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Vielfalt schafft

gutes Klima!
Was die Naturparke
für das Klima tun

Österreichische
Naturparke
Biodiversität und Klimawandel
in den Naturparken Österreichs

Johann Thauerböck
Präsident des Verbandes der Naturparke Österreichs

Unsere 48 Naturparke sind ein nach Norden ziehen oder in höhere


Gemischter Satz der schönsten Land- Gefilde vordringen. Daher müssen
schaften Österreichs. Vom Neusiedler diese beiden Krisen in ihrer Wechsel-
See bis in die Nagelfluhkette im Ländle wirkung zueinander betrachtet und
prägen sie das vielfältige Landschafts- gemeinsam bewältigt werden. Das
bild. Kunterbunte Blumenwiesen und birgt auch einige Chancen – und die
urige Wälder gehören genauso dazu, wollen unsere Naturparke nutzen!
wie etwa Streuobstwiesen, Moore und
Almen. Darin kreucht und fleucht eine Die große Stärke der Naturparke ist,
faszinierende Vielfalt. Rund 45.000 dass unsere österreichweit rund
Tier- und 3.000 Pflanzenarten gibt es 200 Mitarbeiter*innen nicht alleine
hierzulande – noch. Denn diese biolo- im Kammerl, sondern mit unterschied-
gische Vielfalt gerät zunehmend unter lichen regionalen Akteur*innen
Druck, auch wegen des Klimawandels. zusammenarbeiten: Landwirtschaft-
liche Betriebe und Naturpark-Guides
Wie Sie in dieser Broschüre erfahren, engagieren sich hier genauso für unsere

© Alvydas – Stock.adobe.com
hängen der Klimawandel und die Bio- „Landschaften voller Leben“ wie
diversität eng miteinander zusammen. Schulen, Kindergärten und unzählige
Denn naturnahe Lebensräume dienen freiwillige Helfer*innen. Mit diesem
als natürliche CO2-Speicher, produzie- kraftvollen Netzwerk stellen sich die
ren Sauerstoff und beeinflussen das Naturparke gemeinsam zwei großen
Mikroklima. Sie spielen sowohl im Herausforderungen unserer Zeit: dem
Klimaschutz als auch in der Klimawan- Verlust der Biodiversität und dem
Impressum delanpassung eine wesentliche Rolle. Klimawandel.
Umgekehrt beeinflusst der Klimawan-
Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich: Konzept und Text: Büro LACON, Technisches
del wiederum die Biodiversität und Wie sie das machen, zeigen wir Ihnen
Verband der Naturparke Österreichs (VNÖ) Büro für Landschaftsplanung – Consulting
Alberstraße 10, 8010 Graz www.lacon.at, Klaus Wanninger, Julian Janisch bringt eingespielte Ökosysteme aus auf den folgenden Seiten.
Tel.: +43 (0) 316/31 88 48-99 ihrem Gleichgewicht. So führt etwa die
Fotos Titel- und Rückseite: Christine Klenovec, Franz Kovacs,
office@naturparke.at, www.naturparke.at Fred Lindmoser/Naturpark Ötscher-Tormäuer, Herfried Marek, Klimaerwärmung zu einer Verlänge-
Grafische Gestaltung: VNÖ
Naturpark Weißbach, Naturpark Zillertaler Alpen (Josef rung der Vegetationsperiode und auch
Wartelsteiner), Ewald Neffe, Pixabay, Alois Pöltl, Sonntag/
Erscheinung: September 2022 Naturpark Nagelfluhkette, Zillertal Tourismus (becknaphoto) dazu, dass bestimmte Arten weiter

2 3
Inhalt

Ein schmelzender Beweis


Warum der Klimawandel eine Tatsache ist ............................................................ 6

Ich bin dann mal weg


Wie sich der Klimawandel auf die Biodiversität auswirkt .................................... 8

Von Natur aus gut für’s Klima


Wie sich die Biodiversität auf den Klimawandel auswirkt .................................. 10

Eine Krise mit vielen Gesichtern


Wie der Klimawandel in den Naturparken ankommt ......................................... 12

Früher war alles später


Wie man den Klimawandel vor der Haustüre messen kann ............................... 14

Je vielfältiger, desto klimafitter


Welchen Plan die Naturparke für ein gutes Klima haben .................................. 16

Maßnahmen, die sitzen


Welche Klimamaßnahmen die Naturparke umsetzen ........................................ 18

Regionale Vielfalt ist Klimaschutz, der schmeckt


Was Klimamaßnahmen mit Genuss zu tun haben ............................................... 20

© Herfried Marek, Ewald Neffe


Viele mit viel Tatkraft
Wie die Naturparke im Klimanetzwerk zusammenarbeiten .............................. 22

Ich werde einmal Klima- oder Vielfaltsminister


Wie die Kleinen der Naturparke ganz groß werden ............................................ 24
Die Naturparke Österreichs beherbergen eine faszinierende
biologische Vielfalt. Sie setzen sich für deren Schutz und Erhalt Kurze Wege für gutes Klima
und damit für unsere Lebensgrundlage ein.
Was Sie für ein lebenswertes Klima tun können ................................................. 26

Landschaften voller
Leben
Schützen durch Nützen – unsere 48 Naturparke
Was Naturparke sind und wofür sie sich einsetzen............................................. 28
Übersichtskarte....................................................................................................... 30

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Warum der Klimawandel
eine Tatsache ist
Dass es den Klimawandel wirklich gibt, ist mittlerweile wissenschaftlich
genauso unumstritten, wie die Tatsache, dass die Erde rund ist. Zudem
bestätigen mehr als 97 Prozent aller wissenschaftlichen Arbeiten zweifelsfrei,
dass der Klimawandel menschgemacht ist. Wer selbst nachweisen möchte,
wie sich das Klima in den Naturpark-Regionen verändert, kann dies mittels
eigener Messungen, Wanderungen oder Beobachtungen tun.

Die Zentralanstalt für Meteorologie Was die Temperaturerhöhung mit


und Geodynamik (ZAMG) liefert nicht Schnee und Eis macht, können Sie bei
nur die Wetterdaten für die Zeit im einer kleinen Bergtour zu unseren
Bild, sondern ist auch der älteste eigen- letzten Gletschern wie dem Wasserfall-
ständige Wetterdienst der Welt. Seit ferner im Naturpark Ötztal erwandern.
170 Jahren werden durch die ZAMG Dabei wird für jedes Kind augen-
Tag für Tag Temperaturmessungen scheinlich, dass die Eispanzer immer
in Österreich durchgeführt. Sieht man weniger werden und sich die Gletscher-
sich diese Daten an, erkennt man zungen immer weiter zurückziehen.
unzweifelhaft, dass die Durchschnitts- Aufgrund ihrer Trägheit reagieren
temperatur um rund 1,8° Celsius ange- Gletscher nur auf langfristige Klima-
stiegen ist und zwei Drittel dieser veränderungen und sind dadurch ein
Erwärmung innerhalb der letzten gutes, natürliches Beweismittel für den
50 Jahre stattgefunden haben. Seit der Klimawandel.
Jahrtausendwende jagt ein Hitzerekord

© Archiv Naturpark Ötztal – Jakob Abermann


den anderen und hat uns mit dem Jahr Doch auch beim Niederschlag in
2018 das wärmste Jahr seit Beginn flüssiger Form hat der Klimawandel
der Aufzeichnungen eingebracht. seine Finger im Spiel. In Zukunft
müssen wir mit der Tatsache zurande
Wenn Sie wollen, können Sie auch kommen, dass Starkregenereignisse
einfach selbst auf Rekordjagd gehen, zwar nicht häufiger, aber dafür inten-
indem Sie die Tagestemperaturen in siver ausfallen werden. Auch das kann
ihrer Region regelmäßig über mehrere man durch einfache Niederschlags-
Obwohl er auf einer Höhe zwischen 3.000 und 3.400 Metern Jahre mitschreiben und sich damit messung vor der Haustüre bestätigen.
liegt, hat sich der Wasserfallferner im Naturpark Ötztal die Beweise für den Klimawandel
in den letzten Jahren stark zurückgezogen. selbst vorlegen.

Ein schmelzender
Beweis
6 7
Wie sich der Klimawandel
auf die Biodiversität auswirkt
Zum Glück verbringen viele Menschen ihre Wochenenden oder Urlaube
immer öfter in unseren wunderschönen Naturparken, statt dem Klima
mit endlosen Fernreisen zuzusetzen. Genauso wie wir Menschen auf
den Klimawandel reagieren, tun das auch viele Pflanzen und Tiere.
Sie verändern ihre Bewegungsmuster und Lebensgewohnheiten.

Durch die Verlängerung der Vegetations- Dass sie ein attraktives Beispiel für die
zeit, Temperaturerhöhungen, Trocken- Verschiebung von tierischen und pflanz-
perioden und Starkniederschläge geraten lichen Verbreitungsgrenzen von Süden
einige uralte Beziehungen zwischen nach Norden ist, gilt bei Biolog*innen
Tieren, Pflanzen und ihrer Umwelt in mittlerweile so sicher wie das Amen im
Bewegung. So geraten Waldbäume, wie Gebet. Würde von jetzt an die jährliche
die Fichte, aufgrund der immer häufi- Durchschnittstemperatur um weitere
geren Trockenperioden zunehmend 2° Celsius steigen, würden sich die
unter Klimastress. Dafür sorgt auch der Verbreitungsgrenzen vieler Pflanzen
Borkenkäfer, der durch die steigende und Tiere noch einmal um 500 Kilo-
Temperatur und die Verlängerung der meter nach Norden verschieben.
Vegetationsperiode mehr Generationen
im Jahr ausbilden kann und damit mehr Bewegung kommt aber auch von unten
Fichten schädigt als früher. Dabei nach oben ins Spiel. Durch steigende
gewinnt der Käfer und verliert die Fichte. Temperaturen verschieben sich die
Mehr Generationen bildet auch der Höhenstufen der Vegetation und der
Tagfalter Kleiner Fuchs, dessen Raupen Tierwelt sukzessive nach oben. Als
Sie sicher von Ihren Brennnesseln Faustzahl sind das rund 100 Meter

© Gerard Vaglio – Stock.adobe.com


im Garten kennen. Je wärmer desto Seehöhe pro 0,5° Celsius. Für Pflanzen
nachwüchsiger, könnte man sagen. und Tiere wie das Schneehuhn, die
oberhalb der Baumgrenze leben, ist
Wer südländische Insekten mag, braucht aber irgendwann einmal Schluss.
eigentlich nur Geduld, anstatt zu ver- Für das Schneehuhn noch kein Drama,
reisen. Der Klimawandel sorgt nämlich es kann der Klimaerwärmung davon-
Als Folge der Klimaerwärmung wandern einige Tier- und dafür, dass die Tiere zu uns kommen. fliegen und sein Gesamtbestand ist
Pflanzenarten in den Norden und in höhere Lagen. Dadurch wird So ist etwa die ursprünglich aus Afrika noch gesichert. Das kann man von
auch das Schneehuhn in manchen Regionen verschwinden. stammende, wärmeliebende Gottesan- seltenen Pflanzen, wie dem Nordost-
beterin speziell im pannonischen Raum alpen-Leuenzahn, die nur an ganz
Ich bin
dann mal weg!
längst keine Seltenheit mehr. Langsam wenigen Standorten überlebt haben,
aber sicher, tastet sie sich dabei auch in leider nicht behaupten. Für sie sind
höhere Lagen vor und zählt somit defini- wir Menschen und unsere Klimamaß-
tiv zu den Gewinnern des Klimawandels. nahmen überlebenswichtig.

8 9
Ausgedeutscht Wie sich die Biodiversität
Biodiversität
„Biodiversität“ meint die Vielfalt
auf den Klimawandel auswirkt
aller Lebewesen, ihre Beziehungen
zueinander und zu ihren Lebens-
räumen. Andere Begriffe sind „Viel bringt viel“ stimmt beim sportlichen Training oft, aber nicht immer.
„biologische Vielfalt“ oder auch Dass eine größere Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten, Lebensräumen und
„Vielfalt des Lebens“. Kulturlandschaftselementen eindeutig die Chancen erhöht, mit Auswirkun-
gen des Klimawandels besser zurecht zu kommen, stimmt dagegen immer.

Intensive Landnutzung zählt zu den Positive Spitzenreiter beim Klima-


treibenden Faktoren des Klimawandels. schutz sind natürlich auch unsere
Je einförmiger und intensiver genutzt Moore. Das durchschnittliche Moor
wird, desto größer ist die Gefahr klima- in Österreich speichert in den oberen
schädlicher Wirkungen, so die Grund- 50 Zentimetern des Bodens rund
formel. Was vielfältige Kulturlandschaf- 150 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar.
ten und biodiverstitätsfördernde Land- Umgerechnet auf den Naturpark
bewirtschaftung bewirken können, Heidenreichsteiner Moor bedeutet das
zeigen wieder einmal die Naturparke. bei seinen ca. 30 Hektar intakten
Moorflächen eine Kohlenstoffspeiche-
Aktuelle Untersuchungen zu Positiv- rung von rund 4.500 Tonnen. Weltweit
wirkungen von Biodiversität auf das gesehen speichern Moore sogar mehr
Klima zeigen, dass mehr Vielfalt Kohlenstoff pro Hektar als jedes andere
im Grünland nicht nur die Bildung Ökosystem und sogar Regenwälder
pflanzlicher Biomasse erhöht, sondern müssen sich dabei hinten anstellen.
auch die Aktivität und genetische
Vielfalt von Bodenmikroorganismen Da es beim Klima, neben der CO2-Bin-
fördert. Diese wandeln den Kohlenstoff dung, aber auch um die Minderung
aus Pflanzen vermehrt in organische von Folgewirkungen wie Starkregener-
Bodensubstanz um. Kohlenstoff wird so eignissen geht, drängen sich vielfältige
länger im Boden gebunden und nach- Wälder wieder in die erste Reihe.
haltig der Atmosphäre entzogen, wo er Durch die dichte Durchwurzelung des
© Horst Dolak

ansonsten als Bestandteil von Treib- Bodens entsteht ein gigantisches


hausgasen klimaschädlich wirkt. Ein Hohlraumsystem zur Wasserspeiche-
schöner Nachweis für die Wichtigkeit rung, und das dichte Blätterdach
Unter allen Ökosystemen sind Moore die Spitzenreiter bei der artenreicher, bunter Wiesen und Weiden schirmt den Boden vor Schlagregen ab.
Kohlenstoffspeicherung. Der Schutz von Mooren ist also auch der Naturparke für ein gutes Klima.
eine wesentliche Maßnahme für den Klimaschutz. Apropos schirmen. Je mehr Biodiversität
wir in unseren Kulturlandschaften haben
Von Natur aus
gut fürs Klima
und haben werden, desto stärker wird
unser Schutzschirm gegen die Auswir-
kungen des Klimawandels sein. Darauf
kann man sich auf jeden Fall verlassen.

10 11
Wie der Klimawandel
in den Naturparken ankommt
Zwischen dem östlichsten Naturpark Neusiedler See – Leithagebirge und
dem westlichsten Naturpark Nagelfluhkette liegen über 500 Kilometer
Luftlinie und über 1.500 Höhenmeter. Gerade weil unsere Regionen so
unterschiedlich sind und die Auswirkungen des Klimawandels regional
anders ankommen, können wir heilfroh sein, dass es die Naturparke gibt.

Während etwa der Rückgang an Tagen Wie auch immer der Klimawandel bei
mit Schneebedeckung für unsere höher den Menschen in den Naturparken
gelegenen Regionen auch touristisch ankommt, steht jedenfalls außer Zweifel,
Probleme macht, haben Mensch und dass wir uns glücklich schätzen können,
Natur in den Niederungen des Ostens dass der Klimawandel menschgemacht
mit den immer häufiger auftretenden ist. Das mag auf den ersten Blick
Trockenphasen zu kämpfen. Weil in unlogisch klingen, aber nur genau
jeder Region die Auswirkungen des deshalb haben wir auch die Möglich-
Klimawandels anders sichtbar und keit, mit einer Veränderung unserer
spürbar sind, müssen für die Lösungen Handlungen alles wieder zum Besseren
zur Anpassung die jeweils speziellen zu wenden. Diese Chance hätten wir
Bedürfnisse und regionalen Herausfor- nicht, wenn der aktuelle Klimawandel
derungen im Vordergrund stehen. Was rein natürliche Ursachen hätte, dann
für alle Regionen wieder gleich ist, ist, müssten wir uns nämlich wirklich große
dass die besten Lösungen dann zustande Sorgen machen und hätten genau Null
kommen, wenn alle Betroffenen gemein- Chance, das Klima wieder lebenswert
sam daran arbeiten. zu machen.

© Lunghammer –Stock.adobe.com
Zum Glück haben wir dazu die Wie die Klimaerwärmung in den
48 Naturparke Österreichs, die seit Naturpark-Regionen tatsächlich
über 25 Jahren gemeinsam an einem ankommt, kann man übrigens wunder-
Strang ziehen. Die Naturparke ver- bar einfach vor der Haustüre messen.
fügen über ein geniales Netzwerk, in Wie das geht, können Sie nachlesen,
dem alle Landschaftstypen, Probleme wenn Sie einmal umblättern!
Der Neusiedler See hat mit den zunehmend häufiger auftretenden und Chancen unseres schönen Öster-
Trockenphasen zu kämpfen. 2022 erreichte er den tiefsten mittleren reichs zu finden sind. Und mit dem
Wasserstand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1965. Doppelfokus der Naturparke auf biolo-
gische Vielfalt und Klima, haben wir
Eine Krise
mit vielen Gesichtern
ihre Tatkraft genau dort, wo wir sie
brauchen, um die Herausforderungen
der Zukunft dieser beiden Megathe-
men zu bewältigen.

12 13
Wie man den Klimawandel
vor der Haustüre messen kann
Um zu erfahren, wie sich das Klima vor der eigenen Haustüre verändert,
muss man keine teuren Messgeräte kaufen. Wie wunderbar einfach das mit
Hilfe von heimischen Tieren und Pflanzen funktioniert, die weder Strom
fressen noch Sondermüll produzieren, zeigen die Naturparke mit ihren
Naturkalender-Initiativen. Dabei leisten Kinder und Erwachsene wertvolle
Pionierarbeit für die weltweite Klima- und Naturforschung.

Mit doppelt so hoher Geschwindigkeit Durch das Engagement vieler Natur-


wie im weltweiten Durchschnitt ist die parke ist es gelungen, über 100 leben-
Jahresmitteltemperatur im Alpenraum dige Klimamessstationen an Natur-
während der letzten 100 Jahre um park-Schulen, Gärten und Bauernhöfen
etwa 1,8° Celsius angestiegen. Auf die zu verwurzeln. Sie bestehen aus Hecken
steigenden Temperaturen reagieren mit immer zehn gleichen, heimischen
auch unsere Tiere und Pflanzen, indem Gehölzarten. Die Beobachtungen der
sie immer früher ausflattern oder zu letzten Jahre an diesen Hecken haben
blühen beginnen. Vor allem Pflanzen gezeigt, dass der Frühling mit der
funktionieren als äußerst empfindliche ersten Blüte um durchschnittlich sieben
Messinstrumente der bodennahen bis zehn Tage früher ins Land zieht als
Atmosphäre und zeigen mit den Zeit- noch vor 30 Jahren und die Wiesen bis
punkten der Blüte oder Fruchtreife zu drei Wochen früher mähreif werden
Jahr für Jahr ganz genau an, wie Tem- als zu Großmutters Zeiten. Die hätte sich
peraturverlauf, Sonnenscheindauer wahrscheinlich nie im Leben gedacht,
und Niederschlag am Pflanzenstandort dass die Pionierarbeit der Naturparke
zusammenwirken. einmal Eingang in die weltweite Klima-
und Naturforschung findet. Aber genau
© Westend61 / Hans Huber Und genau das messen viele Naturpark- das passiert gerade in diesem Moment,
Bewohner*innen regelmäßig, indem indem internationale Forscher*innen
sie Zeitpunkte wie den Blühbeginn Beobachtungsdaten für Klimamodellie-
des Schwarzen Hollers oder die erste rungen verwenden und dank der Natur-
Sichtung eines Zitronenfalters mit Stift park-Arbeit immer besser verstehen,
Als Anpassung auf die Klimaerwärmung verändert der und Papier oder mithilfe der Naturka- wie sich der Klimawandel auf unsere
Schwarze Holunder seinen Lebenszyklus und blüht immer früher. lender-App aufschreiben und die Jahre biologische Vielfalt auswirkt.
miteinander vergleichen. Wenn man
das regelmäßig macht, hat man einen Tipp
Früher war alles
später
genialen Naturkalender zur Hand und
Mit der kostenlosen Naturkalender-
versteht besser und besser, wie der
App kann man in Nullkommanix
Klimawandel bei Tieren und Pflanzen
Beobachtungen festhalten, Fotos
ankommt.
teilen und der Forschung helfen.
Mehr auf www.naturkalender.at.
14 15
Welchen Plan die Naturparke
für ein gutes Klima haben
Gut gedacht ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für gut gemacht.
Je besser und schlüssiger ein Plan und eine Strategie ausgearbeitet sind,
desto besser wird auch das Ergebnis aussehen. Das gilt beim Hausbauen
genauso, wie für den Schutz der biologischen Vielfalt und des Klimas
in Österreichs Naturpark-Regionen.

Gut vorzudenken und zu strukturieren, eine Vorbildrolle ein. Natürlich sind


welche Ziele man erreichen will, welche auch der Tourismus und die Mobilität
Hürden es dabei gibt und wie die wichtige Hebel für ein lebenswertes
Vorgangsweise Schritt für Schritt am Klima. Und die Land- und Forstwirt-
besten aufgesetzt werden kann, ist schaft sowieso. Die Naturparke haben
für den Erfolg eines Vorhabens Gold also einiges vor. Und das werden sie so
wert. Der Begriff für so einen genauen machen, wie sie es immer tun: nach-
Plan ist „die Strategie“. Und genau haltig und gemeinsam.
eine solche „Klimastrategie der Natur-
parke Österreichs “ hat der VNÖ Denn die „Klimastrategie der Natur-
gemeinsam mit den engagierten parke Österreichs“ macht sich das
Köpfen der Naturparke ausgearbeitet. große Naturpark-Netzwerk und dessen
breite Verankerung in den Regionen
Darin findet sich, was die Naturparke zu Nutze. In Naturparken engagieren
in den kommenden Jahren vorhaben. sich nämlich nicht nur Biolog*innen
Dabei ist ein zentraler Ansatzpunkt der und Bürgermeister*innen, sondern
Schutz der Biodiversität, denn: Vielfäl- auch viele andere packen tatkräftig
tige Landschaften, wie wir sie von mit an, um unsere Landschaften voller
unseren Naturparken kennen, sind Leben zu erhalten. Dabei werden
weniger anfällig für die Folgen von Kooperationen über Themen, Personen
Extremwetterereignissen und verbes- und Ländergrenzen hinweg großge-
© Franz Kovacs

sern die CO2-Bilanz. Langfristig sind schrieben und Lösungen gesucht, die
diese ebenso besser gewappnet, da dem komplexen Zusammenspiel von
eine große biologische Vielfalt eine Menschen, Tieren, Pflanzen und Klima
Landschaften mit vielfältigen Strukturen und einer erhöhte Resilienz schafft, was mehr gerecht werden.
hohen Biodiversität sind weniger anfällig für die Folgen Widerstandsfähigkeit gegenüber Klima-
Ausgedeutscht

Je vielfältiger,
von Extremwetterereignissen und verbessern die CO2-Bilanz. veränderungen bedeutet. Man könnte
auch sagen: Maßnahmen, die der Bio-
diversität nützen, schaffen auch gutes
Resilienz
Klima. Mit dieser Verknüpfung neh- Mit Resilienz ist die Fähigkeit von
men die Naturparke nicht nur ihre z. B. Ökosystemen gemeint, trotz
desto klimafitter Verantwortung wahr, sondern auch äußerer Einwirkungen weiter zu
bestehen und wichtige Funktionen
aufrechtzuerhalten.
16 17
Ausgedeutscht Welche Klimamaßnahmen
Klimamaßnahmen
Klimamaßnahmen haben unterschiedliche Zielsetzungen: Geht es darum
die Naturparke umsetzen
den Klimawandel zu verlangsamen (Verringerung von Treibhausgasen), spricht
man von „Klimaschutz“. Reagiert man jedoch auf die Folgen der klimatischen
Veränderungen (Begrünung, Bewässerung usw.) handelt es sich um Dass Klima und Biodiversität eng miteinander verknüpft sind, hat auch
„Klimawandelanpassung“. einen Vorteil. Maßnahmen, die für ein gutes Klima sorgen, fördern in der
Regel auch unsere heimische biologische Vielfalt. Die Menschen, die in
den Naturparken leben zeigen, wie man das richtig gut macht.

Moore sind die effizientesten Kohlen- heit. Dort entstehen zum Teil gravie-
stoffspeicher der Erde. Obwohl sie nur rende Schäden am Naturraum. Um
drei Prozent der globalen Landfläche dem entgegenzuwirken, betreibt der
einnehmen, speichern sie ein Drittel Naturpark aktive Klimawandelanpas-
des terrestrischen Kohlenstoffs. Noch sung durch Besucher*innenlenkung.
dazu bieten sie überaus wichtigen Beschilderungen und gezielte Öffent-
Lebensraum für unzählige Tier- und lichkeitsarbeit helfen dabei, den
Pflanzenarten. Wer sich um sie Ansturm zu bewältigen und die Bedürf-
kümmert, tut doppelt Gutes. Deshalb nisse von Natur und Besucher*innen
wird MOORSCHUTZ, wie im Natur- unter einen Hut zu bringen.
park Heidenreichsteiner Moor, richtig
großgeschrieben. Durch gezielte Etwas weiter östlich, genauer gesagt
Pflegeeinsätze vom „Team Moor“ im Naturpark Kaunergrat, gibt die
werden die Hochmoore durch Maßnah- Dauerausstellung „Mit aller Kraft.
men wie Entbuschungen gepflegt und Klima, Gletscher, Kaunertal“ Einblicke
dadurch aktiver Klimaschutz betrieben. in die aktuelle Klimaforschung und in
Im Laufe der Jahre hat das „Team Moor“ lokale Initiativen zur Klimawandelan-
zahlreiche engagierte Freiwillige passung. Die umgesetzten Maßnah-
dazugewonnen, die den Naturpark- men zeigen eindrücklich, wie unver-
Aktivitäten zusätzliche Kraft verleihen. zichtbar die Klima-Initiativen der
Österreichischen Naturparke sind.
Sehnsuchtsorte der Natur, wie es die
© Thomas Gretler

Hochmoore in Heidenreichstein oder Bei aller Vielfalt an Klimamaßnahmen


die großartigen Kulturlandschaften im der Naturparke haben sie alle etwas
Bregenzerwald sind, werden für Urlaubs- gemeinsam: Sie schaffen Verständnis
Bewusstseinsbildung ist eine wichtige Maßnahme, und Freizeitaktivitäten immer belieb- für unsere natürlichen Lebensgrund-
um Naturpark-Besucher*innen für den Schutz der Natur ter. Dies wird jedoch zum Problem, lagen und bewirken damit eine Steige-

Maßnahmen,
und die Folgen des Klimawandels zu sensibilisieren. wenn diese Ausflugsziele vom Klima- rung der emotionalen Bindung zu
wandel besonders betroffen sind. Im Pflanzen, Tieren und deren Lebensräu-
Naturpark Nagelfluhkette konzentriert men. Und das ist eine der wichtigsten
sich der Andrang von Wintersportler- Voraussetzungen dafür, dass Klima-
*innen immer stärker auf wenige leicht maßnahmen auch wirklich nachhaltig
die sitzen erreichbare Flächen mit Schneesicher- gesetzt und wirksam werden.

18 19
Was Klimamaßnahmen
mit Genuss zu tun haben
Liebe geht bekannterweise durch den Magen. Wenn’s bei der Liebe klappt,
dann werden wir es durch kleine Umstellungen unseres Verhaltens, wie
dem Genuss von regionalen Köstlichkeiten, auch ein gutes Stückweit
zusammenbringen, gutes Klima für uns alle zu schaffen. Und genau dafür
sind unsere Naturparke auch angetreten.

Spezialitätenläden gibt es mittlerweile Ressource. Mit der Kultivierung und


wie Sand am Meer. Fast alles ist schon dem Schutz solch regionaler Vielfalt
eine Rarität, fast alles ist einzigartig, werden die Naturparke resilienter
alles ganz speziell. Vor dem Hinter- gegen Klimaveränderungen und bleiben
grund des Klimawandels bekommen auch weiterhin Landschaften voller
jedoch nur solche Produkte fünf Sterne, Leben. Dabei steht der bewusste und
die nicht nur gut schmecken, sondern sorgfältige Umgang mit der Natur bei
auch gut für’s Klima sind. Die Öster- den Naturparken immer im Vordergrund.
reichischen Natur­park-Spezialitäten
sind genau solche nachhaltig herge- Auch der Naturpark Mürzer Oberland
stellten Produkte aus den Naturpark- legt Wert auf die Verquickung von
Regionen, die in 172 Betrieben Genuss und Bewusstseinsbildung: Mit
hergestellt werden und an 29 Verkaufs- dem Erlebnisweg „klimawandeln“ gibt
stellen in den Naturparken auf Ihren es hier die großformatige Möglichkeit,
Gaumen und Magen warten – ohne um Themen der Biodiversität und des
die halbe Welt gereist zu sein. Naturschutzes an 14 Erlebnisstationen

© Fred Lindmoser / Naturpark Ötscher-Tormäuer


bei einer Wanderung zu erkunden, zu
Beim Gustieren werden Sie auch auf verstehen und mit dem Klimawandel in
Fruchtnamen wie Ziparte oder Bidling Verbindung zu bringen.
stoßen. Das sind regionale Namen von
Primitivpflaumen, die in der Gegend
des Naturparks Attersee-Traunsee
Info
beheimatet sind und zum Glück noch Die Landschaften in den Natur-
überlebt haben. Im Zuge von Feldfor- parken sind geprägt durch die zum
Wie viele Obstsorten es in Österreich gibt, weiß niemand so genau, schungen der „SOKO Zwetschke“ Teil jahrhundertelange traditionelle
die Schätzungen reichen von 800 bis 2.000. Vor allem bei den Äpfeln im Jahr 2016 wurde die unglaubliche Bewirtschaftung. Nach wie vor

Regionale Vielfalt
gibt es eine grandiose Vielfalt, die von den Naturparken bewahrt wird. Formenvielfalt der Zwetschkenver- erhalten hunderte Landwirt*innen
wandten im Naturpark erkundet. Dabei diese strukturreichen Kulturland-
bedeutet die Vielfalt an Namen wie schaften, die eine große Vielfalt
Zwispitz, Punze und Co nicht nur einen an Tier- und Pflanzenarten
geschmacklichen Nuancenreichtum, beheimaten. Gleichzeitig erzeugen
ist Klimaschutz, der schmeckt sondern auch eine gewaltige genetische sie so köstliche Produkte, die Sie
genießen können. Das ist Land-
schaftsschutz, der schmeckt.
20 21
Wie die Naturparke im Klima-
netzwerk zusammenarbeiten
Der Mensch gilt als die kooperativste Spezies auf unserem Planeten.
Er ist auf jeden Fall in der Lage, im Team zu arbeiten, gerecht zu teilen und
anderen zu helfen. Denn nicht allein sein Egoismus oder seine Aggressivität
haben es ihm ermöglicht, die Erde von Alaska bis zur Antarktis zu bevöl-
kern, sondern vor allem seine Bereitschaft, Netzwerke aufzubauen und im
Team zu arbeiten.

Während es anderen höheren Säuge- sationen und Klimanetzwerken.


tieren schwerfällt, etwas abzugeben, So ist eine konkrete Zusammenarbeit
ist es für den Homo sapiens selbstver- zwischen dem Klimabündnis Öster-
ständlich, zu teilen. Mittlerweile teilen reich ins Leben gerufen worden.
wir nicht nur Futter, Zelt und Wohn- Erklärtes Ziel ist auch, dass die
raum, sondern auch digitale Daten, Zusammenarbeit mit bundesweiten
SMS oder unser bewegtes Leben Initiativen, wie den Klimawandelan-
mittels Videoplattformen. Was wir in passungsregionen (KLAR!) sowie den
jedem Fall auch teilen, sind die Aus- Klima- und Energie-Modellregionen
wirkungen des Klimawandels und den (KEM) intensiviert wird.
Rückgang an biologischer Vielfalt, aber
auch die Chancen, aktuelle Trends umzu- Dabei teilen die Klimaorganisationen
kehren und Änderungen in Gang zu ihre Klimakompetenz mit den
bringen, die vieles wieder gut machen. Naturparken und profitieren von der
geballten Biodiversitätskompetenz
Die Naturparke haben sich dazu hier- der Naturparke. So hilft man sich
zulande schon 1995 mit der Gründung gegenseitig und agiert, wie es unserer
des Verbandes der Naturparke Öster- Spezies ureigen ist – nämlich zutiefst
© Naturpark Zillertaler Alpen reichs (VNÖ) vernetzt. Dank diesem menschlich.
stehen sie in engem Austausch mit
unterschiedlichen Akteuren aus dem
europäischen Naturschutz-Netzwerk Info
und profitieren von den Erfahrungen
Zahlreiche Menschen engagieren sich in den Naturparken für anderer Organisationen, die etwas Im Naturpark-Netzwerk engagieren
den Schutz und die Pflege der charakteristischen Kulturlandschaften anders denken und handeln. sich neben 200 Mitarbeiter*innen,
und damit für den Erhalt einer hohen Biodiversität. ca. 400 Guides, über 240 Schulen
Mit der Erstellung der „Klimastrategie und Kindergärten sowie mehr als
Viele mit
viel Tatkraft
der Naturparke Österreichs“ gehen die 170 landwirtschaftliche Betriebe,
Naturparke bei ihrer Zusammenarbeit die eng mit den Naturparken
einen wichtigen Schritt weiter und zusammenarbeiten.
öffnen neue Türen hin zu Klimaorgani-

22 23
Wie die Kleinen der Naturparke
ganz groß werden
Es ist ein Riesenglück, wenn Ihr Kind in eine Naturpark-Schule oder
einen Naturpark-Kindergarten geht. Da bekommt es die beste, spielerische
Betreuung und Ausbildung dafür, dass es sich später mit dem Klimawandel
auskennt und eine enge Beziehung zu Tieren und Pflanzen aufbaut.

Was für frühere Generationen an Ein weiteres besonderes Aushänge-


Naturbegegnungen selbstverständlich schild ist der jährliche, österreichweite
war, bleibt Kindergarten- und auch Aktionstag, an dem der VNÖ alle
Schulkindern heutzutage oft verwehrt. Naturpark-Schulen und -Kindergärten
Zum Glück haben die Naturparke mit aufruft, gemeinsam ein Zeichen für
der Idee der Naturpark-Schulen und die Biodiversität zu setzen. Im Rahmen
-Kindergärten einen konsequenten des „Internationalen Tages der biolo-
Weg eingeschlagen, um ihren Kleinen gischen Vielfalt“ setzen tausende
in enger Zusammenarbeit von Schulen naturbegeisterte Kinder eindrucksvolle
bzw. Kindergärten, Naturparken und Zeichen und spielen ihre Kreativität
Gemeinden die Möglichkeit für ein zum Erhalt unserer Vielfalt aus.
spielerisches Lernen mit und in der
Natur zu ermöglichen. Das ist heute an Für Gemeinden und die Naturparke
Naturpark-Schulen und -Kindergärten sind die Naturpark-Schulen und
in acht Bundesländern gelebte Praxis. -Kindergärten seit dem Start dieser
Erfolgsgeschichte auch ein hervorra-
Naturpark-Schulen geben dabei gendes Instrument zur Identifikation
sowohl während des Unterrichtes als der Bevölkerung mit dem Naturpark
auch beim Forschen und Experimen- geworden. Und wir sind uns ganz
tieren in der freien Natur Antworten zu sicher, dass aus den Reihen der Kleinen
© Naturpark Weissensee Klima und Biodiversität. Viele Projekte in den Naturparken einmal eine oder
und Freilandexkursionen helfen dabei, ein ganz Große*r wird, die*der die
Bewusstsein für unsere natürlichen Geschicke unseres schönen Landes als
Lebensgrundlagen zu schaffen. Klima- oder Vielfaltsminister*in zum
Wohle von Menschen und Natur in die
An Naturpark-Schulen und -Kindergärten lernen Kinder Weil das Lernen in und mit der Natur Hand nimmt und gerne an die Zeit
und Jugendliche einen verantwortungsvollen und so wertvoll ist, ging man im Burgen- zurückdenkt, in der alles Gute in der

Ich werde einmal


wertschätzenden Umgang mit der Natur. land noch einen Schritt weiter und hat Naturpark-Schule begonnen hat.
die Ausbildungsinitiative „Lernraum
Natur“ ins Leben gerufen. Bei dieser Info
lernen (angehende) Pädagog*innen,
wie sie den Unterricht im Freien In 42 Naturparken gibt es Natur-
Klima- oder Vielfaltsminister gestalten können. park-Schulen und -Kindergärten,
die von weit über 10.000 Kindern
und Jugendlichen besucht werden.
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Was Sie für ein lebenswertes
Klima tun können
Sie müssen Ihren Lebensstil von heute auf morgen sicher nicht komplett
über den Haufen werfen. Wie leicht es gehen kann, für ein gutes Klima
zu sorgen, erfahren Sie bereits bei einem kurzen Ausflug oder Urlaub
im Naturpark ums Eck, ohne dabei einen Handstandüberschlag machen
zu müssen.

Für ein lebenswertes Klima spielt die Hier beginnt die Palette schon bei der
Mobilitätswende eine maßgebliche klimafreundlichen Anreise und geht
Rolle – weg vom Auto hin zu Öffis, Rad über die Parkraumbewirtschaftung bis
oder Fußweg lautet die Devise. Mit zu E-bikes, Mitarbeiter*innentrainings
den Naturparken beginnt die Reise für und Ausbau des Wegenetzes.
ein gutes Klima schon stressfrei bei
der Anfahrt. Sehr viele Orte in den Wenn Sie also – wie wir hoffen – Ihren
48 österreichischen Naturparken sind nächsten Urlaub oder Ausflug in den
mittlerweile mit Bahn, Bus oder Naturparken statt in Drüpsdrü zu
Fahrrad zu erreichen. Im Naturpark machen planen, erleben Sie nicht nur
Riedingtal im Salzburgerland wird ein die schönsten Landschaften Öster-
Tälerbus-Service für alle Naturpark- reichs von ihrer Schokoladenseite,
besucher*innen angeboten, „CO2 sondern können Süßigkeiten und
sparen, Tälerbus fahren“, so lautet die hunderte andere lokal und regional
Devise und das Auto muss im Ein- hergestellte Produkte heimtragen und
gangsbereich des Naturparks abge- genießen. Damit sorgen Sie für kurze
stellt werden! Der Bus bringt Besucher- Transportwege, verringern die CO2-

© Sonja Birkelbach – Stock.adobe.com


*innen hinein in das verkehrsberuhigte Bilanz gewaltig und haben sogar Spaß
Naturpark-Gebiet, zu den Almen und und Genuss dabei.
Startpunkten von beliebten Wander-
routen und wieder zurück. In der Gutes Klima auf kurzem Wege zu
Hauptferienzeit wird der Tälerbus erzeugen, geht aber auch, indem Sie
dann zum einzigen klimaschonenden sich im Naturpark engagieren, Ihre
Verkehrsangebot. Dann haben die wertvollen Fähigkeiten einbringen, mit
Urlaub mit öffentlicher Anreise. Die Naturparke setzen PKWs im Tal Pause und das Klima Ihrer Bürgermeister*in oder den Natur-
zunehmend auf sanfte Mobilität und schaffen Angebote feiert fröhliche Urständ. park-Mitarbeiter*innen ins Gespräch

Kurze Wege
für klimafreundlichen Naturgenuss. kommen und aktiv am Naturpark-
Wie wichtig es in größeren Natur- Leben teilhaben. Dabei werden Sie
parken ist, die Maßnahmen breit zu mehr zurückbekommen, als Sie ein-
denken und auf den Boden zu bringen, bringen. Das können wir Ihnen mit
zeigt die Naturpark-Initiative „Sanfte Brief und Siegel garantieren.
für gutes Klima Mobilität Weissensee“ in Kärnten.

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Was Naturparke sind und
wofür sie sich einsetzen
Das Prädikat „Naturpark“ wird charakteristischen Natur- und Kulturland-
schaften verliehen. Durch teils jahrhundertelange Bewirtschaftung haben
Menschen diese Landschaften geprägt. Nun erhalten sie sie durch schonende
Nutzung und entwickeln sie mit Bedacht weiter. Dadurch werden zugleich
wertvolle Lebensräume für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt bewahrt.

Vom Flachland über Hügellandschaften Erholungssuchende, die dem Schutzge-


bis ins Gebirge: In ganz Österreich biet und Landschaftscharakter entspre-
verteilt gibt es Naturparke, jeder mit chend entwickelt wurden. Von Wan-
seiner ganz besonderen Charakteristik. der-, Rad- und Reitwegen bis hin zu
Das gesetzliche Ziel der Naturparke naturverträglichen Freizeitangeboten
ist der Schutz einer Landschaft in finden Gäste und Bevölkerung Erho-
Verbindung mit deren Nutzung. lung, ob genüsslich oder sportlich.
Um den Naturraum in seiner Vielfalt
und Schönheit zu sichern, steht eine In Naturpark-Regionen gehen Natur
nachhaltige Nutzung daher an oberster und Kultur seit jeher Hand in Hand.
Stelle. Entsprechende Aktivitäten Um deren Zusammenhänge zu

© Christine Klenovec, Hannes Kohlmeier, Franz Kovacs, W. Michenthaler


aller Naturparke werden von den vier vermitteln und erlebbar zu machen,
Säulen: Schutz, Erholung, Bildung und setzen die Naturparke auf Bildung.
Regionalentwicklung getragen. Jeder An Naturpark-Schulen und -Kinder-
dieser vier Bereiche ist Grundlage für gärten kommen schon die Kleinsten
eine Fülle an Projekten. mit der Natur vor ihrer Haustüre in
Berührung. Aber auch interessierte
So setzen sich die Naturparke für den „Große“ können ihren Horizont
Schutz wertvoller Lebensräume bzw. erweitern, zum Beispiel bei Erlebnis-
gefährdeter Tier- und Pflanzenarten führungen und Ausstellungen, auf
ein. Dazu gehören beispielsweise auch Themenwegen und vielem mehr.
Klimamaßnahmen, wie die Erhaltung
und Renaturierung von Mooren, Wichtige Zutat des Erfolgsrezepts
Feuchtgebieten, artenreichen Wiesen, „Naturpark“ ist, dass die Menschen
Auf Basis der vier Säulen: Schutz, Erholung, Bildung und Streuobstbeständen und Wäldern. in den Regionen aktiv einbezogen
Regionalentwicklung erhalten Naturparke in ganz Österreich werden. Akteur*innen aus Natur-

Schützen
wunderschöne Landschaften und ihre biologische Vielfalt. Die Naturparke sind nicht nur Rück- schutz, Landwirtschaft, Tourismus,
zugsorte für Pflanzen und Tiere – auch Gewerbe und Kultur arbeiten hier
für uns Menschen haben sie einiges eng zusammen, um im Sinne der
zu bieten, allem voran: Erholung. In Regionalentwicklung die Wertschöp-
den schönsten Landschaften Öster- fung vor Ort zu erhöhen und so die
durch Nützen reichs gibt es attraktive Angebote für Lebensqualität nachhaltig zu sichern.

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Dobersberg
Heidenreichsteiner Moor
Hochmoor Schrems
Geras
Blockheide Gmünd-Eibenstein Leiser Berge
Kamptal-Schönberg
Nordwald
Jauerling-Wachau
Obst-Hügel-Land Eichenhain
Mühlviertel Purkersdorf-
Sandstein-Wienerwald
Sparbach
Föhrenberge
Die Wüste Mannersdorf
Ybbstal
Bauernland Hohe Wand Neusiedler See –
Buchberg Ötscher-Tormäuer Leithagebirge
Falkenstein

Attersee-Traunsee Rosalia-Kogelberg
NÖ Eisenwurzen Sierningtal –
Flatzer Wand
Steirische Eisenwurzen Mürzer Oberland
Karwendel Landseer Berge
Nagelfluhkette
Tiroler Lech Weißbach Sölktäler
Almenland
Geschriebenstein-
Zillertaler Alpen Irottkö
Riedingtal in Zederhaus Zirbitzkogel-Grebenzen
Pöllauer Tal

Kaunergrat Weinidylle
(Pilztal-Fließ-Kaunertal)
Ötztal
Raab-Örség-Goričko
Südsteiermark
Weissensee

Dobratsch

Unsere
48 Naturparke
30 31
Mehr Infos
zum Klimawandel
in Naturparken

Verband der Naturparke Österreichs


Alberstraße 10, 8010 Graz, Tel.: +43 (0) 316/31 88 48-99
office@naturparke.at, www.naturparke.at

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