früchte sehr
beschädigt. Demohnerachtet erreicht dieser Baum ein sehr ho
hes Alter, das wohl nahe an 500 Jahre kömmt, und sein
Absterben wird am öftersten durch eine eintretende Fäulniß der
Stämme herbeigeführt. Mehre Landwirthe find der Meinung,
daß Futterpflanzen, die im Schatten der Kastanienbäume wach
sen, von dem Vieh nicht gern gefreffen werden. Auch haben
einige Erfahrungen dargethan, daß es den Bäumen schädlich
ist, wenn die Früchte nach einem Regen, oder wenn sie behaut
find, abgeschlagen werden.
Die Kastanie giebt ein vortreffliches Nahrungsmittel und
ersetzt dem Berg-Bewohner einen Theil des ihm nöthigen
Brodtes. Man genießt sie in Waffer oder Milch gekocht, in
heißer Asche oder in einer Pfanne gebraten. Auch werden
fie dem Roggenmehle zum Brodte beigemengt. Auf Hürden
128

am Feuer getrocknet laffen sie sich lange aufbewahren. Um


fie mehrere Monate durch frisch zu erhalten, werden sie in
Töpfe mit trocknem Sande eingelegt, oder in Gruben, die
mit Farrenkraut ausgelegt sind, gebracht und dann zugedeckt.
In den letzteren findet man sie nach sechs Monaten noch eben
so frisch, als wenn sie erst aufgelesen wären. Auch pflegt
man sie wohl zwei Tage lang in kaltem Waffer weichen zu
laffen, sie dann im Schatten abzutrocknen und in glafirten,
mit Leinwand zugebundnen Töpfen aufzubewahren, in welcher
Weise fiel wohl ein ganzes Jahr lang gut bleiben. Ebenso
werden die von heftigen Winden abgeschlagenen, zwar ausge
wachsenen, aber noch unreifen Kastanienbüschel zwei Fuß tief
in die Erde gegraben, wodurch sie eben so gut zeitigen, als
die am Baume, aber keinen so guten Geschmack als diese
erhalten.
Das Holz des Kastanienbaumes ist sehr brauchbar. Die
aufgeschlagenen Loden liefern Spalierlatten und Weinpfählt,
das Baumholz giebt sowohl Zimmerholz als Stäbe zu Wein
und Oelfäffern. -

Der Johannisbrodbaum. Ceratonia siliqua. Le


Caroubier.

Die angenehme Form dieses mit schönem immer grünem


Laube bedeckten Baumes ist eine Zierde der Hügel und des
felsigen Meergestades, woselbst er angebaut wird.
Er kömmt sonst hier wild vor und wächst langsam zu
einem sehr starken Baume, der seine Blüthen im Juli und
August öffnet, aber gewöhnlich sich nur ein Jahr um das an
dere mit Früchten bedeckt. Man kennt hiervon vier Abarten,
die durch Aeugelung fortgebracht werden, unter denen sich aber
nur C. s. vulgaris wegen seiner langen, ein wenig gekrümm
ten, sehr süßen Schoten, die zwei dis drei Jahre aufbewahrt
werden können, besonders auszeichnet.
Der wilde Johannisbrodbaum vermehrt sich sehr leicht
durch Wurzelschößlinge, die, wenn sie ausgepflanzt werden
und einen freien Standort erhalten, mit dem fünften Jahre
129

durch Oculiren veredelt werden können, was im Frühjahr vor


genommen wird, und worauf sie nach einigen Jahren Früchte
bringen. Mehrere Landwirthe aber ziehen es vor den wilden
Karubenbaum durch Stecklinge fortzupflanzen, wozu man die
glätteten Zweige auswählt, die man in Erdreich jetzt, das die
Feuchtigkeit gut hält.
Um recht gesunde und kräftige Bäume zu erlangen, gräbt
man im Monat März funfzehn Zoll tiefe Gruben, welche man
zur Hälfte mit Mist und Erde füllt, auf diese sieben bis acht
Saamenkörner legt, welche alsdann mit leichter Erde bedeckt
werden. Von den hiernächst aufgegangenen Pflanzen läßt
man die beiden stärksten stehen, und nimmt die andern fort.
Nach zwei Jahren wird von diesen beiden die schwächste aus
gehoben, die stehenbleibende aber nach zwei Jahren veredelt.
Der Johannisbrodbaum gedeihet auf dem undankbarsten
und dürrsten Boden, die Feuchtigkeit ist ihm zuwider, dagegen
liebt er eine strahlende Wärme, die Klüfte in den Felsen und
dem Meere sowie dem Südwinde ausgesetzt zu sein. Seine
Früchte reifen im September, bald nachdem der Baum fich
wieder mit neuen Blüthen bedeckt hat. Man bricht sie im
October und bewahrt sie zum Verkauf in den am Meere
belegenen Magazinen.
Dieser Baum erreicht ein hohes Alter, da die Fröste,
welche das nördliche Littorale des Mittelmeeres mindestens ein
mal in hundert Jahren heimsuchen, ihn nicht verderben. Friert
er jedoch bis auf die Wurzel ab, so treibt er alsbald mit
größerer Kraft neue Stämme, so daß er nach drei bis vier
Jahren wieder ein fruchtbringender Baum wird. Die Land
wirthe, welche diesen Baum anbauen, wollen die Ueberzeugung
haben, daß er nur erst nach zwanzig Jahren anfängt eine
Erndte zu liefern, welcher Behauptung von Herrn Riffo
widersprochen wird, da nach seinen Erfahrungen dieser Fall
selbst da nicht eintritt, wo man den Bäumen die sonst gewöhn
liche, jährliche Auflockerung des Erdreichs vorenthält. Der
Johannisbrodbaum giebt sich durch die abfallenden Blätter
alljährlich selbst eine Düngung, und alle zwei oder drei Jahre
9
130

werden die schadhaften und abgestorbenenAeste herausgeschnitten.


Im Herbst schlägt man die reifen Schoten mit dünnen
Stangen ab. Es ist eine bemerkenswerthe Thatsache, daß
dieser Baum, sobald er ein gewissesAlter erreicht hat, anfängt
innerlich abzusterben, sein Mark fängt an nach und nach in
Fäulniß überzugehen und das Holz verdirbt von Innen nach
Außen; demohnerachtet aber erhält er seine Lebenskraft durch
die Rinde, wie dieses bei dem Kastanienbaum und der Weide
der Fall ist.
Man steht allgemein in dem Glauben, daß dieser Baum
fünf bis sechshundert Jahre alt werden kann. Obgleich sein
ärgster Feind der Frost ist, so hat man ihn doch an Orten, die
vor dem Eindringen des den Frost bringenden Windes geschützt
waren, im Jahre 1820 einer Kälte von 9° Reaum. widerstehen
und in demselben Jahre seine Früchte zur Reife bringen sehen,
während an andern Orten, wo dem Winde der Zugang nicht
versperrt war, die Zweige und die Stämme bis auf die Wur
zeln abstarben. Wenn nach erlangter vollständiger Reife der
Früchte diese noch am Baume hängen bleiben, werden fie
wohl von einem kleinen Infekte befallen, dessen Raupe ihr
Mark verzehrt. Es kömmt dieses jedoch so selten vor, daß es
Riffo noch nicht gelungen ist, dieses Insekts habhaft zu
werden. -

Wenngleich die grünenFrüchte demHornvieh sehr schädlich


find, so dienen sie in ihrem reifen Zustande zu einer vortreff
lichen Nahrung desHaushalts-Viehes, sowie zu dessenMastung
Auch die Pferde werden damit gefüttert. Als Speise für
den Menschen sind sie sowohl frisch als im Ofen gedörret zu
verbrauchen
Wenn auch nicht hier, so doch in andern Gegenden Ita
liens, namentlich in Apulien und Sicilien, dienen sie einer gro
ßen Menge der niedern Volksklaffe zur Nahrung. Seit eini
gen Jahren werden die Bohnen des Johannisbrodbaums häu
fig nach Frankreich versandt, wo sie nach der Meinung einiger
zur Fütterung der thibetanischen Ziegen, nach andern aber zur
Färbung sehr hochfeiner Wollenstoffe verwendet werden. Wenn
131

die Bohnen mit Sorgfalt geröstet werden, so sollen sie ein


sehr angenehmes Kaffee-Surrogat liefern. -

Die Blätter des Baumes enthalten hinreichenden Gerbe


stoff, um mit Vortheil zur Zubereitung des Leders verwendet
zu werden. Das Holz ist sehr hart, mit geraden und dicht
stehenden Fasern und von einer prächtigen, rohen Farbe in
mannigfachen Abstufungen, so daß es zu Tischlerarbeiten ganz
vorzüglich geeignet ist. Die Arbeiter wollen jedoch nach Riffo
beobachtet haben, daß, wenn dieses Holz zur Zeit des Neu
mondes geschnitten wird, die Luft eine Ausschwitzung desselben
bewirkt, die einen natürlichen Glanz vermindern soll.
Der Maulbeerbaum
wird in der Umgegend von Nizza ein starker schöner
Stamm, der eine Höhe von über 60 Fuß erreicht. Seine
Blätter brechen im März hervor. Man cultiviert sowohl den
weißen als den schwarzen Maulbeerbaum.
Der erstere, Morus alba, wächst im Gebirge wild, wird
aber auch aus Saamen gezogen, um dann durch beffere Abar
ten desselben veredelt zu werden. Von Riffo werden von die
den 11 verschiedene beschrieben, von denen neben dem eben ge
dachten Wildlinge noch von folgenden die Blätter mit den Sei
denraupen verfüttert werden, als: “

1. von dem Morus alba vulgaris. Murier blanc or


dinaire.

2. „ „ M. a. Hispanica. M. b. d'Espagne.
3. „ „ M. a. Chartacea. M. b. Cartanier.
4. „ „ M. a. nodulosa. M. b. noduleux.
Die Blätter dieser Arten werden den Raupen in der hier
angegebenen Folge gereicht, und liefert der zu 3. genannte da
von die größte Menge. In dieser Hinsicht muß auch noch
5. der M. a. papyracea. Brons sonetia papyrifera.
M. a. papyrifer
besonders erwähnt werden.
In den Annales de l'agriculture française. 4ième Serie.
Tom 5. pag. 404 finde ich aus einer darin aufgenommenen
- 9+ M
132

Mittheilung des Herrn Bonafous, Directors des landwirth


schaftlichen Gartens zu Turin, eine Nachricht von einem sehr
alten und starken Maulbeerbaume, der fich in den Anlagen des
Herrn Grafen von Carin zu Nizza befinden soll, und wobei
ich bedaure, daß sie während meines dortigen Aufenthalts nicht
zu meiner Kenntniß gelangt ist. Dieser Baum, der nach der
Angabe im Jahre 1650 gepflanzt sein soll, besitzt, einen Me
ter über dem Erdboden gemeffen, 3 Meter 30 Centimeter im
Umfange, und bei 3 Meter über demselben, da wo er anfängt
sich in Aeste zu theilen, 4 Meter 20 Centimeter.
Der jährliche Ertrag dieses Baumes an Blättern ist zu
der Zeit, als er in seiner völligen Kraft gestanden hat, 1400
bis 1500 Kilogramme gewesen, welcher Betrag bis zu gegen
wärtiger Zeit auf 900 bis 1000 Kilogramme gesunken ist.
Wenn daher nach den hiesigen Erfahrungen mit 20 Kilogram
men Blätter 1 Kilogramm Cocons erzeugt werden können, so
hat dieser Baum, wenn der mittlere Durchschnittspreis der Co
cons zu 2 Franken für das Kilogramm angenommen wird,
zur Zeit seiner vollen Tragbarkeit einen Bruttoertrag von 140
bis 200 Franken gewährt und noch gegenwärtig von 90 bis
100 Franken. Es ist dies ein außerordentlicher Ertrag
Den schwarzen Maulbeerbaum und dessen Abarten zieht
man vorzugsweise nur ihrer Früchte wegen, die theils frisch
genoffen, theils zu Syrup eingekocht werden.
Wenn der Maulbeerbaum aus dem Saamen gezogen
wird, so werden die Maulbeeren in Waffer geworfen, darin
zerrührt, und der dünne Brei auf ein leichtes Erdreich ge
sprengt, worauf die jungen Stämme fast ohne alle weitere
Sorgfalt hervorwachsen. Man kürzt alljährig den vorigjähri
gen Jahrestrieb bis auf dreiAugen und verpflanzt die jungen
Bäumchen nach erreichtem fünften Jahre... Alle Methoden der
Veredlung können auf diesen Baum angewendet werden, und
geschieht das Pfropfen desselben im Februar, dasAeugeln aber
im August. Der Schnitt des Baumes wird von den Land
wirthen immer noch sehr vernachlässigt, und nur Einzelne von
133

ihnen fangen an, denselben pyramidenförmig zu ziehen, wodurch


beim Abpflücken der Blätter eine große Zeitersparniß herbeige
führt wird.
Außer den Blättern in ihrem grünen Zustande für die
Seidenraupen werden auch noch die am Baume verbliebenen
Blätter getrocknet und zur Winternahrung für das Vieh auf
bewahrt.
Die Maulbeeren sind ein schnell mästendes Futter für das
Federvieh. Das Holz der ausgewachsenen Bäume ist zur
Tischlerarbeit sehr brauchbar, und die Zweige geben auch gutes
Pfahlholz für die Weinstöcke.
Wenn auch früher die Anzucht des Maulbeerbaumes in
hiesiger Gegend sehr vernachlässigt worden ist, so fängt man
doch an, ihm eine größere Aufmerksamkeit zu widmen, wozu,
wie schon weiter oben gedacht worden, der herabsinkende Preis
der Orangen nicht wenig beiträgt.
Herr Clary zu St. Pons versicherte mich, daß ein star
ker Baum durch seine Blätter an 30 bis 40 Franken ein
trage, da das Rubbi (25 Pfd.) davon mit 25 Sols be
zahlt werde. Hieraus folgt also, daß ein solcher Baum 600
bis 800 Pfund Blätter giebt.–Außer den vorgedachten Bäu
men find noch die nachfolgenden zu erwähnen, wenngleich
die Benutzung derselben nur in einem geringen Umfange
Statt findet: -

Der Pinienbaum, Pinus pinea. Pin pinier.


Diese hohe, einen imponierenden Anblick gewährende Coni- -

fere wächst häufig an den dem Meere zugewandten Felsen


Abhängen, und wird auch besonders cultiviert. Die pyramida
lisch-eiförmig sehr großen Zapfen verbergen unter ihren Schup
pen eine sehr süße Mandel, welche häufig frisch genoffen und
auch in Kuchen verbacken wird. Um sie aus den Zapfen zu
lösen, müffen diese über Kohlenfeuer geröstet werden. Ebenso
werden auch die Kerne des Pinus cembra (Pin cembre)
für den Nachtisch gesammelt.
134

Der Lorbeerbaum, Laurus mobilis. Laurier


d'Apollon.
Die Zweige dieses Baumes erlangen eine hinreichende
Stärke, um brauchbare Weinpfähle zu liefern; aus den Blät
tern wird durch Destillation ein Oel gewonnen, und man be
dient sich derselben auch zum Verpacken der Feigen und ande
rer getrockneter Früchte, welche von denselben einen aromat
schen Geruch annehmen. Auch dienen sie zum Küchengebrauch
und werden auch unter einige Parfümerien gemischt. Die rei
fen Früchte geben ebenfalls ein Oel, das sowohl zur Arznei,
als um die Würmer zu vertreiben, gebraucht wird.
Auch gehört hier noch her
Der Kapern strauch, Capparis spinosa,
der auf den am Meere belegenen Felsen überall wild wächst,
jedoch auch in den Gärten cultiviert wird. Seine unaufgebro
chenen Blüthenknospen werden wie in der Provence in Essig
eingemacht. Die violettrohen Staubfäden geben den großen,
aufgeschloffenen Blüthen ein prachtvolles Ansehen. Man zieht
auch noch den Capparis ovata, dessen eiförmig-länglich schön
rothe Früchte vor ihrer vollständigen Reife ebenfalls in Essig
eingemacht werden.
Die Küchengärten bringen auch mannigfaltige Gemü
fearten hervor, deren frischen Genuß man in keiner Jahreszeit
entbehrt. Außer den davon auch bei uns gewöhnlich vorkom
menden, findet man hier nachfolgende, theils häufiger benutzte,
theils eigenthümliche Arten:
1. Die Schwarzwurzel. Scorzonera Hispanica.
Scorz onere. -

Sie wird das ganze Jahr durch gesäet, so daß ihre Wur
zeln zum Gebrauch fortwährend vorräthig sind.
2. Die Haferwurzel. Tragopogon porrifolius.
Salsifie.
- Man fäet diese im Februar und fiel wird am häufigsten
in neu angelegten Weinbergen cultiviert. Die gemeinen Leute
135

genießen auch den hier in den Wiesen wild wachsenden Trago


pogon pratensis. -

3. Die Kardonen. Chardons.


Von diesen hat man zweiverschiedene Gattungen, nämlich:
a. Scolymus Hispanicus, von welcher im Winter
die in Waffer oder Fleischbrühe abgekochte Wurzel gegessen wird.
b. Carduus Hispanicus, von welcher zwei Spiel
arten angebaut, und deren fleischige Blattrippen genoffen wer
den. Man hat sie das ganze Jahr hindurch.
4. Die Artischocken. Cynara scolymus.
Hiervon gibt es mehrere Spielarten, sowohl mit großen
pyramidenformigen Distelköpfen, als auch mit kleinen mehr
eiförmig geformten, und sowohl mit fachlichten Kelchspitzen, als
mit unbewehrten.
5. Der Blumenkohl. Brassica oleracea Botrytis.
Von diesem kommen 4 Abarten vor, die im November
und den ganzen Winter durch geschnitten werden. Der soge
nannte choux fleur tardif kann bis zum Junigenoffen werden.
Die zu dieser Art gehörigen Brocolis umfaffen vier Spiel
arten, welche ebenfalls vom November bis zum Sommer ge
noffen werden können.
6. Die Kartoffeln.
Von dieser werden zwar mehrere Arten angebaut, die mir
vorgekommenen fanden jedoch in Hinsicht ihres Wohlgeschmacks
den bei uns wachsenden nach.
7. Der Spargel.
Dieser wird im Winter über und im Frühjahre genoffen.
Man schneidet jedoch nicht wie bei uns die Stangen, bevor sie
hervorwachen, unter der Erde ab, sondern die schon wohl zu
einer Länge von einem Fuße empor getriebenen grünen Sten
gel, wodurch diese, in andern Ländern so beliebte Speise nicht
nur ihren ganzen Wohlgeschmach verliert, sondern ein herbes
und holziges Wesen annimmt. Da sie blos in reinem Waffer
und Salz oder in dünner Fleischbrühe abgekocht werden, so
trägt diese Bereitungsart noch mehr dazu bei, das Gericht
unschmackhaft zu machen. In dieser Weise werden fast alle
136

Gemüsearten hier, und überhaupt in Italien, zubereitet, so daß


man es aufrichtig bedauern muß, daß so wenig geschieht, um
den Genuß dieser, von der hiesigen Natur so sehr begünstigten
Gemüse, für den Gaumen angenehm zu machen.
8. Der Liebesapfel. Solanum Cycopersicum.
Pomme d'amour.
Von diesem werden mehrere Spielarten gezogen, von de
nen die mit rosenrother Frucht am geschätztesten ist. Die
Früchte reifen im Sommer und den ganzen Herbst hindurch,
und werden dann in großer Menge zur Würzung der Brühen
gebraucht, welchen sie einen sehr angenehmen Geschmack mit
theilen, so daß zu wünschen ist, daß diese Frucht auch in un
fern Küchen allgemeiner eingeführt werden möchte.
9. Der Eierapfel. Solanum melongena.
Melongène.
Ein langer und ein runder amethystfarbener, sowie ein
runder weißer, von denen der erstere besonders beliebt ist, wer
den cultiviert. Man säet ihn im Januar, versetzt die jungen
Pflanzen im Mai, und die Früchte reifen den Sommer und
Herbst über.
10. Die Kürbisse.
Von diesen wird eine große Mannigfaltigkeit der Arten
angepflanzt, von denen die Früchte einiger frisch genoffen wer
den, als von Cucurbita moschata, Melounenca, Courge me
lonnée, und die man auch für den Winter aufhebt. Die Cu
curbita macrocarpa trägt große, wohl das Gewicht von hun
dert Pfunden erreichende Früchte, die zur Viehmäftung dienen.
Von andern werden die Früchte zugerichtet, um als Flaschen
oder sonstige Gefäße gebraucht zu werden.
11. Die Waffermelonen. Cucurbita Citrullus.
Paste ques.
Diese werden häufig gebaut, und dienen in den Sommer
und Herbstmonaten zu einer angenehmen Erfrischung
12. Die Melonen.
Unter den vielen Varietäten, welche man von diesen cul
tiviert, führen die vorzüglicheren folgende Benennungen, als:
137
le melon manicher
» » des carmes
» » Canta loup orange
» » le gros prenot
» » muscat de Malte
- Y) Y) d'hyver
welche letztere sich sehr lange frisch aufbewahren läßt.
13. Der spanische Pfeffer. Capsicum annuum.
Man zieht ven diesem Gewächse zwar auch mehrere Spiel
arten, welche jedoch nicht sonderlich in Gebrauch sind.
14. Die Erdbeeren. -

Von diesen wachsen hier mehrere Arten theils wild, theils


werden sie in den Gärten cultiviert. Zu den erstern gehört
Fragaria collina, fraise des collines, mit schönen ro
then Früchten von starkem Wohlgeruch und sehr angenehmem
Geschmack, welche den ganzen Sommer über reifen.
Unter den im Garten gezogenen Erdbeeren zeichnen sich aus:
1. Fragaria semper florens, die Monatserdbeere,
welche das ganze Jahr über reife Früchte bringt.
2. Fragaria Chilloensis, Fraise de Chili. Diese
wird am häufigsten gezogen. Ihre großen Früchte reifen im
April und Juni.
3. Fragaria ananas, die Ananas-Erdbeere. Diese
wird nur von einigen Liebhabern gepflanzt.
Außer vielen andern weniger bedeutenden Küchengewächsen,
die angezogen werden, find noch eine Menge essbarer
Schwämme vorhanden, unter denen die Champignons und
die Trüffeln den ersten Rang einnehmen. Von den Trüffeln
werden drei Arten unterschieden: die schwarze, die graue und
die mittelländische. Letztere, welche glatt und rundlich ist, hat
auswendig eine weißlich graue Farbe, inwendig aber eine hell
braune mit weißen Adern durchzogene. Diese sehr dichte und
vorzüglich gesuchte Trüffel wird im Juli aufgenommen.
Nach dieser bedeutenden Abschweifung, wodurch ich den
Leser mit den hiesigen landwirthschaftlichen Verhältnissen näher
138

bekannt zu machen bemüht gewesen bin, kehre ich zu dem In


halt meines Tagebuchs zurück.
Vom 4. bis zum 8. April
wurde ich durch eine leichte Unpäßlichkeit verhindert, Ausflüchte
zu machen, und ich konnte daher erst am letztgedachten Tage
mit meinen Wanderungen wieder beginnen. Mein Weg führte
mich durch die Vorstadt Croix de Marbre dem Strande zu.
An der Hauptstraße liegt nicht weit von der Brücke, da, wo
der Weg zur sogenannten Promenade des Anglais führt, ein
kleiner, unbebauter Fleck, den man aber im Begriff ist, einzu
hegen, und darauf einen botanischen Garten anzulegen, der ge
wiß in jeder Hinsicht zur Annehmlichkeit des Orts beitragen
wird. In den Gärten, welchen ich vorbeikam, fingen die Oran
genbäume an zu blühen, sowie auch Datura arborea ihre Blu
men geöffnet hatte. Einzelne Dattelpalmen ragten mit ihren
Häuptern über die Mauern, und Agaven waren zur Beweh
rung gepflanzt.
Am 9. ging ich auf den Schloßberg, von dem man eine
reizende Ansicht der Stadt und des Meeres genießt. Man
erreicht seine Höhe auf einem sanft ansteigenden Wege, der
mit einer doppelten Reihe von Cypreffen besetzt ist, wozwischen
Rosensträucher und Agaven gepflanzt sind. Von den letzteren
stehen an mehreren Orten einzelne sehr schöne Exemplare, an
denen man die bereits verwelkten Blüthenstengel noch nicht ab
geschnitten hatte. Diese hatten eine Höhe von 15 Fuß, und
waren unten, wo sie aus den Blättern hervortreten, an 6 Zoll
dick. Die an dem obern Theile des Schafts stehenden Blü
thenzweige gaben ihm das Ansehn eines mäßigen Baumes.
Der Judasbaum (Cercis siliquastrum) trieb seine hübschen
gelben violettrothen Blüthen hervor. Da diese auch aus der
Rinde des Stammes und der Hauptäste hervortreiben, so ge
ben sie dem Baume ein ganz eigenthümliches Ansehen, was
dadurch noch vermehrt wird, daß seine Blätter erst viel später
hervorkommen. Die Kirschen- und Pflaumenbäume standen
noch in Blüthe. Den Felsen entsproßten Euphorbien und die
139

Mauern waren mit Sedum behangen, Rosa bengalensis an


den Hecken hatte sich aufgeschlossen, und der Boden war mit
blühendem Leontodon glaucescens bedeckt.
Von diesem anmuthigen Berge herabgestiegen, machte ich
mich zu Esel nach Villafranca. Die Straße dahin bleibt bis
nahe vor diesem Orte im Steigen, und führt zwischen Gärten
durch, die mit hohen Mauern vom hiesigen Kalkstein eingefaßt
sind. Oefters aber bildet der Felsen selbst, durch den die
Straße gebrochen ist, die Bewehrung des oberhalb desselben
sich ausbreitenden Gartens, der dann in der Mehrzahl, außer
mit einigen Orangen- und Feigenbäumen, mit Olivenbäumen
dicht besetzt ist. Viele von ihnen waren noch mit schwarzen
Früchten behangen, deren violettfarbenes Mark sehr bitter
schmeckte. Hier und da zeigte sich auch ein Karubenbaum.
Von einem hohen Vorberge, von welchem man einen reizenden
Anblick des den Hafen von Villafranca bildenden Meerbusens
genießt, steigt man die Straße in den schmalen Thalkeffel hin
unter. Dieser ist durch die hohen, ihn umgebenden Berge von
West nach Ost geschützt, und gestattet nur dem Mittagswinde
Zugang. Die von dem Felsen abprallenden Sonnenstrahlen
vermehren die Intensität der Wärme, welche dann auch den
an ihren Abhängen gepflanzten Citronenbäumen ein vorzügli
ches Gedeihen gestattet. Einige schöne Dattelpalmen geben
einem sonst kleinen, am Hafen belegenen Garten ein zierliches
Ansehen. Orangen kaufte ich in der Stadt 3 Stück für ei
nen Sols.
Die Stadt Villafranca verlaffend, wandte ich mich nach
Beaulieu auf einem felsigen bald ansteigenden, bald wieder sich
senkenden schmalen Pfade am Ufer des Meeres, der zu beiden
Seiten mitunter sehr hübsche Einblicke gewährt. Weiterhin
führt derselbe zwischen Mauern durch Oliven- und Orangen-,
größtentheils aber Citronengärten, deren Bäume mit sehr vie
len Früchten förmlich behangen waren, und daher einen herr
lichen Anblick gewährten. Die Olivenbäume wollen mir hier
noch stärker erscheinen, als ich sie in Nizza sah. Viele von ih
nen hatten, wenn auch nicht die Höhe der Eichbäume bei uns,
140

so doch die Stärke derselben. Daß aber auch die Seewinde


ihre Kraft auf diese Bäume ausüben, konnte man deutlich an
mehreren Stämmen wahrnehmen, die im eigentlichen Sinne wie
ein Strick zusammengedreht waren. Es treten hier übrigens
alle Umstände zusammen, um ein vorzügliches Gedeihen dieses
nützlichen Baumes zu bewirken, da ein schotteriger, lehmiger
Kalkboden, der der Seeluft geöffnet ist, seinen Standort bildet
Angenehm wird der Reisende überrascht, wenn ihm aufdem
felsigen schmalenPfade,hoch überdenMeereswellen fortreitend,mit
einem Male links an demselben eine kleine offene Grotte ent
gegentritt, die mit mehreren erotischen, zwischen den Felsstücken
eingepflanzten Gewächsen geziert ist. Unter diesen befanden sich
die Aloe picta, Cactus Opuntia und Pelargonium coccineum,
letzteres in Blüthe. Diese kleine niedliche Anlage, wo auch ein
Ruhefiz angebracht ist, hat ihr Entstehen dem Aufenthalte der
Großherzogin von Baden zu verdanken, die schon mehrere Win
ter in der hiesigen Gegend zugebracht hat. Sie ist es auch,
die den bequemen von Villafranca nach Beaulieu führenden
Saumweg hat anlegen lassen. Bei dem kleinen, aus einigen
wenigen Häusern bestehenden Orte Beaulieu machte ich Halt,
und wurde auf dem Rückwege tüchtig naß. Jenseits Villa
franca kam ich einem Felde vorbei, aufwelchem die Gerste schon
in Aehren stand.
Auch waren Ackerstücke am Wege mit Taubhafer (Avena
fatua) bestellt, der in Rispen war, wahrscheinlich, um als
Grünfutter abgemäht zu werden. Von sonstigen Pflanzen sah
ich auch den Borrago officinalis in Blüthe. -

Am 10. April
durchtrich ich zu Fuß mehrere Stunden die hiesige Umgegend,
und betrat bei dieser Gelegenheit das Innere mehrerer Gärten.
In diesen find nach Beschaffenheit des Bodens und der Lage
entweder Orangen- oder Olivenbäume die Hauptsache. Die
erstern davon waren überall noch mit Früchten übervoll behan
gen. Ich kam zur Befizung Pignol, ebenfalls einer großen
Pflanzung von Orangen- und Citronen-Bäumen. Hier waren
141

außer den bengalischen Rosen auch noch große Garten-Erd


beeren, sowie Reseda und Calendula officinalis und einige
Pelargonien in Blüthe, Ricinus cemmunis war im Laube und
der Weinstock am Geländer hatte angefangen die Blätter zu
entfalten. Mehrere Feigenbäume hatten bereits handbreite
Blätter getrieben. Beim Zurückgehen kam ich einem Garten
vorbei, in welchem die Dattelpalmen die Blüthenbüschel ausge
worfen hatten. Diese sind sehr lang und gleichen Haarbüscheln
von gelblich grüner Farbe. -

Am 11. April
machte ich wieder eine Excursion zunächst dem Kloster St.
Barthelemy vorbei nach dem Garten. Darçon, der von dem
Abhange einer Anhöhe terraffenmäßig angelegt ist, und sich
nicht in einem besonders vorzüglichen Culturzustande befindet.
Am Eingange desselben stehen zwei sehr starke Cactus ficus
indica eingepflanzt, und unter den sonstigen Bäumen des Gar
tens find auch einige recht hübsche Stämme der Annona che
rimolia. Die Orangenbäume wurden beschnitten. Weiter dem
Gebirge zureitend, waren die Leute beschäftigt, die Oliven ab
zuschlagen, die sie von den Laken, aufwelche sie fielen, auflasen.
Auf einem Ackerstücke an dem Wege war der Roggen bereits
in Blüthe getreten. Das Arundo Donax wucherte hier auf
den Ackerrändern wild, und wurde da, wo es hinderlich war,
ausgerodet. Die Vallée obscure, eine enge Felsschlucht, war
das Ziel meiner heutigen Wanderungen. Aus den feuchten
Ritzen des Gesteins proßte überall das zartblättrige Frauen
haar, Adianthum Capillus Veneris, hervor, sowie es auch an
mehreren blühenden wilden Gewächsen nicht fehlte.

Den 12. April.


In einem Orangengarten in der Vorstadt Croix de
marbre besah ich eine Bewässerungs-Anstalt, wie solche schon
weiter oben erwähnt worden ist, die fehr einfach war.
Das aus einem Ziehbrunnen mit einem Schöpfrade ge
hobene Waffer ergoß sich in ein Bafin, aus welchem es in
142

mehrere aus Stein gehauene Rinnen, die den Garten in pa


rallelen Richtungen durchschnitten, geleitet wurde. Aus diesen
werden dann die Orangenbäume begoffen.
Der hiesige Fischmarkt, der nicht weit von der Terraffe
belegen ist, wird alltäglich mit einer reichhaltigen Menge von
Meeresproducten versehen. -

Von den Fischen der Jahreszeit muß ich folgende an


führen:
1. Der Wittling. Merlan. Merlangus vulgaris
Von diesem kommen hier zwei Arten vor:
a. der Merlan printanier, der im Frühjahr der Küste in
Schaaren sich nähert, und dessen Fleisch geringer ist, als das
der nächstfolgenden Art. Er gibt reichliche Speise für die
arbeitende Klaffe.
b. der Merlan poutasson – der auf leichten Meeres
stellen über Felsgrund mit der Angel gefangen wird, und ein
ziemlich festes und schmackhaftes Fleisch besitzt.
2. Der Bär. Labrax Lupus. Perea Labbax.
Risso: Le Loup. Dieser Fisch von der Größe eines starken
Hechts hat ein vortreffliches Fleisch
3. Die Makarelle. Scomber Macquereau commun.
Dieser Fisch nähert sich der Küste im Frühjahr und im Herbst,
und wird in beiden Jahreszeiten in großer Menge gefangen.
Er ist so groß, wie ein starker Häring, und hat ein zartes, aber
etwas weiches Fleisch.
4. Die Sardelle. Clupea Sardina. Clupanodon
Sardina. Risso: La Sardine. Der Fang der Sardellen
ist für die hiesigen Küstenbewohner ein ziemlich einträglicher
Nahrungszweig, wenngleich eine recht reiche Ausbeute nur alle
fünf oder sechs Jahre zu erwarten steht. Eingesalzen ist dieser
Fisch für die geringste Volksklaffe eine Speise in der Fasten
zeit. Auf dem Rost gebraten werden sie häufig genoffen.
5. Der Amchovis. Engraulis Emerasicholus.
Auchois vulgaire. Diese Fische berühren auf ihrer Wan
derung die hiesigen Küsten in großen Schaaren, und zwar im
Frühjahre kommend von Westen nach Osten und im Herbste
143

in entgegengesetzter Richtung. Der Hauptfang derselben ge


schieht in den Nächten des Mai, Juni und Juli. Eingesalzen
bilden sie einen bedeutenden, auch bei uns im Norden bekann
ten Handelsartikel.
6. Die rothe Meerbarbe. Mullus barbatus,
Mullus ruber. Risso: Rouget. Sie ist von der Größe
eines mittelmäßigen Barsches, und hat ein feines, sehr schmack
haftes Fleisch.
7. Die Zunge. Solea-vulgaris. Risso: Pleu
ronectes Solea. Sole. und 8. Die Steinbutte.
Rhombus maximus Risso. Pleuronectes maxima.
Beide Fische, auch in den nordischen Meeren bekannt, haben
ein wohlschmeckendes Fleisch; am zartesten ist aber das des
erfern. A

9. Der Thunfisch. Thynnus vulgaris. Thynnus


mediterraneus. R. Thon commun. Er wird zur Zeit
der Tag-und Nachtgleichen gefangen, und sein geschätztesFleisch
ist von einem vorzüglichen Geschmacke. Die Milch, sowie der
Roggen dieser Fischart, die erstere Latte oder Sperma diTonno
genannt, wird eingesalzen an der Luft getrocknet und giebt
dann eine feine Speise. -

10. Der Schwerdtfisch. XiphiasGladius. Espa


dor Empereur. Dieser wird hier auchgefangen, und kommt
mit einem Gewicht von 4 bis 160 Pfd. vor. Bei meiner
Anwesenheit in Nizza sah ich davon keinen.
Außer den vielen Salzwasserfischen liefern die Bergströme
auch noch Lachsforellen.
Der 13. April.
Ein anhaltender Regen verhinderte heute jede Ausflucht.
Herr Riffo bestätigte es mir gestern, daß die gegenwärtige
Witterung einen für diesen Monat ungewöhnlichen Charakter
angenommen habe, daher die Vegetation gegen sonst zurück sei.
Es bekunde sich dieses auch dadurch, daß die Wandervögel aus
Afrika noch nicht eingetroffen wären.
Ueber die Preise einiger der nöthigsten Lebensmittel zog
144

ich Erkundigungen ein, welche mir folgende Resultate gaben:


1 Pfd. Rindfleisch von bester Qualität 3 Sols
1 Pfd. Kalbfleisch „ „ 8 „
1 Pfd. Hammelfleisch „ 5 „
1 Pfd. Fische „ „ „ 10 „
1 Pfd. Butter 15 //

1 Ei - -- 1.
1 Pfd. feines Oel „ „ 10 „
An Arbeitslohn zahlt man nach Beschaffenheit der Arbeit
20, 25 bis 30 Sols.

Der 14. April


Ich machte mich heute auf den Weg nach les Cimiez,
und besah auf diesem zunächst den Orangengarten des Grafen
de St. Pierre, in welchem auch ein Theil mit Olivenbäumen
bepflanzt ist. Das Land dazwischen, was von einem Pächter
bearbeitet wurde, war mit Waizen und mit Bohnen bestellt.
Aufdem Rückwegehielt ich indem Garten und den Olivenpflanzun
gendes Herrn Clary an, welche sich in einem vortrefflichen Zu
stand befinden. Obgleich ihm ganz unbekannt, wurde ich von
demselben doch sehr freundlich aufgenommen und in einer an
sehnlichen Besitzung herumgeführt. Man war eben beschäftigt
ein großes zu bedeckendes Wafferbehältniß zur Wäfferung der
Bäume anzulegen. Der Weinstock war am Geländer lauben
artig gezogen, die Zwischenräume von einem Geländer zum
andern aber mit Getreide bestellt, was Herr Clary im Allge
meinen nicht für vorheilhaft halten will, da dadurch dem
Weinstocke zur Zeit der Blüthe der Luftzug genommen werde.
Er hat seine Besitzung, die ihm einen jährlichen Reinertrag
von 5000 Franken giebt, für 60000 Franken erkauft.-
Bevor ich Nizza wieder erreichte, kam ich einer Oelmühle
vorbei, bei welcher sich mehrere große, ausgemauerte, offene
Behälter befanden, die mit Oliventretern und vielem Waffer
angefüllt waren, aus welchen letztern das schlechte zum Maschi
nengebrauch bestimmte Oel sich absonderte. Die hiernächst ver
bleibenden Trestern werden zur Düngungverwendet,
145

Der 15. April.


Außer der, der hiesigen Gegend eigenthümlichen reichen
Flora werden auch noch viele erotische Ziergewächse in den
hiesigen Gärten im Freien durchgebracht. Ich will nur einige
derselben erwähnen, als: Mimosa farnesiana, Datura arborea,
welche jährlich dreimal blüht, Volkameria japonica, Nyctantes
Sambac, Magnolia grandiflora, Hydraugla hortensis, Fuchsia
coccinea, Agapanthus umbellatus, Begonia bicolor, Gardenien,
Pelargonien und Camelien, sowie auch mehrere Arten von
Aloen, Cactus, Meembrianthemen und Stapolien.
In dem oft erwähnten Riffoschen Werke befindet sich am
Schluffe des 2ten Bandes ein umständliches Namensverzeichniß
der in der Umgegend von Nizza wild wachsenden, sowie in den
dortigen Gärten gezogenen Pflanzen mit Angabe ihres Stand
orts und der Blüthenzeit. –
Die Verfertigung der Macaroni von allen Gattungen
wird hier sehr stark betrieben, und die damit angefüllten Läden
gewähren, besonders wenn sie des Abends erleuchtet sind, einen
sehr hübschen Anblick, da man die Kunst versteht, die verschie
denartigen Nudeln von den Vermicelli bis zu den breitesten
Macaroni, jede besonders in zierlich geformten Haufen aufzu
setzen. Zu ihrer Bereitung kann nur feines Mehl verbraucht
werden, das zu einem gleichmäßigen Teige geknetet wird, der
alsdann auf großen Tischplatten in der erforderlichen Dicke
aufgerollt wird. An dem hintern Ende der Tischplatte ist in
der Mitte eine Säule angebracht, die an beiden Enden mit
einem eisernen Zapfen versehen ist, der sich oben in der Decke
und unten in der Tischplatte in einer Pfanne bewegt. Unten
ist in dieser Säule ein über den ganzen Tisch hinausreichender
einige Zoll breiter beweglicher Baum befestigt, dessen untere
Seite der Länge nach in mehrere scharfkantige Rinnen ausge
arbeitet ist, deren Entfernung von einander durch die Breite,
welche die Macaroni erhalten sollen, bestimmt wird. Indem
nun einige starke Arbeiter diesen Baum von einem Rande des
Tisches nach dem entgegengesetzten, bei fortwährendem Nieder
10
146

drücken und Wiederaufheben desselben auf dem ausgebreiteten


Teige herumführen, werden von diesem eine Anzahl langer
Streifen abgeschnitten, die man alsdann durch Querschnitte
mit einem Meffer in beliebig lange Stücke trennt.

Der 16. April.


Heute Morgen um 3 Uhr fuhr ich mit einem Vetturin
nach St. Remo, um mich dort von der jeden Abend von
hier nach Genua abgehenden Corriera aufnehmen zu
laffen. Die Straße führt Anfangs zwischen den Steinmauern
der Gärten und man fängt an zu steigen.
Weinberge, worin die Stöcke spalierartig gezogen werden,
erheben sich an den Seiten. Hierbei wird mit geringer Kunst
fertigkeit verfahren. Abgehauene dürre Baumäste, die an einem
Ende so gebogen sind, daß wenn das andere in die Erde ge
graben wird, jenes eine dachförmige Erhebung bildet, dienen
der Rebe hinanzusteigen. Diese krummen Pfähle sind von
Grube zu Grube durch Stäbe von Pfahlrohr, Arundo Donax,
mit einander verbunden, so daß dadurch ein Spalier entsteht.
Die Räume zwischen den Reihen der Weinstöcke waren mit
Saubohnen, auch mit Roggen bestellt. Je mehr man sich er
hebt, je mehr treten jetzt die Olivenbäume hervor, namentlich
da wo die Erdrinde anfängt dünn zu werden, und durch
die felsige Unterlage durchbrochen wird, hier und da auch eine
quellige Beschaffenheit des Bodens sich wahrnehmen läßt. In
den Gärten und an den Rändern der Aecker am Wege standen
sehr schön blühende, glattrindige süße Kirsch-Bäume. Man
steigt höher und die Obstbäume fangen an sich zu verlieren,
zur Linken des Weges aber blickt man in ein ziemlich weites,
mit Olivenbäumen besetztes Thal. Die Feigenbäume am Wege
fingen an auszuschlagen. Man kommt dem Monte deserto
vorbei, dessen Abhang aus spitzen, rauhen Kalksteinen bestehend,
nur mit spärlichen Grashalmen bedeckt ist, die von sehr lang
- wolligen, weißen und braunen Schafen verzehrt werden, mit
denen sich aber auch hier und da ein magerer Esel kümmerlich
begnügen muß. Bei dem Orte Turbia breitet sich das Land
147

in eine leicht wellenförmige Fläche aus, und ist nicht so steinig,


als vorher. Sie ist mit Weinreben bepflanzt, zwischen welchen
Getraide gesäet ist. Man nähert sich auf dieser Fläche dem
unten auf einem Vorberge am Meere belegenen Monaco, das
von einer offenen Keffelschlucht umgeben ist. In dieser hat
man bis zur Höhe hinauf den Erdboden terrafiert und mit
Weinstöcken bepflanzt. Der Weg führt auf der Höhe weiter
nach Mentone zu, und man trifft, je näher man diesem Orte
kömmt, wieder auf mehrere Obstbäume.
Zwischen den einzelnen Weinpflanzungen finden sichgrößere
mit Getraide bebaute Flächen.
In den Gärten zu Mentone werden vorzugsweise Citro
nen gezogen, von welchen jetzt das Tausend zu 10 Franken
angeboten wurde. Die Bäume waren mit Früchten sehr stark
behangen. Man war jetzt mit einer Einsammlung derselben
sehr beschäftigt. Viele davon werden abgeschält, die Schalen
an den Häusern in der Sonne zum Trocknen aufgehangen und
dann nach Frankreich an die Destillateure verkauft. Das saf
tige Mark aber wird weggeworfen, was sehr unwirthschaftlich
erscheint, da es doch wohl der Mühe verlohnen würde, es aus
zupreffen und zum Küchengebrauch oder an die Seidenfärbereien
zu verkaufen.
An den Felsen wuchsen viele Büsche der Cineraria maritima
hervor.
Von hier nach Vintimiglia zu find die Höhen zur Linken
mit Olivenbäumen bewachsen. Bei diesem Orte bemerkte ich
eine einzige wie wohl schöne Dattelpalme. Wenn man diese
Stadt verläßt, endet sich der bisherige, röhlich gelbe, theils
graue kalkige Lehmboden und geht in Sand über, welcher nach
dem Meere zu quellig wird. Die Gegend verflächt sich aber
auch immer mehr und mehr, und findet daher auch ein stär
kerer Anbau von Getraide als bisher Statt. Man trifft auf
ziemliche Strecken, die ganz mit wilden Narziffen bewachsen
find. Aüch wilde Olivenbäume mit sehr kleinen Früchten
kommen vor, und hier und da auch ein ohne alle Cultur wach
sender Oleanderstrauch. Der Lein auf den Aeckern war in
10%
148

Blüthe und es fehlte nach dem Meere zu auch nicht an kleinen


Wiesenflächen, welche von guter Qualität zu sein schienen.
Fremdartig stellt sich dem Auge Bordighero dar, wenn
man in dessen Umgebung bedeutende Flächen erblickt, die mit
Dattelgebüschen bewachsen sind. Dieses ist der einzige Ort,
nicht nur an der genuesischen Küste, sondern wohl in ganz
Italien, wo die Dattelpalme im Großen, und eigends dazu
angebaut wird, um die Blätter als Palmzweige zum Kirchen
gebrauch davon zu gewinnen. DerHandeldamithat besonders
dadurch eine Bedeutung erlangt, daß einem einzigen Einwohner
von hier das Monopol von dem Papste Sixtus V. erheilt
worden ist, alle Palmzweige, welche in den Kirchen zu Rom
verbraucht werden, allein zu liefern. Es ist dieses geschehen
bei Gelegenheit, als der auf dem Platze vor der St. Peters
kirche stehende ägyptische Obelisk von seinem frühern Standorte,
dem Campus Vaticanus, da wo jetzt die Sakristei der Peters
kirche ist, im Jahre 1586 versetzt werden sollte. Zu dieser
Zeit war nämlich der gedachte Eigenthümer in Rom anwesend,
und sah der Aufrichtung der Säule zu. Um diese durch eine
großartige Maschinerie und viele Menschenkräfte zu bewirkende
schwierige Arbeit glücklich auszuführen, war bei Todesstrafe
den Zuschauern eine vollkommene Ruhe geboten. Als aber
aller angewandten Kräfte es unmöglich erschien, daß der Obe
lisk in die Höhe gerichtet werden könne, unterbrach der gedachte
Eigenthümer trotz des scharfen Verbots das Stillschweigen
und rief: Begießt die Taue mit Waffer. Dieses geschah, und
jene gewannen durch das nachherige schnelle Verdampfen der
eingesogenen Feuchtigkeit eine so starke Zusammenziehung, daß
der Obelisk in die Höhe gehoben wurde.
Schöne Exemplare dieser Palme fand ich hier nicht, da
man sie in der Mehrzahl nicht hoch aufschießen läßt, sondern
fie durch Abhauen des Hauptstammes zwingt, neue Schößlinge
aus den Wurzeln zu treiben, wodurch ein vermehrter Blatttrieb
erlangt wird. Da man diese Blätter, um sie zu bleichen, zu
sammenbindet, so verliert der Anblick dieser Fremdlinge sehr
viel von ihrer Lieblichkeit.
149

Der 17. April.


Heute Morgen um 3 Uhr führte mich die Corriera wei
ter auf dem Wege nach Genua. Dieser geht zunächst über
das Kalksteingebirge in einer nicht unbedeutenden Höhe über
dem Meere fort. Wo der Felsen Cultur zuläßt, ist er mit
Weinstöcken und Olivenbäumen bepflanzt, und bei den einzel
nen unten an der Küste gelegenen Orten St. Stephano, St.
Mauricio tritt hier und da eine einzelne Dattelpalme hervor.
Wenn man sich dem Orte Borghetto nähert, tritt das
bisherige blaue und gelbe Kalksteingebirge etwas mehr zurück,
so daß für die Cultur der Feldfrüchte günstigere Flächen er-
fcheinen. Auf diesen waren mehrere Ackerstücke mit schönem
Waizen bebaut, der bereits soweit aufgewachsen war, daß er
dem Hervortreiben der Aehren nahe stand. Die einzelnen Brei
ten waren durch Reihen von Weinstöcken abgeheilt und an den
Rändern mit Feigenbäumen, sowie auch mit vielen Maulbeer
bäumen bepflanzt. Bei Loano ist der Weinstock vorherrschend,
jenseits la Pietra dagegen der Olivenbaum, der nun über
haupt anfängt, ein stärkeres Wachsthum als bisher zu zeigen,
da er in der Dicke einer Stämme und auch in der Höhe star
ken Eichbäumen nahe kommt. Diese Olivenpflanzungen bilden
vollständige Wälder, die, um forfmännisch zu sprechen, als
vollbestandene anzusehen find; denn die Bäume stehen so dicht
neben einander, daß die äußersten Zweige sich berühren.
Wenn in einem solchen Zustande diese Pflanzungen nur
noch eine gute Weide als Nebenbenutzung gewähren können,
so findet man doch häufig dies zwischen den Reihen der Bäume
befindliche Land mit Getreide, namentlich mit Roggen oder Ha
fer bestellt. Da, wo es nicht besäet wird, arbeitet man es mit
dem zweizinkigen Karte durch, und zwar in einer ziemlichen
Tiefe, wie ich es an mehreren Orten fand. Ich bemerkte je
doch nicht, daß man die dadurch entstandene rauhe Oberfläche
mit einer Harke oder Egge geebnet hätte. Obgleich die Bäume
noch zum Theil mit Früchten behangen waren, so trieben doch
schon die jungen Blüthentrauben hervor. Das Lesen der Oli
150

ven ist eine zeitraubende Arbeit, welche größtentheils hier von


Frauen verrichtet wird, die täglich 8 Sols erhalten und in
hinreichender Zahl zu haben find. Das Arbeitslohn der männ
lichen Tagearbeiter ist hier theurer, da diese täglich das ganze
Jahr hindurch mit 20 Sols bezahlt werden, auch wohl dane
ben etwas Wein erhalten. Der fortwährend beibleibende kal
kige Lehmboden verändert von Albenga ab seine bisherige gelb
graue Farbe, und geht in eine mehr gelbrothe über.
Man kömmt nach Finale, wo es mich befremdete, noch
viele Weinstöcke anzutreffen, die ihr Laub noch nicht entfaltet
hatten, etwas, was einem Nordländer, der in seiner Heimath
daran gewöhnt ist, das Ausschlagen des Weinstocks mit der
Apfelblüthe zusammenfallen zu sehen, sehr auffallen muß. Die
ser Umstand mag in der sehr veränderlichen und ungünstigen
Witterung des April in diesem Jahre in den hiesigen Gegen
den eine Begründung finden.
Ich begegnete mehreren Arbeitern, welche Bündel mit grü
nem Hafer trugen, der bereits volle Rispen hatte und zum
Verfuttern geschnitten war. Nach dem Meere zu ist der Cul
turboden sandig und war nicht mit Weinstöcken bepflanzt, son
dern mit Getreide und Lein bestellt. Vor Noli traf ich auf
ein kleines Ackerstück, das mit Kartoffeln bepflanzt war.
Die Postpferde werden hier mit den Saamenkörnern des
Curubi gefüttert. Man giebt davon für 3Pferde 1 Rubbi=
25 Pfd, und daneben auf jedes Pferd 1 Pfd. Heu, wovon
der Rubbi mit 1 Franken bezahlt wird. Abends nach 10Uhr
langte ich in Genua an.

Der 18. April. -

Heute regnete es den ganzen Vormittag bis 3 Uhr, so


daß ich es vorzog, das Zimmer zu hüten. Die Mittagstafel
im Hotel de la Villa, wo ich abgetreten war, fand ich mit
grünen Erbsen und Krammetsvögeln besetzt, sowie mit einem
sehr wohlschmeckenden Fische, hier Hirondelle genannt, Exocoetus
esilicus. Auch war es an derselben etwas fremdartiges, daß
man auf den Tisch mehrere Hände voll gerösteter hohler Brod
151

fangen, so dick wie Macaroninudeln, hingelegt hatte, deren


man fich zwischen den Gerichten so zu sagen zum mümmeln
bediente, was keine unangenehme Zugabe war.

- Der 20. April.


Wenn der gestrige Tag der Besichtigung mehrerer Pa
läste und anderer Stadtmerkwürdigkeiten gewidmet worden, so
besuchte ich heute einige Gärten. Es ging daher zunächst nach
dem Garten di Negro a laVilletta. Hier traf ich auf einem
auf einer Terraffe angelegten hübschen Ruhesitze, der von dem
Besitzer für den Genuß des Nachmittags-Kaffees bestimmt ist,
einen außerordentlich schönen Ailanthus glandulosa. Dieser
Garten ist reich an vielen ausländischen, hier im Freien fort
kommenden Bäumen, Sträuchern und andern Gewächsen, von
denen ich besonders die nachfolgenden zu erwähnen habe, als:
Mespilus japonica mit Früchten, die aber noch nicht reif wa
ren, Cercis siliquastrum in Blüthe, Pistacia vera, welche be
reits die Knospen vorgetrieben hatte. In einer sehr geschütz
ten Lage standen einige Exemplare von Phönix dactylifera und
Chamaerops humilis. Eine schöne Sammlung blühender Ca
mellien war ebenfalls vorhanden, und unter diesen die mit den
anemonenartigen Blüthen, sowie auch eine seltnere, die Camel
lia fimbricata. Von den Rosenarten waren Rosa bengalensis
und Rosa bengalensis Thea in Blüthe getreten, und von der
letztern sowohl die rothe als die gelbe. Es ist in diesem Gar
ten auch ein Ananashaus vorhanden, worin jedoch der Cultur
dieser Frucht vor derjenigen, die gegenwärtig in unsern Gär
ten in Ausübung ist, keineswegs ein Vorzug einzuräumen ist,
denn die aus den Kronen gezogenen Pflanzen liefern ihre
Früchte in zwei Jahren, und die aus den Wurzelschößlingen
in drei Jahren. -

Mich aus diesem Garten entfernend ging ich über den


Spaziergang al Aqua sole, in dessen schönen Baumreihen die
Akazien begannen die Blätter hervorzutreiben und die Thrä
nenweiden bereits schon schön belaubt dastanden. Hiernächst
trat ich in den Garten dei Peschieri des Grafen Palaviccini
152

ein, in welchem zunächst, nachdem man eine hohe Terraffe be


stiegen hat, sich eine mit Muscheln künstlich ausgelegte Grotte
dem Blicke darstellt, worin die von Quellwaffer überfloffenen
Felsenwände mit dem wunderniedlichen Frauenhaar bedeckt sind.
In diesem Garten trifft man auf die prachtvollsten Exemplare
von Camelien. Nicht staudenartig proßt dieses Gewächs hier
im Freien, sondern in starken Bäumen. Der stärkste Stamm
davon, den ich sah, war 12 Fuß hoch, und hatte unten über
der Wurzel 4Zoll im Durchmesser. Mehrere von diesen Bäu
men find auch am Spalier gezogen, was einen angenehmen
Effect hervorbringt. Viele Azalien, wenn gleich nicht so schön
als unsere Blumengärtner in Berlin sie jetzt erziehen, standen
in Töpfen umher. Eine Art ächter Akazie war ebenfalls am
Spalier gepflanzt, und in einer Ecke stand ein Baum, dessen
Benennung ich nicht erfahren konnte. Er war aber mit gro
ßen Dolden behangen, deren glockenförmige, am Rande ausge
schnittene, und mit 6 Staubfäden und einem Staubweg ver
sehene Blüthen eine scharlachrothe Farbe hatten. Die Blät
ter waren eiförmig lanzettförmig. In einem der Sonnenhäu
fer stand ein Kaffeebaum schon mit einigen reifen Früchten.
Mehrere Arten von Orangenbäumen, als der Adamsapfel und
große Cedrate standen in Kübeln umher, wogegen aber an
den, der Mittagssonne ausgesetzten Mauern mehrere Agrumen
gepflanzt waren, welche sehr schöne, mit Früchten beladene
Spaliere bildeten. Aber auch auf einer wohlgeschützten,
nach dem Meere zu offenen Terraffe fanden hochstämmige,
große Orangenbäume in freier Erde. Um die Früchte dieser
Bäume vor den Ratten zu schützen, hatte man an den Stäm
men eine eigene Vorrichtung angebracht. Ein Trichter von
Blech ist umgekehrt unter der Krone des Baumes so um den
Stamm herum befestigt, daß dieser die nach oben gekehrte un
tere Oeffnung des Trichters ganz verschließt, und daher, wenn
die Ratten an dem Stamme in die Höhe klettern, sie auf diese
Weise verhindert sind, auf die Zweige des Baumes zu gelan
gen und genöthigt werden, umzukehren. Es dürfte jedoch ge
rathen sein, diese Trichter fortwährend recht glatt zu erhalten.
153

Nicht weit von dieser Orangenpflanzung befindet sich ein sehr


hübsch verziertes kleines Marmorbecken, woraus ein klarer Was
ferstrahl hervorsprudelt, und das inwendig mit dem Fieberklee
(Menyanthes trifoliata) bedeckt war, der sich in voller Blüche
befand. Daneben war Iris pseudacorus gepflanzt, dessen Blu
men aber noch nicht aufgeschloffen waren.
Zur Vergleichung der hiesigen Vegetation mit der an an
dern Orten in Italien bemerke ich, daß die Breite von Genua
449 45“ und die Länge 36° 37“ beträgt
Der 22. April.
Schon seit gestern Abend um halb fünf Uhr saß ich in
der nach Livorno abgehenden Corriera. Die Straße dahin
führt von Genua ab über einen Felsrücken, an dem Meere
entlang und hoch über demselben. Es fehlt eben so wenig an
malerischen Ansichten, als man auch überall da, wo eine Cul
tur zulässig ist, einen nach Beschaffenheit des Bodens guten
Anbau vorfindet. -

Man kömmt vielen Citronengärten vorbei, welche an der


Straße öfters mit der Agave bewehrt sind. Ebenso wie diese
proffen die indianischen Feigen in ansehnlichen Sträuchern aus
den Felsspalten hervor, und die Olivenbäume bedecken überall
die Hügel. Hier und da in den Gärten erheben einzelne Pal
men ihre Gipfel.
Das auf dem Kalksteinfelsen zu Gebot stehende Erdreich
bietet nur eine Krume von geringer Tiefe dar, und um diese
der Cultur zu erhalten, ist man genöthigt, an den Wegen
Steinmauern aufzuführen, und durch dergleichen auch die ter
rafierten Flächen zu schützen. In den Gärten, welchen ich vor
überfuhr, war der Schneeballenbaum (Viburnum opulus) dem
Aufblühen nahe. Der Weinstock wird an Laubengeländern ge
zogen, wie deren auch schon früher gedacht worden sind. An
der Straße hat man zu diesem Zwecke auf den Gartenmauern
in Entfernungen von 7bis 10 Fuß kleine 6 bis 8 Fuß hohe
Pfeiler von Mauerwerk aufgeführt, auf welchen Stangen be
festigt sind, an denen die Reben von der in einiger Entfernung
154

hinter den Pfeilern befindlichen Spalierwand hinüber gezogen


werden. Wo tiefer hinein in den Weinpflanzungen keine ge
mauerten Pfeiler errichtet sind, werden diese von hölzernen
Pfeilern in der Dicke starker Hopfenstangen vertreten. Diese
Weingeländer bilden daher nur halbe Laubengänge, welche an
der, der Sonne nicht dargebotenen Seite offen sind. Die zwi
schen diesen Laubengängen freien Räume find mit Getreide,
namentlich mit Waizen, auch wohl mit Roggen, sowie mit
Gerste bestellt. Auf mehreren dieser Breiten fanden blühende
und schon mit Schoten behangene Erbsen. Einige waren auch
mit Linsen besäet.
Von Recco aus tritt man in die Apenninen, und fährt
darin weiter vor nach Chiavari, hinter welchem Orte man durch
außerordentlich schöne Alleen nach Borghetto kommt. Am heu
tigen Morgen stellte sich dieses Gebirge in einem eigenthüm
lichen Charakter dem Auge dar. Die auf ihrem Rücken kah
len Kalksteinfelsen thürmen sich in mehreren Zügen hinterein
ander auf, aus denen mehrere Felsenberge mit scharf abfallen
den Flächen sich isoliert erheben. Die dazwischen hinlaufenden
hügligen Thäler find meistentheils enge und mit Olivenbäu
men bepflanzt. Nur diejenigen Stellen darin, welche weniger
felsig sind, findet man mit Weinstöcken besetzt. Diese beiden
Culturen finden sich aber nur in der untern Region des Ge
birges: je höher man ansteigt, je mehr verlieren sich beide,
und man tritt nach und nach in den Bereich der Kastanien
bäume ein. Diese hatten aber das Laub noch nicht hervorge
trieben. Je weiter man vordringt, je mehr öffnen sich die
Thäler und der Weg fängt wieder an zu finken.
Ganze Breiten sind jetzt mit schönen Pappeln bepflanzt,
an welchen der Weinstock in die Höhe rankt, und lange Reben
hingen über die Zweige der Bäume herunter. Obgleich die
Sonne noch nicht aufgegangen war, so hatten die Landleute
doch schon ihre Arbeit angetreten. Die Männer waren be
schäftigt das Land umzugraben, wozu sie sich sehr großer Spa
ten bedienten, deren starke und lange Stiele auf der linken
Seite mit einem Haken versehen sind, der dazu dient, um durch
- 155

Auftreten mit dem Fuße das Eisen desto tiefer in den Erdbo
den zu treiben. Andere bedienten sich zur Auflockerung des
Bodens eines starken zweizinkigen Karstes. Um demnächst das
Land zur Saat zuzubereiten, wurde es mit einer langen, brei
ten und hohlen eisernen Schaufel in schmale Rücken gelegt.
Auf dem gegrabenen Lande breitete man Mist. Der Boden
selbst ist ein grauer bräunlicher Lehm.
Dem Golf von Spezia sich nähernd, steigt man nach und
nach immer tiefer herunter, und gelangt aufs Neue in ein mil
deres Klima, was sich am auffallendsten dadurch zu erkennen
giebt, daß die Kastanienbäume wieder den Olivenbäumen Platz
machen. Es traten Ackerstücke hervor mit Roggen, der in
Aehren stand, sowie mehrere mit blühenden weißen Lupinen, die
hier zur grünen Düngung angebaut werden. Wo die bishe
rigen Bergschluchten sich erweitern, entstehen dann ebene Flä
chen, welche mitunter quellig sind. An steinigen Stellen erhebt
sich die an der ganzen bisherigen Küste des Mittelmeeres vor
gekommene strauchartige Euphorbie empor. Man kommt nun
nach Spezia hinunter, und hinter diesem Orte in eine ziemlich
breite, mit dem Meere parallel laufende Ebene von einem hu
mosen milden Lehmboden. Hier waren auch einige Hakenpflüge
mit zwei starken grauen Ochsen im Joche bespannt. Die eben
gedachte Bodengattung bleibt jedoch nicht lange von dieser Be
schaffenheit, sondern geht in einen röhlichen sandigen Lehm
über. Der Acker ist hier überall in schmale Beete gelegt und
mit Pappeln durchsetzt, woran Weinstöcke gezogen werden.
Lein, der in der Blüthe war, und Waizen, sowie Gerste, fan
den im üppigen Wuche. In den Gärten standen sehr schöne
Kirschbäume, die aber noch in der Blüthenflor waren.
Wenn man Sarzana pafiert hat, tritt man in eine sehr
fruchtbare Aue, mit einem milden, schwarzen Boden, der mit
Weinstöcken bepflanzt ist, welche sich an Pappeln in die Höhe
winden, die in 10Fuß von einander entfernten Reihen parallel
nebeneinander stehen. Auf sehr mannigfache Weise werden die
Reben von einemBaume zum andern gezogen, wobei man sich
nach dem Bedürfniß richtet, aber auch wohl einen besonderen
156

Geschmack in der Anordnung zu befolgen scheint. Am gewöhn


lichsten ist es, daß man zwei auch drei Reben an dem Baume
in die Höhe zieht, und diese dann zu den zwischen den Baum
reihen in der Mitte eingetriebenen Pfählen hinleitet. Um die
Reben da, wo sie von dem Stamme abfallen, auseinander zu
halten, werden sie in der Mitte ihrer Länge an einen kurzen
Knüppel gebunden. Auf diese Weise führt man sie von zwei
Pappelreihen auf die vorhin gedachte Pfahlreihe. Da, wo
zwischen den Baumreihen keine Pfähle stehen, zieht man die
Reben von einem Baume zum andern dergestalt herüber, daß
wenn ihre Spitzen sich hinreichend genähert haben, man diese mit
einer Schnur verbindet, und fassen die Spitzen gegenseitig schon
stark über, so vereinigt man sie wohl in Form eines Kranzes.
Wo der Reben sehr viele sind, treibt man auch wohl noch hier
und da einen Pfahl ein, und zieht sie an diesem herüber. Das
Ganze gewährt einen hübschen Anblick, der im Herbst, wenn
die Reben mit Trauben behangen sind, höchst reizend sein muß.
Die Straße geht nun weiter über Carrara nach Lavenza
und Maffa. Bei diesem letztern Orte betritt man eine bedeu
tende Thalebene. Die ganze Umgegend dieses Orts ist mit so
vielen Olivenbäumen bepflanzt, daß sie einem Walde davon im
eigentlichsten Sinne gleicht. Das Land um die Bäume wurde
umgegraben, und hier und da war man auch noch mit dem
Einsammeln der Oliven beschäftigt, selbst da, wo die Zwischen
räume in den Baumreihen mit Getraide besäet waren. Viele
Aecker waren, Behufs der grünen Düngung, mit Lupinen be
stellt, die in der Blüthe standen. Wir durchfuhren einen nie
drigen Landstrich, der mit vielen Gräben durchschnitten war,
und ein Reisfeld (Riaja) erkennen ließ. Das Erdreich war be
reits zur Aufnahme der Saat zubereitet. Der Anbau dieser
Cerealie wird von der Luccesischen Regierung sehr beschränkt,
da die Ausdünstungen der Reisfelder der Gesundheit nachthei
lig gehalten werden. Man zwingt daher die Landwirthe so
viel als möglich, diese Felder eingehen zu lassen, und fiel in
Wiesen umzuwandeln. Wenigstens wird strenge daraufgehal
ten, daß dergleichen Anpflanzungen in der Nähe der Städte
157

nicht betrieben werden dürfen. Einiges Land, das in der al


ten Riaja aufgepflügt war, was mit 2 Ochsen geschah, zeigte
einen schwarzen bruchartigen Boden. Man schnitt hin und
wieder rohen Klee zum Futtern, und am Wege waren Acker
stücke mit schöner Luzerne. Der Boden bestand meistenheils
in einem rothen lehmigen Sande. Mit dem Ausschneiden der
Olivenbäume war man immer noch beschäftigt, und wurde das
alte Laub der abgehauenen Aeste von weißen und braunen
Schafen abgefressen. Je näher man an Lucca kömmt, je schö
nere Pappeln stehen am Wege. Ueberall, wo der daneben
liegende, sandiglehmige Ackerboden eben und tief ist, finden sich
darauf Pappeln gepflanzt, an welchen der Weinstock fich er
hebt. Die hügligen und steinigen Höhen, obgleich fiel öfters
an Näffe leiden, sind dagegen mit Olivenbäumen bepflanzt, so
wie auch mit Kastanienbäumen. Die einzelnen Befizthümer in
diesen Wäldern sind durch kleine Gräben von einander geschie
den. Iris pseudacorus war an den Grabenrändern in Blüthe.
Man kommt über den Serchio und trifft auf mehrere mit
Spätlein beäete Aecker, die gejätet wurden. Der Boden ver
beffert sich nach Lucca zu immer mehr und mehr, und geht in
einen sehr reichen Lehm von schwarzer Farbe über. Das ge
grabene Land war mit Mist überbreitet, den man noch mit
Jauche begoß. Diese wurde in großen Fäffern aufzweiräde
rigen Karren herumgefahren. Man füllte den Inhalt der Fäs
er in Kübel, und förderte aus diesen die Jauche mit kleine
ren, an langen Stangen befestigten Handkübeln zu ihrer Be
stimmung. Der hübschen Stadt Lucca im Rücken tritt man in
eine sehr reiche Aue mit tiefem Boden. Mit der Bestellung
des Mais in gedüngtem Boden war man sehr thätig.
Um von den Olivenbäumen einen guten Ertrag zu er
warten, werden fiel hier ein Jahr um das andere mit gutem,
sich schon in einem verkohlten Zustande befindenden Miste ge
düngt. Daß die Erndte der Oliven sich bis bis in die jetzige
Zeit verspätete, hat darin einen Grund, daß man das Abfall
len der Früchte abwartet.
158 -

Der 25. April.


Am 22. Abends um 9 Uhr war ich in Pisa angekommen,
woselbst ich bis um 3Uhr des23. verbleiben mußte, dann nach
Livorno abfuhr und dort mit Tagesanbruch ankam. Der 23.
wurde zur Besichtigung der Stadt verwendet, und am heutigen
Tage machte ich mich mit einem einspännigen Vetturin nach
Pisa und hatte daher Gelegenheit diesen Landstrich jetzt bei
Tage zu betrachten. Der Weg nach diesem Orte führt auf
einer sehr guten Straße durch eine flache Gegend, die sich
in guter Cultur befindet. Der Ackerboden an sich selbst ist
größtentheils sandig, und wechselt in seiner Beschaffenheit öfters
Ich werde weiter unten diese Abwechselungen näher angeben,
Nach dem Meere zu liegen bedeutende Wiesenstrecken, die der
Bewässerung unterliegen. An den Straßen stehen Pappeln,
Weiden und Maulbeerbäume, von welchen auch die letztern die
Blätter bereits entfaltet hatten. Ebenso find mit diesen Bäu
men die Ackerbreiten eingefaßt. Zwischen diesen Bäumen find
Weinstöcke gepflanzt. Auch kommen einige Hecken von Hol
lunder vor, der die Blüthen noch nicht aufgeschloffen hatte.
Die Aecker selbst waren mit keinen Baumreihen durchpflanzt.
Man pflügte mit 2 Ochsen und einem hakenähnlichen Pfluge,
mit dem man den Acker in hohe schmale Rücken legte. In die
Vertiefungen derselben wurde Mist gebracht und fiel dann mit
Mais besteckt. Auf der letzten Meile vor Pisa in dem besten
Boden fand mächtiger Waizen, der eine Höhe von 3 Fuß er
reicht hatte und die Aehren noch nicht zeigte. Schöner Lein,
der blühte, und hier und da auch Raps in der Blüthe. Gerste
in Aehren wurde zu Futter geschnitten. -

Was den Wechsel des Bodens zwischen Livorno und


Pisa anbelangt, so beobachtete ich denselben auf dem Rückwege
etwas genauer. Zwischen dem Meilenstein 50 und 52 steht
der Boden in einer Güte dem Waizenboden erster Klaffe bei
uns nicht nach.
Das Land ist in vierfurchige Beete gelegt und mit Waizen
und Bohnen bestellt. An den Gräben stehen Pappeln mit daran
159

gepflanzten Weinstöcken. Vom Meilensteine No. 52 bis zum


ersten Dorfe St. Pietro ist aber Anfangs Gerstland zweiter
Klaffe, dann weiter Gerstland erster Klaffe. Jenseits dieses
ersten Dorfes ist der Ackerboden Gerstland zweiter Klasse. Der
Dünger lag in den Dörfern auf den Höfen in großen Haufen.
Vom zweiten Dorfe Capana bis gegen den Kanal besteht der
Ackerbodentheils in Haferland erster Klaffe, theils in dergleichen
von der zweiten Klaffe. Zu beiden Seiten erstrecken sich bedeu
tende Weidereviere, welche mit Pferden und Schafen betrieben
werden. Sie find mit Lattenzäunen bewehrt und scheinen zum
Theil zur Großherzoglichen Villa Roffori zu gehören. Stücke,
die mit Roggen besäet waren, hatten nur ein dürftiges Ansehen.
In der Ferne konnte man Pinien-Alleen bemerken. An dem
Wege Pappeln mit daran gepflanzten Weinstöcken. Kurz vor
dem Kanale und bis zum Meilensteine No. 58 Waizenland
zweiter Klaffe, und von diesem bis zum Meilensteine No. 59
Gerstland erster Klaffe.
Meine Wanderungen in der Stadt Pisa führten mich
auch auf die Piazza della Vitavaglia, wo Fleisch und Garten
früchte, sowie andere Lebensmittel auf marmornen Tischen zum
Verkauf ausgelegt sind, was einen sehr reinlichen Anblick giebt.
Außerhalb der Bogengänge, die diesen Platz umschließen, find
auf dem Platze selbst noch 60Tischchen aufgestellt, die vorzugs
weise den Fleischern dienen.

Der 26. April.


Heute besuchte ich den hiesigen botanischen Garten, der
zwar nicht groß ist, aber dessen Besorgung sich in den Händen
eines wohlunterrichteten Custode befindet. Die Gewächse sind
hier theils nach dem Linnéeichen Systeme, theils nach den na
türlichen Ordnungen Decandolles zusammengestellt. Sie sind
blos mit Nummern versehen, aber nicht mit Namen, was für
den weniger Geübten beschwerlich ist. Die Wafferpflanzen
befinden sich in besonderen steinernen Behältern. Unter den
darin angezogenen Pflanzen war auch ein vorzügliches Exem
plar der jetzt blühenden Caltha palustris vorhanden. Von den
160

jenigen Gewächsen, die hier im freien Garten fortkommen und


im Winter nicht bedeckt werden, muß ich folgende hervorheben,
als Chamaerops humilis, Phönix dactylifera und Cercis sili
quastrum, jetzt in Blüthe. Ein sehr schönes Exemplar der
Ceder vom Libanon, 3 Fuß im Stamme dick, und eine Ma
gnolia grandiflora mit einem zweiFuß dicken Stamme und so
hoch, wie ein Pflaumenbaum, sowie auch ein Salisburya ad
anthifolia zieren diesen hübschen Garten. Diese drei Bäume
find jetzt 43 Jahre alt und erfreuen sich eines kräftigen
Wuchses. Tillandsia und Cycas revoluta standen zwar im
Freien, waren jedoch in Töpfen gepflanzt. In den Sonnen
häusern waren schöne Bananenstämme, sowie ein Laurus carpo
phora und Coffea arabica. Vorzügliche Exemplare von Fak
keldisteln waren an der Hausmauer gepflanzt.
Orangen- und Eitronenbäume sind auch in den hiesigen
Stadtgärten vorhanden, und kommen zum größten Theil an
Spalieren gezogen vor, wenn auch einzelne Hochstämme gerade
nicht selten find.
Am heutigen Nachmittage machte ich eine Fahrt nach dem
großherzoglichen Meierhofe Roffori, welcher von der Stadt drei
Miglien entfernt ist. Der Weg dahin führt auf einer sehr
schönen Straße durch eine sehr wohl angebaute Gegend. Man
sieht fruchtbare Aecker, schöne Wiesen und gut bewachsene Wei
deplätze. Die Aecker sind mit Gräben umgeben, die zur Ent
wäfferung und Bewässerung dienen. An der Straße stehen
sehr dicht, nämlich 6 Fuß von einander, gepflanzte schöne
Balsampappeln, auch Ailanthus und diesen gegenüber
an der Feldseite Cypreffen. Bei der Meierei ist ein gutes
Wohnhaus, worin sich der Großherzog auch zuweilen aufhält.
Das zu diesem Hofe gehörige Terrain besteht aus Wiesen, rei
nen Weideplätzen und einem Walde, der größtentheils mit im
mergrünen Eichen, Pinien und anderm Nadelholz bewachsen ist.
Die Besitzung an sich selbst ist sehr ausgedehnt und erstreckt
sich bis zum Meere. Es gibt nur 2 Gegenstände, welche dem
landwirthschaftlichen Betriebe unterworfen find: die Zucht der
Kameele und die des wilden Rindviehes. Was die erstern be
161

trifft, so sind davon gegenwärtig 150 Stück vorhanden. Bis


zum vierten Jahre läßt man diese Thiere auf der Weide ge
hen, ohne sie zu gebrauchen. Wenn sie aber dieses Alter er
reicht haben, bedient man sich derselben als Lastthiere, um die
Bedürfnisse der Meierei, namentlich das Brennholz, herbeizu
schaffen. Ich begegnete einem damit aus dem Walde heim
kehrenden Zuge. Drei und drei von ihnen hatten einen beson
dern Führer. Sie trugen große Packsättel, worauf das Reisig,
womit sie beladen waren, in drei großen Bündeln sich derge
falt aufgepackt befand, daß von jeder Seite des Sattels ein
Bündel hing, und das dritte Bündel auf dem Sattel selbst
zwischen den beiden andern den Rücken des Thieres entlang
befestigt war. Mit einer solchen, nicht leichten Last watscheln
diese Thiere sehr breitbeinig und wandern daher sehr sicher ihre
Straße fort. Wenn sie im Stalle von der Krippe fortgezo
gen undgesattelt werden, fangen sie an sehr zu schreien. Man
braucht diese Thiere hier bis zum 10. auch wohl bis zum 12.
Jahre zur Arbeit, dann aber verkauft man sie an die herum
ziehenden Kameelführer, das Stück für 50Franken. Die Mut
terthiere werden mit ihren Jungen auf die Weide in den Wald
getrieben. Obgleich ich bemüht war sie mit einem Führer auf
zusuchen, so gelang es uns doch nicht fie zu finden. Im
Stalle waren sie wie das Rindvieh an langen Krippen ange
bunden und wurden mit Heu gefüttert. Ich vermißte jedoch
darin eine besondere Ordnung und Reinlichkeit, und es schien
eben nicht, als wenn die Striegel den Rücken der Kameele
oft berühren dürfte.
Beffer gelang es mir die Heerden der wilden Kühe auf
zufinden, deren jetzt an 1300 Stück hier vorhanden sind. Ich
traf sie sowohl im Walde als auf den darin vorhandenen
fien Weideplätzen. Sie strichen theils einzeln, theils in gan
zen Rudeln umher, entfernten sich aber beim Anblick von Men
schen gewöhnlich sehr schnell. Sie find von mittlerer Größe,
von einer grauen Farbe, wie das Rindvieh aus der Ukraine,
und haben einen schwarzen Schwanz und Nase. Sie waren
alle gezeichnet, was geschieht, wenn sie noch Kälber find, da
11
162

man ihnen dann am leichtesten ankommen kann. Wenn sie zur


Schlachtbank kommen sollen, werden sie in eine Verzäunung
getrieben und darin mit einer Schlinge eingefangen. DerWald,
der theils aus Nadel-, theils aus Laubholz besteht, war mit
gutem Weidegrase bewachsen, und traten darin Stellen hervor,
die mit dem blühenden Cyclamen europaeum ganz bedeckt
WNTLN. -

Bei der Rückfahrt begegnete ich mehreren Karren, welche


mit Pinienzapfen, die man bereits entkernt hatte, beladen wa
ren, und die als Brennmaterial benutzt werden. Auf den
Straßen sah ich, daß man sie in den Kohlenbecken, über welche
die Kaffeebohnen geröstet wurden, gebrauchte, und sie eine zu
diesem Geschäft hinreichende Hitze hervorbrachten. In’s Thor
hineinfahrend, begegnete ich mehreren Karren, die mit dunkel
braunen Büffeln bespannt waren, welche man aus der Romagna
bezieht. -

Am 27. April
verließ ich Pia und war zu Mittage wieder in Livorno, wo
ich mich um 2 Uhr am Borde des Dampfschiffes Lombardo,
eines Schiffes von 240 Pferdekraft und eines der bequemsten
und elegantesten seiner Gattung, einschiffte: Wir lichteten um
4 Uhr die Anker und steuerten bei schönem Wetter nachNeapel.
Am 28. April
Morgens um 6 Uhr lagen wir im Hafen von Civita vecchia,
und die Fischer brachten Rougets und große Quallen zum Ver
kauf. Bei dem Frühstück wurde ein weicher, durch Laab aus
süßer Milch bereiteter Käse gegeben, der mit Zucker genoffen
eine sehr erfrischende Speise war. Diese rundgeformten, 4 bis
5 Zoll hohen Käse sind in zierlichen Körbchen von Sparto
gras eingelegt.

Am 29. April
mit Tagesanbruch nahm mich der Golf von Neapel auf, in
welchem Orte ich bald darauf ans Land stieg. Da schon am
163

morgenden Tage das Dampfschiff Palermo von 150 Pferde


kraft seine Rundreise um Sicilien angesetzt hatte, so blieb mir
an diesem Tage kaum hinreichende Zeit, um alles Nöthige zu
dieser Fahrt in Ordnung zu bringen.

Am 30. April
begab ich mich um 2 Uhr an Bord, und wir entfernten uns
um 3 Uhr aus dem Golfe, erblickten

am 1. Mai
um 5 Uhr Morgens den Aetna und bald hinterher die felsige
Nordküste Trinakriens in ihrer ganzen Ausdehnung. Nach ei
niger Zeit näherten wir uns dem Cap Gallo und demnächst
auch dem Pellegrino, der uns hierauf die Hauptstadt enthüllte.
In wenigen Stunden befand ich mich im Hotel Albion.
Mein erster Gang war auf den Platz, dessen Umkreis mit
schönen alten Stämmen der Erythrina corallodendron (Ko
rallenbaum) von der Stärke unserer Linden bepflanzt war, die
nicht längst ihre schönen rohen Schmetterlingsblumen geöffnet
hatten. Von hier eilte ich zum Thore hinaus über eine mit
der Marina parallel laufende Terraffe, welche vor dem Pa
laste desFürsten Butera vorbeiführt, und die mit schönenZier
pflanzen besetzt ist. Von dieser Terrasse hinuntersteigend tritt
man in den großen Garten, der den Namen der Flora führt
und zu einem öffentlichen Spaziergange dient, dessen Eingang
jedoch nur anständig gekleideten Personen geöffnet ist. Er ist
mit sehr vielen Gattungen und größtentheils ausländischen Bäu
men bepflanzt. Die Agrumen bilden von diesen die Mehrzahl
und waren jetzt im Begriff ihre neuen Blüthen zu entfalten,
was über den ganzen Garten einen lieblichen Geruch verbrei
tete. Hierzu gesellte sich der Geruch der bengalischen Rosen
und der kleinen Bouquetrose, welche niedrige, ganz mit ihren
Blumen bedeckte Hecken bildeten, die einen prächtigen Anblick
gaben. Außerdem in großen Büschen weiße und rothe benga
lische Theerosen. Aloen trifft man in großen Zusammenhäu
fungen an. Man wird jedoch auch recht erfreut, unter den
11%
164

Blumen manche heimathliche Freundin sorgfältig gepflegt zu


finden. Unter diesen befanden sich Calendula und Papaver
schon in voller Blüthe, und Delphinium dem Aufblühen nahe.
Eine große Anzahl von Pelargonien war in Blüthe. Die
Wallnußbäume hatten die männlichen Blüthen abgeworfen,
und die Maulbeerbäume große Blätter getrieben und zu blü
hen angefangen, und Cercis siliquastrum hatte bereits die
Schoten angesetzt. An einem kleinen, in einem Wafferbecken
stehenden Felsblocke grünte eine Colocosia. Viele Schwerdtlilien
mit himmelblauen Blumen, Irispumila, so wie auch die Schnee
ballenbäume waren in ihrem besten Flor.
Beim Rückgange sah ich mehrere Köche, welche auf freier
Straße in-großen kupfernen Keffeln eine großköpfige Artischocke
fiedeten, die zur jetzigen Zeit der arbeitenden Klaffe zu einer
Hauptnahrung dient. Sie werden mit ihren armlangen Stie
len bis zur völligen Gahre gesotten, dann herausnommen und
in einen besondern Korb gelegt. Die Producte der Umgegend
werden von den Landleuten in Karren, die mit Pferden oder
Maulthieren bespannt sind, zu Markte geführt. In der Regel
find diese Thiere mit einem zierlichen Geschirre von rohem
und weißem Lederzeuge angethan. Auf dem Sattelkiffen ist
ein vertikal stehender, wenigstens 2 Fuß langer Stock einge
laffen, der ebenfalls mit dergleichen Leder bewickelt und an der
Spitze mit einem kleinen rohen Federbusch verziert ist.
Den 2. Mai.
In der Kathedralkirche befindet sich im marmornen Fuß
boden ein Meridian von Messing eingelassen, und eine an der
Mauer angebrachte Marmortafel giebt die nördliche Breite
von Palermo auf 38° 6“ 455“ und die östliche Länge auf
469. 1“ 5“ an.
Am heutigen Morgen besuchte ich auch den an der Flora
gränzenden botanischen Garten, zu welchem ein sehr geschmack
voll angelegtes Gebäude gehört, worin sich die Scuola della
botanica und außer denWohnungen für dieGartenoffiziantenauch
die für den Professor befindet. Dieser Garten ist ein Sam
165

melplatz nicht nur sehr vieler inländischer, sondern auch vieler


hier acclimatisierter ausländischer Gewächse. Im Freien stan
den Cycus revoluta, und einige schöne 30 Fuß hohe 66Jahr
alte Dattelpalmen. Von andern Bäumen sind der schon frü
her gedachte Erythrina corallodendron und Schinus molle zu
bemerken. Der letztere, auch Pfefferbaum genannt, hat ein sehr
fein gefiedertes Blatt, das zerdrückt einen beißenden Pfefferge
schmack besitzt. Er erreicht die Höhe eines mittleren Kirch
baumes, und wird sowohl als der Erythrina corallodendron
hier und an andern Orten Siciliens häufig in die Alleen ge
pflanzt, denen beide eine besondere Zierde verleihen.
An einem Grabenrande stand Bozea erwamoda, mit vie
len aus den Wurzeln hervorgetriebenen Stämmen, die mit ih
rem schönen Laube einen dichten Schatten verbreiten.
Sehr zarte erotische Gewächse werden in Glashäusern er
halten, welche jedoch oberhalb mit keinen Fenstern versehen sind
und nur sehr selten geheizt werden. Ist dieses nothwendig,
dam geschieht es durch eiserne Kaminöfen, die aber vor die
Eingänge gestellt werden. In einem derselben war in allen
vier Ecken die schöne rankende Pflanze, die Bougainvillea specta
bilis, eingesetzt, die den obern Theil des Gebäudes mit ihren
sehr vielen, schön rosenrothen Blumen überzog, welche einen
prachtvollen Anblick gewährten.
Auch ist in diesen Häusern die Cocoloba pubescens aus
Florida vorhanden, eine Pflanze, die alljährlich nur ein Blatt
treibt.
Die Zahl der im Garten cultivierten Pflanzen soll sich auf
10000 belaufen, und unter diesen fich nur 241 befinden, die
im Winter eines Hauses bedürfen, worin eine Temperatur von
5 – 10 Graden Reaum. erhalten wird. Zu diesen gehören
mehrere Arten von Bromelia, Epidendron Vanilla, Gloxinia,
Begonia, Pothos, Jatropha, Piper, wie dieses von Hoffmann
bemerkt wird. Alle neuholländische Gewächse, wie Casuarinen,
Eucalyptus, Metrosyderos, Melaleuca, Liptospermum, Hakea
Acacia stehen stets unter freiem Himmel, sowie die süd
166

amerikanischen, die Caesalpinia, BauhiniaZingiber meistentheils


in freier Luft fortkommen.
Am Nachmittage machte ich eine Fahrt nach Montreale,
wohin eine gute Kunststraße durch die fruchtbare Ebene von
Palermo führt. Diese hat einen tiefen, aus verwitterten vul
kanischen Ueberbleibseln bestehenden Boden von einer außeror
dentlichen Fruchtbarkeit, so daß darin alle Gewächse gedeihen.
Alles Ackerland wird gartenmäßig benutzt, und ist auch mit
Mauern bewehrt. In den eigentlichen Gärten ist fast alles
mit Agrumen bepflanzt und nur wenige Olivenbäume finden
sich darunter. Die Orangenbäume stehen gewöhnlich so dicht
beisammen, daß sie den ganzen Boden beschatten, welches we
der ihnen selbst noch den etwa darunter gebauten Unterfrüch
ten Nachtheil bringt. Die Orangen sind vortrefflich, und die
größten, die ich bisher gesehen habe.
Von den Ackerstücken waren mehrere mit Sumach bestellt,
der bereits zu einem Fuß Höhe herangewachsen und schon be
hackt war. So wie man die Ebene verläßt und in das Ge
birge steigt, ändert sich auch die Vegetation. Jetzt proffen auf
allen mit ein wenig Erde bedeckten Stellen des gelbröhlichen
Kalksteins die indianischen Feigen in mächtig verzweigten star
ken Zweigen hervor. Ebenso stehen am Wege die Agaven im
üppigsten Wuchse und treiben ihre Blüthenstengel in die Höhe.
Zwischen ihnen wuchert der Oleander ohne alle Cultur.
Am heutigen Abend aus den nur ernstliche Betrachtungen
erregenden Katakomben der Kapuziner zurückkehrend, besuchte
ich noch den lieblichen, sehr wohl gepflegten Garten des Prin
cipe Serra di Falco. Ich wurde von dem in der Botanik
wohl unterrichteten Gärtner herumgeführt, und von ihm mit
den jetzt reifen Früchten des Mespilus japonica bewirthe,
welche einen sehr angenehm säuerlichen und kühlenden Saft
enthalten. Sie sind von der Größe undFarbe kleinerEierpflaumen,
haben eine glänzende harte Haut, die sich aber leicht vom
Fleische trennt, worin sich 1 bis 4 ziemlich große Kerne
befinden.
167

Außer der sehr hübschen Lage dieses Gartens, welche vor


zügliche Aussichten über den Golf nach dem Pellegrino gewährt,
ist derselbe mit einer großen Anzahl erotischer Gewächse in
vortrefflichen Eremplaren ausgestattet. -

Unter diesen befanden sich Bananen in kraftvollen Stäm


men, sowie das Bambusrohr, ferner Dattelpalmen, welche noch
mit den Fruchtzweigen des vorigen Jahres behangen waren,
während daneben die diesjährigen Blüthenbüschel mit den auf
geschloffenen neuen Blüthen prangten, die Papyrus Staude,
das Cestrum parqui, das Polygala mystifolia und P. speciosa,
beide letztern sehr zierliche Sträuche. -

Schöne Büsche von Pelargonien stehen auf den Blumen


beeten, sowie man auch Camelien antrifft, welche jedoch nicht
besonders schön zu erlangen find, da ihnen die hohe Tempera
tur des hiesigen Klimas nicht zuträglich ist, deren Einfluß
auch selbst durch ihre Anpflanzung im Schatten nicht völlig
beseitigt werden kann. Es find auch einige Sonnenhäuser
vorhanden mit vielen indianischen Gewächsen.
In einem Gebüsche auf einem kleinen freien Platze stand
ein Roßkastanienbaum gegenwärtig in voller Blüthe, von einem
so außerordentlich schönen Ansehen, daß ich ganz entzückt von
seinem Anblick, Anstand nahm, ihn sogleich für das zu halten,
was er war. Die Ueppigkeit eines Wuchses und seines schön
gefärbten Laubes, die Länge und Stärke der Blüchentrauben
sowie die blendende Weiße der einzelnen Blüthen, konnten für
einen Augenblick wirklich dazu beitragen, in ihm einen in unse
rem Norden unbekannten Baum erkennen zu wollen. So
kann man öfters an Gegenständen irre werden, die man an
Orten findet, wo man sie nicht zu erwarten glaubt.
Der 3. Mai.
Heute Morgen bestieg ich den Pellegrino. An den Seiten
des Weges wucherten die indianischen Feigen, welche anfingen
ihre zahlreichen auf den Rändern der Blätter oder vielmehr
der Aeste hervorsproffenden gelben Blüthen zu entfalten. Vom
Herbste ab bis in das Frühjahr hinein geben diese Feigen
168

eine reichliche und wohlfeile Nahrung für die arbeitende Klaffe


des Landvolks. Zwanzig Stück von diesen Feigen find für
einen Gran zu haben, und geben eine Mahlzeit, die wenn sie
auch nicht besonders nährend ist, doch den Magen bis zur
Sättigung füllt. Es kommen Beispiele vor, daß Personen die
doppelte Quantität davon auf einmal zu sich nehmen können.
Ich begegnete mehreren auf Eseln zrrückkehrenden Jägern, die
aus den Felsklüften kamen, wo sie den Anflug von jenseits
dem Meere herüberkommenden Wachteln erwartet, sich aber
heute getäuscht hatten. Eine ziemliche Anzahl Kühe mit langen
Hörnern und von brauner Farbe sowie hübscher Form, nament
lich mit feinen Köpfen und Wammen und mittlerer Größe,
wurde an den Bergabhängen auf die Weide getrieben. Eben
so war die nur spärliche Weide auch von Ziegen besucht. Zur
Stadt herunterkommeud, fand ich den Gemüse- und Fleisch
markt sehr belebt, und mit mannigfaltigen Lebensbedürfnissen
versehen. Als Hauptfrüchte waren aber Artischocken, Sauboh
nen, trockene Erbsen und Johannisbrod in Körnern und in
Schoten vorhanden. Außerdem geröstete Kürbiskörner, welche,
wie auch geröstete Zuckererbsen ohne alle weitere Zubereitung
von dem gemeinen Volke aus der Hand genoffen werden.
Die Karren der Landleute, in welchen sie ihre Producte her
führen, sind außer der schon früher gedachten Anspannung alle
mit einer hellen, gewöhnlich citronengelben Farbe angestrichen,
und bunt mit Bildern von Heiligen, auch der Jungfrau
verziert, aber auch mit Abbildungen von Eseln oder Hornvieh.
Heute werden diese so bemalten Karren mit Lebensbedürfniffen
und morgen vielleicht mit Mist beladen. In der Vorstadt
sieht es ziemlich unordentlich und unsauber aus. Schweine
und Geflügel sind nicht eingesperrt, sondern laufen frei herum
und suchen in den Hausfluren unter den Menschen Schutz.
Der 4. Mai,
Um 7 Uhr am heutigen Morgen lichtete der Palermo die
Anker und nahm seinen Weg nach Messina. Wo die felsige
Küste, in deren Nähe wir schifften, einen Anbau gestattet, sind
169
Pflanzungen, namentlich aber von Olivenbäumen und Wein
stöcken angelegt, sowie auch an den Felsen häufig die indianischen
Feigen wuchern. -

Wenn man alt Milazzo passiert hat, werden die Felsen


sanfter abhängig und der Erdboden, der sie deckt, besonders an
ihrem Fuße erscheint sandiger. Dem ohnerachtet ist die untere
Region derselben mit Fruchtbäumen und Weinstöcken bepflanzt.
Die höchsten Höhen sind dagegen mit wildem Laubholze und
auch mit Coniferen bewachsen, jedoch nur locker. Vom Capo
Rosoculmo bis zum Faro läßt sich an der Küste eine
sorgfältigere Landcultur bemerken, die sich besonders in einem
vermehrten Weinbau zu erkennen giebt. Beim Faro anlangend,
erblickt man die malerische hohe Küste von Calabrien mit ihren
vulkanischen Bergformen. Man kann aber aus der Ferne
ihren guten Anbau vermuthen, da sie mit einer großen Anzahl
isolierter Häuser, die mit Weinlauben versehen find, bedeckt ist.
Der 5. Mai.
Unser Kapitain beschloß heute mit seinem Dampfschiffe
eine Luftfahrt nach der calabrischen Küste mit dem Vorkatze
in Reggio zu landen. Wenngleich hierzu die nöthige Ein
willigung der Regierungsbehörde eingeholt worden, so verwei
gerte der weise Gesundheitsrath daselbst doch unsere Aufnahme,
wogegen keine Vorstellungen Eingang fanden, und die Gesell
schaft daher unverrichteterSache wieder abziehen mußte. Derkleine
an einem Berge gelehnte Ort gewährte mit seiner einzigen
darüber emporragenden Dattelpalme, sowie durch einige am
Strande befindliche Pflanzungen von Arundo donax einen
recht lieblichen Anblick. Es wurde daher dem Vorberge Scilla
vorbei bis gegen Bagnara gesteuert, wodurch es wenigstens
gelang einen Theil der Küste Kalabriens näher ins Auge zu
faffen. Die Berge, welche sie bilden, find, soweit es zuläßig
ist, überall angebaut. Unterhalb mit Obst- und Olivenbäumen,
und mit Weinstöcken, weiter nach oben hin, wo der Erdbo
den sandig erscheint, mit Pinien bewachsen, welche jedoch
170

weder für sich, noch mit andern Hölzern einen geschloffenen


Wald bildeten, sind dagegen ihre höchsten Spitzen kahl.
In der Nähe von Scilla begegneten wir Fischerboten, die
mit dem Fange von Schwerdtfischen beschäftigt waren. Dieser
Fisch, Pesce spada genannt, findet sich zu dieser Jahreszeit
in sehr großer Anzahl an der calabresischen Küste, so daß
wenn ein Zug von ihnen in Anmarsch ist, wenige Boote in
einem Tage wohl an 200 Stück davon fangen können. Die
hierzu ausgerüsteten Boote sind nur klein und mit dreiFischern
bemannt. Von diesen führt der eine das Ruder, der zweite
hat seinen Posten auf einem in halber Höhe des mitten in
dem Boote aufgerichteten, einem dünnen Mastbaume gleichenden
Pfahles angebrachten Tretbrette, und der dritte steht vorn auf
der Spitze mit der harpunierenden Lanze. Sobald der auf
dem Tretbrette die Annäherung der Fische entdeckt, giebt er
den beiden unten im Boote stehenden Männern. Nachricht, es
wird auf sie zugesteuert und der Harpunirer nimmt seinen
Zeitpunkt war. Eins der Boote, welches wir sahen, hatte eben
einen solchen Schwerdtfisch gefangen, welcher für die Schiffs
gesellschaft erstanden wurde. Er war an 7 Fuß lang, und
wurde zu einem Gewicht von 400 Pfunden geschätzt. Das
Schwerdt desselben hatte eine Länge von 3 Fußen. Man
hatte ihm zwei Stiche beigebracht. Das Fleisch dieser Fische,
das wie Lachs zubereitet und mit Essig und Oel genoffen
wird, ist außerordentlich schmackhaft, und soll von dem keines
andern Fisches übertroffen werden.
Der 6. Mai.
Bei meinen heutigen Wanderungen durch die Stadt
Messina kam ich am Hafendamme mehreren im Bau begrif
fenen Häusern vorbei, wobei man sich eines sehr weichen
Kalksteins bedient, der in der Umgegend gebrochen wird. Er
ist so leicht zu handhaben, daß man ihn mit einer Schroot
jäge und einem Beile in jede Form bringen kann, sobald er
frisch aus dem Bruche kömmt; der Luft ausgesetzt, erhärtet er
aber nach einiger Zeit. -
171

Der hiesige Fischmarkt war sehr stark mit einer großen


Anzahl verschiedener Gattungen von Fischen besetzt, wie ich
deren so viele bis jetzt auf keinem andern Markte am Mittel
meere gesehen hatte.
Ich ging hiernächst zum Thore hinaus, um ein wenig
von der Cultur des hiesigen Landes kennen zu lernen, und
verfolgte meinen Weg auf der Straße nach Catania bis zu
dem nächsten Dorf. Alle Besitzungen, welche ich hier sah,
waren mit Mauern umgeben, und bildeten eigentlich lauter
Gärten. Diese waren entweder ganz dicht mit Obstbäumen,
und zwar mit Orangen-, Mandel- und Maulbeerbäumen be
pflanzt, von denen die erstern hier die größten bisher mir vor
gekommenen Früchte trugen, welche zwar sehr dickschälig sind,
jedoch einen süßen Saft haben. Anderntheils sind diese einge
hägten Grundstücke mit Reihen von Weinstöcken besetzt, in deren
Zwischenräumen Zwergbohnen und Getreide gesäet ist, unter
welchen blühende Gerste stand. Jeder Weinstock ist an gerade
stehenden Pfählen von Arundo donax angebunden. In den
eigentlichen Weinbergen in der hiesigen Gegend wurden aber
auch die Stöcke gar nicht gepfählt, indem man jedem Stocke
nur eine oder zwei Reben läßt, diese, wenn sie aufwachsen, in
einen Kreis herumbiegt, und auf diese Weise mit denselben
einen Knoten schürzt, wodurch sie auch ohne Pfahl sich auf
recht erhalten und dabei der Erde nahe bleiben, was für die
Trauben sehr ersprießlich ist
Das Beschneiden der Reben geschieht im Dezember, die
Weinlese aber tritt zu Ende des Septembers ein. -

Außerdem befinden sich in diesen Weingärten wenige


Oliven- und Maulbeer- sowie andere Obstbäume, welche an
den Grenzen der Besitzungen gepflanzt sind.
Der Waizen wird hier in der ersten Hälfte des Juni
geschnitten. Unter den vorhandenen Gartengewächsen waren
eine blaublühende Kartoffelart zu bemerken, sowie Lycoper
sicum Sodomäum mit reifen Früchten von gelber Farbe und
so groß wie ein Kirschapfel; auch mehrere Ricinus-Stämme.
172

Wein- Oel- und Obstbau sind die Hauptgegenstände des


hiesigen landwirthschaftlichen Betriebes, wogegen der Getrade
und auch der Gemüsebau jenen nur untergeordnet sind. Kir
schen und Erdbeeren, und unter letztern auch unsere Wald
erdbeere erscheinen jetzt täglich in größerer Vollkommenheit.
Die Ochsen, deren man sich hier sowie in ganz Sicilien
zum Zuge bedient, find von starker Natur, brauner Farbe und
tragen 3Fuß lange, aufwärts stehende zierlich gebogene Hörner.
Aber auch die Esel, die zum Reiten und Lasttragen gebraucht
werden, sind hier viel schneller in ihrem Gange, als man sie
anderwärts antrifft. – Nach Sonnenuntergang, bei begonnener
Nacht, konnte man im Hafen eine große Menge Mollusken
wahrnehmen, welche stark leuchteten. Je näher an der Ober
fläche des Meeres, je stärker, so daß sie ganzen Lichtballen ähn
lich sahen, aus größerer Tiefe aber nur ein mehr oder minder
starkes Sternenlicht emporsandten. Es gewährte dieses einen
ganz eigenthümlichen Anblick. -

Der 7. Mai.
Um 8 Uhr Morgens verließen wir den Hafen von
Messina und steuerten der romantisch gelegenen Felsenstadt
Taormina zu. Die schroffe Küste ist überall da, wo dem
sonst nichts hinderlich wird, angebaut und mit einer Menge
von Landhäusern bedeckt. Wir gingen in der Nähe der Stadt
vor Anker und ruderten in einer Barke durch die Brandung
ans Land. Der zu dem Orte sowie zu dem höher hinter
demselben liegenden alten Theater führende Fußsteig ist mit
einem Esel nur mühsam zu erklettern, da er sich zwischen
rauhen Blöcken hinauf windet. Doch erheben sich aus den
Felsritzen recht liebliche und darunter sehr viele unbekannte
Pflanzen empor. Wenn ich gleich mehrere davon ansammelte,
so gingen sie doch, bevor ich ans Dampfschiff kam, zum größ
ten Theil verloren. Einen schrecklichen, ja herzzerreißenden
Anblick gab das hiesige Landvolk. Diese Gerippe von Men
schen, denen der nie gestillte Hunger jeden Augenblick ihren
letzten Lebensfunken zu zerstören droht, laffen kein Mittel un
173

versucht, die Vorübergehenden zu bewegen, ihnen eine kleine


Gabe zu spenden. Alle Gebrechen, an denen diese jämmer
lichen, halb nackten, in Schmutz und in aller körperlichen Un
sauberkeit begrabenen Geschöpfe leiden, werden auf die ekel
hafteste Weise zur Schau gestellt. Kindern von 8 bis 10
Jahren ist ohne Unterschied des Geschlechts eine Bekleidung
größtentheils unbekannt. Ihre schlechten Wohnungen, die nur
durch die Hausthür oder eine Luke das Tageslicht erhalten,
theilen fie, sowie ihren Sitz darin auf einem Holzklotze oder
einem auf zwei dergleichen gelegten Brette, mit ihrem Haus
vieh und überall ist nur Mangel, Noth und Schmutz wahrzu
nehmen. – Um zwei Uhr Mittags erreichte ich, diesen furcht
baren Höhlenschlünden entronnen, das Dampfschiff wieder,
was alsbald die Küste entlang einen Weg nach Catania fort
setzte. Die Küste behält ihre felsige Beschaffenheit, nimmt
aber sobald man die Felsen der Cyklopen pafirt hat, einen
ganz besondern und fremdartigen Charakter an, indem sie von
hier ab durch Lava gebildet wird, welche sich bei den frühern
Eruptionen ins Meer gewälzt und daher die ganze Küste mit
einem hohen Damme umlagert hat, der nicht nur durch seine
schwarze Farbe, sondern hauptsächlich durch die wilden Formen,
in denen er dasteht, einen düstern und Grausen erregenden
Anblick darbietet. Der ganze Hafen ist zum Theil durch die
Lava gebildet, aber auch theilweise durch diese verdorben. Um
4 Uhr ließen wir in ziemlich weiter Entfernung von der
Stadt die Anker fallen. Nachdem es dunkel geworden war,
konnte ich keine leuchtenden Mollusken bemerken.
Der 8. Mai.
Um 7 Uhr fuhr ich zur Stadt und besuchte zunächst die
dortige Domkirche, worin von einigen sich jetzt hier aufhalten
den deutschen Gelehrten, dem Herrn Sartorius v. Walters
hausen aus Göttingen und Herrn Peters aus Flensburg,
welche mit einer vollständigen Aufnahme und Beschreibung des
Aetna beschäftigt sind, im vorigen Jahre ein Meridian gelegt
worden ist. Die Angabe der von ihnen gefundenen Breite
174

und Länge ist mir aber verloren gegangen, und bemerke beide
daher hier aus dem Werke von Schouw sur le Climat de
l’Italie, und zwar die Breite mit 38°, 1“ und die Länge
mit 13°, 3. Von den genannten Gelehrten hat man eine
sehr genaue Beschreibung des Aetna in allen Beziehungen zu
erwarten, welche durch viele und mit ganz besonderer Sorg
falt aufgenommene Zeichnungen bereichert werden soll. Von
hier aus besuchte ich den Garten der Benedictiner. Dieser
befindet sich auf einem hohen Lavafelsen, an dem das Kloster
gebäude erbauet ist. Man muß hier den Fleiß der guten
Mönche bewundern, durch welchen es möglich geworden ist, die
in den Felsen vorhandenen Höhlungen mit Erde auszufüllen.
Da, wo die Vertiefungen zu groß waren, hat man in diese
vor dem Aufbringen der Erde Bruchsteine uud in Verwitterung
übergehende Lavastücke geworfen. Dieser Garten ist mit einer
großen Menge bengalischer Rosensträucher besetzt. An sehr
geschützten Stellen waren schöne Bananenstämme gepflanzt
Ueberall am Felsen sind unter den Schlacken der Lava die
indianischen Feigen hervorgewachsen, welche zu hohen und mäch
tigen Stämmen erstarkt sind, wodurch die Gegend hier
schon mehr ein afrikanisches als italienisches Ansehen bekömmt.
Unter den Bäumen im Garten stehen auch Stämme von
Schinus molle. Recht wohlthuend wirkt aber neben den
vielen hier vorhandenen inländischen und auch exotischen Ge
wächsen der Anblick mancher vaterländischer, nicht sonderlich
bedeutender Pflanzen, die hier mit vieler Sorgfalt gepflegt
werden, als z. B. Delphinium Ajacis, Calendula officinalis,
Papaver somniferum etc. Sonst bekömmt man im hiesigen
Orte nichts von Anpflanzungen zur allgemeinen Benutzung zu
sehen, da außer den wenigen am Hafen gepflanzten Brouffo
netien kein einziger öffentlicher, schattiger Spaziergang vorhan
den ist, und der Garten des Grafen Biscari nichts besonders
Merkwürdiges aufzuweisen hat.
Ich bestieg nun einen Wagen, um die Umgegend der
Stadt kennen zu lernen, was mir jedoch nicht so gelang, wie
ich es wünschte, da der pretiöse Kutscher seinen Pferden nicht
-
175

zumuthen wollte den etwas stark ansteigenden Weg nach Nico


losi hinaufzufahren, und ich daher mit einigen andern kleinen
Fahrten mich begnügen mußte.
Zunächst begab ich mich nach der Hafenseite zur Villa
scabrosa, einer großen rauhen Lavafläche ohne alle Cultur,
auf welcher sich auch nicht einmal indianische Feigen angesiedelt
hatten. -

Von hier aus hat man auch einen weiten Blick in die
Pianura von Catania, welche aus tiefliegenden Aeckern besteht,
die alle angebaut zu sein schienen, und nicht nur mit Getreide
und Hülsenfrüchten, sondern auch mit Fruchtbäumen stark he
jetzt sind. Der Boden ist ein grauer, vulkanischer, sandiger
Lehm, der eine große Triebkraft verräth.
Dann verfolgte ich zuerst die Straße nach Syracus und
ferner die nach Mesfina. Beide sind in einer sehr fruchtbaren
Ebene fortgeführt. Hier gedeihen in der verwitterten grauen
Lava alle Gewächse in ganz besonderer Ueppigkeit. Sehr viel
von dem Ackerboden ist mit Weinstöcken, sowie auch mitFrucht
bäumen bepflanzt, wozwischen Getreide gesäet ist. Reife
Gerste lag gemähet im Felde und die Aecker waren mit Aga
ven und indianischen Feigen bewehrt. Blühende Sülla wurde
geschnitten und zum Grünfutter nach Hause geführt. Am
Nachmittage wanderte ich eine Strecke in der Strada del Etna
hinauf und verfolgte auch seitwärts einen Feldweg, der mich
durch mehrere Baumgärten führte. Von besonders sorgfältiger
Cultur war hier jedoch nirgends etwas zu entdecken und diese
Gärten sahen nicht beffer aus, als die unserer Bauern vor
30 und 40 Jahren. Sie waren mit schlecht erhaltenen Bäu
men bepflanzt und dazwischen mit Gras bewachsen, worunter
hin und wieder ein verunkrautetes Gartenbeet zu sehen war.
Der 9. Mai. ---

Erst gegen 12 Uhr Mittags konnten wir den Hafeu von


Catania verlassen, da mehrere Passagiere sich bedeutend ver
spätet hatten. Sobald man aus dem Umfange des Busens
von Catania tritt, endigt sich auch der ihn umgebende Lava
176

damm, und eine sandige flache Landzunge tritt hervor, gegen


welche sich auch die Pianura hinzieht. Weiter hin, wenn man
sich dem Capo di Pegno nähert, erhebt sich die Küste wieder und
bleibt so bei, während man Agosta und Punta di Pegno pas
firt, wonächst dieselbe sich gegen Syracus wieder verflächt, in
deffen Busen wir um 3 Uhr einbogen. Bald darauf ans
Land gegangen, wurde die Stadt noch durchwandert. Der
am Hafen erst seit wenigen Jahren angelegte Spaziergang ist
zwar von keiner bedeutenden Ausdehnung, aber recht hübsch.
Unter den Bäumen, mit denen er bepflanzt ist, befand sich auch
der Zederach, Melia Azedarach, der jetzt mit seinen dem spa
nischen Flieder ähnlichen Blüthensträußen bedeckt war. Man
hatte auch als Zierpflanzen einige Papyrusstauden im vorigen
Jahre eingepflanzt.
Der 10. Mai.
Heute wurden die Trümmerberge des alten so berühmten
Syracus durchritten, wobei mir Gelegenheit ward, die Kraft
und Ueppigkeit der hiesigen Vegetation zu bewundern, da man
mit vollem Rechte behaupten kann, daß Alles, was sie hier
Großes hervorbringt, auch von ihr ganz allein ohne die ge
ringste Hülfe der Kunst bewirkt wird. Alle Gewächse, die
beiuns im Norden nur strauchartigbleiben,wachsen hier zu mäch
tigen Bäumen heran, und alle unsere gewöhnlichen Obstbäume
gedeihen zu außerordentlich starken Stämmen.
Feigenbäume stehen hier am Wege, die unsern ältesten
Birnbäumen nichts nachgeben. Die Früchte, mit denen sie in
großer Menge bedeckt waren, werden schon in vier Wochen
ihre Zeitigung erlangen. In einer gleichen Stärke standen
Aprikosen und Mandelbäume in den Gärten.
Die ebenfalls großen Granatenbäume fingen an ihre
Blüthen zu öffnen, was auch bei den indianischen Feigen der
Fall war. Man trifft auf mehrere hochgelegene Wiesen, die
man gegenwärtig im Begriff war zu mähen, was wegen der
Trockenheit in den nachfolgenden Monaten hier nur einmal im
Jahre geschieht. Der Waizen auf den hiesigen Aeckern hat
177

gegrannte Aehren und wird um die Mitte des künftigen Mo


nats geerndtet. Er gibt auf dem hiesigen fruchtbaren Thon
boden, sowie auch die andern Cerealien, das Zwanzigfache der
Aussaat wieder. Sobald der Waizen abgeerndtet ist, überläßt
man den Boden dem Unkraute, und wenn er im künftigen
Jahre nicht mit Bohnen oder Hanf besäet wird, wird er ge
braacht und im nächsten Herbst wieder mit Waizen besäet.
Mit Bohnen sah ich mehrere Aecker bestellt, sowie auch mit
Artischocken und Vitsbohnen. Für eine Salme Land soll man
jährlich 70 Piaster Pacht bezahlen. Viele Aecker find mit
Mauern umgeben, so daß sie das Ansehen von Gärten haben.
Sie find theils mit Oliven- und Fruchtbäumen theils mit
Weinstöcken bepflanzt. Diese waren mit dem Arundo donax
gepfählt und hatten bereits die Trauben hervorgetrieben. Man
beschneidet hier die Stöcke im Frühjahr. Aber auch wilde
Weinstöcke und wilde Feigenbäume bekömmt man hier zu sehen.
Auf dieser Wanderung wird man auch öfters durch einige
heimländische Blümchen erfreut. So heben unter dem alten
Trümmergestein Anagallis phoenicea und Primula veris ihre
Häupter empor. - -

Steinige Stellen waren mit Euphorbien und mit india


nischen Feigenstämmen, die zum Ohre des Dionys gehörenden
Felssteinhöhlen an mehreren Stellen mit dem feinen Frauenhaar
bedeckt. - -

Ich kam in den Garten des Marquis Casale, der in


einer tiefen Felsenschlucht belegen und dadurch im Sommer
vor den verengenden Sonnenstrahlen geschützt ist. Es herrscht
darin eine außerordentliche Ueppigkeit des Baumwuchses, so
daß mehrere vorhandene vaterländische Bäume im ersten An
blicke ganz unkenntlich erscheinen, wie z. B. Sambucus nigra
und Juglans alba. Der Epheu rankte mächtig an den Fels
wänden empor,aus denen auch Feigenbäume hervor wuchsen.
Eine Pflanzung schöner Citronatbäume, deren Früchte jetzt
gepflückt wurden, befindet sich auch darin, sowie eine große
Mannigfaltigkeit von andern Bäumen und Sträuchern. Es
fehlt nicht an Pelargonien, und zu den seltenern Gewächsen
12
178

muß man die Sarsaparille,SmilaxSarsaparilla,zählen. Außer


dem find schöne Eremplare von Azarolus, Celtis australis,
und wundervolle Anhäufungen von Bouquettrosen vorhanden.
Dadurch daß, wie es schon vorher erwähnt ist, die Sonnen
strahlen in diesen Garten keinen unmittelbaren Eingang finden,
erhält sich darin eine warme und liebliche Temperatur, die
vollständig ausreicht, das Wachsthum in einer von oben
bedeckten und nur nach einer Seite offenen Felsengrotte so zu
erhalten, daß die darin gepflanzten Bäume des freudigsten
Wuchses genießen und ihr Laub nicht im mindesten gebleicht
wird. –
Der Kalkstein, den man in den hiesigen Steinbrüchen
findet, ist häufig ein lockerer Stein, der aber zum Bau sehr
angenehm zu benutzen, da er, wenn er aus dem Bruche kömmt,
so weich ist, daß er mit einer Holzsäge geschnitten werden
kann. In der Luft erhärtet er zwar.nachher,-wird jedoch nie
so fest, daß er seine waffersaugende Kraftganz verliert. Nach
dem ich ein antikes Bad unter dem Namen Bagno della
regina besehen hatte, kam ich in den Garten eines Kapuziner
Klosters,worin eine Anzahl sehr schöner mir unbekannter Bäume
standen. Alle meine an den herumführenden Mönch gerichteten
Fragen waren nicht vermögend auch nur die Namen derselben
in der Landessprache zu erfahren, und seine Pflanzenkenntnisse
waren so beschränkt, daß alle seine Erklärungen sich jedesmal
damit endigten, der besprochene Gegenstand sei ein Albero
selvaggio oder eine dergleichen Pflanze. So mußte ich daher
unbefriedigt, jedoch mit einem schmerzhaften Gefühl davon
ziehen.
Von hier trat ich mit meinen Begleitern den Rückweg
an, auf welchem wir Gelegenheit hatten, uns noch oft an der
Ueppigkeit der hiesigen Vegetation zu ergötzen. Unter den
jetzt blühenden Pflanzen waren vorzugsweise zu bemerken:
Capparis spinosa, mit den vielen schönen violettroth gefärbten
Staubfäden, ferner der Acanthus mollis und die Eselsgurke,
Momordica elaterium. Am Wege stand noch Bosrago offici
179

nalis in Blüthe, und auf dem Acker wurde reifer Hafer mit
der Sichel geschnitten.
Am Nachmittage wurde der Meerbusen durchschifft und in
den Anapus eingefahren. Dieser ist ein nur schmaler Fluß
und an seiner Mündung so mit einem Filze von Waffer
pflanzen bedeckt, daß wir genöthigt wurden, alle aus dem
Boote zu steigen, und am sandigen Ufer entlang zu gehen,
dem Ruderer aber die Fortschaffung des Boots allein über
laffen mußten. Dieses Hinderniß kommt aber auch weiter den
Fluß hinauf vor, so daß wir bald rudern bald wieder trödeln
mußten, um fortzukommen. Wir drangen bis dahin vor, wo
sich die Papyrusstauden in ganzen Hörsten vorfinden. Dieses
rohrartige Gewächs erreicht hier eine Höhe von 15 Fußen,
und die einzelnen Halme werden an 2 Zoll im Durchmesser
stark. Es stehen diese Stauden jedoch keinesweges in einer
so großen Anzahl beisammen, als ich dieses geglaubt habe,
sondern nur einzelne Uferstellen, oder hier und da kleine Auf
schwemmungen im Strome find damit bewachsen. Diese ge
winnen dadurch ein recht zierliches Ansehen. Nachdem eine
Wafferschlange erlegt worden, wurde die Rückfahrt angetreten.
Die Ufer find theils von Wiesen, theils von Ackerstücken be
grenzt, unmittelbar an denselben wachsen aber üppige Gras-,
so wie auch Rohrarten, unter welchen letztern nur das
bei uns vorkommende Blattrohr, Phragmites Pseudodonax,
Rabenhorst, vorhanden zu sein schien, aber auch Arundo donax
wuchs am Uferrande. Bei dem vom Ufer nach einem antiken
Tempel des Jupiter unternommenen Gange kamen wir
längs einem Kanal, oder vielmehr einem weiterhin in den
Anapus wieder einmündenden Graben durch einen fruchtbaren
thonigen Ackerstrich. -

Der 11. Mai.


. … Wir hatten am gestrigen Abend nach 8 Uhr den Hafen
von Syracus verlassen und befanden uns am heutigen Morgen
um halb fünf Uhr bei etwas bewegtem Meere im Angesicht
von Gozzo, wohinter sich Comino, und weiter hin zur Linken
12 %
180

sich Malta zeigte. Gozzo erscheint sehr angebaut, wenn es


gleich mit Bäumen nur locker besetzt ist, dagegen zeigt sich
Comino als ein kahler Felsen. Die höhersteigende Sonne
erleuchtete die Höhen Maltas und verwandelte die ganze
Insel in ein sehr liebliches Bild. Wir begegneten mehreren
Fischerbarken, welche mit ihren hohen Schnäbeln, auf welchen
sich Köpfe von Bildhauerarbeit befanden, ein fremdartiges
Aussehen hatten, so daß man sie wohl für bemannte Seeräu
berboote hätte halten können. Sie waren beschäftigt ihre
spitzen Reuentheils aufzuheben, theils wieder ins Meer hinab
zulaffen. In einer Stunde waren wir im schönen Hafen vor
Anker gegangen.
Der 12. Mai.
Am heutigen Vormittage bemerkte ich an einem durch die
Festungsmauer geschützten Orte einen Garten, in welchem
mehrere außerordentlich hohe, starke und schöne Bananenstämme
standen.
Gegen Abend besuchte ich den vor der Stadt Valetta
belegenen sogenannten botanischen Garten, der aber eine Pri
vatbesitzung eines englischen Herrn ist. Er ist zwar nicht sehr
groß, es befinden sich aber darin recht hübsche Gewächse und
darunter auch eine Dattelpalme, welche sechs sehr schöne
Blüthenbüschel herausgeworfen hatte. Von hier kam ich zu
dem diesem gegenüberliegenden Volksgarten, die Floriana, der
mit hübschen Bäumen, Schlingpflanzen und bengalischen Rosen
bepflanzt ist. Er ruht auf einem sehr felsigen Grunde. Zu
den Bäumen, welche man darin, sowie auf einigen freien
Plätzen in der Stadt antrifft, gehört auch der Melia Azedarach,
der noch in voller Blüthe war.
Der 13. Mai.
Heute wurde eine Fahrt durch die Insel nach Citta vec
chia unternommen, welche zu einem interessanten Anblick der
hiesigen Landcultur führte. Eigentliche, geschloffene Dörfer
bekömmt man nicht zu sehen, sondern die kleinen Höfe, sowie
181

die großen Besitzungen liegen einzeln an der Straße. Die


Wohngebäude find alle aus dem hiesigen Kalkstein erbaut und
zwei Stock hoch. Unter den größern Besitzungen ist die eines
Gasthofs, hier englisch mit Inn bezeichnet, und die zu einer
Melkerei gehörige, ebenfalls Dairy benannt, besonders zu er
wähnen. In der letztern, welche von einer Engländerin gehal
ten wird, befinden sich im Stalle 3 Kühe von der Yorkshire
Race, deren Milch als sogenannte dicke Milch besonders von
den hier stationierten Officieren der Marine verzehrt wird.
Die Kühe werden im Stalle mit Grünfutter, wozu hier haupt
sächlich die Sülla gehört, gefüttert, waren aber schlecht ge
streut. Weiter vorwärts kommt man großen Besitzungen vor
bei, die dem Gouvernement gehören und verpachtet find. Die
Erndte der Feldfrüchte ist beinahe beendigt. Man schnitt
Waizen und Gerste, Bohnen und Kichern sowie auch Linsen.
Die Sülla war bereits zu Heu getrocknet, was eine braune
Farbe hatte. Unter der stehenden Gerste war mir eine Art
mit sehr starkem rohrartigem Halme aufgefallen und ich sam
melte daher von dieser einige Körner. Scheunen find hier
nicht vorhanden, und das eingeerndtete Getreide wird ohne
alle weitere Bedeckung auf die flachen Dächer der Wohnge
bäude gebanset; Bohnen waren in Bunden auf dem Felde in
großen langen Feimen, wie Kartoffelhaufen aufgesetzt. Das
Dreschen geschieht ebenfalls nur im freien Felde. An Arbeits
lohn erhält ein männlicher Tagearbeiter 14 Pence.
Der hiesige Ackerboden ist ein fruchtbarer, etwas zusam
mengebackener kalkiger Thon von röhlich brauner oder grauer
Farbe. Er liegt auf dem Kalkfelsen der Insel, soweit ich es
bemerken konnte, nur dünn auf, soll jedoch nach Brunners An
gabe gewöhnlich 2 Fuß tief vorkommen. Uebrigens darfvon
ihm nur dann noch eine zweite Erndte in demselben Jahre
erwartet werden, wenn man im Sommer Waffer zur Dispo
fition haben kann, da die sehr trockene Atmosphäre in der
Regel in 8 Monaten keinen Regen bildet. Jetzt hatte es na
mentlich in 3 Monaten schon nicht geregnet. Sobald daher
die Winterfeuchtigkeit verraucht ist, so hat es mit dem Wachs
182

thum hier ein Ende. Kann man aber das Ackerland wäffern,
dann folgt dem abgeerndteten Getreide Baumwolle. Es scheint
jedoch an Quellen nicht zu fehlen, da mehrere Schöpfbrunnen
im Felde angelegt sind, fast auf jeder einzelnen Besitzung
Ueberdem wird aus der Mitte der Insel durch einen lan
gen Aquaduct eine große Quantität Trinkwaffer nach la Va
letta geschafft. Die Trockenheit ist aber in der Regel so be
deutend, daß alle Grasplätze, die nur kurz und dünn benarbt
sind, schon jetzt halb verbrannt aussahen. Die Aecker find mit
Steinmauern, worauf indianische Feigen, welche hier riesige
Stämme treiben, gepflanzt sind, bewehrt; von letzteren erreichen
einige die Dicke unserer Eichbäume.
Bei allen Befizungen und auch an den Feldmauern sind
Obstbäume, namentlich Feigenbäume gepflanzt. Hier und da
stehen auch einzelne Dattelpalmen. Zurückkehrend wurde in
St. Antonio angehalten, und dort ein Königlicher "botanischer
Garten besucht. Dieser ist sehr geräumig und wohl unterhal
ten unter der Aufsicht eines kenntnißvollen Gärtners. Am
Eingange stand ein schönes Schlinggewächs, nämlich die So
landra mit großen, weißen der Datura ähnlichen Blumen.
Außer diesem waren besonders zu bemerken: ein strauchartiges
Polygala, Malva rosa, Mimosa spinosa, M. gazzia, M. gran
diflora und die Josticia arethusa.
Ebenso stand in feuchter Lage das Bambusrohr, auch im
Freien ein Kaffeebaum, der aber vertrocknet und das einzige
hier vorhandene Exemplar war. Ein angelegter Teich ent
hielt die Wafferpflanzen, worunter aus der Heimath Nym
phaea und Sagittaria. Unter den hier stehenden Orangenbäu
men war auch die weidenblättrige Mandarin-Orange. In
einem andern dazu gehörigen Garten befanden sich einige
schlanke Gazellen und eine schwarze Antilope aus Sardi
Utl.

Brunner hat in den hiesigen Pflanzengärten noch folgende


im Freien vegetierende Gewächse angetroffen, als: Annona
tripetala, Tamarindus indica, Arum colocosia, Solanum be
taceum, Piper medium, Cerbera Thevetia, Bignonia stans,
183

Saccharum officinarum, Haematoxylon campechianum, Ery


thrina corallodendron, Cycus revoluta, Parkinsonia aculeata,
Acacia eburnea, Planuria alba und Asclepias gigantea.
Man kömmt durch einige kleine Flecken nach La Valetta
zurück. Die ganze Insel präsentiert sich von diesem Orte aus
wie eine von Citta vecchia nach der Küste zu geneigte nackte
Hügelfläche, da sich keine Wälder auf der Insel befinden, und
Fruchtbäume auch nur bei den Pflanzungen in nicht besonders
großer Anzahl vorkommen.
Auf das Klima von Malta zurückkommend, so muß die
fes für ein warmes und dabei gesundes gehalten werden.
Brunner hat in seinen Streifzügen durch das östliche Ligurien,
Elba, die Ostküste Siciliens und Malta im Jahre 1826, die
Temperaturen der Monate Januar bis August aus der Mal
teser Zeitung mitgetheilt, wonach diese im Durchschnitt gewe
sen find: -

um 9 Uhr 12 Uhr 3 Uhr


im Januar 53,19 55,13 5352 Fahrenheit
Februar
---
55,78 5703 5636
März 55,68 5758 5587
April 6086 6393 6097
2.- -3-3- - - Mai 64,66 6570 6497
Juni 6880 72 17 71,60
Juli 7896 79,96 79,31
August 8025 8343 8200
T6477 T 6686T6557T
Mittel= 65,73
oder nach der Scala von Reaumur
14.569 1549 14929
Mittel= 14,99°
woraus sich eine sehr gleichmäßige Temperatur ergiebt.
Was dagegen die Feuchtigkeitsverhältniffe betrifft, so sind
diese mit dem Wilsonschen Hygrometer um 3 Uhr Nachmittags
gemessen worden und im Mittel gewesen:
im Januar 40°
- Februar 42°
184

im März 539
- April 61 o
- Mai 670
- Juni 61 0
- Juli 800
August 829
im Mittel 629
DasMaximumder Wärme hat sich ergeben bei N. N. W.
am 16. August 88F. =248° R.;das Minimum der Wärme
bei N. W. am 19. Januar 479 F. = 64º. R. Das
Marimum der Feuchtigkeit hat bei W. am 19. August 929
betragen, das Minimum aber am 21. Februar bei N. O.
= 329
Die Grade der Wärme sind nach Brunner um etwas zu
niedrig angegeben, da das gebrauchte Thermometer an der
kühlen Mauer eines geräumigen Gewölbes aufgehangen gewe
fen ist.
Thau und Nebel kommen wegen der großen Trockenheit
der Luft nicht vor. Gewitter sind selten und im Sommer nie.
Regnen thut es, wie schon erwähnt, nur wenig, und zwar im
Sommer-Halbjahre binnen 3 bis 4 Monaten gar nicht,
aber auch im Winter ist Regenwetter selten. Man kann die
Höhe des jährlichen Regenfalls höchstens zu 15 englischen
Zollen anschlagen. Der Sirocco herrscht im September und
wehet höchstens 3 Tage ununterbrochen; er macht die Luft dick
und dunstig. Stürme sind seltene Erscheinungen.
Die Oberfläche des Landes ist theils flach, theils leicht
hügelig. Flüffe, Seen, Pfühle und Sümpfe sind ebenso we
nig vorhanden, als es, wie schon gedacht, Wälder auf der In
fel giebt. Getreide und von diesem nur Waizen und Gerste
wird sehr wenig gebaut, wogegen die Baumwolle ein wichtige
rer Zweig der hiesigen Cultur ist. Von dieser werden außer
der krautartigen noch mehrere Arten der strauchartigen gezo
gen. Wenn sie nicht nach abgebrachtem Getreide gesäet wird,
geschieht dieses schon im April. Die Saamenkörner werden
in ein, zwei auch drei Fuß von einander entfernten Reihen
185

gesteckt. Die Pflanzen blühen im August und die Saamen


kapseln reifen im September. Bei der strauchartigen Baum
wolle kommen jedoch die Blüthen erst im zweiten oder dritten
Jahre hervor und die Stämme derselben haben höchstens eine
sechsjährige Dauer. Mit dem Saamen mästet man Ochsen.
Weinstöcke werden in den Gärten nur gezogen, um die
Trauben davon frisch oder getrocknet zu genießen. In den
Gemüsegärten baut man viel Hibiscus esculentus, sowie So
lanum Melongena und Solanum Lycopersicum, aber auch an
dere Gemüse, namentlich Kartoffeln, Mohrrüben und Waffer
rüben, erstere jedoch weniger, sowie Blumenkohl, Broccoli, Ar
tischocken, Erbsen, Bohnen, besonders Gartenbohnen und Kichern.
Zwiebeln und Melonen von allen Gattungen werden stark an
gezogen. An Baumfrüchten findet man nicht nur alle dem
südlichen Italien eigenthümliche, sondern auch die im mittlern
und nördlichen Europa gewöhnlichen. Die Orangen sind vor
züglich schön.
Die Viehzucht wird nicht stark getrieben, da es keine
Weideplätze giebt. Der Bedarf an Fleisch wird aus Sicilien
bezogen, zum Theil auch aus Afrika. Milch liefern vorzugs
weise die Ziegen, welche von ihren Treibern vor den Thüren
der Käufer gemolken werden. Schafe werden zwar einige
gehalten, sind aber nur vonkleiner Statur, und wegen der ma
gern Weide nicht besonders im Fleische. Die Schweine sind
am gemeinten, und ist ihr Fleisch dasjenige, was von den
Eingebornen am häufigsten genoffen wird. Federvieh ist hin
reichend vorhanden und von vorzüglicher Güte, besonders die
Tauben. Von Wild gibt es außer Kaninchen nur die im
Frühjahr und Herbst hier einfallenden Wandervögel, nämlich
Wachteln, Schnepfen, einzelne wilde Entenarten und Ortolane.
Der 14. Mai.
Wir hatten gestern Abend um 9 Uhr beim schönsten
Mondenschein die Anker gehoben, und glitten auf dem spiegel
hellen ruhigen Hafenbecken dem Leuchtthurme vorüber, wo uns
eine entgegenwehende Brite aufnahm und das Schiffdie ganze
186

Nacht hindurch und am heutigen Morgen in eine so unange


nehme, schwankende Bewegnng versetzte, daß die Mehrzahl der
Passagiere seekrank wurde. Gegen 11 Uhr kamen wir auf
der Höhe vor Girgenti vor Anker. Nach erfolgter Landung
begab ich mich auf den Weg nach der 3. Miglien vom Ufer
entfernten Stadt, wandte mich jedoch schon weit unterhalb der
selben ab, den Trümmerresten des alten Agrigents zu. Der
Rückweg führte mich durch mehrere Gärten zur Stadt. Die
ganze Gegend entfaltete hier wieder einen ganz fremdartigen
Charakter. An der Straße find viele Agavengepflanzt, welche
bereits 8 bis 10 Fuß hohe Blüthenstengel getrieben hatten,
ohne daß bis jetzt die einzelnen Blüthenstiele selbst sich ent
faltet hätten. Mit den indianischen Feigen waren nicht nur
viele Aecker eingefaßt, sondern diese wucherten auch überall in
den Felsenspalten und bedeckten mitunter sehr bedeutende Flä
chen, wie z. B. unmittelbar hinter der Stadt nach dem Meere
zu. Eben so waren ganze Strecken mit der Zwergpalme be
deckt. Man sieht viele Pflanzungen von Olivenbäumen, welche
aufingen ihre Blüthen aufzuschließen. In den Gärten fehlte
es nicht an Orangen- und Mandel-, sowie gar mächtigen
Aprikosenbäumen, und waren fiel auch mit Küchengewäch
jen hinreichend bestellt, obgleich darin freilich mehr die Hand der
Natur als die des Menschen zu walten schien. Von wilden
Pflanzen traf ich in Blüthe: Antyrhinum siculum, Orobanche
caryophyllacea uud Acanthus mollis.
Der 15. Mai.
Heute früh setzten wir unsern Weg um die Küste weiter
fort. Diese ist vor Girgenti hügelig, wobei jedoch keine be
sonders hübsche Formen der einzelnen Hügel hervortreten. Die
dazwischen sich hinziehenden Thäler scheinen gut angebaut zu
sein und sind stark mit Olivenbäumen besetzt. Wenn man die Höhe
von Girgenti verläßt, verflächt sich die Küste immer mehr und
mehr. Man pafirt Sciacca, den Ort, dem gegenüber die
berühmt gewordene Insel Ferdinandea gelegen war. Der Bru
der unters Kapitains Trefarelli hat sie zuerst entdeckt. Sie
187

soll nach ihrem Verschwinden jetzt noch auf7 Faden Tiefe zu


sondieren sein. Die Gegend ihres Bestehens wurde angedeutet,
obgleich man dort eine besondere Meeresbewegung eben nicht
wahrnehmen konnte. Eine eingetretene Meeresstille schaffte
uns den angenehmen Anblick, mehrere Delphine auf den Wel
len sich schaukeln zu sehen. Um die Ruinen von Selinunt zu
besuchen, wurde gegen Mittag bei Marinella, einem schlechten
Dorfe von nur wenigen Häusern, gelandet. Die Trümmer
stücke der alten prächtigen, durch frühere Erdbeben zerstörten
Stadt, sind mit den hier wuchernden einheimischen Gewächsen
ganz überzogen, besonders sind große Strecken mit der Zwerg
palme bewachsen, welche aber, wie fast an den meisten Orten,
wo sie in Sicilien vorkommt, ein unansehnliches Gestrüpp bil
det, da man die Stöcke so oft es nur angeht, ihrer getriebe
nen Blätter beraubt, indem diese von den Landleuten zur Ein
freu in ihren Viehställen benutzt werden. In dem alten Ge
mäuer waren auch viele Mastiersträucher (Pistacia Leutiscus)
zu finden, es kommen aber auch mehrere Brombeersträucher vor,
die noch in Blüthe waren. -

Die Blätter der Agave werden hier, sowie auch an an


dern Orten auf der Insel,zu Stricken verarbeitet. –
Am Nachmittage ging die Fahrt weiter und eine flache
Küste entlang nach Marsala, einem Orte, der wegen seines
Weins eines vorzüglichen Rufs genießt. Dieser wird jedoch
von den Eingebornen nicht fabricirt, sondern von vier großen
und reichen engländischen Unternehmern, deren weitläufige Be
fizungen sich dem Auge wie Kastelle darstellen. Von diesen
Eigenthümern werden nicht nur die jungen Weine von den
Landleuten aus der Umgegend aufgekauft, sondern sie besitzen
selbst im Innern der Insel sehr weitläufige eigene Weinpflan
zungen. Man bereitet daher hier mehrere Gattungen von
Weinen, die alle sehr stark sind, und überdem noch mit Spi
ritus versetzt werden, wodurch sie sich mehr oder weniger im
Geschmack dem Madeira nähern. Ob aber auch der schöne,
süße, gewürzreiche, bei uns unter dem Namen Marsala Mus
katwein bekannte hier bereitet wird, darüber konnte ich ebenso
188

wenig eine Auskunft erlangen, als mir ein solcher überhaupt


in Sicilien vorgekommen ist.
Der 16. Mai.
Heute Morgen um 7 Uhr ging es ansLand. Vor dem
Thore waren große Strecken, der Meeresküste nahe, mit dem
Kalikraute, der Salsola sativa bebaut. Sie hatten bereits
eine Höhe von anderthalb Fußen erreicht. Man säet dieses
Gewächs im Frühjahr unter Bohnen. Wenn diese reif ge
worden sind, und wie es jetzt geschieht, ausgerauft werden,
dann bekommen die darunter aufgegangenen Sodapflanzen Luft
und werden dann noch gejätet, worauf sie das ganze Feld, wie
es bereits jetzt der Fall war, bald sehr dicht überziehen.
Um 12 Uhr setzten wir unsern Weg weiter nach Trapani
fort, vor welchem Orte wir um 2 Uhr Anker warfen.
An dem flachen Ufer befinden sich mehrere große Teiche,
denen bei Cette ähnlich, zur Fabrication des Salzes, welches
ein bedeutender Handelsartikel ist. Ans Land gegangen, wurde
jenseits der Stadt der Weg durch eine sehr hübsche Allee nach
dem Monte Erie genommen, jedoch nicht bestiegen, da die Zeit
hierzu zu kurz war. Der Ackerboden in der Umgebung und
bis zum Fuße des M. Erie ist ein fruchtbarer Lehmboden,
der eine üppige Vegetation entwickelt. Gerste und Bohnen
waren noch nicht abgeerndtet. Die Gärten werden durch Ka
näle bewäffert, worein das Waffer aus Ziehbrunnen durch
Schöpfräder geschafft wird, die von einem Esel in Bewegung
gesetzt werden, und deren widerliches Knarren man in der Ent
fernung von einer viertel Meile hören kann.
Der 17. Mai. -

Trapani war der vorletzte Ort unserer Rundreise um die


Insel. Hier wird Korallenfischerei getrieben. Dieses geschieht
mit besonders dazu angefertigten starken Netzen, von denen
man auch einige an Bord hatte, die ich daher sah.
- Wir steuerten um 8 Uhr Morgens die sich immer wie
der mehr und mehr erhebenden Küste entlang, waren nach 2
189

Uhr Nachmittags wieder in dem Golf von Palermo und fan


den um 4 Uhr unser Quartier daselbst. -

Vor dem Mittagseffen wurde noch ein Spaziergang nach


der Flora und dem botanischen Garten unternommen.
Da es am Vormittage hier gut geregnet hatte, so war
dadurch in diesen Gärten ein höchst köstlicher Abend vorbereitet
worden. Die Orangen- und die Citronenbäume befanden sich
alle in voller Blüthe, deren sich verbreitender Wohlgeruch au
ßerordentlich erquickend war ohne im mindesten einen zu star
ken Reiz auf die Geruchsnerven hervorzubringen. Diesem
Wohlgeruche wurde von dem der vielen noch blühenden Rosen
eine sehr liebliche Beimischung gegeben. Dabei glänzten alle
Blätter der Bäume in vollster Schönheit. Obgleich noch meh
rere andere Bäume und Gewächse, die bei meiner ersten An
wesenheit zu Palermo in Blüthe waren, auch jetzt noch blüh
ten, so hatte man doch schon viele damals in Flor stehende
Zierpflanzen nach ihrem Verblühen ausgerauft und sie durch
neue ersetzt. Im botanischen Garten betrachtete ich noch ei
nige sehr schöne Bäume, als: den Sapindus japonaria, Au
raria speciosa, Juniperus pendulus, die sehr wohlriechende
Messerschmidia fruticosa und den Fraxinus Ornus, den Man
nabaum, von welchem letztern hier mehrere Abarten vorhan
den find. --

Der 18. Mai.


Heute fuhr ich nach einem 8 Miglien von hier belegenen
Flecken la Bagheria, woselbst mehrere der hiesigen Großen
Landhäuser besitzen, welche jedoch leider sich alle mehr oder
weniger in Verfall befinden. Der Weg dahin führt in der
Nähe des Meeres auf einer guten Straße immer zwischen
Gärten und wohlangebauten Aeckern, die mit dichten Hecken
von indianischen Feigen, welche zu blühen anfingen, bewehrt
sind. Die dazwischengepflanzten Agavengeben ihnen durch die jetzt
in die Höhe treibenden Blüthenschäfte ein zierliches Ansehen.
Mehrere Bewehrungen bestehen auch aus Oleander, der strauch
artig, wie Weidengebüsch gezogen ist und eben im Aufblühen
19()

war. In den Gärten waren jetzt auch die Mispeln in Blüthe.


Mit dem Arundo donax, dessen man sich hier allgemein als
Pfahlholz für den Weinstock bedient, sind sehr große Acker
stücke bepflanzt, und sein starker und dichter Wuchs verspricht
eine sehr reichliche Erndte. In den Weinbergen war das Be
hacken mit einer großen Haue beendigt, und der Weinstock fing
an seine Blüthen zu öffnen. Bevor man la Bagheria erreicht,
kömmt man durch einige Dörfer, die aber nur ein armseliges
Ansehen haben. Die Häuser, wie überall auf dem Lande, find
nur mit Thüren und Läden, aber mit keinen Fenstern versehen.
Die Erndtevorräthe finden auf den platten Dächern in der
Regel ihren Aufbewahrungsort. -

Auf einer Anhöhe in der Bagheria, die einem gewissen


Valgarnero gehört, hat man einen reizenden Ueberblick der
nach Palermo sich hinziehenden Ebene, welche mit einer großen
Menge von Orangen-, Mandel- und Olivenbäumen besetzt ist.
Der Ackerboden besteht hier, wie ich ihn überhaupt bisher in
der Pianura von Palermo beobachtet habe, aus einem roth
braunen zusammengebackenem Lehme. Auf dem Rückwege be
gegnete ich Wagen, die mit eingeerndteten Linsen beladen wa
uren. Unterwegs wurden recht gute Weichselkirschen zum Ver
kauf angeboten, auf sehr einfachen kleinen Tellerchen, die aus
Agaveblättern verfertigt waren, indem man diese in 6 bis 8
Zoll lange Stücke geschnitten hatte.
Ein Besuch des Gartens des Fürsten Butera ließ mich
den deutschen dirigierenden Gärtner Schott nicht anwesend fin
den. Der Garten ist übrigens sehr elegant eingerichtet und
mit schönen Ziergewächsen ausgestattet, besonders ist darin eine
Gruppe von schönen Dattelstämmen. -

Der 19. Mai.


Heute Mittag begab ich mich nach der Villa St. Isidoro,
woselbst die Schiffsgesellschaft eine freundliche Zusammenkunft
beschlossen hatte. Diese Villa ist nach der Gegend von Mon
reale rechts von diesem Orte nach dem Gebirge zu belegen.
Der Weg dahin führt durch lauter Frucht- und Olivengärten.
191

Von dem platten Dache eines Seitengebäudes dieser etwas er


haben gelegenen Villa hat man einen recht hübschen Anblick der
fruchtbaren Aue. -

Die Mittagstafel war mit allen gegenwärtigen Erzeug


niffen Siciliens sehr reichlich besetzt, deren Mannigfaltigkeit man
nur bewundern konnte. Als vorzüglichster Leckerbissen wurden
die Seesterne gehalten, von welchem Schaalthiere die orange
gefärbten Eierstöcke genoffen werden. Ich konnte diesem Ge
richt keinen besondern Geschmack abgewinnen, es mag jedoch
damit, wie mit manchen andern ähnlichen Gerichten gehen, die
man erst dann lecker findet, wenn man sie schon öfter genoffen
hat. Daß der Pesce spada nicht fehlte, war zu erwarten. Ar
tischocken, Blumenkohl, grüne Erbsen und grüne Bohnen im
Ueberfluß, doch schmeckten die letztern in Folge ihrer Zubereitung
nicht viel beffer,als beiuns die eingemachten. Wilder,ganz grüner
Spargel und hart wurde als Salatgenoffen. An Früchten waren
Weichselkirschen, Erd- und Himbeeren neben schönen Orangen
und kleinen, harten noch ungenießbaren Aprikosen vorhanden.
Daß es, außer einer großen Menge von Gerichten, vielerlei
Süßigkeiten und Arten von Gefrorenem gab, wird wohl Nie
mand bezweifeln. Von allen Gegenständen aber, welche die
Tafel zierten, waren es besonders die vielen verschiedenen
Weine, welche die Insel hervorbringt. Es sind diese jämmtlich
sehr feurige Getränke mit vielem Aroma. Man hatte aber
auch dem Champagner die Ehre erwiesen, in der Gesellschaft
der ficilianischen Brüder zu erscheinen. -

In der lieblichsten Mondhelle nahm ich meinen Rückweg


nach Palermo.

Der 20. Mai,


Am heutigen Nachmittage wurde eine Fahrt auf einer
andern Seite von Palermo gemacht. Der Weg führte überall
durch eine üppige Landschaft, zuerst nach der Chiesa reale ca
rolina. Durch reiche Waizen- und Gerstenfelder, auf welchen
192

erstern die Frucht schon geschnitten wurde, kamen wir nach dem
Kapuziner-Kloster St. Maria de Jesu, von dessen Höhe man
eine liebliche Ansicht des ganzen Theils der von hier nachPa
lermo hin fich erstreckenden Pianura, die mit Fruchtbäumen
ganz bedeckt erscheint, genießt. Weiter wurde die Grotta Dolce
mare, eine Kalksteinhöhle, berührt, worin viele fossile Knochen
und Zähne von urweltlichen Elephanten und Nilpferden vor
handen sind. Die ganze Gegend unterliegt hier ebenfalls ei
ner gartenmäßigen Cultur. Viele Ackerstücke sind mit Vits
bohnen bepflanzt, und zwar in abwechselnden Reihen mit Mais
oder Kürbissen, andere eben so in abwechselnden Reihen mit
Zwiebeln, Gartenbohnen oder Möhren, wobei jedoch die Zwie
beln als Hauptfrucht anzusehen sind. Auch waren mehrere
Ackerbreiten mit Sumach bestellt. Die Bewehrungen der Aecker
bestehen aus indianischen Feigen mit dazwischen gepflanzten
Agaven.
Auffallend war es mir, daß unser einheimischer Freund
Sambucus nigra erst kürzlich zu blühen angefangen hatte.
Bevor ich Sicilien, diese für die Vegetation in Europa
am günstigsten gelegene Insel verlaffe, wird es an der Zeit
sein, über ihre natürliche Beschaffenheit hier einige Bemerkun
gen folgen zu laffen, die dazu dienen werden, den Ruf der
Fruchtbarkeit zu würdigen, den dieses Eiland schon in den äl
testen Zeiten erlangt hat. Bei der ersten Ansicht des Landes
wollen sich über dessen zur Cultur der Getreidearten vorzugs
weise geeignete Beschaffenheit nicht unbegründet erscheinende
Zweifel erheben; denn die ganze Nord- und Ostküste ist durch
ein felsiges Ufer begrenzt und von dieser an erblickt man tief
ins Land hinein nur eine gebirgige Oberfläche. Aber die ein
zelnen Berge und Hügel laffen in der Mehrzahl eine Cultur
biszu ihren Gipfelnzu, und die dazwischen gelegenen Thälerfind
in der Regel von einer ausnehmenden natürlichen Triebkraft. Ei
gentliche Ebenen kommen wenige vor. Man kann zu diesen
nur die Pianuren von Palermo, Catania, Syracus und die
ausgedehnten Flächen beiGirgenti, Marsala und Trapani zäh
len. Diese Lage der culturfähigen Grundstücke ist daher dem
193

Getreidebau keinesweges ungünstig, dem außerdem das Klima


noch besonders zu Hülfe kömmt, da während der Zeit, daß
die Cerealien sich im Wachsthum befinden, es an Regen
nicht fehlt.
Ehe ich aber näher auf den hiesigen Betrieb der Land
wirthschaft eingehe, wird es nöthig, eine allgemeine Uebersicht
der klimatischen Zustände in den Hauptgegenden der Insel
zu geben.
Ich wähle hierzu die Orte Palermo, Mesfina, Catania
und Nicolofi, da von diesen die Temperatur- undFeuchtigkeits
verhältniffe aus dem Tableau du climat et de Ia végétation
de l'Italie von Schouw genauer bekannt sind. Die hier fol
gende tabellarische Darstellung wird beide übersichtlicher machen:

13
S
17,30
7Jahr
621/
|
31,416
8.01
4,50
8,26
9,73
9,4
6,0
4,65 Herbst
19,09
21620,0
|
21,2
7,531
20,79
0,35
8,67
,72 8|
8,2
6 ,2Frühjahr
229,25
03,7
6Sommer
t
1,205
23,58
5,92
3,42
,64
2,0 4,316
115,04
|
7,04
16,59
16,13
8,8
4,0 |
16,4
17,16
9 0,2 7,4
2129,3
11,55
313,05
7,864
.0,71
0,10
1,0
Winter
1,41
13 7|
12,76
2,64
11,78
6,0
9,8
2,966
12,63
December
13,60 115,37
514,65
15,23
5,0
2,457
.,83
5,75
,2
1,01,96
November
3. 618,30
|21,09
19,45
20,40
8,6
2,924
,9 2,93
8,7
October
2 1 August
6,1
25,92
23,08
22,58
6,3
150
2,
23,89
4,6
September. .
031,25
327,85
|
1,28
20,323
4,49
,3
1,0|
0,7
4,64 .
Juli
,6|
030,30
127,13
01,7
20,188
4,29
,03
3,98
,7
1. 026,09
322,68
41,3
0,694
21,75
Juni.
21,73
,33
,0
,6|
(!) ,8|
018,23
320,59
,45
,6
2Mai
10,912
|
0,7
22,04
9,22
.
1.
2April
515,25
.
14,7
16,10
44,66
1,180
,36
5,66
,4
2,0| 4März,2|
913,89
7,23
2,721
112,22
11,0
13,32
3,49
,8
6 1Februar
410,06
9,32
2,127
10,74
12,38
2,75
,6
,4|
3,0
4 62,771
910,22
.
1Januar
15,3
,14
1,0
,0
9,60
12,77
0,79
-

“9
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ºCent.
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NMPalermo
| ET
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Catania

Tfer
| :

:
ageoorwaf-|
Tage
-
rwas-Regen
Regen-

Mette-
|
-ette
195

Das in der vorstehenden Nachweisung angewendete Ther


mometer ist ein hunderttheiliges, und die Mengen des Meteor
waffers find in Pariser Zollen angegeben.
In Palermo sinkt der Wärmemeffer nie unter den Ge
frierpunkt, in zwanzig Jahren kommt es wohl einmal vor, daß
er um den Sonnenaufgang im Februar bei Nord- oder Nord
ostwind auf 0 herabfällt. Die Tage, an welchen wohl Schnee
zu fallen pflegt, kann man jährlich im Durchschnitt zu 24 an
nehmen, und find diese vom December bis in den April, am
öfterten aber im Februar zu erwarten.
Von den herrschenden Winden ist es der Nordost, welcher
vor allen andern im Frühjahr und im Sommer wehet, der
Nordwestwind dagegen im Winter und auch im Sommer, der
Abendwind aber so wie der Westsüdwestwind und der Südwest
wind im Herbst und Winter. Die meisten Regen bringen der
Ost, Westsüdwest, der West, der Nordwest, der Südwest, der
Westnordwest und der Nordost.
Der Südwind, Scirocco, wenn er weht, wird, außerdem
daß er für den Menschen eine große Unbehaglichkeit mit sich
führt, dem Pflanzenleben verderblich. Durch seinen Hauch ver
trocknen die Blätter, die Blüthen fallen ab, und die Bäume
- werden so ausgedörrt, daß ihr Fruchtertrag auf Nichts herun
tergebracht wird. Dieser verheerende Wind erhebt sich jedoch
in der Regel häufiger im Frühjahr und im Herbst als im
Sommer, auch ist eine Dauer sehr ungleich, zuweilen nur von
wenigen Stunden, öfters aber vom Morgen bis zum Abend,
höchst selten jedoch erreicht sie einen Zeitraum von dreien
Tagen. -

Zu Mesfina kann man in 6 Jahren auf 12 Tage rech


nen, an welchen Schnee fällt, und von diesen treffen 2 im
Januar, 7 im Februar, 1 im November und 2 im December.
In Nicolosifällt der Wärmemeffer zuweilen auf 0° herab,
im Februar 1813 sogar auf– 22°. Schnee fällt aber nur
höchst selten.
Der ansehnlichen Erhebung dieses Orts über die Meeres
13 *
196

fläche ungeachtet, ist derselbe doch einer unverhältnißmäßig ho


hen Temperatur unterworfen, da er auf einer großen, ziemlich
ebenen, mit schwarzer vulkanischer Asche bedeckten Fläche
liegt. -

Die milde Temperatur Siciliens verbreitet sich sogar nach


dem Gipfel des coloffalen Aetna hinauf. Nach den von Don
Mario Gemellaro im Jahre 1811 angestellten 67tägigen Be
obachtungen, als er den Bau der 9200“ hoch über dem Meere
belegenen Casa inglese leitete, hat sich im Juli die mittlere
Temperatur des Morgens –- 337° Reaum, des Mittags
-- 7, des Abends –- 336°, im August des Morgens –-
27, des Mittags –- 82%, des Abends -- 31° gefunden.
Die größte Wärme betrug + 12, die größte Kälte -- 099.
Zu derselben Zeit hat er auch täglich 3 Beobachtungen auf
dem Gipfel des Aetna gemacht, und darnach die mittlere Tem
peratur für den Juli auf 066° R., und für den August auf
044° R. berechnet. - -

Der Unterschied, der sich in der mittlern Temperatur


zwischen Palermo und Catania ergiebt, und der zu Gunsten
des letztern Orts beinahe 2 º beträgt, darf weniger der um
1° geringern Breite zugeschrieben werden, als vielmehr dem
Umstande, daß Catania am südöstlichen Abhange des Aetna
liegt, Palermo hingegen dem Nordwinde ausgesetzt ist, und im
Süden von Bergen umgeben wird.
Die trockenste Zeit zu Catania ist, wie auch oben aus
der Nachweisung hervorgeht, vom Mai bis in den September,
in welchen Monaten es zum öftern gar nicht regnet. Von
den Winden ist der Nordwest der vorherrschendste, der trockenste
der Westwind, wogegen der Ostwind immer feucht ist und im
Winter stets Regen bringt.
Wenn man zwar in Sicilien, sowie überhaupt in Unter
italien, der Annehmlichkeit unserer langen Tage im Sommer
entbehrt, und namentlich der im Norden von Europa so lieb
lichen Dämmerung größtentheils verlustig geht, indem diese im
Süden nur von sehr kurzer Dauer ist und sehr bald einer
197

dunklen Nacht Platz macht, so genießt man als einen Ersatz


dafür eine größere Tageslänge in den Wintermonaten. Diese
beträgt zu Palermo am kürzesten Tage 9 Stunden 27 Mi
nuten, wogegen der längste Sommertag nur bis zu 14 Stun
den 46 Minuten hinansteigt.
Die Wirkungen aber, welche die im Winter milde und im
Sommer heiße Temperatur auf die Vegetation hervorbringt,
find außerordentlich, wobei jedoch in den wärmsten und kühlsten
Jahren vorkommende Extreme so wenig von einander abwei
chen, daß dadurch die Erndte der Getreidearten und der Baum
früchte nur um etwa 8 bis 10Tage entweder beschleunigt oder
verzögert wird.
Um Palermo treibt die Gerste im April in die Aehren,
reift zu Ende des Mai und wird zu Anfange des Juni ge
erndtet, der Waizen bringt seine Aehren zu Anfange des Mai,
blüht gegen das Ende dieses Monats und wird um die Mitte
des Juni eingeerndtet.
Der Mandelbaum, welcher in günstigen Lagen und Jah
ren bereits im December schon Blüthen zeigt, pflegt diese in
der Regel jedoch erst im Februar hervorzutreiben und reift seine
Früchte im Juni und Juli. -

Der Feigenbaum bringt zweimal im Jahre reife Früchte,


und zwar die ersten im Juni, die letzten im August.
Im Januar, ja schon selbst im December find die Erd
beeren, namentlich Fragaria chilensis, mit Blüthen bedeckt. Un
sere gewöhnliche Walderdbeere, Fragaria vesca, findet sich nur
den höhern Regionen des Aetna, sonst nirgends in Si
Cill N.

Der Granatenbaum blüht im April und Mai, und seine


Früchte zeitigen im September und October.
Schon im Februar läuft der Weinstock, zu Ende des
Märzes treibt er die Blätter hervor, blüht im Mai und erhält
im Juni die Ranken, färbt sich im Juli und August und
bringt die reifen Trauben im September und Oktober.
Die Orangenbäume beginnen im December zu blühen,
198

und bedecken sich im Herbst neben den reifen Früchten schon


wieder mit neuen Blüthen.
Die Küchengärten liefern im December Blumenkohl und
grüne Erbsen. Reichhaltig ist die Zahl der blühenden Ge
wächse, welche die Felder und Gärten im Anfange des Decem
bers bis zum März bedecken. Ich will davon nur einige der
vorzüglicheren mit Angabe ihrer Blüthenzeit anführen, als:
Adonis autumnalis, Adonis miniata im Januar und Februar;
Ajuga pyramidalis, A. reptans im December; Alissum ma
ritimum im November, December und Januar; Amaranthus
blitum im December; Amaranthus blitum viridis, Angelica sil
vestris, Anemone coronaria im December und Januar; Ant
virhinum reflexum, Apium graveolens im December, Januar
und Februar; Asclepias fruticosa im December; Asphodelus
ramosus, Bellis annua, B. perennis, Brassica campestris, Ca
lendula arvensis, C. officinalis vom December bis in den März;
Cassia sennoides im December; Cheiranthus cheiri im Januar
und Februar; Corylus avellana im December; Cynara scoly
mus im December und Januar; Datura arborea im Decem
ber; Draba verna im Januar und Februar; Erodium cicuta
rium im December und Januar; Euphorbia peplus, E. he
lioscopia, E. characias, E. esula im December; Jasminum of
ficinale im December und Januar; Josticia adathoda im
December; Lantana aculeata im Januar; Matricaria ca
momilla, Medicago sativa im December und Januar; Mi
mosa farnesiana, Narcissus tazetta, Phaseolus vulgaris im
December; Physalis edulis, Polygonum aviculare, Potentilla
reptans im December und Januar; Ricinus communis, Ru
bus fruticosus, Schinus molle im December; Solanum lyco
persicum, S. nigrum im December und Januar; Thlapsi
bursa pastoris vom November bis in den Januar; Tropaeo
lum majus im December und Januar; Verbena officinalis
im December; Viburnum Cantana, Viola odorata, V. trico
lor im December und Januar. -

Im März und April überziehen die schön rohen Blüthen


199

der Silene decumbens die am Meere belegenen Wiesen, na


mentlich die, welche am Wege nach der Bagaria gelegen find.
In den Feldern zeigen sich die Blüthen des Lotus ornitho
podioides.
Mehrere Bäume, Sträucher und Gewächse gedeihen in
dem Klima von Palermo, die unter dem Himmel von Neapel
nicht fortkommen. Hierher gehören der Korallenbaum, Ery
thrina Corallodendron, Messerschmidia fruticosa, Annona
tripetala, die baumartige Baumwolle, Gossipium arboreum,
das Zuckerrohr, Saccharum officinarum, Solanum betaceum
u. f. w.
Man thut aber zuviel, wenn man das Klima von Pa
lermo mit dem der Barbarei in Parallele stellen will; in letz
term bringt der gemeine Lotusbaum (Diospyros Lotus) reife
Früchte, bei Palermo aber kömmt er nur zur Blüthe. Aber
auch diejenigen unserer gemeinten Gewächse, welche sowohl um
Palermo, als überhaupt in Sicilien dem nordischen Wanderer
freundlich entgegentreten, und deren Anzahl nicht gering ist,
verdienen hier eine besondere Erwähnung und ich will daher
von diesen mit Ausschluß der bereits hier und da schon früher
gedachten noch folgende nennen:
Hepatica trilolea, Ranunculus sceleratus, R. acris, Cal
tha palustris, Berberis vulgaris, Nymphaea alba, Papaver ar
gemone, P. Rhoeas, Chelidonium majus, Fumaria officinalis,
Thlaspi arvense, Sisymbrium officinale, S. Sophia, Capsella
bursa pastoris, Sinapis arvensis, Viola odorata, Spergula
arvensis, Hypericum perforatum, Acer campestre, Erodium
cicutarium, Ononis spinosa, Trifolium arvense, T. repens,
Potentilla anserina, Sedum Telephium, Erynepummaritimum,
Scabiosa columbaria, Euputorium canabinum, Senecio vul
garis, Chrysanthemum segetum, Centauria centaurium, Arc
tium Bardana, Convolvulus arvensis, Hyoscyamus niger, Da
tura Stramonium, Veronica arvensis, Mentha aquatica, Bal
lota nigra, Alisma plantago, Orchis maculata, Holeus lana
tus, Anthoxanthum odoratum, Festuca ovina, Poa aquatica,
P. annua, P. trivialis, Lolium perenne, Equietum arvense,
200

Achillaea millefolium, Agrostemma Gythago, Artemisia vul


garis, Hieracium pilosella, Lychnis dioica, Lythrum salica
ria, Sedum acre, Tanacetum vulgare, Tussilago farfara, T.
petasites, Vaccinium Myrtyllus.
Wendet man sich nun zu dem Betriebe der Landwirth
schaft, so ist es zunächst die Ebene oder die Pianure von Pa
lermo, welche die Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt.
Diese erstreckt sich hinter der Stadt unterhalb des Pelle
grino nach Monreale, und auf der andern Seite über den
Oreto hinaus dem Meere entlang nach der Bagaria zu. Der
Boden in derselben ist theils ein braunrother, theils gelblicher,
theils grauer sandiger Lehm. Von ähnlicher, jedoch im Gan
zen mehr sandiger Beschaffenheit ist die Ackerkrume auf den
Berghöhen, auf diesen jedoch nicht so tief als in der Ebene,
in welcher letztern sie hier und da von 7 bis zu 8 Fuß ange
troffen werden soll. Den tiefsten und fruchtbarsten Boden ent
halten die Gärten zu Monreale, indemin diesen die abschwemm
baren Theile beinahe 12 Procent betragen. Wenn man die
Aue von Malpoffo bis nach Ciacucci durchstreift, trifft man
auf Bodenarten, welche zwar oft tief, aber selten fruchtbar
find, da darin Sand- und Steinstückchen vorwalten. Dagegen
gehören zu den fruchtbarsten Strecken die von Grazia, am we
nigsten aber die von Malpoffo. Die letztern enthalten nur 1,
die von Ciacucci +“, und die von Grazia + abschwemmbare
Materie. In den Bodenarten unter der Orecchiata dominiert
die kohlensaure Bittererde, sowie in allen andern die Kiesel
erde. Durch die Bewässerung erlangen alle diese Bodenarten
eine hohe Fruchtbarkeit.
Um die Natur der Felder zu beurtheilen, welche von dem
Dorfe Abbate nach der Bagaria zu belegen sind, so reicht es
hin zu wissen, daß solche durch den Regen nur sehr schwer
erweicht werden. Der Boden dieser Aecker enthält eine große
Menge Quarzsand und Kieselerde mit darunter befindlichen
Achaten. Nur die darin vorhandene gelbe Erde trägt zur
Fruchtbarkeit des Bodens bei, sowie der aus Thon bestehende
201

Untergrund. Die erstere besteht in der Bagaria zum Theil aus


feinem Kalksande und aus kohlensaurem Kalke.
In Scina Topografia di Palermo find mehrere genaue
Analysen der Bodenarten in der Umgegend von Palermo an
gegeben, welche hier in der folgenden Nachweisung zusam
mengestellt sind.
202

N a ch
der in 800 Theilen mehrerer Ackerenden in der
IT-ETTETTETTETT
= Es = S
-
-
---
-
- = -- -

=S. -- S,- SS
-- -
S | 3,
E SE S |S
| E S.E 11 Z- -
-
- 3: - | „S : -
- ES | O = | E S, | 3 -
: |- SE
- -
/ -- 5-
5 * . | …- 3. --- -3 3 - - - - - -

- - - - - - - - - -- - - - - - -
- e- -- - - -

- - - - E = | 9 | SE | + E | F5
2 3 - - -- = - E | SE | * *
Bestandtheile g? | = 3:
- - -
5
-
5
-
S
-

Gebundenes Waffer . . . 5321 330 505 53,7 91,0 68,11 58,3


Kalksteinchen
ch . . . . . . . – |143,2 – |126,61201,6
r- – - 256,3

Kieselsteinchen . . . . . . – | – | – | – | – |196,4
Grober Quarzsand . . . – | – | – | – |354,71 – | –
Feiner Quarzsand . . . .| 132,1351,0585,9435,9 – 234,6302,9
Kalksand . . . . . . . . . 596,3203,2130,3153,7|123,3240,3 139,6

Kohlensaure Kalkerde . . – | – | 15,7 4,9 0,9 1,9 1,1


Kohlensaure Bittererde . – | – 0,6 0,4 2,5 – 1,0
Alaunerde . . . . . . . . 1,5 2,1| 1,9 1,2 3,8 2,6
Kieselerde . . . . . . . . 3,3 6,0 12,2| 13,3 9,0| 17,6| 13,9

Eisenoxyd . . . . . . . . - - - 1,0 0,8 0,4 2,9 1,5

Auflösliche Salzsubstanz - 2,3 2,2 - - - - -

-- - - - --- 5,4 3,2


Auflösliche thierischeSub
stanz . . .. . . . . . 1,2 – 0,9| 7,0| 1,4
Vegetabilische durch das
Feuer zerstörte Ueber
reste . . - - - - - - - - - 1,2| – - 2,0 3,7| 3,5
Animalische, durch das
Feuer zerstörte ueber
reste . . . . . . . . . .- - - 2,5| 2,9| – | – | –
- 203

w e if u n g --

Umgegend von Palermo enthaltenen Bestandtheile als der.


ETTETTUT-TIT-T2-T-13-T-TIT-TFT-TE
-
--- - -
- -
E - -- - - -- - - -- - - -- - --
Z | E
E - | Sº
- - ES
- - |- 3- - - - - - - - S.- 48- - E- -E
. | “ E | = 5:
-
-- -
---
ES ---
A 5
"T-
* - - - -
- - E
---
---
-
5
PS | E - |* "E
+E | --------
- S.
- - | |E E. 1 -
E33 | -:
- 35 | -- SR
- - -- --- |
- -| -E
S. E 3,9 | S ES | S : - - 5: - -

| #*
- |- +- + E+ || *###
-- ---
=“ SF
-- - - =- =-
- - |- 35 - - Q- - - -S
3-R -

- - -
- -
-- - -- -
- -- ---
55 | 5 Sº
SS - -
-
-

50,5 64,4 500 26,1 620 463 437 63,3| 37,9


zog,o 20'91310 g - - - – | 254,6| 350,2
– 320,1 185,6 65,1| 135,4 größtentheils

- – | 299,3| 310,5| 310,5 465,7| 352,8 – -

äuß, f.
3609 431,1| 32,4| 59,1| 143,4 152,7| 167,3 362,7 | 319,0 ,
grober äußerst feiner | grober
2,6 2,5 4,0 2,5 3,0 1,4| 1,6| 11,1 | 39,6

5,2 5,1 – 1,0 1,2 0,9 0,4 1,2 7,3

4,2 2,3 1,2 5,6 4,2 4,9| 5,2 5,1 4,4

37,6 41,0 12,7 38,5 56,0 33,0| 38,2| 51,0| 3,9


1,9 1,9--
1,1 3,6 1,4 33 3,5 2,3| 1,6
3,1| 2,6| – 1,4| 5,2| –
2,5 : 1,3 2,9

- - - 3,2 - - - 2,1

5,5 3,6 2,9| 5,4| 5,0 7,8| 12,3 – -


204

Der Getreidebau, der jedoch mehrentheils nur aufAeckern


mit leichter Krume getrieben wird, unterliegt der in der gan
zen Insel seit undenklicher Zeit bestehenden Felderwirthschaft
mit reiner Braache. Die letztere besteht in einer Dauer von
fünfzehn Monaten, nämlich vom Anfange des Juli bis zu
Ende des Septembers des nächsten Jahres. Zu Anfange des
Octobers werden dann die Felder aufgebrochen, später gewen
det, und im November oder December die Saat untergepflügt.
Ist dieses geschehen, dann werden mit Spitzhauen die Klöße
zerkleinert und das Land geebnet. Späterhin wird die Saat
behackt und vom Unkraute gereinigt. Die Getreidearten, welche
in diesen Feldern erbaut werden, beschränken sich lediglich nur
auf den Waizen und die Gerste. Nach der Aberndtung des
Getreides tritt wieder die oben gedachte Braache ein. Es hat
mit dem Getreidebau in der Umgegend von Palermo über
haupt nicht viel auf sich, da der Ackerboden, namentlich der in
der eigentlichen Pianure, den einträglicheren Culturen unter
worfen wird. -

In einer so volkreichen Stadt, worin so viele Pferde


und Ochsen gehalten werden, ist der Anbau von Futterkräutern
ein sehr einträglicher landwirthschaftlicher Betriebszweig. Zu
diesem Zwecke säet man Gerste, welche den Pferden unter der
Benennung Furraina grün gegeben wird, bevor sie anderes
Grünfutter erhalten. Dieses letztere besteht in der Ina (Avena
sterilis), in der Affucaserpi (Avena fatua Taubhafer), in der
Giuggiulina (Lolium arvense), der Giogghia (Lolium temu
lentum und Lolium perenne), der Sudda (Hedysarum evio
narium, Sülla), der Lattuchedda (Scospiurus subvillosa),
welches ein vorzügliches Futterkraut ist, und dem rohen Klee,
der gewöhnlich mit Taubhafer vermengt ist. Alle diese Fut
terpflanzen gedeihen ohne besondere Cultur in den vorhandenen
Wiesen und auf den Braachäckern. Künstliche Futterfelder find
in den Fluren von Palermo nur sehr sparsam vorhanden.
Versuche der gleichen mit der Luzerne anzulegen, find, obgleich
diese 10 bis 12 mal im Jahre gemähet werden kann, frucht
los abgelaufen, da sie keinen Absatz gefunden hat, indem man
205

besorgt, daß die Ochsen und die Pferde nach ihrem Genuffe
erkranken.
Man unterläßt daher die Anlage künstlicher Wiesen;
dieses aber auch mit darum, weil man glaubt, daß dergleichen
ohne Bewäfferung nicht bestehen können. Der Augenschein
lehrt jedoch, daß Ackerland, welches bewäffert werden kann,
hier durch Bepflanzung mit Erdbeeren und mit Fruchtbäumen
viel höher genutzt werden mag, und daß hier auch, sowohl an
den Abhängen der Berge als in der Nähe der Seeküste,
sehr vorzügliche natürliche Wiesen ohne Waffer bestehen. Auf
den trockenen Wiesen und an den Bergabhängen proßen
Bromus stipoides, B. squarrosus, Festuca elatior, Avena
fragilis, A. pratensis. Auf naffen Wiesen findet sich Poa
aquatica, P. fluctuans, Phleum bulbosum, P. nodosum.
Auch fehlt es auf sumpfigen Wiesen nicht an Seggearten, als
Carexvulpina, welche jedoch nicht so gerne von dem Vieh ge
freffen werden, als die auf trockenen Angern vorkommenden
Seggearten.
Aber auch außer den Gräsern bringt die Natur hier eine
Menge anderer vorzüglicher Futterpflanzen hervor, so daß es
wohl keiner besondern Schwierigkeit unterliegen dürfte, die vor
züglichlichern davon auf den Feldern besonders anzubauen.
Man findet davon das Trifolium incarnatum, T. rubens,
T. vesiculosum und T. cherleri, die erstern aufBergabhängen
und das letzte auf dem Monte Cuccio und im dürren Sande
am Strande. In der Umgegend von Mondello und in der
Bagaria ist der Lotus cytisoides sehr häufig, sowie um Pa
lermo herum und auf den Bergwiesen der Lotus Petragono
lobus, so wie auch der Lotus ornithopodioides bedeutende ebene
Flächen überzieht.
Der Melilotus messanensis, der M. mauritanicus, M.
parviflorus und M. officinalis gewähren hier für die Schafe
das vorzüglichste Futter. Am Meeresufer findet man die
Medicago arborea, den Cytisus der Alten, sowie mehrere an
dere Arten dieser Gattung. Auf den dürrsten Bergen aber
wachsen. Hedysarum pallidum und H. caput galli.
206

Von andern Futtergewächsen kommen in der Umgegend


von Palermo noch vor mehrere Arten von Platterbsen, Wicken,
Coronilla, Galega, Kohlgewächsen, Möhren und Kartoffeln.
Unter den Culturgewächsen in den Feldern von Palermo
nimmt aber der Sommacco (Sumach, Rhus coriarial) die erste
Stelle ein.
Dieser für die Gerbereien wichtige Strauch wird in aus
gedehnten Feldern angebaut. Er liebt einen leichten sandigen
Boden uud zieht die Anhöhe der Ebene vor. Man pflanzt
ihn in dem wohlzubereiteten Erdreiche in zwei Fuß von ein
ander entfernten Reihen und in diesen 1“ von einander. Wenn
die Pflanzen angewachsen sind, werden sie vom Unkraute rein
gehalten, jährlich zweimal auch wohl dreimal behackt. Das
erste Mal geschieht es, wenn die herbstlichen Regen aufgehört
haben, das zweite Mal im December oder Januar, und das
dritte Mal im März, zu welcher Zeit die Knospen zu schwellen
anfangen. Die sich zeigenden Wurzeltriebe werden abgeschnitten.
Nach achtzehn Monaten, wenn die Blätter eine dunkelgrüne
Farbe annehmen, welches gegen das Ende des Juli eintritt,
ist die Pflanze zur Erndte reif. Die getriebenen Zweige wer
den dann bei trockenem Wetter abgeschnitten und in kleinen
Gelegen, so viel man nämlich mit der Hand zusammen faffen
kann, auf der Erde in der Sonne getrocknet, hiernächst in
Bündel gebunden, und dann auf einer reinen Tenne mit lan
gen Stangen geschlagen oder vielmehr gedroschen, bis die
Blätter fich sämmtlich abgelöst haben. Diese werden dann
auf einer Mühle gemahlen und die erhaltene Maffe durchge
fiebt, um sie von den gröbern Theilen zu reinigen. Die ab
geschlagenen Zweige werden zur Feuerung verbraucht. Durch
die zuvor beschriebene Eultur wird der Sumach gezwungen,
nur in einer mäßigen Höhe empor zu wachsen. Ein an die
Wurzel sich ansetzender Pilz vernichtet zuweilen die Pflanzen
dieses Strauches. In den ebenen Feldern sowie auf den
Hügeln pflanzt man wohl zwischen zwei Reihen des Sumachs
eine Reihe indianischer Feigen, was jedoch nicht von allen
Landbauern gebilligt wird. Dieses Gewächs, womit am Pelle
207

grino und auf der Pianure nach Monreale heraufsteigend,


bedeutende Flächen bedeckt sind, bedarf einer geringen Pflege.
Es kömmt im Sandboden und in allen Feldritzen fort, und
deffen Früchte find desto süßer, je sandiger und steiniger der
Boden ist, in dem es erwuchert.
Diese Früchte, welche noch die meiste Aehnlichkeit mit
einer Stachelbeere haben, find sehr beliebt und werden besonders
von ärmeren Leuten wegen ihrer erfrischenden Eigenschaft ge
schätzt, dem Fremden munden sie im Anfang selten, beim län
geren Aufenthalt und in der Hitze lernt er sie sehr gern effen.
Es giebt eine Menge Varietäten, hellrothe, dunkelrothe, grüne,
welche letztere Moscarilli heißen und wegen ihres feinen Ge
schmacks besonders geschätzt werden, mehr noch die seltene kernlose
Varietät. – Drei Arten Opuntien werden in Sicilien gebaut,
Cactus Tuna, die jedoch nur am Cap Faro vorkömmt, Cactus
opuntia, welcher die eßbaren Früchte liefert, und Cactus ma
ximusGussone, C. amyclaeus, Ten, Syllog fl. neap. Dieser
dient nur zu undurchdringlichen Hecken, indem er über und
über mit zolangen Stacheln bedeckt ist. Die Früchte der
Opuntia, welche auch zur Rumfabrikation benutzt werden, laffen
sich frisch den ganzen Herbst durch aufbewahren, wenn sie aber
mit einer sogenannten Blatte abgebrochen werden, so erhalten
sie sich vom Juli bis in den März hinein.
Der Weinstock, von dem Presl in der Flora Sicula 44
Abarten mit ihren landüblichen Benennungen beschreibt, wird an
dem Fuße der Berge und auf den Hügeln an den Rändern
der Sumach- und indianischen Feigenfelder laubenartig hochge
zogen, in eigentlichen Weingärten aber beständig nur niedrig,
da man überzeugt ist, daß er nur auf diese Weise einen guten
Wein hervorbringt. Der Wein, der in der Bagaria und in
dem Dorfe Abbate gewonnen wird, ist der beste. Er ist stark,
könnte aber viel besser sein, wenn die Bereitung mit mehr
Sorgfalt geschähe. Aber die Trauben werden ohne Auswahl
und ohne besondere Rücksicht auf ihre völlige Reife gelesen
und aufdie Kelter gebracht und eben so sorglos wird bei dem
Gährungsprozeß des Mostes verfahren.
208

Der Olivenbaum, von dem nach Presl zwölf Va


rietäten vorkommen, ist zwar überall in der Pianure zu
finden, wird jedoch nur in wenigen und in kleinen Oli
vengärten angetroffen. Man bemüht sich aber durch eine
aufmerksamere Behandlung der Früchte ein besseres Oel zu
gewinnen als früher, und läßt daher die Oliven nicht mehr
sich in Haufen erhitzen, bevor sie auf die Presse gebracht
werden. Auch diese find jetzt von verbesserter Construction
vorhanden, und bei der Arbeit selbst wird auf eine größere
Reinlichkeit als bisher gehalten. Schon schickt man feines
Oel in Flaschen ins Ausland. Noch mehr würde auf diese
Weise verschickt werden können, wenn alle Landwirthe mit
gleicher Sorgfalt bei der Oelbereitung verführen, oder wenn
es wenigstens allgemein bekannt wäre, wie man mit einigen
Tropfen Schwefelsäure auch dem unreinten Oele eine weiße,
dem Waffer ähnliche Farbe beibringen und jeden unangenehmen
Geruch daraus entfernen könne.
Am ausgebreitetsten aber ist in den Feldern von Palermo
die Zucht der Agrumen, welche indem fruchtbaren Boden der
Pianure so fortkommen, daß sie nicht für eingebürgerte Fremd
linge, sondern für eingeborne Bäume zu halten find. Man
findet in den Gärten namentlich auf dem Wege nach Mon
reale alle Gattungen davon, und wenngleich sehr dicht ge
pflanzt, so gedeihen in ihrem Schatten demohnerachtet alle
Gartenfrüchte.
An andern Obstbäumen, als Feigen, Kirschen, Pfirsichen,
Aprikosen und Pflaumen, sowie Birnen, ist hier auch kein
Mangel.
Aber auch der Pistazienbaum kömmt in den hiesigen
Gärten vor. Man oculirt ihn auf den Terpentinbaum, Pis
tacia terebinthus. Sonst findet er sich auch wild auf dem
Berge Caputo und dem von Buonripofi.– Die starke Bevöl
kerung von Palermo fichert den vielen in dessen Umgebung
vorhandenen Gemüsegärten einen reichlichen Absatz. In
diesen kommen zunächst die Kohlarten in Betracht, von welchen
209

3 Hauptarten mit ihren Abarten gebaut werden. Es sind


diese:
a. der Kohlrabi
b. der Blumenkohl, Broccoli
c. der weiße Kohl.
Den Würfing- und Grünkohl kennt man eben so wenig,
als die Kohlrübe. Die Weißkohlarten, von denen man den
mit den großen Köpfen und den mit spitzen Köpfen anzieht,
werden im September und October und bis in den Februar
hineingesäet. Nach40 Tagen sind die jungen Pflanzen soweit,
daß sie verpflanzt werden können, welches in 1 Fuß weiten
Entfernungen an den Rändern der Bewässerungsgräben ge
schieht. Nach 20 Tagen wird die Erde um die Pflanzen auf
gelockert und nach abermaligen 20 Tagen werden die Pflanzen
gedüngt und dann die Erde umgehackt. Zum Saamentragen
werden die stärksten, im April sich zeigenden Köpfe ausgewählt,
welche den Saamen im Juni zur Reife bringen.
Die Broccoli werden auf ähnliche Weise behandelt, man
säet sie jedoch in den ersten Tagen des Juli und verpflanzt
fie zu Ende des Augusts oder in den ersten Tagen des Sep
tembers. Die Pflanzen werden während ihres Wachsthums
das erste Mal im December, das zweite Mal im Januar
und später noch ein drittes Mal behackt.
Denfür den Sommer bestimmten Blumenkohl,von welchem
auch der mit dem schwärzlich violetten Blumenboden, der soge
nannte schwarze Blumenkohl gebaut wird, säet man im Februar
und hat ihn dann im Mai, Juni und Juli zum Gebrauch.
Für die Benutzung im Winter über säet man Blumenkohl in
allen Monaten des Jahres, mit Ausnahme der Monate Sep
tember bis einschließlich des Februars.
Den Broccoli, der im Sommer gesäet wird, verpflanzt
man nach 2 Monaten in Reihen zwei Fuß von einander und
behackt ihn nach Verlauf eines Monats, was nach 6 Wochen
wiederholt wird, worauf die Pflanzen Dünger bekommen und
dann behäuft werden.
Mit dem Blumenkohl zeitigen im Frühjahr zugleich die
14
21(!)

Weißkohlarten und der Salat und mit dem Winterblumenkohl


im November und December die Radischen.
Erdbeeren werden viel gezogen. Noch muß es hier er
wähnt werden, wie in frühern Zeiten der Theil der palermita
mischen Pianure zwischen den Dörfern Abbate und Catalfano
mit dem lieblichen Grün des Zuckerrohrs bedeckt war. Damals
nämlich im Jahre 1498, als Pietro Speciale Regierungs
Präsident war, ließ derselbe die ganze Feldmark von Ficarazzi
und Ficarazzelli mit Zuckerrohr bepflanzen, und erbaute daselbst
eine Zuckersiederei. Dieses hatte zur Folge, daß die Aecker,
welche sich von dem Dorfe Abbate nach Ficarazzi ausdehnen,
ebenfalls mit Zuckerrohr bepflanzt wurden und eine zweite
Zuckerfabrik am Bache Corsali angelegt wurde, welche einige
hundert Jahre bestanden hat.
Wenn aber der Herr Dr. Hager in seinem zu Berlin im
Jahre 1799 herausgekommenen Gemälde von Palermo er
wähnt, am 9. Januar 1796 in dem nach Monreale gelegenen
Garten des Fürsten von Trabia eine reife Ananas in freier
Luft erwachsen gefunden zu haben, so will diese Thatsache mir
sehr zweifelhaft erscheinen, da ich bei meiner Anwesenheit in
Sieilien von einer Ananas Cultur im freien Lande eben so
wenig etwas gesehen als gehört habe, auch in den Schriften
von Hoffmann und Philippi nichts davon finde, wenngleich von
dem erstern angeführt wird, daß er zu Palermo die Indigo
pflanze im Freien blühend gesehen habe und daß auch der
Cacao dort gedeihe, der Kaffeebaum aber in kalten Wintern
zuweilen leide. Demohnerachtet trage ich aber Bedenken die
Behauptung Hagers ganz ableugnen zu wollen, da, wenn auf
die Cultur dieses Gewächses diejenige Sorgfalt gewendet
würde, deren sich jetzt die Anzucht der Bataten im südlichen
Frankreich zu erfreuen hat, und damit in Vergleichung gestellt
wird, daß auch bei uns in einem Orangerie-Hause, zum
Beispiel,zu Frankena bei Luckau noch fast schönere Ananas
früchte und keinesweges in längerer Zeit erzogen werden, als
in den gewöhnlichen heißen Ananashäusern, man wohl der
Vermuthung Raum geben darf, daß eine Ananaszucht in Pa
211

lermo im freien Lande nicht den absoluten Unmöglichkeiten


zuzurechnen sein möchte. Leider ist aber das Vorhandensein
des Cacao- und Kaffeebaums sowie der Indigopflanze im
freien Lande während meines kürzern Aufenthalts zu Palermo
nicht zu meiner Kenntniß gelangt. –
Ein zweiter bedeutender Landstrich, der die besondere Auf
merksamkeit des landwirthschaftlichen Beobachters erregt, ist die
Ebene von Catania. Diese steigert das Interesse um so höher,
als fiel am Fuße des mächtigen Aetna gelegen und man diesen
hinan den Vegetations-Verhältniffen der ganzen Umgegend in
ihren abnehmenden Abstufungen, durch vier deutlich von einander
geschiedene Regionen bis zum Aufhören alles Pflanzenwachs
thums nachgehen kann.*) Verfolgt man diese nun vom
Meeresstrande, und tritt mit diesem zunächst
I. in die Region der Strandpflanzen
ein, so find diese am Fuße des Aetna fast gar nicht entwickelt,
indem dieser Berg mit rauhen Lavafelsen an das Meer stößt,
welche zur Hervorbringung von Strandgewächsen, namentlich
der Sodapflanzen wenig geeignet sind. Sie werden erst ein
Eigenthum der südlich von Catania sich erstreckenden sandigen
Ebene. Man befindet sich daher unmittelbar vom Meere an in
II. der bebauten Region,
welche von 0 bis 3300Fuß Höhe, mithin bis zum Aufhören
der Weincultur sich erstreckt. Sie ist es, die von jeher die
Bewunderung aller Reisenden durch ihre ausnehmende Frucht
barkeit und Schönheit erregt hat. Besonders an der Ost- und
Südseite des Berges liegen eine Menge freundlicher Städte
und Dörfer und zahllose zierliche Landhäuser im üppigsten
Grün zerstreut: Mascali, seines Weines und einer vorzüg
lichen Mandeln wegen berühmt, Giarre, die vielen Aci, unter
denen Aci reale fich auszeichnet, Pedara, Punta Trecastagne,
Nicolosi, Paterno und Catania, die Krone von allen, die für

*) Die nachfolgende Darstellung ist aus dem Aufsatze des Herrn


Dr. Philippi über die Vegetation am Aetna aus der Linnaea Jahr
gang 1832 fast wörtlich entlehnt.
14%
212

eine der schönsten Städte des südlichen Europas gilt. Hier


gedeihen in den Gärten eine Menge Tropengewächse, als ob
sie in ihrem Vaterlande wüchsen: der Pisang, Musa paradi
siaca, reift seine Früchte, Erythrina corallodendron, Hibiscus
mutabilis, Cossia biflora, Datura arborea, Caesalpinia Sapan.
zieren sie mit ihren großen leuchtenden Blumen. Die Dat
telpalme giebt den Ortschaften ein afrikanisches Ansehen, und
die zahlreichen, ungeheuern, oft bis 12 Fuß hohen Cactus
Opuntia und Maximus sowie die Agave americana, die bereits
im dritten oder vierten Jahre ihre kolossalen Blüthenschäfte
treibt, geben vollends der Landschaft einenfremdartigen südlichen
Charakter. In der unterm Region des Aetna wird nur sehr
wenig Gritreide gebaut, da der meist felsige Boden sich nur
an wenigen Stellen dazu eignet. Es ist besonders Gerste,
Hordeum vulgare, die in Sicilien das allgemeine Viehfutter
ist, sowohl die ausgedroschenen reifen Körner als die grünen
abgeschnittenen Halme, und die ersten sind auch das allgemeine
Pferdefutter. Der Hafer ist in Sicilien noch so gut wie un
bekannt. Außerdem baut man besonders Waizen, Triticum
sativum, Sicil. Majorca, doch nach den Beobachtungen von
Gemellaro nur bis 1600, was indessen nicht eine von der
Natur bestimmte Grenze ist. Mays, Zea Mays, wird in Sici
lien sehr wenig und fast gar nicht am Aetna gebaut.
Alle Arten von Gemüse gedeihen in dieser Region; es
find besonders verschiedene Kohlarten, Salat, Artischocken,
Kürbisse, Gurken, Erbsen, Schminkbohnen von Phaseolus
vulgaris, und Ph. Catjang, große Bohnen von Vicia faba und
Lupinen, Lupinus Thermis. Die letztern find besonders die
Nahrung des armen Volks, welches häufig die unreifen Schoten
der Vicia faba roh genießt und die reifen Bohnen ohne wei
tere Zubereitung, als daß sie etwas in der Asche geröstet
werden. Die Lupina werden erst 24Stunden im Salze oder
Seewaffer eingeweicht, damit sie ihre unangenehme Bitterkeit
verlieren, und dann ebenfalls ohne Zubereitung verspeist.
Von den Obstbäumen zieht man besonders Feigen, Man
deln, Pfirsiche, Aprikosen,Sorben,Sorbus domestica, Granaten,
213

Punica granatum, Pistacien, Pistacia vera u. j.w. Nußbäume,


Juglans regia, find äußerst selten, dagegen zieht man eine
Menge Haselnüffe, Corylus avellana und Colurna, in der Ge
gend von Lingua grossa, Castiglione und Randazzo, welche
einen ziemlichbedeutenden Ausfuhr-Artikel für Sicilien abgeben
und besonders nach England gehen. Wo es Waffer gibt,
gedeihen die Südfrüchte, Citrus medica Linnée, Citrus Limo
nium Risso, C. limetta R., C. vulgaris R. und C. aurantium
L. in der größten Schönheit und Vollkommenheit und in un
zähligen Varietäten. Sie wachsen noch sehr gut in Zaffarana
1850, doch kommen dort nicht alle Spielarten fort, in Nico
losi 2184“ erfrieren sie in strengen Wintern, und in Bronte,
Randazzo, kommen sie gar nicht mehr fort, daher man ihre
Grenze zu 1900“ annehmen kann.
Die Dattelpalme findet sich nicht höher als in Aderno
und Trecastagne 1680“ über dem Meere. Um reife Früchte
zu bringen verlangt fiel eine mittlere Temperatur von 184°
bis 17° und bringt sie daher nicht einmal am Nordabhange
des Atlas in Afrika. Es kann daher nicht befremden, daß
fie in Sicilien zwar Früchte ansetzt, diese aber nie schmackhaft
werden. In gutenJahren werden sie jedoch so weit reif, daß
ihre Saamen aufgehen. Die eine der schönen Dattelpalmen
im botanischen Garten zu Palermo ist aus einer in Sicilien
gewachsenen Dattel gezogen.
Die Feige, Ficus Carica, trägt noch sehr gute Früchte
in Nicolosi 2200“ und vielleicht noch höher hinauf. Auch
fieht man in Nicolosi noch schöne Bäume von Celtis australis
(Sicilianisch Menicoccu) und von der essbaren Pinie, Pinus
Pinea, welche letztere in Sicilien ebensowohl als im König
reich Neapel nur einzeln und cultiviert gefunden wird.
Zuckerrohr wird in den Gärten am Aetna gar nicht ge
baut, man findet es nur noch in Avola, Camio und Spacca
forno. Auch der Gerberstrauch, Rhus coriaria, den man so
häufig im übrigen Sicilien gebauet findet und dessen Anbau
mit jedem Jahre zunimmt, wird am Aetna nicht gezogen. Die
214

Baumwolle dagegen, Gossypium herbaceum, wird viel an


den Ufern des Simeto geäet, ist zum Theil von vortrefflicher
Qualität (die von Bianca villa wird wegen ihrer schneeigen
Weiße der von Louisiana gleich geschätzt) und findet sich am
Salto di pulicella wohl noch in 1000–1200“ Meereshöhe.
Das große italische Rohr, Arundo donax, dessen baum
artige Halme und breite Blätter schon an die tropischen Bam
busen erinnern, wird sehr häufig gebaut, um die Pfähle für
die Weinberge zu liefern und zu tausend andern Dingen
verbraucht zu werden. Es wächst an dem Abhange oberhalb
Zaffarana noch bis 2500. Ebenso hoch geht auch wohl
Morus nigra, der schwarze Maulbeerbaum, mit dessen Blättern
fast ausschließlich die Seidenraupen gefüttert werden, und nicht
mit dem des weit selteneren Morus alba.
Ziemlich allgemein ist am Fuße des Aetna die Cultur
des Oelbaumes (Olea europaea), welche fich aber wohl nicht
höher als Nicolosi erstreckt, 2200. Aber den größten Theil
der bebauten Region nimmt der Anbau des Weinstockes ein,
für den der Boden am meisten geeignet ist. Er wird durch
gängig, hier, wie in ganz Sicilien, an sehr kurzen Pfählen
von Arundo donax gezogen, nie hoch an Bäumen, wie in der
Lombardei, bei Neapel c. Die höchsten Punkt, wo man noch
Wein baut, sind die Portela bei Zaffarana 2973“ und die
Abhänge des Monte Zoccolaro 3300“.
Auf der rauhsten Lava, die noch mit wenig Erde bedeckt
ist, gedeihen bereits die Opuntien und indianischen Feigen und
sogar noch in der Nähe von Nicolosi 2200, wo auch schon
die Agrumen zuweilen erfrieren. Man sieht oft ganze Wälder
davon, besonders in der Gegend von Paternö, so daß oft 30
ihrer großen kühlenden Früchte für 1 ficilianischen Gran oder
2 Pfennige verkauft werden. Diese Pflanze ist ein äußerst
nützliches Geschenk des neuen Continents, sie wächst auf dem
schlechtesten Felsenboden, wo sonst nichts gedeiht, verlangt keine
Pflege, und ihre saftigen Stengelglieder werden gern vom Vieh
namentlich von den Ziegen gefreffen. Einen sehr großen
215

Nutzen leisten die Cactus am Aetna dadurch, daß sie die


Lavafelder zur Bearbeitung fähig machen, indem ihre Wurzeln
in alle Spalten des Gesteins eindringen, sie erweitern, und
mit der Zeit die Lavablöcke zerkleinen. Unter ihrem Schatten
keimen nun eine Menge Pflanzen, Lupinus Arten, Calendula,
Asphadelus, Brassica, Sinapis, Acanthus mollis etc., die ohne
ihren Schutz von den brennenden Sonnenstrahlen sehr bald
verdorren würden. Diese und die Cactus selbst liefern all
mählig so viel Erde, daß Anbau möglich wird, doch gehen
immer über 30 Jahre hin.
Von den Pflanzen, welche außer den genannten am häu
figsten auf den Lavaströmen wachsen, sind auch: Valeriana
rubra, Plumbago europaea, Capparis rupestris, Mandragora
autumnalis, Physalis somnifera, Solanum Sodomaeum, Rici
nus africanus, Euphorbia Characias und E. dendroides, die
baumartige Euphorbia zu erwähnen. Die letztere ist eine der
schönsten Sträucher Siciliens, wenn sie im Frühjahr in Blüthe
steht. Sie wird bis 6“ hoch, der Stamm hat unten wohl
2 Zoll im Durchmesser. Er theilt sich bald über der Erde
doldenförmig, so daß der Strauch eine vollkommene halbkugelige
Gestalt annimmt.
Die Alraun, Mandragora autumnalis, die im Herbst mit
ihren zahllosen Blüthen oft ganze Strecken wie mit einem
blauen Teppich bekleidet, findet sich nur noch in 2500“ auf dem
Monte Zoccolaro. Dort kommen auch einzelne Exemplare
unserer Erdbeeren, Fragaria vesca, vor, die einzigen, die Phi
lippi in Sicilien gesehen, auch ist sie in den schattigen Wäldern
des Valdemone und der Madonie häufig

III. Die Waldregion.


Diese fängt schon bestimmt mit 3300“ an, verbreitet sich
über Milo, Zaffarana und auf dem Wege von Nicolosi nach
dem Gipfel und erstreckt sich an der Süd- und Ostseite des
Berges bis 6000 oder 6209 Fuß Höhe. Die Waldregion
war früher weit ausgedehnter, ging weit tiefer herab, die
Wälder waren dichter und schöner. Wenig hat der Vulkan
216

dazu, wohl aber die Menschen beigetragen. Der ehemalige


große Wald von Mascati ist jetzt in Weinberge verwandelt,
und wo früher der Wald von Catania war, stehen jetzt die
Städte und Dörfer Nicolosi, Trecastagne, Pedara, Mascalcia,
Torre del Griso, Plache, welche noch zuweilen den Collectivna
men Villaggi del Bosco führen.
Die gesammte obere Fläche der Waldregion hat Herr
Scuderi auf 17734 Salme berechnet, wovon Lava # einnimmt
C45011), Acker und Aschenfelder und Weide - C2697),
Wald beinahe , nämlich Eichen über 4 (6477), Fichten etwa
(3318), Buchen ...“ (790). Die Kastanie scheint an den
Abhängen nicht wild, sondern durchaus cultiviert zu sein. Man
findet sie am Abhange des Mte. Zoccolaro bis 3900“. Am
Südabhange der Alpen reichen sie bis 2500“ Höhe, in den
Pyrenäen bis 2800. Berühmt ist der Aetna wegen seiner
uralten Kastanienbäume, deren Stamm oft einen coloffalen
Durchmesser erreicht. Der sogenannte Castagno di cento
cavalli hat nahe an der Wurzel 180“Umfang, der Castagno
di St. Agata 70, Der Castagno della nave 64 Fuß. Diese
Stämme erreichen jedoch keine besondere Höhe, sondern ver
zweigen sich bald über der Erde.
Die Wälder am Aetna bestehen zum größten Theil aus
Quercus pubescens. Willd, einem Baume, der auch vorzugs
weise die Wälder der Apenninen, wenigstens in Norditalien
bildet, und sich auf den ersten Blick von unsern Eichen durch
die geringere Höhe und den minder knorrigen Stamm unter
scheidet. Sie reichen von 3200 bis 5500, auf der Ostseite
im Val del Leone nur bis 5100. Ziemlich häufig ist in
diesem auch Quercus cerrisTen, steigt jedoch nicht über 4000,
Quercus Ilex versteigt sich von den niedrigen Küstenhügeln,
wo sie der herrschende Waldbaum ist, an der Rocca della
capre im Val del bue bis 3800. Die Buche findet sich
nicht unter 3000“ Meereshöhe, z.B. an der Portella bei Zaf
farana ist ihre untere Grenze bis 2952“. Als niedriger Baum
oder Strauch bekleidet sie die steilen Abstürze des Val del
217

bove, wo sie von der Serra del Salfigio bis 6000“ steigt,
und ist besonders an der Ostseite des Berges häufig.
Noch höher hinauf geht ein Baum, der besonders im
Norden Europas zu Hause ist und den man daher in Sicilien
nicht erwartet, die Birke Betula alba. Auf dem ganzen Zuge
der Apenninen im Königreich Neapel findet sie sich nicht, mit
Ausnahme des südlichsten Endes, wo sie in den feuchten Wäl
dern,des Aspromonte vorkömmt, der nach Tenores Schätzung
die Höhe von 5600“ nicht erreicht. Die untersten Bäume
finden sich im Val del bove mit 4761, im Val del leone
und am Monte Arvoltajo bilden sich kleine Wäldchen bis 6100.
Besonders am Ostabhang des Aetna im Val del leone ist
Pinus laricio sehr häufig ein sehr stattlicher Baum, wenngleich
Philippi davon keine 120 bis 130Fuß hohe Stämme gesehen,
wie sie Herr Tenore in den Sila-Wäldern Calabriens gefun
den hat. Jener bemerkte die ersten im Val del bove mit
4000“ Höhe, im Val del leone reichte der Wald von 5600
bis 5800“. Am Monte Arvoltajo steigt diese Kieferart bis
6200
Nur einzeln oder in kleinen Gruppen stehen Populus
tremula am Giannicola im Val del bove bis 5500“, Ilex
aquifolium in ansehnlichen bis 12 Fuß hohen Stämmchen
ebendaselbst und von 4760 Fuß an; beide gehen auf den
Alpen nicht leicht über 4600“ hinaus.
Eigenthümlich ist dieser Region die schöne Genista aetren
sis. Wo fiel als Baum erscheint, wie dicht bei Nicolosi, wo
fieangepflanzt ist, hat sie durchihre langen, dünnen, hängenden
und blattlosen Zweige eine auffallende Aehnlichkeit mit den
neuholländischen Casuarinen, so lange sie nicht mit ihren zahl
losen gelben Blüthen bedeckt ist; wo sie wild wächst, von 3987
bis 6000, im Val del bove bleibt sie immer strauchartig und
erhält jenes fremdartige Aussehen nicht. Unter den übrigen
Sträuchern ist hervor zu heben: Daphne laureola häufig im
Val di Calarma 2972, im Val del bove wohl bis 4000;
Erica arborea, die sehr einzeln am Aetna steht, an der Rocca
218

delle Capre noch mit 3800“Höhe, während sie auf den Cana
rischen Inseln bis 4200“ geht. -

Gegen das Ende der Waldregion zeigt sich Berberis


vulgaris.
Im Anfange der Waldregion gedeihen unsere Obstarten
am besten, für die es in größerer Tiefe schon zu warm ist, so
daß sie weniger schmackhafte Früchte bringen. Kirschen bei
der Portela 2972, Birnen und Aepfel vorzüglich in der Ge
gend, welche Par daria heißt, welche etwa 3400“ über dem
Meere liegen mag. -

Außerdem wird in der Waldregion nichts cultiviert, als


Roggen; diese Getreideart soll erst unter dem Könige Victor
Amadeus im Anfange des vorigen Jahrhunderts aus Deutsch
land eingeführt sein, gewiß ist es, daß sie außer dem Namen:
Seyala auch noch den: Grano tedesco führt. Man fäet fie
im September und erndtet im Juli. Die untersten Roggen
felder fand Philippi mit 3200“ über Zaffarana, die höchsten
am Zoccolaro 5486“
Der Boden unter den Waldbäumen ist dicht bedeckt mit
unserem gemeinen Adlerfarn, Pteris aquilina, welcher an manchen
Stellen fast alle übrigen Pflanzen verdrängt. Er findet sich
am Meeresstrande (an der Nordküste) bis zu einer Höhe von
5618“ und die Sicilianer ziehen keinen andern Nutzen daraus,
als daß sie ihn abbrennen und unterpflügen und auf diese Art
den Boden fähig machen, ohne weitern Dünger mit Roggen
bestellt zu werden.

IV. Die Alpenregion. Regione discoperta.


Diese erstreckt sich von 6200 bis 8950. Die schon in
5000“ Meereshöhe gefundene Berberis vulgaris steigt bis zu
7100“ heran. Eine ganz eigene Physiognomie erhält aber die
Vegetation dieser Region durch den Astragalus siculus, der
hier die herrschende Pflanze ist und daher gewißermaßen die
Stelle der Rhododendron-Arten auf den Alpen und des
Spartium nubigerum auf den Canarischen Inseln vertritt. Er
bildet dichte, vollkommene, halbkugelige Rasen, die 2 bis 24
219

Fuß Höhe und höchstens 4 bis 5 Fuß im Durchmesser errei


chen und ganz das Ansehen einer weichen Ruhebank haben,
aber den Reisenden jämmerlich mit den stacheligen Blattstielen
zerstechen, wenn er sich zum Niedersetzen verführen läßt. Dieser
Strauch findet sich, wie gesagt, schon mit 3200“ unterhalb der
Casa de Benazzi und am Val del bove mit 4800“ allein
vereinzelt; oberhalb der Waldregion aber wird er die herr
schende Pflanze und verliert sich mit 7500“. Ebenso hoch
geht auch Tanacetum vulgare, welches schon von 3000“ an
in der Waldregion ziemlich häufig ist. Höher hinauf ver
schwinden alle strauchartigen Gewächse.
Stellt man die Grenzen der Höhe, welche die verschiedenen
Baumarten und Culturpflanzen erreichen, untereinander, so er
giebt sich, daß
die Baumwolle . . . . . . bis zu 1200 Fuß
„, Agrumen . . . . . . . „, 1900 „
„, Olivenbäume . . . . . . „, 2200 „
„, Feigenbäume . . . . . . „, 2200 „
„, indianische Feige . . . . . „, 2200 „
das italische Rohr, Arundo donax „ 2500 „
der schwarze Maulbeerbaum . . „, 2500 „
„, Weinstock . . . . . . . „, 3300 „
die Kastanien . . . . . . . „ 3000 „*)
„ Eichen . . . . . . . . . „, 5500 „
„, Buchen . . . . . . . „ 6000 „
„, Bäume überhaupt . . . 6200 „
und daß die Schneegrenze mit 10448“ beginnt.
Ueber den nähern Betrieb der Landwirthschaft in der
Ebene von Catania und bei Syracus, sowie in der in dem
südöstlichen Theile der Insel belegenen Grafschaft Modica und
in einigen innern Gegenden des Landes, findet man ziemlich
interessante Aufschlüsse in des Abbate Paolo Balsamo Giornale
del viaggio fatto in Sicilia. Palermo 1809. Das Wesent
lichte daraus, insoweit es auch wohl noch für die gegenwär

*) Nach Hoffmann bis zu 3800 Fuß.


220

tige Zeit anpaffend sein dürfte, gebe ich im Nachfolgenden.


Getreide, Wein, Oel und Soda werden als die Hauptproducte
der Umgegend von Catania bezeichnet. Das erstere besteht
in Waizen, von dem mehrere Varietäten gebaut werden. Die
es geschieht aber in keiner für die Cerealien besonders geeig
neten Fruchtfolge, da man, sobald die Frucht eingeerndtet ist,
das Land mit Unkraut bewachsen läßt, bis in den Herbst, wo
es dann zu einer neuen Waizensaat zubereitet wird. Oder
man läßt das abgeerndtete Feld bis in den Herbst des näch
sten Jahres liegen und bearbeitet es dann zur neuen Waizen
faat. Zuweilen geht auch wohl eine Hülsenfrucht voran und
wird dann zwei Jahre hintereinander Waizen gesäet.
Die Untersuchungen, welche Paolo Balsamo über den
Ertrag des Getreides in der Pianure zu Catania angestellt
hat, haben keinesweges günstige Resultate für die ehemalige
Kornkammer Roms herbeigeführt. Es findet sich nach diesen
der Durchschnittsertrag in den 6 Jahren von 1803–1808
vom Waizen nur = 245 Körner und von der Gerste =
391 Körner.
Hierbei hat der Waizen in den Jahren 1804, 1805,
1806 weniger als die Aussaat ertragen, dagegen über diese
am wenigsten im Jahre 1803 = 236 Körner und am
meisten im Jahre 1808 = 616 Körner, woraus sich ein
mittlerer Ertrag von 4,26 Körnern ergiebt.
Von der Gerste ist im Jahr 1805 gar nichts, im Jahre
1806 eine geringe Kleinigkeit über die Aussaat gewonnen
worden. Sonst ist ihr geringster Ertrag im Jahre 1804 =
214 Körner, und ihr höchster im Jahre 1807 = 6,11
Körnergewesen, woraus sich ein Durchschnitt von 4,12 Körnern
ergiebt. Diese Erträge waren in der Rotation 1. wilde Weide,
2. Braache, 3. Getreide erwachsen. Von den Kühen, welche in
der hiesigen Gegend gehalten werden, bedürfen 500 Stück,
unter denen 130 Stück milchende anzunehmen find, ein Weide
revier von 400 Salmen Land. Eine jede dieser Kühe liefert
im Durchschnitt - Centner fetten Käse.
Olivenbäume finden sich viele sowohl auf den Hügeln
221

als in den leichtern Bodenflächen in der Ebene. Obgleich diese


gute Früchte tragen, so hat man doch erst in neuerer Zeit
angefangen, eine bessere Oelbereitung einzuführen.
Der Weinstock gedeiht hier ganz vorzüglich und bringt
den besten Wein im kalkhaltigen Thon-Boden und in verwit
terter Lava hervor. Man pflanzt die Stöcke sehr dicht, und
zwar 4 bis 4. Spanne von einander, je nachdem das Land
mit der Haue oder mit einem Pfluge bearbeitet werden soll.
Ein so dichtes Pflanzen erscheint nur dadurch gerechtfertigt,
daß sowohl der Boden als auch das bestehende Klima dem
Treiben vieler Reben und einem starken Blatttriebe entgegen
stehen. Die Salsola sativa wird wegen der daraus zu ge
winnenden Soda, die einen bedeutenden Ansfuhrartikel abgiebt,
stark gebaut. Man säet sie in stark gedüngtes mürbes Erd
reich in der Regel im Januar und Februar in Reihen, nach
dem das Land dazu durch sechs tiefe Pflugarten vorbereitet
worden ist. Sie muß während ihres Wachsthums mehrmals
behackt und vom Unkraute rein gehalten werden. Es wird
für vortheilhaft erachtet, die Pflanzen, bevor sie zu Asche ge
brannt werden, nicht vollständig dürr werden zu lassen. Man
rauft sie mit jammt der Wurzel aus und bringt sie dann in
dazu eingerichtete Erd-Oefen, in welchen das Verbrennen
dergestalt geschieht, daß während desselben die oben befindliche
Oeffnung des Ofens beständig mit neuem Vorrathe nachgefüllt
wird. Hierdurch fintert die Asche im Grunde des Ofens zu
einem großen Klumpen zusammen. Die jungen Stengel der
Sodapflanze werden auch als Salat genoffen, so wie in Efig
gelegt und für den Winter aufbewahrt. Auch ist diese Pflanze
den Schafen ein angenehmes Futter. Der Ertrag von einer
Salme Land davon beträgt an 80–90 Centner Asche, welche
jedoch in der Güte der von Alicanta nachstehen soll.
Wendet man sich von Catania nach Syracus, so ist die
bei diesem Orte belegene Ebene von beträchtlicher Ausdehnung
Sie wird an der einen Seite vom Meere bespült, landeinwärts
aber von mäßigen Bergen und Hügeln umgrenzt. Der Acker
in derselben besteht zum größten Theil in einem sehr frucht
222

baren Mergelboden, der an manchen Orten so schwarz von


Farbe, tief, rauh und dabei von so leichtzu bearbeitender Natur
ist, als man sich ihn nur wünschen kann. Demunerachtet aber
finden sich in diesem fruchtbaren Striche noch mehrere in ihrem
gegenwärtigen Zustande unnutzbare Sümpfe eingesprengt,
Außer Waizen, Wein und Oel gehört auch der Hanf zu den
vorzüglichsten Erzeugniffen um Syracus. Es fehlen auch
nicht Lein, Hülsenfrüchte, Kohlgewächse sowie Baumfrüchte.
Der Waizen giebt gewöhnlich das achte Korn.
Die Weine, welche hier gewonnen werden, gehören zu den
vorzüglichsten der Insel. Als mittlern Ertrag rechnet man
von 1000 Weinstöcken 5 Salme Wein und jedes zu 86#
Quart von 30 Unzen. Hiernach erträgt eine Fläche von
einer Palermitaner Salme Weinland 40 Salme Wein. Eine
beffere Behandlung der Stöcke soll jedoch einen viel höheren,
und wohl den doppelten Betrag erwarten laffen. Der Hanf
wird stark gebaut, und man säet ihn sowohl in Erdreich, das
gewäffert werden kann, als auch in ungewäffertes Land, wenn
dieses nur tief, Feuchtigkeit haltend und gut gedüngt ist. In
dem erstern erfolgt die Saat um die Mitte des Märzes und
in dem letztern um einen Monat früher. In beiden Fällen
muß das Land mit dem hiesigen unvollkommenen Pfluge 6
bis 7 Umarbeitungen erhalten. Zu einem Tumolo Land von
416 Quadratellen bedarf man 3# Tumoli Saamen. Die
mittlern Erträge an Hanf von einer solchen Fläche Land fei
gen nach der Güte desselben von einem bis zu 2 Centnern.
Mit der Viehhaltung hat es in der hiesigen Gegend nicht
viel auf sich.
Schreitet man von Syracus tiefer nach Süden herunter,
so kommt man nach Avola, einem Ort, der früher wegen des
Baues des Zuckerrohrs berühmt war. Diese Cultur ist aber
dort schon seit längerer Zeit aufgegeben und Balsamo sah im
Jahre 1792 nur noch etwa eine Salme Land damit bepflanzt,
und im Jahre 1809 noch viel weniger, dessen Ertrag zur
Rumfabrication verwendet ward. Als Ursache des Verfalls
dieser Cultur wurde ihm angegeben, daß die Arbeitskosten viel
223

zu hoch seien, um mit dem aus Westindien eingeführten Zucker


Preis halten zu können.
Das nicht fern von Avola belegene Noto besitzt ein be
deutendes Areal, das zur Hälfte dem Ackerbau unterliegt, die
andere Hälfte aber zum Theil mit Waldbäumen bewachsen ist,
unter denen sich viele Mastirbäume befinden, außerdem aber in
Lehdungen besteht.
Der Ackerboden in der Ebene ist ein reicher Thonboden,
der übrige aber leicht, trocken und an einigen Stellen kieselig.
Ein Theil des erstern kann gewäffert werden, wozu die kleinen
Flüffe Eloro und Asinaro das Waffer geben. Dieser Acker
wird dann mit Hanf und Küchengewächsen bebaut. Es wer
den in dieser Gegend gute Weine gewonnen, und das sanfte
Klima, in welchem der Wärmemeffer sehr selten bis auf5 Grad
Reaum. über dem Gefrierpunkt herabsinkt, erlaubt die Anzucht
des Piangs und des Indigos. Unter den Baumfrüchten hat
man auch sehr gute Aepfel und Birnen.
Die ebenfalls im Süden belegene Herrschaft Modica zeich
net sich in ihrem Ackerbau vor den übrigen Gegenden der In
fel einzig und allein durch die Einfriedigung der nicht mehr
in der Gemeinheit liegenden Aecker, und durch ihren vorzügli
chen Hanfbau aus. Was die erstere betrifft, so bedient man
fich dazu der Agaven und indianischen Feigen, als der besten
Bewehrungsmittel. Die Koppeln werden zu 2 bis 3 Salme
Land angelegt. Der vorherrschende Ackerboden ist von lockerer
Beschaffenheit, der jedoch keineswegs als mager bezeichnet wer
den darf, da er mit einer hinreichenden Menge Humus, na
mentlich in den Thälern und den an den Ufern der Flüffe und
Bäche belegenen Strichen versehen ist. Der leichtere Boden
findet sich bei Chiara Monte, Comiso und Ragusa. Beim letz
tern Orte ist er jedoch recht fruchtbar, namentlich da, wo er
gewäffert werden kann. Ein kreideartiger Boden findet sich bei
Vittoria. Gebundener ist der Boden um Scicli, aber humus
reicher.
Der Getreidebau wird in folgenden Fruchtfolgen betrie
ben, man säet entweder:
224

. Hülsenfrüchte oder ähnliche Früchte,


Waizen,
. Hülsenfrüchte ic,
. Gerste,
oder:
1. Hülsenfrüchte, zu welchen stark gedüngt wird, und
die vom Unkraute rein gehalten werden,
2. Waizen,
3. Gerste.
Bei Modica hat man auch:
1. Wilde Weide,
2. Waizen,
oder:
1. Hülsenfrüchte,
2. Waizen.
Vom Düngen ist hier nicht viel die Rede. Die kleinen,
fruchtbaren Flächen, welche sich bei Modica in Vertiefungen und
an den Ufern der Flüffe finden, und die gewäffert werden können,
besäet man größtentheils mit Hanf und auch mit Oelpflanzen.
Ebenso geschieht es um Ragusa am Fluffe gleiches Namens,
wo auch ein wenig Reis gebaut wird. Der Ertrag des Han
fes ist so bedeutend, daß man von einem Tumolo Land einen
bis zwei Centner erwarten darf. Die Lupinen säet man im
September ohne weitere Mühe, als daß man sie ausstreut und
vom Vieh eintreten läßt.
Das Rindvieh, das in der Grafschaft Modica gehalten
wird, ist von großem Körperbaue, und wegen eines feinen
Knochenbaues zum Mästen sehr wohl geeignet.
Als ein Beispiel hiervon wird von Balsamo angeführt,
daß zu Ragusa ein Ochse von 800 Pfund ausgeschlachtetes
Gewicht nur ein Knochengewicht von 145 Pfd. gehabt habe.
Und eben so hat ein zu Seieli geschlachteter Ochse 648 Pfd.
reines Fleisch und nur 72 Pfd. Knochen gegeben. Mit Ein
schluß des Halses wiegen die Vorderviertel mehr als die Hin
tervierte, so daß sich jene zu diesen wie 1:08verhalten. Die
Kühe geben in der Regel viel und fette Milch, und übertreffen
225

darin noch die in dieser Hinsicht so hoch berühmten Kühe von


Lugano. Zu Rabanova bei Ragusa fah Balsamo mehrere
Kühe melken, von denen immer 2 auch 3 mit ihrer Milch ein
Gefäß füllten, das 12 bis 13 Quart enthielt. Ebenso wur
den dort von der Milch von 24 Kühen, von denen nur 16
frischmilchend waren, mit Einschluß der Milch von 100 Scha
fen, täglich 62 Pfd. Käse bereitet. Man versicherte aber an
Balsamo, wie in der Umgegend von Ragusa die Beispiele nicht
selten wären, daß eine Kuh täglich 25 Quart Milch gäbe, und
daß man in einer guten Käserei im Durchschnitt von einer
Kuh jährlich 2 Ctr. Käse erwarten könne. In einer andern
Käserei erhielt man in einem dreijährigen Zeitraume von 20
Kühen neben 45 Kälbern 90 Centner Fettkäse (Cacio cavallo)
und 30 Ctr. Zieger (Ricotta); welches im Ganzen 24 Ctr.
Käse jährlich für eine jede Kuh beträgt. - -

Der Rikotta wird erhalten, wenn die vom Fettkäse zurück


gebliebenen Molken wieder aufs Neue erhitzt werden, wobei
denn unter stetem Umrühren dieser magere Käse, Zieger ge
nannt, auf der Oberfläche fich zu zeigen anfängt und dann
von der Flüssigkeit abgesondert wird.
Im Durchschnitt kann man annehmen, daß in der Ragu
aner Gegend von 100 Kühen, die begattet werden, 77 Käl
ber bringen. -

Um Scicli herum geben die Kühe jedoch keinen so hohen


Ertrag, da man dort durchschnittlich nur 1 Ctr. Fettkäse neben
einer angemessenen Quantität Zieger erwarten darf
Man ist hier sehr geneigt, den reichen Ertrag der Kühe
um Ragusa in der Vorzüglichkeit der dortigen Weide finden
zu wollen, womit der Abbate Balsamo sich jedoch nicht ein
verstanden erklärt. Denn wenn er gleich der Meinnng ist, daß
die dortigen Weiden ein sehr nahrhaftes Gras hervorbrächten,
von dem zur Ernährung des Viehes vielleicht nur halb so viel
erforderlich sei, als dazu in einigen Gegenden Siciliens auf
gewendet werden müsse, der gedachte hohe Ertrag lediglich nur
in den Eigenschaften der Raçe selbst aufgesucht werden könne.
Der Weinbau gehört zu den einträglichsten Zweigen der
- 15
226

hiesigen Landwirthschaft. Man gewinnt an Wein von 1000


Weinstöcken zu Vittoria 4 Barili, ein jedes zu 76 Quart oder
zu 40 Unzen, was etwa 300 Preußische Quart beträgt.
Außer den Olivenbäumen, an denen es nirgends fehlt,
kommt der Johannisbrodbaum, Carubbe, noch besonders in
Betrachtung. Die Früchte dieses Baumes gehören mit zu den
vorzüglichsten Erzeugniffen von Vittoria. Nach einer mäßigen
Annahme können auf der Fläche von einer palermitanischen
Salme 60Bäume von dieser Gattung stehen, welche je zu 2
Ctr. an 120 Ctr. Schoten produciren.
Verfolgt man das Val di Noto oberhalb der Grafschaft
Modica, so findet man das Ackerland bei St. Michele zum
größten Theile von unfruchtbarer Beschaffenheit, mit Steinen
bedeckt und durch viele Abstürze durchbrochen. Von hier nach
Caltagirona zu bestehen die Aecker in der Mehrzahl noch in
einem armen Thone von weißlicher Farbe, deren Saaten mit
wenigen Ausnahmen nur ein sehr mittelmäßiges Ansehen ge
währen. In der Nähe von Caltagirona walten die leichteren
Bodenarten vor, die mittleren aber weiter entfernt, nur in der
eigentlichen Ebene der Stadt. In dieser ist jedoch der größte
Theil des Ackerbodens von einer beträchtlichen Tiefe und rei
cher Beschaffenheit, so daß er in Jahren, in welchen der Regen
nicht fehlt, guten Weizen hervorbringt, der wohl siebenfältig
lohnt. Bei Sciri trifft man auf einen reichen Sandboden.
Bei Monte roffo aber, wo die Gegend ein kahles und wüstes
Ansehen hat, ist der Boden ebenfalls trocken und dabei steinig
und kalkig, was jedoch bei einer intelligenten Bewirthschaftung
seiner Fruchtbarkeit nicht entgegen ist. Es ist erfreulich zu se
hen, daß die dem Pfluge hinderlichen Steine zur Einfriedigung
der Aecker verwendet werden und dadurch ein üppiges Gedei
hen der Weidepflanzen hervorgebracht wird. Außer Getreide
und Hülsenfrüchten baut man hier auch, und namentlich an
den Ufern der Flüffe den Hanf, zu dessen Bewäfferung Müh
len angelegt sind. -

Regalemi treibt einen einträglichen Weinbau. Man ge


227

winnt auf einer Salme Land, die mit 8000 Weinstöcken be


pflanzt ist, im Durchschnitt 11520 Quart Wein zu 24 Unzen.
Die Felder um Philippo d'Argiro find wegen des Sa
franbaues, der darauf seit undenklichen Zeiten getrieben wird,
berühmt. Dieses Zwiebelgewächs verlangt nur einen Sandbo
den, und kann darin in allen Monaten des Jahres, mit Aus
nahme des Novembers und Decembers, gepflanztwerden. Man
jetzt die Pflanzen 4 Oneien von einander und behackt sie dem
nächst alljährlich 2 bis 3mal. Sie geben schon im ersten
Jahre einen Ertrag, und man wird nur erst nach dreiJahren
genöthigt, die Pflanzung zu erneuen. Als Durchschnittsertrag
kann man auf einer Tumola Land 3 Pfund rechnen, mithin
also auf einer Salme Land 45 Pfd. Zwischen Leonforte und
Priolo waltet ein reicher und leicht zu bearbeitender Boden vor,
wogegen weiter hinauf, zwischen Priola und Alimena, die tho
nigen Bodenarten vorherrschen, die jedoch sich fruchtbarer zei
gen dürften, wenn ihnen mehr Dünger zu Gute käme.
Wenn man nun den Landstrich des Val di Mazzara be
trachtet, der sich von den Grenzen des Val di Noto und Val
diDemona nach der Pianure von Palermo und ihren nächsten
Umgebungen, von denen bereits weiter oben die Rede war,
erstreckt, so kommen darin vornehmlich folgende Ackerbodenar
ten vor:
Um Vicari findet man einen guten Lehmboden, der sich
neigt in Thonboden überzugehen. Zum Theil kömmt dieser
Boden auch bei Margana Alcara und einigen anderen Or
ten HP.

Der Ackerboden in der Baronie Alia gehört mit zu dem


besten, wenn er auch dem von dem angrenzenden Gulfa nicht
gleich kömmt, der so reich und tief sein soll, als ihn Balsamo
nur in Flandern, um Bezieres und in der Terra di Cavoro
bei Neapel angetroffen haben will.
Die Herrschaften Fortuna und Magafenazzo haben nur
einen mittlern Boden, im Verhältniß zu den fie umgebenden
Feldmarken, die wegen ihrer außerordentlichen Fruchtbarkeit in
einem hohen Rufe stehen. Zwischen Aleara und Valle longa
15 %
228

befindet sich ein sehr ergiebiger Strich, der auf30000 Salme


Land anzunehmen ist. Die Bodenarten darin find zwar locker,
demohnerachtet aber doch hinreichend bindend, um die edelsten
Getreidearten hervorzubringen. Von Valle longa nach Cal
tanietta und Santa Caterina erstreckt sich eine hügelige Fläche
mit einem Inhalte von etwa 20000 Salmen, die aus einem
Ackerboden besteht, der als ein Beispiel von Fruchtbarkeit auf
gestellt werden kann. Obgleich derselbe zum Thonboden ge
hört, so ist er doch durch Sand und einen starken Humusge
halt so günstig gemildert, daß er eine leichte Bearbeitung zu
lässig macht. - -

Die Aecker, welche sich von Caltanietta nach dem Salo


fluffe erstrecken, bestehen nur in einem magern Thonboden. E
nige Miglien von Pietraperzia, und in der Feldmark von Bar
rofranco, finden sich kleine Flächen eines kalkigen Tuffbodens,
weiterhin bis nach Brindisi ist der Ackerboden theils von schwärz
licher, theils von weißlicher Farbe und ausreichend fruchtbar.
Von Calta venturo nach Aria zu findet sich ein guter Mittel
boden, der vom erstern Orte ab thonig, dann aber sandig wird.
Bei letzterm Orte ist aber wieder größtentheils ein thoniger,
für den Kornbau sehr geeigneter Boden. Die Gegend um Ter
mini ist in ihrem größten Theile nicht besonders fruchtbar. Im
Ganzen prädominieren in der Valle di Mazzara die thonigen
Bodenarten vor den sandigen.
Was den Getreidebau in diesem vorstehend beschriebenen
Theile des Thals von Mazzara anlangt, so wird er in der
selben Fruchtfolge getrieben, wie fast überall in der Insel.
Nur in einzelnen kleinen Wirthschaften säet man:
1. Bohnen und andere Hülsenfrüchte oder Lein im
- - Dünger, und -

- 2. Waizen.
Vom Waizen baut man mehrere Arten, von der Gerste
aber nur eine. Dagegen werden von den Hülsenfrüchten ge
wöhnlich Erbsen und Zuckererbsen, Gartenbohnen und Kichern
gesäet. Bei Termini giebt es auch Reisfelder, die eine vor
zügliche Frucht hervorbringen. -
229

Nachdem ich nunmehr, so gut es thunlich gewesen ist, aus


den mir zu Gebote gestandenen geringen Hülfsmitteln eine un
gefähre Uebersicht der ficilianischen Landwirthschaft meinen ei
genen Bemerkungen anzuknüpfen versucht habe, will ich noch
zum Schluffe dasjenige mitheilen, was mir der vorher er
wähnte Abt Paolo Balsamo bereits im Jahre 1815 über den
Zustand der dortigen Schafzucht hat zugehen lassen, in Folge
eines mit demselben deshalb geführten Briefwechsels
Hiernach wird in Sicilien nur eine einzige Schafrage
gehalten, und diese muß für eine der Insel eigenthümliche an
gesehen werden. Die Individuen derselben zeichnen sich keines
weges dmrch vorzügliche Eigenschaften aus, denn ihre Schenkel
find schmal, die Knochen dick, und wenn sie gemästet werden,
find fie geneigt, eher Talg im Innern anzusetzen als Fett auf
den Rippen. Im Durchschnitt wiegen die 4 Viertel eines drei
oder vierjährigen gemästeten Hammels etwa 36 Pfund, und
kann man annehmen, daß der Talg an 10 Prozent des gan
zen ausgeschlachteten Gewichts beträgt. Das Fleisch ist jedoch
nicht besonders schmackhaft, was zum Theil im Futter, theils
daran liegt, daß man die Bocklämmer nicht, wenn sie jung sind,
sondern wenn sie schon einige Jahre der Heerde gedient haben,
entmannt. Die Wolle dieser Schafe ist grob, wohl 4 bis 5
Zoll lang und theils weiß, theils von schwarzer Farbe. An
Gewicht davon erhält man von einem Bocke, Schafe und von
einem Hammel im Durchschnitt von einem jeden 2. Pfund.
Die größere Anzahl der Lämmer fällt im Oktober. Da keine
künstlichen Futterfelder vorhanden sind, so müffen die Schafe
sich mit den in den Getreidestoppeln aufwachsenden natürlichen -
Gräsern und andern Pflanzen begnügen. Sie nehmen aber
auch mit jedem Futter vorlieb und bedürfen zu ihrer Sättigung
kein besonders beträchtliches Maaß. Das Gras von einem
alten Dreische hält man für das beste. Man kann rechnen,
daß 95 preußische Morgen Mittelland, die mit Stoppelgras
und wilden Kräutern bewachsen sind, das ganze Jahr hindurch
ausreichende Weide geben für 100 Schafe, bestehend in 65
Mutterschafen, 25 Jährlingen und 10Böcken verschiedenenAlters.
230

Da, wo eine starke Schafhaltung ist, stehen die Aecker


dann auch in den schon öfter erwähnten Rotationen von:
1. Braache,
2. Waizen,
3, Wilde Weide.
Hammel und Schafe, die gemästet werden sollen, werden
aber nie auf Stoppeläcker getrieben, sondern nur auf gute,
beständige Weiden und Wiesen.
Man treibt in Sicilien die Schafe in großen Heerden
von 1, 2, 6 ja selbst von 8000 Stück. Des Nachts bringt
man sie in der Nähe des Wirthschaftshofes in ein feststehen
des Hürdenlager. Schafställe gibt es in Sicilien nicht, und
eben so wenig verdeckte Schuppen. Außer dieser allgemein
verbreiteten Schafraçe werden auch wohl noch hie und da ei
nige sehr große plumpe Schafe gehalten, die aus der Bar
barei eingeführt worden sind. Es ist jedoch dieses von keinem
Belang -

Um die Schafzucht in Sicilien zu verbeffern ist es nach


Balsamo nöthig:
1. Das Landeigenthum in kleinere Besitzungen zu zer
theilen, und es in durch lebendige Hecken, von
einander abgesonderte Koppeln zu legen.
. Gute, beständige Wiesen anzulegen.
. Vorzügliche Böcke aus Spanien oder der Bar
barei einzuführen.
. Die Mutterschafe nicht mehr zu melken, und
. Alljährlich die besten Böcke und Mutterschafe in
der Heerde zu besonderer Fortpflanzung heraus
zusondern.
Daß diesen Vorschlägen Gehör gegeben worden sei, habe
ich nicht bemerken können. Zu Markte sieht man sonst nur die
afrikanische Schafart treiben.
Der 22. Mai.
Gestern Nachmittag um 2 Uhr hatte ich auf dem Dampf
schiffe Palermo die mir lieb gewordene Residenzstadt Palermo
231
verlaffen und war heute mit Sonnenaufgang wieder in den
Golf von Neapel eingelaufen. Wenn ich gleich bis zum 17.
Juni hier verweilte, so gab es doch nicht an allen Tagen Stoff
zu Bemerkungen über landwirthschaftliche und damit verwandte
Gegenstände, und ich werde daher hier nur diejenigen Tage
hervorheben, an welchen dergleichen aufzuzeichnen war.
Der 23. Mai. -

Am heutigen Nachmittage begab ich mich in den botani


schen Garten, der nicht entfernt von der Academia degliStu
dij belegen ist. Er hat einen bedeutenden Umfang und befin
det sich unter der Leitung des Professors der Botanik, Herrn
Chevalier Tenore, in einer musterhaften Ordnung. Alle Ge
wächse sind mit Etiquetten und mit deutlichen systematischen
Bezeichnungen darauf versehen. In dem Sonnenhause finden
sich unter andern folgende davon in vorzüglichen Exemplaren
vor, als: Pandanus odoratissimus, P. utilis, Dracaena Draco,
Ficus elasticus, das Bambusrohr, beide Arten der Pisang,
nämlich Musa paradisiaca und Musa sapientum. Die erstere
war mit reifen Früchten versehen, deren Geschmack mich wie
der wie in Nizza an den eines breiigen Apfels erinnerte. Die
Früchte von Musa sapientum sollen aber viel wohl checkender
sein. Unter den im Freien stehenden Gewächsen verdienen ei
ne besondere Erwähnung; Gladiolus nataliensis, Burchellia
capensis, Calladium pinnatifidum und dieTillandsia dianthoi
dea. Diese ist eine Luftpflanze, welche an einem Baume in
einem Drahtkörbchen aufgehangen in freier Luft vegetierte.
Außer diesen eine männliche Dattelpalme und eine andere
Palme, die Cycus terminalis, sowie die Livistona australis und
Fulchironia senegalensis. Der Kampferbaum erwächst hier
zu einem schönen Baume. Der Stamm eines 25jährigen die
ser Gattung hatte an 18 Zoll im Durchmesser. Ebenso be
finden sich auch im Garten schöne Stämme von Pinus pa
lustris, Banksia serrata, Colymba quadrifolia und von meh
ren Arten der Magnolia, als der M. macrophylla, M. conspi
cua, M. glauca und von Eucalyptus pasiculenta. Als ein
232

sonderbares Gewächs ist auch die Crassula perforata hervor


zu heben, deren Blatt am Stiele so lose hängt, daß man es
frei herumdrehen kann. Ferner sind auch vorhanden Indigo
fera tinctoria und I. caroliniana. Für die Wafferpflanzen ist
ein eigener mit Kalkstein ausgemauerter Behälter angelegt,
worin sich auch unsere Wafferrosen, Nymphaea alba und lutea,
sowie Calla aethiopica befinden. Die Papyrusstaude war eben
falls darin angepflanzt. – Herr Tenore war heute nicht im
Garten. -

Der 24. Mai.


Auf einer heute nach Pompeji unternommenen Fahrt, bei
welcher man durch die Campagna felice kömmt, genießt der
Landwirth den angenehmen Anblick einer gut angebauten reichen
Ebene. Der Boden scheint hier durchgängig aus einem vul
kanischen Sande zu bestehen, der aber mittelst der ihm durch
die im Felde aufgegrabenen Brunnen zukommenden Bewäffe
rung eine ausnehmende Fruchtbarkeit entwickelt. Viele Felder
waren mit Mays besäet, in dessen Reihen Vitsbohnen d. h.
Zwergbohnen fanden, auch Gartenbohnen oder Artischocken.
Mehrere andere Ackerbreiten waren theils mit Waizen, dessen
Aehren gegrannt waren, oder auch mit Gerste bestellt. Aber
- auch ganze Felder waren mit Zwiebeln oder mit Kohl
arten bebaut, sowie auch andere mit weißen Lupinen oder mit
Sülla. Es fehlt auch nicht an Strecken, die mit Pappeln
bepflanzt find mit daran hinaufgezogenen Weinstöcken. Jemehr
man sich jenseits Pontici Refina nähert, und weiterhin nach
Torre del Greco und Torre dell' Annunziata vordringt, je mehr
ist der Boden mit Lavaschlacken bedeckt, der nur da, wo die
Vertiefungen fich mit vulkanischem Sande und Asche ausge
füllt haben, mit Bäumen und Weinstöcken bepflanzt ist, die
darin ganz außerordentlich gedeihen. Aus dem übrigen Theile
proffen nur hier und da spärliche Grashalme hervor. Aber
auch diese bilden nicht unfruchtbare Strecken, sondern find
häufig mit Weinstöcken und Obstbäumen bepflanzt. Beide
erlangen aber nach den darüber in dem Giornale enciclopedico
233

di Napoli aufgefundenen Nachrichten hier eine Behandlung,


die sich von der sonst in der Terra di Lavoro üblichen ganz
eigenthümlich unterscheidet. Es kömmt hierbei zunächst darauf
an, die zum Anbau dienlichen Stellen aufzusuchen. Durch die
Eruption des Vesuvs im Jahre 1631 ist die alte Lava von
dem Ausbruche im Jahre 79 nach Christi Geburt sowie die
damit nicht bedeckten Stellen mit vulkanischer Erde pozzolano
da fuoco genannt, überschüttet worden, und besteht diese aus
# kohlensaurem Kalke, # vulkanischer Asche, 4 Thon und 4
Kieselerde. Bedeckt diese Maffe eine alte Lava, so nennt man
fie Terra da fuoco, bedeckt sie aber das von der Lava bei
dem frühern Ausbruche verschonte alte Culturland, so führt
fie die Benennung von Terra vecchia. Hat die Lavakruste
eine röhliche und nicht eine gelbliche Farbe, so wird dieses
für besser gehalten. Soll nun auf diesem vulkanischen Boden
ein Weingarten angelegt werden, so müffen die Gruben so
tief gemacht werden, bis man auf die Lava oder das alte
Erdreich trifft. Liegen diese so tief, daß man keine hinreichend
lange Pflanzreben finden kann, so muß man von mit Stroh
oder trockenem Laube vermischtem Dünger so viel in die Tiefe
der Grube werfen, als nöthig ist, fie soweit zu erhöhen, daß
die Rebe gepflanzt werden kann. Uebrigens werden diese
Gruben 2 Palmen breit und 3 Palmen lang aufgeworfen.
In einer jeden pflanzt man 6 Reben, drei an jeder Seite.
Hiernach kommen auf eine Moggia Land 500 Gruben und
also drei Tausend Weinstöcke. In der Regel werden die
Gruben im Juli und August angelegt, zuweilen geschieht dieses
aber auch erst im Oktober und nach beendigter Weinlese.
Das Beschneiden der Reben wird im December vorge
nommen und bis in den März hinein fortgesetzt. Die intelli
gentesten Weinbergs-Besitzer wollen diese Arbeit jedoch nicht
länger als bis zum Schluffe des Januars fortsetzen, weil
sonst die Stöcke zu sehr zu laufen anfangen, was sie als
einen Fehler ansehen. Nur im feuchten Boden kann das Be
schneiden der Stöcke bis zum Frühjahr ausgesetzt werden, da
mit diese genöthigt werden, sich des Ueberfluffes ihrer Säfte
234

zu entleeren. Je 3 Stöcke in der Grube bekommen einen


Pfahl, an welchen noch Pappelzweige, die man mit ihren
Spitzen in den Boden stößt, angebogen werden. Zum An
binden bedient man sich der Weiden. Diese sowohl als die
Pappeln werden an Orten des vulkanischen Berges, da wo
sich Quellen finden, gezogen und gedeihen vortrefflich. Die
Weinpfähle, welche von andern Holzarten find, werden von
außerhalb bezogen. Uebrigens zieht man die Stöcke nicht
über 12 Palmen hoch. Das Geizen und die Fortnahme
aller nicht Trauben bringenden Reben wird hiernächst im Mai
und Juni vorgenommen. Das Aufgraben der Stöcke geschieht
im Juli und August bis auf eine Palme tief, und hat zum
Zwecke, nicht nur die Stöcke von allen bis zu dieser Tiefe
getriebenen, und nach der vorherrschenden Meinung ihnen
nachheiligen Wurzeln zu befreien, sondern auch um das her
abfallende Regenwasser aufzuhalten. Im März werden diese
Gruben wieder zugefüllt und geebnet. Es wird jedoch für
zweckmäßiger gehalten, das Oeffnen derselben im Oktober vor
zunehmen, und sie im Mai wieder zuzudecken. Wenn die
Trauben ausgewachsen find, werden die Reben zum Theil
entblättert, um jene der beffern Reife wegen destomehr den
Sonnenstrahlen auszusetzen. Die Weinberge erhalten nun
außerdem alljährlich zwei Bearbeitungen mit der Hacke. Die
erstere erfolgt im März, um die im September gesäeten Gar
tenbohnen und Erbsen zu behacken und um Vitsbohnen zu
säen, sowie die im Herbste gesäeten Lupinen und Wicken als
Düngung nnterzubringen. Die zweite Hackarbeit geschieht im
Sommer, um das Erdreich zu den zuvor gedachten Herbst
faaten vorzubereiten. Bei beiden Arbeiten wird der Erdboden
nur eine halbe Palme tief aufgelockert. Einige pflügen auch
den Boden und säen Waizen darin, was jedoch dem Ertrage
der Weinstöcke nachtheilig wird, da das stehende Getreide dem
guten Abblühen der Trauben hinderlich ist.
Außer der gedachten grünen Düngung bringt man auch
Viehmist in die Gruben, und säet darauf Garten- und Vits
bohnen sowie Erbsen. Die allervorzüglichste Düngung aber
235

liefern die Aschen-Auswürfe des Vesuvs, welche ganz besonders


im zweiten Jahre nach dem Auswurfe fich wirksam zeigen.
Es versteht sich übrigens von selbst, daß das Besäen der
Weinberge nur da. Statt finden kann, wo hinreichendes Erd
reich entweder die Oberfläche schon bedeckt oder aus den
Gruben auf dieselbe gebracht werden kann. -

Die Weinlese beginnt gewöhnlich um die Mitte des Octo


bers. Der Most ist so süß, daß er 28. 29 und selbst 30
Procent Zuckersaft enthält, wodurch die daraus gewonnenen
Weine, namentlich der Lacrima, eine so vorzügliche Eigenschaft
erlangen, wenngleich die Gährung in offenen Gefäßen in
freier Luft erfolgt, welche jedoch nicht länger als 3 Tage
dauert. -

Die Traubengattungen, welche fich vorzugsweise zur


Weinbereitung auf dem Vesuv eignen, sind unter den Benen
nungen Aglianica und Palombina bekannt und von schwarzer
Farbe; die weißen Trauben, als die greca, moscadella, mosca
dellone oder Zibibbo", die sanginella, teresella, catalanesca
und die Uva rosa werden nur für die Tafel benutzt.
Außer den Fruchtbäumen aller Art, welche in vorzüglicher
Qualität den Fuß des Vesuves zieren, verdienen die Oliven
bäume eine ganz besondere Erwähnung, da sie diejenigen
Früchte liefern, welche zum Einsalzen vorzüglich schätzbar sind.
Man kennt sie unter dem Namen: Olivo di Spagna und
rotondello. Zur Oelbereitung taugen sie nicht, da sie nur
wenig Oel geben, das über dem sehr schleimig ist. In ersterer
Rücksicht verdienen diese Olivenbäume aber eine noch stärkere
Anpflanzung am Vesuv, und es ist daher zu wünschen, daß
ihnen die vielen Azarolen, Mispeln und Caruben Platz machen
möchten.
Der 25. Mai - -

Heute war eine Fahrt nach dem Cap Miene beschloffen,


fie wurde jedoch durch einen Unfall gestört, so daß ich nicht
weiter als bis zur Hundsgrotte kam, und von dort mit meiner
Gesellschaft noch am Vormittage wieder nach Neapel zurück
236

kehrte. Wenn man den Pauilipp hinter sich gelaffen hat,


tritt man in eine sandige Gegend von schwärzlicher Farbe,
die aber eine außerordentliche Triebkraft bekundet. Die Felder
find alle mit Steinmauern eingefaßt und größtentheils mit
Pappeln bepflanzt, woran die Weinstöcke sich in die Höhe
ranken. Zwischen den Reihen der Bäume war Getreide gesäe,
größtentheils Mays oder Waizen. Der erstere wurde gegen
wärtigbehackt;der letztere war über 6Fußhoch, hatte einen rohr
artigen Wnchs und fand in der Blüthe. Auch sah ichBreiten
mit vorzüglicher Gerste sowie mit schönem Hanf. Der gezo
gene Lein fand sich bereits gebreitet, um die Thauröthe zu
erlangen. Andere Bäume, welche außer den Pappeln auf den
Feldern vorkommen, find hauptsächlich Maulbeerbäume, Wall
nußbäume und Pinien. Man erblickt diese jedoch nicht in
solchen Maffen als die Pappeln. Auf einem angenehmen
Spaziergange am Nachmittage nach der Marinella bemerkte
ich an mehreren Balkonen ein sehr schön roth blühendes Mesem
brianthemum herunterhängen. Obgleich das Ufer felsig ist,
so ist man doch bemüht, alle Schluchten, wo sich ein wenig
Erde zusammenbringen läßt, mit Obstbäumen und mit Wein
stöcken zu bepflanzen. Letztere werden auch häufig auf gewöhn
liche Weise gepfählt angetroffen. Der Fels besteht größten
theils aus einem vulkanischen Tuff, aus welchem, da er sich
sehr leicht bricht, auch Häuser gebaut werden.
Der 28. Mai.
Heute ward aufs neue die Fahrt nach dem Cap Miene
unternommen. Von der Hundsgrotte wurde der Weg nach
derSolfatara eingeschlagen, welcher dahin von dem See Agnano
durch ein Gehölz mit vielen ächten Kastanienbäumen, unter
mischt mit Erdbeer- Lorbeer- und Myrtenbäumen führt. In
der vulkanischen wüst aussehenden keffelförmigen Vertiefung,
welche die Benennung der Solfatara führt, befinden sich mehrere
Alaun-Siedereien, die besehen wurden. Das Verfahren, dessen
man sich darin bedient, ist sehr einfach. Die gegrabene Erde
wird ausgelaugt und die erhaltene Lauge in eiserne Töpfe
237

gegoffen, deren jeder 4. Barile enthält. Ein solcher Topf lie


fert nach der Abdampfuug 48 Rotoli Alaun. In derjenigen
Siederei, welche ich näher untersuchte, befanden sich vierzehn
solcher Töpfe. Die Solfatara verlaffend und sich nach Poz
zuoli wendend kömmt man durch eine wohl angebaute Gegend,
in hier üblicher Bewirthschaftung mit an Pappeln gezogenen
Weinstöcken und dazwischen gesäetem Waizen, Mays und Lupi
nen. Unter den Bäumen am Wege stand noch der Hollunder
in Blüthe. Auch sah ich blühendes Verbascum. -

Auf dem Rückwege wurde ich durch einen heftigen Ge


witterregen in ein am Wege stehendes Haus getrieben, das
von Tagelöhnern bewohnt war. Von diesen erfuhr ich, daß
wenn sie in den Weingärten arbeiteten, ihnen außer einem
Tagelohn von 24 Carlinen auch ein Gericht Bohnen zu Mit
tage und so viel schlechten Weins, als sie trinken wollten,
verabreicht würde. Dafür müffen sie von Sonnenauf- bis
Sonnenniedergang arbeiten und genießen während dieser Zeit
nur 14 Ruhestunden.
Der 31. Mai.
Von Herrn Tenore, dessen Bekanntschaft ich schon vor
einigen Tagen gemacht hatte, war ich eingeladen worden, ihn
am heutigen Tage in dem botanischen Garten zu besuchen.
Diese Zusammenkunft gewährte mir ein um so höheres Inte
reffe, als Herr Tenore mich auf mehrere Forstbäume auf
merksam machte, deren Anzucht im Norden er mir empfahl.
Unter diesen war es besonders der Ulnus cordifolia, den er
wegen seiner Schnellwüchsigkeit ganz besonders hervorhob.
Dieser Baum, der im Wuchse der Birke ähnlich ist, hat Blät
ter, die denen des spanischen Flieders gleichen. Unter den
davon im hiesigen Garten stehenden Stämmen sah ich einen,
der im zwanzigsten Jahre eine Höhe von 30 Fuß und eine
Stammstärke von acht Zoll im Durchmesser erlangt hatte.
Es nimmt dieser Baum mit jedem Erdreiche fürlieb, sei es
fest oder locker, trocken oder naß und gefällt sich auch eben so
gut auf den Höhen als in den Ebenen. Er wird in sehr
238

rauhen Gegenden der Apenninen über 1200Fuß Höhe gefun


den z. B. auf dem Monte St. Angelo hinter Castellamare,
einem Berge von 4500 Fuß. Dieses sind allerdings Eigen
schaften, welche diesen Baum sehr empfehlen, und wenn auch
ein Holz zum Bauen nicht als vorzüglich sich bekundet, da es
ihm an hinreichender Festigkeit fehlt, so wird es doch als
Brennholz gewiß zu schätzen sein und daher in Schlagholz
revieren gewiß - eine vorheilhafte Stelle finden. Es soll
dieser Baum auch bereits in hochgelegenen Gegenden Ungarns
angebaut werden. Von andern in hochgelegenen Gegenden
fortkommenden Waldbäumen empfahl mir Herr Tenore noch
folgende, als: den Acer Lobeli, Acer neapolitanum, Pinus
halepensis, P. laricio Calabra, P. P. crutia und P. Hamiltoni,
und war so gütig, von allen diesen erwähnten Baumarten
mir Saamen zu überschicken.*) Der P. laricio liefert sehr
gute Masten, deren auch die Marine zu ihren Schiffsbauten
sich bedient.
Von der Euphorbia ceratocarpa sah ich an mehreren
Orten im Garten sehr starke Stämme.
Die Anordnung der Gewächse im Garten ist nicht allein
nach dem natürlichen Familien- sondern theilweise auch nach
dem Linéeichen Sexual-Systeme ausgeführt, da Herr Tenore
seine Vorlesungen nach dem letztern zu beginnen pflegt.
Meine Nachfragen über den etwanigen Anbau des Thee
strauchs in der hiesigen Gegend wurden von dem Herrn
Tenore dahin beantwortet, daß das hiesige Klima für dieses

*) Nach uneiner Rückkehr aus Italien habe ich von diesen Sä


mereien dem hiesigen Gartenbau-Verein mitgetheilt.
Die Hoffnung einige dieser Baumarten auch bei uns fortkommen
zu sehen, dürfte um so wahrscheinlicher in Erfüllung gehen, als ich
aus einem Aufsatze des Herrn Philipor in Paris in dem November
hefte der Annales de l'agriculture francaise für 1842 ersehen habe,
daß sowohl der Ulnus cordi folia, als der Pinus laricio calabra in
dem im Park von Boulogne angelegten Forstgarten im Freien sehr
gut fortwachsen.
239

Gewächs zu heiß sei. Aus eben diesem Grunde ist es auch


unmöglich schöne Exemplare von Georginen hier zu erziehen.
Die landübliche Gewohnheit den Weinstock an Pappel
stämmen zu ziehen, ist zwar Veranlassung, daß von den Trau
ben nur ein Wein von sehr geringem Gehalte gekeltert wird,
es rechtfertigt sich jedoch nach Herrn Tenore dieses Verfahren
durch den hohen Werth, den das Holz der Pappeln in der
hiesigen Gegend als Brennmaterial hat, der viele, wenn auch
schlechte Wein aber einen reichlichen Nebengewinn liefert, da
er das nöthige Getränk für das Gefinde und die Tagearbeiter
liefert.
Die ländlichen Grundstücke haben überhaupt in der Um
gegend einen hohen Werth, und es ist nicht ungewöhnlich für
eine Moggio Land*) an achtzig Ducaten jährlich Pacht zu
zahlen. Als zweite Frucht baut man die unter den Benen
nungenSessantinono und Quarantino bekannten kleinen Mays
arten, Herr Tenore ist jedoch nicht der Meinung, daß diese
beiden zwei wesentlich von einander verschiedene Arten seien,
sondern, daß der frühere oder spätere Eintritt der Reife einer
oder der andern Art lediglich vom Klima und der Fruchtbar
keit des Bodens abhängig sei. In der Ergiebigkeit stehen
diese kleinen Maysarten den größeren jedoch bedeutend nach.
Man säet hier den Mays gewöhnlich nach den Gartenbohnen,
entweder im März oder auch im Juni, wenn man nämlich die
letztere Saat wäffern kann. -

Der Bau der Kartoffeln wird im Neapolitanischen für


jetzt noch sehr sparsam betrieben, wenngleich selbst die geringere
Volksklaffe anfängt an ihrem Genuffe Geschmack zu finden,
wovon ich mich selbst überzeugt habe, indem ich aus der St.
Lucia täglich mehrere damit angefüllte dampfende Keffel feif
geboten sah. Nach Herrn Tenore wären aber gerade die
Kartoffeln eine Frucht, welche den hiesigen Landwirthen zu

*) Eine Moggio Land ist eine Fläche von 900 Quadratklaftern,


deren jede eine Länge von 74 Palmen mißt, und stehtdaher 790 fran
zösischen Quadrat-Toifen gleich, -
240

empfehlen sei, da sie bereits gegen Ende des Maimonats ihre


Zeitigung erlangen, und also denen, welchen keine Wäfferung
ihrer Aecker zu Gebote stände, ein vorzügliches Futter für ihr
Vieh während der dürren Jahreszeit verschaffen würden. Dieser
Wurzel aber hier als menschliche Nahrung eine größere Ver
breitung zu geben, wird es jedoch nothwendig, bessere Arten
einzuführen, da die, welche mir vorgekommen find, nicht son
derlich wohlschmeckend waren, etwas, das nach meiner Ansicht
in der Beschaffenheit des hier für alle sonstigen Gartengemüse
geeigneten Bodens nicht liegen kann.

Der 2. Juni.
Heute Nachmittagfuhr ich in einer Diligence nachSalerno.
Auf dem Wege dahin wurde bei Torre del Annunziata schon
hin und wieder Waizen geschnitten, dagegen fingen Roggen und
Gerste erst an sich zu färben und waren auch mitunter noch
ganz grün. Die ganze Gegend unterliegt der Gartencultur.
Die Kartoffeln blühten, der Mays, der zum Theil sehr dicht
gepflanzt war, wurde behackt. Die Erbsen waren abgeerndtet
und das Land zur Aufnahme einer andern Frucht bereits
umgehackt. -

In Torre del Greco war es auffallend, einen deutschen


Bierschänker anzutreffen, dessen Product ein ganz wohlschmek
kendes Getränk war. Der Genuß des Biers scheint über
haupt in diesen südlichen Ländern Eingang zu finden, wozu
wahrscheinlich die fortwährend darin herumwandernden vielen
Fremden aus dem Norden Veranlassung gegeben haben. Man
trifft selten auf eine etwas bedeutende italienische Stadt, in
welcher nicht Bier zu haben wäre. - -

Wenngleich auch hier immer fort der Weinstock seine


Pfählung an Pappelbäumen findet, so kommen doch auch
mehrere Weingärten vor, worin die Stöcke an dürre Pfähle
von Pappelästen geheftet sind. Zwischen den Mayspflanzen
findet man häufig Vitsbohnen, sowie auch Kürbisse gepflanzt.
Es kamen auch ganze Felder mit Zwiebeln und dergleichen
mit Arundo Donax bewachsen vor. Maulbeerbäume find
241

nicht selten und man war mit dem Abstreifen des Laubes be
schäftigt, wobei sehr regelmäßig verfahren wird, indem man
nicht eher zu einem andern Baume übergeht, als bis der vor
herige rein abgepflückt ist. Der Lein lag zum Theil auf der
Röte, viel davon stand aber noch auf dem Felde und erwartete
die Reife der Saamenkapseln. In den Gärten, bei welchen
ich vorbei kam, waren viele Orangen- und Citronenbäume ge
pflanzt. Jenseits Torre del Greco waren schon Maysfelder
anzutreffen, auf denen die Pflanzen die Blüthenbüschel hervor
getrieben hatten. Von dem Seffantino kamen Felder vor,
auf denen diese Frucht sehr dicht zum Futtergebrauch gesäet
MVN".

Man trifft mehrere nicht mit Bäumen bepflanzte Felder


an, deren Boden in einem schwarzen Lehme besteht. Vor den
Pflügen fieht man auch Pferde.
Der 3. Juni.
Heute Morgen begab ich mich von Salerno nach Paestum,
auf welchem Wege man durch Tusciana kömmt, wo, wie ich
auch schon in andern italienischen Dörfern bemerkt hatte, die
platten gemauerten Dächer auf den Häusern als Scheunen
zum Aufbewahren des Getreides dienen.
Auf den Feldern stand noch grüner Hafer und der Lein
lag darauf, um gerötet zu werden.
Man trifft aber auch auf bedeutende Flächen, welche nur
als Hütung und hauptsächlich für Ochsen und Esel benutzt
werden. Bis nach Salerno zu sieht man nur milchfarbige
starke Ochsen vor dem Pfluge, jenseits dieser Stadt kommen
schon schwarze Büffelochsen vor, mit flachen, rückwärts liegen
den Hörnern. An Wiesen ist in der hiesigen Gegend kein
Mangel und sie scheinen von guter Bodenbeschaffenheit zu sein,
ihre Tragbarkeit würde sich aber bedeutend erhöhen, wenn sie
von dem darauf wachsenden Gestrüpp gereinigt und zur Be
wäfferung eingerichtet würden. Das gewonnene Heu wird in
gut geformte Feimen fest eingesetzt, was übrigens auf eine
ganz eigenthümliche Weise geschieht. Wenn nämlich das Heu
16
242

in den Kapitzen so trocken geworden ist, daß es in Feimen


gebracht werden kann, dann wird es mit einem Werkzeuge,
das einem großen Brustbohrer der Tischler ähnlich sieht, und
da, wo bei diesem der Bohrer angebracht ist, mit einem Haken
versehen ist, in etwa 12 Fuß lange und drei Zoll dicke Stricke
gedreht. Zu diesem Geschäft find 2 Personen erforderlich, die
eine hält das Heu in der Hand, die andere erfaßt es mit
dem Haken, und windet es mittelst Umdrehung der kurbelför
migen Handhebe, die sich oben in einem Knopfe bewegt, der
während der Arbeit gegen den Leib oder die Brust gedrückt
wird. Hierdurch wird das Heu in einen verhältnißmäßig
kleinen Raum gebracht. Die gefertigten Heustricke werden
dann in der Mitte gebogen, so daß die beiden Enden zusam
menkommen und in Feimen fest übereinander aufgesetzt. Bei
dem Verkaufe gewähren diese Stricke eine leichtere Abwiegung
und eine bequeme Beladung der Esel.
Der bisher um Salerno und von da ab vorkommende,
theils röhliche, theils graue Lehmboden geht nunmehr wieder
in einen schwarzen Lehm über. Von blühenden vaterländischen
Pflanzen standen wiederum am Wege Valeriana officinalis
Echium vulgare und Dipsacus sylvestris. -

Es ist anzunehmen, daß auf dem ersten Drittel des


Weges von Salerno nach Paestum das der Cultur unter
liegende Land größtentheils in Ackerland besteht, das ganz
gartenmäßig behandelt wird und mit vielen Obstbäumen be
jetzt ist. Man muß hierbei dem Calabresen die Gerechtigkeit
wiederfahren laffen, daß er ein fleißiger und sorgfältiger
Feldarbeiter ist. Weiterhin verschwinden die Bäume und es
zeigen sich freie Ackerfelder. Die Besitzungen der großen
Gutsherrn erscheinen hier von bedeutendem Umfange, indem ich
einzelne Maysfelder sah, auf denen jetzt 20, 30, ja bis 50
Arbeiter unter der Anführung eines Aufsehers beschäftigt waren,
die jungen Pflanzen zum ersten Male zu behacken. Je weiter
man aber vorrückt, je mehr verliert sich das Ackerland und es
treten Wiesen und Viehweiden hervor, namentlich zur rechten
Seite des Weges nach dem Meere zu. Diese Weideplätze
243

sind mit einer großen Anzahl von Büffelkühen und auch


Büffelochen bevölkert, welche hier in einem halb wilden Zu
stande leben. Sie befinden sichjedoch nicht ohne Aufsicht, da sie
von Hirten in Ordnung gehalten werden, die, da sie beritten
und mit Flinten bewaffnet sind, in ihrer calabresischen
Tracht ein zweideutiges Ansehen haben, was einen einsam
daher wandernden Reisenden wohl in eine unheimliche Stim
mung versetzen möchte. -

Der 7. Juni.
An den vom 4. d. M. ab vergangenen Tagen bin ich
von Salerno aus nach Amalfi gereist und von da gestern
Vormittag in einer Barke hier auf der Insel Capri angelangt,
und habe am Nachmittage der blauen Grotte einen Besuch
abgestattet. Heute Morgen aber unternahm ich zu Esel einen
Streifzug in das Innere der sehr felsigen aber höchst an
muthig geformten Insel. Die Wege bestehen hier nur aus
treppenförmigen, felsigen Steigen, auf denen man sich sehr
häufig zwischen darin emporragenden Felsblöcken mit den
ruhigen Thieren durch und herüber arbeiten muß. In der
nächsten Umgebung der Stadt Capri führen diese Steige
zwischen den Steinmauern der darin belegenen Gärten, die
mit allerhand– Obstbäumen, besonders aber mit Orangen,
Citronen und Feigenbäumen bepflanzt sind. Hin und wieder
find sie noch mit einigen Dattelpalmen geziert. Es fehlt auch
nicht an Agaven und indianischen Feigen, welche letztern in die
Blüthe getreten waren, so wie an Maulbeerbäumen. An die
Heimath erinnerte mich wieder ein am Wege blühendes Ana
gallis phoenicea. In den Gärten, welche nur mit einem
flachen Erdreiche bedeckt sind, baut man zwischen den Bäumen
auch andere Früchte, hauptsächlich aber Gartenbohnen, Zwerg
bohnen und Lein, sowie auch Kohlgewächse und selbst Kartof
feln und anderes Gemüse. Die Einwohner nähren sich größ
tentheils vom Fischfange sowie von dem Spinnen des Garn,das fie
demnächst zu Leinwand verarbeiten. Nebenbei füttern sie auch
eine nicht unbedeutende Anzahl Schweine auf, von der in …
16%
244

ganz Süditalien vorkommenden kleinen nackten Gattung. Sie


halten auch eine Menge Pferde und Esel, welche ihnen bei den
Besuchen vieler Fremden nicht unvorheilhaft sind. Aber auch
der Seidenbau gewährt ihnen ein gutes Einkommen. Wie ich
bei dem hiesigen Apotheker sah, so wird dieser Culturzweig auf
eine sehr einfache Weise betrieben. Dieser hatte mit den Sei
denraupen, welche anfingen sich einzuspinnen, sein Wohnzimmer
besetzt, und die darin vorhandenen Mobilien, als Commoden
und Bettstellen, Wandschränke c. waren zu Spinnhütten ein
gerichtet worden, indem man darin aus Farrenkraut gefertigte
Bündel gestellt hatte. Die Cocons waren größtentheils von
der gelben Gattung und klein. Nach der Versicherung des
Eigenthümers sollen sie jedoch sehr leidenreich sein und acht
Pfund davon ein Pfund Seide geben, was mir jedoch nicht
besonders wahrscheinlich vorkam. Das Rotolo Blätter wird
mit zwei Gran bezahlt.
Diese Insel ist wegen des alljährigen Wachtelfanges be
sonders bekannt. Wenn diese Gäste sich in Schaaren der
Küste nähern, werden sie mit großen Netzen, welche an den
Felsen aufgestellt sind, eingefangen. -

Der 8. Inni.
Am heutigen Morgen ging es in einer Barke weiter
nach Sorrent. Bei der Annäherung an die Küste von Cala
brien genießt man eines angenehmen Anblicks der Felsenberge,
welche sie begrenzen, und die überall, wo die Natur kein Hin
derniß entgegenstellt, sehr gut angebaut sind, namentlich die
Vorberge bis zu ihren Gipfeln. Sie sind fast ganz mit
Olivenbäumen bedeckt. Wir landeten nach einer dreistündi
gen Fahrt. -

Ich sah hier die Weinstöcke in voller Blüthe, und an der


Tafel gab es noch weiße und rothe Knopperkirschen, welche
jedoch nicht so hart waren als bei uns, auch fehlte es immer
noch nicht an frisch vom Baume gebrochenen Orangen.
245

Der 9. Juni.
Heute Morgen wurde um 6 Uhr aufgebrochen und auf
der schönen Kunststraße über Castellamare nach Neapel zu
rückgefahren.
Der Weg führt zunächst bis nach Meto zwischen Mauern
welche üppige Wein- und Fruchtgärten umschließen. In den
letztern kommen außer Orangen- und Feigenbäumen auch noch
viele Nuß- und andere Obstbäume vor. Jenseits Meto, wo
die Straße an der Küste sich erhebt, find, namentlich nach der
Landseite hin, die Felsen zu Gärten terraffirt, in denen die
Olivenbäume vorherrschen. Diese befanden sich jetzt in voller
Blüthe, sowie der Cytisus scoparius, und verbreiteten einen
sehr lieblichen Geruch.
Die Straße ist auch mit vielen Maulbeerbäumen besetzt,
deren Blätter gepflückt wurden und die man auf den Märkten
zu Sorrent und Vico feil bot. Bei letzterm Orte stehen auch
Akazien (Robinea pseudoacacia) sowie auch Stämme von
Sumach und spanischem Flieder. Abwärts vom Wege bemerkte
ich auch ein blühendes Verbascum, welches mir aber keins
von den bei uns vorkommenden Arten zu sein schien. Vielleicht
war es Verbascum cuspidatum.
Man bricht hier auch Kalksteine und war beschäftigt die
oben auf den Höhen zu Brennholz gefällten Baumstämme
durch Seile, denen man eine besondere Vorrichtung gegeben
hatte, herunter zu fördern.
Von Vico fährt man immer bergab nach dem freundlichen
und lieblichen Castellamare. Bei diesem Orte waren mehrere
Flächen mit Kartoffeln bepflanzt, welche gegenwärtig blühten;
es wurden jedoch schon überall frische Kartoffeln verkauft.
Der bisherige sehr fruchtbare schwarze Ackerboden geht hinter
Castellamare in einen sandigen Boden über, den man aber
demohnerachtet durch Wäfferung einen bedeutenden Ertrag
abgewinnt. Die Bewäfferung selbst wird durch auf dem Felde
überall gegrabene Brunnen bewerkstelligt, aus denen das
Waffer durch Schöpfräder gehoben und durch Rinnen weiter
246

geführt wird. Mays pflanzt man hier viel. In den Reihen


deffelben stehen häufig Stämme von Ricinus, mit welchem in
den Maulbeerbaumpflanzungen auch die Zwischenräume bepflanzt
vorkommen. Aber auch ganz freie Felder werden mit diesem
sogenannten Wunderbaume bebaut.
Auf mehreren mit Baumwolle besäeten Feldern hatten die
jungen Pflanzen das erste Blätterpaar getrieben. In der
Umgegend von Castellamare wird überhaupt die beste Baum
wolle im Neapolitanischen gebauet. Eine besondere Abart
dieser Gespinnstpflanze führt im Handel die Benennung der
Baumwolle von Castellamare, wird aber auch turchesco ge
nannt. Von dieser findet sich eine ausführliche Beschreibung
in einem Aufsatze des Herrn Professors Tenore, bezeichnet:
Memoria sulle diverse Specie e Varieta di Catone coltivate
nel Regno di Napoli. Sie wird von demselben folgender
maßen botanisch bezeichnet:
Gossypium siamense; caude herbaceo hirsuto (2–3
pedali) folis pubescentibus obscure virentibus subtus uni
glandalosis 8 vel 5 lobatis, lobis triangularibus acuminatis,
sino acutissimo, colycis exterioris foliolis multifidis, corollis
immaculatis, duplo brevioribus, capsulis ovalibus cuspidatis
(20–24 lin. in majori diametro) lana sericea, seminibus
ovatis lanugine virescente arcte adhaerentibus.
Sie unterscheidet sich daher von der gewöhnlichen kraut
artigen Baumwolle besonders durch ihre langhaarigen Stengel,
sowie durch die 2. mal im Durchmesser größere und an der
Basis nicht gefleckten Blüthen.
Es find von derselben zwei Varietäten bekannt, nämlich
eine mit schneeweißer und eine mit gelbrother Wolle.
Die erste ist diejenige, welche zu Castellamare gebaut
wird, wogegen die letztere auf den Feldern in Puglien und
Calabrien zu finden ist.
Da diese Baumwollenpflanze dem tropischen Clima ange
hört, so kann sie auch nur in den wärmsten Theilen Italiens
cultiviert werden. Daher wird sie nach Tenore nur im Nea
politanischen in denjenigen Gegenden gedeihen, die mindestens
247

eine mittlere Jahrestemparatur von 10 Reaumurischen Graden


besitzen, also nur an den tiefsten den 42° der Breite nicht
überschreitenden Orten, und in den wärmsten Expositionen
derselben. Ein nicht naffer tiefer etwas sandiger und eisen
haltiger Lehmmergelboden, der gewäffert werden kann, ist der
jenige, der dieser Baumwollenpflanze vorzüglich zusagt. Nach
Onorati besteht der beste Boden für diese Pflanzen zu Torre
del Nunziata aus 2 Theilen vegetabilischen Humus, 1 Theil
kohlensauren Kalk und 1 Theil vulkanischer Asche. An meh
reren Orten in der Provinz Basilicata aber ist er zusammen
gesetzt aus 1 Theil vegetabilischen Humus, 1 Theil Thonerde
und 2 Theilen Sand. Sie verlangt überdem einen wohlbe
arbeiteten Boden, und wählt man hierzu nicht einen bisher
zur Weide gelegenen Dreisch, sondern ein in Cultur sich befin
dendes Ackerstück, so wird daffelbe im August umgehackt und
mit Raps, Lupinen oder dergleichen besäet, um die davon
aufgegangene Saaten im März als grüne Düngung unterzu
bringen. Beffer aber ist es, das zur Baumwolle bestimmte
Land mit wohl verrottetem Pferdedünger zu befahren, der sich
am besten dafür eignet, indem der Dünger vom Rindvieh dieser
Pflanze nicht zuträglich ist. Manche pflügen auch das Laud
zum ersten Male im Herbste, zum zweiten Male im Januar
und zum dritten Male im Februar. Hiernächst wird das
Land zur Saat zubereitet und der Saamen wie der Mays
mit der Hand in die 2 Palmen von einander, in der Richtung
von Norden nach Süden gezogenen Furchen gestreut, was,
weil dabei die Körner zwischen den Daumen und den Zeige
finger genommen werden,policare heißt. Die Aussaatgeschieht
aber auch a pizzico, indem man auf dem zubereiteten Lande
mit einem Pflanzstocke in Entfernungen von 14 Palmen Löcher
macht nnd darin 5 bis 6Körner wirft. Diese letztere Methode
wird in den leichtern Bodenarten vorgezogen. Die Bedeckung
des Saamens erfolgt entweder mit einer Hacke, indem man
die Erde von dem Kamme der Furchen herabzieht, oder indem
von einer dem Pflanzer mit einem Korbe voll Erde folgenden
Person die Löcher zugefüllt werden. Zur Zeit der Saat wählt
248

man heitere, trockene Tage im April, und nimmt den Saamen


von solchen Kapseln, die vollkommen reif geworden und an
der Pflanze selbst aufgeplatzt sind, nicht aber von solchen, die
von den Stämmen vorher abgebrochen und an der Sonne
oder durch Ofenhitze getrocknet worden sind. Man läßt die
Körner gewöhnlich einige Stunden in Waffer weichen, entfernt
aber die daran hängende freie Feuchtigkeit vor der Aussaat
durch leichtes Reiben mit trockener Erde. Ein Pomolo Saamen
ist für 1 Moggia Land hinreichend. Wenn nicht ungünstige
Witterung eintritt, so gehen die jungen Pflanzen in Zeit von
10 bis 14 Tagen auf, erreichen in fernern 14 Tagen die
Höhe einer halben Palme und haben 4 bis 6 Blätter. Dann
ist es Zeit, die Pflanzen zu verdünnen, was bei denen, die in
Furchen gesäet sind, dergestalt geschieht, daß die stärksten davon
in Entfernungen von einer Palme in jeder Richtung stehen
bleiben. Von den Pflanzen aber, die aus den in Löchern ge
steckten Saamen aufgegangen sind, werden die schwächsten aus
geriffen. Zu gleicher Zeit wird das ganze Feld vom Unkraut
gereinigt und die Pflanzen behäuft, demnächst aber das Land
noch zweimal, nämlich im Mai und im Juni behackt. Sobald
die Pflanzen eine Höhe von zwei Palmen erreicht haben, wer
den die Spitzen abgebrochen, und sie dadurch genöthigt, viele
Seitenzweige zu treiben, die sich dann bald mit Blüthen be
decken. Zu Ende des Juni oder um die Mitte des Juli wird
dann eine reichliche Wäfferung nothwendig, wobei man sich
aber nach der Witterung richtet, denn sowie eine große Dürre
den Baumwollenpflanzen schadet, ebenso nachheilig ist ihnen
ein Uebermaaß von Feuchtigkeit. Die Erndte tritt ein, sobald
die Kapseln, nachdem sie vollkommen trocken und holzig gewor
den find, anfangen von selbst aufzuspringen und die darin
enthaltene Baumwolle zu zeigen. Sie werden dann von
Frauen abgeschnitten und in ihren Schürzen gesammelt, wobei
die Kapseln gleich von den daran hängenden trockenen Kelch
blättern befreit werden müssen, damit diese nicht in die Wolle
eindringen, aus welcher fiel dann später nicht zu entfernen sind.
Dergleichen ganz reine Kapseln geben die beste Baumwolle.
249

Aber auch die ist von guter Qualität, welche man von Kapseln,
die bei der Einsammlung zwar schon aufgesprungen, aber noch
nicht vollständig geöffnet waren, gewinnt, wenn solche durch
das Liegen in der Sonne ihre völlige Zeitigung erlangt haben.
Man kann jedoch nur darauf Rechnung machen, daß die
Quantität dieser guten Baumwolle etwa die Hälfte oder höch
stens zwei Drittel des Betrages der ganzen Erndte erreicht.
Diese beginnt im August und kann sich wohl bis in den Oktober
ja selbst bis in den November hinein verzögern. Wenn die
Wärme anfängt sich zu verringern, sich häufige Regen und
feuchte Nebel einstellen, reifen die Kapseln viel langsamer und
die in die Spalten derselben eindringende Feuchtigkeit verdirbt
die Wolle. In diesem Falle ist es vorheilhafter, die Erndte
zu beeilen und die abgenommenen noch nicht geöffneten Kapseln
auf Hürden an der Sonne zu trocknen, wodurch man eine
beffere Wolle erhält, als wenn man sie länger an den Pflanzen
belaffen hätte. Auf diese Weise erlangt man die Baumwolle
zweiter Güte. Die von dritter Qualität geben die unreif ab
genommenen oder durch die Witterung beschädigten Kapseln,
deren Reife und Aufspringen durch die Sonnen- oder Ofen
wärme bewirkt wird. Das Verhältniß der Preise dieser
3 Qualitäten Baumwolle stellt sich wie 5 :3: 2.
Vermittelt einer sehr einfach zusammengesetzten Mühle
kann eine Frau in einem Tage 3–6 Rotoli Baumwolle von
den Saamenkörnern befreien. Zu dieser Arbeit muß aber die
Baumwolle recht trocken sein, und darf jene nicht über einen
Monat nach erfolgter Erndte verschoben werden, weil sonst das
aus den Saamenkörnern ausschwitzende Oel sehr leicht die
Wolle verderben kann. Mit dem Saamen sowie mit dem
Laube füttert man Ochsen, Esel und Pferde sowie auch Schafe.
Die dünnen Stengel dienen zur Feuerung und werden auch
zum Decken schlechter Hütten verwendet. -
Was den Ertrag der Baumwolle im Neapolitanischen be
trifft, so wird dieser von dem Herrn Professor Onorati in der
darüber von ihm in dem 4. Bande der Giornale enciclope
250

dico di Napoli vorhandenen Aufsätzen, im Mittel zu 14 Can


taji gereinigter Baumwolle, von einem Moggio Land bei Torre
della Nunziata angegeben, wenn solches zum gewäfferten Acker
lande gehört. Diese haben, die Cantajo zu 180 Ducaten ge
rechnet, überhaupt einen Werth von . . . . 270 Ducaten
Gehen hiervon die Kosten der Cultur, einschließ
lich 35 Ducaten Landpacht ab mit . . . . 72 – 10
so bleiben Gewinn T97 – 90
Nicht zu wäfferndes und bisher nicht cultiviertes Land aber
gibt keinen so hohen Ertrag, da man auf solchem im Mittel
nur 50 Rotoli Baumwolle erndtet, die einen Werth von
90 Ducaten
haben. Gehen hiervon die Pacht- und die Ro
dungskosten mit . . . . . . 25 Ducaten
und die Culturkosten mit . . . 12 „
überhaupt also . . . . . . . . . . . 37 „
ab, so verbleiben als Gewinn nur . . . . 53 „
Hierbei muß bemerkt werden, daß 6 Pfund Baumwolle,
wenn solche von dem darin befindlichen Saamen und andern
fremden Stoffen befreit worden, nur 1 Pfd. gereinigte Baum
wolle geben. Dieses ist jedoch nur bei der weißen Baumwolle
der Fall, wogegen aber von der gelben Gattung schon von
3 Pfund gepflückter Baumwolle 1 Pfund gereinigte gewon
nen wird.
Ein Signore Cantore Vito Riuglia giebt in einem an
dern Aufatze über den Anbau der Baumwolle in dem ersten
Bande des zuvorgedachten Werks, den Rohertrag davon auf
1 Moggio ungewäffeten Ackerlandes, nur auf 30 Rotoli, zu ei
nem Werthe von 10 Carlin pro Rotolo . . . 30 Ducati
Die abzuziehenden Kosten betragen mit Einschluß von
5 Ducati Landpacht. . . . . . 13 „
Verbleiben Gewinn 17 „
Die durchschnittliche jährliche Erndte in Baumwolle im
Königreiche Neapel ist von Onorati im Jahre 1810 an
gegeben: -
251

1. in der Provinz Neapel und einigen daran gränzenden


Orten . . . . . . . . . . . 12000 Centner
2. in der Provinz Calabria ultra . . . 5000 „
3. , , pCalabria citra . . . 3000 „
4. , , „ Basilicata . . . . . 12000 „
5. , , Terra di Bari . . . 12000 „
6. „ „ „ Terra d'Otranto . . . 16000 „
Ueberhaupt 60000 „

Wenn es gleich nicht nachheilig ist, die Baumwolle einige


Jahre auf demselben Ackerstücke hintereinander zu pflanzen, so
wird dieses doch mitunter übertrieben, und Onorati erwähnt ei
nes Falles zu della Nunziata, wo sie 14 Jahre hindurch auf
derselben Stelle gebaut worden ist.

Der 12. Juni.


Heute wurde eine Barke gemiethet und nach Ischia und
Procida gefahren. Die ganze Insel Ischia ist bergig und von
den Ausbrüchen des Epomeo mit Lava bedeckt, so daß der
Boden überall das Aussehen hat, als wäre er mit schwarzen
Schlacken überschüttet. Wo diese verwittert sind, entwickeln fie
eine große Fruchtbarkeit. Die cultivierten Grundstücke sind mit
Steinmauern umgeben und mit Weinstöcken oder mit Maul
beerbäumen bepflanzt, auch mit andern Obstbäumen. Die Wein
stöcke werden hier jedoch nicht an Bäumen in die Höhe gezo
gen, sondern mit dürren Pappelstangen gepfählt. Die Quan
tität des Weins, welche auf der Insel jährlich gewonnen wird,
soll fast allen Glauben überschreiten. Daß die Orangenbäume
hier auch ganz besonders gedeihen, dürfte wohl Niemand in
Abrede stellen. Ueberall treten aus den Lavaschlacken die Aga
ven hervor, welche ihre Blüthenstengel empor getrieben, deren
Seitenzweige aber noch nicht entfaltet hatten. Ebenso blühten
die indianischen Feigen und die Granatbäume. Die Berg
gipfel, welche sich über die Wein- und Obstgärten erheben,
find bewaldet.
252

Der 14. Juni. "


Am heutigen Nachmittage wurde eine Fahrt nach Portici
unternommen, wo auch der dortige Schloßgarten besucht ward,
dem es an Schatten-Parthieen auch im neuen englischen Ge
schmacke nicht fehlt. Er enthält sehr schöne Bäume, die Magno
lia grandiflora, die eben anfing die Blüthen aufzuschließen, der
Pyrus amelanchies hatte reife Früchte. Von Georginen fin
den sich in diesem Garten nur Arten mit einfachen Blumen
und in nicht sonderlichen Exemplaren. Ein Rasenfleck wurde
mit einer eigends gestalteten Sense abgemähet. Diese ist mit
einer sehr kurzen aber breiten Klinge versehen, und an dem
Sensenbaume befindet sich außer der kleinen Handhabe in der
Mitte, noch am Ende eine längere in entgegengesetzter Richtung
Durch beide wird die Klinge bei der Arbeit in eine pendel
artige Schwingung gesetzt und das Gras mit großer Leichtig
keit geschnitten. -

Der 15. und 16. Juni.


Es wird hier am paffendsten sein, ein allgemeines Bild
der climatischen und landwirthschaftlichen Verhältniffe der Um
gegend von Neapel einzuschalten. – -

Was zunächst die mittlere Temperatur und den Regenfall


betrifft, so betragen diese nach Schouw:
im Januar 896°Cent. und 3359 parier Zolle -
„, Februar 981 „ „ 1,813 „
„ März 11,93 „ „ 3,340 „
„ April 1521 „ „ 2008 „ „
pyMai 1981 py 1,157 //

//Juni 21,85 // // 1983 /

Juli 24,89 „ „ 0567 „ „


„ August 25.04 „ „ 0641 „ im
„ September 21,30 „ „ 2176 „ FA

„, October 1770 „ „ 5272 „ s

„ November 12,69 „ „ 3,770 „ //

„, December 1094 „ „ 3009 „


im Winter 990 „ „ 8181 „ f
253

im Frühjahr 1565°Cent. und 6505 parier Zolle


p Sommer 2395 3191 p

„ Herbst 1729 „ „ 11,218 „ „


im Jahre 16,72 „ „ 29095*) „ „
Die Wirkungen, welche diese Temperatur und Feuchtig
keitsverhältniffe auf die hiesige Vegetation hervorbringen, find
nach den Wahrnehmungen Tenores im Nachfolgenden angege
ben. Hiernach entwickeln die Blätter:
Der Hollunder in der ersten Hälfte des Januar, die Ulme
und der Haselnußstrauch in den ersten Tagen des Februar,
der Spillbaum und die Roßkastanie in den ersten Tagen des
März, die Birke, die Buche und die Linde gegen die Mitte
dieses Monats, der Wallnußbaum und die Eiche aber in den
ersten Tagen des April. Bäume aber, die aus dem Gebirge
in die Ebene gepflanzt werden, behalten ihre spätere Entwicke
lung bei. So pflegt Acer platanoides und der Acer Lobeli
in den ersten Tagen des Mai die Blätter vorzutreiben.
Es blühen dagegen im December: Leontodontaraxacum,
Narcissus unicolor, Senecio vulgaris und Bellis perennis.
In der ersten Hälfte des Januar: Cardamino hirsuta,
Daphne Laureola, Galanthus nivalis, Mercurialis annua, Thla
spo bursa pastoris.
In der zweiten Hälfte des Januar: Ranunculus Ficaria,
Fumaria officinalis, Fumaria capriolata, Calendula officinalis,
Vinca minor, Anchusa hybrida Ten., Lycopsis bullata, La
mium purpureum, Eradium cicutarium, Alsine media, Vero
nica Buxbaumi, Euphorbia peplus, E. helioscopia, Fussi
lago tartara, Bellis annua, Ixia minima, Allium Chamaemoly,
Narcissus praecox, Veronica hederaefolia.
In der ersten Hälfte des Februar: Wicia faba, Viola
odorata, Sinapis nigra, Cynoglossum pictum, Tussilago Pe
tasites, Pulmonaria officinalis, Draba verna, Rosmarinus of
ficinalis, Laurus nobilis, Amygdalus persica, A. communis,
Prunus cerasus, P. armeniaca"
*) Die nördliche Breite von Neapel beträgt 40° 9“ und die öst
liche Länge 119 9“ von Paris.
254

In der zweiten Hälfte des Februar: Crocus pusillus,


Primula aeaulis, Narcissus pazzetta, Anemone apennina,
Muscari botryoides, Fragaria vesca, Ranunculus phylonotis,
Ranunculus bulbosus, R. lanugonosus.
In der ersten Hälfte des März: Alnus cordifolia, Pyrus
malus, P. communis, Lamium flexuosum, Scrophularia pe
regrina, Linaria officinalis, Glecoma hederaeca, Chelidonium
majus, Symphytum tuberosum, Borago officinalis, Valantia
cruciata. -

In der zweiten Hälfte des März: Cyclamen hederaefo


lium, Euphorbia sylvatica, Veronica montana, Silene lusita
nica, Cerinthe aspera, Coronilla emerus, Viola canina, Arum
italicum, Vicia sativa, Sambucus nigra.
Im April: Iris germanica, Allium neapolitanicum, Sta
phylea pinnata, Acer Negundo, Ornithopus compressus, Re
seda nudata, Ranunculus muricatus, Papaver Rhoeas, Litho
spermum purpureo coeruleum, Sanicula europaea, Berberis
vulgaris, Robinia pseudo acacia, Erysimum officinale, Vale
riana rubra, Crataegus monogyna, Lychnis flos cuculi, Thy
mus vulgaris, Eronymus europaeus.
Im Mai: Catanea vesca, Vitis vinifera, die Cerealien,
Rubia tinctorium, Valeriana officinalis, Lavendula spica, Del
phinium peregrinum.
Was die Reife einiger Früchte anbelangt, so werden der
Waizen und die Gerste in der Terra di Lavoro und in Apu
lien bereits im Juni eingeerndtet; in den Abruzzen jedoch erst
im Juli. Kirschen speist man aber zu Neapel schon in den
ersten Tagen des Monat Mai. -

Das hiesige milde Klima läßt auch einen zeitigen Abfall


der Baumblätter nicht zu. Es behalten daher die Eschen, die
Linden, die Ahorne und die Pappeln die ihrigen bis zu Ende
des November. Der Apfelbaum, der Feigenbaum, die Ulme
und die Birke, sowie einige Eichenarten verlieren jedoch die
Blätter erst mit dem Schluffe des Jahres. Die Thränen
weide aber behält ihre Blätter bis die neuen hervorbrechen.
So mild das hiesige Klima auch ist, so kommen darin
-
255

doch noch nicht folgende der Tropenzone angehörigen Gewächse


in freier Luft fort, als: Musa paradisiaca, Acacia Lebbek,
Gossypium arboreum, Annona tripetala, Burgmansia arbo
reum und Ficus elastica, wogegen darin sehr gut ausdauern
die Camelien, die Metrosideros,Melaleuca, Eucaliptus, Bank
sia, der Kampferbaum, Acacia folcata und A. longifolia und
mehrere Pflanzen vom Vorgebirge der guten Hoffnung, aus
Japan und Neu-Holland. Welche Kraft aber die vulkanischen
Heerde dem Pflanzenwachsthume verleihen, davon geben die
dampfenden Felsspalten (Fumaiuoli) vonFrasso in Cacciotti auf
Ischia einen Beweis, indem Tenore in ihrer Nähe die Pteris
longifolia und den Cyperus polystachius, wovon die erstere in
Jamaica und Neu-Spanien, die letztere aber in Ostindien und
Arabien zu Hause gehört, gefunden hat; diese gedeihen daselbst
in einer durch die Ausströmung sich fast beständig gleich er
haltenden Lufttemperatur von 20Grad und einer Bodenwärme,
daß die Hand darin nicht ausdauern kann.
Der Boden um Neapel unterliegt den vulkanischen Kräf
ten. Diese find entweder noch activ, oder zum Theil auch be
reits ganz erloschen. Das erstere ist der Fall am Vesuv, wo
durch dem an dessem Abhange wachsenden Weine, dem Lacry
mae Christi, das Feuer mitgetheilt wird. Die Gegend am
Agnano, Bajae und die Insel Ischia zeugen von dem Dasein
noch zum Theil thätiger Vulkane. Sie geben sich durch ihre
die Vegetation ganz besonders befördernde Kraft zu erkennen.
Alle Baumfrüchte und Gemüse kommen hier, namentlich in der
Ebene bei Pozzuoli, um zwei Monate früher zur Zeitigung,
als anderwärts, und die Weinstöcke, welche an den mittäglichen
Abhängen des Solfatara gepflanzt sind, ertragen auf der
Fläche eines Moggio bis zu 13 Botta des stärksten Weins.
Der Erdboden ist aber auch so warm, daß, wenn er einige
Fuß tief aufgegraben wird, daraus ein heißer, öfters nicht zu
ertragender Dampf emporsteigt. Aber die Provinzen Neapel
und Terra di Lavoro enthalten denjenigen Landstrich, in wel
chem die erloschenen Vulkane einen Ackerboden von unerschöpf
licher Fruchtbarkeit geschaffen haben. Dieser Boden, welcher
256

den Tuff, auf welchen er lagert, in einer Dicke von 6 bis 10


Palmen bedeckt, besteht aus einem Gemenge von Kiesel- und
Alaunerde sowie von Eisenoxyd, Titanium und Kohlenstoff
Ueberrascht wird der Fremde von dem üppigen Pflanzenwuchs,
der in dieser Ebene den Boden bedeckt. Ueberaus starke
Bäume, die... ihre mächtigen Gipfel zum Himmel erheben,
werden miteinander durch Rebengewinde verbunden, während
in ihren Zwischenräumen rohrartiger Waizen, sowie unvergleich
licher Mais, Lein und Hanf erwachsen. Man erndtet vom
Waizen 20 bis 30 fältig“) und vom Mais 40 bis 50 fäl
tig, während der Moggio Land 5 Centner geschwungenen
Hanf erträgt. - -

Zur Gründüngung bedient man sich folgender Pflanzen,


als des Lathyrus sativus, Lupinus Thermis; Trifolium in
carnatum (Plato) der GaIega officinalis. (Denti di Cavallo)
Vicia sation, Vicia faba, Brassica rapa und Brassica napus.
Es darf wohl interessant erscheinen, über die landwirth
schaftlichen Verhältniffe in der eben gedachten Provinz Terra
di Lavoro sowie in einigen andern Provinzen des neapolitani
schen Königreichs hier noch Mehreres hinzuzufügen, wie ich
dieses aus mehreren in dem Giornale Enciclopedico di Napoli
enthaltenen Aufsätzen habe zusammenstellen können.

1. Provinz Terra di Lavoro.


Diese nördlich von Neapel nach dem Kirchenstaate zu sich
erstreckende Provinz, wird vom Garigliano durchströmet. Der
Thonboden prädominiert darin und besonders am linken Ufer
des eben genannten Fluffes. Die Temperatur des Thales
übertrifft die der Küste, so daß die Blüthenzeit und Erndte
um 15 bis 20 Tage früher eintreten. Die Monate Novem
ber und März haben den meisten Regen. Der Januar ist
meistens trocken und angenehm. Die niedrigen Gegenden find

*) Als mittlere Durchschnittserndte vom Waizen wird im ganzen


Neapolitanischen das sechste Korn angenommen,
257

sind den Nebeln unterworfen. Die Spitzen der höchsten Berge


aber werden im Winter mit Schnee bedeckt. Der Oelbaum
wächst auf den Küstenbergen sehr gut, aber schlecht am Fuße
der Apenninen. In den Ebenen gedeihen Korn und Hülsen
früchte, auf den Hügeln der Wein und Obst, in der Nähe der
bewohnten Orte die Gemüse und Gartengewächse, und auf den
Bergen die Buchen und Eichen. Die fruchtbarsten Striche
find bei Fandi, Minturna, Pignataro,St. Germano, Pontecorvo,
Sora und die von der Melsa durchfloffenen Thäler, Pontecorvo,
Aquino, Pignataro, St. Germano, Sora und Fandi find reich
an Getreide und Hülsenfrüchten, Mola di Gaeta, Itri und
Lenola reich an Oliven; Arce, Josla, Sora, Alvito, Atina,
Casal vieri, Cervaro an Wein, Obst und andern Erzeugniffen.
Das Ackerland wird in 2 Feldern bewirthschaftet, und
abwechselnd mit Futtergetreide, Mais und Hülsenfrüchten be
stellt; auch in 3 oder 4 Feldern, welche tragen 1, Waizen,
2, Futtergetreide oder Hülsenfrüchte, 3, Mais, 4, Grünfutter.
Reis wird in kleinen Strecken am linken Ufer des Gari
gliano und im Val di Sujo gebaut. Man arbeitet dazu im
August mit dem Pfluge oder mit der Hacke, legt das Land in
Beete, säet und läßt das Wasser darüber. Wenn die Pflan
zen vom Unkraute gereinigt werden müssen, wird das Waffer
abgelaffen, was wiederholt wird, wenn die Reife sich nähert.
Der geschnittene Reis wird durch Ochsen oder auch mit Fle
geln ausgedroschen. Ist er hieraufwohl ausgetrocknet, so wer
den in steinernen Mörsern mit hölzernen Schlägeln die Spel
zen abgestampft. Der hiesige Reis ist weißer als der zu Sa
lerno. – Der Mais verlangt einen feuchten und sonnigen
Boden und Regen. In der Rotation nimmt er das erste
Jahr ein. Um Weihnachten wird das Land dazu umgebro
chen, und nach 3 oder 4 Wochen queer gepflügt; dann wer
den noch 2Pflugarten gegeben und mit der letzten der Saame
untergebracht. Im sumpfigen Lande, in welchem der weiße
Mais am Besten gedeiht, freut man den Saamen auf die
Furchen. Erlaubt der Boden das Pflügen nicht, so wird er
vom December bis zum März mit dem Spaten umgegraben
7
258

und vor der Saat mit der Hacke in hohe Rücken gelegt. Wenn
die Pflanzen das dritte Blatt getrieben, werden sie behackt und
das Erdreich abgezogen. Bevor die Halme zu hoch werden,
behäuft man die Pflanzen mit dem Pfluge oder mit der Hacke.
Wenn die Aehren ausgebrochen, werden sie auf der Tenne ge
trocknet und dann ausgedroschen. –Das Mehl davon, sowohl
allein, als mit anderm vermischt, wird zum Brode verbraucht
Der Sorpho wird im März wie der Mais und auch auf
dürrem Boden bestellt, und sobald er etwas verwachsen ist, ge
hackt. Er reift im August, und wird dem Federvieh und den
Schweinen gegeben, zu Brod aber nicht gebraucht. – Fondi
Gaeta und Mola sind wegen ihrer Agrumen in besonderem
Rufe. Der Weinstock wird auf dem rechten Ufer des Gari
gliano niedrig gehalten, ohne Pfähle und eng gepflanzt, und
in diesem Falle heißen die damit besetzten Grundstücke Wein
berge. Auf dem linken Ufer dagegen wird er an weit von
einander gepflanzten Ulmen und Ahornen gezogen, und diese
Felder heißen dann ein Alberto, Baumgarten. Andere Frucht
bäume finden ihren Platz unter den Weinstöcken.
In Fondi trocknet man Birnen und in Coreno Feigen.
Was die Weinbereitung sowohl hier als überhaupt im
Neapolitanischen anbelangt, so wird dabeiim Allgemeinen schlecht
verfahren. Man keltert nämlich alle Gattungen von Trauben
untereinander, läßt den Most auch nicht mit den Trestern gäh
ren, und da jene bei der Lese, die im Oktober, stattfindet, in
Gefäße gepreßt werden, so erleiden sie, bevor sie auf die Kel
ter kommen, schon eine nachtheilige Zersetzung. Hiernächst läßt
man den gekelterten Most in offenen Gefäßen einige Tage ste
hen, und bringt ihn hierauf in Fäffer, worin dann in kühlen
und feuchten Kellern die Gährung erfolgt, welche aber weder
befördert, noch geregelt wird. Sobald nämlich das Brausen
des Mostes aufgehört hat, wird das Spundloch der Fässer mit
einem Stöpsel, der aus den dicksten Hanfengeln geschnitten
wird, geschlossen. In diesem Zustande läßt man den Most bis
zum ersten Mondsviertel im Januar liegen, wo man ihn dann
abzieht. Hierzu bedient man sich jedoch nicht des Hebers, son
259

dern man läßt den Wein in ein Handfaß laufen, und füllt
ihn aus diesem wieder in ein anderes Faß, wodurch er viel
von seinem Aroma und Alcohol verliert.
Diesem sorglosen Verfahren gegenüber wird jedoch von
einigen intelligenten Landwirthen ein besseres beobachtet. Diese
schneiden jede Gattung von Trauben besonders und laffen fie
vorher vollkommen reif werden. Alle nicht völlig reifgewor
denen oder durch Zufälle verdorbenen Trauben werden vor der
Lese besonders geschnitten. Diese darf aber überhaupt nicht
eher beginnen, als bis der Thau und Nebel abgetrocknet sind.
Auch darf täglich nicht mehr gelesen werden, als erforderlich
ist, die nöthig gewordenen Gährungsfäffer ganz zu füllen.
Diese Gefäße werden am besten von Kastanienholze angefer
tigt, und müssen vor dem Gebrauche mit warmem und kaltem
Waffer und hinterher mit Kalkwaffer gereinigt werden. Be
vor die gelesenen Trauben aus den Bütten in die Gährbottige
kommen, müffen sie in ersteren durch Männer stark gestampft
und dann abgebeert werden, welches letztere geschieht, indem
über die Bottige ein mit Messingdraht geflochtener Rahmen
gelegt wird, der die Beeren, aber nicht die Kerne durchläßt.
Die Gährbottige werden bis auf eine Palme vom Rande ab
gefüllt, aber nur bis auf # Palme, wenn man sich eines
Deckels bedient. Hierauf wird die ganze Maffe mit einer Most
krücke tüchtig umgerührt, damit alles in der Flüssigkeit wohl
zertheilt werde, wonächst man dann den Bottig mit einer dop
pelten wollenen Decke überdeckt. Ist dieser mit einem Deckel
versehen, so muß solcher nach 12 Stunden übergelegt werden,
und zwar dergestalt, daß er auf den heraufgestiegenen Beeren
schalen so ruht, daß diese unter der Flüssigkeit erhalten werden,
weshalb auch nach und nach der Deckel mit Gewichten beschwert
werden muß, um den gedachten Zustand fortwährend zu erhal
ten. Die übergehängten Laken dürfen aber niemals sich ein
tauchen. In diesen Bottigen geht nun die stürmische Gährung
vor sich. Die Beendigung derselben wird durch das Glemo
Oenometer, ein von Giov. Batista da St. Martino da Vi
cenza erfundenes Instrument bestimmt. Dieses giebt den
- 17.
260

Zuckergehalt im Moste an, und ist in 40 Grade geheilt. Es


muß 2 bis 3 Grade mindestens zeigen, bevor der Most abge
laffen werden darf. Geschieht dieses, dann läßt man den Most
durch ein mit einem Drahtfiebe versehenen Trichter in die Fäs
ser laufen. Der frei ablaufende Most ist der süßeste und beste,
der von dem auf die Presse zu bringenden Rückstande ist aber
nicht so süß, jedoch stärker gefärbt. Von jungen Weinstöcken
oder kleinen Weingärten mischt man beide Moste miteinander.
In diesen zweiten Fäffern unterliegt der Most nunmehr der
stillen Gährung. Es werden aber die reifen Trauben wohl
auch einer gelinden Pressung unterworfen, wodurch dem Mote
nichts Herbes von den Kämmen mitgeheilt wird. - Wäh
rend der stillen Gährung sind die Fäffer immer aufzufüllen,
was im ersten Monate täglich, im zweiten alle 4 Tage und
ferner alle 8 Tage geschehen muß, bis der Wein sich geklärt
hat, und dann in andere Fäffer abgezogen werden kann. –
Als vortheilhafteste Zeit zum Beschneiden der Weinstöcke
wird der Monat Oktober, gleich nach Beendigung der Wein
lese, betrachtet.
Die Landwirthschaft in der zur Terra di Lavoro gehöri
gen Feldmark Seffa verdient hier noch einer besondern Er
wähnung. Diese grenzt westlich an den Garigliano und ent
hält eine Ackerfläche von 70 bis 80 Quadratmiglien. Sie
theilt sich in die Ebene, das Hügel- und das Bergland. In
der ersteren ist der Boden thonig und wird mit Getreide be
baut und zur Weide benutzt. Das zweite enthält Sandboden,
der zum Theil kalkig, zum Theil tuffartig ist, und mit Wein
und Olivenbäumen bepflanzt ist. Das dritte hat etwas schlech
tern Boden als das zweite und liegt wüste, ist aber zum Theil
mit Kastanienbäumen bewachsen. Der beste Boden ist am Ga
rigliano. Das Clima ist gemäßigt und den Nebeln wenig un
terworfen. Alle Befizthümer, groß oder klein, werden in zwei
Abtheilungen bewirthschaftet, wovon die eine mit Waizen und
Futtergetreide, die andere aber zur Hälfte mit Gemüse und
Mais, Lupinen und Klee bestellt, zur andern Hälfte aber ge
braacht wird. Die erste Hälfte wird auch mit einem Gemenge
261

von Rüben (Brassica rapa), Lupinen und Sorpho besäet, wel


ches den ganzen Februar durch dem Viehe zur Weide dient,
worauf es alsdann umgehackt und umgegraben wird. Wenn
das Jahr verfloffen ist, so wird diejenige Hälfte, welche mit
Waizen und mitFuttergetreide bestellt war, mit Gemüse,Mais
und mit Klee bebaut, und die andere, die mit Mais c. besäet
gewesen ist, mit Waizen oder mit Futtergetreide bestellt. Der
braachgelegene Theil trägt am meisten, da er 5 Pflugarten und
Dünger erhält und gehordet wird. Die andere Hälfte kann
nur 2 bis 3 Pflugarten erhalten und keinen andern als grü
nen Dünger. Die Saat wird oben aufgesät und eingeeggt.
Den aufgegangenen Waizen lockert man im Januar mit dem
Pfluge, behackt ihn im März, und jätet ihn im Mai. Auf
eben diese Weise wird die Gerste und der Hafer behandelt.
Bohnen werden im Oktober gesäet, die Reihen zwischen den
Pflanzen, wenn sie aufgegangen, gepflügt und ferner nichts
weiter dabei gethan. Man baut hauptsächlich die kleine Pfer
debohne; die große wird blos in den Gärten gesäet und grün
gegessen. Die Vitsbohnen werden nur unter dem Mais ge
bauet; Linsen und Kichern säet man im Frühjahre.
Der braach gebliebene Theil des Feldes wird für den
Mais bestimmt, und entweder grün gedüngt oder mit Fut
terkräutern vorher bestellt. Man säet auch Lein in diesem
Felde. Das Getreide wird durch Ochsen oder Stuten aus
getreten. -

Die Nahrung der Arbeiter besteht in Suppen aus Gar


ten- und wilden Kräutern und in Maisbrod, aber auch in Brod
von Waizen. Wein giebt es nur in der Erndte und in die
ser Periode ist der Lohn 2 bis 3 Karolinen, oder höchstens
5 Karolinen, -

Was Düngen ist, weiß man eigentlich garnicht und ebenso


das Mergeln. Außer dem grünen Dünger benutzt man den
Viehmist und das Hordenlager. Der erstere wird aber schlecht
behandelt, da man ihn in freier Luft läßt. Die menschlichen
Ercremente werden am theuersten bezahlt. Die Gärten ent
halten gute Gemüse und Baumfrüchte.
262

Das Oel würde noch beffer sein, wenn man die Oliven
sämmtlich im December pflückte, und nicht ihr Abfallen abwar
tete, und die,welche nicht abfallen, mit Stangen von den Bäumen
abschlüge, auch bei der Bereitung reinlicher verführe.
Der Weinstock wird an Bäumen gezogen. Man beschnei
det die Stöcke im Januar und bricht fiel aus im Juni. Das
Pflügen und Hacken geschieht mehr des unter dem Stocke ge
säeten Getreide und gepflanzten Gemüses, als der Reben we
gen. Die schwarzen Trauben geben den besten Wein und die
Lese tritt zu Ende des September ein. Die Weinbereitung
wird nachlässig betrieben. Ein Theil der Pianure an der Küste
und der sumpfige Theil, sowie die Abhänge des Monte Mafico
und da Cascano bis zum Meere find bewaldet, und darin Ei
chen, Quercus racemosa und Robus, mit deren Eicheln die
Schweine gemästet werden, vorherrschend.
Alle Waldflächen unterliegen der Hütung mit den Kühen.
Von Kastanien ist einiges Schlagholz vorhanden, das alle 24
Jahre abgeholzt wird. Reisfelder sind nur wenige vorhanden,
und diese können bewäffert werden.
Das Rindvieh ist von weißer Farbe, die Ochsen werden
zum Zuge gebraucht, im Stalle gehalten und mit Stroh und
Heu gefüttert. Die Kühe bleiben fortwährend Tag und Nacht
im Walde, und ebenso die Büffel. Pferde giebt es nur we
nige, aber viele Esel. Die Schweine sind nackt und gehen im
Felde, bis sie gemästet werden sollen, was mit Eicheln, Kasta
nien und Mais geschieht.
Die Schafe sind gut gebaut, und ihre Wolle würde vor
züglich sein, wenn man sie im Winter im Stalle hielte und
nicht horden ließe. Gute und fruchtbare Ziegen, welche ge
wöhnlich 2 Lämmer bringen, hat die Gegend.
Seidenwürmer werden gar nicht gezogen.
Bienen werden in Stöcken von Stein oder in hohlen Bäu
men gehalten. Der Honig würde vorzüglich sein, wenn die
Stöcke ausgeschnitten würden, und man die Bienen, um den
selben zu haben, nicht tödtete.
2. Um Aquila in der Provinz Abbruzzo ulteriore
263

fäet man den Winterwaizen im November und December, und


zwar auf 1 Opera Land=34340 Quadratpalmen 1 Tumolo.
Er kömmt ins Braachland auf guten Boden am Fuße der
Gebirge. Da, wo Mais gebauet wird, folgt er diesem und
mit demselben fortwährend ohne Braache abwechselnd.
Roggen wird im Gebirge nach einer Jahresbraache im
August gesäet und in demselben Monate nach Jahresfrist
geerndtet.
Gerste kommt vom December bis in den Februar in die
Erde und wird im Juni geschnitten.
Linsen werden im December und Januar gesäet und im
Juli geerndtet. -

Vitsbohnen werden im Mai, Juni und Juli gesäet und


im Oktober geerndtet, während des Sommers aber 6 bis 10
Mal gewäffert. Ceci Cicer arietinum, Kichern, säet man vom
December bis Ende Februar und erndtet fiel im Juni.
Platterbsen, Cicerchie, Lathyrus sativus, werden im Ge
birge im April gesäet und zeitigen im August.
Gartenbohnen werden im December bis zum Februar ge
säet, im April behackt und im Juni geerndtet. Auf eine Opera
kommt # Tumolo Saamen.
Erven (Orobus) werden vom December bis zum Februar
für das Vieh gesäet mit # Tumolo per Opera.
Mais steckt man im April, behackt und behäuft ihn im
Mai und erndtet ihn im Oktober.
Der Quarantino wird im April oder im Juni nach been
digter Gesterndte gesäet und im Juli und im September ge
Erndtet.
Den Hanf baut man in mehreren Thälern in gedüngtes
und zu wässerndes Ackerland. Er wird nach 2 bis 3 Pflug
arten im Mai gesäet, und zwar 4 Tumoli auf eine Opera.
Der Saamen wird mit einer Egge, oder beffer mit einer gro
ßen, von Ochsen gezogenen Harke untergebracht und das Land
dann durch Furchen in kleine Beete zum Wäffern zugerichtet,
was, wenn kein Regenwetter eintritt, alle 8 Tage geschehen
muß. Gegen Ende Juni find die Pflanzen 7 Palmen hoch
264

und dann wird derFimmel gezogen und 15 bis 20Tage spä


ter der Hanf mit dem reifen Saamen mit einem starken Knit
tel ausgeschlagen wird.
Den Lein säet man mit # Tumolo per Opera im Sep
tember und erndtet ihn zu Ende Mai.
Die Hirse säet man zum Futter im April oder im Mai
mit 1 Tumolo per Opera und schneidet sie im Juliund August.
Im August gesäet reift sie im September oder Oktober.
Zum Futter wird auch Incarnat-Klee im Februar, März
und April, im letzteren Monate auch Fieno greco (Frigonella
num graecum) gesäet. -

In den Gärten werden viele Pomi dori, Solanum Ly


copersicum, gebaut. Um von diesen einen aufzubewahrenden
Extract zu bereiten, wird wie folgt verfahren: Man nimmt
recht reife Früchte, schneidet sie in Hälften, thut diese lagen
weise in ein Gefäß und überstreut sie mit Salz. Nach 24
Stunden wird das gesammelte Waffer abgegoffen und die
Früchte mit einem Spatel durch ein Haarfieb gedrückt, so daß
der Muß durchgeht, welchen man einige Tage an der Sonne
trocknen läßt.
Im Thale von Aquila werden jährlich an 10000 Pfund
Safran angebaut. Er verlangt keinen sumpfigen und keinen
kalkigen Boden. Im Winter wird das Land hierzu kniehoch
rigolt, im August düngt man es mit Schaf- oder Ziegenmist,
und giebt dann demselben mit dem Pfluge eine feine Zuberei
tung. Hierauf werden die Zwiebeln eine knappe Spanne tief
gepflanzt, so daß eine die andere berührt, und auf Breiten,
welche 5 bis 6 Reihen faffen können. Nach 18 bis 20 Ta
gen werden diese Beete geeggt.
Die Zwiebeln können 2 Jahre auf derselben Stelle stehen
bleiben, sie müssen aber im August des zweiten Jahres leicht
behackt werden.
Jeden Morgen im October vor Sonnenaufgang werden
die Stigmate gesammelt.
Eine Opera Land kann 9 Pfund Safran ertragen.
265

3. Um Lecce in der Terra d'Otranto säet man


Gerste und Hafer im Oktober, erstere in der Stoppel nach
vorhergegangenen zweien Pflugarten; den Hafer im mittlern
Boden nach einer Pflugart, auch wohl in ungebrochener
Stoppel.
In dieser Gegend bedient man sich auch mehrerer, sonst
nicht gewöhnlicher Gewächse als Nahrungsmittel, wie z. B.
der Wurzeln von Arum maculatum, Cyclamen Europaeum,
der Aristolochia und mehrer Orchideen, sowie von Bunium
bulbo castanum, Spiraea filipeudula, Apargia tuberosa, von
der Apargia hispida sowohl der Wurzeln als der Blätter,
ferner die Wurzeln einiger Ornithogali, auch von Hyacinthus
comosus und botryoides sowie von Ranunculus bulbosus
Ja sogar die Blätter von Papaver Rhoeas werden mit Essig
genoffen.
Mandelbäume zieht man viele und wird aus den Früchten
Oel geschlagen. Aus 1 Tomolo Mandeln in der Schale
erhält man 6 bis 7 Pfund Oel.
Auch aus den Früchten der Pistacia Lentiscus, dem
Mastirbaume, wird viel Oel gewonnen, das zum Brennen und
zur Bereitung von Seife gebraucht wird.
4. In der Grafschaft Molise findet sich theils ein
kreidiger Sand- theils ein dergleichen Thonboden vor. Die
Bestellung des Korns geschieht hier nur sehr oberflächlich.
Selten werden die Felder zweimal geackert und dann geschieht
es im Mai und Juni zum ersten Male, und im September
zum zweiten Male. Von unvermögenden Wirthen wird jedoch
nur einmal geackert.
Um die Mitte des Octobers fängt man mit der Saat
an und diese währt bis Mitte December. In hohen und
kalten Gegenden der Provinz beginnt die Saat aber schon im
September und hat daselbst die letzte Pflugart im Juli und
August statt. Der ausgestreute Saamen wird untergepflügt
und die Klößer nachher durch Leute mit einer Hacke zerschlagen
und Alles geebnet. Im April wird die Saat gehackt uud
266

gejätet. Auf einen Maggio säet man 1 Tomolo Saamen


aller Kornarten.
Bohnen werden im November und im März gesäet,
Erbsen, Kichern, Vitsbohnen, Platterbsen und Linsen werden
im März in ein einmal umgehacktes Land gesäet und zu Ende
Aprils gehackt.
Der Lein wird um die Mitte des Octobers in wohl ge
düngtes Land gesäet, im April gehackt und im Juni gezogen.
Man läßt ihn 20 Tage in der Röte.
Den Hanf bestellt man im März und reinigt ihn zu
Ende Mai.
Die Luzerne kann jeden Monat gemähet werden.
In der Capitanata dagegen wird eine sorgfältigere Be
stellung der Ackerfrüchte getrieben. -

Man säet die Cerealien in Land, das 2, 3, 4, 5 auch


6 mal gepflügt wird. Zum Wintergetreide geschieht es das
fünfte mal im September, mit dem sechsten Male wird die Saat
untergebracht, und dabei das Land in kleine Beete von 4
Schritten Breite gelegt. Den Saamen läßt man 6 Stunden
in Kalkwaffer weichen. Die Wintersaaten werden zweimal
behackt, einmal im Januar und Februar und das zweite Mal
im April und Mai. Die Gerste wird im März gesäet und
im April und Mai gehackt. Zu den Cerealien wird gedüngt,
entweder, daß man einige Jahre bracht oder mit Rindviehmist
düngt, oder daß man das Land mit dem Jungviehe hordet.
Die Erndte des Getraides erfolgt in der Ebene, um die Mitte
des Juni und dauert bis zur Mitte Juli.
Zu den Hülsenfrüchten wird ebenfalls mit Rindviehmist
gedüngt, einmal im Januar gepflügt und das zweite Mal zur
Saat im Februar und März. Die Erndte erfolgt im Juni.
Die Früchte werden ausgerauft,in Garben gebunden,und wenn sie
trocken sind, durch Frauen mit Knitteln ausgedroschen. Von
den Cucurbitaceen werden die Melonen, Angurien, Gurken und
Kirbisse gebauet. Man pflügt dazu und düngt mit dem Miste
des Zugviehes, welcher dann ziemlich tief mit dem Hacken
267

untergebracht wird. Im April setzt man die aus dem Saamen


gezogenen Pflanzen 2 Ellen von einander, und hackt sie im
Mai, wenn die Saamenblätter abgefallen find. Im Juni
wiederholt man dieses und bedeckt dabei die Pflanzen mit Erde
so daß nur die Seitentriebe frei bleiben, deren Spitzen man
abschneidet. Im Sommer, wenn es nicht regnet, müffen fie
täglich gewäffert werden, vorzüglich die Waffermelonen.
Der Ricinus, Wunderbaum, verlangt einen tiefen und der
Sonne ansgesetzten Boden. Man düngt dazu mit dem Dünger
der Zugchiere und mit Rindviehmist im November, und gräbt
den Erdboden im December mit dem Spaden 1 Elle (Braccio)
tief um. Im Anfang des März wird er gepflügt und zu
Ende desselben oder zu Anfang des Aprils wird gesäet, oder
der Samen vielmehr in Entfernungen von 2 Braccie gesteckt.“
Zu Anfang des Mai, und wenn die Pflanzen - Braccia hoch
sind, wird das Erdreich behackt und die Pflanzen behäuft.
Zweimal müffen die Pflanzen, wenn es nicht regnet, im Som
mer gewäffert werden. Die Erndte beginnt im August und
endigt im November. Die im letzten Monate geerndteten
Samen find schlechter, und müffen um sie zu enthüllen, im
Ofen getrocknet werden. Die nackten Schnecken sind den
Pflanzen nachtheilig. Ein Moggio Land giebt 1 Cantaji
Samen. Ein Rotolo guter Samen giebt 7 Unzen Hülsen,
10 Unzen reines Oel, 3 Unzen Oel, welche an den Geräth
schaften hängen bleiben, und 14 Unzen Oelkuchen.
Es ist noch besonders bemerkenswerth, daß die Zuckerfa
brikation aus der Runkelrübe auch die Aufmerksamkeit der
Neapolitaner auf sich gezogen hat. Es existiert nämlich nicht
weit von Neapel zu Sarno in der Provinz Principato citeriore
eine sehr bedeutende Fabrik davon, wenigstens ist eine solche
nach einem Aufsatze des Directors derselben Herrn Francesconi
in den Annales de l'agriculture française. Année 1839
daselbst im Gange gewesen. Ob dieselbe gegenwärtig noch
besteht, darüber ermangeln mir die Nachrichten, und die man
nigfachen sonstigen Gegenstände, mit denen meine Zeit bei dem
268

kurzen Aufenthalte in Neapel in Anspruch genommen wurde,


haben es mich übersehen lassen, eine nähere Erkundigung des
halb anzustellen.
Nach dem zuvor erwähnten Aufsatze aber können die
Rüben, welche in der Umgegend des Vesuvs wachsen, zur
Zuckerfabrikation nicht gebraucht werden, da sie einen bedeuten
den Antheil von Salpeter ausscheiden. Uebrigens zieht man
dort zur Zuckerfabrikation die weiße Runkelrübe vor, welche
die Benennung der schlesischen Rübe führt. Der Monat
Januar bis zu Ende des Maimonats wird als die vortheil
hafteste Jahres-Periode zur Fabrikation angesehen, da in
dieser die Wurzeln eine weit reichere Ausbeute an Zucker ge
währen, als in den Monaten Oktober, November und Decem
ber, und es ist durchaus von keinem Nachtheile, wenn man
daher die Rüben bis zum Januar im Felde stehen läßt.
Der 17. Juni.
Heute verließ ich in einer größern Gesellschaft Neapel
und nahm meinen Weg nach Rom. Man durchzieht auf der
Straße nach Capua die Terra di Lavoro, eine fruchtbare und
sehr gut angebaute Gegend. Der Ackerboden ist ein tiefer,
reicher, milder Waizenboden von schwarzer Farbe, mit Waizen,
Mais und Hanf bestellt, welche unter Pappeln aufwachsen, an
denen die Rebe sich in die Höhe windet. Langer Flachs wurde
eingefahren. Der Hafer ist reif und die Sülla kann gemähet
werden. Wenn man sich Capua nähert, treten bedeutende
Wiesenflächen hervor, auf welchen geheuet wurde. Von Capua
machte ich einen Abstecher nach Caserta durch eine ebenfalls
sehr fruchtbare Ebene.
Der Schloßgarten ist außer den Ziergewächsen aller Art,
die er enthält, auch mit sehr schönen Schatten gebenden immer
grünen Eichen und Olivenbäumen bepflanzt. Derselbe hat auch
wegen der schönen Rosen, besonders aber seiner großen Cama
lien wegen einen besondern Ruf
Nach Capua zurückgekehrt, verfolgte ich die Straße weiter
269

nach Rom. Bis nach Spinara bleibt die bisherige Ackercultur


sich gleich, doch fangen Weinstöcke und Bäume an, auf den
Feldern seltener zu werden. Letztere sind freier und es treten
viele mit Sülla bewachsene Aecker hervor. Ebenso zeigen sich
große Flächen mit Mais bestellt, worunter öfters Kürbisse ge
pflanzt sind. Hier und da sieht man auch noch einen india
nichen Feigenstamm am Wege. DerHollunder hatte noch nicht
abgeblüht. Die Aecker sind häufig mit Erdwällen umgeben, in
welchen viele Maulbeerbäume stehen, unter denen sich Valeriana
officinalis. Als Ackerbewahrungen kommen auch Schlietzäune
HD". - -

Geschloffene Dörfer sieht man hier ebensowenig, wie


überhaupt in ganz Italien. Die Gehöfte liegen einzeln und
recht große Meierhöfe erblickt man nicht. Bei St. Agatha
fängt der Boden an etwas leichter zu werden; es zeigen sich
Aecker mit Lupinen und die Felder sind größtentheils baumfrei.
Wenn man den Garigliano auf einer Kettenbrücke überschritten
hat, tritt man bald in eine hübsche Allee von Sumach und
Trompetenbäumen. Am Wege zeigen sich auch wieder Agaven
und in den Gärten viele blühende Granaten- und Myrten
Bäume. Die Weinstöcke werden wieder häufiger, man zieht
sie aber nicht an Bäumen, sondern an Pfählen, welche häufig
aus dem Arundo Donax bestehen. Viele Waizen und Mais
felder. Der bisherige, größtentheils rohbraune Lehmboden
wechselt jetzt mit einem Lehme von grauer Farbe ab. Unter
dem Getreide stehen auf mehreren Feldern Feigenbäume, und
zur rechten Seite des Weges sind die steinigen Anhöhen mit
Olivenbäumen besetzt. --

Nach Sonnenuntergang erreichte ich auf einem anmuthigen


Wege Mola di Gaeta, woselbst ich mich in den Garten des
Gasthofes an den vielen herumschwärmenden, prächtigen Johan
miswürmchen ergötzte.
Nachdem ich in der Nacht durch Fondi und Jiri gekom
men war, erreichte ich
270

am 18. Juni
mit Tagesanbruch Terracina. Dieser Ort muß als eine
Grenze der südlichen Vegetation Italiens angesehen werden;
denn hier trifft man auf die letzten Agaven und indianischen
Feigen im freien Lande. Von hier nähert man sich immer
mehr und mehr wieder einer nördlichen Natur. –
Ich trat nun nach eingenommenem Frühstücke die Fahrt
durch die so berüchtigten pontinischen Sümpfe an. Diese find
in keiner Hinsicht so gefährlich, noch so widerlich, als sie ge
wöhnlich von der Mehrzahl der Reisenden geschildert werden.
Auf einer sehr guten Kunststraße legt man in kurzen Stationen
und mit schnellen Postpferden denganzen Wegin kaum 5Stunden
zurück. Zu beiden Seiten der mit Maulbeer- und andern Bäu
men besetzten Straße, befindet sich ein breiter Kanal, in wel
chem das Waffer klar und gut fließend ist. Durch diesen und
mehrere darin sich mündende Gräben sind diese früheren
Sümpfe so entwässert worden, daß sie nunmehr bis auf einen
geringen Theil einer gewissen Cultur unterliegen. Die höchsten
Stellen sind so weit gebracht, daß sie alsAckerland benutzt und
mit Waizen bestellt werden können. Von den für den Getrei
debau zu niedrigen Stellen, sind die besten zu guten Wiesen
umgeschaffen, während die schlechtesten und näffesten als Vieh
weiden benutzt werden. Auf diesen sieht man Heerden von
schwarzem Büffel-Rindviehe, sowie von weißen Landochen, und
außerdem Pferde und viele schwarze nackte Schweine. Die
Hirten des Rindviehs find hier ebenfalls wie in Süditalien
mit Piken und auch mit Gewehren bewaffnet. Mit den weißen
Ochsen, welche lange Hörner hatten, waren mehrere Pflüge auf
dem Felde bespannt. Am Wege wechselten Maulbeerbäume
mit Rüstern und Eichen immer noch ab. Auf dem Acker
standen mitunter auch gute Pferdebohnen, und auf den Wiesen
schnitt man Gras mit der Sichel. Diese sind größtentheils
vom Gestrüpp gereinigt und mit dichtem Grase bewachsen,
271

Das auf nassen Stellen vorkommende Rohr ist das bei uns
gewöhnliche Wiesenrohr. Das Heu setzt man hier in große
prismatische Haufen, es wird jedoch vor dem Einsetzen in eben
solche Stricke gedreht, wie es früher bei Paestum erwähnt
worden ist. Bei Bocca di fiume wird der Boden trockner und
besser, man sieht Erbsen und schönen Mais. Die einzelnen
Grundstücke find öfters mit Schlietzäunen bewahrt. Hier und
da kommen auch einzelne kleine Weingärten vor. Bei Treponti
fängt der Boden an wieder näffer zu werden, und wird daher
hauptsächlich zur Weide für die Schweine benutzt. Auf den
höhern Stellen bemerkt man jedoch Eichen.
Jenseit Cisterna nimmt die bisherige Ebene eine hügelige
Gestalt an, und der Ackerboden geht in einen rohbraunen
sandigen Lehm über, da er bisher auf den guten Stellen der
Sümpfe in einem schwarzen, etwas sandigen Lehme bestand, in
den naffen Niederungen eine mehr meerige Beschaffenheit hatte.
Man sieht hier mittelmäßige Lupinen, Lein, und war beschäftigt
Land zur Aufnahme neuer Saaten umzupflügen. Auch kommen
kleine mit Weinstöcken bestellte Flächen vor. Die Reben werden
jedoch hier auch nicht an Bäumen gezogen, sondern an Pfählen
von Arundo Donax. Man sieht auch Obst- und Olivengärten
Die Häuser in den Sümpfen sind aus Stroh und Lehm er
bauet und auch mit ersterem gedeckt. Hier beiCisterna endigen
die pontinischen Sümpfe und man steigt wieder die Höhe hinan
Dadurch, daß dem Wasser überall, in so weit es möglich ist,
Abfluß gegeben worden, ist der sonst ungesunden Beschaffenheit
der Gegend wohl größtentheils abgeholfen. Einzelne Stellen
liegen allerdings noch so, daß das Seewasser in ihnen stagniert
wie z. B. bei Terracina dicht am Meeresufer. Von den an
geblich vielen bleichen Gestalten, denen man in diesenSümpfen
begegnen soll, bin ich eben nicht viel gewahr geworden, wohl
aber sind mir manche recht blühende und kräftige entgegenge
kommen. Auch hat das Schlafen, während der Fahrt durch
diese Gegend, bei keinem meiner Reisegesellschafter eine nach
heilige Wirkung herbeigeführt. –
272

Bei Albano finden sich wieder Olivengärten mit zwischen


den Bäumen gesäetem Roggen, der noch nicht reif war.
Die Bohnen wurden eingeerndtet. Mit Sonnenuntergang
fuhr ich in die Weltstadt, in welcher ich bis zum 5. Juli ver
blieb. Wenn aber in dieser ganzen Zeit die Gegenstände der
Kunst meine Aufmerksamkeit ganzbesonders in Anspruch nahmen,
so konnte ich demjenigen, was die Natur hier darbietet, mich
nur selten widmen, und mußte mich mit dem begnügen, was
der Zufall davon gerade herbeiführte.
Betrachtet man die hiesigen Vegetationsverhältniffe im
Allgemeinen, so ist der Unterschied, welcher sich darin gegen die
in Süditalien bemerklich macht, schon ziemlich auffallend. Die
Agrumen erscheinen hier bereits als Gartenbäume, die eine
vorzügliche Sorgfalt erfordern, um noch im Freien zu gedeihen.
Nur in sehr geschützten und sonnigen Lagen findet man sie
noch in geringer Anzahl infreier Erde als Hochstämme gepflanzt,
mehrentheils aber an hohen Mauern und Spalieren, wo sie
recht gut fortkommen, wenngleich die Früchte davon denen im
Neapolitanischen nicht mehr gleich zu stellen sind. Die besten
Bäume davon stehen wohl im Garten des Quirinals. Die
Mehrzahl derselben ist aber bereits in Kübeln gepflanzt, um sie
bei eintretender rauher Witterung in den Schutz der Mauern
und Hecken zu bringen. Das hiesige Clima ist dennoch aber
für die erotischen Gewächse so günstig, daß in sehr geeigneten
Lagen noch einzelne Dattelpalmen und Agaven angetroffen
werden, welche letztere ich sogar mit emporgetriebenen Blüthen
stengeln gesehen habe. Von der Palme steht ein Exemplar
bei der Kirche St. Maria agnella. In dem Garten der
Villa Borghese stehen auch sehr schöne Bäume der Catalpa
syringaefolia, sowie der Acacia Farnesiana. Beide, welche die
Größe unserer Kirschbäume haben, fanden in der Blüthe, vor
nämlich hatte der erstere darin bereits seine volle Pracht erreicht,
der letztere war aber schon mit sehr langen zierlich ausgebil
deten Schoten behangen. Von der Catalpa findet man auch
Stämme in den Pflanzungen der auf dem der Villa Borghese
273

angrenzenden Monte Pincio angelegten Spaziergänge. Der


Park dieser mehrgenannten Villa ist auch reich an alten Pinien,
deren schöner Wuchs und malerische Gruppierung den Künstlern
häufig zum Vorbilde dienen. Aber auch in den Luftgebüschen
der Villa Pamphili befinden sich sehr wohl gewachsene alte
Pinien.
Auf den Mauern der Bäder des Caracalla proßt der
Kapernstrauch, der sich gegenwärtig in der Blüthe befand.
Zu den merkwürdigen Bäumen Roms muß auch die in
dem Garten des Klosters St. Onophrio stehende Eiche des
Taffo gezählt werden.
Zur nähern Vergleichung des Climas im römischen
Staate mit dem im Königreiche beider Sicilien, will ich hier
die mittlere Temperatur und Feuchtigkeitsverhältniffe zu Rom
und Bologna aus dem Schomoschen Werke anführen. -

18
W
Rom Bologna
-
-
Regenfall
Zahl
der||
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8,9|..
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Januar
0,791
0,51
3,196
11,8
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|Länge
8,37
1,178
2,073
9,0
Februar ,..
7,0
109,1
2,35
|Höhe
8,5
1,307
9,63
153“
10,63
12,0
März
2,478 ,
,.,
44°,5
Bologna
Breite
von|
7,9
1,282
10,5
14,05
2,147
14,91
April
|Länge
99,0
8,2
1,330
13,57
2,215
9,3
18,19
Mai
-
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..
--
|Höhe
2,652
3,4
22,36
7,2
21,15
1,573
272
Juni- ,,--
--
1,201
26,19
3,9
0,685
23,36
6,0
Juli -.-
1,538
4,3|-..
24,43
August
23,63
6,7
0,943
2,076
20,23
20,33
1,998
September 6,7
7,4 ..
2,649
14,89
12,7
4,370
11,1
16,96
October
-
1,581
8,3
3,351
7,09
11,61
12,5
November .
1,666
3,472
4,07
9,1..
8,61
13,4
December
3,635
8,01
25,0
2,31
34,2
3,741
im.
Winter
14,29
6,840
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Frühjahr
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31,8
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24,36
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Sommer ,,.
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Herbst,,-.| -
F
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Jahr
im
19,301
13,84
114,0
29,006
15,64
96,3
275

Die den Kirchenstaat durchziehenden Apenninen bringen


darin eine auffallende Verschiedenheit in dem Clima der ein
zelnen Landschaften hervor, welche sich am besten aus der Zeit
der Reife des Getreides erkennen läßt. So reift der Waizen
um Rom um die Mitte des Juni, bei Terni zu Ende des
Juni oder zn Anfange des Juli, bei Camerino zu Ende Juli,
in der Mark von Ankona um die Mitte des Juli, und um
Ferrara zu Ende des Juni
Am 1. Juli besuchte ich den hiesigen botanischen Garten,
wo ich nur den Untergärtner antraf, der seltsam genug zu
diesem Posten aus seinem frühern Matrosenstande sich heran
gebildet hatte. Wenn ich mich nicht irre, so hat er in der
französischen Marine gedient und war bei irgend einem Ge
fechte in englische Gefangenschaft gerathen, während welcher er
sich auf die Gärtnereigelegt hatte. Er ist mit den botanischen
Benennungen und mit der Wartung der Gewächse ziemlich ge
anau vertraut, so daß man über vieles eine genügende Auskunft
erhalten kann, wenn er gleich genöthigt ist, die nur mit Num
mern auf Bleiplättchen bezeichneten Gewächse, erst im Garten
register aufzusuchen, mir auch einen Celtis australis für einen
Platanus aufschwatzen wollte. Die Gewächse im Garten sind
nach dem Linéeschen Systeme geordnet. Von dem im Freien
wachsenden muß ich besonders hervorheben: Erythrina crista
galli, Casuarina stricta und Ayenia magna.
Im Gewächshause fanden einige gute Pisangstämme und
ein Caladium multiflorum. Von dem gegenwärtigen Pro
fessor der Botanik werden hier in einem eigens dazu einge
richteten Saale, alljährlich vom April bis in die Mitte des
Juni, Vorlesungen gehalten. Die Wände darin find mit einer
großen Anzahl gemalter Pflanzentafeln behangen. Man hatte
eben die reifen Halme der verschiedenen nnd zahlreichen Wai
zenarten, welche im hiesigen Garten gezogen werden, eingebracht.
Bevor ich den Garten verließ, machte ich noch die flüchtige
Bekanntschaft des erst kürzlich seinem verstorbenen Vorgänger
gefolgten Obergärtners.
Wenn von der Regierung für die Unterhaltung und
18% –
276

reichere Ausstattung dieses sonst ziemlich geräumigen Gartens


mehr geschähe, so würde ihm ein höherer Ruf als er besitzt,
gewiß nicht fehlen. - -

Da meine Zeit es nicht gestattete viel in die nächsten


Umgebungen von Rom zu kommen, so ist mir auch von der
Landcultur darin nichts bedeutendes bekannt geworden.
Eine besonders sorgfältige Bestellung habe ich jedoch
nirgends wahrgenommen. Auf dem Wege von hier nach Tivoli
kömmt man aus dem Thore herausfahrend zunächst durch eine
bedeutende Anzahl von Gärten, die mit Steinmauern eingefaßt
sind. Wenn man diese verläßt, tritt man in die Ackerfelder
ein, welche keine besondere Fruchtbarkeit verrathen, und auf
denen nur sehr wenige Bäume stehen. Alle Früchte sah ich
darauf, Waizen, Mais und Lupinen, der erstere, sowie die
Gerste war am 2. Julius in der Umgegend Roms größten
theils eingeerndtet. Die Stoppeln des Getreides werden ge
wöhnlich zur Düngung des Bodens abgebrannt. Die Bears
beitung geschieht mit Ochsen, mit welchen auch das ländliche
Fuhrwerk besorgt wird. Die Producte und sonstigen Lasten
werden auf zweirädrige Karren geladen, auf denen der Fuhr
mann mit einigen dünnen Stangen und einem Stücke grober
Leinwand einen leichten Wetter- und Sonnenschutz sich ver
schafft, dem er jeder Zeit nach den Umständen ohne großen
Zeitverlust eine angemessene Stellung geben kann. Dieser
Schirm dient ihm auch dazu, seine Futtergeräthschaften und
sonstigen kleinen Effecten, sowie eine überflüßigen Kleidungs
stücke an den Seiten anzuhängen. Wenn man weiter gegen
Tivoli vordringt, verliert sich das Ackerland und macht großen
Wiesenflächen Platz, denen ein weitläufiges Hütungsrevier
folgt. Die letztern find zwar mit gutem Grafe bewachsen,
jedoch nicht überall rein von Gestrüpp. Heu wird in der
Umgegend von Rom, namentlich auf den Wiesen an der Tiber,
viel gewonnen. Man bezahlt eine Karrenladung von 24 Cent
nern jetzt mit 10 Scudi. Zur Aufbewahrung des Heues
befinden sich in den Vorstädten große Magazine und werden
277

dazu auch namentlich die Räume in den antiken Thermen


benutzt.
An Gemüsen und Obst ist kein Mangel, wie man täglich
auf dem Markte Navona bemerken kann. Unter den erstern
bemerkt man eine Art kleiner Kürbisse, welche im unreifen
Zustande fingerlang und von Daumendicke, in dünner Fleisch
brühe gesotten, genoffen werden, aber einen faden Geschmack
besitzen, und unter der Benennung Cucuzzoli bekannt sind.
Birnen, rothe Pflaumen, Pfirsiche und Aprikosen wurden
überall feil geboten, sowie auch schon ziemlich reife Feigen.
Aber auch der Bewohner Roms wartet ihre völlige Reife
nicht ab. Die Beeren der Weintrauben hatten jetzt bereits
die Größe von Erbsen erlangt. Geröstete Kürbiskerne wurden
zum Verkauf herumgetragen.

- Der 5. Juli. -

Heute Morgen um 9 Uhr nahm mich die Diligence nach


Florenz auf, welche ihren Weg dorthin über Siena verfolgt.
Man eilt zunächst dem Orte La Storta zu. Die Gegend ist
hier sehr hügelig und besteht in Weideland, das aber nur
dünn mit Bäumen besetzt ist, unter welchen Maulbeer- und
Olivenbäume vorkommen. Die mit dem besten Grafe bewach
jenen Flächen werden als Wiesen benutzt. Das Heu ist hier
um einen mäßigen Preis zu bekommen, da man eine Karren
ladung von 3000 Pfunden, sowie die 2 Ochsen fortschaffen,
für 6 bis 7 Scudi erhalten kann. Die Felder sind häufig
mit Erdwallen bewährt, welche mit allerhand Strauchwerk
bewachsen sind, worunter man Brombeersträucher bemerkt.
Auch stehen darin Feigenbäume und wilde Weinstöcke. Der
Boden besteht aus einem sandigen Lehme. Nach Vaccano zu
nehmen die Hügel eine mehr bergige Gestalt von angenehmer
Form an. Der Ackerboden zeigt mitunter einen starken Sand
gehalt. Hin und wieder treten Aecker hervor, auf denen der
Waizen und die Gerste bereits geerndtet waren, wogegen blü
hende Lupinen noch im Felde standen. Die Besenpfrieme,
welche in voller Blüthe war, bedeckt hier die Hütungen, welche
278

auch stark mit Farrnkraut, dem felix mos bewachsen sind,


Nach Monte roffo zu, hinter welchem Orte fich ein mittelmäßi
ger, isoliert stehender, und mit Bäumen gut bewachsener Berg
erhebt, bleibt sich der bisherige Character der Gegend ganz
gleich, und eben so die bisherige Cultur des Bodens, wenngleich
dieser anfängt sich zu beffern, und in einen rothbraunen Lehm
überzugehen. Man bearbeitet ihn hier mit einem Pfluge, der
einem Hacken nicht unähnlich fieht, da er mit einer vollen
Schaar, aber mit 2 Streichbrettern versehen ist. Die Arbeit
damit geschieht aber sehr leicht, was dem strengen und kalkigen
Boden jedoch keinesweges zusagen dürfte. Hier herum so wie
überall stehen nur einzelne Gehöfte, die im Ganzen auch nur
sparsam vorkommen, mitunter aber von einem bedeutendeu
Umfange zu sein scheinen. Die Schweine, welche man auf
den Hütungen sieht, sind von mittlerer Größe, schwärzlicher
Farbe, sehr dünn behaart und haben Baumelohren. Im
Ganzen sind sie den wilden Schweinen nicht unähnlich. Nach
Nabiglione zu bleibt der Charakter der Gegend sich zwar wie
der im Ganzen gleich, d. h. sie bleibt noch immer hügelig,
öffnet sich aber nach allen Seiten immer mehr, so daß der
Gesichtskreis überall hin erweitert wird. Die Cultur verändert
sich ebenfalls nicht, doch kommen mitunter große Flächen vor,
die eingeschont und mit jungen Eichen bewachsen sind, auch
fangen die Olivenbäume an sich zu vermehren. Auf den
Hütungen weiden weiße und braune Ochsen, sowie auch Pferde.
Man kömmt Schwefelgruben vorbei, mit deren Ausbeute man
beschäftigt ist, und die sich durch ihren Geruch schon in weiter
Ferne bemerkbar machen. Nach Impofa zu und so weiter
nach Viterbo wird die Gegend immer bergiger. Eine hübsche
Wafferfläche, der See von Vico erscheint nicht fern von der
Straße. Fast überall nur Hütungen mit Gestrüpp von Besen
pfriemen und Farrnkraut bedeckt. Hin und wieder kommen
einzelne Ackerstücke vor, auf welchen bei Viterbo noch grüner
Roggen und Hafer stand. In der Nacht berührte ich den
wegen seines Weins berühmten Ort Monte Fiascone, und war
mit Anbruch des Tages
279

am 6. Juli
in Aquapendente. Hinter diesem Orte beginnt eine bessere
Cultur des Bodens bemerkbar zu werden. Man sieht schon
mehr Flächen mit Getreide bebaut als bisher, und das Pflü
gen des Bodens geschieht sorgfältiger und tiefer. Auch find
die Ackerfelder häufig mit Weinstöcken, sowie mit Maulbeer
bäumen durchsetzt. Der Mais wurde behackt und es kommen
Hanffelder vor. Die Schafe lagen in den Horden.
Man überschreitet den Bagnio, einen Gebirgsstrom, der zu
Zeiten verwüstend wird. Der Ackerboden besteht von Aqua
pendente ab in einem kiesigen oder vielmehr steinigen Lehme,
weiter hin wird dieser Lehm mehr kiesig und sehr bindend.
Bei Ponte Centini standen am Wege Eselsgurken, Mo
mordica Elaterum, Lolium perenne, Cychorium Jutibus,
letztere beide wild. In den Feldern aber auch Hanfund der
Waizen wurde eingeerndtet. Gegen Radicofano treten ausge
dehnte steinige Flächen hervor, aus denen große Felsblöcke
hervorragen, die fast nur Weide darbieten, da sehr wenige
Ackerstücke darin vorhanden sind, auf denen der Hafer schlecht
stand. Nach Radicofano zu bleibt man fortwährend in star
kem Steigen und so bleibt die Gegend nach Monte roffo zu
ebenfalls sehr bergig. Sowohl die Farbe des Bodens als die
Vertiefungen darin erinnern an frühere, jetzt aber ausgebrannte
Vulkane. Rechts am Wege sieht man einige Ackercultur, jedoch
nur dürftig stehendes Getreide, im Hintergrunde find die Berge
mit süßen Kastanien, weiter hinauf aber mit starken Buchen
bewachsen. Unter den letztern sollen Stämme von acht Palmen
im Durchmesser vorkommen. Der Character der Gegend
bleibt sich nach Poderina hin gleich, der Boden ist wenig cul
tiviert, dagegen mit vielem Gestrüpp bewachsen. Hier und da
kömmt eine Olivenpflanzung vor. Melilotus officinalis blühte;
bei Torreniero sah ich Mais, der zum Futter gesäet war.
Die Gegend geht nunmehr in eine bessere Cultur über. Die
Straßen sind mit Pappeln bepflanzt und an den Seiten treten
Weingärten hervor. Der Boden besteht hier aus einem stren
280

gen Lehme und scheint etwas an Näffe zu leiden. Bei Bono


Convento, wo die Berge von beiden Seiten schon sehr zurück
treten, bildet sich eine Ebene, worin dieser Boden schon der
sorgfältigern toskanischen Cultur unterworfen ist. Die Besitzun
gen und einzelne Felder, sind durch Erdwälle bewährt, auf
welchen Brombeersträucher und Bocksdorn gepflanzt sind. Auch
stehen in diesen Hecken Maulbeerbäume. Die Aecker gewinnen
ein fruchtbares Ansehen und find größtentheils mit Ulmen be
pflanzt, an denen der Weinstock sich windet. Der dazwischen
aufgewachsene Waizen war reif und wurde geschnitten. Die
hier herumliegenden Besitzungen gehören zum größtentheile
reichen Einwohnern von Siena. Ich hatte Gelegenheit mit
einigen solcher Besitzer in der Diligence zusammen zu treffen,
von denen ich über die hiesigen landwirthschaftlichen Verhält
niffe Manches erfuhr. Die Güter werden mehrentheils mit
den Pächtern um die Hälfte bewirthschaftet. Obgleich der
hiesige dunklere Boden hohe Erträge giebt, so find doch die
Abgaben, welche von den Landeigenthümern an den Staat und
an die Commune entrichtet werden, sehr bedeutend, und erreichen
öfters die Höhe von 25 Prozent. Die Pappeln am Wege
wechseln hier und da mit starken Wallnußbäumen ab. Um
6 Uhr Abends wurde Sina erreicht und

am 7. Juli
Morgens um 5 Uhr erblickte ich auf einem bergigem Wege
das anmuthige Florenz von der Morgensonne beleuchtet. Die
Anhöhen find überall mit Bäumen besetzt, die höchsten Höhen
mit Waldbäumen, die untersten Abhänge dagegen mit Oliven
und andern Fruchtbäumen. -

Am Nachmittage wurde der am Palaste Pitti belegene


Garten Boboli besehen. In diesem befinden sich sehr schöne
Schattengebende Alleen. Unter den darin vorhandenen Bäumen
find vorzügliche Tulpenbäume, sowie Platanen und ausgezeich
nete Cypreffen. In einer besondern Einhegung stehen mehrere
Agrumen in thönernen Kübeln. An geschützten Stellen find
auch noch einige Chamaerops in zierlich gezogenen Stämmen,
281

sowie Agaven, Granatenbäume und Oleander in freier Erde.


Aber auch schon zeigen sich hier wieder starke Bäume von
Aerantus Hyppocastanum. Dieser Garten ist jedoch nicht
täglich, sondern nur am Sonntage und Donnerstage in je
der Woche dem Publikum geöffnet und erfreut sich dann
eines starken Besuchs.

Der 8. Juli.
Am heutigen Nachmittage wurde nach dem Großherzog
lichen Luftschloffe, der Poggia imperiale, gefahren. Der Weg
dahin führt durch eine schöne schattige Allee von Platanen,
Sumach und andern Bäumen. Der Garten selbst gewährt
aber fast keinen Schatten, da er ganz eigentlich nur zur Auf
nahme von Agrumen bestimmt ist, die jedoch nicht in freier
Erde sondern in Kübeln gepflanzt sind. Von hier nahm ich
meinen Weg nach einem andern großherzoglichen Lustschloffe,
dem Bello *synardo, bei welchem ebenfalls ein Garten mit
schönen Bäumen sich befindet. Unter diesen fällt besonders
eine vor dem Gebäude stehende Acacia Julibrissia auf, die in
voller Blüthe stand. -

Diesen Garten verlaffend, wandte ich mich nach der soge


nannten Cascina, einem nicht fern von der Stadt belegenen
Lustwäldchen, worin sich eine großherzogliche Meierei befindet,
auf welcher schwarze Kühe gehalten werden, die ich auf den
schönen Wiesen zwischen diesem Wäldchen und der Stadt
weiden sah.

Der 9. Juli.
In dem Museo fisico, das nicht weit von dem Palaste
Pitti belegen ist, befinden sich außer den Gegenständen aus
allen Zweigen der Naturkunde auch sehr vorzügliche Pflanzen
sammlungen, die in mehreren Zimmern aufbewahrt werden.
In dem erstern sind in sauberen Kästchen die Sagmenkapseln,
sowie die Saamen selbst von einer sehr bedeutenden Anzahl
von Gewächsen vorhanden, und sind diese nach dem Linnéeschen
Systeme geordnet. In einem besondern Zimmer sieht man
282

Nachformungen in Wachs, welche die Spiralgefäße, so wie das


Zellgewebe und die Befruchtungswerkzeuge von mehreren
Pflanzen in einer sehr starken Vergrößerung darstellen. Diese
Präparate sind mit einer großen Sorgfalt und in ganz be
sonderer Schönheit ausgeführt. Zu den am vorzüglichsten"
gelungenen Stücken muß man die Befruchtung des Kürbis und
der Asmunda regalis zählen. Ein anderes Zimmer enthält
ebenfalls Nachbildungen in Wachs von einer großen Anzahl
von Pflanzen in ihrer natürlichen Größe und Stellung, sowie
in dem ihnen eigenen Farbenschmucke. Diese Sammlung be
schränkt sich nicht nur auf die phanerogamischen Gewächse, fon
dern auch auf die Cryptogamen, unter welchen letztern die
Pilze sich ganz besonders hervorstellen. Von den erstern zeich
nen sich vorzugsweise aus: Passiflora quadrangularis, Cactus
Heptagonum, Nelumbium speciosum, Nymphaea alba (Cas
talia alba) Nymphaea lutea, und die Eugenia malaccensis,
der Pimentbaum von Malacca. Von dem letzkern find die
Früchte in dem Garten des Grafen Ridolfi im Jahre 1841
zur Reife gebracht worden.
Unter den übrigen hier aufbewahrten naturhistorischen
Gegenständen find noch besonders die geognostischen Suiten,
nach den Ländern geordnet, wo sie vorgefunden werden, so wie
die Verwandlungen der Seidenraupe hervorzuheben. Letztere sind
ebenfalls in Wachs und zwar in einer kolossalen Vergrößerung
nachgebildet. Am Nachmittage begab ich mich nach dem botani
schen Garten,der zugleich der Erziehung der landwirthschaftlichen
Culturgewächse gewidmet ist. Er führt die Benennung des
Orto botanico agrario detto dei Semplici und gehört der
Accademia dei Georgofili. Früher wurde derselbe zu land
wirthschaftlichen Versuchen benutzt, die sich aber jetzt nur auf
die Anzucht landwirthschaftlicher Culturpflanzen beschränken.
In dem Herrn Barone, dem Vorsteher des Gartens fand ich
einen unterrichteten Mann, der mich mit einer freundlichen
Gefälligkeit herumführte und meine Fragen beantwortete.
Dieser Garten, der einen nicht unbedeutenden Umfang hat,
enthält eine große Anzahl Bäume und Gewächse, die darin,
283

nach dem Linnéeschen Systeme geordnet sind. Von den erstern


war Magnolia grandiflora im Aufblühen und Bignonia gran
diflora stand in ihrer vollen Blüthenpracht. -

Phönix daclylifera ist hier in einem günstigen Stande


auch noch in freier Erde vorhanden. Der Pfefferbaum, Schi
nus molle, aber kömmt hier zwar auch noch im Freien fort,
jedoch nur am Spaliere und tritt nur als ein schwacher Baum
auf, der im Winter zu Zeiten wohl eine Bedeckung erhalten
mag. Von der Korkeiche sind auch Eremplare im Garten
vorhanden, sie wird aber nach der Versicherung des Herrn
Barone in den Maremmen stark angebaut.
Nach dem vom Herrn Barone mir mitgetheilten Pflan
zenverzeichniße befinden sich unter den darin aufgeführten
landwirthschaftlichen Gewächsen allein 204 verschiedene Rab
sorten, die nicht nur dem italienischen Boden angehören, sondern
auch aus Frankreich, Spanien und Ungarn hierher verpflanzt
find. -

Der 11. Julius.


Am heutigen Morgen besuchte ich den am Gebäude des
Museo fisico belegenen botanischen Garten. In diesem tritt
man auf die Plattform eines obern Stocks des Gebäudes,
woselbst mehrere Bäume in Kübeln gepflanzt aufgestellt find;
es befinden sich aber auch andere, wie Magnolia grandiflora in
freier Erde gepflanzt dort vor. Die Namen der Pflanzen
find nach dem Linnéeschen Systeme auf den Etiquetten einge
schrieben. Diese selbst find aus Papier geschnitten und mit
einer Compreffe in eine kleine Flasche gesteckt, deren Hals
durch einen Korkstöpselverschloffen wird, in welchem eine dünne
- eiserne Stange eingelaffen ist, die sich außerhalb der Flasche
in einer Krümmung herabbiegt und unten in eine Spitze
endigt, die neben der Pflanze in die Erde gestoßen wird.
Die Schrift wird auf diese, wenngleich ein wenig umständliche
Weise sehr wohl erhalten. /

Als vorzugsweise zu bemerkende Pflanzen muß ich die


nachfolgenden anführen, nämlich: Solanum pyraeantha, Sym
284

phoria rucemosa; Metrosyderos corifolia, Malpighia conifera;


Begonia dychotoma; Astrapoea Wallichi,Crinum giganteum:
Hydranzoa quercifolia; Agave lurida (Aiton). Letzteres ist
ein sonderbares Gewächs, dessen verblühte Blüthenstengel aus
ihrer Spitze neue Pflanzen hervortreiben. Ferner find zu
nennen: Globba natans, Miniota leucocephala. Von der
Zwergpalme befanden sich Eremplare im Freien. Die in den
Kübeln gepflanzten Gewächse werden im Winter ins Sonnen
haus gebracht. Die Camelien, welche hier auch im Freien
fortkommen, erwachsen noch zu kleinen Bäumen und waren
jetzt in der Blüthe. -

An der Tafel fand ich eine herzförmige schwarze Kirche


von der Größe der bekannten Kirschäpfel mit einem derben,
jedoch nicht besonders wohlschmeckenden Fleische. Sie eignen
sich besonders zu Compots und mögen auch gebacken mit
Vortheil zu verbrauchen sein. An anderm Obste werden auch
schon eine Art kleiner grüner Birnen, blaue und weiße Feigen,
sowie Melonen feilgeboten, jedoch leider in einem unvollkommen
reifen Zustande. – -

Es ist hier wohl der Ort noch einige Nachrichten über


die toskanische Landwirthschaft einzuschalten, insoweit mir solche
aus Schriften, besonders den Atti della J. e. R. Accademia
economico agraria dei Georgofili di Firenza bekannt gewor
den sind. Der Boden ist im Ganzen von guter Beschaffenheit
sowohl in der Ebene als auf den Höhen. Alle Hügel auf
der Seite von Florenz nach Bologna, sowie auch auf der
mittäglichen Seite bestehen in einem vorzüglichen Mergelboden,
der mit vielem Eisenoxyd vermischt ist, und daher entweder
eine dunkelrothe oder gelbliche Farbe besitzt. Der bedeutende
Antheil von Humus, mit dem er versehen ist, macht ihn für
jede Fruchtart ganz besonders geeignet.
Was defen Cultur als Ackerland betrifft, so wird er z.
B. im Vicariate Barga im Pianischen in zwei Feldern be
wirthschaftet. Das erste Feld wird im ersten Jahre mit Mais
bestellt, dem nach der Aberndtung, zu Ende des Octobers,
Waizen folgt. Ist dieser zu Ende des Juni im zweiten Jahre
285

geschnitten, so wird das Land mit Sessantino bestellt. Ist


dieser eingeerndtet, so wird die Stoppel umgebrochen und zu
Anfang des Novembers für das dritte Jahr mit Waizen
besäet. -

Das zweite Feld wird im ersten Jahre ebenfalls mit


Mais bestellt, welchem im Herbste ebenfalls Waizen folgt.
Sobald dieser im zweiten Jahre abgeerndtet ist, wird die
Stoppel umgebrochen und mit Hirse oder Sessantino bestellt,
und damit zu gleicher Zeit Rüben zum Winterfutter eingesäet.
Kurz vor dem zweiten Behacken säet man Espareette (Lupi
nella) die zum Frühjahrsfutter dient.
Etwas Land außer dem dem Fruchtwechsel unterliegenden
Feldern wird zu einem stehenden Hanffelde zurückbehalten, dieses
aber zu jeder Saat gedüngt.
Die besten Anhöhen sind mit Weinstöcken und Oliven
bäumen besetzt, die geringern aber mit Kastanienpflanzungen.
Der Ertrag des Weinbaues soll früher höher gewesen
sein, als in neuern Zeiten. Wenn sonst nämlich 1000 Wein
stöcke 30 Barili (1194 preußische Quart) Wein gegeben
hätten, so lehren die Erfahrungen, daß jetzt nicht so viel ge
wonnen werde. Den Grund hiervon will man darin fin
den, daß:
1) zu große Strecken mit Weinstöcken bepflanzt werden,
und also auf diese nicht so viel Sorgfalt verwendet
werden könne als auf eine geringere Fläche.
2) die Stöcke unten zu stark weggeschnitten werden, um sie
schnell genug an die Bäume herauf zu ziehen,
3) zu wenig auf die Veredelung der Stöcke gehalten werde,
4) das Land zu tief umgegraben werde, wodurch die Wur
zeln der Stöcke sehr starke Verletzungen erleiden, und
5) die Düngung der Stöcke zu kärglich erfolge.
Man läßt sich jedoch immer mehr und mehr die Ver
befferung des Weinbaues angelegen sein, und behandelt daher
nicht nur die Weinberge sorgfältiger, sondern verwendet auch
mehr Aufmerksamkeit auf die Bereitung der Weine.
Nur da, wo die Pappel nicht gedeiht, wird der Weinstock
286

am Pfahl gezogen. Ob bei der letztern Methode oder bei der


ersteren größerer Vortheil sei, darüber waren früher die Mei
nungen geheilt. Man erkannte zwar an, daß der von an
Bäumen gezogenen Stöcken gekelterte Wein schlechter sei, be
hauptete aber, daß dieser Nachtheil durch die größere Quantität
und andere Vortheile um so mehr aufgewogen würde, als
man auch durch die Kunst von den an Bäumen gezogenen
Reben einen guten Wein bereiten könne. Zur Entscheidung
dieser Frage hat ein gewisser Sabatino Baldaffare Guarducci
durch mehrere Versuche mit Rücksicht auf Boden, Clima und
Lage beizutragen versucht, und find die Resultate derselben
in einer besondern Schrift, welche den Preis der Ackerbauge
sellschaft in Florenz erhalten hat, aufgezeichnet.
Er hat zwanzig Versuche mit Reben an Pappeln und
eben so viele mit Reben an Pfählen angestellt, und diese in
dem dreijährigen Zeitramme der Jahre 1820 bis 1822 durch
geführt. Es war in jedem einzelnen Falle 1 Stioro Land
von denen 100Stiori 139 florentinischen Siori gleichen, mit
Reben bepflanzt, und diese geben folgende Resultate:
In einem ebenen Boden von bindendem kalten Thone er
trugen 24 Weinstöcke an Pappeln:
im Jahre 1820 17 Fiaschi
„ „ 1821 20 „
„ „ 1822 184 „
56 „
und im Durchschnitte 18 T„
In demselben Erdreiche gaben 37 Stöcke an Pfählen:
im Jahre 1820 13 Fiaschi
py 1821 16
„ 1822 14" „
44 „
und im Durchschnitt 14 „
In einem sandigen Kalkboden gab der Stioro Stöcke an
Pfählen:
287

im Jahre 1820 20 Fiaschi


„ „ 1821 18# „
„, “ „ 1822 16# „
55 „
und im Durchschnitte 18“ „
- In demselben Boden und Lage gab 1 Stioro Wein an
den Pappeln: -

im Jahre 1820 23 „
// 1821 22
„ „ 1822 20 „
66# „
und im Durchschnitte 22# „
Auf einem Hügel an der Mittagsseite im kalkigen Kies
boden am Pfahle: --

im Jahre 1820 16 Fiaschi


„ „ 1821 17 „
„ „ 1822 14 p

47-
n
und im Durchschnitte 15-
In demselben an der Pappel:
im Jahre 1820 20 Fiaschi
„ „ 1821 18
„ „ 1822 174 „
56 „
und im Durchschnitt 18#T,
Auf einem Hügel an der Abendseite und Kalkboden, und
mittelmäßig kaltem Klima, an der Pappel:
im Jahre 1820 18 Fiaschi
„ „ 1821 19 y

-/ / 1822 17 P

- 55 py

und im Durchschnitte 18- „


Auf demselben am Pfahle:
im Jahre 1820 15 Fiaschi
„ „ 1821 16
288

„ „ 1822 12 „
- 44 „
und im Durchschnitte 14% „ ---

Auf einem Hügel nach Mitternacht in bindendem kalten


Thonboden im Durchschnitt 18: 3 Fiaschi an der Pappel,
und am Pfahle 3 Fiaschi.
Aus allem geht hervor, daß der Weinstock an der Pap
pel beffer gedeihet, und auch, daß die Culturkosten geringer
sind. Der Ertrag ist höher, weil die Reben an den Bäumen
lebhafter treiben, und da sie dem Ausschneiden nicht so unter
liegen, dauern fiel länger. Sie find an den Bäumen mehr der
Luft ausgesetzt, leiden daher nicht von den Nebeln, die zur
Blüthe häufig find, und gegen den Hagel sind sie auch mehr
geschützt als an Pfählen. --

Der Baumwein ist besser und erreicht höhere Preise als


der Pfahlwein. Die Trauben reifen besser am Baume als am
Pfahle, an welchem sie bei großer Hitze leicht verdorren.
Nach einem andern Aufatze des Signore Vicenzo Pie
razzi hat der Baumwein ebenfalls den Vorzug vor dem Pfahl
wein. Dieser stellt folgenden Vergleich auf:
Ein Weinland sei in 2 Theile geheilt, der eine habe 300
Stöcke an Pfählen, der andere 200 Stöcke an Bäumen. Der
letztere wird mit Futter bebauet. Treiben die Stöcke an Pfäh
len ein jeder 4 Reben, so können von diesen 2000 Trauben
erfolgen. Die 200 Stöcke an 100 Pappeln gezogen, werden
20 Reben für jeden geben.
Daß den Toskaner-Weinen bei einer sorgfältigeren Be
reitung, als der gewöhnlichen, eine größere Haltbarkeit gegeben
werden kann, hat der Dr. Pietro Betti erwiesen, welcher acht
verschiedene Arten Weine, von denen fünf nach seiner verbeffer
ten Methode bereitet waren, nach Boston in Amerika an den
dortigen Dr. Gherardi geschickt und von diesem wieder zurück
gesandt erhalten hat. Diese Weine hatten sich nichtnur vortreff
lich erhalten, sondern sich auch noch durch die Reise verbeffert,
was auch bei der Oeffnung der einen Gattung in Boston schon
befunden worden war. Die Weine, welche nach der beffern
289

Methode des Dr.Betti bereitet waren, hatten vor den übrigen


den Vorzug. Uebrigens geschah die Vergleichung mit Flaschen
von demselben Weine, die man bei der Absendung jener zu
rückbehalten hatte.
In den Obstgärten zu Florenz zieht man auch den Me
spilus Japonica, und pflanzt ihn sowohl durch den Saamen
als durch Pfropfen, sowie durch Ablegen fort. Er reift seine
angenehmen Früchte zu Florenz im Juni
Noch muß ich hier der Ackerbauschule zu Mileto geden
ken, deren Besuch durch eine nothwendig gewordene Abände
rung meines Reiseplans mir vereitelt wurde.
Die von dem Marquis Ridolfi auf seinem, im Val d'Elsa
zwischen San Miniato und Montagone belegenen Gute Mileto
errichtete Ackerbauschule, soll nach ihrer Bestimmung weder eine
eigentliche Muster- noch Versuchs-Wirthschaft sein, da in der
selben das in ganz Toscana bestehende Colonisations- und Erb
zinssystem verfolgt werden soll. Dem Zielpunkte einer Ver
suchswirthschaft würden daher die Intereffen der Landbesitzer
entgegenstreben, so wie dem einer Musterwirthschaft der Um
stand, daß es unausführbar sein würde, fich Arbeitsfamilien zu
beschaffen, die so ausgezeichnet geschickt und verständig wären,
als es erforderlich sein würde, um jeden einzelnen Ackerfleck
nach seiner Beschaffenheit aufs höchstmögliche zu benutzen. Eine
Musterwirthschaft würde auch etwas ganz Vollendetes ein
müffen, wodurch aber den Lehrlingen die Gelegenheit benom
men werden würde, die Mittel kennen zu lernen, durch welche
nach und nach etwas Besseres erlangt werden könnte.
Wenn demohnerachtet Versuche, die eine verbesserte Cul
turmethode bezwecken, keineswegs ausgeschloffen werden, so
ist die Ackerbauschule zu Mileto doch ganz eigentlich dazu be
stimmt, für große Güterverwaltungen vorzüglich geeignete Be
amte zu erziehen, sowie geschickte landwirthschaftliche Arbeiter.
Erstere werden darin durch die Studien aller Hülfswissenschaf
ten für die praktische Landwirthschaft vorbereitet, und erlernen
diese während einer mehrjährigen Uebung mit allen dazu er
- 1
290

forderlichen Kunstfertigkeiten, einschließlich der Anfertigung von


Ackerwerkzeugen. -

Die zu dem Landgute gehörige Fläche ist theils eben,


theils hügelig, und der Boden derselben besteht sowohl in einem
grauen Thone, als in einem sandigen Kalkstein. -

Der ganze Umfang des Areals beträgt 15271 Stior,


und davon war im Jahre 1830:
an cultiviertem Acker . . . . . . . 4386 Stiori
„, mit Olivenbäumen bepflanzten Hügeln 1359 „
„, mit schlagbarem Holze . . . . . 2395 „
„ noch nicht bepflanztem Lande . . . 3841 „
„ Weideland . . . . . . . . . 3132 „
„ Obstbaumpflanzungen in der Ebene . 104 „
„ mit Nadelholz bepflanzten Anhöhen . 54 „
überhaupt 15271 Stiori
An Vieh wurde folgendes gehalten:
- 40 Zugochsen
156 anderes Rindvieh
33 andere Lastthiere
14 Schweine
312 Schafe.
Dieses sämmtliche Vieh, mit Ausnahme der Zugochsen,
von denen ein jeder Colone ein Paar an sich hat, ist auf 20
einzelne Wirthschaftshöfe verheilt und in diesen in guten Stä
len untergebracht. Von Futterkräutern wurde hier besonders
die Lupino selvatico (Hedysarum coronarium) angebaut, wo
durch der in der Gegend gewonnene Honig einen vorzüglichen
Wohlgeschmack erlangt. Alle Getreidearten gedeihen hier gut,
wenngleich ihre Reife um 14 Tage später eintritt, als im Ar
nohale. Man erndtet das Achtfache. Mais, Moorhirse und
die gewöhnlichen Hirtenarte werden auch stark gebaut, weni
ger Kartoffeln, welche durch die Dürre leiden, wogegen Kohl
rüben beffer gerathen.
Man befolgt eine Vierfelderwirthschaft und bestellt:
1. Mais oder Bohnen,
2. Waizen,
291

3. Waizen oder Roggen,


4. Wicken oder Hafer.
An andern Producten wurde nach einem zehnjährigen
Durchschnitte geerndtet:
an Wein 2008 Barili
„, Oel 58 „
Der Weinstock wird größtentheils an Pappelstämmen ge
zogen, und treibt daran sehr üppig. Aber auch Flächen mit
an niedrigen Pfählen gezogenen Weinstöcken find vorhanden.
Die Forstnutzungen sind ebenfalls nicht unbedeutend.
Maulbeerbäume sind viele gepflanzt, und auf einem an
dern Gute des Marquis Ridolfi zu Ribbiani ist eine bedeu
tende Seidenzucht.
Nach einer kürzlich in den Annales de l'agriculture fran
çaise. Année 1843. p. 398. aufgefundenen Nachricht, besteht
das Ackerbau-Institut zu Mileto nicht mehr als eine Muster
wirthschaft. Die dortigen Zöglinge sind nach Pisa versetzt,
woselbst fiel in der Landwirthschaft von einem Professor unter
richtet werden. -

Florenz ist als Hauptort der Strohhutfabrication weltbe


rühmt, obgleich hier im Orte hauptsächlich nur die Zusammen
fetzung der in der Umgegend von den Landbewohnerinnen ge
flochtenen Bänder geschieht. Zu dem feinen Geflechte wird das
besonders eultivierte Waizenstroh, zu dem gröbern aber Rog
genstroh verarbeitet. Ich sah einen Damenhut von der fein
sten Gattung, dessen Rand aus 30 Bändern bestand, für den
Preis von 15 Piastern.
Am heutigen Abend um 7 Uhr verließ ich die schöne
Stadt auf der Straße nach Bologna. Man durchfährt nach
Fonte buona eine zwar bergige, aber fruchtbare Gegend, die
überall bis zum Gipfel angebaut ist. Die Felder sind mit
Bäumen bepflanzt, an denen die Weinstöcke sich hinaufranken.
Zwischen den Reihen ist das Land mit Getreide besäet. Letz
teres befindet sich auf dreifurchigen Beeten und die Bäume
stehen aufjedem vierten Beete. In dieser Gegend sieht man
auch schon wieder geschloffene Dörfer mit sehr guten Gebäu
- 19 %
292

den. Einzeln liegende Villen, an denen man vorbeikömmt, ha


ben ein stattliches Ansehen. Die bergige Beschaffenheit der Ge
gend blieb die ganze Nacht durch gleich
Am 12. Juli
gegen Tagesanbruch stiegen wir immer höher und höher in die
Apenninen hinauf, wo man auf eine baumlose Fläche tritt,
auf welcher die zu befolgende Straße durch in bestimmten Ent
fernungen von einander eingeschlagene Pfähle bezeichnet ist, so
daß man wohl sieht, wie im Winter bei hohem Schnee die
Fahrt auf derselben gefährlich sein mag. Der Charakter der
Apenninen verändert sich auch hier nicht. Die einzelnen Berg
züge darin sind zusammen und durcheinander geworfen, mit
dazwischen sich erhebenden einzelnen Kuppenbergen, die auf ei
nen vulkanischen Ursprung hindeuten. Es find jedoch diese
Berge mit wenigen Ausnahmen hier mit Holz bis auf den
Kamm bewachsen; in der niedern Region mit süßen Kasta
nienbäumen, die jetzt in der Blüthe fanden. Jenseit Filigara
werden die besten Strecken zwischen den Bäumen als Wiesen,
die geringeren aber als Weide für das Rindvieh benutzt.
Auf den erstern wurde jetzt das Heu geworben. Aber auch
mit Getreide bestellte Flächen kommen nicht selten vor. Der
Boden, welcher zwar häufig wechselt, besteht doch größtentheils
in einem strengen Lehme, und ist der darauf stehende Waizen
bald beffer, bald schlechter. Dieser war seiner Reife theils
nahe, theils schon eingeerndtet. -

Man kommt nach Filigara, woselbst der Boden in einen


strengen gelblichen Thon übergeht, und noch grüner Hafer im
Felde zu sehen war. Auf den Wirthschaftshöfen findet man
eine sorgfältige Behandlung des Mistes, indem derselbe in ge
mauerten Gruben aufbewahrt wird.
Von den vaterländischen Pflanzen kommen hier schon meh
rere als bisher vor, nämlich: Cichorium Jutybus, Convolvulus
arvensis, Echium vulgare, Salvia pratensis, Sedum acre, Sca
biosa arvensis, Dipsacus silvestris, aber auch Trifolium al
pestre. Von den Bäumen hatte der Holunder erst zu blühen
293

angefangen. Auch stehen hin und wieder Wallnußbäume am


Wege. Die Aecker sind mit Erdwällen umgeben, auf welchen
sich Weidenhecken befinden. Mehrere Ackerstücke waren mit
Mais bestellt. Man kommt durch einen Kastanienwald, worin
die lichten Flächen jedoch zum Getreidebau benutzt werden.
Weiter vorwärts fängt der Acker an sandiger zu werden.
die Kastanienbäume verlieren fich, und der Boden ist nur mit
Gestrüpp bedeckt. Die Zugochsen, welche man sieht, find zwar
immer noch von milchweißer Farbe, fangen jedoch hier und da
schon an, eine graue anzunehmen, behalten aber ihre bisherige
Körperstärke. Die Kühe sind von dunkelbrauner Farbe und
find in ihrer Form den Schweizerkühen ähnlich. Wenn man
sich dem Orte Lojano nähert, verändert der Boden wieder
seine Beschaffenheit und wird beffer, der Getreidebau nimmt zu
und an den südlichen Abhängen der Berge sind hin und wie
der Weinstöcke gepflanzt. Auch trifft man auf einzelne Luzer
nefelder. Die Höhen werden aber weiterhin wieder sandiger
und baumloser, bleiben sich aber in ihrem sonstigen Charakter
gleich. In den Dörfern begegnete ich mehreren Kindern, die
sich mit dem Strohflechten beschäftigten. Diese Arbeit geht
sehr schnell von Statten. Der Flechter hat ein Bündel dün
ner Strohhalme an der Hüfte befestigt, und das Band, welches
er flechtet, an der Brust angeheftet. Die Bewegung der ar
beitenden Hände hat viel Aehnlichkeit mit der beim Stricken.
Die Sense, deren man sich in der hiesigen Gegend zum
Grasmähen bedient, hat eine nicht lange aber breite Klinge,
und der Sensenbaum ist in der Mitte gebogen. Der Waizen
war ebenfalls reif und wurde geschnitten. Er fand aber auf
dem magern Boden nicht nur dünn, sondern war auch kurz im
Stroh, so daß letzteres wahrscheinlichzur Fabrieation derFlecht
werke verbraucht wird. Der Kalkstein, auf welchem der hiesige
Boden ruht, fängt an zu Tage zu treten. Am Wege blühte
Ononis spinosa. Ich kam um 10Uhr, um welche die heutige
Tageswärme bereits eine Höhe von 24 Grad Reaum. erreicht
hatte, nach Pianora, woselbst sich in den schönen es umgeben
den Maisfeldern wieder eine bessere Bodenbeschaffenheit zu er
294 ---

kennen giebt. Die Wege sind hier nicht nur mit vielen Maul
beerbäumen besetzt, sondern auch alle Felder mit Reihen, die
wohl an fünf Ruthen von einander entfernt sein mögen, von
Schwarzpappeln und Ahorn durchpflanzt, an welchen Reben ge
zogen sind. Der Boden geht nunmehr in einen fruchtbaren
Lehm über, es finden sich überall nur sehr starke Stoppeln des
bereits eingeerndteten Getreides, und es zeigt sich Hanf mit
unter von ansehnlicher Höhe. Die Apenninen find nunmehr
überschritten, und man tritt in eine von beiden Seiten des
Weges sich immer mehr und mehr erweiternde Ebene. Vor
wärts schreitend kommen einzelne Weinfelder vor, worin die
Stöcke nicht an Bäumen gezogen, sondern mit Rohr, dem
Arundo Donax, gepfählt sind. Mit dem letztern find auch
kleine Ackerflächen angebauet. Je näher man Bologna kömmt,
je mehr nimmt der Ackerboden an Fruchtbarkeit zu. Vor dem
Orte liegen hübsche Landhäuser, von denen mehrere einen be
deutenden Umfang haben.
Der 13. Juli.
Am heutigen Nachmittage um 1 Uhr ging es mit einem
Vetturino nach Ferrara. Der Weg dahin führt durch das
Thor Galliara in die fruchtbare Ebene von Bologna. Die
Getreideerndte ist beendigt, und man war schon damit beschäf
tigt, das Korn auszudreschen. Diese Arbeit wird hier auf eine
sehr einfache Weise bewerkstelligt, wobei man jedoch an die
Urzeit des landwirthschaftlichen Betriebes erinnert wird. Es
ist hierzu im freien Felde ein Platz von den Stoppeln gerei
nigt, auf welchem das zu dreschende Getreide im Kreise herum
gelegt wird. Das Dreschwerkzeug selbst besteht in einigen Bret
tern, die an einem Ende unterhalb mit einer scharfen hölzernen
Leiste beschlagen sind, wodurch sie zugleich zusammeugehalten
werden. Mit ihrem vordern Ende ruhen sie auf einem zwei
rädrigen Pfluggeselle und find darauf dergestalt befestigt, daß
sich dieses darunter wenden kann. Oberhalb find diese Bret
ter mit großen Steinen beschwert. An das Vordergestell wer
den 2 Paar Ochsen hintereinander gespannt, und dann das
295

Werkzeug von einem daneben gehenden Treiber auf das äus


gebreitete Getreide herumgetrieben, wodurch mittelst der auf
daffelbe drückenden Leisten die Körner aus dem Strohe gelöst
werden. Diesem Dreschwagen folgen"einige Leute, welche das
Getreide wenden und aufheben. Wenn eine hinreichende Menge
Garben abgedroschen sind, erfolgt die Reinigung des Getrei
des auf gewöhnliche Weise.
Die Ochsen, deren man sich hier zur Arbeit bedient, sind
stark und werden das Paar mit 120 Scudi bezahlt. Was
ihre Zugkraft anbelangt, so sah ich 4 Stück von ihnen vor
einem Karren bespannt, der mit 8000 Pfund Heu beladen sein
mogte. Dagegen begegnete ich einem Pfluge, der, obgleich der
hiesige Boden nicht besonders strenge ist, dennoch mit 8 Ochsen
bespannt war. Ein Pfund gutes Rindfleisch kauft man für
fünf Bajochi.
Alle Straßen sind mit Pappeln, Ulmen, Eschen und Maul
beerbäumen besetzt, und ebenso find auch die Felder damit be
pflanzt. Hin und wieder dienen diese den Weinstöcken zur
Stütze. Die Gegend ist sowohl mit wohlhabend aussehenden
Dörfern, als auch mit guten einzelnen Höfen bebaut. Der
ebene Boden besteht aus einem sehr tiefen, reichen Lehme, der
zu allen Feldfrüchten ganz besonders geeignet ist. Vorzugs
weise gedeiht aber darauf der Hanf, der nicht nur auf allen
Feldern sehr dicht steht, sondern auch eine Höhe erreicht, in
welcher er mir noch nirgends vorgekommen ist. Man sieht ihn
7 bis 8 Fuß hoch stehend, gewissermaßen kleine Gebüsche bil
dend. Häufig wird der Hanf auch unter den Mais gesäet,
wo er dann einzeln stehend eine Höhe von 10 Fuß erreicht,
so wie Stengel, die einen Zoll dick werden. Solche Pflanzen
bringen aber alsdann eine sehr beträchtliche Quantität Saa
men. Am üppigsten ist er auf denjenigen Feldern, die bewäs
fert werden können, woran es auf dem Wege nach Ferrara
nicht fehlt. Zu beiden Seiten der Straße sind Kanäle ge
führt, aus denen mittelst angebrachter Schleusen das Waffer
auf die Felder überströmen kann. Die Umgegend von Bologna
soll jährlich 27 Millionen Pfund Hanfhervorbringen, und ebenso
296

werden angeblich in Ferrara ebenfalls an 30 Millionen Pfund


gewonnen. -

Am Wege kommen auch kleine Ackerstücke vor, die mit


Ricinus bepflanzt sind. Der Mais ist sehr häufig im Felde,
wird aber weder zu Brod noch zur Polenta verwendet, sondern
fast ausschließlich nur zum Viehfutter. Wenn man auf der
Straße weiter vordringt, werden die Pyramidenpappeln, sowie
die Weiden, von denen die ersteren sehr dicht gepflanzt sind,
immer häufiger. Der Akazienbaum ist an den Wegen überall
zu finden, und bildet auch auf den die Aecker umgebenden Erd
wällen, sowie der Stechdorn (Paliurus aculeatus) die leben
dige Einfriedigung. Von den Maulbeerbäumen befinden sich
mehrere kleine abgesonderte Pflanzungen am Wege.
Sobald man an den Reno vor Malalbergo kömmt, ver
ändert sich der Boden, er wird niedrig und bruchig, der Acker
verschwindet und Wiesen treten hervor, die jedoch ihrer Näffe
wegen nur sehr geringe Gräser hervorbringen. Man fieht auf
ihnen Rietgräser, Schilf und gemeines Wiesenrohr, und an den
Grabenrändern fand Lythrum salicaria. Der Boden wird
immer niedriger, je weiter man vordringt, und die Reisfelder
beginnen. Die Pflanzen auf denselben hatten bereits eine Höhe
von einem Fuß erreicht und wurden gejätet. Die Felder sind
alle mit Gräben umgeben, die dazu dienen fiel zu wäffern, wozu
das Waffer aus dem großen Kanal zugeführt wird. Sie blei
ben so lange fortwährend mitWaffer bedeckt, bis der Reis sich
seiner Reife nähert, zu welcher Zeit sie dann trocken gelegt
werden.
Obgleich man der Ueberzeugung ist, daß der Reisbau die
Gegend ungesund macht, so ist der Gewinn dabeidoch so groß,
daß man ihn nicht einstellt, denn er giebt einen dreißig bis vier
zigfältigen Ertrag.
Auf der rechten Seite der Straße kommen immer noch
Felder mit Mais und Hanf bestellt vor. Um Velimbergo aber
gibt es wieder viele schlechte und seggige Wiesen, von denen
die beffern mit Rohr bewachsen sind. Auf den abgemäheten
Wiesen weideten Pferde und auch Rindvieh. Jenseits dem
297
Reno wird der Boden wieder ein schwarzer reicher Lehm, der
üppigen Hanf und Mais trägt, welcher letztere nur mit Aus
nahme einzelner Felder nicht so vorzüglich als früher erschei
nen wollte. Auf den Feldern wurden die sehr starken und ho
hen Getreidestoppeln zur Streu abgemähet. Wenn man die
Grenzen der Provinz Ferrara erreicht, sind die Wege größten
theils mit sehr schönen Pyramidenpappeln besetzt, obschon darin
die andern hier gewöhnlichen Alleebäume, Eichen und Weiden,
nicht fehlen.
Das bisher gesehene große milchweiße Rindvieh fängt an
sich zu verlieren und macht einem rothbraunen schwächern
Schlage Platz. Auch find die bisher nicht sehr großen schwar
zen Schweine hier schon gelb und schwarz gefleckt. Die in
sechsfurchige Beete gelegten Aecker tragen immer noch sehr
üppigen Mais und Hanf
Auf der letzten halben Meile von Ferrara wird die Ge
gend wieder ziemlich niedrig und besteht nur aus Weideplätzen,
welche letztern mit vielem Rindviehe, namentlich aber mit Kü
hen, betrieben werden. Ein reicher Signore in Venedig besitzt
hier eine bedeutende Villa, zu welcher 18 Kuhmelkereien gehö
ren, auf deren jeder 100 Kühe von mittlerer Größe und gelb
röhlicher Farbe gehalten werden, deren Milch zu Käse verar
heitet wird.

Der 14. Juli. - -

Am heutigen Vormittage besuchte ich den in dem Univer


sitätsgebäude belegenen, zwar nur kleinen, aber mit gut gezo
genen Gewächsen reichlich ausgestatteten botanischen Garten, dem
ein wohlunterrichteter Custode vorsteht.
Von den Gewächsen zeichnen sich besonders die Anzahl
der Cactusarten aus, unter denen sich viele seltene befinden, als:
Cactus scopa, C. coronaria, C. genumotus und C. molliangu
losus. Von andern Pflanzen und Bäumen find zu nennen:
Euphorbia heptagonia, Hibiscus mutabilis, Salisburga dens
folia, Schinocarpus cunariensis, Lagerströmia indica, Bigno
nia capensis und Yucca abyssinica. Von diesen find die Sa
298

lisburga, der Schinocarpus und der Lagerströmia im freien


Erdboden gepflanzt, und haben bisher der Winterkälte gut wi
derstanden, obgleich diese im vorigen Winter in den Morgen
stunden 7 Grad Reaum. erreicht hat. Alle Gewächse sind mit
gut bezeichneten Etiquets versehen. Ueberall im Garten proßte
wild ein kleines niedliches Gewächs mit lieblich hochrothen Blü
then, das mir mit dem italienischen Namen Portulacea di Iegni
genannt wurde.

Der 15. Julius.


Um 5 Uhr Morgens fuhr ich mit der Diligence nach
Padua zu. Die Straße dahin führt zunächst längs einem
Kanale durch eine ebene niedrige Gegend. Zu dem Kanale
gehören mehrere Landgräben, die zur Entwässerung, auch wohl
zur Bewässerung dieses Landstrichs dienen, der theils aus
Wiesen, die mitgutem Grafe bewachsen sind, theils aus Weide
land besteht, das mit Pferden, Rindvieh und Schweinen behütet
wird. Höhere, zum Ackerland geeignete Stellen sind mit Mais
und Hanf bestellt. BeiPorta di Lago euro überschreitet man
in einer Fähre den großartigen Po, durch dessen Uebertritt die
hiesige Gegend öfters sehr bedroht ist, wie z. B. im Jahre
1803, in welchem er das mittlere Niveam um 90 Millimeter
überstiegen hat. Jenseits des Stromes befindet sich die päpst
liche Dogana della antifima Magdalena, und man tritt nun
mehr in das lombardisch-venetianische Königreich. Der Weg
führt eine große Strecke entlang auf einem mit kleinen Steinen
schlecht gepflasterten Steindamme neben dem Strome. Die
Besitzungen, an denenich vorbei kam, sowie die einzelnen dazuge
hörigen Ackerbreiten sind durch in geraden Reihen und dicht
nebeneinander gepflanzte Bäume von einander geschieden.
Hierdurch bilden sich besondere Koppeln, deren Breiten wohl
10 Ruthen betragen mögen. Die Bäume selbst haben einen
schönen Wuchs und bestehen größtentheils in Schwarzpappeln.
Sowohl die Gebäude aufden einzelnen Etablissements als auch
in den geschloffenen Dörfern, durch die man kömmt, haben ein
sehr gutes Ansehen. Im Felde war man jetzt beschäftigt, den
299

Acker, der in einem fruchtbaren bräunlichen Lehme besteht, zur


Saat für den Cinquantino zuzubereiten. Er war zum Theil
gedüngt und wurde 10 Zoll tief umgepflügt, zu welchem Ende
man den Pflug mit acht Ochsen bespannt hatte, was mir, nach
der Lindigkeit des Bodens zu schließen, doch als eine über
mäßige Kraftverschwendung erscheinen wollte, da die hiesigen
Zugochsen keinesweges zu den schwachen Individuen ihrer
Rage zu rechnen sind. Man trifft hier nur auf Ochsen von
milchweißer Farbe. Ich sah üppigen Hanf und Mais, unter
welchen letztern hier und da Kürbisse gepflanzt waren. Am
Wege blühte Datura Stramonium und in den Gräben Nym
phaea lutea. Im Strome sieht man mehrere Schiffmühlen,
die auf eine sehr einfache Weise erbauet sind. Sie bestehen
aus zwei mit einander verbundenen plumpen Kähnen, auf dessen
erterm oder auf dem mittlern das Mühlgebäude und auf dem
zweiten oder auf dem hintersten das Schaufelwerk angebracht
ist. Das reife Getreide wurde überall im freien Felde sowohl
von Männern als von Weibern ausgedroschen. An dem
Dreschflegel, dessen sie sich bedienen, ist der eigentliche Flegel
sehr lang und dünn und sie schlagen damit sehr leicht über
das ausgebreitete Getreide hin.
Die Straße ist von einer Wendung zur andern überall
ganz gerade geführt, und mit vielen und außerordentlich schönen
Pyramidenpappeln besetzt. Je näher man Rovigo kömmt, je
mehr geht der Ackerboden in einen schwärzlichen Lehm über.
Von den Feldfrüchten vermindert sich der Hanf, wogegen aber
der Mais wieder mehr und in üppiger Fülle hervortritt. Auf
der rechten Seite des Weges aber verliert sich der Acker und
die Wiesen vermehren sich.
In den Gärten bemerkt man noch hier und da Feigen
und auch Mandelbäume, wogegen aber darin so wie am Wege
die Wallnußbäume anfangen häufiger zu werden. Der Hol
lunder hatte hier noch nicht abgeblüht. Am Wege stand
Valeriana officinalis. Von Rovigo bis zum Etsch verliert sich
die bisherige Fruchtbarkeit des Bodens etwas, steigt aber wie
der, sobald man diesen Strom auf der Fähre überschifft hat.
300

Hier steht viel Mais und Hanf. Von letzterm kommen auch
mehrere Breiten vor, auf denen er als zweite Frucht gesäet
und daher noch nicht sehr hoch aufgewachsen war. Es ist nun
auch die Straße wiederum in geraden langen Strecken geführt,
die von schönen Pappelstämmen beschattet werden. Zur Linken
erhebt sich in der Entfernung der Zug der Euganeischen Berge,
an denen man beiMonte Selino am nächsten vorbeikömmt. Bei
diesem Orte stehen viele und besonders schöne Weidenbäume,
sowie viele Landhäuser mit lieblichen Gartenanlagen. Von den
letztern verdient die Villa Cucilago, dem Herzoge von Modena
gehörig, mit ihren schönen Pflanzungen eine besondere Er
wähnung.
Der bisherige schwarze Ackerboden nimmt, wenn man
sich Padua nähert, eine bräunlich graue Farbe an und wird
etwas sandiger. Sehr viele Felder mit Mais von der großen
Art und mit Hanf in zweiter Frucht bestellt. Die Landhäuser
mehren sich zu beiden Seiten des Weges, der auch zum Theil
den Kanal entlang geführt ist. In den Alleen vor der
Stadt stehen schöne Platanen sowie auch Stämme von B
gnonia spingaefolia. Aber es prangt unter ihnen auch schon
wieder die Roßkastanie. -

Am Nachmittage bei Besichtigung der Merkwürdigkeiten


in der Stadt, berührte ich auch den botanischen Garten, konnte
jedoch wegen Mangel an Zeit nicht in denselben hineingehen,
und mußte mich daher begnügen, die in einem dazu gehörigen
Nebengebäude zur Bewässerung des Gartens getroffene Ein
richtung in Augenschein zu nehmen. Diese besteht in einem
Brunnen, aus dem das Waffer mit kupfernen Schöpfeimern,
die an der Peripherie eines Rades sich bewegen, gehoben wird,
welche sich hierauf in ein Gerinne ergießen, aus welchem das
Waffer in die Gärten weiter geführt wird. Um 10 Uhr
ging es fort nach Venedig. -

Die Dunkelheit erlaubte von dem Wege nur so viel zu


sehen, daß derselbe den Kanal entlang durch eine niedrige
Gegend führte, die aber durch die vielen von den Landhäusern
herüberscheinenden Lichter zu erkennen gab, daß sie wohl an
301

gebauet sei. Ich kam nach Mitternacht über Dolo in Mestre


an, wo ich eingeschifft wurde, der Inselstadt zusteuerte, und dort

am 16. Juli
bald nach Sonnenaufgang ankam.
Von Bäumen bekömmt man hier nur in einem einzigen
Garten, dem von dem Kaiser Napoleon angelegten Giardino
publico etwas zu sehen. Für Venedig ist dieser Garten groß
zu nennen, und eine fleißige Behandlung des Bodens hat die
darin gepflanzten Bäume in kurzer Zeit üppig aufwachsen las
sen, wodurch den Bewohnern ein schattenreicher Spaziergang
verschafft worden ist. Akazien, Platanen und der Götterbaum
(Ailanthus glandulosa) bilden die Hauptzahl der darin vor
handenen Bäume.

Der 17. Juli.


Die Wafferfläche, auf der Venedig zu schwimmen scheint,
wird von dem Meere durch mehrere, durch die Ausführungen
der Ströme mit den entgegenstrebenden Meereswellen ange
schwemmte Dämme, die sich von dem Ausfluffe der Brenta bis
zu dem der Piave erstrecken, geschieden. Sie führen die Be
nennung der Lidi, find angebaut und versorgen die Stadt mit
vorzüglichen Gemüsen, Obst und Blumen. Nach v. Martens
find die dort wachsenden Feigen ganz besonders geschätzt, sowie
die außerordentlich schönen Pfirsiche und Trauben. Außerdem
giebt es schwarze Maulbeeren, Granatäpfel, Azarolen und
Erdbeeren. Von Melonen werden viele Arten gezogen, und
davon nicht nur dasFleisch sondern auch die Saamen genoffen,
aus denen man mit Zucker und Waffer eine Art Mandelmilch
bereitet, welche ein kühlendes Getränk giebt und Semada ge
nannt wird. Die Waffermelonen, Angurien, werden eben so
häufig gezogen. nnd erreichen ein Gewicht von 10 bis 20
auch wohl 50 Pfunden. Aber ein Hauptgegenstand der Cultur
find die Kürbisse, von denen der gemeine nur in einem ganz
jungen Alter, in dünnen Scheiben genoffen wird, die man in
Mehl gewendet und in Oel gebraten hat.
302
Die Zucca marina, Cucurbita maxima Duchesne ist aber
eine sehr beliebte Kürbisart und erreicht wohl ein Gewicht
von 80 bis 100 Pfunden. Die gesuchteste Art jedoch ist die
Zucca santa, Cucurbita moschata Duchesne, welche in Form
einer Keule wächst, 3–4 Fuß lang und gegen 100 Pfund
schwer wird. Beide werden der Länge nach aufgeschnitten und
in einem Backofen gebraten, dann auf große Bretter gelegt,
und mit lautem Geschrei an die Lastträger, Gondoliers und
Matrosen verkauft. Der Geschmack dieser so zubereiteten
Kürbisse soll Aehnlichkeit mit dem der gebratenen Kastanien
haben. Die Kürbiskerne werden geröstet und als Brustalini
verkauft.

Der 19. Juli,


Gestern Abend hatte ich nach einem starken Gewitter
Venedig um 7 Uhr in dem Postschiffe nach Mestre verlaffen,
stieg dort in die Corriera und kam um 2 Uhr nach Padua
und gegen Sonnenaufgang nach Vicenza. Jenseits Padua,
sobald die Morgendämmerung es erlaubte, konnte ich bemerken,
daß der hiesige Ackerboden aus einem bräunlichen Lehme besteht.
Die Felder sind alle durch Bäume von einander abgeheilt,
und daran find überall Weinstöcke gezogen, die Räume zwischen
den Baumreihen aber mit Getreide bestellt. Dieses war bis
auf den Mais theils abgeerndtet, theils lag das Getreide noch
in Garben auf dem Felde. Die Stoppeln waren auch größ
tentheils bereits abgemähet. Auf den Wiesen war man mit
dem Grasmähen beschäftigt. Von Bäumen tritt hier wieder
die Winterlinde hervor, sowie am Wege auch viele schöne
Weiden und bestehen aus letztern die die Aecker bewehrenden
lebendigenHecken. Auch traf ich aufHollunderbäume, die noch
nicht abgeblüht hatten.
Sowohl aus den Gebäuden der einzeln stehenden Land
wohnungen als aus denen in den geschloffenen Dörfern giebt
sich Wohlstand der Bewohner kund. Auf dem Wege jen
seitVicenza nach Montebello zu begegnete ich mehreren einspän
nigen Wagen, die wohl an 15 Centner geladen haben konnten,
303

wodurch sich sowohl die Kräftigkeit der hiesigen Pferde, als die
gute Beschaffenheit der Straßen bekundet. Die Aecker wurden
zur Aufnahme einer zweiten Frucht gepflügt, und es sind diese
sowohl als auch die Straßen mit vielen Maulbeerbäumen be
pflanzt. Mehrere gepflanzte junge Bäume dieser Gattung
waren mit Kalk bestrichen, wie es schien, um die zarte Rinde
vor den Sonnenstrahlen zu schützen, odervielleicht dasBenagen
von Hasen oder Ziegen zu verhüten. Viele dieser Stämme
hatte man mit 2 Reitern in die Rinde gepfropft. Schöne
Felder mit Mais von dergroßen Art sah man. Auf die Roggen
stoppeln wurde Mist zur Aufnahme des Cinquantino gefahren,
Um Montebello vermehren sich die Maulbeerbäume. Obgleich
der Lehmboden hier anfängt sandiger zu werden, so behält er
doch seine bisherige Fruchtbarkeit bei, wie dieses an den üppi
gen Maisfeldern zu erkennen ist. Daher trifft man auch auf
mehrere mit Hanfbestellte Felder, sowie auf schönen rohen Klee
und gute natürliche Wiesen. Weiter vorschreitend fängt die
Gegend an sich zu erheben und der Boden wird steinig, welche
Beschaffenheit jedoch nicht lange beibleibt, sondern wiederum in
eine bessere übergeht. -

Man kömmt nach Villa nuova, bei welchem-Orte sich im


Felde Spargelbeete befinden und der Boden sandiger wird.
Hier fieht man am Wege fast nur Maulbeerbäume, jedoch auch
Akazien, aus welchen letztern die Bewehrungshecken der Aecker
bestehen. Im Felde wurde mit einem Hakenpfluge gearbeitet,
vor welchen vier weiße Ochsen gespannt waren. Der Boden
wurde damit sehr tief anfgelockert und das Land in Rücken
gelegt. In den Feldern zieht man den Weinstock hier nicht
bloß an Pappeln, Ahornen und Eschen heran, sondern auch an
Maulbeerbäumen. GewäffertesAcker- und Wiesenland ist nicht
selten. Bei Nona giebt es nur wenige Weinstöcke, wohl aber
viele Maulbeerbäume und bedeutende Flächen Grasland, und
auf dem Acker Mais und Hanf. Zur Bewässerung der
Grundstücke hat man in den großen Wassergräben am Wege
mehrere Schleusen angebracht, durch welche das Waffer in die
Seitengräben gelaffen werden kann. Diese Schleusen find in
304

der Regel sehr einfach angelegt, indem sie mehrentheils aus


einem großen behauenen Werksteine bestehen, durch welchen die
Grabenöffnung verschloffen wird. Jenseits Nona dehnen sich
die Wiesen zu beiden Seiten des Weges aus. Der lehmig
sandige Boden verräth einen kiesigen Untergrund. Weiterhin
wird die Oberfläche des Bodens selbst kieselig. Man kömmt
über Rivolt nach Verona, wo man hübsche Cypreffenbäume
fieht, die in dem kleinen dem Postgebäude gegenüberliegenden
botanischen Garten, den ich aus Mangel an Zeit nicht besuchten
konnte, sich befinden.
Auf dem Markte gab es schon Waffermelonen so wie
auch Haselnüffe. Jenseits der Stadt bleibt die bisherige
Cultur bei, je weiter man fich aber von dieser entfernt, je
mehr geht der Ackerboden in einen steinigen, sandigen Lehm
über, auf dem nur Mais und Maulbeerbäume vorkommen,
aber keine Weinstöcke. Am Wege stehen viele Espen. Je
weiter man vorrückt, je sandiger wird der Boden und der
darauf stehende Mais wird kleiner. Sobald man aber sich
Castel nuovo nähert, werden die Aecker und die Wiesen wieder
beffer. Auf dem freien Platze in derFestungPeschiera standen
schöne Platanen und Wallnußbäume und in den Gärten der
Stadt sah man noch Oleander in freier Erde. Von diesem
Orte aber beffert sich der Ackerboden, sowie der Pflanzenwuchs
darauf immer mehr. Am Wege waren viele Akazien, aus
welchen auch die Hecken am Acker bestanden. Die Weinstöcke
werden hier sowohl an Bäumen als auch an trockenen Pfählen
gezogen. Man kommt nach Nicotella und von da nach Defen
zano am Gardasee, bei welchem Orte sich zwar der Boden
noch mehr verbessert, aber in der bisherigen Cultur verbleibt,
und nur die Weinstöcke an den Bäumen zahlreicher werden.
Die Gegend wird weiterhin bergiger, und der Boden besteht
in einem schotterigen lehmigen Sande von brauner Farbe.
Die sich zwischen den Anhöhen bildenden Gründe find Wiesen.
Hinter der Stadt Lanato kömmt man durch eine schöne Allee
von Roßkastanien. Sonst stehen weiterhin am Wege viele
Maulbeerbäume, so wie Akazien und an den Aeckern Hecken
305

von den letztern. Auch kommen Flächen vor, die mit Wein
stöcken bepflanzt sind. Man sieht hier Wiesen, deren Rasen
außerordentlich dicht und rein ist und der Bewässerung, sowie
das in der Nähe liegende Ackerland unterliegt. An die Be
wäfferungsgräben sind Maulbeerbäume, zum Theil aber auch
Elsen gepflanzt. Weiterhin trifft man wieder auf ungewäffer
tes Ackerland, sowie auch auf Weinland, worauf die Stöcke an
trockenen Pfählen stehen, und zwischen den Reihen derselben
Getreide gesäet ist. Sobald Ponto St. Marco passiert ist,
findet man wieder viel gewäffertes Ackerland, und der Boden
wird zur Linken des Weges wieder von leichterer Beschaffen
heit, der Weinstock ist wieder häufiger an Bäumen, als an
trockenen Pfählen gezogen. Die Hecken am Acker bestehen aus
dem Stechdorn. Man kommt nach Citinozzi, woselbst der
Boden wieder besser wird und sich viel gewäffertes Ackerland
findet. Von hier erreicht man Virli, eine große Landbesitzung
mit einem Schloffe. Am Wege läuft ein breiter Kanal, mit
deffen Waffer das Acker- und Wiesenland derselben gewäffert
wird. Der Acker war mit vielen Bäumen bepflanzt und in
ihren Reihen stand üppiger Mais. Die Wiesen prangten mit
dem trefflichsten Rasen, den ich je gesehen habe. Zu bedauern
hatte ich nur, daß die eintretende Dunkelheit mich verhinderte
die Bewässerungs-Anlagen näher ins Auge zu faffen.
Brescia wurde noch am Abend und beiguter Zeit erreicht,
und “ '

am 20. Juli
bei Anbruch des Tages befand ich mich in einer so üppigen
Gegend, als ich sie am gestrigen Abend verlaffen hatte, bei
gleicher Cultur. Bei Belinaga fährt man einem breiten Ka
nale zur Seite, der zur Wäfferung der Grundstücke dient.
Weiter vor erreicht man Borgo di Garganzola, in welchem
Orte sich mehrere Käsereien befinden. An den Häusern der
Unternehmer ist angeschrieben, daß die Käse von ihnen a la
meta geliefert würden. Dieses ist so zu verstehen, daß nämlich
mehrere kleine Landwirthe in eine solche Käseanstalt die tägliche
20
Z06

Milch ihrer Kühe liefern, wofür ihnen die Hälfte des daraus
fabricirten Käses berechnet wird, den sie zu gewissen Zeiten
entweder in natura oder in Geldwerth erhalten. Auf diesem
Wege wird das Publicum mit einem gleichmäßig bereiteten
Käse versehen, und die Milchproduzenten haben wenige Mühe
davon. Maulbeerbäume stehen im Felde und Weidenbäume
am Wege; an ersteren fortwährend Weinstöcke und Mais
zwischen den Reihen, sowie auch Vitsbohnen. Bei Crescentago
ist viel gewässertes Ackerland, sowie vieles und ganz vortreff
liches Wiesenland, das mit Pappeln, Elfen und Weiden einge
faßt ist. Auf dem letztern waren in angemessenen Entfernun
gen Düngerhaufen aufgefahren, in welche der Mist vor dem
Ausbreiten erst kurz brennen muß.
Man war mit Grasmähen beschäftigt, wobei man ein
ganz eigenes Verfahren anwendet, um das zwischen den Bäu
men an den Grabenrändern stehende Gras abzubringen. Der
Arbeiter bedient sich hierzu eines kleinen, mit langen Zinken
versehenen Rechens, den er in der linken Hand hält, und damit
das Gras in die Höhe zieht, während er mit einer an einem
geraden Stiele befestigten langen Sichel das Gras unterhalb
des Rechens abschneidet. Sonst führt man zum Mähen die
bei uns gebräuchliche Grassense, womit aber die hiesigen Ar
beiter ein sehr vollkommenes Werk verrichten, da von ihnen
das Gras sehr knapp und ohne stehen bleibende sogenannte
Kämme abgeschnitten wird, etwas das nicht allein in der Ge
schicklichkeit des Mähers, sondern auch in der stets ganz eben
erhaltenen Oberfläche des Wiesenbodens und in der Dichtig
keit des Grases zu suchen ist. Je mehr man sich Mailand
nähert, je freier werden die Wiesengründe von Bäumen. Durch
eine schöne Allee von Pyramidenpappeln fuhr ich um 6 Uhr
in die lombardische Hauptstadt ein.

Der 22. Julius.


In den beiden verfloffenen Tagen hatte ich von land
wirthschaftlichen Gegenständen, mit Ausnahme der vor der
Porta Ticinese belegenen, außerordentlich grasreichen und der
-
Z07

Ueberrieselung unterliegenden Wiesen nichts zu sehen bekommen;


der heutige Tag war aber dazu bestimmt, um auf einer Fahrt
nach Pavia mehrere jene betreffende interessante Nachrichten
einzusammeln. Ich machte mich daher um 5 Uhr des Morgens
in der dahin gehenden Diligence auf den Weg. Die sehr gute
Straße ist längs dem großen Kanale in sehr langen geraden
Strecken, die nur selten eine Biegung erleiden, geführt. Trok
kenes Ackerland befindet sich nur wenig an den Ufern, und
dieses ist mit Cinquantino bestellt. Dagegen dehnen sich zu
beiden Seiten sehr bedeutende Wiesenflächen und Reisfelder
aus. Sämmtliche Grundstücke können mittelt der vorhandenen
Schleusen gewäffert werden. Die Reisfelder, auf denen die
Pflanzen bereits in Aehren standen, waren mit Waffer über
flaut. Diese Flächen sind in breite Beete gelegt, welche durch
die Wäfferungsgräben von einander geschieden werden. Ein
solches Reisfeld, wozu man die niedrigsten Gründe bestimmt,
wird nie einer andern Cultur unterworfen, sondern fortwährend
zum Anbau des Reißes benutzt. Zur Zeit der Erndte, die im
September erfolgt, wird das Feld trocken gelegt, und verbleibt
in diesem Zustande bis in den Mai, während welcher Zeit es
mit dem Pfluge zugerichtet und der Reis dann auf den Beeten
gesäet wird. Wenn er etwas empor gewachsen ist, wird er
gejätet, dann das Waffer darüber gelaffen, und dieses, wie
schon zuvor erwähnt, bis zur Erndte über dem Boden stehend
erhalten. Das ebenfalls vortreffliche Ackerland, was auf dem
Wege nach Pavia vorkommt, pflegt in der Regel folgender
maßen bestelltzu werden. Man besäet es zunächst mit großem
Mais, wozu stark gedüngt wird. Diesem folgt im Herbste
Waizen, nach dessen Aberndtung der Acker wieder mit Cin
quantino besäet wird. Gerste wird in der hiesigen Gegend
gar nicht cultiviert. Mit Ausnahme der Reisfelder sind sowohl
die Ackerflächen als auch die Wiesen mit Bäumen begrenzt
und durchpflanzt, unter denen Pappeln, Espen, Erlen und
Weiden die Mehrzahl bilden. Von ganz vortrefflichem Wuchse
treten die Espen hervor, die mir die alten Bäume dieser Gat
tung im Spreewalde ins Gedächtniß riefen. Mehrere schöne
- 20 *
-

308

Bäume hatte vor einigen Tagen ein wüthender Orkan abgebro


chen und dahin gestreckt. Man kömmt durch Binasko und ich
fuhr um 9 Uhr in Pavia ein.
Durch eine freundliche Empfehlung des Herrn G. R.
Link in Berlin gelangte ich zu der angenehmen Bekanntschaft
des Herrn Professors Moretti, der die Gefälligkeit hatte, mich
in dem hiesigen botanischen Garten herumzuführen. Dieser ist
sehr gut ausgestattet, und ich sah in einem der warmen Häuser
den sogenannten Kuhbaum, den Galactodendron utile, der eine
milchartige Flüssigkeit giebt, die zur Nahrung für den Menschen
dient; ferner die Butterpalme,Cocos butyracea, und die Brenn
palme, Caryota urens. Diese fällt durch die eigenthümliche
Gestalt ihrer Blattfiedern ganz besonders auf, welche sehr
spitzwinkeligen Dreiecken ähnlich sehen. Im Garten stehen gute
Magnolien in freier Erde. Herr Professor Moretti macht sich
um die Naturgeschichte der Maulbeerbäume sehr verdient, und
besitzt eine sehr zahlreiche Sammlung von dieser Baumart, die
er sich aus allen Ländern verschafft hat. Sie werden in den
davon hier bestehenden Pflanzungen nicht allein durch Steck
linge, sondern auch durch den Saamen vermehrt. Herr Pro
fessor Moretti ist zu der Ueberzeugung gelangt, daß man von
dem Maulbeerbaum nur drei verschiedene Grundarten anneh
men könne, nämlich den weißen, den schwarzen und den rohen
Maulbeerbaum, alle übrigen vorkommenden Arten seien nur als
Ab- und Spielarten jener drei Arten anzusehen; denn er hat
durch Versuche gefunden, daß man aus dem Saamen eines
aus einem Stecklinge erwachen Morus multicaulis keinen sol
chen Baum wieder erhält, sondern einen Stamm von dem ge
wöhnlichen weißen Maulbeerbaum. Unter den hier vorhande
nen mehr als 100 Arten von Maulbeerbäumen zeichnet sich
vor allen der ebengedachte Morus multicaulis von den philip
pinischen Inseln durch eine überaus großen eiförmigen Blätter
aus, die einer sehr starken Mannshand gleich kommen. Ferner
der Morus nervosa aus Sicilien, dessen Blatt nur klein, aber
fleischig ist, und so auch der Morus scubra aus Spanien.
Unter andern Bäumen im Garten steht auch die Maelura
309
aurantiaca (Morus tinctoria), deren Blätter von den Seiden
züchtern Italiens zur Fütterung der Würmer empfohlen wor
den sind. Die an dem Baume hängende Frucht hat mit der
des Brodfruchtbaums Aehnlichkeit. In den Zimmern befindet
sich auch eine sehr vollständige Saamensammlung, so wie sehr
schöne, in Florenz verfertigte Nachbildungen in Wachs in einem
sehr vergrößerten Maaßstabe von den innern Theilen der Pflan
zen und den Befruchtungswerkzeugen, unter welchen letztern die
des Kürbis am vorzüglichsten dargestellt sind. Herr Moretti
gab mir eine Adresse an den hier wohnhaften Professor Co
malli, den Vorsteher des vor der Porta di Lodi detta Stoppa
belegenen landwirthschaftlichen Versuchsgartens. Ich ward von
demselben freundlich empfangen und umhergeführt. Wenngleich
in diesem Garten keine Versuche mit verschiedenen landwirth
schaftlichen Culturmethoden angestellt werden, so geschieht dieses
doch mit der Anzucht einzelner Culturpflanzen, Obst- und Forst
bäume. Es ist darin eine bedeutende Pflanzschule der verschie
denen Rapporten vorhanden. Ebenso zieht man mehrere Ge
treidegattungen mit Einschluß des Mais. Von ausländischen
Bäumen, die im freien Garten stehen und die hiesigen Winter
ertragen, muß ich folgende anführen, als: Diospyros lotus,
Adelia accidoton, Liquidambar Styracifera, Amorpha fruti
cosa, Pinus palustris, Pinus Thoeda, Pinus lanceolata, Pla
nera Ricardi, olim Ulmus polyalea, Laurus Beuzoin, Salix
annullaria von St. Helena, Cytosus quercifolia, Acacia juli
brissia und die Robinia tortuosa mit sonderbar gedrehten Blät
tern. Uebrigens ist der Garten mit unterirdischen Kanälen
versehen, durch welche derselbe gewäffert werden kann. In
dem zu diesem Garten gehörigen Gebäude, das auch von dem
Herrn Professor Comali bewohnt wird, befindet sich eine Mo
dellsammlung von landwirthschaftlichen Maschinen und Gerä
then. Sie enthält eine Anzahl von Pflügen, worunter englische
Schwingpflüge, sowie ein belgischer Pflug, auch eine Säe-Ma
chine und eine Maschine zum Brechen des Hanfs. Diese be
steht aus einem abgestutzten kanellirten Kegel, der sich auf ei
ner ebenfalls kanellirten Scheibe herumbewegt. Herr Comali
Z1()

bedauerte nur, daß diese Anstalt sich keiner besonders kräftigen


unterstützung von Seiten der Regierung zu erfreuen habe.
- Der 24. Juli.
Am heutigen Vormittage wurde eine Fahrt auf der E
senbahn nach Monza unternommen, wohin der Weg durch eine
reiche Ebene führt, deren humoser, lehmiger Boden jetzt mit
üppigem Mais unter dem Schatten schöner Maulbeerbäume be
wachsen war. Dem an dem erzherzoglichen Parke belegenen
botanischen Garten konnte ich wegen Mangel an Zeit nur ei
nen flüchtigen Blick vergönnen. Er ist, wenngleich nicht sehr
groß, doch mit Gewächsen wohl ausgestattet und darin alles
zierlich geordnet, auch bei jeder Pflanze ein sauberes weißes
Etiquett mit schwarzer Schrift angebracht. -

Bevor ich Mailand verlaffe, wird es zweckmäßig sein,


noch einige Bemerkungen über die Landwirthschaft in der Lom
bardei einzuschalten. Diese sollen jedoch lediglich nur dazu die
nen, eine allgemeine Vergleichung mit dem Landbaue in den
übrigen italienischen Ländern anzustellen. Ein Mehreres darüber
hier anzuführen, muß ich für ebenso überflüffig als gewagt
halten, da die landwirthschaftlichen Verhältniffe des lombardisch
venetianischen Königreichs in des verehrten BurgersReise durch
Ober-Italien so umfaffend, erschöpfend und vortrefflich geschil
dert sind, daß sie keiner Vervollständigung bedürfen.
Nach den darin enthaltenen Angaben muß man das be
wäfferte Ackerland von dem trockenen Ackerlande unterscheiden.
Das erstere findet sich in den Provinzen Mailand, Lodi und
Pavia. Dieses muß wieder in Gegenden ohne Reis-, und in
Gegenden mit Reiscultur getrennt werden.
Da, wo kein Reis gebaut wird, wie in der Provinz
Mailand und zum Theil in der von Lodi, find die bewäfferten
künstlichen Wiesen in den Wirthschaftssystemen die Hauptsache.
Wenn diese 3 Jahre zur Graserzeugung benutzt worden, wer
den fiel aufgebrochen, gedüngt und mit Mais bestellt, diesem
folgt Waizen, womit rother Klee eingesäet wird. Damit bleibt
das Land wieder 3 Jahre als Wiese liegen. In der Provinz
Z11

Lodi dagegen wird das Land wohl in 6Feldern bewirthschaftet,


wovon die Hälfte und darüber als Wiese, die jährlich gedüngt
wird, liegen bleibt. Sie wird dann aufgebrochen und mitLein
besäet, nach dessen Aberndtung das Land fünfmal gepflügt, und
zur Hälfte, nachdem gedüngt worden ist, mit Hirse bestellt.
Dieser folgt dann Waizen, der eingedüngte Theil aber wird im
nächsten Frühjahre mit Dünger befahren und mit Mais besäet,
welchem Waizen folgt, worauf das Land nach dessenAberndtung
zum Graswuchse liegen bleibt. Der Theil aber, der den Wai
zen nach Hirse getragen hat, bleibt gleich nach der Aberndlung
des erstern zur Gerste liegen. Obgleich hier kein Klee einge
säet wird, so überzieht der weiße Klee demohnerachtet den Erd
boden schon im ersten Jahre ganz damit."
Da, wo im Lodienischen der Reisbau getrieben wird,
bricht man das dreijährige Grasland um, bestellt es mit Lein
und nimmt Hirse als Nachfrucht. Hiernächst wird es im fol
genden Jahre zum Theil mit Mais, zum Theil mit Reis be
stellt, in dessen Stoppel nochmals Reis gesäet wird. Die
sem folgt Waizen, womit das Land wieder auf 3 Jahre zu
Grafe niedergelegt, und dann jährlich etwas gedüngt wird.
In der Provinz Pavia hat man wohl:
Im 1. Jahre Mais, gedüngt, mit Klee.
„, 2. „ Klee.
„, 3., 4. und 5. Jahre Reis. Im 4. Jahre etwas gedüngt.
„, 6. Jahre Waizen.
Auf dem ungewässerten Ackerlande baut man 1) Mais,
2) Waizen und als Nachfrucht zum Theil Cinquantino zum
Theil Klee, welcher letztere das nachfolgende Jahr über steht,
wogegen dem Cinquantino Mais folgt. Im 4. Jahre wird
das ganze Feld mit Waizen bestellt, und als Nachfrucht theils
Cinquantino theils Hirse genommen.
Außer dem hier in dem Feldfruchtwechsel aufgenommenen
Reis wird derselbe auch, wie schon früher gedacht, in den ei
gentlichen Riajen alljährlich gebauet. Sämmtliche Aecker und
Wiesen find in größere oder kleinere Koppeln geheilt, und
durch lebendige Hecken, namentlich an den Wegen und durch
312
Baumreihen von einander gesondert. Auf den trockenen Fel
dern rankt an den Bäumen in der Regel der Weinstock in die
Höhe. Die bewäfferten Aecker sind an den Baumreihen noch
mit Gräben versehen, so wie auch die Wiesen.
Die ganze Lombardei erhält durch diese Anordnung eine
sehr einförmig gestaltete Oberfläche, die vom Dome in Mailand
betrachtet einem unabsehbaren Walde gleicht.
Ich komme nun zu den Feldfrüchten, die gebaut wer
den, selbst:
1. Der Mais. Dieser ist ein Hauptnahrungsmittel der
lombardischen Landleute. Er macht nicht nur einen Bestand
theil im Brode aus, sondern dessen Mehl dient besonders zur
Bereitung des Lieblingsbreys, der Polenta. Um diese zu ma
chen, sagt v. Martens, wird ein kupferner unverzinnter Keffel
mit Waffer an eine Kette über dem Feuer gehängt; sobald
das Waffer fiedet, eine Handvoll Salz und bald darauf Mais
mehl nach und nach hineingeschüttet und mit einem hölzernen
Stocke so lange umgerührt, bis sich der ziemlich feste Brei vom
Keffel ablöst, dann solcher durch rasche Umstürzung des Keffels
auf ein rundes Brett geworfen, aufwelchem er wie ein engli
scher Pudding in der runden Gestalt des Keffelbodens stehen
bleibt und mit einem Zwirnfaden zerschnitten wird. Ein sol
cher Schnitt Polenta, und ein Paar kleine, mit etwas Oel ge
röstete Fische, ein Stückchen Käse oder Fleisch ist das ganze
Mittagseffen eines venetianischen Bauers. Das Nachteffen ist
dem Mittagseffen ganz gleich. Zum Frühstück werden ähn
liche, vom vorigen Tage aufgehobene Polenta-Schnitte am
Feuer braun geröstet und mit etwas Knoblauch, Trauben, Me
lonen oder einer andern Kleinigkeit, welche gerade der Garten
oder das Feld unentgeltlich liefert, gegessen.
Der als Nachfruchtgebaute kleine Mais-Cinquantino, auch
Quarantino genannt, der höchstens 5 bis 6 Fuß hoch wird,
führt seine Benennung nicht davon, daß er 40 bis 50 Tage
gebraucht, um reifzu werden, sondern daher, weil er so viele
Tage nach dem gewöhnlichen Mais gesäet wird, was beiletzterm
den ganzen Mai hindurch geschieht.
313

2. Die Sorghohirse, Olco oder Saggino, wird auch


hier und da gebautet. Sie ist sehr ergiebig, die Körner wer
den sowohl zur Nahrung für die Menschen, als zum Viehfut
ter, namentlich für Schweine und Geflügel, verwendet. Aus
den entkörnten Saamenbüscheln werden Besen angefertigt. Eine
nicht sehr bekannte Art dieser Sorghohirse ist unter der Benen
nung Olco di Cafreria in der Umgegend von Padua früher
cultiviert worden, nicht nur zu Gewinnung der Körner, sondern
auch, um aus dem Safe der Stengel Syrup zu fieden. Ich
habe hierüber in dem 3. Bande des Giornale Enciclopedico
di Napoli einen Aufsatz des Professors Arduino zu Padua ge
funden, woraus ich Nachfolgendes entlehne:
Diese Art der Sorghohirse erfordert einen mürben aber
reichen Boden. Wenn es ein strenger Thonboden ist, so muß
er sehr wohl gelockert werden und wohl gedüngt sein. Der
selbe erhält vor Winters die erste Furche, und die zweite zu
Anfange des April, wobei er mit 50 Karrenladungen per
Campo gedüngt wird, und zwar mit wohl verrottetem Dünger.
Dann wird das Land fein geeggt, hierauf in Rinnen aufge
pflügt und der Campo mit 8 Pfunden, sehr fruchtbarer Bo
den aber nur mit 6 – 7 Pfunden Saamen besäet, und der
Acker mit der Egge oder der Harke wieder geebnet. Wenn
die Saggina - Fuß hoch gewachsen, wird sie gehackt und die
Erde dabei von den Pflanzen abgezogen, so daß dadurch die
Wurzeln der Luft und Sonne mehr ausgesetzt werden,
was ihnen sehr wohlthätig ist. Diese Operation muß bei
sehr trockenem Wetter geschehen. Zu Ende des Mai oder im
Anfange des Juni müssen die Pflanzen behäuft werden, wobei
fie überall 2 Fuß von einander zu stehen kommen und alle
Wurzelschößlinge ausgebrochen werden müffen. Die Saamen
reifen zu Ende des Oktober oder in den ersten Tagen des No
vember, die Aehren werden abgebrochen und an luftigen, trocke
nen Orten ausgebreitet. Man erndtet von dieser Saggina
am meisten, und zwar 7 Moggia per Campo von 840 Per
tiche, auf welchem mindestens 10000 Pflanzen stehen. Ein
Quartiero Saamen wiegt 11 Pfuud und ein Sack davon lie
-
Z14

fert 128 Pfund reines Mehl. Die gewöhnliche Saggina, de


ren der Quartiero höchstens 9 Pfund wiegt, giebt nur 80
Pfund Mehl. Auch ist das erstere Mehl viel nahrhafter, weißer
und wohlschmeckender, und daher zum Brote und zur Polenta
viel brauchbarer. Nach dem Abschneiden der Aehren werden
gleich die Stengel dicht an der Erde abgeschnitten, welche ei
nen Zuckersaft enthalten, der sich auf ähnliche Art, wie der
Rohrzucker in Amerika, gewinnen läßt. Diese Stengel werden
von den Blättern befreit, an trockenen Orten an Mauern auf
gestellt, und dann bald, nachdem man das oberste Ende bis
auf 2 Fuß abgeschnitten hat, in eine Mühle gebracht. Hier
wird durch Messer die Rinde abgeschält, wobei das Mark in
kleinen Stücken zurückbleibt, welche in großen marmornen Mör
fern zerstampft, oder auch in Mühlen, den Oelmühlen gleich,
zermalmt werden. Der erhaltene Teig wird hierauf gleich in
Säcke von starkem Hanfe gethan und diese gepreßt. Der er
haltene Saft wird durch Eiweiß, von 14 bis 16 Eiern auf
160 Pfund Saftà 16Unzen,geklärt. Man wirft hierbeidas E
weiß in einen Theil der Flüssigkeit und vermischt es damit,
wonächst es dann in die ganze Maffe gegoffen, gut umgerührt
und zum Sieden gebracht wird. Der aufsteigende Schaum
wird abgenommen, hierauf der Saft durch eine Filter von
weißem Flanell gegoffen und auf langsames Feuer gebracht,
beständig umgerührt und nöthigenfalls abgeschäumt, bis die
ganze Flüssigkeit zur Hälfte verdampft ist. Hierauf wird fie
in hölzerne, mit 2 Hähnen übereinander versehene konische Ge
fäße gefüllt, worin sie 4 Tage lang an einem kühlen Orte
stehen bleibt. Dann wird durch den ersten Hahn die Flüssig
keit in große irdene glasierte Schüffeln gelaffen, und hinterher
ebenfalls durch den zweiten Hahn, so lange die Flüssigkeit klar
bleibt. Die abgelaffene Flüssigkeit wird wieder filtriert, in weite,
verzinnte kupferne Schüffeln gefüllt, und über ein lebhaftes
Feuer unter beständigem Umrühren zur Condensation gebracht,
welche hinreichend erachtet wird, wenn die Flüssigkeit zwischen
den Fingern genommen, spinnt. Hiernächst gießt man den
Z15)

Syrup in andere verzinnte Gefäße, welche zum Abkühlen in


kaltes Waffer gestellt werden.
Der c. Arduino hat auch aus dem Syrup crystallisierten
Zucker dargestellt. 10000 Stengel oder 1000 Libbre Groffe
geben 4000 Libbre Saft und diese 800Libbre Sottile Syrup.
Ein Campo wird von ihm nach Abzug der Bestellungs- und
Fabricationskosten an Reinertrag in Saamen und Syrup auf
433 Lire berechnet.
3. Der Waizen. Von diesem wird gewöhnlich die mit
Grannen versehene Art gebauet. Er wird vom 20. September
bis zum 20. November gesäet, und zu Ende des Juni oder zu
Anfange des Juli geerndtet. Man schneidet ihn mit Sicheln
ab, und läßt lange Stoppeln stehen, welche hinterher abgemäht
werden. Er wird in Garben gebunden, und in 18 oder 19
Garben auf dem Felde aufgesetzt. Bei der ersten Methode
werden die Garben horizontal ins Kreuz mit den Aehren nach
Innen gelegt, bei der letztern aber werden sie stehend gegen
einander gelegt, und die obersten Garben dachförmig darüber
gedeckt. So läßt man sie 10 bis 11 Tage im Felde stehen
und fährt sie dann nach dem Hofe, worauf sie während der
Hitze in den Hundstagen bald ausgedroschen werden. Aus
dem Waizenmehle werden viele Maccaroni bereitet, die hier die
Benennung Pate führen und in verschiedenen Formen vorkom
men. Die Semette gleichen den Melonenkernen; die Menuelli
sind dünn im Kreise gewickelt, wie Violinsaiten, auch gewöhn
lich mit Safran gefärbt; die Lasagne gleichen unsern Nu
deln, die Brigoli sind volle Cylinder von der Dicke eines Fe
derkiels, und die Sabioti hohle Cylinder von der Dicke eines
kleinen Fingers.
4. Gerste und Hafer wird nur wenig gebaut, dagegen
kommt in den trockenen Landstrichen der Buchwaizen vor, wel
cher, sowie die Hirse, als Nachfrucht gesäet wird. Der zu An
fang des Augusts geäete Buchwaizen wird zu Ende des Oe
tober geerndtet. -

5. Der Reis. Dieser ist eine Hauptfrucht in der lom


bardischen Landwirthschaft. Er fordert ein Klima, in welchem
316

der Winterwaizen in der Mitte des Juni im Durchschnitt der


Jahre reif wird. Die Saat erfolgt zu Ende des April und
die Erndte in der ersten Hälfte des October. Wenn er ge
schnitten ist, wird er auch ohne langes Zögern im freien Felde
gedroschen, und sobald die Körner so trocken sind, daß die Hülle
leicht abspringt, werden sie auf einer Stampfmühle enthülset.
Der Ertrag dieser Frucht wird von Burger hoch angege
ben, da er in einzelnen Fällen zu 50Scheffel für den preußi
schen Morgen anzunehmen ist. Der Durchschnittsertrag von
dem im Fruchtwechsel aufgenommenen Reis in den sogenann
ten Risaje a vicenda ist zu 15 Scheffel, und desjenigen in
den beständigen Reisfeldern, den Risaje stabile, zu 11 Schef
fel pro Morgen anzusetzen. Der beste rohe Reis giebt die
Hälfte an gestampftem Reis im Durchschnitt. Gewöhnlich kann
man jedoch nur auf 45 Procent gestampften Reis Rechnung
machen.
Der Reisbau ist im Venetianischen so bedeutend, daß nach
v. Martens der Ertrag davon im Jahre 1817 sich auf129550
Säcke zu 5 Centnern belaufen hat. - -

Was die Zurichtung der Felder zur Reiseultur und ihre


Behandlung während des Wachsthums der Frucht insbesondere
betrifft, so verlangt diese Frucht einen fruchtbaren, gut gedüng
ten, sorgfältig bearbeiteten Boden und starke Bewässerung. Die
Felder selbst werden mit einem tiefen Graben und hohem festem
Damme umgeben, ihre Fläche aber durch Waffergräben in
gleiche Vierecke geheilt. Der Boden wird, wenn er ein Neu
bruch ist, gewöhnlich mit Schaufeln umgestochen, sonst dreimal
nämlich im November, März und April tief gepflügt. Nach
dem letzten Pflügen wird er mit viereckigen Schaufeln sorgfältig
geebnet, die Oberfläche hierbei jedoch rauh erhalten, damit die
Saat von dem Waffer nicht hin und her geschwemmt werde.
Unterdessen werden steile, festgeschlagene kleine Dämme auf
der Oberfläche netzartig aufgeführt, denen zur Seite eine bis
zwei Spannen breite Rinnen zur Vertheilung des Waffers ge
hen. Hiernächst wird das Waffer hineingelaffen und das ganze
Feld damit 4 Fuß tief bedeckt, und der Säemann tritt barfuß
317

ein, und folgt mit dem Säekorbe den durch Stangen abge
steckten Gängen. Der Saamen muß vorher 48 Stunden lang
in Waffer eingeweicht werden. Nach der Saat wird das Was
fer mit Schaufeln stark getrübt, damit der Niederschlag die
Körner etwas bedecke. Während der Saamen keimt, wird mehr
Waffer zugelaffen, damit der Unrath wegschwemmen kann. So
bald das zweite Blatt heranwächst, wird das Waffer wieder
nach und nach abgelaffen, damit es nicht, vom Winde bewegt,
die zarten Pflänzchen ausreiffe, und ihre Feinde, die Fische und
und Wafferschnecken, vertrieben werden. So wie die Pflanzen
sich fest bewurzelt haben, wird wieder Waffer zugelaffen, dieses
in sumpfigen Reisfeldern gegen den 10. Tag ab-, und nach
eben so langer Zeit wieder zugelassen, und damit abgewechselt
bis die Blüthe sich zeigt. Wenn aber die silbernen Rispen an
fangen sich zu vergolden, wird das Waffer zum letzten Male
ganz abgelaffen.
Das Ausjäten des Unkrautes geschieht gegen das Ende
des Mai, und wird später ein, auch zweimal wiederholt, inso
fern dieses nöthig ist.
Die Versuche, die man mit dem chinesischen Bergreis,
Oriza matica, dessen Körner keine Grannen haben, in trockenem
Erdreiche gemacht hat, sind fruchtlos gewesen, und nur erst,
als man ihn wie den gewöhnlichen Reis in Sumpfland gesäet
hat, ist man von dessen Vorzügen überzeugt worden. Diese
bestehen darin, daß er um einen Monat früher reift, daß man
wegen- einer kleineren Körner - Saamen weniger braucht, er
auch weniger Waffer zur Bewässerung bedarf, ferner im sumpfi
gen und fetten Boden sich mächtig besteckt und vom Roste nicht
leidet. Er kann daher überall da cultiviert werden, wo der
gemeine Winterwaizen Ende Inni noch reif wird.
6. Die Hülsenfrüchte. Von diesen werden die in
Süditalien so beliebten Acker- und Gartenbohnen (Vicia faba)
fast gar nicht gezogen, und ebenso wenig Erbsen, Kichern und
dergleichen. Nur die Vitsbohnen sind ein Gegenstand der Cul
tur. Aber auch die Fasioletti dall' Ochio (Dolichos Catjany)
werden, da sie schneller als die gewöhnlichen Vitsbohnen wach
318

sen, unter dem Cinquantino gebaut. Einige andere Arten da


von als: Dolichos Lablab und D. sesquipedalis kommen noch
in den Gärten vor. -

7. Die Kartoffeln. An den Genuß dieser Frucht,


des Reichthums der Deutschen, können die Italiener sich immer
noch nicht gewöhnen, und fie wird daher nur in dem trockenen
Landstriche den Alpen zu, hier und da auf dem Acker in ge
ringen Flächen gefunden, auch in der Nähe der großen Städte.
8. Lein und Hanf sind die vorkommenden Gespinst
pflanzen; von dem ersten wird der Winterlein, Linumperenne,
und Märzlein, Linum usitatissimum, gebaut. Der erstere wird
um den 20. September und der letztere um die Mitte des
Märzes gesäet. –
Die Cultur des Weinstocks wird in den Provinzen
des lombardisch-venetianischen Königreichs größtentheils in der
Ebene, zum Theil auch an den niedrigsten Abhängen der Berge
betrieben. Die in der ersten damit bepflanzten Flächen werden
berebte Aecker, Campi arborati vitati genannt, und find darin
die Reben immer zwischen Saatfeldern cultiviert, und an Bäu
men herangezogen. In den Hügeln nennt man solche Felder
Ronchi, worin die Reben in Reihen und gewöhnlich an Pfäh
len, doch aber zum Theil an Bäumen gezogen, und die schma
len Zwischenräume gepflügt und besäet werden. In eigent
lichen Weingärten, die jedoch selten sind, werden die Reben
niedrig gehalten, sämmtlich an Pfählen gezogen, und stehen
entweder in Reihen, a filari, oder ohne Ordnung, a rinfiusa,
so dicht, daß zwischen ihnen kein Getreide gebaut wird.
Was die berebten Aecker anbetrifft, so find diese in der
Richtung von Norden nach Süden in längliche Vierecke von
etwa 300 paduanischen Fuß Länge und 100 Fuß Breite
abgeheilt. An den beiden schmalen Seiten befindet sich ein
6 Fuß breiter Raum, der jährlich vom Grafe gereinigt wird,
und sowohl als Weg wie als Abzugsgraben für das Regen
waffer dient. An den beiden längern Seiten wird jedes
Fruchtfeld von dem angränzenden durch einen etwa 4 Fuß
breiten Zwischenraum, der mit Bäumen und Reben bepflanzt
319

ist, getrennt, den man eine Piantada nennt. Zu den Bäumen


werden in trockenem Boden Nußbäume, Ulmen, Ahorne (Acer
campestre), Eschen auch Maulbeer- und süße Kirschbäume ge
nommen, die man 11 bis 12 Fuß von einander setzt. Im
feuchten Boden werden statt dieser Weiden und Pappeln in
14 bis 15 Fuß Entfernung gepflanzt. Diese Baumbeete
werden alle Frühjahr umgegraben, öfters gedüngt und mit
Hirse, Buchweizen und Lupinen besäet, und vom Unkraute rein
gehalten. An der Südseite eines jeden Baumes, 14 bis 2
Fuß vom Stamme, werden 3 bis 4 zwei bis drei Fuß lange
Rebstecklinge, die unten mit einem krückenähnlichen 4 bis 6
Zoll langen Querstücke versehen sind, senkrecht so eingepflanzt,
daß nur 2 Augen über dem Boden hervorstehen. So bleiben
die Reben drei Jahre lang unberührt stehen, im vierten oder
beffer im fünftem Jahre aber werden sie dicht am Boden ab
geschnitten, und zugleich einige dünne Baumäste von den
Stöcken an den Baum gebunden, damit sie sich daran hinauf
ranken können. Die Bäume aber werden 6 bis 7 Fuß vom
Boden abgehauen, damit sie sich verästen und nicht zu hoch
werden. Im darauf folgenden Jahre werden die Reben von
einem Baume zum andern gezogen, und von da an diese
Rebengehänge mit jedem Jahre aus den einjährigen Reben
erneuet. Die alten Reben werden dicht am Stocke abgeschnitten.
Von den neuen, welche sich in einem Sommer in einer Länge
von 15 bis 20 Fuß an den Bäumen hinaufranken, werden
7 bis 8 sehr nahe beisammenstehende ausgewählt, solche von
allen Gabeln und Seitentrieben gereinigt, die vertrockneten
Spitzen abgeschnitten, und sie hierauf zu den Nachbarbäumen
herübergezogen und zwar alljährlich um einen halben Fuß
höher, bis der Stamm der Rebe im zehnten oder eilften Jahre
die Höhe von 6 Fuß erreicht, in welcher auch der Baum fich
in Alete theilt.
Bei jungen Stöcken kommen die Reben der einen auf
halbem Wege mit denen der benachbarten zusammen; bei ältern
reichen sie bis zum Nachbarbaum und werden kreuzweise anein
ander befestigt. So entstehen ziemliche Gehänge, welche der
Z20 -

Gegend das freundliche Aussehen eines großen Gartens geben,


und besonders im Herbste, wenn sie von purpurnen Trauben
beschwert, eine Bogenlinie bilden, einen reizenden Anblick ge
währen. Ich nehme hierbei auf dasjenige Bezug, was ich
darüber weiter oben hinsichtlich der Rebenpflanzungen auf dem
Wege am Golf von Spezzia bereits erwähnt habe.
Bei ganz starken Stöcken, welche oft über armsdicke
Stämme haben, läßt man 30 bis 40 Reben stehen, zieht einen
Theil davon in die Quere in den Acker hinein, wo sie an
todte Pfähle befestigt werden und eine Art Laube bilden. -

Eine Weidenpflanzung dauert in der Regel nur 20Jahre,


und in dieser kurzen Zeit müffen öfters einzelne Bäume nach
gesetzt werden. Eine Pflanzung von Nußbäumen oder Eschen
kann sich dagegen aufgutem trockenen Boden fammt den Reben
80 bis 100 Jahre in dem besten Zustande erhalten.
Die schwarzen Trauben fangen gegen die Mitte des
Augusts an sich zu färben, und es beginnt hiernächst nach
6 Wochen die Lese, welche bis zum Ausgange des Octobers
dauert. Die abgeschnittenen Trauben werden in Handkörbchen
gethan und diese in einen auf einen Wagen gestellten Behälter
von der Gestalt eines Backtroges, der 15 bis 20 Maffelli
hält und zur Seite ein Spundloch hat, entleert. Am folgenden
Morgen in der Frühe wird dieser Behälter von dem Bauer
vor den Keller des Käufers gefahren. Hier steigen 2 Mann
mit bloßen Füßen in den Trog hinein und treten die Trauben
aus, indem sie zuerst zwei runde Löcher machen, und immer
mit der Hand frische Trauben von der Seite nachwerfen. Der
Most läuft dabei durch das Spundloch in den untergesetzten
Bottig, aus welchem er mitHandbutten in die geachten Eimer
(Mastelli) gefüllt wird. Wenn die Tretern ausgedrückt sind,
welches zuletzt mit Hülfe eines starken hölzernen Gitters ge
schieht,wird dem Bauer noch ein halber oder ein viertel Eimer
für den Most, der noch in solchen enthalten ist, vergütet. Die
Trestern werden nun zu dem Moste in becherförmige oben
ganz unbedeckte Bottige gebracht, welche 20 bis 60 Eimer
halten und sich in dem Vorhofe des Kellers befinden. In
321

diesen bleibt der Most der Gährung überlaffen, welche in 2


bis 3 Tagen eintritt, wobei der Most aber bis gegen den zehnten
Tag-trübe und süßlich bleibt. Hierin bleibt er 4 bis 5 Wochen,
auch wohl länger, zuweilen auch eine kürzere Zeit. Dann
wird er in Fäffer, die 15 bis 30 Mastelli enthalten, gelassen,
und das Spundloch dieser,fo lange die Weingährung noch nicht
ganz vollendet ist, also bis zu Ende November offen gehalten,
und das Verdunstende alle Tage und auch alle zwei Tage
durch Auffüllen ersetzt, dann aber die Fäßer gut zugespundet
und der Spund mit Asche betreut. Im Mai wird der Wein
abgelaffen und in andere Fäffer gefüllt, die Hefen aber zu
Branntwein benutzt. Nachdem der Wein aus den offenen Bot
tigen abgelaffen worden, wird die oberste Lage der Treffern,
welche durch die unmittelbare Berührung der Luft sich schon
der Efigjähruug nähert, abgenommen, und auf die übrigen
Tretern so viel Wasser gegossen, als die Hälfte des abgelaffe
nen Weins beträgt. Dieses vereinigt sich mit dem in den
Tretern zurückgebliebenen Wein, und wird nach 24 Stunden
als Nachwein abgezapft, welcher das Getränk für das Ge
finde giebt. An einigen Orten wird auf diese noch einmal
Waffer aufgefüllt, und so ein zweiter Nachwein erlangt.
Alle lombardisch-venetianischen Weine halten sich nicht
länger, als bis in den Sommer des zweiten Jahres, und ist
die beschriebene Bereitungsweise keinesweges geeignet einen
guten Wein zu erzeugen.
Nach v. Martens geben die alten Baumweinpflanzungen
mitunter sehr hohe Erträge,wie z. B. zu San Bruson 5 Campi
im Herbste 1821 :145 Mastelli, und in Dolo 2 Bäume
sogar 3 Mastelli Wein geliefert haben.
Nach Burger keltert man von einem Joche berebter
Aecker, nach Beschaffenheit des Bodens, durchschnittlich von
1,16 bis 894 Eimer Wein, und von 100Bäumen wenigstens
216 Eimer und höchstens 534 Eimer.
Der Ertrag eines Jochs Weinstöcke in den Ronchi wird
von ihm auf 471 bis 9,71 Eimer Wein angegeben.
Die Cultur der Olivenbäume kommt nur am Garda-See
- 21
322

von einiger Bedeutung vor und zwar in der Umgegend von


Solo.
Die Hauptsterne des lombardischen Landwirthschaftsbe
triebes find aber der Wiesenbau und die Seidenzucht, welche
ich beide hier um so weniger näher berühren mag, als ich von
der letztern während meines Aufenthalts in der dortigen Ge
gend gar nichts gesehen habe, und ersterer mit Einschluß der
damit in Verbindung stehenden Käsewirthschaft nicht nur in
dem oben angeführten Burgerschen Werke ausführlich abge
handelt worden, sondern auch erst kürzlich darüber von dem
Herrn Domainen-Kammerrath Schmidt zu Berlin, in dem
Jahrgange 1842 des Monatsblatt der oekonomischen Gesell
schaft zu Potsdam, den deutschen Landwirthen eine sehr aus
führliche Darstellung nach eigener Wahrnehmung zugegangen ist.
Der 25. Juli.
Heute Morgen um halb fünf Uhr verließ ich Mailand,
und nahm meinen Weg nach Sesto Calende am Lago mag
giore. Man kömmt zunächst nach Rho: Der Culturcharakter
der Gegend bleibt der bisherige rein lombardische. Die
Straßen sowohl als die Grenzen der Felder find mit Maul
beerbäumen bepflanzt, unter denen sich viele von der philippi
nischen Art befinden. Diese zieht man hier in Zwergstämmen
und pflanzt sie dicht nebeneinander, so daß die Hecken bilden.
Aber auch hochstämmig kommen sie vor. Von den jungen
Stämmen waren viele dicht mit Stroh beflochten, um fie, wie
es schien, vor den Einwirkungen der Sonnenstrahlen zu be
wahren.
Der Ackerboden besteht aus einem braunrothen Lehme,
und war jetzt größtentheils mit großem Mais und auch mit
Cinquantino bestellt. Bei dem erstern war man beschäftigt
die männlichen Blüthenbüschel abzuschneiden, um sie zum Vieh
futter zu verwenden. Hin und wieder kommen kleine mit
Hanf bestellte Ackerstücke vor. BeiSt.Lorenzo sah ich mehrere
Gänse, denen man die Federn von den Hälsen abgerupft hatte.
Das Gras an den Grabenrändern wurde mit Kühen abge
323

weidet, die einzeln von Kindern an Stricken geführt wurden.


Der Boden fängt an in einen steinigen sandigen Lehm über
zugehen, der sich auch weiterhin bei Castellana findet. Es
zeigen sich Ackerstücke mit weißen Lupinen bestellt, und zwischen
den Maispflanzen Vitsbohnen gesteckt. Man kömmt durch
Gallarate nach Somma, wo sich sehr hübsche herrschaftliche
Landhöfe befinden. In letzterm Orte wurde das Getreide auf
einer unter freiem Himmel auf dem Erdboden zugerichteten
Tenne gedroschen. -

Die auf den Aeckern bisher gepflanzten vielen Bäume


fangen an fich zu vermindern, der Boden wird immer sandiger
und wenn man sich Sesto Calende nähert, geht er in einen
sandigen Kies über, der ohne Cultur ist, und mit Farrnkraut
und Binsen bewachsen, nur eine magere Weide darbietet. Aber
überall find noch Maulbeer-, Walnuß- und süße Kastanien
bäume gepflanzt, von denen die letztern jedoch nicht stark mit
Früchten behangen waren. Um 11 Uhr kam ich nach Sesto
Calende, von wo ich mit dem Dampfschiffe um 1 Uhr auf
dem Lago maggiore nach Bavena abfuhr, von dort aber in
einer Barke nach den Borromäischen Inseln hinüberschiffte und
auf Isola bella landete. Von dieser kann ich hier nur das
jenige erwähnen, was die zum dortigen Schloffe gehörigen
Gartenanlagen betrifft. Letztere hat hier die Kunst hervorge
rufen, da Felsblöcke und Erde hergeschafft worden sind. Von
der milden Luft des Sees umgeben, und auf der Nord- und
Ostseite, auch nach Westen hin durch die hohen Alpen geschützt,
und unter dem besondern Obdache der auf der Insel selbst
angebrachten Felsenklüfte, entfaltet dieser liebliche kleine Fleck
eine so südliche Natur in seiner Vegetation, daß wenig dazu
gehört, sich an den Meerbusen von Sorrento hinüber zu träumen,
Man sieht daher an den den Sonnenstrahlen am günstigsten
ausgesetzten Stellen nicht nur die Orangen in freier Erde am
Spalier gezogen, sondern auch in hochstämmigen Bäumen. Im
Winter werden sie jedoch mit einer Bedeckung versehen, die an
den Seiten Bretterverschläge erhält. Von andern Bäumen
und Gewächsen stehen in freier Erde: Laurus sassafras,
21 F.
324

Laurus Camphora, Quercus suber, Bignonia radicans, Yucca


gloriosa und Mespilus japonica. Der letztere hat vor drei
Jahren reife Früchte getragen, seit dieser Zeit aber nicht
wieder. Auch befindet sich in diesem Gartenr ein schönes
Eremplar der Ceder vom Libanon, sowie ein edler Lorbeer
baum, in dessen Rinde von Napoleon am Tage vor der Schlacht
von Marengo das Wort Bataglia bei einem Verweilen auf
dem hiesigen Schloffe geschnitten worden ist, dessen Schriftzüge
noch jetzt zu erkennen sind. An der Seeseite der künstlichen
Felsen proffen indianische Feigen, die Agaven, und verschiedene
Arten der Aloe hervor. Ob keinen von diesen Bäumen im
Winter eine Art von Bedeckung gegeben wird, ist mir zwar
nicht bekannt geworden, jedoch nur zu wahrscheinlich. Ich ver
ließ dieses kleine niedliche Eiland, kam der kleinen, zu den
Borromäen ebenfalls gehörigen Insel Peschiera vorbei und
umschiffte die größere Insel, die Isola madre, auf welcher ich
aber nicht landete, da es mir, um heute noch bis nach Varese
zu gelangen, hierzu an Zeit gebrach. Diese Insel liegt noch
mehr im Schutze als die Isola bella, und genießt daher eines
noch mildern Klimas als die letztere. Die Terraffen find mit
Orangenbäumen besetzt, und der Oleander erfreut mit seinen
prächtigen Blüthen die Ankommenden. Aus den Felsritzen
erheben sich Agaven mit hohen Blüthenstengeln, die aber noch
nicht entfaltet und aufgeschloffen waren, sowie auch mehrere
Aloen. Ich schiffte weiter über diesen breiten See, der bei
läufig so fischreich ist, daß er dem Grafen Borromäo eine Pacht
von 40000 Franken jährlich einbringt. Die Ufer des Sees
hinter Baveno und die an beiden Seiten find auf eine bedeu
tende Strecke mit Weinreben bepflanzt. Ich kam im Regen
nach Laveno, nahm dort einen Wagen und fuhr auf einem
zum Theil durch Laubwald führenden Wege bis nach Varese,
wo ich um 9 Uhr ankam.

Der 26. Juli.


Um 3 Uhr Morgens machte ich mich auf den Weg nach
Como. Sobald die Morgendämmerung einen Umblick gestattete,
325

bemühte ich mich den Charakter der Gegend zu erkennen. Der


Weg zieht sich am Fuße einer Anhöhe fort und die bemerkbare
Cultur bleibt im Ganzen die bisherige. Der Ackerboden ist
ein leichter fandiger Lehm. Sowohl am Wege als in den
Feldern stehen viele Maulbeerbäume, an ersterem sind aber auch
ganze Strecken mit Weiden bepflanzt. Der Acker war mit
Buchwaizen, Mais und Cinquantino bestellt, der letztere auch
zum Gebrauch als Futterkraut sehr dicht gesäet. Auch Lupinen
kommen vor. Bei Molna sah ich zum erstenmale wieder ein
Kartoffelfeld. Reifer Hafer stand hier und da im Felde, sowie
auch rother Klee.
Man kommt nach Binago, bei welchem Orte sich mehrere
Wiesenflächen befinden, die jedoch des Vortheils der Bewäffe
rung nicht genießen. Die Ränder derselben sind mit Erlen
und mit Weiden bepflanzt. Man kömmt durch Avigato nach
Mofino, bei welchem Orte zwischen den hochstämmigen Maul
beerbäumen Zwergbäume dieser Gattung sehr dicht gepflanzt
find und die gekröpft werden. Die Anhöhen sind mit Reben
bepflanzt, welche an Bäumen gezogen worden. Durch Nebbio
kömmt man nach Como, wo ich um halb acht Uhr anlangte.

Der 27. Juli. -

Ein sehr starker Gewitterregen, der sich gestern Morgen


einstellte und bis gegen Mittag dauerte, hielt mich in Como
zurück, so daß ich erst heute früh mit dem Dampfschiffe nach
Colico abgehen konnte. Hier um 11 Uhr angelangt machte
ich mich nach einer Stunde Aufenthalt auf den Weg nach
Chiavena. Dieser führt ansteigend durch ein Thal, das von
hohen Felsenbergen begrenzt wird, die sich nach vorwärts immer
höher und höher thürmen, besonders aber nach der Gegend des
Splügens zu. Die untern Höhen find mit ächten Kastanien
bäumen bepflanzt, und der Boden, den sie beschatten, dient zur
Weide. Hin und wieder kommen Ackerstreifen vor, die mit
Mais bebaut waren. Wenn man gegen die Adda kömmt,
besonders aber, wenn man die 160Meter lange hölzerne, über
diesen gelblich aussehenden Bergstrom geführte Brücke über
326

schritten hat, finden sich ausgedehnte Wiesenflächen, die den See


von Lugano begrenzen. Die Wiesengräben, welche an der
Straße entlang gehen, sind mit Weiden und Pappeln besetzt.
Man kömmt nach Riva, dessen mildes Klima sich noch durch
die daselbst vorhandenen Feigenbäume, sowie durch die schönen
jetzt mit vielen Früchten behangenen ächten Kastanienbäume
bekundet. Von den vaterländischen Pflanzen treten jetzt immer
mehrere am Wege hervor, als Achillaea millefolium, und
darunter viele Exemplare mit rotenfarbenen Blüthen, Daucus
sylvestris, Euphrasia officinalis, Ajuga pyramidalis und
Salvia pratensis.
Ich kam, nachdem ich einen starken Gewitterregen erduldet
hatte, nach dem freundlichen Chiavena am Maira. Die es
zunächst umgebenden Anhöhen zu beiden Seiten des Stromes
find mit Reben bedeckt, die jedoch nicht mehr an Bäumen sich
winden, sondern an niedrige Pfähle geheftet werden. Sie
geben einen guten weißen Wein, der zwischen Rhein- und
Moselwein die Mitte hält. Ich trank davon aus dem Jahr
gange 1834 und fand ihn wohlschmeckend. Vor der Stadt
befindet sich eine Seidenmanufactur, da die Seidenwürmerzucht
in der hiesigen Gegend stark betrieben wird. Der Wirth in
dem Gasthof zur Post besitzt 600 Stück laubbare Maulbeer
bäume, unter denen er mir einen zeigte, der ihm jährlich 10
Franken einträgt. Man bezahlt 10 Pfund Blätter mit 1
Zwanziger.

Der 28. Juli.


Um 5 Uhr am heutigen Morgen nahm ich meinen Platz
in der Diligence uud fuhr nach Chur. Gleich hinter Chia
vena erhebt man sich neben dem Strome und bleibt bis zur
ersten Poststation Campo Dolcino fast in fortwährendem Steigen
auf einer durch die Felsen gebahnten Straße. Hinter diesem
Orte aber nimmt das Ansteigen nach dem Splügen hinauf in
höherem Maße zu. Wenn man bis hierher den Charakter der
Gegend ins Auge faßt, so findet sich, daß die unterste Region
des erstiegenen Bergzuges mit süßen Kastanienbäumen bewachsen
327

ist, und daß da, wo diese sich verlieren, die Fichten Raum ge
winnen. Wo aber auch diese aufhören, kommen nur baumlose
Matten vor, die von zahlreichen Heerden von Pferden und
Rindvieh beweidet werden, deren Hirten die Menge von Senn
hütten, mit denen jene bedeckt sind, bewohnen. Man beschäftigt
sich jetzt mit der Heuerndte. Dieses geschieht nur einmal im
Jahre; denn das Vorgras sowohl als das Nachgras wird mit
dem Viehe abgeweidet, und zwar ersteres, bevor dieses im
Frühjahr auf die Alp getrieben wird, das letztere aber bei
deffen Rückkehr.
Diese Wiesen bieten durchaus keine glatten Flächen dar,
sondern sind mit einer Menge kleiner Unebenheiten bedeckt,
welche das Abmähen sehr erschweren müffen; demohnerachtet
verrichten die Arbeiter mit ihren Sensen darauf ein sehr gutes
Stück Arbeit, indem der dichte Rasen sich überall knapp und
gleichmäßig abgeschnitten findet. Es mangelt indes in dieser
Gebirgsstrecke auch nicht an einzelnen Ackerstücken, die sich
theils an freien Stellen der Baumregion, theils auch in
den Wiesenflächen eingesprengt finden. Auf denselben stand
Gerste, die der Reife nahe war, und Kartoffeln, welche blühten.
Von Pflanzen der Heimath treten hier mehrere hervor, und
darunter Thymus serpyllus, Plantago media, Alectorolophus,
Crista galli. Aus den Gattungen Rumex, Campanula und
Trifolium zeigten sich auch mehrere Pflanzen, ich konnte jedoch
aus dem Wagen ihre Arten nicht erkennen. Ebenso Rhodo
dendron ferrugineum und eine rothblühende Creffulacee, viel
leicht Sempervivum montanum. Sobald man den höchsten
Punkt, das Joch auf dem Splügen, hinter sich hat, steigt man
nach dem Dorfe gleiches Namens hinab und tritt bei diesem
in ein hübsches kleines Thal. Hinter demselben find die Höhen
auf dem Wege, den ich verfolgte, mit Lerchenbäumen bewachsen.
Am Wege standen mehrere Sträucher von Arbutus uva ursi.
Der Anfangs in einer Felsschlucht fortführende Weg mündet
sich bald in ein erweitertes Thal mit Wiesen und Ackerstücken,
auf welchen letztern Gerste stand. Man erblickt viele kleine
Ortschaften, die in dichter Nähe bei einander liegen. Noch
328

mehr erweitert sich die Gegend bei Andeer. Der Roggen war
hier beinahe reif. Einen sonderbaren Eindruck macht es, wenn
man hier die Erle auf den Anhöhen wachsend findet. Obgleich
die Gegend hier aus großen Wiesenflächen besteht, so sind diese
doch öfters von Ackerstücken unterbrochen, unter denen einige
waren, die Hanf trugen, der aber nur von mittelmäßiger Höhe
war. Die entfernten Anhöhen find mit Fichten bewachsen. In
den Dörfern, durch welche man kömmt, befinden sich zwar viele
ganz massive Häuser, es fehlt aber auch darin nicht an soge
nannten Blockhäusern, die aus runden fichtenen Stämmen in
der Stärke des starken Bauholzes zusammen geschrootet find.
An den Wegen stehen Kirschbäume, deren Früchte jetzt noch
nicht reif sind. Sie scheinen der sogenannten Haferkirche an
zugehören.
Man passiert nunmehr die schauerige Via Mala und kömmt
nach Thusis, wo sich wieder ein weites Thal öffnet, mit vielen
Ortschaften und bedeutenden Ackerfeldern und Wiesen.
Der Roggen war hier bereits geschnitten und der Waizen
reif. Auch kommen Breiten mit Kartoffeln bestellt häufiger
vor. Der Ackerboden besteht hier nur aus einem leichten
Gerstboden. Man sieht viele Obstbäume und darunter beson
ders Apfel- und Wallnußbäume. Die Feldränder sind mit
vielen Berberitzensträuchern bewachsen. Der Hollunden hatte seine
Blüthenzeit noch nicht ganz beendigt. Am Wege stand in
schönen Exemplaren eine Weidenart mit sehr schmalen Blättern.
Man kömmt nach Reichenau, woselbst sich auch noch die
immergrüne Eiche neben der Kiefer findet.
Der Ackerboden um diese Stadt ist von guter Beschaffen
heit und trägt außer allen örtlichen Feldfrüchten auch noch
viele Gartengewächse. Auch find gute Hopfengründe und viele
Wiesen vorhanden, sowie auch Obstbäume in den nächsten Um
gebungen. Ich kam in der achten Stunde nach Chur.

Der 29. Juli.


Um 5 Uhr Morgens ging es weiter nach Zürich. Man
kommt auf der obern Zollbrücke über die Landquart und auf
329

der Tarbisbrücke über den Rhein. Der Landstrich zwischen bei


den besteht aus einem sehr kiesigen Sande, der mit Weiden
strauch bewachsen ist, welche Beschaffenheit auch noch jenseits
der Brücke fortdauert. Es finden sich sehr viele Wiesengründe,
die naß und stark mit Rohr bewachsen sind.
In Wallenstadt verließ ich die Diligence, bestieg das über
den Wallenstädter See fahrende Dampfboot und landete in
Wesen. Hier nahm ich wieder in einer Diligence Platz, um
darin bis nach Schmericon zu fahren. Um Wesen befindet sich
eine fruchtbare Aue, deren Boden in einem humosen Lehme be
steht. Man findet hier Mais und Hanf, Kartoffeln und aller
hand Gartenfrüchte in großer Vollkommenheit. Die Häuser
in den Dörfern sind sauber gebaut und mit Schindeln gedeckt.
Auf den Wiesen, die mit Schlietzäunen bewehrt sind, findet
man die höhern Ränder mit Obstbäumen besetzt. Am Wege
fah ich Plantago media und Spiraea ulmaria, auch Symphi
tum officinale. Man kömmt nach Uznach, bei welchem Orte
ich eine weiße Runkelrübe mit den gekräuselten Blättern sah,
sowie bei denen von verschiedener Farbe, deren man sich ge
genwärtig häufig zur Ziereinfaffung von Blumenbeeten bedient,
die ein sehr hübsches Ansehen hatte. Bei diesem Orte befindet
fich eine Baumwollen-Spinnerei, welche für die ausgedehnteste
in der ganzen Schweiz gehalten wird. Der Acker in der Um
gebung von Schmerikon besteht in einem sehr humosen Lehmbo
den, auf dem vortrefflicher Hanf stand.
Von hier schiffte ich nach Zürich auf dem gleichbenannten
See, auf welchem der Anblick der lieblichen Ufer, an deren
Rändern es auch an Weinbergen nicht fehlt, sowie der hinter
denselben vorsteigenden Alpen, durch heftige Regengüsse zum
öftern unterbrochen wurde. In der sechsten Stunde erreichte
ich den Bestimmungsort.

Der 30. Juli,


Der vom frühsten Morgen bis 11 Uhr ununterbrochen
anhaltende starke Regen erlaubte mir erst am Nachmittage den
hiefigen botanischen Garten zu besuchen. Dieser Garten, von
330

deffen Anhöhe man des besten Panoramablickes der Stadt und


deren Umgebung genießt, ist nicht nur mit guten Gewächshäu
fern, sondern auch mit vielen und seltenen Pflanzen ausgestat
tet. Von diesen waren mir besonders auffallend: Gesneria spi
cata, Fuchsia stylosa und ein mit der Benennung Soffolto
Hero garbingo bezeichnetes Gewächs, dessen scharlachrothe röh
renförmige Blüthen denen der gewöhnlichen Fuchsia ähnlich fe
hen, vielleicht war es Fuchsia corymbosa. Zur Erziehung
der Felsenpflanzen hat man einen künstlichen Steinhaufen auf
geführt, und war auch beschäftigt für die Aufnahme von Wal
ferpflanzen ein eigenes Bafin anzulegen.

Der 31. Juli.


Heute Morgen um 8 Uhr begab ich mich in die Diligence
nach Zug. Der Weg dahin führt in der Nähe des Sees bei
mehreren Weingärten vorbei, die an den südlichen Abhängen
der Berge angelegt sind. Sonst wechseln Ackerstücke mit Wie
sen, sowie auch mit Waldflächen ab. Diese letzten find theils
mit Fichten, theils mit Laubholz bewachsen. In dem letztern
kommen besonders viele und schöne Büchen vor, so wie von
andern Hölzern Haseln, Hartriegel (Ligustrum vulgare), Weiß
dorn und auch der Mehlbaum (Viburnum Lautana), sowie
der Schneeballenbaum (Viburnum opulus). Der Acker
boden ist ein sandiger, mitunter kieseliger Lehm. Der auf dem
selben stehende Waizen war reif und zum Theil schon geschnit
ten, die Pferdebohnen aber fingen erst an zu blühen. Der
Hafer war theils reif, theils noch grün. Wiesen sind zahlreich
vorhanden, und mit dichtem Grafe bewachsen, worunter sich
auch rother Klee und Leontodon zeigt. In den Dörfern
konnte man bemerken, daß die Behandlung des Mites mit
Sorgfalt geschieht. Er befindet sich auf den Höfen in hohen,
viereckigen Haufen aufgeworfen, und die daraus abfließende
Jauche, der Atel, wird besonders aufgefangen und in langen
auf Karren liegenden Tonnen ins Feld zur Besprengung des
selben gefahren. Auf den Aeckern selbst war der Mist in
großen Haufen aufgefahren. Man kömmt nach Daubig, wo
331

selbst am Wege der Kuhwaizen (Melampyrum arvense) in


Blüthe stand. An den Grabenrändern sieht man Hanf-Was
serdoste (Eupatorium cannabinum). Sowohl die Wiesen, als
auch die Grasgärten sind häufig mit Apfelbäumen bepflanzt.
Man kommt durch Hausen nach Capellen, hinter welchem Orte
sich zur Linken des Weges eine gut geschloffene Fichtenwaldung
zeigt, sowie zur Rechten schöne Grasgärten mit Obstbäumen,
und hier und da auch Weinberge vorkommen. Die Bauernhäu
fer, welche man sieht, sind zwar nur von Holz erbauet, aber
in dem eigenthümlichen schweizerischen Styl mit vieler Zierlich
keit. Sie haben meistentheils zwei auch vier Stockwerke, wenn
man die in den Giebeln unter dem Dache befindlichen Wohn
zimmer dazu rechnen will, und sind mit vielen Fenstern verse
hen, an denen häufig seidene Vorhänge sich zeigen, die sowohl
den Wohlstand als auch die Ueppigkeit der hiesigen Bauern
bekunden.
Gegen 12 Uhr kam ich in Zug an und fuhr von dort
um 5 Uhr weiter nach Luzern. Man fährt in der Nähe des
Zuger Sees, dessen Ufer aus guten Wiesen bestehen. Auf
den Aeckern sah ich Mais, sowie dünn stehenden Hafer, worun
ter rother Klee gesäet war. Der Boden ist ein sandiger Lehm
mit vielen Kieselsteinen. An den Wegen stehen Pyramidenpap
peln, auch Schwarz- und Silberpappeln. Man kömmt nach
Gisliken, bei welchem Orte mächtige Wallnußbäume und große
Apfel- und Birnbäume an den Feldern und in den Dorfgärten
stehen. Aecker wechseln mit Wiesen ab, und auf den erstern
erblickt man hier und da Hanf von so vortrefflichem Wuchse,
daß er dem in der Ebene von Bologna nicht viel nachgiebt.
Die Waldflächen sind mit Fichten von vorzüglichem Wuchse
bestanden. Wenn man an den Rollsee kömmt, trifft man wieder
auf mit gutem Laubholz bewachsene Flächen. Um 4 Uhr Nach
mittags traf ich in Luzern ein.

Der 1. August.
Nachmittags um 2 Uhr fuhr ich über Aarburg nach
Bern. Der Weg führt durch eine bergige aber fruchtbare
332

Gegend, die zwar ihren bisherigen Charakter beibehält, wobei


jedoch die Ackerflächen immer mehr und mehr an Ausdehnung
gewinnen, und sich in guter Cultur befinden; überall nur
Lehmboden. Man kömmt nach Sempach, bei welchem Orte
mehrere mit Esparsette bestellte Ackerstücke vorkommen. In
den Dörfern sah ich Eggen, deren Balken hinten weiter aus
einanderstanden als vorn, und worin schräg stehende Zinken
eingeschlagen waren. Den Sempacher See entlang kömmt
man nach Zursee, bei welchem Orte sich ein vorzüglicher Acker
boden befindet, der mit gutem rohen Klee, Hanf und Kartof
"feln, von welchen die letztern in der Blüthe standen, bebaut
war. Man bearbeitete hier den Boden sehr tief mit einem
langen und mit hohen Rädern versehenen Pfluge, der an die
Pflüge Chateauvieur aus dem achtzehnten Jahrhundert erin
nert. Man hatte 4 starke Ochsen vorgespannt, die von einem
Manne geführt wurden, und wobei außer dem eigentlichen
Pflüger sich noch ein Treiber befand.
Die Aecker werden von mehreren Waldflächen, die aus
Buchen, aber auch aus Fichten bestehen, unterbrochen. Die
Größe der Ackerfelder läßt erkennen, daß es hier bedeutende
Besitzungen giebt. Die Landstraße ist mit süßen Kirsch- und
mit Wallnußbäumen besetzt. Man kömmt schönen Matten
vorbei, die gedüngt werden. Weinstöcke sieht man jetzt nur
noch in Dörfern und Städten an den Häusern. Der Ackerboden
besteht überall in einem bald mehr bald weniger reichen Lehm
boden, der bei Zofingen durch die schwarze Farbe, die er an
nimmt, einen beträchtlichen Humusgehalt zu erkennen giebt. –
Um 7 Uhr kam ich nach Kreuzstraße, wo bis um 2 Uhr
Nachts gerastet wurde.

- Der 2. August.
Sobald es Licht wurde und ich die Gegend erkennen
konnte, bemerkte ich, daß sie ihr gestriges Ansehen im Allge
meinen nicht verändert hatte. Die Dörfer sind alle mit zier
lichen und zweckmäßig eingerichteten Wohn- und Wirthschafts
gebäuden versehen. Beide sind in der Regel mit einander
Z33

unter einem Dache verbunden, so daß man aus den Wohn


zimmern in die Ställe und Scheunenräume gelangen kann.
Die Schuppen für die Wagen und das Ackergeräth find aus
wendig an den Gebäuden angebracht und bedeckt. Wenn auch
alle Gebäude nur von Holz aufgeführt sind, so ruhen die
Schwellen bei vielen doch auf einer Mauer. Sie sind übrigens
ganz und gar entweder mit Brettern oder mit kleinen Schin
deln bekleidet, die Dächer aber mit letztern oder auch mit Zie
geln gedeckt. Der Dünger auf den Höfen befindet sich in
regelmäßigen viereckigen Haufen zusammengeschlagen, und ist,
um diese desto besser zusammen zu halten, mit Strohfeilen, die
dicht übereinander gelegt sind, eingefaßt und oben mit Erde
überworfen, so daß dadurch die Verdunstung des Mites mög
lichst verhütet wird. An der Straße sind viele Kirsch-, Apfel
und Birnbäume. Es kommen viele Kleestücke mit darunter
gesäetem Raigrase vor. Auch durchfährt man Waldflächen, die
Buchen und auch Fichten in schön geschloffenen Beständen ent
halten. Zu diesen gehört auch das sogenannte blaue Holz in
der Nähe der Stadt Burgfeld.
Um 7 Uhr kam ich nach Bern.
Noch am heutigen Vormittage besuchte ich das hiesige
naturhistorische Museum und fand darin in einem der Säle
eine reiche Sammlung von Sämereien, sowie umfangreiche
Herbarien, die nach den Familien geordnet sind. Der kleine
aber wohl besetzte botanische Garten befindet sich innerhalb der
Ringmauer des Museums. Es wird durch das auf ein Posta
ment ruhende Brustbild Hallers aus grauem Marmor geziert,
das die einfache Inschrift: A. Hallero Cives 1810 führt.
Von den Bäumen, die hier im Freien ausdauern, finde
ich anzuführen: Virgilia lutea, Aesculus macrostachya und
Porcelia glabra.
Die Wafferpflanzen werden in einem mit Bruchsteinen
ausgemauerten Behälter erzogen. Unter diesenfindet man aus
unserer Gegend Calla palustris und Iris pseudaeorus, sowie
mehrere andere. In den warmen Häusern sah ich ein Arum
colocasia und eine Begonia argyrostegma. -
334

Vor einem der Thore war heute Viehmarkt, auf welchem


Kühe aus dem Berner Oberlande feil geboten wurden. Für
ausgesuchte Individuen von diesen wurden 15 Stück Louisdor
bezahlt. --

Der 3. August.
Am heutigen Morgen ging es in der Diligence nach Thun.
Aus Bern hinausfahrend kommt man anfänglich durch eine
schöne mit Obstbäumen, namentlich mit süßen Kirsch-, Apfel-,
Birn- und Nußbäumen besetzte Allee. Viele Matten wechseln
mit Ackerland, das aus einem bräunlichen Lehme besteht. Die
Häuser in den Dörfern sind von sehr gefälliger Bauart, und
wenn auch im hergebrachten Costüme, doch was die neuesten
anbetrifft, mit einer gewissen Elegance aufgeführt. Vor meh
reren derselben stehen Linden, Kastanien, auch Akazien, die zwar
hochstämmig gezogen, ihre Zweige aber an einem Spalier aus
gebreitet sind, wodurch im obern Stockwerke Lauben gebildet
werden. Die Waldflächen, welche man auf diesem Wege be
rührt, bestehen nur aus Fichten. Vor Thun sah ich im Felde
mehrere Pflüge in Arbeit, denen Männer folgten, die die
Klöße in der aufgeworfenen Furche mit einer Hacke zerklei
nerten. Von Thun ging es in einem Dampfschiffe weiter nach
Neuhaus, wo man in einem Omnibus nach dem Meile von
hier entfernten Interlaken fahrt, wo ich bald nach 11 Uhr
ankam. - -

Bei einem am heutigen Abend unternommenen Spazier


gange sah ich dicht am Orte eine Fläche mit Wallnußbäumen
bepflanzt, von einer Stärke, wie ich sie fast noch nie gesehen
habe. Der dickste von ihnen maß achtzehn Fuß im Umfange.

Der 4. August.
Am heutigen Tage unternahm ich in aller Frühe bald
nach 5 Uhr eine Fahrt nach dem Grinselwalder Thale, auf
welchem Wege ich Gelegenheit hatte, einige Bemerkungen über
die hiesigen Vegetations-Verhältniffe zu machen. In der Nähe
von Interlaken stehen sehr schöne Roßkastanienbäume, auch fieht
335

man noch den Gerberbaum (Rhus coriara) hier im Freien


fortkommen. Die gewöhnlichsten deutschen Obstbäume gedeihen
im Lucina Thal, welches man durchfährt, recht sehr gut. Der
Hollunder hatte noch grüne Früchte, wogegen die Berberitzen
sträucher anfingen ihre Beeren zu röthen. Man sieht Ahorn
(Acer platanoides), Eschen und den Mehlbaum (Pyrus aria).
Von Pflanzen kommen unter andern vor: Plantago media,
Polygonum bistorta und eine Königskerze mit sehr langen
dünnen Blüthenschwänzen, vielleicht das Verbascum phlomoides.
Man kömmt nach Burglawie, von wo man immer höher
und höher an zu steigen fängt. Die Gegend hier ist sehr
bewohnt und daher mit vielen Bauernhäusern besetzt, bei denen
schöne Matten zu sehen, über welche sich Waldflächen erheben,
in deren höhere Region dicht beratete Alpenweiden liegen, wo
raufzerstreut die Sennhütten stehen. Die Aufbewahrungsorte
für die darin gefertigten Käse befinden sich aber unten in der
Nähe der Wohnungen. Unter den Bäumen im Walde fieht
man hier und da eine einzelne Cedernfichte (Pinus cembra),
hier Arvenbaum genannt, der mit seinen langen Nadeln einen
imponierenden Anblick gewährt. -

Am Nachmittage kehrte ich wieder über Thun nach Bern


zurück, und machte mich

am 5. August
Nachmittags um 4 Uhr auf den Weg nach Solothurn, wo ich
um 9 Uhr eintraf und -

am 6. August
in einem kleinen Wägeli auf den Weißenstein fuhr, woselbst
aber nebeliges und trübes Wetter mir den schönen Anblick der
Alpen vereitelte. An dem Wege dahin findet man im Walde
auch Erlen, Weißdornen und den Viburnum lautana. An an
deren Pflanzen sah ich auch Saponaria officinalis und Erodium
cicutarium. Um 10 Uhr Abends bestieg ich die Diligence,
und fuhr während eines fast ununterbrochenen Regens nach
Basel, wo ich
336

- am 7. August
um 5 Uhr Morgens ankam, und
am 8. August
um 6 Uhr früh auf der Eisenbahn mich nach Straßburg be
wegte, von dort aber mit dem Dampfschiffe nach Mainz fuhr,
woselbst ich um Mitternacht anlangte.
Auf diesem Wege kömmt in landwirthschaftlicher Rücksicht
nur die Strecke von Basel bis Straßburg in Betrachtung.
Man durchzieht auf dieser die fruchtbare Elaffer Ebene,
deren Ackerboden sich als ein das Waffer anhaltender Thonboden
zwar zu erkennen giebt, demohnerachtet aber an stehender Näffe
nicht zu leiden scheint, da er auf einer kiefigen Unterlage
ruht. Kräftige Saaten von Mais, Bohnen, Kartoffeln und
rohem Klee bekunden einen Reichthum. Viele der umgepflügten
Aecker waren mit Asche befahren. Von der Station Sierenz
ab wird der Boden rechts nunmehr schwärzlicher Lehm. Man
kömmt durch einige Strecken sehr gutes Eichen- und Buchen
gehölz mit dichtem Unterholze. Mehrere Ackerbreiten sind mit
Luzerne und auch mit Hanf bestellt. Im Hintergrunde sowohl
als auch näher zur Linken des Weges erblickt man Flächen,
die mit Weinstöcken bepflanzt sind. In den Alleen stehen
überall viele Kirsch- und auch Wallnuß-Bäume. Bei Illers
heim traf ich auf eine Hopfenpflanzung, die jedoch nichts Vor
zügliches darbot. Der Boden bleibt unverändert ein thoniger
Lehm aufKies gelagert, der aber durch die starken Regenfälle
in den verfloffenen Tagen sehr aufgeschwemmt war. Hier und
da treten auch gute Wiesenflächen hervor. Man erreicht
Mühlhausen, hinter welchem Orte man durch eine ziemlich be
trächtliche Eichen- und Buchenwaldung kömmt. Der bisherige
Ackerboden bleibt zwar bei, wird aber mächtiger, da die bis
herige 1. Fuß tiefe Krume jetzt eine Tiefe von 2 bis 3 Fuß
erreicht. Die Pflüge, die man sieht, sind aber immer nur mit
2 Pferden, oder mit eben so vielen Ochsen bespannt. Auf den
Aeckern stehen viele Obstbäume. Bei Engriesheim waren
337

Felder mit Runkelrüben. Man kömmt nach Colmar, wo der


Boden zur Linken etwas kieseligwird. Wenn man sich Schlett
städt nähert, findet man die Aecker mit Weinstöcken durchpflanzt.
Diese stehen in drei Reihen auf Breiten, welche 10 bis 15
Ruthen von einander entfernt sind. Die Kartoffelfelder, welche
an der Straße vorkamen, waren spät gepflanzt worden. Als
Hauptfrucht um Colmar muß aber der Taback, womit bedeu
tende Strecken bepflanzt sind, angesehen werden.
Mais, Vitsbohnen, Hanf und Kohl stehen auch überall in
kräftigem Wuchse. -
Der reiche Boden bleibt bis nach Straßburg bei
Am 10. August
reitete ich mit dem Dampfschiffe nach Coblenz, und von dort
am 12.
nach Cöln, von wo ich noch an demselben Abend nach Caffel
abfuhr.

Der 13. August.


Mit Tagesanbruch kam ich nach Elberfeld und von da
nach Barmen.
Man fährt in einem weiten Thale, das von Hügeln be
grenzt wird, die mit Holz bewachsen sind. Der Ackerboden
besteht in dem Landstriche, den ich durchfuhr, in einem grauen
Lehme. Der Hafer im Felde war theils der Reife nahe, theils
noch grün. -

Die Pflüge, mit denen man im Felde arbeitete, hatten hohe


Räder und ein gebogenes Streichbrett von Eisen. An der
Landstraße find Obstbäume gepflanzt. Die Waldflächen, durch
welche man kömmt, sind mit Fichten, mit Kiefern und auch
mit Lerchenbäumen bewachsen.
Bei Grien, an welchem Orte die Leine in anmuthigen
Krümmungen vorbeifließt, sind an den Ufern dieses Fluffes
schöne Wiesen gelegen, die gewäffert werden können. Man
kömmt nach Iserlohn, bei welchem Orte der Ackerboden nur
22
338

eine flache Krume hat, was sich auch durch das darauf stehende
sehr kurzhalmige Getreide zum Theil kund giebt.
Man kömmt nach Vimbom, wo mehrere Leute beschäftigt
waren den Rasen an den Wiesen abzuschälen, den entblößten
Boden zu ebnen und ihn hiernächst mit neuem Rasen wieder
zu belegen. Vor der Stadt befindet sich eine schöne Obstallee.
Man erreicht Arnsberg, das in einer lieblichen Hügel
gegend liegt, in welcher die Aecker mit Wiesen vermischt vor
kommen. Die entfernten Anhöhen find größtentheils mit Laub
hölzern bewachsen. Der Acker besteht aus einem etwas andi
gen Lehmboden. Von den Feldfrüchten waren Gerste, Waizen
und auch Sommerroggen reif. Der Lein war bereits gezogen
und trocknete in aufgesetzten Bunden. Vom Hafer war sowohl
reifer als auch grüner im Felde. In den Alleen stehen viele
und gute Obstbäume, namentlich aber süße Kirschbäume, und
bei der Brücke von Mostgarbing befinden sich sehr hübsche
Pflanzungen von Obstbäumen. Nach Brilon zu find die Hügel
weniger mit Holz bewachsen, sondern größtentheils als Acker in
Cultur gesetzt, dessen Boden aus einem strengen Lehme besteht.
Der Waizen war in Stiegen aufgesetzt, und das Heu wurde
eingefahren.

Der 14. August.


Am heutigen schönen sonnigen Morgen gewann die Ge
gend ein sehr erfreuliches Ansehen. Man kömmt durch sehr
schöne Buchwaldungen. Im Acker prädominiert ein thoniger
Lehmboden. Von den Feldfrüchten hatte der Sommerrüben
beinahe abgeblüht, der Waizen wurde geschnitten. Es treten
Breiten mit rohem Klee, Kohl und Runkelrüben von bedeuten
dem Umfange hervor, und in den Alleen stehen gute Obstbäume.
Die Schafe lagen in Horden, die aus Latten gefertigt waren.
Ich kam um 7 Uhr Morgens nach Caffel.

Der 15. August,


Früh um 6 Uhr ging es in der sich ziemlich langsam be
wegenden Diligence nach Magdeburg. Die Straße führt
339

durch eine sanfte hügelige Fläche, in welcher Aecker mit Wiesen


abwechseln. Die Anhöhen, welche sich in der Ferne hinziehen,
sind bewaldet. An den Straßen stehen viele Ebereschenbäume,
die gegenwärtig mit reifenden Früchten beladen waren. Ob
gleich man im Felde mehrere Wiesen bemerkt, die mit Bewäs
serungsanlagen versehen sind, so scheint doch wieder in anderer
Hinsicht der hiesige Landbau wenigstens von bäuerlichen Wirthen
vernachlässigt zu werden, da der Dünger auf dem Hofe sich
keiner sorgfältigen Behandlung erfreut. Man erreicht Helfe,
in dessen Umgegend der Boden aus einem strengen braunrothen
Thon besteht. Waizen und Roggen wurden geschnitten, und
große Breiten sind theils mit Kohl theils mit Runkelrüben
bepflanzt. In den Alleen fehlt es ebenso wenig an Obstbäu
men, als auch mitdiesen der hügelige Acker stellenweise bepflanzt
ist. Wenn man das Hauptsteueramt Weselingen hinter sich
hat, treten die Berge auf beiden Seiten immer mehr zurück,
und die dem Ackerbau unterliegende Fläche erweitert sich. Der
Boden bleibt jedoch wie bisher ein zum Thon bald mehr bald
weniger sich neigender Lehm, dessen braunrothe Farbe zuweilen
in eine graue übergeht. Er bringt guten Kohl, sowie Kohl
rüben, Lein und Sommerrüben; der Lein hatte die Knoppern
ausgebildet und der Sommerrüben die Schoten.
Bei dem Dorfe Kirchwerbis befindet sich eine große
Leinwandbleiche. -

Die Birnbäume an der Straße waren mit sehr vielen


Früchten behangen. Die Pflüge, deren man sich hier bedient,
find denen im Halberstädtischen ähnlich. Die bisher hügelige
Gestalt des Bodens geht nach und nach in eine sanftere wel
lenförmige Form über. Die Anhöhen im Hintergrunde bleiben
aber bewaldet. Bevor man Nordhausen erreicht, kömmt man
durch eine bedeutende, mit Birken gut bestandene Waldfläche,
die als Schlagholz genutzt wird.
Vor der Stadt waren sehr großeFelder mit Runkel- und
Kohlrüben bepflanzt.
22%
340

Der 16. August.


Nachdem ich in der Nacht über Stolberg und Harzgerode
in ziemlich rauher Luft das Harzgebirge durchfahren hatte, kam
ich um 6Uhr nach Quedlinburg. Ichfandin diesem Ort,denich
in 42 Jahren nicht gesehen hatte, keinesweges äußere Zeug
niffe eines seit jener Zeit erhöhten Wohlstandes. Den Grund
davon will man darin suchen, daß die bisherigen vielen darin
vorhandenen kleinen Branntweinbrennereien eingegangen find,
da sie mit den gegenwärtigen größern Anstalten dieses Be
triebes auf den benachbarten Landgütern nicht Preis halten
können, was wohl nicht in Abrede zu stellen ist. Wenn man
diesen Ort verläßt, betritt man eine Gegend, die, wenn gleich
hier und da wieder ansteigend, doch immer mehr und mehr fich
abdacht, und in eine Ebene sich ausbreitet, sobald man aus dem
Halberstädtchen bei Egeln ins Magdeburgische kommt. Von
der mir früher bekannt gewordenen Fruchtbarkeit dieses Land
striches konnte ich heute nichts wahrnehmen. Die diesjährige
große Dürre in Norddeutschland hat auch hier einen sehr un
günstigen Einfluß auf die Feldfrüchte geübt. Das Getreide,
was noch auf dem Felde war, stand nicht nur auf sehr kurzem
Strohe, sondern auch sehr dünn. Der Waizen wurde nur noch
auf einigen wenigen Breiten eingeerndtet, dagegen war man
überall mit dem Zusammenbinden der Gerste und des Hafers
beschäftigt, und Bohnen und Erbsen waren aufgehockt.
In der Nähe von Quedlinburg sieht man ganze Felder
mit Kopfsalat zum Saamentragen, sowie auch mit Zwiebeln
und mit Kümmel bepflanzt. Ueberall kommen große Breiten
mit Runkelrüben von der Gattungvor, die über die Erde empor
wachsen, hier Turnips genannt, und die nur zum Futter ver
wendet werden; ebenso beträchtliche Felder mit Kopfkohl
bepflanzt. -

Von Egeln ab nach Magdeburg zu wird die Gegend fast


ganz eben, und der bisherige bräunlich rohe und gelblich
braune Thonboden geht in einen humosen Thon, auch wohl
in einen humosen Thonmergelboden über. Hier fanden die
341

Früchte im Ganzen beffer, als im Halberstädtischen, und ich sah


bei Egeln sehr gute Kleefelder, und für dieses Jahr besonders
schöne Kartoffelfelder. In diesem Orte war auch noch ein
Storch auf dem Neste. Wenn man sich Magdeburg nähert,
kommen ansehnliche Breiten mit Mohn, auch mit Cichorien
besäet, sowie ausgedehnte Runkelrübenfelder fur die Zuckerfa
brication vor.
Um 12 Uhr Mittags traf ich in Magdeburg ein.
Der 17. August.
Heute Morgen nach 6 Uhr verließ ich Magdeburg und
fuhr auf der Eisenbahn nach Berlin.
Der Weg führt Anfangs durch eine fruchtbare Gegend,
deren bisheriger brauner Ackerboden bei Groß-Schönebeck eine
schwarze Farbe annimmt. Mit geringen Abwechselungen bleibt
dieser reiche Lehmboden bis Cöthen bei, von hier aber verändert
sich eine Natur, und wird nach und nach immer sandiger,
namentlich jenseits Deffau, besonders aber bei Roßlau. Die
Aue welche Wittenberg umgibt, macht hiervon jedoch eine
Ausnahme, indem diese wieder aus einem guten Lehmboden
besteht. Jenseits derselben aber tritt ein leichter Sandboden,
je weiter man vorkömmt, wieder aufs Neue hervor, der so mit
wenigen Abwechselungen von etwas beffer gemengten Flächen
so wie von Wiesen bis nach Berlin fortdauert, wie ich bereits
am ersten Tage meiner Reise näher bezeichnet habe.
Bald nach 1 Uhr fuhr ich in diese meine Vaterstadt mit
denjenigen angenehmen Empfindungen ein, von welchen jeder
auf eine ganz eigenthümliche Weise ergriffen wird, wenn er
nach langer Abwesenheit dem heimathlichen Heerde und den --

zurückgebliebenen Lieben wieder zueilt.


A n h a n g.
Illgemeine SDZemerkungen über das Klima in SItalien.

Es wird nicht überflüssig erscheinen hier noch Einiges über


das Klima des von mir durchreitetenLandstrichs nachzubringen.
Zu diesem Zweck habe ich das beigelegte meteorologische Tage
buch geführt, über dessen Einrichtung ich zunächst einige Worte
anführen will. Die darinangebrachten Beobachtungen beschränken
fich nur auf die Temperatur und einige allgemeine Bemerkun
gen über die stattgefundene Witterung. Die erstere ist täglich
drei Mal, nämlich Morgens um 6 Uhr, Mittags um 2 Uhr
und Abends um 10 Uhr in der Regel aufgezeichnet worden,
wobei es jedoch nicht zu vermeiden gewesen ist, daß namentlich
während des unmittelbaren Reisens im Wagen, oder mitunter
auch wegen Abhaltungen an Ort und Stelle, die bestimmten
Beobachtungsstunden nicht immer haben inne gehalten werden
können, was aber in jedem Falle besonders bemerkt worden ist.
Das gebrauchte Thermometer ist ein Reaumursches, von Petit
Pierre in Berlin angefertigtes Thermometer, das mir jedoch
durch einen Zufall in Rom zerbrach, statt dessen dann ein dort
erkauftes gebraucht worden ist. Die zur Vergleichung der
Thermometerstände beigesetzten gleichzeitigen Berliner-Beobach
tungen find aus der Voßschen Zeitung entnommen, wobei nur
zu bemerken ist, daß, da für die sechste Morgenstunde keine der
gleichen aufgezeichnet sind, die für die fünfte Morgenstunde
343

haben genommen werden müssen, etwas das für den vorliegen


den Zweck wohl von keinem besondern Einfluß sein dürfte.
Von den Regenfällen sind auch nur die großen und die
anhaltend gewesenen angemerkt worden. Wo die Bemerkungen
über das Wetter also nichts angeben, ist anzunehmen, daß es
entweder gar nicht oder nur wenig geregnet hat, und ein hei
terer oder auch leicht bewölkter Himmel. Statt gefunden habe.
Die dem Tagebuch folgende Vergleichung der Tempera
turen zu Montpellier, Nizza, Rom, Neapel und in Sicilien,
mit der gleichzeitigen in Berlin, sowie mit der für jeden Ort
bestehenden monatlichen mittlern Durchschnittstemperatur, ergiebt,
daß im Jahre 1842 die während meines Aufenthalts stattge
fundene Temperatur, im März zu Montpellier, im April zu
Nizza und im Mai in Sicilien, die mittlere Durchschnittstem
peratur daselbst nicht erreicht hat, sondern und namentlich in
Nizza bedeutend dahinter zurückgeblieben ist. Dagegen hat in
Rom und in Neapel die Wärme den mittlern Stand in der
angegebenen Zeit überschritten. In Berlin find aber die Tem
peraturen im März und im April unter der mittleren und im
Mai und Juni höher als diese gewesen.
Die Durchsicht des Tagebuchs bekundet übrigens im All
gemeinen, daß dem Klima in Italien, namentlich in Bezug auf
die Vegetation ein Vorzug vor dem in Norddeutschland zuge
standen werden muß; denn es sind die Temperatur-Verände
rungen nicht nur von einem Tage zum andern, sondern selbst
an den einzelnen Tagen viel regelmäßiger als bei uns im
Norden, und es erfolgt daher eine gleichmäßigere Zu- oder
Abnahme der Wärme, ohne daß solche in der Regel durch einen
plötzlichen Eintritt einer entgegengesetzten Temperaturunterbrochen
würde. Daher erlangen alle Gewächse eine weitvollkommenere
Ausbildung, indem das Wachsthum immer gleichmäßig vor
schreitet, und nie, weder durch eine plötzlich eintretende weit
höhere Temperatur übermäßig entwickelt, noch durch eine sehr
niedrige Temperatur imFortwachsenzurückgehalten wird, etwas,
das in unserm Klima fast jährlich einzutreten pflegt, wodurch
die Gewächse häufig in einen kränkelnden Zustand gerathen
344

müffen. Man sieht daher auch,wenn es sonst an Feuchtigkeit


und Nährstoffen nicht fehlt, überall hohes rohrartiges Getreide
mit langen Aehren. Alle Baumfrüchte gedeihen zu einer bei
uns nicht gekannten Größe und scheinen ihre Stämme zu über
laden. Eine gleiche Vollkommenheit wird den Zierblumen zu
Theil, und nichts übertrifft z. B. die Fülle und Pracht einer
Rosenflor im trinakrischen Klima, das sich an Ort und Stelle
wohl empfinden aber nicht beschreiben läßt.
Wenn man die Temperatur-Verhältniffe von Berlin bis
nach Malta, also von 52 º bis zum 36 Grade Nordbreite
verfolgt, so läßt der darin begriffene Landstrich in landwirth
schaftlicher Hinsicht sich in mehrere, klimatisch von einander ge
schiedene Abtheilungen oder Zonen zerfällen, die jedoch durch
besondere Oertlichkeit hier und da eine Unterbrechung erleiden,
wie sich dieses weiter unten näher ergeben wird. Als solche
find anzunehmen:

1. Das nur für die gewöhnlichsten Cerealien


geeignete Klima.
In diesem kommen Waizen, Roggen, Gerste, Hafer, Buch
waizen, Erbsen, Pferdebohnen und die Kartoffeln fort. Es ist
bis zum funfzigsten Grade der Breite, also bis gegen den
Main anzunehmen.

2. Das Klima des Weinstocks.


In diesem tritt der Weinstock hervor und mit ihm verge
sellschaften fich der Mais, der Wallnuß- und der Maulbeer
baum, sowie die süße Kastanie. Obgleich der erstere fich als
ein Culturzweig hier und da in einer günstigen Lage bis zum
zwei und funfzigsten Grade der Breite, der Wallnuß- und
der Maulbeerbaum auch wohl fich noch weiter hinauf finden,
so gehören sie doch über dem funfzigsten Breitengrad nicht recht
zu Hause. Der Mais aber und die süße Kastanie find bis
dahin nur als einzelne und seltene Gäste anzusehen. Auch
zeigt sich dem Oliven-Klima nähernd immer mehr und mehr
345

der Mandelbaum, und hier und da sproßet schon der Feigen


baum.

3. Das Klima des Olivenbaumes.


Dieses beginnt unter dem vier und vierzigsten Grade der
Breite in der Gegend von Avignon und Nismes, zieht sich
dann auf der einen Seite am Fuße der Cevennen nach den
Pyrenäen die Seeküste entlang, und auf der andern Seite
durch die Provence nach Nizza, von wo ab er der genuesischen
Küste und diesseits der Apenninen bis nach Terracina und
dann im ganzen neapolitanischen Reiche und in Sicilien der
stete Begleiter des Reisenden bleibt. In einzelnen Gruppen
erscheint er jedoch schon, wenngleich noch kümmernd, am Comer
und Garda-See unter dem sechs und vierzigsten Grade der
Breite.
Mit dem Olivenbaume tritt nun auch der ihm schon vor
angeeilte Feigenbaum in mächtigen Stämmen auf. Auch findet
fich an dazu geeigneten Orten, namentlich im Toskanischen, der
Reisbau. - -

4. Das Klima der Agrumen.


Diese Bäume fangen an schon in Frankreich bei Hyeres
im wohlthätigen Schutze einer dem Meere zu geöffneten Fel
senschlucht sich zu zeigen, stehen aber in ihrer Pracht erst mit
dem Eintritt in Italien um Nizza und an der genuesischen
Küste bis zum Golf von Spezia. Sie streifen daher in
Südfrankreich nur unbedeutend über den drei und vierzigsten
Grad der Breite hinaus, in Italien aber über den vier und
vierzigsten Grad. Im erstern müssen sie aber noch als zärt
liche Schützlinge angesehen werden, würden aber auch ohne die
Beschirmung durch die Alpen und Apenninen nicht das
vortreffliche Wachsthum erlangen, defen sie sich im italienischen
Küstenstrich erfreuen. Von Spezzia ab verlieren sie sich, und
kommen erst bei Terracina als ein Gegenstand der Cultur
Z46

wieder zum Vorschein. In ihrem höchsten Glanz erscheinen sie


aber erst in Sicilien; denn was man bei und unterhalb Nea
pel davon sieht, übertrifft dasjenige eben nicht, was sich von
diesem Baume um Nizza findet, wenn schon der vier und vier
zigste Grad der Breite als die nördlichste Grenze ihres natür
lichen Klimas angesehen werden darf. In der Begleitung der
Agrumen sind auch noch die Agave und die indianische Feige
sowie die Dattelpalme, obgleich die letztere dem Welschlande
noch neidisch die vollständige Reife ihrer Früchte zurück hält.
Auch reiht sich diesem Baume noch die Cultur der Baum
wolle an.

5. Das Klima des Zuckerrohrs.


Wenn zwar gegenwärtig das Zuckerrohr nicht mehr der
Gegenstand einer ausgedehnten Cultur in dem südlichsten Theile
vonItalien,namentlich inSicilienist, so sind, wie schon weiteroben
erwähnt, früher doch bedeutende Flächen auf der letzten Insel
damit angebaut gewesen, und dessen zur Zeit noch einzelnes
Vorkommen darfdaher wohl dienen, wenigstens eine gesteigerte
Potenz des Agrumen-Klimas zu bezeichnen, dessen nördliche
Grenze vom 38° der Breite ab anzunehmen ist. Es treten
hiermit Gewächse auf, die über diesem Breitengrad im Freien
nicht fortkommen, als der Corallenbaum, die Cycadenpalme,
die Papyrusstaude, die Bananen und das Bambusrohr.
Wie die Blüthenzeit von einigen allen diesen Klimaten
eigenen Bäumen zu einander sich verhält, darüber hatte ich
Gelegenheit die nachfolgenden Beobachtungen zu machen, welche
ich zwar schon im Tagebuche angegeben habe, hier jedoch in
der Zusammenstellung wiederholen will.
Den Hollunder (Sambucus nigra) traf ich bereits am
19. April zu Cimiez bei Nizza an einer Mauer des Kloster
gebäudes in einem allerdings sehr warmen Tage in Blüthe,
wogegen ich diesen Baum am 20. Mai zu Palermo fand, wie
er erst kürzlich in die Blüthe getreten war. Am 17. Juni
347

sah ich ihn zu Capua noch nicht völlig abgeblüht, und am


12. Juli wieder zu Filigara im Anfange seiner Blüthenzeit;
am 15. und 19. bei Rovigo und Vicenza, aber noch nicht
völlig abgeblüht, sowie in diesem Zustande am 28. Juli bei
Thusis in der Schweiz. -

Der Roßkastanienbaum öffnete die Blüthen zu Pia am


26. April und war zu Palermo in voller Blüthe am 1. Mai.
Ebenso hatte der Akazienbaum am 26. April zu Genua nicht
längst erst zu blühen angefangen, und ich traf ihn zu Neapel
am 29. April und zu Palermo am 1. Mai in voller Blüthe.
Der Weinstock war am 18. Mai um Palermo in die Blüthe
getreten und am 8. Juni zu Sorrent in voller Blüthe.
Eine recht genaue Vergleichung der verschiedenen klima
tischen Verhältnisse gewährt aber auch die eintretende Reife des
Winterwaizens; ich fand diesen eingeschnitten:
am 13. Mai auf Malta
„, 20. Mai um Palermo
„, 2. Juni zu Torre dell Annunziata
„, 2. Juli bei Rom,
„, 6. „ „ Radicofano,
Pf 7. r, Filigara,
31. // // Zürich.
Bei der Annahme, daß die mittlere Saatzeit des Winter
waizens sei -

in Sicilien der 1. December,


um Neapel „ 16. November,
und um Rom. „ 1. November,
so würde die Vegetationszeit betragen haben:
für Sicilien 171 Tage,
für die Umgegend
von Neapel 195 Tage,
für die Umgegend -

von Rom 242 Tage,


und für Malta würde sie sich gar nur auf 164 Tage
ergeben.
348

Inwiefern diese Zeiten mit den stattfindenden mittleren


Vegetationszeiten übereinstimmen, kann ich nicht beurtheilen,
da hierzu eine Reihe von Beobachtungen durch mehrerere
Jahre gehört, die ich nicht habe auffinden können.
Für die Umgegend von Berlin beträgt die mittlere
Vegetationszeit für den Winterwaizen 299 Tage, wie ich dies
in dem Jahrgange 1842 des Monatsblattes der Königlichen
Märkischen Oekonomischen Gesellschaft zu Potsdam näher
dargethan habe.
Meteorologisches

Neife - Tagebuch
VOm

5. März bis zum 17. August

11S412,
350

Temperatur in -
Berlin. Temperatur

- | E| 5 | 5 | 5 | - E|5 | - | -
S 5 = |= |= | = * | - | - | E | Bemerkuugen.
F. | | o | 3 E im - |o | S E
E| E| =| 5 5 | E| = | 5 -
- | = - | | | =
5 |5 | - | - 5 |5 | - | -
März 3 Berlin 3 trübe
-- 5,8 4,57 –
4,9 Leipzig 6 Regen
– | 6 0,8
-

- 4 '“eucht
U.

– 1,9 1,23 – | || | |
- 1,0 -

– | 7| 2,0 Erfurt (!) 7 U.


– – | 0,8 0,40 Eisenach 14 U.
0,0 – -
-

| 3 - -
– | 3 20
-

– –
- -

3,8 2,3
“au
1,53 Frankfurt |
–+-
8
8 U. In der
Nacht fror es
6,671 u. Regen
-

– | 9 3,0 - 7 7 U. Regen
–+– | 8,4 5,90 - 9 8,3324 U. bewölkt
6,3 - 9 6 U.
– |10 1,3 Wietlach 7 7 U. Orkanar
tiger Sturm
- 5,9 3,77 -

4,1 Straßburg B 12 U.
– |11| 3,8 - 3 7 U.
5,0 4,00 – | 11 7,3324 U.
- 3,2 --- B 11 U,
– |12| 3,6 – 7 7 U.
- 7,5 5,37 – 10 12 U.

– |13 3,6
- 5,0 –
Baume 10 U.
- 3,6 6,40 –
- 7,0 -

– |14 4,0 Lyon B 3 U.


- 6,2 5,10 –
- 5,1 -- 10 5 U.
– |15 4,2 - 6 7 U.
- 7,2 5,80 –
- 6,0 - 9 B U.
– |16 4,1 Givors | 24 7 U.
- 10,4
/
7,67 (Monteli
mart 12 12 klar
- - 8,5 Avignon 84 3 U.
– |17| 6,4 - 3 7 U. Um 8U,59
-- 80 7,23 – 12 8,333 U,
351

Temperatur in - - - - - --

Berlin. Temperatur

E |= = | - | - | - E|E| -| …
5 |E = | - | - | E - |- | - | - |Bemerkungen.
F. Z| - | - | 2 | E | „ |- |- | E | S.
E | E | - | E
--- --- --- 11 E
> | E
--- | - | E
-
- | = - | | | * | E.
- |- |- | - 5|- | -
März |17 7,3 Avignon 10
– |18| 4,2 Nismes 10 3 U.
- 6,9 5,07 – 15- 12,17
- 4,1 - 11
– |19, 20 - 11 7 U.
- 3,3 2,37 Montpel- 14, 11,504 U. "E
- - 3,3 lier 4) 4) U1 E
– 20 2,0 -- 5 F
- 5,9 4,10 – 10 7,674 U. -

- 4,4 - - 3 11 U. | Es
– 21 2,0
-

5
Um 7.4U | =
109 ---
- 6,3 3,40 – 4) 6,675 U.
- - 0,1 - (
– |22 1,9 - 5
- 4,9 3,27 – 10 6,83
- 30 - - 5,
– 23 0,5 - 3.
- 1,5 1,00 – 7 5,174 U,
- 1,0 - 5 9 U
– 24 1,0 - 4
– – | 1,5 0,53 – B 5,67
- 1,1 - 5
– 25 0,2 - - - 5
–| --- | 5,1 3,13 – 9 6,333 U.
- 4,1 - 5 9 U.
– |26 2,8 - 4
- 40 3,90 –
- 4,9 -

– 27| 2,5 Marseille


-- 5,1 3,77 - 11 4 U. Starker
S, O.
- 3,7 - 7 12 U.
– 23 2,3 - 7 7 U.
- 6,0 4,43 – 12 9,677 U.
- 5,0 - 10 9 U.
– 29 7,1 - B 7 U.
- 9,0 8,20 – 16 3 U.
- | 8,5 -

– 30 4,2 -

- 8,7 7,57| –
- 9,8 Toulon 11 9 U.
352

Temperatur in
Berlin. Temperatur

E |5 | 5 | 5 | 5 | S| E| 5 | -
5 |E = | = | = | = - |- | - | E Bemerkungen,
S. Z| E| || E| | 3 | 5
»E | „
UN- |-E || E- | S | S.
E
-
-
E ---
-
-
- -
- -
E ---
-
---
-

## | 5 | - | “ 5|- | - | -
März 31 80 Toulon 11
- - -- 10,1 8,43 – 16 13,004 U.
- - - 7,2 - 12 12 U1.
April | 1 7,7 - 11
- 11,1 8,57| –
- 6,8 -

– | 2 4,3 Nizza
- 6,4 5,43 – 13 4 U.
- 5,6 - 4) 9 U.
– | 3 2,4 -- B 7 U.
- 4,8 3,70 - 10 8,33
- 3,9 - 7
– | 4| 2,5 - 6
- - 2,2 2,23 – 11 7,67
-- 2,0 - 6
– | 5| 20 - B Leich
–| – | 5,5 2,83 – 9 8,50 Um 34 ( ter
--–- | 5,0 -- 84 U. Re
gen
– | 6 5,0 - - 11 Um9.4U. Grau
–- - penhagel und
Regen
- 10,2 7,97 – B 8,33
- 8,7 - 6 Regen
- 7| 5,3 - - 6 desgl,
- 100 7,50 – 10 7,00
- 7,2 - - 5
– | 8| 2,8 - 5
- 30 1,93 – 11 8,00
- 0,0 - B
- 9 | 0,5 - 7
–| – | 1,0 0,50 – 11 8,67 Regen
- 1,0 B desgl.
– |10| 1,0 - 5
–| --- | 4,4 3,13 – B 5,67
– 4,0 - 4
– |11| 2,0 - 3
- 5,2 3,47 – 9 5,33
- 3,2 - 4
– |12| 20 - 3
- 6,0 4,03 – 10 6,33
353

Temperatur in
Berlin. Temperatur

S | E| E | 5 E| - E |5 | 5 | -
5 |E | - | - | - | E - || | | | | |Bemerkungen.
## | 5| | | | | S | 5 | „ |- | | S | S
5 || 5T || =s | # | "
-
| 5 || 5- || g
=
| #E
Fi | j | - | * 5 | 5 | - | Sº
April |13 1,9 Nizza 4 Regen
- 3,0 2,97 - - | 7 600 desgl,
- 40 - 7
– |14 3,0 - 7
- 8,2 5,40 – 11 8,33
- 80 - 7
– 115 4,8 - 6
- 9,2 6,53 – 11 8,33
- 5,6 - 8
– |16| 1,5 - 7 5 U
-

-
3,0
1,8
2,10| Jenseit
“ 11
L
9
9,00
---
- |17| 2,8
7,8 5,90 Zwischen 15
- 7,1 Noli und
Savona

– |18| 5,2 Genua 9 9 U.Y Star


- 6,6 6,30 - 11 1000 Re
- 7,1 - 10 gen
– |19| 7,2 - 9
- 8,8 8,07| – 124 10,83
- 8,2 -- 11 Um 11 U.
– |20 7,3 - 11
- 11,2 9,57 -- 16 13,00
- 10,2 - 12
- 21 6,7 - 12
- 11,0 10,23 – 16
- |22 8,4
- 13,0 -
- klar

- 14,8 12,73 –
- 15,0 -

– |23 9,5 Livorno 14


-

-
15,8
140
13,10 –
-
16
12
so desgl.
– 24| 8,0 11
-

-
12,8
12,9
11,23
-

-
| 15
12
z desgl.

– 25 8,2 11
-

-
11,2
7,8
9,07 Pisa
-

-
15
12
z desgl.

23
354

Temperatur in
Temperatur
Berlin. -

- | E| - | --- | - | - E | S | S. | =
5 E = |= |- | E - |- | - | - | Bemerkungen
Z- - | - | - S E -|s | S E
" * = | = | - | 5E | in
- X- - | | | | | | | #=
- - -

Fi | j | - | * Es | - | - | -
11
April |26 5,0
–|
-
| 9,8
10,1
8,30
Pisa

-
17
12
s klar

– |27| 9,0 - 9;
- 12,5 11,13.Im Hafen 14 um 3 U.
v. Livorno
- 11,9 bei Porto 13 um 10 U. leich
Ferrajo ter Regen
– |28| 10,9 Im Hafen 12
v. Civita
vecchia
- 15,6 12,67 - 16 Um 3 U.
- 11,5 Höhe von 14
Ardea
– |29| 6,5 beiCapMi- 14
jene
- 100 8,83 Neapel 13 14,67 Im4.Stock des
- 100 HotelderGran
- 12 Bretania
– 30 8,2 - 12
- 13,2 11,87 Aufd. Pa- 20
lermo im
Hafen
- 14,2 Auf dem 13
Meere
Mai 1| 7,0 Im Ange-| 13
sicht von
Sicilien
- 10,5 9,23 Palermo 16 15,00.Um 12 U.
- 6,3 - 16 Um 9 U.
– | 2| 8,0 -- 16
- 12,8 10,93 – 16 1500
12,0 - 13
– | 3| 10,5 - 13
- 15,3 13,67 - 16 14,33
- 15,2 - 14
– | 4 10,8 - 14
- 150 13,70 beiCapCa- 1(j
lav 0
- 15,3 -

– | 5 10,1 Messina 13 Um 5 U.
- 14,2 12,60 im Hafen 16 1400 Um 3 U.
355

Temperatur in
Berlin. Temperatur
-
--

Bemerkungen.
11

5 I 3/ 5 Im Hafen 13
zu Messina
1 1/ (H
18,0 15,27 in d. Stadt 14,17
16,2 im Hafen
13
15,8 13,43Zwischen
Tave Mina
u. Catania
120 Im Hafen 13
zu Catania
10,0 -
14
13,8 12,80Ind.Stadt 20 16,33
Catania
13,6 im Hafen 15
das.
11,0 -
11
13,5 1207 Aufd Höhe 17
von Agosta
11,7 Im Hafen
zuSyracus
12
13,0| | |11,47 Ind Stadt 13 15,00
Syracus
11,5 Auf dem
Meere bei
Capolongo
8,5 bei Gozzo 14
12,2 10,67 La Valetta 174 15,50
11,3 -
15
14
14,5 12,30 – 19 16,00
12,6 -
15 Wolkenloser
10,5 -
14 Himmel
| 12,0 11,17| – 19 16,00
11,0 Auf dem 15
Meere zwi
schenMalta
u. Girgenti
10,6 Girgenti 15
12,5| | |11,77
12,2 -
12
Temperatur in
Berlin. Temperatur

5 |S| E | 5 | - | -
5 |5 = | = | = | =
|#* |-# | #- || E| |Bemerkungen,
F | | o | 3 E - - | u | S E
E | E | - | E- 111 E| E| = | E
- - = E --- --- - =
Es | - | - | | | als
Mai 1511 10 - Girgenti | 16 8 U.
- 15,3 13,73Aufd.Höhe 14 14,334 U,
v.Mazzara
-- 14,4 Im Hafen 13
v. Marsala
– 16 10,8 -- 14 - -

- 15,3 13,77 La Mari- 134 13,50Auf d. Meere


mella
- 152 Trapani 13
– | 17|12,8 - 13
- 15,8 13,87 bei Cap 15 13,67 Leichter Regen
Vito
- 13,0 Palermo 13
– |18| 12,0 -- 11
- 14,9 13,80 In der Ba- 15 13,00
gheria
19 14,5 Palermo 13
- 11,0 - 13
- 15,8 13,87| – 19 1533 Klar
- 14,8 - - 14
– 20 12,1 - 14
- 15,2 14,23 – 19 15,67
- 15,1 - 14 L
– 21 160 - 13 desgl.
- 200 17,70 – 19 15,00 desgl.
- 17,1 Auf dem 13 desgl.
Meere
– 22 15,2 bei Capri | 14 desgl.
- 21,0 18,57 Neapel 19 15,33 desgl.
- 19,5 - 13 desgl.
– 23 16,8 - 13 5 U, klar
- 20,0 18,27 - Klar
- 18,0 - 15 desgl.
– 24 15,9 - 14 desgl.
- - 20,2 17,97| – desgl.
- 17,8 -- 15 desgl.
- 25 14,1 - 144
- 19,0 17,03 - 19,4 17,00 Um 1 U.Gewit
ter am Vesuv,
in Neapel Re
- gentropfen
- 18,0 - 17
357

Temperatur in
Berlin. Temperatur

- |E | 5 | E | E | E|E| E |
5 |E - - | - | - | E |Bemerkungen.
F H u | - | S- | EE - - -- | N S E
E | E | g | E- 1N1 E| E| = | E
--- --- --- - - ---
- - -
- - -
- -

Es | 5 | - | 5|- |- | 6
Mai 26 14,5 Neapel 16
- 18,2 16,63 - 19 17,00 Gewitter
- 17,2 - 16
– 27| 14,9 - 15
- 20,0 17,87 – 234 18,17 Gewitter
- 18,7 – 16
– 28 16,4 - 15
- 21,1 19,17 - Gewitter bei
Bajae u.Poz
zuoli mit sehr
- starkem Regen
- 20,0 - 16
– 29 17,0 – 15
- 23,6 19,53 – 19 16,33 Zwischen 2 u.
5 U. Gewitter
mit starkem
Regen
- 18,0 -- 15
– 30 15,0 - 18
- 20,9 18,93 – 20 18,33 Gewitter
- 20,9 - 17
– |31 18,0 - 16
- 21,0 18,50 – 21 18,00
- 16,5 - 17
Juni 1| 13,0 - 17
- 18,5 16,67 – 22 18,00
- 18,5 - 15 Gegen Abend
Gewitter
- | 2 16,3 - 16
- 16,60 - 22 18,67
- 14,1 Salerno 18 Gewitter
- | 3 – | 14 -

- 10,50 Paestum 21 17,00


IT 10,4 Salerno 16 Gewitterregen
– | 4 11,1 - 16
- 14,2 12,43 Zwischen 22 18,00
| | | Salerno u.
| | | Amalfi
12,0 Amalfi 16 Gewitter
- 8,3 - 16
- 14,5 12,43 - 19
- 14,5 -
358

Temperatur in
Berlin, Temperatur

E | E| 5 | - | - | - S| E| 5 | .
5 | E = | = | = | E- - |- | - | E - Bemerkungen.
S- | - | - | - »E - | - | > -
7 | (...) E E -
E 1 -
»E in -
E | E- =
E | E
-
- - - E --- --- - ä
- |- |- | - S. | F | -
Juni | 6 11,3 Amalf 15
- 13,2 12,87 Capri
- 14,1 - 15 Um 7 U1.
– | 7 | 13,5 - 17
- 19,6 17,63 – 19 17,33
- 19,8 - 16
– | 8| 16,0 - 16
- 20,0 17,27 Sorrent 20 17,50
- 15,8 - 16
- 9 17,2 - 14 Um 5 U.
- 21,3 19,53 Neapel 19 16,00Gewitter
- 20,1 - 15 -

– |10| 17,9 - 17
- 21,2 20,13 – 19 17,67
- 21,3 – 17
– |11|13,0 - - 17
-- 18,0 16,40 – 21 18,33
- 18,2 - 17
– |12| 16,8 - 16 Um 4 U.
- 21,0 19,77 bei Pro- Gewitter
cida
- 21,5 Neapel 13
– |13 13,0 - 13
- 18,3 16,80 – 21 19,00
- 19,1 18 Sternhell bei
schwarzdunk
--
lem Himmel
– |14| 12,0 - 16
- 17,3 16,07 – 22 18,67
- 18,9 - 16
– |15 12,8 - - 13
- 14,2 13,33 – 19 18,50
- 13,0 -- 18
– |16 10,2 - 19 Um 8 U. Regen
- 13,0 11,70 – 21, 19,17
- 11,9 - 17
– |17| 10,4 Caserta 19 - Um 7 U.
- 14,0 12,27 Spiranese 22 Um 3 U. Ge
- witterregen
| 12,4 - -

– |18| 9,7 Terracina | 18


- 12,8 11,77 –
359

Temperatur in
Berlin." Temperatur

- |E S | 5 | E | - S|5 | E | =
5 |E = | - | - | E = | - | = | E - Bemerkungen,
## Z| - | |E| S | „ |- | | S | S.
E | E | g | E- 111 E| 5 | = | 5
- | -| E| = -|-| - | =
F|- |- | * F|- | - | *
Juni |18 12,8 Terracina
– |19| 11,3 Rom 16
- 17,0 13,93 – Gewitter
- 13,5 - 15 desgl.
– 20 14,5 – |13,4
- 18,5 16,47 – 19 17,00
- 16,4 - 18
- |21|15,9 - 15
- 21,0 18,70 - 20 17,67
- 19,2 - - 13
– 22 16,1 - 16
- 19,5 18,27| – 24 19,67
- 19,2 - 14)
– 123 15,1 - 19
- 16,2 15,77 – 24 20,33
- 16,0 - 13
– |24| 14,9 - 17
- 19,0 17,03 – 24 19,67
- 17,2 - 18
– |25 16,0 - 16
- 18,2 17,23 - 24 19,67
- 17,5 - 19
– |26|15,8 - 15
- 13,0 14,10 – 23 19,33
- | 13,5 -- 20 Um 9 U.
– |27| 13,4 -

- 13,6 13,37 –
- 13,1 - 19
– |28, 120 - 16
- 14,5 13,70| – 25 20,33
- 14,6 - 20
– |29|15,0 - 19
- 19,2 17,47 – 24 20,67
- 18,2 - 19 Um 11 U,
– |30 15,2 - 17 -

- 19,4 18,07 25- 20,83. Um 1 U. 369


19,6 - 20 in der Sonne "

Juli 11 14,4 - 16
- 25,2 20,30 – 25- 20,17
- 21,0 - 19
– " 2'150 – 164 - -

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360

Temperatur in
Berlin, Temperatur
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- -

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Juli 2 19,4 17, 13 Rom 25 20,50
- 1,70 - 20
– | 3| 11,0 - 19
- 13,0 12,50 – 24 20,67
- 13,5 - 19
– | 4| 13,2 - - 17
- 17,2 15,90 – 25 20,67
- 17,3 -- 20
– | 5 19,6 - 194
- 25,8 22,97 VorMonte 25
rofi
- 23,5 -

– | 6| 14,0 Aqua pen-| 17


diente
- 18,1 16,47 Sa. Spi- 25
rito
- 17,3 -

– | 7| 13,0 Florenzvor 16
d, Stadt
- 17,6 15,80ind. Stadt 24 2000
- 16,8 - 20
– | 8| 16,2 - 13
- 200 18,17 – 25 21,00
- 18,3 - 20
– | 9| 16,3 - 13
- 17,9 16,60 – 24 20,67
- 15,6 - 20
– |10|15,0 - 17
- 18,9 16,63 - 26 21,00
- 16,0 - 20
– |11|14,2 - 18
- 18,1 16,27| – 26
- 16,5 -

-- |12|16,3 Filagare | 18
- 21,1 19,13 Bologna 27 21,67
- 200 - 20 -

– |13|15,4 - 13 Gewitter
- 17,6 17,00bei Capo 24 20,00 Um 3 U. Platz
d'Argine regen
- 180 Ferrara 18
– |14|17,4 - 16
21,0 19,27 - 22 18,67
361

Temperatur in Temperatur
Berlin.

3 | E| E | E | - | - E | E| E | = -

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Juli |14 19,4 Ferrara 13
– |15| 14,0 - 16 Um 5 U.
- 17,0 15,73 –
- 16,2 Padua 21
- |16 13,5 Venedig 20 Um 8 U.
- 16,0 15,17| – 22 21,00
- 160 - 21
– |17| 13,0 - 20
- 19,3 16,57 – 23 21,00 Gewitter
- 17,4 - 20
– |18| 14,4 - 18
- 16,0 15,50 – 22
- 16,1 - Um 7 U Gewit
ter mit sehr
starkem Regen
– |19|14,8 Vicenza | 12 um 5u. beiAr
lesega 14°
- 20,5 18,43 Zwischen 26 19,33
Verona u.
Castelnuovo
- 20,0 vorBrescia 20 Um 8 U,
– 20 17,3 bei Cres- | 19
Cenzago
- 220 19,23 Mailand 23 20,33
- 18,4 - 19
– |21| 16,4 - 13 -

– |20,6 17,30 – 21 19,33Um 12 U. Ge


witterohneRe
gen mit 2 sehr
starkenu nahen
Donnerschlägen
- 150 - 14)
– |22 14,1 - 14 Ind. Nacht um
1 U. ein starkes
Gewitter
- 17,0 15,70 –
- 15,9 - 13
- 23 140 - 16
- 18,5 15,00 – 21 18,67
- 12,5 - 19
- 24|13,9 - 16
362

Temperatur in
Berlin. Temperatur
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Juli 24 15,4 Mailand 20
– |25, 13,2 Hinter Ca-| 21 - Um 84 U,
feina del
Jesu
- 15,6 1500Aufd. Lago 20 19,67 Regen
maggiore
jenseit Ki
CUNO
- 16,2 Varese 13
– |26|13,0 bei Mosine 14 Gewitter
hinter Bi
mag0
- 17,6 15,83 Como 21 17,33
- 16,9 - 17
–, 27 150 -- 15
- 17,5 15,87 hinterRiva 19
- 15,1 Chiavenna 17
– 28|13,9 – | 14 Um 5 U.
- 17,0 15,60 DorfSplü- 19 Um 11 U. auf
gen d,Splügen 14
-1- 15,9 -

– |29|12,8 Chur 14 Um 5 U.
- 15,8 14,13 Rapperswyl 16 Gewitter
- 13,8 Zürich 16 Regen
–- |30 12,5 - 12 Regen
- 15,8 13,83 – 14 12,67 Um 5 U.
13,2 - 12 Ab, 7 U. Gew,
– |31|11,9 - 10
- - 17,4 15,03 Luzern 14 12,33 Regen
-- 15,8 - 13
August | 1|12,8 - 9
- 150 14,27 - 14 Um 1 U.
- 15,0 -

– | 2| 15,6 Bern 14 Um 9 U.
-- 21,0 13,40 –
- 18,6 - 13 Um 8 U.
– | 3 14,3 - 9 Um 34 U.
- 19,9 17,97 Interlaken 17 13,67 Um 1 U.
- 19,7 - 15 Um 9 U.
– | 4| 13,5 - - 15 Um 5 U.
- 21,2 18,37 | – 174 15,83 Um 1 U. Um 4
U, Gewitter
Z63

Temperatur in Temperatur
Berlin. P

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August | 4 20,4 Bern 15
– | 5|20,0 - 13
- 23,8 22,43 – 20 17,00 Um 3 U.
- 23,5| | |Solothurn 13
– | 6|21,0 - 15 Um 4 U.
- 26,3 22,43 Aufd. Wei- 15 16,67Um 11 U.
ßenstein
- 200 -- 20 Gew. am gan
zen Nachm. bis
zum 7. früh
– | 7| 16,2 Basel 17
- 20,8 19,01 - 22 19,00 um1u.Gew.regn.
- 20,1 -- 13 Um 9 U.
– | 8| 16,3 - 14 Um 5 U.
- 20,0 18,77 Laving 24 Um 3 U.
- 200 Mainz 21 umMitternacht
– | 9|18,1 - - 13
- 23,1 21,07 -- 23 21,33 Um 4 U.
- 220 - 23 -

– |10| 19,3| - 17
- 23,1 21,60Coblenz
- 22,4 - 17
- 11|20,0 - 17
- 28,5 23,70 – 21 1800 Um 1 U.
- 22,6 - 15
– |12| 16,4 - 12 Um 5 U.
- 20,1 18,13 Cöln 22
- 17,9 -

– |13 13,9 bei Hagen | 11


20,3 17,87 Arnsberg 23 Um 3 U.
- 19,4 -

– |14| 17,1 Vor Caffel | 11


- 22,6 20,43 in Caffel 24 17,67
- 21,6 - 18 Um 9 U.
– |15|18,5 - 12 - Um 5 U.
- 24,0 21,83 –
- 23,0 Bulfingerode 22 Um 5 U.
– |16| 18,3 Quedlinburg| 12
- 25,0 22,60 bei Egeln 26 19,33 Um 11 U.
- 24,5 Magdebrg. 20 Um 9 U.
– |17|20,0 - 16 Um 5 U,
- 26,6 2387 Berlin 26,6 22,53
- 250 - 25,0
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