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Conrad Ferdinand Meyer

Der Heilige

Novelle

I
Langsam fallend deckte der Schnee das blache Feld und die Dächer vereinzelter Höfe
rechts und links von der Heerstraße, die aus den warmen Heilbädern an der Limmat
nach der Reichsstadt Zürich führt. Dichter und dichter schwebten die Flocken, als
wollten sie das bleiche Morgenlicht auslöschen und die Welt stille machen, Weg und
Steg verhüllend und das wenige, was sich darauf bewegte.

Jetzt erscholl auf dem Holzboden der bedachten Brücke, welche sich unfern der Stadt
über den Sihlstrom legt, der dumpfe Hufschlag eines Pferdes, und unter dem
Sparrenwerk der finstern, den Stadtmauern zugewendeten Öffnung erschien ein
einsamer Reiter. Seine feste Gestalt war so warm in einen grobwollenen Mantel
gewickelt und er hatte sich dessen Kapuze derart über den Kopf gezogen, daß von
seiner Person kaum mehr als ein breiter grauer Bart zum Vorschein kam. Hart hinter
dem starken Gaul von heimischer Rasse trabte mit beschneitem Rücken und
melancholisch gesenkter Schweiffahne ein großer Pudel. Der polternde Widerhall des
Hufes in der Holzwölbung weckte die drei Reisegefährten aus dem Halbschlummer, den
Frost und Schnee über sie gebracht hatten, und stellte ihnen Tor und Herberge in nahe
Aussicht./ Ersteres wurde in raschem Trotte erreicht. Unter dem niedrigen Torbogen
warf der Reiter seine Kapuze zurück, schüttelte die Flocken vom Mantel, rückte sich die
Pelzmütze aus der energischen Stirn und ritt in guter, trotz der Last seiner Jahre
kriegerischer Haltung durch den Rennweg, die erste am Fuße der kaiserlichen Pfalz
sich hinziehende Straße.

Es war der drittletzte Tag des Jahres der Gnade 1191, denn der Reisende hatte die
Gewohnheit, Zürich zwischen Weihnachten und Jahresende heimzusuchen.

Rechts, wo der Bäcker seine frischen Laibe ausgab, links, wo unter dem rußigen
Vordach der Rollenschmiede der Amboß erdröhnte und die Funken sprühten, ward der
Reiter auch heute, wie jederzeit bei seinem Einzug in Zürich, mit schallendem Zuruf als
Hans der Armbruster, Hans der Engelländer bewillkommt. Die alemannischen Laute
aber, in welchen er Gruß und Rede zurückgab, schlugen so rund und frank aus seinem
Munde, daß sein zweiter Zuname kaum auf eine ferne Heimat zurückführte, sondern auf
befriedigte Reiselust und kecke Wanderfahrt.

Auch gab der Reisende dem Herbergsvater zum Löwen, der bei ertönendem Hufschlag
neugierig unter die Tür getreten war und, den Vorüberreitenden erkennend, sich von
demselben, mit gezogener Kappe, Auskunft über das Verhalten des heurigen
Schaffhausers im Keller erbat, so sachkundige und den Beteiligten verratende Antwort,
daß unschwer zu erkennen war, wo Hans dem Engelländer heute sein Weizen blühe
und sein Wein reife.

Bis hieher geschah alles, wie Hans der Armbruster die Stadt der Fürstin-Abtissin seit
Jahrzehnten kannte. Eines aber befremdete ihn an diesem Tage, der kein Festtag war,
und allgemach begann er sich darüber zu wundern. Von Frauen verkehrten sonst in
dieser strengen Jahreszeit und frühen Stunde nur wenige vor dem Hause; heute aber
überschritten sie eilfertig und geschmückt alle Schwellen; und als Meister Hans durch
steil abfallende Gäßlein der Mitte der Stadt und den rasch dahinschießenden Wassern
der Limmat sich zuwandte, als er über die untere Brücke und am Rathause vorüberritt,
sah er es wie Ameisenzüge an beiden Flußufern aufwärts laufen. Häuflein folgte dem
Häuflein. Frauen jeglichen Standes, hochmütige Edelweiber mit kostbaren Meßbüchern
in der Hand, ehrbare Töchter des Handwerks, züchtige Klosterfrauen, hübsche Dirnen
von leichtem Wandel eilten neben runzligen, hustenden Großmüttern, die das Oberkleid
im Schneegestöber über die armen, grauen Häupter gezogen hatten. Alles strömte
seewärts, wo am Ausfluß der Limmat wie zwei Behelmte die Münster stehen.

Doch – was bedeutete das? – nur eines derselben, das Münster unserer lieben Frau,
ließ mit fliegenden Glocken seine dringende Einladung erschallen: das
gegenüberliegende große Münster aber verharrte in einem mißbilligenden Schweigen.

Nachdenklich ritt der Armbruster, dem allgemeinen Zuge folgend, unter den
Schwibbögen längs der Limmat hinauf der berühmten Herberge zu den Raben St.
Meinrads entgegen, wo er alljährlich abzusteigen pflegte. Jetzt aber, unten am Hügel,
wo weiland St. Felix und Regula geblutet haben, hielt er seinen Braunen an. Er hatte
einen Blick in die steile Kirchgasse geworfen, die hier, vom Großmünster herabführend,
ausmündet. Es bewegte sich darin, ihm entgegenschreitend und sorgsam die besten
Stellen im schmelzenden Schnee aussuchend, die feine, ehrwürdige, in Marderpelz
gehüllte Gestalt eines Chorherrn. Das unter dem schwarzen Barett blaß erscheinende
Antlitz heftete sich mit schmerzlichem Ausdruck auf die genäßten Schuhe. So wurde er
des Armbrusters nicht gleich gewahr, der sich rüstig vom Pferde geschwungen hatte,
um den alten Herrn in bescheidener Stellung und trotz des noch immer dauernden
Gestöbers mit entblößtem Haupte zu erwarten./

»Gottes und seiner Mutter Gnade zum Gruß, ehrwürdiger Herr«, sagte Hans der
Engelländer, als der Greis neben ihm stand.

Leicht überrascht heftete dieser das kluge Auge auf den Grüßenden, und ein plötzlicher
Gedanke leuchtete über seine durchsichtigen Züge, ein Gedanke offenbar erfreulicher
Art, den er aber listig für sich behielt.
So sprach ihn denn der Armbruster zuerst und folgendermaßen an: »Gestattet, daß ich
mich bei Euch erkundige, ob ich den edeln Herrn Kuno, Euern würdigen Bruder, im
Stifte finden werde. Er schuldet mir eine Kleinigkeit für hergestellte Armbruste, ferner
den Kaufpreis eines nach englischer Manier gebauten Stückes, das vor drei Jahren
bestellt und geliefert wurde, was alles, nach meiner Übung, ich vor Neujahr einzuziehen
trachte. Den vorletzten und letzten Christmond traf ich den edeln Herrn bei erschöpfter
Kasse, da er mit dauerndem Unglück im Würfelspiel zu kämpfen hatte. Wie mag es wohl
heuer um ihn stehen?«

»Das frage du ihn selber, nachdem du Imbiß bei mir gehalten hast!« erwiderte der Alte.
»Er kehrt bei Zunachten ins Stift. Alle Brüder, Propst und Kapitel, sind auf die Jagd
verritten, mich Alten, wie du siehst, ausgenommen. Ich gedachte meinen Ausgang dem
neuen Heiligen zu widmen, dessen Marter und Wunder dort drüben« – er wies nach
dem schlank aufsteigenden Chor des Fraumünsters – »zu dieser Stunde von einem
geistreichen Luzernerpfaffen dem gläubigen Volke dargelegt werden und dessen Glorie
meine darüber unbilligerweise empfindlichen Brüder für heute aus der Stadt vertrieb. Da
jedoch mehr Neugier als Andacht meine Schritte lenkte und der Schnee des Himmels
sie hemmt, so mag ich ohne Schaden meiner Seele umkehren.

Laß deinen Braunen in die Herberge zu den Raben führen! Dort steht der Stallknecht St.
Meinrads wie eingepflanzt am Wasser und starrt nach der Frauen Münster hinüber! Dein
Tapp, der hier trübselig im Schnee sitzt, mag sich an meinem Küchenfeuer wärmen.
Aber bei St. Felix' blutigem Haupte, ich kann nicht länger im Nassen stehen! In diesen
Schneepfützen sitzt die tückische Hexe mit ihrer Zange, ich meine die böse Gicht, die
mich diesen Winter gezwickt und erst vor kurzem losgelassen hat. Folge mir bald,
Engelländer!«

Nach diesen geflügelten Worten schmiegte Herr Burkhard sich fröstelnd in seinen Pelz
und begann, vorsichtig, wie er gekommen war, die feuchte Gasse wieder
hinanzusteigen.

Hans aber rief den lungernden Knecht herbei und übergab ihm mit den Zügeln seines
Gauls allerhand Aufträge und Weisungen an den Wirt und die Stammgäste des Hauses
zu den Raben; denn dort sprach der Adel ein, und unter ihm hatte der Armbruster viele
Kunden und Schuldner.

Dann schnallte er sein Felleisen von dem Rücken des Tieres, nahm das Gepäck unter
den Arm und schritt mit Tapp, der sich nie von dem Eigentum seines Herrn trennte, die
zum Stifte führende steile Gasse hinauf.

Die Einladung des Chorherrn kam ihm gelegen, denn Hans der Armbruster war ein
sparsamer Mann.
Конрад Фердинанд Майер

Светецът

новела

Падайки бавно, снегът покриваше бледите полета и покривите на няколко ферми вдясно и
вляво от военния път, водещ от топлите курорти на Лиммат към имперския град Цюрих.
Люспите се носеха все по-дебели и по-дебели, сякаш искаха да угасят бледата утринна
светлина и да накарат света да замлъкне, покривайки пътя и моста и малкото неща, които
се движеха по тях.

Сега по дървения под на покрития мост, който пресичаше река Сийл недалеч от града,
прозвуча приглушен тропот на конски копита и под гредите на тъмния отвор, обърнат към
градските стени, се появи самотен ездач. Здравата му фигура беше загърната така топло в
грубо вълнено наметало, а качулката му беше навлякъл върху главата си по такъв начин,
че от лицето му се виждаше малко повече от широка сива брада. Един голям пудел
трополеше усилено зад силния кон от местна порода, чийто гръб беше покрит със сняг, а
флага на опашката му беше спуснат в меланхолия. Дрънчащото ехо на копитата в
дървената арка събуди тримата спътници от полудрямката, която студът и снегът им бяха
докарали, и им представи перспективата пред портата и гостилницата. Първият беше
достигнат с бърз тръс. Под ниската арка ездачът отметна качулката си, изтръска люспите
от палтото си, свали кожената шапка от енергичното си чело и препусна с добра,
войнствена стойка въпреки тежестта на годините си през Ренвег, първия път, който
минаваше покрай подножието на императорския дворец.

Беше третият последен ден от Годината на милосърдието 1191, тъй като пътникът имаше
навика да посещава Цюрих между Коледа и края на годината.

Отдясно, където хлебарят раздаваше пресните си хлябове, отляво, където ревеше


наковалнята и хвърчаха искри под саждивия навес на валцовата ковачница, пътникът беше
посрещнат с гръмки възгласи като Ханс Армбрустер, Ханс Енгелендер, както винаги,
когато влизаше в Цюрих. Алеманските звуци, с които отвръщаше на поздравите и речите,
обаче звучаха от устата му толкова кръгло и откровено, че втората му фамилия едва ли
можеше да се свърже с далечната родина, а по-скоро с удовлетвореното скитничество и
смелото пътуване.
Пътешественикът даде и на кръчмаря в "Льовен", който от любопитство пристъпи под
вратата при звука на копитата и, разпознавайки яздещия мъж, го попита с нахлупена
шапка за информация относно поведението на тазгодишния Шафхаузер в избата, такива
компетентни и изобличителни отговори, че не беше трудно да се разбере къде днес цъфти
пшеницата на Ханс Енгеландер и зрее виното му.

До този момент всичко се беше случило така, както Ханс Енгендлер познаваше града на
принцесата-абса от десетилетия. Но в този ден, който не беше празничен, имаше едно
нещо, което го изненада, и той започна да се чуди за него. По това време на годината и в
този ранен час обикновено пред къщата имаше само няколко жени, но днес те пресичаха
всички прагове набързо и накипрени; и когато майстор Ханс завиваше през стръмно
наклонените алеи към центъра на града и бързо течащите води на Лиммат, когато
минаваше по долния мост и покрай кметството, той ги видя да тичат по двата бряга на
реката като влакове от мравки. Тълпи следват тълпи. Жени от всякакъв ранг, високомерни
благороднички със скъпоценни мисали в ръце, почтени дъщери на занаятчии, скромни
монахини, красиви проститутки с леки маниери бързаха редом с набръчкани, кашлящи
баби, които бяха навлекли връхните си дрехи върху бедните сиви глави в снежната буря.
Всичко течеше към морето, където министрите стояха като двама мъже с шлемове при
вливането на река Лимат.

Но - какво означаваше това? - Само една от тях, катедралата "Дева Мария", издаде своята
настоятелна покана с летящи камбани: голямата катедрала отсреща обаче остана в
неодобрително мълчание.

Замислено, следвайки общия курс, Армбрустер потегли под Швибьоген покрай Лиммат
към прочутата гостилница на гарваните "Свети Майнрад", където отсядаше всяка година.
Но сега, долу на хълма, където някога са кървели Свети Феликс и Света Регула, той спря
кафявия си кон. Беше погледнал надолу по стръмната църковна алея, която води тук от
Гросмюнстер. По нея се движеше, крачейки към него и внимателно избирайки най-
добрите места в топящия се сняг, фината, достолепна фигура на каноник, облечен в козина
от кукумявка. Лицето му, бледо под черната барета, беше втренчено с болезнено
изражение в мокрите му обувки. Той не забеляза веднага арбалетчика, който бодро се бе
отметнал от коня си, за да изчака стария господин в скромна поза и с непокрита глава
въпреки продължаващото ровене.

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