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Stadt Essay
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Frauen wünschen sich breite Gehsteige, Parks, Orte zum Ausruhen, statt Straßen.
© Illustration: WZ, Bildquelle: Getty Images, Unsplash
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#Gesellschaft #Demokratie
Die Stadt ist für Männer geplant, die Bedürfnisse der Frauen werden nicht
berücksichtigt. Wiens Stadtplanung denkt um.
Extrabreite Straßen, damit ein Schwerlaster mit 700 PS um die Kurve kommt? Oder doch
lieber großzügige Gehsteige, die einer jungen Mutter beim Schieben ihres Kinderwagens
genug Freiraum lassen? „Frauen und Männer haben im öffentlichen Raum
unterschiedliche Bedürfnisse", sagt Eva Kail, zuständige Beamtin für gendergerechte
Verkehrsplanung in Wien. Das liegt an den patriarchalen Strukturen unserer Gesellschaft,
in denen es nahezu ausschließlich immer noch Frauen sind, die sich um die Kinder
kümmern. „Verkehrsplaner können sich für die Straße oder für den Gehsteig
entscheiden“, sagt Kail. Und deshalb könne auch von „feministischer“ Stadt- und
Verkehrsplanung gesprochen werden − weil diese durchaus einen
gesellschaftsverändernden „transformatorischen“ Anspruch habe.
Die „sakrosankte Lkw-Kurve“ sei jedenfalls das männliche „Killer-Argument“ schlechthin,
sagt Kail − und es ist klar, dass älteren, gesunden und wohlhabenden Männern, die
traditionell über die Widmung von Verkehrsflächen bestimmen, die Sache mit dem
Kinderwagen weniger und die mit der Bewegungsfreiheit für schwere Boliden besser
gefällt.
Andere Bedürfnisse
Studien besagen, dass Frauen zumeist auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad
angewiesen sind und viel mehr Wege zu Fuß zurücklegen als Männer. Letztere machen
konkret doppelt so viele Kilometer mit dem Auto wie Frauen. Frauen müssen öfter kurze
Strecken bewältigen, ihnen kommt entgegen, wenn Wohnort, Schule, Kindergarten, Arzt,
Apotheke und Einkaufsmöglichkeiten möglichst nahe beieinander liegen und rasch
erreichbar sind. Es ist immer noch vor allem unbezahlte Versorgungsarbeit, die von
Frauen geschultert wird und die die Schaffung sogenannter kompakter Stadtviertel mit
einer fußgängerzentrierten Straßengestaltung notwendig macht.
Eine Frage des Alters Infos &
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Was aber wünschen sich Frauen in Wien, wenn sie konkret darauf angesprochen
werden? Stimmen die oben angeführten Feststellungen? Rasch wird klar, dass die
Kategorie „Generation“ auch eine bedeutende Rolle spielt: Drei ältere Damen etwa, die
über den Wiener Praterstern flanieren, sind der Ansicht, dass es „viel zu viele Radwege“
gibt und den Autofahrern durch den Zwang zum Ausweichen unnötige Probleme
entstünden. Und eine der drei traut sich am Abend nicht mehr allein von der Oper nach
Hause, „weil die Kriminalität so hoch“ ist.
Maria, Mitte 40, ist Mutter zweier Kinder, wohnt in der Leopoldstadt und denkt anders.
Sie findet gut, dass es bei ihr im „Grätzl“ viele Lokale mit Schanigärten gibt; das erhöht
ihr Sicherheitsgefühl am Abend und sei besser als „leere Geisterviertel“: „Dort kann dir
im Ernstfall keiner helfen.“ Abseits davon wünscht sie sich, dass es im Stadtbild
Sitzplätze gibt, wo man sich „speziell mit Kindern“ niederlassen und Pause machen kann.
Sie will viel Platz und verkehrsberuhigte Flächen. „Mehr Hindernisse auf den Straßen, nur
so bekommst du die Autofahrer aus der Stadt.“ Und Nora, Studentin, Anfang 20, will
mehr „grüne Alleen und Ruhe-Oasen“ zum Verweilen.
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