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KAPITEL 1

SEXUALITÄT UND DIE FÜHRUNGSKRISE

Am Anfang des 21. Jahrhunderts trifft die Welt auf zahlreiche Her-
ausforderungen. Obwohl der technologische Fortschritt manchem Be-
wohner dieses Planeten eine gewisse Gemütlichkeit versichert, ist die
Mehrheit der Menschen nicht glücklicher oder zufriedener. Ungerechtig-
keiten bestehen weiterhin auf der ganzen Welt. Sogar unter den Reichen
ist der materielle Wohlstand keine Garantie für ein erfülltes Leben. Die
Ökosysteme unseres Planeten befinden sich im Ungleichgewicht. Kriege
und Konflikte fordern einen tragischen Blutzoll, und überall um uns her-
um streben die Menschen um jeden Preis nach Prestige und Profit.

Was ist der Grund dafür? Um eine Antwort zu finden, müssen wir
unter die Oberfläche des Geschehens schauen und sehen, was sich tief
in unserem Herzen befindet. Die letztliche Ursache sind nicht bestimm-
te historische Ereignisse, obwohl diese auch eine gewisse Bedeutung
haben; die Ursachen sind unsere Gedanken, Gefühle und Wünsche. Als
Mitglieder der modernen Industriekultur können wir kaum verhindern,
dass wir ihre Botschaften in uns aufnehmen. Deswegen hat die Mehr-
heit von uns gelernt, sich selbst als physisches Wesen zu sehen, das »nur
einmal lebt«, mit solch einer Sicht betrachten wir das Streben nach Sin-
nesbefriedigung als etwas Normales. Die Folge davon ist: Wir lassen es
zu, uns unseren materiellen Gelüsten hinzugeben, die wir auf jede er-
denkliche Art und Weise zu befriedigen versuchen.

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Eine andere Art unsere Situation zu beschreiben wäre, zu sagen, dass wir
zugelassen haben, die Lust und nicht die Liebe unser Leben bestimmen zu
lassen. Trotz bester Absichten, unsere Gesellschaft macht uns ein Le-
ben ohne Ich-Bezogenheit, Konkurrenzkampf und Ausbeutung schwie-
rig. Die Lust ermutigt uns dazu, rücksichtslos die Bodenschätze unserer
Erde auszubeuten, nur um den nie endenden Teufelskreis, noch mehr
zu erschaffen, noch mehr zu verbrauchen, noch mehr zu gewinnen und
noch mehr zu begehren, aufrechtzuerhalten. Die Lust treibt uns regel-
recht dazu, auf der Leiter des »Erfolgs« bis ganz hinauf zur Spitze zu
klettern, ohne Rücksicht auf Schäden, die wir auf dem Weg nach oben
anrichten mögen. Auch bringt uns die Lust jenes sexuelle Verhalten bei,
das sowohl für uns als auch für andere Menschen verletzend und ernied-
rigend ist. Um eine sichtbare Besserung zu erlangen, müssen wir lernen,
die Lust in Liebe umzuwandeln. Die Zukunft der Welt hängt davon ab.

LUST, SEX UND FÜHRUNG

Nirgendwo wird die Notwendigkeit dieser Umwandlung von Lust in


Liebe deutlicher als bei unseren Führungskräften. Eines der größten Prob-
leme in der heutigen Welt ist die Ohnmacht unserer Führungskräfte auf allen
Ebenen der Gesellschaft. Im Allgemeinen waren sie nicht in der Lage oder
nicht willens, ihre Lust zu überwinden. Vor allem haben sie nicht gelernt,
die sexuellen Energien auf konstruktive Weise zu nutzen und können
deswegen die eigennützigen Anhaftungen nicht bezwingen, welche dem
selbstloseren, spirituellen Ausdruck der Liebe im Weg stehen.1

Wie der französische Schriftsteller des 18. Jahrhunderts, Voltaire,


einmal sagte: »Die Masse ist fügsam. Sie ist anfällig für Mode-Erschei-
nungen und Mode-Entwicklungen und sie eifert denjenigen nach, der sie
anführt.« Das ist mitunter der Grund, warum die Unzulänglichkeit der
Führung solch ein ernsthaftes Problem darstellt. Der ganze Planet tritt
in ihre Fussstapfen. Unsere Führer sind nicht genügend ausgerüstet, um

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Kapitel 1 – Sexualität und die Führungskrise

den negativen Strömungen, die in der heutigen Zeit überwiegen, gegen-


überzustehen und sie können auch die Hilfe aus höheren spirituellen
Ebenen nicht herbeirufen, um das allgemeine Bewusstsein der Gesell-
schaft zu erheben. Aufgrund dieser Schwächen ist jeder vermehrt den
dämonischen Energien ausgeliefert.

MISSBRAUCHTE SEXUALITÄT IST DIE URSACHE

Die sexuelle Energie ist eine mächtige Energie, die wir entweder kon-
struktiv oder destruktiv nutzen können. Obwohl sexuelle Energie Zivili-
sationen aufbauen oder auch zerstören kann, erkennen unsere Führer
immer noch nicht die Notwendigkeit, ihre vielen Formen zu beherrschen.
Obwohl wir ständig von Sex hören, darüber reden, darüber nachdenken
und ihn ausüben, haben wir keine Kenntnis über seine tieferen Aspekte.
Doch ein richtiges Verständnis der Sexualität ist unentbehrlich, nicht nur
für die eigene Entwicklung, sondern auch für die Transformation, die zur
Bildung einer starken Nation förderlich ist.

Viele scheinbar mächtige Führer haben letztlich bei ihren jeweiligen


Missionen versagt, da sie unfähig waren, ihre sexuelle Energie zu be-
herrschen. Falsch ausgerichtete Sexualität war die Ursache, dass zahl-
reiche Regierungen zugrunde gingen und viele religiöse und spirituelle
Einrichtungen zusammenbrachen. Millionen von Menschen haben gar
ihr Leben gelassen, nur weil ihre Führer Opfer schlecht geleiteter sexuel-
ler Energie waren. Eigentlich regt die patriarchale Natur der Gesellschaft
zum Brechen verschiedener Normen an, sodass man in unserer heu-
tigen Kultur reichlich Zeichen des sexuellen Ungleichgewichts, wie z.B.
Pornographie, Promiskuität, Abtreibung, Inzest, Homosexualität und
Geschlechtskrankheiten, vorfindet.

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DER SPIRITUELLE KRIEGER II

DIE GESELLSCHAFT ERMUTIGT ZUR SINNESBEFRIEDIGUNG

Sex an sich ist nicht schädlich; tatsächlich ist das Gegenteil der Fall.
Wir versuchen in keiner Weise die Sexualität abzuwerten, sondern die
Einstellung der modernen Gesellschaft zum Sex zu hinterfragen. Sex als
Ausdruck der Liebe kann eine mächtige, positive Kraft sein, die zu vielen
tiefen spirituellen Offenbarungen und Erkenntnissen führen kann. Auf
ihrer höchsten Stufe kann Sexualität zum großen Dienst für den Herrn
und diesen Planeten werden. In der Bhagavad-gita 7.11, einem alten vedi-
schen Text, sagt der Herr, dharmaviruddho bhutesu kamo ’smi bharatar-
sabha: »... Ich bin die Sexualität, die nicht im Widerspruch zu den religiö-
sen Prinzipien steht, o Herr der Bhāratas [Arjuna].«

Die materialistische Zivilisation hat Liebe mit Sex verwechselt. Daher


ist es kein Wunder, dass es in den USA fast in jeder Minute zu einer Ver-
gewaltigung kommt, oder dass rund ein Sechstel aller Kinder (Jungen
wie Mädchen) Opfer von Inzest sind. Wir werden ununterbrochen mit
Werbungen bombardiert, die uns anspornen, unsere Sinne zu genießen.
Egal ob es sich dabei um eine Schokolade, ein Getränk oder um ein Auto
handelt, die Idee hinter jeder Werbung ist die Besitzergreifung des Kon-
sumenten für ein bestimmtes Produkt, das er genießen kann, um seine
Fähigkeit für ein aufregendes sexuelles Leben zu vergrößern.

Ein bedeutender und entscheidender Faktor, dass wir Schwierigkei-


ten bekommen, den sexuellen Drang zu beherrschen, ist das Fernse-
hen und andere Medien. Jeder, der täglich mehrere Stunden fernsieht,
kann es nicht vermeiden, sexuell erregt zu werden. Nicht nur in den
Werbungen schwingen sexuelle Untertöne mit, sondern auch in vielen
Sendungen. Zusätzlich sind auch Filme voller Sexszenen. Das wäre kein
Problem, wenn die Filme gesunde Beziehungen darstellen würden, doch
unglücklicherweise zeigen sie oft sexuelle Ausbeutung, Missbrauch und
Perversion. Die Menschen geben unglaubliche Summen von Geld für Er-

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Kapitel 1 – Sexualität und die Führungskrise

wachsenenfilme oder für sexuelle Programme im Kabelfernsehen aus.


Und was denken sie sich, was wohl ihre eigenen Kinder schauen, wenn
sie den Fernseher einschalten?

Fernsehen versetzt uns ähnlich wie eine Hypnose in einen Alpha Zu-
stand, der uns empfänglicher für Beeinflussungen macht als sonst. Wäh-
rend wir fernsehen, werden die Bilder in unserem Geist gespeichert und
verbleiben dort für Tage, Wochen, Monate und manchmal sogar Jahre.
Denke darüber nach. Versuche, dich zu erinnern, wann du das letzte Mal
eine heftige Sex-Szene gesehen hast, und wie lange diese dann bei dir
im Geist hängen blieb. Kein Wunder, dass wir mit solchen Bildern im Be-
wusstsein große Schwierigkeiten bekunden, den Versuchungen der Pro-
miskuität zu widerstehen.

Diese Situation ist kein Zufall. Wann immer wir eine mächtige, schöp-
ferische Kraft, wie die sexuelle Energie, missbrauchen, wird dieselbe
Kraft in gleicher Stärke, jedoch auf negative Weise auf uns einwirken.
In dieser Gesellschaft versuchen uns viele, getrieben von Profitgier, be-
wusst von Sex und Drogen für ihren eigenen Gewinn abhängig zu ma-
chen. Da wir nicht gelernt haben, unsere sexuelle Energie zu beherr-
schen, sind wir eine leichte Beute und werden zu Sklaven unserer Sinne
und derjenigen, die an unseren Schwächen verdienen. Deshalb ist der
illegale Handel mit Drogen- und Medikamenten das größte Geschäft in
der Welt. Und Pornographie ist eine der am schnellsten wachsenden In-
dustriezweige.

DIE FOLGEN EINER FALSCH AUSGERICHTETEN SEXUELLEN ENERGIE

Pornographie ist oft mit dem organisierten Verbrechen und seinen


verschiedenen schädlichen Tätigkeiten verbunden. Ihr Einfluss führt
zur Zunahme von Vergewaltigungen, Zerstörung gesunder Beziehungen
und Familien sowie einer enormen Beeinträchtigung ernsthafter Verbin-

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dungen. Weil die Pornographie so weit verbreitet ist, beginnen die Men-
schen der Degradierung, die sie sehen, nachzueifern und betrachten
die Perversionen als etwas Normales und rechtfertigen damit alle Arten
schlechten Benehmens.

Neben der Pornographie ist eine weitere negative Folge falsch aus-
gerichteter sexueller Energie die sehr schnelle Verbreitung von Ge-
schlechtskrankheiten. Jedes Jahr gibt es Millionen neuer Fälle von Sy-
philis und Tripper, und jeden Tag werden mehrere Tausend Menschen
mit dem AIDS-Virus infiziert, sodass in den nächsten paar Jahren viele
Millionen daran erkranken werden.

Wir werden solange anfällig für sexuellen Missbrauch und Drogenkonsum


sein, bis wir den höheren Sinn des Lebens gefunden und verstanden haben.
Ein umfassenderes Verständnis der spirituellen Bedeutung des Lebens
wird es uns letztlich ermöglichen, dass wir mehr Barmherzigkeit und
Selbstlosigkeit entwickeln, da wir die stärkende Kraft unserer sexuellen
Energien nutzen, um andere zu lieben und für sie zu sorgen und nicht
um zerstörerisch zu wirken.

BISEXUALITÄT UND HOMOSEXUALITÄT

Ein weiteres Beispiel für die Rolle der Sexualität in der modernen
Gesellschaft ist die Homosexualität und die wachsende Zahl der Bise-
xuellen in der Welt. Natürlich sollten wir nicht homophob sein und auch
niemanden für seine Entscheidungen verurteilen. Jeder ist einfach auf
der Suche nach Liebe. Viele Menschen, ob homo- oder heterosexuell,
vermeiden jedoch eine ehrliche, hoffentlich spirituelle, monogame Be-
ziehung. Solche Menschen lassen sich eher von egoistischer Lust leiten
als von verantwortungsbewusster, selbstloser und mitfühlender Liebe.
Viele Heterosexuelle werfen schnell alle Homosexuellen in einen Topf,
was genauso absurd ist wie die Ansicht, dass alle Heterosexuellen gleich

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Kapitel 1 – Sexualität und die Führungskrise

sind. Es gibt viele verschiedene Arten von Homosexuellen, deren Be-


wusstsein von sehr weltlich bis sehr spirituell variieren kann, genau wie
in der heterosexuellen Gemeinschaft.

In einem der vedischen Texte, dem Kama-sutra, werden homose-


xuelle Menschen in die Kategorie der tritiya-prakriti oder des »dritten
Geschlechts« eingeordnet. Eine bestimmte, entsagte Klasse dieser
Menschen lebte in ihren eigenen Dörfern, praktizierte das Zölibat und
wurde eingeladen, an den oder bei wichtigen Versammlungen oder Fes-
ten aufzutreten, und ihre Anwesenheit wurde als sehr verheißungsvoll
angesehen. »So verdienen sie ihren Lebensunterhalt. Solche Menschen
treten niemals in jemandes Dienst oder beschäftigen sich in der Land-
wirtschaft oder im Geschäftsleben; sie nehmen nur Almosen von be-
nachbarten Freunden entgegen, um so friedlich für ihren Unterhalt zu
sorgen.« (Caitanya-caritamrta Adi-lila 13.106 Erläuterung).

Den Körper eines Mannes, einer Frau oder des dritten Geschlechts
anzunehmen, ist eine Entscheidung, aber nicht unbedingt eine Entschei-
dung, die in diesem Leben getroffen wurde. Jeder, der einen materiellen
Körper hat, ist ein Produkt des Karmas aus einem früheren Leben, das
seine Entscheidungen, Erfahrungen und Wünsche beinhaltet. All diese
Faktoren addieren sich direkt und indirekt und bringen nicht nur unsere
besonderen Körper hervor, sondern auch unsere Psyche, unsere Bezie-
hungen und unser Tätigkeitsfeld in jeder Inkarnation. Manche Menschen
werden mit sehr ungewöhnlichen Chromosomenkonfigurationen oder
mit komplexen und gemischten Genitalstrukturen geboren. Sie kommen
also mit einer bestimmten körperlichen Veranlagung auf die Welt. Sol-
che Menschen, wie auch alle anderen Menschen im Allgemeinen, sind
in ihrer Mentalität durch frühere Erfahrungen in früheren Leben und
durch kritische Phasen in diesem Leben geprägt worden.

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Unabhängig von unserer Hormon- und Chromosomenkonfiguration


und unserem psychologischen und emotionalen Zustand haben wir alle
in diesem Leben die gleiche Wahl - unseren Körper, unsere Sinne und
unseren Geist in Liebe und im Dienst für Gott einzusetzen oder sie für
Lust und Ausbeutung zu nutzen. Lass uns einige mögliche soziologische
und metaphysische Faktoren untersuchen, die ebenfalls eine Rolle bei
Transgender-Verhalten spielen können.

Für viele schwule Männer ist ein Faktor, dass sie es vermeiden wollen,
die männlichen Vorbilder zu imitieren, die sie als Kinder erlebt haben.
Wenn ein Junge sieht, wie sein Vater seine Mutter nicht respektiert und
sich weigert, seine eigenen Kinder zu unterstützen, wird er dann stolz
darauf sein, ein Mann zu werden? Wenn ein Junge sieht, wie seine Mutter
weint, weil ihr Mann die Familie verlassen hat, wird das Kind dann darauf
erpicht sein, wie sein Vater zu werden?

Die meisten modernen Kulturen beruhen auf einem autokratischen,


patriarchalischen Modell der menschlichen Interaktion. Das normale
Verhalten von Männern in diesen Systemen besteht darin, Herr über
alles zu sein, was sie überwachen. Solche Gesellschaften ermutigen
Männer dazu, rücksichtslose, egozentrische, manipulative Diktatoren zu
sein, obwohl viele von ihnen sich wünschen, freundliche, mitfühlende
Beschützer und Versorger zu sein. Männer, die keinen gesunden Respekt
vor sich selbst haben, können diesem gesellschaftlichen Druck leicht er-
liegen, indem sie sich voll und ganz dem »Macho«-Verhalten hingeben
- oder es völlig ablehnen.

Auch Frauen haben dieses patriarchalische Muster verinnerlicht; vie-


le von ihnen sind nur allzu bereit, andere, Männer wie Frauen, zu ihrem
eigenen Vorteil auszunutzen. Unabhängig vom Geschlecht wird jeder,
der in einer höheren Position ist und dem es an Liebe und Mitgefühl
mangelt, unweigerlich zum Ausbeuter. Durch diese Ausbeutung wird das

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Kapitel 1 – Sexualität und die Führungskrise

patriarchalische Paradigma aufrechterhalten, das so viele von uns ver-


letzt.

Frauen stehen vor so vielen unnötigen Herausforderungen. Viele jun-


ge Mädchen werden missbraucht und misshandelt, nur weil sie weiblich
sind. Die patriarchalische Kultur lehrt eine junge Frau, ihre Weiblichkeit
nicht zu schätzen. Eine Frau, die eine Straße entlang geht, muss wach-
sam sein, nur weil sie eine Frau ist. Sie muss sogar vorsichtig sein, wenn
sie einen Mann grüßt oder anlächelt, weil er ihr Verhalten falsch inter-
pretieren könnte. Sie muss aufpassen, wenn ihr Chef bestimmte Be-
merkungen macht, denn er könnte etwas anderes im Sinn haben. Sie
kann in ihrem Job hart arbeiten, um dann festzustellen, dass sie weit-
aus schlechter bezahlt wird als ein Mann, der die gleiche Arbeit leistet.
Wie kann man sich unter solch einem unerbittlichen Ansturm glücklich
schätzen, eine Frau zu sein?

SPIRITUELLE ASPEKTE DER HOMOSEXUALITÄT

Aus spiritueller Sicht ist eine weitere Erklärung für Homo- Sexualität
oder Bisexualität in der Reinkarnation liegen. Diejenigen, die in einem
Leben nicht richtig integriert sind, könnten im nächsten Leben ein männ-
liches Bewusstsein in einem weiblichen Körper haben, oder umgekehrt.
Solche Seelen stecken fest, genau wie jeder, der einen materiellen Kör-
per hat. Die Situation ist nicht allein ihre Schuld, denn viele Menschen
haben das Umfeld und die Kultur mitgestaltet, die solche Umstände erst
möglich gemacht haben. Wenn eine Person in einem Leben eine über-
mäßige männliche oder weibliche Energie oder einen starken Hass auf
das eine oder das andere Geschlecht gezeigt hat, können diese Muster
in vielen Fällen im nächsten Leben fortbestehen - sogar in einem Körper
des anderen Geschlechts. Dies kann einen homosexuellen Lebensstil
begünstigen.

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DER SPIRITUELLE KRIEGER II

Denke daran, dass diese ganze Welt als Übungsplatz oder Schule
konzipiert ist. Eine Seele kann in einem früheren Leben in einem star-
ken, athletischen, 120 kg schweren Körper eines Gewichthebers gewe-
sen sein. Jetzt wird diese Seele im Körper einer Frau wiedergeboren. Als
Mann war dieser Mensch vielleicht extrem chauvinistisch, unsensibel
und nicht bereit, seine fürsorgliche Seite zu entwickeln. Er muss nun
eine weibliche Identität annehmen, um diese Aspekte zu entwickeln.
Aber seine starke Verbindung zu seinem früheren Leben bedeutet, dass
er immer noch eine starke männliche Energie zum Ausdruck bringt, so
dass sich die Person jetzt in einem Zustand der Verwirrung befindet. Es
kann sein, dass sich diese Seele im nächsten Leben wieder als Frau rein-
karnieren muss, um die verleugneten weiblichen Aspekte zu integrieren.

Ein anderes Beispiel: In einem früheren Leben hat jemand in einem


weiblichen Körper vielleicht extremen Missbrauch erlebt. Nun wird die-
selbe Person noch einmal in einem weiblichen Körper geboren, dieses
Mal mit großem Selbsthass und Abneigung gegen das Frausein. In dem
Bemühen, ihre verhasste Weiblichkeit zu verleugnen, schafft sie ein Un-
gleichgewicht in ihrer sexuellen Orientierung.

Wenn ein Mensch sich zu Mitgliedern des eigenen Geschlechts hin-


gezogen fühlt, ist er nicht allein. Eine große Anzahl von Menschen hat
ähnliche karmische Faktoren zu verarbeiten. Es ist nichts Falsches daran,
wenn man Zuneigung für jemanden des gleichen Geschlechts empfin-
det. Schwierig wird es jedoch, wenn diese Zuneigung einen unerlaubten
sexuellen Ausdruck sucht.

Sexualleben bedeutet, dass die Partner bereit sind, für das zu sorgen,
was aus ihrer Verbindung hervorgeht. Das natürliche Ergebnis einer se-
xuellen Beziehung kann die Geburt eines Kindes sein. Jeder andere Ge-
brauch der Sexualität kann unnatürlich sein und unheilvolle karmische
Folgen nach sich ziehen.

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Kapitel 1 – Sexualität und die Führungskrise

WEITERE ESOTERISCHE ASPEKTE DER SEXUALITÄT

Aus spiritueller Sicht spielt die Reinkarnation nicht nur bei der Ho-
mosexualität eine Rolle, sondern sie kann auch die Anziehung erklären,
die wir für bestimmte Mitglieder des anderen Geschlechts empfinden
können. Wir alle haben viele Leben gelebt, in denen wir sicherlich auch
sexuell aktiv waren. In diesem jetzigen Leben treffen wir vielleicht auf ei-
nen Sexualpartner aus einer früheren Existenz, für den wir ein überwäl-
tigendes Verlangen empfinden, ohne zu verstehen warum. Tatsächlich
erleben wir die subtile Verbindung, die besteht, weil wir so viel aus der
Vergangenheit geteilt haben.

Aber jetzt gibt es ein Problem. Diese Person ist vielleicht die Frau
oder der Mann unseres besten Freundes oder unser eigener Sohn oder
unsere eigene Tochter. Verstehst du nun, wie schwierig eine solche
Situation sein kann? Die Beteiligten werden von Kräften, die sie nicht
verstehen können, in gegensätzliche Richtungen gezogen. Die Abhilfe
besteht darin, so prinzipienorientiert zu leben, dass wir, obwohl diese
Anziehungskräfte vorhanden sind, nicht nach ihnen handeln. Wenn wir
ihnen nachgeben, wird das Chaos die Folge sein.

Es gibt noch einen weiteren Grund, warum spirituelle Menschen un-


ter unpassenden Umständen eine starke sexuelle Anziehung verspüren
können. Manchmal brauchen Seelen, die auf die Geburt warten, eine
besondere Art von irdischer Umgebung, um sich richtig zu entwickeln,
vor allem solche, die einen besonderen Körper oder eine besondere
Erziehung brauchen, um das höhere Bewusstsein zu unterstützen. Sol-
che Seelen werden ein bestimmtes Menschenpaar suchen - das nicht
unbedingt miteinander verheiratet sein muss -, das ihnen die notwen-
dige Biologie, den Schutz, die Führung oder die Ausbildung bieten kann,
nachdem sie in diese Welt gekommen sind.

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Diese Seelen werden Druck auf das Bewusstsein des ausgewählten


Paares ausüben, wann immer diese beiden Menschen zusammen sind,
unabhängig von ehelichen Verpflichtungen gegenüber anderen Part-
nern oder religiösen Gelübden des Zölibats. Die äußere Situation ist für
diese Seelen irrelevant, sie sind einfach auf ihr Ziel konzentriert.

Dies entschuldigt in keiner Weise jemanden, der religiöse oder ehe-


liche Gelübde bricht, aber es erklärt eine uneingestandene Quelle der
überwältigenden sexuellen Anziehung, die manchmal zwischen Men-
schen entsteht - oft in spirituellen Gruppen. Da unsere Gesellschaft so
häufig Liebe mit Sex verwechselt, können selbst Menschen auf einem spi-
rituellen Weg in Versuchung geraten, ihre Partner zu begehren, wie jeder
andere auch. Auch wenn sie glauben, ihren »Seelenverwandten« gefun-
den zu haben, fühlen sie sich vielleicht einfach sexuell angezogen oder
stehen unter dem Druck von Seelen, die in einem guten Körper geboren
werden oder in einer unterstützenden Umgebung aufwachsen wollen.

WIE IST DAS PROBLEM ZU BEHEBEN?

Insbesondere die spirituellen Führer müssen aufgrund ihrer beson-


deren Verantwortung und Anfälligkeit, sehr vorsichtig sein, nicht dem
gelegentlich starken sexuellen Drang, den sie verspüren mögen, nach-
zugeben. Sie müssen ihre Sinne beherrschen, um die Vernichtung ihrer
Organisation und das Vertrauen vieler Menschen nicht zu riskieren.

Anziehungen werden ganz natürlich aufkommen. Wir sollten uns da-


für nicht schämen oder verlegen sein, doch müssen wir lernen, mit den
Anziehungen in einer solchen Weise umzugehen, dass sie keine Störun-
gen verursachen. Wenn Menschen, die als mögliche Eltern auserkoren
wurden, nicht verstehen, was mit ihnen geschieht, oder wenn sie in ih-
ren Gelübden nicht entschlossen bleiben, können sie von ihren sexu-
ellen Wünschen überwältigt werden und ihnen unterliegen. In solchen

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Kapitel 1 – Sexualität und die Führungskrise

Situationen müssen sie vorsichtig sein und lernen, mit den Seelen, die
begehren geboren zu werden, auf einer feinstofflichen Ebene zu kom-
munizieren und ihnen mitteilen welch ungeeignete Umstände vorherr-
schen.

Eine andere Möglichkeit wäre, die Halbgötter zu bitten, diese Seelen


in eine andere, geeignetere Umgebung zu führen. Viele Menschen glau-
ben, dass es die Halbgötter nicht wirklich gibt und sie bloß reine Theorie
sind. Doch das Universum ist sehr persönlich. Die Halbgötter steuern
alle unsere körperlichen Funktionen: die Bewegung der Augenlider, die
Atmung und auch z.B. die Verdauung. Auf diesem Planeten sind sie ganz
besonders aktiv. Sie können uns helfen und sie tun es auch.

Wenn eine Seele versucht, eine verheiratete Frau zu einer außerehe-


lichen Beziehung zu verleiten, könnten die Halbgötter die Seelen in sol-
cher Weise lenken, dass sie als Kind der Frau und ihrem gesetzlich anver-
trauten Ehemann geboren wird. Eine andere Möglichkeit wäre, dass eine
Seele, die sich bemüht einen Priester in Versuchung zu bringen, in einer
Familie geboren werden könnte, die dem Priester nahe steht, so dass
dieser bei der Erziehung des Kindes helfen kann. Ein treffendes Beispiel
kommt aus meiner eigenen Erfahrung. Ich lebe zölibatär. Oft werden die
Seelen, die eine Beziehung zu mir haben oder eine suchen, in den Famili-
en meiner Schüler hineingeboren, damit ich mich um sie kümmern kann.

Die meisten Führer, sowohl spirituelle als auch weltliche, können


solche Erscheinungen nicht verstehen. Doch das spielt keine Rolle. Die
Medizin bleibt dieselbe, ob wir nun ihre Wirkung verstehen oder nicht.
Wir müssen unsere Sinne beherrschen, unseren Prinzipien treu bleiben
und eine Beziehung zu spirituellen Förderern aufbauen, die uns helfen
können, stark zu bleiben. Wenn wir hartnäckig darauf bestehen, unse-
re Kraft weiterhin dazu zu verwenden, andere auszubeuten und sie zu
missbrauchen, werden wir unweigerlich auch die negativen Folgen zu

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DER SPIRITUELLE KRIEGER II

spüren bekommen. Die höheren spirituellen Wesen beobachten uns


ständig und machen uns für unser Benehmen verantwortlich. Sie han-
deln aus Liebe zu uns auf diese Weise. Diese Liebe bedeutet, dass sie
sich ununterbrochen um uns sorgen, uns beobachten, an uns denken
und uns helfen wollen. Gott und seine Helfer lieben uns alle und treffen
daher vielerlei Art Vorkehrungen, um uns bei unserer Weiterentwicklung
zu führen und zu unterstützen.

DIE FEINSTOFFLICHE SEXUALITÄT

Der Einfluss der Sexualität ist viel durchdringender als wir denken.
Eine kaum verstandene Form der Sexualität ist die Erscheinung der so-
genannten feinstofflichen Sexualität. Selbst wenn wir von offenkundigen
sexuellen Handlungen Abstand nehmen, mögen wir immer noch danach
trachten, über unsere Umgebung zu herrschen, entweder indem wir ver-
suchen alles oder jeden um uns zu kontrollieren oder indem wir zeigen
wollen, wie herrlich und wichtig wir sind. Wenn wir unsere Energien der
Erlangung von Ansehen, Bewunderung und dem ichbezogenen Gewinn
verschreiben, lassen wir uns auf verschiedene Formen der feinstoffli-
chen Sexualität ein. Ein solches Verhalten wird in der materialistischen
Gesellschaft als normal angesehen; daher kann es äußerst schwierig
sein, gegen seine Anziehungskraft immun zu bleiben.

Das Bestreben nach Ansehen, nach Verehrung und Profit ist ein
Zeichen für unsere ungenügende Beherrschung der sexuellen Energie.
Wenn wir unsere egozentrischen Wünsche nicht beherrschen, können
sie zu sichtbaren physischen Handlungen entarten. Wann immer wir
selbstsüchtig auf unseren unumschränkten Genuss in Form von Anse-
hen, Macht und persönlichem Gewinn ausgerichtet sind, neigen wir dazu,
andere auszubeuten und sie als Erweiterung von uns selbst zu betrach-
ten, die wir für unsere selbstische Befriedigung missbrauchen dürfen.

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Kapitel 1 – Sexualität und die Führungskrise

Wenn mächtige Führer dem Wunsch nach Ansehen unterliegen, so


besteht kein Zweifel daran, was hinter verschlossenen Türen abläuft. Da
solche Individuen schon verstört sind, mangelt es ihnen an Disziplin, um
sich der sexuellen Zügellosigkeit enthalten zu können. Im Gegensatz zu
ihnen, handeln aufrichtig starke Führungspersonen, wie z.B. Mahatma
Gandhi, Nelson Mandela oder Mutter Theresa, nicht auf diese Weise.
Statt dessen gründen sie ihre Stärke auf Selbstlosigkeit und Demut. Sie
entfalten ein spirituelles Schild, das sie vor den Reizen und der Gefahr
der feinstofflichen Sexualität beschützt.

SEXUELLE ENERGIE UND FRIEDEN

Ein Weltfrieden ist nicht möglich, solange wir unsere sexuellen Ener-
gien, einschließlich des Drangs sich der feinstofflichen Sexualität hinzu-
geben, nicht bändigen. Der Friede ist letztlich von der Entwicklung einer
besseren Beziehung in der eigenen Familie sowie mit den Mitmenschen,
denen wir täglich begegnen abhängig. Um das zu erreichen, müssen wir
Frieden in uns selbst finden. Der innere Frieden bedeutet, unser inneres
Gleichgewicht zu entdecken, was uns wieder unmittelbar zum Thema
der richtigen Beherrschung und Ausrichtung der sexuellen Energien
bringt. Wenn wir nicht lernen diese Energien richtig zu lenken und ein-
zugliedern, wird die Wahrscheinlichkeit, eine friedliche Welt zu schaffen,
gering bleiben.

Wenn wir einmal gelernt haben, mit uns selbst in Harmonie zu leben,
werden die Beziehungen zu unseren Mitmenschen, vor allem zu unseren
Familienmitgliedern, ohne weiteres verbessert. Und so wird sich diese
Verbesserung weiter auf unsere Gemeinden, unser Land und letztlich
auf die ganze Welt auswirken.

Erinnern wir uns, der derzeitige Mangel an Harmonie in der Welt ist
größtenteils auf unser Unvermögen, wahre Liebe auszudrücken und

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nicht nach Sinnesgenuss zu trachten, zurückzuführen. Daher ist es er-


forderlich, uns aus den Fängen der Lust zu befreien und unsere sexuelle
Energie auf konstruktivere Weise zu nutzen.

DIE MACHT DER SEXUELLEN ENERGIE

Wenn wir die sexuellen Gewohnheiten anderer Lebensarten auf die-


sem Planeten näher betrachten, dann können wir sogar zu einem noch
tieferen Verständnis über die Macht der sexuellen Energie gelangen. In
manchen Fällen ist der sexuelle Akt an sich von solcher Bedeutung, dass
der Angehörige einer bestimmten Art nur eine einzige Gelegenheit be-
kommt, ihn auszuführen. Zum Beispiel stirbt das Schmetterlingsmänn-
chen nach einer einzigen Paarung. Nachdem das Weibchen Hunderte
von Eiern gelegt hat, stirbt auch dieses. Ameisen und manche Spinnen
haben auch nur eine Gelegenheit zur Fortpflanzung. In diesen Lebens-
formen ist der sexuelle Akt so energievoll, dass er sogleich das physische
Leben beendet.

Wie wir gesehen haben, kann die Sexualität in den Menschen, abhän-
gig davon, auf welcher Bewusstseinsstufe sie sich befinden, entweder
von aufbauender oder zerstörerischer Art sein. Alle spirituellen Tradi-
tionen anerkennen die Macht der Sexualität und lehren uns, wie wir sie
beherrschen und richtig lenken können, um eine tiefere Verbindung mit
dem Göttlichen zu erlangen. Zur gleichen Zeit hat die falsche Anwen-
dung derselben Energie manche dazu verleitet, verwerfliche Gräuelta-
ten auszuüben. Inmitten der Unruhen in der heutigen Welt müssen wir
uns entscheiden, wie wir unsere sexuelle Energie ausrichten wollen. Wir
können uns entweder in eine positive Richtung entwickeln, oder uns auf
die Befriedigung unserer egozentrischen Wünsche konzentrieren. Mit
letzterem tragen wir unweigerlich zum allgemeinen Verfall bei, der am
Ende unsere Kultur und sogar den ganzen Planeten vernichten könnte.

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Kapitel 1 – Sexualität und die Führungskrise

EIN BEDAUERLICHES BEISPIEL

Als ich vor einigen Jahren der einzige schwarze Vaishnava-Guru ge-
worden bin, hat der sambische Präsident Kaunda, der damals unter an-
derem auch Vorsitzender der Organisation für afrikanische Einheit (OAU)
war, ein vegetarisches Bankett zu meinen Ehren organisiert. Mitglieder
seines Zentralkomitees wurden zusammen mit meiner Belegschaft ein-
geladen. Viele Mitglieder aus seinem engsten Kreis waren Marxisten,
und sie waren entsetzt, dass ihr Präsident von meinen Worten völlig ge-
fesselt war. Einige von ihnen ließen sich auf einen Streit mit mir ein.

Ich sprach mit ihnen über tiefere spirituelle Grundsätze sowie über
gesellschaftliche Probleme, beschrieb alternative Schulen und Farmen
und gab Vorschläge zu Lösungen für Probleme wie den illegalen Drogen-
handel. Die Mitglieder des Zentralkomitees erklärten mir daraufhin, wie
viele Missionare im Namen der Religion nach Sambia gekommen waren
und viel Schaden angerichtet haben, indem sie in der einen Hand die
Bibel anboten, um zur gleichen Zeit mit der anderen Land an sich zu
reißen. Sie hatten Angst, ich spielte dasselbe Spiel, oder ich wäre gar
Agent der CIA.

Ihre abschließende Frage lautete: »Wie können wir wissen, dass Du


auch handelst, wie Du sprichst? Wie können wir uns sicher wähnen, dass
Du auf der Seite des Volkes bist?« Ich erkannte, dass diese Mitglieder
wirklich besorgt waren, doch wusste ich auch, dass ihr Land ein ernst-
haftes Problem mit Drogen hatte und dass mindestens siebzig Prozent
der Mitglieder, die mit mir sprachen, unmittelbar für dieses Problem ver-
antwortlich waren. Es war schon seltsam, dass sie sich nicht aufrichtig
bewusst über ihre eigene Heuchelei zu sein schienen.

Ich wies auf diese Ungereimtheit hin und sagte: »Ihr behauptet, sich
um die Menschen zu sorgen, sprecht von Revolution und Bewusstseins-

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bildung, aber im Grunde ist alles an eurem Lebensstil entwürdigend und


schwächend. Diese Negativität ist es, die ihr auf euer Land ausstrahlt.
Niemand kann ein echter Fürsorger sein, wenn er nicht diszipliniert ist.
Wann immer es euch an Sinnesbeherrschung mangelt, wird euch die
Gegenpartei angreifen und euch ermutigen, euren Schwächen nachzu-
geben.« Ein solch zügelloses Verhalten ist in diesem und vielen anderen
Ländern schon seit Generationen angenommen worden.

Ich begann meine Erklärung weiter auszuführen: »Ihr seid Kettenrau-


cher. Ihr esst Fleisch und nehmt abscheuliche Dinge zu euch. Ihr habt Sex
mit fast allem, was sich bewegt. Und doch redet ihr darüber, wie ihr euch
für euer Volk sorgt, während ihr es unmittelbar mit euren Projekten aus-
beutet und mit eurem eigenen Beispiel untergraben. Ihr führt euer Land
in den Abgrund!«

Zum Schluss habe ich noch einmal die Bedeutung der Sinnesbeherr-
schung hervorgehoben und erklärt, dass die Führungspersonen, die
eine echte spirituelle Verbindung haben, viel größere Revolutionäre sei-
en als die Kommunisten. Die Verpflichtung solcher Führungspersonen
zum Volk ermöglicht es ihnen, auf die eigenen unmittelbaren Genüsse
zwecks Handelns auf einer höheren Stufe zum Nutzen eines jeden zu
verzichten.

MACHTMISSBRAUCH

Obwohl die Diskussion mit Präsident Kaunda und seinen Beratern


vor fünfzehn Jahren stattfand, ist das Thema heute noch gleich aktu-
ell. In einer Welt, in der Promiskuität die Beziehungen untergräbt, in der
Inzest die Familien zerstört und die Gier die Produktivität der Firmen
bremst, fehlt den meisten Führungspersonen die Selbstbeherrschung,
um ihre Wählerschaft richtig zu unterstützen.

58
Kapitel 1 – Sexualität und die Führungskrise

Diejenigen, die an der Macht sind, können das Bewusstsein erhe-


ben, um eine globale Änderung der Denkweise zu unterstützen, aber
genauso können sie auch das Gegenteil bewirken. Das Ergebnis hängt
weitgehend davon ab, wie sehr die Machthabenden fähig sind beson-
ders in Stresssituationen, ihre sexuellen Energien zu beherrschen. Wenn
Führer – genauso wie jeder von uns – Missgeschicke wie Scheidung, Ar-
beitslosigkeit, Krankheit oder Tod von einer geliebten Person erleben,
dann versuchen andere, diese Verwundbarkeit für sich auszunutzen. Vor
allem Führer müssen in solchen Situationen besonders wachsam sein,
sowohl beim Hilfesuchen als auch beim Helfen. Zu Bloßstellungen kann
es jederzeit und unerwartet kommen. Sie werden nicht immer bewusst
geplant, doch geschehen sie, weil die beteiligten Personen die wirken-
den Kräfte und die Ernsthaftigkeit der Folgen nicht in vollem Umfang
verstehen können.

Führer, die andere Menschen ausnutzen, tragen eher zum Verfall


unserer Gesellschaft bei, als dass sie als Beschützer und Vorbilder die-
nen. Erkennen sie, dass sie bei ihrer Beteiligung an sexueller Ausbeutung
jemandes Mutter, Schwester, Tochter, Ehefrau oder Verlobte verletzen?
Verstehen sie den Schaden, den sie sich selbst und ihrer eigenen Familie
zufügen? Sie fördern einen Lebensstil, der die sexuellen Energien völlig
missbraucht und Menschen, Organisationen und letztlich ganze Gesell-
schaften zerstört.

Egal ob Priester, Generaldirektor, Militärbeamter, Lehrer, Therapeut,


Politiker, Chef oder Eltern, die Führer müssen Verantwortung, welche
die Macht über andere Menschen mit sich bringt annehmen; vor allem
in einer Zeit, wo viele Menschen Not leiden. Wir sollten erkennen, dass
die Ausbeutung der Personen, die uns ihr Vertrauen geschenkt haben,
schwerwiegende Folgen mit sich zieht.

59
DER SPIRITUELLE KRIEGER II

Die weltlichen und spirituellen Führer von heute, die keine Beherr-
schung über ihre sexuellen Energien haben, fügen ihren Ländern und
Organisationen großen Schaden zu oder zerstören sie sogar. Die entar-
teten Zustände, die in den Städten, Geschäften, Regierungen, Familien
und spirituellen Gemeinschaften vorherrschen und von vielen von uns
schon als normal betrachtet werden, sind die Folgen einer verdorbenen
Führung. Manche politischen Führer haben unzählige Menschen umge-
bracht oder Umstände geschaffen, in denen das Überleben schwierig,
wenn nicht gar unmöglich geworden ist. Und andere wiederum haben
so tiefe Enttäuschungen verursacht, dass sich manche das Leben ge-
nommen haben.

Diese Probleme betreffen uns alle. Jeder ist auf irgendeine Weise ein
Führer und jeder hat Kontakt zu Führern. Die Führer müssen, da sie ein
Beispiel geben und aufgrund der Macht, die sie innehaben, mehr als ir-
gendjemand sonst ihre Sinne beherrschen, ihre sexuelle Energie regulie-
ren und den Wunsch, andere zu beherrschen und auszubeuten, bezwin-
gen. Verantwortliche Führer sind nicht die Sklaven ihrer Leidenschaften.

DIE RICHTIGE ROLLE DER FÜHRER

Die Führer müssen in unseren Gesellschaftsschichten, politischen


Einrichtungen, Schulen, spirituellen Organisationen, an den Arbeitsplät-
zen und Zuhause, ein ethisches und aufbauendes Klima für alle Betrof-
fenen schaffen und stets sowohl ihr eigenes Benehmen als auch das
von anderen beobachten. Damit sie positive Kräfte auf diesem Planeten
werden können, müssen sie lernen, die Weisheit der Seele zu offenbaren
und uns auf eine höhere Ebene zu bringen.

Idealerweise sollten alle Führer als Vertreter Gottes dienen und ohne
den Wunsch nach persönlichem Gewinn, das körperliche, geistige, emo-
tionale und spirituelle Wohlergehen anderer Menschen fördern. Insbe-

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Kapitel 1 – Sexualität und die Führungskrise

sondere eine spirituelle Führung erfordert eine bestimmte Verantwor-


tung, denn diejenigen, die sich spirituell um andere kümmern, haben
die ausdrückliche Vollmacht zu lieben, zu führen und zu beschützen.
Ihre Handlungen sollen die ganze Gemeinschaft segnen, denn sie sind
ermächtigt, das Bewusstsein zu erheben und Barmherzigkeit zu geben.
Ihre Rolle als Seelsorger bringt unweigerlich auch das Vertrauen der an-
deren mit sich. In gewisser Weise sind solche Führer die spirituellen El-
tern derjenigen, um die sie sich kümmern. Der sexuelle Missbrauch, der
immer zu verurteilen ist, ist besonders in diesem Zusammenhang ein
beklagenswerter Verrat.

Früher erwarteten die Gemeinschaften von ihren Führern, dass sie


eine spirituelle Verbindung hatten. Eine Gesellschaft wählte nicht einen
König, der bloß ein guter Krieger oder Politiker war, sondern einen, der
auch die Kunst kannte, sich um das Volk zu kümmern und der sich auch
mit Wesen aus höheren spirituellen Reichen verständigen konnte. Die
gerechten Königsmacher und die Priester überwachten die Führer, um
ein angemessenes Benehmen sicherzustellen. Doch heute sind wir von
Betrügern und Betrogenen umgeben, und alle rennen dem Sinnesge-
nuss nach.

Da alle Führer – nicht nur die spirituellen – als Stellvertreter Gottes


dienen, können die Handlungen von Führern, die unehrlich andere aus-
beuten, gewaltige Folgen haben. In unseren Familien sollten zum Bei-
spiel die Eltern auf ihre Kinder göttliche Energien aussenden. Leider
passiert das sehr selten. Die Anzahl der Inzeste auf diesem Planeten ist
erschreckend und es ist beängstigend, wie viele Leute an den Folgen des
sexuellen Missbrauchs leiden. Viele Menschen können keine gesunden
sexuellen Beziehungen mehr haben. Sie ziehen sich aus Angst vor Be-
rührungen zurück, haben fürchterliche Migräne oder sind selbst als Er-
wachsene noch Bettnässer. In manchen Fällen können solche Menschen
nie ein normales Leben führen, weil sie von denjenigen, denen sie ver-

61
DER SPIRITUELLE KRIEGER II

trauten und die sie liebten, verraten und missbraucht wurden. Stellen
sie sich die tiefen Wunden der Kinder vor, die von den eigenen Eltern auf
diese Weise verraten werden und auch den fürchterlichen Schmerz und
die Enttäuschung, wenn sich die spirituellen Führer in abscheulichen
Tätigkeiten beschäftigen. Sie hinterlassen tiefe Narben, die in manchen
Fällen über Generationen bleiben.

Führer sollten sich nie als Besitzer ihrer Untergebenen betrachten.


Das Besitztum bedeutet, dass wir das Anrecht haben, mit unserem Ei-
gentum zu tun, was immer wir wollen, was manchmal auch als Recht-
fertigung für alle Arten von Ausbeutung und Missbrauch genommen
werden kann. Wenn wir uns jedoch als Betreuer, Koordinatoren, Kata-
lysatoren oder Träger der Vision sehen und wenn wir andere auf liebe-
volle, unterstützende Weise behandeln, werden wir uns nicht auf solche
Ausbeutung einlassen.

DIE WICHTIGKEIT VON GRENZEN

Wenn wir wirksame spirituelle Führer sein wollen, müssen wir die
Grenzen der anderen achten. Doch darf dieser Respekt nicht zu einem
ungesunden Extrem führen. In der gegenwärtigen Gesellschaft, der es
an spiritueller Kultur mangelt und die alles als relativ betrachtet, kön-
nen die Menschen ihre eigene Wahrheit behaupten und sagen: »Ich habe
meine Wahrheit, lass mich tun, was ich will.« Letztendlich bedeutet das,
dass es keine Wahrheit gibt; es gibt nur Anarchie. Diejenigen, die an ih-
ren sogenannten Wahrheiten festhalten, können leicht in Versuchung
geraten ihre Wünsche und Neigungen andere zu missbrauchen und aus-
zubeuten auszuleben.

Gesunde, aufbauende Grenzen geben den Menschen genügend


Raum zu wachsen und Gott auf ihre eigene individuelle Art dienen zu
können. Gleichzeitig lassen die wirksamen Grenzen die Wichtigkeit spi-

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Kapitel 1 – Sexualität und die Führungskrise

ritueller Richtlinien erkennen, was hilfreich für die richtige Entwicklung


einer Gesellschaft ist, um im Einklang mit den göttlichen Grundsätzen
leben zu können. Ein weiser Führer wirkt vorsichtig; er verletzt weder die
Rechte der anderen, noch lässt er zu, dass Anarchie herrscht.

Grenzen sind auch für die Führer selbst wichtig, damit sie ihre Recht-
schaffenheit und ihr Gleichgewicht bewahren können. Wenn wir ständig
von den Energien aus unserer Umgebung bombardiert werden, aber kei-
ne innere Kraft entwickeln, werden wir allmählich ausgelaugt, einsam
und leer. Die erste Anregung, die dann bei vielen von uns aufkommt, um
diese Leere auszufüllen, ist Sex.

Niemand kann, mit der ganzen Anstrengung, die eine solche Stellung
mit sich bringt, ein Führer sein, ohne regelmäßige Rast und Erneuerung.
Vor allem diejenigen, die als spirituelle Ratgeber dienen, geben Kraft,
Schutz und Führung zu Menschen, die nach Hilfe suchen, was zu zahlrei-
chen, heftigen, übersinnlichen Kontakten führt. Solche Führer brauchen
eine große Menge an psychologischem Raum, um ihre Energien zu er-
neuern und mit ihrer inneren Weisheit in Verbindung zu treten. Ansons-
ten können nach einer Weile die dringenden Bedürfnisse, das Verlangen
und die Abhängigkeit von anderen das Bewusstsein des Führers beein-
trächtigen.

Spirituelle Führer, die sich nicht erholen und die nicht ständig ihre
inneren Kräfte erneuern, können eine große Störung für ihre eigene Tra-
dition werden. Anstelle, dass sie hilfreich sind, mögen sie denken, sie sei-
en überlegen im Glauben, dass alles mit ihnen in Erscheinung tritt und
sie dafür reichlich belohnt werden sollten. Wenn das einmal geschieht,
dann sind sie auf dem besten Weg, ein großes Hindernis für den spiritu-
ellen Fortschritt zu werden. Im Gegensatz dazu können spirituelle Füh-
rer, die richtig handeln und ausgeglichen sind, einen bedeutungsvollen
positiven Beitrag für die Welt leisten.

63
DER SPIRITUELLE KRIEGER II

ES HERRSCHT KRIEG

Wie können Führer – oder irgendeiner von uns – richtig handeln und
ausgeglichen werden? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir ein
tieferes Verständnis für die verschiedenen Erscheinungen der Lust und
Liebe erlangen. Die nachfolgenden Kapitel beschäftigen sich eingehend
mit diesen Themen und offenbaren die Kräfte, die in uns und um uns
wirken und die zur Rettung oder zur Vernichtung der Welt genutzt wer-
den können.

Begehen Sie keine Fehler. Dies ist die Zeit des Krieges gegen die dunk-
len Mächte. Alle von uns, insbesondere die Führer, brauchen spirituelle
Waffen um zu Überleben. Der richtige Gebrauch der sexuellen Energie ist
unentbehrlich, um einen positiven Wechsel des Bewusstseins auf diesem Pla-
neten zu bewirken. Wir müssen stärker und standhafter werden, denn die
negativen Einflüsse nehmen immer weiter zu, insbesondere gegen dieje-
nigen, die nach höherem Bewusstsein streben. Wir müssen uns stärken,
indem wir lernen, auf einer höheren Ebene zu leben, wo wir dauerhafte
und feste Beziehungen haben werden – natürliche echte Verbindungen,
die auf tiefer Liebe gründen. Das ist, wovon dieses Buch handelt.

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Kapitel 1 – Sexualität und die Führungskrise

FRAGEN UND ANTWORTEN

Frage: Sie haben zahlreiche Wege beschrieben, wie wir von Lust und nega-
tiven Ausdrücken der Sexualität beeinflusst werden. Wie können wir reine
Liebe für andere entwickeln?

Antwort: Es ist nicht so schwierig, wie es vielleicht scheint. Alle spiritu-


ellen Traditionen lehren uns, unseren nächsten wie uns selbst zu lieben
und dass wir mit anderen umgehen, wie wir es für uns selbst wünschen
würden. Natürlich wollen wir das Beste für uns selbst. In jeder Situation
können wir uns in die Lage des Anderen versetzen und einschätzen, wie
es uns gefallen würde, das zu bekommen, was diejenige Person gerade
bekommt. Wenn wir öfter auf diese Weise unsere Art der Wahrnehmung
ändern könnten und die Umstände aus der Sicht des anderen sehen,
würden wir ein sehr nützliches Barometer für unser Tun erhalten. Doch
gewöhnlich neigen wir dazu, nach dem Ausschau zu halten, was wir wol-
len und beeinflussen dann unsere Umgebung, um unsere Wünsche zu
erfüllen.

Wie schön ist es doch, wenn Mann und Frau in echter Liebe zusammen-
kommen! Sie können ein unglaubliches Wunder vollbringen. Leider weiß,
wie wir erörtert haben, die Mehrheit der Menschen auf diesem Plane-
ten nicht, wie echte aufrichtige Liebe erfahren werden kann. Eigentlich
wissen nur ganz wenige Menschen, wie man Sex haben kann, trotz der
Tatsache, dass sie im täglichen Leben ständig den sexuellen Reizen aus-
gesetzt sind. Wenn sie wirklich wüssten wie, warum sollten sie Sex mit so
vielen Menschen haben? Wenn wir eine tiefe Beziehung mit einer ande-
ren Person haben, sind wir zufrieden und trachten nicht nach Aufregung
und Abwechslung bei jemand anderem. Doch weil die Menschen nicht
wissen, wie sie eine echte Beziehung zu anderen haben können, fühlen
sie sich leer und versuchen mit einer Reihe von oberflächlichen Begeg-
nungen das zu erlangen, was ihnen fehlt.

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DER SPIRITUELLE KRIEGER II

Frage: Ist es richtig, ein öffentliches Amt oder eine hohe Position in einem
Unternehmen oder einer spirituellen Organisation anzustreben? Oder ist das
feinstoffliche Sexualität?

Antwort: Das hängt von unserem Beweggrund ab. Wenn wir handeln,
um unsere Sinne zu befriedigen oder unser Ego zu stärken, ist das
feinstoffliche Sexualität. Doch wenn wir dadurch Liebe zu Gott und zur
Menschheit zum Ausdruck bringen möchten, ist das Dienst. Die materi-
ellen Aspekte des Lebens wie Ruhm, finanzieller Erfolg oder sexuelle Äu-
ßerung sind nicht schlecht. Wichtig ist, was wir mit all dem tun. Jemand
mag mehr angehaftet an seiner kleinen Matratze und einem Wasserkrug
sein, als andere an ihre Paläste und Villen. Das Bewusstsein ist wichtig.
Es ist nichts falsch an einem Beruf, der nach Beliebtheit strebt oder An-
sehen mit sich bringt; der Wert dieser Merkmale hängt davon ab, wie wir
sie benutzen. Wenn wir Gott vergessen und denken, wir seien etwas Be-
sonderes, das Beliebtheit, Popularität und Ansehen verdient, dann sind
wir auf dem falschen Weg. Aber wenn wir unseren Erfolg mit dem Dienst
und zur Möglichkeit anderen zu helfen sehen, dann ist es perfekt.

Frage: Aus dem, was Sie gesagt haben, verstehe ich, dass die Verdorbenheit
der heutigen Führer, außer dem schlechten sexuellen Verhalten, auch dem
Einfluss von feinstofflicher Sexualität zuzuschreiben ist. Stimmt das?

Antwort: Ja. Manchmal lassen sich zum Beispiel Priester und Nonnen
auf ein illegales und unmoralisches Benehmen für ihre eigenen selbst-
süchtigen Ziele ein. In einem afrikanischen Land, das ich zu besuchen
pflege, stehen gewisse Kriminelle im Bündnis mit Ministern, Priestern,
Mystikern und Schamanen, um gegen Verhaftung oder Tod gefeit zu sein,
wenn sie ihre Verbrechen ausüben. Wenn sie erfolgreich ihr Verbrechen
verübt haben, bezahlen sie ihrem Helfer ein Honorar.

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Kapitel 1 – Sexualität und die Führungskrise

Noch ein weiteres Beispiel aus demselben Land: Vor einigen Jahren wur-
de das Ende der Welt prophezeit. Die religiösen Führer haben viel Geld
gesammelt und warnten die Gemeinde, dass das Ende der Welt nahe
sei. Sie unterwiesen ihre Anhänger Reue zu zeigen und ihr Eigentum der
Kirche zu übergeben, um sie von ihren Sünden reinwaschen zu können
– das Geld bräuchten sie ja eh nicht mehr. Drei oder vier Tage vor dem
angeblichen Ende der Welt, haben manche der größten Kirchen, die am
Betrug teilgenommen haben, ihre Pforten geschlossen und das Land
verlassen.

Zu der Zeit habe ich in zahlreichen Fernsehsendungen im Land über


dieses Thema immer wieder gesprochen, dass es schon lächerlich wur-
de. Viele Menschen wollten sich dem Ende der Welt nicht nüchtern ge-
genüberstellen und betranken sich. Andere verkauften ihre Häuser, um
Geld zu bekommen; als könnten sie es mit sich nehmen. Manche hoben
das Geld von ihren Banken ab und begannen, Prostituierte aufzusuchen,
um noch einmal so viel wie möglich vor dem Tod genießen zu können. Es
ist offensichtlich, dass die Verdorbenheit solcher religiöser Führer ein
unbeschreibliches Chaos für diejenigen verursachte, die sie führen und
erleuchten sollten.

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