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Dr Nguyen Van Nghi

Hoang TỈ
Nei King
So Ouenn

Band 1

ML
Medizinisch Literarische Verlagsces
Dr. Nguyen Van Nghi

Hoang Ti
Nei King
So Ouenn

Band 1

MY
Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH Uelzen
Schriftenreihe:AsiatischeHeilkunde - Forschungund Praxis

Originaltitel der französischen Ausgabe:


hoang ti
nei king
SO Ouenn

prsoh
Deutsche Übersetzung:
Dr. med. Wolfgang Heinke

O 1977 by Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 120/140, D-3110 Uelzen 1


Alle Rechte, insbesondere die des Nachdrucks, der Übersetzung, des Vortrags,
der Radio- und Fernsehsendung und der Ver lmung, sowie jeder Art der foto-
mechanischen Wiedergabe, auch auszugsweise, vorbehalten.
Herausgegeben in Zusammenarbeit mit der Deutschen Ärztegeselschaft für Akupunktur e. V., Berlin
ISBN 3-88 136-051-4

Gesamtherstellung: C. Beckers Buchdruckerei, Ringstraße 4, D-3110 Uelzen 1


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Inhaltsverzeichnis

Vorwort 22
Einführung 27

I. Buch Einführung in das I. Buch 29


1. Kapitel Paragraph 1 33
Eugenik und Langletbigkeit
Eugenik und Lebensweise in alter Zeit, die ihr angemessen ist,
und Lebensweise in unserer Zeit, die ihr nicht mehr adäquat ist
und so das Lebern verkürzt

Paragraph 2 35
Die großen Prinzipien der Langlebigkeit
Prinzip der Erhaltung der Geistesenergie und der Körperener-
gie, Haltung, die gegenüber der Umwelt einzunehmen ist

b Paragraph 3 36
Evolutionszyklus (biologische Rhythmen) beim Mann und bei
der Frau
Geburt, Wachstum, höheres Entwicklungsniveau, Rückbildung
Erklärung dieser Entwicklungsphasen durch quantitative Ver-
änderung der Energie der Nieren und der drei Yang und durch
die Energie des „himmlischen Koei"

Paragraph 4 40
Erhaltung der Vitalität in Abhängigkeit von:
der angeborenen Erbenergie,
der erworbenen Energie (Yong und Oe),
der Nierenenergie
Paragraph 5 41

Einteilung der Menschen in alter Zeit nach dem Maß ihrer mehr
oder minder vollkommenen Übereinstimmung mit dem großen
Prinzip des TAO
Ratschläge für eine geistige und körperliche Lebensführung
Zusammenfassung des 1. Kapitels 43

2. Kapitel Paragraph1 47
Prinzipien der Eugenik (TAO) im Frühling
Ratschläge für eine geistige und körperliche Lebensführung
Einzunehmende Haltung
Folgen einer Leere der Leberenergie (Frühling): „Kältekrank-
heit" im Sommer

Paragraph 2 49
Prinzipien der Eugenik (TAO) im Sommer
Ratschläge für eine geistige und körperliche Lebensführung
Einzunehmende Haltung
Folgen einer Leere der Herzenergie (Sommer): „Verschlimme-
rung der Krankheit" zur Zeit der Wintersonnenwende

5
Paragraph 3 51

Prinzipien der Eugenik (TAO) im Herbst


Ratschläge für eine geistige und körperliche Lebensführung
Einzunehmende Haltung
Folgen einer Leere der Lungenenergie (Herbst): „Diarrhoe" im
Winter
Paragraph 4 53

Prinzipien der Eugenik (TAO) im Winter


Ratschläge für eine geistige und körperliche Lebensführung
Einzunehmende Haltung
Folgen einer Leere der Nierenenergie (Winter): ,„Lähmung der
vier Extremitäten" im Frühling
Paragraph 5 54

Die Energie des Himmels und ihre Bedeutung für die Erde und
den Menschen
Paragraph 6 56

Störungen der Organfunktion im Verlauf der vier Jahreszeiten


Paragraph 7 57

Beziehung zwischen dem Yin und Yang der Jahreszeiten und


dem Menschen
Paragraph 8 58

Fundamentale Grundsätze bei der Anwendung von Yin und


Yang
Zusammenfassung des 2. Kapitels 59

3. Kapitel Paragraph 1 63

Grundlagen der Langlebigkeit


Paragraph 2 64

Prinzip der Anpassung an die vier Jahreszeiten


Paragraph 3 64

Die Yang-Energie des Menschen, vergleichbar mit der Yang-


Energie des Universums
Paragraph 4 65

Klinische Manifestationen der Kälte, der Hitze und der Feuch-


tigkeit
Paragraph 5 68

Ursachen und Symptome einer Erschöpfung der reinen Energie


(Tinh)
Paragraph 6 69

Ursachen einer Erschlaffung der Muskeln, der Hemiplegie, der


Furunkulose, der Akne usw.
Paragraph 7 70

Erkrankungen durch „pathogene Kälte"


Paragraph 8 72

Erkrankungen durch „pathogenen Wind"


73
Paragraph 9
„Äußere Erkrankung" und die Yang-Energie des Körpers: Ent-
wicklung und Behandlung

6
Paragraph 10 75
Beziehung zwischen Yin und Yang und ihre Störungen
Paragraph 11 76
„Wind-Krankheit" und ihre Komplikationen
Paragraph 12 77
Störung des Gleichgewichts zwischen Yin und Yang und Folgen
Paragraph 13 78
„Latente" Energie des Windes, der Kälte, der Hitze und der
Feuchtigkeit und ihre Symptome

Paragraph 14 79
Geschmackskräfte im Übermaß und ihre Symptome
Zusammenfassung des 3. Kapitels 82

4. Kapitel Paragraph 1 85
Ein uß der Energie der vier Jahreszeiten auf die „King Lo" und
die Organe und Hohlorgane
Ein uß der anormalen, regelwidrigen Energie der vier Jahres-
zeiten
Triumphierende Energiern
Paragraph 2 87
Normale Energie der vier Jahreszeiten als Krankheitsursache
infolge einer mangelhaften Bewahrung des Tinh
Klinische Beispiele
Paragraph 3 93
Allgemeine Anwendungsregel von Yin und Yang in der Medizin
Paragraph 4 96
Die Fünf Elemente und ihre Entsprechungen
„Innere" und „äuBere" Beein ussung der fünf Organe und der
fünf Körperschichten
Klinische Beispiele
Zusammenfassung des 4. Kapitels 102

II. Buch Einführung zum ll. Buch 103

5. Kapitel Paragraph 1 107


Yin und Yang und ihre Entwicklung

Paragraph 2 110
Yin und Yang in der natürlichen Welt und im Menschen

Paragraph 3 111
Beziehungen zwischen den Faktoren: Geschmack, Tinh, Energie
und Form
Paragraph 4 113
Eigenschaften der Geschmackskräfte: Yin; Yang im Yin; Yin im
Yang; Yang
Paragraph 5 116
„Siegreiches" Yin und „siegreiches" Yang: Folgen

7
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fl
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Paragraph 6 117
Folgen der fünf pathogenen Energien: Wind, Hitze, Trockenheit,
Feuchtigkeit und Kälte

Paragraph 7 118
Ursachen einer Erkrankung:
āußere (pathogene Energie)
innere (psychische Störungen)

Paragraph 8 120
.Energetischer" Aufbau des menschlichen Körpers

Paragraph9 124
Energetische Beziehungen der Leber: Entsprechungen und The-
rapie

Paragraph 10 126
Energetische Beziehungen des Herzens: Entsprechungen und
Therapie

Paragraph 11 128
Energetische Beziehungen der Milz: Entsprechungen und The-
rapie
Paragraph 12 129
Energetische Beziehungen der Lungen: Entsprechungen und
Therapie

Paragraph 13 130
Energetische Beziehungen der Nieren: Entsprechungen und
Therapie

Paragraph 14 131
Wechselbeziehung zwischen Yin und Yang
Paragraph 15 133
Yin und Yang in der Medizin: klinische Symptome

Paragraph 16 135
Regel der .Sieben Verluste und Acht Gewinne"
Paragraph 17 137
Beziehung des Yin und Yang des Himmels und der Erde zum
Yin und Yang des Menschen; klinische Anwendung

Paragraph 18 139
Yin und Yang und die drei Körperregionen
Paragraph 19 141
Entwicklung der pathogenen Energie und pathologische Konse-
quenzen
Paragraph 20 144
Yin und Yang und die Akupunktur
Paragraph 21 145
Yin und Yang und die Diagnostik

Paragraph 22 147
Yin und Yang und die verschiedenen Behandlungstechniken
Zusammenfassung des 5. Kapitels 150

8
An meine Viele Jahre lang wurde unsere Medizin unterdrückt. Heute sind wir frei und
unabhängig, und die Kader müssen unseren Landsleuten und der Regierung
vietnamesischen helfen, eine Medizin ins Leben zu rufen, die den Bedürtnissen unseres Volkes
Rechnung trägt und auf drei Grundlagen basiert: Wissenschaft, Vaterland,
Landsleute Verbundenheit mit dem Volk.

Durch die vietnamesische Medizin errangen einst unsere Vorfahren eine wert-
volle Erfahrung in der Behandlung von Krankheiten. Um den Horizont der
Medizin zu erweitern, müssen sich die Nachkommen um die Forschung be-
mühen und eine Synthese der östlichen und westlichen Medizin versuchen.
HO CHI MINH
(Brief an den Gesundheitsminister;
HANOI, 27. 2. 1955)

lch danke Herrn Dr. L.-C. Darras und Dr. J. M. Kespi von der französischen Gesellschaft
für Akupunktur tür die Bereitwilligkeit, mit der sie die Kommentare geprütt
haben, und für ihre Fähigkeit, bei zahlreichen Gelegenheiten den fernöst-
lichen Geist dieser schwierigen Texte verständlich gemacht zu haben.

Herrn Prof. F. Kao von der Universität New York (Downstate Medical Center),
Präsident der Amerikanischen Akupunkturgesellschaft, der uns freundlicher-
weise die Originaltexte zur Verfügung gestellt hat.

Herrn Dr. Lanza, Präsident der Italienischen Akupunkturgesellschaft, und


Herrn Dr. von Leitner, Präsident der Deutschen Ärztegesellschaft für Aku-
punktur, die die Übersetzung in die italienische und deutsche Sprache über-
nommen haben.

Nguyen Patrick, Kao John, Nguyen Johan und Emmanuel Picou, die bereit-
willig an der vorliegenden Ausgabe mitgewirkt haben.
NGUYEN VAN NGHI

21
Vorwort Das Nei King ist ein Schatz!

Der vorliegende Text, der wahrhaft die Basis der traditionellen chinesischen
Medizin darstelIt, ist in der Tat unendlich reich, nicht nur wegen der darin
enthaltenen Gedanken, sondern auch wegen seiner Form. Die Schwierigkeit
der Übersetzung besteht nicht allein darin, daß der Text in einer Schritt-
sprache verfaßt ist, die heute nicht mehr gesprochen wird; die Übersetzer
kennen heute die chinesische Alltagssprache kaum, und die meisten geben
zu, daß sie nicht in der Lage sind, einen alten Text genau zu übersetzen.

Was das Nei King betrift, so ist die Situation noch schwieriger. Von den
Schwierigkeiten einer Übersetzung vom Chinesischen ins Französische ab-
gesehen, besteht das Problem ja gerade darin, jedem Wort seine eigene Be
deutung zu geben, was wesentlich ist.

Das ist das Hauptproblem. Hier - mehr als in anderen Texten - spielt das
Wort eine wichtige Rolle, nicht allein durch seine eigene Bedeutung (und, da
es sich um ldeogramme handelt, kann diese Bedeutung unendlich nuanciert
sein und mehr hinweisen als de nieren oder spezi zieren), sondern auch
durch die Stellung innerhalb des Satzes. Ebenso spielt die Stellung des Sat-
zes unter den anderen Sätzen eine große Rolle.

Tatsächlich ist nichts dem Zufall überlassen. Wenn ein Wort sich an einem
bestimmten Platz be ndet und mehrere Interpretationen zuläßt oder wenn ein
Satz sich an einem bestimmten Platz be ndet und sein Sinn ganz verschieden
ausgelegt werden kann, dann ist diese Möglichkeit mit Absicht gewählt
worden.

Der Text mußte daher mit größtmöglichster Sorgfalt übersetzt werden. Man
mußte über die wörtliche Übersetzung hinausgehen und besonders die
tiefere Bedeutung der Worte erfassen, sie nicht ihrer natürlichen Bedeutung
entkleiden und den Text manche Vorstellungen verbergen lassen, die der
Leser durch eigene Anstrengung begreifen soll.

Das Nei King kann nicht schnell oder ober ächlich gelesen werden, es muß
studiert, nochmals studiert, überlegt und überdacht werden. Jedes erneute
Nachdenken, jede wiederholte Lektüre führt zur Entdeckung eines neuen Ele-
mentes, und man kann seine Bedeutung nur Schritt für Schritt erfassen.

Der Versuch, den unser Freund Dr. Van Nghi unternommen hat, war daher
enorm.

Natürlich gibt es bereits andere Übersetzungen des Nei King. Aber in


unserem Fall handelte es sich um das Unterfangen, eine Übersetzung zu vol-
bringen im tiefsten Sinn des Wortes, d. h. eine Übersetzung, die gleichzeitig
den Sinn und den Stil bewahrt.

Trotzdem waren Kommentare und Erklärungen notwendig, aber sie erheben


nicht den Anspruch, vollständig zu sein. Es ist unmöglich, alles erklären und
kommentieren zu wollen. Für jeden Paragraphen würde man ein ganzes
Buch benötigen: So hat es Dr. Van Nghi beherzt vorgezogen, mehr einzelne
Gesichtspunkte aufzuzeigen als zu erklären. Die Kommentare und Erklârun-
gen, die der Leser genau lesen sollte, haben den Zweck, ihm neue Aspekte
darzubieten und ihm Material für weitertührende Überlegungen zu liefern.

Dr. Van Nghi hat versucht, so deutlich und präzis wie möglich zu sein. In
jedem Kommentar hat er eine Reihe Gedanken autgenommen, die im Nei
King verstreut sind und in der vorliegenden Passage nicht ausdrücklich zi-
tiert sind. Der Leser ist aufgeruten, eine Synthese zu versuchen.

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Die traditionelle chinesische Medizin kann über ein bestimmtes Maß hinaus
nicht vereinfacht dargestelIt werden. Doch ist es erforderlich, einige Grund-
vorstellungen deutlich zu machen, damit die Mediziner, die sich damit be-
schättigen, sie ohne große Schwierigkeiten begreifen können.

Jedoch spüren sie, wenn sie ein bestimmtes Stadium erreicht haben, bald
das Verlangen, mehr davon zu wissen. Dann wenden sie sich den alten Tex-
ten zu und im besonderen dem Nei King.

Wenn sie sich entschlieBen, es allein zu studieren, sei es im chinesischen


Originaltext - was seltenmöglich ist- sei es in einer bereits erschienenen
Übersetzung, dann ist es sehr unwahrscheinlich, daß sie ihr Ziel erreichen.
Die Mehrzahl von ihnen wird schnell ermüden und die Feinheiten wichtiger
Wortstellungen nicht begreiten.

So stellen wir das Nei King in dieser Form vor und wünschen dem Leser ein
„Sprungbrett"; d. h. ausgehendvom Originaltext - bei dessen Übersetzung
Dr. Van Nghi stets bemüht war, den Sinn nicht zu verfälschen wünschen
wir, daß sich dem Leser Pforten öffnen und wir ihm den Schwung und den
AnstoB geben, fortzuschreiten und in den darin enthaltenen ldeen das We-
sentliche zu begreifen.

Wir halten es für wichtig, die Aufmerksamkeit des Lesers auf die praktischen
Aspekte dieser Übersetzung zu lenken.

Denn letztendlich läuft alles daraut hinaus, eine genauere Vorstellung vom
Menschen in seiner Gesamtheit und von den Störungen, die ihn befallen,
Zu gewinnen. Die Erkenntnisse, die man aus diesem Text gewinnen kann,
ermöglichen es, ganz allgemeine Probleme, wie die Vorstellung des „Ter-
rains" oder der ,Umwelt" wie man heute sagt, ins Auge zu fassen. Alles hat
auch Bezug zur Pathologie, aber diese begnügt sich nicht mit der Aufzählung
von Symptomen; sie gibt uns die Möglichkeit, durch ein allgemeingültiges
Schema - obwohl es nur, einSchema ist - pathologischeVorgänge logisch
Zu erklären.

Dr. Van Nghi ist es mit dem vorliegenden Werk geglückt, der Praxis zusätz-
liche Elemente zu geben, die die tägliche Praxis der Akupunktur verbessern;
er hat für das Verständnis vom Menschen eine Reihe von Informationen im
Nei King beigetragen; er hat typischerweise - denn für den Rest hat er nur
die Gedanken und die Elemente des Textes übersetzt - dem Leser eine Reihe
von zusätzlichen Perspektiven gezeigt und es ihm ermöglicht, Gedanken in
ed k bestimmte
RichtungenzuorientierenundihmdenWegdazuzuzeigen.
o Seine Absicht war es, nicht einfach zu übersetzen; er ist ehrgeiziger: er
wollte vor allem die Akupunktur auf eine breitere Basis stellen, indem er uns
den Text und sein Verständnis erleichterte.

Das bringt naturgemäß zahlreiche Schwierigkeiten und Fallstricke mit sich,


und unser Freund erhebt keinen Anspruch auf Vollkommenheit.

Doch möge der Leser sicher sein, daB Dr. Van Nghi sein Bestes gegeben hat.

Dr. J-C. DARRAS

23
Vorwort Wir kennen eine Reihe von Übersetzungen des Nei King in westliche Spra-
chen, aber bis jetzt waren diese Übersetzungen unvollständig, tehlerhalt und
unverständlich.
Wir besitzen ebenfalls Übersetzungen einiger Kapitel, die je nach Geschmack
der Übersetzer ausgewählt wurden, ohne daB sie sich um die Einheit des
Werkes noch um die folgenden Kapitel gekümmert haben.
Im Jahre 1949 ve röftentlichte llza Veith die 63 ersten Kapitel von insgesamt
81 des Buches „The Yellow Emperor's Classic of internal Medecine".
Wir sind nicht der Ansicht, daß Dr. A. Chamfrault im strengen Sinn eine ber-
setzung des Nei King herausgegeben hat. Nach dem Studium des Werkes,
das er zusammen mit M. Ung Kan Sam durchgeführt hat, versuchte er, auf
einem höheren Niveau eine Synthese der Erkenntnisse der Akupunktur mit
den sich daraus ergebenden Problemen zu erreichen. Seine Übersetzung, die
1957 veröfentlicht wurde, würdigt die alten Texte in einer Fassung, die mög-
lichst genau dem fernöstlichen Denken angepaßt ist.
1973 hatA. Husson auf der Basis der Ausgabe von Shanghai des Jahres 1955
das Nei King übersetzt. Diese Ausgabe umfaBt zwei Bände mit insgesamt
514 Seiten; das orwort ist später datiert. Husson beabsich tigte nicht, eine
kritische Ausgabe des Nei King zu verfassen, sondern einen Text zu verõ-
fentlichen, der den chinesischen Charakter bewahrt und für französische
Ärzte bestimmt war. Bei genauer Analyse weist dieser Text jedoch Lücken
auf.
Soulié de Morant, Sinologe und Nichtmediziner, begnügt sich in seinen
Büchern mit kurzen undmanchmal - leider - fehlerhaften Zitaten. AlsQuel-
len hat er einige elementare Werke, die ihm in die Hände gefallen sind, be-
nutzt: ,„l So Jou Menn" (Einführung in die Medizin) von Li Jenn (1575) und
„Tchen Tsiou Ta Tchrang" (Lehrbuch der Akupunktur) von Jang Ko Sienn
(1573 bis 1620).
Wie dem auch sei, diese Autoren - wobei man noch Prof. Huard und Dr.Ming
Wong erwähnen muB - waren die Pioniere der chinesischen Medizin im
Abendland.
Jetzt wird eine neue Übersetzung von Dr. Nguyen Van Nghi vorgestelt. Die-
ser Autor, in Hanoi (Vietnam) geboren, hat in seinem Heimatland, später in
China und Frankreich studiert und in Marseille promoviert. Die Basis seiner
Kultur ist daher nicht einseitig, und er ist imstande, eine kritische und gleich-
zeitig ausgewogene Verbindung zwischen der westlichen und fernöstlichen
Medizin herzustellen.
Bis zu dieser neuen Übersetzung ist man einer vollständigen Darstellung
aller Probleme aus dem Wege gegangen; sie allein wäre in der Lage gewe-
sen, den Reichtum dieses Werkes darzulegen und das grandiose System an
medizinischen Kenntnissen zu offenbaren.
Die Kompetenz von Herrn Dr. Van Nghi bei der Interpretation des chinesi-
schen Gedankengutes, seine Fähigkeit, alte und neue Dokumente zu erwer-
ben und seine spontane Neigung, die fernöstliche und westliche Medizin
einander näher zu bringen, machen seine Übersetzung zu einer Referenz,
der nichts entgegenzusetzen ist.
Wirglauben,daß - gestützt auf die Ertahrung vieler Jahre - dieBedeutung
der Übersetzung und der Kommentare von Dr. Nguyen Van Nghi ohne Dis-
kussion gewürdigt werden kann.
Die Mechanismen, die der Basis der Akupunktur zugrunde liegen, zu erläu-
tern, heißt die fundamentalen Prinzipien der menschlichen Pathologie zu er-
läutern.
Wenn unsere heutige Medizin nicht den Kontakt mit dem Menschen wieder-
ndet und ihre mechanistische Phase überwindet, geht sie ihrem Verfall ent-
gegen.
Dr. U. LANZA
Lehrbeauftragter für Akupunktur
am Institut für Anästhesiologie und Reanimation
der Universität Turin (Italien)

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Vorwort Der freundliche Empfang, den die Akupunkteure dem I. Band des Nei King
zuteil werden ließen, hat uns ermutigt, unser Werk fortzuführen und jetzt den
II. Band vorzulegen.
zum lII. Band*
Unser Ziel ist es, den Akupunkteuren die vollständige Übersetzung eines
Werkes vorzulegen, das als Basis- und Referenzwerk dienen soll. Wenn der
Rückgriff aut die Originaltexte notwendig und für das tiefere Verständnis der
Grundgedanken und der ihnen zugrunde liegenden ldeen erforderlich ist, so
wird der Arzt durch den geheimnisvollen oder symbolischen Charakter der
fernöstlichen Ausdrucksweise doch häu g verwirrt.

So hielten wir es für erforderlich, den wichtigsten Textstellen Kommentare


hinzuzufügen, die den Zweck haben, medizinisch relevante Tatsachen und
Meinungen zu erläutern, ihre eigentliche Bedeutung zu erklären und sie da-
durch dem westlichen Geist zugänglich zu machen.

Diese Kommentare sind eine Synthese zwischen der fernöstlichen uñd west-
lichen Medizin und lassen so die energetische Medizin in eine Gesamtmedi-
zin einmünden.

Unser Wunsch ist es, daß die Lektüre dieses Werkes die Ärzte dazu anregen
möge, ihre Kenntnisse auf einem Gebiet zu vertiefen, wo sich auf der sorg-
fältigen und rationalen Anwendung der überlieferten Gedanken unmittelbar
therapeutische Konsequenzen ableiten lassen.

Das bedeutet, daß die Kenntnis dieser Gedanken für den Akupunkteur uner-
läBlich ist. Sie ist nicht nur die Vorbedingung für den Therapieerfolg, son-
dern bietet darüber hinaus die Möglichkeit, weitere Forschungen in einer
Richtung anzustellen, die noch nicht erforscht ist und sich doch häu g als
sehr fruchtbar erweist.

Wir sind uns darüber klar, daß unser Werk unvollkommen ist und nur einen
bescheidenen Versuch darstelt, der dauernder Verbesserung bedart. Daher
wären wir froh, wenn uns die Akupunkteure weitere Vorschläge machten,
damit wir sie in weiteren Ausgaben berücksichtigen könnten. Bei der
Bearbeitung dieses zweiten Bandes hat uns unser bester und treuerster
Schüler, Dr. Mai Vang Dong, der mit uns die ,„Theorie et Pratique de L'Anal-
gesie par Acupuncture" herausgegeben hat, unterstützt; seine Aufgabe war
es, die Kontrontation der fernöstlichen Medizin mit der westlichen Medizin
durchzuführen. Er hat sich dieser Autgabe gewidmet, mit einer Hingabe, die
über jedes Lob erhaben ist. Möge er hier den Ausdruck unserer tiefen
Dankbarkeit nden!

Zum SchluB bleibt uns noch eine angenehme Aufgabe; wir möchten uns bei
unseren Lesern, unseren Kollegen und unseren Freunden bedanken, die
wissen, wie wichtig die überlieferten Gedanken sind.

Ihre Treue hat uns stets ermutigt und uns die nötige Kraft zur Fortführung
unseres Werkes gegeben.

Marseille, 14. Dezember 1974


DR. NGUYEN VAN NGHI

• In der deutschenAusgabe ist der Band I und Il des französischen Werkes


in einem Band zusammengefaBt.

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An den Leser Die Deutsche Ärztegesellschaft tür Akupunktur e. V. dankt ihrem Ehrenmit.
glied, dem Gründer und Ehrenpräsidenten der Union Scienti que Mondiale
des Médecins Acupuncteurs et des Sociétés d'Acupuncture, Herrn Dr.
Nguyen Van Nghi, sehr tür die ehrenvolle Beauftragung unsererGesellschaft.
die Übersetzung des „Hoang Ti Nei King So Ouenn" zu übernehmen unddas
Buch im Rahmen unserer Schriftenreihe: „Asiatische Heilkunde -Forschung
und Praxis" erscheinen zu lassen.

Zu einer Zeit, in der die Akupunktur auf dem besten Wege ist, einen festen
Platz innerhalb der verschiedenen medizinisch en Fachgebiete sowohl im
Osten als auch im Westen einzunehmen, ist eine wissenschaftlich exakte und
sinngemäße Übersetzung der Klassiker der chinesischen Medizin unerläs.
liche Voraussetzung zum ernsthaften Studium der Akupunktur. „Hoang Tị
Nei King So Ouenn" muB als ältestes und größtes Standardwerk der chine-
sischen Medizin und damit auch der Akupunktur-Lehre angesehen werden.

Unser aller Lehrmeister, Dr. Nguyen Van Nghi, ist wie kein anderer aufgrund
seiner Herkunft und seines Lebensweges berufen, die sinngemäße Ober-
setzung des Buches in die tranzösische Sprache und die ergänzende Kom-
mentierung einzelner Spezialgebiete vorzunehmen. Seine Übersetzung bietet
somit eine hervorragende Basis für die Einarbeitung in die Akupunktur.
Durch dieses Werk können somit vorhandene Irrtümer und Fehlinterpreta-
tionen beseitigt werden.

Bei ernsthaftem, wiederholtem Studium wird dieses Buch es dem verant-


wortungsbewuBten Akupunkturarzt ermöglichen, die Akupunktur und die
chinesische Lehre der Medizin zu entmysti zieren und ihr in Theorie und
Praxis den richtigen Stellenwert im Rahmen der medizinischen Wissenschaf-
ten in aller Welt zu sichern.

Für die wissenschaftlich exakte und verantwortungsbewußte Übersetzung


des Werkes in die deutsche Sprache gebührt unserem Mitglied, Herrn Dr.
med. Wolfgang Heinke, und für die liebevolle Ausgestaltung der Medizinisch
Literarischen Verlagsgesellschaft der autrichtige Dank der Deutschen Arzte-
gesellschaft für Akupunktur e. V.

Dr. med. Rolf von Leitner

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Einführung Die chinesische Medizin hat ihre Klassiker, und das Nei King (So Ouenn und
Ling Tsrou) ist zweifellos das ein uBreichste Werk, auf das sich alle anderen
beziehen.

Wie überlietert wird, wurde das Nei King im Jahre 2800 v. Chr. vom Kaiser
Hoang Ti und seinen sechs Ratgebern geschrieben: Khi Pa, Kuei Yu Shu, Pa
Kao, Chao Yu, Chao Chi und Lei Kung.

Im Laufe der Jahre wurde das Nei King in mehreren Versionen veröffentlicht.
Aber die klassischste ist zweiltellos die Ausgabe, die von Wang Ping (762
n. Chr.) kommentiert wurde; der chinesische Originaltext wurde unter den
Song (960-1126) und den Ming (1368-1644) neu gedruckt.

Wang Ping schreibt:


„Hoang Ti stellt Fragen an Khi Pa. Seine Antworten stellen das So Ouenn
dar. Von seinen 81 Kapiteln abgesehen, gibt es weitere 81 Kapitel des
Ling Tsrou. Im So Ouenn beziehen sich zahlreiche Anmerkungen aut die
Texte des Ling Tsrou".
tald
Ohne Zweifel wurde das So Ouenn nach dem Ling Tsrou veröffentlicht. Das
So Ouenn des Wang Ping enthält 81 Kapitel in 24 Büchern. Jedes widmet
sich einem besonderen Thema. Wir veröffentlichen alle in 4 Bänden zu 400
bis 500 Seiten.

Unsere ersten Arbeiten basieren auf der Übersetzung und den Kommentaren
des So Ouenn, denn
- das So Ouenn ist ein theoretisches Werk, das die Physio-Pathogenese und
die Pathologie behandelt;
das Ling Tsrou ist ein praktisches Werk, das die verschiedenen Therapie-
prinzipien entwicket.

Wir haben die Version des Wang Ping in einer Übersetzung in klassischem
Vietnamesisch erarbeitet (Hoang Dê Nôi King To Vân, von Nguyen Tu Siêu.
Ausgabe ,„Hoang Khê", Hanoi 1954).

Die perfekte Kenntnis des Chinesischen durch die vietnamesischen Gelehrten


und die sprachliche Verwandtschaft zwischen dem Chinesischen und dem
Vietnamesischen ließen diese vietnamesische Version zu einer der exaktesten
Übersetzung des Nei King werden.

Übrigens sollte man besser von einer sino-vietnamesischen Medizin spre-


chen, denn nach Ansicht des berühmten Aztes Lê Huu Trac, „Lang Ong" ge-
nannt (1724-1786), hat Vietnam einen bedeutenden Teil zur Entwicklung der
traditionellen Medizin und Pharmakologie beigetragen.

Gegenwärtig existieren im Westen drei Übersetzungen desNei King So


Ouenn:
- eine in englisch von Ilza Veith (The Yellow Emperor's Classic of Internal
Medecine; New Edition, University of California Press 1949 und 1972)
zwel in tranzösisch:
die Übersetzung von Chamtrault und Ung Kan Sam (Traité de Médecine
chinoise, Band Il; Edition Coquemard, Angoulême, 1957) und die Über-
setzung von Husson (veröffentlicht in der Zeitschrift „Méridien" 1970, 1971,
1972).

27
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I. Buch
Einführung in das I. Buch

Das I. Buch umfaßt vier Kapitel, die folgendes untersuchen und kommentie-
ren:

1. Die Prinzipien der Erhaltung des .„Tinh" oder der Erb- und reinen Energie
als Inhalt des ersten Kapitels mit dem Titel: „Der himmlische Urbeginn"
(Thuong Cô Thiên Chân Luân).

2. Die Prinzipien der Erhaltung des „Than" oder der ,Geistesenergie" als
Inhalt des zweiten Kapitels mit dem Titel: „Die Harmonisierung der Gej-
stesenergie durch die vier Energien" (Tu Khi Diều Thân Lůan).

3. Die Prinzipien der Erhaltung des ,„Sinh Khi" oder der „Lebensenergie" als
Inhalt des dritten Kapitels mit dem Titel: „Beziehung zwischen der Lebens-
energie und der Energie des Himmels" (Sinh Khi Thông Thiên Luân).

4. Die Prinzipien der Erhaltung des „Huyet" oder des ,„Blutes" als Inhalt des
vierten Kapitels mit dem Titel: „Der Sinnspruch der Goldkassette" (Kim
Quy Chân Ngôn).

Diese Prinzipien, das „Tao", bilden die Grundlagen der Eugenik.


. Buch
1. Kapitel

Der himmlische Urbeginn


(Thuong Cô Thiên Chân Luân)
Paragraph 1 Im vorliegenden Fall
- stellt das „Kia" die Konzentration der Energie dar,
Hoang Ti (2) fragt den großen Meister: d. h. die Bewegung des Yang zum Yin hin (Konzen-
tration):
„lch habe gehört, daß der Mensch in alten Zeiten - imGegensatzdazu stellt das „" dieManifestation
100 Jahre alt wurde. Heutzutage erreicht der der Energie dar, d. h. das Yin in seiner Bewegung
Mensch kaum die füntzig und ist schon erschöpt. zum Yang (Manifestation).
lst das auf äußere Umstände zurückzuführen oder Diese beiden Bezeichnungen sind hier also in ihrem
auf Fehler des Menschen ?" dynamischen Aspekt zu verstehen.

c) Der Terminus , himmlischer Urbeginn" bedeutet also


Khi Pa antwortet: das erste Auftreten der Energie des Menschen, d. h.
des Tinh, der Erb- oder Chromosomenenergie. Da-
„n alten Zeiten tolgten die, die das Tao (3) her widmet sich dieses Kapitel dem Studium der
kannten, dem Yin und Yang und lebten in Harmonie Eugenik nach den Lebensprinzipien eines vollkom-
MIT DEM Prinzip der „universalen Bestimmung" menen Menschen (Chân Nhan) in alter Zeit mit dem
(Thuât Sô) (4); sie ernährten sich bescheiden, Ziel, bei der Geburt, im Aufwachsen, beim Nach-
lassen der Kräfte und im Greisenalter das Tinh zu er-
waren mäBig in der Bewegung und arbeiteten ohne halten und zu nähren.
Exzeß. So erhielten sie Körper und Geist, lebten
ihrer Bestimmung gemäßB und wurden über 100
Jahre alt (5)." 2. Der Kaiser Hoang Ti

Nach der Überlieferung hatte Hoang Ti den Familien-


Heutzutage ist das anders. Man trinkt Wein statt
namen Cong Ton und den Beinamen Hien Vien. Er war
Wasser, hält das Anormale für normal und treibt in Sohn des Königs des Staates Huu Hung und Nachfolger
trunkenem Zustand Geschlechtsverkehr das ist des Königs Than Nong. Er errichtete seine Hauptstadt
der Grund für die Erschöpfung des Tinh (6) und der auf sehr fruchtbarer Erde, dem Hügel Hien Vien. Daher
Grundenergie (7) des Körpers. Man weiß nicht gab er sich den Namen Hoang Ti (Hoang = gelb, Farbe
der Erde; Ti = Kaiser).
mehr, wie das Tinh und die Geistesenergie gep egt
werden. Man strebt nur danach ,das Herz zu er-
freuen', was dem Gesetz der Eugenik widerspricht. 3. Das Tao
Man reist ohne Maß... daher ist man erschöptt,
In der Medizin ist das Tao die Gesamtheit der Prinzipien,
kaum, daß man füntzig geworden ist.4 nach denen man ie verschiedenen Energien des Men-
schen p egen kann:
die Erbenergie = Tinh
Erklärungen und Kommentare - dieGeistesenergie= Than
die Grundenergie (Yong = Nährenergie; Oe = Ver-
1. Der himmlische Urbeginn teidigungsenergie)
- dasBlut = Huyet
a) Der Terminus „Thuong Cô" bezeichnet die ersten
Manifestationen des Lebens beim Menschen.
b) Der Terminus „Thiên Chân" stammt vom 2. Him- 4. Die universale Bestimmung
melsstamm,
dem " (Bambus) Frühling (Holz-
Die universale Bestimmung oder Thuat Sô ist die Ge-
Wind) = Geburt.
samtheit der Prinzipien (Tao) der Eugenik, in Überein-
stimmung mit Yin und Yang.
Zeitlich umfaßt er zwei Teile: Dieses Yin und Yang, heiBt es im Nei King, ist der Ur-
- das „Kia" stelit die Konzentration der Energie dar, sprung aller Dinge und aller Lebewesen: Ihm gehorchen
ist Leben; sich ihm widersetzen der Tod.
- das I" stellt dieManifestationderEnergiedar. In Vertiefung des Textes im Nei King de niert Tchong
Tche Tsong:
Unter den Himmelsstämmen
„Die universale Bestimmung ist die Methode der
- istdas „Kia" Yang Anwendung der Eugenik, d. h. die Methode der Be-
- das „" Yin. wahrung des Tinh."

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5. Die Grundlagen der Eugenik 6. Hauptursachen eines vorzeitigen Todes

Die beiden Grundlagen der Eugenik sind: Die drei Hauptursachen für einen vorzeitigen Todsind:
Übermaß im Trinken, unüberlegtes Handeln und Ge.
A) Entwicklung der Geistesenergie durch die Bewegung schlechtsverkehr in trunkenem Zustand.
B) Bewahrung des Tinh durch Arbeit. Der Wein schädigt die Milz. lst die Energie der Miz
geschädigt, kommt es zu einer Schädigung desMa
gens und zu einer Störung der Lebensenergie, wel
Das muß man mit dem Gesetz der Fünf Elemente (Fünf
diese nicht mehr durch die aus den Nahrungsmiteln
„Wandlungsphasen") vergleichen: gewonnene Energie gestärkt wird.
A) a) Veränderung = Wandlungsphase. Nach dem Ge- Unüberlegtes Handeln verletzt dieGeistesenergie.
setz der Fünf Elemente entspricht die erste Wand-
lungsphase dem Holz = Wind = Geburt = Leber. - Geschlechtsverkehr in Trunkenheit schädigtdasTinh.

b) Die Geistesenergie ist die Energie des Herzens =


Feuer. Da das Holz die Mutter des Feuers ist, er- 7. „Das Herz erfreuen"
zeugt es die Geistesenergie.
Nach der chinesischen ,energetischen" Physiologiewird
B) In der Periode des Sommerendes kann man wegen die Geistesenergie im Herzen bewahrt. Daher darf man
der vorher geleisteten Arbeit das Korn einsammeln nicht allzusehr das Herz erfreuen, denn es muß ruhig
und es für Herbst und Winter bewahren. In gleicher und heiter sein, um seine Funktionen zu erfüllen.
Weise kann man durch Arbeit das Tinh anhäufen und
erhalten. Eine Vorschrift sagt:
Besitzt man auf diese Weise beide Energien (die Gei- „,Erfreut man das Herz zu sehr, verletzt man den
stesenergie und das Tinh) in ausreichendem Maße, Geist (Geistesenergie).
so braucht man nicht zu fürchten, schon als Jüngling Das Herz entspricht der Freude; eine zu große
zu sterben. Freude verletzt das Herz."

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Paragraph 2 .. .. Forscht man innen nach dem Herz, so ist das
Herz nicht mehr. Forscht man außen nach der Er-
scheinung, so ist die Erscheinung nicht mehr.
Die Weisen in alter Zeit rieten, die pathogene bio-
Forscht man außen nach den Lebewesen, so sind
klimatische Energie und den pathogenen Wind (1) sie nicht mehr... So begreift man, daß nur das
ZU meiden und das Herz stets im Zustand der „ Ge- Nichtsein ist...
lassenheit und des Nichtseins" (2) zu lassen, damit Untersucht man dann das Nichtsein, so ndet man
die Erbenergie harmonisch und das Tinh und die nur Nichtsein. Ist nicht das Nichtsein, so bleibt nur
Geistesenergie ungestört im Inneren bleiben. Kann das Nichtsein. Das Nichtsein ist bereits nichts, das
Nichts des Nichts ist auch nichts; das Nichts des
dann eine Krankheit unvermutet den Körper be- Nichts ist auch noch nichts.
fallen? Die Transparenz ist im allgemeinen bewegungslos.
Wie wird Verlangen entstehen können, wenn das
Deshalb hatten die Menschen in alter Zeit eine
Ruhige ruhig ist? Wahre Ruhe ist, wenn Verlangen
ruhige Gemütsvertassung und wenig Leidenschaf- nicht mehr entstehen kann.
ten. Sie waren ruhig und türchteten nichts. Ihr Kör- Das Wahre entspricht oft den Lebewesen. Das
per konnte ermattet sein, aber in Maßen. So blieb Wahre entspricht oft dem Tinh, oft der Bewegung,
ihre Erbenergie harmonisch. Sie alle waren zufrie- oft der Ruhe. Entspricht das Wahre der Ruhe, dann
wird die Ruhe ,reine Ruhe' (Thanh Tinh)."
den mit ihren Taten (3). Die Menschen jener Epo-
chen freuten sich ihrer Nahrung, waren zufrieden
mit ihrer Kleidung und hatten triedliche Sitten. Sie Dieser Text zeigt uns die geistige Haltung eines Weisen,
der nach einem langen Weg das Stadium des „AUS-sich-
lebten in Harmonie miteinander, ohne Eitersucht, Herausgehens" erreicht, um sich mit der Ureinheit zu
ohne Neid. Deshalb wurden sie „Phag" (einfach vereinen. Er ist sich der Unsicherheit der Erscheinung
und aufrichtig) genannt. Kein obszönes Wort ver- bewußt, erfaßt das „Nichtsein" und erlangt so seine Ge-
wirrte ihr Herz, kein Veriangen ermüdete ihre lassenheit.
Augen. Unwissend oder wissend, weise oder nicht,
sie fürchteten sich nicht vor äußeren Phänome-
nen... Stets in Harmonie mit dem Tao der Eugenik 3. Der universelle Frieden
konnten sie über hundert Jahre leben, ohne daB
ihre Gesundheit geschmälert war. Das war die
In seiner Gelassenheit und dem Nichtsein hat der edle
Folge der „,vollkommenen Tugend" (Duc Toan) (4). und gute Mensch weniger Verlangen. Weil das Tinh und
die Geistesenergie stark sind, ist das Herz ruhig und
furchtlos.
Ist das erreicht, dann kann der Mensch in allen Teilen
der Erde in Frieden leben und mit Freude arbeiten.

Erklärungen und Kommentare

1. Pathogene bioklimatische Energie 4. Die vollkommene Tugend

Die pathogene bioklimatische Energie (pathogene Ener- Die vollkommene Tugend (Duc Toan) de niert Nguyen
gie"), die die schwächste Stelle des Körpers angreift, Tu Siên (Hanoi -1952) folgendermaßen:
wird „Hu Ta" genannt (Hu = leer, im Zustand der
Schwäche; Ta = pathogene bioklimatische Energie). Der „Tugend" (Duc) ist die vom Himmel geschenkte
höchste Stufe der Moral.
pathogene bioklimatische Wind (.pathogene Wind") ist
der Wind, der in einen geschwächten Organismus ein- -,„Vollkommen" (Toan) ist, was kein Verlangen
gedrungen ist. zeigt.

Daher sagt Tschang Tse (1115-1260) v. Chr.):


„Bewahrt der Mensch das Tao, so ist die Tugend
2. Gelassenheit und Nichtsein
vollkommen.
Ist die Tugend vollkommen, so ist die Gestalt voll-
Laotse erklārt genau die Begriffe „Gelassenheit und kommen.
Nichtsein", die Khi Pa verwendet, und nennt die Prinzi- Ist die Gestalt vollkommen, ist die Übereinstimmung
pien, durch die man das „Nichtsein" betrachten kann: mit dem Tao der Weisen erreicht."

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Paragraph 3 Im Alter von 4 x 8 (= 32 Jahren) ist der Mannstark,
die Haut und Subkutis stehen in voller Blüte.
Hoang Ti fragt:
Im Alter von 5 x 8 (= 40 Jahren) schwächt sich die
Wenn man das Greisenalter erreicht, kann man Energie der Nieren langsam ab, die Haare gehen
keine Kinder mehr zeugen. Ist das auf die Erschöp- aus, die Zähne verlieren langsam ihren Glanz.
fung des Tinh zurückzuführen oder auf die „himm-
Im Alter von 6 x 8 (= 48 Jahren) schwächt sich die
lischen Ziffern" (Thiên Sô) (1)?
Energie Yang im oberen Teil des Körpers ab, das
Gesicht wird welk und die Schläfen werden grau.
Khi Pa antwortet:
Im Alter von 7 x 8 (= 56 Jahren) ist die Energieder
Bei den jungen Mädchen im Alter von sieben Jah-
Leber leer, (10) die Muskeln und die Sehnen wer-
ren (2) ist die Energie der Nieren im Übermaß vor-
den schwach, das „himmlische Koei" (Geschlechts-
handen (3), die Milchzähne fallen aus, die Haare
reife) verschwindet, das Tinh nimmt ab, die Nieren
werden länger.
(Organ) arbeiten schlecht, der Körper ist schwer
Im Alter von 2 x7 (= 14 Jahren) tritt das „himm- und müde.
lische Koei" (Geschlechtsreife) (Thiên Qui) (4) au,
Im Alter von 8 x 8 (=64 Jahren) sind die Zähne und
die Energie des Jenn Mo und des Tschong Mo ist
die Haare ausgefallen.
mächtig (5), die Menstruation ertolgt regelmäßig,
das junge Mädchen kann gebären. Die Nieren entsprechen dem Wasser. Sie erhalten
und bewahren das Tinh der fünf Organe und der
Im Alter von 3 x7 (= 21 Jahren) ist die Energie der
sechs Hohlorgane. Daher breitet sich das Tinh der
Nieren in Fülle, und die Weisheitszähne stellen ihr
Nieren aus, wenn diese Organe und Hohlorgane in
Wachstum ein.
Blüte stehen. Sind sie geschwächt, so werden Mus-
Im Alter von 5 x 7 (= 35 Jahren) nimmt die Energie keln und Knochen schlaff und das „himmlische
des Yang Ming (6) langsam ab, das Gesicht wird Koei" verschwindet. Daher werden die Haare und
welk und die Haare beginnen auszufallen. der Bart weiß, der Körper wird schwer, das Gehen
wird mühsam, und der Mann kann keine Kinder
Im Alter von 6 x7 (= 42 Jahren)schwächtsich die
Energie der drei Yang (7) im oberen Teil des Kör- mehr zeugen (12).
pers ab, das Gesicht trocknet aus, die Haare wer-
den weiB.
Im Alter von 7x7 (= 49 Jahren) ist der Jenn Mo
leer, der Tschong Mo wird schwächer, das „himm- Erklärungen und Kommentare
lische Koei" verschwindet, die „Kanäle der Erde"
1. Die „himmlischen Ziffern"
(Dia Dao) (8) sind versperrt. Daher ist der Körper
ohne Kraft und die Frau nicht mehr fruchtbar. Die „himmlischen Ziffern" sind die Ziffern, die die Dauer
der verschiedenen Entwicklungsphasen im Wachstum
Bei den Knaben festigt sich im Alter von acht Jah- des Körpers bestimmen. Beispiel: Die Ziffer,„7" istdem
ren (9) die Energie der Nieren, die Haare werden jungen Mädchen zugeordnet, die Ziffer „8" demKnaben.
länger, die Milchzähne wechseln.
Im Alter von 2 x 8 (= 16 Jahren) ist die Energie der 2. Das junge Mädchen, der Chao Yin und die Zitfer „7"
Nieren mãchtig, das „himmlische Koei" (Ge-
Das junge Mädchen ist Yin oder genauer Chao Yin. Das
schlechtsreife) tritt auf, das Tinh ließt über, das Yin
Chao Yin ist das , kleine Yin" und kann nur durchseine
tritt in Beziehung zum Yang (10), der Knabe kann Yang-Wurzel in Bewegung, also ins Leben (= Bewe-
Kinder zeugen. gung) gesetzt werden. In diesem Stadium ist also das
Im Alter von 3 x 8 (= 24 Jahren) steht die Energie Yang bestimmend. Daher wählt man eine Yang-Ziffer,
eine ungerade Ziffer, die 7, als Basis, um die zyklische
der Nieren in Füle, die Muskeln und die Knochen
Entwicklung bei der Frau zu regeln. (Siehe die Erklārung
werden fest und kernig, die Weisheitszähne stellen in „Pathogenese und Pathologie in der Energetik" von
ihr Wachstum ein. Nguyen Van Nghi.)

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3. Die Erbenergie, das Tinh Nach Khi Pa ist das „himmlische Koei" angeboren. Es
erhält seine „vis a tergo" durch das Tinh (das von der
In diesem Kapitel verstehen wir unter Energie die Erb- Nahrung her kommt). Dieses alimentäre Tinh ist nichts
energie oder „Chromosomenenergie", die von den El- anderes als die „Geschmackskräfte". Diese erreichen
tern stammt. Diese Energie, Tinh genannt, spielt eine zuerst die Milz und werden dann direkt zu den entspre-
wichtige Rolle in der körperlichen und sexuellen Ent- chenden Organen weitergeleitet. Beispiel: Das Saure
wicklung. geht zur Leber, das Pikante zur Lunge... (siehe Abb. 1).
Wenn zuviel Tinh in den Organen vorhanden ist, neh-
men es die Nieren auf, bewahren es und verteilen es
dann im ganzen Körper.
4. Das „himmlische Koei" Das in den Nieren bewahrte Tinh erreicht das Herz über
die Leber, entsprechend der Produktionskette der fünf
Das „Koei" ist der zehnte Himmelsstamm und entspricht Elemente, wo es sich in Blut (= Herz) verwandelt. Die-
dem Wasser = Nieren. (Siehe das Kapitel „Bewegun- ses Blut ießt in die beiden außerordentlichen Meridiane
gen und Energie" in der Pathogenese und Pathologie Tschong Mo und Jenn Mo, um so die Subkutis zu er-
von Nguyen Van Nghi.) Es handelt sich hier also um das nähren und die Kopf- und Körperhaare wachsen zu las-
Tinh, das von den Nieren kommt und das Yin ist. sen (siehe Erklärung Nr. 5).
Daher wandelt sich bei den Knaben zu dem Zeitpunkt,
Unter den „Himmelsstämmen" wo die vitale Energie mächtig ist, das ,himmlische Koei
zu Blut und erreicht den Tschong Mo und den Jenn Mo,
- ist das Yen (9. Stamm) Yang, die am Kinn und an den Lippen enden, daher entstehen
- das Koei (10. Stamm) Yin. Bart und Schnurrbart.
Bei den jungen Mädchen tritt die Periode auf, wenn das
In unserem Fall „himmlische Koei" ankommt.
- repräsentiert das Yen die Konzentration der Energie, Insgesamt bedeutet „himmlisches Koei" Tinh und Blut
d. h. die Bewegung des Yang zum Yin (Konzentration) und nicht nur die Menstruation, wie der berühmte Wang
Ping behauptete. Daher entspricht die Auffassung des
repräsentiert das Koei die Manifestation der Energie, Wang Ping nicht dem Geist des Hoang Ti Nei King So
d. h. die Bewegung des Yin zum Yang (Manifestation). Ouenn:

Diese beiden Begriffe sind also hier in ihrer dynami-


schen Bedeutung gebraucht (genauso wie das „„Kia" und „,Die Menstruation und das Sperma sind Manifesta-
das „" in Paragraph 1). tionen des ,himmlischen Koei!"

Erbfaktoren • Genitalorgane
• Muskeln
Koei
Blut
| Jen
Leber
• Erbenergie
• Knochen
• Knochenmark

Niere
sauer
• Blut (Kreislauf)
salzig Herz • Geistesenergie
bitter

• Haut Lunge pikant


• Haare
Milz
• Blut (Herstellung)
• Subkutis
Atmung
• Kosmische Energie Energie Yong und Oe Ernährung
• Geschmacks-
krälte
Abb.1: Die Geschmackskrätte und die Organe

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Die Energie der Nieren ist also: Im Nei King Ling Tsrou heißt es:
- angeboren= Erbenergie „Der Tschong Mo und der Jenn Mo beginnen im
Jen und Koei Bereich der Nieren und stehen am Anfang aller
- erworben = Tinh (Geschmackskräfte) aus der Haupt- und Sekundämeridiane. Sie tauchen aus
Nahrung, Yong. dem Bauchraum auf, steigen zur Kehle, erreichen
das Kinn und um ießen die Lippen. Bei den Men-
In der Kindheit breitet sich die Nierenenergie in den schen, bei denen Blut und Energie im Gleichgewicht
wichtigsten Regionen dieses Alters aus, die das Wachs- stehen, lieBt die Energie dieser beiden Meridiane
tum und die Entwicklung sicherstellen: Knochen und über und erreicht die Subkutis und erwärmt sie. Bei
Knochenmark (Nieren) Muskeln und Blut (Leber) den Menschen, deren Blut in Blüte steht, erreicht
(nach dem Gesetz der Fünf Elemente). die Energie dieser beiden Meridiane die Subkutis,
In der Pubertät ist die Energie (angeborene und erwor- durchtränkt die Haut und läßt die Haare sprießen.
bene) stets voller Kraft. Jetzt besteht nicht mehr die Not- Im allgemeinen ist bei der Frau die Energie stark
wendigkeit, bevorzugt den Wachstumsfaktoren Energie und das Blut schwach (infolge derMenstruationen).
zu verschaffen. Ein Teil dieser Energie ießt daher zu Die bukkalen Zweige des Jenn Mo und desTschong
den Genitalorganen und den außerordentlichen Meri- Mo sind unvollkommen ausgebildet, daher haben
dianen, von denen sie abhängig sind. Frauen weder Schnurrbart noch Bart."
Im männlichen und weiblichen Klimakterium nimmt die
Erbenergie langsam ab. Der Wechsel wird dann fortlau- Die Erklärung des Nei King ist extrem wichtig. Die Vor-
fend durch die aus der Nahrung erworbene Energie stellung von „Blut-Energie" (Yin-Yang) zeigt deutlich:
sichergestellt. Das entscheidende Moment ist jetzt die Der Mann hat mehr Blut als Energie, daher Schnurr-
Aufrechterhaltung des Lebens. Da das energetische bart und Bart.
Potential begrenzt ist, wird es auf Kosten anderer Sek-
toren (im besonderen der Genitale) in die lebenswichti- - Die Frau hat mehr Energie als Blut, daher fehlen
gen Bereiche verteilt. Schnurrbart und Bart.
Wenn man von der Energie und vom Blut spricht, so
So bezeichnet das „Koei" nach chinesischer Vorstellung ist die Energie Yang und das Blut ist Yin.
gleichzeitig: Bei der Frau (Yin) erschöpft sich das Blut (Yin) schnel-
- denHimmelsstamm ler als die Energie (Yang), beim Mann ist es umge-
kehrt.
- seinenUnterhalt
- seineErscheinungsformen.
6. Die Energie des Yang Ming

Die Energie des Yang Ming läuft zum Gesicht, ießt über
5. Der Jenn Mo und der Tschong Mo
die Kalotte und bewässert mit den Haupt- und Sekun-
därmeridianen des Dickdarms (tendino-muskulärer Me-
Der Jenn Mo und der Tschong Mo gehören zur Gruppe
ridian) und des Magens (aufsteigender Gesichtsast) die
der außerordentlichen Meridiane, von denen es acht gibt:
Haarwurzeln. Daher wird das Gesicht welk und die
Jenn Mo (Konzeptionsgefäß) Haare fallen aus, wenn die Energie des Yang Ming in
Leere ist (Insuf zienz). Der Tsou Yang Ming (Magen-
- Tou Mo(Gouverneurgefäß)
meridian) hat sehr wichtige Beziehungen zu den beiden
- TschongMo(strategischesGefäß) außerordentlichen Meridianen Jenn Mo und Tschong Mo.
- Tae Mo(Gürtelgefäß) Er empfängt zahlreiche Verzweigungen beider Meridiane
im Bereich des Punktes Tienn Tsrou (Magen 25). Die
- Yin Keo (Yin-Gefäß der Kraft und der Bewegung, Energie, die in diesen außerordentlichen Meridianen
Fersengefä) ießt, erreicht den Magen und dann über Sekundär-
- Yang Keo (Yang-Gefäß der Kraft und derBewegung) gefäße die Brust, besonders über das longitudinale Lo-
Gefäß und den Sondermeridian. Diese Verbindung er-
- Yin Oe(VerbindungsgefäßderYin-Meridiane)
klärt, weshalb auch der Yang Ming sich in Leere be n-
- Yang Oe(VerbindungsgefäßderYang-Meridiane). det, wenn die Energie des Jenn Mo und des Tschong
Mo in Leere ist.
Der Jenn Mo und der Tschong Mo stellen das System
dar, das die Energie und das Blut bewahrt, daher die
7. Die drei Yang sind:
Bezeichnung „Meer der Energie und des Blutes". In der
Gynäkologie kontrolliert der Jenn Mo die Funktion des - derTaeYang
Uterus; der Tschong Mo überwacht das Blut (Menstrua-
tion). Erst im Alter von 14 Jahren treten diese beiden - derChaoYang
außerordentlichen Meridiane miteinander in Verbindung. - derYangMing

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die aufgeteilt sind in: 11. Die Energie der Leber und die Energie der Nieren
drei Yang-Meridiane der Hand: Cheou Tae Yang
(Dünndarm), Cheou Chao Yang (Dreifach-Erwärmer) Die Energie der Leber und die Energie der Nieren haben
und Cheou Yang Ming (Dickdarm), ganz bestimmte Aufgaben:
drei Yang-Meridiane des Fußes: Tsou Tae Yang - Die Energie der Leber nährt die Muskeln und die Seh-
(Blase), Tsou Chao Yang (Gallenblase) und Tsou nen und kontrolliert die Blutbildung.
Yang Ming (Magen). - Die Energie der Nieren nährt die Knochen und das
Knochenmark und kontrolliert die Bildung der Ener-
Die Energie dieser Yang-Meridiane ießt einerseits in gie.
den Sekundärmeridian, andererseits „global", d. h. un-
abhängig vom Meridianverlauf zum Gesicht. Daher wird Die Leber und die Nieren stehen also in sehr wichtiger
bei Abschwächung der Energie obligatorisch das Ge- Beziehung zueinander durch die Wechselwirkung Yin-
sicht faltig und die Haare werden weiB. Yang, Blut-Energie, Wasser-Feuer und besonders durch
das Gesetz der Fünf Elemente: „Das Wasser (Nieren)
erzeugt das Holz (die Leber)."
Daher führt eine Niereninsuf zienz stets zu Störungen
8. Die „Kanäle der Erde" der Leberfunktion.
Als „Kanäle der Erde" oder „Dao Dia" werden die Meri-
diane bezeichnet, die im Unterbauch verlaufen, im be- 12. Das ,„himmlische Koej" beim Menschen
sonderen das innere Gefäß des Nierenmeridians. Wir
lesen im Nei King Ling Tsrou im Kapitel über „Die drei Das „himmlische Koei" verschwindet beim Mann im
Partien und die neun Regionen des Körpers": Alter von 8 x 8 (= 64 Jahren) und bei der Frau im Alter
„Die untere Region (Unterbauch) beherrscht der von 7 x 7 (= 49 Jahren). Das ist die ungefähre Dauer
Tsou Chao Yin (Nierenmeridian). Wenn das ,himm- des „himmlischen Koei" (Geschlechtsreife); Energie und
lische Koei erschöpft ist, ieBt der Tsou Chao Yin Blut ießen weiter: auch bei bejahrten Menschen blei-
nicht mehr, es kommt zur Insuf zienz und zur Steri- ben die Knochen und Muskeln stark, wenn Milz und Ma-
litãt, " gen gut funktionieren.

Bei manchen Frauen, die den Wendepunkt von 7x7


( 49 Jahren) überschritten haben, hören die Men-
9. Der Knabe, der Chao Yang und die Ziffer „8" struationen nur langsam auf; das ist auf das BIlut zu-
rückzuführen, das in den perfekten Meridianen" oder
Die Knaben sind Chao Yang. Dieses Yang kann nur „Kinh Toai" zirkuliert (es handelt sich hier um Meri-
durch eine Yin-Wurzel geschaffen werden und leben. diane, die das Blut länger als normal bewahrt haben),
Daher wird eine Yin-Ziffer, eine gerade Zahl, die Ziffer 8, die die beiden außerordentlichen Meridiane Tschong Mo
als Basis gewählt, um die zyklische Entwicklung des und Jenn Mo „durchtränken". Bei diesen Frauen ist das
Mannes zu regulieren (siehe Erkläung Nr. 2). Gesicht gelb, der Körper trocken und mager, sie klagen
häu g über Kopfschmerzen (Rheumatismus in der Meno-
pause) und über Muskelschwäche.
Denken wir schließlich daran, daß das Blut (Yong) der
10. Das Yin und das Yang „perfekten Meridiane" in den Meridianen selbst zirku-
liert, während das Blut (Yong) des Tschong Mo und des
Hier bezeichnet Yin das Mädchen, Yang den Jungen. Jenn Mo aus den Meridianen heraus ießt (Menstruation).

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Paragraph 4 Erklärungen und Kommentare

Hoang Ti fragt:
1. „Angeborene" Energie
Manche Menschen können im hohen Alter noch Kin-
der haben. Wie kann das sein? Damit ist die Erbenergie gemeint.

Khi Pa antwortet:
Das ist möglich, weil sie die „angeborene Energie" 2. „Erworbene" Energie
(1) reichlich besitzen, die „,erworbene Energie" (2)
Es handelt sich um das alimentäre Tinh, d. h. um die
der Meridiane im Über uB haben und ihre Nieren-
Quintessenz der Energie Yong (Nährenergie) und Oe
energie in voller Blüte steht. Diese Menschen kön- (Verteidigungsenergie).
nen noch im hohen Alter Kinder haben. Trotzdem
ist im allgemeinen die Wirkungsdauer der Energie Der Begriff „Tinh" bezeichnet also die reine Formder
Tinh des Himmels und der Erde (3) aut ,„8 x 8" (= Energie. Dabei kann es sich handeln:
64 Jahre) beim Mann und auf .7x 7" (= 49 Jahre) - um dieErbenergie
bei der Frau begrenzt. - um die reine Form der Nährenergie
- um die reine Form der kosmischenEnergie.
Hoang Ti fragt:
Können die, die das Tao befolgen und 100 Jahre
alt werden, noch Kinder zeugen?
3. Die Energie Tinh des Himmels und der Erde
Khi Pa antwortet.:
Es handelt sich um die Energie, die von zwei Schöpfern
Diejenigen, die dem Tao folgen, altern nicht, und stammt:
die Kraft ihres Körpers bleibt ungeschmälert. So – dem Vater = Himmel
können sie trotz ihres Alters noch Kinder zeugen. der Mutter = Erde

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Paragraph 5 Erklärungen und Kommentare

Hoang Ti erzählt: 1. Die „,Vollkommenen" oder Chân Nhân

In alten Zeiten konnten die „Vollkommenen " (Chân Chân = Ursprung


Nhân) (1) die Krätte der Natur beherrschen, Yin und Nhân = Mensch
Yang (2) in Einklang bringen, die reine Energie (3)
atmen und Körper und Geist in voller Blüte be- Die Vollkommenen waren also Menschen, die ihre Gei
wahren; ihre Gestalt veränderte sich nicht. Diese stesenergie im Rahmen des „Energieursprungs" selbst
zu erhalten wußten.
Menschen lebten in Einklang mit dem Tao; daher
konnten sie ewig leben. Hoai Nam Tu sagt:

Im Mittelalter suchten die , Weisen" (Chi Nhân) „In alter Zeit waren einige Menschen in das Tao
(4) nach der Tugend, lebten in Einklang mit dem eingeweiht und bewahrten auf immer ihren ,himm-
lischen Ursprung' (Thien Chân). Daher nannte man
Tao und in Harmonie mit Yin und Yang, paßten sich sie die ,Vollkommenen."
den vier Jahreszeiten an, hielten sich vom geschät-
tigen Treiben und materiellen Gütern fern, bewahr-
2. Das Yin und das Yang
ten das Tinh und vervollkommneten ihr Thang (Gei-
stesenergie). Sie lebten in der Natur und richteten
Das Yin und das Yang sind die beiden gegensätzlichen,
ihre Blicke über die acht Grenzen (5) hinaus... aber sich ergänzenden Aspekte, die in allen Wesen,
Weil sie ihren Körper erhielten und Disziplin üben allen Dingen, allen Phänomenen der Natur vorhanden
konnten, wurden sie stark und lebten lange wie die sind.

„Vollkommenen"
Beispiele:
Auf einem niedrigen Niveau gab es eine Gruppe Die Sonne ist Yang, die Erde ist Yin
von Menschen, die „Heilige" (Than Nhân) genannt Der Tag ist Yang, die Nacht ist Yin
wurden. Sie lebten im harmonischen Raum des Der Mann ist Yang, die Frau ist Yin
DieEnergieist Yang, das Blut ist Yin...
Himmels und der Erde nach den Regeln der acht
Winde (Bat Phong) (6). Obwohl sie die gleichen In der Tat ist das alles nicht so einfach. Jedes Sein und
Wünsche hatten wie wir und die gleiche Kleidung jedes Ding trägt eines der großen Erscheinungsbilder
und Frisur trugen und obwohl sie Tempel und Pa- Yin oder Yang an sich, aber in jedem dieser Erschei-
nungsbilder ist auch das andere bereits enthalten.
läste besuchten wie wir es tun, kannten sie weder
Unzufriedenheit noch MiBgunst. Außen wurde ihr
Khi Pa de niert das Yin und das Yang:
Körper nicht durch Arbeit erschöpft, innen ihr Geist
„Yin und Yang haben den Namen, aber nicht die
nicht durch Unruhe entkrätet. Fröhlichkeit war für
Gestalt. Zähle hundert, aber vermute tausend; zähle
sie eine Gabe, Zufriedenheit ein Vergnügen, daher tausend, aber vermute zehntausend.
wurde ihr Körper nicht müde und ihre Geistesener-
gie blieb unversehrt. So konnten sie über 100 Jahre Am Beispiel der Entwicklung des Tages und der Nacht
alt werden. erläutert das Nei King die Komplexität des Yin-Yang-
Begriffes:
Auf einem noch niedrigeren Niveau gab es die „Im Yin ist Yin, im Yang ist Yang. Von der Morgen-
„Tugendhaften (Hiên Nhân) (7); sie wußten, wie dämmerung bis zum Mittag dauert der Abschnitt des
Tages, der dem ,Yang im Yang' entspricht, die Zeit
man die Bewegung des Himmels und der Erde, des
vom Mittag bis zur Abenddämmerung gehört eben-
Mondes und der Sterne erkennt, wie man dem Aut falls zum Yang, aber sie entspricht dem „Yin im
und Ab von Yin und Yang folgt und den Unter- Yang'; von der Abenddämmerung bis zum Hahnen-
schied der vier Jahreszeiten wahrnimmt... Wie in schrei handelt es sich um den Yin-Anteil des Tages-
laufes gemäß dem ,Yin im Yin', und von Mitternacht
alter Zeit folgen sie dem Tao. Auch sie konnten
bis zur Morgendämmerung erstreckt sich der Yin-
sehr lange leben. Anteil des Tages, der dem ,Yang im Yin' entspricht."

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Auch in der Medizin ist die Aktivität der Organe und das 6. Die acht Winde
Auftreten oder Verschwinden einer Krankheit an Phäno-
mene der Wandlung von Yin und Yang gebunden, deren Es sind die Winde, die von acht Kardinalpunkten her.
wesentliche Eigenschaft der Gegensatz und die Ergän- kommen:
zung sind. Osten, Westen, Norden, Süden.
- Südosten,Südwesten,Nordwesten,Nordosten.
3. Die Atmung der reinen Energie
7. Die „Tugendhaften" oder Hiên Nhân
Tchang Tsing Yao (alias Kai Pin, 1561-1639) sagt: Hiên = Zart, edelmüdig, gut, liebenswürdíg
„Die Ausatmung ist ein Zeichen für die Kontinuität Nhân = Mensch
von Mensch und Himmel, daher ist der Mensch an
die Energie gebunden. Die Einatmung ist ein Zei- Die Hiên Nhân sind also tugendhafte Menschen. Obwohl
chen für die Kontinuität von Mensch und Erde, da- sie wie wir in profaner Welt lebten, waren sie nichtvor-
her ist der Mensch an das Tinh gebunden. Energie dergründig mit Vergnügungen beschäftigt. Fühlten sie
und Tinh sind also der ,Ursprung der Energie." sich von einer Störung ergriffen, so glichen sie síe so-
fort wieder aus. Ihr Geist blieb klar wie „Sonne und
Mond", wie das Tinh und das Than (Erbenergie undGei-
4. Die „Weisen" oder Chi Nhân stesenergie).
Was die „Vollkommenen" und die ,Weisen" betrifft, so
Chi = Willen entfernten sie sich aus der Gesellschaft mit ihren Ge-
Nhân = Mensch bräuchen, um ruhig das Tao zu befolgen und den „himm-
lischen Ursprung" (Thiên Chân) zu bewahren. Sie waren
weder an Dinge noch an Menschen gebunden und kann-
Die „Weisen" sind also Menschen, die den Willen haben,
ten daher weder Bande noch Begehrlichkeit.
sich nicht von ihrem himmlischen Ursprung (Tchang
Tzeu) zu entfernen. Im Gegensatz dazu lebten die „Heiligen" (Thânh Nhân)
in der Welt. Sie bewahrten soziale und sittliche Bande,
aber sie folgten dem Prinzip des Nichttuns, um sich zu
beherrschen. Ihr Körper und ihr Geist wurden nicht
5....0ber dieachtGrenzenhinaus müde. Daher konnten sie über 100 Jahre leben. Das ist
geschehen bei fünf Generationen der De (Phuc Hy, Than
Dieser Satz besagt, daB die Weisen alles verstanden, Nong, Hoang Ti, Duong Nghieu, Ngu Thuan), bei drei
sahen und hörten, was um sie herum geschah (siehe Generationen des Hoang, des Chu Cong, des Konfuzius
Erklärung 6). usw.

42
Zusammenfassung des 1. Kapitels Paragraph 3: Evolutionszyklus beim Mann und bei der
Frau (biologische Rhythmen)
Dieses Kapitel untersucht: Geburt, Wachstum, höheres Entwick-
Den Positivismus der Eugenik: Prophylaxe und Lang- lungsniveau, Involution.
lebigkeit. Erklärung dieser Entwicklungsstadien
- Die praktische Anwendung der Prinzipien der Euge- durch die quantitativen Änderungen der
nik: geistige und körperliche Lebensführung, Ernäh- Energie der Nieren, der drei Yang und
rungsregeln, Lebensweisen, Haltung gegenüber dem des „himmlischen Koei".
Milieu.
Die Bedeutung der Nierenenergie im Verlauf des Le-
bensbeginns, des Wachstums, des Alterns und des
Greisenalters. Paragraph 4: Erhaltung der Lebenskraft
- Die vier verschiedenen Regeln, um lange zu leben. Sie ist abhängig von:
- derErbenergie(angeboren),
Paragraph 1: Eugenik und Langlebigkeit
- der erworbenen Energie (Yong und
Begriff der Eugenik und Vergleich der Le- Oe),
benstührung in alten Zeiten, die der Eu-
genik konform war, und der heutigen Le- - derEnergiederNieren.
bensführung, die sich davon weit entfernt
hat und so das Leben verkürzt.

Paragraph 2: Die großen Prinzipien der Eugenik nar Paragraph 5: Menschen-Kategorien


Prinzip der Bewahrung der Geistes- und Einteilung in alter Zeit nach dem Grad
der Körperenergie. ihrer Übereinstimmung mit dem Tao.
Haltung gegenüber dem Milieu, der Um- Ratschläge für geistige und körperliche
welt. Hygiene.

43
I. Buch

2. Kapitel

Die Harmonisierung der Geistesenergie (1) durch


die vier Energien (2)
(Tu Khi Diêu Thân Luân)
Paragraph 1
b So sind Thân, Phach, Y und Chi in Wirklichkeit
Einheit, auch wenn sie verschiedene Namen tragen.
eine

In der Physiologie werden die Begriffe Thân (Geist) und


Die drei Frühlingsmonate heißen „Phat Trân" (pro- Chi (Willen) sehr häu g verwendet, weil ersteres das
duzieren und ausbreiten) (3). Die Energie des Him- Feuer des Herzens (Yang) darstellt, letzteres das Was-
mels und der Erde haben ihre Arbeit getan, alles ser (Yin) der Nieren. Sie haben eine Wechselwirkung
Leben steht in voller Blüte. Yin-Yang, um das energetische Gleichgewicht im Men-
schen zu erhalten.
Sich in der Abenddämmerung niederlegen, im Mor-
gengrauen aufstehen und einen Morgenspazier- Yin Yang
gang machen mit freien und herabhängenden Wasser Feuer
Haaren (4) in bequemer Kleidung hat den Zweck, Niere Herz osy Yco
Chi (Willen) (5) zu produzieren. Willen Geist hetev alg
Produzieren, aber niemals zerstören; geben, aber
Den Verlust dieses Gleichgewichtes nennt man „Geistes-
niemals wegnehmen; belohnen, aber niemals be- krankheit".
strafen: das bedeutet, der Energie des Frühlings
entsprechen und im Einklang mit dem Tao
sein (6).
2. Vier Energien
Handelt man nicht so, so verletzt man die Leber,
Es handelt sich um die Energie der vier Jahreszeiten:
die dann nicht genug Energie besitzt, um die Ener-
gie des Sommers zu produzieren. So wird die - derFrühling,lauwarmund mild
Krankheit im Sommer eine Krankheit der Kälte der Sommer, warm
sein (7). - derHerbst,frisch
der Winter, kalt.

Erklärungen und Kommentare


3. „Phat Trân" (produzieren und ausbreiten)
1. Geistesenergie
Phat = produzieren, in Erscheinung treten
Sie bildet sich bei der Befruchtung und entwickelt sich Trân = ausbreiten
während der Entwicklung des Foeten in Abhängigkeit
von den fünf Organen. Nach der Geburt wird sie durch Der Begriff Phât Trân bedeutet also „produzieren und
das alimentäre Tinh im Bereich der Organe weiter ge- ausbreiten" im Sinne von „Neues schaffen, um das Alte
nāhrt. Daher sagt der Text; „Die Geistesenergie wird zu ersetzen. Dieser Begriff ist spezi sch für die Be-
durch die fünf Organe geschaffen." schreibung der Wachstumsphänomene der Pilanzen.
Jedes Organ entspricht einer Jahreszeit. Die Harmoni-
sierung der Geistesenergie erfolgt also durch die Ener- Wang Ping sagt:
gie der vier Jahreszeiten.
„Die Energie Yang des Frühlings wird geboren,
wächst und nährt alle Lebewesen. Sie schaft das
Neue, um das alte zu ersetzen. Das bezeichnet man
Anmerkung: mit Phat Trân."
Die Geistesenergie wird in den fünf Organen gespei-
chert,daherträgt sie - je nachLokalisation verschie-
dene Namen:
4. Die „freien und herabhängenden" Haare
im Herzen den Namen Thân (Geist = Energie)
- in den Lungen den Namen Phach (Lebenssubstanz) Tchang Tche Tsong sagt:
- in der Leber den Namen Hôn (Seele = Energie + „Die Wind-Holz-Energie des Ostens (Energie der
Lebensessenz) Leber) erreicht direkt den Kopf und endet an den
Haaren. Daher müssen die Haare frei und herab-
- in der Milz den Namen Y (Denken)
hängend sein, damit sich die Energie harmonisch
- in den Nieren den Namen Chi (Willen) ausbreiten kann."

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5. Das Chi (Wille, Nieren) 6. Das große Tao der Natur (Himmel-Erde)

Es wird so de niert:
ist die Energie, die die anderen Energien produziert.
Normalerweise kann sie nur produziert werden, wenn - im Frühling wird die Energiegeboren
man bestimmte Regeln der Lebensführung - eine be- - im Sommerwächst sie
stimmte Lebenshygiene – befolgt. Auf diese Weise kann
die Leberenergie frei ießen (freie und herabhängende im Herbst nimmt sie ab
Haare), und die Energie der Meridiane wird nicht in ihrer - im Winter verbirgt sie sich
Zirkulation gehemmt (indem man sich in seinen Kleidern
wohl fühlt). Der Mensch folgt diesem großen Gesetz; das sind die
Regeln der Eugenik.

Das Y (Nachdenken, Milz) ist die Energie, die alle Ener-


gien verteilt. Das Y und das Chi haben also folgende 7. Die Kältekrankheit
Aufgabe:
Sie ist die Folge einer Insuf zienz der Energie des Her-
das Tinh (reine Energie) und das Thân (Geistesener-
zens (Feuer) durch einen Mangel der Leberenergie;
gie) leiten
denn nach dem Gesetz der Fünf Elemente ist das Holz
- die Seele (Hôn, Leber) und die Lebens üssigkeit (Leber) nicht in der Lage, das Feuer (Herz) zu produzie-
(Phach, Lungen) erhalten ren.
Warum manifestiert sich die Kältekrankheit imSommer?
das Yin und das Yang, die Kälte und die Wärme wei- Der Sommer ist die Jahreszeit, in der die Energie des
terzugeben Herzens (Feuer) sehr stark sein muß. Die Energie der
Nieren (Wasser, Kälte) bremst sie und hält sie imGleich-
-USWN.... gewicht.
Wenn im Sommer die Energie des Herzens insuf zient
ist (durch Leere der Leber), dann gewinnt die Energie
Daher muß das Chi (Wille) stets mit dem Tao der vier der Nieren (Kälte) die Oberhand daher „Kältekrank-
Jahreszeiten in Einklang stehen (siehe oben). heit" im Sommer (Abb. 2).

Holz – Leber

ungenügende Produktion

Nieren Wasser Herz - Feuer


Übergriff
„Kältekrankheit"

Abb. 2: Innere Ursachen einer „,Kältekrankheit"


Insuf zienz der Leberenergie
Obergriff der Nierenenergie

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Paragraph 2 Zorn

Die drei Sommermonate heiBen „Phôn Tu" (trisch


und schön) (1). Die Energie des Himmels und der
Erde kreuzen sich, überall erscheinen Blumen und
Früchte (2).
Leber
Sich in der Abenddämmerung ins Bett legen, im
Morgengrauen aufstehen, nicht den langen Tag Leere des
fürchten, das Chi (Willen) trei von Zorn halten, das Yin der Leber

Thân (Geistesenergie) frisch und vertügbar halten,


die Energie aus dem Inneren frei nach außen
ieBen lassen: das bedeutet Übereinstimmung mit Herz
der Energie des Sommers. So ist das Prinzip der
Eugenik.
Fülle des
Handelt man nicht so, so verletzt man das Herz;
Yang der Leber
im Herbst wird dann Fieber auftreten (Giai
Nguoc) (3).
Milz
Ist das Herz verletzt, so kann es der Lunge beim
„Sammeln und Vorrat anlegen (Thâu Liêm) nicht
helten. Zur Wintersonnenwende wird sich die
Krankheit verschlimmern.
Abb.3: Innere Ursachen einer Insuf zienz der Milzenergie
- Insuf zienzderYin-Energieder Leber
Erklärungen und Kommentare - Fülle derYang-Energieder Leber

1. Phôn Tu (trisch und schön)

Im Sommer empfangen alle Lebewesen durch ihr Wachs-


tum das Yang der Natur nach Belieben. Sie sind Phôn
Tu: frisch und schön, in voller Blüte. Im Zorn nden wir also zwei Phänomene, die zeitlich
aufeinanderfolgen:
Zuerst wird das Yin der Leber befallen, das Yang wird
2. Kreuzung der Energie des Himmels und der Erde frei, Zorn tritt auf.
Aber allmählich erfolgt eine Weiterentwicklung dieses
Das Yang hat sein Maximum erreicht und nimmt langsam Phänomens vom akuten Stadium zu einem mehr „chro-
ab (es neigt sich nach unten, zum Yin). Das Yin dage- nischen Zorn".
gen, das sich auf seinem Minimum be ndet, beginnt zu Das freigewordene Yang steigt nach oben und wird nicht
wachsen (und erhebt sich nach oben, zum Yang). Zum mehr vom Yin ernährt, weil die Verbindung unterbrochen
Zeitpunkt des Wechsels von Yin und Yang be ndet sich ist, so wird das Yang weniger, das Yin häuft sich an. Es
die Natur in voller Entwicklung. entsteht so in der Weiterentwicklung ein umgekehrtes
Phänomen: das Yin der Leber, das anfangs geschädigt
war, erreicht immer mehr den Zustand der Fülle und
3. Im Sommer soll die Yang-Energie frei von innen nach wirkt auf die Yin-Niere ein, die nach dem Gesetz der
außen strömen Fünf Elemente die Umwandlung des ,,Feuers" in „Erde"
bremst.
Wenn man diesen Energie uß stört, z. B. durch Zorn, so
schädigt man die Leber und verletzt die Milz.
Der 6. Mondmonat (Sommerende) ist der Monat, in dem 4. Im Sommer, wenn das Herz verletzt ist... im Herbst
das Feuer (Herz) die Erde (Milz) „produziert". Im Zu- wird Fieber auftreten... im Winter wird sich die
stand des Zorns (Yang) ist die Energie Yang der Leber Krankheit verschlimmern
im Übermaß, die Yin-Energie der Leber daher in Leere:
das führt zu einer Insuf zienz der Energie „Feuer" des Das Giai Nguoc" oder „Fieber des Herbstes" kann auf
Herzens, die nicht die Erde produzieren kann (Abb. 3). zwei Arten erklärt werden:

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a) normalerweise ießt im Sommer die Yang-Energie des Körpers; im Herbst kehrt sie ins Innere zurück;
des Körpers nach außen und sogar noch weiter. Im im Winter verbirgt sie sich in der unteren Körper-
Herbst zieht sie sich zurück, um dem Yin des Körpers hälfte.
Platz zu machen, das allmählich nach außen ießt.
Wenn sie im Sommer an der Körperober äche ver-
Im umgekehrten Fall kommt es zum Kampf zwischen letzt wird, kann sie sich im Herbst nicht ins Innere
dem Yin und Yang des Körpers, daher kommt es zu zurückziehen, daher tritt Fieber auf, und im Winter ist
Fieber. nicht genügend Yang-Energie vorhanden, um den
„Tresor" zu unterstützen. Kann daher die Yang-
b) Die Yang-Energie (Oe) hat ihren Ursprung im Yin- Energie im Winter nicht zu ihrem Ursprungsort zu-
Tresor des Dreifach-Erwärmers. (Hier ist der untere rück ieBen (= Zeitpunkt der Entwicklung des Ele-
Dreifach-Erwämer gemeint, denn der Dreifach-Er- mentes Wasser-Kälte), so ist infolge des Verlustes
wärmer ist in drei Etagen geteilt, wobei die untere des Gleichgewichts zwischen Yin (Kälte) und Yang
im Vergleich zur oberen [Yang] Yin ist.) (Wärme) nicht genügend Yang-Energie vorhanden,
Normalerweise ießt sie im Frühling zur oberen Kör- um den Organismus zu wärmen; das führt zum Rezi-
perhälfte; im Sommer erscheint sie an der Ober äche div oder zur Verschlimmerung der Krankheit.

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Paragraph
3 n b) Die „übermäßige Aktion des Herbstes dämpfen", be-
deutet: sich nicht von Traurigkeit oder Unruhe er-
Die drei Herbstmonate heißen „Dung Binh" (voll greifen lassen (die die beiden psychologischen As-
pekte des Herbstes sind) und so die Lungen (hier im
und friedlich) (1). Die Energie des Himmels ist voll weitesten Sinn gemeint) und das Phach (Lebens-
Leben, die der Erde voll Licht (2). essenz oder - üssigkeit) unversehrt erhalten.
Sich in der Abenddämmerung zu Bett legen, im
Morgengrauen beim Hahnenschrei (3) aufstehen, c) „Die Geistesenergie horten": der Terminus Geistes-
energie kann hier als Energie des Herzens aufge-
das „Chi" (Willen) in Ruhe lassen, die übermäßige faßt werden; es handelt sich also darum, die mäßi-
Aktion des Herbstes dämpfen, die Geistesenergie gende Wirkung des Herzens auf die Lungen zu unter-
bewahren und die Energie der Lungen reinigen: stützen (des Intellekts oder der Geistesenergie auf
wer so handelt, lebt in Einklang mit der Energie des die Lebens üssigkeit, was schließlich einer „Ver-
Herbstes; das ist das Tao (Vorschrit), um die innerlichung" entspricht, ganz im Sinne einer Aktion
des Herzens).
Herbstenergie (,Sammeln und Vorrat anhäufen)
Zu unterstützen.
d) „Die Energie der Lungen reinigen": die Lunge hat
Handelt man nicht so, verletzt man die Lungen; nicht nur eine große Bedeutung für die Energie des
sind Sammeln und Vorrat ungenügend, wird im Menschen, weil sie ja die Energie zur Ober äche
oder in die Hauptmeridiane verteilt, sondern sie be-
Winter Durchfall auftreten.
nutzt selbst, wie jedes Organ einen Teil dieser Ener-
gie (Tinh) für sich; teilweise sammelt sie diese Ener-
gie, teilweise benutzt sie sie zur Ernährung des
Phach (Geistesenergie der Lungen). Die „,Energie
Erklärungen und Kommentare der Lungen reinigen" heißt also: das Tinh in aus-
reichender Menge bewahren, um schlieBlich das
1. Dung Binh (voll und friedlich) Phach zu ernähren.
Das alles ist eminent wichtig, wenn man begreift, daß
Im Herbst sind alle Lebewesen voller Energie und Fülle; allein durch Fehler in der Lebensführung das Gleich-
sie sind friedlich und ruhig. Daher heißen sie Dung Binh: gewicht der psychischen Energie gestört werden und
voll und friedlich, im Sinne der Aufrechterhaltung des einer Krankheit Vorschub geleistet werden kann.
Lebens.
Tchang Tche Tsong sagt:
2. Das Yin und das Yang des Herbstes „Um die Lungenenergie zu reinigen, muB der
Mensch seine Geistesenergie ,horten', damit die
Im Herbst erhebt sich die Yin-Energie; das Wetter ist Lungenenergie ihre Wärme und Reinheit bewah-
trocken und schön (ohne Regen); die Yang-Energie ießt ren kann!"
herab, die Ober äche der Erde ist rein und glat.
Hier ist mit Geistesenergie nichts anderes als das
Phach (Lebensessenz) gemeint (die in Paragraph 5
beschrieben ist). „Reinigen" hat den Sinn: mit der
3. Der Mensch und der Herbst
reinen Energie (Geistesenergie, Phach) sparsam um-
Im Herbst schreien die Hähne früh am Morgen, aber sie gehen.
verlassen spät den Stall. Der Mensch sollte beim ersten
Hahnenschrei erwachen, aber erst aufstehen, wenn die
Hähne den Stall verlassen. Im Vergleich zu Frühling und 5. Durchtall im Winter
Sommer steht man im Herbst etwas später auf: das ist
im Einklang mit „Sammlung" und „Vorratshaltung" des Nach der Regel der Fünf Elemente:
Herbstes. produziert das Metall (Lungen) das Wasser (Nieren).
Ist das Metall (Lungen) geschädigt, so kann es kein Was-
ser (Nieren) produzieren, daher tritt im Winter Durchfall
4. Wie sich der Mensch im Herbst verhalten muB auf, denn:
- die Insuf zienz der Lungen bewirkt eine Leere der
a) Das Chi in Ruhe lassen, bedeutet: nicht den Nieren Nieren,
schaden, in dem man zu eigensinnig oder zu willens-
schwach ist, oder in dem man die Lungen in Fülle die Leere der Nieren bewirkt eine Fülle des Herzens,
oder Leere bringt (was auf die Nieren einwirkt). - die Fülle des Herzens führt zur Fülle der Milz,

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die Fülle der Milz vermehrt noch die Leere derNieren.
die wieder noch mehr Lungenenergie „ansaugt" und
so ihre Insuf zienz vermehrt.
Herz Die insuf zierte Niere kann das Wasser, das vom
Nieren
(-)
unteren Dreifach-Erwärmer kommt, nicht mehr „meta-
bolisieren", es bleibt also im Intestinum.

Außerdem: wenn die Milz/Pankreas in Fülle schlecht ar-


beitet, kann der mit der Milz gekoppelte Magen (= Drei-
fach-Erwärmer) nicht mehr, wie es seiner Aufgabe ent-
Übergriff spricht, gleichmäßig die Körper üssigkeit verteilen. Sie
wird daher nicht durch die Nieren (die ja in Leere sind),
sondern durch den Darm ausgeschieden, es kommt zu
Lungen Milz DurchfalI. Überdies entspricht die Milz der Feuchtigkeit;
daher kommt es zur Fülle der Milz (= Über uß der
Feuchtigkeit), was die energetische Störung noch ver-
schlimmert.
Diese Symptome erscheinen im Winter, denn das ge-
Abb. 4: Folgen einer Leere der Lungenenergie aus inne- störte Gleichgewicht bildet sich im Herbst, manifestiert
rer Ursache: Diarrhoe im Winter sich jedoch im Winter (Abb. 4).

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Paragraph 4 Leber (Holz)

Die drei Wintermonate heißen „Bê Tang" (verber-


gen, bewahren) (1). Das Wasser wandelt sich in
Eis, die Erde spaltet sich: jetzt darf die Yang-
Energie nicht gestört werden (2).
Nieren (Wasser)
Früh ins Bett gehen, spät aufstehen, das Chi (den
Willen) erhalten, um das Y (das Denken) (3) zu
schützen,; vor der Kälte üchten, die Wäme
suchen, Transpiration vermeiden, um die im Inne-
ren (4) bewahrte Yang-Energie nicht zu stören: wer
so handelt, lebt im Einklang mit der Energie des
Winters; das ist das Prinzip (Tao), die Winter-
energie zu unterstützen (bewahren).
Handelt man nicht so, verletzt man die Nieren, dann Abb. 5: Eine Insuf zienz der Nierenenergie tührt zu
wird im Frühling „Nuy Quyêt" (5) auftreten (,Läh- einer Leere der Leberenergie (mangelhafte Ernährung
der Muskulatur)
mung" - FunktionsstörungderExtremitäten).
- dasPhänomendes Übergriffs der Milz,
der Verlust des Gleichgewichts zwischen Niere-Wasser
Erklärungen und Kommentare (Willen) und Herz-Feuer (Geist); ist die Niere (Willen)
in Leere, so ist das Herz (Geist) in Fülle, daher kommt
es zu Geisteskrankheiten.
1. „Bê Tang" (verbergen, bewahren)

Im Winter verbirgt sich die Energie des Himmels und


4. Der Winter und Yin und Yang des Menschen
produziert kein Yang. Um sich zu erhalten, imitieren alle
Lebewesen diese kosmische Entwicklung.
Im Winter verhält sich die Energie des Menschen wie die
der vier Jahreszeiten: das Yin dominiert und be ndet
2. Im Winter nicht die Yang-Energie stören sich an der Körperober äche, das Yang ist schwach und
verbirgt sich innen.
Außen herrscht im Winter die Kälte-Energie des Him-
mels. Die Yang-Energie des Körpers konzentriert sich
innen. Daher muß der Mensch Anstrengungen vermei- 5. Nuy Quyêt
den, um die Yang-Energie nicht zu stören. Im entgegen-
gesetzten Fall ießt die Yang-Energie im Widerspruch Nuy = Lähmung, Funktionsstörung der vier Extremitäten
zur Entwicklung der vier Jahreszeiten, d. h. nach außen. Quyêt = kalt, eisig.

„Nuy Quyệt" bedeutet also: Lähmung der vier Extremi-


3. Im Winter muß das Chi (der Willen) bewahrt werden täten mit Kältegefühl.
Diese Lähmung ist Folge einer mangelhaften Ernährung
Handelt man so, so erhält man das Gleichgewicht zwi- der Muskeln durch die Leber (Holz); wie ein Blick auf die
schen Niere (Wasser, Willen) und Herz (Feuer, Geistes- Fünf Elemente zeigt (Abb. 5) wird diese mangelhafte Er-
energie). Das Gegenteil verursacht eine Insuf zienz der nährung durch eine Insuf zienz der Nieren (Wasser) her-
Energie der Nieren, die folgendes mit sich bringt: vorgerufen.

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Paragraph 5 Wang Ping sagt:
„Diese Kraft, die die Bewegung der Himmelsenergie
Die Energie des Himmels ist rein, friedlich und erhält, ist die Basis aller Schöpfungen und Trans-
leuchtend (1). Durch ihre immerwährende Kraft der formationen der Lebewesen. Sie .geht nicht nach
auBen'. Daher nennt man sie Tang Duc oder Kraft
Erhaltung (Tang Duc) (2) und der Wandlung bleibt
der Erhaltung."
sie stets konstant.
Diese Kraft der „Erhaltung und Bewegung" stellt das
Ohne diese Kraft wüden Sonne und Mond ihren
eigentliche Prinzip des Taoismus dar. Tatsāchlich ist sie
Glanz verlieren und die Körperöffnungen des Men- auf höchster Ebene Vereinigung. Vereinigung und kom-
schen von bioklimatischer pathogener Energie (3) plementäre Verbundenheit des Yin (Bewahrung, Erhal-
befallen. Ohne diese Kraft würde die Energie des tung) und des Yang (Bewegung). Sie ist der Urgrund
Himmels gestört und die Energie der Erde ,„,ver- des Lebens im gesamten Universum.
schleiert": es gäbe weder Wolken noch Nebel
(Bach Lo) (4). Oben und unten könnten nicht mehr
3. Die Energie Oe und die bioklimatische pathogene
miteinander kommunizieren (5), Yin und Yang ver-
Energie (= „pathogene" Energie)
lören ihr Gleichgewicht, kein Leben könnte sich
entwickeln; die P anzen würden gelb, vertrocknet Die Energie Yang (Oe, Verteidigungsenergie) des Orga-
und verwelkt (6). Die anormale Entwicklung der vier nismus schützt die oberen und äußeren Teile des Kör-
Jahreszeiten würde „bedrohliche Energien" (Ac pers. Die Energie Oe ist Yang; daher bewegt sie sich -
wie jedes Yang - nach oben und außen. Wird sie
Khi) hervorrufen, ungewöhnliche Regenfälle und schwächer, so begünstigt sie das Eindringen biopatho-
Winde und würde zum Fehlen des Taus führen und gener Energie in die Körperöffnungen (Nase, Mund...)
störte auf diese Weise die Regeln des Werdens und und das Auftreten von Krankheiten.
Wachsens aller Lebewesen. Die Lebensdauer
würde um die Hälfte verkürzt.
4. Bach Lo (Nebel)
Nur die Weisen verstehen es, im Einklang mit der
natürlichen Entwicklung der Welt zu leben und mit Die Erklärung des Tchang Tche Song lautet:
Sorgfalt das Tao zu praktizieren. Daher werden sie „Normalerweise steigt ein Teil der Erdenergie nach
auch nicht krank. Sie achten die Regeln der Euge- oben und verwandelt sich in dichte Wolken, die
nik, und ihre Lebensenergie erschöpft sich nicht. unter dem Ein uß der Himmelsenergie, die herab-
steigt', in Regen verwandelt werden. Gibt es nur
Autstieg (Erdenergie), aber keinen Abstieg (Him-
melsenergie), so gibt es auch keinen Nebel (Bach
Lo)."
Erklärungen und Kommentare

1. Die vorangehenden Paragraphen erklären das Prin- 5. Yin und Yang, oben und unten
zip der Erhaltung der Geistesenergie durch Befolgung
der Regeln der vier Jahreszeiten. Die Energie der Jah- Normalerweise stehen oben und unten miteinander in
reszeit hängt von der des Himmels ab, die sanft und har- Verbindung durch das Aufsteigen der Energie Yin der
monisch sein muß. Erde und das Herab ießen der Energie Yang des Him-
Anschließend untersucht Hoang Ti das Problem der mels. Das gleiche gilt auch für den Menschen. Nehmen
Energie des Himmels und der Erde. wir z. B. den Leber- und den Gallenblasenmeridian:
So kommen wir nun, nachdem wir im Detail die Geistes-
- Der Hauptmeridian der Leber beginnt an der Groß-
energie untersucht haben, zum Studium der Energie
zehe und steigt hoch zum Kopf bis zum Punkt Gouver-
Yong und Oe des Menschen, wobei wie immer die Har-
neurgefäß 20.
monie zwischen Himmels- und Erdenergie der Bezugs-
punkt ist. Der Hauptmeridian der Gallenblase beginnt am äuße-
ren Augenwinkel und steigt herab zur 4. Zehe, zum
Punkt Gallenblase 44.
2. Tang Duc (Kraft und Erhaltung)
Dies zeigt, daß der Mensch in seiner energetischen Zu-
sammensetzung ein Abbild des Universums ist und
- Tang = Erhaltung
Energie des Himmels (Yang) und Energie der Erde (Yin)
- Duc = Virtus, Kraft,Stärke in sich trägt.

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6. Die Disharmonie zwischen Himmels- und Erdenergie 13 Dai Thu: große Wärme
14 Lap Thu: Herbstbeginn
Hier untersucht Hoang Ti die anormale Aktion der Ener-
gie Yin der Erde und der Energie Yang des Himmels. 15XuThu:trockeneWärme op
Wenn ihre Energie blockiert (gestört) ist, so gibt es nur 16 Bach Lo: dichter Nebel, wobei das Tae Yin (Feuchtig-
einen Aufstieg des Yin ohne Herab ießen des Yang - keit, Erde) dominiert (siehe Dr. Van Nghi).
und umgekehrt.
„Das Fehlen der Sonnenstrahlen" ist auf einen Mangel
an Sonnenenergie zurückzuführen, denn die Energie der Infolgedessen:
Erde steigt auf und bildet die Wolken; ist die Energie - bezeichnet „Ac Khi" die bioklimatische pathogene
des Himmels blockiert, so werden die Wolken nicht in Energie, die nicht die Saisonkrankheiten des Herbstes
Regen verwandelt und so zerstreut. Daher kann die oder des Winters verursacht;
Sonne nicht scheinen, und der. Himmel bleibt geschlos-
sen und wolkig. - bezeichnen „ungewöhnliche Winde und Regen" die
anormale Energie des Frühlings und des Sommers;
Wang Ping schreibt: - bezeichnen die „Nebel" die Nichtentwicklung der
„Das gestörte Gleichgewicht zwischen der Energie Energie des Sommerendes (Feuchtigkeit-Wärme).
des Himmels und der Erde kann einen Sprühregen
hervorrufen, der die Erde vertaulen läBt oder einen Diese „bedrohliche Energie" ist nicht anders als die
heiBen Wind, der die Bäume austrocknet. Daher Energie der jeweiligen Saison, die bedrohlich sein und
gehen die P anzen zugrunde und der Mensch kann schaden kann, wenn:
der Krankheit nicht entgehen." - sie in Erscheinung tritt, nachdem die Jahreszeit, zu
der sie gehört, bereits beendet ist,
Dieser „Sprühregen" ist etwas anderes als der Regen.
- sie in Erscheinung tritt, bevor die Jahreszeit, zu der
Er besteht aus der Feuchtigkeit der Erde, die sich ent- sie gehört, angekommen ist.
lädt und stagniert, während der nomale Regen aus der
Feuchtigkeit der Erde besteht, die aufgestiegen ist, Wol- Im ersten Fall ist die Energie zu mächtig und zu lange
ken gebildet hat und anschließend unter dem Ein uß wirkend; im zweiten Fall ist sie insuf zient.
der Himmelsenergie wieder auf die Erde herab ieBt. Im
letzteren Fall besteht also ein Gleichgewicht zwischen
der Energie des Himmels und der Erde. Bei einem
.Sprühregen" dagegen besteht dieses Gleichgewicht 8. Die Weisen und die Eugenik tin
nicht.
Das gleiche Phânomen zeigt sich wenn auch umge- Der Kommentar des Nguyen Siêu aus Hanoi (1953) lau-
kehrt- beim „heißen Wind": hier ießt nur die Energie
des Himmels herab, während die Energie der Erde blok-
tet:
D s
„Untersucht man das Leben der Lebewesen, so
kiert ist. stellt man fest, daß jedes Lebewesen sein eigenes
Maß an Energie hat. Auch wenn es sich dem Un-
gleichgewicht von Yin-Yang aussetzt, wird es nicht
7. Ac Khi völlig zerstört. Für menschliche Lebewesen gilt das
nicht, denn wir haben in uns das Gefühl des Ver-
- Ac = bedrohlich,zerstörend langens, das ohne UnterlaßB unsere Lebensenergie
Obouenarotto mindert. Daher können wir, wenn wir auf ein ge-
- Khi(=Tsri) Energie störtes Gleichgewicht von Yin-Yang, Himmel-Erde
16162u
treften, nicht mit Sicherheit die Krankheit oder s0-
Tchang Tche Tsong schreibt:
gar den Tod vermeiden.
„Ac KhỈ ist eine bedrohliche, zerstörende Energie," Die Weisen hingegen wissen, wie man die Prinzi-
pien der Erhaltung der Energie und der Verteidi-
Untersucht man die Wandlungen des Jahres (Tuê Vân), gung anwendet, um einem gestörten Gleichgewicht
so unterscheidet man bei den „Bewegungen und Ener- der vier Jahreszeiten zu widerstehen; ihre Lebens-
gien" in der 4. Energie (energetischer Abschnit) folgen- energie ist stets im Über uß vorhanden und er-
des: schöpft sich nie."

lsssote

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Paragraph 6 Der Tae Yang (Dünndarm) entspricht derEneraiede
Sommers (Wachstum). Wächst der Tae Yang ni
so kann er das Herz nicht ernähren; daherkommtdia
Die Energie des Frühlings stören, bedeutet: die Energie des Herzens in Leere.
Produktion des Chao Yang (Gallenblase) stören. Der Tae Yin (Lunge) entspricht der Energie desHerth.
Es staut sich dann die Energie der Leber im Inne- stes (Sammlung). Erfüllt der Tae Yin seineAufgabe
ren, und es kommt zur Erkrankung. nicht, so staut sich die Lungenenergie und kommtn
Fülle.
Die Energie des Sommers stören, bedeutet: das Der Chao Yin (Niere) entspricht der Energie des
Wachstum des Tae Yang (Dünndarm) stören; die Winters (Bewahrung). Kann der Chao Yin seineAuf.
Energie des Herzens be ndet sich dann in Leere, gabe nicht erfüllen, so erfolgt ein Verlust seinerEner.
gie, was zur Leere (Insuf zienz) derNierenenergie
und es kommt zur Erkrankung.
führt. Dann sagt man: „Die Energie der Nieren istin
Die Energie des Herbstes stören, bedeutet: die der Tiefe isoliert."
Hoang Ti erläutert uns hier zwei sehr wichtigeTat-
Sammeltunktion des Tae Yin stören (Lunge); die
sachen:
Energie der Lunge kommt dann in Fülle, und es
a) die energetische Störung eines Hohlorgansführt
kommt zur Erkrankung.
stets zu Störungen des gekoppelten 0rgans;
Die Energie des Winters stören, bedeutet: die b) die energetische Störung eines Organs führtstets
Funktion des Chao Yin (Nieren) stören,; die Nieren- zur Schädigung des Organs selbst, aber nichtzu
energie wird dann im lnneren isoliert, und es einer Störung des gekoppelten Hohlorgans.
kommt zur Erkrankung.
B) Die Beziehung ,, außen-innen" (Biêu Ly) der Organe
und Hohlorgane kann folgendermaßen erlāutertwer-
den:
1. Die Gallenblase ist „Kia" (Holz; Kia = 1.Himmels-
Erklärungen und Kommentare
stamm), die Leber ist „" (Holz; I= 2.
Himmels-
stamm). Gallenblase und Leber stehen also
Im Buch „,Frühling-Herbst" lesen wir:
„außen-innen" miteinander in Verbindung durch
„Mit dem Terminus Chao Yang bezeichnet man den Vermittlung des „ Kia-|", d. h. durch den Haupt-
Frühling, mit Tae Yang den Sommer, mit Tae Yin meridian des Chao Yang (Gallenblase).
den Herbst und mit Chao Yin den Winter."
2. Der Dünndarm ist „Ping“ (Feuer = 3.Himmels-
stamm), das Herz ist ,Ting" (Feuer: Ting = 4.Him-
Chao Yang, Tae Yang, Tae Yin und Chao Yin sind also melsstamm). Dünndarm und Herz haben alsoihre
Oberbegriffe für die Kennzeichnung der vier Jahreszei- Außen-Innen-Beziehung durch Vermittlung des
ten. „Ping-Ting", d. h. durch den Tae Yang.

Dieser Paragraph erläutert uns Yin und Yang der vier Das gleiche gilt auch für die anderen Organe undHohl-
Jahreszeiten: organe.
- Frühling undSommersind Yang, Infolge dieser Beziehung „,außen-innen", „Yang-Yin"der
Hohlorgane und Organe ist z. B. fehlende Produktion
- Herbstund Winter sind Yin.
der Gallenblase die Ursache einer Lebererkrankung.
Es ist äußerst wichtig zu begreifen, daß wir bisher inden
A) Verletzt man die Energie der vier Jahreszeiten, so vorangegangenen Kapiteln die „Erdenzweige" alsBe-
werden die der jeweiligen Jahreszeit entsprechen- zugspunkt genommen haben, d. h. letztendlich dieMani-
den Organe und Hohlorgane direkt gestört. Das hat festation des Himmels und der Erde.
nichts mit dem Gesetz der Fünf Elemente zu tun, Im vorliegenden Kapitel ändert sich dasBezugssystem,
d. h. die Krankheiten sind in diesem Fall nicht darauf und jetzt sind es die „Himmelsstämme", die wir als
zurückzuführen, daß ein Organ durch das vorange- Manifestation der Erde im Himmel betrachten können
hende nicht ernährt wird. (siehe Van Nghi: Pathogenese und Pathologie derEner-
Der Chao Yang (Gallenblase) entspricht der Energie getik).
des Frühlings (Produktion, Frische); kann die Energie Nach dem Buch „Kia-|" von Houang Fou Mi(215-282)
des Chao Yang nicht nach oben ießen, so strömt muß man die Bezeichnung „in der Tiefe isoliert" als
sie zur Leber und staut sich dort, da Gallenblase und „rein und tief" auffassen, denn die Nierenenergie ist
Leber in Yin-Yang-Beziehung stehen. eine der reinen Energien.

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Paragraph 7 Erklärungen und Kommentare

So sind Yin und Yang der vier Jahreszeiten der 1. Das Yin und Yang der vier Jahreszeiten
wahre Ursprung aller Lebewesen und aller Dinge.
Im Frühling und Sommer steht die Yang-Energie an der
Daher bewahren die Weisen die Yang-Energie im Körperober äche in voller Blüte und ist in Leere (Insuf -
Frühling und Herbst und die Yin-Energie im Herbst zienz) im Inneren. Daher nähren die Weisen die Yang-
und Winter (1). Energie im Frühling und Sommer, die Yin-Energie im
Herbst und im Winter, d. h. sie versuchen, die Basis des
Handelt man so, so stärkt man die Quelle des Lebens selbst zu nähren.
Lebens, um mit allen Lebewesen im Kreis von Wer-
Im vorangehenden Paragraphen wurde erläutert, daß die
den und Wachsen in Harmonie zu leben. Handelt Energie Yin im Herbst und Winter die Aufgabe hat, zu
man anders, so geht man schlecht mit seiner Ge- sammeln und zu bewahren, während im vorliegenden
sundheit um. Paragraphen davon gesprochen wird, daß das Yin in
voller Blüte an der Ober äche des Körpers weilt. Wie
Es steht geschrieben: „Die Yin- und Yang-Energien soll man diesen Widerspruch erklären?
der vier Jahreszeiten sind Anfang und Ende aller
Der Himmel ist Yang, die Erde ist Yin. Der Himmel be-
Dinge. Sie stehen am Beginn von Leben und Tod." deckt die Erde, die Erde be ndet sich im Himmel. Die
Energie Yin stammt von der Erde. Man nennt das Yin
Wenn man Yin und Yang stört, so sucht man förm-
im Yin". Wenn sie der Erde entweicht, d. h. wenn der
lich nach dem Unglück, lebt man jedoch nach ihren Augenblick der Rückkehr nicht eintritt, nennt man das
Prinzipien, vermeidet man die Krankheit. wegen seiner Yang-Bewegung „Yang im Yin". Spricht
man daher vom Yin, das ,sammelt und bewahrt", so
Nur die Weisen leben volIkommen nach dem Tao meint man damit, daß man das entwichene Yang ,sam-
(Prinzip); die Unwissenden vernachlässigen es. melt und bewahrt".

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Paragraph 8 Leber (Holz)

Daher: sich nach Yin und Yang richten, ist Leben; normale Entwicklung
ihm zuwiderhandeln der Tod. Ihm folgen heiBt, den
Frieden sichern, sich ihm widersetzen, Störun-
gen (1) provozieren. Ihm nicht folgen, indem man
sich widersetzt, heiBt, eine Trennung des Indivi- Herz (Feuer)
duums von den Phänomenen hervorrufen. Aus die-
sem Grund behandeln die Weisen eine Krankheit,
- anormale
Entwicklung
bevor sie ausgebrochen ist und sichern den Frie-
den, bevor Störungen auftreten (2). Wenn man auf
die Krankheit wartet, um dann eine Therapie einzu-
leiten, oder auf Störungen, um den Frieden durch- Milz (Erde)
Zusetzen, so ist das, als warte man auf den Durst,
bevor man einen Brunnen gräbt, oder auf Krieg, Abb. 6: Normale und anormale Entwicklung des Holzes-
bevor man Waffen schmiedet. Ist das nicht schon Leber
viel zu spä?
2. Eine Krankheit behandeln, bevor sie ausgebrochen
..
ist .

Erklärungen und Kommentare Man fragte den großen Meister Tchang Tchong King
(165), Verfasser des „Kim Kouei" (Rezepte des Gold-
1. Sich nach dem Yin und Yang richten koffers) und des „Chang Han Louen (Lehrbuch der evo-
lutiven Kältekrankheiten):
Es handelt sich hier um die Beziehung zwischen Yin „Was heißt: die guten Ärzte behandeln eine Krankheit,
und Yang und um das Gesetz der Produktion der Fünf bevor sie aufgetreten ist?"
Elemente.
Der Meister antwortete:
„Nehmen wir als Beispiel eine Letbererkrankung.
Beispiel: Diese Krankheit greift auf die Milz über (Holz-Leber
- der Osten, die Leber, das Holz produzieren den Sü- zerstört Erde-Milz). Man muB also sofort die Milz
den, das Herz, das Feuer; tonisieren, damit sie genügend Kraft hat, um der
Zerstörung durch die Leber zu widerstehen. So wird
das Feuer produziert die Erde, die Milz; die Energie der Leber gezwungen, dem normalen
- das Metall produziert das Wasser, die Nieren; Entwicklungsprozeß zum Herzen zu folgen (Holz-
Leber erzeugt Feuer-Herz).)
- das Wasserproduziert das Holz, die Leber.. Wenn man so handelt, versucht man, das Anormale
zu normalisieren und eine Rebellion in den Griff zu
Diese Beispiele zeigen, daß die Energie der fünf Organe bekommen, um den Frieden zu sichern. Wenn man
in einer bestimmten Reihenfolge aufeinander folgt. Ver- wartet, bis die fünt Organe erkrankt sind, wie soll
letzt man diese Regel, ruft man Störungen hervor. man sie dann heilen können?2"

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Zusammenfassung des 2. Kapitels einzunehmende Haltung.
Folge der Insut zienz der Nierenener-
Dieses Kapitel erklät: gie (Winter):
„Paralyse" der 4 Extremitäten im Früh-
1. Die Erhaltung der Geistesenergie durch die Anwen-
ling.
dung der Regeln der Eugenik in Abhängigkeit von der
Energie der vier Jahreszeiten.
2. Die Bedeutung der Prophylaxe. Paragraph 5: Untersuchung der Naturwelt
3. Die klinische Anwendung des Gesetzes der Fünf Ele- - ewige Kraft derErhaltung,
mente.
anormale Entwicklung der vier Jahres-
zeiten.
Auf den Menschen bezogen: Wer der
Paragraph 1: Prinzipien (Tao) der Eugenik im Frühling Entwicklung der Naturwelt folgt, erhält
Ratschläge für geistige und körperliche seine Lebensenergie.
Lebensführung,
-einzunehmendeHaltung. Paragraph 6: Untersuchung der Störungen der Organ-
Folge der Insut zienz der Leberenergie funktion im Verlauf der vier Jahreszeiten
(Frühling):
„Krankheit der Kälte" im Sommer. Frühling: Störung der „Produktion" des
Chao Yang (Gallenblase).
Sommer: Störung des „Wachsens" des
Paragraph 2: Prinzipien (Tao) der Eugenik im Sommer Tae Yang (Dünndarm).
Herbst: Störung der „Sammlung" des Tae
-Ratschlãge tür eine körperliche und
Yin (Lunge).
geistige Lebenstührung,
Winter: Störung der „Erhaltung" des
einzunehmende Haltung.
Folge der Insuf zienz der Herzenergie Chao Yin (Nieren).
(Sommer):
„Verschlimmerungg der Krankheit" zur
Wintersonnenwende. Paragraph 7: Regel der Relation zwischen dem Yin und
Yang der vier Jahreszeiten und denen
des Menschen

Paragraph 3: Prinzipien (Tao) der Eugenik im Herbst - Frühling- Sommer:Energie Yang des
Körpers,
- Ratschläge tür geistige undkörperliche
Lebensführung, - Herbst - Winter:EnergieYin des Kör-
pers.
-einzunehmendeHaltung. Prinzipien (Tao) der Erhaltung der Ge-
Folge der Insuf zienz der Lungenener- sundheit.
gie (Herbst):
„Diarrhoe" im Winter.
Paragraph 8: Fundamentale Grundsätze bei der An-
wendung von Yin und Yang
Paragraph 4: Prinzipien (Tao) der Eugenik im Winter - LebenoderTod,
- Ratschläge für eine geistige und kör- Prophylaxe: „der Krankheit zuvorkom-
perliche Lebensführung, men, bevor sie auftritt".

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L Buch

3. Kapitel

Beziehungen zwischen der Lebensenergie


und der Energie des Himmels
(Sinh Khi Thông Thiên Luân)
Paragraph 1 4. Fünf Organe

Die fünf Organe sind: Herz, Leber, Milz, Lunge und Nie-
Hoang Ti fragt: ren.

Durch die Untersuchung des himmlischen Tao er-


kannten die Weisen von einst, daß die „Energie des
Himmels der Ursprung des Lebens ist." 5. Zwölf Gelenke

Diese Energie ist nichts anderes als Yin und Yang,


Es handelt sich um die zwölf großen „Energiewege"
die alle Lebewesen und alle Dinge erschaften. Der (Meridiane).
Mensch hat daher Yin und Yang als Lebensquelle.

So breitet sich in dem Raum zwischen den sechs


Im Nei King Ling Tsrou steht:
Kardinalpunkten (,Sau Coi") (1) diese Energie des
„Die Erde hat neun Regionen, der Mensch neun
Himmels auf der Erde, die neun Regionen (2) be-
Körperöffnungen. Der Himmel hat tünf Töne, der
sitzt, aus und auch auf dem Körper des Menschen, Mensch fünf Organe. Das Jahr hat 12 Monate, der
der neun Körperöffnungen (3), fünt Organe (4) und Mensch 12 große Gelenke. Das Jahr hat 365 Tage,
zwölf groBe „Gelenke" (5) besitzt. der Mensch 365 kleine Gelenke (Punkte). Die Erde
hat 12 große Flüsse, der Mensch 12 groBe Energie-
Die Yin-Yang-Energie des Himmels erzeugt die wege (Hauptmeridiane). Die großen Gelenke sind
Fünt Elemente der Erde (6). Ihrerseits entsprechen die Passageorte der Energie. Die neun Körper-
die Fünf Elemente der Erde den drei Yin und den öffnungen sind die Eintritts- und Austrittsorte der
Energie der Organe. Die fünf Organe sind die Orte
drei Yang des Himmels (7).
der Vereinigung und der Polarisierung der Yin- und
Verstößt der Mensch gegen die Regeln der Be- Yang-Energie. Die Energie dieser verschiedenen
Körperpartien steht in Verbindung mit der Energie
ziehung Himmel-Erde-Mensch" (Thiên, Dia, Nhân), des Himmels."
so schãdigt die pathogene Energie den Körper.
Das ist die Grundlage der Langlebigkeit, die wir
berücksichtigen müssen. 6. Fünt Elemente

Die Fünf Elemente (der Erde) sind:


Erklärungen und Kommentare Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser.

1. Sechs Kardinalpunkte

Die „Sau Coi" oder sechs Kardinalpunkte sind Oben, 7. Drei Yin und drei Yang
Unten und die vier Kardinalpunkte, die wir kennen. Die
Erde be ndet sich in dem Raum, der durch diese sechs
Die drei Energien des Himmels sind die drei Yin und die
Kardinalpunkte begrenzt wird.
drei Yang, d. h. in der Reihenfolge ihrer Entwicklung:
Tsiue Yin, Chao Yin, Chao Yang, Tae Yin, Yang Ming,
2. Neun Regionen Tae Yang.
Ihrem Ein uB „entspricht" die Erde: indem sie ihre
Der Terminus „Erde" bezeichnet China, das zur Zeit des
eigenen sechs Energien freisetzt:
Nei King in neun Regionen geteilt war: Ky, Duyên, Thanh,
Ti, Kinh, Dzuong, Du, Duong, Ung. drei Yin-Energien: Kälte, Trockenheit, Feuchtigkeit
drei Yang-Energien: Wind, Feuer, Wärme.

3. Neun Körperöffnungen
Wang Ping sagt:
Die neun Körperöffnungen des Menschen sind: zwei „Diese drei Yin- und Yang-Energien entstehen aus
Ohren, zwei Augen, zwei Nasenlöcher, der Mund, die der Verbindung der Energie des Himmels mit der
Urethralöffnung und der Anus. Energie der Erde."

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Paragraph 2 2. „Diesem Gesetz gehorchen '"

Die Lebensenergie des Menschen steht in Verbin- Es handelt sich um das Gesetz von Yin und Yang.
dung mit der Energie des Himmels. Wenn die Ener-
gie des Himmels rein und gelassen ist, werden das
Y (Denken) und das Chi (Willen) des Menschen 3. Die Energie Yang
ruhig und friedlich (1).
Die „erworbene" Energie des Menschen ist zusammen-
Diesem Gesetz (2) gehorchen, heißt die Energie
gesetzt aus der Energie Yong (Nährenergie, Yin) und
Yang stark und krätig machen; so kann die patho- der Energie Oe (Verteidigungsenergie, Yang). Diese
gene Energie nicht angreiten. Das ist das Prinzip Vorstellung muß man kennen, damit man den Sinn des
der Anpassung an die vier Jahreszeiten. Textes verstehen kann. So ist die Energie Yang des
Menschen nichts anderes als die Verteidigungsenergie
Die Weisen von einst wuBten, wie man solche Vor- Oe.
kehrungen trifft. Tut man es nicht, so schließen sich „Pathogene bioklimatische Energie" (pathogene Ener-
die neun Körperöftnungen, die Subkutis ist blok- gie") ist die Bezeichnung für die äußere, kosmische
Energie, die pathogen wird, wenn sie in den Körper ein-
kiert, und die Energie Oe (Verteidigungsenergie)
dringt.
kann nicht mehr ihre Schutzfunktion erfüllen. So
verschuldet der Mensch selbst seine Erkrankung,
weil seine Grundenergie in Leere ist. Die Erklärung des Wang Ping zur Energie Oe (Verteidi-
gungsenergie) lautet:
„Die Energie Oe ist eine Energie, die dem Körper
Wärme spendet. Sie ist besonders in der Haut und
Erklärungen und Kommentare den Haaren vorhanden und be ndet sich in den
Hautporen, um deren Bffnung und Verschluß zu er-
1. Die Energie des Himmels möglichen. So schützt sie die äußere Partie des
Körpers, Die Energie Oe hat daher Yang-Charakter.
Die „Energie des Himmels" bezeichnet hier das Yin und Sie ist einem Zaun vergleichbar, der einen Besitz
das Yang (siehe die De nition in Paragraph 1). einschlieBt."

Paragraph 3 Auch das Yang des Körpers muß sich nach oben
und außen verlagern, um seine Schutzfunktion er-
Die Energie Yang des Menschen ist für den Men- füllen zu können.
schen, was die Sonne für das Universum ist.

Ist die Sonne nicht normal, so kann kein Lebe-


OA atmginbeclv slb bn

wesen auf dieser Welt weiter bestehen. So verküržt


sich auch das Leben des Menschen, ohne daß er
dessen gewahr wird, wenn sein Yang anormal wird. Erklärung und Kommentar
DahermuUBman das Licht der Sonne als Basis auf-
Dieser Paragraph erklärt den Ein uB der Sonne auf die
fassen, um die Bewegungen des Universums zu Naturwelt, um die wichtigen Eigenschaften der Energie
verstehen. Oe des Körpers zu erläutern.

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Paragraph 4 Angriffs von außen über den entsprechenden tendino-
muskulären Meridian sehr schnell in Haut und Subku-
tis ießen.
Obwohl die Energie Yang des Körpers ihre Wurzel
im Tche Yin (1) hat, reagiert sie sofort auf einen Ruf Der Punkt Tche Yin (Blase 67, Ankunft im Yin) ist der
von außen (Subkutis und Haut), wenn diese Körper- Ting-Punkt des Blasenmeridians, von dem aus der ten-
partie durch Kälte angegriffen wird. Diese Abwehr- dino-muskuläre Meridian der Blase die Energie Oe in
bewegung ist außerordentlich schnell, wie die Be- Subkutis und Haut bringt.
wegung einer Tür in ihren Angeln (Vân Khu) (2).

Wenn man einen Hitzschlag erleidet (Thu, Energie 2. Abwehrbewegung der Energie Yang
des Sommers) (3), so sind die klinischen Symptome
Zuerst erfolgt der Angriff der pathogenen bioklimati-
folgende.: schen Energie Wind-Kälte im Bereich der ober ächlichen
energetischen Schicht der Subkutis und Kutis. Dieser
Schwitzen
Angriff ruft die Abwehr durch die Energie Yang des Kör-
-Traurigkeit pers hervor, daher kommt es zu Fieber.
-Dyspnoe.
Mao Si Yong (1524) schreibt:
Ist der Kranke nicht traurig, so hat die pathogene
„Dieses Fieber ist die Folge eines Kampfes zweier
bioklimatische Wäme bereits das Innere erreicht.
Energien: der pathogenen Kälte und der Energie Oe
Dann spricht der Kranke viel und sein Körper ist des Körpers."
heiß wie ein Kohlebecken. Läßt man ihn schwitzen,
wird er geheilt (4). Ein Beispiel:
Bei der Erkrankung des Tae Yang sind die Hauptsym-
Wenn man von Feuchtigkeit befallen, wird, ist der ptome Fieber und Kopfschmerzen mit einem tiefen Puls
Kopf sehr schwer, wie eingezwängt. Wird die (Tram), anstelle eines ober ächlichen (Phu). In diesem
Feuchtigkeit - Wäme nichtrechtzeitigdispergiert, Fall muß unverzüglich das Innere behandelt werden.
dann kontrahieren sich die großen Sehnen und
Muskeln, während die kleinen Sehnen und Muskeln Erklärung:
erschlaffen, daher entsteht eine Paralyse (Bai Liêt), Der physiologische Puls des Tae Yang muß ober äch-
lich sein. In unserem Fall ist er jedoch tief; das bedeu-
eine „Krankheit der Zusammenziehung und Er-
tet, daß die Energie Yang nicht mehr nach außen ießen
schlaffung der Sehnen und Muskeln" (5). kann.
Die Paralyse ist manchmal vom Bdem begleitet in-
Die Behandlung besteht darin, das „Innere zu p egen",
folge der Leere (Insuf zienz) der Energie. So haben
d. h. dem Yang helfen, die äußere Partie zu erreichen,
die Schwellung der Füße und Hände und ihre Modi- um gegen die Käte zu kämpfen:
kationen alternierenden Charakter: es handelt
entweder mit Hilfe der Nadeln (Punktion des long-
sich um die Erschöpfung der Energie Yang des Punktes, des zweiten antiken Punktes der Yin-Meri-
Körpers (6). diane);
oder mit Heilmitteln auf Yang-Basis (Wärme) wie Rhi-
zoma zingribis (Can Khuong) oder Radix Aconiti Car-
michaeli praeparata (Phu Tu).
Erklärungen und Kommentare
Pharmakodynamische Anmerkungen aus der Epoche der
1. Wurzel der Energie Yang des Körpers: der Tche Yin Nei King:

Hier wird von der ober ächlichsten energetischen Rhizoma Zingibris:


Schicht des Körpers gesprochen, d. h. vom Tae Yang. -Eigenschaften:pikanterGeschmack,Yang
Der Tae Yang hat seine Wurzel im Punkt Blase 67. Die-
- Wirkung auf die Meridiane: Herz, Lunge, Magen, Milz,
ser Punkt ist daher ein extrem wichtiger Knotenpunkt:
Niere, Dickdarm
einerseits dringt hier die Nährenergie Yang des Bla-
senmeridians in den Meridian der Niere ein und wird
-therapeutischeWirkung:
wärmt das Innere,
Yin; bekämpft die Kälte,
- andererseits liegt hier die Energie Oe(Verteidigungs- läßt das Yang zurückkehren,
energie) am ober ächlichsten und kann im Falle eines aktiviert den Energieumlauf.

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Radix Aconiti Carmichaeli praeparata: Zusammengefaßt:
Eigenschaften: pikanter Geschmack, süBlich, Yang.
Wenn der Schweiß die Folge der pathogenen Energie
toxisch
„Wärme" ist, widersetzt sich ihm die Körperenergie, um
Wirkung auf alle Meridiane sie nach außen zu jagen; dadurch führt er organische
-therapeutischeWirkung: Flüssigkeit mit sich.
läßt das Yang zurückkehren,
rettet, was anormal ist, Der Schweiß ist daher zusammengesetzt aus:
tonisiert das Feuer, um dem Yang zu helfen, pathogener Energie,
vertreibt den pathogenen Wind, die Kälte
und die Feuchtigkeit. - EnergiedesKörpers,
- organischerFlüssigkeit.
3. Einteilung der ,Wärme" Bemerkungen:
a) Tchang Tchong King (168) sagt in seinem Buch „Evo-
In der chinesischen medizinischen Terminologie werden lutive Krankheiten der Kälte" (Chang Han Louenn):
zwei Arten von Wärme unterschieden:
„,Der Schweiß wird durch die Dysharmonie der
- die spezi scheWärme desSommers(Thu) Körperenergie bei Anwesenheit von pathogener
- Wärme im allgemeinen Sinn(Nhiêt). Energie hervorgerufen. Unterstützt man das
Schwitzen durch Medikamente oder Nadeln, so
stärkt man die Energie Yong (Nährenergie) und
4. Erklärung der Symptome bei einem Hitzschlag die Energie Oe (Verteidigungsenergie) und bringt
sie wieder ins Gleichgewicht. So kommt es zur
a) Das Yang des Himmels (Wärme) greift das Yang des Heilung."
Menschen (Energie Oe, Verteidigungsenergie) an.
Ist die Energie Oe verletzt, so kann sie das ÄuBere Wenn es heißt „wird der Kranke von der Wärme des
des Kõrpers nicht mehr schützen, daher kommt es zu Sommers angegriffen, so schwitzt er", so bedeutet
Schweißausbrüchen. Anders ausgedrückt: Das das, daß das pathogene Yang das Yang des Körpers
Schwitzen ist ein Zeichen des Vorhandenseins der schädigt und die Energie Oe (Verteidigungsenergie,
.pathogenen bioklimatischen Wärme" im Körper. Yang) sich nicht mehr im Gleichgewicht be ndet.
Unterstützt man das Schwitzen, so heilt man, weil die
b) Die pathogene Wārme (pathogenes Yang) überhitzt Energie Yong (Nährenergie, Yin) und die Energie Oe
die energetische Zone und dringt dann ins Gebiet (Verteidigungsenergie, Yang) zu ihrem normalen Zu-
des oberen Dreifach-Erwämers ein (Lunge und stand zurückkehren.
Herz), indem sie nach der Destruktionskette des Ge- So versteht man die Technik des SchweiBtreibens,
setzes der Fünf Elemente zuerst die Lunge erreicht die darin besteht, die Energie Yong und Oe der Milz
(das Feuer zerstört das Metall). Daher: Traurigkeit in die Lungen und über Intermediärgefäße zur Haut
und Dyspnoe. zu bringen.

c) Ist der Kranke nicht traurig, so kommt das daher, daß b) Man muß zwei Arten der Hitzekrankheiten unterschei-
die Wärme das Innere erreicht hat. Das heißt: Die den:
pathogene Wärme ist von der Lunge zum Meister des Hitzekrankheit im Verlauf einer Anstrengung: Trung
Herzens ge ossen; daher: Lagorrhoe. Nhiệt (direkter Angriff der Hitze)
d) In einem fortgeschrittenerem Stadium greift die pa- - Hitzekrankheit, die natürlicherweise im Sommer
thogene Wärme in der Tiefe das Yang des Körpers vorkommt: Trung Thu (direkter Angriff der Hitze
an (Verteidigungsenergie). Beide Energien (die des Sommers).
menschliche und die kosmische) bekämpfen einan-
der, daher ist der Körper glühend heiß. Anders aus- Trung Nhiệt:
gedrückt: Das Fieber ist Folge der Anwesenheit der Sie kommt in jeder Jahreszeit bei Menschen, die im
pathogenen Wärme. Freien arbeiten, vor. Die Symptome sind Zeichen der
Anhäufung der pathogenen Yang-Energie:
e) Diese pathogene Wärme trifft auf die Yin-Bestandteile
des Körpers (organische Flüssigkeit) und wird frei,
-Kopfschmerzen
indem sie sich zerstreut, daher kommt es zum -Traurigkeit
Schweißausbruch. So ist der Schweiß im Verlauf -großer Durst
einer Krankheit nicht nur aus organischer Flüssig-
keit zusammengesetzt, sondern auch aus der äuße- - starkesSchwitzen
ren, kosmischen Yang-Energie (pathogene Energie). -Dyspnoe.

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Das Trung Nhiêt ist also Folge der „Zerstörung" der Daher ist der grundlegende Unterschied zwischen Trung
Energie der Lungen (Metall) durch das pathogene Yang Nhiêt und Trung Thu folgender:
(Hitze, Feuer). Die klinischen Zeichen haben Yang-
- bei der KrankheitTrung Thu verhindert die pathogene
Charakter.
Energie (Kälte, Feuchtigkeit) die normale Bewegung
der Yang-Energie des Körpers im Sommer, von innen
Trung Thu: nach außen zu ießen;
Hier die Erklärung des Li Che Tchen (1518-1593):
- bei der Krankheit Trung Nhiệt wird die Hitze durch ihr
„Im Sommer suchen die Müßiggänger der Hitze zu Eindringen in den Körper zum pathogenen Agens und
entgehen, indem sie sich an kalten und feuchten folgt dem Gesetz der Fünf Elemente: „Das Feuer zer-
Orten authalten. Werden sie in dieser Zeit krank, so stört das Metall" und erreicht so die Lungen.
nennt sich die Krankheit „Trung Thu, deren Sym-
ptome Zeichen der Anhäutung der pathogenen
kälte-Energie (Yin) sind:
-Kopfschmerzen 5. Feuchtigkeit und Muskeln
-Muskelkontrakturen Die pathogene Energie „Feuchtigkeit-Hitze" kann sich
- Unruhe spalten in:
-glühendheißerKörper pathogene Hitze, die die ober ächliche Schicht des
- keinSchwitzen Körpers erreicht und die Zirkulation der Energie Oe
hemmt. Unter ihrem Ein uß „erschlaffen die kleinen
-Gelenkschmerzen." Sehnen und Muskeln", daher tritt eine Paralyse auf;

Tatsächlich be ndet sich im Sommer die Energie Yang - pathogeneFeuchtigkeit, die in die Tiefe eindringt und
des Körpers normalerweise in Fülle, im ÄuBeren und verhindert, daß sich die Energie der Milz (Feuchtigkeit-
oben. Wenn die pathogene Kälte die äußere Zone des Kälte) verteilt; die Milz be ndet sich im Zustand der
Körpers besetzt, kann das Yang nicht mehr dorthin Fülle, und ihre „Feuchtig keit-Kälte" im Übermaß führt
ießen. Daher: zur Kontraktion der großen Muskeln und Sehnen.

-Zeichen der Hitze im Inneren:


Kopfschmerzen, Unruhe, glühendheißer Körper.
-Zeichen der Kälte im Äußeren: 6. Feuchtigkeit und Bdem
Muskelverspannungen, Gelenkschmerzen, kein
Schwitzen. Tritt eine Schwellung und Ödem der vier Extremitäten
auf, so ist das darauf zurückzuführen, daß die erschöpfte
Das Trung Thu wird also hervorgerufen durch das Vor- Energie Oe im Bereich der Extremitäten nicht mehr in
handensein der pathogenen Kälte (Yin) im Körper, die der Lage ist, von innen nach außen zu ießen. In diesem
die Energie des Menschen daran hindert, der Energie Fall ist die pathogene Feuchtigkeit die Ursache des
des Himmels und des Sommers zu „,entsprechen". Ödems.

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Paragraph 5 daher kommt es zum Verlust des Gleichgewichtes zwi-
schen Yin und Yang: da das Yin sich in Leere be ndet,
kommt das Yang in Fülle.
Während einer groBen Erschöpfung oder bei einer
großen Traurigkeit gerät das Yang des Körpers in
Spannung und kommt in Fülle (1). Das ist eine der 2. Erschöpfung der Energie , Tinh"
Ursachen der Erschöpfung der Energie Tinh (2).
Die Wechselwirkung Yin-Yang kann durch psychische
Ursachen unterbrochen werden (Kummer, Ärger..).
Wenn das am Sommeranfang geschieht, dringt die
Die Energie Yang kann nicht mehr normal zírkulieren,
pathogene bioklimatische Hitze (Thu) in den Men- sie ießBt nach außen und hat nicht mehr die Kraft, die
schen ein und rutt die Krankheit „Thiên Quyệt" (3) Yin-Energie im Inneren zu schützen. So wird das Tinh
hervor (Krankheit der Kälte, hervorgeruten durch schlecht gehütet, es geht verloren und erschöpft sich.
die Leere des Tinh). Die Symptome sind folgende:
eiskalte Gliedmaßen 3. ,„Thiên Quyêt" (Krankheit der Kälte infolge Leere des
Tinh)
Sehstörungen
- Hörstörungen mit dem Gefühl „sich vor einer Ge- Die Krankheit wird so genannt, weil sie latente Ursachen
hat und nur auf einen günstigen Moment wartet, um auf-
fahr fürchten", mit dem „dumpfen Geräusch des
zutreten. Bei dieser Krankheit ist nur das Tinh (Erb-
Wassers bei einem Dammbruch", mit „Wirbel- energie) geschädigt; es kann nicht mehr die Körper-
bildungen bei Hochwasser". öffnungen (Augen und Ohren) und die vier Extremitäten
erreichen, daher kommt es zu eiskalten Gliedmaßen,
Übrigens kann auch die Energie Yang des Körpers Schwindel und Ohrensausen.
infolge eines Zornausbruchs (4) nach oben ieBen
oder gestört werden. Die King Lo (Haupt- und Se-
4. Über ießen des Yang durch den Zorn
kundärgefäße) werden dann blockiert, und Blut und
organische Flüssigkeit sammeln sich in der oberen Normalerweise breitet sich die Energie Yang des Kör-
Körperhälfte an und rufen eine Krankheit hervor, pers in der Subkutis und den Muskeln (Tâu Ly) aus. Der
die „Bac Quyệt" (5) genannt wird (Störung der Zorn im Übermaß zwingt sie, nach oben zu ieBen, d. h.
Energie und des Blutes). dem Meridian.der Leber zu folgen. Das Blut folgt und
staut sich im oberen Teil des Körpers; daher kommt es
zur Störung der Energie und des Blutes und zu einer
Erkrankung, die „Bac Quyêt" genannt wird.
Erklärungen und Kommentare

5. Bac Quyêt
1. Große Erschöptung, große Traurigkeit
Es handelt sich um eine Krankheit, die charakterisiert
Die Traurigkeit erreicht die Lungen, die Erschöpfung die ist durch die heftige Ausbreitung der Energie nach oben;
Nieren; beide sind Yin (Metall und Wasser = Kälte), der Rest des Körpers ist eiskalt.

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Paragraph6 Erklärungen und Kommentare

1. „Die Hälfte des Körpers schwitzt"


Sind Sehnen und Muskeln befallen, erschlatfen sie,
und die Bewegungen können nicht mehr willkürlich Die Energie Yang des Körpers kann nicht den ganzen
ausgeführt werden. Körper erreichen.

2. „„Thien Khô" (Hemiplegie)


Wenn nur die Hälfte des Körpers schwitzt (1), so ist
das ein Prodromalsymptom des „Thiên Khộ" (He- Diese Hemiplegie hat eine äußere Ursache. Gelähmt ist
die Körperhälfte, die nicht schwitzt, denn die pathogene
miplegie) (2).
bioklimatische Hitze, die nicht entfernt wird, erreicht die
Sehnen und Muskeln. Die Grundenergie des Körpers
Setzt man sich nach einem SchweiBausbruch der zirkuliert nicht in dieser Körperhälfte.
Feuchtigkeit aus, kommt es zu „Toa Phi" (Quaddel,
Anschwellung). Die Völlerei führt zu „Dinh" (Furun- 3. Das Fett und die Furunkulose
keln) (3). Diese Dermatose entwickelt sich so lercht, Nach der energetischen Medizin setzt das Fett Hitze frei.
daß der Eiter ohne Schwierigkeit evakuiert werden Ist es im Übermaß vorhanden, wird es toxisch und ruft
kann. „Dinh" (Furunkel) hervor. Anders ausgedrückt: Eine
Nahrung, die zu fettreich ist, setzt die Energie „Yang-
Hitze" frei, die bestimmte Dermatosen oder Dysenterie
Setzt man sich nach einer Anstrengung oder
begünstigt.
während eines SchweiBausbruchs dem Wind-Kälte
aus, so setzt er sich in Haut und Subkutis fest 4. Wind-Kälte und Akne
und führt zu „Tra" (Akne) (4). Bleibt die Kälte lange
Die Energie Yang des Körpers kann nicht nach außen
darin, kommt es zu „Toa" (kleine E oreszenzen, ießen, um die Kälte zu bekämpfen. Diese wird in der
die denen der Masern ähneln). Haut xiert und wandelt sich in Akne.

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Paragraph 7 gung, nach oben und außen zu ießen, also zum Kopf
und zu den Muskeln und Sehnen hin.
Sie entspricht besonders dem Frühling und dem Som-
Die Energie Yang (1) des Körpers verwandelt sich
mer, d. h. der Leber (und Gallenblase) und dem Herzen
in „reine" Energie (Tinh), um die Geistesenergie (und Dünndarm). Sie verteilt sich in den Gebieten, die
(Thân Ki) zu ernähren, und in „weiche und kontrak- von diesen Organen abhängen, d. h. den Muskeln (Le-
tile“ Energie (Nhu Nhuân), um die Sehnen und ber), dem Geist (Herz) und dem Kreislauf.
Muskeln zu ernähren. Die Eigenschaften dieser Energie werden in mancher
Hinsicht modi ziert durch die Funktion, für die sie ent-
Ein schlechtes Funktionieren der Hautöffnungen wickelt wurde. Sie ist gleichzeitig nachgiebig und rigide
(Poren) (2) begünstigt das Eindringen der patho- und entspricht der Energie des primären Yang (Chao-
genen bioklimatischen Kälte. Die Energie Oe wird Yang = Gallentblase und Dreifach-Erwärmer); sie ver-
leiht den Muskeln und Sehnen Geschmeidigkeit.
geschädigt, kann Sehnen und Muskeln nicht mehr
ernähren, und die Bewegungen werden mühsam Anmerkungen:
und der Rücken gekrümmt (3). a) Zu Beginn dieses Kapitels erklärt Hong Ti die Gei-
Dringt die pathogene bioklimatische Kälte tief in stesenergie, die aus der Energie des Himmels
stammt. In diesem Paragraph beschreibt er, wie die
die Blutgefäße ein, hemmt sie die Blutzirkulation
Geistesenergie durch die reine Energie der fünf
und rutt „Lâu Sang" (Fisteln) hervor. Bleibt sie Organe gestärkt und unterhalten wird. Das bedeutet,
lange in der Subkutis, wird die Erkrankung unheil- daß das Tinh (reine Energie aus der Nahrung, Erb-
bar. energie), das Khi (Grundenergie = Yong-Nährener-
gie und Oe-Verteidigungsenergie) und das Thân
Dringt die pathogene bioklimatische Käte in die (Geistesenergie) gleichzeitig „angeboren" und „er-
Yu-Punkte (3. antiker Punkt) (4) ein, so verletzt sie worben" sind.
Organe und Hohlorgane und ruft Unruhe hervor. Die „angeborene" Geistesenergie benötigt für ihre
Bildung und Stärkung die aus den Nahrungsmitteln
Beim Vorhandensein von pathogener Kälte kann „erworbene" Energie. Daher heißt es:
die Energie Yong (Nährenergie), auch wenn sie in „die beiden Energien, die aufeinander angewie-
den Hauptmeridianen zirkuliert, nicht ihren norma- sen sind, heißen Thân (Geistesenergie)".
len Weg ießen, sondern wird auf den kürzesten Diese beiden Energien sind also das Tinh des himm-
Weg abgelenkt, d. h. zu den Muskelfasern hin und lischen ,1" (2. Stamm des Dezimalzyklus) und das
Tinh der Getreidearten (irdisches Tinh). Nach Kapi-
ruft dort Phlegmone hervor. tel 1 ist das Tinh des himmlischen „I" die Manifesta-
Wenn bei einer Anstrengung der Schweiß noch tion der Energie, während das Kia die Konzentration
der Energie ist.
nicht völig ausgetreten ist und man plötzlich von
Wind-Kälte (Phong Hau) ergriffen wird, wird der b) Wang Ping sagt:
Schweiß in der Subkutis und in den Muskeln zu- „Im Inneren verwandelt sich die Energie Yang
rückgehalten und die Grundenergie des Körpers in eine reine Form, um die Geistesenergie zu
durch die pathogene Energie zerstört; die Yu- nähren. Im ÄuBeren nimmt sie eine weiche und
kontraktile Form an, um Muskeln und Sehnen zu
Punkte sind sofort verstopft und rufen eine Krank-
festigen.
heit hervor, die „Phong Nguoc" (Wind-Fieber) (5) Hier bezeichnet ,Tinh" die reine Form, die den Orga-
genannt wird. nismus ernährt.

2. Die Poren

Erklärungen und Kommentare Der exakte Begriff des Textes ist ,„Khai Nap"; das be-
deutet Öffnung und Verschluß der Poren, vergleichbar
1. Die Energie Yang (0e) und die Muskeln dem Öffnen und Schließen einer Tür.

Die Energie Yang (Oe, Verteidigungsenergie) des Kör- 3. Ist die Energie Oe nicht stark genug,
pers ist die reine Energie, die im Bereich des unteren
Dreifach-Erwärmers aus den Nahrungsmitteln im Ver- so erleichtert das das Eindringen der pathogenen bio-
lauf der Verdauung freigesetzt wird. Sie stärkt die Gei- klimatischen Kälte und ruft Krankheit hervor. Daher muß
stesenergie. die Verteidigung durch die Energie Oe gesichert wer-
Die reine Energie, Yang, hat de nitionsgemäß die Nei- den.

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Sou Kong, der Arzt des Kaisers Kao Tsong (649-683) Auf einem fortgeschrittenen Stadium befälit die patho-
erklärt: gene Energie die Hauptmeridiane der Lunge über den
„Das AuBen schützen, bedeutet Haut und Haare Yu-Yunn-Punkt und dringt bis zu den Lungen (Organ)
schützen. Sind die Hautporen nicht gut geschlossen, und zum Dickdarm (Hohlorgan) vor, daher kommt es zu
so greift die pathogene bioklimatische Energie di- Unruhe.
rekt die ober ächlichen Sekundärmeridiane (ten-
dino-muskuläre Meridiane) an."
5. „Phong Nghuoc"
Mao Si Yong aus der Ming-Zeit (1368-1644) fügt hinzu:
Bezeichnet eine Krankheit, die mit Fieber einhergeht und
„Nahrungsmittel, die zu fettreich sind, setzen die durch den Wind (Phong) hervorgerufen wird und fol-
toxische Hitze' frei. Diese erreicht die Subkutis und gende Symptome aufweist:
ruft den Milzbrand hervor. Die pathogene bioklima-
tische Energie des ĂUBeren (kosmische Energie) - Traurigkeit, denn die pathogene Energie sitzt in der
hingegen dringt in die Subkutis ein und ruft dort Haut (Epidermis, Haut), die der Energie der Lungen
Furunkulose hervor." untersteht;
-Kopfschmerzen;
Die Epidermis und die Haare liegen in der Zone, die
- der Kranke fürchtet die Kälte und verabscheut den
durch die Energie Oe (Verteidigungsenergie, Yang) ge- Wind;
schützt wird. Hütet man daher die Energie Yang (Oe),
damit sie nicht geschwächt wird, vermeidet man die Schweißausbrüche;
Krankheit. - zuerstFieber,dann Schüttelfrost (Kälte).

4. Yu-Punkt der Lungen Anmerkungen:


Der Begriff „Schweiß" (Phach Han) ist zusammengesetzt
Hier handelt es sich um den 3. antiken Punkt des Lun-
aus:
genmeridians (Cheou Tae Yin) = Yu-Yunn-Punkt
(Lunge). - Phach:Lebenssubstanz; ,reine" Energie der Lungen,
Sind die Poren nicht geschlossen und die Muskelfaser vergleichbar dem Hon (Seele, reine Energie der Le-
gedehnt, so sind sie ideale Zu uchtsorte für die Energie ber) und dem Than (Geist, reine Energie des Herzens).
Yang des Körpers und die pathogene bioklimatische - Han:Schweiß.
Energie.
Handelt es sich um die „pathogene bioklimatische Käl- „Phach Han" bezeichnet also den SchweiB, der durch
te", die sich in den Muskelfasern verbirgt, so kämpft sie ein Ungleichgewicht der „reinen" Lungenenergie her-
hier mit der Energie Yang des Körpers, und es kommt Vorgerufen wird.
zu Fieber. Diese Yang-Energie (Oe) kann den Meridian,
der ihre natürliche „Behausung" darstellt, nicht errei- In fernöstlicher Medizin p egt man es so auszudrücken:
chen, denn:
„Der Schweiß hat sehr enge Beziehungen zu den
- derWeg zum Yu-Yunn-Punkt ist versperrt Lungen, denn die Lungenenergie ,vereinigt sich im
- der Yu-Yunn-Punkt selbst ist verschlossen (natürliche Bereich der Poren und Haare. Nun ist die Lunge ja
Verteidigungsreaktion in Anwesenheit pathogener der Sitz des „Phach'; daher ist dieser Schweiß nichts
bioklimatischer Energie). anderes als ,Phach Han' (Erklärung siehe später)."

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Paragraph 8 Gruppe ,Trung":
Wind, verbunden mit Kälte, der Trung Han (direkter An-
Auch wenn es heiBt, daß der Wind (1) als patho- griff der Kälte) hervorruft. Wind, mit Hitze verbunden,
genes Agens bei Hunderten von Krankheiten wirkt, der Trung Nhiêt (direkter Angriff der Hitze) hervorruft.
genügt es doch, daß „Y" und „Chi" (Denken und - verschiedeneKrankheiten
Wollen) ausgeglichen (2) und die Energie Yang „Thiên Kho" (Hemiplegie)
„Tich Tu" (Anhäufung der Energie)
wohl gehütet sind, damit Haut und Subkutis genü-
gend Abwehrkraft haben. So schädlich der Wind Die vorangehenden Paragraphen beschäftigten sich mit
auch sein mag, er wird keinen Schaden anrichten der Kälte, der Hitze und der Feuchtigkeit. Diese drei
können. Energien verletzen das Yang im Äußeren des Körpers.
Daher muß man dieses Yang hüten, damit es nicht
Es ist entscheidend wichtig, der Entwicklung der schwach wird.
vier Jahreszeiten zu „,entsprechen". Im Gegensatz dazu beschäftigt sich der vorliegende Pa-
ragraph mit dem direkten Eindringen des Windes in die
Meridiane, was den Schutz der Energiequelle selbst
impliziert.

Tchang Tsing Yao (1561-1639) sagt:


„Wenn die pathogene bioklimatische Energie, wie
Erklärungen und Kommentare Kälte, Hitze und Feuchtigkeit, die Energie Oe ver-
letzt, wird sie stets vom Wind begleitet. Daher
1. Der pathogene bioklimatische Wind wird der Wind als die Hauptursache aller Krank-
heiten angesehen."
Dieser Paragraph unterstreicht erneut die Notwendig-
keit, die Energie Yang (Oe) gut zu schützen, damit Sub-
kutis und Muskeln ihre Konsistenz und ihre Verteidi- 2.... „ausgeglichen"
gungskraft bewahren.
Der pathogene bioklimatische Wind ist eine kosmische Beinhaltet den Sinn von „Ruhe und Besonnenheit, Ge-
Energie, die durch ihre Schnelligkeit und ihre zahl- lassenheit und Nichtsein" des Lao-Tse (Diêm dam hu
reichen Verwandlungsmöglichkeiten charakterisiert ist. vô) (siehe 1. Kapitel, Paragraph 2).
Ist er in der Subkutis und den Muskeln lokalisiert, so
erreicht er direkt die Meridiane und ruft Krankheiten der Wang Ping sagt:
Gruppe „Trung" (direkter Angriff) sowie verschiedene „Sich nicht fortreißBen lassen von Verlangen und
andere Krankheiten hervor. Sinnenlust, das heißt Gelassenheit."

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Paragraph 9 wicklung der Energie Yang während dieser drei
Tageszeiten ruft den Angriff der pathogenen bio-
Bleibt die Krankheit, die durch die pathogene bio- klimatischen Energie hervor, wodurch der Organis-
klimatische Energie hervorgerufen wurde, lange un- mus geschwächt wird.
behandelt (1), so entwickelt sie sich nach innen. Er-
reicht sie ein Stadium, da oben und unten nicht
mehr miteinander kommunizieren (2), ist sie unheil-
bar, selbst wenn sie vom besten Arzt behandelt
wüde. Erklärungen und Kommentare
Wenn die Energie Yang nicht mehr frei ieBen 1. Chronische Krankheit
kann (3), kann ihre Anhäutung den Tod hervorruten.
In diesem Fall muß man schnell und korrekt die Die Krankheit heißt chronisch, weil die pathogene bio-
Methode des Dispergierens anwenden, sonst ist klimatische Energie lange Zeit im Organismus gewesen
ist, ohne daß sie rechtzeitig dispergiert wurde. Sie ent-
der Tod gewiß.
wickelt sich von außen nach innen nach einem Mecha-
Am Tage (4) schützt die Energie Yang das Äußere nismus, den Tchang Tche Tsong beschrieben hat:
des Körpers. Bei Tagesanbruch wächst sie, mittags „„AM Beginn verletzt die pathogene Energie die
steht sie in voller Blüte, abends wird sie schwächer, Haut und die Haare. Bleibt sie dort, so ieBt sie
weiter in die Subkutis. Bleibt sie dort, so dringt sie
und die „Pforten der Energie" (Tsri Men) (5) begin- über die Yu-Punkte in die King Lo ein. Bleibt sie
nen sich zu schließen. dort, so dringt sie weiter in Organe und Hohlorgane
ein." (Abb. 7)
Wenn die Energie Yang in die Partie Yin (6) eintrit,
schlieBen sich die Pforten der Energie noch mehr. Die pathogene bioklimatische Energie kann sich in Kälte
So muß man dafür sorgen, daß diese Energie sich oder in Hitze umwandeln, in ,„Trockenheit-Anhäufung"
nachts ausruhen und verbergen kann und daß die oder in „Feuchtigkeit-Schleim". Das ist darauf zurück-
zuführen, daß es im Kosmos sechs pathogene bioklima-
Piorten der Energie gut geschlossen sind; Muskeln
tische Energien gibt (regelwidrige kosmische Energien:
und Knochen sollen ruhen und sich nicht dem Frost Luc Dam), denen beim Menschen ebenfalls sechs Ener-
aussetzen. Jede Verletzung dieser Regel der Ent- gien entsprechen.

Haut und Haare/

Lo Subcutis
(Sekundärgefäß,

tendino-muskulärer Meridian)
Muskulatur

Z,king
(Hauptmeridian)
zu Organen/Hohlorganen

Abb. 7: Mechanismus des Eindringens der perversen (bioklimatischen pathogenen) Energie in die King Lo

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2. Trennung des Yin und des Yang - derTagesanbruch ist der Frühling
zu Mittag ist Sommer
Wenn oben und unten nicht mehr miteinander kommu- abends ist Herbst
nizieren, sagt man: „Es besteht eine Trennung des Yin - Mitternacht istWinter.
und des Yang. Das ist der Tod."
Am Morgen beginnt die Energie Yang des Menschen ihr
Wachstum; daher ist der Geist klar und munter, wenn
3. Die Energie Yang kann nicht mehr trei ießen man sich erhebt. Mittags wird sie größer und triumphiert
im Wachsen über die pathogene bioklimatische Energie.
Die Energie Yang (Oe) kann nicht frei ießen, weil patho- Am Abend wird die Energie Yang des Menschen schwā-
gene bioklimatische Energie vorhanden ist. cher. Um Mitternacht konzentriert sie sich im Bereich der
Organe. Daher muß man nachts die Anstrengungen mej-
den und sich gut zudecken, um sich gegen die patho-
4. Die menschliche Energie und die verschiedenen gene Energie zu schützen.
Stadien des Tages

Im Nei King Ling Tsrou heißt es:


5. ,„Die Pforten der Energie"
„der Frühling produziert,
der Sommer läßt wachsen, Die Pforten der Energie sind die Poren, weil sie die Orte
der Herbst sammelt, sind, an denen sich die Energie zerstreut.
derWinter bewahrt.. .

Das ist die normale Entwicklung der Energie des Him- 6. Die Partie Yin des Körpers
mels. Auch die Energie des Menschen folgt dieser Ent-
wicklung. Gleiches gilt auch für den Tagesablauf: Es handelt sich hier um das Innere des Körpers.

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Paragraph 10 Wenn das Yang-Feuer sich in Fülle be ndet und nicht
vom Yin-Wasser besiegt werden kann, tritt das Sym-
Khi Pa tügt hinzu: ptom einer Störung des Gleichgewichts zwischen Blut
und Energie auf. Das ist der Ursprung einer Energie-
Das Yin ist das Tinh (reine Energie) der Organe, stõrung im allgemeinen, daher kommt es zu lrresein.
die Basis der Energieversorgung des Körpers. Das
Yang ist die Energie, die das Äußere schützt, damit
das Yin gut verborgen bleibt (1). 3. Gestörtes Gleichgewicht der Energie der fünf Organe

Kann das Yin das Yang (2) nicht besiegen, so wird Das Gleichgewicht ist gestört, weil die Energie der
die Energiezirkulation schneller. Ist das Yang zu Organe während des Kampfes im Inneren nicht mehr
mãchtig, tritt Irresein auf. mit dem Äußeren in Verbindung steht.
Dazu die Erklärung des Tchang Tche Tsong alias Tchang
Kann das Yang das Yin nicht besiegen, kommt es Yin Am, eines der großen Kommentatoren des Nei King
zum Verlust des Gleichgewichtes der Energie der in der Tsing-Zeit (1644):
fünf Organe und damit zum Verlust der Verbindung „„Die fünf Organe sind Yin; die neun Körperötfnun-
dieser Energie mit den neun Körperöffnungen (3). gen sind die Pforten für den Eintritt und den Aus-
tritt der Energie der Nieren-Wasser.
Die Weisen haben sehr gut über Yin und Yang Be- Das Organ ist Yin, das Blut ist Yin. Die Energie ist
scheid gewuBt: bleiben Yin und Yang ungestört, so Yang, die neun Körperöffnungen sind Yang. Im In-
sind Muskeln und Gefäße in Harmonie, Knochen neren ist die Energie Yin, im AuBeren ist sie Yang.
und Knochenmark sind krätig, Energie und Blut Die fünf Organe sezernieren das Tinh (Yin), die
Blase bewahrt das Wasser (Yin). Die Energie (Yang)
zirkulieren. Innen und Außen stehen im Gleichge-
wird im Bereich der Nieren-Wasser aus den reinen
wicht, und die pathogene Energie kann ihnen kei- Substanzen dieses Wassers produziert.
nen Schaden zufügen: Es entstehen weder Hör- Die Energie (Yang) in der Subkutis und der Haut
noch Sehstörungen. Die Quelle der Energie bleibt stammt aus den tünf Organen (Yin)."
unversehrt und wird durch pathogene Energie (4)
Daher kann man sagen, daB die Energie Yang aus den
nicht gestört. reinen Substanzen (Tinh) des Yin geschaffen wird. In-
folgedessen können die Energien der fünf Organe nicht
mehr mit dem ÄuBeren kommunizieren (Yang = neun
Körperöffnungen), wenn sie im Inneren miteinander
Erklärungen und Kommentare kämpfen.

1. Das „Tinh", Ursprung der Energie des Körpers Insgesamt erklärt dieser Paragraph:

In diesem Paragraph beschreibt Khi Pa das Yin, wäh- 1. Die Yin-Energie herrscht im Inneren, die Yang-Energie
rend im vorhergehenden Paragraphen Hoang Ti den herrscht im Äußeren (an der Körperober äche).
Ursprung des Lebens beschrieben und gezeigt hatte, 2. Die Beziehungen zwischen Yin und Yang.
daß das Yang durch das Yin entsteht.
Das Tinh oder das Yin der fünf Organe ist also die Quelle
der Energie des Körpers.
4. Harmonie des Yin und Yang

2. Großes Ungleichgewicht zwischen dem Blut Sind Yin und Yang in Harmonie, so kann ihnen die
und der Energie: Irresein pathogene bioklimatische Energie keinen Schaden zu-
fügen. Dann steigt das Tinh zu den Ohren, das Thân
Spricht man von Energie und Blut, so ist die Energie (Geistesenergie) zu den Augen. Daher hört und sieht
Yang (Feuen), das Blut Yin (Wasser). der Mensch gut, wenn er gesund ist.

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Paragraph 11 2. Muskeln und Gefäße

Es handelt sich hier um die Muskeln und Gefäße des


Der „eingeladene" Wind dringt in die Energie ein, Magens und Darmes. Essen im Übermaß schädigt den
das Tinh wird verletzt: die pathogene bioklima- Menschen, deren Leber durch den Wind geschädigt ist.
tische Energie wird dann die Leber (1) schädigen. und den Magen und Darm, weil das Gleichgewicht zwi-
schen Holz (Leber) und Erde (Magen-Milz) gestört ist
Nimmt man zur gleichen Zeit übermäßig Nahrung (Abb. 8).
zu sich, werden die Muskeln und die Gefäße (2) ge-
dehnt, es kommt zur Dysenterie oder zu Hämorrhoi- 3. Übermaß an Trinken und Dilatation der Bronchien
den.
Wang Ping sagt:
Nimmt man zur gleichen Zeit übermäßig Getränke
„Trinken im Übermaß ruft eine Erweiterung der
zu sich, ieBt die Energie nach oben (3). Bronchien hervor, die die Energie nach oben tließen
Strengt man sich zur gleichen Zeit zu sehr an, wird läßt."
die Energie der Nieren geschädigt und es kommt
Tchang Tsing Yao sagt:
zur Lumbalgie (4).
„Verbindet sich der Alkohol mit dem pathogenen
Daher ist für Yin und Yang wesentlich, daß das bioklimatischen Wind, pro tiert dieser vom pikan-
Yang stark ist; dann ist die Gesundheit gesichert. ten Geschmack' des Alkohols, um die Lungen zu
erreichen."

Erklärungen und Kommentare 4. Anstrengung und Lumbalgie

1. Der Wind und die Leber Die Lendengegend wird von der Energie der Nieren be-
herrscht. Daher müssen bei allen Schmerzzuständen in
Der Wind ist das pathogene bioklimatische Yang; wenn dieser Region die Punkte Blase 23 (Yu-Punkt der Nieren)
er den Organismus verletzt, verwandelt er sich allmäh- und Gallenblase 25 (Mo-Punkt der Nieren) punktiert
lich in Wärme. werden.
Wind (Frühling) verwandelt sich in Wärme (Sommer),
die die Energie des Körpers schädigt. Tinh und Blut er-
5. Das Yang und die Gesundheit
schöpfen sich, und die pathogene Energie erreicht die
Leber, denn: Dieser Satz faßt die vorherigen Paragraphen zusammen
Wind = Frühling = Leber. und erklärt die Bedeutung der Energie Yin und Yang.

Wind

Leber-Gallenblase

Hemmung lənttewt Ssaz


Abb. 8: Gestörtes Gleichgewicht zwi-
(normal) schen Holz (Leber) und Erde (Milz -
Magen) (Lebererkrankung und alimen-
tärer ExzeB

MiBachtung
a) die Milz miBachtet die Leber, daher
(anormal) kommt es zum Erschlaffen der Muskeln
Milz-Magen (Erde) und Blutgefäße.
b) Feuchtigkeit - Wärme wirken auf den
Yang Ming (Ma und Di), daher kommt
(a) es zu Hämorrhoiden.
c) Feuchtigkeit Kälte wirken auf den
Tae Yin, daher kommt es zur Dysen-
(c) (b) terie.

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Paragraph 12 Erklärungen und Kommentare

1. Die Leitsätze der Weisen


Wenn Yin und Yang nicht mehr miteinander im
Gleichgewicht stehen, ist das wie ein Frühling ohne Tchang Tche Tsong sagt:
Herbst, wie ein Winter ohne Sommer. Sie mitein- „ Dieser Satz faßt die wichtigen vorhergehenden
ander in Einklang bringen, bedeutet, die Leitsätze Paragraphen zusammen: die Energie Yang muß gut
der Weisen (1) anwenden. gehütet werden. Ist das Yang wohl gehütet, kann
die pathogene Energie keinen Schaden anrichten
Ist das Yang zu sehr gespannt und zu sehr in Fülle, und die Energie Tinh sich nicht erschöpfen. Gibt es
keine Sorgen, so ießt die Energie Yang nicht nach
kann es außen nicht mehr seine Schutztunktion er- außen, und das Tinh trocknet im Inneren nicht aus.
füllen; im Inneren verschwindet das Yin. Das sind die besten Prinzipien der Eugenik."

Das Yin ist ruhig, wenn das Yang gut gehütet


2. „Ruhig... gut gehütet..."
wird (2): dann sind Tinh und die Geistesenergie
friedlich. Trennen sich dagegen Yin und Yang, so Diese Begriffe werden angewendet, um die Harmonie zu
versiegt das Tinh (3). kennzeichnen.

3. Versiegen des „Tinh"

Versiegt das Tinh, so bleibt nur das Yang übrig, das sei-
nerseits versiegt, weil es nicht vom Yin (Tinh) ernährt
wird.

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Paragraph 13 4. Pathogene Feuchtigkeit und Paralyse

Wird man im Herbst von Feuchtigkeit befallen, so wird


Wird man vom Nebel oder Wind angegriffen, so er- stets die untere Körperpartie zuerst angegriffen, denn:
krankt man an der ,„kälte-Hitze"-Krankheit (1). Feuchtigkeit = Milz, Magen.
Diese Krankheit der Feuchtigkeit (Yin-Krankheit) ent-
Wird man im Frühling vom Wind angegritten, so wickelt sich von unten nach oben und ruft Husten her-
bleibt diese Energie lange im Körper und rutt im vor, sowie von innen nach außen und ruft Paralyse her-
Sommer Diarrhoe (2) hervor. vor. Hat die Feuchtigkeit die Lungen erreicht, so er-
reicht sie dann, wenn sie nicht behandelt wird, die
Wird man im Sommer von der Hitze angegriffen, Außenschicht, d. h. die Zone, die der Leber entspricht:
bekommt man im Herbst Fieber (3). Muskeln und Sehnen.

Wird man im Herbst von der Feuchtigkeit angegrif- Wang Ping sagt:
fen, dann erreicht diese Energie die obere Körper- „Die Energie der Feuchtigkeit dringt in das Organ
partie und löst Husten aus. Ohne Behandlung tritt und Hohlorgan (Milz, Magen) ein und ruft Husten
als Komplikation Paralyse (4) aut. hervor (nach dem Gesetz der Fünf Elemente: Milz
→ Lunge). Dann erreicht sie die Außenschicht
Wird man im Winter von der Kälte angegriffen, er- (Muskeln, und Sehnen) und ruft Paralyse hervor
krankt man im Frühling an ,On Benh" (5). (Nuy Quyet)."

So kann eine Klimaänderung der Jahreszeiten die 5. ,„Fieber des Frühlings"


fünf Organe schädigen (6).
Wenn man im Winter von der Kälte angegriffen wird und
nicht sogleich Krankheitssymptome auftreten, bleibt
diese pathogene bioklimatische Kälte im Latenzstadium
bis zum Frühling, dem Zeitpunkt der Manifestation der
Energie Yang. Diese Energie Yang trifft auf die patho-
gene Kälte und löst „On Benh" (Fieber des Frühlings)
aus.
Erklärungen und Kommentare
Das sind die vier Grundprinzipien der Krankheitsent-
wicklung und der Transformation des pathogenen Yin
1. Kälte-Hitze-Krankheit
und Yang im Organismus.

Der Nebel ist Yin, der Wind ist Yang; die Kälte ist Yin, Anmerkung:
die Hitze Yang. Daher wird die Krankheit, die vom Nebel
und Wind verursacht wird, „Kälte-Hitze"-Krankheit (Han-
Wir legen Wert auf die Termini ,Nguoc" und „On".
Nhiệt) genannt. - Nguoc: Fieber, das durch die Energie Yin desKörpers
bei Vorhandensein latenter pathogener bioklimati-
scher Hitze des Sommers hervorgerufen wird. Diese
Krankheit ist eine Herbstkrankheit.
2. Diarrhoe und Energie der Milz
- On: Fieber, verursacht durch die Energie Yang beim
Vorhandensein der latenten pathogenen Kälte des
Im Frühling verletzt der Wind die Energie der Leber,
Winters. Diese Erkrankung gehört zu den Frühlings-
denn: Wind = Frühling = Leber.
krankheiten.
Im Sommer wird dieser pathogene bioklimatische Wind
sehr mãchtig und erreicht nach dem Gesetz der Fünf 6. „Krankheiten der fünt Organe"
Elemente (Übergriff) die Milz (Erde), daher kommt es zu
Diarrhoe. Nicht nur die Entwicklung des Yin und des Yang kann
anormal sein, sondern auch die Materie selbst (wie die
Organe z. B.) kann krank sein, weil chronische Krank-
heiten stets die Organe erreichen.
3. Fieber im Herbst
Ist die pathogene bioklimatische Energie in den Körper
eingedrungen, so löst sie, wenn nicht sofort Symptome
Wenn im Sommer der Kranke durch die Hitze verletzt auftreten, folgende Erscheinungen aus:
wird und keinen „Hitze-Schweiß" zeigt, bleibt diese
pathogene Hitze im Körper latent bis zum Herbst, dem - in den Zwischenperioden (Herbst und Frühling)Fieber
Zeitpunkt des Auftretens des Yin. Das Yin trifft auf die infolge des Kampfes zwischen Yin und Yang:
latente pathogene Hitze und ruft Fieber (Nguoc) hervor. - im Sommer und Winter typischere Zeichen des jeweils
Man kann daher dieses Fieber „Herbst eber" nennen. befallenen Organs.

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Paragraph 14 sauer

Leber
Das Tinh wird aus den fünf Geschmackskräften
der Nahrung produziert. Die tünf Organe bewahren salzig bitter
das Tinh und können durch die tünt Geschmacks-
kräfte geschädigt werden (1).
Nieren Herz

Daher gilt:
Ist die Nahrung zu sauer, so kommt die Leber in
süß
große Fülle, und die Energie der Milz wird insuf- pikant
zient (2).
Lungen
Milz
Ist die Nahrung zu salzig, so werden die Knochen
(3) geschädigt, Subkutis und Muskeln kontrahieren
sich, und die Energie des Herzens wird ausge- Abb. 9: Die tünf Geschmacksrichtungen und die tünf
löscht (4). Organe
Anmerkung: Ein Übermaß an Geschmackskräften führt zur
Ist die Nahrung zu süß, wird die Energie des Her- Energiefülle in den fünf Organen; davon ausgenommen sind
zens in Unruhe versetzt, der Kranke ist traurig und die Nieren (> Leere), weil der Geschmack (= Energie) das
Wasser (= Materie) zerstört.
dyspnoisch, und die Energie der Nieren verliert ihr
Gleichgewicht, daher ist der Teint schwärzlich (5).
Ist die Nahrung zu bitter, so kann die Energie der
- Cam (Ngot = süB)
Milz nicht mehr ihre Funktion ausüben, und die
ernährt die Energie der Milz
Energie des Magens kommt in große Fülle (6).
- Tân(Cay = pikant)
Ist die Nahrung zu pikant, werden die Muskeln und ernährt die Energie der Lungen
die GefäBe geschädigt und gedehnt, das Tinh und - Ham(Man = salzig)
die Geistesenergie werden geschädigt (7). ernährt die Energie der Nieren.

Daher muß man die fünf Geschmackskrätte har- Anders ausgedrückt: Die fünf Geschmackskräfte aktivie-
monisch anwenden, damit man den Knochen Kraft, ren die Funktion der fünf Organe (Abb. 9).
den Sehnen und Muskeln Geschmeidigkeit gibt Wenn also die Energie Yin (Tinh) der fünf Organe ge-
schädigt ist, dann deshalb, weil unter den fünf Ge-
und Energie und Blut frei zirkulieren können; dann schmackskräften ein Geschmack über die anderen do-
sind Subkutis und Haut fest und die Poren gut ver- miniert.
schlossen.

So muB sich der Mensch, wenn er lange leben will,


2. Fülle der Leber, Insut zienz der Milz
nach den Prinzipien der Eugenik (Tao) richten.
Hier handelt es sich um die Insuf zienz der Energie der
Milz, die hervorgerufen wird durch die große Fülle der
Energie der Leber, da nach dem Gesetz der Fünf Ele-
mente Holz-Leber die Erde-Milz zerstört.
Erklärungen und Kommentare

1. Das „Tinh" und die „tünt Geschmackskrätte"


3. Lendenwirbel und Muskelspasmen

Die Geistesenergie (Thân) wird durch das Nahrungs-


In diesem Paragraph bezeichnet „Knochen" (Cao Côt)
Tinh (reine Energie) der fünf Organe ernährt. Das Tinh die Lendenwirbel.
wird aus den fünf Geschmackskräften produziert:
- Toann(Chua = sauer) Tchang Tche Tsong sagt:
ernährt die Energie der Leber „Die ,Cao Côt sind die Wirbel der Lendenregion,
Khô (Dang = bitter) deren wichtigster am Gouverneurgetäß 4 (Ming
ernährt die Energie des Herzens Menn) liegt."

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Hemmung (normal)

Übergriff (anormal)
Nieren-Wasser
(in Fülle) Herz-Feuer

Hemmung (normal)

MiBachtung (anormal)

Milz-Erde

Abb. 10: Phãnomene des Übergritts und der Mißachtung der Nieren-Wasser

Infolgedessen: es zur Auslöschung der Herzenergie und Stenokardien


- Die Nieren regieren die Knochen,besonders die Len- (Abb. 10).
denwirbel. Die allzu salzige Nahrung schädigt die Nie-
ren, daher sind die Lendenwirbel geschädigt. 5. Herzklopfen
- Das „,Salzige" absorbiert das Wasser. Dieses Wasser lst die Nahrung zu süß, kommt die Energie der Milz in
der Nieren mißachtet die „Erde-Milz" (Gesetz der Fülle. Diese Energie in Fülle hemmt das Wasser Nieren
Fünf Elemente). Ist die Energie der Milz in Leere, so (Gesetz der Fünf Elemente), was wiederum zur Fülle der
kann sie nicht mehr Subkutis und Muskeln ernähren. Herzenergie (Feuer) führt; daher ist das Herz unruhig
Daher sind Subkutis und Muskeln retrahiert. (da die Nieren in Leere sind).
Ist die Energie des Herzens in Fülle, zerstört sie die
Energie der Lungen (Metall), daher kommt es zu Trau-
4. Auslöschung und Stenokardien rigkeit und Dyspnoe.
Der schwärzliche Teint wird durch die Zirkulationsstő-
Das Wasser erreicht das Herz-Feuer (Phänomen des rung der Nierenenergie hervorgerufen (schwarz ist die
Übergriffs im Gesetz der Fünf Elemente), daher kommt pathologische Farbe der Energie der Nieren) (Abb. 11).

ungenügende Hemmung

Nieren-Wasser (b)
Herz-Feuer

zu starke Hemmung

(c) Übergritf

Milz-Erde süß
Lungen-Metall

Abb. 11: Folgen der Fülle der Milz-Energie (SüBes im 0bermaß):


a) Leere der Nierenenergie durch Obergrif, daher Furcht, schwārzlicher Teint, Miktionsstörungen
b) Fülle des Herzens durch „Leere der Nieren", daher Herzklopfen
c) Leere der Lungenenergie durch 0bergriff, daher Beklemmungsgefühl und Traurigkei.

80
Zusammenfassung des 3. Kapitels Paragraph 6: Ursachen der Erschlatfung der Muskula-
tur, der Hemiplegie, des Ohrensausens,
Dieses Kapitel untersucht: der Furunkulose, der Akne
a) Die sehr engen Beziehungen zwischen dem mensch- Paragraph 7: Störungen durch „pathogene bioklima-
lichen Leben und der Naturwelt. tische Kälte"
b) Die Energie Yang des Menschen und ihre Störungen Paragraph 8: Störungen durch „pathogenen bioklima-
als Ursachen der Krankheiten. tischen Wind"
c) Die Bedeutung des Gleichgewichtes zwischen Yin Paragraph9: Krankheiten mit äußerer Ursache und
und Yang für die Erhaltung der Gesundheit. die Energie Yang des Körpers: Ent-
d) Der Ein uß der Energie der Jahreszeiten (Klima) und wicklung und Behandlung
der fünf Geschmackskräfte auf die fünf Organe. Paragraph 10: Beziehungen zwischen Yin und Yang
und ihre Störungen
Paragraph 1: Grundlage der Langlebigkeit Paragraph 11: Krankheit des „Windes" und ihre Kom-
Paragraph 2: Prinzip der Anpassung an die vier Jah- plikationen
reszeiten Paragraph 12: Störung des Gleichgewichts zwischen
Paragraph 3: Die Energie Yang des Menschen, ver- Yin und Yang und seine Folgen
glichen mit der des Universums
Paragraph 13: „Latente" Energie des Windes, der Kä-
Paragraph 4: Klinische Symptome der Kälte, der Hitze te, der Hitze und der Feuchtigkeit und
und der Feuchtigkeit ihre Symptome
Paragraph 5: Ursachen und klinische Symptome der Paragraph 14: Geschmackskrätte im Übermaß und ihre
Erschöpfung der reinen Energie (Tinh) Symptome.

82
fl
I. Buch

4. Kapitel

Der Sinnspruch (0) der goldenen Truhe


(Kim Qui Chân Ngôn Luân)
Paragraph 1 3. Die King

Hoang Ti: Wörtlich: die Wege, in denen die Energie der fünf Organe
und Hohlorgane zirkuliert. Im Abendland nennt man sie
Der Himmel hat „acht Winde" (Bat Fong) (2), die „Meridiane".
King (3) haben ,„fünt Winde" (Ngu Fong) (4). Wie
erklärt sich das?
4. Die fünt Winde (Ngu Fong)

Khi Pa: Im wesentlichen bedeutet Fong: Bote des Himmels und


der Erde. Diese Bewegung dient als Symbol der Einheit,
Wenn unter den „acht Winden" der pathogene bio- der Sonne und seiner Ausdehnung.
klimatische Wind (Ta Fong) (5) die King angreit, so Spricht man von den „acht Winden" und den „fünf Win-
wird er der „Wind der King" (King Fong) (6) ge- den", so meint man die Verbindungen des Yin und Yang:
Es handelt sich hier nur um eine andere Ausdrucksweise.
nannt. Er dringt in die fünf Organe ein; daher ent-
steht eine Krankheit, die durch die pathogene Ener- Die acht Winde
gie hervorgerufen wird. sind die Verbindungen und Wandlungen des Yin und des
Der „siegreiche" Charakter (So Thang) (7) der Yang in der Welt gemäß dem I Ging.
Energie der vier Jahreszeiten hat wichtige. Be- Die Verbindung eines Yin und eines Yang ergibt Tae
Yang, Chao Yang, Tae Yin und Chao Yin.
ziehungen zur Krankheit:
Fügt man ein drittes Element hinzu, so erhält man die
- der Frühling siegt über das Sommerende(8) „Acht Wunder", die unter anderem den acht Richtun-
- dasSommerende siegt über den Winter gen des Raumes entsprechen: Norden, Süden, Osten,
- der Winter siegt über den Sommer Westen, Nord-Ost, Nord-West, Süd-Ost, Süd-West. In
gewisser Beziehung entsprechen sie den acht Winden.
-der Sommer siegt über den Herbst
-der Herbst siegt über den Frühling. Die fünf Winde erzeugen Yin und Yang (Yin = 2; Yang
= 3).
Das sind die „Siege" (So Thang) der vier Jahres-
zeiten. Zwei Möglichkeiten gibt es:
- Das Yang wird vom Yin erzeugt: Die Multiplikation
2x3 ergibt 6; daher gibt es die sechs Energien des
Himmels und die Erdenzweige.
- Das Yin wird unter dem Schutz des Yang erzeugt: Die
Erklärungen und Kommentare Addition 2 +3 ergibt 5; daher gibt es die Fünf Ele-
mente als Symbole der Entwicklung der Energie, der
1. Der „Sinnspruch" oder Chân Ngôn Natur und der Himmelsstämme. Das entspricht in
mancher Hinsicht den fünf Winden.
Chân = richtig, wahr
Selbstverständlich existieren Entsprechungen zwischen
Ngôn = Wort beiden Zyklen: So entspricht das Wasser und das Feuer,
die das dritte und sechste „Wunder" sind, der Niere
„Chân Ngôn" bedeutet Sinnspruch, Losung: treffende (Wasser) und dem Herz (Feuer) beim Menschen.
Sprüche, die in knapper Art einen Gedanken, ein Gefühl
ausdrücken.
5. Der pathogene Wind (Ta Fong) = „pathogener" Wind
Tchang Tche Tsong sagt:
„Nur die Weisen, die das Tao kennen, können solche Ta = falsch, schlecht, pathogen
Säze aussprechen." Fong = Wind.

Daher bezeichnet der Terminus „pathogener bioklima-


2. Die „acht Winde" (Bat Fong) tischer Wind" eine von außen kommende Energie, die
in den Organismus eindringt und Krankheiten verur-
Es handelt sich um die Winde, die aus acht Gegenden sacht.
kommen: Der pathogene bioklimatische Wind dient als Vehikel. Er
kann isoliert auftreten oder in Kombination mit anderen,
- Norden,Süden, Osten, Westen mehr statischen Energien (Wärme, Trockenheit, Feuch-
- Nord-Ost,Nord-West, Süd-Ost,Süd-West. tigkeit, Kälte).

85
6. Der „,Wind der King" (King Fong) Daher besitzt jede Jahreszeit ihre Energie mit „trium.
phierendem Charakter":
Dieser Terminus bezeichnet die Erkrankung der Meri-
die Energie des Frühlings triumphiert über dieEneroie
diane, die durch die Anwesenheit des pathogenen bio-
des Sommerendes
klimatischen Windes hervorgerufen wird.
- die Energie des Sommerendes über die desWinters
- die Energie des Winters über die desSommers
7. „Siegreicher Charakter" (So Thang)
- die Energie des Sommers über die des Herbstes
Um den „siegreichen" Charakter der Energie der vier - die Energie des Herbstes über die des Frühlings.
Jahreszeiten zu kennen, muß man wissen, wie die posi-
tive Wirkung der Energie des Himmels und der Erde auf Beim Menschen hat diese ,triumphierende Energie" der
den Menschen bestimmt werden kann. Jahreszeiten auch eine Wirkung auf die Organe:
- Der Himmel hat fünf Jahreszeiten: - tritt die Energie des Frühlings am Sommerendeauf,so
Frühling, Sommer, Sommerende, Herbst, Winter pro tiert davon die Leber und triumphiert über die
- Die Erde hat fünf Elemente: Milz
Holz, Feuer, Erde, Metall, Wasser - tritt die Energie des Sommers im Herbst auf, sopro -
-Der Menschhat fünfOrgane: tiert davon das Herz und triumphiert über die Lunge
Leber, Herz, Milz, Lungen, Nieren. - tritt die Energie des Sommerendes im Winter auf, so
pro tiert davon die Milz und triumphiert über die Nie-
Die Energie einer jeden Saison entspricht einem Ele- ren
ment und infolgedessen auch einem Organ:
- tritt die Energie des Herbstes im Frühling auf, so pro-
- der Frühling entspricht dem Holz und der Leber tieren davon die Lungen und triumphieren über die
- der Sommerdem Feuer und dem Herzen Leber
- dasSommerendeder Erde und der Milz - tritt die Energie des Winters im Sommer auf, so pro -
tieren davon die Nieren und triumphieren über das
- der Herbst dem Metall und der Lunge Herz.
- der Winter dem Wasser und den Nieren. Das ist die genaue Bedeutung des Begriffs: „Triumph
So hat normalerweise die Energie einer jeden Jahres- der vier Jahreszeiten".
zeit einen positiven Ein uß auf das ihr entsprechende
Organ.
8. Sommerende (Truong Ha)
Daher:
Es ist die Periode, die gleichzeitig das Ende des Som-
- die Energie des Frühlings wirkt auf die Leber:
mers und den Beginn des Herbstes umfaßt. Sie ent-
die Energie der Leber blüht auf
spricht dem 6. Mondmonat.
die Energie des Sommers wirkt auf das Herz:
die Energie des Herzens blüht auf
- die Energie desSommerendeswirkt auf die Milz: Frühling
die Energie der Milz blüht auf
- die Energie des Herbstes wirkt auf die Lungen:
die Energie der Lungen blüht auf
die Energie des Winters wirkt auf die Nieren:
die Energie der Nieren blüht auf. Winter Sommer

So kann man sagen, daß die Energie der vier Jahres-


zeiten der Entwicklung des Yin und Yang im Universum
und im Menschen entspricht.
Der Ein uß der Energie der vier Jahreszeiten erklärt
auch, daß in jeder Jahreszeit jedes Organ einem beson-
deren Ein uß von Himmel und Erde unterliegt.
Pathologischerweise kann die Energie der Jahreszeit
„regelwidrig" sein: wenn z. B. am Sommerende noch
Herbst Sommerende
Frühlingsenergie vorhanden ist.
Diese regelwidrige" Energie wird „siegreiche Energie"
genannt oder genauer „triumphierende Energie". Abb. 12:,„Triumphe" der tünt Jahreszeiten

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Paragraph 2 ursachtes Fieber"; im Winter keine „Erstarrung und
Kälte in den vier Extremitäten" und auch keine „Er-
Der Ostwind tritt oft im Frühling aut (1); die Krank- krankung des Inneren" (20) und daher auch keinen
heit tritt im Meridian der Leber (2) auf, und die Schweißausbruch (21).
Behandlung erfolgt über die Yu-Punkte (3), die an
Daher muß man das Tinh (22), die Lebensbasis des
Hals und Nacken (4) liegen.
Menschen, gut hüten. Dann wird der, der das Tinh
Der Südwind tritt oft im Sommer auf; die Krankheit der Organe gut hütet, keine Hitzekrankheit bekom-
tritt im Meridian des Herzens auf, und die Be- men (On Bênh) (23). Ruft die Sommer-Hitze keinen
handlung erfolgt über die Yu-Punkte, die auf der SchweiB hervor, verwandelt sie sich im Herbst in
Brust und den Seiten liegen. „„Fong Nguoc" (durch den Wind verursachtes
Fieber) (24).
Der Westwind tritt oft im Herbst auf, die Krankheit
Das sind die Regeln der Mo (Gefäße) (25) bei
tritt im Meridian der Lungen auf, und die Behand-
einem Menschen in guter Gesundheit.
lung erfolgt über die Yu-Punkte, die auf den Schul-
tern und am Rücken liegen.

Der Nordwind tritt oft im Winter auf, die Krankheit


tritt im Meridian der Nieren auf, und die Behand-
Erklärungen und Kommentare
lung erfolgt über die Yu-Punkte, die auf den Len-
den und den Schenkeln (5) liegen. 1. Der Ostwind tritt im Frühling auf

Die Mitte (6) entspricht der Erde; die Krankheit tritt Der Frühling entspricht dem „Kia" und dem „", d. h.
im Meridian der Milz auf, und die Behandlung er- dem 1. und 2. Himmelsstamm, die dem Holz entsprechen
folgt über die Yu-Punkte, die an der Wirbelsäule und sich im Osten be nden. Daher tritt der stwind im
Frühling auf.
liegen (7).
Für die anderen Winde (Süd-, West-, Nordwind) wendet
Daher verursacht die Energie des Frühlings häu g man die gleiche Überlegung an (siehe: Nguyen Van Nghi:
Pathogenese und Pathologie der Energetik in der chine-
(8) Krankheiten des Kopfes (9), die Energie des
sischen Medizin).
Sommers oft Organkrankheiten (10), die Energie
des Herbstes oft Krankheiten der Schulter und des
Rückens (11), die Energie des Winters oft Krank- 2. Die Krankheit tritt im Lebermeridian aut
heiten der vier Extremitäten (12).
Das ist auf die Aktion der Energie des Himmels (Früh-
Daher hat man im Frühling oft die Nase verstopft ling, Wind) auf das entsprechende Organ = Leber zu-
und Nasenbluten (Cuu Muc) (13), im Sommer oft rückzuführen.
Erkrankungen der Brust und der Seiten (14), am
Sommerende oft Durchfall und eine Krankheit, die Tchang Tche Tsong sagt:
„kälte im Zentrum" (Han Trung) (15) genannt wird, „Be ndet sich die Energie eines Organs in Fülle, so
im Herbst oft das „,durch den Wind verursachte Fie- hat die Krankheit eine äußere Ursache. Be ndet sich
die Energie eines Organs in Leere, so hat die Krank-
ber" (Fong Nguoc) (16) und im Winter oft ,Erstar- heit eine innere Störung als Ursache."
rung und Kälte" in den vier Extremitäten (Ty Quyêt)
(17). Im ersten Fall ist die Krankheit auf die Anwesenheit der
pathogenen bioklimatischen Energie (z. B. Wind) in den
Daher muB man im Winter seine Energie gut hüten, Meridianen zurückzuführen; im zweiten Fall auf eine
damit sie nicht zu sehr ins Äußere (18) tließt: keine innere Störung (z. B. Zorn) im Bereich der Organe.
Massagen, keine köperliche Erschöpfung. Dann Daher sind die Begriffe „Leere" und „Fülle" für Diagno-
wird man im Frühling weder Nasenbluten noch eine stik und Therapie extrem wichtig.
Erkrankung des Kopfes und des Halses bekommen; Die Leere geht also der Fülle durch Eindringen der
pathogenen Energie voraus. Darüber hinaus kann der
im Sommer keine Erkrankung der Brust und der
Ostwind im Frühling nur Schaden anrichten, wenn das
Seiten; im Herbst keinen Durchtall noch die Krank- Gleichgewicht der Energie des Lebermeridians gestört
heit „kälte im Inneren"; kein „durch den Wind ver- ist.

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3. Die Yu-Punkte Tche Yang: „Ankunft des Yang" (Gouverneur 9), wäh-
rend der Punkt Blase 67 die ,Ankunft des Yin" ist.
Hier handelt es sich weder um den 3. antiken Punkt Daher sind die Meridiane, die im Yang und Yin ankom-
(Ting, Yong, Yu, Yunn, King, Ho) noch um die Yu-Punkte men, Tae Yang und Tae Yin, höchstes Yang und höch-
des Rückens. stes Yin.
Es handelt sich um einen besonderen Terminus, um Der Tae Yang erreicht in Blase 67 das Yin des Chao Yin
„dynamische" Punkte auf einem Meridian zu bezeich- (tiefes Yin).
nen. Aus diesem Grund sagen z. B. die Orientalen nicht Das Tae Yin erreicht in Gouverneur 9 das Yang, den Tou
„die Punkte des Lungenmeridians", sondern die „Yu- Mo als Symbol des Yang.
Punkte des Lungenmeridians".
Yu-Punkte auf dem Thorax
a) Die Lunge (Energie) ist Yang: daher erfolgt die Be-
4. Die Behandlung erfolgt über die Yu-Punkte
handlung in der dorsal gelegenen Zone, d. h. auf
an Hals und Nacken
Schultern und Rücken (Meridian des Dickdarms).
Wang Ping sagt: b) Das Herz (Blut) ist Yin; daher erfolgt die Behandlung
ventral, an der Brust und den Seiten, um so mehr
„Die Energie des Frühlings verschönt und erfrischt
die obere Partie des Körpers." als hier ja auch die Haupt- und Sekundärmeridiane
des Herzens und des Meister des Herzens verlaufen.
Diese Erklärung reicht nicht aus, denn der Text will nur Yu-Punkte auf dem Bauch
den Prozeß des Eindringens, der Entwicklung und der
Lokalisation der pathogenen Energie (Wind) im Bereich a) Die Milz liegt im Zentrum.
folgender Punkte zeigen: b) Die Leber (Frühling) ist Yang; ihre Energie steigt zum
Fong Fou: Palast des Windes (Gouverneur 16) Hals und zum Nacken, wo die „Windpunkte" liegen.
Fong Tcheu: Teich des Windes (Gallenblase 20) c) Die Nieren (Winter) sind Yin; ihre Energie steigt zu
den Beinen und Oberschenkeln herab, die von den
I Fong: Windschutzwand (Dreifach-Erwärmer 17)
Haupt- und Sekundärmeridianen der Blase und der
Fong Menn: Windpforte (Blase 12) Niere „bewässert" werden.
Ping Fong: Empfāngt den Wind (Dünndarm 12).
8. „häu g"
Diese Punkte liegen am Hals und am Nacken, d. h. in der
oberen Körperhālfte. Die pathogene bioklimatische Energie, die von außen
kommt, dringt in den äußBeren Verlauf der Haupt- und
5. Die Behandlung ertolgt im Bereich der Yu-Punkte, Sekundärmeridiane der entsprechenden Organe und
die auf den Lenden und den Schenkeln gelegen sind Eingeweide ein.
Diese Erklärung basiert auf der Vorstellung, daß der
Diese Yu-Punkte bezeichnen Punkte, die auf dem Bla- menschliche Körper in Yin- und Yang-Zonen eingeteilt
ist.
senmeridian liegern, denn:
- die Blase ist mit den Nieren gekoppelt Er ist eingeteilt in:
- die Lendengegend und die Oberschenkelwerden von Äußere Zone mit Yang-Charakter:
der Energie der Nieren und der Blase (Ma Tche) „be- Haut und Subkutis, in denen die Energie Oe (Vertei-
wässert" (Ma Tche). digungsenergie) zirkuliert. Sie verläuft in den ten-
dino-muskulären Meridianen. Diese Zone wird
6. Die Mitte „Yang des Yang" genannt.

entspricht dem „Sommerende", das sich in der Mitte der Äußere Zone mit Yin-Charakter:
vier Jahreszeiten be ndet; es entspricht daher der Erde Muskeln und Knochen, in denen die Energie Yong
und der Milz. (Nährenergie) zirkuliert. Sie verläuft in den Haupt-
meridianen.
7. Die Behandlung ertolgt über die Yu-Punkte, die auf Diese Zone heißt Yin des Yang".
der Wirbelsäule gelegen sind
Innere Organe mit Yang-Charakter:
Diese Yu-Punkte sind: Hohlorgane. Sie sind „Yang im Yin".
Chen Tao: „Göttlicher Weg" (Gouverneur 11), der die
Energie des tendino-muskulären Meridians der Milz er- Innere Organe mit Yin Natur:
hält. Organe. Sie sind „Yin im Yin".

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Yang des Yang: Haut und Subkutis Diese Erklärung erläutert einige Vorstellungen der ener-
Oe (Verteidigungsenergie) getischen Medizin:
Sekundärmeridiane
Yang - Die pathogene Energie dringt von außen nur in den
Yin des Yang: Muskeln und Knochen Organismus ein, wenn die Energie Oe geschwächt ist.
Yong (Nährenergie)
- Die klinischen Symptome sind je nach der Lokalisa-
Hauptmeridiane
tion der pathogenen Energie in ober ächlichen oder
tiefen Meridianen, in Organen oder Hohlorganen ver-
| Yang im Yin: Hohlorgane
Yin schieden.
| Yin im Yin: Organe

10. Die Energie des Sommers ruft oft Organkrankheiten


Infolgedessen muß die pathogene bioklimatische Ener- hervor
gie (kosmische, nicht alimentär) zunächst in die ober-
ächlichen Meridiane (tendino-muskulären Meridiane) Basierend auf der Vorstellung von Leere und Fülle
und dann in die Hauptmeridiane eindringen, bevor sie schreibt Tchang Tche Tsong:
die Organe oder Hohlorgane befallen kann. „Im Sommer be ndet sich die Energie Yang (0e)
Handelt es sich um die Hauptmeridiane der Hand, so des Körpers im Äußeren und im Zustand der Fülle.
befälit die pathogene bioklimatische Energie die Yang- Die Energie Yin (Yong, Nährenergie) im Inneren
Meridiane; am FuB ist es umgekehrt. be ndet sich in Leere. Die pathogene Energie pro-
Von jetzt an werden wir uns mit den Krankheiten nicht tiert von dieser Leere und schädigt das Organ"
mehr in Zusammenhang mit Meridianen oder Organen (Abb. 13).
beschäftigen, sondern in Zusammenhang mit dem Flie-
Ben der Energie Oe im Verlaufe des Tages und der Jah- Weil „die Fülle des einen die Leere des anderen mit sich
reszeiten. bringt und umgekehrt", sind die tiefen Meridiane (Haupt-
meridiane), die zu den Organen führen, in Leere. Diese
Leere begünstigt das Eindringen der pathogenen Ener-
gie in das Organ, wenn die Verteidigungsenergie Oe sich
9. Die Energie des Frühlings ruft oft Erkrankungen im Zustand der Schwäche be ndet.
des Kopfes hervor

Die Erklärung des Nguyen Tu Siêu lautet: 11. Die Energie des Herbstes ruft oft Krankheiten
der Schulter und des Rückens hervor
„Hier will der Autor sagen, daß im Frühling die Ver-
teidigungsenergie (0e) reichlich in der oberen Kör-
perpartie (Kopf) ieBt und daß Sie vom pathogenen Die Erklärung des Tchang Tche Tsong lautet:
Wind angegriffen wird. Daher kommt es zu Kopt- „„Der Herbst ist die Zeit des ,Sammelns' und ,Ber-
schmerzen." gens. In dieser Zeit zieht sich die Energie des Kör-

perverse (bioklimatische
pathogene) Energie

Energie Oe (Verteidigungsenergie)

Energie Yong (Nährenergie))

Abb. 13: Die Verteidigungszone (Oe) be ndet sich im Zustand der Leere, daher kommt es zum Eindringen der per-
versen Energie

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pers ins Innere zurück und verteidigt nicht mehr das
Äußere. Der pathogene Wind dringt direkt in die
Yu-Punkte der Meridiane ein und ruft so „Krank-
heiten der Schulter und des Rückens' hervor."

Diese Erklärung muß näher erläutert werden:


tief liegende
a) Im Herbst zieht sich die Energie des Körpers ins In- Verlaufsstrecke
nere zurück, aber nicht vollständig, denn der Herbst
ist die Zeit der „Sammlung" und nicht der „Konser-
vierung" (Konzentrierung).
b) Daher be ndet sich die Energie Yang des Körpers im
Herbst im tiefen Teil der Meridiane, d. h. zwischen
dem Ho-Punkt und dem Punkt des Organs oder Hohl- Ho
organs, an dem die Energie ein- oder austritt, also
im Bereich der Leiste und am Hals.
c) Man kann daher sagen, daß im Herbst sich der tiefe
Teil des Meridianverlaufs in Fülle und der ober äch-
liche Teil in Leere be ndet. ober ächlich liegende
d) Be ndet sich der ober ächliche Teil des Meridians, Verlaufsstrecke
Yu
der den antiken Punkten (Ting, Yong, Yu, Yunn, King,
Ho) entspricht, in Leere, so begünstigt das das Ein-
dringen der pathogenen Energie am Punkt Yu (3. an-
tiker Punkt, Absorptionspunkt). Pathogene
Ting
e) Die pathogene Energie erreicht dann den tiefen Teil Energie
und bleibt dort.
f) Wir wissen, daß Herbst Lunge, Dickdarm. Abb. 14: Im Herbst be ndet sich die ober ächlich lie-
gende Verlautsstrecke (zwischen Ting- und Ho-Punkt) in
Infolgedessen ist hauptsächlich der Hauptmeridian des
Leere. Die pathogene Energie dringt über den Yu-Punkt
Dickdarms befallen. Die Punkte Tsienn lu (Dickdarm 15)
ein und siedelt sich in der tief liegenden Verlaufsstrecke
an.
und Ku Kou (Dickdarm 16) und Ta Toui (Gouverneur 14)
sind obligatorisch schmerzhaft, daher kommt es zu
Krankheiten der Schulter und des Rückens (Abb. 14).

12. Die Energie des Winters ruft oft Krankheiten


b) Im Winter sind diese Meridiane in Leere, weil sich
der vier Extremitäten hervor
die Energie Yang im Inneren verbirgt, daher kommt
es zum Eindringen der pathogenen Energie und zur
Die Erklärung des Tchang Tche Tsong lautet: Erkrankung der vier Extremitäten.
„Die vier Extremitäten sind die Ursprungsorte der c) Es spielen nicht nur die tendino-muskulären Meri-
Energie Yang. Im Winter verbirgt sich die Energie diane eine Rolle, sondern auch die longitudinalen
im Inneren (Gegend des Unterbauches); das führt Lo-Gefäße, die von den Lo-Punkten ausgehen, und
Zu einer Leere der außen gelegenen Meridiane. So die Sondermeridiane, die an der Wurzel der Glieder
wird das Eindringen der pathogenen Energie be- beginnen.
günstigt, und es entstehen Krankheiten der vier
Extremitäten."

Auf den ersten Blick ist diese Erklärung schwer zu ver- 13. Verstopfte Nase und Nasenbluten (Cuu Muc)
stehen, weil man den Begriff Energie und Meridian noch
nicht versteht: Cuu: Rhinitis; durch die Kälte verursacht mit folgenden
Symptomen: verstopfte Nase, Niesen, Nasenlaufen.
a) Die vier Extremitäten sind die Ursprungsorte der
Muc: Nasenbluten.
Energie Yang, weil die Sekundärmeridiane (tendino-
muskuläre Meridiane) an den Ting-Punkten der Fin- Dennoch sollte man wissen, daß die verstopfte Nase
ger und Zehen beginnen, bevor sie die höheren Teile durch Wind-Kälte, das Nasenbluten durch Wind-Wärme
des Körpers erreichen. verursacht wird.

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14. Im Sommer bekommt man oft Erkrankungen
der Brust und der Seiten
Wind
Dazu fragt Sou Kong:
„Die Haupt- und Sekundärmeridiane des Herzens
und des Meister des Herzens verlaufen zur Brust
Holz-Leber
und zu den Seiten, und ihre Erkrankung manitestiert
sich dort. Warum nennt Khi Pa nicht den Namen der
Krankheit?"

Darauf antwortet Tchang Tsing Yao (alias Kai Pin):


Feuer-Herz
„Weil die ersten drei und die folgenden Paragra-
phen sich nur mit der Untersuchung des Austritts
und der Rückkehr der Energie der Organe und der
entsprechenden Meridiane beschäftigen.
Trotzdem bedient sich Khi Pa bestimmter klinischer
Zeichen, wie Nasenbluten, Diarrhoe usw., um auf
folgendes hinzuweisen:
a) Betällt die Krankheit einen Meridian, der am Erde-Milz
Kopf verläuft, ruft sie Nasenbluten hervor.
b) Befällt sie ein Organ im Bauch, ruft sie Diarrhoe
hervor."
Abb. 15: ,„Wind-Holz" triumphiert über „Erde-Milz" nach
Hier werden die Symptome nicht in Abhängigkeit von der Regel der Hemmung
Meridianen, Organen oder dem Verlauf der Energie Oe
beschrieben, sondern in Abhängigkeit von bestimmten
Gebieten und Körperschichten. Aber diese Krankheit kann auch einen äußeren Ursprung
haben (pathogene bioklimatische Energie). Tatsächlich
> Oben ist ja am Sommerende die vorherrschende Energie die
Yang „Feuchtigkeit (Erde)" (Thâp Thô); der Wind dringt leicht
> Außen, Sekundärmeridiane an den Yu-Punkten des Milzmeridians ein, erreicht das
Intermediär Innere und ruft so Diarrhoe hervor. Man sagt dann: „Der
Wind (Holz) triumphiert über die Erde."
Unten Das läßt sich durch die Regel der Hemmung im Gesetz
Innen, Hauptmeridiane der Fünf Elemente zeigen (Abb. 15).
Yin
> Innen, Energie und Blut
Innen, Organe. 16. Im Herbst bekommt man oft das „durch den Wind
verursachte Fieber"

15. Am Sommerende bekommt man oft Durchfall Ngyen Tu Sieu erklärt den Mechanismus dieses Fiebers
und die Krankheit Han Trung (,,Kälte im Zentrum") so:

Han = Kälte „Im Herbst zieht sich die Energie Yang ins Innere
zurück, die Energie Yin ielBt nach auBen. Die patho-
Trung = Zentrum = Erde = Milz
gene bioklimatische Energie und die Grundenergie
Daher ist die „kälte im Zentrum" eine Milzerkrankung, des Körpers (Yin-Yang) treffen in der Zwischenzone
die durch ein gestörtes Gleichgewicht zwischen dem (zwischen dem Inneren und dem ÄuBeren) aufein-
Yang des Magens (Feuchtigkeit-Wärme) und dem Yin ander und kämpfen miteinander; daher kommt es
der Milz (Feuchtigkeit-Kälte) hervorgerufen wird: ist das Zu Fieber. "
Yang des Magens in Leere, so ist das Yin der Milz in
Fülle, daher entsteht „,Kälte im Zentrum" (Milz).
17. Im Winter bekommt man oft „Erstarrung der Glieder
Die Erklārung des Tchang Tche Tsong lautet: mit Kältegefühl" (Ty Quyêt)
„Die Milz ist das Tche Inn (Ankunft im Yin) im Yin.
Weil es sich nicht in Wärme verwandeln kann, bricht Ty = Erstarrung, Einschlafen
die Krankheit der Kälte aus." Quyết = Bestimmung
(Siehe die Erklärung des Tche Inn: Paragraph 3, Das Ty CQuyêt ist also eine Winterkrankheit, die im we-
Nr. 9.) sentlichen gekennzeichnet ist durch Erstarrung und

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Kältegefühl in den vier Extremitäten. Es bedeutet keines- 22. Das Tinh, Lebensbasis des Menschen
wegs Rheumatismus (Ty = Pei), wie es manche über-
setzen, denn: Das Thân (Geistesenergie) und das Huyêt (Blut) werden
vom Tinh (reine Energie; Erklärung siehe 1. Kapitel)
- der Rheumatismus ist eine Krankheit, die durch die produziert und unterhalten. Daher ist das Tinh die Quelle
Verbindung mehrerer pathogener bioklimatischer des Lebens.
Energien verursacht wird: Wind,Kälte,Feuchtigkeit.. Daher bleiben Energie und Blut unversehrt, wenn man
- Im vorliegenden Paragraphen beschäftigt sich jedoch das Tinh im Inneren hütet und überwacht; außen kann
der Autor allein mit der Energie des Winters, der dann die pathogene Energie nicht angreifen. Andern-
Kälte. falls können sich zwei Arten von Krankheiten entwik-
keln:
„On Bênh": Hitzekrankheit, die sich im Frühling mani-
18. Im Winter muß man die Energie Yang gut hüten,
damit sie sich nicht zu sehr nach außen verbreitet festiert.
„Fong Nguoc": Fieber, das durch den Wind verursacht
Hier weist Khi Pa erneut auf die Verteidigungsrolle der wird und im Herbst auftritt.
Energie Yang (0e, Verteidigungsenergie) hin. Das Yang Diese beiden Krankheiten sind saisongebunden und
gut hüten, heißt: die pathogene Energie daran hindern,
entwickeln sich weiter.
in die Yu-Punkte der Meridiane einzudringen.

23. „On Bênh" des Frühlings


19. Massagen (An Kiêu)
Wenn man das Tinh (Tinh = reines Yin = Winter =
An = modellieren, geraderichten, zwischen den Fingern Kälte) nicht überwacht, dringt die Energie des Winters,
drücken die Kälte, in den Organismus ein, bleibt dort latent und
verwandelt sich im Frühling in Wärme, denn:
Kiêu = Mobilisierung der Glieder
- nachdem Gesetz der Fünf Elemente:
Das „An Kiêu" (Massage) ist also lange vor der Epoche Winter (Wasser, Kälte) → Frühling (Holz, Wind)
des Nei King (2800 Jahre vor Christi Geburt) bekannt
nach dem Gesetz der vier Jahreszeiten:
gewesen.
Die Massage hat in der Regel eine Wirkung auf die „Im Frühling beginnt die Energie Yang (Wärme) in Er-
Kõrperober äche, sie ruft also das Yang ins Äußere, so scheinung zu treten" (Nei King).
wie eine physische Anstrengung Yang verbraucht (Yang
Daher ist die „Hitzekrankheit" des Frühlings eine der
= Aktion).
klinischen Manifestationen der pathogenen Kälte", von
der man im Winter befallen wurde.
20. Krankheiten des Inneren (Xan Tiêt)
24. ,„Fong Nguoc“ des Herbstes
Der Begriff „Xan Tiêt" bezeichnet alle Krankheiten, die
Im Sommer ist das Schwitzen eine physiologische Er-
im Inneren des Körpers sitzen, besonders die Erkran-
scheinung, die den Zweck hat, die Eliminierung der
kungen der Organe(, Yin im Yin").
pathogenen Energie (Hitze) zu erleichtern. Geschieht
das nicht, bleibt die pathogene Energie latent im Orga-
21. Schwitzen lassen (Schweiß treiben) nismus. Im Herbst trifft sie in der Zwischenschicht des
Körpers auf die sog. „Sammlungsenergie" und kämpft
Hier muB man „äußere Krankheiten" von „inneren mit ihr, daher kommt es zu Fieber (Erklärung siehe Nr. 9
Krankheiten" unterscheiden. dieses Paragraphen).

Daher sagt Nguyen Tu Siêu: 25. Regel der „Mo"


„Wenn wir unsere Geistesenergie, Grundenergie, Mo - Gefäße
Erbenergie und das Blut gut schützen, dann kann
die pathogene Energie niemals die Meridiane an- In der energetischen Medizin unterscheidet man zwei
greiten, um innere Krankheiten auszulösen (Xan Arten von Gefäßen oder Mo:
Tiêt) noch die Energie Yang befallen, um eine King Mo: King-Gefäße, Hauptmeridiane
äußere Krankheit zu verursachen, was sich durch
Schwitzen manifestiert." Lo Mo: Lo-Gefäße, Sekundärmeridiane

Der Grund hierfür ist, daß das Schwitzen eine Reaktion Daher untersucht Khi Pa in diesem Paragraph aus-
des Körpers auf äußere Erkrankungen sein kann; der schließlich die Entwicklung der pathogenen Energie im
Organismus befreit sich so von der pathogenen biokli- Bereich der Mo, die nichts anderes als die Haupt- und
matischen Energie. Sekundärmeridiane sind.

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Paragraph 3 Erklärungen und Kommentare

1. Von der Morgendämmerung bis Mittag


Daher sagt man:
Von „Mao" bis „Ou" (Ngo): chinesische Stunden; euro-
„Im Yin gibt es Yin" päische Stunden: 6-12 Uhr.
„Im Yang gibt es Yang"
2. Von Mittag bis zur Abenddämmerung
So ist der Tag Yang, die Nacht Yin. Von der Morgen-
Von ,Ou" bis „lou" (Dâu): 12-18 Uhr.
dämmerung bis Mittag (1) ist Yang im Yang; von
Mittag bis zur Abenddämmerung (2) ist Yin im
Yang; von der Abenddämmerung bis zum Hahnen- 3. Von der Abenddämmerung bis zum Hahnenschrei
schrei (3) ist Yin im Yin; vom Hahnenschrei bis zur
Morgendämmerung (4) ist Yang im Yin. Von lou" bis „Tse" (Ty): 18-24 Uhr.

Gleiches gilt für den Menschen. 4. Vom Hahnenschrei bis zur Morgendämmerung

Spricht man von Yin und Yang des gesamten Kör- Von ,Tse" bis „Mao": 0-6 Uhr.
pers, so ist das ÄuBere (Biêu) Yang, das Innere (Ly)
Yin, der Rücken ist Yang, der Bauch ist Yin. Anmerkungen:
A) Eine chinesische Stunde = zwei europäische Stun-
den.
Spricht man von Yin und Yang der Organe und
Hohlorgane, so ist das Organ Yin, das Hohlorgan B) Die 12 chinesischen Stunden sind die 12 „Erden-
Yang; die Leber, das Herz, die Milz, die Lungen zweige" (Dia Chi), die die zwölf Merkmale zur Dar-
und die Nieren sind die fünf Organe, also Yin; die stellung des Himmels sind (siehe Nguyen Van Nghi,
Pathogenese und Pathologie).
Gallenblase, der Magen, der Dickdarm, der Dünn-
darm, die Blase und der Dreifach-Erwärmer sind Also:
die sechs Hohlorgane, also Yang (5). Tse (Ty) 23- 1 Uhr
II Tchreou (Suu) 1-3Uhr
Wenn man also weiß, weshalb sich das Yin im Yin Inn (Dan) 3- 5 Uhr
und das Yang im Yang be ndet, dann versteht man Mao (Mao) 5- 7 Uhr
V Tchrenn (Thin) 7- 9 Uhr
auch, daB die Krankheit im Winter sich im Yin be-
VI Se (Ti) 9-11 Uhr
ndet; (6) im Sommer im Yang (7), im Frühling im VII Ou (Ngo) 11-13 Uhr
Yin (6), im Herbst im Yang (7). Daher muB man VII Oe (Vi) 13-15 Uhr
stets den Ort der Erkrankung suchen, bevor man IX Chenn (Than) 15-17 Uhr
eine Behandlung mit Steinnadeln beginnt (Biêm X lou (Dau) 17-19 Uhr
XI Siu (That) 19-21 Uhr
Tchach) (8).
XIl Rae (Hoi) 21-23 Uhr

Weiter: da der Rücken Yang ist, ist das Herz Yang C) Die „Himmelsstämme" und die Erdenzweige (Thiên
im Yang, die Lungen Yin im Yang (9). Can und Dia Chi) werden als Symbole der „Bewe-
gungen und Energien" benutzt, um die Wandlungen
der Fünf Elemente der Erde und der sechs Energien
Da der Bauch Yin ist, ist die Leber Yang im Yin, die des Himmels zu berechnen.
Milz ist die Ankunft des Yin (Tche Inn) im Yin, die
D) Die Entwicklung des Yin und des Yang eines Tages
Nieren sind Yin im Yin (9).
wird folgendermaßen erläutert:
Vom Hahnenschrei zum Morgen (0-6 Uhr): die
Das sind die Wechselbeziehungen zwischen Yin
Energie Yang erscheint gerade, sie entspricht der
und Yang, Innen und AuBen, zwischen „Thu" und Energie des Frühlings, es ist also Yang im Yin.
„Hung" (10) beim Menschen wie bei allen anderen
- Vom Morgen bis Mittag (6-12 Uhr): die Energie
Lebewesen, die sich mit dem Yin und Yang des Yang steht in großer Fülle, sie entspricht der Ener-
Himmels entwickeln und verwandeln. gie des Sommers, ist also Yang im Yang.

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Sommer (Yang im Yang) Aus dem Körperinneren erreicht der Tou Mo (Gouvar
12 Uhr neurgefäß) den Rücken und beherrscht die Gesamtheit
12 Uhr -
der Yang-Energien des Körpers; der Jenn Mo (Konzep-
tionsgefäß) steigt am Abdomen hoch und regiert die
Gesamtheit der Yin-Energie des Körpers.
Daher ist der Rücken Yang, der Bauch Yin usw.

Frühling Herbst
(Yin im Yang) (Yang im Yin)
6. Im Winter und im Frühling ist die Krankheit im Yin
lokalisiert

Nach unserer Vorstellung vom Dreifach-Erwärmer ist der


untere Dreifach-Erwärmer Yin in Beziehung zum oberen
Dreifach-Erwärmer, der Yang ist. Da die Leber und die
Winter (Yin im Yin)
Nieren in der Zone des unteren Dreifach-Erwärmers lie-
Abb. 16: Yin und Yang der Jahreszeiten und des Tages gen, sind sie Yin-Organe, und die Krankheiten des Win-
ters und des Frühlings sind Erkrankungen der Leber
(24 Stunden)
und der Nieren.
Gleiches gilt, wenn man die Energie der Leber und der
Nieren in Beziehung zum Yin und Yang der vier Jahres-
zeiten setzt: die Leber (= Frühling) ist Yang im Yin, die
- Von Mittag bis zur Dämmerung (12--18 Uhr): die Nieren (= Winter) sind Yin im Yin (siehe Paragraph 5).
Yang-Energie nimmt allmählich ab, sie entspricht Anders ausgedrückt: Die Erkrankung der Leber und der
der Energie des Herbstes also: Yin im Yang. Nieren wird logischerweise in diesem Fall im Yin lokali-
- Vom Beginn der Nacht bis zum Hahnenschrei (18 siert sein.
bis 24 Uhr): die Yang-Energie sammelt sich im
Inneren, sie entspricht der Energie des Winters,
also: Yin im Yin (siehe Abb. 16).
7. Im Sommer und im Herbst ist die Krankheit im Yang
lokalisiert
Daher heißt es:
Die Erklärung ist analog der oben gegebenen.
„Auch im Verlaut eines Tages gibt es vier Jahreszeiten.
Beginn und Ende des Yin und Yang des Menschen In Beziehung zum unteren Dreifach-Erwärmer (Yin) ist
haben ebenfalls vier Jahreszeiten", sagt uns Tchan der obere Dreifach-Erwärmer Yang. Herz und Lungen
Tchong King (168 v. Chr.). Das bedeutet, daß die Prin- sind in der energetischen Zone des oberen Dreifach-
zipien des Energie-Kreislaufs in den King- und Lo- Erwärmers gelegen und sind also Yang-Organe.
Gefäßen bei einem gesunden Menschen den vier Jahres- Untersucht man die Energie des Herzens und der Lun-
zeiten entsprechen. gen in Relation zu Yin und Yang der vier Jahreszeiten,
so ist das Herz ( Sommer) Yang im Yang, die Lungen
(= Herbst) Yin im Yang. Logischerweise sind die Krank-
heiten des Herzens und der Lunge im Yang lokalisiert.
5. Die ,„Energiewege" und die Organe
Daher lehrt uns Tschang Tche Tsong:
Hier erklärt Khi Pa die Beziehungen der Energiewege
„Der Begriff des Yin und des Yang spielt einegroße
(Meridiane). Die Meridiane sind aus den Fünf Elemen-
Rolle in der Energetik. Wir müssen uns mit ihr näher
ten der Erde (Ernährung) entstanden, die ihrerseits den
befassen. Man muß die Bedeutung der Begritfe,Yin
sechs Energien des Himmels (Atmung) entsprechen.
im Yin',,Yang im Yang' kennen, damit man weiß,wo
Beschäftigt man sich mit den Meridianen, so untersucht
sich die Krankheit be ndet, bevor man sie mit Na-
man sie zunächst in Verbindung mit den fünf Organen
deln behandelt und geradewegs die Meridian-
und den Fünf Elementen und erst dann in Verbindung
punkte der Organe nadelt."
mit den Hohlorganen.
Im Inneren verbinden die Meridiane die Organe mit den
Hohlorganen. Außen durchlaufen sie den ganzen Kör-
per. Das Yin und das Yang (Yin- und Yang-Meridiane) 8. Steinnadeln (Biêm Thach)
„treten aus und ein", sie ießen innen und außen, um
die Phänomene der „Geburt, des Wachstums, der Gold und Silber spielen in der Therapie im Rahmen der
Sammlung und der Bewahrung" nach den Prinzipien chinesischen Energetik keine Rolle. Tonisieren oder
der „Mo" des Menschen (Haupt- und Sekundärmeri- Sedieren hängt davon ab, wie die Nadel manipuliert
diane) zu sichern. wird und nicht vom Material der Nadel.

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9. Yin-Organ, Yang-Organ, Tche Inn Hingegen bezeichnet der Terminus Tche Inn (Ting-
Punkt, Blase 67) die Entwicklung der Energie Yong
Tschang Tsing Yao ergänzt die Vorstelung, die am Drei- (Nährenergie) in den Meridianen. So erreicht die Ener-
fach-Erwärmer deutlich gemacht wurde: gie des Meridians Tae Yang (Blase), der am ober äch-
„Herz und Lunge sind Yang-Organe, weil sie ober- lichsten liegt, den Meridian Chao Yin (Nieren), der am
halb (Yang) des Zwerchfells liegen und näher dem tiefsten liegt.
Rücken (Yang) als andere Organe. Leber und Nie-
ren sind Yin-Organe, weil sie unterhalb (Yin) des
Zwerchtells liegen und dem Rücken weniger nahe
(Yin) als die anderen Organe." 10. ÄuBere Manifestation, innere Manifestation (Bieu, Ly):
Was die Milz betrifft: Sie ist Tche Inn (Ankunft des Yang auBen, innen (Noi, Ngoai); stark, schwach (Thu, Hung)
im Yin), weil sie der Ort ist, den die Energie Yang des
Magens im Verlauf der Verdauung zuerst erreicht, be- Es handelt sich hier um Begriffe, die den Yin- oder Yang-
vor sie zu den anderen Organen ießt. Charakter der Lebewesen und Dinge kernnzeichnen.

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Paragraph 4 Von den Geschmackskrätten entspricht der Milz
der süße Geschmack; von den Elementen die Erde.
Hoang Ti fragt: von den Tieren das Rind, von den Getreidearten
die gelbe Hirse, von den Jahreszeiten das Som-
Die fünt Organe entsprechen den vier Jahreszeiten. merende, von den Planeten der Saturn, von den
Stehen sie auch unter ihrem Ein uß? (1) Musiknoten das „Cung", von den Zahlen die Fünf
(23), von den Gerüchen das „Huong" (Thom, woh.-
Khi Pa antwortet: riechend) (24). Daher weiß man, daß eine Erkran-
kung am Sommerende häu g an der Zungenbasis
Aber sicher. auftritt, oft auch in der Subkutis, weil sie von der
Milzenergie beherrscht wird (25).
Die Energie des Ostens ist grün (2). Sie dringt in
die Leber ein und kommt in den Augen (3) wieder Die Energie des Westens ist weiß (26). Sie dringt in
zum Vorschein. Ein Teil dieser Energie bleibt in der die Lungen ein und tritt an der Nase aus. Ein Teil
Leber; stört man sie, kommt es zu Erbrechen (4). dieser reinen Energie bleibt in den Lungen, ihre
Störung rutt Erkrankungen der Schulter hervor(27).
Von den Geschmackskräten entspricht der Leber
der saure Geschmack (5); von den Elementen das Von den Geschmackskräften entspricht der Lunge
Holz (6); von den Tieren das Huhn (7); von den das Pikante, von den Elementen das Metall, von
Getreidearten das Korn (8) (côc mach); von den den Tieren das Pferd (28), von den Getreidearten
Jahreszeiten der Frühling, von den Planeten der der Reis (29), von den Jahreszeiten der Herbst, von
Jupiter (9), von den Musiknoten das „Giac" (10), den Planeten die Venus (30), von den Musiknoten
von den Zahlen die Acht (11), von den Gerüchen der „Thuong" (31), von den Zahlen die Neun (32),
das „Hoi" (stinkend) (12). Daher weiß man, daß im von den Gerüchten das , Than" (fade, übeler-
Frühling eine Krankheit häu g am Kopf auftritt, weil regend) (33). Daher weiß man, daß eine Erkrankung
die Energie der Leber nach oben ieBt; oft kommt im Herbst oft an der Schulter auftritt, weil die Ener-
es zu Muskelerkrankungen, weil die Leberenergie gie der Lungen zur Schulter ießt und oft auch an
die Muskeln regiert. der Haut und den Haaren, weil sie von der Lungen-
energie regiert werden (34).
Die Energie des Südens ist rot; sie dringt ins Herz
ein und tritt an den Ohren wieder aus. Ein Teil die- Die Energie des Nordens ist schwarz. Sie dringt in
ser reinen Energie bleibt im Herzen (14); stört man die Nieren ein und tritt an beiden Yin aus (35). Ein
sie, so ruft man eine Erkrankung aller anderen Teil dieser reinen Energie bleibt in den Nieren, ihre
Organe (15) hervor. Störung ruft eine Erkrankung der ,„Ki" hervor (36).

Von den Geschmackskräften entspricht dem Herzen Von den Geschmackskräften entspricht der Niere
der bittere Geschmack (16); von den Elementen das der salzige Geschmack, von den Elementen das
Feuer, von den Tieren die Ziege, von den Getreide- Wasser, von den Tieren das Schwein (38), von
arten der rote Mais, von den Jahreszeiten der Som- den Getreidearten die schwarze Bohne (39), von
mer, von den Planeten der Mars, von den Musik- den Jahreszeiten der Winter, von den Planeten der
noten der „Chuy" (17), von den Zahlen die Sieben Merkur (40), von den Musiknoten der „,Vu" (41), von
(18), von den Gerüchen das „Hac" (ätzend) (19). den Zahlen die Sechs (42), von den Gerüchen der
„Huc Muc" (Schimmelgeruch) (Mộc Am). Daher
Daher weiß man, daß im Sommer eine Krankheit oft weiß man, daß im Winter eine Krankheit oft in den
im Blut auftritt, weil es von der Energie des Her- „Ki" auftritt, weil die Nierenenergie sie ernährt, oft
zens regiert wird, oft auch in anderen Organen, auch in den Knochen, denn sie werden von der
weil das Herz deren Meister ist (20). Nierenenergie regiert.

Die Energie der Mitte ist gelb. Sie dringt in die Milz Daher prüft ein guter Arzt sorgfältig den Puls, beob-
ein und erscheint wieder am Mund. Ein Teil dieser achtet autmerksam „Gehorsam und Ungehorsam"
reinen Energie verbleibt in der Milz, ihre Störung (Nghich, Tong) der fünt Organe und sechs Hohl-
verursacht eine Erkrankung der Zungenbasis (21). organe und untersucht gründlich die Beziehungen

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Twischen Yin und Yang, Außen und Innen, „Thu" Süden
Feuer, Herz
und „Hung“, bevor er eine Therapie einleitet. Die-
ses Wissen ist außerordentlich wertvoll, es muß
weitergegeben und überdacht sein. Nur gerechten
und fähigen Menschen kann dieses Wissen zuteil
werden. So muß das Tao gehütet werden (43).

Osten Westen
Holz, Leber Metall, Lungen
Erde, Milz

Erklärungen und Kommentare

1. Die Frage des Hoang Ti ist sehr scharfsinnig


Norden
Wasser, Nieren
Sie kann folgendermaßen interpretiert werden:
Da die fünf Organe dem Yin und Yang der vier Jahres- Abb. 17: Position der drei Größen „Himmel, Erde,
zeiten entsprechen, haben sie logischerweise auch Ener- Mensch im Kosmos
gie und Farbe, die denen der fünf Kardinalpunkte und
der vier Jahreszeiten entsprechen... Das ist es, was
Hoang Ti wissen wollte.
Aber die Frage des Hoang Ti enthält den Terminus „,Thu-
Thu", der außerordentlich schwierig zu übersetzen ist.

Die Erklärung des Ku Kuong in der Han-Zeit (206 vor Anders ausgedrückt:
Christi bis 580) lautet: Osten Holz = Leber
„Die Aktion des Sammelns der fünf Farben, wie es Süden = Feuer = Herz
durch die fünf Organe geschieht, heißt ,Thu. Sie Mitte = Erde = Milz
empfangen und bewahren heißt ,Thu'." Westen = Metall = Lunge
Norden = Wasser = Nieren (Abb. 17)
Und Tchang Tsing Yao fügt hinzu:
w, Thu-Thu' bezeichnet zwei Phänomene gleicher Na-
tur, die danach streben, sich gegenseitig anzuzie-
3. Die Energie der Leber tritt an den Augen aus
hen."

Daher haben wir „Thu-Thu" mit ,Ein u8" übersetzt, weil Dieser Energie uß erfolgt im inneren Zweig des Leber-
dieser Begriff besser dem westlichen Denken entspricht. meridians (Tsiue Yin), der bis zur Kalottenhöhe läuft.

Anmerkung: Anmerkung:
Dieser Paragraph ist für die Energetik sehr wichtig. Die In diesem Paragraphen beschreibt Khi Pa die Beziehun-
kosmische Energie (Himmel) steht mit der Energie des gen der Energie des Menschen mit der des Kosmos
Menschen in Verbindung. Ein Teil der reinen Energie (fünf Kardinalpunkte) im Bereich der neun Körperöff-
bleibt im Organ, ein anderer Teil steigt durch die sieben nungen:
Körperöffnungen (Nase, Mund, Ohren..) zum Himmel Energie des Herzens
empor. Dieser Energiekreislauf zwischen dem Himmel → Muc (Mât: Augen) (2) Osten
und dem Menschen entspricht dem Prinzip von Yin und
Energie der Leber
Yang. Eine Störung dieser Energie verursacht Erkran- Nhi (Tai: Ohren) (2) → Süden
kungen im Bereich der entsprechenden Körperöffnun-
Energie der Milz
gen. Khân (Miêng: Mund) (1) → Zentrum
Energie der Lungen
Ty (Lô Mui: Nasen ügel) (3) → Westen
2. Osten, Süden, Mitte, Westen, Norden Energie der Nieren
→ Nhi Am (2 Yin: Anus + Urethra) → Norden
Am Himmel sind es die fünf Kardinalpunkte, auf der Erde
sind es die Fünf Elemente, beim Menschen sind es die Diese Beziehungen werden durch das System der „king
fünf Organe. Lo" (Haupt- und Sekundärmeridiane) erklärt.

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4. Die Störung der Leberenergie ruft Furcht hervor Die Noten der fernöstlichen Musik leiten sich also Vom
Klang, der durch die Fünf Elemente verursacht wird. ah
Im Frühling beginnt die Yang-Energie zu ießen. Die Der „TO " des Holzes ist der „Giac". Die Energie der
Störung dieser Energie ruft Furcht hervor. Das läßt sich Leber (Holz) kann also ein Geräusch hervorbringen, das
durch das Gesetz der Fünf Elemente erklären: Die Leber man ,,Giac" nennt.
(Holz) wird nicht mehr durch die Nieren (Wasser) er-
nährt.
11. Die Zahlen 5, 6, 7, 8, 9

5. Die fünf Geschmackskräfte sind: Die Zahlen 5, 6, 7, 8, 9 sind Symbole, um den Entwick.
lungsgrad der Fünf Elemente in Abhängigkeit von der
- bitter
Energie des Himmels und der Erde zu bestimmen.
- sauer Nach dem I Ging sind die Zahlen 1, 2, 3, 4 und 5 ener.
scharf (pikant)
getische Zahlen des Himmels (statische Zahlen), die
- zuckrig(süB) noch keine Wandlung bestimmen und die Wasser (1.
- salzig Feuer (2), Holz (3), Metall (4) und Erde (5) darstellen.
Diese Zahlen sind Yang, die aber auch Yin besitzen.Sie
6. Die Fünf Elemente sind: können sich jederzeit in sogenannte „Evolutions-Zahlen
(dynamische Zahlen) verwandeln.
- Holz Z. B. ist die Zahl 5 die Zahl der Erde; fügt man ihr 1, 2.3
- Feuer oder 4 hinzu, d. h. statische Zahlen, die dem Wasser,
- Erde dem Feuer, dem Holz und dem Metall (noch im ersten
- Metall Energiestadium) zugehörig sind, so erhält man:
-Wasser -„,dynamische" Zahl des Wassers: 5 +1 =6
Feuers: 5 +2=7
7. Die fünf wichtigsten Haustiere sind: Holzes: 5 +3 =8
Metalls: 5 +4 =9
- Huhn
-Ziege Die Zahl der Erde, die gleichzeitig statisch und dyna-
- Rind misch ist: 5.
- Pferd Wenn wir also die .dynamischen" Zahlen (5, 6, 7, 8, 9)
Schwein untersuchen, so können wir den SchluB ziehen: Ohne die
Erde (5) kann nichts entstehen. Das I Ging hat also
durchaus recht, wenn es sagt:
8. Die fünf Getreidearten sind:
„Die Zahl 3 des Himmels produziert die Energiedes
- Korn Holzes, und die Zahl 8 (5 + 3) ist es, die ihr Gestalt
Mais verleiht."
- Bohne
Reis Anders ausgedrückt: Die 8 ist das Symbol der Materiali-
- Hirse sierung der Energie des Holzes, sichtbar an der Verbin-
dung der Zahl 5 (Energie der Erde = Yin) mit der Zahl 3
(Energie des Himmels = Yang).
9. Die fünf Planeten, die den Fünf Elementen
entsprechen, sind:
12. Die fünf Gerüche
- Merkur:ThuyTinh (= Planet Wasser)
Mars: Hoa Tinh (= Planet Feuer)
Die fünf Gerüche entsprechen den fünf Organen und
Jupiter: Mộc Tinh (= Planet Holz) sind:
- Venus:KimTinh Planet Metall)
- Saturn:ThôTinh (= Planet Erde) - Hôi (fötide) strömt vom Holz aus
Hac (scharf, erstickend) strömt vom Feuer aus
10. Die fünf Noten, die den Fünf Elementen entsprechen, - Thom (wohlriechend) strömt von der Erde aus
sind:
- Tanh (übelerregend) strömt vom Metall aus
Cung (Kong) Erde - Môc-am (Modergeruch: strömt vom Wasser aus
Thuong (Chang) Metall Moc, verbunden
Giac (Kiao) Holz mit dem Geruch
Chuy (Tcheu) Feuer der Feuchtigkeit:
Vu (Yu) Wasser Am)

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13. Lokalisierung der Erkrankung 18. Die Zahl 7

Dazu zwei wichtige Bemerkungen des Tchang Tche ist zusammengesetzt aus 5 +2. Die 5 ist die Zahl der
Tsong: Erde, die 2 ist die statische Zahl des Feuers und dem
a) Ursache und Lokalisation der Erkrankung: Himmel zugehörig.
„,Betrachtet man die immaterielle' Wirkung der Die Kombination beider Zahlen ergibt die Entwicklungs-
Himmelsenergie (Energie) als Ursache der zahl (dynamisch) des Feuers (siehe Anmerkung 11).
Krankheit und die „Materie' der Erdenergie Daher lesen wir im | Ging: „Die Zahl 2 des Himmels pro-
(Form), wie Muskeln, Knochen usw. als Ort der duziert die Energie des Feuers; die Zahl 5 der Erde gibt
ihr Gestalt. Die Zahl 7 ist die Zahl der Herzens.
Krankheit, dann weiB man, wie man den Efekt
einer Verbindung beider Energien (Himmel,
Erde) bestimmen kann. Beim Menschen nennt
man das Krankheit." 19. Die Energie des Feuers

b) Die Geistesenergie (Tinh) des Herzens wirkt auf strömt einen scharfen Geruch aus (Hac).
die reine Energie (Tinh) der ftünf Organe:
„Unter der Einwirkung des Tinh des Herzens ver-
wandelt sich die reine Energie der tünt Organe 20. Das Herz regiert das Blut
(Tinh)in Blut (Blut= rot Herz)."at
Daher rufen Störungen der Energie des Herzens oft Er-
krankungen des Blutes hervor.
14. Reine Energie des Herzens
Anmerkung:
Im Nei King Ling Tsrou heißt es: Bei der Behandlung von BIutkrankheiten muß die Ener-
„Die Energie und das Blut der 12 Meridiane (King) gie des Dreifach-Erwärmers, der Milz und der Leber ge-
und ihrer 365 Vereinigungen (Punkte) erreichen den stärkt werden, denn:
Kopf und treten im Bereich der sieben Körperöff- - der mittlereDreifach-Erwärmerproduziert die Energie
nungen (Nase, Ohr usw.) aus. Die Energie, die das Yong (Nährenergie)
Ohr erreicht, um das Gehör zu bilden, ist eine be-
sondere Energie und heißt Sonderenergie (Biêt - die Milz verteilt sie
Khi)." - die Leber konzentriert die reine Energie und führt sie
zum Herzen.
Die „Sonderenergie", die zum Ohr ießt, ist präzise aus-
gedrückt die Energie des Herzens (Nguyen Tu Siêu).
21. Energie der Milz
Die Ohrakupunktur besteht im wesentlichen darin, diese
„Sonderenergie" im Bereich der Ohren zu regulieren Im Nei King Ling Tsrou heißt es:
(Nguyen Van Nghi).
„Die Milz empfängt die Energie der Nahrungsmittel
(Yong). Am Mund und an der Zunge kann man ,Zu-
neigung und Abneigung', einen ,Glückstag und ei-
15. Beziehung der reinen Energie des Herzens
nen Unglückstag erkennen!"
Das Herz hat sehr enge energetische Beziehungen zu
Das besagt, daß die Energie der Milz bis zur Zunge ießt.
den fünf Organen. Daher wird auch die Energie der
anderen Organe gestört, wenn die Energie des Herzens
gestört wird.
2. Man dart nicht das Rind mit dem Büttel verwechseln.

Das Rind, genannt „Nguu" oder „Bo" hat eine gelbe


16. Das Bittere Farbe. Der Büffel, genannt „Thuy Nguu" oder „Trâu"
(wörtlich „Wasserbüffel", weil dieses Tier in den stets
ist der Geschmack des Feuers. Die Energie des Herzens unter Wasser stehenden Reisfeldern arbeitet) hat eine
steht mit der Energie des Südens (Feuer) in Verbindung. schwarze Farbe.
So gehören „Feuer", „bitter" und „Herz" der gleichen Daher ist das Rind (gelb) das Tier, das der Milz ent-
Gruppe an. spricht (Milz = gelb = Erde).

17. Chuy 23. Die Zahl 5

ist der Ton, der vom Feuer produziert wird. Chuy" ent- ist statisch (1. Energiestadium) und dynamisch (Zahl der
spricht daher dem Herzen. Entwicklung der Erde).

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Im I Ging lesen wir: 31. Der Ton des Metalls
„Die Zahl 5 des Himmels produziert die Energie der
„Thuong" ist der Ton des Metalls, der demWesten.ent.
Erde, die Zahl 10 (5 x 2) gibt ihr Gestalt; die ,Pro-
spricht. Daher kann die Lungenenergie einen Ton
duktionszahl' 5 ist der Erde zugehörig." er.
zeugen, der ,Thuong" heißt.

24. Die Energie der Milz hat keinen Geruch


32. Die Zahl 9
Sie hat erst dann einen Geruch (Thom), wenn sie die
Energie der Nahrungsmittel erhält (Ma Nguyen Dai). ist zusammengesetzt aus 5 +4. Die Zahl 5 ist die stati.
sche und dynamische Zahl der Erde, die 4 ist die stati.
25. Die Milz regiert die Subkutis sche Zahl des Metalls, dem Himmel zugehörig.
Die Kombination beider Zahlen ergibt dieEvolutionszah!
Daher verursacht ein Befall der Milzenergie häu g Er- (dynamisch) des Metalls (siehe Paragraph 11).
krankungen der Subkutis.
Therapeutisch muß man an die pathogene Feuchtigkeit Daher heißt es im I Ging:
(alimentär oder kosmisch) denken, die die Hauptursache „Die Zahl4 des Himmels produziert dieEnergiedes
für eine Erkrankung der Milz ist, denn Feuchtigkeit = Metalls; die Zahl 5 der Erde gibt ihr Gestalt. Die
Milz. Zahl 9 (5 + 4) ist die Zahl des Metalls.
Aber auch eine innere Störung kann die Energie der
Milz schädigen. In diesem Fall ist die Anwendung des
Gesetzes der Fünf Elemente obligatorisch.
33. Geruch der Lungenenergie
Auch ein gestörtes Ying-Yang-Gleichgewicht kann eine
Rolle spielen. Dann muB das Gleichgewicht zwischen
Die Lungenenergie des Menschen hat einen faden und
Magen(Feuchtigkeit - Yang) und Milz (Feuchtigkeit – übelkeiterregenden Geruch (Tanh = Geruch des Me-
Yin) wieder hergestellt werden.
talls).

26. Das Metall


34. Funktion der Lungenenergie
setzt eine Energie frei, die nach Westen ießt und eine
weiße Farbe hat. Die Energie des Westens dringt in die Die Lungenenergie regiert die Haut und die Haare. Da-
Lungen ein und tritt an der Nase wieder aus, um erneut her ruft sie, wenn sie gestört wird, oft Erkrankungen der
den Westen zu erreichen. Haut und der Haare hervor.
Daher:Lunge = Metall = weiß = Westen. Für die Therapie ist es wichtig zu wissen, daß.nicht nur
die Lungenenergie, sondern auch die Energie der Milz
wichtig ist, denn nach dem Gesetz der Fünf Elemente
27. Die pathogene bioklimatische Energie des Herbstes „,erzeugt die Erde (Milz) das Metall (Lungen)".

dringt in die Sekundärmeridiane (tendino-muskuläre


Meridiane) im Bereich der Schulter und des Rückens ein
35. Die beiden Yin
und verursacht die sogenannten ,0ffensivkrankheiten"
der Energie des Herbstes (siehe Paragraph 2).
Es handelt sich um:
- vorderesYin =Harnröhrenöffnung
28. Das Pferd und das MetalI hinteres Yin = Anus
Nach dem I Ging entspricht das „Koua Ken" dem Pferd Die Energie des Wassers erreicht den Norden (schwarz).
und das ,Ken-Metall" den Lungen. Die Energie des Nordens dringt in die Nieren ein und
tritt an den beiden Yin wieder aus, um zum Himmel ZU-
rückzukehren.
29. Der Reis

hat eine weiße Farbe; es ist daher die Farbe der Lungen
(Lungen = Metall = weiß). 36. Die , Kou" und die „„Ki“

Die Ansatzstellen der großen Ligamente in der Subkutis


30. Die reine Energie der Gruppe Metall werden „Kou" oder „Côc“ genannt, der kleinen „Ki
oder „Khê". Kou und Ki sind die Ansatzstellen der gro-
entspricht dem Planeten Venus, von den fernöstlichen Ben und kleinen Gelenkbänder, die von einer dünnen
Medizinern „Metall-Planet" (Kim Tinh) genannt. Hautschicht bedeckt sind.

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Tchang Tche Tsong sagt: Aus der Kenntnis beider Zahlen errechnet sich die Ent-
„Die Nieren regieren die Knochen, die ,Kr sind von wicklungszahl (dynamisch) des Wassers (siehe Anmer-
der Energie der ,Kou' geschaffen." kung 11). Daher lesen wir im I Ging:
„Die Zahl 1 des Himmels produziert die Energie des
Wassers. Die Zahl 5 der Erde gibt ihr Gestalt, Die
37. Das asiatische Schwein Zahl 6 ist die Zahl der Nieren."

hat eine schwarze Farbe. Es entspricht dem 12. Erden-


zweig (Rae), daher entsprechen die Nieren dem Schwein. 42. Die Energie der Nieren und die Knochen

Die Nieren regieren die Knochen. Störungen der Nieren-


38. Schwarze Bohne und Nieren energie rufen häu g Erkrankungen der Knochen hervor.

Nach der chinesischen Pharmakopoe hat die schwarze Im Nei King Ling Tsrou lesen wir:
Bohne einen „eintauchenden Charakter" (Yin, tief). Sie „Die Leber produziert die Sehnen und Muskeln, das
entspricht also dem Nieren-Wasser (Yin, tief). Herz produziert das Blut, die Milz die Subkutis; die
Lungen produzieren die Haut und die Haare, die
Nieren produzieren die Knochen ...
39. Planet Merkur und Nieren
Das bedeutet, daß die Muskeln, die Knochen, die Sub-
Für die fernöstlichen Mediziner ist der Planet Merkur kutis, die Haut und die Haare ihren Ursprung in den
der „Wasser-Planet" (Thuy Tinh). Daher entspricht er fünf Organen haben. Ist eines der fünf Organe krank,
den Nieren (Wasser). dann ist seine „Produktionstätigkeit" gestört.
Diese Bemerkung bezieht sich auf die vorhergehenden
Paragraphen, in denen es heißt: „Die Energie des Früh-
lings verursacht Erkrankungen des Kopfes, die Energie
40. Der Ton des Wassers
des Sommers Erkrankungen der Organe, die Energie
des Herbstes Erkrankungen der Schultern und des Rük-
Vu ist der Ton, der vom Wasser produziert wird. kens, die Energie des Winters Erkrankungen der vier
GliedmaßBen."

41. Die Zahl 6


43. „Über das Tao wachen"
ist zusammengesetzt aus 5 + 1.
5 ist die dynamische und statische Zahl der Erde, 1 ist Den Regeln der vier Jahreszeiten nicht gehorchen, ist
die statische Zahl des Wassers, dem Himmel zugehörig. „Ungehorsam" (Nghich); ihnen gehorchen ,Gehorsam".

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Zusammenfassung des 4. Kapitels
Paragraph 2: Die normale Energie der vier Jahres.
Dieser Paragraph beschäftigt sich mit den Hauptbahnen zeiten kann die Ursache einer Erkran.
der Energie, die von den fünt Organen ausgehen; unter- kung sein als Folge einer schlechten
sucht weiter die Verbindung dieser Energiebahnen innen Bewahrung des Tinh. Kinische Bei.
mit den Hohlorganen, außen mit den fünf Kardinal- spiele.
punkten, den Fünf Elementen, dem Yin und dem Yang
und den sechs Energien. Paragraph 3: - Allgemeine AnwendungsregelndesYin
und Yang in der Medizin
Paragraph 1: -Ein uß der Energie der vier Jahreszei-
ten auf die „King Lo", aut das Yang Paragraph 4: -Die Fünf Elemente und ihre Entspre-
und die Hohlorgane chungen. „Äußerer" und „innerer" Ein-
uß auf die fünf Organe und die tünt
Ein uß der anormalen, regelwidrigen
Energie der vier Jahreszeiten. „Trium- Schichten des Körpers
phierende" Energie - KlinischeSymptomatik

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