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SEINER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN
APOSTOLOLISCHEN MAJESTÄT
FRANZ JOSEF I.
IN ALLER UNTERTHÄNIGKEIT
GEWIDMET
VOM VERFASSER.
DIE
WAFFEN SAMMLUNG
ÖSTERREICHISCHEN KAISERHAUSES
K. K. ARTILLERIE-ARSENAL-MUSEUM
WIEN
QUIRIN LEITNER
Mit Zeichnungen von / G. Ja h rii bau er, C. Mangold, C. 'Pnsehinger, ./. Sehimberg, Schuhnuinn und ,/. Wopdtend^r.
Die Auflage dieses Werkes besteht nur aus 250 Exemplaren, welche von 1 — 250 fortlaufend nunicrirt .sind.
Hflj Ich bestätige hiemit, dass nach Abdruck von Zweihundertfiinfzig Exemplaren des Werkes „ Waffcnsammlung des
ü
österreichischen Kaiserhauses aiimiiitliehe Original-Zeichnungen von den Steinen abgeschliffen wurden.
Josef Wimmer
Factor der k. k. IM'- und Stnntsdriickürfii-Lilliogrnpliio-
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, aus wel- !
cher Zeit mit geringen Ausnahmen die iiitesten Btttcke Plünderung des Zeughauses im Jahre 1848: manch kost-
dieser k, k. Hof-WaffenBammlung stammen, hatten I
bares und historisch merkwürdiges Stück, dessen frühere
kais. Burg, zum Theil in dem auslassenden Hause, des handen gekommen.
Grafen Ulrich von Cilly aufbewahrt — Kaiser Ferdi- Im Jahre 1856 wnrde die k. k. Hof-Waffen-Samm-
nand I. liess sich ein eigenes Zeughaus neben der Hof- lung in das neuerbaute Museuni im k. k. Artillerie-Arse-
burg in der jetzt sogenannten Stallburg errichten, woselbst nale übertragen. Hei der Sichtung und Aufstellung zeig-
auch die gesammten Waffe lisch ätze des Kaiserhauses bis ten sich, durch die aus den Jahren 1805, 1809 und 1848
zum Jahre 1559 aufbewahrt blieben. Um diese Zeit herstammenden Abgänge, fühlbare Lücken. Um diese
wurde die Stallburg zur Residenz für den Erzherzog Maxi- auszufüllen, wurden, auf Allerhöchsten Befehl Sr. Maje-
milian bestimmt, und es mussten aus diesem Anlasse, stät des Kaisers Franz Joseph I., aus den reichen Samm-
um Raum zu gewinnen, die minder wartbvollen Waffen lungen des kaiserlichen Lustschlosses zu Laxenburg alle
zur Aufbewahrung in den Salzburgerhof überführt wer- Waffen, welche irgend einen kriegswissenschaftlichen,
den. Um das Jahr 1770 wurden auch die bis dahin in archäologischen oder kunstgeschichtlichcn Werth hatten,
der kais. Stailbnrg als Schaustücke zurückgebliebenen an die k. k. Hof-Waffen-Sammlung abgegeben; desglei-
Prunkharniache und sonstigen kostbaren Wallen österrei- chen wurden aus der k. k. Hof-, Jagd- und Sattelkammer
chischer Fürsten, desgleichen aus der kais. Schatzkammer der grösste Theil der daselbst aufbewahrten Kriegs- und
das Koller Gustav Adolph'«, der Hut des Generals AI drin- Prunkwaffen , welche auf das Jagdwesen keinen Bezug
gen u. a. in das an Stelle des Salzburgerhofes von Kai- haben, der k. k. Hof-Waffen -Sammlung zugestellt, und
ser Leopold 1. erbaute Zeughaus zur Aufbewahrung über- endlich auch von Seite der k. k. Schatzkammer die Samm-
leben. _ In den Jahren 1805 und 1809 hat die Sammlung lung durch einige interessante Stücke bereichert So wurde
grosse Verluste erlitten; namentlich war letzteres Jahr ver- in kürzester Zeit, durch kaiserliche Munilieenz dieses Mu-
hängnissvolL da die Sieger die cigenthuinsrechtlichen Ver- seum derart bereichert, dass es dermalen weit über zwei
hältnisse, welche diese Sammlung auch dem Feinde hätten Tausend Stücke zählt, deren Mehrzahl entweder in kriegs-,
unantastbar machen sollen, nicht im mindesten achteten, viel- oder cultur- und kunstgeschiehtlicher Beziehung von her-
mehr sich beeilten, die in schönster Ordnung vorgefun- vorragendster Bedeutung ist. Der aullallende Mangel an
denen Waffenschatze nach Paris zu bringen. Nach dem Jagd waffen und Pferderüstzeug in dieser sonst reichen
Pariser Frieden 1814 wurde zwar das Entführte von Waffensammlung ist. die Folge des eigentümlichen Um-
Paris nach Wien zurückgebracht, allein Vieles war be- stand es, dass die alten Jagdwaffen des kaiserlichen Hau-
reits in dritter Hand oder wurde in Paris verborgen ge- ses in der k. k. Hof- Jagdkammer , desgleichen das alte
halten. In dieser Zeit kamen jene zahlreichen Harnisoh- Pferd er üstzeug getrennt, von den Harnischen, zu wehdien
thcile und Wochsclstücke in die verschiedenen Öffentlichen dieselben einst gehörten, in der k. k. Hof-Sattelkammer,
und Privatsammlungen des Continents, welche nachweis- die sich gleich der Jagdkammer im k. k. Ilof-Stallgehäiide
.. TAFEL I.
r prachtvolle Jugendharnisob des Kai- geschnallt; an der äusseren Seite werden dieselben mittels
s*) bat nicht allein Wögen seines ein- BehnÜMn, welche ein loseres oder strafferes Anziehen
jen Trägers einen höheren historischen ermöglichen, an den Ellenbogen gehalten. Die Fäustlinge,
Wert, sondern ist. anofa in Beziehung auf welche Finger nachbilden, sind neunmal geschoben, mit
ilie Entwicklung; des lanüsrlm esens einer I messingenen Spitzknöcheln und messingenen Fingernageln
besond eren Beachtung würdig . du uns versehen. Der kleine zum Aufschlagen gerichtete Rösthaken
durch denselben die chunikteristiselien Können der ersten ist vw Messing, desgleichen «las < (ehr für den Kloben
vollständigen Plattenharnische vor Augen geführt werden, des Stahlbartes. BrUSt und Rücken sind zweimal geschiftet
Der Harnisch ist zum grö asten TheUe seicht gekehlt, lind vorne und rückwärts mit drei Lei breiten versehen.
und die einzelnen Harrdschtheile sind an den Geschieben Die beinahe bis an die Htittknochen reichenden Dicehlingc.
mit schönem, ganz durchbrochenem Laubwerk, entspre- welche durch ihre Lange zugleich die sonst üblichen
chend dem Kirnstcharakter dieser Zeit, im Bpätgothischen licintaschen ersetzen, sind oben fünfmal geschoben und
Styl gearbeitet, und die Ränder des ganzen Harnisches lassen die llint.crschcnkcl unbedeckt. Die hübschen Knie-
mit Messinirivnlsten und daraustossenden lilienartig aus- bnokeln sind mittels Federzapfen zmn zweimaligen Ver-
gehauenen MessingrOrnamenten belegt längern eingerichtet und haben Muscheln, welche die offe-
Das Haupt bedeekt eine mit einem au&ßhläohtigen nen Kniekehlen schützen. Die Beinröhreu werden an der
Visir versehene Schallern, welche Uber den Kinn und inneren Seite durch Keder/.apfen geschlossen. Bemerkens-
Hah? schirmenden, zweimal absehlächtigeu Hart gestürzt wert sind die eisernen Selmabelschuhe, weil sie diese
ist und ein nürnberger Phittnerzeieheu **) aufweist. Die bizarre Sehühmode in ihrer möglichsten Ausartung und
geschobenen Achseln mit glatten Vorder- und gekehlten kurz vor ihrem Verfalle veranschaulichen. Dieselben sind
Hinterflügen besitzen keinen Brechrand. Die offenen Aehsel- geschoben t , t „l laufen in 21t) Millimeter lange Schnäbel
höhlen werden nebst den Musseisen durch schön getriebene aus, welche jedoch nicht wie gewöhnlich zum Abstecken
Schwebaoheiben gedeckt. Das in den Armbeugen offene eingerichtet sind.
Annzeug ist. geschoben; die spitzen Ellenbogen-Kacheln Die Fersen haben keine Spornlücher, sondern die
sind an der iiinern Seite an das Ober- und Untcrarmzcug durchbrochen gearbeiteten und mit. Messing montirten
Erzherzog Maximilian in eben dienern Harnische (mit. Ausnahme van der 160 Millimeter langen Spornstangen mit Sternrädern
Sclnillern und Stuhlbart) auf einem ganz geharnischten Hengste zeigt, befinden sich vier < >c!ire. worin ehedem Buchstaben hi engen,
wie er am tfl. September 1180 zur Entgegennahme der Huldigung in
von welchen aber nur noch ein einziger vorbanden ist.
die Stadt Luxemburg seinen Einzug hält, was die Aufschrift des Hildes
Das Gewicht des ganzen Harnisches beträgt 38 Pfund
In selicher furra ritt ein der durchleiehtig hochgebore
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148° Bei diesem Harnische, der ein so glänzendes Zcugniss
**) Es sei hier ein für allemal bemerkt, dass alle (iewerkszeiehen von der ausserordentlichen Kunstfertigkeit deutscher Platt-
auf den Waffen, als: Plattner-, Schwertfeger-, Büchsenmacher-, Lauf-
ner zu Hude des 15. Jahrhunderts gibt, befindet sieh auch
schmied-, Schütter-, Aetzmaler- und Eiscuschnciderzeiehou, wo es nur
immer thuulich ist, in natürlicher GrösHe gezeichnet erscheinen werden. ein prachtvolles Reit erschwert mit einem achtseitigen,
liirnförtnigen. vergoldeten Knauf, worauf viermal das I
reichenden Hohlscbliff, welcher der ganzen Länge nach
buigandische Kreuz mit dem Feuereisen gravirt ist. Der mit geätzten Verzierungen bedeckt erseheint. Zwischen
237 Millimeter hinge, nach oben verjüngte Griff zeigt in diesen Verzierungen befinden sieh auf der vorderen .Seife
geschnittenem und gepresstem Leder ein hübsches Orna- das burgundische Kreuz, mit dem Feuereisen geätzt, und
ment. Auf der 285 Millimeter hingen, geraden, vierseitigen, der Wahlspruch des Erzherzog's Maximilian, den er als Mit-
vergoldeten Parirstange liest man an der Vorderseite die glied des von König Alfons V. von Aragouieti gestifteten
Initialen des auf der Klinge befindlichen Wahlspruches: Ordens der Massigkeit führte: ..halt mas in allen dingen".
II M I A D und den Bachataben M (Maximilian); auf der Die Kehrseite der Klinge zeigt gleichfalls unter gothisehen
Rückseite iflt zweimal das burgundische Kreuz mit dem Verzierungen das burgundisohe Kreuz, mit dem Feuer-
l'Ynercisen gravirt. Die gut gearbeitete, federkräftige Klinge eisen geatzt, und einige nicht mehr leserliehe SchriftZÜga
ist. 1091) Millimeter lang, an der Angel 41 Millimeter breit I Bemerkenswert ist noeh das auf beiden Seiten der Klinge
und hat auf beiden Seiten einen flachen, bis an die Spitze vorkommende in Gold tatisehirte Seh wertfegerzei eben.
TAFEL II.
SCHWERTER.
Figur 1. Gemeines Retterschwert uns der zwei- Figur 3. Sehwert aus der 1. Hälfte des lß. Jahr-
ten Hüllte des lö. Jahrhunderts. Knauf und Parirstange hunderts. Der birnförmige Knauf, die Theilungsscheibe
dieses Schwertes sind von blankem Eisen; der stärkere des Griffes and die Purirstunge sind von gebläutem
Theil des Griffes ist mit Fischhaut (von Sqnalüs eentrina), Kisen mit eingelegtem Messingornament Das Detail des
der verjüngte Theil ztmiiehst dem Knaufe mit Leder über- Ornamentes ist an dem in natürlicher Grösse gezeichneten
zogen. Die Verjüngung am Griffe hatte den Zweck, das Knaule zu ersehen. Der sowohl am Knaufe, als auf der
gänzliche Entgleiten des Sehwertes aus der durch die Parirstange wiederkehrende Salamander macht die Ucber-
Deutzen *J
etwas ungelenk gemachten Faust zu verhindern. lieferang, dass das Schwert ans der Zeit der Kämpfe
Die zweischneidige Klinge dieses Schwertes ist von Kaiser Karl's V. und König Franz' 1. herrühre, nicht
gutem Materlale gearbeitet und hat einen schmalen, von unwahrscheinlich. Das mit Draht überzogene GrifTholz ist
der Angel bis zur Spitze reichenden Hohlschliff; auf der an drei Stellen durchbrochen, wodurch die blanke Angel
äusseren Seite der Klinge zeigt sieh die .Jahreszahl 147"». sichtbar wird. Die vorzügliche, federkräftige Klinge ist,
mehrere Klingcnsehniied- und das Wolfszeiehcu **) ein- nach den Klingensehmiedzeieheu zu urtheilen, älter als
mehr für den Stich geformte Klinge zeigt ein gehauenes, Stange mit doppelten Faustschutzbiigehi gehört dem 1(1.
mit Kupfer ausgelegtes Kreuz als KKngeu schmiedzeichen. Jahrhundert an, wahrend die schöne, meisterhaft gearbei-
tete] federkräftige Klinge ans dem 14. Jahrhundert stammt.
Die Klinge, welche ursprünglich zu einem mächtigen
*} Im 3. Viertel den 1 5. Jahrhunderts waren Eisenliandsehuhe mit
getheilten Findern bei guwüliiilu'.lH'ii Kriekenten noch wenig in Brauch. Reiterschwert gehörte, hat einen kurzen und zwei lange,
Mau trug allgemein eiserne Hentzeu oder Fäustlinge, welche nicht ge-
an
bis die Spitze reichende Ilohlsehlifle. Im mittleren
Bngovt und nur über die oberMe Knöehelreihe geschoben waren. Die
kurzen Hohlßchliff Zeigen sich von der Angel nach der
Fingerspitzen, über welche die Platten reiten reichten, waren meist
durch Panzerwerk geschützt. Spitze folgende Zeichen: zuerst der „Wolf" in einer Form,
**) Dieses vom 1 >!. Jahrhundert im so oft vorkommende Klingen- wie er kein zweites Mal unter den vielen Hundert Wolfs-
schiuiedzciclieu,
Vierfüssler erkennen
welches Reiner rohen Zeichnung halber eben nur einen
lösst, wird von jeher .Der Wolf genannt. Die
klingen der Sammlung vorkommt, — hierauf die Initiale
Waffen bq mm hing der) österreichischen Kaiserhauses bewahrt eine Klinge, J (esus) N (azarenns) K (ex) .1 (udaeorumj , sodann noch
worauf hinter dem Wolfszeiohen der Ort der Verfertigung -Possnu" einge- J (esus), eine Wellenlinie *} und N(azarenus).
schlagen ist. Mohr über da« Wolfszeichen auf Kchwertklingeu in F. von
Leber'B: Rüokblicke in die deutsche Vorzeit, t 461. Nach „Snn-Marte,
zurWaffenkunde des älteren deutsehen Mittelalters, S. H4." sollen auch "j Diese Wellenlinie, welche oft in Verbindung mit anderen
die solinger Klingen von Alters her das Wolfszeichen aufweisen. Zeichen vorkommt, seheint nicht ohne symbolische Bedeutung zu sein.
Figur ß. Schwert aus dem ersten Viertel des 16. Figur 7. Schwert. Der oylinderförmige Knauf und
Jahrhunderts. Sowohl der Knauf als die Parirstange des die Parirstange sind von blankem Eisen; das Gnffhob
schonen, schlanken Griftes sind vergoldet; das Griffholz ist mit geschwärztem Draht überzogen. Dieser Griff, welcher
istgewunden und mit vergoldetem Draht überzogen. Die dem 16. Jahrhundert angehört, ist viel jünger als die mit
Bohliff einen wellenförmigen, in Gold tauschirten Faden; befindlichen angeblichen Schwertes Kaiser Karl's IV. hat.
gehauener Die Klinge zeigt zunächst der Angel zwei Löcher, und
zwischen diesem und der Angel befindet sieh, in
Arbeit und gleichfalls mit Gold tausebirt, eines jener unter diesen ein viermal wiederkehrendes Klingenschmied-
der heiligen Schrift niedergeleg- Figur 8. Schwert aus dem Iii. Jahrhundert Der
Verschmelzung der in
ten Sinnbilder mit den Thiergeschiehten des Alterthums biraformige Knauf ist auf beiden Seiten bohlgeschliffen;
und den zahlreich hinzugedichteten Fabeln und Mythen das lange, schlanke, in der Mitte einmal abgesetzte Grift-
des früheren Mittelalters nach und nach herausgebildet hoks ist mit Leder überzogen, und die einfache, vierseitige
Parirstange gleich dem Knaufe aus blankem Eisen. Die
hatten*). Das vorliegende liüd symbohsirt den Opfertod
durch den Pelikan, welcher sich die Brost öffnet, um schrme Klinge hat in der Mitte einen kurzen, und zunächst
mit dem daraus hervorquellenden Blute seine Jungen zu diesem zwei bis an die Spitze reichende Hohlscldift'e. Im
nähren **). mittlem Bohlschliff sieht man folgende gehauene und mit
imellen 1850. II, Heft 3, und in den M Ii tln-i! unprotx der Ceiit.-t'iimiuiss. und nach diesem die folgenden Initialen: J (esus) R(ex)
zur Erfbowhuttg und Erhaltung der Baudenkmal« 1858), ferner Kartjan'e J(udaeorum), endlich das so häufig auf älteren Schwert-
deutsche Rpnohdenkmale de* r_>. Jahrhunderte, B. "s.
klingen vorkommende, einem Bischofsstabe nicht unühn-
**) Dieses schöne Schwert kam ans der k. k. Hof-, Jagd- und
S.-il [('Minimier in tYiw Sammlung. I
Bebe Klingcnselnniedzeichen.
TAFEL III.
SCHWERTER.
Figur 1. Zweihändiges Schwert aus der 1. Hälfte endet in hübsche Knäufe und besteht, gleich dem sehunhel-
im Hohlachlifie verschiedene Zeichen, gehauen und mit Figur 3.*) Schwert aus der 1. Hälfte des Iii. Jahr-
auf der Klinge hunderts. Der Griff des vorliegenden Stückes ist mit
Messing ausgeschlagen. Auch befinden sich
zwei dem alten Solinger Zeichen nicht unähnliche Klingen- Messing belegt. Der gerollte Knauf am Ende des Griffes
BchmiedstempeL Das Gewicht des ganzen Schwertes betragt ist gleich der mit geschnittenen Knäufen verzierten Parir-
stange von blankem Eisen. Die Klinge mit breitem
8 Pf. 12 Ltb.
Figur 2. Sc'hw ein schwert*), eigentlich eine Jagd- Rücken ist blos zunächst der Spitze zweischneidig und
welche nur von berittenen Jägern geführt wurde. hat längs des Rückens eine doppelte Hlutrinne. Auf der
waffe,
der Klinge zeigen sich zwei gekreuzte
Nach Entfernung des beweglichen Knebels war dasselbe vorderen Seite
auch als gewöhnlicher Stecher zu gebrauchen. Ks stammt Hämmer, auf der Rückseite ein Rautenschild und sechs
aus dem 1. Viertel des 1(5. Jahrhunderts. Der flache andere Klingenschiniedzcichen etngestempelt
Grift' ist auf jeder Seite in sechs Felder getheilt, welche Figur 4. Landskneohtschwert ans der 1. Hälfte
sind. Die an den Enden nach abwärts gesenkte Parirstange Landsknechte quer über den Magen geschnallt zu tragen
pflegten. Der Hache, pilzförmige Knauf und die gewun-
*) So genannt in Maximilian 's Triuiupfzug, wo eine ähnliche dene Parirstange sind aus geschnittenem, blankem Eisen.
Waffe, Tut. iy, in der Hand eines Schwei njägers abgebildet ist. In
der dazugehörigen Beschreibung Seite fi unter Arlikel „Swoingejuidt"
heiüst es: „sollen fünf swein Jeger m ltoss nein, mit Iren Nüven swein- *) Die Schwertor Figur 1, 2 und 3 stammen am der Wnffen-
Auf einer Seite der Klinge befindet eich der „Wolf", auf aus, hat einen breiten Rücken und längs desselben auf
der anderen ein zweites Sltng&nschmiedzeichen, gehauen beiden Seiten eine Blütfrane. Auf der DaumenseHe ist
uiiil mit Messing ausgelegt. die Klinge sehr interessant ornamentirt. Dieses Ornament,
Figur 5. Schwert aus tler 1. Haltte des 16. Jahr- in der Abbildung in natürlicher Grösse ersichtlich, ist
hunderts. Knauf und Parirstange dieses wohl erhaltenen, gehauen und mit Gold tauselürt, und zwar verweist der
schönen Schwertes sind ans geschnittenem, blankem Eisen. Charakter dieses Ornamentes die Anfertigung der Klinge
Das Urifrholz ist mit Leder 'überzogen. Die gut gearbei- in die Mitte des 15, Jahrhunderts.
tete, federkräftige Klinge sseigt auf der Vonlerseite zunächst Figur 7. Hiebmesser aus dem letzten Viertel des
der Angel das Hrustbihl eines geharnischten Mannes, 16. Jahrhunderts. Diese mächtige Waffe, welche 7 Pfund
hierauf die Schrift: JESUS ALTEM TliANSIENS, und wiegt, wurde mit beiden Händen geführt. Tin die Wucht
zum Schills« in einem Medaillon einen nicht näher er- des Hiebes zu verstärken, bildet der lange Griff zur
kennbaren Vogel. Die Aetzung im Hohlsehliffe auf der Klinge einen stumpfen Winkel. Das Leder am Griffholz
Rückseite der Klinge ist aus der in natürlicher Grösse zeigt hübseh geschnittene Ornamente. Die Klinge dieses
beigefügten Abbildung zu ersehen. An das ( »nianient seltenen Hiebmessers ist ohne jeden Hohlsehliff, hat einen
zunächst der Angel schliesst sieh die Fortsetzung des dem breiten Rücken und auf der Daumenseite zunächst der
Evangelium [Lucas Cap. IV. 80.) entnommeneu Spruches Spitze ein gehauenes und mit Messing ausgelegtes Klin-
PER M(E)DIUM IL(L)ORUM IBAT*). und hierauf folgt gensc.hmicdzeichen. welches die Abbildung in natürlicher
in einem Medaillon das Bild eines Lindwurms. Grosse darstellt.
Figur 6. Säbel (Zweihäuder). angeblich von Georg Figur 8. Hiebmesser aus dem 1. Viertel des 16.
Castriota, Fürsten von Albanien {f 14G6). Dieser dem Jahrhunderts. Das schnabelartige Ende des Griffes und
durch seine Tapferkeit und riesenhafte Stärke berühmten die Parirstange mit Muschel sind von Eisen *und zeigen
Skanderbeg zugeschriebene Säbel wiegt 5 Pf. 23 Lth. Spuren ihrer einstigen Vergoldung. Das Griffholz ist mit
Die Parirstange mit Faustsehutzbügel und das schnabel-
ggnzlich abgegriffenem, schwarzem Samint überzogen. Die
artige Ende des Griffes sind von blankem Eisen. Das schwere, mässig gekrümmte Klinge, welche iu eine scharfe
Griffliolz ist mit gepresstem Leder überzogen. Die mäch- Spitze ausläuft, hat auf beiden Seiten längs des Rückens
tig©, stark gekrümmte Klinge läuft in eine scharfe Spitze eine schmale Bhttrinne und zeigt auf der vorderen Seite
TAFEL IV.
DOLCHE.
Figur. 1. Dolch, auch Degen genannt*), aus der zugleich das Besteckfutteral für einen Schnitzer und eine
2. Hälfte des lö. Jahrhunderts, Knauf, Griff und Stich- Pfrieme.
blatt sind von geschnittenem Horn, erstcrer und letzteres Figur 2. Dölch sitmmt Scheide aus dem HJ. Jahr-
von einem schmalen Messingstreifen umfangen. Die drei- hundert. Der achtseitige Griff des Dolches ist von Horn
Bohneidige Klinge mit starken Hohlschliffen zeigt zunächst und auf vier Seiten mit vergoldeten Messingstreifen mit
der Angel ein geätztes Ornament von mittel massiger aufgelegter Filigranarbeit eingelassen. Das Stichblatt,
Zeichnung, Die Scheide des Dolches, welche bereits sehr gleichfalls von ] [orn, ist an der oberen und unteren
schadhaft jst, besteht aus gepresstem Leder und am
bildet Fläche wie Griffe mit dem gleichen Filigranornament
belegt, jedoch ist die an der unteren Fläche aufgelegte
*3 So in einem Fechtbuche des XV. Jahrhunderts von Hau« Thnl-
hofer (Ir Ho. kny. Mt. Kampfpuech Khyunseckh, Handschrift mit Zeich- Verzierung schadhaft, und die fehlenden Stücke sind
nungen in der k. k. niubvnser Sammlung), wo mangelhaft
auf Illntt 11 der Junker durch eingelegte Holzarbeit ergänzt Die
Leutold y. Könjgsegg, sowie sein Widersacher mit ähnlichen Dolchen
wie der hier abgebildete kämpfen;
Schöne, zunächst dem Griffe messerartig geformt* Klinge
das Bild trügt die Ueberschrift
„Da sucht er fn mit dem legen." Desgleichen i„ einem anderen Mscpt. ist von ausserordentlicher Reinheit und zeigt am Ober-
des XV. Jahrhunderts in der ambr. Sammlg.: näiulioh „Meister auf beiden Seiten ein
iu theilc in etwas erhabener Silber-
Peter Falkners künste zu ri Herl ich er Were" heisst es Seite 20.: „hie
tausia durchgeführtes ( (rnament im orientalischen < ta>
hebt or an doH degenfechten im hämisch .« Im
. ersten VierUd des
Kl. Jahrhunderts aber verstand man unter Degen schon die Waffe nach schmack. welcher in der Mitte des Iii. Jahrhunderts auch
heutigem Hesritf.
in Deutschland sehr im Schwünge war; ausserdem befindet
mch" auf der anderen Seite der Klinge ein mit Kupfer Umschrift Weiter gegen die Spitze zu wie auf der anderen
j
tausehirtes Klingensohmiedzeichen. Mondblech und Ort- Seite ein Klingenselnniedzeieheu. nur dass dieses nicht
band dor mit schwarzem Sammt überzogenen Scheide I ganz mit Kupfer ausgefüllt ist. Sodann die Inschrift:
sind von vergoldetem Eisen und zeigen hübsch gravirte ALLEN. DENEN. DIE. MICH KENNEN. DAS. GEB.
( trnumente. GOTT. WAS. SIE. MIR. GOENEN. — FIDE. SED.
Figur 3. Landskncchtdolch sammt Scheide aus ANTE. V1DE. GVL TVTO. FIDERE. POSS. — LABOR.
dem 16. Jahrhundert. Griff und Scheide sind von dunklem KT. DOLOR. —
NIHIL. SEMILIVS. EST. INSANO.
maass zeigt. Unterhalb des Faustschutzbügcls befinden sieh den Enden nach abwärts gebogene Parirstauge mit schöner
zwei Hülsen für das leidende Besteck. Die Klinge ist Gliederung sind von geschwärztem Eisen und zeigen ein
sehr einfach und ohne Zeichen. hübsches Ornament von correcter Zeichnung und ausser-
Figur 4. Deutscher Dolch mit Giftzügen aus der ordentlich sarter Goldtatisohirung, Das Mundhlech und
zweiten Hälfte des Iii. Jahrhunderts. Knauf und Parir- Ortband der Scheide sind gleich dem Dolchgriffe pracht-
stange sind von Eisen und vergoldet und zeigen in cor- voll tausehirt. Der UeberzUg der Scheide besteht nur mehr
recter Zeichnung gepunzte Ornamente. Der gewundene aus der Unterlage eines abgegriffenen rothen Sammts.
Griff ist mit vergoldetem Draht Überzogen. Die Klinge, Figur 7. Deutsches Dolchmesser aus dem 17.
von besonderer Schönheit, hat eine gezahnte Schneide, Jahrhundert Der Griff von gedrehtem Buxhaumholz, die
siebenfach gerippt und in den Hühlschliffen der ganzen Parirstauge VOD blankem Eisen. Die Klinge auf beiden
ist
Kippe auf bei- Seiten mit Aetzmalerei und einem noch nicht bhuonirten
Länge nach durchbrochen. Die mittlere ist.
der Schneide der Klinge aus augesehen, gleichfalls durch- Figur 8. Deutscher Springdolch aus dem 17.
brochen gearbeitet erscheint, wie dies aus dem rechts Jahrhundert. Durch einen während des Stosses ausgeführten
der Klinge befindlichen, in natürlicher Grösse gezeichneten Druck auf den zunächst dem Griffe befindlichen kleineu
Durchschnitt zu ersehen ist. Zapfen springen die beiden Schneiden des Dolches aus-
Deutscher Dolch aus der 2. Hälfte des einander und erweitern die Wunde. Der au der Klinge
Figur 5.
gepunzte Blumenornamente mit eingefügten Engolaköpfen. Figur !* Spanischer Dolch, sogenannter Link-
mit Draht umwunden. Die starke, hander aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Der schöne,
Der Griff ist zierlich
Auf der Vorderseite der Klinge zunächst der Angel schmieds Miguel 1 lantero.
am Verstärkungsstiick zeigt sieb ein geharnischter Reiter, Diesen Dolch gebrauchte man hauptsächlich bei Zwei-
mit dem Schwerte zum Hiebe ausholend, in der Tracht kämpfen, wo er, mit der linken Hand geführt, dazu dienen
aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, — weiter nach sollte, während des eigenen Stosses das Rapier oder den
der Spitze zwischen Verzierungen ein mit Kupfer ausge- Degen des Gegners abzuwehren*^.
legtes Klingenschmiedzeichen, welches links vom Dolche —
*) Der Sinti dieser Inschrift ist: Vorderseite ; Stich nicht wen
in natürlicher Grösse abgebildet ist. Hierauf folgt die
Stich nicht, bevor du geschaut. — Thür Nichts, da» dich gereuen könnte.
MAS. GEDENKS. ENDE. IN DEINEN. NODT. — — Nihil similius insnuo quam obrius.
BRAVCH. MICH. — ABER. WOL BEDENKT DICH. **) Die zahlreichen Fechtbüoher ans dieser Zeit veranschaulichen
so unter andern ein
den Krnnpf mit Degen und Dolch sehr deutlich,
Auf der inneren Seite der Klinge zunächst der Angel
italienisches Fechtbuoh des Salvator de Fabris vom Jahre ItlOG.
am Verstärkungsstücke ein schreitender Greif mit einem Die Dolche Fig. 1 und !) stammen aus der WaiTensamnilung im
Schwerte in den Pranken und einer nicht mehr leserlichen k. k. Lustschlosse zu Lnxenburg.
TAFEL V.
Dieser höchst interessante authentische Soldaten rock Interessant sind die Male am Koller, welche über die Art
Gustav Adolph'», den derselbe an seinem Todestage, 16. der Verwundung des heldenmütigen Königs Zeugiüss
November 1G32, in der Schlacht hei Lützen getragen, geben. Nach übereinstimmenden Nachrichten BOWol schwe-
wurde von kaiserliehen Soldaten am Schlachtfelde erbeutet discher als deutscher Geschichtschreiber erhielt der König
und vom Gencralfeldwnchtmeistcr Dura Oetavio Piccolo- die erste Verwundung am linken Ellenbogen, wo ihm
mini „noch gan z blutig dem Kaiser nach Wien eine Kugel das Armbein zerschmetterte. An dieser Stelle
übersendet" *). Seit jenen Tagen befindet sich das Koller ist rings um das durch die Kugel verursachte Loch ein
im Besitz des österreichischen Kaiserhauses**). Das Koller, grosses Stück Leder herausgeschnitten, lilutspuren, die
von schwerer Elennhaut, ist auf der inneren Seite zuerst von dieser Verwundung herrühren, zeigen sich noch deutlich
im ganzen Leibe mit starker Leinwand unterfüttert Ueber auf dem linken hinteren Schosse unterhalb der Degen-
dieser liegt dann das eigentliche Futter von grünem Atlas, kuppclschlinge. In gleicher Höhe mit der Hüftnaht zeigt
welches vom Rand des Kragens bis ans Ende der Schösse der linke Aennel noch eine der Form nach anscheinend
reichte; ein gleiches Futter hatten die Acrmel. Ausser" durch einen Stich erzeugte Oefi'nung; nach gewissenhafter
dieser Fütterimg waren die Brustthcilc des Kollers zur Prüfung halte ich dieselbe aber für einen mit einem
Verstärkung der Widerstandsfähigkeit mit einem Blatte scharfen Messer erzeugten Schnitt*).
von fünffachem, abgestepptem Zwilch unterlegt. Leider Eine zweite Kugel, jedenfalls mit tödtlicher Wirkung,
ist der grösste Theil dieses Futters herausgeschnitten; — traf den König in den Rücken, beiläufig an der Stelle,
ebenso wurden von Leuten, welche aus Raritätensucht auch ivo die Leber liegt. Das durch die Kugel erzeugte Loch
einen kleinen Diebstahl nicht verschmähen . am linken misst im senkrechten Durchmesser 18 Millimeter und im
Ellenbogen, an den Aennelenden, sowie an der hinteren wagreehten Durchmesser lü Millimeter, — Dimensionen,
Ecke der linken Schösse Stücke vom Koller weggeschnitten; die unzweifelhaft darthuu, dass der Sclmss aus einer
desgleichen fehlen sämmthi-he Knöpfe, welche wahrschein- Muskete, und zwar auf geringe Entfernung geschehen
lich, dem Oeschmacke der Zeit entsprechend, von Gold sein muss, weil die Ränder des Loches ganz verbrannt
oder Silber waren, und trotz dieser nicht geringen Er- erseheinen.
leichterung wiegt das Koller jetzt noch 6 Pf. und 25 Lth. Auf der linken Brnstseite zeigt sich ein vierseitig
Nicht ohne Interesse sind die auf der linken inneren Brust gesprengtes Loch, wahrscheinlich durch einen Stich mit
Seite des Kollers mit Zwirn eingehefteten Fragmente eines einem vierseitigen Panzersteeher erzeugt, welche Waffe
vergilbten, pergamentartigen Papiers, worauf in Schrift- im dreissigjährigen Kriege vorzüglich von der ungarischen
zügen, welche ihrem Charakter nach entschieden der 1. Reiterei geführt wurde. Zwischen diesem Loche und der
Hälfte des 17. Jahrhunderts angehören, wie folgt zu lesen Hüftnaht sind zwei kleine Löchlein sichtbar, durch vrelohe
ist: „Dieses Goller hat angehabt König aus Schweden ehedem eine Schnur von Goldfäden zum Festhalten der
„mit . . . tuen Gustavus Adolphns Schlacht bei Degenkuppel gezogen war. wie dies auf der anderen Seite
„Lütz Schüssen todt auf Kaiserlichen . . . des Kollers, welche aber in der Abbildung durch den
linken Aennel gedeckt erscheint, zu erkennen ist.
MAILÄNDER HARNISCH.
Dieser schöne geriffelte, sogenannte mailänder Har- |
haken einlegen zu können, kleiner und ausgeschnitten;
irisch *) (auch Pfeifenhanrisch), (reicher so recht den aben- die dadurch entblösstcn Armhöhlen sind daher durch Muss-
teuerlich-phantastischen Geschmack, dem die Zeit buldjgte, eisen (Panzerwerk) geschützt Am Annzeug sind die grossen,
veranschaulicht, stammt aus der Blütezeit deutscher Platt- ganz geschlossenen EUcnbogenkacheln, welche die offenen
nerei, — der Zeit; in welcher vor Allem durch Kaiser Armbengen decken, noch ganz, nach primitivster Art. blos
Maximilians I. Förderung des Kriegs-, respeetäve Waffen- durch einfache Lederst reifen mit dem Ober- und Unter-
wosens, die Plattnerei in Deutschland den höchsten Grad armzeug verbunden. Die Stahlfäustlinge sind über die
technischer Vollendung erreichte. Das abgebildete Kxl-ih- Hand fünfmal geschoben und über die Knöchel gewulstet.
plar dürfte eines der frühesten Beispiele eines vollständigen Der Kragen ist dreimal geschoben und geschlossen. Au
mailänder Harnisches sein, welehe um die Wende des 15. der rechten Seite der Kugelbrust {auch Fassbrnst genannt)
und IG. Jahrhunderts in Brauch kamen, Bich aber kaum sitzt ein Rüsthaken älterer Art, d. i. ein krummer Haken
bis zur Hälfte des IG. Jahrhunderts erhielten, weil <li<' zum Umlegen ohne Stellfeder; unter den Annen hat die
EUffelung (Cannelinmrr) nicht die gehoffte Widerstandsfähig- Brust zur Erhöhung der Gelenkigkeit bewegliche Einsätze.
keit gej^en die Kuweiti der HandfeuetTohre bot. Der ganze Unten schlieasen an die Brust drei Leibreifen, an welchen
Harnisch ist aus blankem Eisen, und jede einzelne Riffelang sich die viermal geschobenen, am unteren Bande (( >rt)
ist zu beiden Seiten von einem gravirten Faden begrän/.t. gewulsteten Bei Hinsehen achliessen. Der Rücken mit zwei
Der Hehn bestellt ans drei Thailen, deren jeder aus HinterreMen ist über die Schultern durch eiserne Trag-
einem einzigen Stüeke getrieben ist. und zwar aus dem bänder, und um die Hülfen durch einen Iiiemen mit dein
geriffalten Hirnstüoke mit niederem, gewulBtotem Kamme, Bruststücke verbunden. Die Diechlinge sind am Ober-
und drei Geniekrcifen, dein aufsehlächtigcti, eine Larve schenkel einmal abgesetzt and zunächst den Kniebnckchi
nachbildenden, beiderseits gelochten Visir und dem aul- einmal geschoben. An der Aussenseite der Kuiebuckeln
scblächtigen Kinnreff. 1 He dreimal geschobenen Achseln befinden sieh grosse Muscheln zum Schutze der offenen
haben hohe, glatte Brechränder (Btosskragen, Stauchen) Kniekehlen. Die Beinrflbren sind ungeriffelt, wie bei allen
und steife Vorder- und IlintcrHiigc ; der reohte Vorderflug alteren mailänder Harnischen; an der inneren Seite sind
ist, um die Lanze bequemer unter dem Arm in den Rüst- dieselben mit Häkchen geschlossen, und an den Fersen"
TAFEL VII.
ROSSSTIRN.
Diese prachtvolle Rossstiru (auch Rosskopf genannt*) Sowohl die Plattnerarbeit als die Aetzuialerei zeigen
gehört zu einer Pferdekriegs rüst.ung aus der ersten Hälfte eine grosse Virtuosität der Behandlung nnd ein Streben
des IG. Jahrhunderts **). nach kühner, malerischer Wirkung, die besonders durch das
genden Abbildung weggelassen werden mussteti, um die Zeichnung der Zeichnung erhaben und deutlich aus dunklem, in Schwnrz-
Iloasstirn in einem grösseren Massstahe zu erm fliehen und dudiireh loth geätztem Grunde hervor, in welchem lichte (erhabene)
die charakteristische Art der Ornameutirung, die zu zeigen hier haupt-
Punkte eingestreut, erscheinen. Die Technik dieser Art
sächlich der Zweck ist, besser vermisch imli che n zu können. Eine aus-
Aetzuialerei gerieth Anfangs des 17. Jahrhunderts mit dem
führliche Darstellung der verschiedenen Arten von Hosszeug für den
Krii'L^iiinuii'l] wird ;m einem anderen Orte folgen. Aufhören der blanken Harnische ganz in Verfall.
TAFEL VIII.
TAFEL IX.
SCHWERTER.
Figur 1. Schwert klinge aus dem 13. Jahrhundert I zeigt auf beiden Seiten Wappenbilder und Inschriften;
Diese durch ihr Alter merkwürdige Klinge, welche leider I
die Zeichnung derselben besteht aus zart eingehauenen
durch unxcitige Restauration einige Einbtisse erlitten hat*). Linien, welche noch zum Theile mit feinen Goldfäden
*) Frf wurde der schonen Klinge erst in neuester Zeit ein um von dieser sinnlosen Restauration herrührende langgestreckte, gespindelte
drilthaUj Jahrhunderte jüngerer Griff eines Zweihüuders auf'gczwüngt. Die
AugcNniö'ge daher Watl'eukenner nicht befremden.
ausgelegt (tauschirt) erscheinen. Von hohem Interesse ist endlich bilden zwei Kronen. Die Kehrseite der Klinge
das Wappen auf der vorderen Seite der Klinge: ein drei- bat die gleiche Inschrift; nur sind die Kreuzzeiclien und
eckiger Schild mit. wenig ausgeruudet.cn Seiteutheilen und die Umschrift der Medaillons verschieden. Dieselben ent-
einem Querbalken. Ueber dem Schilde sitzt ein Topfhelm halten die Namen der drei Weisen aus dem Morgenlandc:
von der ursprünglichsten Form ohne Ilelnulecke, welche KASPAR, PALTASAR, MELCHIOR Endlioh zeigt sich
letztere erst zu Anfang des 14. Jahrhunderts in Braach am Sehluss dei Klingenschrift ein Kitbelhelm mit Ilelm-
1
kamen. Das Helmkleinod (Zimicr) bildet ein gemutetes decke und einem Halbflug als Zhiüer.
folgen im Hohlsehliffe der Klinge von der Angel nach Figur 3. Ein kurzes, breites Schwert (breite Wehr);
der Spitze die Buchstaben T. E. V. P. 1». L. 8., kräftige die kurze, schwere, zweischneidige Klinge, ohne Hohlseldiff
Majuskeln (in Mimehesohrift), die in ihrer Form noch sehr und von niittclmässigei- Arbeit, sitzt mittels einer starken
den Charakter der Lapidarsehrift tragen. Auf der Kehr- Angel in dem dicken, geraden Griffe und ist. oben Hin-
seite der Klinge hingegen zeigt sieb zunächst der Angel geschlagen. Das kurze Parirkrcuz ist an der obern und
ein gekrönter, zum Grimmen geschickter Löwe, nach rechte untern Fläche mit Kupfer, an den Seiten hingegen gleich
mit aufgeworfener Pranke und mit einem Doppclschwcif. dem Griffe mit Messing belegt Das Gewicht des ganzen
Sodann folgen, wie auf der Vorderseite, im llohlschliffc Sehwertes beträgt drei Pfund. 1 )ie al isi inderliehe Form
der Klinge die Majuskeln Ii. G. F. B. R. Noch sind auf dieses Schwertes macht es schwer, das Alter desselben
dieser Seite der Klinge folgende Klingcnzeichcn zu be- mit unumstössliehcr Sicherheit zu bestimmen. Viel Achnlieh-
merken: zunächst der Angel ein Herz, und am Schlüsse keit hat dasselbe mit einem angeblich römischen Sehwerte,
der Inschrift zwei Sterne und an Kreuz*). welches in den merkwürdigen Gräben bei Kempten un-
weit Hingen am Fasse des Rochusberges gefunden wurde*).
Silber montirt und mit gravirteu Ornamenten Überdeckt Schwerter sind vom Roste sehr angegriffen, und das Griff-
Auf der oberen Fläche des Knaufes ist. ein kleines Me- holz ist bei beiden weggcfault. Die Klingenschmieilzeiehen.
daillon eingelassen, welches ein sehr altes, ans Silber ge- welche auf beiden Seiten jeder Klinge sichtbar erscheinen
triebenes Brustbild eines Mannes zeigt (Fig. 2a). liesmulcrs und neben den Schwertern in natürlicher Grösse abgebil-
merkwürdig ist die auf beiden Seiten der alten federkräf- det sind, bestellen aus eingehauenen Linien, welche mit
tigen Klinge befindliehe Inschrift, und zwar befindet sieb Goldfäden ausgelegt (tauschirt) sind.
MARIA HILF. Hierauf folgt, ein Kreuz (wahrscheinlich gebogene Parirstange sind von blankem Eisen, und das
ein Klingensclunicdzcielien) , sodann ein Medaillon mit Griffholz ist mit Leder überzogen. Dir Klinge mit kurzem
einem dreifachen Kreuze und der Umschrift? PC DIER Hoblscldiffe zeig! das eingehaltene Wolfszeichen in roher
JESUS, sodann folgen die Zeichen ON. Endlich du Zeichnung. 1 He deutsche Klinge bei diesem authentisch
drittes Medaillon mit einem einfachen Kreuze und der welschen Schwerte darf nicht befremden, denn deutsche
Umschrift AGLA, An die Medaillons seldicsscn sich Klingen hatten im Mittelalter in Italien einen hohen Ruf
die drei über einander geschriebenen Worte: MELCSA, und bildeten einen starken Handelsartikel nach jenem Lande.
AGLA, MEUCHA und ein Y; dann in der Mitte der
Klinge das Wort TUET RAGRAM ATI ION*?); den Sehluss I
Figur 7. Schwert aus der zweiten Hälfte des 15.
Judneus dicebatur Bei iiomen .tit, quod exprimere illis erat reli^ioni.
nomina tua sauetn que sunt ineffabilia nomitia. aliii et u. tetrugraiu-
(Ducangc, Glossarium.)
mnton. agla inaleoh ihs. on. Tu qui es alfa et m
ON ist das Mittelwort der £c™cnw artigen Zeit des griechischen
ch ba asa r.
coui erat iouem mnyos. Caspar, in el or.
Zeitwortes £ix. — sein, und zwar entweder das mütinliehc (Set) oder
l'ucio pot
misnac.
i
elyon.
das sächliche (Üv), hoisst also: der oder das Wesende das Seiende. = leuiallmn,
tetragrummaton. -
proline et crinite. sidruc.
kaum zu entviithseln sein. Achuliche myit»che Formeln, wie auf die- •) Näheres darüber in dem vorzüglichen Werke von Dr. L. Lin-
sem Schwerte, befinden sich u. A. in einem lateinischen Gebete in denschrait: „die AUerlhumer unseror heidnischeu Vorarit,- 2. Heft,
einem Codex aus dem 1 2. Jahrhundert im Kloster Muri. Adiuro le per Tof. VI. Nr. K.
:
Das Griffholz ist längst nicht mein- vorhanden. Die an keit dieser Inschrift, zeugt dieselbe doeh von dem hohen
den Enden im Bogen gesenkte and etwas eingerollte Alter des Schwertes, indem man dasselbe schon vor viert-
Parirstange hat auf der oberen Fläche parallel mit den halbhundert Jahren dem in der ostgotlnseheu Sage ver-
Rändern einen gehauenen Faden. herrlichten Helden zuschrieb. Knauf und Parirstange
gehören dem 14., das belederte Griffholz der zweiten
Figur 8. Ein besonders bemerkenswerthes zwei- Hälfte des 15. Jahrhunderts an. Die schildförmigen Ver-
händiges Schwert Die mächtige, gut gearbeitete, feder- tiefungen auf beiden Seiten des Knaufes scheinen ehedem
kräftige Klinge zeigt auf beiden Seiten geätzt in Schrift- Wappenbüder gefasst zu haben. Das eingehauene Zeichen
charakteren, welche dem ersten Viertel des 16. Jahrhun- zunächst der Angel dürfte ein älteres Solinger Klingen-
derte angehören) die Inschrift: .Genannt harr Dietrich sehmiedzeichen sein. Das Gewicht des ganzen Schwertes
von Berns schwert." Abgesehen von der Glaubwürdig- beträgt zehn und ein halb Pfund.
TAFEL X.
SCHWERTER.
Schwert Kaiser Maximilian*« I.*). Der flache Klinge, welche auf beiden Seiten da» Wolfszeiohen und
Knauf und der Griff dieses schönen Schwertes sind von folgende Verse zeigt:
Elfenbein; beide Seiten des Knaufes sind mit vergoldetem
ist mit hübsch geätztem Ornament überdeckt und ganz Der Schriftcharakter dieser Verse zeigt, dass dieselben nicht
vergoldet Die Klinge ohne Hohl schliff ist in der Mitte zu Frundsbergs Lebenszeit in die Klinge gegraben wurden.
flach gerippt und zeigt auf der Vorderseite zunächst der
Angel in mittehnässiger Zeichnung geätzt und vergoldet Seh w ert Kaiser K a rl's V. Der durchbrochene
den heil. Andreas „sen. andre" und den heil. Georg, auf Knauf und ilie Parirstange sind von vergoldeter Bronze,
der Rückseite den heil. Michael und den heil. Romanos. hübsch ornamentirt, jedoch ohne besonderen Kuustwertli;
Auf beiden Seiten der Klinge befindet sich ein mit Kupfer der Griff ist mit Fischhaut überzogen und an den Seiten
ausgelegter Stern als Klingenschmiedzeiohett. mit vergoldeten Messingspangen belegt. Auf einer Seite
der Klinge zeigt sich das Brustbild des Kaisers, und im
Schwort, des kaiserlichen Kriegsobersten Georg IM.CAES.UAROLVS.V.SEMP.
ffobleehfiffe die Inschrift:
von Frundsberg. Dieses Schwert des rühmlichst bekann- F. AVGVST. AN. AET. XXX. Auf der anderen Seite der
ten „Landsknochrvators 1
'
ist von ausgezeichneter Arbeit. Künge befindet sich das Symbol und der Wahlspruch
Knauf und Parirstange nebst Faustsehutzbügel zeigen vom des Kaisers: die zwei Säulen des Hercules (gekrönt), um
Goldgründe sieh erhebende, geschmackvoll verschlungene die sich ein Band mit dem Wahlspruche PLVS VLTRA
Züge mit perlenartig aufgeschlagener Silbertausia ; von schlingt. Im llnhlschliu'e die Inschrift: EVXDATüRI.
gleicher Arbeit sind die in den von Laubkränzen umrahm- QVIETHS. M.D.XXX. Auf beiden Seiten der Klinge zeigt
ten Medaillons befindlichen, zierlich in Eisen geschnittenen sich ein eingcstempelter, gekrönter Mohrenkopf als Klin-
Krieger- nnd Frauenköpfe. Das Griffholz ist mit Fisch- genschniiedzeichen *).
haut aberzogen. In diesem prächtigen Grifte sitzt eine
*) Im Jahre ls.(s wurde dieses Sehwort bei der Plünderung ,|cs
kaiserl. Zeuf,- ' lause« iji Wien entwendet und wanderte nach Amerika, wo
*) In dem Inventar der k. k. Hof-, Jagd- und Siittclkummcr, es im Jahre 1868 der Wattenham] ler Gustav Kiehtner ankaufte , und
ans welcher dieses Kuhwert Mummt, wird M Kaiser Max dir Sammlung
I. migCMhxieben. verehrte.
TAFEL XI.
CO U S E N.
Der Ausdrnck Oouse, wahrscheinlich eine Verstümme- Wappen , umrahmt von der < (rdonakette des goldenen
lung des französischen Wurfes Coateau, bezeichnet ein auf Vliesses, darüber die Königskrnne und die Jahreszahl 1554.
eine Stange geschiftetes breites linii starkes 1 Ticbinesser. Im Felde zunächst der Dille zeigt sieb unter einer Königs«
niese Btangetiwaffe wurde im IG., 17. and 18. Jahrhun- krone das verschlungene Monogramm M. M. (Maximilian,
dert von einein Theile der kaiserlichen und erzherzogliehen Maria) und längs des Rückens der Wahlspruch „DEVS
Leibwache, den „Hatschieren u — im Gegensätze zu den PROVIDEBIT.«
Trabiinten, welche IIuhiibarte.il trugen — geführt Figur .'i. Couse aus der Zeit des Kaisers Rudolph II.
Die Waffciisiunmhuig des Österreichischen Kaiserhauses Auf der Vorderseite der Klinge zeigt sieh unter einem im
besitzt eine bedeutende Zahl dieser Cotisen von der Zeit Geschmack der Spätrenaissance gehaltenen Ornament das
Ferdinand'» I. an bis in die Zeit Joseph'fl II. Dieselben Wappen von Ungarn und Böhmen, darüber der Reichs-
haben in80 ferne ein allgemeines Interesse, uls siiinmtliehe apfel und ein mit der Kaiserkrone gekröntes I{, zu dessen
EHingSD mit Aetzmalerei bedeckt sind, welche meist das beiden Seiten sieb Sccptcr und Sehwert befinden, Zunächst
Wappen, den Namenszng oder den Wahlspruch des be- der Dille erscheint das aus der Abbildung in natürlicher
treffenden Fürsten und bei allen die Jahreszahl der Anfer- Grösse ersichtliche Monogramm des Aetzinalers II. S.
tigung enthält, wodurch ein übersichtliches Bild der chro- Aul" der Rückseite beiludet sich unter gleicher t trnamen-
nologischen Entwicklung der Ornamentimng gegeben ist. tirung der Österreichische Rinden.sclüld , ferner ein auf-
Figur 1. Couse aus der Zeit des Königs Ferdinand 1. fliegender gekrönter Doppeladler, der im linken Fange
Unter diesem Fürsten scheinen die Couscti, welche lange einen Pfeil hält ; über dem Adler ist der Wahlspruch
nicht mein -
als Kriegs waffe geführt wurden, in Oesterreich „ADSJT« und die Jahreszahl 1577 ersichtlich.
als Waffe für die Leibwachen iu Brauch gekommen ZU Figur 4. Couse aus der Zeit des Kaisers Mathias.
Bein. Die erste Andeutung hierüber findet .sich in einem Diese aus dem Krönungsjahre des Kaisers stammende
im Jahre 1639 erschienenen Buche über die Heerschau, Couse zeigt auf der Vorderseite, bereits abweichend von
welche Kaiser Carl V. im Jahre 1632 über die Reichs- der ausdrucksvollen Aetzmalerei des 16. Jahrhunderts in
trappen auf dem Marchfclde bei Wien hielt*). Die vor- einfachen Linien geätzt, den gekrönten Doppeladler mit
liegende Abbildung bat auf beiden Seiten die gleichgesetzten dem ungarischen, böhmischen und österreichischen Wappen,
Ornamente, im oberen Felde das gekrönte burgundJsohe letzteres als Herzschild; über dem Adler und unter der
Kreuz , dazwischen die der Ordenskette des goldenen Kaiserkrone die verschlungenen Buchstaben: M. A. T. II.
Vliesscs entnommene Decorntion, d. i. Feuerstahl, Steine J. A. S., und zunächst der Dille die Jahreszahl 11112.
und sprühende Funken, eingestreut und über dem Gan- Auf der Rückseite erscheint gleichfalls geätzt der
zen die Buchstaben Fferdiuaudus) Afrehidux). Längs des gekrönte verschlungene Namenszng des Kaisers, und unter
Rückens ist der Wahlspruch „MATER DEI MEMENTO demselben in einem Medaillon ein gegen die Sonne auf-
MET" und die Jahreszahl 1551 ersichtlich. steigender Adler, der im linken Fange einen Reichsapfel
Figur 2. Conse aus der Zeit des Königs Maximilian Tl. trägt; unter diesem Medaillon zunächst der Dille sind
Die schöne Klinge zeigt auf beiden Seiten die gleiche noch die Initialen des kaiserlichen Wahlspruches A(mat)
nbicoi ateifotton der landtegelegenheit etc. etc.* In einem der diesem sich unter gleicher Ornanientirung ein Medaillon mit den
Buch andor/ar, welcher die Heer- Krönungsinsignien, über welchen das Auge Gottes schwebt
Uber die Reichstrappen durch Kai» t Carl V. darstellt, ist ein
Gegen die Spitze der Klinge zu ist, wie auf der Vorder-
Thril dei Trabanten sowohl des Kuisors al des römischen Konifrs Fer-
iliiiLLiul mit Cimst-n bewehrt. seite, der gekrönte Naincnszug des Kaisers geätzt
Figur 6. Couae aus der Zeit Joseplt's I. Auf der Königs, and unter dem Schilde die Jahreszahl 1694: auf
Vorderseite der Klinge befindet sich in einem gekrönten der Rückseite zeigt sich in einem Lorbeerkränze ein auf-
dem Schilde befindet Bich der gekrönte NamenBZUg des wie auf der Vorderseite, der Namenszug des Königs geätzt
TAFEL X I [.
unter gleicher Ornamentiruug der von Kaiser Joseph I. auf den meisten vorkommenden kursächsischen Wappen
entlehnte Wahlspruch „AMORE ET TIMORE« und der auch die Jahreszahl 15G8 und den Wahlspruch: „Die
habsburgische Löwe ersichtlich. Hoffnung hat mich offt ernerdt sonst he mich vufale
Figur 2, Couse aus der Zeit des Kaisers Franz I. letigst verzert".
Der Charakter der Ornamentiruug dieser Couse beweist, 5. Ve ne tian s c h e Glefe. Stangenwafl'en
Figur i
dass die Art der Aetzmalerei des 1(3. Jahrhunderts, wovon dieserForm wurden von venetianiseheu Kr! egskn echten
schon Fig. 1 nur mehr einen missglückten Versuch dar- vor dem 17. Jahrhundert geführt; die blanke Klinge ist
stellt, bereits ganz vergessen war, und dass man in der von gutem Matcrialc und zeigt auf beiden Seiten die in
Manier des Kupferstiches einen Ausweg suchte. Wie die der Abbildung in natürlicher Grösse gegebenen Schwert-
Jahreszahl (1745) anzeigt, Stammt diese Couse aus dem fegerzeichen. Der Schaft aus Cedernbolz ist mit abge-
Krönungsjahre des Grossherzogs zum deutschen Kaiser. griffenem, grünem Sammt überzogen und mit gelben Nä-
Ueber der Jahreszahl zeigt sich unter der Kaiserkrone geln beschlagen.
das Wappen von Lothringen und Toseana, behängt mit Figur fi. Italienische Glefe. Dil- blanke Klinge
Orden und umrahmt von der Ordenskette des goldenen zeigt auf beiden Seiten zunächst der Dille ein gehauenes
Vliesses. Zunächst der Dille befindet sieli der gekrönte < >rnament und am oberen Titeile einen Scorpion mit einem
Namenszug F. I., und längs des Rückens der Wahlspruch Kreuze und dem Buchstaben 1! im Körper als Klingen-
des Kaisers „DEO ET IMFERIO*. Die Rückseite bat Rchmiedstämpel. Der Schaft ist mit abgegriffenem rotheni
die gleiche Ornamentirung. Sammt Überzogen und mit eisernen Nägeln beschlagen.
Figur 3. Couse ans der Zeit des Kaisers Joseph EL
Die Ornamentiruug ist. der der früher beschriebenen Couse *) Nach Llewclyn Meyrick soll der Name Glefe von the Cleddyv
odpr Gleddyv «.bstammen. In Sachsen erhielt diese Stande nwafFe im 17.
ganz gleich und stammt ebenfalls aus dem Krönungsjahre
Jahrhundert, um. welche Zeit sie auch von der polnischen Leibwache
geführt wurde, den Namen Kosa.
TAFEL XIII.
Diese authentische Rüstung**) des durch seine her- mit Halergold und die üeberladung mit Messingnägelii
vorragende Tapferkeit bekannten kaiserl. Reitergenerals scheinen nicht auf künstlerische Wirkung berechnet.
gibt ein deutliches Bild der Rüstungen, welche bei der Der Helm der abgebildeten Rüstung besteht aus dem
schweren deutschen Reiterei vom Ende des Iß. Jahr- zweitheiligen, am Kamme gelStheten Scheitelstücke, an
hunderts bis zum Ende des dreißigjährigen Krieges in welches sieh der dreimal geschobene, tiefreichende Nacken-
Brauch waren. Die schönen Formen der Harnische aus Bohinn sehliesst. Am aufsehläebtigen Kinnref sitzt der
kunstreichen Ornamcntirungcn der Harnische fielen ganz Die geschobenen Achseln haben grosse Vorder- und
blanke Harnische wurden seltener, hingegen Ilintcrflügc. Die Armpfeifen sind in den Annheugen,
weg, selbst
die schwarzen allgemein; dabei gerieth auch die Platt nervi welche überdies von ganzen Mauseln geschützt werden,
und man zog an vielen Stellen «lein mühsamen durch Felgen geschlossen; die Handschuhe mit weiten
in Verfall,
Treiben das Löthen vor. Stulpen sind sowohl über die Hand als über die Finger
stark in Eisen gehalten, um den Widerstand gegen das reifen, an welchem die langen geschobenen Schösse (Ta-
denn roho Bemalung Deckung der Kniekehlen. Der Rücken mit tiefem Gesäss-
Kriagagebrauch bestimmt war, die
mehrfach geschehen von Tröd- wo er als kurbairi scher Reiteroberst mit seinem Freunde
ii1 » in letzteren ihren leider ist,
loch dem Aualm l'TI' rden. Johann von Werth den übermüthigen Franzosen die
»*) Die Benenn für Harnisch kam erst in der
Revanche für Kempen und Rocroy so blutig in's Antlitz
nderts in Brauch, desgleichen änderten
schrieb. Noch bewahrt die WafTcnsammlung des öster-
PRUNKSÄBEL.
Dieser Prunkßäbel ist ein prachtvolles Muster der Die schwere Klinge, deren halbe Breite ihrer ganzen
Com positmii im Geschmack der besten Zeit der Spät- Länge nach ein geschnittenes, tatiscliirtes und mit Rosetten
renaissance; desgleichen ist die Eisenschneidarbeit und bestreutes Bandornament zeigt, wird gegen die Spitze zu
die Taiisohirung ein wahres Meisterwerk zu nennen. Dem breiter und endet schliesslich zweischneidig nach Art der
Charakter der ganzen Durchführung nach zu nrtheilen. ist alten türkischen Säbel, wie dies ans der rechts des Säbels
der Säbel italienische Arbeit; leider ist nirgends eine Marke befindlichen Zeichnung ersichtlich ist.
ersichtlich, um den Meister kennen zu lernen. Sowohl der Die Beschläge der mit rothem Sammt überzogenen
Knauf als die Parirstange sind mit geschnittenen phantas- Scheide, als Mundbleeh, Mittelband und Ortband, welche
tischen Hautreh'efSgurerj geziert, welche, dunkel gehalten, links vom Säbel abgebildet erscheinen, sind von Eisen-
sich von dem punzirten und vergoldeten Hintergrund effect- blech und vergoldet, aber mit minderer Genauigkeit gear-
voll ablieben. Der ganze Knauf und die Parirstangc sind beitet als der Säbel; die Figuren sind wenig erhobt, ohne
durch ein hübsches Bandornament gleichsam Sbergittert besonderen Ausdruck und von wenig künstlerischer Darob«
Die Enden der Parirstangc bilden vier gebundene Pferde- bildung,*)
schädel, über denen sieh noch die Rosetten zeigen, welche
ehedem Edelsteine fassten. Der Griff des Schwertes ist
*) Dieser Pruuksiibel stammt aus der k. k. Hof-, Jagd- und Sat-
abwechselnd mit Gold- und Silberdraht umwunden. teuuunmw.
TAFEL XV.
Dieser Trabharnisch sowie der folgende ganze Har- Dir hübsche Sturmhaube mit hohem Kamme, bei
nisch (Tafel XVI) gehören zu einer ans fünf gleich orna- welcher das Seheitelstüek mit dem Schirme aus Einem
mentirten Harnischen bestehenden Garnitur von Leib- Stücke getrieben ist, bat rückwärts nur einen Genick reifen.
harnischen *) des Kaisers Ferdinand 1. Der vorgesteckte, zweimal abschlächtige Bart (Feldpärtl)
Dieser schöne, blanke Harnisch ist durch Aotzstrichc haftet auf der linken Seite durch Band und Kegel, und
verziert, deren Füllung aus gewundenem Rosenreiser- und auf der rechten Seite durch ein Häkchen an den mit
Blattwerk besteht, welche gleich den zu beiden Seiten hübschen Gehiirrosen versehenen Backe ustücken. Der
befindlichen geschuppten Bändern vergoldet sind und Kragen geschoben und geschlossen; die geschobenen
ist
sich von dem in Sehwarzloth geätzten Grunde prächtig Achseln, welche an den Kragen geschnallt sind, haben
ablieben.
schmale geschobene Vorder- und grosse steife Hinterflüge,
*) Diene schöne Harnischgnrnitur, wie keine andere Rammhing deckt. Die Ober- und Unterarm röhren sind durch dir Mäuse]
der Welt eine ähnliche aufzuweisen hat, besteht ans verbunden,
drei ganzen Feld- welche mit dem gezahnten Fiederblatt der
harnischen mit den verschiedenen Wechsel- und Verstärk
ungnstücken zum Rose omamentirt sind. Die Handschuhe sind gefingert
Turnirgebrauch, dem eben besehriebenen halben Hamich
und einem
Harnische zum Fusaknmpf; bei diesen Harnischen befand sich früher
und über die Hand sechsmal geschoben. Die Brust mit
auch ein Rösing, welches leider gleich manchem andern tiefem Gansbaneh bat unter den Armhöhlen bewegliche
Wech Heistücke
nicht mehr verbanden ist. Soviel mir bekannt ist,
befinden sich folgende Einsätze und einen mit einer Stellfeder versehenen Rüst-
zu dieser Harmschg&rnihir gehörende Stücke in anderen
Sammlungen;
haken neuerer Art. Zunächst dem Wulste am oberen
ImMnse'e zu Paris unter einem Glassturz ein Helm
d' Artillerie
Rande der Brust zeigt sich in schöner Aetzung das Or-
(TSourguiuot), der aber irrtümlicher Weisn dem Xaiwr Cnr! V. zuge-
schrieben wird. Von dem zusammengesloppelten Rossharuisch G. 22. denszeichen des goldenen Vliesses. Unten scldiesst sieh
der Kunz, die Taschen und die fitang en zügol und an die Brust ein Bauchreifen, an welchen die vierzehn*
von dem ,
Obschon der Reichthum der Sammlang und der Stellfeder und zwei Bauchreiffiii, an welche die fünfmal
unserem Werke karg zugemessene Raum uns nöthigt, in geschobenen Beintaschen geschnallt sind. Die Diecblinge
der Auraahme von Abbildungen höchst wählerisch xn sein, sind in der Mitte der Schenkel zum Abseisen eingerichtet;
so schien es doch angezeigt, aus der schönen Harnisch- die Beinröhren haben vier Knöchclreifen und sind an der
BOite des prachtliebenden Kaisers eine zweite Abbildung, inneren Seite mittels Häkchen geschlossen. Das Gewicht
und zwar die eines Feldharnisob.es zu bringen. dieses Feldharnisches beträgt 58 Pfund 5 Loth.
Der Hehn besteht aus dem Öcheitelstöoke mit drei Der Charakter der Orn am entirung ist derselbe, wie
Genickrcifeii. dem aufsehlächtijj'cii Kimircf mit drei llals- bei dem auf Tafel XV abgebildeten Harnisch. Die zu
reifen, und dem aufschläehti^en. einseitig gelochten Visir; dieser Harnischgarnitur gehörigen drei Russstirncn, welche
der Kragen ist geschoben und an denselben das Armzeug sich zu Paris und Osarskoeselo befinden, zeigen siimmtlieh
geschnallt. I >ie Brust mit tiefem Gansbauch hat unter den kais. Doppeladler, woraus ersichtlich ist, dass diese
den Armen bewegliche Einsätze, einen Rüslhaken mit Harnische nicht vor dem Jahre 155 Ii geschlagen wurden.
TAFEL XVII.
und pratspiess, im HI. Jahrhundert pörschwert genannt} überzogen. Die gewöhnliche Klinge zeigt den aus der
scheinen erst mit der völligen Entwicklung der Platte n- Abbildung in natürlicher Grösse ersichtlichen Khngen-
Harnisehe in Gebrauch gekommen zu sein. Die Klingen sehmieilstempcl.
der Bohrschwerter *) sind nur für den Stoss berechnet, Figur 2. Bohrschwert*) aus dem Ende des 15. Jahr-
um zwischen den Geschieben der Harniscbtbeile in den hunderts. Knauf und Parirstange VOU grauem Eisen sind
Körper eindringen zu können. Sic bilden im Durchschnitte mit eingelegtem Messing verziert; der alte < higinal griff ist
einen Rhombus; die Kanten sind stumpf geschmiedet, daher mit Leder überzogen; die gewöhnliche Klinge hat kein
die Waffe für den Hieb unbrauchbar ist; hingegen haben Zeichen.
die Spitzen der Klingen meist eine ausserordentliche Harte. Figur 3. Bohrsehwert aus dem Anfang des 16. Jahr-
In weiterer Entwicklung bildeten sieh im Iii. Jahrhundert hunderts. Knauf und Parirstange sind von blankem Eisen;
aus den schweren, für den sicheren Stich nicht sehr band- letztere besitzt bereits ein Stichblatt; der plumpe Griff ist
samen Bohrschwertern die fei nge formten drei- und vier- ein späteres Machwerk. Die gewöhnliche Klinge zeigt ein
schneidigen Panzersteoher) aber auch diese verschwanden mit Messing- ausgelegtes Klin-reiLSehmiedzeichen.
in der zweiten Hälfte des Iii. Jahrhunderts, als von Spanien Figur 4. ßohrschwert aus dem 16. Jahrhundert.
aus die Mode der Stossdegen und Rappiere sicli im west- Der Knauf und die Parirstange mit Faustseliutzbügel sind
lichen Europa verbreitete und für kurze Zeit die Hieb- vnn blankem Eisen; der mit Leder überzogene Griff ist
waffen beinahe ganz zu verdrängen seinen. In Oesterreich i in späteres Machwerk, Die Klinge zeigt am Verstärk ungs-
führte ein Theil der ungarischen Reiterei noch im 17. und stüeke zunächst der Angel einen undeutlichen Klingen-
Figur 1. Bohrschwert aus dem 15. Jahrhundert. Knauf und Parirstange sind von grauem Eisen und mit
Der pilzförmige Knauf und die förmig gebogene Parir- erhabener Silbertausia geziert. Das alte Originalgriffholz
„Itum die wer nol sevn ein swert, das man nennt ein pmlspiess, der *) Bio Bohrci li \vi;rli r Figur i' und T und der Panzerst edier Figur D
sei nit, Rneidon." (Spions: Arcliivuli^die Nebenarbeiten.) stummen an» dor WafleuHanimlung; im k. k. Lustsdilosse zu Laxeiiburg.
Figur 6. Panzerstecher ans dem Ende des ,
ein stereotypes Merkmal des Nachgemachten — . sondern
IG. Jahrhunderte. Der Knauf und die Parirstange mit ist auch noch über die Parirstange mit Lackleder über-
Stichblatt und Faustschutzbügel sind ihrer Form nach zogen. Die höchst interessante Klinge hat zunächst der
im Alter mindestens um hundert Jahre verschieden. Der mit Angel ein altes, seltenes Klingenschmiedzeichcn; ferner
Eisendraht umwundene Griff gehört in die Zeit der Parir- zeigt sie die mit Messing ausgeschlagene, aus der Abbil-
stange. Die dreischneidige Klinge zeigt ein mit Messing dung ersichtliche Klingenschrift, deren Enträthselung mir
ausgelegtes Wolfszeichen und einen Stern als Klingen- aber bis jetzt nicht gelungen ist.
hunderte. Der Knauf der Grift* und die P.irirstange sind lich aus Messing geschnitten ; das Griffholz fehlt. Die
mit Leder überzogen, welches .noch die Spuren der ein- dreischneidige, sein- lange Klinge ist ohne Zeichen.
stigen Bemal ung mit rother, schwarzer und gelber Farbe Figur 10. Panzer Stecher aus der Mitte des
deutlich zeigt. Die interessante Klinge, welche rücksieht- i IG. Jahrhunderte. Der Knauf und die Parirstange sind
lieh ihrer Form gewissermassen den Uebergang von den : aus vergoldetem Eisen; desgleichen ist der Griff mit ver-
plumpen Bohrschwertern zu den feinen Panzerstechern goldetem Eiseudraht umwunden. Die gute dreischucidige
bildet, zeigt auf den rechteckig geschmiedeten Theilcn Klinge zeigt zunächst der Angel ein geätztes Ornament
zunächst der Angel und in der Mitte der Klinge ein mit von mittehnässiger Zeichnung.
Messing ausgelegtes Klingensehmicdzeichen, welches auf Figur H. P a n z e r s t e c h er aus der zweiten Hälfte
Schwertern aus dem 15. und der ersten Hälfte des des IG. Jahrhunderts. Der Knauf und die Parirstange sind
16. Jahrhunderts oft vorkommt. von blankem Eisen; der Griff ist mit Kupferdraht um-
. Figur 8. Bohrschwert aus dem Ende des 15. Jahr- 1
wunden; die vierschneidige Klinge weiset zwei Kreuze als
hunderte. Der Knauf und die Parirstange sind von blankem Klingenschmieds tcmpel.
Eisen. Der Griff hat nicht nur eine übermässige Dicke — I
TAFEL XVIII.
getrieben und am Obertheile hübsch gekehlt Das Hut- FRAU SANT ANA SAND FRID .« Dieser Helm
| | | | )
gleiche Ornament wie der Jngendhaniisch des Kaiseis in den b u-gn ndisc he n
i Kriegen im i). Jahrzehnt des
Maximilian I. (Tafel I.), das Gewicht des Hutes beträgt! 15. Jahrhunderts in Brauch kamen und daher auch den
8 Pfund. Namen fuhren.
Figur 2. Burgundis eher Helm (Bourgnignot) Figur 3. Burgundischei- II e 1 m mit Fuchs-
aus dem ersten Viertel des IG. Jahrhunderts. Der Unter- schnauze. Das Scheitelstüek dieses merkwürdigen Helmes
schied zwischen Bourgnignot und gewöhnlichem Helm I
hat einen ziemlich hohen gewulsteten Kamm und auf
besteht darin, dass heim letzteren die vorderen und rück- jeder Seite drei niedere Wulste , zwischen welchen die
wärtigen Halsreifen einfach den oberen Rand des Kragens blanken Streifen nach Art der mailänder Harnische ge-
überragen, beim Bourgnignot aber der untere Hand nach riffelt sind. Das eine Fnehsschnaiizc bildende Visir ist
innen hohlziegelartig gekehlt ist, und dass diese Keldung aufschlächtig und das zweitheilige Kinnref nach rechts
bei aulgestürztem Helme über den gewulsteten Band des und links zu öffnen. Alle Ornamente des Helmes sind
Kragens greift, so dass Hehn und Kragen zu Einem geätzt und vergoldet, von besonderem Interesse ist die
Stücke verbunden erscheinen, wie dies am Harnische des Aetzmalerei auf beiden Seiten des Kammes; die eine Seite
Königs Ludwig II. von Ungarn ersichtlich ist. zeigt zwei kämpfende Ceutauren, deren eine nb't Säbel
Der vorliegende burgnndische Helm hat über alle und Schild (auf letzterem das ungarische Wappenbild),
Theile seicht gekehlte breite Striche, welche durch geätzte der andere mit Speer und Rundschild bewaffnet ist. Die
Ornamente ausgefüllt sind. Das Scheitelstück hat. 3 zweite Seite zeigt in der Mitte einen Engel, der zwei
gewulstete Kämme, das nach beiden Seiten zu öffnen, Wappenschilder hält; der eine Schild ist quadrirt und
der Kinnrif ist vorne mittels eines Häkchens geschlossen. enthält die Wappenschilder von Ungarn, Böhmen, Oester-
Das Visir ist aufschlächtig. Am unteren Rande des Hel- reich und Tyrol, der zweite ist der österreichische Binden-
schild; links von ersterem Schilde befindet sich ein Greif, i der alten Schal lern, mir ist der steife Gen ick schirm bereite
und rechts von letzterem ein Pfau als Schildhalter. Aus der I
durch bewegliche Folgen ersetzt (welche aber bei vor-
Zusammensetzung dieser Wappenbilder ist ersichtlich, dass liegendem Exemplare fehlen). Das Kimiref ist noch nicht
der Helm nicht vor dem Jahre 1Ö27 geschlagen wurde. vorhanden, und das Kinn nur durch das ti efreich ende
zeigt sich ein Steehhelm als Plattner- und der Bsterreichi- Helme gegen den Stich gewährten, war trotz des geschobe-
Bcne Bindensohild als behördlicher BeschaustempeL nen Kragens und der hohen Stau ch 60 an den Achseln des
Figur 4. Helm mit Larve. Dieser phantastische dazu gehörenden Harnisches im Vergleich zu den aus-
Hehn gibt ein deutliches Mihi vom [Jebergang der Schal- gebildeten BourguigUOta noch sehr mangelhaft. Das vor-
lern zum ausgebildeten Hehn des IG Jahrhunderts: das liegende Exemphm dürfte ans dem letzten Jahrzehnt des
Scheitelstuck hat in seinen Linien mich ganz die Form
TAFEL XIX.
Die ganze Sturmhaube*) ist mit Ausnahme der Baoken- aus der besten Zeit der Renaissance hin. Endlich lassen
stücke aus Einem Stücke Eisen getrieben, und verräth der Charakter der Zeichnung und die Technik der Durch-
die Arbeit eine staun enswerthe Technik. Die correcte bildung kaum bezweifeln, dass dieses Prachtstück deutsche
Zeichnung, der wahrhaft künstlerische Schwung und die Arbeit sei. Auf allen Th eilen der Sturmhauhe hat der
breite Ausführung weisen atifeinen hervorragenden Meister Künstler Scenen aus der Aeneide aligebildet; die ein-
TAFEL XX.
SCHWERT.
Dieses prachtvolle Ritterschwert giht ein schönes BOhirte *) Ornament mit den eingestreuten bunten und
Zeugniss von der ausserordentlichen Fertigkeit, die man phantastischen Gestalten höchst wirksam abhebt
in der Kunst des Tauschirens um die Mitte des 16. Jahr-
Der Charakter der Ornamentirung , mehr aber die Zeichnung tief in das Eisen eingegraben und die erzeugte Furche
mit Gold oder Silber an «geschlagen. Sei dieser Art bildet das edle
noch die Gliederung des Griffes hissen einen italie-
Metull mit dem Kisengninde meist dieselbe Flüche. Bas Gold oder
nischen Meister vermutheu. Knauf, Griff, Parirstaugc, Sillier kann aber auch über den Eisengrund ;ils erhabenes Oniaiaent
hervorragen. Bei der aufgeschlagenen Arbeil dieser Art, wie sie nooh
Faustsclmtzbügel und das Vcrstiirkungsstück der Klinge
lioule im Oriente meist gebräuchlich ist, wird der Eisengrimd gleich
zunächst der Angel sind aus grauem Eisen . von
einer sehr feineu Feile raub gemaolit, und uuf diese rauhe Flache die
welchem sich das herrliche, mit Gold und Silber tau- Zeichnung mit (Jold- oder Silborfaden aufgeschlagen.
TAFEL XXI.
STREITÄXTE.
Figur 1. Langes Schlachtheil (auch lange Moni- die Trabanten der Sture'a und des Königs Gustav Wasa
axt genannt) aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. mit ähnlichen Sehlaehtheileii bewehrt*] In Russland blieben
Schlachtbeile dieser und ähnlicher Form waren in Deutsch-
land in der Blüthezeit des LandsknechtewesenB, wenn auch
*) Dies ist aus den Fresken in der Tudtenlia|iollo dieser Fürsten
selten, doch immerhin im Brauch, Häutiger findet sich
in der Kalbcdrnlo zu Fpsala ersichtlich. F. von tiille, Musee des armes
diese Waffe in nordischen Ländern: bo waren in Schweden |
rares nnciennes de su Majeste l'Empereur de tuules los RuFsies. I".
sie unter der Benennung Berdiche Ms zum Ende des 1J. Das in der Mitte des Beiles eingelegte brillenförmige Mes-
Jahrhunderts bei den Strclitzen in Brauch. ;
singplättchen seheint ehedem ornamentirt gewesen zu sein.
Figur 2. Deutsche Streithacke für Reisige aus dem Die sehr harte Schneide des Beiles ist nicht haarscharf,
Ende des 15. Jahrhunderts. Das Beil und der Dreizack sondern mit Rücksicht auf die Widerstandsfähigkeit des
sind aus Einem Stücke geschmiedet und gleich der kur- Harnischblechcs keilartig zugeschlitfcn. Auf der Rückseite
zen Stossklinge von blankem Eisen. Das Reil an
ist befindet sich zwischen dem Rede und dem Stachel ein
die Stossklinge genietet, und letztere wird durch Federn Gürtelhaken.
|
am Stiele, welcher mit Schweinsleder überzogen ist, fest- Figur Ungarische Streithacke
4. aus dem 16.
gehalten *).
Jahrhundert. Das Beil ist mit Arabesken von aufgeschlage-
Figur 3. Deutsche Streithacke für Reisige aus ner Silbertausia, welche noch deutlich die Spuren einstiger
j
der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Sowohl das Beil Vergoldung sseigt, geziert. Die Haftfedern sind von Mes-
als der eiserne Stiel sind mit hübscher Aetzmalcrei geziert. sing und vergoldet.
TAFEL XXII.
PARTISANEN.
Diese hauptsächlich für den Stoss berechnete Stangen* schwungvoll gezeichnetes, geätztes Ornament, welches noch
waffe unterscheidet sieh von dem gewöhnlichen Spiesse Spuren einstiger Vergoldung wahrnehmen lässt; Dille und
mit langem Spiesseisen durch die am unteren Ende der Sühaftfedern sind gleichfalls ornamentirt; der Schaft von
Klinge zunächst der Dille befindlichen kurzen, scitab- (
'edernholz ist mit abgegriffenem, rothem Sanunt über-
stehenden Ohren. Die ältesten Partisanen in der ausge- zogen und mit Eisennägeln beschlagen,
sprochenen, unter diesem Namen bekannten Form reichen Fig. 3. Partisane aus dem 16. Jahrhundert.
nicht über das 15. Jahrhundert hinaus, waren jedoch in Fig. 4.*) Partisane aus der Zeit des dreissigjäh-
der Blütliezcit des Laudsknechtswesens im 16. Jahrhundert rigen Krieges. Beide Seiten der Klinge zeigen hoehgeätzte
Stark im Brauch. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts und vergoldete Kriegstrophäen.
erscheinen aber mir mein' Offiziere und Leibgarden damit
Fig. 5 Partisane der Leibwache des Erzbischofs
bewehi-t und Kurfürsten von Mainz. Johann Philipp von Schön-
Im k. k. österreichischen Heere wurden die Partisanen born. Vor- und Rückseite der Partisane haben die gleiche
erst um das Jahr 1768 abgeschafft. Vor dieser Zeit Ornamentirung und zeigen einen quadrirten Schild mit
trugen der Oberst, OberstÜcutenant, dann der Hauptmann dem Schönborn'schen Stammwappen im Mittelschildc, im
und der Lieutenant Partisauen. Die Partisane des Obersten ersten und vierten Felde das Wappenbild des Krzbisthnms
war mit Quasten geziert, deren Fransen aus purem Golde Mainz, im zweiten und dritten Felde das des Bisthums
bestunden; die des Obcrstlieutenants und Hauptmanns Würzburg, endlich über dem Schilde die Bischofsmütze
hingegen waren von Gold und mit gelber Seide melirt; (rnful) und zu beiden Seiten derselben sechs Helme
mit
die Partisane des Lieutenants war ohne Quasten. ihren den Wappcnbiidem entsprechenden Kleinoden und
Fig. 1. Die ältesten Partisanen haben sehr lange Hehndecken. Unter dem Wappen befinden sich die Ini-
und breite zweischneidige Klingen, ähnlich den alten tialen des Namens und der Diöcesen des Erzkanzlers.
Schwertklingen, und zunächst der Dille ganz kurze Ohren,
Fig. 6. Partisane der Leibwache des römischen
welche kaum einem anderen Zweck dienten, als die längs
Königs Ferdi nand I\. Statt der gewöhnlichen kurzen
der Selmeide abgleitenden Hiebe aufzufangen. Die vor- Ohren zeigt diese Partisane den Doppeladler aus Eisen
liegende Partisane stammt aus der zweiten Hälfte des geschnitten, geätzt und vergoldet. Ganz gleiche Partisaueu
15. Jahrhunderts; die gut gearbeitete Klinge hat eine befinden sich im historischeu Museum zu Dresden, wohin
flache, bis an die Spitze reichende Rippe und behackte dieselben von der im Jahre 1814 aufgelösten königl. säch-
Ohren. sischen Schweizergarde (Schlosswachc) abgegeben wurden.
Fig. 2. Vfenetianische Partisane aus dem
16. Jahrhundert. Die bis an die Spitze stark gerippte
*) Dip Partisanen Fig. 4 und ß stammen ans der WnnbnHanimlniig
Klinge zeigt auf beiden Seiten zunächst der Dille ein im k. k. I.ufltscIiloBso zu J-aseurmrg.
Fig. 7. Oberst-Inhabers-Partisane des römischen der Kaiseradler mit den Wappenbildern von Lothringen
Kaisers Franz I.**) Beide Seiten der Klinge sind mit und Toseana. Rechts und links vom Reichsadler sind
erhabenen, ans der Tiefe gapunzten und vergoldeten die Monogramme Franz' L und Maria Theresias ersicht-
KriegetrophUen geziert. Auf der Vorderseite befindet sieh lich. Die Rückseite der Partisane ist gleich oruaiuentirt,
TAFEL XXIII.
Diese einzig für den Btoss berechnete Stangenwaffe Figur 4. Spetum aus dein letzten Viertel des 15. Jahr-
unterscheidet sich von der Partisane nur durch längere hunderts mit behackten (>hre*n.
und weiter abstehende Ohren. Sind die Ohren halb- Figur 5. Runka ans der ersten Hälfte des lß. Jahr-
mondförmig gebogen, und haben die Spitzen derselben hunderts. Sowol die Stossklinge als die Ohren sind ge-
die gleiche Richtung wie die Spitze der Klinge, so nannte rippt. Auf der Stossklinge zeigt sich das Fragment eines
sind hingegen die Spitzen der Ohren von der Klinge ab Figur 6. Venetianer Spetn m. 1 He Ohren sind
und nach rückwärts gebogen, so nannte man sie Bpetum. an der oberen Auf einem der Ohren
Seite geschärft. zeigt
Figur 1. Runjta aus der zweiten Hälfte des 16, sich ein roher Schniicdcsteinpel. Der Schaft von Cedem-
und dem ersten Viertel des Jahrhunderts. Die gut holz ist mit abgegriffenem, rotem Sammt überzogen und
gearbeitete Klinge zeigt über dem Ausätze der Dille mit Eisennägeln beschlagen.
Spuren eines gehauenen Ornaments. Figur 7. Spetum mit vierseitiger Stossklinge und
Figur 2, Runka aus derselben Zeit. Die Klinge geschärften, breiten, plötzlich in scharfe Spitzen endenden
ist bis an die Spitze gerippt und hat weit abstehende, Ohren. Auf einem derselben befindet sich der aus der
Figur 3. Spetum aus derselben Zeit. Die steifen Figur 8. Kriegsgabel. Diese Staugenwatfe, welche
Obren sind blos an der oberen Seite geschärft. ihrer Form nach füglich als Runka angesehen werden
kann, stammt aus dem ersten Drittel des 16. Jahrhun-
TAFEL XXIV.
DEGEN.
Alle omamentirten Theile dieses aus dem letzten mässigen Linien verursacht, und die selbst bei der grö'sstcn
Drittel des IG. Jahrhunderts stammenden Degens sind manuellen Fertigkeit des Meisters auch bei dieser Arbeit
von grauem Eisen, und die Zeichnung ist mit Gold auf- hervortritt Deshalb werden bei so minutiösen Darstel-
geschlagen ; einzelne Gegenstände der Darstellung sind lungen, wie der abgebildete Degen sie zeigt, nur schwer
mit Silber tauschirt, wodurch die Wirkung des Ganzen kleine Fehler zu vermeiden sein. Im Ganzen ist die
ungemein erhöht wird. geschmackvoll die Arabesken Compositum schwungvoll und voll Naivität. Auf der vor-
auch compouirt und ausgeführt sind, so lässt die Correct- deren Seite des Klingeiivcrstürkungsstückes, zunächst der
heit der Zeichnung bei den figürlichen Darstellungen Angel, zeigt sich ein Kliugcnschmiedestempel eingeschla-
Manches zu wünschen übrig; dies findet zum Thflil aber gen und auf den schmalen Seiten dieses Verstärkungs-
seine Erklärung in der ausserordentlichen Schwierigkeit, stückes der Name des Tauschirkünstlers DA MI ANUS DE
welche die aufgeschlagene Tausohirung bei unregel- NERVE und die Worte ME FEC1T in Gold tauschirt.
19
TAFEL XXV.
ARMRÜSTE.
Gleichwie die Kcnntniss der einfachsten Schnellwaffe, Detail den in des Kaisers Maximilian I. Zeugbüchern ab-
ilcs Bogens, sich in rhis gräueste Alterthum verliert, so gebildeten Armriisten**).
ist auch die Zeit der weiteren Verbesserung desselben zur Figur 1. Arrnrust mit Stahlbogen. Der schwere
Arrnrust nicht genau zu bestimmen. In der ersten Hälfte kurze Stahlbogeu ist mittels Tauwerk an der Säule,
des 12. Jahrhunderts erwähnt ihrer zuerst bei den Kreuz- auch Rüstung genannt, verankert. Die ( »riginulsehne, aus
fahrern Anna Coronen a, in den Denkwürdigkeiten ans dem vielen einzelnen, leicht zusammengedrehten Fäden beste-
Lehen ihres Vaters, des Kaisers Alexius, nls einer vorher hend, ist noch erhalten; die Säule ans lÜrnbaumholz ist
unbekannten Waffe unter dem Namen Tzagi-a und äussert auf der oberen Fläche mit Hein belegt, die Nuss hangt
sich insbesondere über die ganz ausserordentliche Kraft im Faden, der Bolzenhalter fehlt. Hinter der Nuss ist
derselben. Zu Ende des 13, Jahrhunderts findet sich durch die Säule ein eiserner Knebel gesteckt.
diese Waffe zuerst in dem Epos „Aeneid" von Heinrich Das Spannen des Bogens geschah mittels der deut-
von Veldeke als „Armbrust" benannt In Deutschland war schen Winde (siehe Fig. 2): die Schlinge aus Tauwerk
es vor Allem das Iiürgcrthuni, welches diese von der ward über den rückwärtigen Thcil der Säule bis an den
Kirche verfluchte , vom Adel überdies lange als heim- Knebel geschoben, welcher ihr als Widerhalt diente, hier-
tückisch und unritterlich verschmähte Waffe sieh als be- auf die Sehne mit den Klauen der Zahnstange erfasat und
liebtes Wehnnittel gegen den Landadel erkor. In allen bis hinter die Nase der drehbaren Nuss gewunden, welch'
grösseren Orten des deutschen Beiches bildeten sich Schon letztere sich nun gegen die unten eingreifende Abzng»-
frühzeitig Schützengilden anter dem Schutze des stauge, den Drücker, stemmt.
heil. Druckt man jetzt das an-
Sebastian, der als Märtyrer den Pfeilen erlegen, des beil. dere aus der Säule bügcltonnig hervorragende Ende dieser
Moriz und anderer Patrone, welche das Schlössen mit Abzngsstange gegen die Säule, so tritt, erstere mit ihrem
dem .Stahl" oder „aus der Rüstung 11
nach der Scheibe entgegengesetzten Ende aus der Nuss; diese wird durch
mit besonderer Sorgfalt pflegten. die Gewalt der hinter ihrer Nase liegenden, gespannten
Die abgebildeten Armrüste stammen aus einer Sehne
Zeit, rückwärts gedreht und lässt die Sehne plötzlich
in der alle Schleuder- und Schnellwaffen durch die er- fahren, welche gegen den Bolzen schnellt und so demselben
höhte Wirkung der Feuerwaffen bereits in den Hinter- die Triebkraft mittheilt
grund gedrängt waren. Es ist dies das letzte Viertel des Figur 3. Arrnrust mit Hornbogen. Der schwere
15, und das erste Viertel des 16. Jahrhunderts. Dietrag- Hornbogen ist ganz mit feinem Bast überzogen, um dem
baren Armlüste wurden noch gebraucht, weil sie einen weit-
schädlichen Einrlnss der Witterung auf die Ehtsticitat des
aus sichereren Selms» gewährten als die plumpen Hand-, Bngens vorzubeugen. Im Uebrigen ist diese Armrast der
Hacken- und Ladenbüchsen. Selbst Kaiser Maximilian L, unter Fig. 1 beschriebenen ganz gleich. Das Spannen
der mit ganz besonderer Vorliebe die Verbesserung aller des Bogens geschah gleichfalls mit der deutschen Winde.
Arten von Feuerwaffen pflegte, mochte der Arm rüste selbst Der Hing über dem Bogen hatte keinen andeun Zweck,
im Beginne des lß. Jahrhunderts noch nicht entbehren*), als zum Aufhängen der Arinrnst zu dienen.
und es finden sich nm diese Zeit noch zweierlei tragbare Figur 4, Venetianische Armrust aus dem 15.
Sehnellwaffen bei seinem Heere in Gebrauch, nämlich Jahrhundert. Der mächtige Stahlbogeu wird gleich dem
der Bandbogen (Handpogen auf Englisch mom'r) und Trittbügel durch eiserne 'Kloben und Bolzen au der Säule
die Arrnrust mit Stahlbogen (Annbrost, Armbst, stähliii festgehalten; zunächst der Säule zeigt sich auf beiden
-pogen, auch kurzweg Stahel genannt) oder mit Hornbogen Seiten des Bogens der über der Arrnrust in natürlicher
(hunicin arniprust).
Grösse abgebildete Bogncrstenipel. Die Säule aus Gedern-
Die beiden abgebildeten deutscheu Armrüste Figur 1 holz hat eine verbeinte Bolzenrinne und eine freischwebende
und 2 mit Stahl und Hornbogen entsprechen im kleinsten
Flaschenzugwinde (Fig. 5), bei der jedooh der obere der Fiederung Pergamentstreifeu derart aufgeleimt, dass sie
»ymer raer uchiessen mit kninem armbrost, duz stn swnch ist, zu -weyt,
vorkömmt, sind am rückwärtigen Ende des Zaines bei
wo der polcz nit im dral Ret, dann der poloz oder geschaut schlecht
einem der abgebildeten Exemplare zwei sehr dünne Holz- sich, vnd ist wider die mitur, dann Es nyraant triff'.
TAFEL XXVI.
HARNISCH.
Dieser aus der zweiten Hälfte des Jahrhunderts gemeinen Form bietet der Harnisch nichts Ungewöhn-
stammende Feldlian lisch gehörte . nach dem am oberen i
liches; die grosse Schraube auf der linken Achsel gehört
Rande des Bruststückes geätzten goldenen Vliesse zu ur- für ein fehlendes Achsel verstiirkungKstiick oder für eine
j
zeigt bei schönen Verhältnissen eine geschmackvolle um ihn zum Turnier brauchbar zu machen, noch ver-
Oriiaiuentiriiiig; die breiten Aetzstriehe enthalten auf ver- schiedene andere Wechselstüeke gehöret).
goldetem Tupfgnrnde schwarze, verschlungene Züge und Das Gewicht des ganzen Harnisches beträgt 40 Pfund
sind mir zart geätzten Arabesken begrenzt. In seiner all- und 15 Loth.
TAFEL XXVII.
STURMHAUBE UND KÜRASS DES KAISERS CARL VI.
Sturmhaube und Kürass haben im Allgemeinen die sichtbar. Sämmtliche Verzierungen der Sturmhaube sind
Form, wie solche zu Ende des 17. und Anfangs des ins Gesenk geschlagen, theils gravirt, theils gepttuzt und
18. Jahrhunderts hei der kaiserlichen Reiterei im Brauche reich vergoldet. Das noch vorhandene Originalfutter besteht
waren. Die ungarische Sturmhaube (Zischägge) besitzt ans wattirtem, schwerem, rotem Summt. Brust und Bücken
einen dreimal geschobenen, tief hinabreichenden Genick- sind blau angelaufen und mit breiten gepunzten und ver-
sebirm, Backenstücke und einen Sonnenschirm mit durch- goldeten Strichen geziert. I He mit rotem Sammt überzogenen
gestecktem Naseneisen. Auf dem Scheitel ist ein Adler Achselriemen haben gleich barock ornamentirte Beschläge.
mit dem Reichsapfel aus Bronce befestigt. Am oberen 1 las Gewicht von Sturmhaube , Brust und Rücken
Ende des Naseneisens ist die Kölligskrone und ein C (Carl) beträgt 20 Pfund.
TAFEL XXVIII.
DEGEN.
Der Grill' dieses der Mitte des Iii. Jahrhunderts an- sich besonders in der correcten Durchbildung der minu-
gehörenden I legens ist von sehr zierlicher Form. Alle '['heile tiösen Details kundgibt. Sowol die Form des Griftes, als
des Spangenkorbes zeigen erhaben geschnittene Ornamente der Charakter der Ornam en tirung lassen einen deutschen
auf vergoldetem Grunde. Die Anordnung der Ormtmen- Meister vermutheil. Die bei diesem Griffe befindliche, später
tirung verräth ein feines Stylgefühl, ebenso die technische hinzugekommene Klinge zeigt den Namen des Schwert-
Ausführung eine ausserordentliche Meisterschaft, welche fegers Pietro de Formicano.
TAFEL XXIX.
HELMBAHTEN.
Dil- Benennung „Helmbarte" ist von Helm (Stange, zeit StOBflklingen und kleinen rechtwinkligen Haken. Mit
Stiel) hikI Hart»1 (Beil) herzuleiten and bedeutet demnach der Vervollständigung der Plattenliarnische änderten auch
ein auf eine Stange geschtftetes Beil. Im und 17. die Helmbarten ihre Form: die Stosaktingen wurden län-
Jahrhundert wurde die alte Benennung in Haiebarte, ger und an den Spitzen meist pfriemenartig geschmiedet,
Hellenparte, Hellebarte u. a. verstümmelt. um zwischen den Geschieben den Harnisch »aufbrechen"
I las Alter dieser zwar nicht ritterlichen , aber zu und in den Körper eindringen zu können, Der Haken
Ende des Mittelalters allgemein beliebten Stangenwaffe auf der entgegengesetzten Seite des Beiles wurde länger
dürfte kaum mit Genauigkeit zu bestimmen sein. Schon gestaltet, mit der Spitze etwas nach abwärts gebogen und
im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts wird der „Helm- diente zum Ergreifen und Nieder werfen des
vorzüglich
barte'' in der mittelhochdeutschen gereimten Erzählung Gegners, oder tun diesem die eigene Waffe zu entreissen.
„Herzog Ernst" erwähnt, und im .Ludwig der Kreuz- Zu Ende des 15. und zu Anlang des 16. Jahrhun-
fahrer," also zu Anfang des 14. Jahrhunderts, wird die- derts war die Helmbarte bei den Landsknechten des hei-
selbe sogar genau beschrieben*]. Es scheint demnach, ligen römischen Reiches deutscher Nation eine beliebte
dass die Erfindung dieser praktischen Walle mit den ersten und angesehene Waffe, und meist nur erprobte Kriegs-
Anlangen der Plattenharnische zusammenfallt, — und es leute mit ihr bewehrt. Die geschickte Führung der Helm-
wurde hierin nur eine W echselwirkung zu Tage treten, barte auf Hieb und Stoss erforderte auch, wie dies utis
wie sich dieselbe zwischen Schute- und Angritiswaffeii in alten Fachbüchern zur Geniige ersichtlich ist, grosse Ge-
allen Epochen der Entwicklungsgeschichte des Watfeti- wandtheit und viele Hebung.
wesens zeigt. Zu Ende des 13. und zu Anfang des 14. Durch das ganze 16. Jahrhundert findet sich die
Jahrhunderts begann man, das Panzerwerk an verschie- Helmbarte hei dem FuBSVolke in Gebrauch. — Im 17.
denen Thailen des Körpers mit Platten zu verstärken, Jahrhundert verschwindet dieselbe beinahe ganz unter den
gegen welche selbst der kräftigste Schwerthieb so wenig Kriegewaffen und wird mehr eine Pnmkwaffc für Leib-
wie der Stich eine besondere Wirkung zu erzielen ver- wachen. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
mochte, da ein Eindringen mit diesen Waffen durch die führten bei der kaiserlichen Infanterie nur mehr die
Platten in den Körper des Gegners beinahe zur Unmög- Unterofficiere verkleinerte Helmbarteu unter dem Namen
lichkeit wurde. Dies mag auf die Erfindung der sinn- l'nterofficiers-Knrzgewehr.
reichsten Stangenwaffe, „der Helmbarte,* gefuhrt haben, Auf Tafel 20 — ;12 sind die wesentlichsten Formen
bei welcher die Wucht des Hiebes durch die bedeutende deutscher und welscher Reimbarten veranschaulicht Von
Entfernung des schweren Beiles von der Hand so ausser- den verschiedenen I fehnbartenfonnen des 18. Jahrhun-
ordentlich erhöht wurde, dass demselben das Harnisch- derts wurde abgesehen, weil in dieser Zeit, die Helmbarte
blech nicht zu widerstehen vermochte. Allgemein in als Kriegswaffo bereits jede Bedeutung verloren hatte und
Brauch scheinen die Helmbarten erst durch die Schwei- in der Hegel nur mehr in den Händen der Nachtwächter
men zu sein**). I He ältesten Helmbarten waren sehr Figur 1 —5 zeigen gewöhnliche Helmbartenformen
einfach, einem Wagncrbeil nicht unähnlich, mit ganz kur- aus der Zeit Kaiser Maximilian'* I. mit verschiedenen
Schmied- und Beschaustempeln ; — so ist die erste Helm-
") Näheres darüber in dem verdienstvoll?!, Werke Snn Marte's barte mit zwei Schmiedsteinpein und dem Beschaustempel
(A. Schulz) „Zur Waß'eukunde de» älteren deutschen Hitte1ulte.ru 1U4.*
der Reichsstadt Augsburg, dem „Stadtpvr," bezeichnet.
*•) Au» die»er Zeit he wahrt das ziiricher Zeughaus mehrere
Stücke sogenannter „Srinpiithrr Hrliiilmrten. ' Abbildungen dieser Helm-
Figur fj zeigt eine mit Aetzmalerei Überdeckte Helm*
barten und anderer merkwürdiger alter Kricgswaflen hat der um die hurte aus der Zeit des Kaisers Ferdinand I.
HELMBARTEN.
Fig. 1. Trabanten-Helmbarte aus iUt Zeit des Fig. 4. Geätzte Helmbarte der Nürnberger Patrizier-
Kaisers Ferdinand I. Diese Helmbarte ist auf beiden Seiten famtlie Welser, deren Wappenbild (eine Lilie) über der
mit der gleichen Atzmalerei geziert und zeigt am Beile den Dille ersichtlich ist.
Reichsadler, darüber die Buchstaben K. F., d. i. Kaiser Fig. 5. Doppelte Helmbarte. Die Atzmalerei von
Ferdinand, und am Haken die Jahreszahl 1663. wenig künstlerischer Vollendung ist auf beiden Seiten der
Fig. 2. Eine einfache Hei mb arte aus der Mitte des Helmbarte gleich. Diese Helmharte ist nicht wie alle
TAFEL XXXI.
HELMBARTEN.
Fig. 1. Italienische Helmbarte aus dem 15. Jahr- Härte in hohem Grade eigen waren. Unter den vielen
hundert. Diese llelmbarteufonn findet sieh hauptsächlich Hundert manigfach geformten italienischen Helmbarten,
in Italien und Frankreich. Viel Ähnlichkeit haben diese welche diese Waffen - Sammlung besitzt, und welche die
Helmbartetl mit den gedrungeneren alten englischen soge- verschiedensten Sehmiedestempel aufweisen, sind nur we-
nannten „schwarzen Helm harten", mit welchen sie auch nige Stücke vorhanden, welche in Bezug auf solide Bear-
den Ruf einer, schlecht gearbeiteten Waffe theüten. beitung des Eisens deutschen Helm harten au die Seite
Fig. 2. Veaetlaner Helmbarte. Diese den deutschen gesetzt zu werden verdienen.
Landakriechts-Helmbarton aus der Zeit des Kaisers Maxi- Fig. 3, 4 und 5. Venetianer Helmbarteu aus
milian I. nachgebildete Venetianor Helmbarte zeigt, wie dem letzten Viertel des 15. und der ersten Hälfte de«
wenig man das Schmieden- solcher Waffen in Italien ver- IG. Jahrhunderts.
stand. Die ganze Barte ist wnh] aus Einem Stücke gear- Fig 6. Italienische Helmharte aus der zweiten
beitet, aber alle Theile sind gleich schwach im Eisen Hälfte des IG. Jahrhunderts. Alle Theile dieser Prunkwaffe
gehalten , und sowohl die Schneide des Beiles als die sind mit zierlicher Atzmalerei bedeckt. Das schiin durch-
Stossklinge ermangeln der nöthigen Härte, — während brochene Beil und der Haken werden durch einen Knebel
den deutschen Hehnbarten die Vorzüge der Stärke und an der Dille festgehalten.
TAFEL XXXII.
HELMBARTEN.
Fig. 1. Italienische Helmharte aus der zweiten Fig. 2— G. Zeigen verschiedene italienische Heini-
Hälfte des IG. Jahrhunderts. Diese gut geschmiedete Hehn- ba rtenformen aus dem 17. Jahrhundert — und veran-
barte ist auf beiden Seiten mit zierlicher Atzmalerei be- schaulichen den allmaMigen Verfall dieser eminenten Kriegs-
deckt, welche noch Spuren der einstigen Vergoldung wahr- waffe, so dass endlich, wie bei der Helmbarte Fig. G, Beil
nehmen lässt. und Haken nur mehr eine ornamentale Bedeutung haben.
TAFEL XXXIII.
DEGEN.
Knauf und Parirstange dieses Degens, welcher der David, vor Said Harfe spielend; — auf der Rückseite:
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts angehört, legen aber- Judith mit dem Haupte des Ilolofernes; — auf der Pa-
mals glänzendes Zeugniss dafür ah, zu welcher Vollkom- rirstange über der Angel: Noah's Dankopfer nach der
menheit die Kunst, erhabene Bilder in Eisen zu schneiden, Sintflut; -
— auf der Rückseite: Sissera, von lael mit dem
zu jener Zeit in Deutschland gelangt war. Die von Fülle Nagel getödtet; — auf dem Faustschützbügel in der Mitte:
und Lebendigkeit -strotzende Ornamentirung im Gesehmaeke Loth mit seinen Töchtern zechend, in der Ferne Loth's
der Renaissance enthält zierliche Arabesken, allegorische Weib als Salzsäule und das brennende Sodoma; — rechts
Figürchen und phantastische -Masken, welche jedoch zu davon: der Engel mit Tobias, der den Fisch langt; —
den figurenrei ch eren biblischen Darstellungen auf dem und links: Jonas vom Walfisch ausgespien. Dieser herr-
Knaufe und der Parirstange nur nebensächliches Beiwerk liche Griff war ursprünglich für eine Schwertklinge be-
sind. Diese Bilder, wiederum durch jene dem Rcnaissance- stimmt; die jetzt eingefügte schön durchbrochene Degen-
sty! eigenthmnliohen verschränkten und gerollten Rahmen klinge zeigt den Namen des Paduauer Kliugensciimiedes
begrenzt, enthalten : Auf der Vorderseite des Knaufes: Pietro Antonio Formioano.
TAFEL XXXIV.
M O R I O N S").
Fig. 1. Dieser Morton ist ein Wechselstück und Fig. 3. Italienischer Morion aus dem ersten
gehört zu einem Harnische des Kaisers Carl V. Die Viertel des 17. Jahrhunderts. Derselbe bestellt aus zwei
Haube ist aus einem Stücke Stahl getrieben und blau am Grat zusammengefügten Theilen und ist sonderbarer
angelaufen. Das Umlaufband und die Krampe sind gleich Weise nur auf der einen Seite mit gravirten Laubziigen
den Strichen am Harnische des Kaisers von erhaben or- geziert. Der tulpenartige Aufsatz am Scheitel diente als
zusammen aus Einem Stücke getrieben und mit Atzma- mit Ausnahme der Hackenstücke aus Einem Stücke ge-
lerei bedeckt. In der Mitte des hohen Kammes zeigt sich trieben, mit Atznialereieii geziert und g&u9 übergoldet.
der Löwe von St, Marco, und auf der Haube das Wappen
der angesehenen Venetianer Familie Da Mula. Au ein-
*) In Deutschland nannte man zu Ende de« 16. Jahrhundert«
zelnen Theilcn der Ornamentirung sind noch Spuren ein- i
TAFEL XXXV.
Dieser halbe Harnisch gehört gleich dem auf Tafel iili der Sturmhaube hat der Künstler, der Benennung ent-
abgebildeten Turnierharnisch zu einer prächtigen, gleich sprechend, über den Löchern der Gehörrose eine Rose als
ornamentirten Harnischgarnitur*) des Kaisers Maximilian II. Ornament verwendet. Der Charakter der ganzen Onuunen-
Dieser wie die übrigen zu dieser Suite gehörenden Har- tirung, noch mehr aber die technische Behandlung der Atz-
nische sind mit Bezug auf die äusserst cffeetvnllc Orna- malerei machen es unzweifelhaft, dass diese schöne Harnisch-
mentirung und die meisterhafte Behandlung der Atzma- garnitur von einem deutschen Meister geschlagen wurde.
lerei ein wahres Prachtwerk zu nennen. Der Harnisch
und die Sturmhaube sind blank gehalten, die schönen *) Biese Hamischgariiitur besieht aus einem gaiiznn Feldharuisch,
Züge mit stylisirtem Laubornament erscheinen vergoldet, drei liulban Harnischen und z\ri:\ Turiituriiiiriiisrhün. Früher befand
sieh hei dienen lliirniwliou mich ein pviii'htijii'-i llin^.i'iij;, wovon noch
wodurch sie sich um so wirksamer von dein in Schwarz-
einzelne Stücke im Musee d'Arlillerie nu Poris und im kaiserl. nun-
loth geätzten Tupfgrund abheben. Auf den Backe nstüekeh toben Museum zu Csnrsknesulu anfbewabrl worden.
TAFEL XXXVI.
Die Abbildung veranschaulich einen jener Harnische, In der zweiten Hälfte des 1 f.. Jahrhunderts wurden
in welchen die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhun- 1
derts üblichen Turniere gehalten wurden. Ks waren dies brauche geschlagen, vielmehr nur die Feldharnisohe der-
nieist nur Gesteche, da die viel gefahrvolleren Rennen art eingerichtet, dass diese durch Anbringung von Wech-
nicht mehr im Geschmacke der Zeit lagen, und der Adel sel- und Verstarkungsstücken auch zu den üblichen Tur-
bereits anfieng, an Caroussels und Rossbai lets mehr Ge- nieren verwendbar wurden.
fallen zu finden als an den nicht nngefährtichen ritter- Bei dem abgebildeten Turnierharnisch des Kaisers
lichen Turnieren. Maximilian II. besteht der Hehn. d. i. ein Stechhelm der
Der vorliegende Turnierharnisch unterscheidet sich jüngsten Form, aus drei Stücken : dem Seheitelslück mit
von einem gewöhnlichen Feldharnisohe derselben Zeit nur steifem Genick, welches an das Rückenstück geschraubt
durch den Helm und das linke Ellenbogcnverstärkungs- ist, — dem schweren, in einen steilen Bart endenden Visier,
stiiek; ferner zeigt sieh auf der linken Seite der Brust eine welches mittels zweier Sehrauben an dem Bruststück fest-
Schraube zum Befestigen einer Tartsche, welche wieder gehalten wird, — und dem auf das Sclieitelstüek aufge-
nach Art der Turniere verschieden gestaltet waren. Ausser- schraubten Stirn verstärk ungsstiiek. Die Übrigen Thcilc des
dem diente zum Schutze der linken (Zügel-) Hand, statt, des Barnisches zeigen in der Form, mit Ausnahme der Bein-
steife Tatze. Die rechte Hand aber wurde durch eine auf
der Stechstunge befindliche Brechseheibe gedeckt
TAFEL XXXVII.
Solche ganz geschobene Harnische, auch Krebse ge- Lederstreifen zusammengehalten. Wie die Aufschrift auf
nannt, wurden in der zweiten Hälfte des lel. und zu den obersten zwei Folgen darthut, gehörte dieser Krebs
Anfang des 17. Jahrhunderts besonders in Italien und dem lütter Adam Gall, Kaiser Ferdinand'* I. und Kaiser
Spanien getragen. Auch in Ungarn waren dieselben be- Maximilian 's II. Hofkriegsrath und Obersten zu Raab*).
liebt. Man trug dazu einen langen angarischen Rock mit
oder ohne Panzerärmel und auf dem Haupte eine Zi-
*] Er starh r
I. i71. Ruin Orubsloin, wolchor sich dermalen auf
schiigge oder auch nur eine Pelzmütze. der sogenannt on Hannen bnrg bei Lotzdorf teündel, IriL^t die Inschrift:
Bei dem abgebildeten Krebs werden die einzelnen „Hir liegt det odl und gestreng Rittor, Herr Adam Göll m Londorf oo.
Eo. Kay. Mnj 00. Iintli, willicbor starb im Jar christi 1 674, suina«
Folgen, sowohl des Brust- und Rückenstückes als der alters im 67 jar, dem golt guoilig simi wulio. nman." A. Widter, liliittcr
Beintaschen, an der inneren Seite durch angenietete starke dos Vereines für Landeskunde von X iedurünlcrroich, IHM.
TAFEL XXXVIII.
LAN DS KNECHTHARNISCH').
Die Abbildung zeigt einen vollständigen Landsknecht- zum Schutze des Halses und grosse leicht bewegliebe
hämisch aus der Zeit des sebmalkahlischen Krieges. Be- Ellenbogenkacheln, die mittels angenieteter Riemen das
sonders bemerkenswert}! ist der aus der Mitte der Brust Verbindungsglied des < Iber und Untcrannzeuges bilden.
weit vorspringende Grat, welcher sieh in den nächsten Am rechten schmalen Vorderfluge hängt eine Scheibe,
Jahrzehnten zum tiefgesenkten Gans- oder Pohcinelbauch welche, während der Mann zum Hiebe ausholte, die Achsel-
ausbildete. Das Armzeug hat Achseln mit hohen Staueben höhle deckte. Auf der Brust zeigen sieh zwei Landsknechte
in der gleichzeitigen sogenannten Pluderhoscntracht, und
am oberen Brustrande eine Bordüre mit eingeätztem Laub-
*) Dieser Hamich stammt trat der Waflfeiwamnuung im k. k.
SPIESSE.
Fig. 1. Spieas uns .lern 15, Jahrhundert Das Bpiess- um das Werfen zu verbäten, in Öl gesotten
wurde, Die
eisen sitzt mittels einer Dille am Schufte. Die vorhan- Spitze bestand ans einem kleinen blattförmigen Spiess-
denen Schaftfedem sind mit dem Spiessblatte nicht ans eisen mit kurzen Schaftfedem, unter welchem zur Zeit
Einem Stücke geschmiedet, sondern nur unter die DUle des Kaisers Maximilian meist
I. ein Fuchsschwanz als
geschoben und dienen daher mehr zum Schutze des Zierde befestigt war. Gegen das rückwärtige Ende hatte
Schaftes als zum Festhalten des Spiesseisens an demselben. der Schaft eine breite Kerbung für die [bind. Brec.hschci-
Fig. 2. Spiess aus dem 15. Jahrhundert Das sehr ben finden sieli bei der deutschen Ritterschaft niemals
schwere Spiesseisen haftet nur mittels einer Dille am au Raisspiessen.
Schafte, wie bei allen älteren Spiessen, Auf beiden Seiten Fig. 5. Trahantcnspiess aus der Zeit des Kaisers
des Spiessblattes zeigt sieh das aus der Abbildung er- Ferdinand Das
I. Spicsshlatt ist hohl und sitzt mittels
sichtliche, mit Messing tausehirte Scluniedzeiehen, welches einer Dille und kurzer Feder am Schafte. Das auf bei-
auch auf Schwertklingen ans dem 15. Jahrhundert vor- den Seiten geätzte Spiessblatt zeigt auf der Vorderseite
kömmt. den Reichsadler, darüber die Buchstaben K. F. (Kaiser
Fig. 3. Wnrfspiesfi (Sehenui). Das breite, auf bei- Ferdinand) und die Jahreszahl 1558, darunter die Ordens-
den Seiten stark gerippte Spiessblatt ist im Innern bohl kette des goldenen Vliesses. Auf der Rückseite befindet
und blos durch eine kurze Dille mit dem Schafte ver- sich an der Stelle des Reichsadlers das burgundische
bunden. Der sehr dünne und leichte Schaft zeigt noch Kreuz mit dem Feuereisen.
an vielen Stelleu deutliche Spuren eines Überzuges von Fig. Trabaiitcnspiess aus dem
8, 17. Jahrhun-
mit Fett und Farbstoff getränkter Leinwand. Diese Wurf- dert Da« durchbrochene Spiessblatt ist von Messing, und
spiesse wurden hauptsächlich von den Landsknechten ge- nur die Stossklinge von Eisen.
führt, und wie aus den oft erwähnten Zcugbüchem des Fig 7. Spiess des Stephan Fadinger, Anführers
Kaisers Max I. mit den prächtigen Zeichnungen Glncken- der aufständischen Bauern in Obei-österreich. Alle Thcile
dons ersichtlich ist, war auch stets eine erkleckliche Zahl sind aus Eisen und sehr zierlich gearbeitet Auf der Dille
dieser Wurfspiesse den Zeughäusern des Reiches vor-
in ist der Name: STÖFEN FÄDTNGER in sehr dünnen
handen. Die Ritterschaft führte den Schcfliu meist nur Linien eingekratzt **).
TAFEL XL.
ARMRUST.
Arinrust. Obschon Ann rüste zur Zeit der Erzeugung Den schweren Stahlbogen, welcher noch mit dem alten
dieses Prachtstückes nur selten mehr im Kriege geführt Originaltauwerk an der Säule verankert ist, zieren zarte
wurden, so möge dessen Aufnahme dennoch hier aus- Atzmalereien, u. /.. sind auf der äusseren Seite ein Kol-
nahmsweise gestattet sein, weil dasselbe in künstlerischer benturnier, ein Fusskampf Und ein Realgestech darge-
Beziehung von hervorragendem Interesse ist *). stellt. Sowohl die Turiiierenden als die beim Turnier be-
schäftigten Turuicrvügte, Herolde, Gricsswärtel , Trom-
*) Diese Arnims! wurde von Fr. v. Lober (Rückblick in deutsche
Vorzeit, I. 2Gß) dorn Kaiser Ferdinand I. zugeschrieben. Dagegen
spricht aber, doss über beiden Wappen nur der Horzogshut, welchen fornor die uuf dem Ui-hünso der Winde befindlichen beiden gohildhnlter
Leber für eine Krnno hält, vorkommt, ferner der Königsadler über (Engel), welche dem ungarischen Wappen entlehnt sind (Maximilian
dem Wappen auf dor unteren Flüche der Säule, endlich die Jahreszahl wurde im Jahre 1668 zum Könige von Ungarn gakrüutl. Endlich ist
auf der Zahnstange der Winde, welche Leber nicht bemerkte. Wonn kaum
e» glaublich, dass dem im Jahre 1 5153 bereits sechzigjährigen
eine Yenutithuug erlaubt ist, so wäro am ersten anzunehmen, ilnss die Kaiser Ferdinand I. diese schwere Armrust als Ehrung zugedacht
Armrust Maximilian II. gehurt habe. Daiür spricht der Königsadler werden konnte, und ebuiiRo dass der Meister in der reichen Ornamen-
l Maximilian war seit 1562 römischer König uud Köuig von Böhmen), liruug nirgend» der kaiserlichen Würde gedacht hätte.
peter inul Turnierknechte sind mit grosser Gewissen] Gif- dem Windbandknebel ist jedoch auf dieser Seite das
tigkeit und mit vielem Geschicke behandelt. Die innere Elfenbein glatt, gehalten und nur gravirt, um beim Zielen
Seite des Bogen« zieren dreizehn Wappen österreichischer das Anlegen der Säule hart an die Wange zu ermög-
Provinzen, Die Säule ist zum grössten Theile mit gravir- lichen. Endlich zeigt sich am Schuh der Säule der
tem und en relief geschnittenem Elfenbein fournirt Die österreichische Bindenschild in Bein gravirt. das Feld
obere Seite der Säule zeigt gravirt unter hübschem Laub- mit rother Farbe tingirt. Alle Kisentheile lassen noch
ornament zwei allegorische Figuren: die Liebe, die ein Spuren einstiger Vergoldung erkennen. Die Nuss hangt
Herz, und die Wahrheit, die einen Spiegel halt. Auf der Im Faden. Der ausserordentlich kunstvolle, in die Säule
unteren Fläche, welche in gleicher Weise verziert ist. eingelassene Mechanismus des Schlosses ist leider ausser
darüber ein aufsteigender eiuküpfiger Adler (Königsadler). deutsche Winde gearbeitet Zunächst den Klauen auf der
Die vordere, d. i. die rechte Seite zeigt in erhabener Rückseite der Zahnstange befindet sieh ein Annruster-
Schnitzerei zunächst dem Tauwerk -Mars mit Fackel und stempal und die Jahreszahl lüG.'l eingeschlagen. Von be-
Schwert, und unterhalb des Windbandknebels lebendig sonderer Zierlichkeit ist das geschnittene Wappen am
componirte Jagdscenen. Auf der Rückseite befindet sieh Gehäuse der Winde.
in gleicher Ausführung Merour mit dem Caduccus. Unter
TAFEL XLI.
des 1 7. Jahrhunderts, um welche Zeit die Mode der Brust zum Anschrauben des steifen Bartes, und aus-
dunklen Harnische schon entschieden vorherrschte, aliec die nahmsweise im vorliegenden Falle auch der Rüsthaken,
Verwilderung des Geschmackes, welche erst der dreissig- nur für den Turniergel irauch. Betreffs des liüsthakens
jährige Krieg mit sich brachte , noch nicht Platz ge- muss noch bemerkt werden , dass im 1 7. Jahrhundert
griffen hatte. Bei dem abgebildeten Harnische dient der die Lanze von Fürsten und Heerführern im Kriege nicht
dunkle Grund nur, um die Wirkung der schwungvollen, mehr geführt wurde; ferner zeigt die m Federzapfen hal-
in Gold aufgeschmelzten Ornament innig zu erhöhen, tende Vergn'issei nng des rechten Vnrdertluges zu deutlich,
während zwei Jahrzehnte später selbst hohe Herren es dass der Rüsthaken beim Gebrauch des Schwertes nicht
nicht verschmähten, blos hammerfertig gearbeitete und aufgeklappt werden kannte . sondern gänzlich beseitigt
mit schwarzer Farbe angestrichene Rüstungen zu tragen. werden inusste. Noch sei erwähnt, dass der Harnisch in
Der Harnisch des Markgrafen zeigt, wie bereits bei Augsburg verfertigt wurde, was durch den am Bücken
Tafel 3G erwähnt wurde, deutlich das Bestreben, einen eingeschlagenen Augsburgor Beschaustempel zur Genüge
Harnisch fehl- und turniermassig herzustellen: so sind bewiesen ist.
TAFEL XL II.
STANGENWAFFEN.
Fig. 1. Die Picke in der abgebildeten Form*) war Jahrhundert die Hauptwaffe des Fussvolkes und ver-
iu der zweiten Hälfte des IG. und durch das ganze 17. schwand erst nach allgemeiner Einführung des Bajonnets
I
weilen auch aus Föhrenhoiss, waren 18 Schuh lang und Fig. 3. Schurfschützeulanze. Diese Lanzen wur-
in allen Theilen gleichraässig dick. Ungeachtet der unge- den gleichzeitig mit den gezogenen Doppelbüchsen im
heuren Wälder, welche damals das schöne Österreich be- Jahre 1787 bei den österreichischen Gränzsoharfschützen
deckten, fand mau doch bei Ausrüstung zu einem Feld- eingeführt und dienten als Aufleggabel und gleichzeitig
zuge nt't Schwierigkeiten, den nüthigen Bedarf an gerade anstatt des Bajonnets, welches der Doppelbüchse mangelte.
gewachsenem, nicht ästigem und ausgetrocknetem Schaft- Fig. 4. Sturmsense. Diese Waffe wurde bei der
holz aufzubringen. Viele Urkunden erwähnen des Un- Belagerung Wiens durch die Türken im Jahre 1R83 von
fuges der Spiessraaoher in den Waldein und der Strei- den Wienern zur Verteidigung der Breschen gebraucht
tigkeiten über das Recht, Spiessholz zu schlagen. In Die Sturmsense ist Kr mehrere Mann bestimmt, welche
Österreich waren besonders die Wälder an der steirisch- den laugen, schweren Schaft hintereinander fassten und
ungarisohen Gränze bei Kirchschlag und Krumbach durch so gegen die in die Bresche einstürmenden Türken an-
Oberfluss an Spiessholz um das Jahr 1620 urkundlich rannten. Diese oft in Anwendung gebrachte Waffe wurde
berühmt *). den Türken zuletzt so furchtbar, ilass sie sich über diese
Fig. 2. Der Springstecken besteht aus einer sechs „schlechte Kriegsmanier" bitter beklagten *).
Fuss langen Stange, welche an beiden Enden mit ein- l'ig. 5. Czaikc usense. Der Name stammt von
fachen, p tri einen förmigen eisernen Spitzen verschon ist.
Diese Waffe ist eine Erfindung des niederländischen Be- violg brauchten kleinen Fal
freiungskrieges und wurde in dem von Caxtälen durch- Beim nnang unter Anderem mich mit
schnittenem Lande mit Vortheil als Stütze beim Über- bewaffnet war.
setzen solcher Terrainhindernisse gebraucht. Li Österreich Fig. IJ. 7. 8. und 9. zeigen verschiedene Bauern-
waren die Springstecken besonders in den Türkenkriegen waffen aus den Bauernkriegen in der ersten Hälfte des
unter Prinz Bugen v on Savoycn häufig, und zwar unter dem l(i. Jahrhunderte. Für die wunderlich geformte Waffe
sonderbaren Namen Sc. Ii wein s federn, in Verwendung. Fig. 6 fehlt uns jede Benennung: dieselbe ist ein Unicuin,
Mau bediente sich ihrer vorzüglich gegen die türkische wie es eben nur der aufgeregten Phantasie kriegslustiger
Cavallcrie zur Errichtung von spanischen Reitern, wozu Bauern entspringen kann. Fig. 7. und S. zeigen Mor-
die durchlöcherten Hauptbalken auf Wagen mitgefuhrt gensterne, WOTOn besonders der letztere ein seit den
wurden. Nach Kaiser Karls VI. Reglement vom Jahre Hussitenkriegen gleich dem folgenden Drischel Fig. «>.
TAFEL XLIII.
Diese ungarische Trabantenrustuug stammt aus dem sächlich auf prunkenden Effect berechnet, welcher, wenn
ersten Viertel des 17. Jahrhunderts. Die barocke Orna- man sich das reiche ungarische (.'osti'uu hinzudenkt, ge-
mentirung ist gravirt und mit Malergold überstrichen. wiss auch erzielt worden ist. Bei dieser Rüstung befindet
Diese Art der Verzierung macht, wenig Anspruch auf sich ein ovaler, gleich verzierter Schild.
TAFEL XL1V.
PANZERSTECHER.
Fig. 1. Polnischer Panzer-stecher aus dem 115. Farbe. Die Klinge ist zweischneidig und hat einen kur-
Jahrhundert. Der unornamentirte Knauf and die nach zen HohlBchliff. Die Scheide ist mit Leder Überzogen und
abwärts gebogene, in Drachenköpfe endigende Parirstange wird von sieben ans vergoldetem Silber bestehenden und
bestehen aus vergoldetem Silber. Letztere zeigt noch au gleich dem Mundblech und Ortband mit Arabesken ge-
wenigen Stellen Spuren der einstigen Beniahuig mit rother zierten Ringen umfangen.
Fig. 2. Polnischer Panzerstecher*). Die ganze Fig. 3. Ungarischer Panzersteeher aus dem
Montirung dieses Panzerstechers besteht aus dünnem, ver- letzten Viertel des 17. Jahrhunderts. Der Griff hat die
goldetem Silbctblech, in welches Arabesken gepresst sind. Form der alten lluszuronsäbel. Die Klinge ist dreischnei-
Ausserdem ist der Griff und die Scheide mit Türkisen dig und äusserst leicht, so dass mit derselben trotz ihrer
und Achaten übersäet, und letztere mich orientalischem ausserordentlichen Länge ein sicherer Stich geführt, und
Geschmack mit Goldtauschirung geziert. jede Lanze leicht parirt werden konnte. Die Scheide ist
TAFEL XLV.
SCHUPPEN WAMS.
Dieses Schuppenwams (auch ECorazin genannt) stammt bildet, angenietet. Die Form und das Ineinandergreifen
aus der Mitte des 16. Jahrhunderts und besteht aus mehre- der Schuppen ist ans dar abgebildeten Rückenansicht
reu vertical laufenden, gleich dem Krebsschwanze geform- einer Schösse zu ersehen. Das Brust- und Rückenstück
ten Reihen von Bleohscbuppen. Jede einzelne Schuppe ist I ist auf beiden Seiten durch einen Streifen von Panzcr-
UNGARISCHER PANZER.
Dieses vollständige Panzerzeug bestellt aus einer I tragen. Zur vollständigen Ausrüstung derselben gehörten
Hirnhaube mit einem bis über die Achsel reichendes noch ein Stecher (Tafel 44. Fig. 3.) und ein eiserner
|
reichenden Panzerhemde und aus dem mit Kniebuekrln i Das unter der Hirnhaube in natürlicher Grosse ab-
zu Anfang des IS. Jahrhunderts von jenen Österreichischen durch vier andere Ringe gefasst.
TAFEL XLVI.
DEUTSCHE TARTSCHE.
Diese Tartsche stammt aus der ersten Hälfte des I ebygis . wort . den seien . dort
Leinwand überzogen; die Vorderseite ist mit dem bei Auf der inneren Seite sind die alten eisernen, mit
der a tempera - Malerei üblichen Qypsgrund belegt und Hanf und Leinwand überzogenen beiden Handfesseln
folgende, mit weisser Farbe gemalte, aus gothischen Ma- *) Dioso Tartscho wurdo au= dor Sammlung da« Herrn ThiÜ
juskeln und Minuskeln bestellende Umschrift: „Hilf . du in Wieu erworben.
RUNDSCHILD*).
Dieser Rundschild besteht aus zwei Haupttheilen: I
äusseren Srhildwand ist derart, dass hei jedem parirten
einem gewöhnlichen euifochen Rimdschilde, auf welchem Sticlie die Degeiispitze des Gegners in ein Loch gleiten
der äussere, weit vorspringende und durchlöcherte Blech- musste. Die runde, mit einer abfallenden Klappe ver-
schild aufgenietet ist. Diese Löcher hatten gleich dem sehene Ocffnung im Oberrand des Schildes diente dem in
abstellenden , umlaufenden Reifen und den Zacken im stark gebüekter Stellung agirenden Fecliter zur Durch-
Rande des Schildes den Zweck, die Degenspitze des sicht, und die beiden weit vorspringenden Stacheln am
Gegners, welche durch geschickte Parade in eines der Schilde und am Bandschuhe, um das „au den Leih
Löcher d°s Schildes gerathen war, durch eine plötz- Springen" des Gegners zu verhüten.
liche Wendung desselben festzuhalten und so Gele- Zu Ende des IC. und im 17. Jahrlmndert gab es
genheit zu finden , einen sicheren Stoss gegen den in Oesterreich eine eigene Waffengattung: die Rund-
momentan wehrlosen Gegner zu führen. Die Faltung der tartschiere, welche mit ähnlichen, jedoch einfacheren und
TAFEL XLV1I.
TAFEL XLVIII.
HARNISCH.
Dieser halbe Harnisch stammt, ans dem letzten Kamme -t; auch sind die
Viertel des 16. Jahrhunderts und ist. ohne Zweifel italie- schoben. die Folgen blus
nische Arbeit. Die Sturmhaube mit übermässig holiem
Kamme ist nicht aus Einem Stücke getrieben, sondern
Dieser herrliche Harnisch ist, wie neuere Forschungen auch überhaupt keine zweite Sammlung eines
I
Bolchen
unzweifelhaft darthun*), nach einem Entwürfe des Münch- I
Meisterwerks rühmen, das selbst, die herrlichen Pr.mk-
ner Malers Christoph Schwarz (t 1597) ausgeführt worden. harnische der gleichzeitigen grö asten italienischen Meister
Der Harnisch ist sowohl durch die geniale Anordnung und weit überragt. Der Stahl des ganzen Harnisches ist matt,
die vollendete künstlerische Durchbildung Tbeüe der
aller grau gehalten, und bildet dieser Ton den Cnmd. aus
reichen Oriiameutiriing. als auch durch die unübertreffliche welchem sieb die hochgetriebenen ffcschniackvollen Ara-
technische Behandlung der hochgetriebenen und mit Gold besken mit den eingestreuten phantastischen, allegorischen
tauschirten Bilderwerke, nicht allein das werthvollste Stück und mythologischen Darstellungen abheben. In den figür-
des k. k. Hof-Waffen-Museums. sondern es kann sich lichen Darstellungen sind alle nackten Kürpertheilc blank
TAFEL LH.
ZWEIHÄNDE R.
Diese ausschliesslich von dem Fussvolke geführten MINI MANET IX AETFRNUM« und „DES HERRN'
Schwerter kamen in 1 Deutschland gegen die Mitte des WORT PLEIBT EWIKLICH.« Zunächst der Angel ist
1;"). Jahrhunderts in Brauch und waren in der ersten die Klinge bis über die Parirhaken beledert , weil der-
Hälfte des IG. Jahrhunderts unter den Landsknechten gleichen Schwerter keine Scheiden hatten, sondern blank
eine hochgeschätzte Waffe. Da ihre wirksame Führung auf der Schulter getragen wurden *).
viel Hebung und grosse Gewandtheit erforderte, so finden Ftg. 4. Gewöhnlicher Z w e h ä n d e r vom
i Jahre
wir sie nur in der Hand kriegserprobter Landsknechte, 1575 mit unbelederter Klinge und grossem Parirhaken.
sogenannter Doppelsbldner. Im Laufe des Iii. Jahrhunderts Fig. 5. zeigt eines der jüngsten Exemplare eines
verschwanden die Zweihäuder allmälig aus der Reihe der Zweihänders (Flammberg). Auf der Klinge steht der
Kriegs waffen. Name EGIDI WIMER und die Jahreszahl 1590 eingehauen.
Fig. 1. und 2. veranschaulichen zweihändige
Schwerter aus der Zeit Maximilians I., mit hübsch
*) Diesen DenkspTueh führten Beit 1022 Friedrich, Kurfürsl zu
gewundenen Knäufen und Parirstangen und gut gear- Sachsen, und dessen Bruder Johann ,
Herzog zu Sachsen ; desgleichen ein
beiteten, federkräftigen Klingen mit und ohne Parirhaken. anderer eifriger Verfechter der Lehre Luthers, der Landgraf Philipp von
Hessen und später auch der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen. Es
Fig. 3. zeigt einen Flammberg aus der Mitte des
,
ist daher nicht unwahrscheinlich, dass dieser Zweihäuder gleich der auf
IG. Jahrhunderts mit der Klingenschrift: „VERB UM DO- Tafel 12. erwähnten Glefe aus der Schlacht bei Mühlberg (1547) stammt.
TAFEL Uli.
Dieser prachtvolle Stechzeug, wohl eines der merk- wöhnlich die Stärke einer Wagendeichsel hatte, auszuhalten,
würdigsten Stücke der so reichen Waffensammlung des weil sieb die Kraft des auf den Helm oder auf die kleine,
österreichischen Kaiserhauses , dürfte im letzten Viertel vor die linke Brustseite gebundene Tartschc gefalleneu
des 15. Jahrhunderts geschlagen worden sein und besteht Stesses auf den ganzen Oberkörper vertheilte , welcher
aus folgenden Stücken : aus dem schweren Steehhelm, wieder durch den geschobenen Gesässschurz, der am Sattei-
welcher auf der rechten Seite mit einem schiin ornaincn- kissen aufstand, einen Rückhalt fand. Durch diesen ge-
tirten, nach der Art eines gotbischen Thürleins geformten schobenen Gesässschurz wurde auch der Zweck en-eicht,
Luftgeber versehen ist. Vorne ist dieser schwere Helm dass (1er schwere Stechzeug weniger auf dem Manne als
mit dem unteren Theile des steifen Halses dreimal an auf dem Sattel ruhte.
das Bruststück geschraubt, während der Stechhelm rück- Die geschobenen und gekehlten Achseln mit den
wärts mit dem steifen Genick durch die sogenannte prächtigen, geriffelten, an den Orten gleich den Muscheln
„Helmzagelschraube" an dem ungemein zierlich gekehlten Uber den Armbeugen ornamentirteu Hintei-flügen hängen
Rücken haftet, so dass Brust, Steehhelm und Rücken zu mittels Federzapfen an den eisernen Tragbändern des
einem unbeweglichen Ganzen verbunden erseheinen, wie Brust- und Rückenstückes. Ein wahres Meisterstück der
dies bei allen Stechzeugen der Fall ist; nur dadurch war Plattnerei ist die schön getriebene Tatze der Zügelhand.
es möglich, den Stoss mit einer Stechstange, welche ge- Auf dem Rüsthaken ist das burgundische Kreuz ein-
gehauen und gemahnt an den einstigen Besitzer, den hoch- I zum Befestigen der Tartsehe, Dieser Siechzeug , welcher
gefeierten, ritterlichen Kaiser Maximilian I. Zunächst dem sowohl zum ^löblichen gemeinen deutschen Gfestech" als
Versetzungen desselben zu erkennen. Die in der Mitte der gebraucht werden konnte, hat ein Gewicht von 68 Wiener
Brust sichtbaren drei Lochreihen dienten sonder Zweifel I
Pfund.
TAFEL LIV.
bei einer Gattung von Turnieren zu Pferde, welche man zum Rennhut und verbanden diesen mit der Brust. Von
den Gegner aus dem Sattel zu heben; traf jedoch der Leider fehlt dieser Bund gleich dem Hinter- oder Rüst-
Stoss nicht auf den richtigen Punkt, d. i. auf die Mitte haken für die Rennstange bei dem abgebildeten Exemplare.
der Brust, so löste sich durch den ßigenthümlichen Der Mechanismus, der das Abspringen der Tartsehe
Mechanismus die an der Rennbrust haftende Tartsehe verursacht, wirkt in folgender Weise: trifft der Sto-ss des
und flog dem Träger über den Kopf weg zu Boden. Gegners die Tartsehe zunächst der Sehraube über c, so
Diese Tartsehe, immer von Holz und beledert und meist drückt diese auf die Gabel ff, und diese mittels des Stiftes
g
von einem Tuche mit. den Wappenfarben überdeckt, reichte auf die rückwärtige Feder der Zapfen aa, worauf diese
vom vorderen Sattelbogen , zunächst dem Kinne gleich zurücktreten und die beiden Arme bb rechts und links
den Vorsteckharten geformt, bis zum unteren Rande des abfallen, wodurch der obere Stift der Tartsehe und somit
Querschnittes am Rennhute und haftete an der Brust, auch diese selbst ganz frei wird; gleichzeitig schnellt, die
wie dies in unserer Abbildung der Fall ist, mit zwei über- Gabel ff gegen die Rätler dd vorwärts, wodurch die Tartsehe
einander stehenden Stiften, deren oberer durch die beiden etwas gehoben und das Abfliegen derselben durch die
in Federzapfen aa einschnappenden Arme bb festgehalten Räder befördert wird e).
wurde. Der untere Stift, eigentlich eine durch die Tartsehe
Die schöne vergatterte Tartsehe gehört zu einem in schwungvoll gezeichneten, hoch geätzten und vergoldeten,
der k. k. Hof-Waffen-Sammlung befindlichen gleich orna- meist kämpfenden Thiergestalten, theils in naturalistischer,
m entarten Harnische, der ein Augshurger Plattnerzeichen theils in heraldisch stylisirter Auffassung. Das Laub-
aufweist. Diese Tartsehe wurde auf die linke Achsel ge- ornament des Hintergrundes und die bandartige Um-
schraubt , wozu die vorhandenen drei Schraubenlöcher rahmung eines jeden Feldes sind zur Erhöhung der
dienten. Die Füllung der einzelnen Felder besteht aus Wirkung der Thierbilder blos in Schwarzloth geätzt.
TAFEL LV.
in der reichen Waffensammlung des Kaiserhauses, ist ins- Stücken : dem Seheitelstück mit steifem Genick , welch'
besondere wegen der herrlichen Behandlung dos Stahles letzteres gleich wie bei den alten deutsehen Steehzeugen
durch den kunstgeübten Plattner von besonderem Interesse. mittels „Hehnzagelsehraube" am Rückenstücke haftet; aus
dem Khinsti'tcke mit steifem Hals, der mittels Iläspe Btl stehenden vorderen Reifen einschnappen. Von ausnehmend
der Brust befestigt ist; endlich aus dem horizontal ge- schöner Arbeit sind die getriebenen , auch am Hinter-
kehlten und gelochten Visir. Die Achseln haben ge- schenkel geschlossenen Diechlinge, welche, der gleich-
schobene Vorder- und Hinterflüge; über jedem Vorder- zeitigen Mode entsprechend, jedes Bein verschieden ge-
flug steckt ein Verstäi-kungsstiick mit Breehrand; das vor bauseht und verhauen darstellen. Die Kniekehlen 'sind
der rechten Achsel ist geschoben, mit Fcdcrzapfeu an- durch Folgen geschlossen. Die Bßinröbren besitzen Knöchel-
gesteckt und besitzt einen kleineren Breehrand; dagegen reifen, an welche sich die geschobenen, breiten Stumpf-
ist das angeschraubte Doppelstück der linken Achsel steif füsse anschliessen. Das Gewicht' des ganzen Harnisches
und die Folgen blos intchgetrielien. Hie Armbeugen sind betragt 59 Wiener Pfund.
ganz mit Kolgen geschlossen und werden überdies durch Der einstige Besitzer dieses prachtvollen Turnier-
die von den Miinseln ausgehenden Muscheln geschützt. harnisches ist nicht bekannt; doch sind Zeit und Ort der
Die Hände bedecken Smhlf'äustlinge, welche Finger nach- Verfertigung auf demselben sichtbar, u. z. ist am Ober-
bilden. An das liruststück mit tiefem Gansbaiich schhesst rand der Brust unter der Iläspe und in der Mitte der
sieh der schön geschweifte, gehobene Stahlschurz, welcher untersten Folge des Stahl seh urzes die Jahreszahl 1550
rund um den Leib lliuft. Geselllossen ist dieser Stahl-
|
eingeätzt, und auf anderen Theilcn wiederholt ein Klee-
schurz, indem die Enden der rück wärt igen Keifen Feder- blatt als Plattner-, und der Augsburger „Stadtpyr" als
baken besitzen , welche in die Löcher der gegenüber- i
Bcschanstenipcl eingeschlagen.
TAFEL LVI.
I >ii ser Prunkharnisch ist in allen Theilen ziemlich hunderts und zeigen nichts Absonderliches; hingegen ist
stark in Eisen und wiegt 52 Wiener Pfund ; daher dürfte die Art der Ornamentirung desselben eine grosse Selten-
derselbe auch zum Feldgebrauclie bestimmt gewesen sein. heit. Bei diesem Harnische befindet sich ein gleich oina-
Der ganze Harnisch ist blau angelaufen, wodurch sich mentirter Rundschild und der auf Tafel 34, Fig. 1 ab-
die aufgelegten ornamentirten Striche airs stark vergol- gebildete Morion *).
übei 1
Brust und Bücken angebrachte, gleich der übrigen
Ornamentirung ausgeführte Kette des goldenen Vüesses. *) Das kaiserliche musische Museum zu Csurskoe - Sek) bewahrt
ein zu diesem Harnisch.' gehüreudes Wcchselstiick d. i. eine Brust und
Die Form und die einzelnen Theile dieses Harnisches ent-
,
einen Rücken ohne Hein tuschen ; zum Verblei die diene die Abbildung in
sprechen der Ilannschmode in der Mitte des Iii. Jahr- dem Werke Gilliie über dieses Museum Tom. II. Tafel CXXXIV.
TAFEL LVII.
SCHWERTER.
Fig. 1. Schwert aus der zweiten Hälfte des 16. Fig. 3. Schwert aus der zweiten Hälfte des 16.
Jahrhunderts. Alle Theile des Griffes sind aus grauem Jahrhunderts. Knauf, Griff und Parirstangc, aus grauem
Eisen und mit erhabener Silbertausia bedeckt. Die ge- Eisen, sind mit erhabener Silbertausia geziert. Die Klinge
wöhnliche, zweischneidige Klinge zeigt, auf jeder Seite nenn zeigt auf jeder Seite im HohlschlilT ein Monogramm vier-
# ) Dienes Schwert kam aus der k. k. Schatzkammer in die WafFeu- *) Die Schwerter unter Fig. 4. und Ii. stummen uus der k. k. Huf-,
Snmmlung. Jagd- und SiiÜL'lkiimnier.
,
Fig. 5. Schwert zu anderthalb Faust. Alle Theile Fig. 6. Schwert aus dem letzten Viertel des 16.
des Griffes Kind aus grauem Eisen und mit gepunzter und Jahrhunderts. Derlei Schwerter führten ungarische Edel-
vergoldeter Ornamentiruug überdeckt. Die Klinge zeigt zu- leute im 16. und in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts
nächst dem verzierten Vcrstärkiingsstücke auf einer Seite nebst dem gekrümmten ungarischen Säbel, u. z. unter
den Buchstaben A. auf der andern Seite den Buchstaben L dem Sattelgurte.
TAFEL LVIII.
der Zeit des dreissigj ;i hri gen Krieges wurde dein General stellte den Schweden den Ubergang über
Aldringen am 15. August 1632, als er sieh nach TiÜVfl den Lech zu wehren, durch eine Falkonetkugel vom Kopfe
gerissen. Koch haftet ein alter Pergamentzettel (nach dem
TAFEL LIX.
zierung dürften die sieben Kugelmale auf Brust und Bei diesen Gegen stünden befindet sich unter Glas ein
Rücken das Interesse des Beschauers erregen. Büsclilein Hiiuptliaare des Helden, ferner ein dem Prinzen
Die Weste ist von braungrauem Tuche und mit zugeschriebener Commandostab von durchbrochen gear-
grober Leinwand gefüttert. Das Unterfutter der Panzer- beitetem und polirtcm Stahl autbewahrt.
arme) besteht aus ungefärbtein ,
grobem Wollstoff. Diese
Weste, welche bis über den Bauch reichte, wurde unter
dein Kürass getragen. Siimnilliche l iegenstimde mit Ausnahmt? <1<'* ComiiiaiidmtubeR wurden
vom Hofrnthe von Hecheln Sr. Majestät ili'm Kilver Franz I. verehrt. Der
Das Koller, welches über den Kürass getragen
Com m niidost nb ist hingegen aus der k. k. Hof- Jagd- und Sattelkam mSI
,
wurde, ist von sein- dünnem Ziegenleder und bereits sehr in <iie Snmmlung gt-langt.
34
TAFEL LX.
SÄBEL.
Fig. 1. Polnischer Silbe). Dieser trotz seiner Grösse Fig. 7. Ungarischer Säbel ans dem 18. Jahr-
selir handsame und verhültuissmässig leichte Säbel hat hundert. Die Parirstange und die Schcidcnbcschläge sind
eine Klinge mit doppeltem Hohlschliffe, in welcher auf der '
von vergoldetem Silber und zeigen ein gehauenes, mit
„PAN BOG NADZICJA MOJA"
Vorderseite die Inschrift: rother und grüner Farbe bemaltes Ornament. Auf der
und „KASPER EKARTU 1666° roh angehauen ist. Der schönen Damaskklinge mit dreifachem Hohlschliffe befindet
aus der Abbildung ersichtliche hUmgensohmiedstempel be- sich tuiter der erhaben aufgeschlagenen Guldtausch innig
findet sich zunächst der Angel auf der Rückseite der Klinge. die netten dem Säbel in natürlicher Grösse abgebildete
Fig. 2. Haydueken Säbel. Der Grift' von lichtem arabische Inschrift, welche lautet: „mä scha'lläh," d. i. die
Horn ist mit Silber montirt. Die durch den Grift' gezogene Abkürzung des Spruches: „Was Gott will, geschieht, und
Schnur mit Quaste besteht aus rother und weisser Seide. was er nicht will, geschieht nicht."
Auf der Klinge befindet sich , wie die Abbildung zeigt, Fig. 8. Ungarischer Säbel ans dem lfi. Jahr-
das königlich spanische Wappen und die Jahreszahl 1703. hundert. Das Grift'hnlz ist mit. Leder überzogen. Die Mon-
Auf der Rückseite der Klinge ist ,
gleich wie auf dem tirung, sowohl des Griffes als der Scheide, besteht aus
Tafel G4 abgebildeten Ilaydueken-Csäkän , zu welchem ornamentirtcin , vergoldetem und reich mit Edelsteinen
dieser Säbel gehört, ein gegen die Sonne aufsteigender besetztem Silber. Auf der Vorderseite der Klinge ist eine
Adler mit der Umschrift „PATRUM VIRTUTE" eingeützt. arabische Inschrift eingehauen , welche lautet (rechts, von
Fig. 3. Säbel mit Paternoster-Klinge. An einem Oben nach Unten): „Er ist Gott! Kein Gott ausser ihm,
schwarz belederten Grifte mit einfacher Parirstange aus dein Lebendigen, dem Ewigen! Nicht ergreift ihn Schlaf
geschwärztem Eisen sitzt eine Säbelklinge von gewöhn- noch Schlummer! Ihm gehört, was im Himmel und was
licher Grösse, die ihrer ganzen Länge nach mit runden, auf Erden ist. Wer könnte Vermittler bei ihm sein, ausser
symmetrisch vertheilten Grübchen bedeckt ist. Diese Grüb- mit seiner Erlaulmiss! Er weiss, was vor den Menschen
chen sollen die Kugeln des Rosenkranzes vertreten haben. liegt, und was hinter ihnen! Sie begreifen Nichts von dein,
Fig. 4. Polnischer Säbel. Der Griff ist von Horn was er weiss, ausser sofern er will. Sein Thron umfasst
und mit Silber montirt. Die Parirstange ist gleich dem die Himmel und die Erde, und ihre Erhaltung beschwert
Mundblech, den Ringbändern und dem Ortbaude der mit ihn nicht, denn er ist der Erhabene, der Mächtige."
Käme i-l haut Überzogen Seheide aus ornamentirtcin Silber. (Koran, Sure 2., v. 256). „Keine Kraft und keine Macht
Die schöne Damaskklinge hat kein Zeichen. ausser bei Gott, dem Erhabenen, dem Mächtigen! O Gott!
Fig. 5. Ungarischer Säbel aus dem 18. Jahr- O Gott!" (Rechts unten die Zahl Gl; links unten das
hundert. Der Griff ist gleich den Sclieidcbesclilägen von Wort: „das Feuer," darunter die Zahl 2). In dein Me-
vergoldetem Silber und reich mit Brillanten und Rubinen daillon in der Mitte: „Gott ist wahrhaftig." Links am
geziert. Auf der Klinge, die bedeutend älter als der Griff Rücken, von Unten nach Oben: „Fürwahr, wir haben dir
ist, befindet sich in einem Medaillon auf vergoldetem unzweideutigen Sieg verliehen, auf dass (erkaunt werde),
Grunde ein erhaben geschnittener, aber beinahe bis zur dass Gott dir deine vergangene und deine zukünftige
Unkenntlichkeit verputzter Reiter, welcher auf der Hand Schuld verzeihe und seine Gnade an dir vollende und
einen Falken zu tragen seheint. dich die gerade Strasse führe, und dass Gott dir bei-
Fig. 6. Polnischer Säbel aus dem 18. Jahrhundert. stehe." (Koran, Sure 48, v. 1—3).
Der Griff besteht aus Achat. Die Parirstange ist gleich den
Beschlägen der mit rothem Sammt überzogenen Scheide *) Der Silbül Fig. 1. stammt aiiH der Wulfim-Sammlung im k. k.
TAFEL LXI.
PRUNKSCHILD.
Dieser prächtige Schild ist unzweifelhaft deutsche I goldenen Vliesses dargestellt: im Vordergründe Jason, der
Arbeit , und die Zeichnung wahrscheinlich von Hanns das Vliess von der Eiche bebt; zu seinen Füssen der von
Mielich (t 1575) entworfen worden. In der Mitte des i
Medea bezauberte Drache , und hinter dem Helden die
mit Gefolge vor den Thoren von Aea. Sowohl dies Bild reizende Frucht- und Blum engehänge oder phantastische
als die übrige Ornamentirung beurkunden eine reiche Masken zu schmücken und dieses Mannigfaltige mit gra-
künstlerische Kraft. Unvergleichlich schon sind die der ziöser Zierlichkeit zu einem lebendigen Ganzen harnionisch
Renaissancezeit eigentümlichen verschränkten Rahmen zu gestidten *).
TAFEL LXII.
STOSSDEGEN.
Fig. 1. Kleiner Stecher aus dem 17. Jahrhundert Fig. 5. Italienisches Rapier aus dem 17. Jahr-
Der Griff von blankem Stahl ist durchbrochen gearbeitet; hundert Knauf und Stichblatt sind mit erhaben geschnit-
die vierschneidige Klinge zeigt die gravirta Inschrift: „Si tenen figürlichen Darstellungen geziert, und der Griff durch-
Dens pro nobis, quis contra nos?" brochen gearbeitet. Die vierseitige Rapierklinge ist ohne
Fig. 2. Kleiner Stecher aus dem 17. Jahrhundert. Zeichen.
Der Griff ist mit Fischhaut überzogen. Die kurze, aus Fig. 6. Spanischer Degen aus der zweiten Hiilfte
Kiseu geschnittene Parirstange endet in PferdeschädeL des 17. Jahrhunderts. Der Griff zeigt die Spuren eines
Die zunächst der Angel ornamentirte Klinge zeigt auf einfachen, in Silber tauachirten Ornamentes. Im Hohl
u
einer Seite die Inschrift: ,.Nc nie tirez pas sans Raison« schliffe der Klinge ist der Name des Toledaner Waffen-
auf der andern Seite: „ne me Rcmcttez sans honneur." schmiedes FRANCESCO RUIZ, und am Rücken des Ver-
Fig. 3. Rapier aus dem 17. Jahrhundert. Griff stärkungsstückes der behördliche BeachaustempeJ mit Gold
und Korb sind von blankem Stahl und zierlich durch- ausgeschlagen ersichtlich.
brochen gearbeitet. Die Klinge zeigt im Hohlschliffe die Fig. 7. Italienischer Degen aus dem ersten Viertel
Inschrift: „SPADERO DEL REY« und „IN ALEMANIA des 17. Jahrhunderts. Die mit ausserordentlicher Zierlichkeit
FECIT" eingeschlagen. durchbrochene Ilandtnuschel verdient besondere Beachtung.
Fig. 4. Spanischer Degen aus dem 17. Jahr- Der Tafel 4, Fig. !) abgebildete Dolch gehört zu diesem 1 legen.
hundert. Korb und Griff von blankem Stahl sind durch-
Anmerkung. Die Tiegen Fig. 1, 2., 3., 4. und fj. stammen uns der
brochen gearbeitet; Bügel, Knauf und Pari rstai ige hin-
k. k. Hof-, Jagd- und Natlelkamruer; ferner Fig. 2, U und 7 aus der
gegen gemutet. Waffen -Sammlung im kuisiTlidii-u Lii^Hilossr zu Laxen bürg.
TAFEL LXIII.
HAUDEGEN.
Fig. 1. Deutscher Haudegen aus der Zeit des Fig. 5, Sägeschwert aus dem ersten Viertel des
schmalkaldischen Krieges. Knauf und Spaugcnkorb be- 16. Jahrhunderts. Alle Eisentheile des degenartigen Griffes
stehen aus gebräuntem Eisen mit roh gehauenem und ver- zeigen Spuren einstiger Vergoldung, Das Griffholz ist mit
silbertem < trnament Die Klinge mit schmalem Rücken I h-aht umwunden. An der Stelle der Schneide ist die
ist in der unteren Hälfte zweischneidig und zeigt nebst Klinge mit sieben grossen Zähnen versehen; der starke
dem „AVolf ein viermal wiederholtes Klingenschmiede- Rücken ist. wechselnd zur Rechten und Linken abgedacht.
zeichen eingebauen. I He Spitze der Klinge ist vierseitig zu geschliffen. Der
Fig. 2. und 3. Italienische Haudegen aus dem Griff des Schwertes liisst auf den italienischen Ursprung
ersten Viertel des 16, Jahrhunderts. Die flachen Griffe sind desselben schlicssen.
von blankem Eisen. Bei Fig. 2. ist das kurze Griffholz mit Fig. 6. Haudegen aus dein letzten Viertel des 10.
Leder, bei Fig. 3. mit Hanf überzogen. Die Klingen haben Jahrhunderts. Der fischschwanzähnhehe Knauf ist gleich
schmale Rücken und sind zunächst der Spitze zweischneidig. dem Spangenkorbe von blankem Eisen. Die zweischneidige
Fig. 4. Kurzer italienischer Degen aus dem Klinge zeigt am Verstarkungss tü cke einen Toledaner
ersten Viertel des 16. Jahrhunderts. Nebst der seltenen Stempel.
Form des Griffes ist der Parirbaken an der zweischnei- Fig. 7. Spanischer Haudegen aus der Zeit des
digen Klinge nicht ohne Interesse. dreissigj ährigen Krieges. Die grosse Zahl solcher Degen,
welche die k. k. Hof-Wafren-Semrrüung besitzt, stammen Nachwelt eingeätzt." Auf der Rückseite der Klinge be-
wahrscheinlich von jenen spanischen Hilfstruppen, welche findet sich ein mächtiger geharnischter Arm mit einem
der Kardinal-Infnnt im Jahre 1684 den Kaiserlichen zu- Schwerte und der Überschrift: „dat mut ook syn."
führte. Auf der Klinge befindet Bich ein Mohrenkopf in Fig. 9. Degen des kaiserlichen Generalissimus, Erz-
ähnlicher Art wie auf dem Schwerte des Kaisers Carl V. herzogs Carl (f 1847). Der helmformige Knauf, der Bügel
und das Stichblatt bestehen ans vergoldeter lironce. Das
Fig. 8. Haudegen des kaiserlichen Generals der Griffliolz ist mit vergoldetem Messingdraht umwunden.
Cavallerie, Johann Graten Spork (f 1679). Knauf Hügel Die einschneidige Klinge mit schmalem Rücken ist zu-
und Stiohblatt sind von vergoldetem Messing, mit erhaben nächst des Griffes blau angelaufen und mit, eingestreuten,
geschnittener Ornamentirung ; das Griffholz ist mit Silber- geätzten und vergoldeten Trophäen geziert. Diesen Degen
draht umwunden. Auf der Vorderseite der zweischneidigen führte der grosse Feldherr in folgenden 22 Biegreichen
Klinge zeigen sieh folgende Reime: „Hinweg du Römer- Schlachten und Gefechten: im Jahre 17S3 bei Alden-
Sehwert ans der Fharsaler Schlacht, Hier ist 'ne deutsehe hoven, Tongern, Tirlcnmut. Xecrwiiuh-n, Diest und Löwen ;
Kling' von gross'rcr Stärk und Macht, Die führt' der tapfre 1794 bei Cateau; 1796 bei Wetzlar, Amberg, Würzburg,
Spork in seiner Heldenfanst, Als er bei Gotthardt schlug Limburg a/L., Emmendingen, Schlingen und Kehl; 1797
der Türk und Tatarn Hanf; Drum hat ihm Dankbarkeit bei Kehl; 179!) bei Ostraeh, Stockach, Zürich und Mann-
den Lobspruoh hergesetzt l'inl eines Künstlers Hand der heim; 18115 bei Caldiero; 1809 bei Aspcrn und Znaim.
TAFEL LXIV.
SCHLAGWAFFEN.
Fig. 1. Langer Str eith am m er aus der ersten betäubt niler gänzlich lahm geschlagen wurde. Mit der Kiu-
Hälfte des 16. Jahrhunderts. Dergleichen Streithämmcr führung der Pistolen verschwanden die Streitkolben in
waren eine Waffe des Fussvolkes und wurden mit beiden Deutschland aus der Reihe der Kriegswaffen.
Händen geführt. Fig. 8. Buzogan, ganz mit vergoldetem und roh
Fig. 2. Fausthammer (auch Reiterhammer) aus ornamontirtcin Silber belegt. Die Kanten der Schlagblätter
der ersten Hälfte des IG. Jahrhunderts. Faiisthäiumer des Kolbens zieren kleine Korallen. Auf dem Stiele er-
dieser Art finden sieh meist nur in den Händen der Be- scheint unter der Ornamentirung in erhabener Schrift der
fehlshaber. Um die Mitte des 1 6. Jahrhunderts trugen in Name „Georg Rakotzi II.," die Jahreszahl „1643" und
Deutschland solche Hämmer vornehme Herren, auch zu das Rakotzische Wappen.
Fuss und zum gewöhnlichen Hauskleide. Fig. 9. Haiducken Osäkan der imgarischen Tra-
Fig. 3. und 4. Französische Streitkolben aus banten König Carls III. von Spanien. Der gewundene
der Mitte des IG. Jahrhunderts. Bei Fig.,4. sind die Uliitter Stiel des Beiles ist mit Fischhaut überzogen und an beiden
des Kolhens noch zum Thcil versilbert und mit zierlich Enden mit Silber beschlagen. Auf der Vorderseite des
gepunztem Ornament bedeckt, Beiles tunschliesst ein Medaillon mit baroker Umrahmung
Fig. 5., fi. und 7. Deutsche Streitkolhcn (auch einen gegen die Sonne aufsteigenden Adler und den ein-
Kirisbengel oder einfach Bengel genannt) aus dem letzten geätzten Wahlspruch: „PATRUM VIRTUTE. " Die Rück-
Viertel des 15. und der ersten Hälfte des IG. Jahrhunderts. seite zeigt unter gleicher Ornamentirung das königheb
Der Streitkolben oder Bengel war im 14. Jahrhundert spanische Wappen, um rahmt von der Ordenskette des
bereits eine beliebte Ritterwaffe *). Der allgemeine Ge- goldenen Vliese es , und zu beiden Seiten des Wappen-
brauch desselben hielt, gleichen Schritt mit der Entwicklung schildes das Monogramm C. III. (Carl III.) eingeätzt;
der Plattenharnische. Das Harnischblech schützte genügend endlich ist am Hammer die Jahreszahl 1710 ersichtlich.
gegen einen Srhwertlüeb. aber es vermochte nicht ZU bindern, Fig. 10. II a i d uc k e n-C Sil k an. Der Hammer ist
dass der also Geriistete durch einen kräftigen Keulenschlag von Eisen , mit eingeschlagenem Kupfer und Messing
ornamentirt, und haftet mit langen eisernen Federn am
Stiele , welcher kunstlos mit Messing verziert ist.
*) So traten unter dem Namen ..der Bengier" um das Jahr 1890 Derlei Csäkäns führten Ende des 17. und Anfangs des
die Kdelleute XicuWsueliüviis und Wejlphak-n* unter Fricdi'riuh von Path-
18. Jahrhunderts die Offi eiere der kaiserlichen Huiduckeii-
ber« gegen den Bisehuf liunreelit zu einem Bunde zusammen und trugen
ah Buudea/eielien einen silbernen I teil gel auf der Brust. Corps.
TAFEL LXV.
scheinen alle nackten Theile versilbert. Die ganze Ordnung jedoch jener eminenten Detaildurelibildung, welche den
der reichen Ornamentirung ist hauptsächlich auf pom- Harnisch Rudolphs IX auszeichnet
pösen Effect berechnet. Die eiugetloohtenen zahlreichen
TAFEL LXV1.
FEUERGEWEHRE.
Der Raum dieser Blätter, sowie überhaupt der Rahmen um welche das mit der starken Schlagfeder verbundene
dieses Werkes gestatten es nicht, eine kaum anders als Kettchen gewunden und so die Scblagfedcr gespannt wird.
ausführlich zu behandelnde Geschichte der Entwicklung der Um die Schlagfeder im gespannten Zustande festzuhalten,
Handfeuerwaffen im 14. und 15. Jahrhundert voraus- befindet sich an der inneren Seite des Rades ein Loch,
zusendeu. (
in welches der Zapfen der Schlossstange einfallt. Soll ge-
Fig. 1. zeigt eine Hakenbüchse aus dem 15. Jahr- feuert werden, so wird der Pfannendecke] zurückgeschoben,
hundert. Derlei Büchsen wurden beim Feuern auf drei- ,
und der mit einein Schwefelkies versehene Hahn auf die
füssige Gestelle gelegt und stets von zwei Mann bedient, Pulverpfanne, respeotiVe auf das Rad niedergelassen. Der
so zwar, dass, während der eine Mann zielte, der andere Abdruck des Züngleins hebt nun den Zapfen der Schloss-
mit der Lunte abfeuerte. stange aus dem Rade; dieses dreht sieh durch Rück-
Fig. 2. Gewehr mit En n te n sch loss aus der wirkung der Schlagfeder schnell um seine Achse, erzeugt
Mitte des 16. Jahrhunderts. Es ist zur Genüge sicher durch Reibung mit dem Schwefelkies Funken und ent-
gesteilt, dass bereits in der ersten Hälfte des 15. Jahr- zündet so das Zündkraut und das mit diesem durch das
hundertszum bequemeren Abfeuern die Lunte in einen Zündloch verbundene Pulver der Ladung.
Hahn gespannt wurde welcher durch einen einlachen
. Der gezogene Lauf ist rückwärts durch eine Char-
Hebel auf die Pulvcrpfanno schlug und die Ahfcuerung nierkh ppe zu öffnen. Geladen wird derselbe durch eine
bewirkte. Da die hiezu erforderliehe Kraftanwendung den eiserne Hülse, welche die Ladung enthält und ein Zünd-
Schuss meist beirrte, versah man im letzten Viertel des loch besitzt, das genau in der Verlängerung des Lauf-
15. Jahrhunderts diese rohe Vorrichtung mit Federn, und zündloches liegt und durch das zugeklappte Charnierver-
im ersten Viertel des lti. Jahrhunderts worden, um das Bchlnssstück festgehalten wird.
Nasswerden und Verschütten des Zündkrautes zu ver- Fig. 4. Radschlossgewehr aus dem ersten Viertel
hüten, die Pulverpfannen mit Deckeln versehen. Das ab- des 17. Jahrhunderts. Der Mechanismus des Radschlosses
gebildete Luntengewehr hat einen glatten Lauf und statt ist dem früher beschriebenen gleich; der zweite Hahn
des Absehens ein Visirrohr über dem Pulversack. dient nur als Reserve, falls beim ersten der Schwefelkies
Fig. 3. Radschlossbüchse mit Hinterla- zu stark abgerieben und dadurch unbrauchbar geworden
dungsvorrichtung aus der zweiten Hälfte des IG. wäre. Der bedeutenden Schwere wegen bediente man sich
Jahrhunderts. I las Radschloss (oder deutsches Schloss) zu diesen Gewehren der Geivehrgabeln *).
wurde, wie bekannt, im Jahre 1517 zu Nürnberg er- Fig. Luntengewehr mit
5. aufgepflanztem ßa-
funden. Der Mechanismus desselben besteht,' wie die Ab- jonnet aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
bildung zeigt, aus einem kleinen, schraubena rti g gereiften, Diese Gewehre kamen bei der k. k. österreichischen
stählernen Rade, dessen Rand mehrmals querüber ein- Armee erst im Jahre 1701 unter gleichzeitiger Einführung
gcfeilt ist und dadurch scharfkantige Zähne bildet. Dieses der Gewehre mit französischen Batterieschlössern ausser
Rad geht durch den Boden der mit einem Schieber ver- Gebrauch. Das Bajonnct in der abgebildeten primitiven Art
sehenen Zündpfanne und bewegt sich um einen Wellbaum, wurde von der kaiserlichen Infanterie zuerst bei der Erstür-
der an der äusseren Seite des Schlosses in eine vor- mung von Ofen im Jahre 1G8G in Anwendung gebracht.
stehende Vierkante endet, auf welche der Schlüssel zum
Spannen der Feder gesteckt wird. Auf der inneren Seite
*) Die Gewehte Fig. 2., 3. und i. stummen aus riem lt. k. Last-
des Scldossbleches bildet dieser Wellbaum eine Art Nuss, mthlasse zu Lasreubur;;.
TAFEL LXVIL
PISTOLEN.
Fig. 1. Radschlosspistole. Der gerade Schaft Fig. 3. Radschlosspistole aus dem letzten Viertel
ist mit weissem Beine verziert und an clor Handhabe zur des IG. Jahrhunderts. Der Lauf mit aufgeworfener Mün-
bequemeren Fingereiulage dreimal breit gekerbt. Statt des dung zeigt das Nürnberger Laufschmiedmonograram HH
Griffbügels schützt ein Vorsprung des Schaftes das Züng- eingeschlagen; auf der Sohlossplatte hingegen ist nebst
lein. Auf der Pulverpfanne des gewöhnlichen Radschlosses dem Nürnberger Beschaustenipel das Zeichen des Büchsen-
ist die Jahreszahl 1 566 ersieht! ich ; ferner befindet sich machers, d. i. eine Traube mit den Buchstaben A. K.
am Kolbenschuh ein quadrirter Schild, in dessen erstem ersichtlich. Der Schaft ist mit Beineinlagen von nicht sehr
und viertem Felde der habsburgische Löwe, im zweiten decenter Compnsition geziert*).
und dritten Felde zwei steigende, abgekehrte Fische (für Fig. 4. Kleines Faustrob r |
nit Uadschloss. Der
Pfirt) hoohgeützt und vergoldet erscheinen. Lauf von sehr kleinem Kaliber trägt den Namen des be-
Fig. 2. Radschlosspistole aus der zweiten Hälfte rühmten Büchsenmachers, „LAZAR1NO COMHINAZO.«
des 16. Jahrhunderts. Der Lauf ist sechskantig geschmiedet Unter der zarten Eisenornanientirung des Schaftes befindet
und zeigt über der Pulverkammer ein P als Büchsen- sieb auf der entgegengesetzten Seite des Gih-telhakcns das
machers tempel eingeschlagen. Alle Fisentlieile sind gleich Wappenbild von Castilien und Leon , und am Kolben-
den breiten Eisen Spangen, welche den ganzen Schaft über- seliuh der Doppeladler, zierlich mit Eisen ausgeigt.
kleiden, mit zierlicher Gold- und Silbertausia bedeckt. Am
vergoldeten Kolbenseliuh befindet sich ein gekrönter, von
der Ordeuskotte des goldenen Vliesses umrahmter Schild mit *) Die Pistole Fig. 3. niamrat aus der Waffen-Sammlung im k. k.
TAFEL LXVIII.
PISTOLEN.
Fig. 1. Radschlosspistole mit ganz verdecktem nicht verbunden. Am unteren Ende derselben zeigt sieh
Schlosse aus dem 1 7. Jahrhundert. Alle Theile des ein Laufsclmiicdstcnipe! mit den Buchstaben V. G. ein-
Schlosses sind an der inneren Seite der Sohlossplatte geschlagen. Sowohl an den Läufen als Schlössern sind
angebracht Der Wellbaum dea Rades reicht quer durch die Spuren einer geptmzten und vergoldeten Oiuaiueuti-
den Schaft und endet in die durch eine drehbare Scheibe rung zu erkennen.
verdeckte, zum Aufstecken des Spannschlüssels bestimmte
Fig. 4. Doppelpistole mit Radschlössern aus der
Vierkante. Auf der unteren Seite des Pfannendeckels ist
ersten Hälfte des 1 7. Jahrhunderts. Die übereinander
ein Stück Schwefelkies eingeklemmt, so dass derselbe die
liegenden Läufe sind derart tresteht. dass der oben ge-
Stelle tles Hahnes vertritt.. Auf dem Laufe sind die Buch-
haltene Lauf stets horizontal liegt. Auf den Läufen
staben D. J. W. und N. eingeschlagen : ferner ist auf
auf ist der Laufsehmirdstempel mit den Buchstaben
dem Kolbenseliuh das aus der Abbildimg in Original-
V. G.. den gewöhnlichen Radschlössern hingegen ein
grÖsse ersichtliche Wappen eingravirt.
Büchsenmacher Stempel mit den Buchstaben H. 0. ein-
Fig. 2. Radschlosspistole aus der ersten Hälfte
geschlagen.
des 17. Jahrhunderts. Alle Eisentheile dieser interessanten
Pistole sind hübsch facetirt, und es zeigt sich an der Fig. 5. Drehpistole mit Radschlnss aus der ersten
ganzen Pistole keine einzige Schraube, denn sämmthohe Hälfte des 17. Jahrhunderts, Diese in der Grundidee
Bestandteile werden durch einen Stift, welcher von der nach Art der modernen Revolver construirte Drehpistole
Kolbenplatte ausgeht und Bich durch den ganzen Schaft hat eine eylindertormige Ladungskammer luv G Ladungen.
erstreckt, zusammen gehalten. Auf der Scliwanzschraube Die Drehung des Cylinders nach abgegebenem Schusse
befindet sich das österreichische Wappen, mit dem Tiroler- geschieht mit freier Haml. Die Richtigstellung der Ladungs-
adler im Herzschilde, eingeschlagen. kammer auf die Seele des Laufes und auf die Leitungs-
Fig. 3. Doppelpistole mit Radschlöftsorn aus dem rohre für das Zünd kraut geschieht durch einen oben am
17. Jahrhundert. Die nebeneinander liegenden Laufe sind Laufe angebrachten, in den Cylinder einschnappenden
4
Pederetift. Der OyKnder mit den Ladungskammern ist .
Radschlosspistole mit r Ladungen aus
mit einem diirclibrochen gearbeiteten Mantel von ver- der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. Die vier Läufe
goldetem Kupfer ornamentirt. Auf der Schioasplatte ist sind zu cm vierseitigen Stücke zusammen geh'ithet und
ein Büchsenrnacherstempel mit den Buchstaben C. K. haben n einen Zündcanal, daher alle vier Ludungen
eingeschlagen, mit <
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7. 1
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CO U S E N Tafel XI.
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Tafel XIX
Sturmhaube
des Kaisers Carl V.
Partisanen Tnfel XXII.
I
Tafel XXIV.
Degen
nfttttriicbe tellfsfl.
ARN 1SCH Tafel XXVI.
Tafel. XXXII.
MoRIONS Tafel XXXIV
11
Harnisch Tafel. XXXV.
des Kaisers [Maximilian II
ien .
km 81
KREBS Tafel XXXVII.
j:
Harnisch
des Markgrafen Johann Georg
von Brandenburg Jägerndorf,
I
.
lm TafelL
J-[e
zum Prunkharnisch des Kaisers Rudolph H
KÜRASS
zum frunkharmsche
des Kaisers Rudolph II.
ZWEIHÄNDER. Tafel LD.
Vr der natürlichen Gröfse
I
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Stossdegen Tafel LX1
Vs der natürlichen Giöfse
Schlagwaffen Tafel LXIV
Ve der nalürhchen Gröfse
Tafel LXVD
Pistolen
5
C HUTZWAFFEN.
Tafel
Ende „ „ Rundschild XL VI
l.HHftocLl&JBliih.
A N GRIFFSWAFFEN
Tafel Fipur Zeit
IX 17. Jahrhundert
SchwertMinge
Schwerter IX
it 16.
Schwerter
Schwerter IX 6,7
Schwerter dea Kaisers Maxi-
I.X
LXH
milian I
16.
Lxm
Schwert Georg* von Frunds-
LXHI
befg X 2 17.
Jahrhundert Schwerter
m 3,5 19.
LXHI
1(1.
Lvn 1,2,3,4,6
XX
Lnndsknechtschwert . . . m 4
16.
Säbel
Sägeschwert LXHI 17. . .
Ziv..ibiitider
.
Heidueken-C*äkauv . - -
Iii. Jahrhundert Itunkas XXIII 2, 5
Bbceftkttöm
Buiogany des Genrg RakiJ-
Spetoms xxm 3, 4, G, 7
Kriegagabe] xxm
czyll. (1Ö48) LXIV 17. „ Starmaense XLn 4
Fausthnmmer LXIV 18. „ Csaikensenite XLn
Langer Streitbammer . . luv 17. .. Pieke xlu 1
Huidncken-Caakrinv . . . LXTV " ,. Spingsteeken ( Schwei Mie-
Spiesse rrxrx der)
RjUBspieBu XXXIX 18- .. SrharfaehfltMnlauze . . . XLn 3
Wurfspiesa XXXIX 17. ,. Drischel XT.TT
TrabanteuspiesB . XXXIX Morgenstern
. . .
IG. „ XLn 7,8
Trabant enspieas . . . . XXXIX 17. „ Bauaruwaffa
Bpleu mit Bpringtiinge und Ende dea 15. Jahrh. ArmrflstemitStahl-u.Horn-
SchieBBTorrirbtunp . . XL VII XXV 1,8, 4
Snieaa des Bauernfuhrara
, Deutsche Winde. .... XXV 2
Stephan Faiiinger . . . XXXIX ii Flasehenzngwinde. . . . XXV
Partisanen XXII Iii. Jahrhundert Anmut s. Winde einca Erz-
Partisane YTQT
herzogs (von 15G3). . . XL
XXII Anfang des 10. Jahrb. Holzenkücher XXV Ü
i. ii ii .1 Bolzen und Bandpfei! , . XXV 7,8
xxn 15. Jahrhundert Hakenbuehsenlnnf . . . . LXYI 1
XXXI 16. *i Gewehr mit Lunten sehlos« LX7I
xxrx :
m ,. RadschloHtibüchae mit Hin-
XXX tcrladnng Lxn S
17. „ Hadschlossgewehr und Lun-
xxxn tengewehr mit liajouet LXVI
. 4.5
Kriec it.Tral.ai n-Heli xxx 16. „ EadBrfiloaapiatolen LXVU
. . .
1,2,3
barti'ii xxxn 17. „ RadacJilosBpiBtolen LXVHI
. . . 1.2
Heinibarte mit doppelter
Doppelpistolen mit Rad-
Sehiessvorriehtung. . . xivn sohlCssera Lxvm 3,4
Glefen xn Drehpiatoien mitBadschlua-
Glefe m. Sehiessvorricbtung xLvn Lxvm 5, G
Trahatiten-Couaen {v. 1551,
i. .. Hadaehlosspiatole mit vier
1557)
Trabai
LäufeJi Lxvm 7
n (t.
Lxvn 4
104)
Pistolen mit Radachlflssern
Trabanten
zum Hehieaaeu von Brand-
1745,
Iiunka
Lxvm 7,8
URNIERZEUG.
Ende da IS. Ja] Deulschea Stechzeng des Kaisera Marirai- 1550 Tonrierharniieh zum FusHkawpf. . .