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Vorwort
Im Laufe des letzten Jahrhunderts waren wir Zeugen einer Welle von Qur’an-
Literatur in verschiedenen Sprachen, geschrieben von Muslimen und Nicht-
Muslimen gleichermaßen. Sehr oft fokussieren sich diese Werke auf ein
einzelnes Thema oder richten sich an eine gebildete Zielgruppe. Ich habe
dieses Buch geschrieben, weil ein verständliches und modernes Werk über den
Qur’an erforderlich ist für Menschen aller Glaubensrichtungen und solche, die
keinem Glauben angehören. Ich habe einen akademischen Stil vermieden, um
das Buch allen zugänglich zu machen. Für dieses Buch ist kein Vorwissen über
den Qur’an oder den Islam nötig.
Ich möchte den Lesern Einsicht in die Frage gewähren, warum der Qur’an die
Herzen und Seelen von über 1,5 Milliarden Muslimen, mich eingeschlossen,
auf der ganzen Welt fasziniert. Bitte beachten Sie, dass es nicht möglich ist,
in einem Buch alle Nuancen des Qur’ans zu erfassen oder alle Streitpunkte
anzusprechen. Für so etwas wären mehrere Bände nötig. Deshalb ermutige ich
die Leser, über die Punkte, die dieses Buch anspricht, nachzudenken und auch
selbst weiterzuforschen. Ich hoffe aufrichtig, dass dieses Buch ein wertvoller
Begleiter all jener wird, die die anregende Reise unternehmen, um die Botschaft
des Qur’ans zu verstehen, eine Botschaft, die sich an jeden richtet, der bereit
ist, zuzuhören.
Jedes Feedback ist willkommen. Wir haben aus diesem Grund eine Webseite
erstellt, um Updates zum Buch bereitzustellen und Fragen der Leser zu
beantworten (www.onereason.org). Da dieses Buch das erste dieser Art ist, sind
Fehler möglich. Sollten die Leser auf Fehler stoßen, bitten wir sie höflichst, uns
im Kontaktformular der Webseite zu benachrichtigen, damit sie in zukünftigen
Ausgaben behoben werden.
Schlussendlich möchte ich mich bei allen bedanken, die mir beim Schreiben
dieses Buches behilflich waren, das den Höhepunkt einer jahrzehntelangen
Forschung darstellt. Dieses Buch wäre schlicht und einfach nicht möglich ohne
die Unterstützung meiner Familie und ohne die harte Arbeit meiner Kollegen,
die zu zahlreich sind, um beim Namen erwähnt zu werden. Ich bin besonders
Hamza Tzortzis und Subboor Ahmad dankbar, die mir das Schreiben eines so
wichtigen Buches anvertraut haben. Ihr Beitrag und ihre Ermutigung waren
unbezahlbar. Am meisten aber bin ich Allah für seine Hilfe dankbar, ohne die
nichts hätte getan werden können. Ich bitte ihn demütig, diese Arbeit als einen
Dienst für ihn anzunehmen und mir alle unabsichtlichen Fehler zu verzeihen.
Abu Zakariya
ManyProphetsOneMessage.com
Inhalt
Was ist der Qur’an? 6
Was lehrt er? 8
Was sind seine Hauptthemen? 14
Geschichten über die Propheten und frühere Völker 21
Das Jenseits 23
Warum an den Qur’an glauben? 31
Der Gottesbegriff 32
Bewahrung 35
Relevanz 47
Literarische Eigenschaften 57
Struktur 64
Exakte Prophezeiungen über die Zukunft 73
Der Qur`an enthüllt … 83
Der Qur’an kann nicht nachgeahmt werden 89
Der Einfluss auf die Gesellschaft 97
Nachdenken über die Zeichen des Qur’ans 118
Wer ist der Autor des Qur’ans? 120
Einige Schlussgedanken 137
Referenzen 140
Was ist der
Qur’an?
Was ist der Qur’an, und wie ist er zustande gekommen? Die Muslime
glauben, dass der Qur’an vom allmächtigen Gott dem Propheten
Muhammad - Friede sei mit ihm - durch den Erzengel Gabriel offenbart
wurde. Der Qur’an teilt uns mit, dass Muhammad der letzte in einer
langen Reihe von Gesandten Gottes ist, die vor ihm geschickt wurden,
wie Abraham, Moses und Jesus - Friede sei mit ihnen allen. Das ist
einer der einzigartigen Aspekte des Qur’ans: Er erkennt alle Gesandten
Gottes an.
Der Einfluss des Qur’ans auf die Welt ist unermesslich. Obwohl
der Qur’an im siebten Jahrhundert offenbart wurde, enthält er eine
allgemeingültige Botschaft für die ganze Menschheit. Wegen des
Qur’ans gibt es heute über 1,5 Milliarden Muslime auf der Welt
– fast ein Viertel der Menschheit. Es sind Menschen aller Rassen,
Nationalitäten und Hintergründe. Wie viele Muslime es auf der Welt
gibt, zeigt die Tatsache, dass in jedem Augenblick, zu jeder Tageszeit
jemand irgendwo auf der Welt im Qur’an liest. Man schätzt, dass es
heutzutage mehrere Millionen Muslime gibt, die den ganzen Qur’an
auswendig gelernt haben. Man muss sich fragen, woran es wohl liegen
mag, dass der Qur’an so stark die Herzen von über 1,5 Milliarden
Muslimen geprägt hat.
Obwohl der Qur’an das meistgelesene Buch der Welt ist, wird es am
häufigsten missverstanden und fehlinterpretiert. Heutzutage scheint
jeder über den Qur’an zu sprechen. Aber wie viele haben ihn eigentlich
gelesen? Wie viele haben ihm erlaubt, für sich selbst zu sprechen? Dabei
ist es nicht von Relevanz, ob Sie den Qur’an gelesen oder von ihm
6 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Was ist der Qur’an?
gehört haben. Er hat Ihr Leben trotzdem auf irgendeine Art und Weise
beeinflusst, die Sie sich in der Form nicht vorstellen können.
Sie mögen jetzt denken: Stellen nicht alle Religionen fantastische
Behauptungen auf ? Schließlich wurden diese alten Bücher in der
Vergangenheit geschrieben, und wir waren nicht da, um Zeugen
dieser Ereignisse zu sein. Ist dann der Glaube an sie nicht letztlich als
blindes Vertrauen anzusehen? Der Glaube der Muslime an die göttliche
Herkunft des Qur’ans beruht nicht nur auf blindem Vertrauen. Der
Qur’an ist ein Wunder, das wir alle für uns selbst erleben können. Kühne
Behauptungen müssen mit starken Beweisen untermauert werden. Wie
Sie sehen werden, fordert der Qur’an seine Leser heraus und spricht
ihren Intellekt an, indem er viele prüf- und nachweisbare Beweise für
seine göttliche Herkunft bietet.
7
Was lehrt er?
Es gibt eine wichtige Frage, die sich jeder von uns zu einem bestimmten
Zeitpunkt in unserem Leben stellt:
Der Qur’an lädt seine Leser dazu ein, sich einigen vernünftigen und
logischen Fragen zu stellen. Diese Fragen ermöglichen uns, zu einem
Schluss zu gelangen, nicht nur über unsere eigene Herkunft, sondern
auch über die Herkunft der materiellen Welt: mit anderen Worten
des gesamten Universums. Es gibt eine Menge an kosmologischen
Beweisen, die auf einen Anfang des Universums hinweisen. Das ist die
vorherrschende Meinung unter den Kosmologen. Nehmen wir diese
Fragen, die der Qur’an stellt, und wenden sie auf das Universum an. Es
ergeben sich drei Möglichkeiten für seine Herkunft:
Die erste Möglichkeit ist, dass das Universum aus nichts erschaffen
8 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Was lehrt er?
Das führt uns zur nächsten Möglichkeit: Das Universum erschuf sich
selbst. Kann etwas sich selbst erschaffen? Das ist ein Widerspruch in
sich. Damit etwas sich selbst erschaffen kann, muss es vor sich selbst
existieren. Dinge können nicht gleichzeitig vorhanden und nicht
vorhanden sein. Das wäre, als ob wir sagen würden, dass Ihre Mutter
sich selbst zur Welt gebracht hat!
Was ist die Alternative, wenn die Selbst-Erschaffung absurd ist und
aus dem Nichts nichts entstehen kann? Es gibt letztendlich nur eine
Möglichkeit: Das Universum hat eine äußere Ursache. Das ist die beste
Erklärung für die Herkunft des Universums und aller Schöpfungen,
einschließlich uns selbst, weil es intuitiv richtig ist und mit den
Naturgesetzen im Einklang steht: Jede Existenz hat eine Ursache. Man
muss sich fragen, ob die kreative Kraft, die hinter dem Universum
steht, vom Zufall oder von einer intelligenten Absicht geleitet wird.
Die allgemeine menschliche Erfahrung sagt uns: Wenn wir Dingen
begegnen, die nach einem System und Regeln funktionieren, muss es
jemanden geben, der dieses System und diese Regeln gemacht hat.
Nehmen wir etwas, das die meisten von uns haben und regelmäßig
verwenden: das Handy. Handys bestehen aus verschiedenen
Grundelementen wie Plastik, Glas, Silikon und einigen Edelmetallen.
Plastik wird aus Öl gemacht und Glas und Silikon aus Sand. Also halten
Sie im Grunde Öl und Sand in Ihren Händen. Stellen Sie sich jetzt
vor, dass Sie durch die Wüste gehen, die reich an Öl und Sand ist, und
plötzlich ein Handy finden. Würden Sie jemals auf den Gedanken
kommen, dass es sich bei diesem Produkt um eine Reihe von zufälligen
Ereignissen handelt, die sich über Millionen von Jahren erstreckt
haben? Der Wind wehte, die Sonne schien, der Regen fiel, der Blitz
schlug ein, das Öl brodelte, das Kamel trampelte, und nach Millionen
von Jahren formte sich das Handy selbst. Ist es wirklich möglich, dass
es durch natürliche Prozesse zufällig entstanden ist? Obwohl es im
Entferntesten möglich ist, würden es die meisten von uns nicht als
vernünftige Erklärung akzeptieren.
9
Warum sollten wir dann solch eine Erklärung für unser Universum
akzeptieren, das bedeutend komplexer ist als ein Handy? Betrachten
wir die Planeten, das Sonnensystem, die Galaxien, die Sterne und alles
andere im Universum, können wir beobachten, dass alles in exakter
Ordnung angeordnet ist und komplexe Systeme und Gesetze gelten.
10 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Was lehrt er?
Verbinden Sie jetzt einem Freund die Augen und bitten Sie ihn, das
rote Sandkorn wieder herauszunehmen. Wie groß ist die Chance, dass
ihm das gelingt? Und doch müssten Sie an solch eine Meisterleistung
glauben, wenn Sie behaupten würden, dass diese Feineinstellung des
Universums reiner Zufall ist.
Die kosmologische Konstante ist nur ein Beispiel. Es gibt noch viele
andere, wie beispielsweise das Verhältnis zwischen Elektronen und
Protonen, das Verhältnis zwischen der elektromagnetischen Kraft und
der Erdanziehungskraft und die Massendichte des Universums. Diese
besitzen einen ähnlichen Grad an Feineinstellung. Gemeinsam bilden
sie ein ausgewogenes System, in dem praktisch nichts verändert werden
könnte, ohne entweder die Existenz des Universums zu verhindern, oder
es für jegliche Lebensform ungeeignet zu machen. Es wäre ungefähr
so, als würde man eins dieser Sandkörner blau, eins grün und eins
gelb anmalen, und sie dann - genau in dieser Reihenfolge - nach dem
roten Korn wieder herausnehmen! Ist es denn nicht viel vernünftiger,
einzusehen, dass das Universum und das Leben das Ergebnis eines
bewussten, intelligenten Plans sind? Solche Feineinstellung in allen
Gesetzen der Physik beweist die Weisheit und Stärke des Schöpfers des
Universums. Wie der Qur’an es verdeutlicht:„(Er ist) der Schöpfer
der Himmel und der Erde in ihrer schönsten Form. Und wenn
Er eine Angelegenheit bestimmt, so sagt Er zu ihr nur: ‚Sei!’
und so ist sie.“ (2:117)
Einen Schöpfer zu haben, ist eine Sache. Aber woher wissen wir, dass
wir einen Zweck haben? Alles in diesem Universum erfüllt einen Zweck.
Sogar Dinge wie ein Stuhl, ein Schlüssel oder das Buch, das Sie in Ihren
Händen halten, dienen einem Zweck. Wäre es dann nicht traurig,
wenn wir keinen Zweck hätten? Wenn wir uns die Welt um uns herum
ansehen und über sie nachdenken, werden wir schnell zu dem Schluss
kommen, dass wir einen Zweck haben müssen. Denken Sie doch über
die unermessliche Weite des Universums nach, mit seinen Milliarden
von Sternen und Billionen von Planeten. Der Qur’an sagt uns, dass
Gott all das nicht ohne Grund erschaffen hat: „Und Wir haben den
Himmel und die Erde und was dazwischen ist, nicht zum
Spiel erschaffen.“ (21:16)
Viele der Systeme, die Gott im Universum aufgestellt hat, sichern unser
Überleben und sollen unser Wohlergehen garantieren. Deshalb muss
Gott auch für uns einen Zweck im Sinne gehabt haben, als Er uns
11
erschuf.
„Allah ist es, Der die Himmel und die Erde
erschaffen hat und vom Himmel Wasser
herabkommen lässt, durch das Er dann für euch
Früchte als Versorgung hervorbringt. Und Er hat
euch die Schiffe dienstbar gemacht, damit sie auf
dem Meer auf Seinen Befehl fahren, und Er hat
euch die Flüsse dienstbar gemacht. * Er hat euch
die Sonne und den Mond in ihrem unablässigen
Lauf dienstbar gemacht, und Er hat euch die
Nacht und den Tag dienstbar gemacht. * Und Er
gewährte euch von allem, worum ihr batet. Wenn
ihr die Gunst(erweise) Allahs aufzählen wolltet,
könntet ihr sie nicht erfassen. (…)“ (14:32-34)
Abermals taucht hier die Frage auf, welchem Zweck wir dienen?
Der Qur’an bietet wieder einmal die Antwort:„Und Ich habe die
Dschinn und die Menschen nur (dazu) erschaffen, damit sie
Mir dienen.“ (51:56)
Was verstehen Sie nun unter Gottesdienst? Die meisten würden sagen,
dass sie unter Gottesdienst das Gebet verstehen. Dies wäre einerseits
richtig, doch schließt der Begriff des Gottesdienstes im Qur’an weit
mehr ein als nur das Gebet. Er umfasst alle Handlungen, die aus
Gehorsam gegenüber Gott unternommen werden. Auch körperliche
Übungen bzw. Aktivitäten und bloßes Essen können als Gottesdienst
betrachtet werden, wenn dahinter die Absicht steht, stark und gesund
zu bleiben.
Warum sollen wir Gott dienen? Es ist wichtig zu verstehen, dass
unser Schöpfer unsere Dienste nicht braucht. Der Qur’an sagt uns,
dass eigentlich die Menschen diejenigen sind, die den Gottesdienst
brauchen. Wir sind mehr als nur Fleisch und Knochen, da wir auch
über eine spirituelle Seite verfügen, die Nahrung braucht. Viele
Menschen sind reich im materiellen Sinne, aber sie sind unglücklich,
weil sie ihr spirituelles Wohlbefinden vernachlässigen. Wenn wir den
wahren Frieden erleben möchten, müssen wir sowohl unsere Körper als
auch unsere Seelen mit unserem Schöpfer in Einklang bringen: „(Es
sind) diejenigen, die glauben und deren Herzen im Gedenken
12 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Was lehrt er?
Es stellt sich also die Frage, wie man Gott am besten dienen kann.
Lasst uns auf das Beispiel der Handys zurückkommen, um diese
Frage besser zu analysieren. Es ist offensichtlich, dass Handys nicht
denselben Grad an Intelligenz wie wir Menschen aufweisen. Dennoch
haben wir einiges gemeinsam: Wir haben beide eine Lebensfrist, wir
brauchen beide Energie, um richtig zu funktionieren, und wir können
beide beschädigt werden, wenn man uns nicht ordentlich pflegt. Wenn
es zu einem Problem beim Handy kommt, wenden sich die meisten
Menschen an die Bedienungsanleitung. Warum? Weil sie geschrieben
wurde, um uns zu zeigen, wie man das Handy am besten bedient, und
es allgemein richtig ist, Experten zuzuhören! Der Schöpfer des Telefons
weiß, wie man es am besten benutzt, und er hat sein Wissen in Form
einer Bedienungsanleitung an uns weitergegeben. So ist auch der
Qur’an als eine Bedienungsanleitung für die Menschheit zu verstehen,
da er von demjenigen stammt, der uns erschaffen hat. Gott, unser
Schöpfer, kennt uns besser, als wir uns selbst kennen. Aus diesem Grund
werden sein Wissen und seine Anleitung immer alle menschlichen
Lebensanschauungen und Lebensweisen übertreffen.
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Was sind seine
Hauptthemen?
Der Glaube an den
allmächtigen Gott
Die Essenz des Qur’ans, der Monotheismus, ist in seinem 112. Kapitel
erfasst:
(Kapitel 112)
Dieses Kapitel des Qur’ans kann als das Manifest des Monotheismus
im Islam angesehen werden. Es lehrt uns, dass es nur einen Gott gibt.
Das bedeutet, dass aus einem Gott nicht zwei entstehen können, oder
das aus zweien drei Götter entstehen können. Er ist der Eine und
Einzige, aus dem nicht zwei entstehen können. Aber woher wissen wir,
dass es nur einen Schöpfer gibt? Warum können es nicht zwei oder drei
sein? Zu dieser Erkenntnis gelangen wir durch unseren Verstand, einer
Gabe Gottes, mithilfe derer wir über das Universum nachdenken und
daraus Schlussfolgerungen ziehen können. Es ist so, als würde sich ein
Kunsthistoriker eine Reihe von Gemälden ansehen, ohne den Namen
des Malers zu kennen. Trotzdem wäre er in der Lage, den Künstler,
aufgrund seines charakteristischen Stils, zu identifizieren.
14 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Was sind seine Hauptthemen?
Die
The
Goldene
Golden
Spiral
Spirale
.
Beispiele in der Natur, die dieses Muster aufweisen, sind das
Schneckenhaus, die Form der Galaxien, die wirbelnde Struktur des
Orkans, Blumen und sogar auch unsere Fingerabdrücke.
15
Diese Muster können als ein Zeichen für die Konsequenz im Design
angesehen werden. Dieses Zeichen in der Natur beweist die Einheit des
Schöpfers, der all das erschaffen hat.
Ein anderes Beispiel für diese Konsequenz in der Natur ist die DNS. Sie
ist die genetische Information, die jedes Lebewesen in jeder seiner Zellen
trägt. Alle Gene, ganz gleich bei welchem Lebewesen, sind eigentlich
verschlüsselte Nachrichten darüber, wie der ganze Organismus gebildet
werden soll. Man kann sie als Modelle betrachten. Obwohl Lebewesen
äußerlich verschieden erscheinen mögen, können sie auf der genetischen
Ebene sehr ähnlich sein wegen des gemeinsamen Schöpfers. Als Beispiel
hierfür kann der Mensch selbst genannt werden, da er ungefähr 50 %
seiner DNS mit der von Bananenstauden teilt. Es stellt sich heraus,
dass alle Lebewesen in der Natur die DNS, das Modell, teilen. Dieses
gemeinsame Design weist auf einen gemeinsamen Schöpfer hin – den
Einen Schöpfer, der hinter allem steht.
16 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Was sind seine Hauptthemen?
von mehr als einem Schöpfer stammen. Bei der Herstellung von Autos
entwirft eine Person den Motor, eine andere das Bremssystem und so
weiter. Ist das ein gültiges Argument? Im menschlichen Bereich ist die
Zusammenarbeit von mehreren Designern und Schöpfern möglich, wie
am Beispiel von Autos sichtbar wird, aber es kann nicht mehrere Götter
geben. Der Grund dafür liegt in unserer Vorstellung von Gott. Wenn
wir über Gott nachdenken, stellen wir ihn uns als göttliches Wesen mit
einem sehr starken Willen vor – Gott tut, was er will. Das Wort Gott
an sich definiert ein Wesen mit einem unbeschränkten, imposanten
Willen. Nehmen wir mal an, es gäbe zwei Götter, und es käme zu einer
Auseinandersetzung zwischen ihnen – wie würde das aussehen? Jeder
von ihnen möchte, zum Beispiel, einen Felsen in eine andere Richtung
bewegen. Da nicht beide ihren Willen durchsetzen können, gibt es nur
zwei Möglichkeiten:
Kehren wir zum 112. Kapitel des Qur’ans zurück. Im zweiten Vers lesen
wir, dass Gott ewig ist: „Allah, der Absolute (ewig Unabhängige,
von Dem alles abhängt)“ Das bedeutet, dass Er keinen Anfang hat
und kein Ende. Die übliche Frage mag sein: „Wer hat Gott erschaffen?“
Wenn wir vernünftig darüber nachdenken, kommen wir zu dem Schluss,
dass Gott nicht erschaffen werden kann, weil das eine endlose Kette
von Schöpfern voraussetzen würde, was absurd ist. Um dies besser
zu illustrieren, nehmen wir Folgendes an: Wenn der Schöpfer einen
Schöpfer hätte, und dieser Schöpfer einen Schöpfer, und so weiter, dann
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hätten wir kein Universum. Stellen Sie sich vor, es wird Ihnen gesagt, sie
können dieses Buch nicht lesen, bevor es jemand anderes gelesen hat,
und diese Person könne es auch nicht lesen, bevor es jemand vor ihr
gelesen hat. Wenn wir dieses Beispiel kontinuierlich betrachten, stellt
sich eine Frage: Würde dann überhaupt jemand jemals dieses Buch
lesen? Die Antwort lautet nein. Wenn wir nun dieses Prinzip auf das
Universum anwenden, müssen wir annehmen, dass der Schöpfer, der
dahinter steht, nicht erschaffen wurde. Diese Annahme ist notwendig,
weil im Falle einer endlosen Reihe von Schöpfern das Universum gar
nicht existieren könnte. Wir brauchen also einen unendlichen Schöpfer.
Der nächste Vers sagt uns, dass Gott weder Kinder noch Eltern hat:
„Er zeugt nicht und ist nicht gezeugt worden.“ Warum sollte
der oberste Gott keine Kinder oder Eltern haben? Der letzte Vers
dieses Kapitels beantwortet diese Frage: „und Ihm ebenbürtig ist
keiner.“. Alles in der Schöpfung muss sich fortpflanzen, damit das
Leben sich fortsetzen kann. Mit anderen Worten kann gesagt werden,
dass wir deshalb Nachwuchs bekommen, weil wir das Bedürfnis haben
zu überleben. Manche Menschen bekommen Kinder aus anderen
Gründen, wie zum Beispiel aus dem Wunsch heraus, jemanden zu
haben, der sich um sie kümmert, wenn sie alt und schwach werden. Das
ist auch ein Bedürfnis. Wenn aber Gott ungleich seiner Schöpfung ist,
dann hat er keine Bedürfnisse und braucht keinen Nachwuchs.
Ein anderer erwähnenswerter Punkt ist die Tatsache, dass sich der
Schöpfer von der Schöpfung unterscheidet. Zum Beispiel wird niemand
selbst zu einem Sessel oder Tisch, nur weil er einen Sessel oder Tisch
gebaut hat. Wir unterscheiden und trennen uns von dem, was wir
erzeugt haben. Ebenso hat Gott das Universum erschaffen, und daher
ist das Universum von Ihm verschieden und getrennt.
Interessanterweise sagt der Qur’an, dass der Glaube an einen Schöpfer
der natürliche Zustand aller Menschen ist: “„So richte dein
Gesicht aufrichtig zur Religion hin als Anhänger des rechten
Glaubens, - (gemäß) der natürlichen Anlage Allahs, in der Er
die Menschen erschaffen hat. (…)“ (30:30)
Es gibt tatsächlich psychologische, soziologische und anthropologische
Beweise für diese Behauptung. Dr. Olivera Petrovich, Psychologin an
der Universität von Oxford und Expertin für Religionspsychologie,
18 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Was sind seine Hauptthemen?
hat einige Studien über die menschliche Psychologie und die Existenz
Gottes durchgeführt. Sie hat herausgefunden, dass bei Kindern der
Glaube an Gott „fest verankert“ ist und dass der Atheismus erlernt
werden muss (2).
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Verhaftung. Trotzdem zeigten die Atheisten Zeichen von etwas, das wir
Anbetungsinstinkt nennen können und das dem natürlichen Zustand
entspricht, den der Qur’an erwähnt. Zum Beispiel wurden ihre großen
Stalin- und Lenin-Statuen beinahe verehrt. Wenn man verschiedene
Kulturen betrachtet, kann man diesen Anbetungsinstinkt feststellen.
Dieser Instinkt ist sogar in atheistischen Kulturen sichtbar.
Nach dem Fall des Kommunismus kam es zu einem Wiedererwachen der
Religionen in Russland. Diese blühen dort heutzutage. Wäre der Glaube
an Gott nicht mehr als reine Ideologie, etwas, womit die Menschen
seitens ihrer Eltern indoktriniert wurden, dann hätten die Bemühungen
der kommunistischen Partei, die über mehrere Generationen hinweg
ihren Einfluss zeigten, die religiösen Überzeugungen zur Gänze
vernichten sollen.
All diese Beweise führen zu einer Schlussfolgerung: Der Glaube an Gott
wird nicht gelehrt, er existiert auf natürliche Weise in jedem Menschen.
Wenn wir daher über Gott nachdenken, sollte die Frage nicht lauten
„Existiert Gott?“. Stattdessen sollte sie lauten: „Aus welchen Gründen
sollten wir seine Existenz ablehnen?“ Denn Gottes Existenz ist eine
offensichtliche Tatsache (4).
20 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Geschichten
über die
Propheten und
früheren Völker
Der Qur’an berichtet, dass jedem Volk zu einem gewissen Zeitpunkt
in seiner Geschichte ein Gesandter Gottes geschickt wurde: „Und
Wir haben ja bereits in jeder Gemeinschaft einen Gesandten
erweckt: ‚Dient Allah und meidet die falschen Götter.’ (…)“
(16:36) Das zeigt uns, dass die Gesandten Gottes eine wichtige Rolle in
der Offenbarung gespielt haben. Jeder Gesandte, der der Menschheit
geschickt wurde, vom ersten Propheten (Adam) bis hin zum letzten
(Muhammad), kam mit derselben Kernbotschaft des Monotheismus:
Dient dem einen wahren Gott, unserem Schöpfer, und nicht den
Götzen. Warum entschied sich Gott überhaupt, uns die Propheten zu
senden? Warum nicht einfach die Heilige Schrift vom Himmel fallen
lassen? Die Propheten spielen eine wesentliche Rolle, nämlich die der
Lehrer. Es ist eine Sache, Offenbarung oder Wissen zu besitzen; wir
brauchen jedoch auch Lehrer, die alles genau auslegen, erklären und
Beispiele bieten, damit die Menschheit dieses Wissen nutzen und richtig
anwenden kann. Stellen Sie sich vor, Ihre Kinder würden eine Schule
besuchen, in der es keine Lehrer gibt und in der ihnen Schulbücher mit
komplizierten Inhalten überreicht werden. Abgesehen davon, dass die
Schule eine ziemlich chaotische Umgebung ist, würden sich viele sehr
anstrengen müssen, um die Informationen in den Büchern zu verstehen.
Neben den Geschichten über die Propheten ist der Qur’an voller
Erzählungen über die früheren Völker. Jene, die den Gesandten Gottes
folgten, und jene, die die Botschaft abwiesen und sich gegen Gott
21
auflehnten. Geschichten sind ein hervorragendes Mittel dazu, unsere
Aufmerksamkeit zu fesseln und Weisheit und Moral zu vermitteln:
„In ihren Geschichten ist wahrlich eine Lehre für diejenigen,
die Verstand besitzen (…)“ (12:111) Diese Geschichten sollen im
Qur’an nicht zur Unterhaltung beitragen, sondern vielmehr als Beispiel
dienen, damit die Fehler der vergangenen Völker vermieden werden
können.
Der Qur’an sagt uns, dass der Prophet Muhammad der letzte und
endgültige Gesandte ist: „Muhammad ist nicht der Vater irgend
jemandes von euren Männern, sondern Allahs Gesandter und
das Siegel der Propheten (...)“ (33:40) Wenn Gott bereits vor dem
Propheten Muhammad viele Gesandte geschickt hat, warum hörte er
dann mit Muhammad auf ? Warum setzte er nicht mit der Entsendung
weiterer Propheten fort? Alle Gesandten vor Muhammad wurden zu
ihrem eigenen Volk geschickt und nicht zu der ganzen Menschheit.
Der Prophet Muhammad ist der erste, der zu allen Menschen geschickt
wurde: „Und Wir haben dich für die Menschen allesamt nur
als Frohboten und Warner gesandt (...)“ (34:28)
Darüber hinaus stellt Muhammads Botschaft, der Qur’an, die
vollkommene Lebensweise für alle Menschen dar: „(…) Heute habe
Ich euch eure Religion vervollkommnet und Meine Gunst an
euch vollendet, und Ich bin mit dem Islam als Religion für
euch zufrieden. (…)“ (5:3) Wenn etwas vervollkommnet wurde,
kann es nicht weiter verbessert werden. Für die Menschheit besteht nun
kein Bedarf mehr an zusätzlichen Gesandten oder Botschaften.
22 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Das Jenseits
Der Qur’an teilt uns mit, dass es eine Existenz jenseits unseres irdischen
Lebens gibt. Jeder von uns wird sterben und zu Gott zurückkehren.
„Jede Seele wird den Tod kosten. Und Wir prüfen euch mit
Schlechtem und Gutem als Versuchung. Und zu Uns werdet
ihr zurückgebracht.“ (21:35) Was ist dann der Zweck dieser
vorübergehenden Existenz hier auf Erden? Warum hat uns Gott nicht
einfach im ewigen Jenseits erschaffen? Es wird uns gesagt, dass wir
geprüft werden, während wir im Diesseits sind:
„Und Wir werden euch ganz gewiss mit ein
wenig Furcht und Hunger und Mangel an Besitz,
Seelen und Früchten prüfen. Doch verkünde frohe
Botschaft den Standhaften, * die, wenn sie ein
Unglück trifft, sagen: ‚Wir gehören Allah, und zu
Ihm kehren wir zurück.’” (2:155-156)
Wie bei der Frage „Warum wurden wir erschaffen, um Gott zu dienen?“,
geht es hierbei mehr um uns als um Gott. Gott prüft uns und lässt aus
mehreren Gründen Not und Elend über uns hereinbrechen. Alles
geschieht in Übereinstimmung mit seiner Weisheit und seinen Plänen:
- Um herauszufinden, wer ein wahrer Gläubiger ist
und wer nicht: „Meinen die Menschen, dass sie in
Ruhe gelassen werden, (nur) weil sie sagen: ‚Wir
glauben’, ohne dass sie geprüft werden? Wir haben
23
bereits diejenigen vor ihnen geprüft. Allah wird
ganz gewiss diejenigen kennen, die die Wahrheit
sprechen, und Er wird ganz gewiss die Lügner
kennen.“ (29:2-3)
- Not und Elend dienen auch als Mahnung für jene, die
zu sehr im irdischen Leben versinken und dazu neigen,
alles für selbstverständlich zu halten. Die Tatsache, dass
Sie dieses Buch in Ihren Händen halten, bedeutet, dass
Sie mit der Fähigkeit zu lesen gesegnet sind. Missgeschick
und schwierige Umstände erinnern uns daran, Gott für
jeden Segen dankbar zu sein: „Und wenn Wir dem
Menschen Gunst erweisen, wendet er sich ab und
entfernt sich beiseite. Wenn ihm aber Schlechtes
widerfährt, dann verfällt er in ausgedehntes
Bittgebet.“ (41:51)
Wie man sieht, dienen die Prüfungen auf dieser Welt in erster Linie
unserem spirituellen Wachstum. Wie ein starkes Feuer das reine Gold
vom rohen Erz trennt, womit es in der Natur verbunden ist, so reinigen
die Prüfungen unsere Seelen, wenn wir aufrichtig sind.
24 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Das Jenseits
Sie mögen sich fragen, was am Ende dieser Prüfungen kommt? Was
geschieht, wenn unser Leben zu Ende ist? Genau wie in der Schule
werden am Ende unsere Leistungen bewertet und die Ergebnisse
präsentiert. Im Qur’an wird dies als der Jüngste Tag bezeichnet. Es
handelt sich dabei um ein folgenschweres Ereignis in der Zukunft, bei
dem die ganze Menschheit wieder zum Leben erweckt wird:
Gott alleine weiß, wann dieses Ereignis eintreten wird: „Die Menschen
fragen dich nach der Stunde. Sag: ‚Das Wissen darüber ist
nur bei Allah.’ Was lässt dich wissen? Vielleicht ist die Stunde
nahe.“ (33:63)
Jede unserer Handlungen im Leben wird aufgeschrieben, und wir
werden für alles, was wir gesagt und getan haben, geradestehen müssen:
„An jenem Tag werden die Menschen (in Gruppen)
getrennt herauskommen, damit ihnen ihre Werke
gezeigt werden. * Wer nun im Gewicht eines
Stäubchens Gutes tut, wird es sehen. * Und wer
im Gewicht eines Stäubchens Böses tut, wird es
sehen.“ (99:6-8)
25
Jenseits bestimmt sind, was ist dann der Sinn des Lebens hier? Warum
nicht einfach dieses Leben überspringen und direkt zum Jüngsten Tag
übergehen? Denken wir über ein Beispiel in unserer Welt nach. Können
Sie sich vorstellen, dass Sie einschlafen und dann in einem Gerichtshof
erwachen und eines Verbrechens schuldig gesprochen werden, an das
Sie sich nicht erinnern können? Wir würden bestimmt alle dagegen
protestieren und behaupten, dass wir unschuldig sind. Aufgrund unseres
irdischen Lebens und unserer Erfahrungen werden wir uns am Jüngsten
Tag an alle unseren Handlungen erinnern, für die wir verantwortlich
sind, und wir werden keine Entschuldigungen vor Gott haben. Wir
werden nicht das Gefühl haben, ungerecht behandelt zu werden, weil
Gott uns seine Gesandten geschickt hat, und weil der Qur’an uns als
Wegweiser gegeben wurde. Wir werden an diesem Tag niemandem
außer uns selbst die Schuld geben können.
Der Jüngste Tag ist nur ein Mittel zum Zweck, nicht aber das Ziel.
Wie bei jedem Gerichtsverfahren gibt es ein Endergebnis – Gott wird
das Urteil über uns sprechen. Diejenigen, die sich Gott unterwarfen
und seine Anleitungen befolgten, werden mit ewiger Glückseligkeit
im Paradies belohnt werden: „Diejenigen aber, die glauben und
rechtschaffene Werke tun, das sind Insassen des (Paradies)
gartens. Ewig werden sie darin bleiben.“ (2:82) Für diejenigen,
die Gott und seine Anleitungen abwiesen, ist eine schreckliche Strafe
vorbereitet: „Und für diejenigen, die ihren Herrn verleugnen,
wird es die Strafe der Hölle geben - ein schlimmer Ausgang!“
(67:6)
Wir haben die Wahl, entweder die ewige, uneingeschränkte Gnade
Gottes zu ergreifen oder von ihr wegzulaufen. Wenn wir seine Gnade
akzeptieren, indem wir seine Botschaft wahrnehmen, ihm gehorchen,
ihn lieben und ihm dienen, wird uns dies das ewige Glück im Paradies
gewähren. Wenn wir die Gnade Gottes ablehnen und von ihr weglaufen,
wird uns das schlussendlich zu einem Ort führen, an dem wir die Ewigkeit
ohne seine Liebe verbringen werden: Das ist ein Ort des Unglücks – die
Hölle. Denken Sie daran, dass sie die Wahl haben. Wir entscheiden
uns, seine Gnade anzunehmen oder zu fliehen. Uns ist der freie Wille
gegeben worden, um eine Wahl zu treffen. Die Entscheidungen, die wir
in diesem Leben treffen, werden unser Schicksal im Jenseits bestimmen.
Sie mögen dieses ganze Gerede über Prüfungen, den Jüngsten Tag,
26 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Das Jenseits
Himmel und Hölle erdrückend finden. Wir müssen uns jedoch dessen
bewusst sein, dass Gott der Allerbarmer, der Barmherzige ist. Er hat es
uns leicht gemacht, im Jenseits erfolgreich zu sein, wenn wir das wirklich
wollen. Wie das möglich ist? Erstens hat uns Gott das Bewusstsein
gegeben, so etwas wie ein inneres Radar, das uns hilft, das Gute vom
Bösen zu unterscheiden. Das soll uns helfen, unser Leben in Richtung
Gott zu steuern:
Wenn Gott unsere Moral testen will, schneidert er die Prüfungen für
jeden von uns individuell, indem er unsere Stärken und Schwächen
berücksichtigt: „Allah erlegt keiner Seele mehr auf, als sie zu
leisten vermag (...)“ (2:286) Gott ist vollkommen und frei von
Fehlern, doch er weiß, dass wir es nicht sind. Deshalb verzeiht er
uns, wenn wir versagen und Fehler machen und es im Nachhinein
bereuen: „Sag: O Meine Diener, die ihr gegen euch selbst
maßlos gewesen seid, verliert nicht die Hoffnung auf Allahs
Barmherzigkeit. Gewiss, Allah vergibt die Sünden alle. Er
ist ja der Allvergebende und Barmherzige.“ (39:53) Gute Taten
wiegen mehr als Schlechte: „Wer mit (etwas) Gutem kommt,
erhält zehnmal soviel. Und wer mit einer bösen Tat kommt,
dem wird nur gleichviel vergolten, und es wird ihnen kein
Unrecht zugefügt.“ (6:160) Schlussendlich hat uns Gott in Form des
Qur’an und des Propheten genaue Antworten gegeben, mit denen wir
die Prüfungen bestehen können:„Ihr habt ja im Gesandten Allahs
ein schönes Vorbild, (und zwar) für einen jeden, der auf Allah
und den Jüngsten Tag hofft und Allahs viel gedenkt.“ (33:21)
Kombinieren wir nun all diese Punkte und stellen eine Analogie auf.
Versuchen Sie, sich an Ihre letzte Prüfung zu erinnern. Es kann in der
Schule gewesen sein oder in der Fahrschule. Jetzt stellen Sie sich vor, dass
der Prüfer, der für die Bewertung Ihrer Prüfung zuständig ist, folgende
Vorkehrungen trifft, um Ihnen zu helfen, die Prüfung zu bestehen:
- Sie haben das ganze Leben lang Zeit, die Prüfung zu bestehen.
27
- Die Prüfung wurde für Sie persönlich maßgeschneidert,
wobei Ihre Stärken und Schwächen berücksichtigt wurden.
Jetzt mal ganz ehrlich: Wenn jemand von uns in Anbetracht all
dieser Vorkehrungen und unter solchen Bedingungen bei der
Prüfung durchfallen sollte, könnte er irgendjemand anderen dafür
verantwortlich machen außer sich selbst? Gott möchte, dass wir in das
Paradies kommen. Er hat es uns leicht gemacht. Es liegt an uns, seine
Anweisungen zu befolgen.
Viele von uns gehen durch das Leben, ohne jemals über Themen wie
das Jüngste Gericht nachzudenken; wir sind damit zufrieden, unser
ganzes Leben lang nach Glück zu streben. Die meisten von uns wollen
nur glücklich sein – auch wenn wir manchmal nicht genau wissen, was
dieses „Glück“ überhaupt ist. Wir wollen zufrieden sein, es leicht haben
im Leben, die Gesellschaft unserer Freunde und Familie genießen
und nicht im Sumpf der täglichen Belastungen versinken. Wenn man
eine durchschnittliche Person fragt, warum sie einen guten Job haben
möchte, erhält man wahrscheinlich folgende Antwort: „Um genug
Geld zu verdienen und mir so ein angenehmes Leben zu ermöglichen“.
Wenn Sie dann fragen, warum sie ein angenehmes Leben haben
möchte, würde sie - wie alle von uns - antworten: „Weil ich glücklich
sein möchte“.
Glück ist das Ziel, nicht das Mittel zum Zweck. Es ist die Endstation,
nicht die Reise. Wir möchten alle glücklich sein und suchen nach
verschiedenen Wegen, um diesen Glückszustand zu erreichen.
28 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Das Jenseits
Wie können Sie es sein? Zuerst müssen Sie einige Fragen beantworten.
Wie sind Sie überhaupt in das Flugzeug gekommen? Wohin fliegt es? Wie
können Sie glücklich sein, wenn diese Fragen unbeantwortet bleiben?
Auch wenn Sie beginnen, all den Luxus, der Ihnen zur Verfügung
steht, zu genießen, werden Sie niemals wahres Glück erleben. Kann
köstliche Karamelcreme auf ihrem Tablett genug sein, um diese Fragen
zu übertönen? Das wäre eine Illusion, ein vorgetäuschtes Glück, das
nur durch bewusstes Ignorieren und Verschieben dieser entscheidenden
Fragen möglich ist.
Wenden Sie dies auf Ihr Leben an. Stellen Sie sich nun die Frage: Bin
ich glücklich?
Wir können niemals wirklich glücklich sein, bevor wir den Zweck
unserer Schöpfung erfüllt haben. Wir sind hier, um Gott zu dienen.
Das bedeutet, ihn zu kennen, ihn zu lieben und ihm zu gehorchen.
Gottesdienst ist der ultimative Zweck unserer Existenz: Er befreit uns
von der Versklavung durch uns selbst, durch andere Menschen oder die
Gesellschaft. Im Qur’an gibt uns Gott ein kraftvolles Beispiel:
29
„Allah prägt als Gleichnis dasjenige von einem
Mann, in dem sich (mehrere) Herren (als
Eigentümer) teilen, die sich miteinander nicht
vertragen, und einem Mann, der nur einem Herrn
gehört. Sind die beiden im Gleichnis etwa gleich?
(Alles) Lob gehört Allah! Aber die meisten von
ihnen wissen nicht.“ (39:29)
Wenn wir Gott nicht dienen, dienen wir letztendlich vielen ‚Göttern‘.
Denken Sie darüber nach. Unsere Partner, Vorgesetzten, Lehrer,
Freunde, die Gesellschaft, in der wir leben, und sogar unsere eigenen
Wünsche versklaven uns auf die eine oder andere Art und Weise.
Nehmen wir beispielsweise die gesellschaftlichen Normen. Viele
von uns definieren Schönheit auf der Grundlage einflussreicher
gesellschaftlicher Normen. Wir mögen eine Vielzahl von Vorlieben und
Abneigungen haben, aber sie sind von anderen geprägt. Stellen Sie sich
die Frage: Warum trage ich diese Hose oder diesen Rock?
Graben Sie tiefer und stellen Sie sich die Frage: Warum mag ich das,
was ich trage? Wenn wir gründlicher darüber nachdenken, werden viele
von uns letztendlich zugeben: „Weil es anderen gefällt und weil andere
denken, ich sehe darin gut aus“. Bedauerlicherweise gefällt es vielen
Leuten nur deshalb, weil sie von L’Oreal beeinflusst wurden: Weil ich
es mir wert bin.
In dieser Hinsicht haben wir viele ‚Gebieter‘, und sie wollen alle etwas
von uns. Sie sind alle miteinander ‚zerstritten‘, und das führt letztendlich
dazu, dass wir ein wirres, unerfülltes Leben führen. Gott, der uns besser
kennt, als wir uns selbst kennen, der uns mehr liebt, als unsere eigenen
Mütter uns lieben, sagt uns das. Er ist unser wahrer Gebieter. Ihm
zu dienen ist wahrhaftig befreiend. Unsere Entstehung unterscheidet
sich nicht so sehr von dem Beispiel, betäubt und in ein Flugzeug
hineingeworfen zu werden. Wir haben unsere Geburt nicht gewählt.
Trotzdem stellen sich viele von uns nicht die Fragen oder suchen nach
Antworten, die uns helfen, wahres Glück in diesem vorübergehenden
Leben zu erreichen. Das höchste Glück ist der Erfolg im ewigen
Jenseits: „(…) Und das (gute) Ende gehört den Gottesfürchtigen.
(7:128)“
30 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Warum an den
Qur’an glauben?
Stellen Sie sich vor, ein Fremder kommt auf Sie zu und sagt: „Ich
wurde dir als ein Prophet von Gott gesandt. Folge mir!“ Wie würden
Sie reagieren? Abgesehen davon, dass sie vielleicht meinen würden,
diese Person höre sich verrückt an, würden Sie wahrscheinlich auch
nach Beweisen fragen. Das wäre die natürliche Reaktion der meisten
Menschen, wenn sie mit so einer bedeutsamen Behauptung konfrontiert
werden würden. Das ermöglicht uns, die wahren Propheten Gottes von
den vielen Lügnern und Wahnsinnigen zu unterscheiden.
Der Qur’an setzt uns davon in Kenntnis, dass Gott klare Beweise mit
seinen Propheten gesendet hat:
Der Qur’an ist das Wunder des Propheten Muhammad. Die Muslime
glauben, dass dies das größte Wunder von allen ist. Der Qur’an
unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt von den anderen
Wundern: Es kann heute noch erlebt werden, indem man es öffnet
und darin liest. Schauen wir uns mal an, was den Qur’an zu einem so
besonderen Buch macht.
31
Der
Gottesbegriff
Der Gottesbegriff im Qur’an wird auf sehr schöne Weise durch die
Geschichte von Abraham dargestellt:
„Wir verliehen bereits zuvor Ibrahim seine
Besonnenheit; und Wir wussten über ihn Bescheid.
32 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Der Gottesbegriff
Denken Sie jetzt mal über all die verschiedenen Götter und Göttinnen
nach, die in anderen Religionen angebetet werden. Ähneln sie denn
nicht, was ihr Äußeres und ihre Natur betrifft, Menschen und Tieren?
Haben sie denn nicht alle Schwächen und Mängel? Kommen wir noch
einmal auf das 112. Kapitel des Qur’ans zurück. Wir werden dieses
33
Kapitel als Maßstab verwenden, um alle Götter und Göttinnen mit
dem Gottesbegriff des Qur’ans zu vergleichen:
34 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Bewahrung
Haben Sie jemals darüber nachgedacht, wie die Heiligen Schriften, die
wir heute besitzen, durch die Geschichte bis in unsere Zeit überliefert
wurden? Dank der Erfindung der Druckmaschine leben wir in einer
Welt, in der die Massenverbreitung von Informationen möglich ist. Wir
müssen uns also keine Sorgen mehr um den Verlust unserer religiösen
Schriften machen. Wahrscheinlich nehmen wir ihre Bewahrung als
etwas Selbstverständliches wahr. Technische Fortschritte wie der
Buchdruck erklären jedoch nur einen kleinen Teil der Geschichte der
meisten religiösen Schriften - einer Geschichte, die sich über Tausende
von Jahren erstreckt. Die große Mehrheit der religiösen Texte wurde
schriftlich übertragen, wobei Manuskripte manuell abgeschrieben
wurden - Wort für Wort, mit der Hand und mithilfe von Materialien
wie Tinte und Leder.
Eben das finden wir, wenn wir die religiösen Manuskripte aus
der Vergangenheit miteinander vergleichen. Sie sind voller
Rechtschreibfehler, es fehlen Wörter und Sätze. Es gab sogar Fälle, wo
die Schriftgelehrten absichtlich etwas veränderten, um es bestimmten
Vorstellungen anzupassen. Weil in der Vergangenheit sehr wenige
schriftkundig waren und es wenige Schriftgelehrte gab, war es sehr
einfach, so etwas zu tun. Dehnen Sie diesen Abschreibungsprozess
35
über Hunderte oder sogar Tausende von Jahren aus. Sie können sich
vorstellen, wie sehr sich ein Text über eine so lange Zeitspanne hinweg
verändern kann, während zufällige und absichtliche Veränderungen
sich hineinschleichen.
Stellen Sie sich jetzt vor, Sie müssten all diese schriftlichen Kopien mit all
ihren verschiedenen Wörtern und Sätzen auswerten. Sie müssten jede
von ihnen mit dem Original vergleichen, Wort für Wort, Zeile für Zeile.
Das wäre eine extrem zeitaufwändige Aufgabe, aber wenn Sie genug
Zeit und genug Helfer hätten, würden Sie mit der Zeit herausfinden,
welche Kopien im Vergleich zum Original die genauesten sind. Stellen
Sie sich nun vor, Sie hätten dieselbe Auswertungsaufgabe - also die
verschiedenen Varianten zu bewerten -, aber ohne das Original zu
besitzen. Es wäre fast unmöglich, ihre Richtigkeit einzuschätzen. Das
bringt uns zu einem anderen Problem der physischen Manuskripte: Sie
können im Laufe der Zeit verloren gehen oder beschädigt werden. Wir
haben daher nicht immer Zugang zum Original und manchmal nicht
einmal zu Kopien. Aus diesem Grund verlieren wir die Fähigkeit, zu
bestimmen, welche Kopie die exakteste ist.
36 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Bewahrung
37
erleichtert. Dies passiert, ohne dass wir uns bewusst darum bemühen.
Desgleichen ist es leicht, den Qur’an auswendig zu lernen, weil er in
Reimen geschrieben ist und einen einzigartigen Rhythmus hat.
Dem Propheten Muhammad wurde von Gott die Aufgabe erteilt, den
Qur’an auswendig zu lernen, die Verse des Qur’ans an die Muslime
weiterzugeben und sie zu erklären, so wie sie ihm von Gott durch den
Engel Gabriel offenbart wurden: „Und er ist ganz sicher eine
Offenbarung des Herrn der Weltenbewohner; * mit dem der
vertrauenswürdige Geist herabgekommen ist * auf dein
Herz, damit du zu den Überbringern von Warnung gehörst.“
(26:192-194) Die Muslime, die den Qur’an unmittelbar vom Propheten
Muhammad erlernten (bekannt als seine Gefährten, die Sahaba)
haben ihrerseits das auswendig Gelernte an die benachbarten Stämme
und Völker weitergegeben. Der Qur’an wurde, wohlgemerkt, dem
Propheten schrittweise über eine Zeitspanne von 23 Jahren offenbart:
38 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Bewahrung
39
altertümlicher Gegenstand noch als historisches
Dokument aus ferner Vergangenheit betrachtet
werden. Das Hifdh (Memorieren des Qur’ans)
machte den Qur’an zu einem stets präsenten
Besitz während der ganzen muslimischen Ära
und gab ihm in jeder Generation eine menschliche
Aktualität, die seinen Abstieg zu einer bloßen
Bezugsquelle unmöglich machte.“ (7)
Es muss darauf hingewiesen werden, dass jeder von den geschätzten 1,5
Milliarden Muslimen auf der Welt mindestens einige Teile des Qur’ans
auf Arabisch auswendig kann, um wie der Prophet Muhammad beten
zu können. Wenn jede geschriebene Kopie der religiösen Schriften von
heute auf irgendeine Weise zerstört werden sollte, wäre der Qur’an
tatsächlich die einzige, die dank des Massenmemorierens fehlerfrei
wieder hergestellt werden könnte. Menschen, die den Qur’an auswendig
lernen, kommen aus allen Altersgruppen. Die überwiegende Mehrheit
sind keine Araber und sprechen nicht einmal Arabisch.
Die mündliche Tradition des Qur’ans ist ein typisch islamisches
Phänomen. Gibt es einen Grund dafür, die Vertrauenswürdigkeit der
mündlichen Tradition anzuzweifeln? Die geschätzten Millionen von
Menschen auf der ganzen Welt, die den Qur’an auswendig können,
haben ihn mittels der unmittelbaren Überlieferung, die mit dem
Propheten Muhammad selbst begann, gelernt. Die Konsequenzen sind
erstaunlich. Wenn Millionen von Menschen, die den Qur’an auswendig
gelernt haben, ihre mündliche Tradition über Jahrhunderte von Lehrern
und Gelehrten auf den Propheten Muhammad persönlich zurückführen
können, wer kann dann die Glaubwürdigkeit dieser Tradition
bezweifeln? Besonders wenn diese Menschen in verschiedenen Teilen
der Welt leben und den Qur’an von verschiedenen Lehrern gelernt
haben. Die Anzahl der unterschiedlichen mündlichen Überlieferungen,
die Anzahl der Menschen, die sich den Qur’an gemerkt haben, und die
Tatsache, dass es darin keine Abweichungen gibt, ist kein historischer
Zufall. Die einzig mögliche Schlussfolgerung ist, dass der Qur’an, der
heute memoriert wird, derselbe ist, wie derjenige, der vor 1400 Jahren
gelehrt wurde. Es gibt keine andere vernünftige Erklärung für dieses
einzigartige mündliche Phänomen. Jemand könnte aber behaupten, dass
sich alle, die den Qur’an auswendig gelernt haben – zu verschiedenen
Zeitpunkten und in verschiedenen Teilen der Welt – irgendwo trafen,
40 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Bewahrung
Sie mögen sich die Frage stellen, warum das so wichtig ist. Es ist vielleicht
am einfachsten, die Bedeutung der Beibehaltung des Rezitationsstiles zu
verstehen, wenn man einen Vergleich mit dem Spiel ‚stille Post‘ macht.
Bei diesem Spiel flüstern sich einige Menschen nacheinander die gleiche
Nachricht ins Ohr. Die erste Person flüstert sie dem nächsten Spieler,
der die gleiche Nachricht weiterflüstert, und so setzt es sich fort, bis
der letzte Spieler erreicht ist. Dann werden die Nachrichten des ersten
und letzten Spielers miteinander verglichen, um zu sehen, inwieweit es
zu Veränderungen kam. Üblicherweise stellt sich heraus, dass sich die
Nachricht im Laufe des Spieles bedeutend verändert hat.
Sehen wir uns ein einfaches Beispiel an, um dies besser zu erklären.
Stellen Sie sich vor, der erste Spieler gibt die folgende Nachricht an den
nächsten Spieler weiter:
We are going to advance. Send reinforcements. (Wir werden
vorrücken. Sendet Verstärkung.)
Der nächste Spieler sendet die Nachricht weiter, verkürzt aber „We are“,
weil die erste Person sehr schnell sprach:: We’re going to advance.
Send reinforcement. (Die Bedeutung verändert sich nicht.)
Der nächste Spieler sendet die Nachricht weiter, verkürzt aber „We are“,
weil die erste Person sehr schnell sprach: We’re going to a dance.
Send reinforcement. (Wir gehen tanzen. Sendet Verstärkung.)
41
Schlussendlich verändert der letzte Spieler das Ende der Nachricht, weil
Englisch nicht seine Muttersprache ist, und er das Wort reinforcement
nicht kennt: We’re going to a dance. Send four cents. (Wir gehen
tanzen. Sendet vier Cents.)
Wie Sie sehen, gibt es verschiedene Gründe dafür, warum sich die
Nachricht verändert hat, bevor sie den letzten Spieler erreichte. Die
Menschen in der Gruppe können beispielsweise mit unterschiedlicher
Geschwindigkeit sprechen. Vielleicht betonen sie die Wörter auf
unterschiedliche Weise oder sprechen sogar mit verschiedenen
Akzenten, was dazu führen kann, dass sie bestimmte Buchstaben anders
aussprechen. Dies zeigt, dass ohne eine systematische Sicherstellung und
Bewahrung des besonderen Rezitationsstils des Qur’ans – das heißt, der
korrekten Aussprache jedes Buchstabens des arabischen Alphabets, der
Geschwindigkeit des Vortragens, der Pausen in den Versen und so weiter
– sein Massenmemorieren einem riesigen, unbeaufsichtigten Spiel der
stillen Post ähneln würde. Veränderungen würden sich unvermeidlich
hineinschleichen, so wie es mit der Bibel der Fall war.
Was hat die Muslime dazu inspiriert, den Details so viel Aufmerksamkeit
zu schenken? Als Gott den Qur’an dem Propheten Muhammad
offenbarte, geschah dies auf eine besondere Art und Weise. Der
Qur’an selbst befiehlt den Muslimen, ihn auf dieselbe besondere Weise
vorzutragen: „(...) Und trage den Qur’an wohlgeordnet vor.“
(73:4) Aus diesem Grund haben die Muslime immer viel Wert darauf
gelegt, wie sie den Qur’an vortragen. Das führte zur Entstehung einer
komplizierten Wissenschaft, die als Tadschwid bekannt ist. Tadschwid
legt Regeln und Vorschriften fest, um den Vortragsstil des Propheten
Muhammad zu bewahren. Die Tatsache, dass wir heute etliche
Millionen Muslime unterschiedlicher Nationalitäten finden können, die
in der Lage sind, den Qur’an wie gebürtige Araber vorzutragen, die zur
Zeit des Propheten lebten, beweist die Effektivität dieser Wissenschaft.
Dies funktioniert trotz der Tatsache, dass es keine internationale,
zentralisierte religiöse Organisation gibt, die diese Aufrechterhaltung
organisiert und beaufsichtigt.
42 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Bewahrung
SPRACHE
Wie bereits besprochen, wurden der Inhalt und der Vortragsstil des
Qur’ans bewahrt. Wir können hinzufügen, dass auch seine Bedeutung
beibehalten wurde. Warum ist das wichtig? Man kann nicht die Sprache
von der heiligen Schrift trennen. Gott bekundet, dass der Qur’an an
die arabische Sprache gebunden ist: “„Wir haben es ja zu einem
arabischen Qur’an gemacht (...)“ (43:3) Wenn wir also das
Arabische verlieren würden, würden wir auch den Qur’an verlieren. Es
würde uns kaum nützen, wenn wir den Inhalt der heiligen Schrift perfekt
aufbewahrt hätten, aber die Bedeutung der Wörter, die darin stehen,
nicht kennen würden. Sie mögen sich fragen: Können sich Sprachen im
Laufe der Zeit wirklich so drastisch verändern? Nehmen wir Englisch
als Beispiel. Würden wir im 14. Jahrhundert leben, dann hätte zum
Beispiel das Wort ‚nice‘ (nett) eine ganz andere Bedeutung. Dieses Wort
wurde nämlich vom lateinischen Wort ‚nescius‘ abgeleitet, was so viel
wie ‚unwissend‘ bedeutet. Das Wort entstand im 14. Jahrhundert mit
der Bedeutung ‚dumm‘ oder ‚albern‘. Später nahm es die neutraleren
Merkmale der Schüchternheit und Zurückhaltung an. Erst im 18.
Jahrhundert wurde dem Begriff ‚nice‘ aufgrund der gesellschaftlichen
Bewunderung für solche Charakterzüge die positive Bedeutung, die
wir heute kennen, verliehen. Ich bin mir sicher, dass Sie mithilfe dieses
einfachen Beispiels verstehen können, welche Auswirkungen dies auf
unser Verständnis eines Textes haben kann. Wenn wir uns nicht darum
bemühen, die ursprüngliche Bedeutung der Wörter beizubehalten, kann
unser Verständnis der alten Texte verzerrt werden. Noch schlimmer
wäre es, wenn ganze Sprachen vollkommen verloren gehen würden.
Die ägyptischen Hieroglyphen sind ein gutes Beispiel dafür. Diese
Sprache, die in Pyramiden zu finden ist und deren schriftliche Form
aus Bildern besteht, ging vor Tausenden von Jahren verloren, als die
ägyptische Zivilisation verschwand. Diese Beispiele weisen darauf hin,
43
wie wichtig die Rolle der Sprache für die Bewahrung eines Textes ist.
Das älteste arabische Wörterbuch wurde 200 Jahre nach dem Tod
des Propheten Muhammad herausgegeben. Die frühe Sammlung
arabischer Wörterbücher hat sichergestellt, dass keine der
Wortbedeutungen des Qur’an verloren gegangen ist. Um dies ins rechte
Licht zu rücken, nehmen wir die jüdische Tradition als Beispiel. Die
Thora wurde Moses vor über 3000 Jahren offenbart. Das macht sie
1500 Jahre älter als den Qur’an. Das erste hebräische Wörterbuch
entstand jedoch nicht vor dem 10. Jahrhundert (8) – also ungefähr 300
Jahre nach der Offenbarung des Qur’ans. Das Hebräische war vom 2.
Jahrhundert bis zur Gründung des Staates Israel eine tote Sprache. (9)
Infolgedessen mussten sich die Bibelwissenschaftler des Wortschatzes in
den arabischen Wörterbüchern bedienen, um die vielen unklaren und
problematischen hebräischen Wörter im Alten Testament zu verstehen.
Hebräisch und Arabisch haben vieles gemeinsam, weil sie beide der
semitischen Sprachgruppe angehören. Aus diesem Grund wurde
Arabisch schon seit dem Mittelalter benutzt, um schwierige Wörter und
Ausdrücke in der hebräischen Bibel zu verstehen. Noch heute werden
in den Kommentaren und Artikeln der Bibelwissenschaftler regelmäßig
Beweise aus dem Arabischen zitiert, um eine bestimmte Bedeutung
eines hebräischen Wortes oder Abschnittes zu unterstützen. (10) Es ist
sehr interessant, dass Bibelwissenschaftler auf Arabisch, die Sprache
des Qur’ans, angewiesen sind, um Hebräisch, die Sprache des Alten
Testaments, vollkommen zu verstehen!
Männliches Kamel
Weibliches Kamel
44 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Bewahrung
Junges Kamel
45
werden“ (81:4)
Das in diesem Fall verwendete arabische Wort für Kamel, ‚’ischar‘, bezieht
sich auf ein trächtiges Kamel, das bald ein Junges zur Welt bringen
wird. Man beachte, wie das Deutsche mehrere zusammengesetzte
Wörter benutzen muss, um die gleiche Bedeutung zu vermitteln. Das
macht die deutsche Übersetzung weniger poetisch und schwieriger zu
merken, da sie mehrere Wörter beinhaltet.
SCHLUSSFOLGERUNG
Bevor der Qur’an offenbart wurde, war der Mensch der Bewahrer
der heiligen Schrift und versagte darin ganz offensichtlich. Hat
Gott womöglich etwas falsch eingeschätzt? Ganz und gar nicht: Die
Offenbarungen, die Moses und Jesus gegeben wurden - Friede sei mit
ihnen -, waren nur als zeitgebundene heilige Schriften gemeint, die als
Platzhalter dienen sollten, bis der Qur’an kam. Als der letzte Prophet,
Muhammad - Friede sei mit ihm -, und mit ihm die letzte Offenbarung
kam, übernahm Gott die Aufgabe, den Qur’an zu beschützen. Wie wir
gesehen haben, wurde der Qur’an auf jede vorstellbare Art und Weise
beschützt. Durch die Bewahrung seines Inhaltes, seines Rezitationsstiles
und seiner Bedeutung hat Gott sichergestellt, dass der Qur’an eine
heilige Schrift wird, der die Menschen vertrauen können:
46 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Relevanz
Heute leben wir in einer Welt, in der das menschliche Wissen schneller
als je zuvor Fortschritte macht. Mit Durchbrüchen in der Medizin,
wie zum Beispiel der Entschlüsselung der menschlichen DNA,
der Erfindung des Computers und der Erforschung des Weltalls,
wurde das 20. Jahrhundert zum Zeugen von mehr technologischen
und wissenschaftlichen Fortschritten als alle anderen Jahrhunderte
zusammen, seit dem Beginn der Zivilisation. Trotz der Unterstützung
durch modernste Technologie werden Bücher und Fachzeitschriften
rasch für veraltet erklärt, weil neue Theorien entstehen und alte
widerlegt werden. Nun stellen Sie sich vor, Sie müssten ein Buch
über die Natur schreiben. Es wäre schon herausfordernd genug, alle
notwendigen Recherchen und Untersuchungen anstellen zu müssen,
um zu gewährleisten, dass das Buch mit 100-prozentiger Sicherheit
die Wirklichkeit der Welt, in der wir heute leben, widerspiegelt.
Noch schwieriger bzw. praktisch unmöglich wäre es, dieses Buch so
zu verfassen, dass es die Zeiten überdauert und in 10, 100 oder 1000
Jahren immer noch relevant ist.
Um zu zeigen, warum dies so ist, sehen wir uns als Beispiel die klas-
sische Physik an. Einige Jahrhunderte lang stützte sich die Wissenschaft
größtenteils auf die Theorien Newtons, die besagen, dass das Univer-
sum einem sehr großen mechanischen System gleicht, das präzisen
mathematischen Gesetzen folgt. Es wurde davon ausgegangen, dass
alles im Universum entweder als Welle oder als Partikel agiere. Aus-
gehend von dieser Vermutung glaubte man, einem vollständigen Mod-
ell des Universums nahe zu sein. Doch in den 1920er Jahren wurde
die Welt der Physik auf den Kopf gestellt. Zunächst brachte Einsteins
Relativitätstheorie die Frage nach dem Wesen der Zeit auf. Des Weit-
eren zeigten Experimente, dass viele der klassischen physikalischen Ge-
setze im atomaren und subatomaren Bereich keine Gültigkeit haben.
Somit musste Newtons „Uhrwerk-Universum“, in dem alles berechen-
bar schien, dem Quanten-Universum Platz machen, welches unbere-
chenbar erscheint. Nun mag man sich fragen, wie es überhaupt sein
kann, dass Wissenschaft auf Ungewissheit basiert. Geht es bei der
47
Wissenschaft nicht darum, Gewissheit darüber zu erlangen, wie die
Welt funktioniert? Doch genau das passierte bei der Quantenrevolution
– sie stellte unsere Welt auf den Kopf, und sie zeigt, wie selbst die funda-
mentalsten Theorien über unser Universum in einer Sekunde über den
Haufen geworfen werden können.
Wenn dies für moderne Bücher gilt, wie ist es dann mit den Büchern, die
in der Vergangenheit geschrieben wurden? Wie gut kannte man die Na-
tur vor 1400 Jahren, als der Qur’an offenbart wurde? Niemand würde
von einem 1400 Jahre alten Buch erwarten, frei von wissenschaftlichen
Fehlern zu sein. Außerdem sind Bücher aus ferner Vergangenheit meis-
tens voller Mythen und Legenden: Der Menschheit fehlte die heutige
Technologie, und so kam man zu vielen falschen Schlussfolgerungen
darüber, wie die Natur funktioniert. Legenden und Mythen entstanden,
weil man keine Mittel zur Verfügung hatte, die Welt auf wissenschaftli-
che Art und Weise zu erklären. Natürlich schafften es manche Denker
und Philosophen, einige erstaunliche Entdeckungen zu machen, wie
zum Beispiel, den Erdumfang genau einzuschätzen. Aber neben allem,
was sie richtig verstanden, verstanden sie auch vieles falsch.
Wenn man jedoch den Qur’an liest, findet man eine klare Charakteris-
tik: Die Beschreibungen der natürlichen Prozesse im Qur’an scheinen
bemerkenswert zeitlos zu sein. Der Qur’an spricht verschiedene Niveaus
des Intellekts zu verschiedenen Zeiten an und bedient sich einer ganzen
Reihe von Bedeutungen eines bestimmten Wortes, die er zur Beschrei-
bung von Naturerscheinungen benutzt. Diese Wörter können sich auf
frühere und gegenwärtige Auffassungen der physischen Welt beziehen,
und sie können auch auf nicht-wissenschaftliche Bedeutungen zutref-
fen. Sie können geistige und moralische Einsichten bezeichnen. Sehen
wir uns einige Beispiele an:
i.Umlaufbahnen der Planeten
„Und Er ist es, Der die Nacht und den Tag, die Sonne und
den Mond erschaffen hat; alles läuft in einer (jeweils eigenen)
Umlaufbahn.“ (21:33)
Zur Zeit der Offenbarung des Qur’ans wurde das arabische Wort
yasbahuna, das ‚schwimmen‘ oder ‚schweben‘ bedeutet, benutzt, um
die Bewegungen der Sonne und des Mondes zu beschreiben. Das
ergab für die Araber des 7. Jahrhunderts Sinn, weil sie Planeten mit
48 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Relevanz
49
ii. Die Ausdehnung des Universums
„Und den Himmel haben Wir mit Kraft aufgebaut, und Wir
weiten (ihn) wahrlich (noch) aus.“ (51:47)
Der Qur’an erklärt, dass Gott das Weltall mit einer Kraft oder Stärke
erschaffen hat und dass er derjenige ist, der es ausweitet. Aus der
klassischen Sicht des 7. Jahrhunderts bedeutete das, dass Gott das
Weltall weit gemacht hat und uns mit Nahrung und Unterhalt versorgt.
Das wäre von den Zuhörern des 7. Jahrhunderts leicht verstanden
worden. Es ist allerdings bemerkenswert, dass das arabische Wort, das
für Ausdehnung verwendet wurde (lamusi’una) auch bedeutet, dass Gott
das Universum ständig ausweitet oder dass Er es ausgeweitet hat. Das
ist überraschenderweise im Einklang mit der modernen Entdeckung,
dass das Universum sich ständig ausdehnt.
50 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Relevanz
Vorderhirn Schwanzkrümmung
Verbindungsstängel
Herz
51
A.Menschliches Embryo, 24-25 Tage alt
52 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Relevanz
53
Es ist bemerkenswert, wie sehr das Embryo in dieser frühen Phase
einem Blutegel ähnelt. Da es im siebten Jahrhundert weder Mikroskope
noch Linsen gab, konnten die Ärzte nicht wissen, dass das menschliche
Embryo diese blutegelartige Form besitzt. Erstaunlicherweise konnte
dies erst im 15. Jahrhundert mit der Erfindung des Mikroskops entdeckt
werden, also ungefähr 1000 Jahre nach dem Qur’an. Obwohl das
Embryo in dieser Phase mit dem bloßen Auge sichtbar ist, hat es nur
die Größe eines Weizenkorns, und die Details des Embryos sind nur mit
Hilfe eines Mikroskops zu erkennen (12).
54 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Relevanz
Wissenschaft hat die Welt verändert. Von der Medizin bis hin
zur Telekommunikation hat die Wissenschaft unser Leben und
Wohlbefinden auf unvergleichliche Art und Weise verbessert. Um es
einfacher auszudrücken: Die Wissenschaft verbessert andauernd unser
Leben und unsere Kenntnis der Welt und des Universums. Daher
überrascht es nicht, dass viele von uns die Wissenschaft als den Maßstab
für Wahrheit ansehen, oder als die einzige Art und Weise, Wahrheit
über den Menschen, das Leben und das Weltall festzustellen. Obwohl
Wissenschaft phänomenal ist, kann sie nicht alle Fragen beantworten.
Sie unterliegt gewissen Beschränkungen, und deshalb können wir die
Welt nicht nur mit ihrer Hilfe verstehen.
Die Wissenschaft ist nicht nur durch ihre Unfähigkeit, alle Fragen
über das Leben und die Wirklichkeit anzusprechen, eingeschränkt.
Sie bietet auch keine Gewissheit. Wegen des Induktionsprozesses ist
Gewissheit kein Wort, das Wissenschaftler gerne verwenden. Induktion
ist ein Denkprozess, der in der Wissenschaft verwendet wird, wobei
man Schlussfolgerungen macht, indem man vom Einzelnen zum
Allgemeinen kommt. Hier ist ein Beispiel für Induktion:
Aus dem oben genannten Beispiel wird sichtbar, dass die Induktion
auf ein Hauptproblem stößt: die Unfähigkeit, die Schlussfolgerung
55
zu garantieren. Eine pauschale Generalisierung kann nicht aufgrund
einer begrenzten Anzahl von Beobachtungen gemacht werden. Wir
sehen sofort, dass Induktion keine Gewissheit bietet: Wir können nicht
garantieren, dass die nächste Beobachtung mit unserer Schlussfolgerung
übereinstimmen wird. Dies ist so, weil es immer die Möglichkeit für
andere Beobachtungen gibt, die den vorangegangenen Beobachtungen
und Schlussfolgerungen widersprechen. Deshalb verändert sich die
Wissenschaft ständig. An ein und demselben Tag werden Sie in einer
beliebten Zeitschrift oder Zeitung lesen, dass Kaffee gut für Ihr Herz ist,
und in einer anderen, dass er schlecht für Ihr Herz sein soll.
SCHLUSSFOLGERUNG
Der Qur’an ist ein Buch, das zum Denken anregt; es ermutigt einen zu
Überlegungen und tiefgehenden Gedanken. Viele der Behauptungen
des Qur’ans bezüglich der natürlichen Welt sind auf verschiedenen
Ebenen miteinander verbunden und besitzen zahlreiche richtige
Bedeutungen. Er hat die Möglichkeit, verschiedene Arten von Zuhörern
anzusprechen und trotzdem seine Gültigkeit zu bewahren, ob im 7.
oder im 21. Jahrhundert. Das sollte einen dazu anregen, zu überlegen,
wer der Autor dieses Buches ist. All diese Zeichen weisen auf die Stärke
und Weisheit des Schöpfers hin und bedeuten außerdem, dass alles um
uns herum nicht zufällig oder zur Unterhaltung passiert, sondern dass
es einem tiefgreifenden und erhabenen Zweck dient.
56 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Literarische
Eigenschaften
Wenn man an Literatur denkt, denkt man üblicherweise an
geschriebene Texte. Wie wir jedoch im vorangegangenen Kapitel über
die Bewahrung des Qur’ans gesehen haben, wurde der Qur’an seinem
ersten Publikum in mündlicher, nicht in schriftlicher Form übermittelt.
Es gibt einen grundlegenden Unterschied zwischen schriftlicher
und mündlicher Kommunikation. Das wird am besten anhand eines
Beispiels sichtbar. Stellen Sie sich vor, Sie müssen eine Rede halten und
haben nur sehr wenig Zeit für die Vorbereitung. Stellen Sie sich vor, dass
Sie jetzt vor einem großen Publikum stehen und Antworten auf Fragen
improvisieren müssen, ohne dass Sie über das besprochene Thema
überhaupt geforscht haben. Vergleichen Sie nun dieses Szenario mit der
Situation, dass Sie gebeten werden, einen schriftlichen Beitrag über das
gleiche Thema vorzubereiten. Diesmal ist es für eine Zeitschrift. Das
Thema wurde Ihnen im Voraus bekanntgegeben, und Sie haben einen
Monat Zeit, um die Arbeit fertigzustellen. Welches Szenario würde
Ihrer Meinung nach eine bessere Kommunikation hervorbringen?
Bestimmt merken Sie, dass der Hauptunterschied darin liegt, dass
Sie bei unmittelbarer, ungeplanter mündlicher Kommunikation nicht
den Vorteil besitzen, den Text redigieren zu können. Bei schriftlicher
Kommunikation haben Sie jedoch die Möglichkeit, die Qualität des
Geschriebenen zu verbessern.
Wenden wir diese Idee jetzt auf den Qur’an an. Der gesamte
Qur’an wurde seinem Publikum, einer Mischung aus Gläubigen
und Ungläubigen, zuerst in mündlicher Form präsentiert. Dabei gab
es oft keine Möglichkeit für einen Redigierungsprozess. Viele Verse
wurden plötzlich offenbart, als Antwort auf ungeplante Fragen und
Herausforderungen, die dem Propheten Muhammad sowohl seitens
der Gläubigen als auch seitens der Ungläubigen gestellt wurden. Hier
57
sind einige Beispiele aus dem Qur’an, die die spontane Art seiner
Offenbarung darlegen:
„Sie fragen dich nach dem Geist. Sag: ‚Der Geist
ist vom Befehl meines Herrn, euch aber ist vom
Wissen gewiss nur wenig gegeben.’“ (17:85)
Sie fragen dich nach berauschendem Trunk und
Glücksspiel. Sag: ‚In ihnen (beiden) liegt große
Sünde und Nutzen für die Menschen. Aber die
Sünde in ihnen (beiden) ist größer als ihr Nutzen.’
Und sie fragen dich, was sie ausgeben sollen. Sag:
‚Den Überschuss.’ So macht Allah euch die Zeichen
klar, auf dass ihr nachdenken möget.“ (2:219)
Angesichts der frühen, rapiden Massenüberlieferungen des Qur’ans
wäre es äußerst schwierig gewesen, den Qur’an zu korrigieren oder zu
widerrufen, wenn er mit literarischen Schwachstellen überliefert worden
wäre. In Anbetracht all dieser Hindernisse würde man erwarten, dass
der Qur’an voll von Widersprüchen, Fehlern, nutzlosen Informationen
und anderen Mängeln ist. Wie wir sehen werden, könnte nichts der
Wahrheit ferner liegen. Sehen wir uns ein paar Eigenschaften an, die
den Qur’an, allen Widrigkeiten zum Trotz, zu einem literarischen
Meisterwerk machen.
i. Feinsinn
„Allah hat keinem Mann zwei Herzen in seinem Inneren
gemacht. Und Er hat eure Gattinnen, von denen ihr euch durch
den Rückenschwur trennt, nicht (wirklich) zu euren Müttern
gemacht. Und Er hat eure angenommenen Söhne nicht (wirklich)
zu euren Söhnen gemacht. Das sind eure Worte aus eurem
(eigenen) Mund. Aber Allah sagt die Wahrheit, und Er leitet den
(rechten) Weg.“ (33:4)
Gott stellt fest, dass Er keinem Mann zwei Herzen in seinem Inneren
gegeben hat. Diese Aussage schließt daher Frauen aus, auch wenn es in
diesem Vers eigentlich um Frauen geht. Hätte Gott gesagt, dass er keiner
Person zwei Herzen gegeben hätte, dann wären Frauen in diesem Satz
mit eingeschlossen. Die wörtliche Auslegung dieses Verses wäre jedoch
problematisch geworden: Frauen können nämlich sehr wohl zwei oder
58 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Literarische Eigenschaften
mehrere Herzen in ihrem Inneren haben, wenn sie schwanger sind. Der
Unterschied ist sehr feinsinnig. Es handelt sich um die Veränderung nur
eines Wortes, aber die Auswirkung ist bedeutend.
ii. Robustheit
„Studieren sie den Qur’an denn nicht? Wenn er von einem
anderen als Allah stammte, fänden sie in ihm gewiss viele
Widersprüche.“ (4:82)
Es gibt zwei Methoden, mit welchen bestimmt werden kann, ob der
Qur’an das ist, was er zu sein behauptet. Das hängt davon ab, wie man
die oben genannten Worte auslegt.
Sie können die klare und offensichtliche Bedeutung des Verses nehmen;
das würde bedeuten, Sie lesen das ganze Buch, konstatieren, dass es
keine Widersprüche beinhaltet und kommen zu einem Urteil.
Aber Sie können auch eine andere, abstrakte Bedeutung nehmen, wie
zum Beispiel: „Studieren sie den Qur’an denn nicht? Wenn er von
einem anderen als Allah stammte, fänden sie in ihm gewiss
viele [Erscheinungen des Wortes] Widersprüche.“ (4:82) Diese
abstrakte Auffassung würde bedeuten, dass sie einfach nachzählen, wie
oft das Wort Widersprüche im Qur’an vorkommt. Betrachten Sie das
wie eine Google-Suche nach dem Wort Widersprüche durch die Seiten
des Qur’ans. Entdecken Sie das Wort mehr als ein Mal, haben Sie das
Wort Widersprüche mehrere Male gefunden, und damit können Sie
schließen, dass der Qur’an nicht von Gott ist. Der Qur’an hätte sich
selbst widerlegt!
Würden Sie diese Zählung durchführen, dann würden Sie herausfinden,
dass die Singularform des Wortes, nämlich „Widerspruch“, mehrere
Male im Qur’an vorkommt, das Wort „Widersprüche“ jedoch nur ein
Mal, und zwar in dem Vers, den wir analysieren.
Wir schließen daraus, dass der Qur’an robust ist und zahlreichen
möglichen Interpretationen seiner Leser standhalten kann.
iii. Wortstellung
„Eure Beschützer sind wahrlich Allah und Sein Gesandter und
die Gläubigen, die das Gebet verrichten, die Zakat (Armenabgabe)
59
entrichten und sich (vor Allah) verneigen.“ (5:55)
Als dieser Vers offenbart wurde, gab es Heuchler, die sich zwar öffentlich
zu Muhammads Botschaft bekannten und unter den gläubigen
Muslimen weilten, aber innerlich ungläubig blieben. Es war sehr
schwierig, die Heuchler anhand ihres Äußeren und ihrer Taten von den
wahren Muslimen zu unterscheiden, da sie genau wie die Gläubigen
beteten und an anderen Gottesdiensten öffentlich teilnahmen. Man
beachte die Wortstellung der folgenden Aussagen in dem oben zitierten
Vers: „(…) und die Gläubigen, die das Gebet verrichten, die Zakat
entrichten (…)“. Es hätte auch anders geschrieben werden können:
„Diejenigen, die das Gebet verrichten und die Zakat entrichten
sind die Gläubigen“. Das würde andeuten, dass sogar die Heuchler
wahre Gläubige wären, weil sie genauso wie Muslime beten und Zakat
zahlen! Gott wählte jedoch die perfekte Stellung für die Worte in diesem
Vers: Die wahren Gläubigen sind diejenigen, die beten und Zakat
zahlen.
iv. Genauigkeit
„Und als Musa zu seinem Volk sagte: ‚O mein Volk, warum
fügt ihr mir Leid zu, wo ihr doch sicher wisst, dass ich Allahs
Gesandter an euch bin?’ Als sie nun abschweiften, ließ Allah
ihre Herzen abschweifen. Und Allah leitet das Volk der Frevler
nicht recht. * Und als ‘Isa, der Sohn Maryams, sagte: ‚O Kinder
Isra’ils, gewiss, ich bin Allahs Gesandter an euch. (…)’” (61:5-6)
Der Prophet Moses wurde den Israeliten gesandt, ebenso wie der
Prophet Jesus. Obwohl zwischen diesen zwei Propheten eine lange Zeit
lag, sprechen sie beide die Israeliten an.
Man beachte, dass Moses die Israeliten als „mein Volk“ anspricht,
während Jesus „Kinder Israels“ sagt. In der jüdischen Tradition verleiht
der Vater die Identität. Das Volk selbst wurde nach Israel benannt, dem
Vater der zwölf Stämme, von denen alle Juden abstammen. Das ist in
den meisten Gesellschaften der Fall, da man den Nachnamen in der
Regel vom Vater erhält.
Wenn Moses also „mein Volk“ sagt, meint er eigentlich, dass sein Vater
einer von ihnen ist, was auch der Fall ist, da sein Vater ein Israelit war.
Niemals werden wir jedoch im Qur’an eine Stelle finden, an der Jesus
60 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Literarische Eigenschaften
„mein Volk“ sagt. Jedes Mal, wenn er die Israeliten anspricht, sagt
er „Kinder Israels“. Der Grund dafür ist, dass er, im Unterschied zu
Moses, keinen Vater hatte; seine Geburt war ein Wunder, das durch
die Jungfrau Maria geschah. Erstaunlicherweise ist diese Art von
Genauigkeit im ganzen Qur’an zu beobachten.
v. Überfluss
Das 108. Kapitel des Qur’ans, Al-Kawthar (Der Überfluss), ist sein
kürzestes Kapitel.
„Wir haben dir ja al-Kawthar gegeben.
So bete zu deinem Herrn und opfere.
Gewiss, derjenige, der dich hasst, - er ist vom
Guten abgetrennt.“ (Kapitel 108)
Dieses Kapitel wurde zu einem besonders schwierigen Zeitpunkt in
Muhammads Leben offenbart, als nämlich sein kleiner Sohn gerade
gestorben war. Die Feinde Gottes begannen, ihn zu verspotten, indem
sie behaupteten, er wäre „abgeschnitten“. Dies bedeutete, dass er
ohne Nachkommen geblieben war und deshalb vergessen werden
würde, wenn er stirbt. Diese Verse wurden als Trost für den Propheten
Muhammad offenbart. Sie erinnerten ihn daran, dass Gott ihm bereits
einen Überfluss an allem Guten gegeben hat. Gleichzeitig warnten sie
seine Feinde, indem sie betonten, dass in Wirklichkeit sie diejenigen
sind, die abgeschnitten werden. Dies ist eigentlich eine Prophezeiung,
da Muhammad sich als der erfolgreichste Prophet herausstellte - sowohl
als ein Mann, der eine Botschaft übermittelte, als auch als Staatsmann
–, während seine Feinde langsam an Kraft verloren und vergessen
wurden.
Was erstaunlich ist, ist die Tatsache, dass dieses Kapitel aus nur drei
Zeilen besteht. Sie beinhalten im Arabischen weniger als 15 Wörter,
und doch stellt das Kapitel ein „rhetorisches Meer“ dar. Es ist mit
mehr als 30 literarischen Eigenschaften gefüllt – das bedeutet, mehr
Eigenschaften als Wörter (14). Es würde den Rahmen dieses Buches
sprengen, wenn man sie alle besprechen würde, aber sehen wir uns
zumindest einige von ihnen an:
61
Die Wortwahl in diesem Kapitel könnte nicht besser sein; es gibt kein
einziges Wort, das durch ein Besseres ersetzt werden könnte. Nehmen
wir das letzte Wort im ersten Satz, al-kawthar. Dieses Wort bedeutet
‚reichlich’, ‚Vielzahl’, ‚überfließend’, ‚reich’, ‚großzügig’ und ‚unendlich’.
Man beachte, dass das Ende des Satzes offen ist. Es wird nicht präzisiert,
worauf sich der erwähnte Überfluss bezieht. Es ist so, als ob einer
Ihrer Freunde sagen würde: „Ich habe dir eine Menge gegeben.“ Sie
würden sich wahrscheinlich fragen: „Eine Menge wovon?“ Gott bringt
zum Ausdruck, dass der Prophet Muhammad alle Dinge im Überfluss
erhalten hat, indem er nicht anführt, welche genau! Das Aufzählen aller
Dinge würde im Bereich der Eloquenz und der Rhetorik als überflüssig
und als unwirksamer Sprachgebrauch angesehen.
Man beachte auch die hier verwendete Zeitform, die hier verwendet
wird, nämlich die Vergangenheit. Es heißt „haben gegeben“ und nicht
„werden geben“, was auf ein zukünftiges Ereignis hinweisen würde.
Die Tatsache, dass die Vergangenheitsform des Verbes verwendet
wird, deutet darauf hin, dass dies bereits geschehen ist und macht es
endgültig. Dadurch wird ein Gefühl der Beruhigung und Gewissheit
eingeflößt.
Schlussendlich sollte man auch über den Titel dieses Kapitels
nachdenken: al-Kawthar (der Überfluss). Dieses Kapitel enthält einen
„Überfluss“ an literarischen Eigenschaften, obwohl nur sehr wenige
Wörter verwendet werden, was eine erstaunliche Leistung ist.
SCHLUSSFOLGERUNG
In der Literatur veröffentlicht man nie den ersten Entwurf
eines schriftlichen Werks, ohne es vorher einem gründlichen
Bearbeitungsprozess zu unterziehen, um das Geschriebene zu
verfeinern und so gut wie möglich zu verbessern. Man kann sich den
Schreibprozess wie Bildhauerei vorstellen, bei der mit einem Block
Stein oder Ton begonnen wird, der schrittweise bearbeitet wird. Mit
der Zeit nimmt die Skulptur langsam Gestalt an, bis sie fertiggestellt
und bereit ist, der Öffentlichkeit enthüllt zu werden. Wie wir in den
oben genannten Beispielen gesehen haben, besitzt der Qur’an alle
Merkmale eines literarischen Meisterwerkes, ohne dass man ihn, wegen
der mündlichen und ungeplanten Natur seiner Offenbarung, einem
Redaktionsprozess unterzogen hätte. Bemerkenswerterweise ist jede
62 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Literarische Eigenschaften
63
Struktur
Der Qur’an ist bezüglich seiner Gestaltung ein einzigartiges Buch.
Seine 114 Kapitel sind nicht in chronologischer oder thematischer
Reihenfolge arrangiert. Innerhalb einzelner Kapitel können sogar
zahlreiche Themen besprochen werden, indem plötzlich von einem
Thema zum anderen gewechselt wird, um dann wieder auf das
ursprüngliche Thema zurückzukommen. Diese einzigartige Struktur
mag auf den ersten Blick unordentlich erscheinen. Die moderne
Forschung hat jedoch im Qur’an eine komplexe strukturelle Kohärenz
entdeckt, die als Ringkomposition bekannt ist.
THEORIE DER RINGKOMPOSITION
Die Ringkomposition wurde von Mary Douglas ausführlich in ihrem
Buch Denken in Kreisen: Ein Aufsatz über die Ringkomposition erklärt.
Die Ringkomposition ist mit dem Aufstellen eines Spiegels in der Mitte
des Werkes zu vergleichen – was in der ersten Hälfte erwähnt wurde,
wird in der zweiten widergespiegelt. Die zentrale Bedeutung eines Textes
wird in sein Zentrum gestellt. Stellen Sie sich vor, eine Kurzgeschichte
über ihren Tag zu schreiben. Würden Sie die Ringkomposition in ihrer
Geschichte anwenden, dann müssten Sie das wichtigste Ereignis in
die Mitte der Geschichte stellen. Der Anfang und das Ende würden
zusammenhängende Themen beinhalten. Nehmen wir ein einfaches
Beispiel:
1. Ich wachte am Morgen auf.
64 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Struktur
Sie sehen, dass sich der Kernpunkt der Geschichte, nämlich die
Begegnung mit einem lange verschollenen Freund, in der Mitte befindet.
Die Handlungen, die dazu führten - das Aufstehen und Verlassen
des Hauses -, spiegeln die Handlungen danach wieder – nach Hause
kommen und schlafen gehen.
Die Ringstruktur hält nicht nur den Text zusammen, sie richtet auch
den Fokus auf wichtige Wörter und Themen. Diese konzentrische
Strukturierung der Ringkomposition macht einen auf das Zentrum
aufmerksam, und wir fühlen uns gedrängt, hier nach der wesentlichen
Botschaft zu suchen. Wie Mary Douglas es bündig formuliert: „Die
Bedeutung ist in der Mitte“. (15)
65
Kapitel zwei, drei, vier etc., wie es in einem konventionellen Buch
üblicherweise der Fall ist. Dem Kapitel 96 folgt das Kapitel 68, diesem
folgt wiederum das Kapitel 73 und so weiter. Viele Kapitel des Qur’ans
sind außerdem sehr lang und bestehen aus mehreren Hunderten
von Versen. Sie wurden nicht alle zugleich offenbart. Einige Kapitel
wurden über eine Zeitspanne von mehreren Jahren offenbart, wobei die
Offenbarung ihrer Verse durch die Offenbarung von Versen anderer
Kapitel unterbrochen wurde. Würden Sie denn nicht, in Anbetracht
dieser Umstände, erwarten, dass die Struktur des Qur’ans vollkommen
durcheinander ist? Es wäre schwierig, eine ordentliche Struktur
im Voraus zu planen, wenn Verse in einer scheinbar so zufälligen
Reihenfolge offenbart werden. Entgegen allen Erwartungen finden wir
jedoch vor, dass der Qur’an die komplexe Struktur der Ringkomposition
enthält.
66 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Struktur
Er weiß, was vor ihnen und was hinter ihnen Ayat al-Kursi
liegt, 5
67
Dies kann einen Schritt weitergeführt werden. Wir stellen fest, dass
sich dieser Vers innerhalb einer Gruppe von Versen befindet. Es sind
die Verse 254-284, die ihrerseits einen größeren Ring bilden. Wir
bekommen daher einen Ring innerhalb eines anderen Ringes.
Er weiß, was vor ihnen und was hinter ihnen Ayat al-Kursi
5
liegt,
(254): Ermahnung der Gläubigen: „O die ihr glaubt, gebt aus von
dem, womit Wir euch versorgt haben, bevor ein Tag kommt, an
dem es keinen Verkauf, keine Freundschaft und keine Fürsprache
gibt! (…)“
(255-260): Gott ist Allmächtig, Allweise;
Allah ist der Freund der Gläubigen; Allah gibt
Leben und Tod, erweckt wieder zum Leben.
68 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Struktur
Jedoch können wir dabei noch einen Schritt weiter gehen. Diese Gruppe
von Versen stellt einen der neun Abschnitte dar, die das ganze Kapitel
al-Baqarah ausmachen:
1. Glaube gegenüber Unglaube (Verse 1-20)
2. Gottes Schöpfung und Wissen (Verse 21-39)
3. Übermittlung des Gesetzes an die Israeliten (Verse 40-
103)
4. Abraham wurde geprüft (Verse 104-141)
5. Kaaba ist die neue Gebetsrichtung (Verse 142-152)
6. Muslime werden geprüft werden (Verse 153-177)
7. Übermittlung des Gesetzes an die Muslime (Verse
178-253)
8. Gottes Schöpfung und Wissen (Verse 254-284)
9. Glaube gegenüber Unglaube (Verse 285-286)
69
Allah – es gibt keinen Gott außer Ihm, dem 1
Lebendigen und Beständigen.
Er weiß, was vor ihnen und was hinter ihnen Ayat al-Kursi
5
liegt,
70 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Struktur
A A’
1-20 Glaube
285-286
gegenüber
Unglaube
C 40-103 178-253(Muhammad C’
übermittelt das Gesetz
(Moses übermittelt das Übermit- an die Muslime)
Gesetz an die Kinder tlung des
Israels) Gesetzes
Wir haben daher nicht nur konzentrische Ringe, sondern weder Pausen
noch Lücken in den 286 Versen, wenn man sich die neun Abschnitte
genau ansieht.
71
Jeder Vers, vom ersten bis zum letzten (286), befindet sich innerhalb
eines Ringes. Raymond K. Farrin, Autor des Werkes Surat al-Baqara:
Eine strukturelle Analyse, kommt zu folgender Schlussfolgerung über
die Ringkomposition des Kapitels:
SCHLUSSFOLGERUNG
Wie ist es möglich, dass der Qur’an eine so bemerkenswert harmonische
Struktur aufweist, obwohl seine Verse nicht der Reihe nach, sondern in
zufälligen Abschnitten über eine Zeitspanne von 23 Jahren offenbart
wurden? Besonders unglaublich erscheint dies angesichts der Tatsache,
dass viele der 6236 Verse des Qur’ans mit bestimmten historischen
Ereignissen verbunden sind. Würde ein Mensch ein Buch auf diese
Art und Weise zusammenstellen, dann wäre dessen Struktur zweifellos
chaotisch.
Außerdem wurde jeder Vers nach seiner Offenbarung sofort auf seine
Position innerhalb des jeweiligen Kapitels gestellt. Diese Position war
fixiert. Es gab keine Gelegenheit für Änderung oder Umgestaltung. Wie
konnte Muhammad einen so verwickelten Plan ersinnen, obwohl er die
Ereignisse, die die Offenbarung der Verse diktierte, nicht vorhersehen
konnte? Eine solche Aufstellung musste im Voraus geplant worden sein,
was sich jedoch als nicht möglich entpuppt, da die Ereignisse außerhalb
seiner Kontrolle waren. Das zeigt, dass der Autor des Qur’ans die
Zukunft gekannt haben muss, was eine Eigenschaft Gottes ist.
72 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Exakte Prophezeiungen über die Zukunft
Exakte Prophe-
zeiungen über
die Zukunft
Viele Leute behaupten, die Zukunft vorhersagen zu können. Astrologen,
Hellseher und zahlreiche religiöse Schriften stellen Prophezeiungen über
die Zukunft auf. Gibt es irgendeine Möglichkeit, die wahren Propheten
von den zahlreichen Lügnern und Schwindlern zu unterscheiden? Wir
können das durch eine Analyse ihrer Prophezeiungen feststellen. Die
Vorhersagen der falschen Propheten sind oft unklar und haben keinen
Zeitrahmen. Diese Eigenschaften machen es ihren Anhängern leicht,
zu behaupten, dass eine gewisse Prophezeiung erfüllt wurde, wenn das
Unvermeidbare geschieht – letztendlich wird irgendetwas, irgendwo
geschehen, das genug Ähnlichkeit mit der Prophezeiung aufweist,
sodass es scheint, als ob die Prophezeiung in Erfüllung gegangen wäre.
73
die Roten werden die Roten erschlagen.“ (18)
Obwohl er sich einen Zeitraum von 177 Jahren für die Erfüllung dieser
Prophezeiung ließ, wurde sie nie Wirklichkeit. Außerdem gab es, dank
der industriellen Revolution, große Fortschritte in der Landwirtschaft,
die zu einem noch nie dagewesenen Bevölkerungszuwachs führten - also
das genaue Gegenteil von dem, was Nostradamus vorhergesagt hatte!
Bereits eine falsche Prophezeiung genügt, um jemanden als wahren
Propheten zu disqualifizieren.
Was sollen wir also von den Prophezeiungen eines wahren Propheten
Gottes erwarten? Der Grund, warum wir uns mit Nostradamus und
seinen Prophezeiungen beschäftigen, ist, dass er uns dabei helfen
74 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Exakte Prophezeiungen über die Zukunft
Das 30. Kapitel des Qur’ans, Die Byzantiner genannt, wird mit einer
Prophezeiung des Sieges der Byzantiner über die Perser eröffnet:
Diese Prophezeiung wurde zu einer Zeit gemacht, in der die Perser alles
wegfegten, das sich vor ihnen befand. Das einst mächtige byzantinische
(römische) Reich erlitt gegen die Perser eine Niederlage nach der
anderen. Die Byzantiner konnten kaum Widerstand leisten, da sie
innerlich durch politischen Aufruhr zerrissen waren.
75
den byzantinischen Kaiser Herakleios „in Ketten vor seinem Thron
sehen wollte und dass er nicht bereit war, ihm Frieden zu
gewähren, bis er seinem gekreuzigten Gott abgeschworen und
die Sonnenanbetung angenommen hätte.“ (21)
Bemerkenswert ist auch hier wieder, wie der Qur’an Einzelheiten bietet:
Er identifiziert eine bestimmte Person in der Prophezeiung. Der Autor
hätte, um sicher zu gehen, allgemeinere Ausdrücke verwenden können,
wie zum Beispiel: „Ein großer Feind des Islams wird vergehen ...“ Sie
mögen nun denken, was denn so bemerkenswert an der Vorhersage sein
soll, dass ein Feind des Islams als Ungläubiger sterben wird? Um das
Ausmaß dieser Prophezeiung zur Gänze zu verstehen, müssen wir die
Umstände dieser Zeit besser kennen.
Diese Behauptung gab Abu Lahab eigentlich die Mittel dazu, den
Qur’an zu diskreditieren und damit den Islam für immer zu vernichten,
da es sich bei dieser Prophezeiung um eine Falsifikationsprüfung handelt.
76 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Exakte Prophezeiungen über die Zukunft
Wenn Abu Lahab bei der Eroberung seiner Heimatstadt Mekka durch
die Muslime noch am Leben gewesen wäre (sie fand sechs Jahre nach
seinem Tod statt), dann wäre er bestimmt zum Islam konvertiert, wie
es die ganze Stadt, einschließlich seines Stammes, tat. Der Autor des
Qur’ans kannte also nicht nur seine Persönlichkeit so gut, um zu wissen,
dass Abu Lahab aufgrund seiner Arroganz nicht zum Islam konvertieren
würde. Der Autor wusste außerdem, dass er vor der Eroberung Mekkas
sterben würde. Bei einer solchen Behauptung würde es sich um reines
Glücksspiel handeln, es sei denn, der Autor des Qur’ans könnte in die
Zukunft sehen!
77
der plötzliche Zustrom von Nicht-Arabern in die Religion, von denen
viele kein Arabisch sprachen. Die Erfolgs- und Erfahrungsgeschichte
aller anderen offenbarten Schriften hat im Laufe der Geschichte
das Gegenteil bewiesen: Wenn sie auf ähnliche gesellschaftliche
und politische Veränderungen stießen, erfolgte normalerweise ein
Eingreifen in den Text oder der Verlust der Schriften. Der Qur’an ist
die einzigartige Ausnahme von dieser Regel.
78 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Exakte Prophezeiungen über die Zukunft
Als Erstes ist die Demut des Propheten Muhammad zu bemerken. Auf
die Frage über die „letzte Stunde“, also darüber, wann der Jüngste Tag
beginnen werde, antwortet er, dass er nicht mehr weiß als derjenige,
der die Frage stellt. Das sagt er, weil nur Gott, der Allwissende, das
Ungesehene kennt. Wie der Qur’an uns benachrichtigt, konnte
der Prophet Muhammad nicht in die Zukunft sehen; er hatte nur
Zugang zu Informationen, die ihm Gott eingab: „(Er,) der Kenner
des Verborgenen - Er enthüllt niemandem das, was bei Ihm
verborgen ist, * außer dem Gesandten, den Er bewilligt;
da lässt Er vor ihm und hinter ihm Wächter einhergehen.“
(72:26-27)
79
Das Bemerkenswerte ist, dass vor nur 50 oder 60 Jahren die Menschen
dieser Region kaum Häuser hatten. Die meisten von ihnen waren
immer noch Beduinen, die in Zelten lebten. Die Entdeckung der
Ölvorkommen im 20. Jahrhundert führte zum Wohlstand und zur
Transformation dieser Region. Ohne das Öl wäre diese Region aller
Wahrscheinlichkeit nach immer noch die öde Wüste, die sie zur Zeit der
Offenbarung des Qur’ans war. Wenn dies bloß eine Spekulation seitens
des Propheten gewesen wäre, dann wäre die Entdeckung der Ölreserven
ein unglaublicher Glückstreffer. Wenn der Prophet Muhammed
außerdem bloß spekuliert hätte, wäre es dann nicht sinnvoller gewesen,
seine Prophezeiung zu den Großmächten seiner Zeit, Rom und Persien,
in Beziehung zu bringen, die (im Unterschied zu den Arabern) bereits
dazu neigten, extravagante Gebäude und Paläste zu bauen?
v. Eroberung Persiens
Eine der größten Schwierigkeiten, die dem Propheten Muhammad
widerfahren ist, war die sogenannte Grabenschlacht. Im Jahr 627 griff
eine 10 000 Mann starke Koalitionsarmee der heidnischen arabischen
Stämme und der jüdischen Stämme die muslimische Stadt Medina an.
Die Muslime waren zahlenmäßig dreifach unterlegen und wurden zwei
ganze Wochen lang belagert. Der Qur’an beschreibt eindringlich die
düstere Lage der Muslime:
80 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Exakte Prophezeiungen über die Zukunft
Während die Muslime kurz vor der Schlacht einen Graben rund um
die Stadt Medina gruben, um sich, ohne realistische Erfolgschancen
und im Angesicht der Niederlage, auf den bevorstehenden Angriff
vorzubereiten, machte der Prophet Muhammad eine kühne Vorhersage:
Al-Bara’ sagte: „Am Tag von Al-Khandaq (des
Grabens) ragte ein Stein heraus, den wir mit
unseren Schaufeln nicht wegräumen konnten. Wir
gingen daher zum Gesandten Gottes, um uns einen
Rat zu holen. Er nahm die Schaufel und sagte:
‚Im Namen Gottes.’ Dann schlug er auf ihn und
sagte dabei: ‚Gott ist der Größte, mir wurden die
Schlüssel von Asch-Scham (Großsyrien) gegeben.
Bei Gott, ich kann in diesem Augenblick dessen
rote Paläste sehen.’ Beim zweiten Schlag sagte er:
‚Gott ist der Größte, mir wurde Persien gegeben.
Bei Gott, ich kann schon den weißen Palast von
Mada’in sehen.’ Und als er den Stein zum dritten
Mal schlug, sagte er: ‚Im Namen Gottes’ und
zerschmetterte den Rest des Steines. Dann sagte
er: ‚Gott ist der Größte. Mir wurden die Schlüssel
des Jemen gegeben. Bei Gott, ich kann die Tore
von Sanaa sehen, während ich hier stehe.’“ (23)
81
SCHLUSSFOLGERUNG
Wenn man die Prophezeiungen aus dem Qur’an und den Hadithen
mit denen von Nostradamus vergleicht, ist es, als würde man Tag und
Nacht miteinander vergleichen. Wie wir bereits gesehen haben, sind die
Prophezeiungen im Qur’an und in den Hadithen klar. Wir haben uns
nur eine Handvoll von Beispielen angesehen; Qur’an und Hadithe sind
jedoch voll von solchen Zukunftsprophezeiungen, die entweder bereits
in Erfüllung gegangen sind oder sich heutzutage vor unseren Augen
bewahrheiten. Reiner Wahrscheinlichkeit nach ist es unmöglich, solche
Ereignisse, die mehrere Völker und Zeiträume, von denen sich viele
außerhalb des Einflussbereichs der Muslime befanden, umfassen, ohne
einen einzigen Fehler genau zu erraten. Das ist ein starker Beweis dafür,
dass der Autor des Qur’ans, der den Propheten Muhammad inspiriert
hat, das Verborgene kennt.
Es ist auch wichtig zu beachten, dass diese Prophezeiungen nicht der
Unterhaltung dienen; sie haben einen edlen Zweck. Für die Gläubigen
haben sie eine spirituelle Bedeutung: Viele von ihnen beziehen sich auf
die Zeichen des bevorstehenden Jüngsten Gerichts. Dadurch erinnern
sie die Muslime daran, dass uns jede erfüllte Prophezeiung jenem
folgenschweren Augenblick, in dem wir vor unserem Schöpfer stehen
werden, einen Schritt näher bringt. Für die Nichtgläubigen sind sie ein
Zeichen und stellen einen Beweis dafür dar, dass nicht nur der Qur’an,
sondern auch die prophetische Inspiration Muhammads von Gott sind.
82 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Der Qur`an
enthüllt …
Wie wir im vorangegangenen Kapitel gesehen haben, macht der Qur’an
genaue Vorhersagen über die Zukunft. Es ist eine Sache, Behauptungen
über Zukunftsereignisse aufzustellen. Etwas ganz anderes ist es jedoch,
versteckte Daten über ein Ereignis aus der Vergangenheit zu enthüllen,
wenn Details darüber im Laufe der Geschichte bereits verloren
gegangen sind. Dies ist eigentlich viel schwieriger: Wenn man sich
mit der Geschichte beschäftigt, dann beschäftigt man sich mit etwas,
das bereits geschehen ist und kann die Ereignisse daher nicht mehr
beeinflussen.
Schauen wir uns ein Beispiel an. Jemand könnte behaupten, dass eines
Tages ein König namens Arthur in einer bestimmten Stadt zur Welt
kommen wird. Einhundert Jahre später scheint sich diese Voraussage zu
bewahrheiten – ein Prinz wird in genau dieser Stadt geboren, seine Eltern
geben ihm den Namen Arthur, und er wird tatsächlich ein bedeutender
König. Hatte die Person, die das voraussagte, die Möglichkeit, in die
Zukunft zu sehen? Nicht unbedingt, weil diese bestimmte Vorhersage
auf viele verschiedene Arten erklärt werden kann, die keine Kenntnisse
über das Unsichtbare erfordert. Es kann reiner Zufall sein. In jeder
Generation werden königliche Babys geboren. Vorausgesetzt, man hat
genug Zeit und genug Prinzen, ist es nur eine Frage der Zeit, wann
unter ihnen ein großer König aufkommt. Eine andere Erklärung dafür
wäre, dass dem Babyprinzen absichtlich der Name Arthur gegeben
wird, weil die Eltern über die Prophezeiung Bescheid wissen und darauf
hoffen, dass er ein großer König wird. Das nennt man eine „sich selbst
erfüllende“ Prophezeiung. Eine Vorhersage, die ihre eigene Erfüllung
direkt oder indirekt verursacht. Vergleichen Sie nun dieses Szenario mit
einer Enthüllung von Informationen aus der Vergangenheit. Jemand
könnte sagen, dass König Arthur, ein legendärer König, der angeblich
vor Hunderten von Jahren gelebt hat und für dessen Existenz es keine
83
physischen Beweise gibt, an einem bestimmten Ort begraben wurde.
Wenn man dann genau an dieser Stelle eine königliche Grabstätte
finden sollte, die den Namen Arthur trägt und Details aufweist, die den
Geschichten über ihn entsprechen, dann wäre das tatsächlich einem
Wunder ähnlich: Im Unterschied zu Zukunftsprophezeiungen gibt
es überhaupt keine Möglichkeit, Ereignisse aus der Vergangenheit
zu beeinflussen. Da diese Behauptung Details enthält, die sogar den
Arthur-Experten unbekannt sind, wäre dies ein besserer Beweis dafür,
dass man Wissen über das Unsichtbare besitzt.
Der Qur’an enthüllt Wissen über das alte Ägypten, das für die
Menschheit Jahrtausende lang verloren war. Der Qur’an stellt eine
historische Behauptung über die Titel der Führer des alten Ägypten auf,
besonders über das ägyptische Wort Pharao. Fortschritte in unserem
Verständnis der uralten ägyptischen Hieroglyphen haben gezeigt, dass
die Verwendung des Begriffes Pharao im Qur’an genau richtig ist.
Das Wort Pharao ist ein Titel, der von dem ägyptischen Ausdruck per-
aa stammt, was wörtlich großes Haus bedeutet und den königlichen
Palast beschreibt. Historisch gesehen, begann man jedoch den Begriff
Pharao erst viel später in der Geschichte Ägyptens als Titel für den
König zu verwenden, nämlich während der Periode des Neuen Reichs.
(24)
Dies ist ein Ausschnitt aus dem Buch Ägyptische Hieroglyphen, das
vom Britischen Museum herausgegeben wurde:
Das übliche Wort für König, dem wir bereits oben begegnet sind, ist nswt oft
abgekürzt als . Hier sind einige andere Bezeichnungen mit ihren üblichen Übersetzu-
ngen:
ḥm „Majestät“
ı͗ ty „Herrscher“
nb „Herr“
84 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Der Qur`an enthüllt …
wurde:
„Pharao: Begriff, der regelmäßig von modernen
Autoren als Bezeichnung für den ägyptischen
König verwendet wird. Das Wort ist die griechische
Form des altägyptischen Ausdrucks per-aa (das
große Haus), das sich ursprünglich eher auf den
königlichen Palast bezog als auf den König. Das
große Haus war für die Besteuerung der kleineren
Häuser (perw), wie zum Beispiel Tempelländereien
und Privatgrundstücke, zuständig. Erst seit dem
Neuen Reich (1550-1069 v.Chr.) wurde der Begriff
als Bezeichnung für den König verwendet.“ (25)
85
18 - 20 1552-1069 Neues Ahmose, Amenhotep
Reich (Amenophis), Tuthmose
(Thutmosis), Hatschepsut,
Echnaton (Amenophis IV),
Tutanchamun, Horemheb,
Seti (Sethos), Ramses,
Merenptah
ZUSAMMENFASSUNG
Die nachstehende Tabelle fasst die Diskussion über die Benutzung des
Begriffes Pharao in Ägypten zusammen und enthält die Zeiträume, in
denen Joseph und Moses nach Ägypten kamen.
86 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Der Qur`an enthüllt …
DER QUR’AN
Der Qur’an ist voll mit Geschichten über vergangene Völker. Er möchte
uns zum Nachdenken über die Geschichte bringen und uns so demütig
machen und die Überheblichkeit bezüglich unseres eigenen Volkes
abbauen. Macht kommt und geht, und da wir nicht ewig hier sein
werden, müssen wir demütig sein. Ein weiterer Vorteil davon, sich mit
der Geschichte zu beschäftigen, ist, dass wir aus den Fehlern anderer
lernen.
87
Pharao. Erstaunlicherweise waren diese historischen Fakten zur
Zeit der Offenbarung des Qur’ans im 7. Jahrhundert nicht bekannt:
Menschliches Wissen über die ägyptischen Hieroglyphen war längst
abhandengekommen. Die einzige zur Verfügung stehende Quelle der
religiösen Geschichte waren die biblischen Erzählungen, die im Umlauf
waren. Einige Qur’an-Kritiker behaupten, dass die Erzählungen im
Qur’an über Propheten, wie zum Beispiel Moses und Joseph, aus der
Bibel abgeschrieben wurden. Das kann aber nicht der Fall sein: Die
Bibel verwendet irrigerweise den Titel Pharao für die ägyptischen
Herrscher in den Erzählungen über Moses, Joseph und sogar schon
Abraham.
Der Qur’an hat als einziger ein geschichtlich richtiges Verständnis über
das antike Ägypten. Die arabischen Gelehrten Dhul-Nun al-Misri und
Ibn Wahschiyya waren unter den ersten Geschichtswissenschaftlern,
die die ägyptischen Hieroglyphen teilweise übersetzen konnten. (30) Sie
lebten über 200 Jahre nach der Offenbarung des Qur’ans. Jedoch erst
nach der Entdeckung des Steins von Rosette im Jahre 1822, mehr als
1000 Jahre nach der Offenbarung des Qur’ans, konnte der französische
Orientalist Jean-Francois Champollion die Hieroglyphen entziffern.
88 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Der Qur’an
kann nicht nach-
geahmt werden
Der Qur’an fordert die Menschheit heraus: „Und wenn ihr im
Zweifel über das seid, was Wir Unserem Diener offenbart haben,
dann bringt doch eine Sura [Kapitel] gleicher Art bei und ruft
eure Zeugen außer Allah, wenn ihr wahrhaftig seid!“ (2:23)
Das vielleicht größte Wunder des Qur’ans ist die Tatsache, dass er nicht
nachgeahmt werden kann. Diese göttliche Herausforderung ist über
1400 Jahre lang unbewältigt geblieben. Der Qur’an stellt die kühne
Behauptung auf, dass kein menschliches Wesen imstande sei, ein einziges
Kapitel hervorzubringen, das ihm gleich ist, auch wenn wir alle einander
dabei helfen würden. „Sag: Wenn sich die Menschen und die Dschinn
[Geisterwesen] zusammentäten, um etwas beizubringen, was
diesem Qur’an gleich wäre, sie brächten nicht seinesgleichen
bei, auch wenn sie einander Beistand leisten würden.” (17:88)
Eine Analogie ist vielleicht der beste Weg, das Ausmaß dieser
Herausforderung zu verstehen. Leonardo da Vinci wird als der größte
Maler aller Zeiten betrachtet. Eines seiner Meisterwerke, die Mona Lisa,
ist weit und breit als das großartigste Gemälde von allen anerkannt. Stellen
Sie sich nun vor, Sie würden herausgefordert, ein solches Gemälde zu
erschaffen. Sie müssen nicht nur ein Werk hervorbringen, das die Mona
Lisa übertrifft, sondern Sie müssen es bei Ihrem ersten öffentlichen
Versuch schaffen. Außerdem muss es von den Kunsthistorikern als das
beste, im Vergleich zu allen anderen jemals erschaffenen Kunstwerken
anerkannt werden. Darüber hinaus muss es zukunftssicher sein: Es
kann von niemandem übertroffen werden. Wie wir sehen werden, ist
89
genau das dem Qur’an im Bereich der arabischen Literatur gelungen.
90 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Der Qur’an kann nicht nachgeahmt werden
Das ist dann die harte Prüfung: Schreibt etwas im genau gleichen Stil
wie der Qur‘an und bringt dabei etwas von ähnlichem literarischen Wert
hervor. Wie können wir die Ergebnisse bewerten? Das bringt uns zum
zweiten Teil der Herausforderung: Man muss seine Zeugen bringen,
Experten im Bereich der arabischen Literatur, um die Qualität des
Werkes zu bezeugen und nicht einfach eine unbeglaubigte Behauptung
aufstellen: „(...) dann bringt doch eine Sura [Kapitel] gleicher
Art bei und ruft eure Zeugen außer Allah, wenn ihr wahrhaftig
seid!“ (2:23)
DER GESCHICHTLICHE KONTEXT
Eine Herausforderung ergibt nur dann Sinn, wenn es Individuen gibt,
die fähig sind, sie zu bewältigen. Aus diesem Grund ist es wesentlich,
den historischen Zusammenhang der Offenbarung des Qur’ans zu
beachten. Die Araber betrachteten sich selbst als Meister der arabischen
Sprache und werden bis heute von Historikern und Linguisten als
solche angesehen.
Das folgende Zitat des Dichters Ibn Raschiq aus dem 11. Jahrhundert
veranschaulicht, wie groß die Bedeutung der Sprache zu der Zeit war:
91
„Man sollte wissen, dass die Araber die Dichtkunst
als Sprachform hoch schätzten. Sie machten sie
daher zum Archiv ihrer Geschichte, zum Beweis
dazu, was sie für richtig und falsch hielten, und
zum wichtigsten Bezugspunkt für den größten Teil
ihrer Wissenschaft und Weisheit.“ (35)
92 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Der Qur’an kann nicht nachgeahmt werden
93
verlangt wurde, als Beweis für die Echtheit seiner
Mission, gab er die Komposition des Qur’ans und
seine unvergleichliche Vortrefflichkeit an, was
dessen göttliche Herkunft beweisen sollte. Und
in der Tat; Auch für Nicht-Muslime ist nichts so
erstaunlich wie seine Sprache mit solch einer
begreiflichen Fülle und packendem Wohlklang (...)
Die Reichlichkeit seiner Silben, der eindrucksvolle
Tonfall und der bemerkenswerte Rhythmus waren
ein wichtiger Impuls bei der Bekehrung der
größten Feinde und Skeptiker.“ (41)
Labid Ibn Rab’iah, einer der berühmten Dichter der Sieben Preisgedichte
(Al-Mu’allaqat: die sieben Preisgedichte der Araber), konvertierte zum
Islam wegen der Einzigartigkeit des Qur’ans. Als er sich zum Islam
bekehrte, hörte er auf, Gedichte zu schreiben. Die Menschen waren
überrascht, da er „ihr herausragendster Dichter“ (42) gewesen
war. Sie fragten ihn, warum er aufgehört hatte, Gedichte zu schreiben,
und er antwortete: „Was! Sogar nach der Offenbarung des
Qur’ans?“ (43)
WISSENSCHAFTLICHE AUSEINANDERSETZUNGEN
Ein Beispiel für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem
Thema findet sich im Werk des viel gepriesenen deutschen Orientalisten
Theodor Nöldeke. Nöldeke war ein akademischer Kritiker der
sprachlichen und literarischen Eigenschaften des Qur’ans und wies
die Behauptung zurück, dass der Qur‘an nicht nachgeahmt werden
kann. Er bemerkt zum Beispiel: „Die grammatischen Personen im
94 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Der Qur’an kann nicht nachgeahmt werden
Das 108. Kapitel des Qur’ans Al-Kawthar, „Der Überfluss“, ist ein gutes
Beispiel für die Anwendung dieser grammatischen Verschiebungen:
In diesem Kapitel wechselt die erste Person Plural „Wir“ zur zweiten
Person „dein Herr“. Diese Änderung stellt keine abrupte Verschiebung
dar; sie ist geplant und betont die intime Beziehung zwischen Gott
und dem Propheten Muhammad. „Wir“ wird benutzt, um die
göttliche Größe, Stärke und Macht hervorzuheben. Diese Wahl des
Personalpronomens betont die Tatsache, dass Gott die Kraft und
95
Fähigkeit besitzt, Muhammad „den Überfluss“ zu gewähren und
macht darauf aufmerksam. „Dein Herr“ wurde verwendet, um auf
Vertrautheit, Liebe und Nähe hinzuweisen. Die Worte „dein Herr“
haben eine Reihe von Bedeutungen, wie zum Beispiel ‚Gebieter’,
‚Versorger’ und ‚jemand, der sich kümmert’. Dieser Sprachgebrauch ist
geeignet, da es hier um Gebet, Opfer und Anbetung geht: „So bete zu
deinem Herrn und opfere.“ Darüber hinaus hat dieses Kapitel den
Zweck, den Propheten Muhammad zu trösten: Die Verwendung dieser
vertraulichen Sprache ist beruhigend.
SCHLUSSFOLGERUNG
Der Qur’an stellt den Gipfel der arabischen Eloquenz dar. Der Qur’an
erhebt den Anspruch, göttlichen Ursprungs zu sein, indem er seine
Sprache hervorhebt und die Menschen vor die Herausforderung stellt,
auch nur das kürzeste Kapitel nachzuahmen. Bestimmt sollte ein
menschliches Wesen mit ähnlicher oder gleicher literarischer Begabung
wie der Autor des Qur’ans in der Lage sein, ein ähnliches Kapitel
hervorzubringen. Seit der Offenbarung des Qur’ans vor über 1400
Jahren haben viele versucht, sich dieser Herausforderung zu stellen,
und sind dabei gescheitert, und das, obwohl sie das eigentliche Modell,
den Qur’an selbst, zur Verfügung hatten, um sich an ihm zu orientieren.
Wenn der Stil des Qur’ans von keinem Menschen nachgeahmt werden
kann, sollten wir über seine Herkunft nachdenken.
96 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Der Einfluss auf
die Gesellschaft
Vor dem Islam war die Welt voller Unterdrückung und Ungerechtigkeit.
Das vorislamische Arabien war ein schrecklicher Ort zum Leben. Die
Araber waren ein unmoralisches Volk. Sklaverei war eine ökonomische
Institution. Männliche und weibliche Sklaven wurden ge- und verkauft
wie Tiere. Sie stellten die niedrigste Schicht der arabischen Gesellschaft
dar. Analphabetismus war üblich unter den Arabern, ebenso wie
Alkoholismus und Ehebruch. Diejenigen, die Macht und Geld besaßen,
nutzten die Armen aus, indem sie 100 Prozent Zinsen auf Geldanleihen
berechneten. Arabien war eine von Männern dominierte Gesellschaft.
Männer konnten eine beliebige Anzahl von Frauen heiraten. Wenn ein
Mann starb, erbte der Sohn alle Frauen, außer seiner eigenen Mutter.
Frauen hatten praktisch keinen gesetzlichen Status. Sie hatten kein
Recht auf Eigentum und besaßen praktisch kein Erbrecht. Weiblicher
Kindesmord war weit verbreitet: Töchter wurden oft lebendig begraben.
Ich denke, es ist verständlich, warum diese Periode der arabischen
Geschichte vor dem Anbruch des Islams als die „Zeit der Unwissenheit“
bekannt ist!
97
Obwohl der Alkoholkonsum in der ersten Phase des Verbots zurückging,
nahm er anschließend wieder zu und führte zu anderen Problemen,
wie Korruption und organisiertes Verbrechen. Das Gesetz wurde 1933
außer Kraft gesetzt. Das Scheitern einer der mächtigsten Regierungen
der Welt, ein einziges gesellschaftliches Übel zu bewältigen, sollte uns
dazu bringen, über den Qur’an nachzudenken. Dem Qur’an gelang es,
nicht nur den Alkoholismus, sondern alle Missstände der arabischen
Gesellschaft in nur einer Generation zu beheben. Es dauerte nur 23
Jahre! Das war eine Revolution in der Welt, die ihresgleichen sucht.
98 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Der Einfluss auf die Gesellschaft
Friede und Gerechtigkeit wurden nicht nur den Arabern gebracht. Die
ganze Welt erntete die Früchte dieses göttlichen Segens. Wie wir sehen
werden, brachten der Friede und die Gerechtigkeit, die aus dem Islam
entsprangen, einige der zivilisiertesten Gesellschaften in der Geschichte
der Menschheit hervor.
WIE DER QUR’AN DER WELT GERECHTIGKEIT BRACHTE
Wie gingen der Qur’an und die ersten Muslime beim Reformieren der
Gesellschaft vor? Dazu die Aussage von Dscha’far bin Abi Talib, einem
Zeitgenossen des Propheten Muhammad. Er informiert den König von
Abessinien über den Zustand seines Volkes und den positiven Wandel,
den der Islam ihnen gebracht hat:
99
gehorchten ihm und folgten seinen Lehren.“ (53)
100 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Der Einfluss auf die Gesellschaft
101
gegenüber den repressiven Byzantinern, da die Muslime Gerechtigkeit
und gute Staatsführung mit sich brachten. Außerdem wurden die
Muslime als Helden empfangen, nachdem sie die byzantinische Armee
geschlagen hatten und nach Syrien zurückkehrten. Dionysios bekräftigt
das:
„So verließen die Araber Damaskus und schlugen ihr
Lager neben dem Fluss Jarmuk auf. Als die Römer auf
das arabische Lager zumarschierten, riefen ihnen alle
Städte und Dörfer, die sich den Arabern ergeben hatten,
Bedrohungen zu. Was die Verbrechen betrifft, die die
Römer während ihres Durchzugs begangen, so sind
diese entsetzlich, und an ihre Hässlichkeit sollte man
sich nicht einmal erinnern (...) Die Araber kamen, von
ihrem großen Sieg ermutigt, nach Damaskus zurück;
und die Damaszener begrüßten sie vor der Stadt und
hießen sie freudig in der Stadt willkommen, und alle
Abkommen und Zusicherungen wurden nochmals
bestätigt.“(55)
Man kann sich nicht vorstellen, dass die Eroberten die Eroberer
„freudig“ willkommen heißen, und doch geschah dies eines Tages in
Syrien.
102 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Der Einfluss auf die Gesellschaft
Die Muslime wurden als Befreier begrüßt, als sie in Ägypten ankamen,
angeführt von ’Amr ibn al-’As, der ein Zeitgenosse und enger Freund
des Propheten Muhammad war. Sogar die ägyptischen koptischen
Christen unterstützten ihr Eingreifen. Johannes von Nikiu (690 n.u.Z.),
ein koptischer Bischof in Nikiu (Ägypten) behauptete, dass einer der
Gründe für den muslimischen Erfolg in Ägypten der Hass des Volkes
auf die Byzantiner war und dass die Ägypter sich nicht nur weigerten,
gegen die Muslime zu kämpfen, sondern sie sogar unterstützten:
„Als die Muslime die Kraftlosigkeit der Römer sahen und die
Feindlichkeit der Menschen gegenüber Kaiser Herakleios (...)
wurden sie mutiger und stärker im Krieg (...) Und das Volk
begann, den Muslimen zu helfen.“ (57)
Wenn die Unterdrückung und das Unrecht der Byzantiner die Norm
für die herrschenden Mächte von damals waren, warum handelten die
Muslime nicht auf die gleiche Art und Weise? Wie in allen anderen
Angelegenheiten im Leben sind die Muslime verpflichtet, nach den
im Qur’an festgelegten Verhaltensregeln zu handeln. Das gilt auch für
den Krieg. Sollten sich Muslime im Krieg befinden, dann müssen sie
auch angesichts erbitterten Widerstands rechtschaffen bleiben. Extreme
Handlungen sind ihnen untersagt: „Und kämpft auf Allahs Weg
gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen, doch übertretet nicht!
Allah liebt nicht die Übertreter.“ (2:190)
103
Männern, Frauen und Kindern Schaden zuzufügen. Das kann man in
den Anweisungen finden, die der Anführer der muslimischen Armee
und erster Nachfolger des Propheten Muhammad, Abu Bakr, gibt:
Der Qur’an weist die Muslime auch in Bezug auf Nicht-Muslime, die
nicht gegen sie kämpfen, an:
„Allah verbietet euch nicht, gegenüber denjenigen, die nicht
gegen euch der Religion wegen gekämpft und euch nicht aus
euren Wohnstätten vertrieben haben, gütig zu sein und sie
gerecht zu behandeln. Gewiss, Allah liebt die Gerechten.“
(60:8)
Die Muslime sollten gegen niemanden, der ein friedliches
Zusammenleben wünscht, kämpfen. Alfred J. Butler, dessen Werk
über die arabische Eroberung Ägyptens bis zur heutigen Zeit eine
maßgebende Bezugsquelle geblieben ist, studierte die relevanten
Aufzeichnungen und machte viele tiefgreifende Aussagen über die
Toleranz der islamischen Führerschaft und den Schutz der christlichen
Bevölkerung Ägyptens:
104 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Der Einfluss auf die Gesellschaft
105
einer andersartigen Lebensweise, die sich von der Lebensweise ihrer
christlichen Verfolger unterschied. Als die Muslime also ankamen,
waren die Juden die ersten, die sie als Retter begrüßten. Zion Zohar,
ein jüdisch-amerikanischer Historiker, bestätigt die Dankbarkeit,
die die Juden bei der Ankunft der Muslime empfanden: „Als also
die Muslime 711 aus Nordafrika die Meerenge von Gibraltar
überquerten und in die Iberische Halbinsel einfielen, begrüßten
sie die Juden als Befreier von der christlichen Verfolgung.“ (61)
Das war der Anfang des Goldenen Zeitalters, was die Juden betraf.
Das Verhalten der Muslime in Spanien unterschied sich nicht von
ihrer Handlungsweise in Syrien oder Ägypten. Sie ermöglichten
allen Menschen die freie Ausübung der Religion, ungeachtet aller
Unterschiede. Das war die von den Juden lange erwartete Gelegenheit,
aufzublühen und Fortschritte zu machen. Vor der Ankunft der Muslime
konnten sich die Juden nicht vorstellen, Religionsfreiheit zu haben. Sie
waren durch das Vorgehen der katholischen Kirche vom Aussterben
bedroht. Zion Zohar fasst die Vorteile, die die Juden durch den
muslimischen Schutz erlangten, folgendermaßen zusammen:
106 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Der Einfluss auf die Gesellschaft
Die muslimische Herrschaft erwies sich daher als eines der besten
Ereignisse in der jüdischen Geschichte. Die spanischen Juden erreichten
eine so hohe Gelehrsamkeitsstufe und einen so beträchtlichen Fortschritt,
dass sie behaupten konnten, Weltführer unter den Juden ihrer Zeit zu
sein. Die Juden wurden bestimmt durch die muslimische Eroberung
Spaniens vor dem Aussterben gerettet. Außerdem konnten die drei
abrahamitischen Religionen zum ersten Mal in Frieden und Harmonie
nebeneinander existieren. Maria Rosa Menocal, eine Expertin für
mittelalterliche europäische Literatur, schrieb das Buch Ornament of
the World (Die Zierde der Welt), um dem friedlichen Zusammenleben
der drei abrahamitischen Religionen im mittelalterlichen Spanien ihren
Respekt zu zollen. Traurigerweise wurde die Zierde des mittelalterlichen
Spaniens nach dem Auszug der Muslime zerstört, wie es der spanische
Historiker Ulick Burke schmerzhaft ausdrückt:
107
beweisen die Beständigkeit in ihrem Verhalten, in verschiedenen
Ländern, zu verschiedenen Zeiten. Die Vorschriften des Qur’ans sind
daher eine Form der göttlichen Barmherzigkeit, die Muslimen und
Nicht-Muslimen gleichermaßen zuteil wird, wenn sie, so wie Gott es
beabsichtigt, im Einklang mit den Lehren des Propheten Muhammad
umgesetzt werden: „Und Wir haben dich nur als Barmherzigkeit
für die Weltenbewohner gesandt.“ (21:107)
DIE FOLGEN VON GERECHTIGKEIT, TOLERANZ UND
FRIEDLICHEM MITEINANDER
Ein großer Teil der westlichen Wissenschaft basiert auf den Gedanken
und Lehren der antiken griechischen Philosophen. Im 6. Jahrhundert
v.u.Z. lösten sich die alten Griechen von einem mythologischen
Denkansatz in ihrem Weltverständnis und führten eine Methode ein,
die auf Verstand und Beweisen beruhte – was man heute „rationales
Denken“ nennt. Es wurde weitgehend von drei großen Denkern
definiert: Sokrates, Platon und Aristoteles. Platon gründete ca. 387
v.u.Z. die Akademie in Athen. Dies war die erste Institution für
höhere Bildung in der westlichen Welt. Sie legte das Fundament für
die westliche Philosophie und das westliche Denken. Die Akademie
bestand ungefähr 1000 Jahre lang als Leuchtturm der höheren
Bildung. Sie wurde 529 u.Z. von dem byzantinischen Kaiser Justinian
geschlossen, in dem Bemühen der Kirche, die Ketzerei des heidnischen
Denkens zu unterdrücken. Der alte griechische Geschichtsschreiber
Johannes Malalas hielt fest: „Während des Konsulats von Decius
(529 u.Z.) erließ der Kaiser die Verordnung, in der er befahl, dass
niemand Philosophie lehren oder Gesetze interpretieren sollte,
und sandte sie nach Athen.“ (65)
108 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Der Einfluss auf die Gesellschaft
befindet. Die heutige Wissenschaft hat bewiesen, dass dieses Modell des
Weltalls korrekt ist, doch zu jener Zeit stand es im Widerspruch zur
vorherrschenden theologischen Überzeugung: dem Geozentrismus.
Wegen ihrer buchstäblichen Interpretation der Bibel war die katholische
Kirche der Meinung, dass die Erde das Zentrum des Universums sei und
alle anderen Himmelskörper sie umkreisten. Galileos Entdeckungen
stießen auf Widerspruch innerhalb der katholischen Kirche und
führten dazu, dass die Kirche 1616 den Heliozentrismus offiziell als
ketzerisch bezeichnete. Heliozentrische Bücher wurden verboten, und
Galileo wurde befohlen, die Unterstützung heliozentrischer Ideen, ihre
Verteidigung und Lehre zu unterlassen. Später befand ihn die Kirche
für „ernsthaft der Ketzerei verdächtig“ und verurteilte ihn zu einer
unbefristeten Haftstrafe. Galileo befand sich bis zu seinem Tod 1642
unter Hausarrest.
109
schufen eine Bibliothek von alexandrinischen
Dimensionen.“ (66)
110 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Der Einfluss auf die Gesellschaft
Sie mögen sich fragen, was der Qur’an wohl enthält, das die Muslime
dazu veranlasste, aus den Tiefen der Unwissenheit der vorislamischen
Ära heraus zu weltweit führenden Wissenschaftlern zu werden. Viele
dieser Wissenschaftler waren ausgezeichnete Theologen, und der
Qur’an ermutigte sie dazu, die Natur zu erforschen, und zeigte ihnen
den Weg zum Wissen und zur Aufklärung:
Diese Verse stellen den ersten Abschnitt dar, der dem Propheten
Muhammad offenbart wurde. Es ist interessant, dass von allen Dingen,
mit denen er seine Offenbarung hätte beginnen können, Gott das Lesen
und Schreiben auswählte. Man beachte, dass das erste offenbarte Wort
der Befehl Lies! war. Der Qur’an misst dem Wissen und der Ausbildung
also große Bedeutung bei.
Gott erschuf den Menschen und versorgte ihn mit dem Werkzeug,
mit dem er Wissen erwerben kann, nämlich Gehör sowie Seh- und
Denkvermögen. Aus diesem Grund erinnert uns der Qur’an daran,
Gott für diese Werkzeuge zu danken, die es uns möglich machen,
Wissen zu erlangen.
Hier betont der Qur’an den erhabenen Status der Wissenden; sie sind
111
den Unwissenden überlegen, da Menschen mit Verstand alles besser
begreifen. Das ermutigt die Muslime dazu, ständig nach neuem Wissen
zu streben.
„Schauen sie denn nicht zu den Kamelen, wie
sie erschaffen sind; * und zu dem Himmel, wie
er emporgehoben ist; * und zu den Bergen, wie
sie aufgerichtet sind; * und zu der Erde, wie sie
ausgebreitet worden ist?“ (88:17-20)
Das Konzept des Überprüfens von Ideen wird vom Qur’an unterstützt.
Das gilt auch für die Bereitstellung von Zeugen, um Schlussfolgerungen
zu bestätigen. Es muss festgestellt werden, dass kein anderer religiöser
Text seine Leser auf diese Weise herausfordert. Die Anwendung von
Fälschungsprüfungen findet man nur im Qur’an.
Fassen wir nun die Begriffe zusammen, die der Qur’an in Bezug auf
das Wissen aufgreift: das Verwenden unserer Sinne zur Beobachtung
der Welt, Überlegen und Nachdenken über das, was wir beobachten,
die Prüfung von Ideen und die Bereitstellung von Zeugen, um unsere
112 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Der Einfluss auf die Gesellschaft
113
der erste Wissenschaftler in der menschlichen Geschichte, der darauf
bestand, dass alles durch Induktion (vom Speziellen auf das Allgemeine
schlussfolgern) bewiesen werden muss. Dabei werden Beobachtungen
und Experimente benutzt, um bis dahin geltende Theorien
herauszufordern. Sein Prozess umfasste folgende Stufen:
1. Beobachtung der natürlichen Welt
2. Darstellung eines bestimmten Problems
3. Formulierung einer robusten Hypothese
4. Überprüfung der Hypothese durch Experimente
5. Analyse der Ergebnisse
6. Interpretation der Daten und Schlussfolgerungen
7. Veröffentlichung der Forschungsergebnisse
114 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Der Einfluss auf die Gesellschaft
115
Die klassischen griechischen Werke, die im oberen Zitat erwähnt
wurden, sind Europa während des Mittelalters abhandengekommen.
Die muslimischen Gelehrten waren es, die diese Werke übersetzten und
im Arabischen bewahrten. Sie fanden ihren Weg zurück nach Europa,
als sie aus dem Arabischen ins Lateinische übersetzt wurden. Außerdem
bewahrten die Muslime sie nicht nur auf: Sie bauten auf ihnen auf,
indem sie die altgriechischen Werke detailliert studierten. Sie führten
Experimente durch, schrieben Kommentare und korrigierten die
Theorien – falls nötig – in Form eigener, unabhängiger Werke. Beispiele
dafür sind unter anderem Al-Birunis Kritik und Richtigstellung
von Aristoteles Philosophie in dem Werk Fragen und Antworten;
Al-Chwarizmis Korrektur von Ptolemäus’ Geographie in seinem Werk
Gesicht der Erde; Ibn al-Haythams Berichtigung und Widerlegung von
Galens Optik aufgrund von praktischen Experimenten; Al-Chazini
übertraf seine griechischen Vorgänger mit seinem Werk über die Maße
für Gewichte und Dichte. (71)
In der Tat übernahm Europa von der muslimischen Welt viel mehr als
in diesem Buch erwähnt werden kann. Unter anderem: Windmühlen,
Seife, Parfüm, Zucker, Bewässerung, Gewürze, Universitäten,
Straßenbeleuchtung, Papierindustrie, Massenalphabetisierung,
Meinungsfreiheit, Architektur, Poesie, Hygiene, Bibliotheken und
Keramik. Besonders die neuen arabischen Zahlen (1, 2, 3, …)
revolutionierten die Mathematik des mittelalterlichen Europas und
hatten infolgedessen eine nachhaltige Wirkung auf die Architektur.
Kathedralen, Burgen, Paläste und Gärten wurden im mittelalterlichen
Europa mithilfe von architektonischen Techniken des islamischen
Spaniens errichtet.
116 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Der Einfluss auf die Gesellschaft
117
Nachdenken
über die Zeichen
des Qur’ans
Welche Eigenschaften würden Sie von einem Buch Gottes erwarten?
Würden Sie nicht erwarten, dass es menschliche Werke übertrifft?
Wenn ein göttliches Werk von den menschlichen Werken nicht zu
unterscheiden wäre, wie könnte man dann von uns erwarten, dass
wir Wahrheit von Unwahrheit unterscheiden und Gottes Führung
erkennen?
Denken wir mal über die verschiedenen Aspekte des Qur’ans nach, die
wir besprochen haben: dessen Gottesbegriff, Bewahrung, Relevanz,
literarische Eigenschaften, Struktur, genaue Zukunftsprophezeiungen,
Enthüllung von verloren gegangenem Wissen aus der Geschichte, die
Tatsache, dass er nicht nachgeahmt werden kann und seine Auswirkung
auf die Gesellschaft. Wenn ein Werk sich in nur einem dieser
Bereiche auszeichnet, wird es als ein Meisterwerk gepriesen und über
Generationen hindurch geehrt. Wie sollten wir uns dann den Qur’an
erklären, der die übermenschliche Meisterleistung zustande gebracht
hat und sich in jedem dieser Bereiche auszeichnet?
Muslime glauben nicht einfach blind daran, dass der Qur’an von Gott
stammt. Der Qur’an ist ein lebendes Wunder, das wir alle für uns selbst
erleben können, indem wir es einfach öffnen und lesen. Wie bereits
gesehen, fordert der Qur’an seine Leser heraus und spricht unseren
Verstand an, indem er zahlreiche überprüfbare und nachweisbare
Bestätigungen seiner göttlichen Herkunft darbietet.
118 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Nachdenken über die Zeichen des Qur’ans
119
Wer ist der Autor
des Qur’ans?
Es gibt keine Zweifel daran, dass der Prophet Muhammad - Friede sei
mit ihm - für das Überbringen des Qur’ans verantwortlich war. Es gibt
eine große Menge an geschichtlichen Beweisen, die diese Behauptung
unterstützen, und der Qur’an selbst bestätigt, dass er ihm offenbart
wurde:
„Denjenigen aber, die glauben und rechtschaffene
Werke tun und an das glauben, was Muhammad
offenbart worden ist - und es ist (ja) die Wahrheit
von ihrem Herrn -, tilgt Er ihre bösen Taten und
bessert ihren Gemütszustand.“ (47:2)
120 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Wer ist der Autor des Qur’ans?
Dies erwies sich bei einem Vorfall, der sich vor der öffentlichen
Bekanntmachung seines Prophetentums ereignete. Eines Tages kletterte
Muhammad auf die Spitze eines Berges und rief laut nach allen
Stämmen seiner Stadt. Sie versammelten sich schnell um ihn herum,
und er fragte sie: „O Quraisch! Wenn ich sage, dass sich eine
Armee hinter dem Berg nähert, werdet ihr mir glauben?“ Alle
antworteten einstimmig: „Ja, weil wir von dir noch nie eine Lüge
gehört haben!“ (72) Alle Einwohner seiner Stadt, ohne Ausnahme,
bezeugten seine lebenslange Vertrauenswürdigkeit und Ehrlichkeit, da
er 40 Jahre lang ein reines und frommes Leben unter ihnen führte.
121
zurückgegeben wurde.
122 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Wer ist der Autor des Qur’ans?
Wenn der Qur’an das Produkt von Muhammads Phantasie war, wie
ist es dann möglich, dass er 23 Jahre lang zwei ganz verschiedene
Sprachstile pflegte, ohne sie jemals zu vermischen? Denken Sie daran,
dass viele Qur’an-Verse augenblicklich als Antwort auf unerwartete
Ereignisse offenbart wurden. Es gab also keine Möglichkeit, sich Zeit
zu nehmen und sorgfältig zu planen, was gesagt werden sollte, um die
zwei verschiedenen Stile auseinanderzuhalten. Das ist psychologisch
und physiologisch vollkommen unmöglich.
Außerdem hatte Muhammad viele Probleme und Sorgen im Laufe
seiner prophetischen Mission. Zum Beispiel starben seine Kinder, seine
geliebte Frau Chadija schied dahin, er wurde boykottiert, und seine
nahen Gefährten wurden gefoltert und getötet. Diese Gefühle kommen
in den Hadithen zum Vorschein. Man findet zum Beispiel Traurigkeit
und Zorn in seinen persönlichen Aussagen wegen der extremen
Situationen, in denen er sich befand. Der Qur’an jedoch bleibt immer
göttlich, was seine Ausdrucksweise und seinen Charakter betrifft. (74)
Es wäre für ein menschliches Wesen psychologisch und physiologisch
unmöglich, solche Leiden zu erdulden, ohne dass diese Gefühle jemals
im Qur’an zum Ausdruck kommen.
3. Die Darstellung Muhammads
Einige Skeptiker vertreten die Meinung, dass Muhammad machtgierig
war und dass seine Behauptungen über göttliche Inspiration nichts
weiter waren als ein Versuch, Arabien zu erobern.
123
nur ein Beispiel: „Er blickte düster und kehrte sich ab, * weil der
Blinde zu ihm kam. * Was lässt dich wissen, vielleicht läutert er
sich * oder bedenkt, so dass ihm die Ermahnung nützt.“ (80:1-
4) Diese Verse beziehen sich auf einen Vorfall, bei dem Muhammad
mit einigen Stammesführern beisammen saß und sie dazu einlud,
Muslime zu werden. Ein blinder Muslim kam zu ihm und stellte einige
Fragen bezüglich des Islams. Muhammad wandte sich von ihm ab, da
er damit beschäftigt war, den Stammesführern die Botschaft des Islams
zu vermitteln, in der Hoffnung, ihre Stämme zum Islam zu bekehren.
Daraufhin kam die Offenbarung, die ihn wegen seiner Behandlung des
blinden Mannes tadelte. Hört sich der Autor des Qur’ans wie ein vom
Image gesteuerter, machtgieriger Mann an?
Der Qur’an nennt andere Propheten, wie Abraham, Moses und Jesus
- Friede sei mit ihnen allen - öfter beim Namen als Muhammad. Der
Qur’an befiehlt den Muslimen, sie alle gleichermaßen hochzuschätzen:
124 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Wer ist der Autor des Qur’ans?
In der Zeit vor dem Islam wurden Frauen als Sklaven oder
Eigentum behandelt. Ihre persönliche Zustimmung hinsichtlich
der Entscheidungen, die sich auf ihr Wohlsein bezogen, wurde für
unwichtig gehalten und zwar in solchem Ausmaß, dass sie sogar bei
Heiratsverträgen gar nicht als eine der beteiligten Parteien betrachtet
wurden. Frauen wurden als das Eigentum ihrer Ehemänner behandelt.
Der Qur’an machte auch dieser Praxis ein Ende: „O die ihr glaubt,
es ist euch nicht erlaubt, Frauen wider (ihren) Willen zu erben.
(…)“ (4:19)
Vor dem Islam besaßen die Frauen keine Unabhängigkeit, sie hatten
kein Recht auf Eigentum und konnten nichts erben. Der Qur’an
hingegen gewährleistete den Frauen einen fairen Vermögensanteil:
„Den Männern steht ein Anteil von dem zu, was die Eltern und
nächsten Verwandten hinterlassen, und den Frauen steht ein
Anteil von dem zu, was die Eltern und nächsten Verwandten
hinterlassen, sei es wenig oder viel - ein festgesetzter Anteil.“
(4:7)
Sogar im Vergleich zum säkularen Westen war der Islam seiner Zeit
weit voraus. Was die ökonomischen Rechte der Frau betrifft, wird es
Sie womöglich überraschen zu erfahren, dass Frauen in Europa bis
zum 19. Jahrhundert kein Recht auf Eigentum hatten. Wenn eine
Frau heiratete, wurde ihr Eigentum auf ihren Ehemann übertragen,
125
oder sie konnte ohne seine Erlaubnis nicht darüber verfügen. In
Großbritannien, dem vielleicht ersten westlichen Land, das Frauen
bestimmte Eigentumsrechte gab, wurde 1870 ein Gesetz mit der
Bezeichnung „Eigentumsverordnung für verheiratete Frauen“
verabschiedet. Mehr als 1000 Jahre davor wurde dieses Recht klar und
deutlich im islamischen Gesetz festgelegt.
Zum Vergleich: Zur Zeit der Offenbarung des Qur’ans hielt die Kirche
immer noch Konzile ab, um zu entscheiden, ob Frauen überhaupt eine
Seele besitzen!
126 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Wer ist der Autor des Qur’ans?
denen sie die Welt um sich herum hätten erforschen können und
zudem sehr ungebildet waren. In der Region des westlichen Arabiens,
dem Wohnort Muhammads, gab es schätzungsweise nicht mehr als
17 Personen, die lesen und schreiben konnten. (75) Die Geschichte
überliefert zahlreiche mit den Arabern verbundene Mythen und
Formen des Aberglaubens, darunter beispielsweise der Glaube, dass
bestimmte Monate Unglück bringen. (76)
127
weder lesen noch schreiben konnte und in einer Gesellschaft lebte, die
keine Technologie dafür besaß, die Welt um sich herum zu verstehen,
so ein Buch verfassen können?
128 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Wer ist der Autor des Qur’ans?
10. Zukunftsvorhersagen
Nehmen wir die Bewahrung des Qur’ans als Beispiel. Im Laufe der
Geschichte wurden heilige Schriften nicht immer sorgsam behandelt.
In der Tat ging jede andere heilige Schrift vor dem Qur’an entweder
verloren oder wurde verfälscht. Nichtsdestotrotz macht der Autor des
Qur’ans eine kühne Vorhersage über dessen Bewahrung: „Gewiss,
Wir sind es, die Wir die Ermahnung offenbart haben, und Wir
werden wahrlich ihr Hüter sein.“ (15:9)
129
Wenn der Prophet Muhammad der Autor des Qur’ans gewesen wäre,
dann hätte er keinesfalls garantieren können, dass der Qur‘an bis zum
heutigen Tage zur Gänze bewahrt wird. Besonders nicht in Anbetracht
der zahlreichen gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen, die in
den 1400 Jahren seit der Offenbarung des Qur’ans in der islamischen
Welt stattfanden. Die Geschichte aller anderen Offenbarungen
beweist, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Wenn sie auf ähnliche
gesellschaftliche und politische Umwälzungen wie der Qur’an stießen,
waren Verlust und Verfälschungen unumgänglich. Der Qur’an ist die
einzigartige Ausnahme von dieser Regel!
130 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Wer ist der Autor des Qur’ans?
Die Araber jener Zeit hielten sich für die Meister der arabischen
Sprache (und werden von Historikern und Linguisten bis heute als
solche betrachtet). Doch nicht einmal jene, die in der Beherrschung
der arabischen Sprache führend waren, konnten der Herausforderung
des Qur’ans, ihm gleichzukommen, begegnen. Dies sollte uns zum
Nachdenken über seine Herkunft bringen. Wir könnten die möglichen
Autoren des Qur’ans in verschiedene Gruppen aufteilen, um seine
Herkunft besser analysieren zu können. Untersuchen wir jede dieser
Möglichkeiten: der Prophet Muhammad, ein anderer Araber oder ein
Nicht-Araber.
131
wurden und darauf hinweisen, dass Muhammad nicht der Autor
gewesen sein kann, können wir ergänzen, dass er weder lesen noch
schreiben konnte. Der Qur’an selbst bekräftigt das: „ (…) die dem
Gesandten, dem schriftunkundigen Propheten, folgen, den sie
bei sich in der Thora und im Evangelium aufgeschrieben finden.
(...)“ (7:157)
Darüber hinaus war er kein Dichter und wurde nicht als ein Meister der
Sprache betrachtet. Er betrieb keine Dichtkunst. Aus diesem Grund wäre
es absurd zu behaupten, dass er es irgendwie schaffte, ein literarisches
und linguistisches Meisterwerk zu verfassen. Der Islamwissenschaftler
Navid Kermani schreibt:
Wir wissen aus der Geschichte, dass der Prophet Muhammad persönlich
die Poesie nicht mochte. Manchmal versuchte er, bestimmte Gedichte
vorzutragen, brachte aber die Wörter durcheinander:
Aisha wurde gefragt: „Hat der Prophet - der
Friede und Segen Gottes seien mit ihm - jemals
132 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Wer ist der Autor des Qur’ans?
Der Prophet Muhammad konnte weder lesen noch schreiben und besaß
auch keine Ausbildung oder einen Ruf als Dichter oder Linguist. Wie
hätte er dann den Qur’an, das wichtigste Werk der gesamten arabischen
Literatur, verfassen können?
Ein anderes Argument, das die Behauptung entkräftet, der Qur’an sei
ein Produkt von Muhammads Genialität, ist die Existenz von Modellen
für verschiedene menschliche Ausdrucksformen und vom Werkzeug,
das für deren Nachahmung benötigt wird. Alle Formen menschlichen
Ausdrucks – ob ein Ergebnis von Genialität oder nicht - können
133
nachgeahmt werden, wenn es ein Modell für diese Ausdrucksform gibt
und wenn einem das benötigte Werkzeug zur Verfügung steht. Das hat
sich bei verschiedenen menschlichen Ausdrucksformen, wie Kunst,
Literatur und sogar auch bei komplexer Technologie, als wahr erwiesen.
Beim Qur’an jedoch stehen uns das Modell – der Qur’an selbst – und
das Werkzeug – die klassische arabische Sprache – zur Verfügung, und
es ist bisher niemandem gelungen, seine Eloquenz und seine einzigartige
literarische Form nachzuahmen. Um dies näher zu beleuchten, ziehen wir
die allgemeine Meinung heran, dass Shakespeare ein literarisches Genie
gewesen sei. Der englische Dramatiker mag ein Genie gewesen sein,
aber sein Werk steht allen als Modell zur Verfügung, die es nachahmen
wollen. Da das Modell seines Werks vorhanden ist, überrascht es nicht,
dass der englische Dramatiker Christopher Marlowe einen ähnlichen Stil
hatte und dass Shakespeare mit Francis Beaumont, John Fletcher und
anderen Dramatikern seiner Zeit verglichen wurde. (82)
Ein Araber?
Es gibt einige wesentliche Gründe dafür, dass der Qur’an auch nicht
von einem anderen Araber hätte kommen können. Erstens erreichten
die Araber zu Muhammads Zeiten ein unübertroffenes Niveau an
Sprach- und Literaturbeherrschung und waren doch nicht in der Lage,
den Qur’an herauszufordern. Die führenden Experten von damals
bezeugten die unnachahmlichen Merkmale des Qur’ans. Einer der
besten Linguisten jener Zeit, Walid Ibn al-Mughira, rief:
134 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Wer ist der Autor des Qur’ans?
Ein Nicht-Araber?
Der Qur’an kann nicht von einem Nicht-Araber stammen, da die Sprache
des Qur’ans Arabisch ist. Die Beherrschung der arabischen Sprache
ist die Voraussetzung dafür, den Qur’an erfolgreich herauszufordern.
Was, wenn ein Nicht-Araber die Sprache lernt? Das würde diese Person
arabischsprachig machen, jedoch haben wir bereits gesehen, dass auch
ein Araber den Qur’an nicht hätte verfassen können. Wie verschiedene
akademische Studien außerdem zeigen, gibt es Unterschiede zwischen
Muttersprachlern und denen, die es nicht sind. Zum Beispiel gibt es
Unterschiede zwischen Englischsprachigen, bei denen nur ein Elternteil
Englisch als Muttersprache hat und Englischsprachigen, bei denen beide
Elternteile Englisch als Muttersprache haben. Sprecher mit nur einem
Elternteil mit muttersprachlicher Kompetenz weisen bei bestimmten
Aufgaben eine schlechtere sprachliche Leistung auf. (85) Forschungen
der Professoren Kenneth Hyltenstam und Niclas Abrahamsson
zeigen, dass sogar zwischen nicht-kompetenten Muttersprachlern
und kompetenten Nicht-Muttersprachlern haarfeine Unterschiede
bestehen. (86)
Schlussfolgernd wäre es also absurd zu behaupten, dass der Qur’an, ein
Buch, das den Gipfel der arabischen Eloquenz darstellt, das Produkt
135
eines Nicht-Arabers oder Nicht-Muttersprachlers sein kann.
136 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Einige
Schlussgedanken
In diesem Buch haben wir viele unglaubliche Aspekte des Qur’ans
behandelt, und doch haben wir nur die Spitze des Eisbergs gesehen.
Der Qur’an hat so viel mehr zu bieten, dem kein anderes Buch gerecht
werden kann. Was auch immer über den Qur’an gesagt oder geschrieben
wird, es wird niemals seine Worte und deren Bedeutungen zureichend
beschreiben oder erfassen können: „Sag: Wenn das Meer Tinte für
die Worte meines Herrn wäre, würde das Meer wahrlich zu
Ende gehen, bevor die Worte meines Herrn zu Ende gingen,
auch wenn Wir als Nachschub noch einmal seinesgleichen
hinzubrächten.“ (18:109)
Der Qur’an ist ein Wunder, das zweifellos von Gott, dem Allmächtigen
kommen muss. Es wird von den Muslimen als Beweis für die Existenz
Gottes verstanden, weil nur Er ein solches Werk verfassen konnte. Da
der Qur’an Gottes Botschaft an die Menschheit ist, ergibt es Sinn,
dass Muhammad ein Gesandter Gottes ist, da er derjenige ist, dem die
Botschaft überreicht wurde.
Während in diesem Buch viele intellektuelle Gründe für den Glauben
an den Qur’an behandelt wurden, stellt sich die Frage, ob es noch etwas
gibt, das darüber hinaus geht? Woran liegt es wohl, dass die Botschaft
des Qur’ans heutzutage bei über 1,5 Milliarden Muslimen, beinahe
einem Viertel der Menschheit, seinen Nachhall findet - Menschen aller
Rassen, Nationalitäten und Hintergründe? Der Qur’an erklärt uns,
dass Gott den Menschen mit einer natürlichen Veranlagung erschaffen
hat: „So richte dein Gesicht aufrichtig zur Religion hin als
Anhänger des rechten Glaubens, - (gemäß) der natürlichen
Anlage Allahs, in der Er die Menschen erschaffen hat. (…)“
(30:30)
137
Das bedeutet, dass alle Menschen mit der natürlichen Veranlagung
geboren werden, dem Schöpfer zu gehorchen. Eltern, Freunde und
die Gesellschaft mögen ein Kind aus diesem natürlichen Zustand
herausnehmen. Unser Schöpfer offenbarte den Qur’an, ein Buch, das
mit der angeborenen Veranlagung des Menschen im Einklang ist, um
uns in diesen natürlichen Zustand zurückzubringen. Das Wort Islam
bedeutet, Frieden durch Gottesgehorsam zu erlangen, und ein Muslim
ist derjenige, der den Islam praktiziert.
Im Zentrum des Qur’ans steht eine sehr einfache, aber tiefgreifende
Botschaft: Es gibt nichts, das der Anbetung würdig ist, außer dem
allmächtigen Gott, und Muhammad - Friede sei mit ihm - ist sein
Gesandter. Das ist der Kern des muslimischen Glaubens. Der Islam
ist keine passive Lebensweise. Wenn wir Gott tatsächlich lieben, dann
sollte dies in unseren Handlungen sichtbar sein. Eine der wichtigsten
Handlungen jedes Muslims ist das tägliche Gebet. Doch Gott braucht
diese Gebete nicht. Gott hat keine Bedürfnisse und ist vollkommen
eigenständig. Wir sind es, die mit diesem Bedürfnis erschaffen wurden,
um inneren Frieden zu finden: „(Es sind) diejenigen, die glauben
und deren Herzen im Gedenken Allahs Ruhe finden. Sicherlich,
im Gedenken Allahs finden die Herzen Ruhe!“ (13:28)
Denken Sie mal über Ihre größten Errungenschaften im Leben nach.
Zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Buches würde ich sagen, dass
ich die größten Errungenschaften meines Lebens in einigen Sätzen
zusammenfassen kann. Denken Sie über Ihr eigenes Leben nach. Ist es
nicht erschreckend, dass ein ganzes Leben auf einige Worte reduziert
werden kann, wenn wir die ganzen weltlichen Dinge, wie Schlafen und
Essen, weglassen? Wir verbringen ein Drittel unseres Lebens im Schlaf.
Was ich sagen will, ist, dass das Leben kurz ist und dass wir bald, sehr
bald, alle sterben werden. Doch der Tod ist nicht das Ende. Der Qur’an
lehrt, dass es den Jüngsten Tag gibt, an dem Gott uns alle versammeln
wird und an dem wir für alles, was wir getan haben, zur Verantwortung
gezogen werden. Diejenigen, die gut und Gott gehorsam waren, werden
ewig in vollkommener Freude und Wonne im Paradies leben. Da wird
es keinen Hass oder Zorn oder Neid geben, nur Friede und Glück,
körperlich und geistig. Was für eine wunderschöne Bleibe das ist! Das
ist das, wozu uns unser Schöpfer einlädt: das Paradies.
Rechtleitung kommt von Gott allein, aber die Aufrichtigkeit, ihn
138 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Einige Schlussgedanken
Sie können als neuer Muslim Unterstützung bekommen, indem Sie uns
unter folgendem Link neuemuslime.iera.org kontaktieren.
139
Referenzen
1 – Life in the Universe, Scientific American, October 1994, p. 49.
4 – To learn more about why denying God is like denying reality you
can read this essay:
http://www.hamzatzortzis.com/2256/denying-god-denying-reality-
why-we-dont-need-evidence-for-god/
7 – Kenneth Cragg, The Mind of the Quran, London: George Allen &
Unwin, 1973, p. 26.
140 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Referenzen
141
21 – Historians’ History of the World, vol. 7, p. 159; vol. 8, pp. 94 – 95
& Enc. Brit. under “Chosroes” II & “Heraclius”.
142 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Referenzen
143
and African Studies, 1992, vol. 55, part 3.
55 – Ibid, p. 157.
144 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Referenzen
59 – Alfred J. Butler, The Arab Conquest of Egypt and the Last Thirty
Years of the Roman Dominion, Oxford, 1902, pp. 447 – 478.
60 – The Jews in the Legal Sources of the Early Middle Ages, New
York, 1997, p. 488.
61 – Zion Zohar, Sephardic & Mizrahi Jewry, New York, 2005, pp. 8
– 9.
62 – Ibid, p. 9.
145
72 – Sahih Bukhari, Hadith #4971.
80 – Tafsir at-Tabari, also see Tafsir Abdul Razzaq 3/86 #2496 under
Qur’an 36:69.
146 Die ewige Herausforderung: Eine Reise durch die Wunder des Qur’an
Referenzen
147