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Demokratie, Globalisierung und Kosmopolitismus – Ein dialektisches


Verhältnis? Vergleich der theoretischen Zugänge zu den Voraussetzungen und
Perspektiven demokratischer Globalisie...

Preprint · August 2018


DOI: 10.13140/RG.2.2.29996.31368

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David Holte
University of Bonn
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INSTITUT FÜR POLITISCHE WISSENSCHAFT UND SOZIOLOGIE

RHEINISCHE FRIEDRICHS-WILHELMS-UNIVERSITÄT BONN

Demokratie, Globalisierung und Kosmopolitismus –


Ein dialektisches Verhältnis?
Vergleich der theoretischen Zugänge zu den Voraussetzungen und Perspektiven
demokratischer Globalisierung bei Ulrich Beck und Benjamin Barber

Seminararbeit von David Holte, im Studiengang M.A. Politikwissenschaft,

Bonn, August 2018


„Dieser Gedanke könnte den Ausgangspunkt für eine Große Erzählung der Globalisierung bilden:
Was sich vor unseren Augen abspielt, ist sehr wohl vergleichbar mit der Entdeckung Amerikas.
Unter den Segeln der Weiter-So-Modernisierung sind wir nach ‚Indien‘ aufgebrochen und in der
Einen Welt(-Gesellschaft mit ihrer noch unvertrauten, unerforschten, ‚entterritorialisierten
sozialräumlichen Ordnung gelandet – mit ihren neuartigen transnationalen Machtspielen,
Lebensformen, Lebensstilen, Kulturlandschaften. Managementeliten, Gegensätzen von
lokalisierter Armut und globalisiertem Reichtum, grenzübergreifenden sozialen Bewegungen sowie
Regierungsmöglichkeiten jenseits des Nationalstaats."

- Ulrich Beck 1998: Wie wird Demokratie im Zeitalter der Globalisierung möglich? 10f.

„The city, always the human habitat of first resort, has in today’s globalizing world once again
become democracy’s best hope. […] let cities, the most networked and interconnected of our
political associations, defined above all by collaboration and pragmatism, by creativity and
multiculture, do what states cannot. Let mayors rule the world. […] The call to let mayors become
global governors and enable their urban constituents to reach across frontiers and become citizens
without borders does not then reflect a utopian aspiration.”

- Benjamin Barber 2013: If mayors ruled the world: dysfunctional nations, rising cities. S. 3ff.

II
Inhaltsverzeichnis

EINLEITUNG ....................................................................................................................................... 1

I. SCHLÜSSELBEGRIFFE ............................................................................................................. 3

Globalisierung / Staat / Demokratie / Gesellschaft / Gemeinschaft / Bürger

II. PRÄMISSEN UND THEORETISCHE ZUGÄNGE ........................................................... 7

Ebene der Zeit / Ebene des Diskurses / Ebene des Raumes

III. KONSEQUENZEN UND LÖSUNGSSTRATEGIEN ..................................................... 11

Bedeutungsverlust des Nationalstaats / Wirtschaft - Freund oder Feind /

Globalisierte Demokratie / Gesellschaftswandel / Kosmopolitische Wende

IV. KRITISCHE EINORDNUNG ................................................................................................. 18

Was wird aus dem Nationalstaat? / The cosmopolitan or global society and ist enemies

V. FAZIT UND REFLEXION ...................................................................................................... 23

Literaturverzeichnis ............................................................................................................................... 28

III
EINLEITUNG

Globalität ist ubiquitär. Dieser Satz erscheint in doppelter Hinsicht verwirrend: zunächst sind zwei
von drei Wörtern unklare Fachwörter. Zweitens wäre es paradox, dass etwas globales allumfassend
ist; Wenn etwas allumfassend ist, dann ist es auch global - und andersherum. Gemeint ist, dass
„Globalisierung“ parolenartig in aller Munde auftaucht: Das Schlagwort „Globalisierung“
übersteigt in einer deutschsprachigen Google-Suche mit 1.76 Millionen Ergebnissen die
Trefferanzahl der Wörter „Kapitalismus“ mit 1.42 Millionen Treffern, „Sozialismus“, mit 956
Tausend und „Kommunismus“, welches lediglich auf 742 Tausend Treffer kommt.
Dementsprechend vielschichtig verlaufen die Globalisierungsdebatten. Oft geht es um die Vor- und
Nachteile von internationalen Wirtschaftsbeziehungen sowie den jeweiligen
Globalisierungsgewinnern und -verlieren, woraus sich schnell politisch aufgeheizte
Globalisierungsgegner oder -befürworter finden lassen. Sind diese Fragen ein neues Phänomen? Nicht
wirklich: „Welche politische Macht existiert oder kann geschaffen werden, die der Globalisierung
ökonomischer und sozialer Verhältnisse adäquat wäre? Welche Rechtsgrundlage, welche
Grundnorm und welche Art von Herrschaft können eine neue Ordnung tragen und den drohenden
Sturz in globale Unordnung verhindern?“ – versuchte der Rechtswissenschaftler Hans Kelsen vor
circa Einhundert Jahren herauszufinden.1 Zu den Globalisierungsdebatten, die innerhalb diverser
wissenschaftlicher Teildisziplinen geführt werden, stellt sich für die Geisteswissenschaften im
Allgemeinen und die Politikwissenschaften im Besonderen „die Frage nach der Zukunft der
Staatlichkeit als Ordnungsrahmen und Gestaltungsprinzip in der Welt des 21. Jahrhunderts.“, so
Ludger Kühnhardt in der „Bonner Enzyklopädie der Globalität“.2

„Wie wird Demokratie im Zeitalter der Globalisierung möglich?“ fragte der deutsche Soziologe
Ulrich Beck bereits im Jahre 1998 in dem gleichnamigen Aufsatz, mit dem Ziel, das seit den 1990er
Jahren viel debattierte „Rätsel- und Drohwort Globalisierung“ zu ergründen.3 In diversen
Monographien und Aufsätzen entwickelte er sein theoretisches Bewältigungsrezept für das
„globale Zeitalter“.4 Sein Begriff der „Zweiten Moderne“ hat den Anspruch, globalen Wandel

1 Zitiert aus Hardt and Negri 2003, 7.


2 Kühnhardt 2017, 24.
3 Beck 1998, 7.
4 Siehe dazu u.a.: Beck 1998: „Was ist Globalisierung? Irrtümer des Globalismus, Antworten auf Globalisierung“;

1998b: „Wie wird Demokratie im Zeitalter der Globalisierung möglich?“; 1998c: „Weltbürger aller Länder, vereinigt
euch!“; 1999: „Schöne neue Arbeitswelt: Vision: Weltbürgergesellschaft“; 2002: „Macht und Gegenmacht im
globalen Zeitalter: neue weltpolitische Ökonomie“; 2003: „Kosmopolitische Globalisierung“; 2004: „Der
kosmopolitische Blick oder: Krieg ist Frieden“; 2004: „Das kosmopolitische Europa: Gesellschaft und Politik in der

1
sozialwissenschaftlich aufzuarbeiten. Die Globalisierung veranlasste auch den US-amerikanischen
Politikwissenschaftler Benjamin Barber 2017, der in den 90er Jahren mit seinen Büchern „Starke
Demokratie“ sowie „Coca Cola und Heiliger Krieg“ weltbekannt wurde5, zu einem
medienwirksamen Appell nach Global Governance: „Unsere Städte müssen sich global vernetzen,
um die Demokratie zu retten.“6

Einer textimmanenten Hermeneutik folgend, werde ich untersuchen, welche theoretischen


Zugänge Beck und Barber zu der Frage wählen: Welchen Einfluss hat die die Globalisierung auf
Demokratie. Falls sie Überlebenschancen hat, wie sähe ein institutionelles Gefüge aus? Und falls
nicht, was bedeutet das für politische Systeme? Meine Vermutung ist, dass Beck und Barber sich
in ihrer Problembeschreibung einer vermeintlich globalisierten Welt stark ähneln und jeweils die
Intention verfolgen, demokratische Strukturen auf globaler Ebene zu sichern. Dafür stellen sie
unterschiedliche institutionelle Lösungen vor, die wiederum auf demselben theoretischen
Fundament zu stehen scheinen: dem Kosmopolitismus7.

Zur Versinnbildlichung könnte demnach dialektisch angenommen werden, Demokratie,


Globalisierung und Kosmopolitismus verhalten sich wie These, Antithese und Synthese
zueinander: Erst im Kosmopolitismus lösen sich die Gegensätze der nationalstaatlichen
Demokratie und ökonomischen Globalisierung auf. Diese vereinfachte Darstellung soll im
Folgenden anhand der Konzepte von Beck und Barber hinterfragt werden. Dafür werde ich
zunächst die Schlüsselbegriffe der beiden Autoren nachvollziehen. Im Anschluss werde ich ihre
Prämissen sowie die theoretischen Zugänge herausarbeiten, um ihre Konsequenzen bzw.
Lösungsstrategien zu vergleichen. Unter Hinzunahme von sekundärer Literatur werde ich ihre

zweiten Moderne“; 2010: „Jenseits des methodologischen Nationalismus: außereuropäische und europäische
Variationen der Zweiten Moderne.“
5 Siehe dazu u.a.: Barber: 1996: „Coca-Cola und Heiliger Krieg. Wie Kapitalismus und Fundamentalismus

Demokratie und Freiheit abschaffen“; 1998: „Three scenarios for the future of technology and strong democracy“;
2013a: „If mayors ruled the world: dysfunctional nations, rising cities“; 2013b: „Warum Bürgermeister die Welt
regieren sollten“; 2004: „Soziale Gerechtigkeit - neue Antworten in der globalisierten Ökonomie?“; 2016: „Das Dorf
als Vorbild“.
6 Barber 2017, 1.
7 Das Wort ist eine Zusammensetzung der Altgriechischen Wörter „Kosmo“ (Welt) und „Polities“ (Bürger) -zur

Etymologie siehe Pheng Cheah 2006: Inhuman conditions: on cosmopolitanism and human rights, 21f. Die
Substantiv-Endung "-ismos“ stammt ebenfalls aus dem Altgriechischen. Sie bezeichnet originär nicht Personen oder
Personen-Gruppen, sondern supra-individuelle Tendenzen, Strömungen oder Geisteshaltungen. Die politische -
ismen-Konjunktur beginnt mit bzw. im Gefolge der Französischen Revolution - aus der Vorlesung „Politische
Theorie und Ideengeschichte“ bei Dr. Andreas Kamp, Universität zu Köln. Die Idee des Kosmopolitismus oder
Kosmopolitanismus geht als Ethik auf die griechischen Stoiker zurück und kann als „Leben im Einklang mit den
Gesetzen des Kosmos“ zusammengefasst werden – siehe Hartmann und Offe 2011: Politische Theorie und
Politische Philosophie: Ein Handbuch, CH Beck, 238f.

2
Ansätze einer kritischen Einordnung unterziehen. Becks und Barbers konzeptionelle Vorschläge
lassen sich einreihen und in Bezug setzen zu klassischen Modernisierungstheorien, aber auch zur
historischen Teildisziplinen der Globalgeschichte sowie philosophischen Theorien über
Kosmopolitismus. Aufgrund dieses enorm umfangreichen Forschungsstandes muss die Bewertung
auf einige ausgewählte Texte begrenzt werden.

I. SCHLÜSSELBEGRIFFE
Die Frage, ob Demokratie in der Globalisierung funktioniert, setzt bereits eine stark eingeschränkte
Globalisierungsdefinition voraus. So herrscht unter nicht wenigen Historikern Streit über den
Beginn der Globalisierung; Begann sie unter Dschingis Khans mongolischem Weltreich oder mit
den Eroberungszügen Christopher Kolumbus‘. Die wissenschaftliche Prägung des Begriffs durch
Theodore Levitts Artikel „Globalization of Markets“ fand erst 1983 und im
wirtschaftswissenschaftlichen Kontext statt. Klar ist, Globalisierung steht – egal von welcher Zeit
die Rede ist – immer in Abhängigkeitsverhältnissen zu Vergleichsgrößen und dem derzeitigen
Begriffsverständnis. Im folgenden Kapitel sollen die von Beck und Barber verwendeten
Vergleichsgrößen definitorisch herausgearbeitet werden, um Rückschlüsse auf die ihre
Globalisierungsdefinition zu erhalten. Die Schlüsselbegriffe beider Autoren sind im Wesentlichen:
Staat, Demokratie, Gesellschaft, Gemeinschaft und Bürger.

Was bedeutet also Globalisierung für Beck? Die begriffliche Systematisierung von Globalisierung,
Globalismus und Globalität hat Beck in „Was ist Globalisierung“ (1997) vorweggenommen.
Globalisierung beschreibt drei Ausprägungen desselben Phänomens: Globalismus, Globalität und
Globalisierungsprozesse. Ersteres bedeute die Verdrängung politischer Handlungsfähigkeit durch
den Weltmarkt. Globalität beziehe sich auf das menschliche Bewusstsein über das Vorhandensein
einer Weltgesellschaft. Die Globalisierungsprozesse erklären den Souveränitätsverlust der
Nationalstaaten durch transnationale Akteure.8 In „Wie wird Demokratie im Zeitalter der
Globalisierung möglich“ (1998) erscheinen seinen Definitionen weniger systematisch: „Handelt es
sich dabei um politische Rhetorik? Oder um den noch verpuppte Anfangsgedanken einer neuen
großen Erzählung vom Transnationalen?“. Beck schließt nicht aus, dass auf Globalisierung beides
zutrifft. Er wirft den Theoretikern der Postmoderne vor, in den 1980ern alle Große Erzählungen
– „Grand Récits (Lyotard)“ verworfen zu haben und ordnet die Globalisierungsdebatten als eine
solche neue Große Erzählung ein.9 Sein Anspruch scheint vor allem die Prägung dieser Debatte zu

8 Vgl. Beck 1997, 26ff.


9 Vgl. Beck 1998, 7.

3
sein. Definitorisch verweist er auf die diversen Facetten der „Worthülse Globalisierung“10. Diese
sei auch ein neues Wort für eine Systemveränderung der 90er Jahre. Beck verwendet darin oftmals
synonym zur „Globalisierung“ den Begriff des „Transnationalen“; die „Entterritorialisierung“ ist
für ihn das Wesensmerkmal der Globalisierung: „Die Große Erzählung der Globalisierung lässt
sich in zwei komplementären Richtungen entfalten. Erstens: Inwieweit ist den Kategorien und
Theorien der Ersten Moderne ein territorialer Bias eigen? Werden also Ideen wie Volk, Nation,
Kultur, Gesellschaft, System, Klassen, Staatsbürger, Staat, selbst parlamentarische Demokratie
nicht erst dann verständlich, wenn man aufdeckt, was in ihnen mitgedacht wird: die Territorialität,
das Innen-Außen, die Wechselwirkung von staatlicher Hegemonie und kultureller Homogenität?
Zweitens: Was für ein Begriff von ‚Gesellschaft‘ entsteht, wenn diese Raum-Zeit-Fixierung des
Sozialen zugunsten Interaktionsformen und Beziehungsmuster gelockert oder aufgegeben wird?
Wie wird also Gesellschaft zur Weltgesellschaft möglich?“11
Nun lässt sich mit dieser Annahme – unsere Begriffe sind territorial verzerrt - schwerlich eine
eindeutige Definition finden. Becks wissenschaftlicher Anspruch scheint es zu sein, die Begriffe
von dem Bias zu befreien. Der Globalisierungsbegriff nimmt hierbei scheinbar eine
Spezialfunktion ein, da es den Prozess beschreibt, wie sich das nationalstaatlich geprägte Bild
auflöst – gewissermaßen ist es das Bindeglied zwischen alter und neuer Epoche bzw. Erster und
„Zweiter Moderne“12. „Ein territorial fixiertes Epochenbild des Sozialen, welches die politische,
soziale, wissenschaftliche Imagination im Großen wie im Kleinen zwei Jahrhunderte lang in Bann
geschlagen und beflügelt hat, löst sich auf. Dem globalen Kapitalismus entspricht ein Prozess
kultureller und politischer Globalisierung, der das Ordnungsprinzip, territorialer
Vergesellschaftung und des kulturellen Wissens, auf denen die Vertrauten Selbst- und Weltbilder
beruhen, aus den Fugen geraten lässt. Globalisierung, so verstanden und entschlüsselt, meint nicht
nur (wirtschaftliche) Internationalisierung, Verdichtung oder transnationale Verflechtungen und
Netzwerke. Sie eröffnet viel weitgehender ein sozialräumliches, sozusagen ‚dreidimensionales‘
Gesellschaftsbild, das nicht lokal, nicht national und nicht territorial fixiert ist.“13

10 Ibid. 9.
11 Ibid. 13.
12 Die Begriffsprägung Becks wird durch das Konzept der “Edition Zweite Moderne” des Suhrkamp-Verlages

untermauert, in der Beck sowie Anthony Giddens und andere Autoren über die neue “gesellschaftliche
Totalerscheinung” publizieren. Siehe dazu: Weiss 1998, "Die Zweite Moderne-eine neue Suhrkamp-Edition",
Soziologische Revue, 21(4), 415-426.
13 Beck 1998, 17f.

4
Mit diesem Verständnis lassen sich die Definitionen der Schlüsselbegriffe des essayistischen Textes
schnell finden. Man könnte nun vor jedes Wort ein „Welt“ setzen und würde wohl damit
definitorisch nicht ganz falsch liegen. Tatsächlich macht es Beck nicht wesentlich anders; aus
Gesellschaft wird Welt-Gesellschaft. Gesellschaft definiert Beck grundsätzlich als
„Zusammenleben zwischen Abwesenden“ und wird in der Ersten Moderne als „imaginäre
Gemeinschaft der Nation“ im „ethno-kulturellen“ oder im staatsbürgerlichen Sinne verstanden.14
Nationalstaaten, deren Macht an einen Ort gebunden ist – deswegen Territorialstaat –, setzen
ihren Staatsbürgern Grenzen durch die „kollektive Identität der Nation“. Die „Erfahrung der
Globalität“ entgrenzt das Zusammenleben der Abwesenden; es wird universell. Dabei unterlaufe
die Weltgesellschaft den Nationalstaat, „weil eine multiple, nicht ortsgebundene Vielheit von
sozialen Kreisen, Kommunikationsnetzwerken, Marktbeziehungen, Lebensweisen die territorialen
Grenzen des Nationalstaats quervernetzt.“15

Auch Demokratie verortet Beck analog; sie „entsteht und findet (bislang) nur im Container des
Staates statt.“ Demokratie sei ein „Wechselspiel zwischen Parlament, Parteien, Regierung und
Öffentlichkeit.“ Dabei sei der Souverän das Volk bzw. die Staatsbürger, deren Stimme und
Anerkennung abhängig von der Zugehörigkeit eines Territorialstaats ist.16 Der Politikbegriff, den
Beck gebraucht, erscheint definitorisch sehr breit: er setzt Politik gleich mit „kollektiv bindenden
Entscheidungen“.17 Den Prozess, von der Gesellschaft hin zur Weltgesellschaft, welcher sich in
allen Lebensbereichen vollzieht, nennt Beck Kosmopolitisierung. Der Begriff Kosmopolitismus
sei stärker normativ begründet. Er verfolgt das explizite Ziel der Durchsetzung dieses globalisierten
Zustandes, beispielweise in Form von Gesellschaftsbewegungen („Weltinnenpolitik“),
möglicherweise jedoch auch top-down durch Eliten initiiert. Es bestehe jeweils grundsätzlich die
Gefahr der Instrumentalisierung dieser Idee, welche in einem kosmopolitischen Despotismus
münden würde.18

Globalisierung bedeutet bei Barber vor allem Interdependenz, welche wiederum in „global
challenges“ mündet. Er verweist auf zwei unterschiedliche Negativformen der Globalisierung, die
es beide aufzuhalten gilt: anarchische Formen, wie Krieg oder Terrorismus; und monopolistische
Formen durch multinationale Konzerne.19 Die wünschenswerte Form wäre die globalisierte

14 Vgl. ibid. 12.


15 Vgl. ibid.; Vgl. Beck 1997, 18.
16 Beck 1998, 17.
17 Ibid. 36.
18 Vgl. Beck 2003.
19 Vgl. Barber 2013, 4.

5
Demokratie. „We are already living in an era of global private monopolies in money and influence
that are empowered under the banner of liberty and markets that are anything but free. What is
missing is not globalization, but globalization that is public rather than private, democratic not
hegemonic, egalitarian rather than monopolistic.“20

Der Nationalstaat hat, geht es nach Barber, mehr oder weniger ausgedient. Er sei nicht fähig eine
Global-Governance-Funktion wahrzunehmen, da er vorrangig auf nationale Souveränität fixiert
ist. Barber macht aus seiner Verabscheuung gegenüber dem Nationalstaat keinen Hehl und
kritisiert den blind institutionalisierten Patriotismus, der weder Partizipation noch
Gemeinschaftssinn ermögliche.21 „It is sovereign nation-states that are parochial and limited, too
large to afford that lively neighborliness and local commerce typical of cities, yet too small to
contain and regulate the globe’s power centers.“22 Nationale Staaten waren nach Monarchien und
Imperien in der Lage Demokratie und Unabhängigkeit (Independence) von autonomen Völkern
und Ländern zu gewährleisten. Im globalen Maßstab, der von Interdependenz dominiert wird, sei
das Konzept des Nationalstaates jedoch ungeeignet, da es naturgemäß auf Rivalität und Exklusion
und nicht auf die nun notwendige Kooperation und Herstellung globaler, öffentlicher Güter
ausgelegt sei.23

Eine funktionierende Gemeinschaft gehörte bereits in Barbers früheren Veröffentlichungen, wie


„Strong Democrazy“, zu seinen Forschungsschwerpunkten. In Anlehnung an John Dewey
favorisiert Barber die „great community”: „a community that might tie people together through
common activities and powerful symbols into an expansive public organized around
communication.“24 Die natürliche Form der Gemeinschaft finde in Städten (cities) statt. Sie seien
lebende Organismen, basierend auf dem Konstrukt des Gesellschaftsvertrages.25 Urbanität
definiere die Lebensgrundlagen der Menschen – sei es das Arbeits-, oder Sozialleben, auch Politik
beginne immer in der Nachbarschaft. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebe in Städten; „It
is where creativity is unleashed, community solidified, and citizenship realized.“26 Für die Menschen
sei das urbane Leben jedoch aufgrund der wesensdominierenden Rolle ambivalent – magnetisch

20 Ibid. 12.
21 Vgl. ibid. 13.
22 Ibid. 77.
23 Vgl. ibid. 4.
24 Ibid. 5.
25 Vgl. ibid. 23.
26 Ibid. 4.

6
und abstoßend zugleich („it draws us in“)27. Dennoch seien die Städte „Motor der Demokratie“
und letztlich die einzige Hoffnung auf ihr Überleben im globalen Zeitalter.

Denn: Zur Geschichte der Städte – von der Polis zur Megacity – gehöre gleichermaßen die
Geschichte der Demokratie, welche wiederum eng verknüpft ist mit der Entwicklung der
Bürgerschaft und Zivilisation. „Urban life entails common living; common living means common
willing and common law making, and these define the essence of political democracy.“28 Barber
bezieht sich auf Vertragstheorien und erklärt, dass Demokratie aus einem „social contract“ heraus
entsteht.29 In den Erfolgsbeispielen, die Barber nach jedem Kapitel zur Verdeutlichung seines
Anliegens nutzt, flackert seine abwertende Haltung gegenüber dem gängigen Politikverständnis
(Politics) auf. Diese sei in der Regel zu ideologisch und wenig pragmatisch. Barber aber kommt es
darauf an, die Probleme vor Ort zu lösen.30 Städte sind überdies die Basis für eine globale
Zivilgesellschaft, die Barber wie folgt definiert: „The cross-border civil society we envision is
simply the global network of partnerships and associations already sharing common civic values,
of communities organized around the struggle for universal human rights, of religious associations
with an ecumenical outlook, of international societies of artists and social networks of friends real
and virtual alike spiraling outward to encompass strangers. Such a network is not waiting to be
born but is already half-grown, waiting rather to be recognized, exploited, and formalized.“31 Der
Kosmopolitismus soll in dieser Entwicklung die Rolle des globalen Zusammenschlusses bzw.
Zusammenhaltes der Menschen erklären, welche optimalerweise in einer Kosmopolis endet: „Die
Demokratie wurde in der selbstverwalteten und autonomen Polis erdacht, aber erst in der
vernetzten und unabhängigen Kosmopolis kann sie zu voller Entfaltung kommen.“32

II. PRÄMISSEN UND THEORETISCHE ZUGÄNGE


Die Herausarbeitung der verwendeten Schlüsselbegriffe zeigt bereits die ähnlichen Grundgedanken
und Intentionen, die Beck und Barber verfolgen. Das vorangegangene Kapitel deutet die
Differenzen in den methodischen Herangehensweisen des deutschen Soziologen und des US-
amerikanischen Politologen an. Im Folgenden werden die theoretischen Zugänge und Prämissen

27 Ibid. 24.
28 Ibid. 53.
29 Vgl. ibid. 21.
30 Vgl. ibid. 25f, 51, 84, 86ff.
31 Ibid. 7.
32 Barber 2017, 119.

7
skizziert, die Beck und Barber jeweils wählen. Sie lassen sich in drei übergeordneten Ebenen
zusammenfassen: die Zeit-Ebene, die Diskurs-Ebene sowie die Raum-Ebene.

Ebene der Zeit: Becks theoretischer Zugang zur sozial- und politikwissenschaftlichen Bedeutung
des „Zeitalters der Globalisierung“ funktioniert primär über eine epochengeschichtliche
Einordnung.33 Sein Ausgangspunkt ist die (Erste) Moderne, beginnend mit dem Westfälischen
Frieden, welche sich in einem sozialen Prozess zur Zweiten Moderne transformiert. Diese
Transformation vollzieht sich gewissermaßen multidimensional: Einerseits begrifflich (siehe
Kapitel I) und andererseits geht Beck dabei von einem prozessual, fortschreitenden Weltgeschehen
aus.34 Dies impliziert, dass Beck einen historischen Augenblick in dem Moment der
Verschriftlichung seines Werks antizipiert. Sein Anspruch scheint, neben dem prozessualen
Begreifen, vor allem die begriffliche Prägung dieses Phänomens zu sein.35 Beck belässt es nicht bei
der Erkenntnis, dass sich Begriffe wie Epochen im Wandel befinden, sondern zieht daraus seine
Schlüsse, die in Form diverser gesellschaftspolitischen Szenarien daherkommen (siehe Kapitel III).
Beck verweist selbst auf die Ungewissheit des Eintretens seiner Szenarien und so verbleiben sie
größtenteils zunächst spekulativ.

Auch Barber nutzt zur Legitimation seines institutionellen Vorschlags – Städte sollen global
Regieren – einen historischen, jedoch stärker entwicklungsgeschichtlichen Ansatz. Er argumentiert
weniger epochal, sondern sieht vielmehr die Stadt als natürlichen Ursprung der Demokratie an;
Erst durch die Stadt bzw. Polis sei Gemeinschaft, Politik und Zivilgesellschaft – alles was er zu
schützen versucht – entstanden. „Humankind began its march to politics and civilization in the
polis – the township. It was democracy’s original incubator.“36 Er beschreibt explizit eine
historische Kreislauflogik („We have come full circle in the city’s epic history“37), die ihren
Ausgangspunkt in der Stadt nahm und über Monarchien, Imperien sowie nationalstaatlichen
Erfolgen nun, in der globalisierten Welt, wieder die beste Hoffnung für den Fortbestand der

33 Auffällig oft spricht Beck von diversen „Zeitaltern“ - siehe Beck 1996, „Das Zeitalter der Nebenfolgen und die
Politisierung der Moderne“, S. 19-113 in: ders. Giddens, A., Lash, S. (Hg.): Reflexive Modernisierung. Eine
Kontroverse. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
34 Beck 1998, 8f.
35 Becks zeitliches Begriffsverständnis muss im Lichte Kosellecks gedeutet werden: „Begriffe haben demnach eine

andere zeitliche Binnenstruktur als die Ereignisse, die sie auslösen helfen oder die sie erfassen sollen. Dieser Befund
gilt selbst für die neuzeitlichen Bewegungsbegriffe, die seit dem 18. Jahrhundert unseren gesamten Sprachhaushalt
auf einen notwendigen Wandel, auf Wechsel und auf planbare Veränderung hin einstimmen.“, Koselleck et al. 2006,
45.
36 Barber 2013, 3.
37 Ibid.

8
Demokratie sei.38 Barber macht somit unmittelbar verständlich, welche Annahmen seiner Theorie
zugrunde liegen: einerseits ein durchweg positives und andererseits ein recht homogenes Bild der
Stadt. Eine Gemeinsamkeit in dem Beck‘schen und Barber’schen theoretischen Zugang lässt sich
in der Erkenntnis über die vorherrschenden Begriffsverständnisse finden, was Beck
„methodologischen Nationalismus“39 nennt. Auch Barber weist darauf hin, dass unser Denken seit
den letzten drei Jahrhunderten von einem Nationalstaats-Paradigma eingeschlossen sei. Er
verdeutlicht dies am Wort „Inter-national“, dass ja begrifflich die Nation als Ausgangspunkt für
„inter-relationales Denken“ voraussetzt – und auch Barber möchte dieses Denken gerne ändern.40

Ebene des Diskurses: In Betrachtung des diskursiv-theoretischen Zugangs fallen in Becks Texten
einige Aspekte auf: Einerseits sei hier die häufige im Text verwendeten Formulierungen von
Spielern und Akteuren genannt; In einer Art Akteur-Netzwerk-Theorie geht Beck wiederholt auf
Machtspiele von nationalen sowie, in seinen Worten, transnationalen Akteuren ein. Andererseits:
Der Verweis auf die Notwendigkeit des Vorhandenseins einer neuen Großen Erzählung, dessen
Leitgedanke Beck sogar explizit in Form einer Analogie („Vergleichbar mit der Entdeckung
Amerikas.“41) beginnt zu verfassen, verdeutlicht Becks intentionale Herangehensweise. Dies
beweist insbesondere sein „Weltbürger-Manifest“ in „Wie wird Demokratie im Zeitalter der
Globalisierung möglich?“, das in Anlehnung an Marx und Engels ausblickartig den von Beck
präferierten Ausgang der Globalisierungsgeschichte erläutert. In Erinnerung an die
missbräuchlichen Verwendungen der marxistischen Theorie legt Beck Wert darauf, die
entsprechenden Risiken dieses Manifests vorzustellen: „Vor 150 Jahren veröffentlichten Marx und
Engels das Kommunistische Manifest. Heute, an der Wende in ein neues Jahrtausend, ist die Zeit
reif für ein Weltbürger-Manifest. Dieses muss im ‚Zeitalter der Nebenfolgen‘, auch die Risiken, es
zu mißbrauchen, selbstbewusst zum Thema machen.“42 Dieser intentionale, fast appellartige,
Ansatz basiert erkenntnistheoretisch wohl auf dem Grundverständnis des Sozialen
Konstruktivismus.43 Die Prägung des Diskurses auf begrifflicher bis narrativer Ebene zielt
wahrscheinlich darauf ab, einen kollektiven Bewusstseinswandel der Staatsbürger zu befördern, der

38 Vgl. ibid.
39 Siehe dazu u.a.: Beck and Grande 2010, "Jenseits des methodologischen Nationalismus: außereuropäische und
europäische Variationen der Zweiten Moderne”, Soziale Welt, 187-216.
40 Vgl. Barber 2013, 23.
41 Beck 1998, 10.
42 Vgl. ibid. 61.
43 Beck kann so gesehen als Antwort auf die Forderung von Kenneth J. Gergen gelesen werden, dem US-

amerikanischen Psychologe und Verfechter des Sozialen Konstruktivismus: “New theoretical tools are required--
concepts that lie between the problematic explanatory domains of psychology and sociology. The functions of
language, both as a system of reference and as a form of social participation must be elaborated.” Gergen 1985, 273.

9
letztlich in dem „Aufschwung eines globalen Weltbürgertums“44 münden, also die soziale Ordnung
von Grund auf verändern soll. Hier möchte ich zwei Prämissen von Beck nennen, die es meiner
Einschätzung nach grundsätzlich zu hinterfragen gilt: es existieren weltgesellschaftliche Debatten
und ein globaler Bewusstseinswandel im kosmopolitischen Sinne ist möglich.

Barbers Werk übersteigt sogar Becks ausgeprägte Intentionalität – zumindest stilistisch.45 Dies
könnte in der uns überschwänglich erscheinenden Rhetorik der US-Amerikaner liegen, Barber
macht unmissverständlich klar, warum es ihm geht: „What I want to do in this book is to get
something done. To change the subject: from states to cities, from independence to
interdependence, from ideology to problem solving.“46 Seine Ausgangsfrage ist: „Can cities save
the world?”, welche er dann umgehend beantwortet: „I believe they can. In this book I will show
why they should and how they already do.“47 Dem aufmerksamen Leser fällt die euphorische
Schreibweise auf, die von den vielen Praxis-Beispielen erfolgreicher Bürgermeister und städtischen
Projekten untermauert wird. Barber propagiert die Aufgabe der Städte in fast schicksalhafter Weise:
„As it was our origin, the city now appears to be our destiny.“48 Er deklariert sich selbst dabei
gleichermaßen als politischen Pragmatiker sowie Philosophen und nennt stichwortartig Aristoteles,
Machiavelli, Hobbes, Rousseau, and Dewey als seine Referenzen und Gleichgesinnten.49 Auch der
Fokus auf eine institutionelle Lösung eint Barber und Beck: „We need global democratic bodies
that work, bodies capable of addressing the global challenges we confront in an ever more
interdependent world.“50

Ebene des Raumes: Die Raum-Ebene befindet sich logischerweise in einer Schnittstelle zur
Diskurs- und Zeit-Ebene, da Beck stets in globalen und epochengeschichtlichen Ausmaßen denkt.
Beck nennt übergeordnete Felder, welchen den gesamtem Globus betreffen und ihn dadurch
immer dann diskursiv verbindet, „wenn es [das globale Ereignis – Anm. d. Verf.] mithilfe von
Massenmedien simultan und weltweit erfahrbar ist.“51: transnationale Organisationen, wie Weltbank
oder McDonald; transnationale Probleme, wie Klimaveränderungen oder Währungskrisen;

44 Beck 1998, 65.


45 Als Beweis kann Barbers „Promotour“ mit den Kernthesen des Buches gelten. Neben Zusammenfassungen in
vielen relevanten Zeitungen weltweit, tritt Barber auch in Videoformaten, wie beispielsweise den weltbekannten Ted-
Talks auf. Siehe TEDGlobal 2013, Why mayors should rule the world.
46 Barber 2013, 24.
47 Vgl. ibid. 3.
48 Ibid. 4.
49 Vgl. ibid. 23.
50 Ibid. 4.
51 Beck 1998, 55.

10
transnationale Ereignisse, wie Fußballweltmeisterschaften oder Kriege; transnationale Gemeinschaften,
in Religion, Wissen, Lebensstilen oder politischen Orientierungen; und transnationale Strukturen, in
Form von Arbeits-, Produktions- und Kooperationsformen sowie Banken oder Finanzströmen.52
Diese Aufzählung verdeutlicht, dass Becks Intentionalität empirisch auf einem stark
krisendiagnostisch geprägten Zugang basiert. In diesem Lichte lässt sich auch Becks Schlusssatz
deuten: „Weltbürger aller Länder, vereinigt euch!“53
Die Prämissen einer bereits globalisierten Welt mit globalen Herausforderungen teilt Barber.
Zudem sieht auch er die nationalstaatliche Souveränität als Wurzel des Problems der fehlenden
Kooperation an. Wenn er aus einer ähnlichen Krisendiagnostik heraus die Konsequenz zieht
„Cities will govern globally“54, dann erscheint dies ebenfalls zunächst recht spekulativ. Trotz dieses
globalen Anspruchs schränkt er implizit den Untersuchungsgegenstand räumlich stark ein – auf die
moderne Welt und Demokratien: „The challenge of democracy in the modern world […].“55 Ob
die gesamte Welt tatsächlich global vernetzt und von Interdependenz geprägt ist oder sein wird,
muss kritisch infrage gestellt werden.56

III. KONSEQUENZEN UND LÖSUNGSSTRATEGIEN


Nachdem das begriffliche und theoretische Fundament mitsamt den Prämissen im Groben
nachvollzogen ist, sollen nun die inhaltlich-institutionellen Vorschläge untersucht werden. Welche
Probleme identifizieren und welche Lösungen bieten Beck und Barber in Bezug auf den
Nationalstaat, die Demokratie sowie die Gesellschaft an, und welche Rolle spielt dabei der
Kosmopolitismus?

Bedeutungsverlust des Nationalstaats: Beck und Barber kommen zu der gängigen


Problembeschreibung vieler Globalisierungsdiagnostiker: Die Nationalstaaten können immer nur
innerhalb ihrer Grenzen agieren, wohingegen Klimawandel, Terror, Pandemien – auch Ölkartelle
und Banken – über alle Grenzen hinweg Probleme verursachen, was nationale Politik und letztlich
das demokratische System überfordere. Es bedürfe einer globalen Regierung (Global Governance),
welche nicht territorial begrenzt ist. Der springende Punkt bleibt, ob Global Governance und

52 Vgl. Beck 1997, 70. Solche Aufzählungen lassen sich bei Beck selten empirisch untermauert, teilweise aber in
Bezug zu empirischen Studien Dritter finden.
53 Beck 1998, 66.
54 Barber 2013, 21.
55 Ibid. 5.
56 Genauso, wie die Annahme Barbers, dass Teilhabe ihrer Natur nach lokal sei. Man könnte einwenden, digitale

Plattformen weiten die räumlichen Teilhabemöglichkeiten aus, ggf. heben sie die Lokalität von politischer Teilhabe
sogar ganz auf. Dies würde jedoch dem bewertenden Kapitel IV zuvorkommen.

11
Demokratie in Kombination möglich ist. Barber dazu: „In einer Welt voller rivalisierender
Nationalstaaten scheint weder eine demokratische Globalisierung noch eine Globalisierung der
Demokratie möglich, solange ihr Erfolg von rivalisierenden souveränen Staaten abhängt.“57 Das
primäre Problem, warum Nationalstaaten nicht in der Lage sind, globale politische Entscheidungen
zu treffen, beispielsweise in internationalen Kooperationsverträgen, sei das Beharren auf ihre
Souveränität. Sie ist ihrem Wesen nach kompetitiv anstatt kooperativ. Der Souveränitätsgedanke
sei „der Fehler im System sowohl politischer als auch wirtschaftlicher Natur.“58 Barber setzt voraus,
dass Nationalstaaten einem „social contract“ unterliegen, welchen es auf globaler Ebene zu
erneuern gilt: „The central issue is how the social contract on which modern nation-states depend
can be globalized without being de-democratized, and how an institution capable of global
governance can be found to succeed the nation-state.“59 Beck und Barber nehmen explizit in Kauf,
dass nationalstaatliche Souveränität aufgelöst wird. Die Lösung liegt bei beiden Autoren, in der
Findung von Institutionen, welche den globalen Herausforderungen gewachsen sind.

Beck skizziert drei Prinzipien der territorialstaatlichen Weltordnung seit dem Westfälischen
Frieden: Das Territorialstaatsprinzip (1) grenzt politische Einheiten territorial voneinander ab;
Nach dem Souveränitätsprinzip (2) agiert der Staat bzw. seine Repräsentanten hoheitlich und
exklusiv innerhalb seiner Grenzen; Sowie das Legalitätsprinzip (3), das gesetzliche Beziehungen in
Form internationaler Verträge zwischen souveränen Staaten ermöglicht.60 Beck sieht allerdings
bereits in der „territorialstaatlichen Weltordnung“ Tendenzen zur Entterritorialisierung angelegt.
Beispielsweise begründet sich nationalstaatliche Souveränität erst durch gegenseitige Anerkennung
verschiedener Staaten; „Die Globalisierung des Territorialstaatsprinzips ist also die Voraussetzung
seiner Geltung.“61 Ebenso verhalte es sich mit der Staatsbürgerschaft als Identitätskonstruktion.
Auch in ihr liege die „globale Kategorie“ in wechselseitiger Anerkennung, beispielsweise des
Passes. Tendenzen zur staatlichen Entterritorialisierung erkennt Beck in der Möglichkeit von
mehreren Staaten oder auf Zeit als Bürger akzeptiert zu werden.62

Beck erkennt im Verlust der nationalstaatlichen Souveränität lediglich eine Verlagerung des
„Machtspiels“ von territorialen zu nicht-territorial gebundenen Akteuren. „Globalisierung heißt:
Denationalisierung.“ Er weist darauf hin, dass deshalb zwar nationale Regierungen zunehmend

57 Barber 2017, 113.


58 Ibid. 122.
59 Barber 2013, 23.
60 Vgl. Beck 1998, 15f.
61 Ibid. 16.
62 Ibid. 16f.

12
entmachtet werden, jedoch „zwischenstaatliche Kriege und unmenschliche
Freiheitsbeschneidungen durch totalitäre Staaten“ in der „OECD-Welt“ heute weniger
wahrscheinlichen seien.63 Das Souveränitäts-Dilemma bestünde in einer Abhängigkeit bei
gleichzeitiger Aufgabe der nationalen Souveränität, durch transnationale Bündnisse im
militärischen bzw. sicherheitspolitischen Bereich. Wenn das politische Ziel die
Wohlfahrtsteigerung sei, könne dies „nur in Kooperation und Konkurrenz in den Kampfarenen
der Weltwirtschaft verwirklicht werden.“ Diese Entwicklung – Transformation der staatlichen
Egoismen – beschreibt Beck wie folgt: Zur Erreichung von Wohlstand und Demokratie sind
Nationalstaaten gezwungen, wirtschaftliche Globalisierung durch „internationale Konzerne,
Kapital, Wissenseliten, globalen Informations- und Kulturstömen“ zuzulassen, woraus langfristig
neue „Identitäts- und Lebensformen“ entstehen. Diese seien universalistischer geprägt als nationale
Ideologien.64

Wirtschaft – Freund oder Feind: Beck propagiert also eine Aufhebung des Territorialprinzips
durch nichtstaatliche, transnationale Akteure, worunter er Konzerne und internationale
Organisationen zählt. Diese seien effektiver in den politischen Zielbestimmungen der
Nationalstaaten – sie schlagen die Nationalstaaten in ihren eigenen Kriterien. Beck nennt hier als
nationalstaatliche Politikziele die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und die Sicherung der
Grundrechte. Die transnationalen Akteure verschaffen sich Souveränität, „indem sie die
Nationalstaaten gegeneinander ausspielen.“65 So finde eine transnationale Politisierung auf Kosten
nationaler Depolitisierung statt. Insbesondere die fehlende Bindung an ein gewisses Territorium
bevorteilt die neuen politischen Akteure und begründet ihre „transnationale Entzugsmacht“,
namentlich mit den Mitteln der Standortwahl für Investitionen, Produktionen, Steuerzahlungen.
Global agierende Konzerne sind demnach nicht auf parlamentarische Entscheidungen und
öffentliche Zustimmung angewiesen.66 „Die Machtbalance, der Machtvertrag der Ersten
nationalstaatlichen Moderne erodiert und wird – vorbei an Parlament, Öffentlichkeit und
Gerichten – in der Eigenregie wirtschaftlichen Handelns umgeschrieben.“67 Internationale
Organisationen übernehmen demnach die Ebene der Regierung, da sie in der Lage sind,
weitreichende Entscheidungen herbeizuführen.68 In Barbers Konzept untergräbt die „neue globale

63 Vgl. ibid. 26.


64 Vgl. ibid. 27.
65 Ibid. 24.
66 Vgl. ibid. 24ff.
67 Ibid. 25.
68 Vgl. ibid. 36ff.

13
Wirtschaft“ nicht die politische Sphäre. Vielmehr würden sie die Vernetzung der Städte, hin zu
einem „Netzwerk sich überschneidender globaler Städter“, weiter vorantreiben. Städte fungieren
demnach als „Service-Center“ für den nun „transterritorialen Marktplatz“.69 Sie befänden sich
aufgrund ihres Kooperationsnetzwerkes in der Lage, die globale Wirtschaft zu beeinflussen.70

Globalisierte Demokratie: Das demokratische Politiksystem wird in Becks Theorie zum


Dilemma: „Während im Rahmen der demokratisch legitimierten, nationalstaatlichen Politik
zunehmend Nicht-Entscheidungen politisch legitimiert werden, werden im transnationalen
Rahmen der ‚Nicht-Politik‘ nicht demokratisch legitimierte Entscheidungen von transnationaler
Reichweite und Durchschlagskraft getroffen.“71 Andersrum konstatiert Beck, dass demokratische
Legitimation im Falle von EU-Mitgliedsstaaten zu hinterfragen sei, da die nationalen Parlamente
lediglich Vorgaben aus Brüssel umsetzen. So oder so sind die neuen globalen Player hochpolitisch
– in einem definitorisch anderen Sinne als der territorialstaatlich geprägte Begriff des Politischen.
Beck verwendet zur Unterscheidung den Begriff der „transnationalen Nicht-Politik-Politik“.72
Jedoch: „Ohne ein politisch starkes weltbürgerliches Selbstbewusstsein und entsprechende
Institutionen einer globalen Zivilgesellschaft und Weltöffentlichkeit bleibt – bei aller
institutionellen Phantasie – die kosmopolitische Demokratie eine (notwendige) Idee.“73 Beck
vermutet, dass das Hochhalten von Demokratie durch Territorialstaaten als Gegenwehr zu werten
sei, „um das Abwandern des Politischen aus dem Bezugsrahmen des Territorialstaats ins
Transnationale mit seinen umstürzlerischen Folgen für Politik(theorie) und Gesellschafts(theorie)
zu ignorieren und zu überspielen.“74 Die Lösung des Demokratie-Dilemmas könnten eine
„postparlamentarische Demokratie“ sein. Beck umschreibt dies als „Meta-Pluralismus der
Demokratietheorie und demokratischer Institutionen“ und konkretisiert die Idee einer
„assoziativen Demokratie“, in welcher transnationale Organisationen von unabhängigen,
pluralistisch besetzten und transparent arbeitenden Ausschüssen kontrolliert werden sollten. Ein
anderer Vorschlag sei das transnationale bzw. globale Referendum.75

Da Nationalstaaten insbesondere ihre exekutive, juridische und finanzpolitische Macht nicht


kampflos aufgeben werden, möchte Barber Städte „als Bausteine einer globalen Governance – also

69 Vgl. Barber 2017, 121.


70 Vgl. ibid. 116.
71 Beck 1998, 32. Siehe auch: Beck 1986, Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne,305.
72 Vgl. ibid. 34.
73 Ibid. 33.
74 Ibid. 34.
75 Ibid. 38f.

14
einer weltweiten Regierungsführung“ bewerben.76 Er stellt sich einen globalen Städtebund vor, der
„glokal“ agiert. Dabei engagieren sich die jeweiligen Bürger auf lokaler, ihre Bürgermeister
kooperieren auf globalen Ebene. „Die Glokalisierung stärkt erst die lokale Bürgerschaft und setzt
ihr dann die globale Bürgerschaft nach dem Huckepackprinzip auf. Ein Schwein, das mit einem
dünnen Burschen auf dem Rücken trainiert wurde, kann später auch Schwergewichtler tragen.“77
Dabei würden Städte nicht das Problem der abstrakten Abgabe von Souveränität haben, da sie über
keine Souveränität verfügen; sie würden zudem nicht von Grenzen definiert. „Und damit zurück
zum Anfang: Können Städte die Welt retten? Diese Herausforderung könnte eine Nummer zu
groß sein. Wahrscheinlicher ist, dass die Städte die Demokratie vor der Souveränität retten und uns
dabei helfen können, unsere Welt demokratisch und von unten zu regieren und Probleme
pragmatisch statt ideologisch zu lösen – und sei es nur informell.“78

Gesellschaftswandel: Auch Beck geht davon aus, dass ein Bewusstseinswandel der Bürger eine
universalistische, kooperative Gemeinschaft entstehen lässt, der sich dann im Anschluss auch die
globalen Handlungsträger verpflichtet fühlen. Dafür sei entscheidend, Beck zitiert hier Habermas,
dass ein „Bewusstsein kosmopolitischer Zwangssolidarisierung“ innerhalb der Zivilgesellschaften
sowie politischen Öffentlichkeit entsteht.79 Auch Kultur und Gesellschaft globalisiere sich. Eine
globale Kulturlandschaft entsteht, die sich durch eine „Allgegenwart der Weltunterschiede und
Weltprobleme“ charakterisieren lasse. „Die verschiedenen Hemisphären der Erde werden zu
benachbarten Plätzen ein und desselben Ortes, die Familienähnlichkeit der Einen Welt überlagert
und durchdringt die geographischen, ethnischen, politischen und kulturellen Distanzen und
Differenzen.“80 Beck bezeichnet das in Anlehnung an Richard Wilk „Universalismus der
Differenz“; Unterschiedliche Kulturen verfügen über denselben globalen Referenzrahmen, in dem
lokale, nationale und ethnische Kulturelemente Teile eines Puzzles der globalen Kultur darstellen.
In der Zweiten Moderne finden soziale Bindungen netzwerkartig anstatt ortsgebunden statt.
Ebenso wie Barber postuliert Beck, dass die Weltbürger nach dem Motto agieren: „global denken,
lokal handeln“.81 Die Glokalisierung löse jedoch soziale Ungleichheiten nicht auf, sondern teile die
Welt in die globalisierten Reichen und lokalisierten Armen auf.

76 Barber 2017, 117.


77 Ibid. 124.
78 Ibid. 125.
79 Vgl. Beck 1998, 33.
80 Ibid. 57.
81 Ibid. 52.

15
Die Vernetzung von Städten würde, nach Barber, die Entstehung einer zukünftigen
zivilgesellschaftlichen Religion auf Basis eines „gemeinschaftliche[n] zivile[n] Ausdruck des
Lebensalltags derer, die in den Städten leben“82 befördern. Wer gehört dieser transnationalen
Zivilgesellschaft an? Barber nimmt zunächst eine wertebasierte Inklusion vor, die sich schrittweise
öffne: „Dazu gehören Gemeinschaften, die für weltweit geltende Menschenrechte streiten, religiöse
Organisationen, die für die Ökumene eintreten, internationale Vereine von Künstlern und soziale
Netzwerke von Freunden, die sich immer mehr ausweiten, um am Ende auch Fremde
einzubeziehen.“83

Kosmopolitische Wende: In seinem „Weltbürger-Manifest“ gibt Beck einen Ausblick über


mögliche Szenarien der Globalisierung und macht institutionelle Vorschläge. Insbesondere ein
Konzept von kosmopolitischen Parteien der Weltbürger, also transnationalen Parteien, die in der
Lage sind, die neuen „glokalen Fragen“ auf die nationale sowie transnationale politische
Tagesordnung zu bringen. Als national-globale Bewegungen stehen sie in Konkurrenz zu
nationalen Parteien.84 Diese neue Parteiform seien notwendig, da die zentralen Probleme –
deregulierte Industrien, fehlende globale Umwelt- und Arbeitsmarktnormierungen – Weltprobleme
sind.85 Staaten haben demnach die Herausforderungen gemeinsame Regulierungen zu entwickeln.

Die politische Organisation dieser „Regulierungs-Schlachten“ könne in drei Szenarien passieren:


„Kosmopolitischer Fassadenbau, das heißt transnationale Politik ist Mittel zum Zweck nationaler
Interventionen und nationaler Regulierungspolitik. Internationale Regime: Es werden starke
Regulierungsinstanzen gebildet, die eine gegenüber den nationalen Egoismen eigenständige
Rahmung globaler Politik ermöglichen. Weltbürger-Parteien, welche die nationalen Öffentlichkeiten
und Politikarenen für transnationale Themen, Werte, Gesichtspunkte öffnen und aktivieren.“86
Diese Parteien seien entscheidend für eine kosmopolitische Demokratisierung, da ansonsten „die
vor uns liegende Phase transnationaler Nicht-Politik-Politik ein eine nachpolitische Ära der
Hochtechnokratie einzumünden“ droht.87 Die Welt-Parteien zeichnen sich dadurch aus, dass sie
weltbürgerliche Ziele verfolgen, programmatisch wie institutionell auf Globalität ausgerichtet
sowie in ihrer Zusammensetzung multinational sind.88 Die „kosmopolitische

82 Barber 2017, 114.


83 Ibid.
84 Beck 1998, 61f.
85 Vgl. ibid. 62.
86 Ibid. 63.
87 Vgl. ibid.
88 Vgl. ibid. 64.

16
Erweiterungsbewegung der Demokratie“ finde dort Anklang, wo die Probleme bereits global und
Gegenstand von Kooperation sind: „in den Metropolen, den global cities, und in transnationalen
Organisationen und Bewegungen.“89 An dieser Stelle wird die institutionelle Gemeinsamkeit der
beiden Autoren in Bezug auf Städte ersichtlich.

Beck verneint nicht die Schattenseiten der „Brave New World des westlichen
Kosmopolitanismus“90. Indem internationale Organisationen in einem westlichen Sinne
kosmopolitisch moralisiert würden, könne die Mission neue imperiale Züge annehmen. Die
„demokratischen Kreuzzüge“91 – in Form von freiem Welthandel und Sicherung der
Menschenrechte – dienen gleichzeitig der eigenen Selbstlegitimation des Westens. Diese
kosmopolitische Ethik lässt eine „neue Epoche postinternationaler Politik“ entstehen, dessen
Zweischneidigkeit in der Gefahr eines dominierenden „Globalen Westens ohne Osten“ steckt. „In
einem Weltsystem schwacher Staaten, wie es im Zuge neoliberaler Weltpolitik propagiert und
geschaffen wird, steht einem imperialen Missbrauch der kosmopolitischen Mission dann nichts
mehr im Wege.“92 Somit kommt auch dieses globale Konzept nicht ohne Abgrenzung aus;
Diejenigen, welche die nun globalen Maßstäben nicht erfüllen, werden zu „globalen Underdogs“.
Beck verwendet hier die OECD als Beispiel einer solchen diskriminierenden Interventionspolitik.
Mächtig sei, wer die Definitionshoheit über die „säkular-heiligen kosmopolitischen Werte“ innehat.
Die Gefahr bestehe darin, dass sich das „Kosmopolitische“ am Ende als „westliche
Kleinbürgermoral im Größenwahn“ entpuppt.93

Barber erkennt die Voraussetzungen für den Fortbestand der Demokratie ebenfalls im Konzept
des Kosmopolitismus. Allerdings ist sein Referenzrahmen dafür zunächst die Stadt. Städte seien in
ihrer politisch-organisatorischen Vernetzung am dichtesten und entsprechen dem pragmatischen
Politikstil, den Barber für notwendig hält. Informell würden Städte heutzutage bereits in Form
freiwilliger Kooperation konsensual regieren. Stadtbewohner hätten die Möglichkeit auf lokale
politische Partizipation sowie grenzenübergreifende Kooperation zur Einhegung „anarchischer
Globalisierung“.94 Eine von Städten regierte Welt, ein kommunaler Lokalismus (municipal
localism) ergänzen Nationalstaaten und bedürfen keines globalen Regierungssitzes. Formvollendet

89 Vgl. ibid. 65f.


90 Beck differenziert hier nicht zwischen Kosmopolitanismus und Kosmopolitismus, Vgl. Ibid. 40.
91 Ibid. 41.
92 Ibid. 43.
93 Vgl. ibid. 44.
94 Vgl. Barber 2013, 358.

17
wäre dieses institutionalisierte Meta-Netzwerk der Städte ein Weltparlament der Bürgermeister. Barber
verweist darauf, dass es dies bereits gegeben habe (United Cities and Local Governments). 95

IV. KRITISCHE EINORDNUNG


Die vorangegangenen beiden Kapitel haben verdeutlicht, dass Beck während der
Jahrtausendwende und Barber rund 15 Jahre später, mit teilweise divergierenden theoretischen
Zugängen, sehr ähnliche Problemfelder diagnostiziert haben. Auch ihr Ziel – im Sinne des
wissenschaftlichen Anspruchs, aber auch in Bezug auf die Problemlösungen institutioneller Art –
unterscheidet sich nicht wesentlich. Überspitzt lässt sich zusammenfassen, dass beide eine globale
kosmopolitische Revolution zwecks Erhalt der Demokratie anstreben. Allerdings bieten sie
institutionell voneinander unterscheidbare Wege zu ebendiesem Ziel an. Wie lassen sich diese
Herangehensweisen und Konzepte einordnen und bewerten?

Was wird aus dem demokratischen Nationalstaat: Auch wenn Beck und Barber en in ihren
Ausführungen die Rolle der Eliten nicht in den Mittelpunkt stellen, schneiden sich viele ihrer
beschriebenen Phänomene mit Forschungen zu dem Verhältnis von vermeintlich globalen und
nationalen Eliten. So untersucht Richard Münch (2009) das Spannungsfeld von transnationalen
und nationalen Politikfeldern. Er stellt eine Doppelstruktur der Herrschaft, in Bezug auf die
jeweiligen Eliten der Politik, Wirtschaft und Wissenschaft fest, in welcher er einen Machtzuwachs
für globale Strukturen bei gleichzeitigem Machtverlust für lokale Strukturen feststellt. Wenn eine
globale Expertokratie Governance, im Sinne einer partizipationslosen Politik betreibt, wird dies
aufgrund des damit einhergehenden Legitimationsdefizits demokratietheoretisch höchst
problematisch. Auf transnationaler Ebene dominieren, so Münch, die wissenschaftlichen und
wirtschaftlichen Eliten, also eben jene die in der Lage sind Wissen zu produzieren und sich somit
selbst zu legitimieren. Hier ordne sich die Politik der Herrschaft der Wissenschaft unter.96 „Die
nationalen bzw. lokalen Strukturen der Herrschaft haben im historischen Prozess Legitimität
erworben. Es haben sich dabei spezifische Formen der Kontrolle herausgebildet, ohne die diese
Legitimität nicht erfolgreich in Anspruch genommen werden kann. Für die neuen globalen
Strukturen sind solche Verfahren noch nicht entwickelt worden.“ 97 Bis hierhin stimmt Münchs
Analyse mit der von Barber und Beck überein. Er führt jedoch fort: „Alle Versuche, sie den
nationalstaatlichen Institutionen nachzubilden, sind aufgrund der ganz anderen Gegebenheiten

95 Vgl. ibid. 5ff.


96 Vgl. Münch 2009, 24ff, 199ff.
97 Ibid. 199f.

18
zum Scheitern verurteilt.“98 In diesem Sinne wären die institutionellen Vorschläge sowohl von Beck
als auch von Barber zum Scheitern verurteilt: denn transnationale Parteien sowie ein globales
Bürgermeisterparlament sind letztlich Nachbildungen nationaler Politikstrukturen. In diesem
Lichte unterliegt insbesondere Becks Vorschlag seinem selbst diagnostizierten territorialen Bias.

Münch und Beck, teilweise auch Barber, stimmen jedoch insoweit überein, als dass sie von einem
durch neue Herrschaftsstrukturen ausgelösten Wandel des nationalen Denkens ausgehen. Die
Verbreitung globaler Denkmuster erfolge durch den universell anerkannten Geltungsanspruch, den
internationale Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen sowie internationale Institutionen
für sich geltend machen. Entscheidend sei also die Telosorientierung der neuen globalen Elite: Die
Kehrseite einer neoliberalen Politik könnte auch als globaler Humanismus, der Universal- statt
Partikularinteressen vertritt, wahrgenommen werden. So gesehen herrscht Einigkeit darüber, dass
das Entstehen einer Weltgesellschaft nicht nur Risiken, sondern auch Chancen – z.B. in Form von
innovativen Institutionen – mit sich bringt. Zunächst würde es jedoch zu einem
ordnungspolitischen Kampf zwischen alten und neuen Eliten kommen.99

Möglicherweise kann der derzeit sichtbare Populismus in vielen Nationalstaaten als ein solcher
Kampf bzw. Backclash des Nationalismus, wie ihn auch Beck als Gefahr prognostiziert hat,
angesehen werden. Diesen Kampf globaler Eliten greift Wolfgang Merkel in „Kosmopolitismus
versus Kommunitarismus: Ein neuer Konflikt in der Demokratie“ (2017) demokratietheoretisch
auf: Es sei vor allem ein Kampf zwischen eher linksliberalen Kosmopolitisten und
Kommunitaristen, welche von Populisten aktuell ein besseres Angebot erhalten.100 Eine ähnliche
Differenzierung, beschreibt David Goodhard mit den soziokulturellen Begriffen der „Anywheres“
und „Somewheres“. Erstere fühlen sich in der Welt zuhause, letztere sind an bestimmte Orte
gebunden.101

Es gibt allerdings auch namhafte Politikwissenschaftler, die den Bedeutungsverlust des


Nationalstaats grundsätzlich verneinen, zumindest jedoch in Frage stellen würden. Zu nennen ist
beispielsweise Samuel P. Huntingtons These in „Democracy’s third wave“ (1991). Er erkennt das
verbindende globale Element in der Ausbreitung ebendieser demokratischen Nationalstaaten:
„Between 1974 and 1990, at least 30 countries made transitions to democracy, just about doubling

98 Ibid.
99 Vgl. ibid. 204.
100 Vgl. Merkel 2017.
101 Vgl. Goodhart 2017.

19
the number of democratic governments in the world. Were these democratizations part of a
continuing and ever-expanding ‚global democratic revolution‘ that will reach virtually every country
in the world? […]“102 In seinem noch bekannteren Werk „The Clash of Civilizations“ (1996) führt
er diesbezüglich aus, dass trotz Globalisierung eine universalistische Weltgesellschaft an den
Konflikten zwischen unterschiedlichen Kulturen (Civilizations) scheitere. Er nimmt insofern
innerhalb des sogenannten Cultural Turns in den Sozialwissenschaften eine Gegenthese zu Beck
und Barber ein. Barber setzt dieser Idee entgegen, dass Nationalstaaten zu groß werden, um
kommunalen Gemeinschaftssinn zu fördern und stattdessen blinden Patriotismus propagieren.
Gewiss trifft dies primär auf seine eigene Heimat, die Vereinigten Staaten von Amerika, zu. Offen
lassen Beck und Barber die Frage, ob ihr weltumspannende Idee auch für Länder gilt, die
konstitutionell nicht in die Schablonen der Nationalstaaten passen. In Anbetracht der hohen
Anzahl an Nicht-Demokratien, der Anteil der demokratischen Staaten beträgt jedoch seit der
Jahrtausendwende 61 bis 63 Prozent103, erscheint globale Demokratie ohne entsprechendes
Nationbuilding unwahrscheinlich.

Zudem fehlt es Barbers Praxisbeispielen teilweise an Relevanz; Ob beispielsweise einhundert


Meilen grüne Fahrradwege in Chicago, durchgesetzt von Rey Colón, einem Stadtrat in Chicago,
welcher aus Sevilla die Impression innovativer Fahrradverleihsysteme mitnahm, nun eine
ernstzunehmende Lösung des globalen Umweltproblems darstellt, sei dahingestellt. Überhaupt
könnte seine Überhöhung der Stadt aus einem spezifischen New-York-Patriotismus resultieren
und die Beschreibungen politischer Missstände aus einer Abneigung gegenüber Washington –
Sammlung von Wählerstimmen, Hissen von Flaggen, Förderung des Waffenhandel, Fokussierung
auf nationale Sicherheit und Patriotismus – resultieren. Das alles trifft ganz sicher auf den US-
amerikanischen, aber nicht unbedingt auf alle Nationalstaaten zu. Außerdem löst seine Vorstellung
von grenzenübergreifender Kooperation von Städten und Stadtbewohnern divergierende
Interessenslagen vollends aus. Sein Vorschlag ist insbesondere deswegen erstaunlich, da die
meisten politische Modernisierungstheorien zwar die Thesen teilen, das Nationalstaaten
überfordert seien, dann jedoch eher die Souveränitätsverlagerung auf die nächst größere Ebene –
wie beispielsweise Staatenbunde – präferieren, nicht aber die nächst kleineren Städte. Dabei geht
Barber davon aus, dass Städte a) über keine Souveränität verfügen und b) nicht von Grenzen
determiniert sind, da sie ein lebender Organismus seien. Auch wenn sich Städte ausweiten, lasse

102 Huntington 1991, 12.


103 Vgl. Freedom House 2017.

20
sich gewisse Grenzziehungen dabei nicht verleugnen. Unter der Vorrausetzung, die
Problembeschreibung von Benjamin Barber trifft zu, und die nationalstaatliche Politik kann
bestehende globale Probleme nicht lösen, erscheint Barbers institutioneller Vorschlag, der ja auf
freiwilliger Kooperation basiert, eher als romantische „nice-to-have“ Ergänzung anderweitiger
Global Governance. Wir können in den internationalen Beziehungen überwiegend beobachten,
dass freiwillige Kooperation ohne Sanktionierungsinstanzen in der Regel folgenlos bleibt.

The cosmopolitan or global society and its enemies: Um einem mitteleuropäischen


Wissenschaftler Eurozentrismus vorzuwerfen, lassen sich in der Regel leicht einige Argumente
finden. Wenn Beck für einen kosmopolitischen Bewusstseinswandel den deutschen Touristen als
Beispiel aufgreift, dann erscheint die Kritik des Eurozentrismus fast zu milde.104 Erstens, weil
sicherlich der geringste Anteil der deutschen Touristen, zugespitzt, nach zwei Wochen Südostasien
mit einem ernstzunehmenden Bewusstseinswandel zurückkehren. Und selbst wenn dies zuträfe,
handelt es sich weniger um ein globales, sondern vielmehr um ein spezielles Phänomen des
deutschen Wohlstandes, welchen in der Masse weniger Länder teilen. Wesentlich relevanter als
deutscher Massentourismus sind Migrationsbewegungen. Jürgen Osterhammel verweist in seiner
„Verwandlung der Welt“ (2010) darauf, dass bereits im 19. Jahrhundert millionenfach, und somit
ein hoher Anteil der damaligen der Weltbevölkerung, den Atlantik überquerten; indische
Wanderarbeiter gingen in die Karibik, chinesische Zwangsarbeiter bauten amerikanische
Eisenbahnen. Osterhammel verwendet sogar den Begriff der Wanderergesellschaft – womit er
unzweifelhaft keine deutschen Touristen meint. Es umspannte sich, auch jenseits des
Sklavenhandels, ein weltweites Pilgernetz – große „Fernwanderungen“ begannen.105 Von der
Wanderer- zur Weltgesellschaft wäre ein logischer und wohl historisch sinnvollerer
Anknüpfungspunkt für Beck gewesen.106

Einigkeit besteht zwischen Beck, Barber und Osterhammel über den Fortbestand von
globalisiertem Reichtum und lokalisierter Armut. Nach Osterhammel galt bereits im 19.
Jahrhundert: „Nur privilegierte Minderheiten denken und agieren global.“107 Insbesondere in

104 Vgl. Beck 1998, 49.


105 Vgl. Osterhammel 2010, 249ff.
106 Beck war sich über den Vorwurf des Eurozentrismus durchaus bewusst: „Wer bestimmt eigentlich darüber, was

die säkular-heiligen ‚kosmopolitischen‘ Werte beinhalten? Bis auf weiteres ist der Verdacht begründet, dass sich darin
auch eine Verschweizerung der Welt Bahn bricht. Mit anderen Worten, das, was sich „kosmopolitisch“ gibt,
entpuppt sich am Ende als westliche Kleinbürgermoral im Größenwahn.“ - Beck 1998, 44. Auch spätere Werke von
Ulrich Beck versuchen den Vorwurf des Eurozentrismus zu entkräften – siehe dazu u.a. Beck und Grande 2010:
Jenseits des methodologischen Nationalismus: außereuropäische und europäische Variationen der Zweiten Moderne.
107 Osterhammel 2010, 13.

21
Barbers Konzept der vernetzten Städte scheint er von der New Yorker-Wohlstandsgesellschaft
auszugehen, in welcher es fast State-of-the-Art ist global zu denken – wobei dies eher mit
Gemeinnützigkeit als mit dem Gedanken anderer Kulturen auf Augenhöhe verbunden wird.

Bei der von Barber favorisierten Einbeziehung des Fremden in eine wertebasiert Gemeinschaft
stellt sich auch die Frage der Integrationsrichtung; wer soll sich hier an wen anpassen. Wenn Barber
schreibt: „Es ist kein utopisches Ziel, Bürgermeister zu globalen Entscheidungsträgern zu machen
und ihre urbane Wählerschaft in Bürger ohne Grenzen zu verwandeln. Auch geht es dabei um
mehr als Sehnsucht nach einem unerreichbaren System weltweiter Gerechtigkeit. […] Es würde
schon genügen, das einzigartige urbane Potenzial für Kooperation und Egalitarismus zu
nutzen.“108, dann verkennt er eindeutig, dass gerade in Bezug auf die vorherrschende Urbanität und
die ansässigen Bürgerinnen und Bürger in den meisten Metropolen eben nicht von Egalitarismus
gesprochen werden kann. Der Grund ist ein ganz praktischer: es können sich schlichtweg nur
wohlhabende Menschen leisten in solchen Großstädten zu leben. Deswegen muss die Frage erlaubt
sein: welche Rolle spielen die ländlichen Räume und die nicht-kosmopolitischen Bürger in Barbers
Theorie, welche eben doch fast utopisch ist; Was für New York Gilt, gilt nicht für Gelsenkirchen
– und was doch für Gelsenkirchen gelten sollte, gilt sicherlich nicht für Harare.

Was bei Beck kaum Beachtung findet, ist die Möglichkeit, dass Transnationalisierung und
Kosmopolitismus nicht zwangsweise miteinander korrelieren, wie Victor Roudometof in
„Transnationalism, Cosmopolitanism and Glocalization“ (2005) in Bezug auf Beck hinweist:
„Transnationalism’s relationship to cosmopolitanism is less straightforward than what it might
seem at first glance. The reality of internal globalization (or glocalization) is responsible for the
transformation of people’s everyday lives irrespective of whether they are transnational or not.“109
Fraglich bleibt, warum der Kosmopolitismus, der gleichzeitig die Rolle des Weges, des Ziels und
der philosophischen Unterfütterung ihrer Theorie einnimmt, von dem territorialen Bias der
Sozialwissenschaften ausgeschlossen sein sollte. Eine Erklärung könnte darin liegen, dass das
Konzept des Kosmopolitismus bereits auf die Stoiker zurückgeht und somit vor Entstehung der
nationalstaatlich geprägten Moderne erdacht wurde.

Die Schwierigkeit, dem gegebenenfalls zukünftigen politischen Weltsystem einen Namen zu geben
wird an beiden Lektüren sichtbar. Michael Hardt und Antonio Negri beschreiben das Phänomen

108 Barber 2017, 116.


109 Vgl. Roudometof 2005, 113.

22
dieser „Domestic Analogy“ treffend am Beispiel der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit
dem internationalem Rechtssystem: „Meist nahmen die Theoretiker […] einfach Modelle, die aus
der Zeit der Nationalstaatsgründung stammten, entstaubten sie ein wenig und boten sie als
Erklärung an, um das Entstehen einer supranationalen Macht zu verstehen.“110

Becks Ausgangsfrage „Wie wird Demokratie im Zeitalter der Globalisierung möglich“ lässt sich
schwerlich beantworten. Beck verweist selbst auf die Gefahr, dass „die Grenzen zwischen
Demokratie und Nicht-Demokratie“ verschwimmen könnten, da Parlamente ggf. an Gewicht
verlieren.111 Zudem erscheint die wissenschaftliche Aufarbeitung mühsam, wenn Beck sämtliche
Begriff umdefiniert: Wenn die „Nicht-Politik“ politischer ist als die bisherige Politik und deswegen
zur „Nicht-Politik-Politik“ wird, dann wirkt Armin Nassehis Kritik in seinem Beck-Portrait,
anlässlich seines 70. Geburtstags im Feuilleton der Süddeutsche Zeitung (2014), gerechtfertigt:
„Becks Stärke ist wirklich, an die Erfahrungswelt eines bestimmten Milieus anzuschließen, die
Arbeit am Begriff ist es nicht. Wiewohl er der Zunft vorwirft, mit ‚Zombie-Begriffen‘ zu arbeiten,
ist er eine begriffliche Ausarbeitung seiner Soziologie letztlich schuldig geblieben – und vielleicht
ist diese Soziologie darum aufs Ganze gesehen in den vergangenen Jahren eher politisch als
soziologisch geworden. […] Dass Beck den Kosmopolitismus in der Soziologie stark macht, ist
ihm hoch anzurechnen. Und dass die Soziologie den Gesellschaftsbegriff zu eng an die Nation
bindet, ist eine sehr treffende Kritik – aber Becks Erstaunen über die ganz anderen Welten und
ihren Eigensinn ist vielleicht auch ein Zeichen dafür, wie stark die Erfahrungen der Soziologie doch
in einem sehr europäischen Kontext gebildeter Träger moralischer Ansprüche geformt wurden.
Anders als andere freilich hat Beck dies offensiv aufgenommen. Selbst wenn man nicht allem folgt
– eine großartige Leistung ist es allemal.“112

V. FAZIT UND REFLEXION


Fazit: Ulrich Beck und Benjamin Barber haben jeweils auf ihre Weise das globale Zeitalter
ergründet und versucht, Weichenstellungen gegen den Verfall der Demokratie vorzunehmen.
Auffällig ist, dass sie zwar unterschiedliche institutionelle Lösungsstrategien vorschlagen, letztlich
jedoch beide auf das Konzept des Kosmopolitismus als Weg, Ziel und philosophische Untermalung
für ihre Theorien zurückgreifen. Ihre Werke beinhalten ähnliche Schlüsselbegriffe, wie Staat,
Demokratie, Gesellschaft, Gemeinschaft und Bürger. Beck geht grundsätzlich von einem

110 Hardt and Negri 2003, 7.


111 Vgl. Beck 1998, 36.
112 Vgl. Nassehi 2014.

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methodologischen Nationalismus aus, also einer Verzerrung der Begriffe innerhalb der
Sozialwissenschaften; sie gehen, so postuliert er, von dem Territorialstaat aus und verfügen
insofern nicht mehr über die Aktualität, im Zeitalter der Globalisierung, die Phänomene präzise zu
beschreiben. Seine Aufgabe scheint zunächst die entsprechende Begriffsaktualisierung zu sein.

Barber stimmt dieser methodischen Erkenntnis grundsätzlich zu, sein Anspruch ist jedoch ein
anderer: „To get something done“. Er verweist primär auf die durch globale Interdependenz
entstandenen „global challenges“, die unsere Nationalstaaten überfordern, weswegen es nun
Global-Governance-Institutionen bedürfe. Sowohl Beck als auch Barber sehen das Beharren auf
nationalstaatliche Souveränität als höchst ungeeignet an, um globale Probleme zu lösen. Es bedürfe
statt Exklusion und Rivalität, Kooperation und grenzenloser Zusammenhalt. Die Basis für diese
Form der Gemeinschaft erkennt Barber in den Städten. Sie seien gleichermaßen der Ursprung der
Demokratie – die Polis – und ihre Hoffnung in der Globalisierung – nun als Kosmopolis. Beck
und Barber bedienen sich zwar unterschiedlicher theoretischer Zugänge, wissenschaftlich eint sie
jedoch ihr intentionaler Stil, der im Wesentlichen für gesamtgesellschaftliche Probleme
sensibilisieren und Lösungsansätze aufzeigen möchte. Aus dieser gewissermaßen aufklärerischen,
wissenschaftlichen Herangehensweise entsteht zwangsweise ein prophetenartiger Grundtenor: „As
it was our origin, the city now appears to be our destiny.“113

Becks theoretischer Zugang findet in der Einbettung eines epochengeschichtlichen Kontextes statt.
So befindet sich die Welt in einem epochalen Umbruch: die Moderne ging bereits in die
Postmoderne über, was folgt – oder schon angebrochen ist – ist die Zweite Moderne. Was
verändert sich in diesem Prozess? Es findet ein Wandel von der „imaginären Gemeinschaft der
Nation“ in der ersten Moderne, zur „universellen Gemeinschaft der Abwesenden“ in der Zweiten
Moderne statt. In seinem „Weltbürger-Manifest“ strebt Beck nicht weniger als einen
kosmopolitischen Bewusstseinswandel auf globaler Ebene an. Politik verlagere sich zunehmend
weg von nationalen Parlamenten, hin zu transnationalen Akteuren, die zwar über weniger
demokratische Legitimation verfügen, jedoch potentiell besser in der Lage sind Grundrechte und
Wohlstandsversprechen einzulösen. Diese „transnationale Nicht-Politik-Politik“ kann potentiell in
verschiedenen Szenarien münden. Die Herausforderung bestehe darin, einer globalen
Zivilgesellschaft adäquate Institutionen und einen neuen Ordnungsrahmen zu verschaffen.
Konkret nennt er transnationale Organisationen, die von pluralistischen Ausschüssen geleitet

113 Barber 2013, 4.

24
werden, globale Referenden sowie sogenannte „Weltbürger-Parteien“. Ebenso wie Barber liegt
auch für Beck in das Potential die „kosmopolitische Erweiterungsbewegung der Demokratie“ in
den die Metropolen dieser Welt. Anders als Barber verschweigt Beck jedoch nicht die ungeklärte
Machtfrage: auch ein „imperialer Missbrauch der kosmopolitischen Mission“, beispielsweise durch
den Westen in Form von neoliberaler Weltpolitik, ist denkbar.

Barbers institutionelle Idee ist eine andere: das Weltparlament der Bürgermeister. Erste
Umsetzungen dieser Art hat es bereits gegeben. In diversen Praxisbeispielen heroisiert er den
pragmatischen Politikstil der Bürgermeister großer Städte. Sie seien die wahren Problemlöser, da
sie gewissermaßen losgelöst von einer Politics-Ideologie und der Souveränitätsgedanken agieren,
welche Barber auf der nationalstaatlichen Ebene vorfindet. Die politische Bürgerbeteiligung, die
prägendes Thema seiner vorangegangen Werke war (siehe „Strong Democracy“) finde ebenfalls
zunächst auf lokaler Ebene statt. Da ein hohes Maß an Interdependenz wirtschaftlicher, politischer
oder auch kultureller Natur vorherrscht, beziehen die lokalen Gesellschaften früher oder später
fremde Bürger anderer Herkunft in ihre Präferenzen mit ein. Beide Autoren rubrizieren dies mit
dem Begriff der „Glokalisierung“.

Viele sozial- und politikwissenschaftliche Forschungen über Globalisierungsprozesse, die


sicherlich in den letzten Jahrzehnten zugenommen haben, stimmen mit Beck und Barber überein,
dass das Konzept des Nationalstaats von der Globalisierung herausgefordert wird. Darüber, welche
Konsequenzen dies mit sich bringt, divergieren die Prognosen. Wird neoliberale Machtpolitik zum
globalen Humanismus oder überwiegen in naher Zukunft die globalen „Anywheres“ im Verhältnis
zu dem ortsgebundenen „Somewheres“? Setzen sich die nationalstaatliche Akteure mit ihren
Abgrenzungsideologien den Kosmopoliten entgegen, oder sind die Kulturen dieser Erde
gegebenenfalls sogar schier zu unterschiedlich und konfliktbesessen für die Entwicklung eines
Weltbürgertums? Liegt das verbindende globale Element gar in der Ausbreitung des
demokratischen Nationalstaatskonzepts? Würde man diese Spekulationen fortsetzen wollen,
könnte man auch den Trend eines Siegeszugs der Autokratien gegenüber der Demokratie
feststellen.114

Neben all der Kritik bleibt Becks Werk, insbesondere aufgrund seines konsequenten Ablehnens
des methodologischen Nationalismus und den damit einhergehenden Begriffsprägungen,
bedeutend. Auch die Auseinandersetzung mit einer neuen politischen Ordnungsform auf globaler

114 Vgl. Bertelsmann Stiftung 2018.

25
Ebene sowie dem Angebot eines Manifests wächst über viele wissenschaftliche Erklärungsversuche
der Globalisierung hinaus. Gleichzeitig erscheint die intentionale Arbeitsweise charakteristisch für
diese Art der Modernisierungsforschung, was der Vergleich mit Barber beweist.115 Barbers letztem
Buch muss Wertschätzung beigemessen werden, da er sehr pragmatisch versucht den Fokus auf
bestehende (Infra-)Strukturen – die Städte – und ihre politischen Potentiale in der Globalisierung
zu verlagern. Sie versuchen beide das im Werden begriffene mit ihren jeweiligen
Wissenschaftsmethoden zu erfassen und institutionelle Strategien zum Erhalt des bisher als
nützlich empfundenen anzubieten. Letztlich muss die zukünftige Empirie herausfinden, ob sie
richtig lagen – oder sogar die beabsichtigten Paradigmenwechsel nach geschichtsphilosophischem
Vorbild mit ihren Schriften beeinflussen konnten.

Stehen Demokratie, Globalisierung und Kosmopolitismus also, wie eingangs in den Raum
geworfen, in einem dialektischen Verhältnis zueinander? Auch wenn dies eine hilfreiche Denkfigur
zur Analyse der vorliegenden Texte darstellte, wäre sie im Sinne einer Hegel’schen Gesetzmäßigkeit
als Fazit wohl zu unterkomplex. Es ist nicht ersichtlich, warum Demokratie und Globalisierung
immanent gegenteilige Phänomene sind, die sich im Kosmopolitismus aufheben. Auch Kants
Dialektik („Logik des Scheins“) wäre denkbar, zugegebenermaßen jedoch als Kritik zu harsch:
„Denn da sie uns gar nichts über den Inhalt der Erkenntnis lehret, sondern nur bloß die formalen
Bedingungen der Übereinstimmung mit dem Verstande [...], so muß die Zumutung, sich derselben
als eines Werkzeugs (Organon) zu gebrauchen, um seine Kenntnisse, wenigstens dem Vorgeben
nach, auszubreiten und zu erweitern, auf nichts als Geschwätzigkeit hinauslaufen, alles, was man
will, mit einigem Schein zu behaupten, oder auch nach Belieben anzufechten.“116

Selbstreflexion: Beck forschte zu dem Thema Globalisierung bereits mehrere Jahrzehnte und
außergewöhnlich facettenreich – die Publikationsliste ist entsprechend lang. Die vorangegangene
Analyse vermag nicht jeden Wandel seiner Begriffsdefinitionen und Relativierungen über die Zeit
nachvollziehen zu können. Der Text „Wie wird Demokratie im Zeitalter der Globalisierung“
scheint Thesen aus „Risikogesellschaft“ zu politikspezifischer aktualisieren. Aus der politischen
Perspektive wiederum macht der Text einen Rundumschlag. Im Wesentlichen fasst er die

115 Ein weiteres Beispiel für die populärwissenschaftliche Publikationsweise in diesem Metier sind die weltweiten
Bestseller des Autorendous Michael Hardt und Antonio Negri, siehe dazu: „Empire – die neue Weltordnung“ (2001),
„Multitude: Krieg und Demokratie im Empire“ (2006) und „Common Wealth: das Ende des Eigentums“ (2009).
116 Kant 1976, 103.

26
Erkenntnisse aus der ein Jahr zuvor erschienenen Monographie „Was ist Globalisierung“
zusammen. In dessen Vorwort erwähnt er, dass die beiden Werke im selben Zeitraum entstanden
sind. In meiner Textanalyse habe ich immer dort, wo „Wie wird Demokratie im Zeitalter der
Globalisierung möglich“ zu oberflächlich blieb, auf andere Werke zurückgegriffen. Spätere Werke
scheinen einzelne Facetten dieses Textes intensiver auszuleuchten Das Werk „Macht und
Gegenmacht im globalen Zeitalter“ (2002) beispielsweise differenziert und typologisiert alle
Aspekte und Begriffe, die zuvor schon angeschnitten wurden nochmal aus, mit der Intention, eine
neue kritische Theorie zu entwerfen. „Das kosmopolitische Europa: Gesellschaft und Politik in
der zweiten Moderne“ (2004) macht andererseits konkretere Vorschläge für kosmopolitische
Lösungsstrategien der Europäischen Union. „Jenseits des methodologischen Nationalismus:
außereuropäische und europäische Variationen der Zweiten Moderne“ versucht wohl im
Nachhinein den vorliegenden Eurozentrismus zu relativieren.

Ich musste insbesondere Beck auffällig oft wörtlich zitieren. Das liegt schlicht an den vielen
eigensinnigen Wortkonstruktionen, welche die Neuartigkeit seiner Theorien zu unterstreichen
versucht. Er bewegt sich zudem gewissermaßen außerhalb der Spielwiese, indem er die
methodischen Axiome der Sozial- und Politikwissenschaften als verzerrt deklariert. Damit macht
er sich gleichermaßen immun gegen jede Angriffe „herkömmlicher“ methodischer Art.

Barber Buch „If mayors ruled the world: dysfunctional nations, rising cities“ (2013) beinhaltet
einige provokante, aber leicht verdauliche Kernthesen und beleuchtet diese dann aus
unterschiedlichen Blickwinkeln mitsamt Praxisbeispielen. Dies führt zwangsweise zu vielen
Wiederholungen innerhalb des Buches. Ich habe weitestgehend versucht, die vielen
Wiederholungen in den Zusammenfassungen auszusparen.

Die Bewertungen und Einordnungen in Kapitel IV hinterfragen viele Punkte von Beck und Barber
sehr kritisch; Aufgrund der umfangreichen Sekundärliteratur, insbesondere zu Becks Texten, habe
ich hier eher Texte ausgewählt, die im Kontrast zu Beck und Barber stehen. Ich gehe hier nur
vereinzelt auf direkte Sekundärliteratur ein, die durchaus vorhanden ist; Da Beck und Barber jeweils
thematisch einen so weiten Bogen schlagen und die direkte Sekundärliteratur eher methodische
oder definitorische Nuancen kritisiert, wollte den Fokus darauf legen, den beiden Theorien
konträre Ideen anderer Wissenschaftler im selben Metier entgegenzustellen.

27
Literaturverzeichnis

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