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Säugetiere
Die Säugetiere sind in vielerlei Hinsicht eine ganz besondere Tierklasse. Die kleinst en
Spitzmäuse kämpfen mit gleich großen Insekten um ihr Leben, der Blauwal ist mit
bis zu 130 Tonnen das größte Lebewesen, das je die Erde bewohnt hat, selbst
die größten Dinosaurier waren klein gegen ihn. Faszinierend auch in ihrer Anpas-
sungsfähigkeit, die ihnen ein Leben an nahezu allen Orten zwischen beiden Polen
ermöglicht und sie laufend, fliegend, schwimmend und grabend fortbewegen lässt.
Außergewöhnlich nicht zuletzt auch, weil wir Menschen uns selbst in der Klasse der
Säugetiere und in diesem Heft wieder finden, ein unmittelbarerer Bezug zu der uns
umgebenden Natur ist schwer vorstellbar. Auch der überwiegende Teil unserer
Haus- und Nutztiere sind Säuger und die Bedeutung des Wildes für unsere eigene
Entwicklung in Form von Nahrungs- und Kleidungslieferant über Jahrtausende soll
nicht unterschätzt werden.
Mit der vorliegenden Broschüre wird ein wichtiger Beitrag zur Wissensvermittlung
über das Leben der heimischen Säugetiere geleistet. Nur was man kennt und
durch die Kenntnis ihrer Besonderheiten und Fähigkeiten schätzen lernt, wird
man langfristig motiviert sein zu erhalten und, wo es geht, sogar zu fördern.
D
Die meisten Igel sehen wir auf der Stra-
Steckbrief
ße – tot. Darin liegt eine gewisse Tragik,
denn Igel sind durchaus Kulturfolger, die Status Geschütztes Tier, abnehmend
Familie Igel (Erinaceidae)
sich in der Nähe des Menschen wohl . Gewicht bis 1000 g
fühlen, wohler als in vielen ausgeräum- Nahrung Insekten, Schnecken, Würmer
ten Feldlandschaften. Hausgärten und Paarungszeit April bis August
Grünanlagen, je unordentlicher je lie- Tragzeit rund 35 Tage
ber, sagen ihnen zu. Komposthaufen bie- Junge 4 bis 5; 14 Tage blind
ten ihnen ebenso Nahrung wie Gemüse-
beete, in denen sie nachts eifrig auf
Schneckenfang gehen. Aber Igel sind um geschützt zu sein. Autos lassen sich
auch relativ langsam, jedenfalls dann, davon nicht beeindrucken!
wenn es um die Überquerung von viel be- .
fahrenen Straß en geht, und sie sind sich Die Stacheln bestimmen beim Igel das
zu sicher. Sie vertrauen nämlich darauf, halbe Leben. Sie schützen ihn vor man-
dass man sich bei Gefahr nur zusammen- . chem Feind, aber sie halten kaum die
rollen und seine Stacheln zeigen muss, Kälte ab. Daher ist er gezwungen, den
Sobald es dämmert verlässt der Igel sein Tagesnest und ist unterwegs auf Beutesuche
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Unter dem Holzstapel lässt sich für den bevorstehenden Winterschlaf gut ein Nest bauen
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Was ihm in seiner unterirdischen Welt gel. Nach 12, spätestens aber nach 24
fehlt ist Frischluft, vor allem im Winter, Stunden ohne Nahrung ist es aus mit ihm. .
wenn eine dicke Schneeschicht keinen fri- . Umso wichtiger ist ein großes, ständig re- .
schen Hauch mehr in die Gänge lässt. Aber . noviertes und erweitertes Gangsystem,
auch dafür hat die Natur vorgesorgt, in das er alle paar Stunden auf der Suche
dem sie seinem Blut einen außergewöhn- nach Nahrung abklappert.
lich hohen Anteil Hämoglobin beigab.
Wie der Maulwurf, so gehören auch die
Ohrmuscheln hat er überhaupt keine, wohl . Spitzmäuse zu den Insektenfressern. Von
aber eine feine Nase. Auffallend sind seine . den acht in Kärnten vorkommenden Arten .
kräftigen und verhältnismäßig groß en stehen Alpenspitzmaus (Sorex alpinus),
Grabh ände. Mit ihnen buddelt er in einer Waldspitzmaus (Sorex araneus), Sumpf-
Stunde bis zu sieben Meter lange Gänge. spitzmaus (Neomys anomalus), Wasser-
spitzmaus (Neomys fodiens) und die Feld-
Maulwürfe fressen täglich bis zur Hälfte spitzmaus (Crocidura leucodon) auf der
ihres eigenen Körpergewichtes. Regen- Roten Liste der Säugetiere Kärntens.
würmer, Engerlinge und Insekten sind
leicht und schnell verdaulich; da tut es Von Insekten leben auch die zur Ordnung
ein ganz einfach strukturierter, kurzer der Fledertiere (Chiroptera) gehörenden
Darm, und auf den Blinddarm kann er Fledermäuse, über die aber in der Schrif-
ganz verzichten. Mit allem wird der Maul- . tenreihe „Kärntens bedrohte Natur“ be-
wurf fertig, nur nicht mit Nahrungsman- reits eine eigene Broschüre erschien.
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D
Der Name Feldhase ist irreführend, denn
Steckbrief
er lebt auch im Wald, wenn auch in ge-
ringerer Zahl. Grundsätzlich sind Hasen Status Jagdbares Wild, abnehmend
Familie Hasentiere (Leporidae)
Einzelgänger, die nur während der Paa- Gewicht bis 5,5 kg
rungszeit Kontakt zu Artgenossen su- Nahrung ausschließlich pflanzlich
chen. Dieses Verhalten gehört zur Über- Paarungszeit Januar bis August
lebensstrategie. Schon die neugeborenen Tragzeit 42 bis 43 Tage; 2 bis 3 Würfe
Junghäschen liegen den ganzen Tag über Junge 1 bis 4; sehend, behaart
Feldhasen sind hinsichtlich ihrer Ern äh Die Zahl der durch Autos getöteten Hasen
rung ohnehin besonders interessante Tie wird so hoch eingeschätzt wie die durch
re. Sie fressen nämlich einen Teil ihrer Jäger erlegten.
Nahrung zweimal. Dazu nehmen sie den
aus dem Blinddarm stammenden Kot di- Die Nachwuchsraten werden vor allem
rekt beim Ausscheiden auf und verdauen vom Wetter bestimmt. In nassen und kal-
ihn ein zweites Mal. So gelingt es ihnen,ten Frühjahren sterben viele neugebore-
der Nahrung auch den letzten Rest an ne Feldhasen an Infektionen. Von den
Energie zu entziehen. Überlebenden gehen viele noch im Herbst
ein, wenn es im Spätsommer und Früh-
In den letzten Jahrzehnten ging die Zahl herbst viel regnet. Die Feuchtigkeit för-
der Feldhasen stetig zurück. Ursachen dert die Ausbreitung der Kokzidiose, einer .
sind in erster Linie Veränderungen in der Infektionskrankheit, gegen die Junghasen
Landwirtschaft und der Straßenverkehr. erst eine Immunität ausbilden müssen.
Schneehasen sind überwiegend dämme- den die Haare nach und nach weiß. Und
rungs- und nachtaktiv. Damit tricksen . im Winter, wenn eine geschlossene
sie einige ihrer wichtigsten Feinde aus. Schneedecke die Hochlagen überzieht, .
Denn Steinadler und Habicht jagen nur ist das Fell der Schneehasen – fast – rein-
am Tage, und auch der Fuchs tut sich in weiß. Nur die Spitzen der Ohren bleiben
der Dunkelheit schwer, denn Schneeha- ganzjährig kohlschwarz.
sen nehmen ihn mit ihren feinen Sinnen
meist frühzeitig wahr. Zudem passen sie Das weiße Winterfell dient aber nicht nur
ihre Haarfarbe der Jahreszeit an. Im . der Tarnung; es ist unglaublich dicht und
Sommer ist ihr Fell von hellem Braun, das die Haare haben Lufteinschlüsse als zu-
zwischen den Steinen wie auf dürrem sätzliche Isolation. Daher schützt es auch
Almgras fast untergeht. Im Herbst wer- hervorragend vor der bitteren Kälte. So
ist es für den
S c h n e e h a s e n
auch kein Pro-
blem sich bei
besonders le-
bensfeindli-
chem Wetter
einfach ein-
schneien zu
lassen.
D
Das Eichhörnchen kennt nun wirklich je-
Steckbrief
der. Es kommt ja auch überall vor, selbst
mitten in den Städten. Während die klei- Status Weit verbreitet
Familie Hörnchen (Sciuridae)
nen, flinken Nager draußen im Wald eher Gewicht bis 400 g
Distanz zu uns halten, werden sie in Stadt- . Nahrung Baumsamen, Nüsse, Beeren,
parks und Hausgärten oft erstaunlich zahm . Knospen, gel. Vogeleier
und lassen sich füttern. Paarungszeit Januar bis März
Tragzeit 38 Tage; 1 bis 3 Würfe
Früher haben wir in der Schule noch ge- Junge 2 bis 5; 4 Wochen blind
lernt, Eichhörnchen seien Winterschläfer. .
Aber das stimmt nicht. Zwar kommt es jahr die Fichte reich geblüht und gibt es
vor, dass sie im Winter bei besonders im Winter in Mengen Fichtenzapfen, be-
grimmigem Wetter einige Tage in ihrem ginnen die Eichhörnchen nicht selten
Kobel bleiben, aber grundsätzlich sind sie schon im Januar mit der Paarung. Das ist
das ganze Jahr über aktiv. Hat im Früh- „vernünftig“, denn Dank der vielen jetzt
D
Das Murmeltier ist das Symboltier der Al-
men. Dass es dort oben die langen, Steckbrief
schneereichen Winter überlebt, verdankt Status Jagdbares Wild, lokal häufig
es einer genialen Strategie. Diese lautet: Familie Hörnchen (Sciuridae)
Gewicht 6 bis 7 kg
Im Sommer so viel als möglich fressen Nahrung Gräser und Kräuter
und fett werden und im Winter rund ein Paarungszeit Mai
halbes Jahr verschlafen und Fett abbau- Tragzeit rund 1 Monat
en. Das hört sich einfach an, dahinter Junge 2 bis 5; 23 Tage blind
stecken aber recht komplizierte und .
komplexe physiologische Abläufe. Denn
mit dem im Sommer und Frühherbst an- kuscheln sich in ein dickes Lager aus
gefressenen Fett alleine können die Mur- Bergheu.
mel den Winter nicht überbrücken. Es
wäre viel zu schnell abgebaut. Jetzt drosseln sie alle Körperfunktionen
auf ein absolutes Minimum. Die Körper-
In der ersten Oktoberhälfte ziehen sich temperatur wird auf wenige Grad über
die Murmelfamilien gemeinsam in die tie- dem Gefrierpunkt abgesenkt und mit nur
fen, frostfreien Winterbaue zurück, ver- noch fünf Herzschlägen pro Minute ver-
schließen den Eingang mit einem meter- brauchen sie fast keine Energie mehr.
langen Pfropfen aus Erde und Steinen und Dieser Zustand ist eine Gratwanderung
Die meisten Jungtiere bleiben bis zum dritten Lebensjahr in der elterlichen Familie
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Große Dauerbaue, in denen die Familien auch überwintern, reichen bis zu drei Meter tief in
den Boden 15
D
Der Biber war in Kärnten lange ausge-
storben. 2005 wurden im Völkermarkter Steckbrief
Stausee erstmals wieder Biber nachge- Status Jagdbares Wild, sehr selten
wiesen. Inzwischen haben sich die Tiere Familie Biber (Castoridae)
bis zum Wörthersee verbreitet. Grund für Gewicht bis 35 kg
Nahrung Gräser, Kräuter, landw.
ihre lokale Ausrottung war ihr ganzjährig Pflanzen, Zweige, Rinde
wertvolles Fell und die Schäden, die er . Paarungszeit Januar/Februar
an ufernahen Bäumen verursacht. Tragzeit ca. 106 Tage
Junge 4 bis 6
Biber schaffen sich durch umfangreiche
Dammbauten, mit denen sie Überflutun- gentlich auch dadurch unangenehm auf,
gen herbeiführen, geeignete Lebensräu- dass sie in den Uferböschungen Baue an-
me. An Fließgewässern fallen sie gele- legen. In Stillgewässern bauen sie sich
umfangreiche Wohnbur-
gen, deren Eingänge im-
mer unter Wasser liegen.
Im Sommerhalbjahr er
nähr en sie sich haupt
sächlich von krautar- .
tigen Pflanzen im Was-
ser und Uferbereich. Im
Herbst und Winter fällen
sie Bäume, fressen de-
ren Rinde und dünnere
Zweig e und legen sich im
Wasser neben ihren
Wohnburgen auch Nah-
rungsdepots an.
S
Siebenschläfer gehören zusammen mit
Steckbrief
Baumschläfer und Haselmaus zu den Bil-
chen und sind in Kärnten fast allgegen- Status Geschütztes Tier, häufig
Familie Bilche (Gliridae)
wärtig. Sie werden aber infolge ihrer rein Gewicht bis 140 g
nächtlichen Lebensweise nur selten gese- Nahrung Triebe, Blätter, Rinde, Beeren,
hen. Ihr Aussehen erinnert an kleine, Bucheckern und andere Samen
graue Eichhörnchen, und mit ihren gro Paarungszeit Ende Juni bis August
ßen, runden, schwarzen Augen machen Tragzeit rund 1 Monat
sie einen possierlichen Eindruck. Trotz- Junge 4 bis 6;
dem sind sie in Dachböden und in Hohl- 21 bis 32 Tage blind
räumen der Gebäude äußerst lästige Tie-
re, die in der Nacht mitunter einen ihrer Ihren Namen haben die Siebenschläfer zu
geringen Größe völlig unangemessenen Recht erhalten, denn zumindest zwei
Lärm machen und sich Drittel ihres Lebens verschlafen sie. Fast
mit nichts vertreiben sieben Monate kann ihr Winterschlaf dau-
lassen. Nur über Tag ern, und in der übrigen Zeit sind sie nur
hört man sie nicht, da während weniger Nachtstunden aktiv. So-
schlafen sie. bald das Wetter im Herbst ungastlich .
A
Auch die Haselmaus gehört zu den Bil-
chen und ist in Kärnten weit verbreitet. Steckbrief
Durch ihre geringe Körpergröße und ihr Status Geschütztes Tier, lokal häufig
unauffälliges Verhalten bleibt sie meist . Familie Bilche (Gliridae)
Gewicht maximal 40 g
unentdeckt. Nahrung Knospen, Samen, Beeren
Paarungszeit Juli bis August
Sie liebt buschreiche Landschaften, wie Tragzeit rund 1 Monat; 2 Würfe
sie in Kärnten noch häufig zu finden sind, Junge 3 bis 5
Parks und naturnahe Gärten. Dort baut .
sie in Sträuchern aus Blättern, Gras und
Moos ein Kugelnest mit kleinem Ein-
schlupfloch, in dem sie den Tag verbringt
und ihre Jungen aufzieht.
Mit ihren großen Augen kann die Haselmaus auch bei Nacht noch gut sehen
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D
Der Bisam stammt aus Nordamerika und
wurde seines Felles wegen 1905 in Böh-
men ausgesetzt und hat von dort aus in
Windeseile Europa und auch Asien er-
obert. Bisame sind überwiegend Pflanzen-
fresser, die weitgehend im Wasser leben.
Heute stellen die Bisame vielerorts ein
Problem dar, weil sie ihre Baue in den
Ufern von Fließgewässern und Teichen
anlegen.
F
Füchse sind absolute Überlebenskünstler
Steckbrief
und Kulturfolger, die vom Menschen und
seiner Wirtschaft profitieren. Vor allem Status Jagdbares Wild, sehr häufig
aber haben sie gelernt, den Menschen Familie Hundeartige (Canidae)
Gewicht bis 10 kg
richtig einzuschätzen. Sie unterscheiden
Nahrung Kleinnager und Säuger
problemlos für sie gefährliche von unge- bis Rehwild, Vögel, Aas,
fährlichen Menschen. Der Jäger muss alle Insekten, Obst, Beeren
Tricks anwenden, um draußen im Revier Paarungszeit Januar/Februar
einen Fuchs zu überlisten. Aber in der Tragzeit 51 bis 55 Tage
Nacht kann man ihm mit etwas Glück so- Junge 4 bis 8; 14 Tage blind
gar mitten in der Stadt begegnen.
Zoologisch gehört der Fuchs eindeutig zu ist: reife Himbeeren beispielsweise, Erd-
den Raubtieren, tatsächlich aber ernährt beeren, Kirschen, gärige Birnen oder
er sich – je nach Angebot – zu einem gu- Trauben. Wenn es gerade passt, interes-
ten Teil vegetarisch. Seine Hauptbeute sieren ihn freilaufende Hühner und En-
sind zweifellos Kleinnager und Regen- ten und gelegentlich sogar ein frisch ge- .
würmer. Er mag aber auch alles was süß setztes Lamm auf der Weide.
Neben dem Geruchssinn ist auch das Gehör des Fuchses besonders gut ausgebildet
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V
Viele Kärntner wissen gar nicht, dass in
Steckbrief
unserem Land wilde Braunbären leben.
Dabei waren diese großen Raubtiere in Status Jagdbares Wild, sehr selten
Familie Großbären
Kärnten nie wirklich ausgestorben. Im- Gewicht bis 350 kg
mer wieder wanderten welche aus dem Nahrung Allesfresser mit hohem
Nachbarland Slowenien zu. Früher wur- Anteil vegetarisch
den sie regelmäßig erlegt. Doch seit 1972 Paarungszeit April bis Juni
eine Vollschonung in Kraft trat, sind es Tragzeit rund 10 Monate (Eiruhe)
mehr geworden. Wie viele es genau sind, Junge 1 bis 3;
darüber können sich die Fachleute nicht 4 bis 5 Wochen blind
einigen. Von etwa sechs Tieren gehen die
einen aus, andere glauben, es seien deut- mitunter wie Kühe, sammeln Waldbeeren
lich mehr. Egal – nur äußerst selten bege- oder Obst und graben nach Wurzeln. .
gnet ein Wanderer einem Bären, und Natürlich fressen sie auch Fleisch, sind
fürchten muss er sich dabei nicht. aber gleichwohl eher Sammler als Jäger.
Zwar gehören Bären zoologisch zu den Im Frühjahr suchen sie nach totem Wild,
Raubtieren, doch ernähren sie sich zu ei- das den Winter nicht überlebt hat; dabei
nem großen Teil vegetarisch. Sie grasen hilft ihnen ihre ungewöhnlich feine Nase.
Im Sommer sammeln sie in großen Men- sich vor ihm befindet. Nur wenn ein
gen auch Insekten, etwa Larven der . Mensch zwischen eine Bärin und ihre
Ameisen oder Puppen der Wespen und noch kleinen Jungen gerät, entsteht eine
Bienen. Natürlich nehmen sie bei dieser kritische Situation. Wer sich im Wald un-
Gelegenheit gleich den Honig mit. Vor al- befangen bewegt, vielleicht auch noch re-
lem unerfahrene und auf der Suche nach det oder pfeift, braucht wirklich keine
einem eigenen Lebensraum befindliche Angst zu haben. Die hat der Bär!
Jungbären vergreifen sich hin und wieder
auch an Haustieren, vor allem an Scha- Zur Familie der Kleinbären gehört der .
fen. Unterm Strich sind die von Bären . aus Nordamerika stammende Waschbär
angerichteten Schäden aber gering. (Procyon lotor), der in Kärnten nur ver-
einzelt vorkommt. Die erste Beobachtung
Dem Menschen gehen Bären aus dem in Kärnten erfolgte 1992 am Erzberg in
Weg. Eben deshalb werden sie so selten Bad Bleiberg.
gesehen. Selbst wenn
sich ein Bär – scheinbar
bedrohlich – auf den
Hinterbeinen aufrichtet,
hat er keine böse Ab-
sicht. Er sieht nur sehr
schlecht und richtet sich
immer dann auf, wenn er
nicht weiß, wer oder was
25
S
Stein- und Baummarder sind elegante Steckbrief
Tiere, die gewandt klettern, sich aber
Status Jagdbares Wild, sehr häufig
beide vorwiegend am Boden bewegen. Familie Marder (Mustelidae)
Steinmarder suchen eher die Nähe des Unterfamilie Echte Marder
Menschen und leben selbst inmitten der Gewicht bis 2,3 kg und 1,9 kg
Städte. Baummarder sind hingegen reine Nahrung Kleinnager, Vögel, Beeren,
Waldtiere. Obst, gel. Singvogeleier
Paarungszeit Juli/August und Februar
Tragzeit 250 bis 280 Tage (Eiruhe)
Im Aussehen sind sie sich durchaus ähn-
Junge 3 bis 5;
lich. Am auffälligsten unterscheiden sie 34 bis 38 Tage blind
sich am Kehlfleck, der beim Steinmarder
weiß und beim Baummarder von ocker- sächlich Kleinnager, Vögel bis zur Hüh
gelber Farbe ist. nergröße und Eier. Sie mögen aber auch
Süßes, und so ist ihr Kot (Losung) im
Auch ihr Nahrungsspektrum ist ann ä Sommer und Herbst oft blau gefärbt und
hernd dasselbe. Beide erbeuten haupt man findet zuweilen Kirschkerne in ihm.
Obwohl er sehr gut klettern kann, hält sich der Steinmarder vorwiegend am Boden auf
26
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Hermelin im Winterfell
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D
Der Iltis kommt zwar in nahezu allen
Kärntner Tälern vor, seine Lebensbedin- Steckbrief
gungen verschlechtern sich jedoch lau- Status Jagdbares Wild, abnehmend
fend. Daher ist er mancherorts schon Familie Marder (Mustelidae)
Unterfamilie Stinkmarder
recht selten geworden. Gewicht bis 1,5 kg
Nahrung Amphibien, Kleinnager, Aas,
Iltisse lieben feuchte, naturnahe Lebens- Eier, Wirbellose
räume wie Moore, unverbaute Bachufer Paarungszeit März bis Juli
mit Hecken und Schilf, wo sie eifrig auf Tragzeit 41 bis 42 Tage
Ratten, Mäuse und Frösche Jagd machen. Junge 3 bis 7;
Früher fand man den Iltis im Winterhalb- 30 Tage blind
jahr vor allem in den Ställen und Scheu-
nen, wo er sich nützlich machte und sich er mit dem Sekret seiner Afterdrüsen an
gelegentlich auch der Milch in der Katzen- Steinen oder Baumstämmen absetzt, zeigt
schüssel erinnerte. er Artgenossen seinen Besitzanspruch.
Das Sekret ist beim Iltis ganz besonders
In der Dunkelheit geht er in seinem Jagd übelriechend und stellt auch eine sehr
revier auf Beutefang. Mit Duftmarken, die wirkungsvolle Verteidigungswaffe dar.
Selten ist der dämmerungs- und nachtaktive Iltis bei Tageslicht zu sehen
30
A
Auch der Dachs gehört zu jenen Wildtie-
ren, die keineswegs selten sind, doch we- Steckbrief
gen ihrer weitgehend nächtlichen Le- Status Jagdbares Wild, häufig
bensweise nur selten gesehen werden. Familie Marder (Mustelidae)
Unterfamilie Echte Marder
Selbst die Jäger begegnen ihm wenig. . Gewicht bis 25 kg
Auffällig sind hingegen die großen Erd- Nahrung Kleinnager, Insekten,
baue, die sich Dachse anlegen. Viele sind Weichtiere, Lurche, Eier,
schon hundert Jahre und älter. Immer Beeren, Feldfrüchte
wieder werden neue Gänge angelegt und Paarungszeit Januar bis Oktober
alte ausgeputzt. Tragzeit variabel mit Eiruhe
Junge 2 bis 4;
28 bis 35 Tage blind
Wie die Murmeltiere, so machen sich
auch die Dachse ein warmes Winterlager.
Sie tragen dürres Gras und trockenes Jungen erwachsen, müssen sie sich eine
Laub in die Kessel der Baue. Kessel, das eigene Bleibe suchen.
sind sozusagen die Wohnräume, in denen
die Dachse die Tage verbringen. In ihnen Im Gegensatz zu den Murmeltieren halten
leben sie familienweise. Werden ihre . Dachse aber keinen Winterschlaf, allen-
Der Dachs gräbt umfangreiche Erdbaue, die oft jahrzehntelang von vielen Generationen einer
Dachsfamilie bewohnt werden 31
falls kurze Perioden einer Winterruhe. Die Weibchen der Säugetiere, zu denen
Kreislauf und Stoffwechsel funktionieren auch die Dachse gehören, können in der
dabei normal. Da sie auch im Winter un- Regel, solange sie Junge säugen, nicht be-
terwegs sind, tragen sie immer wieder gattet werden. Erst wenn die Jungen von
Nässe in ihre Lager ein. Deshalb wechseln der Milch unabhängig sind, reifen im Kör-
sie meist im Spätwinter das „Bettzeug“. per der Mutter wieder Eier heran. Doch
Das heißt, sie tragen neues Polstermateri- der Dachs macht auch hier eine Ausnah-
al ein. Oft holen sie sich hierzu Heu von me. Die Weibchen (Fähen) sind nämlich
den Wildfütterungen der Jäger. bereits wenige Tage nach der Geburt ih-
rer Jungen neuerlich paarungsbereit. Das
Nicht nur die behäbigen Dachsbaue fal- würde eigentlich eine fast zwölfmonatige
len dem Wanderer auf. Dachse sind auch Schwangerschaft bedeuten. Damit wäre
überaus reinliche Tiere, die ihren Kot die Dächsin nahezu lebenslänglich träch-
nicht irgendwo absetzen. Vielmehr ha- tig. Diesem Zustand entgeht sie mit einer
ben sie in der Nähe ihrer Baue, aber auch genialen Strategie. Sie lässt ihre Eier auf
verteilt in ihren Streifgebieten Löcher . Vorrat befruchten, legt sie in ihrem Kör-
(so genannte Dachsgruben), in die sie . per sozusagen auf die Seite und implan-
ihren Kot absetzen. tiert sie erst im Winter in die Gebärmut-
ter. Die eigentliche Tragzeit dauert dann
Einerseits sind es gesellige Tiere mit viel nur noch wenige Wochen.
Familiensinn. Andererseits verteidigt je-
der Clan erbittert sein Revier. Dabei
kommt es an den Grenzen oft zu erbitter-
ten und vor allem lautstarken Prügel- .
szenen im nächtlichen Wald.
F
Früher war der Fischotter an jedem noch
Steckbrief
so kleinen Bach zu finden. Heute gehört
Status Jagdbares Wild, sehr selten
er in Kärnten zu den ganz großen Selten-
Familie Marder (Mustelidae)
heiten. Es gibt aber Anzeichen dafür, dass Unterfamilie Echte Marder
es langsam wieder aufwärts geht mit ihm. Gewicht bis 15 kg
Nahrung Fische, Krebse, Muscheln,
Zwar frisst er keineswegs nur Fische, wie Bisame
sein Name vermuten lässt, sondern eben- Paarungszeit ganzjährig
so Mäuse, Ratten und vor allem Bisame. Tragzeit 59 bis 65 Tage
Aber die Fischer haben ihn als Konkur- Junge 2 bis 3;
15 bis 35 Tage blind
renten durch Jahrhunderte unbarmherzig
verfolgt, und die Jäger stellten ihm seines
wertvollen Felles (Balg) wegen nach. Zwar verbringt der Otter die meiste seiner
aktiven Zeit im Wasser, er legt aber gele-
Aus bis zu 100 Millionen Haaren besteht gentlich auch weite Strecken auf dem
ein einziger Otterbalg, bis zu 50.000 . Land zurück und überquert dabei sogar
Haare pro Quadratzentimeter! Dadurch, hohe Alpenpässe. Dass es heute wieder
dass seine Umgebungstemperatur im Was Hoffnung für ihn gibt, hängt mit der .
ser jahreszeitlich nur wenig schwankt, durch den Bau von Kläranlagen gestiege-
sind Sommer- und Winterbalg von nahezu nen Wasserqualität zusammen. Diese
gleicher Qualität und so dicht, dass kein kommt zunächst den Fischen und damit
Wasser auf die Haut vordringen kann. auch ihm zugute.
A
Auch die Wildkatze, die fast ausschließ-
lich von Kleinnagern lebt, wird in Kärn- Steckbrief
ten vereinzelt nachgewiesen. Flächen- Status Jagdbares Wild, sehr selten
deckend besiedelt hat sie unser Land nie. Familie Katzen (Felidae)
Gewicht bis 8 kg
Vor allem das schroffe Oberkärnten bietet Nahrung Nager, Kleinsäuger, Vögel,
einer so Wärme liebenden Art nur wenige Kerbtiere, Lurche
geeignete Lebensräume. Paarungszeit Februar/März
Tragzeit ca. 60 Tage
Die Wildkatzen erleiden in schneerei- Junge 3 bis 5;
chen und vor allem in kalten Wintern im- 10 bis 12 Tage blind
mer wieder hohe Verluste. Heimisch ist
sie in Slowenien und vor allem im südli- re Unterscheidung von reiner Wildkatze,
chen Friaul, von wo Zuwanderer nach Blendling und wildfarbener Hauskatze .
Kärnten kommen. ist nicht einfach und überfordert selbst
manchen Jäger.
Gelegentlich kommt es zu Kreuzungen
zwischen Wild- und Hauskatze. Die siche-
Typisch für die Wildkatze ist der schwarz geringelte, stumpfe Schwanz
34
D
Der Luchs kommt in Kärnten äußerst sel-
ten vor, obwohl in den 70er-Jahren auf Steckbrief
der Turrach Luchse ausgesetzt wurden Status Jagdbares Wild, sehr selten
und wohl auch immer wieder welche aus Familie Katzen (Felidae)
Gewicht bis 30 kg
Slowenien zuwandern. Dabei bieten die Nahrung Säuger bis Hirschkalb, Vögel,
hohen Schalenwildbestände dieser Katze gelegentlich Aas
heute weit bessere Lebensbedingungen Paarungszeit Februar/März
als in früheren Jahrhunderten. Tragzeit 70 bis 75 Tage
Junge 2 bis 4;
Ob der Luchs irgendwann wieder wirklich 14 bis 17 Tage blind
in Kärnten heimisch wird, hängt von .
der Toleranz der Jäger ab! Noch gilt er einen Luchsbeauftragten, der sich um alle
vielen Jägern als Konkurrent und als Be- Hinweise und Beobachtungen kümmert,
drohung für das Rehwild. Tatsächlich gibt es auch.
aber haben sich die Rehwildab-
schüsse in unserem Nachbar-
land Slowenien mehr als ver-
doppelt seit 1972 der Luchs
wieder eingebürgert wurde.
Auch in anderen europäischen
Ländern, etwa in Skandinavi-
en, in der Schweiz oder in eini-
gen osteuropäischen Ländern
erlegen die Jäger heute – trotz
Luchs – viel mehr Schalenwild
als in früheren Jahren.
Das Jagdrevier des Luchses kann – unabhängig vom Beuteangebot – 20 bis 150 Quadrat-
kilometer umfassen (also bis 15.000 Hektar) 35
V
Vor wenigen Jahrzehnten noch kam
Schwarzwild nur sehr selten in Kärnten Steckbrief
vor. Meist waren es einzelne männliche Status Jagdbares Wild, zunehmend
Wildschweine („Pioniere“), die entlang Familie Altweltliche Schweine
Gewicht bis 160 kg
der Drau von Slowenien einwechselten. Nahrung Allesfresser
Inzwischen lebt Schwarzwild ständig in Paarungszeit November/Dezember,
vielen Revieren Unterkärntens, aber . teilweise auch sonst
auch in anderen Landesteilen, etwa im . Tragzeit rund 4,5 Monate
Gailtal. Die Jäger freuen sich und streuen Junge 4 bis 8
kräftig Mais, damit die Schwarzkittel .
bleiben. Die Bauern hingegen sehen die
Wildschweine, wenn diese in den Feldern
ordentliche Schäden verursachen, gar
nicht so gerne. Auch der Naturschutz
zeigt sich eher skeptisch. Ein besonderes
Faible haben Wildschweine nämlich für
die kleinen Zwiebeln der Frühlings-Kro-
kusse. Um an diese zu gelangen, wühlen
sie oft ganze Almwiesen um.
Im Wald sind Wildschweine eher nütz-
lich. Sie fressen eine Menge forstlicher
Schadinsekten und brechen den Oberbo-
den um, womit sie Keimbeete für jene
Waldbaumarten schaffen, die auf vergras
ten Böden nicht keimen können. Ande-
rerseits fressen sie selbst eine Menge
Waldfrüchte wie Eicheln und Bucheckern
und mindern damit das Saatgut.
R
Rotwild ist heute in weiten Teilen Kärn-
Steckbrief
tens verbreitet. Das war nicht immer so.
Noch in der ersten Hälfte des 20. Jahr- Status Jagdbares Wild, häufig
Familie Hirsche (nur Männchen
hunderts gab es nur wenige ganz kleine tragen Geweihe)
Vorkommen. Erst in den Jahren nach Unterfamilie Echthirsche
dem Zweiten Weltkrieg konnte es sich Gewicht bis 200 kg
ausbreiten, nicht immer zur Freude der Nahrung ausschließlich pflanzlich
Waldbesitzer. Diese sahen das Rotwild Paarungszeit September/Oktober
wegen der von ihm verursachten Schä- Tragzeit 8,5 Monate
den nicht immer gerne. Die Jäger freuten Junge 1 (Kalb)
sich und versuchten mit allen Mitteln
diese Wildart in ihren Revieren zu halten
und zu vermehren. Nun gibt es im Land
Kärnten eine so genannte wildökologi-
sche Raumplanung. In ihr sind jene Ge-
biete festgeschrieben, in denen diese .
große Huftierart leben darf und in wel-
chen nicht.
Die Hirsche – also die Männchen – zeich- zapfen. Sie bleiben lebenslänglich erhal-
nen sich durch Geweihe aus, die alljähr- ten und werden nie gewechselt.
lich im Spätwinter abgeworfen und .
anschließend neu gebildet werden. Dabei Spektakulär ist die Brunft des Rotwildes
handelt es sich aber nicht um „Hörner“, im Herbst, während der sich die Hirsche
wie sie der Volksmund
gelegentlich nennt. Ge-
weihe sind nichts ande-
res als freiliegende Kno-
chen. Solche werden
vom Körper regelmäßig
abgestoßen und auch
wieder neu gebildet.
Rinder, Schafe oder Zie-
gen, auch die Gämsen
und Steinböcke haben
keine Geweihe, sondern
Hörner. Diese bestehen
aus verhornter Haut
und sitzen tütenfömig
auf knöchernen Stirn-
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Gewicht
Nahrung
Jagdbares Wild, sehr häufig
Hirsche (nur Männchen
tragen Geweihe)
Unterfamilie Trughirsche
bis 30 kg
ausschließlich pflanzlich
immer noch glauben – die „Frau“ vom Paarungszeit Mitte Juli bis Mitte August
großen Hirsch. Tragzeit 9,5 Monate mit Eiruhe
Junge 1 bis 3 (Kitze)
Rehe bevorzugen als Nahrung Kräuter so-
wie Knospen und junge Triebe der Wald- Jedes erwachsene Reh beansprucht dann
bäume. Letzteres führt dort, wo es zu .einen eigenen Wohnraum. Das gilt beson-
viele von ihnen gibt zu Problemen mit ders für die Böcke, die ihre Reviere regel-
den Waldbesitzern und Förstern. mäßig mit Sekreten aus verschiedenen
Drüsen markieren und herrisch jeden
Wo Rehe in weiten Feldrevieren leben, Artgenossen vertreiben. Nur die Geißen
bilden sie lose kleine Rudel, deren Zu- (erwachsene Weibchen) und ihre Kitze
sammensetzung sich ständig ändert. Im (Junge) werden tolerieren, ohne jedoch
Wald aber werden sie zumindest im . mit diesen eine familiäre Bindung einzu-
Frühjahr und Sommer zu Einzelgängern. gehen.
Abgelegte Rehkitze sind nicht verlassen. Darum Hände weg! Die Mutter ist ganz in der Nähe
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Der Rehbock – das Geweih ist für die Zeit der Brunft das „Statussymbol“
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D
Das Gamswild bewohnt in Kärnten nicht
nur den gesamten alpinen Raum, sondern Steckbrief
auch weite Bereiche der Vorberge; ver- Status Jagdbares Wild, häufig
einzelt begegnet man Gämsen sogar in Familie Hornträger (Männchen und
Weibchen tragen Hörner)
den Tallagen. Immer aber lieben sie die Gewicht bis 40 kg
Nähe von Felsen, in die sie sich bei Ge- Nahrung ausschließlich pflanzlich
fahr zurückziehen. Paarungszeit November/Dezember
Tragzeit 6,5 Monate
Wo nicht gejagt wird, zeigen sich Gams Junge 1 bis 2 (Kitze)
oft erstaunlich vertraut und äsen in un-
mittelbarer Nähe von Touristensteigen die älteren Böcke neigen dazu, den Som-
oder von Berghütten. mer tiefer unten im Wald zu verbringen.
Geißen (Weibchen), Kitze und Jährlinge Die Brunft fällt in den Spätherbst und
schließen sich zu losen Rudeln ohne . Frühwinter, wobei sich die Böcke wilde,
feste Bindung zusammen, während die kräftezehrende Verfolgungsjagden liefern.
Böcke außerhalb der Brunft (Paarungs- Die ungewöhnlich harten Lebensbedin-
zeit) eher einsiedlerisch leben. Gerade gungen im alpinen Raum führen dazu,
Weibliche Gämsen und Jungtiere leben in Rudeln. Erwachsene Böcke leben außerhalb der
Brunft meist als Einzelgänger 41
Im langen Bergwinter muss die spärliche Nahrung erst mühsam unter dem Schnee
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Gewicht
Nahrung
Jagdbares Wild, selten
Hornträger (Männchen und
Weibchen tragen Hörner)
bis 100 kg
ausschließlich pflanzlich
Paarungszeit Dezember/Januar
nen Wildart annahm. 1924 wurde dann Tragzeit 5 bis 6 Monate
im salzburgischen Blühnbachtal die erste Junge 1 (Kitz)
Kolonie auf österreichischem Boden be-
gründet. Es folgten die Bundesländer Steinwild ist ideal an seinen extremen
Steiermark, Tirol und schließlich 1960 Lebensraum angepasst. Obwohl es sich
auch Kärnten. Der derzeitige Bestand auf um schwere und eher plump wirkende
Kärntner Boden wird auf rund 100 Tiere Tiere handelt (Böcke wiegen um 100 kg),
geschätzt und sind sie im steilen, felsigen Gelände un-
beschränkt sich glaublich wendig und trittsicher. Die Hufe
weitgehend auf (Schalen) haben außerordentlich harte
das Gebiet des Ränder, die auch noch auf schmalst en
Nationalparks Steinbändern Halt finden. Die Ballen .
Hohe Tauern. hingegen sind weich und elastisch, wir-
Das Blut des Steinwildes enthält einen Mit dem Steinwild verwandt, aber in
besonders hohen Anteil roter Blutkörper- Kärnten nicht heimisch, ist das aus dem
chen, und die Lunge ist größer als bei . Mittelmeerraum stammende Muffelwild –
vergleichbaren Säugern. So ist auch bei Mufflon (Ovis ammon musimo). Um sei-
extremen Anstrengungen die Sauerstoff- ne Hörner als Jagdtrophäen zu ver- .
versorgung sichergestellt. größern, wurden Muffelschafe in der Ver-
gangenheit immer wieder mit anderen
Die Lebensräume von Stein- und Gams- horntragenden Schafen eingekreuzt. Der
wild überschneiden sich, wobei das Stein Mufflon hat in Kärnten bereits eine weite
wild oft noch über den Gams lebt. Nur im Verbreitung.
Winter zieht es mitunter bis in den
Bereich der Waldgrenze herab.
I
In einer Abhandlung über Säugetiere Kärn- (Placenta mit Fruchtwasser) und so trotz
tens darf der Mensch als einziger von Natur Beibehaltung der sehr ursprünglichen
aus hier vorkommender Primat natürlich „Tümpelentwicklung“ den Schutz vor Aus-
nicht fehlen. Vor allem um auf unsere Ab- trocknung und Feinden perfektioniert.
stammung – ein Ergebnis der Evolution –
hinzuweisen, ein noch immer nicht von je- Der Mensch in seiner heutigen Form hat
dem Kärntner verinnerlichtes Wissen. Vor sich in den offenen, aber reich strukturier-
etwa 250 Jahren bekam der Mensch die la- ten Baumsavannen Ostafrikas entwickelt.
teinische Artbezeichnung Homo sapiens Unser natürlicher Lebensraum ist also offe-
sapiens (Linné, 1758), 1871 umriss Darwin ne Landschaft und keineswegs Wald. Als
die Abstammung des Menschen, viele For- sich unsere Vorfahren in alle Welt aufmach-
schungsergebnisse sind inzwischen dazuge- ten, ließen sie sich nieder wo sie diesen Le-
kommen. Nach neuesten genetischen und bensraum wieder fanden, wie im Orient,
serologischen Erkenntnissen teilen wir mit oder sie gestalteten ihre Umwelt nach die-
unseren nächsten Verwandten und somit sem inneren Vorbild. Rodungen wurden
„Schwesternarten“, dem Schimpansen und nicht nur zur Gewinnung landwirtschaftli-
dem Bonobo, nicht nur mehr als 98 Prozent cher Flächen durchgeführt, oft gab es zu .
unserer Erbinformation, sondern sogar die Beginn kaum qualifizierten Ackerbau, son-
Gattung Homo (Schimpanse – Homo troglo- dern einfach zur Lebensraumgestaltung un-
dytes und Bonobo – Homo paniscus) und seren Vorstellungen gemäß. Wenn man die-
gehören zur Familie der Hominidae (Men- sen Umstand kennt, weiß man auch, warum
schenähnliche), zur Ordnung der Primates jedem Urlauber beim Anblick der Toskana
(Herrentiere), als Bestandteil der Klasse das Herz aufgeht. Hier muss kein Bedarf ge-
Mammalia (Säugetiere). weckt werden, eine solche Kulturlandschaft
deckt die Sehnsucht nach unserem Ur-
Da in der Natur bewährte Mechanismen nie- sprungslebensraum. Im Kleinen macht das
mals grundlegend geändert werden, lassen jeder von uns in seinem Garten mit dem .
sich unsere Wurzeln noch viel weiter zu- Rasenmäher, eine künstliche Gras-Savanne
rückverfolgen. Viele Vorgänge auf Zell- . im Miniformat, wo von Natur aus Hochstau-
ebene oder beim Stoffwechsel sind bei uns denfluren, Gebüsch und Wald wäre.
nahezu ident mit Würmern, Seesternen .
und anderen sogenannten primitiven Tie- Für unser Selbstverständnis ist auch wich-
ren. Selbst seit der Eroberung des Festlan- tig zu verstehen, dass der Mensch ein ganz
des durch erste amphibische Wirbeltiervor- und gar natürlicher Bestandteil des Kärnt-
fahren vor gut 350 Millionen Jahren haben ner Lebensraumes ist. Erste Menschen sind
wir vieles beibehalten. Amphibien legen hier mit Sicherheit vor etwa 600.000 Jah-
noch heute ihre Eier in Gewässer ab, alles ren, eventuell sogar vor eine Million Jahre
was Reptilien daran verbessert haben, war aus dem Südosten zugewandert. Eine Route
den Tümpel wegen der Trockenheit an Land die erst Hunderttausende Jahre später Tie-
selbst zu erzeugen und mit einer festen re wie die Gams oder auch den Bergmolch
Schale zu umgeben (Ei). Die Säugetiere zu uns führte, und niemand käme auf den
schließlich haben dieses Gewässer für ihre Gedanken, diese als nicht heimisch, nicht
Embryonen gleich in sich selber verpackt natürlich zu bezeichnen. Nicht nur das, wir
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Verwendete/WEITERFÜHRENDE LITERATUR
Hespeler, B. (1988):
Rehwild heute. BLV Verlag, München.
Hespeler, B. (2004):
Fuchs und Marder. BLV Verlag, München.
Hespeler, B. (2004):
Schwarzwild heute. BLV Verlag, München.
Hespeler, B. (1995):
Raubwild heute. BLV Verlag, München.
Hofmann, H. (1988):
Naturführer Säugetiere. Gräfe und Unzer GmbH,
München.
Hofmann, H. (1992):
Der Igel. Gräfe und Unzer GmbH, München.
Schober, W. & Grimmberger, E. (1998):
Die Fledermäuse Europas. Franckh-Kosmos Verlag,
Stuttgart.
Spitzenberger, F. (2001):
Die Säugetierfauna Österreichs. Band 13.
Grüne Reihe des Bundesministeriums für Land- und
Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Wien.
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