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2/4/22, 11:45 Hamburgs schlimmste Nacht | Hamburg | DW | 17.07.

2014

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HAMB U R G

Hamburgs schlimmste Nacht


Im Februar 1962 überschwemmt eine Sturmflut die Hansestadt. Es ist eine der größten Katastrophen in der Geschichte
Hamburgs. Ohne den Einsatz eines späteren Bundeskanzlers hätte es sogar noch schlimmer kommen können.

Sturmflut in Hamburg – der Artikel als MP3

Freitag, der 16. Februar 1962 – die meisten Hamburger sitzen am Abend vor dem Fernseher und schauen „Die Familie Hesselbach“, eine
beliebte TV-Serie mit Einschaltquoten um die 75 %. Niemand ahnt, dass die kommende Nacht alles verändern wird. Über der Nordsee
tobt ein Sturm, der sich in Richtung Hamburg bewegt. Die Behörden sind zwar in Alarmbereitschaft, doch die Bevölkerung erfährt
nichts über das Ausmaß der Gefahr, bis es zu spät ist.

Kurz nach Mitternacht wird der erste Deich im Stadtgebiet überflutet, im Laufe der Nacht werden über 60 weitere Deiche brechen.
Große Teile des Hamburger Stadtgebiets werden überschwemmt. Sogar die Innenstadt ist von der Flut betroffen. Das Wasser überrascht
viele Menschen im Schlaf. Hunderte ertrinken in den Fluten. Zehntausende verlieren ihr gesamtes Hab und Gut.

Strom und Telefon fallen in vielen Stadtvierteln aus, etwa 100.000 Menschen sind von Wassermassen eingeschlossen. Den Stadtteil
Wilhelmsburg trifft es am schlimmsten. Viele Menschen leben hier in kleinen, provisorischen Häusern oder Hütten in
Kleingartenanlagen. Über 200 Bewohner sterben allein in Wilhelmsburg. Manche können gegen den Wasserdruck die Tür nicht öffnen,
andere erfrieren bei Temperaturen um 0 Grad Celsius auf den Dächern. Ganze Häuser werden von den zwei bis drei Meter hohen
Flutwellen weggerissen.

Helmut Schmidt, der spätere Bundeskanzler, ist damals Polizeisenator in Hamburg. Er bekommt die Nachricht über das Unglück erst am
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nächsten Morgen. Schmidt übernimmt die Verantwortung für den Katastropheneinsatz und reagiert sofort: Er fordert tausende SoldatenOkay
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der Bundeswehr und sogar der Nato zur Unterstützung an, obwohl er solche Entscheidungen als Polizeisenator eigentlich nicht allein

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2/4/22, 11:45 Hamburgs schlimmste Nacht | Hamburg | DW | 17.07.2014

treffen darf.

Schließlich sind etwa 25.000 militärische und zivile Helfer im Einsatz, um die Menschen in Sicherheit zu bringen und mit dem Nötigsten
zu versorgen. Für seinen Einsatz wurde Helmut Schmidt sehr gelobt. Trotzdem bleibt die Bilanz der Flutkatastrophe verheerend: 315
Menschen sterben, tausende Wohnungen sind entweder zerstört oder nicht mehr bewohnbar. Nach der Flut müssen etwa 20.000
Menschen in Notunterkünfte ziehen. Auch das Hamburger Trinkwasser ist verschmutzt.

Aus der Sturmflut zieht Hamburg Konsequenzen: Der Hochwasserschutz wird in den nächsten Jahren neu organisiert, und die
Hansestadt investiert viel Geld in neue Anlagen und Deiche. Kurz nach der Flut beginnt der Bau einer neuen Schutzanlage. Bis heute hat
Hamburg zwar weitere Fluten, aber keine solch schlimme Katastrophe mehr erlebt.

Glossar

etwas überschwemmen – etwas mit viel Wasser bedecken; etwas überfluten

Sturmflut, -en (f.) – die Wassermassen, die von sehr starkem Wind angehoben und gegen das Land gedrückt werden

Hanse (f., nur Singular) – eine frühere Vereinigung von Kaufleuten bzw. Städten, die im Mittelalter gegründet wurde

Einschaltquote, -n (f.) – der Anteil von Menschen, die eine bestimmte Fernsehsendung schauen (im Verhältnis zu allen
Fernsehguckern)

etwas ahnen – das Gefühl haben, dass etwas (oft etwas Schlimmes) passieren wird; etwas vorher erwarten

toben – hier: sich sehr schnell bewegen und dabei viel zerstören

in Alarmbereitschaft sein – vorbereitet sein, im Falle einer Katastrophe/eines Unglücks zu helfen

Ausmaß, -e (n.) – der Umfang/die Stärke/die Größe von etwas Negativem

Deich, -e (m.) – ein Bauwerk aus Erde und Gras, das das Land vor dem Wasser eines Meeres oder Flusses schützen soll

etwas überfluten – etwas mit viel Wasser bedecken; etwas → überschwemmen

brechen – hier: kaputtgehen; nicht mehr halten

von etwas betroffen sein – ein bestimmtes Problem auch haben; Schäden durch ein Unglück, z. B. eine Umweltkatastrophe, haben

ertrinken – im Wasser untergehen und sterben, z. B. weil man nicht schwimmen kann

Flut, -en (f, hier meist Plural) – hier: große Mengen Wasser

Hab und Gut (n., nur Singular) – der Besitz von jemandem

aus|fallen – hier: nicht mehr funktionieren

von Wassermassen eingeschlossen – von sehr viel Wasser umgeben, so dass man nicht mehr wegkommen kann

treffen; jemanden trifft es hart/schlimm – hier: jemand wird sehr geschädigt; jemand ist stark → betroffen

provisorisch – nur für eine kurze Zeit, bis es etwas Besseres gibt; hier auch: nicht stabil

Wasserdruck – die Kraft,


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Flutwelle, -n (f.) – die Bewegung des Wassers, bei der sehr viel Wasser etwas → überschwemmt
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Polizeisenator, en/Polizeisenatorin, -nen – früher ein hoher Politiker als oberster Chef der Polizei in den Bundesländern Berlin,
Hamburg und Bremen

jemanden/etwas an|fordern – jemanden/etwas verlangen; jemanden/etwas bestellen

Bundeswehr (f., nur Singular) – die deutsche Armee

Nato (f., nur Singular) – eine internationale Militärorganisation, in der 28 europäische und nordamerikanische Staaten Mitglied sind

eine Entscheidung treffen – hier: über eine Maßnahme entscheiden

zivil – nicht militärisch

im Einsatz sein – hier: unter Leitung von jemandem an einer Aufgabe arbeiten

Bilanz (f., hier nur Singular) – hier: das Ergebnis

verheerend – sehr schlimm

Notunterkunft, Notunterkünfte (f.) – eine Unterkunft, in der man nur für kurze Zeit lebt, weil man plötzlich keine eigene mehr hat
oder dort nicht mehr bleiben kann

Konsequenzen aus etwas ziehen – wegen einer Sache/eines Ereignisses etwas Bestimmtes tun

in etwas investieren – viel Geld für etwas ausgeben

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Sturmflut in Hamburg – der Artikel als MP3

Datum 17.07.2014

Autorin/Autor Hanna Grimm/Bettina Schwieger

Themenseiten Helmut Schmidt, Hamburg, Hochwasser und Überschwemmungen

Schlagwörter Hamburg, Hochwasser, Naturkatastrophe, Helmut Schmidt, Stadtbilder, Landeskunde, B1, B2

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