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Nach dem Ende der Kaiserzeit in der Novemberrevolution 1918 hatte der mit einer Krone geschmückte Reichsadler ausgedient, und
die Köpfe der abgedankten Monarchen auf Münzen und Medaillen wurden nicht mehr gebraucht. Die numismatischen Hinterlassen-
schaften der Kaiserzeit und die der Weimarer Republik bilden ein bei Sammlern beliebtes Gebiet. Wir wollen hier die Vorlagen betrach-
ten, die damals den Graveuren der Münzstempel zur Verfügung standen. Beim Hartgeld der Kaiserzeit kommen nur wenige Stücke
infrage, entschieden bunter wurde es nach der Abschaffung der Monarchie vor nunmehr einhundert Jahren.
Gedenkmünzen zu zwei und fünf Mark wurden im deutschen Berliner Medailleurs Paul Sturm in einer Auflage von nur 30 000
Kaiserreich offiziell erst durch eine Änderung des Münzgesetzes Exemplaren geprägt, zeigt die Vorderseite angelehnt an alte Mans-
vom 1. Juni 1900 zugelassen. 1908 kam das Dreimarkstück hinzu, felder Taler den Heiligen Georg als edlen Ritter des 16. Jahrhun-
im Volksmund Taler genannt. Man sprach von „anderer Prägung“ derts, wie er eine Lanze in den Rachen eines gräulichen Drachen
und meinte von den üblichen Monarchenköpfen abweichende stößt. Dass es sich um ein mansfeldisches Motiv handelt, erkennt
Motive. Bereits 1901 erschien anlässlich der Zweihundertjahrfeier man am Wappen der Grafschaft, das auf der Pferdedecke ange-
des preußischen Königtums eine Sonderprägung zu zwei und fünf bracht ist.
Mark mit einem an preußische Medaillen angelehnten Doppel-
bildnis vom ersten König Friedrich I. und Wilhelm II., dem aktu- Nun Volk steh auf
ellen König von Preußen und deutschem Kaiser. Der am Berliner
Hof hoch angesehene Maler, Grafiker und Heraldiker Emil Döpler Zahlreiche numismatische Zeugnisse berichten von den drama-
hatte dem Kaiser verschiedene Entwürfe vorgelegt, auch solche tischen Ereignissen der Befreiungskriege von 1813 bis 1815 gegen
ohne Bildnisse. Doch entschied der Kaiser, dass er und Friedrich I. das napoleonische Joch unter dem von dem Dichter und Mitglied
ins Münzrund kommen sollen. Der eine oder andere Untertan sei- des Lützowschen Freikorps Theodor Körner gewählten Motto
ner Majestät deutete das Doppelbildnis falsch und glaubte in der „Nun Volk steh auf und Sturm brich los“. Kaiser Wilhelm II. nutzte
hinteren Person Kaiserin Auguste Viktoria zu erkennen, genannt die patriotischen Jubiläumsfeierlichkeiten, sein durch eine gegen
„Kirchenjuste“. Die in der Königlichen Münze zu Berlin herge- das Volk gerichtete Politik und seine nervtötenden Brandreden
stellte Ausgabe wurde nicht überall begrüßt, sondern auch als angeschlagenes Image aufzupolieren. Er forderte, dass „erstklassige
künstlerischer Missgriff verspottet. Künstler“ Entwürfe für eine Denkmünze in besonders vollkomme-
ner Ausführung einreichen sollen.
Das Dreimarkstück „Hundertjährige Zugehörigkeit der Graf- Die Erinnerung an die Befreiungskriege war 1913 die Prägung
schaft Mansfeld zum Königreich Preußen“ ist eine der schönsten von zwei Gedenkmünzen wert. Die Prägung von Dreimarkstü-
Emissionen der Kaiserzeit überhaupt. Mit einem Stempel des cken war erst 1908 erlaubt worden.
Gedenkmünzen.
Ängstlicher Markgraf
Das Drei- und Fünfmarkstück 1000 JAHRE BURG UND
STADT MEISSEN von 1929, dessen Bildseite sich an ein mittel-
alterliches Stadtsiegel mit dem stehenden Markgrafen zwischen
zwei Wappenschildern anlehnt, forderte Kritik heraus. Die Münze
wurde von dem Dresdener Stempelschneider und Medailleur
Friedrich Wilhelm Hörnlein geschaffen. Reichskunstwart Redslob
konnte die Ausprägung des Meißner Drei- und Fünfmarkstücks in
dieser Form nicht verhindern. Er stellte laut Akten im Bundesar- dem Münzrecht verbundene Stellung bis zu ihrer Eingliederung in
chiv einen Vergleich zwischen der Drei-Reichsmark-Münze von den preußischen Staat im Jahr 1802. Der Adlerschild kommt auch
1927 zur Tausendjahrfeier von Nordhausen, das von Maximilian auf zahlreichen Münzen vor, die die im heutigen Freistaat Thürin-
Dasio entworfen wurde, und der Meißenmünze her, und dieser fiel gen gelegene Kreisstadt bis 1686 prägte. Auf dem Dreimarkstück
für letztere nicht gut aus. Redslob hätte eine andere Lösung als die von 1927 wird das Adlerwappen von einem Helm bekrönt, so wie
Ritterfigur bevorzugt, „etwa die früher vorgezeigte, welche nur das es Nordhausen auf seinen ab 1556 geprägten Talern und weiteren
Wappenbild und zwar den Löwen von Meißen enthält, die mir Münzen getan hat. Dort betont die lateinische Umschrift, dass es
ganz unverhältnismäßig all die Nachteile der ängstlichen Kopie sich um eine Neue Münze der Reichsstadt Nordhausen handelt.
vermeidet“. Zum ganzen Taler gesellte sich im gleichen Jahr noch der Vier-
teltaler. Beide Nominale zeigen das Porträt von Karl V.