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RöFo 100 Jahre Organ der DRG

Weiterbildung, Digitalisie-
rung und Chancengleich-
heit in der Radiologie –
ein Gespräch mit dem DRG-
Präsidenten Professor Dr.
med. Jörg Barkhausen und
Dr. med. Isabel Molwitz,
der Vorsitzenden des

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Forums Junge Radiologie

Während der Corona-Pandemie hat die


Digitalisierung in vielen medizinischen
Fächern einen starken Aufschwung er-
fahren, so auch in der Radiologie. Das
Prof. Dr. med. Jörg Barkhausen Dr. med. Isabel Molwitz
Forum Junge Radiologie der Deutschen
Quelle: UKSH, Campus Lübeck, Klinik Quelle: Universitätsklinikum Hamburg-
Röntgengesellschaft (DRG) arbeitet für Radiologie Eppendorf (UKE)
gerade an der digitalen Plattform
„Raducation“, die der radiologischen
Weiterbildung dient. Damit sollen sich sorgung ist es mir besonders wichtig, dass wichtigsten Aufgaben, die wir in den nächs-
Radiolog*innen beispielsweise gezielt wir es schaffen, die aktuellen Leitlinien ten Jahren schaffen müssen, die Umsetzung
und standardisiert auf ihre Facharzt- auch wirklich in der klinischen Patientenver- dieser Leitlinien in der Patientenversorgung
prüfung vorbereiten können. Welche sorgung zu implementieren. Hier hat es in zu ermöglichen.
Inhalte hat diese Plattform? Welche den vergangenen Jahren relevante Verände-
anderen Weiterbildungsinitiativen in- rungen gegeben und wir müssen jetzt als Wie ist es um die Forschung bestellt?
nerhalb der DRG gibt es? Wo steht die Radiolog*innen dafür sorgen, dass diese
Radiologie bei der akademischen Lehre Veränderungen auch bei den Patient*innen In der Forschung gibt es ganz, ganz große
und wie ist es derzeit um die Chancen- ankommen. Ein wichtiges Beispiel ist die Herausforderungen und ein Dokument,
gleichheit bestellt? Welche zentralen Diagnostik der koronaren Herzerkrankung. das ich außerordentlich schätze, ist das
Ziele verfolgt der DRG-Präsident? Über Vor 10 Jahren waren bei dieser Erkrankung Gutachten des Sachverständigenrates zur
diese und viele weitere Fragen rund die Herzkatheteruntersuchungen das einzi- Begutachtung der Entwicklung im Ge-
um das spannende Fach sprechen wir ge diagnostische Verfahren, das klinisch sundheitswesen, da es wirklich einen Para-
in der dritten Folge des Jubiläumspod- wirklich relevant war und in den Leitlinien digmenwechsel einleitet. Das Gutachten
casts „100 Jahre RöFo & DRG“ mit verankert war. Das hat sich komplett geän- trägt die Überschrift „Digitalisierung für
Herrn Professor Dr. med. Jörg Barkhau- dert und inzwischen sind die radiologischen Gesundheit“ und setzt den Akzent, dass
sen, dem Präsidenten der Deutschen Verfahren CT und MRT die Methoden der wir es schaffen müssen, die vorhandenen
Röntgengesellschaft, und mit Dr. med. ersten Wahl zumindest in den Leitlinien. In Daten auch zur Verbesserung des Gesund-
Isabel Molwitz, der Vorsitzenden des der klinischen Routine ist das aber noch heitssystems zu nutzen. In der Radiologie
Forums Junge Radiologie der DRG. nicht angekommen. Und das ist eine der sind wir seit vielen Jahren digitalisiert. Das
Lesen Sie hier einen Ausschnitt des heißt, wir speichern unsere Bilder und un-
Gesprächs. sere Befunde als digitale Dokumente. Aber
wir sind noch lange nicht digital, weil wir
Herr Professor Barkhausen, Sie sind bis es noch nicht geschafft haben, diese Infor-
2023 Präsident der DRG. Welche zentra- mationen, die vorliegen, auch wirklich di-
len Ziele haben Sie sich in Ihrer Arbeit ge- gital auszuwerten und zu nutzen.
setzt?
Und welche zentralen Ziele verfolgen Sie
Die Ziele, die wir verfolgen, muss man in al- im Bereich der Lehre?
len Bereichen betrachten. Einerseits Kran-
kenversorgung, aber auch Forschung und Beim Thema Lehre möchte ich kurz an-
auch Lehre. Wir sind eine wissenschaftliche merken, dass wir außerordentlich von der
Fachgesellschaft und müssen diese 3 Berei- Corona-Pandemie profitiert haben, weil
che definitiv abdecken. In der Krankenver- wir gezwungen worden sind, neue Wege
zu gehen. Die Radiologie war darauf relativ
gut vorbereitet, da wir schon vorher in der

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deutschen Röntgengesellschaft eine Lehr- Bleiben wir beim medizinischen Nach- hatte. Mit dem Curriculum bietet sich jetzt
und Lernplattform hatten. Mit einer wirk- wuchs: Ein wichtiger Baustein innerhalb für alle ein einheitlicher Überblick über für
lich großen Kraftanstrengung haben wir der DRG, liebe Frau Dr. Molwitz, ist das die Facharztprüfung relevante Inhalte.
es geschafft, innerhalb kürzester Zeit ein Forum Junge Radiologie. Wo sehen Sie
digitales Lehrangebot für die Studierenden als Vorsitzende des Forums in erster Und dabei soll es nicht bleiben. Das Curri-
zu schaffen. Das war ein riesiger Erfolg und Linie dessen Stärke? culum ist für uns letztlich die Grundlage
es ist ein Projekt, das wir jetzt auch konse- unseres größeren Projektes, nämlich der
quent weiter fortentwickeln wollen. Und Die zentralen Aufgaben und Stärken des Entwicklung der digitalen Lehrplattform
ich glaube, wir werden an dieser Stelle nie Forums sehe ich im Netzwerk. Wir sind „Raducation“, die der radiologischen
mehr zurückkehren zu einem reinen prä- seit unserer Gründung im Mai 2018 mitt- Weiterbildung dient. In diesem Projekt,

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senzbasierten Lehrangebot, sondern diese lerweile über 2000 Kolleg*innen im Forum an dem wir aktuell in der TaskForce Wei-
digitalen Techniken werden dauerhaft in- Junge Radiologie. terbildung arbeiten, möchten wir für alle
tegraler Bestandteil der Lehre bleiben. Lernziele des Curriculums passende digita-
Und das ist eine tolle Entwicklung, an der Das beinhaltet Kolleg*innen aus allen le Lehrinhalte zur Verfügung stellen. Denn
wir gerne auch weiterarbeiten wollen. Standorten der Unikliniken und nicht nur wir sind eine Generation, in der die meis-
der Unikliniken, sondern auch der Maximal- ten von uns bereits mit einem Online-Lehr-
Herr Professor Barkhausen, Sie erwähn- versorger ebenso wie Kolleg*innen von klei- programm, einer App, für die Staatsexami-
ten, dass beim Thema akademische Lehre neren Krankenhäusern und auch Praxen. na gelernt haben.
gerade in Zeiten der Corona-Pandemie im Das bedeutet, wir können uns untereinan-
Bereich der Digitalisierung viel passiert der austauschen. Daraus resultiert dann In der sich nun in Programmierung befind-
ist. Werfen wir einen Blick in die Zukunft. auch die Meinungsbildung unter den Assis- lichen digitalen Lehrplattform hinterlegen
Was sind da Projekte, die die DRG in den tent*innen. Also, das Forum ist auch eine In- wir für alle Lernziele bereits bestehende di-
nächsten Jahren angehen möchte? teressensvertretung der jungen Leute. gitale radiologische Lehrinhalte verschie-
denen Schwierigkeitniveaus, also „Fit für
Also wir möchten auf jeden Fall ein Kon- Ein weiterer zentraler Baustein ist das Enga- den Dienst“ für die Kollegen*innen, die
zept weiterentwickeln, was das Beste aus gement für die radiologische Weiterbildung. erstmal nur ihren ersten Nachtdienst über-
beiden Welten vereint. Digitale Angebote stehen möchten, und „Fit für den Fach-
sind bei den Studierenden sehr, sehr will- So haben wir in der TaskForce Weiterbil- arzt“ für die Kollegen*innen, die für die
kommen. Während ich mein Wissen im dung gemeinsam mit Expert*innen aus Facharztprüfung lernen möchten. Es wird
Studium aus Büchern gewonnen habe, ist den Arbeitsgemeinschaften der DRG und auch Möglichkeiten geben sich zu markie-
das, glaube ich, in der aktuellen Generati- den Schwestergesellschaften das Weiter- ren, welche Lernziele man bereits gelernt
on an Studierenden nicht mehr der Weg bildungscurriculum Radiologie entwickelt, hat und was man noch lernen möchte.
der Wissensvermittlung, sondern da spie- ein Zusammenschluss von Lernzielen, mit Damit möchten wir die Prüfungsvorberei-
len ganz klar digitale Medien die entschei- denen wir alle Bereiche der Radiologie ab- tung erleichtern, die Weiterbildung digita-
dende Rolle. Und da müssen wir Angebote decken möchten, die relevant für eine lisieren und so auch die Vorreiterrolle der
schaffen. Das funktioniert auch ganz her- hochqualitative Facharztausbildung sind. Radiologie in Hinsicht auf digitale Lehre
vorragend auf verschiedenen Ebenen. Das Ziel dieses Curriculums ist es zum ei- weiter ausbauen.
Trotzdem brauchen wir die Interaktion nen, die Ausbildungsqualität weiter zu
mit den Studierenden in Seminaren und standardisieren und zum anderen die Aus- Werfen wir nochmal einen Blick auf das
anderen Präsenzveranstaltungen, wobei bildung auch zu strukturieren. Denn dies Thema Weiterbildung von Radiolog*in-
ich inzwischen nicht mehr die klassische war einer der Hauptwünsche der Assis- nen im Beruf. Lieber Herr Professor Bark-
Vorlesung als das zentrale Element sehe. tent*innen in einer Weiterbildungsumfra- hausen, welche Rolle spielt dabei die
Dort wird reine Wissensvermittlung ge, die wir seitens des Forums Junge DRG-eigene Akademie für Fort- und Wei-
betrieben und das kann man inzwischen Radiologie durchgeführt haben. Das Curri- terbildung in der Radiologie?
auch komplett digital abhandeln. Wir culum besteht aus 21 Themenbereichen,
brauchen neue Formate, bei denen wir jeweils strukturiert nach kognitiven theo- Die Akademie ist ein wesentlicher Baustein
mehr in die Interaktion mit den Studie- retischen und praktischen Lernzielen, und auch in dem Konzept, das Frau Molwitz ge-
renden kommen und wo auch der Mehr- bietet damit die Möglichkeit, sich struktu- rade vorgestellt hat, weil wir auch dort In-
wert einer Präsenzteilnahme den Studie- riert auf die Facharztprüfung vorzuberei- halte generieren, die weiterbildungsrele-
renden von vornherein sehr, sehr schnell ten. Sie müssen sich vorstellen, bisher war vant sind und das Konzept der digitalen
klar wird. es so, dass jeder Kollege und jede Kollegin Weiterbildungsplattform „Raducation“ mit
sich vor der Prüfung darüber Gedanken Leben füllen. Darüber hinaus ist die Akade-
gemacht hat „Was muss ich lernen?“, sich mie sicherlich ein tolles Beispiel, wie sich
Prüfungsprotokolle angesehen hat und Online-Weiterbildung entwickeln kann. Wir
sich dann einen eigenen Lernplan erstellt haben angefangen mit kleinen Gruppen.
hat, sodass jeder und jede erneut diesen Inzwischen sind diese Seminare, die regel-
Aufwand für die Prüfungsvorbereitung mäßig angeboten werden, extrem gut be-

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sucht und viele Kolleg*innen sind regelmä-
ßige Abonnenten, weil sie wissen, dass ih-
nen in der Akademie qualitativ extrem
hochwertige Informationen in sehr kompri-

RöFo Podcast
mierter Weise angeboten werden.

Man kann sich einfach drauf verlassen,


wenn man am Dienstagabend die Akade-
mie online einschaltet, dass man erstklas- Jetzt hören!
sige Inhalte präsentiert bekommt – in ei-
www.thieme.de/

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ner Form, die ansprechend ist und auch
absolut praxisrelevant. Also ein perfektes
roefo-podcast
Format, das sowohl für die Weiterbildung
als auch für die Fortbildung der Kolleg*in-
nen in der klinischen Patientenversorgung
genutzt werden kann.

Erfahren Sie mehr im dritten Teil des


Jubiläumspodcasts „100 Jahre RöFo &
DRG – Der Jubiläumspodcast“. Diesen
finden Sie auf
www.thieme.de/roefo-podcast.
Oder scannen Sie einfach den QR-Code

ein.

Das Gespräch führte Friederike Gehlenborg,


Thieme Communications.

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