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© 2016 Springer-Verlag. Alle Rechte vorbehalten. Keine unerlaubte Weitergabe oder Vervielfältigung.
Heike Ulatowski
Pflegeplanung in der
Psychiatrie
Eine Praxisanleitung mit Formulierungshilfen
Mit 21 Abbildungen
Heike Ulatowski
Hamburg
Deutschland
Springer-Verlag GmbH Berlin Heidelberg ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media
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Lizenziert für 2732337.
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V
Vorwort
»» Der Panther
(Im Jardin des Plantes, Paris)
Wenn ich an psychisch kranke Menschen denke, ist das Erste, was mir einfällt, dieses Ge-
dicht von Rainer Maria Rilke. Einfach weggesperrt hat man psychisch Kranke noch bis in
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1970er Jahre; stigmatisiert und ausgegrenzt werden sie bis heute. Und eingesperrt sind sie
oftmals immer noch, nicht selten in sich selbst. Umso wichtiger ist es, dass wir Pflegenden
gerade diesen Patienten mit einem Höchstmaß an Empathie und Anteilnahme, mit Authen-
tizität und Aufrichtigkeit sowie mit unbedingter und uneingeschränkter Wertschätzung
gegenübertreten.
Das vorliegende Buch richtet sich vornehmlich an Führungskräfte in der stationären psych-
iatrischen Pflege, wobei auch ambulante und teilstationäre Aspekte Berücksichtigung fin-
den. Aus eigener Anschauung wissen Sie, dass die Arbeitsbelastung professionell Pflegen-
der in den letzten Jahren erheblich zugenommen hat. Diese Entwicklung ist nicht zuletzt im
Zusammenhang mit der Marktöffnung des Gesundheitswesens und des damit einhergehen-
den Wettbewerbs- und Kostendrucks zu sehen. Hinzu kommt, dass Sie die Pflegequalität
Ihrer Einrichtung oder Ihrer Station mindestens sichern, wenn nicht sogar stetig verbessern
müssen, um den Patienten eine möglichst optimale Versorgung zu bieten und somit am
Markt bestehen zu können. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Arbeitsverdichtung ist
es wichtig, Arbeitsabläufe zu optimieren und die vorhandenen zeitlichen Ressourcen mög-
lichst effizient einzusetzen. Dieses Buch soll einen kleinen Beitrag dazu leisten, denn gerade
in der psychiatrischen Pflege ist die Dokumentation oftmals recht aufwendig.
Das Buch besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil gibt Ihnen eine kurze einleitende Über-
sicht über die (pflege)theoretischen Hintergründe und ist zudem den Definitionen und der
inhaltlichen Abgrenzung relevanter Begriffe gewidmet. Es werden darüber hinaus Selbstver-
ständnis, Aufgaben, Handlungsfelder und Geschichte der psychiatrischen Pflege vorgestellt
und erläutert. Des Weiteren werden Klassifikationssysteme psychiatrischer Krankheiten so-
wie deren Epidemiologie und Prävalenz aufgezeigt. Aus pragmatischen bzw. abrechnungsre-
levanten Gründen orientiere ich mich weitgehend an der ICD-Kodierung. Teil I des Buches
ist verhältnismäßig kurz geraten, da ich davon ausgehe, dass Sie bereits über das notwen-
dige theoretische Hintergrundwissen verfügen, um Krankheitsbilder und den pflegerischen
Umgang mit psychisch Kranken adäquat einordnen zu können. Es soll vor allem deutlich
gemacht werden, in welchem Bereich des Pflegeprozesses eine praktische Begleitung bzw.
Hilfestellung der Pflegeplanung ansetzen kann.
Bei der Lektüre wird Ihnen vielleicht der eine oder andere Patient in den Sinn kommen.
Möglicherweise fallen Ihnen auch besonders prägnante Situationen oder Gespräche mit Pa-
tienten oder Mitgliedern Ihres Teams ein. Es kann sein, dass Sie denken: »Ja, genau diese
Maßnahme hätte ich bei Frau X gut anwenden können.« Oder Sie sitzen nun vor diesem
Buch und denken sich: »Nein, also das würde ich aber ganz anders machen.« Gut so! Denn
trotz evidenzbasierter Pflege, Pflegestandards und Musterpflegeplanungen wird doch gerade
die Pflege in hohem Maße von der Person und von der Persönlichkeit der Pflegenden und
der Patienten geprägt. So liegt es keineswegs in meiner Absicht, Ihnen nun ebendiese In-
dividualität zu nehmen, vielmehr möchte ich mein Buch als Angebot, Inspiration und An-
regung oder als Grundlage für eigene Ideen verstanden wissen. Vielleicht auch als eine Art
Werkzeugkoffer, aus dem Sie sich je nach Anlass, Störungsbild, Eigenschaften und Eigen-
arten der Patientin oder des Patienten und Ihrem eigenen beruflichen Selbstverständnis das
jeweils Passende heraussuchen und das, was nicht passt, einfach liegen lassen können. Ich
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VII
Vorwort
hoffe, dass ich durch diese Angebotspalette Ihren beruflichen Alltag ein wenig bereichern
und an der einen oder anderen Stelle eventuell zu ein wenig Klarheit oder zu ein wenig
mehr Struktur beitragen kann. Für Kritik, Anregungen, Verbesserungsvorschläge und sons-
tige Rückmeldungen bin ich immer offen und dankbar. Sie erreichen mich ganz einfach per
E-Mail unter: pflegeconsulting.hamburg@yahoo.de.
Noch eine Anmerkung: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird darauf verzichtet, beide
Geschlechtsformen zu nennen – unabhängig von der verwendeten Personenbezeichnung
sind grundsätzlich immer beide Geschlechter gemeint.
Nun wünsche ich Ihnen eine angenehme Lektüre in der Hoffnung, Ihnen mit diesem Buch
einige nützliche Ideen, Denkanstöße und Hinweise für den Arbeitsalltag in der psychiatri-
schen Pflege geben zu können.
Heike Ulatowski
Hamburg, im September 2015
Inhaltsverzeichnis
I Theoretischer Hintergrund
Serviceteil
Stichwortverzeichnis��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 288
Theoretischer
Hintergrund
Kapitel 1 Grundlagen und Geschichte der psychiatrischen
Pflege – 3
Heike Ulatowski
Literatur – 8
– Beurlaubungen – förderlicher
– Angehörigen- Umgang
arbeit – Medikamenten-
einnahme
als 70.000 Patienten aus den Heimen abgeholt großen psychiatrischen Anstalten durch wohnort-
und zwischen Januar 1940 und August 1941 nahe ambulante und stationäre Versorgungsange-
nach einem kurzen Aufenthalt in »Zwischen- bote ersetzt und psychisch Kranke mit somatisch
anstalten« in den sechs Tötungszentren Grafe- Kranken gleichgestellt werden (vgl. Amberger u.
neck, Brandenburg, Hartheim, Pirna-Sonnen- Roll 2010, S. 6 f.). Insgesamt entwickelte die Sozial-
stein, Bernburg und Hadamar im Gas erstickt psychiatrie bis in die 1980er Jahre hinein einen eher
(DGPPN online, 2014). ganzheitlich orientierten Umgang mit psychisch
kranken Menschen, der auch die Lebensumstände
Der Massenmord an Psychiatriepatienten wurde und das soziale Umfeld der Patienten mit einbezog
in der Öffentlichkeit mit dem Erhalt der »Volks- (vgl. Gross 1999, S. 75–78). Mit Beginn der 1990er
gesundheit« und der ökonomischen Belastung der Jahre erfolgte erneut ein Perspektivenwechsel hin
»Volksgemeinschaft« durch die Behandlungskos- zu einem neurobiologischen Krankheitsverständ-
ten gerechtfertigt. nis. Nunmehr wurden genetische, biologische und
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wa- psychosoziale Faktoren als ursächlich für das Auf-
ren in beiden deutschen Staaten zunächst in vielen treten psychiatrischer Erkrankungen angesehen,
Bereichen der Psychiatrie noch strukturelle und wobei hier zwar eine Wechselwirkung zwischen
personelle Kontinuitäten zu beklagen: So blieben den einzelnen Faktoren konstatiert wird, jedoch
etwa in der BRD viele der im Dritten Reich aktiven bei eindeutiger Dominanz der bio- bzw. neuro-
Psychiater auch nach Kriegsende unbescholten in wissenschaftlichen Komponenten (vgl. Lux 2012, ,
Amt und Würden; in der DDR wurde die Psychi- S. 207–209). Die . Abb. 1.2 gibt einen schemati-
atrie in Teilbereichen zur »Behandlung« politisch schen Überblick über die Entwicklung der Psychia-
Oppositioneller missbraucht (vgl. Gaßmann et al. trie in Deutschland.
2006, S. 11–12). Das Hungersterben in der Psychiat- Im Zuge dieser Entwicklung wurden aus den
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rie hielt bis in die 1950er Jahre an (vgl. Amberger u. »Irrenwärtern« von einst die heutigen Psychiat-
Roll 2010, S. 5). Mit der Aufarbeitung der Psychiat- riefachpflegekräfte (weiter dazu: Schädle-Deinn-
riegeschichte zwischen 1933 und 1945 wurde erst in ger u. Villlinger 1997, S. 16-25). Noch bis in die
den 1970er Jahr begonnen. 1970er Jahre hinein waren die Zustände in den
In der 1950er Jahren wurde in Deutschland mit psychiatrischen Anstalten für Patienten und die
dem therapeutischen Einsatz von Psychopharma- in der Regel männlichen Pflegekräfte ebenso men-
ka begonnen. Ausschlaggebend war hier die Ein- schenunwürdig wie gewaltbeladen. Heinz Häfner,
führung des Chlorpromazins 1956, auf die 1958 der seinerzeit Vorsitzender der Psychiatrie-Enquête-
therapeutische Einsatz des Neuroleptikums Halo- kommision des Deutschen Bundestages und einer
peridol und in den 1960er Jahren des atypischen der Wegbereiter der Psychiatriereform von 1975,
Neuroleptikums Clozapin folgte. Bereits 1954 wur- schildert seine Erlebnisse als Doktorand auf der
de erstmals Lithium zur Behandlung von Manien Männerstation der Psychiatrischen Klinik der
eingesetzt und Mitte der 1950er Jahre wurden erste Ludwig-Maximilians-Universität in München fol-
Studien zum Einsatz von Antidepressiva durchge- gendermaßen:
führt (vgl. Balz 2010, S. 17 f.). Zudem wurden etwa
manische Patienten zusätzlich zur medikamentö- »» Ich konnte meine Erschütterung kaum ver-
sen Behandlung Elektroschocks unterzogen (vgl. bergen. Einige Männer schrien laut, rüttelten
Balz 2010, S. 174–176). an der Tür oder bedrängten den Stationsarzt
Während der 1960er Jahre wurden erste sozial- mit Entlassungswünschen. Die Stimmung
psychiatrische Ansätze entwickelt. Die Sozialpsych- schwankte zwischen Resignation und Aggres-
iatrie bezieht soziologische und epidemiologische sion. Zeitweilig konnten die Pfleger den Saal
Aspekte in die Betrachtung psychiatrischer Erkran- nur mit vorgehaltener Matratze betreten (Büh-
kungen mit ein. Im Zuge der Psychiatriereform von ring 2001, S. 301).
1975 sollte zudem die bisherige Unterbringung in
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8 Kapitel 1 • Grundlagen und Geschichte der psychiatrischen Pflege
1 Anfang
Trauma-
forschung Psycho-
pharmaka- Biosozialer
»Kriegs-
Ansatz Ansatz
zitterer«
Weimarer ab 1950er 1990er
Republik Jahre Jahre
Zwangssterilisierung Sozialpsychiatrie
Euthanasie 1960er-
National- 1980er
sozialismus Jahre
Pflegemodell – Pflegeprozess –
Pflegediagnose –
Pflegestandard
Heike Ulatowski
2.1 Pflegemodell – 12
2.2 Pflegeprozess – 12
2.3 Pflegediagnose – 13
2.4 Pflegestandards – 15
Literatur – 16
Vor dem weiteren Einstieg in die Thematik ist zum 2.2 Pflegeprozess
besseren Verständnis zunächst eine begriffliche
Klärung empfehlenswert. Nachfolgend werden die
Definition
2 Begriffe Pflegemodell, Pflegeprozess, Pflegediagno-
Unter dem Begriff Pflegeprozess ist in der
se und Pflegestandard definiert und erläutert.
professionellen Pflege eine systematische
Arbeitsmethode zur Erfassung, Planung,
2.1 Pflegemodell Durchführung und Evaluation von pflegeri-
schen Maßnahmen zu verstehen. Es gibt ver-
schiedene Modelle, die 4–6 Phasen umfassen
Definition
und alle auf der Annahme basieren, dass der
Ein Pflegemodell setzt die professionelle Pfle- auch Pflegeregelkreis genannte Pflegeprozess
ge in Bezug zum Patienten, seinem Gesund- einen dynamischen Prozess der Problemlö-
heitszustand sowie seinem sozialem Umfeld. sung und der Beziehungsgestaltung darstellt.
Es ist auf einen bestimmten Kulturkreis (z. B. Die Abbildung der verschiedenen Phasen des
Europa, Nordamerika) bezogen. Außerdem Pflegeprozesses erfolgt in der Pflegedokumen-
werden hier Gegenstand und Ziele der Pflege tation (vgl. Löser 2006, S. 12).
sowie Aufgaben und Tätigkeiten des Pflege-
personals beschrieben und die Grundlagen für
die Struktur der individuellen Pflegeplanung Der Pflegeprozess ist also ein zyklischer Prozess,
festgelegt. Das Pflegemodell dient zwar als dessen Phasen nicht immer klar gegeneinander ab-
Basis für die Entwicklung eines einrichtungs- grenzbar sind, sondern oftmals ineinandergreifen.
internen Pflegekonzeptes, ist jedoch nicht auf Denkbar ist auch, dass die einzelnen Schritte nicht
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ein bestimmtes Pflegesystem ausgerichtet immer in der vorgegebenen Reihenfolge ablaufen,
(vgl. Kostka 1999, S. 342–344). wie in . Abb. 2.1 schematisch dargestellt. Zudem
sind Überlappungen der einzelnen Phasen mög-
lich, was auch mit eine Ursache dafür ist, dass sich
Oftmals findet eine begriffliche Gleichsetzung von in der Literatur Pflegeprozessmodelle mit 4, 5 oder
Pflegetheorie und Pflegemodell statt, da viele Mo- 6 Phasen finden lassen (vgl. Amberger u. Roll 2010,
delle eine rein theoretische Ausrichtung besitzen. S. 20).
Pflegemodelle lassen sich inhaltlich differenzieren Der Pflegeprozess vollzieht sich somit in ver-
nach Bedürfnis-, Interaktions- und Ergebnismo- schiedenen Phasen, die inhaltlich vornehmlich
dellen (vgl. Leoni-Scheiber 2005, S. 150–156.) In darin bestehen, Informationen zu sammeln und
. Tab. 2.1 findet sich eine Übersicht der Pflegemo- Daten zu erheben, Pflegediagnosen zu stellen und
delle mit den jeweiligen Leitfragen und beispielhaft Pflegepläne zu erstellen, Pflegemaßnahmen durch-
einigen entsprechenden Pflegetheoretikerinnen. zuführen sowie mittels regelmäßiger Evaluation
den Erfolg der Pflege/pflegerischen Maßnahmen
Praxistipp und den Grad der Zielerreichung zu kontrollieren.
Der Pflegeprozess lässt sich als Arbeitsmethode
Eine weitere inhaltliche Vertiefung soll an einer systematischen und professionellen Pflege
dieser Stelle nicht stattfinden. Es sei jedoch begreifen, der die Grundlage für eine methodische
darauf hingewiesen, dass für Sie als Führungs- Pflege bildet (vgl. Stefan et al. 2006, S. 44).
kraft in der psychiatrischen Pflege vor allem
die Interaktionsmodelle von Interesse sind, da
hier der Beziehungsgestaltung eine besondere
Bedeutung zukommt.
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2.3 • Pflegediagnose
Leitfrage: Was ist Pflege? Leitfrage: Wie wird gepflegt? Leitfrage: Warum wird gepflegt?
2.3 Pflegediagnose
Assess- Diag-
ment nose
Definition
Unter einer Pflegediagnose ist die fachlich
fundierte Beschreibung und Beurteilung
Evalua-
pflegerelevanter Probleme und Ressourcen
Ziele zu verstehen, die auf der Erhebung objektiver
tion
und subjektiver Daten basiert und so kurz
und prägnant wie möglich formuliert werden
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 - sollte. Ihre Funktion besteht in erster Linie
darin, Art und Umfang des Pflegebedarfs zu
Durch- Planung
führung erfassen und abzubilden sowie eine erste, gro-
be Handlungsorientierung für die pflegerische
Versorgung zu liefern, indem sie als Grundlage
. Abb. 2.1 Sechsstufiger Pflegeprozess (nach Fiechtner für die Wahl geeigneter Pflegemaßnahmen
und Meier, vgl. Stefan et al. 2006) dienen. Zudem stellen Pflegediagnosen in Be-
zug auf die Beschreibung des Gesundheitszu-
Praxistipp standes des Pflegebedürftigen eine Ergänzung
zu den medizinischen Diagnosen nach ICD-10
Gerade in der psychiatrischen Pflege ist die Ab- dar (vgl. Eveslage 2006, S. 86–87).
grenzung der einzelnen Phasen nicht immer ein-
deutig. Probleme bei der Beziehungsgestaltung
bis hin zu (temporären) Beziehungsabbrüchen Pflegediagnosen stellen für die Pflegenden ein
oder der insbesondere für Borderline-Patient- wichtiges Informations- und Kommunikations-
innen typischen Spaltung des Teams in »gute« mittel dar, da hier begründet wird, warum und in
und in »böse« Pflegekräfte sind Ihnen aus Ihrem welchem Maße eine Person Pflege benötigt. Pfle-
beruflichen Alltag sicher gut bekannt. Um hier gediagnosen werden zunehmend ressourcenorien-
die Behandlung nicht ernsthaft zu gefährden, tiert formuliert und stellen die individuellen Fähig-
ist es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, an keiten und Potenziale der Pflegebedürftigen in den
welcher Stelle des Behandlungsprozesses die Vordergrund (vgl. Stefan et al. 2013, S. 15). Am An-
betreffende Patientin gerade steht. Vor allem bei fang einer jeden Pflegediagnose steht der Aufbau
bevorstehender Entlassung ist nicht selten ein einer möglichst vertrauensvollen Beziehung zwi-
vorübergehender »Rückfall« in überwunden ge- schen Patient und Pflegerin. In . Abb. 2.2 werden
glaubte Verhaltensweisen zu beobachten. die notwendigen Komponenten und Abläufe bei
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14 Kapitel 2 • Pflegemodell – Pflegeprozess – Pflegediagnose – Pflegestandard
Beziehungsaufbau
2 Patientin Pflegekraft
Assessment
Diagnose
der Erstellung einer Pflegediagnose schematisch »» Medizinische Diagnosen können jedoch als
veranschaulicht (vgl. Townsend 2012, S. 37). Zusatzinformationen zu den pflegerisch rele-
Pflegediagnosen sind grundsätzlich von medi- vanten Ursachen im Hinblick auf potenzielle
zinischen Diagnosen zu unterscheiden: Komplikationen bzw. mögliche Gefährdungen
des Menschen mit Pflegebedarf von Bedeu-
»» Pflegediagnosen beschreiben die Reaktionen tung sein (Stefan et al. 2013, S. 47).
von Menschen auf den aktuellen Gesundheits-
status und gesundheitsbezogene Ereignisse Pflegediagnosen lassen sich verschiedenen Pflege-
im Lebensprozess bzw. deren Umgang damit. modellen zuordnen, beispielsweise dem Modell
Die pflegerische Beurteilung richtet sich am der Aktivitäten, Beziehungen und Existenziel-
Erleben der Gesundheits- oder Krankheitssitu- len Erfahrungen des Lebens (ABEDL) von Mo-
ationen von Menschen aus. Die medizinische nika Krohwinkel (weiter dazu: Townsend 2012,
Diagnostik und Therapie beschäftigen sich S. 778 ff). Es existieren verschiedene Klassifika-
direkt mit den Krankheiten eines Menschen tionssysteme, neben den NANDA-Pflegediagnosen
(Stefan et al. 2013, S. 6). ist im deutschsprachigen Raum vor allem die aus
Österreich stammende Praxisorientierte Pflegedia-
Hierbei können medizinische Diagnosen jedoch gnostik (POP) von Bedeutung (weiter dazu: Stefan
auch durchaus sinnvolle zusätzliche Informationen et al. 2013, S. 23 ff.).
für die Pflege enthalten:
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2.4 • Pflegestandards
Literatur
Pflegeplanung in der
psychiatrischen Pflege
Heike Ulatowski
Literatur – 19
Klassifikationssysteme in der
Psychiatrie
Heike Ulatowski
Die Einteilung von Krankheiten in bestimmte . Tab. 4.1 veranschaulicht die Entwicklung der
Klassifikationsschemata ist keineswegs neu. Viel- Klassifikationssysteme.
mehr hatte der französische Arzt und Statistiker Neben der von der World Health Organisation
Adolphe-Louis Jacques Bertillon (1851–1922) be- (WHO) entwickelten ICD-Klassifikation existiert
reits Ende des 19. Jahrhunderts ein Klassifikations- die von der American Psychiatric Association
system der Krankheiten, Verletzungen und Todes- (APA) entwickelte DSM-Klassifikation (Diagno-
ursachen entwickelt, das sogenannte Internationale stic and Statistical Manual of Mental Disorders),
Todesverzeichnis, welches der WHO in den späten die allerdings auf psychiatrische Erkrankungen be-
4 1970er Jahren als Grundlage für die Entwicklung schränkt ist und zudem ausschließlich auf die Ver-
der ICD (International Statistical Classification einigten Staaten von Amerika bezogen ist. Dem-
of Diseases and Related Health Problems) diente. gegenüber erfasst die ICD alle Krankheitsbilder
Während in der BRD erst im Jahre 1986 die ICD- und weist eine internationale Orientierung auf. Da
9 verbindlich als Diagnoseverschlüsselung in den der ICD andere Klassifikationsschlüssel zugrunde
Krankenhäusern eingeführt worden ist, wurde in liegen als der DSM, kann ein direkter inhaltlicher
der DDR schon ab 1952 im stationären und am- Vergleich nicht ohne Weiteres vorgenommen wer-
bulanten Bereich mit der ICD gearbeitet. Eine auf den. Die wesentlichen Entwicklungsschritte beider
Deutschland zugeschnittene Version der ICD-10 Klassifikationssysteme werden in . Tab. 4.2 aufge-
wurde hierzulande von 2000 bis 2003 eingesetzt; zeigt und gegenübergestellt. Ersichtlich wird, dass
seit 2004 findet die ICD-10-GM, die deutsche Fas- beide Klassifikationssysteme ihre Ursprünge in der
sung der ICD, Anwendung im Krankenhaussektor Mitte des 19. Jahrhunderts hatten. Eine weitere Par-
(vgl. Wittchen u. Hoyer 2011, S. 41). allele liegt in der Entwicklung des ersten Klassifika-
Aktuell besitzt in Deutschland die vom Deut- tionsmodells nach dem Zweiten Weltkrieg.
schen Institut für Medizinische Dokumentation Wenngleich die DSM-Klassifikation sich spe-
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und Information (DIMDI) erarbeitete ICD-10- ziell und ausschließlich auf psychische Erkrankun-
GM-Version 2014 verbindliche Gültigkeit für die gen bezieht, soll im Folgenden Bezug auf die Ko-
Diagnoseverschlüsselung (vgl. Graubner 2014, dierung nach der ICD-10 genommen werden, da
S. 1346). Die ICD teilt die Krankheiten in bestimm- diese im Rahmen der auf diagnosebezogenen Fall-
te Kategorien ein, basierend auf medizinischen gruppen (DRG) basierenden Vergütungssysteme
Fachbereichen sowie auf Organsystemen. in deutschen Krankenhäusern die allgemein ver-
bindliche und abrechnungsrelevante Klassifikation
»» Jedes Kapitel ist durch einen Code, der mit darstellt (vgl. Graubner 2014, S. 1352 f.). Aus die-
einem fest definierten Buchstaben beginnt, sem (pragmatischen) Grunde wird in diesem Buch
gekennzeichnet. Psychische Erkrankungen auch die Einteilung nach dem Triadischen System
sind durch sog. F-Codes charakterisiert. Nach nach Huber, bei dem unterschieden wird nach exo-
diesem Buchstaben charakterisieren zwei Zah- genen Psychosen (körperliche Ursachen), endoge-
len die in diesem Unterkapitel beschriebenen nen Psychosen (keine körperliche Ursachen) und
Störungen (z. B. F30–F39 für affektive Störun- sogenannten »abnormen« Variationen seelischen
gen). Anschließend folgen bis zu zwei Stellen Wesens, wie etwa Neurosen oder Suchtkrankheiten
nach dem Komma, die die genaue Diagnose (vgl. Gold et al. 2014, S. 31), nicht weiter berück-
charakterisieren (z. B. Agoraphobie mit Panik- sichtigt. Im anschließenden 7 Kap. 5 werden die
störung F40.01) (Berking u. Rief 2012, S. 13; Her- Epidemiologie psychiatrischer Erkrankungen und
vorhebung durch die Verf.). die daraus resultierenden sozioökonomischen Aus-
wirkungen aufgezeigt.
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Literatur
. Tab. 4.1 Historische Entwicklung der traditionellen und operationalisierten Diagnostik. (Nach Hiller 2014)
1945 Gründung der Vereinten Nationen (UN) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
Erweiterung zur ICD-Klassifikation
1972 Feighner-Kriterien
1978 ICD-9
1980 DSM-III
1987 DSM-III-R
1994 ICD-10
. Tab. 4.2 Historische Entwicklung der ICD und der DSM. (Nach Lambert 2013, S.35)
ICD DSM
1948 ICD-6: erste offizielle Klassifikation der WHO 1952 DSM-I: Ausarbeitung durch die APA
1965 ICD-8: Erweiterung um neue Krankheitsgruppen, 1980 DSM-III: erste deutsche Version1984
internationale Kooperation bei Entwicklung
1992 ICD-10: 1994 Einführung der ICD-Forschungskri- 1994 DSM-IV: deutsche Version 1996
terien
Stellenwert psychiatrischer
Erkrankungen im
Gesundheitsmarkt
Heike Ulatowski
180,0
180 171,1
166,7 165,7 166,8
160,0
AU-Tage 157,8 159,1
160
AU-Fälle
140,0 157,2
140 150,1
139,8 137,6
137,2
117,8 132,0
120 127,4 127,6
106,7
100,0 118,2
97,8
100 93,3
100,0 102,6
95,1 96,3
91,0
80
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
. Abb. 5.1 Arbeitsunfähigkeit (AU) aufgrund psychischer Erkrankungen 1995–2008 von AOK-Mitgliedern in Prozent
(Indexdarstellung: 1995 = 100%). (Datenquelle: Lieb 2011)
450
400
350
Patientenzahl (x 1000)
300
250
200
150
100
50
0
F00–F09 F10–F19 F20–F29 F30–F39 F40–F48 F50–F59 F60–F69 F70–F79 F80–F89 F90–F98
Hauptdiagnose
. Abb. 5.2 Stationäre Fallzahlentwicklung mit Hauptdiagnose einer psychischen Störung in allen Krankenhäusern
Deutschlands 2000–2010). (Adaptiert nach Gaebel 2012)
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28 Kapitel 5 • Stellenwert psychiatrischer Erkrankungen im Gesundheitsmarkt
5 Literatur
Formulierungshilfen für
die Pflegeplanung
Kapitel 6 Störungen durch psychotrope Substanzen
(F10–F19) – 31
Heike Ulatowski
Literatur – 52
Eine Suchterkrankung liegt dann vor, wenn der Pa- Zudem fürchtet der Patient unter Umständen die
tient den unwiderstehlichen Drang verspürt, eine Entzugssymptomatik, wodurch sich nicht zuletzt
Substanz immer wieder zu konsumieren (stoffge- das Rückfälligkeitsrisiko erhöhen kann. Unter psy-
bundene Sucht, z. B. Alkoholabhängigkeit) oder chotropen Substanzen sind solche Stoffe zu verste-
einer Tätigkeit immer wieder nachzugehen (nicht hen, die auf das zentrale Nervensystem wirken und
stoffgebundene Sucht, z. B. Spielsucht), wobei der somit die Wahrnehmung, die Emotionen und das
Patient körperliche und/oder psychische Entzugs- Denken beeinflussen. Der Körper bildet nach län-
erscheinungen erleidet, wenn er diesem Drang gerem Konsum eine Toleranz, d. h.:
nicht nachkommt (vgl. Thiel et al. 2004, S. 296).
Der Patient hat außerdem nur in eingeschränktem
»» Um die ursprünglich durch niedrigere Dosen
erreichte Wirkungen der psychotropen Subs-
Maße Kontrolle über Menge, Art und Umfang des
tanz hervorzurufen, sind zunehmend höhere
Konsums und vernachlässigt andere Interessen
Dosen erforderlich (Gold et al. 2014, S. 401).
bzw. Konsum- und Verhaltensweisen zugunsten
6 des Konsums der betreffenden Substanz. Nachfol- !! Abgrenzung der Abhängigkeit gegenüber dem
gend wird auf die beiden Störungsbilder »Abhän- schädlichen Gebrauch! Unter Letzterem ist
gigkeitssyndrom« und »Entzugssyndrom« Bezug ein Konsumverhalten zu verstehen, das zwar
genommen, wobei jeweils nach kurzer Erläuterung zu Gesundheitsschädigung und nicht selten
wesentlicher Merkmale eine modellhafte Pflegepla- zu erheblichen sozialen Problemen führt, bei
nung für beide Krankheitsbilder erstellt wird. Er- dem jedoch die Kriterien für eine Abhängigkeit
gänzt wird dies durch praxisnahe Hinweise für den nicht gegeben sind (vgl. Tress 2003, S. 95).
pflegerischen Umgang mit diesen Patienten und
einen Exkurs zum Thema »Pflege bei Suchtdruck«. Bei Suchterkrankungen sind zwei Phasen zu unter-
scheiden, in denen unterschiedliche pflegerische
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 - Schwerpunkte gesetzt werden, die Entgiftungs-
6.1 Abhängigkeitssyndrom (F10.02) und die Motivationsphase (. Tab. 6.1).
Praxistipp
6.1.1 Merkmale
Im pflegerischen Umgang mit Suchtkranken
Abhängigkeitserkrankungen gehören zu den chro-
ist es besonders wichtig, dass sich die Pflegerin
nischen Krankheiten, sie sind nicht heilbar, können
nicht zur »Komplizin« machen lässt. Die Patien-
jedoch »durch Abstinenz zum Stillstand gebracht
ten neigen vor allem zu Beginn der Behandlung
werden« (Gold et al. 2014, S. 402). Die Kriterien der
(Entgiftungsphase) bewusst oder unbewusst
Abhängigkeit: Drang zum Konsum, Entzugssym-
dazu, um jeden Preis Mittel und Wege zu fin-
ptomatik, eingeschränkte Kontrolle bis hin zum
den, um an den begehrten Stoff zu gelangen.
Kotrollverlust und Toleranzbildung, wurden oben
Es ist daher von entscheidender Bedeutung,
bereits erläutert. Ab einem bestimmten Stadium
dass das Pflegeteam geschlossen und konse-
der Erkrankung, dem sogenannten »point of no re-
quent auftritt, sich untereinander kontinuierlich
turn«, hat der Patient schließlich gar keine willent-
austauscht und die Einhaltung der Stations-
liche Kontrolle mehr über seinen Suchtmittelkon-
regeln für alle Patienten gleichermaßen durch-
sum (Gold et al. 2014). Der Wunsch nach Konsum
setzt. Dennoch sollten Sie als Führungskraft
des Suchtmittels ist bei diesem Störungsbild sehr
darauf Acht geben, dass die Pflegeplanung
stark und dominiert die Gefühls- und Gedanken-
darauf zugeschnitten ist, die Selbstbestimmung
welt des Patienten. Kennzeichnend sind daneben
und die Selbstständigkeit des Patienten zu
Verlustängste sowie mangelnde Krankheitseinsicht
fördern. Das heißt, es sind gemeinsam mit dem
und Bagatellisieren des Konsums. Darüber hinaus
Patienten lösungsorientierte Strategien zu ent-
ist oftmals eine hohe Komorbiditätsrate zu finden,
wickeln und, sofern möglich, sollten zumindest
hier sind insbesondere Angststörungen und De-
Teile der Pflegeplanung in Zusammenarbeit mit
pressionen, aber auch Persönlichkeitsstörungen zu
dem Patienten erstellt werden.
nennen (vgl. Strauß u. Mattke 2012, S. 287–288).
6
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33
6.1 • Abhängigkeitssyndrom (F10.02)
. Tab. 6.1 Pflegerische Schwerpunkte der Entgiftungs- und Motivationsphase (vgl. Holnburger 2004, S. 197)
Entgiftungsphase Motivationsphase
Schutz und Sicherheit des Patienten stehen im Aufklärung: Patienten und ggf. auch den Angehörigen Infor-
Vordergrund, ggf. wird eine Kontaktsperre verhängt mationen über die Erkrankung vermitteln
Patient wird von Suchtmittel ferngehalten, ggf. Eigenverantwortungskompetenzen des Patienten stärken
erden Kontrollen durchgeführt
w bzw. aufbauen
Patient wird auf die Motivationsphase vorbereitet Selbstpflegekompetenzen des Patienten stärken bzw. auf-
bauen als Voraussetzung für ein Leben ohne Suchtmittel
Erstellung einer ersten Pflegeplanung Entscheidungskompetenzen des Patienten stärken bzw. auf-
bauen und von ihm getroffene Entscheidungen akzeptieren
. Tab. 6.2
R: Patient ist Z 5: Compliance M 5: Ablehnung und Abwehr des Patienten ernst nehmen
kognitiv nicht M 5: Im Gespräch mögliche Ursachen für die innere Abwehr des
eingeschränkt Patienten ermitteln
Cave: Nicht auf M 5: Vorteile der Kooperation mit dem Team aufzeigen
Verhandlungen M 5: Offene und wertschätzende Gesprächsführung
einlassen, nach
Z 6: Patient verbleibt M 6: Abbruchgedanken des Patienten ernst nehmen
dem Motto: »Ich
auf der Station M 6: Patienten auf Freiwilligkeit des Aufenthalts hinweisen
bleibe nur auf
M 6: Im Gespräch mögliche Ursachen für die Abbruchgedanken des
Station, wenn ich
Patienten ermitteln
6 diese oder jene
Vergünstigung
M 6: Patienten darin bestärken, Ängste und Vorbehalte gegenüber
dem stationären Aufenthalt zu formulieren, und mit der Realität
erhalte«
abgleichen
M 6: Patienten dahingehend bestärken, dass er mit der Weiter-
führung des stationären Aufenthalts einen wichtigen Schritt auf
seinem Lebensweg einschlägt
M 6: Vorhandene Ängste des Patienten im Gespräch thematisieren
und, soweit möglich, abbauen
M 6: Vereinbarung von weiteren Gesprächsterminen und kontinu-
ierliche Gesprächsangebote
M 6: Patienten auch darauf hinweisen, dass er bei einem weiteren
Verbleib die Stationsregeln respektieren muss
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
M 6: Maßnahmen erfragen, die im Rahmen der Stationsordnung
dem Patienten den Aufenthalt auf der Station erleichtern würden
Z 10: Patient kann M 10: Gemeinsam mit dem Patienten dessen frühere Verhaltenswei-
sein Verhalten kri- sen gegenüber anderen Menschen benennen und analysieren
tisch reflektieren M 10: Gemeinsam mit dem Patienten mögliche Sichtweisen seines
(damaligen) sozialen Umfelds erarbeiten
M 10: Gemeinsam mit dem Patienten Zusammenhänge zwischen
seinem und dem Verhalten anderer Menschen (Familie, Nachbar-
schaft, Beruf etc.) untersuchen
R: Patient kann seine Z 11: Patient ist bereit, M 11: Ängste des Patienten ernst nehmen
Gefühle benennen diese Ängste zu M 11: Patienten dafür loben, dass er seine Ängste der Pflegekraft
R: Patient will ein reflektieren offenbart
suchtmittelfreies M 11: Patienten ermutigen, seine Ängste zu formulieren und im
Leben führen Gespräch offen anzusprechen
Cave: Medika- M 11: Gemeinsam mit dem Patienten Strategien zur Linderung der
mentengabe nur Symptomatik besprechen
nach ärztlicher M 11: Freizeitaktivitäten bzw. Sport anbieten
Anordnung! M 11: Notfalls Bedarfsmedikation nach AVO
Z 12: Patient kann M 12: Patienten darauf hinwiesen, dass er entscheidenden Anteil am
sich auf den Entzug Therapieerfolg hat
einlassen M 12: Patienten auf Art und Weise des Entzugs vorbereiten
M 12: Dem Patienten versichern, dass er den Entzug nicht unbeglei-
tet durchstehen muss
M 12: Eventuell medikamentöse Linderung der Symptomatik in
Erwägung ziehen
M 12: Dem Patienten erklären, dass es ohne Entzug keine Möglich-
keit gibt, der Abhängigkeit zu entkommen
Weiter dazu 7 Abschn. 6.2.2
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36 Kapitel 6 • Störungen durch psychotrope Substanzen (F10–F19)
P: Patient hat durch die Abhängigkeit familiäre, berufliche bzw. soziale Probleme
R: Patient verfügt Z 13: Patient über- M 13: Gesprächsführung ohne moralische Wertung
noch über einige nimmt Verant- M 13: Dem Patienten soziale, familiäre und berufliche Auswirkungen
stabile Kontakte wortung für sein seiner Abhängigkeit aufzeigen
R: Patient verfügt Verhalten M 13: Gemeinsam mit dem Patienten dessen problematische Ver-
über Sozialkompe- haltensweisen in der Vergangenheit beleuchten
tenzen M 13: Gemeinsam mit dem Patienten dessen frühere Verhaltenswei-
R: Patient will ein sen gegenüber anderen Menschen (Familie, Nachbarschaft, Beruf )
suchtmittelfreies benennen und analysieren
Leben führen M 13: Gemeinsam mit dem Patienten Zusammenhänge zwischen
Z 16: Patient arbeitet M 16: Dem Patienten Kontaktadressen der zuständigen Ansprech-
konstruktiv an mögli- partner (Anwälte, Gerichte, Staatsanwaltschaft etc.) zukommen
chen Problem- bzw. lassen
Konfliktlösungen mit M 16: Gemeinsam mit dem Patienten Möglichkeiten der außerge-
richtlichen Einigung recherchieren
M 16: Patienten dazu anregen, notwenige Telefonate selbst zu
führen, ggf. unterstützen durch Beisitzen
M 16: Patienten ggf. zu Terminen begleiten
6.1.3 Anmerkungen für die ambulante sich im Laufe der Behandlung dann Entzugssym-
Pflege ptome einstellen. Sogenannte qualifizierte Entgif-
tungen bzw. Entzugsbehandlungen für alkohol-,
In der ambulanten pflegerischen Versorgung von medikamenten- oder drogenabhängige Patienten
Patienten mit einem Abhängigkeitssyndrom ist da- erfolgen in psychiatrischen Krankenhäusern oder
rauf zu achten, dass der Patient sich an Absprachen Spezialkliniken, wobei die Dauer der stationären
hält – etwa zur vereinbarten Zeit zu Hause ist und Aufenthalte zeitlich begrenzt ist (vgl. Gold et al.
die Tür öffnet bzw. einen Hausschlüssel beim Pfle- 2014, S. 405). Das Erscheinungsbild und der Schwe-
gedienst hinterlegt hat. Es ist von der Pflegekraft regrad des Entzugssyndroms richten sich nach Art,
immer wieder zu prüfen, ob die gesundheitliche Umfang und Dauer des Konsums sowie nach Art
Verfassung des Patienten eine ambulante Versor- und Menge des Suchtmittels. In schwerwiegenden
gung weiterhin zulässt (Ernährungszustand, All- Fällen ist mit Krampfanfällen oder Delirien zu
gemeinzustand etc.). Daher sollte darauf geachtet rechnen. Die auftretenden Symptome lassen sich
werden, dass der Patient regelmäßig ärztlich unter- unterscheiden nach körperlichen und psychischen
sucht wird. Zudem ist die pflegerische Betreuung Symptomen, wobei in vielen Fällen sowohl physi-
durch ein festes Team ebenso unabdingbar wie sche als auch psychische Symptome zu finden sind.
routinemäßige und anlassbezogene Team- und Beispielhaft seien die folgenden Symptome ange-
Dienstbesprechungen. Besonders schwierig ge- führt:
staltet sich die Ablösung des Patienten von dem
suchtfördernden Umfeld. Nicht selten kommt es
Physische und psychische Symptome des
zu Konflikten mit Nachbarn oder mit dem Ver-
Entzugssyndroms (nach Holnburger 2004,
mieter, mitunter auch zu Einsätzen der Polizei
S. 206)
(Ruhestörung etc.). Hier ist es auch Aufgabe der
55 Physische Symptome
- orderid - cca100557794 - transid
Pflege, zu vermitteln und dem Patienten ggf. bei-- cca100557794 -
–– Schlaflosigkeit
zustehen, insbesondere in solchen Fällen, in denen
––Muskelzuckungen/Zittern
keine rechtliche Betreuung vorliegt. Allerdings ob-
––Krämpfe
liegt Ihnen als Führungskraft auch die Fürsorge-
––Glieder- und Rückenschmerzen
pflicht Ihren Mitarbeiterinnen gegenüber, sodass
––Tachykardien
Sie stets auch beachten sollten, dass eine ambu-
––Inappetenz
lante Versorgung nur dann gewährleistet werden
––Übermäßiger Durst
kann, wenn daraus keine unzumutbare Belastung
––Polyurie
bzw. Gefährdung Ihrer Mitarbeiterinnen erwächst.
––Durchfall
Idealerweise sollte das Hauptaugenmerk der am-
––Übermäßiges Schwitzen oder Frieren
bulanten Pflege bei diesem Krankheitsbild auf der
55 Psychische Symptome
Vorbereitung und auf der Nachsorge stationärer
–– Bewusstseinseintrübungen (Delirium)
Therapien liegen.
–– Suizidalität
–– Depressive Verstimmung
–– Desorientiertheit
6.2 Entzugssyndrom (F10.03)
–– Aggressivität
–– Angstzustände
6.2.1 Merkmale
–– Innere Unruhezustände
–– Übermäßige Angespanntheit
Entzugsbehandlungen werden oftmals in Allge-
–– Übermäßige Wachheit
meinen Krankenhäusern durchgeführt. Nicht sel-
–– Gereiztheit
ten kommt es vor, dass der Patient wegen anderer
somatischer Störungen dort eingeliefert wurde und
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38 Kapitel 6 • Störungen durch psychotrope Substanzen (F10–F19)
Praxistipp
Pflegenden ein hohes Maß an Konfliktfähig-
Im pflegerischen Umgang mit Patienten in keit und Belastbarkeit voraus« (Gold et al. 2014,
der Entzugsphase sind neben Empathie und S. 409). So sollten disziplinarische Entlassun-
Einfühlungsvermögen vor allem auch Kon- gen nicht nur angedroht, sondern auch konse-
sequenz sowie ein professionelles Verhältnis quent umgesetzt werden. Außerdem sind re-
von Nähe und Distanz von entscheidender gelmäßig unangekündigte Blut- und Urintests
Bedeutung. »Der Gesprächston bleibt auch (»Drogenscreening«) bzw. Alkoholtests nach
in kritischen Momenten ruhig, sachlich und AVO durchzuführen, im Rahmen der Aufnahme
erklärend. Aus Gründen der Glaubwürdigkeit werden, insbesondere auf den geschlossenen
müssen Warnungen oder angedrohte Kon- bzw. beschützenden Suchtstationen, Leibesvi-
sequenzen im Bedarfsfall immer auch in die sitation und Gepäckkontrollen vorgenommen
Tat umgesetzt werden. Dies setzt seitens der (vgl. Holnburger 2004, S. 254 ff.)
. Tab. 6.3
R: Patient kann Hilfe Z 1: Patient trägt M 1: Beschwerden des Patienten ernst nehmen und genau erfassen
annehmen keine bleibenden M 1: Regelmäßige Vitalzeichenkontrolle
R: Patient will ein Schäden davon M 1: Patienten beobachten und ggf. überwachen (auch nachts)
suchtmittelfreies M 1: Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr kontrollieren
Leben führen M 1: Kontrolle des Schluckaktes
M 1: Kontrolle der Medikamenteneinnahme
M 1: Nachkontrollen durchführen: Hat Patient Medikamente tat-
sächlich geschluckt, wirken die Medikamente?
M 1: Zeitnahe und detaillierte Dokumentation
R: Patient kann Z 3: Patient kann sei- M 3: Erläutern, dass die auftretenden Symptome nicht Ungewöhn-
Wünsche äußern ne Situation adäquat liches sind
erfassen M 3: Erläutern, dass die Symptome wieder abklingen werden
M 3: Situation erklären und, wenn möglich, gemeinsam mit dem
Patienten nach weiteren erleichternden Maßnahmen suchen
6
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39
6.2 • Entzugssyndrom (F10.03)
Cave: Bei anhalten- Z 10: Stoffwechsel M 10: Bei Diarrhö – Ausscheidungskontrolle und Protokoll
den Durchfällen des Patienten ist M 10:Einfuhrprotokoll
besteht Exsikkose- intakt M 10: Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten erfragen oder
gefahr! testen lassen und ggf. entsprechende Ernährung anbieten
M 10: Bei Magen-/Darmproblemen Schonkost anbieten
M 10: Regelmäßige Vitalzeichenkontrolle, auch BZ
M 10: Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, im Notfall per
Infusion
M 10: Im Notfall Ersatznahrung nach AVO anbieten
M 10: I Anschluss daran Aufbaukost anbieten
R: Kognitive Fähig- Z 12: Verhinderung M 12: Engmaschige, ggf. lückenlose Überwachung des Patienten
keiten des Patienten von Selbst- und M 12: Mögliche Suizidalität abklären
sind nicht einge- Fremdschädigung M 12: Patienten ggf. von Mitpatienten isolieren (Einzelzimmer)
schränkt M 12: Gefährliche Gegenstände aus der Reichweite des Patienten
R: Patient will ein entfernen
suchtmittelfreies M 12: Patienten im Gespräch beruhigen
Leben führen M 12: Ggf. Bedarfsmedikation nach AVO verabreichen
M 12: Ggf. Ärztin alarmieren
- orderid Z-14:cca100557794
Patient kann - transid
M 14: Erläutern, - cca100557794
dass die auftretenden -
Symptome nicht Ungewöhn-
seine Situation liches sind
adäquat erfassen M 14: Erläutern, dass die Symptome wieder abklingen werden
M 14: Situation erklären und, wenn möglich, gemeinsam mit dem
Patienten nach weiteren erleichternden Maßnahmen suchen
M 14: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
P: Patient leidet an deliranten Symptomen, wie etwa Halluzinationen, personaler Desorientierung, psychomotorischen
Störungen, Wahnideen
Cave: Es besteht Z 17: Patient suizi- M 17: Lückenlose Überwachung des Patienten
Suizidgefahr! diert sich nicht M 17: Suizidabsprache treffen
M 17: kontinuierliche Informationsweiterleitung an die Ärztin
M 17: Patienten im Gespräch beruhigen und entlasten
M 17: ggf. Verabreichung von Notfall- oder Bedarfsmedikation nach
AVO
Cave: Blutabnah- Z 19: Gefühlszustand M 19: Stimmungslage des Patienten ernst nehmen
me, vor allem des Patienten ist aus- M 19: Mögliche Suizidalität abklären, ggf. Ärztin alarmieren
Schilddrüsenwerte geglichen M 19: Gespräche anbieten
(TSH) sowie Eisen M 19: Patienten ermutigen, sich bei Verstimmung an die Pflege zu
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
und Vitamin D wenden
überprüfen! M 19: Gemeinsam mit dem Patienten mögliche auslösende
R: Patient hat Hob- Situationen/Faktoren erarbeiten
bys bzw. Interessen M 19: Gemeinsam mit dem Patienten geregelte Tagesstruktur
erarbeiten
M 19: Gemeinsam mit dem Patienten verbindliche Gesprächstermi-
ne festlegen
M 19: Patient n darin bestärken, dass er nicht »hilflos« seinen
Gefühlen ausgeliefert ist, sondern diese kontrollieren kann
M 19: Selbstvertrauen des Patienten stärken
M 19: Freizeitaktivitäten anbieten
M 19: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
Cave: Es besteht Z 20: Patient ist in M 20: Reorientierungsmaßnahmen durchführen, etwa Augenkon-
unter Umständen allen Qualitäten takt, Fußsohlen Bodenkontakt, einfache Fragen zu Zeit, Ort, Umfeld
Fluchtgefahr! orientiert beantworten lassen, ggf. erklären, langsam bis 10 und rückwärts
zählen lassen
M 20: Flüssigkeitszufuhr überprüfen!
M 20: Orientierung erleichtern, etwa durch gut lesbare Namens-
schilder, Kalender im Zimmer, Piktogramme (WC, Speisesaal,
Dienstzimmer etc.)
M 20: Gedächtnistraining anbieten
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6.2 • Entzugssyndrom (F10.03)
R: Kognitive Fähig- Z 21: Verhinderung M 21: Engmaschige, ggf. lückenlose Überwachung des Patienten
keiten des Patienten von Selbst- und M 21: Patienten ggf. von Mitpatienten isolieren (Einzelzimmer)
sind nicht einge- Fremdschädigung M 21: Gefährliche Gegenstände aus der Reichweite des Patienten
schränkt entfernen
M 21: Ggf. Bedarfsmedikation nach AVO verabreichen
M 21: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
M 21: Ggf. Ärztin alarmieren
R: Patient hat Hob- Z 22: Gefühlszustand M 22: Patienten im Gespräch beruhigen und entlasten
bys bzw. Interessen des Patienten ist aus- M 22: Ablenkung anbieten, je nach Neigung und Interesse des
geglichen Patienten
M 22: Möglichkeiten für ein »Time-out« in akuten Situationen anbie-
ten, etwa bis 10 zählen, Hände und Gesicht kalt waschen, aus dem
Zimmer gehen, mehrmals tief ein- und ausatmen etc.
M 22: Gemeinsam mit dem Patienten mögliche auslösende
Faktoren erarbeiten (z. B. Schlafentzug, Überforderung etc.)
M 22: Patienten darin bestärken, dass er nicht »hilflos« seinen
Gefühlen ausgeliefert ist, sondern diese kontrollieren kann
M 22: Selbstvertrauen des Patienten stärken
M 22: Ggf. Bedarfsmedikation nach AVO verabreichen
M 22: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
P: Patient leidet an Angstzuständen
R: Patient hat Hob- Z 24: Patient kann zur M 24: Entspannungstechniken anbieten, etwa autogenes Training
bys bzw. Interessen Ruhe kommen und oder progressive Muskelentspannung
sich entspannen M 24: Freizeitaktivitäten und Ablenkung anbieten, je nach Neigung
und Interesse des Patienten (Sport)
M 24: Gemeinsam mit dem Patienten individuelle Strategien zur
Entspannung und Beruhigung erarbeiten
M 24: Beruhigungstees anbieten
M 24: Ggf. Bedarfsmedikation nach AVO anbieten
M 24: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
6 Pflege zu wenden
Cave: Bei Abbruch Z 25: Patient ver- M 25: Aufbau einer tragfähigen Vertrauensbeziehung
besteht Rückfall- bleibt auf der Station M 25: Abbruchgedanken des Patienten ernst nehmen
gefahr! M 25: Patienten auf Freiwilligkeit des Aufenthalts hinweisen
R: Patient will ein M 25: Im Gespräch mögliche Ursachen für die Abbruchgedanken
suchtmittelfreies des Patienten ermitteln
Leben führen M 25: Patienten darin bestärken, Ängste und Vorbehalte gegenüber
R: Kognitive Fähig- dem stationären Aufenthalt zu formulieren, und mit der Realität
keiten des Patienten abgleichen
sind nicht einge- M 25: Patienten dahingehend bestärken, dass er mit der Weiter-
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
schränkt führung des stationären Aufenthalts einen wichtigen Schritt auf
Cave: Nicht auf seinem Lebensweg einschlägt
Verhandlungen M 25: Vorhandene Ängste des Patienten im Gespräch thematisieren
einlassen, nach und, soweit möglich, abbauen
dem Motto: »Ich M 25: Maßnahmen erfragen, die dem Patienten im Rahmen der
bleibe nur auf Stationsordnung den Aufenthalt auf der Station erleichtern würden
Station, wenn ich M 25: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
diese oder jene Pflege zu wenden
Vergünstigung
erhalte«
6.2.3 Anmerkungen für die ambulante einem völligen Realitätsverlust kommt (vgl. Zim-
Pflege bardo 2004, S. 612). Die hier relevanten psychoti-
schen Störungen entstehen infolge von Suchtmittel-
Patienten mit Entzugssyndrom sollten wegen der konsum und treten in der Regel unmittelbar nach
Gefahr auftretender Komplikationen grundsätzlich dem Konsum oder bereits während des Konsums
stationär behandelt werden. Nicht selten erfolgt auf. Nicht selten gehen sie mit einer akuten Into-
der Entzug in geschlossenen Abteilungen bzw. so- xikation, also einer akuten Vergiftung durch die
genannten »beschützenden Suchtstationen«. Ver- übermäßige Einnahme von Suchtmitteln, einher.
suchen Sie als Bezugspflegekraft den Patienten da- Bei Patienten mit psychotischen Störungen können
von zu überzeugen, indem Sie ihm die möglichen Halluzinationen (meist optische und akustische),
Risiken verdeutlichen. Suchen Sie, wenn möglich, Wahnvorstellungen (etwa Beziehungs- oder Eifer-
gemeinsam mit dem Patienten eine Klinik aus. suchtswahn, aber auch Verfolgungswahn); Ver-
Bereiten Sie den Patienten auf die Krankenhaus- kennung von Personen und Situationen, affektive
einweisung vor, bauen Sie in Gesprächen etwaige Störungen (etwa extreme Angstzustände, Aggres-
Ängste ab und unterstützen Sie den Patienten bei sionen oder Euphorie bis hin zur Ekstase) und/
der Erledigung der notwendigen Formalitäten. oder psychomotorische Symptome (etwa motori-
Helfen Sie auch bei praktischen Dingen, wie etwa sche Unruhe, Erregungszustände oder aber Stupor)
Tasche packen, Versichertenkarte raussuchen, An- auftreten. Diese sind jedoch nicht von dauerhaf-
gehörige benachrichtigen etc. Informieren Sie die tem Charakter und klingen in der Regel innerhalb
behandelnde Hausärztin und, wenn vorhanden, kurzer Zeit (maximal mehrere Wochen) wieder ab
die rechtliche Betreuerin. Verweigert der Patient (vgl. Tölle u. Windgassen 2003, S. 157 ff.).
eine Krankenhauseinweisung, informieren Sie Ihre
Pflegedienstleitung. Diese wird gemeinsam mit Ih-
- orderid - cca100557794 - transid
Symptome -einer
nen, der Ärztin und der Betreuerin die Indikation cca100557794 -
suchtmittelinduzierten
für eine Zwangseinweisung prüfen bzw. oder eine psychotischen Störung (nach Holnburger
solche Prüfung anregen. Hierbei kann es auch hilf- 2004, S. 203)
reich sein, wenn die Pflegedienst- oder die Einsatz- 55 Halluzinationen, meist optische oder akus-
leitung deutlich macht, dass der Pflegedienst die tische Halluzinationen (z. B. Alkoholhallu-
ambulante Versorgung und die Verantwortung im zinose)
vorliegenden Fall nicht mehr übernehmen wird. 55 Wahnideen (z. B. Beziehungswahn, alkoho-
Behalten Sie als Führungskraft dabei bitte immer lischer Eifersuchtswahn oder alkoholindu-
auch Ihre Fürsorgepflicht gegenüber Ihren Mit- zierte Paranoia)
arbeiterinnen im Blick, die in der Regel alleine vor 55 Verkennung (z. B. Patient kann Personen
Ort sind! Daher sollte der Fokus der ambulanten oder Situation nicht zu- bzw. einordnen)
Pflege bei diesem Krankheitsbild auf die Vorberei- 55 Störungen des Affekts (z. B. extreme Angst-
tung und auf die Nachsorge stationärer Therapien oder Ekstasezustände)
gelegt werden. 55 Psychomotorische Störungen (z. B. Stupor
oder Erregungszustände)
. Tab. 6.4
Cave: DD paranoid- Z 3: Zustand ist für M 3: Erleben des Patienten ernst nehmen
halluzinatorische den Patienten er- M 3: Patienten im Gespräch beruhigen und entlasten
Schizophrenie träglich M 3: Sicherheit vermitteln
M 3: Patienten nach Möglichkeit ablenken, etwa durch Musikhören
bei akustischen Halluzinationen
M 3: Freizeitaktivitäten anbieten
M 3: Bezugspflege
M 3: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
6
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47
6.3 • Psychotische Störungen (F10.04)
Rückseite
Vorderseite
Die wichtigste Gründe, Negative Folgen des
warum ich abstinent Drogen- oder
bleiben möchte
Alkoholkonsums
6.3.3 Anmerkungen für die ambulante Kontrollen auf Suchtmittel durch Leibesvisitatio-
Pflege nen und Zimmerkontrollen ebenso sinnvoll sein
wie Blut- und Urinuntersuchungen. Grundlegend
Bei Vorliegen einer psychotischen Störung ist der für den Behandlungserfolg ist zudem die Einrich-
Patient umgehend und ggf. notfallmäßig in ein tung eines »suchtmittelfreien Behandlungsrah-
Krankenhaus einzuweisen. Verweigert der Patient mens« (Gold et al. 2014, S. 404). Bei akutem Sucht-
eine Krankenhauseinweisung, informieren Sie Ihre druck ist in jedem Fall die zuständige Ärztin zu
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
Pflegedienstleitung. Diese wird gemeinsam mit Ih- informieren; gegebenenfalls werden Notfall- oder
nen, der Ärztin und der Betreuerin die Indikation Bedarfsmedikamente verabreicht. Der Patient ist
für eine Zwangseinweisung prüfen oder eine solche möglichst lückenlos zu überwachen (Krankenbe-
Prüfung anregen. Hierbei kann es auch hilfreich obachtung, Vitalzeichenkontrolle, Verhaltensbe-
sein, wenn die Pflegedienstleitung oder die Ein- obachtung). Bei Patienten, die unter Suchtdruck
satzleitung deutlich macht, dass der Pflegedienst stehen, kann es zu einer sogenannten Suchtverla-
die ambulante Versorgung und die Verantwortung gerung kommen, bei der der Patient sein ursprüng-
im vorliegenden Fall nicht mehr übernehmen wird. liches Abhängigkeitsverhalten durch ein anderes
Behalten Sie als Führungskraft dabei bitte immer ersetzt, also etwa anstelle einer Alkoholabhängig-
auch Ihre Fürsorgepflicht gegenüber Ihren Mit- keit eine andere stoffgebundene oder nicht stoff-
arbeiterinnen im Blick, die in der Regel alleine vor gebundene Sucht entwickelt.
Ort sind! Daher sollte der Fokus der ambulanten
Praxistipp
Pflege bei diesem Krankheitsbild auf die Vorberei-
tung und auf die Nachsorge stationärer Therapien Hilfreich kann die Erstellung einer sogenann-
gelegt werden. ten Abstinenzkarte sein (vgl. 7 http://www.
cafe157.eu/check-karte-gegen-suchtdruck.
html). Diese sollte etwa die Größe einer Kredit-
6.4 Exkurs: Pflege bei Suchtdruck karte haben, damit sie leicht in der Brieftasche
oder Hosentasche etc. aufbewahrt werden
Insbesondere zu Beginn der Entzugsbehandlung ist kann. Die Karte sollte zudem möglichst aus
eine verstärkte Rückfallgefahr aufgrund des hohen fester Pappe bestehen, am besten ist es, wenn
Suchtdrucks, unter dem der Patient steht, gegeben. man sie obendrein noch laminiert. . Abb. 6.1
Dies bedeutet, dass der Patient erneut Suchtmittel zeigt auf, wie bzw. womit eine solche Karte
konsumiert, obwohl dies eigentlich gar nicht sei- beschriftet werden sollte.
nem Willen entspricht. Daher können regelmäßige
6
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51
6.4 • Exkurs: Pflege bei Suchtdruck
. Tab. 6.5
R: Patient möchte Z 5: Patient erkennt M 5: Verhalten des Patienten genau beobachten und dokumentieren
ein suchtmittelfrei- die Suchtverlage- M 5: Offenen Rahmen für Gespräche über das Thema Suchtverlage-
es Leben führen rung rung schaffen
M 5: Gefahren einer Suchtverlagerung erläutern (Bezugspflegerin)
M 5: Patienten auf Verhaltensweisen ansprechen, die auf eine Sucht-
verlagerung hindeuten (Bezugspflegerin)
M 5: Patienten für seine Gesprächsbereitschaft loben
M 5: Gemeinsam mit dem Patienten einen geregelten Tagesablauf
erarbeiten
Literatur
Thiel H, Jensen M, Traxler S (2004) Klinikleitfaden Psychiatri-
Gold K, Schlegel Y, Stein K-P (Hrsg) (2014) Pflege konkret: sche Pflege. Elsevier, München
Neurologie – Psychiatrie. Lehrbuch für Pflegeberufe, 5. Tölle R, Windgassen K (2003) Psychiatrie – einschließlich
Aufl. Urban & Fischer, München Psychotherapie. 13. Aufl. Springer, Berlin
Holnburger M (2004) Pflegestandards in der Psychiatrie, 3. Tress W et al. (2003) Psychosomatische Grundversorgung:
Aufl. Elsevier, München Kompendium der interpersonellen Medizin, 3. Aufl.
Strauß B, Mattke D (2012) Gruppenpsychotherapie: Lehrbuch Schattauer, Stuttgart
für die Praxis. Springer, Berlin Zimbardo PG (2004) Psychologie, 6. Aufl. Springer, Berlin
Suchthilfe Café 157: Check-Karte gegen Suchtdruck. 7 http://
www.cafe157.eu/check-karte-gegen-suchtdruck.html.
Zugegriffen: 02. Juni 2015
7
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53
Schizophrenie, schizotype
und wahnhafte Störungen
(F20–F29)
Heike Ulatowski
- orderid
7.3 - cca100557794
Katatone - (F20.2)
Schizophrenie transid – 66- cca100557794 -
7.3.1 Merkmale – 66
7.3.2 Pflegeplanung katatone Schizophrenie – 67
7.3.3 Anmerkungen für die ambulante Pflege – 73
Literatur – 76
akute mögliche
gestörte
Erkrankung Rückfalle
Funktions- mögliche
fahigkeit Chronifzierung
Erkrankungs-
schwelle
. Abb. 7.1 Entwicklungsstadien einer Schizophrenie. (Datenquelle: Robert Koch-Institut 2010, Gesundheitsberichterstat-
tung des Bundes)
. Tab. 7.1 Leitsymptome schizophrener Psycho- . Tab. 7.2 Störungsbereiche und Symptome der
sen. (Nach Thiel et al. 2004, S. 214) paranoid-halluzinatorischen Schizophrenie
7.1.2 Pflegeplanung
paranoid-halluzinatorische
Schizophrenie
. Tab. 7.3
P: Patient ist in der akuten Phase misstrauisch und ablehnend im Kontakt zu der Bezugspflegerin
R: Patient kann Z 1: Patient fühlt sich M 1: Freundliche und zugewandte Kontaktaufnahme, signalisieren:
nach Abklingen im Kontakt der Be- Ich bin für Sie da!
der akuten Phase zugspflegerin sicher M 1: Unbedingtes Wahren der professionellen Distanz
Beziehungen M 1: Im Kontakt signalisieren: Ich bin keine Bedrohung!
zu einigen wenigen M 1: Bei Kontaktaufnahme darauf achten, dass man nicht stehend
7 vertrauten Personen
unterhalten
von oben auf den sitzenden Patienten herabblickt
M 1: Ungestörten, aber nicht abgelegenen Ort für das Gespräch/
den Kontakt aussuchen
M 1: Kontakt zu Angehörigen aufnehmen, denen Patient vertraut
M 1: Familiengespräch anbieten
R: Intelligenz des Z 7: Patient kommt M 7: Wahnvorstellung zunächst akzeptieren, aber nicht überneh-
Patienten ist nicht zur Ruhe und fühlt men, sondern dahingehend einigen, dass Patient und Pflegekraft
vermindert sich sicher verschiedene Sichtweisen haben
M 7: Patienten nicht alleine lassen, insbesondere bei Angstzustän-
den unterstützend begleiten und beruhigen
M 7: Patienten ablenken, etwa durch Gespräche über »unverfäng-
liche« Themen, wie Hobbys/Interessen des Patienten und/oder
durch Freizeitaktivitäten (Sport, Gartenarbeit etc.)
M 7: Sicherheit vermitteln
M 7: Ggf. Bedarfs- bzw. Notfallmedikation nach AVO verabreichen
M 7: Aufbau einer tragfähigen Vertrauensbeziehung
M 7: Gespräche über die akustischen Halluzinationen anbieten
M 7: Wenn möglich, Patienten über realen Sachverhalt aufklären,
dabei das Gespräch stets auf Augenhöhe halten, keine belehrende
Überheblichkeit
M 7: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
M 7: Medikamentöse Therapie nach AVO
M 7: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
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58 Kapitel 7 • Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen (F20–F29)
R: Intelligenz der Z 12: Zustand ist M 12: Wahnerleben des Patienten ernst nehmen und vorerst
Patient ist nicht für den Patienten akzeptieren
vermindert erträglich M 12: Sicherheit vermitteln
M 12: Patienten ablenken, etwa durch Gespräche über
»unverfängliche« Themen, wie Hobbys/Interessen des
Patienten und/oder durch Freizeitaktivitäten (Sport, Gartenarbeit
etc.)
M 12: Wenn möglich, lüften (Fenster auf Kipp?)
M 12: Gut Duftendes bereitstellen
M 12: Gemeinsam mit dem Patienten eine Tagesstruktur erarbeiten,
die von Wahnvorstellungen ablenkt und Halt/Sicherheit/Vertraut-
heit vermittelt
M 12: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
R: Patient hat Hob- Z 13: Patient kann M 13: Art, Dauer, Auftreten und Vorkommen der Wahnvorstellungen
bys und Interessen akzeptieren, dass er genau dokumentieren
R: Intelligenz des an Wahnvorstellun- M 13: Wahnverstärkende Situationen oder Dinge identifizieren
Patienten ist nicht gen leidet und nach Möglichkeit reduzieren bzw. umgehen
vermindert M 13: Patienten ggf. vor Mitpatienten in Schutz nehmen
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M 13: Gemeinsam mit dem Patienten Coping-Strategien entwickeln
R: Patient hat den Z 15: Patient nimmt M 15: Stimmungslage des Patienten ernst nehmen
Wunsch, sich in die am sozialen Leben M 15: Stimmungslage des Patienten beobachten und dokumentieren
Stationsgemein- auf der Station teil M 15: Gespräche anbieten
schaft zu integrieren M 15: Bezugspflege
R: Patient hat Hob- M 15: Kontinuierlichen Kontakt zu dem Patienten halten
bys und Interessen M 15: Suizidgefährdung abklären, ggf. Ärztin benachrichtigen
Cave: Es besteht M 15: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine vereinbaren
tendenziell Suizid- M 15: Kontakte des Patienten auf der Station beobachten und
gefahr! fördern
M 15: Patienten in die Stationsgruppen einführen
M 15: Patienten zur Mitarbeit bzw. Teilnahme anregen
M 15: Protokoll über Tagesaktivitäten führen lassen
7.1.3 Anmerkungen für die ambulante . Tab. 7.4 Störungsbereiche und Symptome der
Pflege hebephrenen Schizophrenie
Störungsbereiche Symptome
Im Vordergrund der ambulanten pflegerischen Ver-
sorgung steht der Beziehungsaufbau und die Auf- Affektive Störungen Affektverflachung
rechterhaltung der Beziehung, um die therapeuti- Parathymien (Affekt- bzw.
Gefühlsumkehrung)
sche und die medikamentöse Therapie fortführen Antriebsarmut
und dem Patienten so einen Verbleib in der eigenen
Häuslichkeit ermöglichen zu können. Zudem unter- Denkstörungen Konzentrationsstörungen
Leistungsabfall
stützt die ambulante Pflege den Patienten in allen Formale Denkstörung
Bereichen der alltäglichen Lebensführung, in denen
Kommunikation Spracharmut
sie auf Hilfe angewiesen ist bzw. in denen Unter-
Wiederholung (von Fragen)
stützungsbedarf besteht. Im Fall einer akuten Zu- Inadäquate Kontaktaufnahme
standsverschlechterung kann jedoch die Einweisung
Sozialverhalten Sozialer Rückzug
in ein Krankenhaus unumgänglich werden, um eine
Soziale Isolation
Selbst- oder Fremdgefährdung zu verhindern. Ver- Manierismen
weigert der Patient eine Krankenhauseinweisung, in-
formieren Sie die behandelnde Ärztin und Ihre Pfle-
gedienstleitung. Diese wird gemeinsam mit Ihnen, schneiden auf. Das Denken des Patienten ist desorga-
der Ärztin und der Betreuerin die Indikation für nisiert, er redet sehr viel, doch ist seine Sprache so zu-
eine Zwangseinweisung prüfen bzw. oder eine solche sammenhangslos, dass eine Kommunikation oftmals
Prüfung anregen. Hierbei kann es auch hilfreich sein, kaum mehr möglich ist. Außerdem ziehen sich die
wenn die Pflegedienstleitung oder die Einsatzleitung Patienten meist gerne zurück, sodass die Gefahr einer
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
deutlich macht, dass der Pflegedienst die ambulante sozialen Isolation besteht (vgl. Gold e al. 2014, S. 282).
Versorgung und die Verantwortung im vorliegenden Die Symptome sind in . Tab. 7.4 zusammengefasst.
Fall nicht mehr übernehmen wird. Behalten Sie als
Praxistipp
Führungskraft neben dem Wohl des Patienten bitte
immer auch Ihre Fürsorgepflicht gegenüber Ihren
Im pflegerischen Kontakt sollten Sie stets
Mitarbeiterinnen im Blick, die in der Regel alleine
darauf achten, dass Sie den Patienten nicht
vor Ort sind! Bei mangelnder oder ungenügender
bevormunden und ihm möglichst viel Entschei-
Compliance des Patienten sollte der Fokus der am-
dungsfreiraum lassen. Dennoch ist es hilfreich,
bulanten Pflege daher auf die Vorbereitung und auf
den Patienten auf unangemessenes Verhalten
die Nachsorge stationärer Therapien gelegt werden.
deutlich hinzuweisen sowie angemessenes
Bei kooperativen Patienten kann allerdings auch eine
Verhalten positiv zu verstärken. Ablehnung
psychiatrische Langzeittherapie von einem ambu-
oder Misstrauen sind auf gar keinen Fall persön-
lanten Pflegedienst begleitet werden.
lich zu nehmen. Außerdem ist bei der Bezugs-
pflege zu beachten, dass Sie eine tragfähige
Beziehung zu dem Patienten aufbauen und
7.2 Hebephrene Schizophrenie (F20.1)
als Pflegekraft unbedingt ein kontinuierliches,
verlässliches und angemessen distanziertes Ver-
7.2.1 Merkmale
halten dem Patienten gegenüber pflegen: Zu
viel Nähe kann als Bedrohung wahrgenommen
Bei dieser Form der Schizophrenie steht die signi-
werden und so zu einer Zustandsverschlechte-
fikante Abstumpfung des Affekts im Vordergrund,
rung führen. Zu wenig Nähe kann Angst und
während Wahnvorstellungen und Halluzinationen
Einsamkeitsgefühl des Patienten verstärken und
lediglich ansatzweise zu beobachten sind. Der Patient
so ebenfalls den Behandlungserfolg gefährden.
legt ein verantwortungsloses und unberechenbares
Nicht zuletzt ist gerade bei diesen Patienten
Verhalten an den Tag; häufig treten unangemessene
immer auf Anzeichen von Suizidalität zu achten!
Manierismen (albern, kindlich) und Grimassen-
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62 Kapitel 7 • Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen (F20–F29)
. Tab. 7.5
R: Patient ist Z 1: Patient verfügt M 1: Beobachtung und Dokumentation des Gefühllebens des
kognitiv nicht ein- über möglichst Patienten
geschränkt ausgeglichenes M 1: Bezugspflege
Gefühlsleben und M 1: Patienten auf unangemessenes Verhalten hinweisen
kann seine Gefühle M 1: Adäquate Gefühlsäußerungen
äußern positiv verstärken (Lob!)
R: Patient hat Hob- Z 3: Stimmung des M 3: Stimmungslage des Patienten ernst nehmen
bys und Interessen Patienten ist aus- M 3: Stimmungslage des Patienten beobachten und dokumentieren
Cave: Es besteht geglichen M 3: Suizidgefährdung abklären, ggf. Ärztin benachrichtigen
tendenziell Suizid- M 3: Patienten ermutigen, Gefühle und Bedürfnisse zu benennen
gefahr! M 3: Patienten ermutigen, Kontakt zur Pflege aufzunehmen
M 3: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine vereinbaren
M 3: Auf Rückzugstendenzen achten
M 3: Protokoll über Tagesaktivitäten führen lassen
M 3: Auf geregelten Tag- und Nachtrhythmus achten
M 3: Patienten ggf. in Stationsgruppen integrieren
M 3: Gemeinsam mit dem Patienten geregelte Tagesstruktur
erarbeiten
M 3: Hobbys und Interessen des Patienten erfragen
M 3: Freizeit-und Sportaktivitäten anbieten
M 3: Patienten ermutigen, Dinge zu benennen, die ihm Spaß
machen
M 3: Gemeinsam mit dem Patienten Coping-Strategien entwickeln
M 3: Ggf. Bedarfsmedikation nach AVO
M 3: Medikamenteneinnahme überwachen
M 3: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
R: Patient hat den Z 8: Patient nimmt M 8: Stimmungslage des Patienten ernst nehmen
Wunsch, sich in die am sozialen Leben M 8: Stimmungslage des Patienten beobachten und dokumentieren
Stationsgemein- auf der Station teil M 8: Gespräche anbieten
schaft zu integrieren M 8: Bezugspflege
R: Patient hat Hob- M 8: Kontinuierlichen Kontakt zu dem Patienten halten
bys und Interessen M 8: Suizidgefährdung abklären, ggf. Ärztin benachrichtigen
Cave: Es besteht M 8: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine vereinbaren
tendenziell Suizid- M 8: Kontakte des Patienten auf der Station beobachten und fördern
gefahr! M 8: Patienten in die Stationsgruppen einführen
M 8: Patienten zur Mitarbeit bzw. Teilnahme anregen
M 8: Protokoll über Tagesaktivitäten führen lassen
M 8: Auf geregelten Tag- und Nachtrhythmus achten
M 8: Patienten in Stationsarbeiten einbinden (z. B. Küchendienst)
M 8: Auf Rückzugstendenzen achten
M 8: Patienten bei Rückzug im Zimmer aufsuchen
M 8: Wenn möglich, Patienten aus dem Zimmer holen und in den
Stationsalltag integrieren
M 8: Gemeinsam mit dem Patienten geregelte Tagesstruktur erarbeiten
M 8: Medikamenteneinnahme überwachen
M 8: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
R: Patient ist Z 10: Verhalten und M 10: Patienten ablenken, etwa durch Gespräche über »unverfängli-
kognitiv nicht ein- Auftreten des Patien- che« Themen, wie Hobbys/Interessen des Patienten und/oder durch
geschränkt ten sind (möglichst) Freizeitaktivitäten (Sport, Gartenarbeit etc.)
Cave: Auch wenn angemessen M 10: Beobachtung und Dokumentation des Grimassierens
der Patient durch M 10: Beobachtung und Dokumentation der Art und Weise der
sein Verhalten Kontaktaufnahme des Patienten
Ärger auslösen M 10: Dem Patienten deutlich machen, dass sein Verhalten
sollte, ist ihm stets unangemessen ist, ohne ihn als Person abzuwerten
mit Wertschätzung M 10: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine vereinbaren
und Respekt zu M 10: Sozial kompatible Eigenschaften und Interessen des Patienten
begegnen! fördern
M 10: Bei Aufdringlichkeiten Patienten im Kontakt konsequent und
deutlich begrenzen
M 10: Gemeinsam mit dem Patienten angemessene Verhaltensalter-
nativen erarbeiten
M 10: Bei Bitten oder Anfragen nur auf angemessenes Verhalten des
Patienten reagieren
M 10: Medikamenteneinnahme überwachen
M 10: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
Hyperphänomene Hypophänomene
Echolalie (Wiederholung von Wörtern oder Sätzen Negativismus (Patient macht das Gegenteil von dem, was
des Gegenübers) von ihm verlangt wird)
7 7.2.3 Anmerkungen für die ambulante vor Ort sind! Bei mangelnder oder ungenügender
Pflege Compliance des Patienten sollte der Fokus der am-
bulanten Pflege daher auf die Vorbereitung und auf
Im Vordergrund der ambulanten pflegerischen die Nachsorge stationärer Therapien gelegt werden.
Versorgung steht der Beziehungsaufbau und die Bei kooperativen Patienten kann allerdings auch
Aufrechterhaltung der Beziehung, um die thera- eine psychiatrische Langzeittherapie von einem
peutische und die medikamentöse Therapie fort- ambulanten Pflegedienst begleitet werden.
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
führen und dem Patienten so einen Verbleib in der
eigenen Häuslichkeit ermöglichen zu können. Es
sind überdies mögliche Probleme im häuslichen 7.3 Katatone Schizophrenie (F20.2)
Umfeld des Patienten zu regulieren, die durch deren
Verhalten entstehen – etwa Konflikte in der Nach- 7.3.1 Merkmale
barschaft. Zudem unterstützt die ambulante Pflege
den Patienten in allen Bereichen der alltäglichen Die prägnantesten Kennzeichen der katatonen
Lebensführung, in denen er auf Hilfe angewiesen Schizophrenie sind die psychomotorischen Störun-
ist bzw. in denen Unterstützungsbedarf besteht. Im gen. Diese können schwanken zwischen Extremen
Fall einer akuten Zustandsverschlechterung kann wie Erregung und Stupor, aber auch Befehlsauto-
jedoch die Einweisung in ein Krankenhaus un- matismus und Negativismus. Die Patienten können
umgänglich werden, um eine Selbst- oder Fremd- Zwangshaltungen und -stellungen durchaus über
gefährdung zu verhindern. Verweigert der Patient eine lange Zeit hinweg beibehalten. Episodenhafte
eine Krankenhauseinweisung, informieren Sie die schwere Erregungszustände können ein Charak-
behandelnde Ärztin und Ihre Pflegedienstleitung. teristikum dieses Krankheitsbildes sein, hier kann
Diese wird gemeinsam mit Ihnen, der Ärztin und es beispielsweise zu lautem Schreien und Heulen,
der Betreuerin die Indikation für eine Zwangsein- zur Entblößung oder zum Zerreißen von Klei-
weisung prüfen bzw. oder eine solche Prüfung an- dungsstücken kommen. Patienten mit einer kata-
regen. Hierbei kann es auch hilfreich sein, wenn die tonen Schizophrenie können gelegentlich auch an
Pflegedienstleitung oder die Einsatzleitung deutlich einem traumähnlichen (oneiroiden) Zustand, der
macht, dass der Pflegedienst die ambulante Ver- mit lebhaften szenischen Halluzinationen einher-
sorgung und die Verantwortung im vorliegenden gehen kann, leiden (vgl. Holnburger 2004, S. 138).
Fall nicht mehr übernehmen wird. Behalten Sie als Die Symptome der katatonen Schizophrenie lassen
Führungskraft neben dem Wohl des Patienten bitte sich unterscheiden nach Hyper- bzw. Hypophäno-
immer auch Ihre Fürsorgepflicht gegenüber Ihren menen (vgl. Huber 1987, S. 204), wie in . Tab. 7.6
Mitarbeiterinnen im Blick, die in der Regel alleine dargestellt.
7
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67
7.3 • Katatone Schizophrenie (F20.2)
Praxistipp
Verläufe auftreten können! Die sogenannte
Im pflegerischen Umgang mit Patienten, die perniziöse Katatonie stellt eine Extremform
an einer katatonen Schizophrenie erkrankt der Katatonie dar, die sich in extremer psycho-
sind, ist es wichtig, dass Sie Ruhe und Sicher- motorischer Unruhe, Selbstgefährdung und
heit vermitteln. Bitte bedenken Sie, dass der hohem Fieber sowie äußerer Bewegungsstarre
Patient auch dann, wenn er keinerlei Reaktio- bei massiver innerer Anspannung äußert (vgl.
nen zeigt, durchaus bei Bewusstsein ist und Häfner 2010, S. 115 ff.). In einem solchen Notfall
Gespräche, Situationen, Handlungen etc. sehr ist der Patient sofort auf die Intensivstation
wohl erfassen kann. Außerdem ist zu beach- eines Allgemeinen Krankenhauses zu verlegen!
ten, dass hier schwere und lebensbedrohliche
. Tab. 7.7
7 M 3: Medikamenteneinnahme überwachen
M 3: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
P: Sprachverhalten des Patienten weist pathologische Veränderungen auf: Mutismus, Sprachstereotypien, Echolalie
7 fördern
M 9: Gemeinsam mit dem Patienten erarbeiten, welche Verhaltens-
weisen angemessen sind und welche nicht
M 9: Patienten in den Stationsalltag integrieren (Dienste auf Station)
M 9: Medikamenteneinnahme überwachen
M 9: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
Cave: Bei an- Z 10: Verhinderung M 10: Trink- und Essprotokoll führen
- orderid -voncca100557794
haltendendem Flüssigkeits- - transid
M 10: Regelmäßige - cca100557794
Vitalzeichenkontrolle, auch BZ -
Flüssigkeitsmangel mangel M 10: Ggf. Ärztin alarmieren
besteht Exsikkose- M 10: Hilfestellung bei der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme
gefahr! M 10: Flüssigkeitszufuhr notfalls i.v. nach AVO
Z 12: Verhinderung M 12: Darauf achten, dass der Patient nicht lange in ein und
von Druckstellen derselben Haltung liegt oder sitzt
oder Hautschäden M 12: Bei schweren Verläufen den Patienten lagern
durch Ausscheidun- (Dekubitusprophylaxe!)
gen M 12: Ggf. Lagerungsplan erstellen
M 12: Hilfestellung bei der Körperpflege
Cave: Es kann zu Z 14: Patient kann M 14: Ruhe bewahren und daran denken, dass der Patient nicht
Fehlinterpretatio- sich an Absprachen provozieren oder bewusst Ärger auslösen möchte
nen des Verhaltens und Anweisungen M 14: Patienten nicht unter Zeitdruck setzen
kommen halten M 14: Absprachen selbst konsequent einhalten
(»störrisch«, M 14: Verbindliche und regelmäßige Gesprächstermine vereinbaren
»bockig«)! M 14: Patienten auch bei kleinen Fortschritten loben
M 14: Sozial kompatible Eigenschaften des Patienten fördern
7 Z 21: Patient kann mit M 21: Erleben des Patienten ernst nehmen
Pflegekraft über Hal- M 21: Halluzinationen zunächst akzeptieren, nicht versuchen,
luzinationen reden Patienten zu überzeugen
M 21: Patienten nicht alleine lassen, insbesondere bei Angstzustän-
den unterstützend begleiten und beruhigen
M 21: Patienten engmaschig überwachen
M 21: Bezugspflege
M 21: Aufbau einer Vertrauensbasis
M 21: Patienten so gut wie möglich auf Station integrieren
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M 21: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfalle jederzeit an die
Pflege zu wenden
Z 22: Patient fühlt M 22: Patienten ablenken, etwa durch Gespräche über »unverfäng-
sich sicher auf der liche« Themen, wie Hobbys/Interessen des Patienten und/oder
Station durch Freizeitaktivitäten (Sport, Gartenarbeit etc.)
M 22: Sicherheit vermitteln
M 22: Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten
M 22: Auf ausreichende Körperpflege achten
M 22: Medikamentöse Therapie nach AVO
M 22: Alltagsaktivitäten anbieten und ggf. Patienten dabei
begleiten
7.3.3 Anmerkungen für die ambulante Zwangsmaßnahmen bringen für Pflegekräfte oft-
Pflege mals Gewissenskonflikte mit sich, denn dem be-
ruflichen Selbstverständnis nach entspricht es doch
Der Fokus der ambulanten Pflege liegt hier in der der ethischen Grundhaltung der Pflege, die Selbst-
Überwachung der medikamentösen Therapie und bestimmung und die Autonomie des Patienten zu
der Hilfestellung bei der Alltagsbewältigung. Im achten und zu fördern. Die Pflege bei Zwangsmaß-
Falle einer perniziösen Katatonie ist der Patient nahmen steht dem jedoch deutlich entgegen (vgl.
sofort notfallmäßig in ein Allgemein-Krankenhaus Lay 2014, S. 190). Generell stehen Zwangsmaßnah-
einzuweisen! Gleiches kann bei Vorliegen von Hal- men in der Psychiatrie in einem »tripolaren Span-
luzinationen der Fall sein. Bei akuter Selbst- oder nungsverhältnis« (Rössler u. Hoff 2006, S. 121),
Fremdgefährdung ist der Patient ebenfalls um- bestehend aus Autonomie des Patienten, Schutz der
gehend einzuweisen. Verweigert der Patient eine Öffentlichkeit und Sicherung der notwendigen Be-
Krankenhauseinweisung, informieren Sie Ihre Pfle- handlung. Allerdings hat der Gesetzgeber in jüngs-
gedienstleitung. Diese wird gemeinsam mit Ihnen, ter Zeit die Anforderungen an eine Zwangsmedi-
der Ärztin und der Betreuerin die Indikation für kation deutlich verschärft: so darf diese nur noch
eine Zwangseinweisung prüfen bzw. oder eine sol- als Ultima Ratio, im Rahmen einer Unterbringung
che Prüfung anregen. Hierbei kann es auch hilfreich und »zur Abwendung eines drohenden erheb-
sein, wenn die PDL oder die Einsatzleitung deutlich lichen gesundheitlichen Schadens« (BGB § 1906
macht, dass der Pflegedienst die ambulante Ver- Abs. 1 Nr. 2) durchgeführt werden. Es gibt neben
sorgung und die Verantwortung im vorliegenden der Zwangsmedikation weitere Arten von Zwangs-
Fall nicht mehr übernehmen wird. Behalten Sie als maßnahmen, wie etwa die physische Fixierung,
Führungskraft neben dem Wohl des Patienten bitte die Isolation (Einsperren auf der Station, in einem
immer auch Ihre Fürsorgepflicht gegenüber Ihren bestimmten Bereich der Station oder in einem
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
Mitarbeiterinnen im Blick, die in der Regel alleine Zimmer) oder sogenannten »Schutzmaßnahmen«
vor Ort sind! Bieten Sie für Ihre Mitarbeiterinnen für verwirrte alte Menschen (vgl. Schirmer et al.
Supervisionen und genügend Raum zum gegensei- 2006, S. 64). Die physische Fixierung lässt sich
tigen Austausch an. unterscheiden in folgende Kategorien (vgl. Henke,
2006, S. 97-98):
55 Festhalten des Patienten
7.4 Exkurs: Pflege bei 55 Fixieren auf dem Stuhl durch Bauchgurt
Zwangsmaßnahmen 55 Hochziehen des Bettgitters
55 7-Punkt-Fixierung: Hand-, Fuß-, Bauch- und
Schultergurt (oder ggf. Oberschenkelgurt)
Definition 55 5-Punkt-Fixierung: Hand-, Fuß- und Bauch-
Zwangsmaßnahmen sind freiheitsentziehen- gurt (. Abb. 7.2)
de Maßnahmen, die gegen den Willen des 55 4-Punkt-Fixierung: Hand- und Fußgurt
Patienten durchgeführt werden, entweder 55 3-Punkt-Fixierung: Bauch- und Fußgurt (nur
um eine Selbst- oder Fremdgefährdung zu zeitlich begrenzt, etwa zur Durchführung der
verhindern oder um eine notwendige Therapie Körperpflege) – Cave: Aufsichtspflicht!
durchführen zu können; sie stellen einen er- 55 2-Punkt-Fixierung: Bauchgurt sowie Fußgurt
heblichen Einschnitt in die Grundrechte des zur Wandseite (Gerontopsychiatrie)
Patienten dar und bedürfen grundsätzlich
einer ärztlichen Anordnung (rechtfertigender Nachfolgend wird auf die physische Fixierung Be-
Notstand) und, bei längerer Fortdauer über zug genommen, wobei hier vornehmlich darauf zu
48 Stunden, auch einer richterlichen Anord- achten ist, dass der Patient dadurch keine körper-
nung (vgl. Lang 2012, S. 35). lichen Schäden davonträgt und eine zusätzliche
Traumatisierung möglichst vermieden wird. Die
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74 Kapitel 7 • Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen (F20–F29)
Z 1: Fixierung des Pa- M 1: Ruhe bewahren und entschlossen, aber freundlich auftreten
tienten ist gesichert M 1: Gurte möglichst passgenau anlegen (Vorgaben der Hersteller
beachten)
M 1: Auf gute Polsterung der Gurte achten, insbesondere an poten-
ziellen Scheuerstellen
M 1: Gurte regelmäßig kontrollieren
M 1: Patienten beruhigen
M 1: Sicherheit vermitteln
M 1: Ggf. Bedarfs- oder Notfallmedikation nach AVO
M 1: Nachkontrolle auf Wirksamkeit der Medikation
Literatur
7 gesellschaft, Hannover
Lang U (2012) Innovative Psychiatrie mit offenen Türen:
Deeskalation und Partizipation in der Akutpsychiatrie.
Springer, Berlin
Robert Koch-Institut (Hrsg) (2010) Schizophrenie. Gesund-
heitsberichterstattung des Bundes 50
Rössler W, Hoff P (2005) Psychiatrie zwischen Autonomie
und Zwang. Springer, Heidelberg
Schirmer U, Mayer M, Martin V et al. (2006) Prävention von
Aggression und Gewalt in der Pflege: Grundlagen und
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Praxis des Aggressionsmanagements für Psychiatrie
und Gerontopsychiatrie. Schlütersche Verlagsgesell-
schaft, Hannover
Thiel H, Jensen M, Traxler S (2004) Klinikleitfaden Psychiatri-
sche Pflege. Elsevier, München
Zimbardo PG (2004) Psychologie, 6. Aufl. Springer, Berlin
8
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77
Literatur – 134
Störungsbereiche Symptome
Sozial- und Sexualverhalten von sozialem Rückzug und Libidoverlust bis zum Verlust sozialer
Hemmungen und gesteigerter Libido
Kriterium Symptome
Leistungs-und Konzentrationsfähigkeit
vermindert, sehr leicht ablenkbar, Ideenflucht
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Schlafbedürfnis stark vermindert
Sozial- und Sexualverhalten übertriebene Geselligkeit und Kontaktfreudigkeit, bis hin zum Verlust
sozialer Hemmungen, gesteigerte Libido und Promiskuität
Praxistipp
urchleben, aufrechterhalten wird, auch und
d
Im pflegerischen Umgang mit manischen gerade wenn es um die Einhaltung bzw. Nicht-
Patienten sollten Sie auf jeden Fall Ruhe be- einhaltung von Stationsregeln geht. Bedenken
wahren und sich in keiner Weise von deren Sie außerdem, dass die Patienten in ihrer Kon-
Hyperaktivität anstecken lassen. Achten Sie zentrationsfähigkeit stark eingeschränkt sind.
auch beim Sprechen darauf, dass Sie sich Nicht zuletzt haben die Patienten subjektiv
durch das oftmals schnelle Sprechtempo kein Krankheitsgefühl und somit auch keinerlei
Ihres Gegenübers nicht aus dem Konzept Krankheitseinsicht, was sich sehr negativ auf
bringen lassen. Zudem ist es wichtig, dass im die Compliance auswirken kann. Bleiben Sie im
Pflegeteam eine konsequente Haltung gegen- Kontakt stets freundlich und wertschätzend,
über Patienten, die eine manische Episode aber konsequent.
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80 Kapitel 8 • Affektive Störungen (F30–F39)
. Tab. 8.3
R: Patient ist Z 7: Patient akzep- M 7: Dem Patienten mit Geduld und Verständnis begegnen
kognitiv nicht tiert die Notwendig- M 7: Patienten immer wieder auf seine Erkrankung hinweisen
eingeschränkt keit der Stations- M 7: Patienten darauf hinweisen, wie sein Verhalten auf die
R: Patient möchte ordnung Mitpatienten wirkt
auf der Station M 7: Ggf. in der Gruppentherapie problematische Verhaltensweisen
verbleiben des Patienten ansprechen
M 7: Gemeinsam mit dem Patienten die Notwendigkeit von Regeln
erörtern
M 7: Gemeinsam mit dem Patienten die Stationsordnung lesen
M 7: Stationsordnung erläutern
M 7: Patienten darauf hinweisen, dass die Einhaltung der Stations-
ordnung Voraussetzung für den weiteren Verbleib auf der Station ist
R: Patient kann sich Z 9: Patient kann M 9: Im Umgang mit dem Patienten auf die Wahrung der professio-
auf Gespräche ein- Nähe und Distanz nellen Distanz achten
lassen angemessen ein- M 9: Patienten immer wieder die unerwünschten Verhaltensweisen
schätzen vor Augen führen
M 9: Gemeinsam mit dem Patienten Handlungs- und Verhaltens-
alternativen entwickeln
M 9: Patienten auch bei kleineren Fortschritten loben
M 9: Patienten ggf. zurechtweisen und ihm verständlich machen,
dass er seine Verhaltensweisen zu verändern hat, um auf Station
bleiben zu können
M 9: Ggf. Mitpatienten vor Übergriffen schützen
M 9: Ggf. das Verhalten des Patienten in der Gruppentherapie
thematisieren
M 9: Gemeinsam mit dem Patienten sozial kompatible Verhaltens-
weisen erarbeiten
R: Patient kann sich Z 12: Patient kann M 12: Im Umgang mit dem Patienten auf die Wahrung der professio-
auf Gespräche ein- Nähe und Distanz nellen Distanz achten
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
lassen angemessen ein- M 12: Dem Patienten immer wieder die unerwünschten Verhaltens-
schätzen weisen vor Augen führen
M 12: Gemeinsam mit dem Patienten Handlungs- und Verhaltens-
alternativen entwickeln v
M 12: Patienten auch bei kleineren Fortschritten loben
M 12: Patienten ggf. zurechtweisen und ihm verständlich machen,
dass er seine Verhaltensweisen zu verändern hat, um auf Station
bleiben zu können
M 12: Ggf. Mitpatienten vor Übergriffen schützen
M 12: Ggf. das Verhalten des Patienten in der Gruppentherapie
thematisieren
M 12: Gemeinsam mit dem Patienten sozial kompatible Verhaltens-
weisen erarbeiten
8
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85
8.1 • Manische Episode (F30)
P: Patient ist in finanziellen Schwierigkeiten, kann nicht verantwortungsbewusst mit Geld umgehen
R: Patient ist Z 13: Patient erleidet M 13: Patienten auf Probleme hinweisen, die er im Umgang mit Geld
kognitiv nicht ein- keine (weiteren) hat
geschränkt finanziellen Schäden M 13: Gemeinsam mit dem Patienten vorliegende Unterlagen und
Dokumente sichten und, wenn möglich, eine Einschätzung des
bestehenden Schadens vornehmen
M 13: Bei Vorliegen einer rechtlichen Betreuung mit der Betreuerin
des Patienten zusammenarbeiten
M 13: Sofern keine rechtliche Betreuung vorliegen sollte, diese beim
zuständigen Gericht anregen
M 13: Wenn möglich, Angehörige mit einbeziehen
M 13: Gemeinsam mit dem Patienten das verfügbare Geld in kleine-
re Tages- oder Wochenrationen einteilen (ggf. Rücksprache mit der
rechtlichen Betreuerin halten)
M 13: Auffällige Geldausgaben dokumentieren und den Patienten
darauf ansprechen
Z 14: Vermeidung M 14: Auf Station darauf achten, dass der Patient andere Patienten
bzw. Linderung so- nicht um Geld bittet bzw. sich kein Geld von ihnen leiht
zialer Folgeschäden M 14: Darauf achten, dass der Patient keine finanziellen Geschäfte
auf Station betreibt
M 14: Wenn möglich, Angehörige oder sonstige nahestehende
Personen über das Krankheitsbild aufklären
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
M 14: Bei Bedarf Angehörigen- oder Familiengespräche führen
M 14: Patienten bei der Wiederaufnahme sozialer Kontakte unter-
stützen, z. B. bei Telefonaten daneben sitzen
R: Patient ist Z 16: Patient kann M 16: Erleben des Patienten ernst nehmen
kognitiv nicht ein- mit der Pflege über M 16: Wahnhafte Ideen zunächst akzeptieren, nicht versuchen, den
geschränkt wahnhafte Ideen Patienten zu überzeugen
R: Patient kann sich sprechen M 16: Wahnhafte Ideen dokumentieren
Hilfe holen M 16: Patienten nicht alleine lassen, insbesondere bei Angstzustän-
den unterstützend begleiten und beruhigen
M 16: Patienten engmaschig überwachen
M 16: Bezugspflege
M 16: Aufbau einer Vertrauensbasis
M 16: Patienten so gut wie möglich auf Station integrieren
M 16: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
M 16: Gespräche über wahnhafte Ideen anbieten
M 16: Wenn möglich, gezielte Nachfragen zu Inhalten
M 16: Wenn möglich, den Patienten über realen Sachverhalt auf-
klären, dabei das Gespräch stets auf Augenhöhe halten, keine
belehrende Überheblichkeit
8 M 16: Medikamentöse Therapie nach AVO
M 16: Auf regelmäßige Medikamenteneinnahme achten
M 16: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
- orderid -Zvoncca100557794
17: Verhinderung
körperlichen
M 17: Krankenbeobachtung ins Beobachtung des Haut Zustandes
- transid - cca100557794 -
M 17: Ggf. Intertrigo-Prophylaxe
Schädigungen (Haut) M 17: Eventuell auftretende Hautschäden angemessen behandeln
M 17: Patienten auf Notwendigkeit der Körperpflege hinweisen
M 17: Ggf. Unterstützung bei der Körperpflege anbieten
Z 18: Patient ist an- M 18: Patienten zur Durchführung regelmäßiger Körperpflege an-
gemessen gepflegt halten
M 18: Patienten ggf. täglich an Körperpflege erinnern
M 18: Persönliche Vorlieben des Patienten erfragen, z. B. Pflegelotio-
nen oder Körperpflegeutensilien
M 18: Sofern möglich, diese Vorlieben beachten
M 18: Auf ausreichende und angemessene Kleidung achten, den
Patienten ggf. anleiten
. Tab. 8.4 Unterschiede in der Symptomatik unipolarer depressiver Episoden und depressiver Episoden im Rah-
men einer bipolaren Affektstörung (nach Hautzinger u. Meyer 2011, S. 5)
. Tab. 8.5
P: Beziehung zu Angehörigen und/oder Partnern ist durch die wechselnde Stimmungslagen des Patienten gefährdet
Cave: Angehörige Z 2: Beziehungen M 2: Angehörige und Partner über das Störungsbild informieren,
und Partner nicht können aufrecht- sofern Patientin dem zustimmt
in die Rolle des erhalten werden M 2: Angehörige und Partner über Therapiemöglichkeiten informie-
Kotherapeuten ren, sofern Patientin dem zustimmt
drängen! M 2: Angehörige und Partner in die Therapie mit einbeziehen,
R: Patient verfügt sofern Patientin dem zustimmt
über soziale und M 2: Angehörigen und Partnern Raum für Gespräche bieten, ggf.
familiäre Beziehun- Hilfs- und Unterstützungsangebote vermitteln (z. B. Selbsthilfe-
gen gruppen)
R: Patient kann auf Z 6: Antrieb des M 6: Kranken- und Verhaltensbeobachtung und Dokumentation
frühere Hobbys und Patienten ist ange- M 6: Biografiearbeit, gemeinsam mit dem Patienten nach früheren
Interessen zurück- messen Hobbys und Interessen suchen
greifen M 6: Freizeitaktivitäten anbieten
R: Patient ist M 6: Sportliche Aktivitäten anbieten
kognitiv nicht M 6: Vorlieben und Gewohnheiten des Patienten nach Möglichkeit
eingeschränkt berücksichtigen
M 6: Kontakte des Patienten auf der Station beobachten und
fördern
M 6: Auf regelmäßige Medikamenteneinnahme achten
M 6: Nachkontrolle auf Wirksamkeit
R: Patient kann sich Z 8: Patient fühlt sich M 8: Sicherheit und Geborgenheit vermitteln
Hilfe holen, andere sicher auf der Station M 8: Bei akuter Angst Patienten kontrolliert atmen lassen
um Hilfe bitten (z. B. verlängerte Ausatmung), beruhigen und ablenken
R: Patient ist M 8: Ggf. Bedarfsmedikation nach AVO
kognitiv nicht M 8: Im Kontakt mit dem Patienten Fürsorge zeigen
eingeschränkt M 8: Bezugspflege
M 8: Aufbau einer tragfähigen Vertrauensbeziehung
M 8: Regelmäßige entlastende und beruhigende Gespräche führen
M 8: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden (auch per Klingel)
R: Patient ist erreich- Z 10: Patient entwi- M 10: Dem Patienten unterstützend, aber nicht bevormundend
bar und lässt sich ckelt Vertrauen in die begegnen
motivieren eigenen Kompeten- M 10: Sicherheit, Zuversicht und Vertrauen in den Patienten
R: Patient steht zen und Fähigkeiten vermitteln
Neuem relativ offen M 10: Gemeinsam mit dem Patienten schauen, was er gut kann
gegenüber (ggf. weniger schlecht)
R: Patient ist intro- M 10: Patienten ermutigen, sich in dem Bereich eine Beschäftigung
spektionsfähig zu suchen (z.B. Handarbeit, Sport, Musik, Kunst, handwerkliches
Gestalten, Schreiben, Basteln etc.)
M 10: Patienten auch für kleine Fortschritte, aber nie grundlos loben
M 10: Patienten auffordern, Eigenschaften und Fähigkeiten aufzu-
schreiben, die er an sich mag
M 10: Patienten auffordern, Eigenschaften und Fähigkeiten aufzu-
schreiben, die er an sich verändern möchte
M 10: Gemeinsam mit dem Patienten Aufgabenstellung schrittweise
erweitern, nach Erfolgen auch auf Bereiche, in denen er nicht so
»talentiert« ist
R: Patient möchte Z 15: Patient erfasst M 15: Aufmerksamkeit des Patienten sicherstellen, Ablenkung
- orderid die
- cca100557794
sein Umfeld und diejeweilige Situa- - transid - cca100557794 -
vermeiden
Abläufe auf Station tion und kann sich M 15: Fragen vor Beantwortung wiederholen lassen
verstehen und sich mitteilen M 15: Hinweise und Hilfestellungen im Gespräch geben
mitteilen (»Denkanstöße«)
M 15: Dem Patienten anschaulich erläutern, welche Verhaltenswei-
sen von ihm erwartet werden
M 15: Patienten nicht unter Zeitdruck setzen
M 15: Patienten auch bei kleinen Fortschritten loben
M 15: Patienten im Gespräch immer wieder auf das eigentliche
Thema lenken
M 15: Konzentrations- und Gedächtnisübungen anbieten
M 15: Regelmäßige Gesprächstermine vereinbaren
M 15: Gemeinsam mit dem Patienten geregelte Tagesstruktur
erarbeiten
M 15: Patienten in den Stationsalltag integrieren (Dienste auf
Station)
M 15: Medikamenteneinnahme überwachen
M 15: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
M 15: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
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96 Kapitel 8 • Affektive Störungen (F30–F39)
P: Patient leidet an völliger innerer Leere (Vakuum, schwarzes Loch), reagiert nicht auf Ansprache
Cave: Versuchen Sie Z 16: Patient kann M 16: Krankenbeobachtung und Dokumentation
nicht, den Patien- den Zustand aus- M 16: Ärztin informieren
ten aufzuheitern halten M 16: Verhalten des Patienten nicht als persönliche Ablehnung
oder seine Auf- deuten
merksamkeit auf M 16: Patienten in seinem Erleben ernst nehmen
etwas Positives zu M 16: Geborgenheit vermitteln
lenken – nach dem M 16: Im Kontakt mit dem Patienten Wärme und Mitgefühl vermit-
Motto: »Schauen teln, ohne ihn jedoch zu bemitleiden
Sie doch mal, wie M 16: Darauf achten, dass der Patient nicht friert, ihm z. B. eine
schön die Sonne Decke umlegen
scheint!« Denn wer M 16: Darauf achten, dass der Patient genug trinkt
in einem schwarzen M 16: Anwesenheit und Ansprechbarkeit signalisieren, z. B. eine Zeit
Loch gefangen ist, lang neben dem Patienten sitzen, ohne ihn jedoch zu bedrängen
kann die Sonne M 16: Engmaschige, ggf. lückenlose Überwachung des Patienten
nicht sehen! M 16: Ggf. darauf achten, dass der Patientin nicht von anderen
Z 20: Patient ist ange- M 20: Patienten auf Notwendigkeit der Körperpflege hinweisen
messen gepflegt M 20: Patienten zur Durchführung regelmäßiger Körperpflege
anhalten
M 20: Patienten ggf. täglich an Körperpflege erinnern
M 20: Persönliche Vorlieben des Patienten erfragen, z. B. Pflegelo-
tionen oder Körperpflegeutensilien
M 20: Sofern möglich, diese Vorlieben beachten
M 20: Auf ausreichende und angemessene Kleidung achten,
Patienten ggf. anleiten
M 20: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
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98 Kapitel 8 • Affektive Störungen (F30–F39)
Cave: Es besteht Z 21: Patient nimmt M 21: Stimmungslage des Patienten ernst nehmen
tendenziell Suizid- am sozialen Leben M 21: Stimmungslage des Patienten beobachten und dokumentie-
gefahr! auf Station teil ren
R: Patient hat den M 21: Gespräche anbieten
Wunsch, sich in die M 21: Bezugspflege
Stationsgemein- M 21: Kontinuierlichen Kontakt zu dem Patienten halten
schaft zu integrieren M 21: Ggf. Suizidrisiko ermitteln mittels NGASR-Skala (7 Abschn. 8.5)
R: Patient kann auf M 21: Suizidgefährdung abklären, ggf. Ärztin benachrichtigen
frühere Hobbys und M 21: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine vereinbaren
Interessen zurück- M 21: Auf Rückzugstendenzen achten
greifen M 21: Patienten bei Rückzug im Zimmer aufsuchen
M 21: Wenn möglich, Patienten aus dem Zimmer holen und in den
Stationsalltag integrieren
M 21: Kontakte des Patienten auf der Station beobachten und
fördern
R: Patient verfügt Z 22: Kontakt zu An- M 22: Kontaktpersonen des Patienten erfragen und dokumentieren
über soziale Kon- gehörigen, Freunden M 22: Kontaktwünsche des Patienten erfragen und dokumentieren
takte außerhalb der etc. aufnehmen und M 22: Patienten auf Kontaktaufnahme vorbereiten
Klinik, die reaktiviert halten M 22: Kontakt zu Angehörigen aufnehmen und nach Möglichkeit
werden können aufrechterhalten
M 22: Patienten dazu anregen, Kontakte selbstständig aufrechtzu-
erhalten
M 22: Patienten bei Kontaktaufnahme zu Angehörigen, Freunden
etc. unterstützen
M 22: Ggf. Familiengespräche anbieten
M 22: Patienten ggf. auf Familiengespräche vorbereiten
M 22: Medikamenteneinnahme überwachen
M 22: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
M 22: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
8
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99
8.2 • Bipolare affektive Störung (F31)
R: Patient lebt in Z 23: Patient ist über M 23: Patienten behutsam und taktvoll nach früherem Liebesleben
einer Partnerschaft Nebenwirkung der fragen (wenn möglich)
Medikamente auf- M 23: Gemeinsam mit dem Patienten klären, inwieweit seine
geklärt Medikation ursächlich sein kann
M 23: Mit dem Patienten die Nebenwirkungen der Medikamente
besprechen
M 23: Eventuell Medikamentenwechsel mit der Ärztin besprechen
Z 24: Eventuelle M 24: Wenn Patient dies wünscht, Partner mit einbeziehen und
Partner sind infor- diese über die Erkrankung und die Medikation aufklären
miert und zeigen M 24: Wenn Patient dies wünscht, Gespräche unter Beteiligung des
Verständnis Partners führen
M 24: Ggf. vermittelnde Rolle einnehmen
P: Patient leidet an Halluzinationen (z. B. sieht schwarze Vögel auf dem Dach sitzen)
R: Patient ist Z 28: Aktivitätsniveau M 28: Verhalten des Patienten beobachten und dokumentieren
kognitiv nicht des Patienten ist an- M 28: Patienten bei allen Aktivitäten anleiten und ggf. begrenzen
eingeschränkt gemessen M 28: Patienten immer wieder darüber informieren, welche Schä-
R: Patient ist in den sein Verhalten verursacht
der Lage, eigene M 28: Darauf achten, dass der Patient sich nicht überfordert
Bedürfnisse und M 28: Vitalzeichenkontrolle bei Verdacht der Überforderung
Vorstellungen zu M 28: Patienten ggf. zu Ruhepausen auffordern
äußern M 28: Gemeinsam mit dem Patienten ein strukturiertes Tagespro-
gramm erarbeiten
M 28: Beschäftigungstherapie oder sportliche Aktivitäten anbieten
M 28: Patienten im Rahmen seiner Möglichkeiten in den Stationsall-
tag einbinden
M 28: Patienten nach erledigten Aufgaben dazu auffordern, eine
seiner Neigung entsprechende ruhige Tätigkeit aufzunehmen
M 28: Alle Aktivitäten des Patienten protokollieren
M 28: Gemeinsam mit dem Patienten das so entstandene Protokoll
reflektieren, sofern möglich
M 28: Auf übermäßigen Zigarettenkonsum oder Konsum von Süßig-
keiten etc. achten, den Patienten ggf. darauf hinweisen
M 28: Wenn nötig, Zigaretten etc. rationieren
8
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101
8.2 • Bipolare affektive Störung (F31)
R: Patient hat Hob- Z 29: Aktivitäten des M 29: Interessen und persönlichen Neigungen des Patienten
bys und Interessen Patienten können in erfragen
sozial verträgliche M 29: Bisherige Hobbys und Gewohnheiten erfragen
Bahnen gelenkt M 29: Gemeinsam mit dem Patienten überlegen, welche Aktivitäten
werden sich auf der Station umsetzen lassen
M 29: Sozial verträgliche Eigenschaften und Interessen des Patien-
ten fördern
M 29: Patienten zur Übernahme stationsinterner Dienste anregen
M 29: Patienten auch für kleine Fortschritte loben
M 29: Regelmäßige unverbindliche Gesprächstermine vereinbaren
M 29: Eigene Vorschläge und Vorstellungen des Patienten berück-
sichtigen
M 29: Auf regelmäßige Medikamenteneinnahme achten
M 29: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
R: Patient ist Z 31: Patient kann M 31: Gemeinsam mit dem Patienten Aktivitäten besprechen, wel-
kognitiv nicht ein- seine Fähigkeiten che er im Verlauf des Tages bzw. im Verlauf der Woche durchführen
geschränkt adäquat einschätzen möchte
M 31: Gemeinsam mit dem Patienten Kriterien erarbeiten, anhand
derer sich eine potenzielle Überforderung erkennen lassen
M 31: Patienten ermutigen, die eigenen Grenzen auszuloten und zu
respektieren
M 31: Patienten dazu anregen, Anzeichen für eine Überforderung
rechtzeitig zu erkennen
M 31: Regelmäßige unverbindliche Gesprächstermine vereinbaren
M 31: Patienten im Gespräch dazu auffordern, eigene Vorstellungen
und Bedürfnisse zu äußern
M 31: Aufbau einer tragfähigen Vertrauensbeziehung
M 31: Gemeinsam mit dem Patienten strukturierten Tagesablauf
erarbeiten
M 31: Ergotherapie anbieten
M 31: Sportliche Aktivitäten anbieten
M 31: Auf regelmäßige Medikamenteneinnahme achten
M 31: Patienten ein Protokoll der täglichen Aktivitäten führen lassen
M 31: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
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102 Kapitel 8 • Affektive Störungen (F30–F39)
8 baren
M 32: Dem Patienten gesundheitliche Auswirkungen seiner Erkran-
kung aufzeigen
M 32: Dem Patienten soziale, familiäre und berufliche Auswirkun-
gen seiner Erkrankung aufzeigen, ggf. finanzielle Probleme/Verluste
ansprechen
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
M 32: Dem Patienten therapeutische Möglichkeiten aufzeigen und
Therapieabläufe erläutern
M 32: Gemeinsam mit dem Patienten für ihn in Frage kommende
Behandlungsmöglichkeiten besprechen
M 32: Kontinuierliche Gesprächsangebote
M 32: Patienten ermutigen, sich bei Bedarf jederzeit an die Pflege
zu wenden
R: Patient ist Z 34: Patient akzep- M 34: Dem Patienten mit Geduld und Verständnis begegnen
kognitiv nicht ein- tiert die Notwendig- M 34: Patienten immer wieder auf seine Erkrankung hinweisen
geschränkt keit der Stations- M 34: Patienten darauf hinweisen, wie sein Verhalten auf die Mit-
ordnung patienten wirkt
M 34: Ggf. in der Gruppentherapie problematische Verhaltenswei-
sen des Patienten ansprechen
M 34: Gemeinsam mit dem Patienten die Notwendigkeit von Regeln
erörtern
M 34: Gemeinsam mit dem Patienten die Stationsordnung lesen
M 34: Dem Patienten die Stationsordnung erläutern und ihn darauf
hinweisen, dass die Einhaltung der Stationsordnung Voraussetzung
für den weiteren Verbleib auf der Station ist
R: Patient möchte Z 35: Patient befolgt M 35: Patienten auch für kleinere Fortschritte loben
auf der Station ver- die Stationsordnung M 35: Patienten in die Tagesabläufe der Station einbinden
bleiben und die Anweisun- M 35: Vorschläge des Patienten berücksichtigen, sofern praktikabel
gen des Pflegeteams M 35: Regelmäßige Medikamenteneinnahme überwachen
M 35: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
M 35: Patienten zur Übernahme von Stationsdiensten motivieren
M 35: Patienten zur Teilnahme an stationsinternen Gruppen moti-
vieren
M 35: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
Pflege zu wenden
R: Patient kann sich Z 36: Patient kann M 36: Im Umgang mit dem Patienten auf die Wahrung der profes-
auf Gespräche ein- Nähe und Distanz sionellen Distanz achten
lassen angemessen ein- M 36: Dem Patienten immer wieder die unerwünschten Verhaltens-
schätzen weisen vor Augen führen
M 36: Gemeinsam mit dem Patienten Handlungs- und Verhaltens-
alternativen entwickeln
M 36: Patienten auch bei kleineren Fortschritten loben
M 36: Patienten ggf. zurechtweisen und ihm verständlich machen,
dass er sein Verhalten zu verändern hat, um auf Station bleiben zu
können
M 36: Ggf. Mitpatienten vor Übergriffen schützen
M 36: Ggf. das Verhalten des Patienten in der Gruppentherapie
thematisieren
M 36: Gemeinsam mit dem Patienten sozial kompatible Verhaltens-
weisen erarbeiten
R: Patient kann sich Z 39: Patient kann M 39: Im Umgang mit dem Patienten auf die Wahrung der profes-
auf Gespräche ein- Nähe und Distanz sionellen Distanz achten
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
lassen angemessen ein- M 39: Dem Patienten immer wieder die unerwünschten Verhaltens-
schätzen weisen vor Augen führen
M 39: Gemeinsam mit dem Patienten Handlungs- und Verhaltens-
alternativen entwickeln
M 39: Patienten auch bei kleineren Fortschritten loben
M 39: Patienten ggf. zurechtweisen und ihm verständlich machen,
dass er sein Verhalten zu verändern hat, um auf Station bleiben zu
können
M 39: Ggf. Mitpatienten vor Übergriffen schützen
M 39: Ggf. das Verhalten des Patienten in der Gruppentherapie
thematisieren
M 39: Gemeinsam mit dem Patienten sozial kompatible Verhaltens-
weisen erarbeiten
8
Lizenziert für 2732337.
© 2016 Springer-Verlag. Alle Rechte vorbehalten. Keine unerlaubte Weitergabe oder Vervielfältigung.
105
8.2 • Bipolare affektive Störung (F31)
P: Patient ist in finanziellen Schwierigkeiten, kann nicht verantwortungsbewusst mit Geld umgehen
R: Patient ist Z 40: Patient erleidet M 40: Patienten auf Probleme hinweisen, die er im Umgang mit
kognitiv nicht keine (weiteren) Geld hat
eingeschränkt finanziellen Schäden M 40: Gemeinsam mit dem Patienten vorliegende Unterlagen und
Dokumente sichten und, wenn möglich, eine Einschätzung des
bestehenden Schadens vornehmen
M 40: Bei Vorliegen einer rechtlichen Betreuung mit der Betreuerin
des Patienten zusammenarbeiten
M 40: Sofern keine rechtliche Betreuung vorliegt, diese beim
zuständigen Gericht anregen
M 40: Wenn möglich, Angehörige mit einbeziehen
M 40: Gemeinsam mit dem Patienten das verfügbare Geld in kleine-
re Tages- oder Wochenrationen einteilen (ggf. Rücksprache mit der
rechtlichen Betreuerin halten)
M 40: Auffällige Geldausgaben dokumentieren und Patienten
darauf ansprechen
Z 41: Vermeidung M 41: Auf Station darauf achten, dass der Patient andere Patienten
bzw. Linderung so- nicht um Geld bittet bzw. sich kein Geld von ihnen leiht
zialer Folgeschäden M 41: Darauf achten, dass der Patient keine finanziellen Geschäfte
auf Station betreibt
M 41: Wenn möglich, Angehörige oder sonstige nahestehende
Personen über das Krankheitsbild aufklären
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
M 41: Bei Bedarf Angehörigen- oder Familiengespräche führen
M 41: Patienten bei der Wiederaufnahme sozialer Kontakte unter-
stützen, z. B. bei Telefonaten daneben sitzen
M 41: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
R: Patient kann sich Z 43: Patient kann M 43: Erleben des Patienten ernst nehmen
Hilfe holen mit der Pflege über M 43: Wahnhafte Ideen zunächst akzeptieren, nicht versuchen,
wahnhafte Ideen Patienten zu überzeugen
sprechen M 43: Wahnhafte Ideen dokumentieren
M 43: Patienten nicht alleine lassen, insbesondere bei Angstzustän-
den unterstützend begleiten und beruhigen
M 43: Patienten engmaschig überwachen
M 43: Bezugspflege
M 43: Aufbau einer Vertrauensbasis
M 43: Patienten so gut wie möglich auf Station integrieren
M 43: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
M 43: Gespräche über wahnhafte Ideen anbieten
M 43: Wenn möglich, gezielte Nachfragen zu Inhalten
M 43: Wenn möglich, Patienten über realen Sachverhalt aufklären,
dabei das Gespräch stets auf Augenhöhe halten, keine belehrende
Überheblichkeit
8 M 43: Medikamentöse Therapie nach AVO
M 43: Auf regelmäßige Medikamenteneinnahme achten
M 43: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
M 43: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
Z 45: Patient ist ange- M 45: Patienten zur Durchführung regelmäßiger Körperpflege anhalten
messen gepflegt M 45: Patienten ggf. täglich an Körperpflege erinnern
M 45: Persönliche Vorlieben des Patienten erfragen, z. B. Pflegelotio-
nen oder Körperpflegeutensilien
M 45: Sofern möglich, diese Vorlieben beachten
M 45: Auf ausreichende und angemessene Kleidung achten,
Patienten ggf. anleiten
. Abb. 8.1 Mögliche ursächliche Faktoren für das Auftreten einer Depression. (Datenquelle: Robert Koch-Institut 2010,
Gesundheitsberichterstattung des Bundes)
Depressive Episode
Rezidivierende
depressive Episode
Dysthymia
Bipolare affektive
Störung
8 . Abb. 8.2 Formen der Depression. (Datenquelle: Stiftung Deutsche Depressionshilfe, 7 http://www.deutsche-depres-
sionshilfe.de)
P: Patient ist stark herabgestimmt und leidet an Niedergeschlagenheit, Mut- und Perspektivlosigkeit
R: Patient kann auf Z 3: Antrieb des M 3: Kranken- und Verhaltensbeobachtung und Dokumentation
frühere Hobbys und Patienten ist M 3: Biografiearbeit, gemeinsam mit dem Patienten nach früheren
Interessen zurück- angemessen Hobbys und Interessen suchen
greifen M 3: Freizeitaktivitäten anbieten
R: Patient ist M 3: Sportliche Aktivitäten anbieten
kognitiv nicht ein- M 3: Vorlieben und Gewohnheiten des Patienten nach Möglichkeit
geschränkt berücksichtigen
M 3: Kontakte des Patienten auf der Station beobachten und
fördern
M 3: Auf regelmäßige Medikamenteneinnahme achten
M 3: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
R: Patient kann sich Z 5: Patient fühlt sich M 5: Sicherheit und Geborgenheit vermitteln
Hilfe holen, andere sicher auf der Station M 5: Bei akuter Angst Patienten kontrolliert atmen lassen
um Hilfe bitten (z. B. verlängerte Ausatmung), beruhigen und ablenken
R: Patient ist M 5: Ggf. Bedarfsmedikation nach AVO
kognitiv nicht M 5: Im Kontakt mit dem Patienten Fürsorge zeigen
eingeschränkt M 5: Bezugspflege
M 5: Aufbau einer tragfähigen Vertrauensbeziehung
M 5: Regelmäßige entlastende und beruhigende Gespräche führen
M 5: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden (auch per Klingel)
R: Patient ist erreich- Z 7: Patient entwi- M 7: Dem Patienten unterstützend, aber nicht bevormundend
bar und lässt sich ckelt Vertrauen in die begegnen
motivieren eigenen Kompeten- M 7: Sicherheit, Zuversicht und Vertrauen in den Patienten
R: Patient steht zen und Fähigkeiten vermitteln
Neuem relativ offen M 7: Gemeinsam mit dem Patienten schauen, was er gut kann
gegenüber (ggf. weniger schlecht)
R: Patient ist intro- M 7: Patienten ermutigen, sich in dem Bereich eine Beschäftigung
spektionsfähig zu suchen (z. B. Handarbeit, Sport, Musik, Kunst, handwerkliches
Gestalten, Schreiben, Basteln etc.)
M 7: Patienten auch für kleine Fortschritte, aber nie grundlos loben
M 7: Patienten auffordern, Eigenschaften und Fähigkeiten aufzu-
schreiben, die er an sich mag
M 7: Patienten auffordern, Eigenschaften und Fähigkeiten aufzu-
schreiben, die er an sich verändern möchte
M 7: Gemeinsam mit dem Patienten Aufgabenstellung schrittweise
R: Patient ist Z 10: Patient kann M 10: Erleben des Patienten ernst nehmen
kognitiv nicht ein- sich von wahn- M 10: Patienten ablenken, etwa durch Gespräche über »unverfäng-
geschränkt haftem Erleben liche« Themen, wie Hobbys/Interessen des Patienten und/oder
distanzieren durch Freizeitaktivitäten (Sport, Gartenarbeit etc.)
M 10: Bezugspflege
M 10: Aufbau einer Vertrauensbasis
M 10: Im Gespräch Inhalte der Wahnvorstellungen thematisieren
M 10: Realitätsüberprüfung, ohne jedoch belehrend oder abwer-
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
tend dem Patienten gegenüber aufzutreten
M 10: Patienten so gut wie möglich auf Station integrieren
M 10: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
M 10: Gemeinsam mit dem Patienten eine geregelte Tagestruktur
erarbeiten
M 10: Patienten in Stationsalltag einbinden
M 10: Patienten zur Übernahme von Stationsdiensten ermutigen
M 10: Ergotherapie anbieten
M 10: Freizeitaktivtäten anbieten
M 10: Medikamentöse Therapie nach AVO
M 10: Nachkontrolle auf Wirksamkeit
R: Patient möchte Z 12: Patient erfasst M 12: Aufmerksamkeit des Patienten sicherstellen, Ablenkung
sein Umfeld und die die jeweilige Situa- vermeiden
Abläufe auf Station tion und kann sich M 12: Fragen vor Beantwortung wiederholen lassen
verstehen und sich mitteilen M 12: Hinweise und Hilfestellungen im Gespräch geben
mitteilen (»Denkanstöße«)
M 12: Dem Patienten anschaulich erläutern, welche Verhaltenswei-
sen von ihm erwartet werden
M 12: Patienten nicht unter Zeitdruck setzen
M 12: Patienten auch bei kleinen Fortschritten loben
M 12: Patienten im Gespräch immer wieder auf das eigentliche
Thema lenken
M 12: Konzentrations- und Gedächtnisübungen anbieten
M 12: Regelmäßige Gesprächstermine vereinbaren
M 12: Gemeinsam mit dem Patienten geregelte Tagesstruktur
erarbeiten
P: Patient verbringt übermäßig viel Zeit im Bett und hat einen gestörten Tag-Nacht-Rhythmus
- orderid -Z cca100557794
13: Geregelter Tag-
R: Patient ist gewillt, - transid - cca100557794 -
M 13: Krankenbeobachtung
seinen Rhythmus zu Nacht-Rhythmus M 13: Vitalzeichenkontrolle
ändern M 13: Schlafgewohnheiten des Patienten beobachten und doku-
mentieren
M 13: Den Patienten auf das Problem ansprechen
M 13: Schlafprotokoll führen lassen
M 13: Patienten morgens wecken und dafür sorgen, dass er aufsteht
und den Tag aktiv beginnt
M 13: Entspannungstechniken anbieten
M 13: Sportliche Aktivitäten anbieten
M 13: Ergotherapie anbieten
M 13: Gemeinsam mit dem Patienten einen geregelten Tagesablauf
planen
M 13: Darauf achten, dass der Patient sich an die Tagesplanung hält
M 13: Ausreden nicht gelten lassen
M 13: Ggf. Nachtmedikation nach AVO
M 13: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
8
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8.3 • Depressive Episode (F32)
R: Patient möchte Z 14: Patient hat M 14: Schlafgewohnheiten des Patienten beobachten und doku-
nachts gut schlafen einen erholsamen mentieren
Schlaf M 14: Bezugspflege
M 14: Aufbau einer tragfähigen Vertrauensbeziehung
M 14: Schlafprotokoll führen lassen
M 14: Für Nachtruhe und Rückzugsmöglichkeiten sorgen
M 14: Gemeinsam mit dem Patienten Einschlafrituale erarbeiten
M 14: Gemeinsam mit dem Patienten einen geregelten Tagesablauf
planen
M 14: Entspannungstechniken anbieten
M 14: Sportliche Aktivitäten anbieten
M 14: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden (auch per Klingel)
M 14: Gerade im abendlichen bzw. nächtlichen Kontakt Sicherheit
und Geborgenheit vermitteln
M 14: Ggf. Nachtmedikation nach AVO
M 14: Nachkontrolle auf Wirksamkeit
Z 17: Patient ist ange- M 17: Patienten auf Notwendigkeit der Körperpflege hinweisen
messen gepflegt M 17: Patienten zur Durchführung regelmäßiger Körperpflege
anhalten
M 17: Patienten ggf. täglich an Körperpflege erinnern
M 17: Persönliche Vorlieben des Patienten erfragen, z. B. Pflegelotio-
nen oder Körperpflegeutensilien
M 17: Sofern möglich, diese Vorlieben beachten
M 17: Auf ausreichende und angemessene Kleidung achten, den
Patienten ggf. anleiten
Cave: Es besteht Z 18: Patient nimmt M 18: Stimmungslage des Patienten ernst nehmen
tendenziell Suizid- am sozialen Leben M 18: Stimmungslage des Patienten beobachten und dokumentie-
gefahr! auf Station teil ren
R: Patient hat den M 18: Gespräche anbieten
8 Wunsch, sich in die
Stationsgemein-
M 18: Bezugspflege
M 18: Kontinuierlichen Kontakt zu dem Patienten halten
schaft zu integrieren M 18: Ggf. Suizidrisiko ermitteln mittels NGASR-Skala
R: Patient kann auf (7 Abschn. 8.5)
frühere Hobbys und M 18: Suizidgefährdung abklären, ggf. Ärztin benachrichtigen
Interessen zurück- M 18: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine vereinbaren
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
greifen M 18: Auf Rückzugstendenzen achten
M 18: Patienten bei Rückzug im Zimmer aufsuchen
M 18: Wenn möglich, den Patienten aus dem Zimmer holen und in
den Stationsalltag integrieren
M 18: Kontakte des Patienten auf der Station beobachten und
fördern
M 18: Patienten in die Stationsgruppen einführen
M 18: Patienten zur Mitarbeit bzw. Teilnahme anregen
M 18: Protokoll über Tagesaktivitäten führen lassen
M 18: Auf geregelten Tag- und Nachtrhythmus achten
M 18: Patienten in Stationsarbeiten einbinden (z. B. Küchendienst)
M 18: Gemeinsam mit dem Patienten geregelte Tagesstruktur er-
arbeiten
M 18: Ergotherapie anbieten
M 18: Sportliche Aktivitäten anbieten
M 18: Freizeitaktivitäten anbieten
M 18: Medikamenteneinnahme überwachen
M 18: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
M 18: Patienten ermutigen, sich bei Bedarf an die Pflege zu wenden
8
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8.3 • Depressive Episode (F32)
Leichte Episode Wiederholte depressive Episode mit 2–3 depressiven Symptomen und ohne
Manie in der Anamnese
Mittelgradige Episode Wiederholte depressive Episode mit 4 oder mehr depressiven Symptomen
und ohne Manie in der Anamnese
Schwere Episode ohne psychotische Wiederholte depressive Episode mit mehreren depressiven Symptomen, vor
Symptome allem Verlust des Selbstwertgefühls, Gefühlen der Wertlosigkeit und Schuld,
Suizidgedanken und suizidalen Handlungen sowie einigen somatischen
Symptomen, ohne Manie in der Anamnese
Schwere Episode mit psychotischen Kennzeichen wie bei der schweren Episode sowie zusätzlich Halluzinatio-
Symptomen nen, Wahnideen, psychomotorische Hemmung oder Stupor, zum Teil von
derart gravierender Ausprägung, dass alltägliche soziale Aktivitäten unmög-
lich sind. Cave: Suizidgefahr und mangelhafte Flüssigkeits- und Nahrungs-
aufnahme
. Tab. 8.9
Z: siehe auch Pflege- M: siehe auch Pflegemaßnahmen »depressive Episode« (. Tab. 8.7)
ziele »depressive
Episode« (. Tab. 8.7)
P: Patient ist stark herabgestimmt und leidet an Niedergeschlagenheit, Mut- und Perspektivlosigkeit
R: Patient kann auf Z 3: Antrieb des M 3: Kranken- und Verhaltensbeobachtung und Dokumentation
frühere Hobbys und Patienten ist ange- M 3: Biografiearbeit, gemeinsam mit dem Patienten nach früheren
Interessen zurück- messen Hobbys und Interessen suchen
greifen M 3: Freizeitaktivitäten anbieten
R: Patient ist M 3: Sportliche Aktivitäten anbieten
kognitiv nicht ein- M 3: Vorlieben und Gewohnheiten des Patienten nach Möglichkeit
geschränkt berücksichtigen
M 3: Kontakte des Patienten auf der Station beobachten und
fördern
M 3: Auf regelmäßige Medikamenteneinnahme achten
M 3: Nachkontrolle auf Wirksamkeit
R: Patient kann sich Z 5: Patient fühlt sich M 5: Sicherheit und Geborgenheit vermitteln
Hilfe holen, andere sicher auf der Station M 5: Bei akuter Angst den Patienten kontrolliert atmen lassen
um Hilfe bitten (z. B. verlängerte Ausatmung), beruhigen und ablenken
R: Patient ist M 5: Ggf. Bedarfsmedikation nach AVO
kognitiv nicht ein- M 5: Im Kontakt mit dem Patienten Fürsorge zeigen
geschränkt M 5: Bezugspflege
M 5: Aufbau einer tragfähigen Vertrauensbeziehung
M 5: Regelmäßige entlastende und beruhigende Gespräche führen
M 5: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden (auch per Klingel)
R: Patient ist erreich- Z 7: Patient entwi- M 7: Dem Patienten unterstützend, aber nicht bevormundend
bar und lässt sich ckelt Vertrauen in die begegnen
motivieren eigenen Kompeten- M 7: Sicherheit, Zuversicht und Vertrauen in den Patienten vermitteln
R: Patient steht zen und Fähigkeiten M 7: Gemeinsam mit dem Patienten schauen, was er gut kann
Neuem relativ offen (ggf. weniger schlecht)
gegenüber M 7: Patienten ermutigen, sich in dem Bereich eine Beschäftigung
R: Patient ist intro- zu suchen (z. B. Handarbeit, Sport, Musik, Kunst, handwerkliches
spektionsfähig Gestalten, Schreiben, Basteln etc.)
M 7: Patienten auch für kleine Fortschritte, aber nie grundlos loben
M 7: Patienten auffordern, Eigenschaften und Fähigkeiten aufzu-
schreiben, die er an sich mag
M 7: Patienten auffordern, Eigenschaften und Fähigkeiten aufzu-
schreiben, die er an sich verändern möchte
M 7: Gemeinsam mit dem Patienten Aufgabenstellung schrittweise
erweitern, nach Erfolgen auch auf Bereiche, in denen er nicht so
8 »talentiert« ist
R: Patient ist Z 10: Patient kann M 10: Erleben des Patienten ernst nehmen
kognitiv nicht sich von wahn- M 10: Patienten ablenken, etwa durch Gespräche über »unverfäng-
eingeschränkt haftem Erleben liche« Themen, wie Hobbys/Interessen des Patienten und/oder durch
distanzieren Freizeitaktivitäten (Sport, Gartenarbeit etc.)
M 10: Bezugspflege
M 10: Aufbau einer Vertrauensbasis
M 10: Im Gespräch Inhalte der Wahnvorstellungen thematisieren
M 10: Realitätsüberprüfung, ohne jedoch belehrend oder abwertend
dem Patienten gegenüber aufzutreten
M 10: Patienten so gut wie möglich auf Station integrieren
M 10: Gemeinsam mit dem Patienten eine geregelte Tagestruktur
erarbeiten
M 10: Patienten in Stationsalltag einbinden
M 10: Patienten zur Übernahme von Stationsdiensten ermutigen
M 10: Ergotherapie anbieten
M 10: Freizeitaktivtäten anbieten
M 10: Medikamentöse Therapie nach AVO
M 10: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
M 10: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
P: Patient leidet an Schlafstörungen (Einschlaf- und Durchschlafstörungen)
R: Patient möchte Z 11: Patient hat M 11: Schlafgewohnheiten des Patienten beobachten und dokumen-
nachts gut schlafen einen erholsamen tieren
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
Schlaf M 11: Bezugspflege
M 11: Aufbau einer tragfähigen Vertrauensbeziehung
M 11: Schlafprotokoll führen lassen
M 11: Für Nachtruhe und Rückzugsmöglichkeiten sorgen
M 11: Gemeinsam mit dem Patienten Einschlafrituale erarbeiten
M 11: Sportliche Aktivitäten anbieten
M 11: Gemeinsam mit dem Patienten einen geregelten Tagesablauf
planen
M 11: Entspannungstechniken anbieten
M 11: Sportliche Aktivitäten anbieten
M 11: Gerade im abendlichen bzw. nächtlichen Kontakt Sicherheit
und Geborgenheit vermitteln
M 11: Ggf. Nachtmedikation nach AVO
M 11: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
M 11: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden, auch nachts per Klingel am Bett
P: Patient leidet an Appetitlosigkeit oder verweigert die (Flüssigkeit- und) Nahrungsaufnahme
Z 12: Patient nimmt M 12: Trink- und Essprotokoll führen
ausreichend Nah- M 12: Regelmäßige Vitalzeichenkontrolle, auch BZ
rung und Flüssigkeit M 12: Ggf. Gewichtskontrolle
zu sich M 12: Ggf. Ärztin alarmieren
M 12: Patienten auf gesundheitliche Folgen hinweisen
M 12: Ernährungsgewohnheiten und Vorlieben des Patienten erfragen
M 12: Wenn möglich, Wunschkost anbieten
M 12: Besondere Essgewohnheiten des Patienten erfragen (z. B. mag
nicht in der Gruppe essen) und ggf. bearbeiten
M 12: Patienten zur Einhaltung geregelter Mahlzeiten motivieren
M 12: Patienten zu regelmäßiger Flüssigkeitsaufnahme motivieren,
auch hier so weit wie möglich auf individuelle Wünsche eingehen
M 12: Bei akuter Selbstgefährdung notfalls Flüssigkeitszufuhr i.v. und
Ernährung durch nasogastrale Sonde nach AVO
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124 Kapitel 8 • Affektive Störungen (F30–F39)
Z 13: Patient ist ange- M 13: Patienten auf Notwendigkeit der Körperpflege hinweisen
messen gepflegt M 13: Patienten zur Durchführung regelmäßiger Körperpflege
anhalten
M 13: Patienten ggf. täglich an Körperpflege erinnern
M 13: Persönliche Vorlieben des Patienten erfragen, z. B. Pflegelotio-
nen oder Körperpflegeutensilien
M 13: Sofern möglich, diese Vorlieben beachten
M 13: Auf ausreichende und angemessene Kleidung achten,
Patienten ggf. anleiten
M 13: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
P: Patient verfügt nur über eingeschränkte Krankheitseinsicht und setzt die langfristige Behandlung nach kurzfristiger
ustandsverbesserung eigenständig ab
Z
P: Patient kehrt nach der Entlassung immer wieder zu alten Verhaltensmuster und belastenden Lebensumstände zurück
R: Patient möchte Z 17: Vermeidung von M 17: Erneute Aufnahme nur im akuten Krisenfall, ansonsten
ein eigenständiges Hospitalismus erweis auf andere Kliniken oder ambulante Hilfsangebote
V
Leben führen M 17: Aufenthaltsdauer deutlich und konsequent begrenzen
M 17: Soziales Kompetenztraining anbieten
M 17: Selbstständigkeit des Patienten fördern
M 17: Kontaktaufnahme mit therapeutischen Wohngemeinschaften
oder betreuten Wohnungen
M 17: Patienten bei Suche nach ambulanter psychiatrischer und
therapeutischer Versorgung unterstützen
8.4.3 Anmerkungen für die ambulante lich, aber hartnäckig zum Aufstehen veranlassen
Pflege zu können. Wichtig ist, dass der Patient so viel wie
möglich selbst erledigt und nur bei den Dingen,
Die ambulante pflegerische Versorgung von Men- die er zurzeit nicht schafft, Ihre Unterstützung er-
schen, die an rezidivierenden depressiven Episo- hält. Versuchen Sie zudem, den Patienten mög-
den leiden, ist in erster Linie darauf ausgerichtet, lichst zum Verlassen der Wohnung zu motivieren,
deren Leben in den eigenen vier Wänden mög- gehen Sie gemeinsam mit ihm einkaufen oder zu
lichst lebenswert zu gestalten und weitere Klinik- Behörden oder einfach nur spazieren. Darüber hi-
aufenthalte nach Möglichkeit zu umgehen. Stellen naus sollten Sie stets die (latente) Suizidgefahr im
Sie zunächst sicher, dass der Patient regelmäßig Auge behalten. Sollte der Patient etwa zum verein-
seine Medikamente einnimmt. Außerdem kann barten Zeitpunkt die Türe nicht öffnen oder nicht
es hilfreich sein, dem Patienten ambulante spe- zuhause sein, melden Sie dies umgehend Ihrer Pfle-
zialtherapeutische Angebote nahezulegen, ihn zur gedienstleitung. Sollten Sie Anzeichen suizidaler
Teilnahme an sportlichen Aktivitäten zu bewegen Tendenzen erkennen, verständigen Sie die zustän-
und vor allen Dingen gemeinsam mit dem Patien- dige Ärztin. Sollte sich der Zustand der Patientin
ten eine geregelte Tagesstruktur festzulegen. Dabei verschlechtern, veranlassen Sie möglichst mit de-
sollten Sie darauf achten, den Patienten weder zu ren Einverständnis eine Krankenhauseinweisung.
unter- noch zu überfordern. Gerade für depressive Sollte die Patientin in dem Falle nicht zustimmen,
Menschen ist es oft schwierig, morgens aufzuste- so verständigen Sie Ihre Pflegedienstleitung und
hen und den Tag zu beginnen. Nehmen Sie sich da- veranlassen Sie bei akuter Selbstgefährdung eine
her ausreichend Zeit, um Ihren Patienten freund- Zwangseinweisung.
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128 Kapitel 8 • Affektive Störungen (F30–F39)
Als Pflegedienstleitung sollten Sie darauf ach- Episode), bestehende Risikofaktoren (z. B. soziale
ten, dass die Pflegekräfte möglichst über einen Isolation, Wahrnehmungsstörungen), bestimmte
Wohnungsschlüssel verfügen. Zumindest sollte Auslöser (z. B. traumatisches Ereignis) und protek-
dem Pflegedienst ein Notschlüssel vorliegen. Berei- tive Faktoren (z. B. soziale Einbindung, Lebenszu-
ten Sie Ihre Mitarbeiterinnen so gut es geht darauf friedenheit) (vgl. Schlimme 2007, S. 25–26).
vor, dass es bei der Betreuung eines depressiven Die Patienten durchleben vor der eigentlichen
Patienten auch vorkommen kann, dass man ihn Suizidhandlung ein sogenanntes präsuizidales Syn-
nach einem Suizidversuch lebensgefährlich ver- drom, welches durch eine zunehmende gedank-
letzt, oder nach einem Suizid tot, in der Wohnung liche Einengung, einen Aufstau von Aggressionen
auffindet. Sollte so etwas passieren, haben Sie dafür und deren Wendung gegen die eigene Person so-
Sorge zu tragen, dass die betreffende Pflegekraft die wie mehr oder weniger konkrete Suizidfantasien
notwenige professionelle Unterstützung bekommt! gekennzeichnet ist (vgl. Machleidt 2004, S. 245).
Nachstehende Übersicht verdeutlicht die Merkma-
le eines präsuizidalen Syndroms:
8.5 Exkurs: Pflege bei Suizidalität
1. Erwägung
2. Ambivalenz
3. Entschluss
Vorbereitungshandlungen
indirekte Suizidankündigung
Suizidhandlung
. Tab. 8.10 Deutsche Version der NGASR-Skala. (Aus Kozel et al. 2007)
Risikofaktoren Punkte
2. Kürzliche, mit Stress verbundene Lebensereignisse, z. B. Verlust der Arbeit, finanzielle Sorgen, 1
schwebende Gerichtsverfahren
11. Witwe/Witwer 1
Suizidprävention umfasst im Wesentlichen die Bei Anwendung der NGASR-Skala ergibt sich
Bereiche: folgende Bewertung des Suizidrisikos (vgl. Kozel
55 Aufbau einer tragfähigen Beziehung, et al. 2007):
55 gesicherte und präzise Diagnose,
55 Sicherung der medikamentösen und therapeu- 0–5 Punkte geringes Risiko
tischen Grundbehandlung, 6–8 Punkte mäßiges Risiko
55 Kommunikation und Fürsorge, 9–11 Punkte hohes Risiko
55 medikamentöse und therapeutische Krisen- 12 und mehr Punkte sehr hohes Risiko
intervention,
55 Kenntnis der protektiven Faktoren, Abschließend bleibt jedoch festzuhalten: Bei Ver-
55 Kenntnis der Risikofaktoren (vgl. Schlimme dacht auf Suizidalität ist immer eine Ärztin zu ru-
2007, S. 24). fen! Gerade bei suizidalen Patienten müssen Sie
sich als Pflegekraft entsprechend absichern, und
Es gibt für die Pflege verschiedene Möglichkeiten indem Sie die diensthabende Ärztin hinzuziehen,
zur Einschätzung des Suizidrisikos. Das bekann- geben Sie Verantwortung ab, die Sie weder tragen
teste Instrument ist die sogenannte NGASR-Skala können noch tragen müssen.
(Nurse Global Assessment of Suicide Risk), die in
. Tab. 8.10 dargestellt ist.
8
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131
8.5 • Exkurs: Pflege bei Suizidalität
. Tab. 8.11
8 pro Schicht)
R: Patient ist intro- Z 11: Patient kann M 11: Aufbau einer tragfähigen Vertrauensbeziehung
spektionsfähig sein Verhalten erken- M 11: Kontinuierlich Gespräche anbieten
nen und ändern M 11: Offenen Rahmen für die Auseinandersetzung mit Suizidalität
8 schaffen
M 11: Dem Patienten mit Wertschätzung, aber auch mit Konsequenz
begegnen
M 11: Dem Patienten deutlich machen, dass er bei akuter Suizidalität
auf eine beschützte Station verlegt wird
M 11: Dies ggf. auch umsetzen
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
M 11: Dem Patienten deutlich machen, dass sein Verbleib auf Station
an bestimmte Voraussetzungen und Regeln gebunden ist
M 11: Patienten dazu ermutigen, sich an die Pflege zu wenden
M 11: Regelmäßige Kurzkontakte mit der Pflege vereinbaren (1-mal
pro Schicht)
Neurotische Störungen,
Belastungsstörung und
somatoforme Störungen
(F40–F48)
Heike Ulatowski
Literatur – 181
Das kennzeichnende Merkmal einer neurotischen bei davon »6% eine Agoraphobie, 3% eine Panik-
Störung besteht in der gestörten Verarbeitung von störung, 5% eine generalisierte Angststörung, 11%
Erlebnissen und Konflikten. Die Ursachen für das eine spezifische Phobie, 13% eine soziale Phobie
Auftreten einer neurotischen Störung sind meist in (…)« entwickeln (Morschitzky 2013, S. 130). Der
der Kindheit des Patienten zu finden, sie beinhal- sogenannte Teufelskreis der Angst bewirkt, dass
ten schädigende Umwelteinflüsse durch familiäre diese immer weiter zunimmt, da der Betroffene
Belastungen in der Ursprungsfamilie und soziale den Angstauslöser in seiner Wahrnehmung und
Belastungen, etwa im Freundeskreis, in der Schule in seiner Gedankenwelt verstärkt und die Angst
oder im Berufsleben (vgl. Thiel et al. 2004, S. 277). zudem durch auftretende körperliche Symptome
Im Falle der Belastungs- sowie der Anpassungsstö- – etwa Herzrasen oder Schweißausbrüche – und
rung können in der Regel konkrete Ereignisse als deren Wahrnehmung zunehmend intensiver wird
Auslöser identifiziert werden. Bei den Anpassungs- (vgl. Gold et al. 2014, S. 319). In . Abb. 9.1 ist der
störungen sind etwa der plötzliche Tod eines nahe- Teufelskreis der Angst grafisch dargestellt.
stehenden Menschen oder Trennungen zu nennen, Eine Angststörung liegt dann vor, wenn die
Ursachen für (posttraumatische) Belastungsstö- Ängste:
rungen können z. B. Naturkatastrophen, Folter, 55 ohne Vorliegen einer objektiven Bedrohung
Vergewaltigung oder sexueller Missbrauch in der auftreten,
Kindheit sein (vgl. Thiel et al. 2004, S. 271–277). 55 übermäßig lange andauern,
Nach Erläuterung der jeweils relevanten Krank- 55 übermäßig häufig und übermäßig intensiv
heitsmerkmale sind in diesem Kapitel modellhafte auftreten,
Pflegeplanungen für Angst- und Zwangsstörungen, 55 nach dem Verschwinden einer Bedrohungs-
9 die posttraumatische Belastungsstörung und die situation weiter bestehen,
dissoziative Identitätsstörung zusammengestellt. 55 mit physischen Symptomen einhergehen,
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
Darüber hinaus enthält es praxisnahe Hinweise für 55 mit Kontrollverlust hinsichtlich Auftreten und
den pflegerischen Umgang mit diesen Patienten Dauer einhergehen,
und einen Exkurs zur pflegegeleiteten Angstexposi- 55 mit Erwartungsängsten (Angst vor der Angst)
tion (7 Abschn. 9.5). einhergehen,
55 zu Einschränkungen der Lebensqualität und
der Aktivitäten des alltäglichen Lebens führen,
9.1 Angststörungen (F41) 55 ein Vermeidungsverhalten nach sich ziehen,
55 mit einem erheblichen Leidensdruck verbun-
9.1.1 Merkmale den sind (vgl. Morschitzky 2009, S. 21).
Angst ist an sich ein durchaus »gesundes« Gefühl, Als mögliche Ursachen für das Auftreten eine
das als Alarmzeichen vor drohender oder poten- Angststörung kommen verschiedene Faktoren
zieller Gefahr schützt. Das wesentliche Kennzei- in Betracht: So gehen multifaktorielle Modelle
chen einer Angststörung ist der Umstand, dass der zur Krankheitsentstehung davon aus, dass neben
Patient seine Angst nicht mehr kontrollieren kann einer genetischen Disposition und individuellen
und ihr gewissermaßen hilflos ausgeliefert ist. Hin- lebensgeschichtlichen Einflüssen auch Umwelt-
zu kommt, dass der Auslöser für die Angst objek- faktoren und konkrete auslösende Faktoren dafür
tiv gesehen (aber oft auch aus subjektiver Sicht des ausschlaggebend dafür sind, ob eine Person eine
Patienten) in keinem nachvollziehbaren Verhältnis Angststörung entwickelt oder nicht (vgl. Gold et al.
zu dem Ausmaß der Angst steht. Es ist davon aus- 2014, S. 318). Die körperlichen und die psychischen
zugehen, dass ca. 25% aller Menschen im Verlauf Symptome einer Angststörung (vgl. Holnburger
ihres Lebens an einer Angststörung erkranken, wo- 2004, S. 158 f.) sind in . Tab. 9.1 aufgeführt.
9
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139
9.1 • Angststörungen (F41)
Wahr-
nehmung
Gedanken
Auslöser
»Gefahr«
körperliche
Symptome Angst
Flucht
köperliche Ver-
Veränder- mei-
ungen dung
. Tab. 9.2
Z 5: Patient kann in M 5: Gemeinsam mit dem Patienten immer wieder Maßnahmen zur
den angstbesetzten eigenständigen Realitätsorientierung trainieren
Situationen seine M 5: Patienten auch für kleine Fortschritte loben
Angst kontrollieren M 5: Vertrauen in die Fähigkeiten des Patienten vermitteln
M 5: Mögliche Auslöser erfragen und dokumentieren
M 5: Gemeinsam mit dem Patienten vergangene Angstzustände
besprechen
M 5: Atemübungen anbieten
M 5: Entspannungsübungen anbieten
M 5: Vorgehensweise des Angsttrainings mit dem Patienten
besprechen
M 5: Angsttraining anbieten, ggf. dafür sorgen, dass der Patient sich
dort anmeldet
M 5: Psychoedukative Maßnahmen anbieten
M 5: Patienten für seine Mitarbeit und seinen Willen zur Verände-
rung loben
M 5: Patienten zur Selbstreflexion anregen
M 5: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
M 5: Ggf. Notfallmedikament zur eigenständigen Einnahme aus-
9 händigen (nur wenn kein Verdacht auf Abusus besteht!)
M 5: Ggf. regelmäßige Medikamentengabe sicherstellen
M 5: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
M 5: Glauben des Patienten in die eigene Selbstwirksamkeit fördern
M 5: Selbstvertrauen des Patienten stärken
M 5: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
R: Patient ist intro- Z 7: Patient kann in M 7: Gemeinsam mit dem Patienten immer wieder Maßnahmen zur
spektionsfähig den angstbesetzten eigenständigen Realitätsorientierung trainieren
Situationen seine M 7: Patienten auch für kleine Fortschritte loben
Angst kontrollieren M 7: Vertrauen in die Fähigkeiten des Patienten vermitteln
M 7: Mögliche Auslöser erfragen und dokumentieren
M 7: Gemeinsam mit dem Patienten vergangene Angstzustände
besprechen
M 7: Atemübungen anbieten
M 7: Entspannungsübungen anbieten
M 7: Psychoedukative Maßnahmen anbieten
M 7: Soziales Kompetenztraining anbieten
M 7: Vorgehensweise des Angsttrainings mit dem Patienten besprechen
M 7: Patienten zur Teilnahme an pflegegeleiteter Gruppe motivieren
(7 Abschn. 9.5)
M 7: Gemeinsam mit dem Patienten dessen Teilnahme am Angstex-
positionstraining vorbereiten
M 7: Patienten zur Teilnahme am Stationsleben motivieren
M 7: Patienten langsam an angstbesetzte Situationen heranführen
M 7: Beobachtung des Patienten, ggf. RR- und Pulskontrolle
M 7: Gemeinsam mit dem Patienten externe Unternehmungen
planen und durchführen (z. B. Bus- oder Bahnfahrten)
M 7: Nachbesprechung der externen Aktivität
M 7: Patienten für seine Mitarbeit und seinen Willen zur Veränderung
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
loben
M 7: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
M 7: Ggf. Notfallmedikament zur eigenständigen Einnahme
aushändigen (nur wenn kein Verdacht auf Abusus besteht!)
M 7: Ggf. regelmäßige Medikamentengabe sicherstellen
M 7: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
M 7: Glauben des Patienten in die eigene Selbstwirksamkeit fördern
M 7: Selbstvertrauen des Patienten stärken
M 7: Patienten ermutigen, regelmäßig am Angstexpositionstraining
teilzunehmen
P: Patient leidet an spezifisch isolierten Phobien
R: Compliance Z 8: Patient kann M 8: Bezugspflege
R: Patient ist bereit, sich auf die Therapie M 8: Aufbau einer tragfähigen Vertrauensbeziehung
an sich zu arbeiten einlassen M 8: Fragen und Zweifel des Patienten ernst nehmen und besprechen
M 8: Patienten über Krankheitsbild und therapeutische Behandlung
informieren
M 8: Ggf. einzelne therapeutische Maßnahmen erläutern
M 8: Etwaige Ängste vor der Therapie oder vor einzelnen Maßnahme
erfragen und im Gespräch abbauen
M 8: Regelmäßiger Austausch mit den Therapeutinnen
M 8: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine mit dem
Patienten vereinbaren
M 8: Darüber hinaus kontinuierlich Gesprächsbereitschaft signalisieren
M 8: Patienten für Gesprächsbereitschaft loben
M 8: Patienten zur Selbstreflexion anregen
M 8: Zuversicht und Vertrauen in die Fähigkeiten des Patienten vermitteln
M 8: Zuversicht und Vertrauen in den Therapieerfolg vermitteln
M 8: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
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144 Kapitel 9 • Neurotische Störungen, Belastungsstörung und somatoforme Störungen (F40–F48)
R: Patient ist intro- Z 9: Patient kann in M 9: Gemeinsam mit dem Patienten immer wieder Maßnahmen zur
spektionsfähig den angstbesetzten eigenständigen Realitätsorientierung trainieren
R: Patient kann Hilfe Situationen seine M 9: Patienten auch für kleine Fortschritte loben
annehmen Angst kontrollieren M 9: Vertrauen in die Fähigkeiten des Patienten vermitteln
M 9: Mögliche Auslöser erfragen und dokumentieren
M 9: Gemeinsam mit dem Patienten vergangene Angstzustände
besprechen
M 9: Atemübungen anbieten
M 9: Entspannungsübungen anbieten
M 9: Psychoedukative Maßnahmen anbieten
M 9: Vorgehensweise des Angsttrainings mit dem Patienten
besprechen
M 9: Patienten zur Teilnahme an pflegegeleiteter Gruppe
motivieren (7 Abschn. 9.5)
M 9: Expositionstraining (Flooding, graduierte Exposition,
Exposition in vivo) vorbereiten und ggf. durchführen
M 9: Nachbereitung der Exposition
M 9: Patienten für seine Mitarbeit und seinen Willen zur Verände-
rung loben
M 9: Ggf. Notfallmedikament zur eigenständigen Einnahme
9 aushändigen (nur wenn kein Verdacht auf Abusus besteht!)
M 9: Ggf. regelmäßige Medikamentengabe sicherstellen
M 9: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -M 9: Glauben des Patienten in die eigene Selbstwirksamkeit fördern
M 9: Selbstvertrauen des Patienten stärken
M 9: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
M 9: Patienten ermutigen, regelmäßig am Angstexpositionstraining
teilzunehmen
P: Patient zeigt starke körperliche Symptome (z. B. Herzrasen, Zittern, motorische Unruhe, Durchfall)
Cave: Das Auf- Z 10: Symptome las- M 10: Vitalzeichenkontrolle und Dokumentation
treten körperlicher sen sich reduzieren M 10: Ggf. Ärztin informieren
Symptome kann M 10: Ggf. Bedarfsmedikation nach AVO verabreichen
die Angstsympto- M 10: Patienten im Gespräch beruhigen
matik zusätzlich M 10: Bei motorischer Unruhe Patienten mit gezielter motorischer
verstärken! Aktivität ablenken
M 10: Patienten ablenken, etwa durch Gespräche über »unverfäng-
liche« Themen, wie Hobbys/Interessen des Patienten und/oder
durch Freizeitaktivitäten (Sport, Gartenarbeit etc.)
M 10: Bei Durchfall auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten
M 10: Patienten dazu ermutigen, im Notfall die Klingel am Bett zu
betätigen
9
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145
9.1 • Angststörungen (F41)
R: Patient ist bereit, Z 13: Patient kann M 13: Gemeinsam mit dem Patienten seine Vermeidungsstrategien
an sich zu arbeiten Vermeidungsverhal- analysieren
R: Patient ist intro- ten abstellen M 13: Erfragen, welche Unterstützung sich der Patient von der
spektionsfähig Pflege wünscht
M 13: Wünsche und Vorstellungen des Patienten, sofern machbar,
umsetzen
M 13: Gemeinsam mit dem Patienten konkrete Handlungsalternati-
ven erarbeiten
M 13: Handlungsalternativen von dem Patienten schriftlich
festhalten lassen
M 13: Patienten für seine Mitarbeit und seinen Willen zur Verände-
rung loben
M 13: Patienten auch für kleine Fortschritte loben
M 13: Fortschritte von dem Patienten schriftlich festhalten lassen
M 13: Atemübungen anbieten
M 13: Entspannungsübungen anbieten
M 13: Gemeinsam mit dem Patienten eine geregelte Tagesstruktur
erarbeiten
M 13: Wünsche und Vorstellungen des Patienten erfragen und so
weit wie möglich berücksichtigen
9 M 13: Freizeitaktivitäten und Sport anbieten
M 13: Patienten zur Teilnahme an Stationsgruppen motivieren
M 3: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
zu wenden
Z 15: Patient ist frei M 15: Gemeinsam mit dem Patienten seine Erwartungsangst
von Erwartungsangst analysieren
M 15: Erfragen, welche Unterstützung sich der Patient von der
Pflege wünscht
M 15: Wünsche und Vorstellungen des Patienten, sofern machbar,
umsetzen
M 15: Patienten für seine Mitarbeit und seinen Willen zur Verände-
rung loben
M 15: Gemeinsam mit dem Patienten einen konstruktiven Umgang
mit der Erwartungsangst erarbeiten
M 15: Patienten auch für kleine Fortschritte loben
M 15: Fortschritte von dem Patienten schriftlich festhalten lassen
M 15: Atemübungen anbieten
M 15: Entspannungsübungen anbieten
M 15: Gemeinsam mit dem Patienten eine geregelte Tagesstruktur
erarbeiten
M 15: Wünsche und Vorstellungen des Patienten erfragen und so
weit wie möglich berücksichtigen
M 15: Freizeitaktivitäten und Sport anbieten
M 15: Patienten zur Teilnahme an Stationsgruppen motivieren
M 15: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
R: Patient ist bereit, Z 17: Patient kann das M 17: Abendliche Kurzkontakte bei der Pflege ansetzen
sein Verhalten zu Alleinsein aushalten M 17: Nachtmodalitäten und nächtliche Erreichbarkeit der Pflege
ändern (auch nachts) besprechen
M 17: Eigenständige Anteile des Patienten fördern
M 17: Atemübungen anbieten
M 17: Entspannungsübungen anbieten
M 17: Beschäftigungstherapie anbieten
M 17: Gemeinsam mit dem Patienten eine geregelte Tagesstruktur
erarbeiten und auch Phasen, in denen der Patient alleine ist, mit
sinnvollen und angenehmen Beschäftigungen ausfüllen
M 17: Wünsche und Vorstellungen des Patienten erfragen und so
weit wie möglich berücksichtigen
M 17: Patienten nicht unter Zeitdruck setzen
M 17: Freizeitaktivitäten und Sport anbieten
M 17: Patienten zur Teilnahme an Stationsgruppen motivieren
M 17: Auf regelmäßige Medikamenteneinnahme achten
M 17: Ggf. Bedarfsmedikation nach AVO verabreichen
M 17: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
M 17: Schrittweise vorgehen, Patienten nicht überfordern
M 17: Dem Patienten versichern, dass er sich im Notfall Hilfe und
9 Unterstützung holen kann
Z 23: Patient hat im M 23: Gemeinsam mit dem Patienten eine geregelte Tagesstruktur
alltäglichen Leben erarbeiten
9 keine angstbeding- M 23: Wünsche und Vorstellungen des Patienten erfragen und so
ten Einschränkungen weit wie möglich berücksichtigen
M 23: Übernahme von Eigenverantwortung von dem Patienten
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
einfordern
M 23: Soziales Kompetenztraining anbieten
M 23: Patienten zur Selbstreflexion anregen
M 23: Zuversicht und Vertrauen in die Fähigkeiten des Patienten
vermitteln
M 23: Patienten dazu anregen, seine Angelegenheiten eigenständig
zu regeln
M 23: Ggf. am Anfang Unterstützung anbieten
M 23: Patienten zur regelmäßigen Teilnahme am Angsttraining
anhalten
M 23: Patienten ggf. zur regelmäßigen Medikamenteneinnahme
anhalten
9.1.3 Anmerkungen für die ambulante . Tab. 9.3 Symptombereiche von Zwangsstö-
Pflege rungen
Praxistipp
ganz besonders wichtig, dass Sie den Patien-
Im pflegerischen Umgang mit Patienten, die ten entsprechende Entlastungsmöglichkeiten
eine Zwangsstörung aufweisen, ist es zunächst anbieten, entweder in Form von Freizeitaktivi-
wichtig, dass Sie deren zwanghafte Hand- täten oder sonstigen Ablenkungen oder aber
lungsweisen bzw. Zwangsgedanken genau durch entlastende Gespräche. Insbesondere
beobachten und dokumentieren. Beachten Sie bei Patienten mit Zwangsgedanken es ist von
bitte, dass ein stationärer Aufenthalt für einen erheblicher Bedeutung, dass Sie die Gespräche
Menschen mit einer Zwangsstörung eine entsprechend lenken bzw. steuern, und die
massive Einschränkung darstellt. So wird bei- Patienten dazu anleiten, sich in der Gesprächs-
spielsweise die Ausübung eines Waschzwangs situation nicht von ihren Zwangsgedanken
durch die gemeinsame Nutzung der Wasch- dominieren zu lassen. Dies bedeutet jedoch
räume erheblich erschwert. Für die Patienten nicht, dass Sie den Patienten nicht ausreichend
bedeutet dies, dass sie zunächst in hohem Raum geben sollten, um über ihre Zwangs-
Maße angespannt sind und Probleme damit gedanken zu sprechen; vielmehr schaffen Sie
haben, sich auf das stationäre Setting und die so einen Raum, in dem die Patienten nicht von
Therapie einlassen zu können. Daher ist es ihren Zwangsgedanken beherrscht werden.
R: Patient ist intro- Z 4: Patient kann sei- M 4: Zwangsgedanken des Patienten genau dokumentieren
spektionsfähig ne Zwangsgedanken M 4: Gemeinsam mit dem Patienten Inhalt, Auftreten und
kontrollieren Häufigkeit der Zwangsgedanken besprechen
M 4: Ggf. gemeinsam mit dem Patienten mögliche Auslöser für
Zwangsgedanken identifizieren
M 4: Ggf. gemeinsam mit dem Patienten erarbeiten, ob Zwangs-
gedanken zu bestimmten Zeiten besonders häufig auftreten
(z. B. abends im Bett)
M 4: Gemeinsam mit dem Patienten eruieren, welche Tätigkeit oder
Beschäftigung für ihn besonders entspannend ist
M 4: Sofern machbar, Patienten dazu anregen, dieser Tätigkeit oder
Beschäftigung dann nachzugehen, wenn Auftreten von Zwangs-
gedanken zu erwarten ist
M 4: Gemeinsam mit dem Patienten Strategien zur Unterbrechung
der Zwangsgedanken erarbeiten (z. B. Gedankenstopp)
M 4: Patienten auch bei kleinen Fortschritten loben
M 4: Patienten nicht unter Zeitdruck setzen
M 4: Gemeinsam mit dem Patienten Möglichkeiten der Ablenkung
erarbeiten
M 4: Freizeitaktivitäten und Sport anbieten
9 M 4: Entspannungstechniken anbieten
M 4: Patienten zur Teilnahme an Stationsgruppen motivieren
M 4: Selbstvertrauen des Patienten stärken
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
M 4: Zuversicht in die Kompetenzen des Patienten vermitteln
M 4: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
M 4: Auf regelmäßige Medikamenteneinnahme achten
R: Patient kann Hilfe Z 9: Patient kann die M 9: Zwangshandlungen des Patienten genau dokumentieren
annehmen Zwangshandlungen M 9: Gemeinsam mit dem Patienten Inhalt, Auftreten und Häufig-
kontrollieren (ggf. keit der Zwangshandlungen besprechen
abstellen) M 9: Ggf. gemeinsam mit dem Patienten mögliche Auslöser für
Zwangshandlungen identifizieren
M 9: Ggf. gemeinsam mit dem Patienten erarbeiten, ob Zwangs-
handlungen zu bestimmten Zeiten besonders häufig auftreten
(z. B. in Stresssituationen)
M 9: Selbstvertrauen des Patienten stärken
M 9: Zuversicht in die Kompetenzen des Patienten vermitteln
M 9: Gemeinsam mit dem Patienten Strategien zur Unterbrechung
der Zwangshandlung erarbeiten (z. B. aus dem Zimmer gehen,
Atemübungen)
M 9: Atemübungen anbieten
M 9: Patienten auch bei kleinen Fortschritten loben
M 9: Patienten nicht unter Zeitdruck setzen
M 9: Gemeinsam mit dem Patienten Möglichkeiten der Ablenkung
erarbeiten
M 9: Freizeitaktivitäten und Sport anbieten
M 9: Entspannungstechniken anbieten
9 M 9: Patienten zur Teilnahme an Stationsgruppen motivieren
M 9: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
M 9: Regelmäßige Kurzkontakte mit der Pflege vereinbaren
M 9: Auf regelmäßige Medikamenteneinnahme achten
P: Patient wird von den Zwangshandlungen derart dominiert, dass er den Anforderungen des täglichen Lebens nicht mehr
nachkommen kann
9.2.3 Anmerkungen für die ambulante Bieten Sie Entspannungstechniken an, entwe-
Pflege der führen Sie diese selbst durch – sofern Sie dazu
befähigt sind – oder Sie vermitteln den Patienten
Die ambulante pflegerische Betreuung von Patien- an eine ambulante Therapeutin. Motivieren Sie
ten mit einer Zwangsstörung stellt in erster Linie den Patienten dazu, alle therapeutisch und medi-
darauf ab, den Patienten eine möglichst normale zinisch notwendigen Termine einzuhalten, und be-
Teilhabe am sozialen Leben zu ermöglichen. Von sprechen Sie mit ihm Symptomatik und Therapie-
daher ist es besonders wichtig, dass Sie darauf ach- möglichkeiten von Zwangsstörungen. Erarbeiten
ten, dass der Patient nach Möglichkeit alle erforder- Sie gemeinsam mit dem Patienten Verhaltensal-
lichen außerhäuslichen Aktivitäten, wenn nötig mit ternativen und Möglichkeiten zum Spannungsab-
Ihrer Unterstützung, erledigt. Begegnen Sie dem bau – etwa sportliche Aktivitäten oder Ablenkung
Patienten mit Zuwendung und Empathie, doch durch entsprechende Freizeitaktivitäten. Beziehen
vermeiden Sie auf jeden Fall jede Art von überfür- Sie nach Rücksprache mit dem Patienten auch An-
sorglichem Verhalten. gehörige, Nachbarn und Bekannte mit ein. Wichtig
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158 Kapitel 9 • Neurotische Störungen, Belastungsstörung und somatoforme Störungen (F40–F48)
Traumatisierung
TRAUMA
ist zudem, dass Sie auf eine geregelte Tagesstruk- Charakter (vgl. Reddemann u. Dehner-Rau 2008,
tur achten und ggf. gemeinsam mit dem Patienten S. 50). Hierunter fallen etwa Naturkatastrophen,
Pläne für einen Tagesablauf entwickeln. Motivieren Kampfhandlungen, Vergewaltigung, Folter oder
Sie den Patienten zur Teilnahme an Freizeitaktivi- sonstige traumatische Erlebnisse. Ein Trauma kann
täten und sportlichen Aktivitäten. Setzen Sie den entstehen durch Beobachtung von, Erleben von
Patienten nicht unter Zeitdruck und nicht unter oder Konfrontation mit einem oder mehreren Er-
9 Erwartungsdruck, sondern loben Sie ihn auch für eignissen, in denen der Patient von Tod, schwerer
kleinere Fortschritte. Verletzung oder Gefährdung der psychischen und/
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
Achten Sie als Pflegedienstleitung darauf, dass oder physischen Unversehrtheit bedroht oder die-
ein Patient mit einer Zwangsstörung grundsätzlich sem ausgesetzt gewesen ist. Das heißt, der Patient
von einer Bezugspflegerin betreut werden kann. kann sowohl selbst Opfer oder auch Zeuge gewe-
Nur so kann sichergestellt werden, dass sich zwi- sen sein. Maßgeblich ist, dass er »in der Situation
schen Pflegekraft und Patient eine tragfähige Ver- subjektiv davon überzeugt war, in Lebensgefahr
trauensbeziehung entwickeln kann. Sorgen Sie zu sein – auch wenn sich diese später als weniger
dafür, dass Ihre Mitarbeiterinnen adäquat geschult gefährlich herausstellt« (Thiel et al. 2004, S. 272).
sind, um die für eine Zwangsstörung typischen Die Entstehung eines Traumas ist also zunächst ab-
Verhaltensweisen richtig deuten und in angemes- hängig von Ausmaß und Intensität der Belastungs-
sener Weise reagieren können. situation, die in erheblichem Maße über alltägliche
Stresssituationen (»daily hassles«) hinausgehen,
und von den Fähigkeiten und Strategien des Be-
9.3 Posttraumatische troffenen, diese Belastungen zu kompensieren bzw.
Belastungsstörung (F43.1) zu verarbeiten (Coping-Strategien), wie . Abb. 9.2
verdeutlicht.
9.3.1 Merkmale Eine PTBS entwickelt sich häufig mit einer
zeitlichen Verzögerung, d. h., die betreffende Per-
Eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) son erkrankt unter Umständen erst »Wochen bis
bezeichnet eine verlangsamte und/oder verzögerte Monate nach dem belastenden Ereignis« (Gold
Reaktion eines Menschen auf ein durchlebtes kur- et al. 2014, S. 325). Allerdings erkrankt nicht jeder
zes oder lang anhaltendes belastendes Ereignis bzw. Mensch, der ein traumatisches Ereignis durchlebt
eine kurze oder lang anhaltende belastende Situa- hat, an einer PTBS. Für das Auftreten einer PTBS
tion mit extrem bedrohlichem bzw. katastrophalem lassen sich folgende Risikofaktoren benennen:
9
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159
9.3 • Posttraumatische Belastungsstörung (F43.1)
. Tab. 9.6
R: Patient ist intro- Z 4: Patient kann M 4: Verhaltensweisen des Patienten nicht stigmatisieren
spektionsfähig eine Affekte regu- M 4: Gefühlslage des Patienten erfragen und dokumentieren
lieren M 4: Gemeinsam mit dem Patienten dessen Probleme bei der
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
Affektregulierung benennen
M 4: Patienten Gefühlstagebuch führen lassen
M 4: Gemeinsam mit dem Patienten dessen Verhaltensweisen ana-
lysieren (Funktion etc.)
M 4: Skills-Training anbieten
M 4: Gemeinsam mit dem Patienten Handlungsalternativen erarbei-
ten (z. B. Notfallkoffer)
M 4: Gemeinsam mit dem Patienten deren Umsetzung trainieren
M 4: Patienten nicht unter Zeitdruck setzen
M 4: Patienten nicht unter Erfolgsdruck setzen
M 4: Patienten das bisher Erreichte vor Augen führen und ihn dafür
loben
M 4: Patienten zur Selbstreflexion motivieren
M 4: Soziales Kompetenztraining anbieten
M 4: Entspannungstechniken anbieten
M 4: Patienten zur Übernahme von Eigenverantwortung motivieren
M 4: Zuversicht in die Kompetenzen des Patienten vermitteln
M 4: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
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162 Kapitel 9 • Neurotische Störungen, Belastungsstörung und somatoforme Störungen (F40–F48)
R: Patient möchte Z 9: Patient findet M 9: Schlafgewohnheiten des Patienten beobachten und dokumen-
nachts gut schlafen ausreichend Schlaf tieren
M 9: Bezugspflege
M 9: Aufbau einer tragfähigen Vertrauensbeziehung
M 9: Schlafprotokoll führen lassen
M 9: Für Nachtruhe und Rückzugsmöglichkeiten sorgen
M 9: Gemeinsam mit dem Patienten Einschlafrituale erarbeiten
M 9: Sportliche Aktivitäten anbieten
M 9: Gemeinsam mit dem Patienten einen geregelten Tagesablauf
planen
M 9: Entspannungstechniken anbieten
M 9: Sportliche Aktivitäten anbieten
M 9: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden (auch per Klingel)
M 9: Gerade im abendlichen bzw. nächtlichen Kontakt Sicherheit
und Geborgenheit vermitteln
M 9: Ggf. Nachtmedikation nach AVO
M 9: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
R: Compliance Z 10: Patient isst und M 10: Aufbau einer tragfähigen Vertrauensbeziehung
- orderid -trinkt
cca100557794
ausreichend - transid
M 10: Essverhalten - cca100557794
des Patienten nicht stigmatisieren -
M 10: Flüssigkeit bilanzieren
M 10: Nahrungsmenge protokollieren und dokumentieren
M 10: Ess- und Trinkprotokoll führen lassen
M 10: Patienten zu regelmäßigem Essen und Trinken anhalten
M 10: Regelmäßige und verbindliche Kurzkontakte bei der Pflege
nach jeder großen Mahlzeit vereinbaren
M 10: Ggf. somatische Ursachen ausschließen
M 10: Teilnahme an den Mahlzeiten kontrollieren
M 10: Patienten zur Kooperation und zur Befolgung ärztlicher und
pflegerischer Anweisungen motivieren
M 10: Im Notfall nasogastrale Sonde legen und Flüssigkeitszufuhr
i.v.
M 10: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall bei der Pflege zu
melden
M 10: Patienten dazu ermutigen, im Notfall die Klingel am Bett zu
betätigen
9
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9.3 • Posttraumatische Belastungsstörung (F43.1)
R: Patient hat den Z 15: Patient nimmt M 15: Stimmungslage des Patienten ernst nehmen
Wunsch, sich in die am sozialen Leben M 15: Stimmungslage des Patienten beobachten und dokumentieren
Stationsgemein- teil M 15: Gespräche anbieten
schaft zu integrieren M 15: Bezugspflege
M 15: Aufbau einer tragfähigen Vertrauensbeziehung
M 15: Kontinuierlichen Kontakt zu dem Patienten halten
R: Patient ist bereit, Z 16: Patient fühlt M 16: Erleben des Patienten ernst nehmen
an sich zu arbeiten sich sicher auf M 16: Patienten mit Fürsorge und Anteilnahme begegnen, aber kein
Station überfürsorgliches »Bemuttern«
M 16: Sicherheit vermitteln
M 16: Bezugspflege
M 16: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine vereinbaren
M 16: Medikamentöse Therapie nach AVO
M 16: Alltagsaktivitäten anbieten und ggf. Patienten dabei begleiten
M 16: Patienten in Stationsalltag einbinden
M 16: Patienten zur Übernahme von Stationsdiensten ermutigen
M 16: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
M 16: Patienten dazu ermutigen, im Notfall die Klingel am Bett zu
betätigen
9
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167
9.3 • Posttraumatische Belastungsstörung (F43.1)
9.3.3 Anmerkungen für die ambulante . Tab. 9.7 Symptome der dissoziativen Identi-
Pflege tätsstörung
Praxistipp
zu entlasten. Im Falle einer akuten Dissoziation
Im pflegerischen Umgang mit Patienten, die sind Sie als Pflegekraft vor allem für eine pro-
eine dissoziative Identitätsstörung aufweisen, fessionelle und effektive Krisenintervention zu-
ist es zum einen wichtig, dass Sie den Patien- ständig. Versuchen Sie also, in angemessener
ten, seine Symptome und sein Erleben ernst Weise eine Lösung des Patienten von dem Wie-
nehmen. Zum anderen sollten Sie jedoch dar- dererleben der schmerzlichem/belastenden
auf achten, dass Sie ihm nicht zu viel Aufmerk- Situation zu erreichen. Hierbei kann neben der
samkeit und Zuwendung zuteil werden lassen Anleitung zur bewussten Wahrnehmung der
– Stichwort: sekundärer Krankheitsgewinn aktuellen Situation (räumliche, zeitliche, perso-
– und ihn ggf. im Gespräch begrenzen. Hilf- nelle Orientierung) auch das Anbieten starker
reich ist es hier, wenn Sie den Patienten darin Reize, beispielweise durch ein Coolpack, ein
bestärken, konstruktiv über seine Gefühle und Ammoniak-Riechfläschchen oder ein Chili-
sein Erleben zu sprechen und sich im Gespräch Weingummi, hilfreich sein.
. Tab. 9.8
- orderid -Pflegeziel
Probleme (P) und
Ressourcen (R)
(Z)
cca100557794 Pflegemaßnahmen (M)
- transid - cca100557794 -
P: Patient dissoziiert in für ihn belastenden oder beängstigenden Situationen (Ausweichverhalten)
Cave: Bei Auftreten Z 1: Verhinderung M 1: Krankenbeobachtung
eines dissoziativen von Selbst-oder M 1: Beobachtung und Dokumentation der Verhaltensweisen des
Stupors grundsätz- Fremdschädigung Patienten
lich Ärztin rufen! M 1: Auf eventuelle Trigger achten, ggf. genau dokumentieren
M 1: Patienten nicht alleine lassen
M 1: Gefährliche Gegenstände aus der Reichweite des Patienten entfernen
M 1: Patienten ggf. von Mitpatienten isolieren (Einzelzimmer)
M 1: Ggf. Ärztin alarmieren
M 1: Ggf. Bedarfs- bzw. Notfallmedikation nach AVO verabreichen
M 1: Medikamenteneinnahme überwachen
M 1: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
R: Compliance Z 2: Unterbrechung M 2: Ruhe bewahren
des dissoziativen M 2: Patienten deutlich mit Namen ansprechen
Zustands M 2: Eigenen Namen nennen und Situation klarstellen: »Mein Name
ist Frau X und Sie sind im Krankenhaus Y«
M 2: Dem Patienten etwas Scharfes zum Lutschen geben, z. B.
Chili-Weingummi
M 2: Patienten einem intensiven Geruch aussetzen, z. B. Pfeffer
M 2: Patienten mit dem Rücken an der Wand oder an der Stuhllehne
sitzen lassen
M 2: Darauf achten, dass der Patient mit beiden Füßen festen
Bodenkontakt hat
M 2: Wenn möglich, Körperkontakt aufnehmen, den Patienten an
der Schulter anfassen oder seine Hand nehmen etc.
M 2: Patienten langsam von 10 an abwärts zählen lassen
M 2: Einfache Fragen stellen und beantworten lassen
M 2: Sicherheit vermitteln
M 2: Patienten mit motorischen Aktivtäten ablenken
9
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9.4 • Dissoziative Identitätsstörung (F44)
R: Patient kann sich Z 3: Patient fühlt sich M 3: Erleben des Patienten ernst nehmen
rechtzeitig bei der auf der Station sicher M 3: Dem Patienten mit Fürsorge und Anteilnahme begegnen, aber
Pflege melden kein überfürsorgliches »Bemuttern«
R: Patient kann Hilfe M 3: Sicherheit vermitteln
annehmen M 3: Bezugspflege
M 3: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine vereinbaren
M 3: Medikamentöse Therapie nach AVO
M 3: Alltagsaktivitäten anbieten und ggf. Patienten dabei begleiten
M 3: Patienten in Stationsalltag einbinden
M 3: Patienten zur Übernahme von Stationsdiensten ermutigen
M 3: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
M 3: Patienten dazu ermutigen, im Notfall die Klingel am Bett zu
betätigen
R: Patient ist intro- Z 4: Patient kann mit M 4: Offenes Klima für Gespräche über Dissoziationen schaffen
spektionsfähig der Bezugspflegerin M 4: Verhaltensweisen des Patienten nicht stigmatisieren
über sein Verhalten M 4: Patienten über Krankheitsbild und Therapiemöglichkeiten
sprechen aufklären
M 4: Patienten ermutigen, sein dissoziatives Verhalten im Gespräch
zu thematisieren
M 4: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine vereinbaren
M 4: Auch darüber hinaus Gesprächsbereitschaft signalisieren
M 4: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
zu wenden
Z 5: Patient kann sein M 5: Gemeinsam mit dem Patienten dessen dissoziative Verhaltens-
Verhalten reflek- weisen benennen
tieren M 5: Gemeinsam mit dem Patient n Auslöser ermitteln
M 5: Gemeinsam mit dem Patienten Zusammenhang zwischen Aus-
löser und dissoziativem Verhalten erarbeiten
M 5: Gemeinsam mit dem Patienten dessen dissoziative Verhaltens-
weisen analysieren (Funktion etc.)
M 5: Patienten zur Selbstreflexion motivieren
M 5: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
R: Patient ist Z 10: Patient kann M 10: Erleben des Patienten ernst nehmen
kognitiv nicht sich von den Stim- M 10: Patienten ablenken, etwa durch Gespräche über »unverfäng-
eingeschränkt men distanzieren liche« Themen, wie Hobbys/Interessen des Patienten und/oder
R: Patient ist durch Freizeitaktivitäten (Sport, Gartenarbeit etc.)
introspektionsfähig M 10: Bezugspflege
M 10: Aufbau einer Vertrauensbasis
M 10: Im Gespräch Inhalte der Wahnvorstellungen thematisieren
M 10: Realitätsüberprüfung, ohne jedoch belehrend oder abwer-
tend dem Patienten gegenüber aufzutreten
M 10: Patienten so gut wie möglich auf Station integrieren
M 10: Gemeinsam mit dem Patienten eine geregelte Tagestruktur
erarbeiten
M 10: Patienten in Stationsalltag einbinden
M 10: Patienten zur Übernahme von Stationsdiensten ermutigen
M 10: Ergotherapie anbieten
M 10: Freizeitaktivtäten anbieten
M 10: Medikamentöse Therapie nach AVO
M 10: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
M 10: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
P: Patient hat Schwierigkeiten bei der Beziehungsgestaltung und ist misstrauisch der Pflege gegenüber
- orderid Z-11:cca100557794
Patient ist bereit,
R: Patient ist an Zu-
- transid - cca100557794 -
M 11: Auf Beziehungskontinuitäten achten
standsverbesserung sich auf Bezugspfle- M 11: Patienten nicht unter Zeitdruck setzen
interessiert ge einzulassen M 11: Dem Patienten mit unbedingter Wertschätzung begegnen,
auch wenn dieser sich zunächst abwehrend oder ablehnend verhält
(nicht persönlich nehmen!)
M 11: Wünsche und Erwartungen des Patienten erfragen und, wenn
möglich, umsetzen
M 11: Aufbau einer tragfähigen Vertrauensbeziehung
M 11: Im Kontakt mit dem Patienten Verlässlichkeit, Zugewandtheit
und Authentizität vermitteln
M 11: Ängste des Patienten erfragen und, wenn möglich, bespre-
chen
M 11: Patienten auch für kleinere Fortschritte loben
M 11: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine vereinbaren
M 11: Auch darüber hinaus Gesprächsbereitschaft signalisieren
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174 Kapitel 9 • Neurotische Störungen, Belastungsstörung und somatoforme Störungen (F40–F48)
R: Compliance Z 12: Patient kann M 12: Patienten zur Übernahme von Stationsdiensten motivieren
angemessene M 12: Eventuell vorhandene soziale Kontakte des Patienten auf
Beziehungen zu Mit- Station fördern
patienten aufbauen M 12: Soziales Kompetenztraining anbieten
M 12: Achtsamkeitstraining anbieten
M 12: Patienten in die Stationsgemeinschaft integrieren
M 12: Regelmäßige Gespräche über Beziehungsgestaltung führen
M 12: Wünsche des Patienten erfragen und gemeinsam mit ihm auf
Realisierbarkeit prüfen
M 12: Sozial kompatible Eigenschaften des Patienten fördern
M 12: Gemeinsam mit dem Patienten angemessene Verhaltenswei-
sen erarbeiten
M 12: Patienten zur Selbstreflexion motivieren
M 12: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
R: Patient ist intro- Z 13: Patient verbleibt M 13: Abbruchgedanken oder mangelnde Motivation des Patienten
spektionsfähig auf Station ernst nehmen
M 13: Patienten auf Freiwilligkeit des Aufenthalts hinweisen
9 M 13: Im Gespräch mögliche Ursachen für die Abbruchgedanken
oder mangelnde Therapiemotivation des Patienten ermitteln
M 13: Patienten darin bestärken, Ängste und Vorbehalte gegenüber
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
dem stationären Aufenthalt zu formulieren, und mit der Realität
abgleichen
M 13: Patienten dahingehend bestärken, dass er mit der Weiter-
führung des stationären Aufenthalts einen wichtigen Schritt auf
seinem Lebensweg einschlägt
M 13: Vorhandene Ängste des Patienten im Gespräch thematisieren
und, soweit möglich, abbauen
M 13: Maßnahmen erfragen, die im Rahmen der Stationsordnung
des Patienten den Aufenthalt auf der Station erleichtern würden
M 13: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
R: Patient ist intro- Z 16: Abklingen der M 16: Entlastende Gespräche anbieten
spektionsfähig körperlichen Symp- M 16: Ärztin informieren
tomatik M 16: Ggf. Bedarfsmedikation nach AVO verabreichen
M 16: Ggf. Notfallmedikation nach AVO verabreichen
M 16: Regelmäßige Medikamenteneinnahme nach AVO sicherstel-
len
M 16: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
M 16: Auf regelmäßige medizinische Kontrollen achten
M 16: Patienten zur Kooperation und zur Befolgung ärztlicher
Anweisungen motivieren
M 16: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall bei der Pflege zu
melden
R: Patient ist Z 17: Patient fühlt sich M 17: Erleben des Patienten ernst nehmen
kognitiv nicht ein- sicher auf Station M 17: Dem Patienten mit Fürsorge und Anteilnahme begegnen,
geschränkt aber kein überfürsorgliches »Bemuttern«
M 17: Sicherheit vermitteln
M 17: Bezugspflege
M 17: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine vereinbaren
M 17: Medikamentöse Therapie nach AVO
M 17: Alltagsaktivitäten anbieten und ggf. Patienten dabei begleiten
M 17: Patienten in Stationsalltag einbinden
M 17: Patienten zur Übernahme von Stationsdiensten ermutigen
M 17: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
M 17: Patienten dazu ermutigen, im Notfall die Klingel am Bett zu
betätigen
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176 Kapitel 9 • Neurotische Störungen, Belastungsstörung und somatoforme Störungen (F40–F48)
R: Patient ist bereit, Z 19: Patient findet M 19: Schlafgewohnheiten des Patienten beobachten und
an sich zu arbeiten nachts genug und dokumentieren
erholsamen Schlaf M 19: Bezugspflege
M 19: Aufbau einer tragfähigen Vertrauensbeziehung
R: Patient ist bereit, Z 20: Patient erlernt M 20: Gemeinsam mit dem Patienten dessen dissoziative
an sich zu arbeiten konstruktiven Verhaltensweisen benennen
R: Patient ist intro- Umgang mit seiner M 20: Gemeinsam mit dem Patienten dessen dissoziative
spektionsfähig und Erkrankung Verhaltensweisen analysieren (Funktion etc.)
kooperativ M 20: Gemeinsam mit dem Patienten Handlungsalternativen
erarbeiten
M 20: Gemeinsam mit dem Patienten deren Umsetzung trainieren
M 20: Patienten nicht unter Zeitdruck setzen
M 20: Dem Patienten das bisher Erreichte vor Augen führen und ihn
dafür loben
M 20: Patienten zur Selbstreflexion motivieren
M 20: Psychoedukative Maßnahmen anbieten
M 20: Patienten zur Übernahme von Eigenverantwortung
motivieren
M 20: Zuversicht in die Kompetenzen des Patienten vermitteln
M 20: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
9
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177
9.5 • Exkurs: Pflegetherapeutische Gruppen – Angstexpositionstraining
R: Patient hat sich Z 21: Patient kann ein M 21: Patienten zur Selbstreflexion anregen
selbst das Ziel ge- möglichst selbst- M 21: Zuversicht und Vertrauen in die Fähigkeiten des Patienten
setzt, ein möglichst bestimmtes Leben vermitteln
»normales« Leben führen M 21: Patienten dazu anregen, seine Angelegenheiten eigenständig
führen zu können zu regeln
M 21: Soziales Kompetenztraining anbieten
M 21: Entspannungstechniken anbieten
M 21: Freizeitaktivitäten anbieten
M 21: Sportliche Aktivitäten anbieten
M 21: Auf regelmäßige Teilnahme an den Therapieangeboten
achten
M 21: Auf geregelte Tagesstruktur achten
M 21: Ggf. am Anfang Unterstützung anbieten
M 21: Patienten zu regelmäßiger Medikamenteneinnahme
motivieren
Angstkurve
Befürchtung
Angst
Konfrontation
Vermeidung
Zeit
»» Entscheidend ist, dass der Patient die Angst Das Angstexpositionstraining kann sowohl
aushält und die Erfahrung macht, dass bei aus- einzeln als auch mit einer kleinen Gruppe durch-
reichend langer Exposition die Angst abnimmt. geführt werden. Es empfiehlt sich jedoch in jedem
Je häufiger er diese Situation übt, desto kleiner Fall, vorab mit dem jeweiligen Patienten ein Vor-
9 wird die Angst (Schäfer u. Rüther 2004, S. 71). gespräch zu führen, in dem er über den Ablauf des
Angstexpositionstrainings, über die Angstkurve
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
Diese Gewöhnung an die angstbesetzte Situation und die Angstsymptomatik sowie die damit mög-
nennt man Habituation. Durch die anhaltende licherweise einhergehenden körperlichen Reaktio-
Konfrontation mit dem Angstauslöser sinkt die nen informiert wird. In einem weiteren Schritt wird
Angstkurve schließlich wie in . Abb. 9.3 ersicht- der Patient gebeten, seine persönliche Angsthier-
lich, d. h. die Intensität der Angst nimmt ab. archie zu erstellen, und anschließend vereinbart,
Der Grundgedanke des Angstexpositionstrai- wann das Training beginnen soll. Im Vorgespräch
nings besteht somit darin, dass sich der Patient wird zudem besprochen, welche Übungsziele ver-
seiner Angst so lange aussetzt, bis diese verschwin- folgt und welche Übungen absolviert werden sol-
det. Wenn dieser Zeitpunkt unterschritten wird, len. Während des Trainings sollte der Patient dazu
geht der Patient in die Vermeidung und flieht ge- motiviert werden, die Angstexposition nicht vor-
wissermaßen aus der angstauslösenden Situation, zeitig abzubrechen, um deren Erfolg nicht zu ge-
wodurch sich die Angst weiter manifestiert und der fährden.
Patient bei erneuter Konfrontation mit dem Angst- Mögliche Übungen im Rahmen des Angstex-
auslöser wiederum mit Angst reagieren wird. Hier- positionstraining sind beispielsweise:
bei ist es jedoch vom Ergebnis her unerheblich, ob 55 Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln,
man bei der Exposition schrittweise vorgeht oder 55 Auto fahren,
aber den Patienten von Anfang an mit dem größt- 55 Flugzeug oder Helikopter fliegen,
möglichen Reiz konfrontiert (vgl. Bandelow, 2001, 55 Fahrstuhl fahren,
S. 205-209). Es liegt daher im eigenen Ermessen, 55 durch Tunnel gehen oder fahren,
gemeinsam mit dem Patienten das für ihn geeigne- 55 Türme besteigen oder aus großer Höhe aus
te Verfahren auszuwählen. dem Fenster sehen,
9
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179
9.5 • Exkurs: Pflegetherapeutische Gruppen – Angstexpositionstraining
Name: …… Datum: ….
gering
hoch
sehr hoch
Name: …….
Station: ….
Situation Beispiel:
Busfahrt
Rahmenbedingungen Beispiel:
Berufsverkehr
vollbesetzter
Bus
9 begleitet Beispiel: in
Begleitung der
- orderid - cca100557794
Pflegerin - transid - cca100557794 -
unbegleitet
hoher Puls
Schwindel
Anmerkungen Beispiel:
Patientin ist sehr
motiviert
Datum
Anleitende
Pflegekraft
Literatur
Verhaltensauffälligkeiten mit
körperlichen Störungen und
Faktoren (F50–F59)
Heike Ulatowski
10.3
- orderid Exkurs: Pflegetherapeutische
- cca100557794 Gruppen
- transid – Kochgruppe – 201-
- cca100557794
Literatur – 203
Zu den Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen nach ICD-10 mindestens 17,5% unterhalb des Nor-
Störungen, die in der Psychiatriepflege am häu- malgewichts liegen muss (vgl. Cuntz u. Hillert 2008,
figsten anzutreffen sind, gehören pathologische S. 52). Menschen, die an einer Anorexia nervosa
Störungen des Essverhaltens. Essstörungen lassen erkrankt sind, sind gedanklich auf die Reduktion
sich im Wesentlichen unterscheiden in Anorexia ihres Körpergewichts fixiert. Um dies zu erreichen,
nervosa – die sogenannte Magersucht – und Bu- hungern sie bzw. vermeiden kalorienreiche Nah-
limie, auch »Ess-Brech-Sucht« genannt, wobei in rungsmittel, mitunter kommt es zusätzlich noch zu
zunehmendem Maße auch übergewichtige Patien- einem Übermaß an sportlicher bzw. körperlicher
tinnen zur stationären Behandlung aufgenommen Aktivität. Von der Erkrankung sind überwiegend
werden. Generell lässt sich ein Zusammenhang junge Frauen und Mädchen, Männer hingegen nur
zwischen dem Vorkommen von Essstörungen und in geringem Maße betroffen. So fällt der Zeitpunkt
dem Nahrungsüberangebot, der Werte- bzw. Präfe- der Ersterkrankung in der Regel in die Pubertät der
renzstruktur und dem geschlechtsspezifischen Rol- Frauen bzw. Mädchen: die höchste Inzidenzrate ist
lenverständnis westlicher Wohlstandsgesellschaf- zwischen deM 10. und deM 19. Lebensjahr zu fin-
ten vermuten (vgl. Reich u. Cierpka 2010, S. 29). den, wobei eine besonders hohe Zahl von Erster-
Das Auftreten einer Essstörung kann auch durch krankungen iM 15. Lebensjahr festzustellen ist (vgl.
einen sexuellen Missbrauch in der Vorgeschich- Reich u. Cierpka 2010, S. 28). Der eigentlich eher
te begünstigt werden; weitere mögliche Ursachen umgangssprachliche Begriff »Magersucht« ist inso-
sind zudem eine genetische bzw. familiäre Disposi- fern zutreffend, als dass die Patientinnen oftmals
tion sowie neurobiologische Faktoren (vgl. Cuntz regelrecht süchtig danach sind, ihr Körpergewicht
u. Hillert 2008, S. 58 ff.). Essstörungen sind psy- immer weiter zu reduzieren, wobei sie sich durch
chische Erkrankungen, bei denen die betroffenen das Hungern unabhängig, autonom und Menschen
Patientinnen entweder die Kontrolle über ihr Ess- mit normalem Essverhalten gegenüber moralisch
10 - orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
verhalten verloren haben – beispielsweise Binge Ea- überlegen fühlen:
ting bei Adipositas-Patientinnen oder so genannte
Fressattacken bei Bulimie-Patientinnen –, oder »» Hungern wird hingegen als ein Beweis der
aber durch selbstinduzierte Maßnahmen, etwa Unabhängigkeit von der Umwelt und den
Hungern, Erbrechen oder Laxanzienabusus, eine Bedürfnissen, als Zeichen der Autarkie erlebt.
Gewichtsreduktion herbeiführen. Zu den häufigs- Immer ist damit ein Gefühl der Überlegenheit
ten Essstörungen zählen die Anorexia nervosa und gegenüber Normalgewichtigen verbunden
die Bulimia nervosa, auf die nachfolgend Bezug (Tress 2003, S. 95).
genommen wird (vgl. Gold et al. 2014, S. 334). In
diesem Kapitel werden mögliche Pflegeplanun- Die Patientinnen leiden an einer tief verwurzelten
gen zu diesen Störungsbildern vorgestellt. Darü- Körperschemastörung, d. h. sie halten sich für dick
ber hinaus enthält es praxisnahe Hinweise für den oder »fett«, obgleich sie objektiv betrachtet sehr,
pflegerischen Umgang mit diesen Patientinnen so- sehr schlank und deutlich untergewichtig sind (vgl.
wie einen kurzen Exkurs zu einer pflegegeleiteten Cuntz u. Hillert 2008, S. 52). Weitere Kriterien für
Kochgruppe. das Vorliegen einer Anorexia nervosa sind:
55 selbst induziertes Untergewicht durch Nah-
rungskarenz, Vermeidung hochkalorischer
10.1 Anorexia nervosa (F50.0) Nahrung und/oder übermäßiger sportlicher
bzw. körperlicher Aktivität,
10.1.1 Merkmale 55 gedankliche Fixierung auf vermeintlich
drohende Gewichtszunahme trotz objektiven
Das Leitsymptom der Anorexia nervosa besteht in Untergewichts,
dem objektiv vorliegenden Untergewicht, welches 55 extrem niedrige Gewichtsschwelle,
10
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185
10.1 • Anorexia nervosa (F50.0)
Praxistipp
55 bei Frauen: Verzögerung der Menarche, Patientinnen mit einer Anorexia nervosa brau-
Amenorrhö (aufeinanderfolgendes Aussetzen chen eine besonders intensive Begleitung
von mindestens 3 Monatszyklen), durch die Pflege, wobei die oberste Zielset-
55 bei Männern: Potenzverlust, zung des pflegerischen Handelns darin be-
55 endokrine Störungen, steht, dass sie eigenständig und ausreichend
55 ggf. Verzögerung der pubertären Entwicklung Nahrung zu sich nehmen. Sinnvoll kann es bei-
(vgl. Reich u. Cierpka 2010, S. 33). spielweise sein, nach den Mahlzeiten verbind-
liche Kurzkontakte bei der Pflege festzulegen.
Die Therapie der Anorexia nervosa zielt zunächst Zudem ist es wichtig, dass Sie als Pflegeteam
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
darauf ab, einen tödlichen Ausgang der Erkrankung eindeutige und konsequente Regeln festlegen,
durch ein buchstäbliches »Sich-zu-Tode-Hungern« da diese Patientinnen während ihres statio-
zu verhindern und eine möglichst nachhaltige nären Aufenthaltes einen festen und verläss-
Veränderung des Essverhaltens herbeizuführen. lichen Rahmen benötigen. Es ist notwendig,
Grundlegend für den Erfolg der Behandlung sind dass Sie als Team einheitlich und geschlossen
Therapiemotivation und Mitarbeit der Patientin. auftreten, was einen zeitnahen und umfas-
Inhalte, Ablauf und Ziele der therapeutischen und senden Informationsaustausch innerhalb des
der pflegerischen Maßnahmen lassen sich mithil- Teams voraussetzt. Im direkten pflegerischen
fe des in . Abb. 10.1 dargestellten Phasenmodells Kontakt sollten Sie sowohl empathisch und zu-
strukturieren. gewandt auftreten, um etwaige Ängste abzu-
Kennzeichnend für Phase 1 sind vor allem bauen und die individuelle Krankheitseinsicht
die Vereinbarung eines Basisgewichts, regelmäßi- der Patientinnen zu fördern, als auch Regel-
ge Gewichtszunahme von mindestens 500 g pro verstöße offen ansprechen. Alle pflegerischen
Woche und regelmäßiges Wiegen der Patientin Maßnahmen sind den Patientinnen gegenüber
(2-mal pro Woche). Phase 2 ist vornehmlich ge- zu begründen und, soweit möglich, sollten sie
kennzeichnet durch die Einhaltung geregelter und an der Erstellung der Pflegeplanung beteiligt
gemeinsam mit den Mitpatientinnen eingenom- werden.
mener Mahlzeiten (3 Haupt- und 2 Zwischen-
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186 Kapitel 10 • Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren (F50–F59)
. Tab. 10.1
R: Patientin kann Z 7: Patientin kann M 7: Gemeinsam mit der Patientin deren autoaggressive Impulse
Hilfe annehmen Impulse kontrollieren benennen
M 7: Gemeinsam mit der Patientin deren Verhaltensweisen analysie-
ren (Funktion etc.)
M 7: Skills-Training anbieten
M 7: Gemeinsam mit der Patientin Handlungsalternativen erarbeiten
(z. B. Notfallkoffer)
M 7: Gemeinsam mit der Patientin deren Umsetzung trainieren
M 7: Patientin nicht unter Zeitdruck setzen
M 7: Patientin das bisher Erreichte vor Augen führen und sie dafür loben
M 7: Patientin zur Selbstreflexion motivieren
M 7: Psychoedukative Maßnahmen anbieten
M 7: Entspannungstechniken anbieten
M 7: Patientin zur Übernahme von Eigenverantwortung motivieren
M 7: Zuversicht in die Kompetenzen der Patientin vermitteln
M 7: Patientin ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
R: Patientin ist Z 12: Konzentrations- M 12: Patientin mit Geduld und Empathie begegnen
kognitiv nicht ein- fähigkeit der Patien- M 12: Gespräche strukturieren und Patientin ggf. auf das Gesprächs-
geschränkt tin ist verbessert thema zurückführen
R: Compliance M 12: Ablenkungen im Gespräch vermeiden und für ungestörte
Gesprächsatmosphäre sorgen
M 12: Patientin nicht bevormunden
M 12: Konzentrationsübungen anbieten
M 12: TV-Konsum möglichst begrenzen
M 12: Konzentrationsspiele (auch für PC oder Handy) anbieten
M 12: Verbindliche Gesprächstermine absprechen und auf deren
Einhaltung achten
M 12: Patientin in die Stationsgemeinschaft integrieren
M 12: Patientin ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
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190 Kapitel 10 • Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren (F50–F59)
P: Patientin zeigt »pubertäre« Verhaltensweisen, provoziert und hält sich nicht an Regeln und Vereinbarungen
Cave: Rechtzeitig Z 13: Patientin ist ko- M 13: Ruhe bewahren und sich nicht provozieren lassen
disziplinarische operativ und befolgt M 13: Im Kontakt mit der Patientin freundlich und konsequent
Maßnahme er- die Stationsregeln auftreten
greifen, bevor M 13: Verweigerungshaltung der Patientin nicht persönlich nehmen
die Patientin die M 13: Patientin auf Stationsordnung hinweisen
gesamte Station M 13: Gemeinsam mit der Patientin erarbeiten, warum die Einhal-
»aufmischt«! tung der Stationsordnung sinnvoll und notwendig ist
M 13: Patientin auf Freiwilligkeit des Aufenthaltes hinweisen
M 13: Patientin etwaige Konsequenzen vor Augen führen
(Ermahnung, disziplinarische Entlassung etc.)
M 13: Angedrohte disziplinarische Maßnahmen konsequent
umsetzen
M 13: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine vereinbaren
M 13: Patientin ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
R: Patientin ist Z 14: Patientin kann M 14: Patientin auf der Erwachsenenebene ansprechen
kognitiv nicht ein- Eigenverantwortung M 14: Verhalten der Patientin nicht stigmatisieren
geschränkt für ihr Verhalten M 14: Im Gespräch sachlich bleiben und rational argumentieren und
übernehmen dies auch von der Patientin verlangen
M 14: Ausreden als solche der Patientin gegenüber benennen und
nicht gelten lassen
10 - orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
M 14: Keine langen Debatten führen, Patientin ggf. begrenzen
M 14: Patientin zur Kooperation und zur Befolgung ärztlicher und
pflegerischer Anweisungen motivieren, da dies in ihrem eigenen
Interesse liegt
M 14: Patientin für das bisher Erreichte loben
M 14: Patientin dazu anregen, ihre Angelegenheiten eigenständig
zu regeln
M 14: Zuversicht in die Kompetenzen der Patientin vermitteln
M 14: Patientin ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
R: Patientin ist intro- Z 15: Patientin ist M 15: Ruhe bewahren und sich nicht provozieren lassen
spektionsfähig adäquat im Kontakt M 15: Im Kontakt mit der Patientin freundlich und konsequent
mit anderen auftreten
M 15: Patientin auf unangemessene Kontaktaufnahme hinweisen
M 15: Gemeinsam mit der Patientin erarbeiten, wie ihr Verhalten auf
andere wirkt
M 15: Nur auf Fragen und Anliegen eingehen, die in angemessener
Art und Weise von der Patientin vorgebracht werden
M 15: Patientin darauf hinweisen, dass ein Verbleib auf Station
voraussetzt, dass sie angemessen mit anderen in Kontakt tritt
M 15: Soziales Kompetenztraining anbieten
M 15: Sozial kompatible Verhaltensweisen der Patientin fördern
M 15: Gemeinsam mit der Patientin Möglichkeiten einer angemes-
senen Kontaktaufnahme erarbeiten
10
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10.1 • Anorexia nervosa (F50.0)
Cave: Missbrauchs- Z 17: Patientin kann M 17: Aufbau einer tragfähigen Vertrauensbeziehung
erfahrungen in Nähe und Distanz M 17: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine vereinbaren
der Vorgeschichte wahrnehmen und M 17: Patientin auf distanzloses Verhalten konsequent hinweisen
eruieren! angemessen regu- M 17: Nur auf Fragen und Anliegen eingehen, die in angemessener
R: Patientin kann lieren Art und Weise von der Patientin vorgebracht werden
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
Hilfe annehmen M 17: Gemeinsam mit der Patientin erarbeiten, wie ihr Verhalten auf
andere wirkt
M 17: Gemeinsam mit der Patientin Möglichkeiten einer angemesse-
nen Kommunikation erarbeiten
R: Patientin möchte Z 19: Patientin kann M 19: Aufbau einer tragfähigen Vertrauensbeziehung
nachts gut schlafen ihren Tag sinnvoll M 19: Regelmäßige und verbindliche Kurzkontakte bei der Pflege
gestalten vereinbaren (z. B. 1-mal pro Schicht)
M 19: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine vereinbaren
M 19: Patientin nicht unter Zeitdruck setzen
M 19: Interessen und Vorlieben der Patientin erfragen
M 19: Diese, wenn möglich, bei der Tagesplanung berücksichtigen
M 19: Gemeinsam mit der Patientin einen geregelten Tagesablauf
planen
M 19: Patientin zur Teilnahme an den Stationsgruppen motivieren
M 19: Patientin zur Übernahme von Stationsdiensten motivieren
Cave: Symptoma- Z 21: Essverhalten M 21: Regelmäßige und verbindliche Kurzkontakte bei der Pflege
tik kann sich bei und Ernährungsbe- vereinbaren (z. B. 1-mal pro Schicht)
anstehender Ent- wusstsein der Patien- M 21: Auf Einhaltung geregelter Mahlzeiten achten
lassung kurzfristig tin sind nachhaltig M 21: Therapeutische Kochgruppe anbieten
verschlechtern! verbessert M 21: Ernährungsberatung anbieten
R: Patientin ist intro- M 21: KBT anbieten
spektionsfähig M 21: Soziales Kompetenztraining anbieten
M 21: Entspannungstechniken anbieten
M 21: Freizeitaktivitäten anbieten
M 21: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine vereinbaren
M 21: Gemeinsam mit der Patientin deren Essprotokolle besprechen
und auswerten
M 21: Gemeinsam mit der Patientin deren Therapieverlauf bespre-
chen (Gewichtszunahme)
M 21: Gemeinsam mit der Patientin ggf. noch bestehende proble-
matische Verhaltensweisen besprechen und mögliche Verhaltens-
alternativen erarbeiten
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10.1 • Anorexia nervosa (F50.0)
R: Patientin kann Z 23: Patientin kann M 23: Patientin zur Übernahme von Eigenverantwortung anregen
sich auf Neues ein- nach der Entlassung M 23: Zuversicht und Vertrauen in die Fähigkeiten der Patientin
lassen ein eigenständiges vermitteln
Leben führen M 23: Patientin dazu anregen, ihre Angelegenheiten eigenständig
zu regeln
M 23: Auf regelmäßige Teilnahme an den Therapieangeboten
achten
M 23: Auf Einhaltung geregelter Mahlzeiten achten
M 23: Auf geregelte Tagesstruktur achten
M 23: Entlassungsmanagement
M 23: Patientin zur Kontaktaufnahme zu ambulanten Einrichtun-
gen/Gruppen/Therapeutinnen motivieren, ggf. am Anfang Unter-
stützung anbieten
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
M 23: Ggf. Unterstützung und/oder Begleitung bei Vorstellungsge-
spräch in therapeutischer Wohngruppe oder Tagesklinik anbieten
M 23: Ggf. Angehörige mit einbeziehen
M 23: Ggf. poststationäre Therapiegruppe anbieten
10.1.3 Anmerkungen für die ambulante gewandt auftreten, um so bestehende Ängste und
Pflege Befürchtungen abbauen zu können. Des Weiteren
ist es für eine erfolgreiche ambulante pflegerische
Auch im Rahmen der ambulanten pflegerischen Betreuung unabdingbar, dass Sie Ihre Patientin in
Betreuung stehen kontrollierende und edukative ein ambulantes Netzwerk bestehend aus therapeu-
Tätigkeiten der Pflege im Vordergrund. Zunächst tischen und medizinischen Betreuungsangeboten
ist es wichtig, dass Sie das aktuelle Gewicht der einbinden. Die primäre Zielsetzung besteht darin,
Patientin ermitteln und dokumentieren, um ggf. dass die Patientin eigenverantwortlich und selbst-
bei signifikantem Untergewicht entsprechende bestimmt in ihrer Häuslichkeit leben kann, ohne
Maßnahmen einleiten zu können. Außerdem be- jedoch dabei bleibende gesundheitliche Schäden zu
steht eine Ihrer wesentlichen Aufgaben darin, die erleiden. Für den Fall, dass die Patientin in zuneh-
Patientin beim Erlernen eines »normalen« Essver- mendem Maße Gewicht verliert, informieren Sie
haltens zu unterstützen. Dabei ist es hilfreich, wenn umgehend Ihre Pflegedienstleitung und veranlas-
Sie der Patientin gegenüber empathisch und zu- sen Sie ggf. eine stationäre Unterbringung.
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194 Kapitel 10 • Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren (F50–F59)
Eine weitere wesentliche Aufgabe der ambu- 55 extreme Angst davor, »fett« zu werden,
lanten pflegerischen Betreuung besteht zudem in 55 oftmals Anorexia nervosa in der Vorgeschichte
der Vorbereitung bzw. in der Nachsorge stationärer (vgl. Cuntz u. Hillert 2008, S. 69 f.)
therapeutischer Aufenthalte. Dementsprechend ist
eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit stationä- In den Perioden zwischen den Essattacken befolgt
ren Versorgungseinrichtungen sinnvoll. die Patientin ein streng reglementiertes und kont-
rolliertes Essverhalten, bei dem sich die Patientin
auf vermeintlich gesunde und kalorienarme Nah-
10.2 Bulimia nervosa (F50.2) rungsmittel beschränkt.
. Tab. 10.2
P: Patientin leidet an körperlichen Symptomen, z. B. Kreislaufproblemen, Parotisschwellung oder schlechten Zähnen (durch
häufiges Erbrechen, Magensäure greift die Zähne an)
Cave: Auf Laxan- Z 3: Zustand ist für M 3: Kranken- und Verhaltensbeobachtung und Dokumentation
zienabusus achten! die Patientin erträg- M 3: Fragen und Ängste der Patientin bezüglich der körperlichen
R: Patientin ist lich Symptome ernstnehmen und besprechen
ehrlich zu sich und M 3: Patientin über Krankheitsbild und therapeutische Behandlung
anderen informieren
M 3: Verbindliche Kurzkontakte bei der Pflege nach jeder Mahlzeit
vereinbaren
M 3: Anis-Kümmel-Fencheltee anbieten
M 3: Wärmflasche anbieten
M 3: Patientin zu maßvoller körperlicher Betätigung anregen
M 3: Darauf achten, dass die Patientin ausreichend trinkt
M 3: Ggf. Ärztin informieren
M 3: Ggf. Bedarfsmedikation nach AVO verabreichen
M 3: Nachkontrolle auf Wirksamkeit
M 3: Bei Verdacht auf Laxanzienabusus Zimmerkontrolle im Beisein
der Patientin durchführen
M 3: Patientin ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
R: Patientin hat den Z 4: Patientin ist in M 4: Stimmungslage der Patientin ernst nehmen
10 - orderid -diecca100557794
Wunsch, sich in die
Stationsgemein-
Stationsgemein- - transid
M 4: Stimmungslage
schaft integriert
- cca100557794
der Patientin -
beobachten und dokumentieren
M 4: Gespräche anbieten
schaft zu integrieren M 4: Kontinuierlichen Kontakt zu der Patientin halten
M 4: Suizidgefährdung abklären, ggf. Ärztin benachrichtigen
M 4: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine vereinbaren
M 4: Kontakte der Patientin auf der Station beobachten und fördern
M 4: Patientin in die Stationsgruppen einführen
M 4: Patientin zur Mitarbeit bzw. Teilnahme anregen
M 4: Auf geregelten Tag- und Nachtrhythmus achten
M 4: Patientin in Stationsarbeiten einbinden (z. B. Küchendienst)
M 4: Auf Rückzugstendenzen achten
M 4: Patientin bei Rückzug im Zimmer aufsuchen
M 4: Wenn möglich, Patientin aus dem Zimmer holen und in den
Stationsalltag integrieren
M 4: Gemeinsam mit Patientinnen geregelte Tagesstruktur er-
arbeiten
M 4: Medikamenteneinnahme überwachen
M 4: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
M 4: Erfragen, was der Patientin nach eigenem Ermessen helfen
könnte und dies, sofern möglich, umsetzen
M 4: Patientin ermutigen, über ihre Gefühle zu sprechen
M 4: Patientin ermutigen, sich bei Bedarf an die Pflege zu wenden
10
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10.2 • Bulimia nervosa (F50.2)
R: Patientin ist intro- Z 10: Patientin kann M 10: Gemeinsam mit der Patientin eine geregelte Tagesstruktur
spektionsfähig sich so annehmen, erarbeiten
wie sie ist M 10: Wünsche und Vorstellungen der Patientin erfragen und so
weit wie möglich berücksichtigen
M 10: Freizeitaktivitäten anbieten
M 10: Dafür sorgen, dass die Patientin die Station als sicheren
Rahmen erleben kann
M 10: Patientin in den Stationsalltag integrieren
M 10: Patientin zur Übernahme von Stationsdiensten motivieren
M 10: Patientin mit der Patenschaft für neue Patienten beauftragen
M 10: Patientin mit kleineren Aufgaben betrauen
M 10: Patientin nicht unter Zeitdruck setzen
M 10: Patientin auch für kleinere Fortschritte loben
M 10: Patientin dazu anregen, ihre Angelegenheiten eigenständig
zu regeln
M 10: Ggf. am Anfang Unterstützung anbieten
M 10: Zuversicht und Vertrauen in die Fähigkeiten der Patientin
vermitteln
M 10: Patientin bitten, Dinge und Fähigkeiten aufzuschreiben, die
sie an sich mag
R: Patientin kann Z 11: Patientin kann M 11: Bezugspflege
sich auf Neues ein- Eigenempathie ent- M 11: Aufbau einer tragfähigen Vertrauensbeziehung
lassen wickeln M 11: Offenes Gesprächsklima auf der Station etablieren
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
M 11: Patientin bitten, aufzuschreiben, was sie an sich selbst mag
M 11: Patientin bitten, aufzuschreiben, was andere an ihr mögen
und schätzen
M 11: Gemeinsam mit der Patientin deren Fähigkeiten und Ressour-
cen ermitteln
M 11: Achtsamkeitstraining anbieten
M 11: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine vereinbaren
M 11: Patientin ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
P: Patientin ist niedergeschlagen und enttäuscht von sich selbst (etwa nach Essattacke)
R: Patientin kann Z 12: Patientin kann M 12: Gemeinsam mit der Patientin eine geregelte Tagesstruktur
Hilfe annehmen sich so annehmen, erarbeiten
R: Patientin kann wie sie ist M 12: Wünsche und Vorstellungen der Patientin erfragen und so
sich auf Neues ein- weit wie möglich berücksichtigen
lassen M 12: Freizeitaktivitäten anbieten
M 12: Dafür sorgen, dass die Patientin die Station als sicheren
Rahmen erleben kann
M 12: Patientin in den Stationsalltag integrieren
M 12: Patientin zur Übernahme von Stationsdiensten motivieren
M 12: Patientin mit der Patenschaft für neue Patienten beauftragen
M 12: Patientin mit kleineren Aufgaben betrauen
M 12: Patientin nicht unter Zeitdruck setzen
M 12: Patientin auch für kleinere Fortschritte loben
M 12: Patientin dazu anregen, ihre Angelegenheiten eigenständig
zu regeln
M 12: Ggf. am Anfang Unterstützung anbieten
M 12: Zuversicht und Vertrauen in die Fähigkeiten der Patientin
vermitteln
M 12: Patientin bitten, Dinge und Fähigkeiten aufzuschreiben, die
sie an sich mag
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200 Kapitel 10 • Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren (F50–F59)
Cave: Symptoma- Z 13: Essverhalten M 13: Regelmäßige und verbindliche Kurzkontakte bei der Pflege
tik kann sich bei und Ernährungsbe- vereinbaren (z. B. 1-mal pro Schicht)
anstehender Ent- wusstsein der Patien- M 13: Auf Einhaltung geregelter Mahlzeiten achten
lassung kurzfristig tin sind nachhaltig M 13: Therapeutische Kochgruppe anbieten
verschlechtern! verbessert M 13: Ernährungsberatung anbieten
R: Patientin ist intro- M 13: KBT anbieten
spektionsfähig M 13: Soziales Kompetenztraining anbieten
M 13: Entspannungstechniken anbieten
M 13: Freizeitaktivitäten anbieten
M 13: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine vereinbaren
M 13: Gemeinsam mit der Patientin deren Essprotokolle besprechen
und auswerten
M 13: Gemeinsam mit der Patientin deren Therapieverlauf bespre-
chen (Gewichtszunahme)
M 13: Gemeinsam mit der Patientin ggf. noch bestehende proble-
matische Verhaltensweisen besprechen und mögliche Verhaltens-
alternativen erarbeiten
M 13: Patientin ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
R: Compliance Z 15: Patientin kann M 15: Patientin zur Übernahme von Eigenverantwortung anregen
R: Patientin kann nach der Entlassung M 15: Zuversicht und Vertrauen in die Fähigkeiten der Patientin
Erlerntes für sich ein eigenständiges vermitteln
umsetzen Leben führen M 15: Patientin dazu anregen, ihre Angelegenheiten eigenständig
zu regeln
M 15: Auf regelmäßige Teilnahme an den Therapieangeboten
achten
M 15: Auf Einhaltung geregelter Mahlzeiten achten
M 15: Auf geregelte Tagesstruktur achten
M 15: Entlassungsmanagement
M 15: Patientin zur Kontaktaufnahme zu ambulanten Einrichtungen/
Gruppen/Therapeutinnen motivieren, ggf. am Anfang Unterstüt-
zung anbieten
M 15: Ggf. Unterstützung und/oder Begleitung bei Vorstellungsge-
spräch in therapeutischer Wohngruppe oder Tagesklinik anbieten
M 15: Ggf. Angehörige mit einbeziehen
M 15: Ggf. poststationäre Therapiegruppe anbieten
Teilnehmerinnen
Gericht
Rezept
Benötigte Materialien
Ablauf
Besondere Vorkommnisse
pflegetherapeutischen Kochens führt vor Aufnah- gehalten werden und die betreffenden Patientinnen
me der Patientin in die Gruppe ein Vorgespräch keine ansteckenden Infektionskrankheiten haben
mit dieser durch, um ihr Ablauf und Zielsetzung (vgl. Schwarzkopf 2008, S. 136). Vor dem Kochen
der Kochgruppe darzulegen und Verhaltensregeln erfolgt jeweils eine Vorbesprechung mit allen Pa-
während des Kochens (z. B. Hygienevorschriften, tientinnen der Gruppe, in der geregelt wird, welche
Bekleidung etc.) zu erläutern. Es ist unbedingt da- Mahlzeit zubereitet werden soll und welche Zuta-
rauf zu achten, dass alle Hygienevorschriften ein- ten und Ausrüstungsgegenstände benötigt werden.
10
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203
Literatur
Persönlichkeitsstörungen
(F60–F69)
Heike Ulatowski
Literatur – 264
. Tab. 11.2
R: Compliance Z 4: Patient kann M 4: Gemeinsam mit dem Patienten dessen autoaggressive Impulse
Impulse kontrollieren benennen
M 4: Gemeinsam mit dem Patienten dessen Verhaltensweisen
analysieren (Funktion etc.)
M 4: Achtsamkeitstraining anbieten
M 4: Skills-Training anbieten (7 Abschn. 11.4)
M 4: Gemeinsam mit dem Patienten Handlungsalternativen
erarbeiten (z. B. Notfallkoffer)
M 4: Gemeinsam mit dem Patienten deren Umsetzung trainieren
M 4: Konzentrative Bewegungstherapie (KBT) anbieten
M 4: Patienten nicht unter Zeitdruck setzen
M 4: Dem Patienten das bisher Erreichte vor Augen führen und ihn
dafür loben
M 4: Patienten zur Selbstreflexion motivieren
M 4: Psychoedukative Maßnahmen anbieten
M 4: Entspannungstechniken anbieten
M 4: Patienten zur Übernahme von Eigenverantwortung motivieren
M 4: Zuversicht in die Kompetenzen des Patienten vermitteln
M 4: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
11 die
Sicherheit und Vertrautheit vermittelt
M 7: Entspannungstechniken anbieten
M 7: Atemtechniken anbieten
M 7: Sportliche Aktivitäten anbieten
M 7: Medikamenteneinnahme überwachen
M 7: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
M 7: Patienten ermutigen, sich bei Bedarf an die Pflege zu wenden
R: Patient kann Skills Z 10: Patient ist sei- M 10: Patienten auf der Erwachsenenebene ansprechen
anwenden nen Gefühlen nicht M 10: Gemeinsam mit dem Patienten dessen Verhaltensweisen
hilflos ausgeliefert analysieren (Funktion etc.)
M 10: Skills-Training anbieten (7 Abschn. 11.4)
M 10: Gemeinsam mit dem Patienten Handlungsalternativen er-
arbeiten (z. B. Notfallkoffer)
M10: Gemeinsam mit dem Patienten deren Umsetzung trainiere
M10: Glauben des Patienten in die eigene Selbstwirksamkeit
fördern
M 10: Selbstvertrauen des Patienten stärken
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
M 10: Interessen und Hobbys des Patienten erfragen
M 10: Entsprechende Freizeitaktivitäten etc. anbieten
M 10: Patienten zur Teilnahme am Stationsleben und zur Übernah-
me von Stationsdiensten motivieren
M 10: Entspannungstechniken anbieten
M 10: Sportliche Aktivitäten anbieten
M 10: KBT anbieten
R: Patient kann sich Z 11: Patient fühlt sich M 11: Erleben des Patienten ernst nehmen
Hilfe holen sicher auf Station M 11: Dem Patienten mit Fürsorge und Anteilnahme begegnen, aber
kein überfürsorgliches »Bemuttern«
M 11: Sicherheit vermitteln
M 11: Bezugspflege
M 11: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine vereinbaren
M 11: Medikamentöse Therapie nach AVO
M 11: Alltagsaktivitäten anbieten und ggf. Patienten dabei begleiten
M 11: Patienten in Stationsalltag einbinden
M 11: Patienten zur Übernahme von Stationsdiensten ermutigen
M 11: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die Pflege
zu wenden
M 11: Patienten dazu ermutigen, im Notfall die Klingel am Bett zu
betätigen
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212 Kapitel 11 • Persönlichkeitsstörungen (F60–F69)
R: Patient kann Skills Z 13: Patient lernt, M 13: Gemeinsam mit dem Patienten immer wieder Maßnahmen
P: Patient hat Schwierigkeiten bei der Beziehungsgestaltung und ist misstrauisch der Pflege gegenüber
R: Compliance Z 21: Patient kann M 21: Patient n zur Übernahme von Stationsdiensten motivieren
angemessene M 21: Eventuell vorhandene soziale Kontakte des Patienten auf
Beziehungen zu Mit- Station fördern
patienten aufbauen M 21: Soziales Kompetenztraining anbieten
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
M 21: Achtsamkeitstraining anbieten
M 21: Patienten in die Stationsgemeinschaft integrieren
M 21: Regelmäßige Gespräche über Beziehungsgestaltung führen
11 M 21: Wünsche des Patienten erfragen und gemeinsam mit ihm auf
Realisierbarkeit prüfen
M 21: Sozial kompatible Eigenschaften des Patienten fördern
M 21: Gemeinsam mit dem Patienten angemessene Verhaltenswei-
sen erarbeiten
M 21: Patienten zur Selbstreflexion motivieren
M 21: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
11
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217
11.1 • Borderline-Persönlichkeitsstörung (F60.31)
R: Patient hat den Z 22: Patient ist in M 22: Stimmungslage des Patienten ernst nehmen
Wunsch, sich in die die Stationsgemein- M 22: Stimmungslage des Patienten beobachten und dokumentie-
Stationsgemein- schaft integriert ren
schaft zu integrieren M 22: Gespräche anbieten
M 22: Kontinuierlichen Kontakt zu dem Patienten halten
M 22: Suizidgefährdung abklären, ggf. Ärztin benachrichtigen
M 22: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine verein-
baren
M 22: Kontakte des Patienten auf der Station beobachten und
fördern
M 22: Patienten in die Stationsgruppen einführen
M 22: Patienten zur Mitarbeit bzw. Teilnahme anregen
M 22: Auf geregelten Tag- und Nachtrhythmus achten
M 22: Patienten in Stationsarbeiten einbinden (z. B. Küchendienst)
M 22: Auf Rückzugstendenzen achten
M 22: Patienten bei Rückzug im Zimmer aufsuchen
M 22: Wenn möglich, Patienten aus dem Zimmer holen und in den
Stationsalltag integrieren
M 22: Gemeinsam mit Patienten geregelte Tagesstruktur erarbeiten
M 22: Medikamenteneinnahme überwachen
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
M 22: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
M 22: Erfragen, was dem Patienten nach eigenem Ermessen helfen
könnte und dies, sofern möglich, umsetzen
M 22: Patienten ermutigen, über seine Gefühle zu sprechen
M 22: Patienten ermutigen, sich bei Bedarf an die Pflege zu wenden
P: Patient zeigt passive Aktivität und demonstrative Hilflosigkeit, um rundum Hilfe und Unterstützung zu erhalten
R: Patient kann Hilfe Z 28: Patient fühlt M 28: Erleben des Patienten ernst nehmen
annehmen sich auf der Station M 28: Dem Patienten mit Fürsorge und Anteilnahme begegnen,
sicher aber kein überfürsorgliches »Bemuttern«
M 28: Sicherheit vermitteln
M 28: Bezugspflege
M 28: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine verein-
baren
M 28: Medikamentöse Therapie nach AVO
M 28: Alltagsaktivitäten anbieten und ggf. Patienten dabei be-
gleiten
M 28: Patienten in Stationsalltag einbinden
M 28: Patienten zur Übernahme von Stationsdiensten ermutigen
M 28: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
M 28: Patienten dazu ermutigen, im Notfall die Klingel am Bett zu
betätigen
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220 Kapitel 11 • Persönlichkeitsstörungen (F60–F69)
R: Patient ist bereit, Z 29: Patient kann M 29: Offenes Klima für Gespräche über Dissoziationen schaffen
an sich zu arbeiten mit der Bezugs- M 29: Verhaltensweisen des Patienten nicht stigmatisieren
pflegerin über sein M 29: Patienten über Krankheitsbild und Therapiemöglichkeiten
Verhalten sprechen aufklären
M 29: Patienten ermutigen, sein dissoziatives Verhalten im
Gespräch zu thematisieren
M 29: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine verein-
baren
M 29: Auch darüber hinaus Gesprächsbereitschaft signalisieren
M 29: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
R: Patient ist intro- Z 30: Patient kann M 30: Gemeinsam mit dem Patienten dessen dissoziative Verhal-
spektionsfähig sein Verhalten reflek- tensweisen benennen
tieren M 30: Gemeinsam mit dem Patienten Auslöser ermitteln
M 30: Gemeinsam mit dem Patienten Zusammenhang zwischen
Auslöser und dissoziativem Verhalten erarbeiten
M 30: Gemeinsam mit dem Patienten dessen dissoziative Verhal-
tensweisen analysieren (Funktion etc.)
M 30: Patienten zur Selbstreflexion motivieren
M 30: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
- orderid -Z cca100557794
R: Patient kann31: Patient kann - transid
M 31: Zuversicht - cca100557794
in die Fähigkeiten des Patienten vermitteln -
Erlerntes für sich dissoziatives Verhal- M 31: Dem Patienten zugestehen, weiterhin im Notfall die Klingel
umsetzen ten unterbrechen am Bett zu betätigen
11 M 31: Patienten aber auch zur Eigenständigkeit und zur Übernahme
von Eigenverantwortung motivieren
M 31: Patienten zur Selbstbeobachtung anleiten (Auslöser, Trigger)
M 31: Gemeinsam mit dem Patienten einen »Notfallplan« aufstellen,
wie er
sich rechtzeitig Hilfe holen kann, wenn er sich »angetriggert« fühlt
M 31: Gemeinsam mit dem Patienten Maßnahmen zur eigenständi-
gen Realitätsorientierung erarbeiten
M 31: Gemeinsam mit dem Patienten Stabilisierungsübungen er-
arbeiten
M 31: Patienten beim Training der Maßnahmen und Übungen unter-
stützen
M 31: Patienten nicht unter Zeitdruck setzen
M 31: Patienten auch für kleinere Fortschritte loben
M 31: Patienten dazu ermutigen, im
Notfall die Klingel am Bett zu betätigen
11
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221
11.1 • Borderline-Persönlichkeitsstörung (F60.31)
R: Patient kann Hilfe Z 34: Patient findet M 34: Schlafgewohnheiten des Patienten beobachten und
annehmen nachts genug und dokumentieren
erholsamen Schlaf M 34: Bezugspflege
M 34: Aufbau einer tragfähigen Vertrauensbeziehung
M 34: Schlafprotokoll führen lassen
M 34: Für Nachtruhe und Rückzugsmöglichkeiten sorgen
M 34: Gemeinsam mit dem Patienten Einschlafrituale erarbeiten
M 34: Sportliche Aktivitäten anbieten
M 34: Gemeinsam mit dem Patienten einen geregelten Tagesablauf
planen
M 34: Entspannungstechniken anbieten
M 34: Stabilisierungsübungen anbieten
M 34: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden (auch per Klingel)
M 34: Gerade im abendlichen bzw. nächtlichen Kontakt Sicherheit
und Geborgenheit vermitteln
M 34: Ggf. Nachtmedikation nach AVO
M 34: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
P: Patient zeigt pseudopsychotische Symptome, wie etwa magisches oder paranoides Denken
R: Patient ist intro- Z 36: Patient kann M 36: Erleben des Patienten ernst nehmen
spektionsfähig sich von paranoiden M 36: Patienten ablenken, etwa durch Gespräche über »unverfäng-
bzw. magischem liche« Themen, wie Hobbys/Interessen des Patienten und/oder
Denken distanzieren durch Freizeitaktivitäten (Sport, Gartenarbeit etc.)
M 36: Bezugspflege
M 36: Aufbau einer Vertrauensbasis
M 36: Sicherheit vermitteln
M 36: Im Gespräch Inhalte der Gedanken thematisieren
M 36: Realitätsüberprüfung, ohne jedoch belehrend oder
abwertend dem Patienten gegenüber aufzutreten
M 36: Patienten so gut wie möglich auf Station integrieren
M 36: Gemeinsam mit dem Patienten eine geregelte Tagestruktur
erarbeiten
M 36: Patienten in Stationsalltag einbinden
M 36: Patienten zur Übernahme von Stationsdiensten ermutigen
M 36: Ergotherapie anbieten
M 36: Freizeitaktivtäten und sportliche Aktivitäten anbieten
M 36: Medikamentöse Therapie nach AVO
M 36: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
M 36: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden (auch per Klingel)
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
P: Patient verletzt sich selbst (selbstverletzendes Verhalten = SVV)
Cave: Als Team Z 37: Verhinderung M 37: Beobachtung und Dokumentation der Verhaltensweisen des
sollten Sie mög- von Selbstgefähr- Patienten
lichst einheitlich dung M 37: Ärztin alarmieren
auf SVV reagieren! M 37: Engmaschige, ggf. lückenlose Überwachung des Patienten
Am besten eine M 37: Gefährliche Gegenstände aus der Reichweite des Patienten
Verfahrensanwei- entfernen
sung oder einen M 37: Mögliche Suizidalität abklären
Pflegestandard M 37: Patienten ggf. von Mitpatienten isolieren (Einzelzimmer)
zum Umgang mit M 37: Patienten im Gespräch beruhigen und entlasten
SVV erarbeiten und M 37: Ggf. Anti-Suizid-Vertrag abschließen lassen (Ärztin!)
dafür sorgen, dass M 37: Ggf. Bedarfs- bzw. Notfallmedikation nach AVO verabreichen
sich alle Pflegen- M 37: Medikamenteneinnahme überwachen
den daran halten M 37: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
M 37: Im äußersten Notfall Patienten auf eine geschützte Station
verlegen lassen
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224 Kapitel 11 • Persönlichkeitsstörungen (F60–F69)
11 betätigen
R: Patient ist Z 43: Verhinderung M 43: Beobachtung und Dokumentation der Verhaltensweisen des
kognitiv nicht ein- von Selbst- und Patienten
geschränkt Fremdgefährdung M 43: Engmaschige, ggf. lückenlose Überwachung des Patienten
M 43: Gefährliche Gegenstände aus der Reichweite des Patienten
entfernen
M 43: Mögliche Suizidalität abklären
M 43: Patienten ggf. von Mitpatienten isolieren (Einzelzimmer)
M 43: Patienten im Gespräch beruhigen und entlasten
M 43: Ggf. Ärztin alarmieren
M43: Ggf. Anti-Suizid-Vertrag abschließen lassen (Ärztin!)
M 43: Ggf. Bedarfs- bzw. Notfallmedikation nach AVO verabreichen
M 43: Medikamenteneinnahme überwachen
M 43: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
M 43: Bei akuter Selbstgefährdung Verlegung auf eine geschützte
Station nach AVO
11
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227
11.1 • Borderline-Persönlichkeitsstörung (F60.31)
R: Patient ist bereit, Z 45: Patient nimmt M 45: Aufbau einer tragfähigen Vertrauensbeziehung
an sich zu arbeiten ausreichend Flüssig- M45: Essverhalten des Patienten nicht stigmatisieren
keit und Nahrung M 45: Flüssigkeit bilanzieren
zu sich M 45: Nahrungsmenge protokollieren und dokumentieren
M 45: Ess- und Trinkprotokoll führen lassen
M 45: Patienten zu regelmäßigem Essen und Trinken anhalten
M 45: Regelmäßige und verbindliche Kurzkontakte bei der Pflege
nach jeder großen Mahlzeit vereinbaren
M 45: Ggf. somatische Ursachen ausschließen
M 45: Teilnahme an den Mahlzeiten kontrollieren
M 45: Patienten zur Kooperation und zur Befolgung ärztlicher und
pflegerischer Anweisungen motivieren
M 45: Im Notfall nasogastrale Sonde legen und Flüssigkeitszufuhr
i.v.
M 45: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall bei der Pflege zu
melden
M 45: Patienten dazu ermutigen, im Notfall die Klingel am Bett zu
betätigen
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228 Kapitel 11 • Persönlichkeitsstörungen (F60–F69)
R: Patient strebt Z 46: Ess- und M 46: Regelmäßige und verbindliche Kurzkontakte bei der Pflege
Normalgewicht an Trinkverhalten des vereinbaren (z. B. 1-mal pro Schicht)
Patienten sind an- M 46: Auf Einhaltung geregelter Mahlzeiten achten
gemessen M 46: Therapeutische Kochgruppe anbieten
M 46: Ernährungsberatung anbieten
M 46: KBT anbieten
M 46: Soziales Kompetenztraining anbieten
M 46: Entspannungstechniken anbieten
M 46: Freizeitaktivitäten anbieten
M 46: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine verein-
baren
M 46: Gemeinsam mit dem Patienten dessen Essprotokolle
besprechen und auswerten
M 46: Gemeinsam mit dem Patienten dessen Therapieverlauf
besprechen (Gewichtszunahme)
M 46: Gemeinsam mit dem Patienten ggf. noch bestehende proble-
matische Verhaltensweisen besprechen und mögliche Verhaltens-
alternativen erarbeiten
M 46: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
R: Patient ist intro- Z 47: Patient kann M 47: Aufbau einer tragfähigen Vertrauensbeziehung
spektionsfähig Missbrauch bzw. Ab- M 47: Konsum des Patienten genau beobachten und dokumentie-
11 hängigkeit erkennen ren
M 47: Gemeinsam mit dem Patienten dessen tatsächlichen Konsum
benennen
M 47: Sachliche Darstellung der Merkmale eines schädlichem
Gebrauchs/Missbrauchs
M 47: Dem Patienten Anzeichen und Merkmale seines Alkohol-,
Drogen-, Medikamentenmissbrauchs aufzeigen
M 47: Unangemeldet Alkoholtests und Drogenscreenings durch-
führen
M 47: Gemeinsam mit dem Patienten dessen Abwehrmechanismen
erarbeiten und besprechen
M 47: Kontinuierliche Gesprächsangebote
M 47: Kontinuierliche Vitalzeichenkontrolle (RR!)
11
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229
11.2 • Histrionische Persönlichkeitsstörung (F60.4)
11.1.3 Anmerkungen für die ambulante Schwierigkeiten und Probleme mit der Nachbar-
Pflege schaft. Das Hauptaugenmerk der pflegerischen Be-
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 - treuung liegt in der Strukturierung des Alltags, in
Bei der ambulanten Versorgung von Patienten der Hilfe zur Selbsthilfe bei der möglichst eigen-
mit einer BPS haben Sie als Führungskraft darauf ständigen Lebensgestaltung und in der Sicherstel-
zu achten, dass ausschließlich erfahrene und ent- lung der ambulanten psychotherapeutischen und
sprechend ausgebildete Psychiatriefachpflegekräfte pharmakologischen Therapie. Achten Sie darauf,
eingesetzt werden. Zudem ist es wichtig, dass die dass sich Ihre Pflegekräfte nicht zu »Handlangern«
Betreuung durch ein Pflegeteam mit möglichst des Patienten machen lassen und darauf, dass sich
konstanter Besetzung erfolgt, dessen Mitgliedern keine privaten Freundschaften entwickeln, denn
die Möglichkeit eines kontinuierlichen und kons- Patienten mit einer BPS können zum einen sehr
truktiven Austauschs, ggf. mit Moderation durch manipulativ sein und zum anderen dazu neigen,
die Pflegedienstleitung, geboten wird, um so den professionelle Beziehungen auf eine private Ebene
Pflegekräften die Gelegenheit zur Entlastung zu zu ziehen.
geben. BPS-Patienten können nämlich durch ihr
selbstschädigendes Verhalten und durch ihre ge-
störte Fähigkeit zur Beziehungsgestaltung Ärger, 11.2 Histrionische Persönlichkeitsstö-
Frustration und Ohnmachtsgefühle bei ihrem rung (F60.4)
Gegenüber auslösen. Entscheidend für den Erfolg
der pflegerischen Arbeit ist außerdem, dass das 11.2.1 Merkmale
Pflegeteam geschlossen auftritt und den Patienten
gegenüber eine einheitliche Linie fährt. So schaffen Patienten mit einer histrionischen Persönlichkeits-
Sie für den Patienten einen verlässlichen und siche- störung (HIS) sind im Stationsalltag sehr auffällig:
ren Rahmen. Werden BPS-Patienten in der eigenen Sie sind oftmals übermäßig laut und sorgen für
Häuslichkeit betreut, so ergeben sich nicht selten »Action« auf Station, auffällig gekleidet, reagieren
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230 Kapitel 11 • Persönlichkeitsstörungen (F60–F69)
Problembereiche Symptome
. Tab. 11.4
R: Patient ist intro- Z 1: Patient kann M 1: Verhaltensweisen des Patienten nicht stigmatisieren
spektionsfähig seine Gefühle kont- M 1: Gefühlslage des Patienten erfragen und dokumentieren
rollieren M 1: Gemeinsam mit dem Patienten dessen Probleme bei der
Affektregulierung benennen
M 1: Gemeinsam mit dem Patienten dessen Verhaltensweisen
analysieren (Funktion etc.)
M 1: Gefühlstagebuch führen lassen
M 1: Patienten nicht unter Zeitdruck setzen
M 1: Patienten nicht unter Erfolgsdruck setzen
M 1: Patienten zur Selbstreflexion motivieren
M 1: Gemeinsam mit dem Patienten überlegen, was ihm Freude
macht bzw. womit er sich gerne beschäftigt
M 1: Gemeinsam mit dem Patienten einen geregelten Tagesablauf
erstellen und seine Neigungen bzw. Interessen dabei angemessen
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
berücksichtigen
M 1: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine vereinbaren
M 1: Regelmäßige Kurzkontakte bei der Pflege festlegen (1-mal pro
11 Schicht)
M 1: Soziales Kompetenztraining anbieten
M 1: Entspannungstechniken anbieten
M 1: Patienten zur Übernahme von Eigenverantwortung motivieren
M 1: Zuversicht in die Kompetenzen des Patienten vermitteln
M 1: Patienten ermutigen, sich auch darüber hinaus im Bedarfsfall
jederzeit an die Pflege zu wenden
R: Patient ist bereit, Z 4: Patient ist im M 4: Im Umgang mit dem Patienten auf die Wahrung der professio-
an sich zu arbeiten Kontakt angemessen nellen Distanz achten
M 4: Verhalten des Patienten nicht auf die eigene Person beziehen
M 4: Ruhe bewahren und sich nicht von dem Patienten provozieren
lassen
M 4: Patienten begrenzen
M 4: Grundsätzlich nur auf Fragen und Anliegen des Patienten
eingehen, die in angemessener Art und Weise von ihm vorgetragen
werden
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234 Kapitel 11 • Persönlichkeitsstörungen (F60–F69)
R: Patient ist bereit, Z 5: Patient lässt sich M 5: Im Kontakt mit dem Patienten freundlich, aber bestimmt
an sich zu arbeiten in seinem Redefluss auftreten
begrenzen M 5: Ruhe bewahren und sich nicht vom Redefluss des Patienten
aus dem Konzept bringen lassen
M 5: Patienten begrenzen, ggf. auch unterbrechen
M 5: Zeitrahmen des Gesprächs festlegen und Patienten darauf
hinweisen
M 5: Zeitrahmen einhalten
M 5: Gespräch vorab genau vorstrukturieren
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 - M 5: Geplante Struktur einhalten
M 5: Patienten immer wieder auf das Thema zurückführen, wenn er
11 »abschweift«
M 5: Gemeinsam mit dem Patienten Strategien für eine angemesse-
ne Gesprächsführung entwickeln
M 5: Vorstellungen und Bedürfnisse des Patienten hinsichtlich eines
(Pflege-)Gesprächs erfragen
M 5: Vorschläge des Patienten einbeziehen, sofern möglich
M 5: Kommunikationstraining anbieten
M 5: Patienten auch bei kleineren Fortschritten loben
M 5: Soziales Kompetenztraining anbieten
R: Patient kann sich Z 6: Sprachstil des M 6: Im Kontakt mit dem Patienten stets sachlich bleiben
auf Neues einlassen Patienten ist ange- M 6: Im Umgang mit dem Patienten auf die Wahrung der professio-
messen nellen Distanz achten
M 6: Sprachstil des Patienten möglichst genau dokumentieren
M 6: Patienten auf unangemessenen Sprachstil hinweisen, ohne
sein Verhalten zu stigmatisieren
M 6: Konkrete Beispiele nennen
M 6: Gemeinsam mit dem Patienten mögliche situative Zusammen-
hänge eruieren
M 6: Kommunikationstraining anbieten
M 6: Patienten auch bei kleineren Fortschritten loben
M 6: Soziales Kompetenztraining anbieten
11
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235
11.2 • Histrionische Persönlichkeitsstörung (F60.4)
P: Patient drängt sich stets in den Vordergrund und will immer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen
P: Verhalten des Patienten ist manipulativ bis intrigant (Inszenierung von Konflikten, Dramen etc.)
Cave: Achten Sie Z 9: Verhalten des M 9: Ruhe bewahren und sich nicht von dem Patienten provozieren
innerhalb des Patienten ist sozial lassen
Teams auf einen kompatibel M 9: Verhalten des Patienten zeitnah und vollständig dokumentie-
lückenlosen Infor- ren
mationsfluss! Jede M 9: Patienten begrenzen
Informationslücke M 9: Grundsätzlich nur auf Fragen und Anliegen des Patienten
oder Fehlinfor- eingehen, die in angemessener Art und Weise von ihm vorgetragen
mation wird der werden
Patient M 9: Nur auf Kontaktaufnahme des Patienten eingehen, wenn diese
ansonsten durch in angemessener Weise erfolgt
entsprechendes M 9: Patienten grundsätzlich auf der Erwachsenenebene anspre-
Agieren für sich chen
nutzen M 9: Auf Einhaltung der professionellen Distanz achten
R: Patient möchte M 9: Als Pflegeteam geschlossen auftreten und dem Patienten
sein Verhalten gegenüber eine einheitliche Linie vertreten
ändern M 9: Manipulatives Verhalten entsprechend abblocken und Patien-
ten darauf hinweisen, dass alles im Team besprochen wird
M 9: Klare Ansagen machen und sich nicht auf Diskussionen
einlassen
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -M 9: Auf unbedingte Einhaltung der Stationsregeln achten
M 9: Patienten auf seine Verhaltensweisen hinweisen
M 9: Konkrete Beispiele nennen
11 M 9: Gemeinsam mit dem Patienten überlegen, wie sein Verhalten
auf die anderen Patienten wirken könnte
M 9: Gemeinsam mit dem Patienten überlegen, ob diese Wirkung
tatsächlich im Sinne des Patienten ist
M 9: Gemeinsam mit dem Patienten Verhaltensalternativen ent-
wickeln
M 9: Sozial kompatible Eigenschaften des Patienten fördern
M 9: Regelmäßige entlastende und aufbauende Gespräche führen
M 9: Patienten ermutigen, sich im
Bedarfsfall an die Pflege zu wenden
11
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237
11.2 • Histrionische Persönlichkeitsstörung (F60.4)
R: Compliance Z 13: Patient ist ange- M 13: Patienten konsequent und deutlich auf unangemessene
messen gekleidet Kleidung hinweisen
M 13: Unangemessenes Auftreten des Patienten zeitnah und voll-
ständig dokumentieren
M 13: Klare Ansagen machen, dass es so nicht geht, und sich nicht
auf Diskussionen über den Kleidungsstil einlassen
M 13: Patienten ggf. zurechtweisen und ihm verständlich machen,
dass er sich angemessen zu kleiden hat, um auf Station bleiben zu
können
M 13: Gemeinsam mit dem Patienten überlegen, welche »Outfits«
für einen Krankenhausaufenthalt passend sein könnten
M 13: Sozial kompatible Eigenschaften des Patienten fördern
M 13: Patienten in den Stationsalltag einbinden
M 13: Grundsätzlich auf angemessene Kleidung achten
M 13: Im Umgang mit dem Patienten auf die Wahrung der professio-
nellen Distanz achten
M 13: Ruhe bewahren und sich nicht von dem Patienten provozie-
ren lassen
M 13: Im Kontakt mit dem Patienten stets sachlich bleiben
M 13: Bei wiederholter Missachtung der Kleiderordnung entspre-
chende Sanktionen verhängen
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
P: Patient fasst interpersonale Beziehungen enger auf als sie tatsächlich sind
R: Patient möchte Z 16: Patient kann M 16: Patienten zur Übernahme von Stationsdiensten motivieren
sich in die Stations- angemessene M 16: Eventuell vorhandene soziale Kontakte des Patienten auf
gemeinschaft Beziehungen zu Mit- Station fördern
integrieren patienten eingehen M 16: Soziales Kompetenztraining anbieten
M 16: Achtsamkeitstraining anbieten
M 16: Patienten in die Stationsgemeinschaft integrieren
M 16: Regelmäßige Gespräche über Beziehungsgestaltung führen
M 16: Wünsche des Patienten erfragen und gemeinsam mit ihm auf
Realisierbarkeit prüfen
M 16: Im Gespräch darauf achten, dass der Patient assoziiert
kommuniziert – also nicht etwa »man möchte …«, sondern »ich
möchte…«
M 16: Sozial kompatible Eigenschaften des Patienten fördern
M 16: Gemeinsam mit dem Patienten angemessene Verhaltenswei-
sen erarbeiten
M 16: Diese ggf. in Rollenspielen einüben
11
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241
11.2 • Histrionische Persönlichkeitsstörung (F60.4)
P: Patient ist übergriffig und akzeptiert die Grenzen seines Gegenüber nicht
11.2.3 Anmerkungen für die ambulante lung bei der Alltagsbewältigung sowie der Aufbau
Pflege einer stabilen Vertrauensbeziehung im Vorder-
grund der Betreuung, doch andererseits müssen
In der ambulanten pflegerischen Versorgung kommt Sie als Pflegekraft den Patienten oftmals begren-
es vor allem darauf an, dass Sie die Gradwanderung zen – etwa was die Einsatzzeiten oder Ihren Auf-
zwischen Empathie und Abgrenzung beherrschen. gabenbereich angeht. Als Führungskraft sollten Sie
Einerseits stehen hier Unterstützung und Hilfestel- darauf achten, dass es bei der B
eziehungsgestaltung
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248 Kapitel 11 • Persönlichkeitsstörungen (F60–F69)
zwischen Pflegerin und Patient keinerlei berufliche etc.) für lebensfähig und sind daher in den jeweili-
und private Überschneidung gibt. Dies ist umso gen Beziehungen dementsprechend abhängig von
schwieriger, als die Pflege nicht in einer »neutralen« dem betreffenden Gegenüber. Somit sind sie be-
Institution, sondern in der privaten Häuslichkeit des reit, »Bindungen um jeden Preis« (Vogelsang 2014,
Patienten erfolgt. Schulen Sie Ihre Mitarbeiterinnen S. 72) einzugehen: Auch dann, wenn sie in einer Be-
regelmäßig und legen Sie großen Wert auf die Ein- ziehung misshandelt, missbraucht oder gedemütigt
haltung einer professionellen Distanz. Des Weiteren werden, nehmen die betreffenden Patienten dies in
sollten Sie Ihren Pflegekräften stets vergegenwärti- Kauf, nur um nicht allein zu sein.
gen, dass HIS-Patienten bei Begrenzung, die ja oft Die . Tab. 11.5 veranschaulicht die wesentlichen
als Ablehnung empfunden wird, mit suizidalen und Problembereiche und die entsprechenden Symp-
parasuizidalen Handlungen reagieren können. tome der abhängigen Persönlichkeitsstörung (vgl.
Finke 2010, S. 126).
Problembereiche Symptome
11 R: Patient kann
auf bestimmte
Z 10: Selbstvertrau-
en des Patienten ist
M 10: Aufbau einer tragfähigen Vertrauensbeziehung
M 10: Patienten ermutigen, im Rahmen seiner Fähigkeiten etwas für
Ressourcen gestärkt die Stationsgruppe zu tun (z. B. Kuchen backen, Ausflugsziele recher-
zurückgreifen chieren etc.)
R: Patient hat Hob- M 10: Patienten dazu ermutigen, sich in der Gruppentherapie zu
bys/Interessen äußern
M 10: Patienten dazu ermutigen, seine Meinung zu äußern und zu
behaupten
M 10: Dies ggf. im Rollenspiel üben
M 10: Patienten dazu ermutigen, bei kleineren Anlässen (Morgenrun-
de) die Moderation zu übernehmen
M 10: Patienten dazu ermutigen, die Patenschaft für einen neuen
Patienten zu übernehmen
M 10: Gemeinsam mit dem Patienten dessen Fähigkeiten und Ressour-
cen ermitteln
M 10: Patienten auffordern, sich kleinere Ziele für die Zukunft zu
setzen
M 10: Patienten zur Erledigung seiner persönlichen Angelegenheiten
motivieren (Korrespondenz, Behördengänge), ggf. Unterstützung
anbieten
M 10: Patienten zur Übernahme von Stationsdiensten ermutigen
M 10: Regelmäßige entlastende und aufbauende Gespräche führen
M 10: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall an die Pflege zu wenden
11
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255
11.3 • Abhängige Persönlichkeitsstörung (F60.7)
R: Patient kann Z 11: Patient kennt M 11: Dem Patienten unterstützend, aber nicht bevormundend be-
Ressourcen mobi- seine Stärken und gegnen
lisieren weiß sich zu helfen M 11: Sicherheit, Zuversicht und Vertrauen in den Patienten vermitteln
M 11: Gemeinsam mit dem Patienten schauen, was er gut kann (ggf.
weniger schlecht)
M 11: Patienten ermutigen, sich in dem Bereich eine Beschäftigung zu
suchen (z. B. Handarbeit, Sport, Musik, Kunst, handwerkliches Gestal-
ten, Schreiben, Basteln etc.)
M 11: Patienten auch für kleine Fortschritte, aber nie grundlos loben
M 11: Patienten auffordern, Eigenschaften und Fähigkeiten aufzu-
schreiben, die er an sich mag
M 11: Patienten bitten, aufzuschreiben, was andere an ihm mögen und
schätzen
M 11: Patienten bitten, aufzuschreiben, was er für sich Gutes tun könn-
te (Bad, Körperpflege, Spaziergang etc.)
M 11: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall an die Pflege zu wenden
P: Patient dekompensiert aufgrund von realem oder befürchtetem Verlust einer Bezugsperson
Z 14: Zustand des M 14: Stimmungslage des Patienten ernst nehmen, beobachten und
Patienten ist stabil dokumentieren
M 14: Gespräche anbieten
M 14: Bezugspflege
M 14: Kontinuierlichen Kontakt zu dem Patienten halten
M 14: Regelmäßige und verbindliche
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
Gesprächstermine vereinbaren
M 14: Soziale Einbindung des Patienten auf Station fördern
M 15: Wenn möglich, Patienten aus dem Zimmer holen und in den
Stationsalltag integrieren
M 15: Ggf. regelmäßige und verbindliche Kurzkontakte mit der Pflege
vereinbaren (1-mal pro Schicht)
M 15: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine vereinbaren
M 15: Selbstvertrauen des Patienten stärken
M 15: Gemeinsam mit dem Patienten dessen Ressourcen, Fähigkeiten
und Kompetenzen ermitteln und explizit Benennen
M 15: Soziales Kompetenztraining anbieten
M 15: Patienten nicht unter Erfolgsdruck setzen
M 15: Kontinuierliche Gesprächsbereitschaft signalisieren
M 15: Gemeinsam mit dem Patienten den Zusammenhang von Verlust-
angst und »Klammern« in der Beziehung erörtern
M 15: Gemeinsam mit dem Patienten mögliche Handlungsalternativen
entwickeln
M 15: Patienten ermutigen, diese auch auszuprobieren
M 15: Ggf. Rollenspiele dazu anbieten
M 15: Patienten ermutigen, sich bei Bedarf an die Pflege zu wenden
- orderidZseine
16: Patient kann
- cca100557794
Beziehungen
M 16: Bezugspflege
- einer
M 16: Aufbau transid
tragfähigen- cca100557794 -
Vertrauensbeziehung
eigenständig und M 16: Offenes Gesprächsklima auf der Station etablieren
unabhängig ge- M 16: Patienten grundsätzlich auf der Erwachsenenebene ansprechen
stalten M 16: Regelmäßige und verbindliche Gesprächstermine vereinbaren
M 16: Patienten ermutigen, über seine Beziehung zu reden
M 16: Erleben des Patienten ernst nehmen
M 16: Unrealistische Erwartungen des Patienten an übermäßige
Fürsorge durch die Bezugsperson im Gespräch ermitteln und explizit
benennen
M 16: Unrealistische Erwartungen des Patienten an übermäßige
Fürsorge durch die Pflege im Gespräch ausräumen
M 16: Patienten ggf. begrenzen
M 16: Patienten zur Übernahme von Eigenverantwortung motivieren
M 16: Patienten zur Selbstreflexion anregen
M 16: Zuversicht und Vertrauen in die Fähigkeiten des Patienten
vermitteln
M 16: Soziales Kompetenztraining anbieten
M 16: Patienten dazu ermutigen, seine Wünsche, Bedürfnisse,
Meinungen und Vorstellungen zu äußern und zu behaupten
M 16: Dies ggf. im Rollenspiel üben
M 16: Im Gespräch verschiedene Handlungsalternativen aufzeigen und
Entscheidungen von dem Patienten verlangen
M 16: Regelmäßige entlastende und aufbauende Gespräche führen
M 16: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall an die Pflege zu wenden
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258 Kapitel 11 • Persönlichkeitsstörungen (F60–F69)
Z 17: Patient verfügt M 17: Dem Patienten unterstützend, aber nicht bevormundend begegnen
über angemessenes M 17: Sicherheit, Zuversicht und Vertrauen in den Patienten vermitteln
Selbstwertgefühl M 17: Gemeinsam mit dem Patienten schauen, was er gut kann (ggf.
weniger schlecht)
M 17: Patienten ermutigen, sich in dem Bereich eine Beschäftigung zu
suchen (z. B. Handarbeit, Sport, Musik, Kunst, handwerkliches Gestalten,
Schreiben, Basteln etc.)
M 17: Patienten auch für kleine Fortschritte, aber nie grundlos loben
M 17: Patienten auffordern, Eigenschaften und Fähigkeiten aufzuschrei-
ben, die er an sich mag
M 17: Patienten auffordern, Eigenschaften und Fähigkeiten aufzuschrei-
ben, die er an sich verändern möchte
M 17: Gemeinsam mit dem Patienten Aufgabenstellung schrittwei-
se erweitern, nach Erfolgen auch auf Bereiche, in denen er nicht so
»talentiert« ist
M 17: Regelmäßige entlastende und aufbauende Gespräche führen
Z 18: Patient kann M 18: Dem Patienten unterstützend, aber nicht bevormundend
benennen, was er begegnen
von einer Beziehung M 18: Sicherheit, Zuversicht und Vertrauen in den Patienten vermitteln
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
erwartet und was er M 18: Kontinuierliche Gesprächsbereitschaft signalisieren
nicht möchte M 18: Patienten ermutigen, seine Wünsche und Bedürfnisse zu
11 formulieren
M 18: Patienten ermutigen, im Gespräch seine Wünsche und Bedürf-
nisse zu thematisieren
M 18: Im Gespräch darauf achten, dass der Patient assoziiert kommuni-
ziert – also nicht etwa »man möchte …«, sondern »ich möchte…«
M 18: Selbstwertgefühl des Patienten stärken
M 18: Gemeinsam mit dem Patienten Merkmale erarbeiten und
auflisten, die für den Patienten ausschlaggebend für eine gut
funktionierende Beziehung sind
M 18: Gemeinsam mit dem Patienten prüfen, ob diese Merkmale in
seiner Beziehung gegeben sind
M 18: Patienten darin bestärken, dass er ein Recht auf würdige
Behandlung hat
M 18: Ggf. Rollenspiele dazu anbieten
M 18: Regelmäßige entlastende und aufbauende Gespräche führen
M 18: Patienten ermutigen, sich bei Bedarf an die Pflege zu wenden
Hier liegt das Hauptaugenmerk darauf, dass sich Skills bedeutet übersetzt Fertigkeiten. Hier bezeich-
der Pflegedienst – zumindest mittelfristig – selbst net der Begriff grundsätzlich jede Verhaltenswei-
überflüssig macht. Die ambulante Versorgung er- se des Patienten, die ihm in einer Krisensituation
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
folgt meist im Anschluss an einen stationären Auf- kurzfristig hilft, ohne dabei mittel- oder langfristig
enthalt und ist darauf ausgerichtet, dem Patienten negative Auswirkungen zu haben. Im Skills-Trai-
so schnell wie möglich eine eigenständige und ning lernt der Patient neue Fertigkeiten kennen
11 eigenverantwortliche Lebensführung zu ermögli- und übt zudem, sich bereits vorhandene bewusst
chen. Die Devise lautet daher: Hilfe zur Selbsthilfe. und nutzbar zu machen. Es gibt handlungsbezo-
Als Führungskraft sollten Sie genau darauf achten, gene (behaviorale), gedankenbezogene (kognitive),
dass Ihre Mitarbeiterinnen die vorgegebenen Ein- sinnesbezogene (sensorische), körperbezogene
satzzeiten einhalten und bei einer Überschreitung (physiologische), sensomotorische und interakti-
eine plausible Begründung verlangen. So können ve Skills (vgl. Sendera u. Sendera 2007a, S. 99 f.).
Sie der Gefahr, dass sich eine Pflegekraft zur »gro- Das Skills-Training ist ein wesentlicher Bestandteil
ßen Schwester« bzw. zum »großen Bruder« des der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) nach
Patienten machen lässt, zumindest weitgehend Marsha Linehan und wurde speziell für die Be-
vorbeugen. Wichtig sind auch hier der kollegiale handlung von BPS entwickelt (weiter dazu: Bohus
Austausch und die kontinuierliche Fort- und Wei- 2002, S. 18 ff.). Das Skills-Training wird jedoch auch
terbildung der Pflegekräfte. Bei bestehenden miss- bei Patienten, die an einer PTBS leiden, erfolg-
bräuchlichen Beziehungen des Patienten empfiehlt reich angewendet (weiter dazu: Sendera u. Sendera
sich eine Vernetzung mit Selbsthilfegruppen und 2007a, S. 4–11). Der Aufbau des Skills-Trainings
sozialpädagogischen Anlauf- und Beratungsstellen. umfasst die in . Tab. 11.7 aufgeführten Module (vgl.
Sobald Gewalttätigkeiten zu erwarten sind, ziehen Armbrust 2009, S. 14).
Sie Ihre Pflegekräfte sofort von dem Einsatz ab und Im stationären Rahmen wird das Skills-Trai-
benachrichtigen Sie ggf. die Polizei oder andere zu- ning in der Regel zweimal pro Woche angebo-
ständige Stellen (Frauenhäuser etc.). ten und während eines Aufenthalts nehmen die
11
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261
11.4 • Exkurs: Pflegetherapeutische Gruppen – Skills-Training
Zwischenmenschliche – Erfahrung von abhängi- A und B stehen sich gegenüber, halten direkten Blick-
Fertigkeiten gem und selbstschädi- kontakt. A stellt 10 Forderungen an B, die immer massi-
gendem Verhalten ver und unzumutbarer werden; B soll verbal auf diese
Forderungen eingehen
Anschließende Besprechung in der Gruppe (Reaktions-
möglichkeiten, eigene Grenzen setzen)
Einzel-
therapeutin
Auftrag an
Skills-Trainer
Patient
Patient
Bericht an die
Einzel- Vermittlung
therapeutin des Auftrags
Skills-Trainer
Bezugspflege
Vermittlung der
Unterstützung
Skills
der Übungen
Hausaufgaben
Patient
Einübung der
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
Skills
11
. Abb. 11.1 Zusammenspiel und wechselseitiger Austausch von Einzeltherapeutin und Skills-Trainer
Gerontopsychiatrische
Störungen (F00–F01)
Heike Ulatowski
Literatur – 285
In diesem Kapitel werden die Demenz vom Alz- 55 Denk- und Konzentrationsfähigkeit,
heimer-Typ und die vaskuläre Demenz behandelt, 55 Orientierungsvermögen,
da diese Krankheitsbilder in der gerontopsychiatri- 55 Auffassungsgabe,
schen Pflege am häufigsten auftreten. Insbesondere 55 Sprach- und Rechenvermögen,
demenzielle Erkrankungen gewinnen nicht zuletzt 55 Lernfähigkeit,
aufgrund der Zunahme hochaltriger Menschen im- 55 Urteilsfähigkeit,
mer mehr an Bedeutung. Eine Demenzerkrankung 55 Sozialverhalten,
verläuft in verschiedenen Stadien, wobei ein zu- 55 Tag-Nacht-Rhythmus,
nehmender geistiger und körperlicher Verfall der 55 Motivierbarkeit,
Patienten zu beobachten ist. Gerontopsychiatrische 55 emotionale Kontrolle,
Störungen sind von »normalen« psychogenen Ver- 55 Wahrnehmung (vgl. Holnburger 2004, S. 291).
änderungen, die mit fortschreitendem Alter ein-
hergehen, abzugrenzen. Zu diesen altersbedingten Es lassen sich verschiedene Krankheitsstadien mit
psychogenen Veränderungen zählen vor allem: jeweils typischen Symptomen und Einschränkun-
55 Überzeichnung bereits bestehender Persön- gen unterscheiden, wobei DAT einen malignen
lichkeitsmerkmale, progredienten Verlauf aufweist (weiter dazu: Mau-
55 Abnahme der Stimulier- und Motivierbarkeit, rer et al. 2013, S. 24–27). . Tab. 12.1 verdeutlicht die
55 verminderte Ausdauer und schnellere Er- Krankheitsstadien, die Leitsymptome und den ent-
schöpfbarkeit, sprechenden Fokus der pflegerischen Maßnahmen
55 verminderte Konzentrations- und Merkfähig- (vgl. Fischer-Börold u. Zettl 2006, S. 54 ff.):
keit,
Praxistipp
55 Veränderungen des Schlafverhaltens (vgl. Thiel
et al. 2004, S. 352).
Im pflegerischen Umgang mit Menschen, die
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
an einer DAT erkrankt sind, sind in erster Linie
Neben einem Überblick über die wesentlichen
Empathie und Geduld gefragt. Zudem ist wich-
Merkmale demenzieller Erkrankungen sowie prak-
tig, dass Sie Ihre pflegerische Intervention an
tischen Hinweisen für den pflegerischen Umgang
dem jeweiligen Grad der DAT ausrichten, um
mit demenziell veränderten Menschen werden bei-
eine Unterforderung bzw. eine Überforderung
12 spielhafte Pflegeplanungen für die Demenz vom
des Patienten zu vermeiden. Die Stations-
Alzheimer-Typ und die vaskuläre Demenz vorge-
einrichtung sollte möglichst wohnlich und
stellt.
übersichtlich gestaltet sein und neben den
üblichen Beschilderungen auch farbige Unter-
scheidungsformen und Piktogramme umfas-
12.1 Demenz vom Alzheimer-Typ sen, um die Orientierung zu erleichtern. Wenn
(F00.0) möglich, eine teilsegegrative Unterbringung
der dementen Patienten anbieten – also stun-
12.1.1 Merkmale denweise getrennte Betreuung von dementen
und nichtdementen Patienten – um den De-
Die Demenz vom Alzheimer-Typ (DAT) stellt mit
menzkranken einen geschützten Rahmen zu
55–70% der Fälle die häufigste Form der demen-
bieten und die nichtverwirrten Patienten zu
ziellen Erkrankungen dar, ca. 15% aller demenziell
entlasten. Nicht zuletzt sollten Sie bedenken,
erkrankten Menschen leiden an einer vaskulären
dass sich die Symptome einer Demenz bei
Demenz (vgl. Becker-Pfaff u. Engel 2010, S. 135). Zu
Aufnahme in eine stationäre Einrichtung schon
den pathologischen Veränderungen einer Demenz-
allein durch den Orts- und Situationswechsel
erkrankung gehören Beeinträchtigungen bzw. Ein-
verschlechtern können (vgl. Holnburger 2004,
bußen in den folgenden Bereichen:
S. 294).
12
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267
12.1 • Demenz vom Alzheimer-Typ (F00.0)
. Tab. 12.1 Stadien, Leitsymptome und Fokus der Pflegemaßnahmen bei Demenz vom Alzheimer-Typ
Grad 5: mit- Hilfestellung bei Mittelschwere kogniti- Geistige und körperliche Aktivierung
telschwere der alltäglichen ve Leistungseinbußen Förderung der Ressourcen, der Freizeitaktivitä-
Demenz Lebensführung ten und der Teilnahme am sozialem Leben
Beruhigung und emotionale Entlastung (Angst,
Depressionen, Verwirrung)
Gedächtnistraining, kognitives Training
Vereinfachung der Lebensumstände
Teilweise Übernahme der Lebensorganisation
durch Angehörige oder gesetzliche Betreuer
(Finanzen!)
Erhaltung der Eigenständigkeit in der eigenen
Häuslichkeit
Strukturierung des Tagesablaufs
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268 Kapitel 12 • Gerontopsychiatrische Störungen (F00–F01)
Grad 6: mit- Hilfestellung bei Schwere kognitive Leis- Geistige und körperliche Aktivierung
telschwere Körperpflege, An- tungseinbußen Förderung der Ressourcen, der Freizeitaktivitä-
bis schwere kleiden, Ernährung ten und der Teilnahme am sozialem Leben
Demenz Inkontinenz Beruhigung und emotionale Entlastung (Angst,
Depressionen, Verwirrung)
Vereinfachung des Tagesablaufs
Vereinfachtes kognitives Training
Übernahme der gesamten Lebensorganisation
durch Angehörige oder gesetzliche Betreuer
(»Rundumbetreuung«)
24 Stunden Betreuung in der eigenen Häuslich-
keit oder (teil-)stationär
Unterstützung in allen Bereichen des täglichen
Lebens
Dekubitusprophylaxe
Kontrakturenprophylaxe
Aktivierende Pflege
12
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12.1 • Demenz vom Alzheimer-Typ (F00.0)
. Tab. 12.2
Z 12: Patient kann M 12: Im Gespräch einfache Wort benutzen und auf den Wortschatz
sich mitteilen des Patienten eingehen
M 12: Patienten nicht unter Zeitdruck setzen
M 12: Vertrauensvolle und offene Gesprächsatmosphäre schaffen
M 12: Patienten zum Sprechen motivieren
M 12: Dafür sorgen, dass der Patient im Stationsalltag ausreichend
zu Wort kommt
M 12: Patienten ggf. vor Spott der Mitpatienten schützen
M 12: Patienten für Mitarbeit loben
M 12: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
P: Urteilsvermögen des Patienten ist gestört
Cave: Auf Tenden- Z 19: Motivation M 19: Mangelnde Motivation des Patienten ernst nehmen
zen zum sozialen des Patienten ist M 19: Im Gespräch mögliche Ursachen für die mangelnde Motiva-
Rückzug und zu verbessert tion des Patienten ermitteln
beginnender De- M 19: Auf Anzeichen von Unter- bzw. Überforderung achten
pression achten! M 19: Auf Anzeichen einer beginnenden Depression achten
M 19: Auf Anzeichen eines sozialen Rückzugs achten
M 19: Persönliche Interessen und Vorlieben des Patienten erfragen
M 19: Aktivitäts- und Freizeitangebote danach ausrichten
M 19: Vorhandene Ängste des Patienten im Gespräch thematisieren
und, soweit möglich, abbauen
M 19: Maßnahmen erfragen, die dem Patienten den Aufenthalt auf
der Station erleichtern würden
M 19: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfalle jederzeit an die
Pflege zu wenden
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276 Kapitel 12 • Gerontopsychiatrische Störungen (F00–F01)
Cave: Hautbeob- Z 20: Verhinderung M 20: genaue Kranken- und Verhaltensbeobachtung und Dokumen-
achtung! von Folgeschäden tation (Hautbeobachtung!)
M 20: Ärztin informieren
M 20: Ggf. fachärztliche Konsile veranlassen
M 20: Kontinenztraining anbieten
M 20: Pflege bei Inkontinenz nach Standard durchführen
M 20: Angemessenes Inkontinenzmaterial bereitstellen
M 20: Ggf. Spezialtherapeutinnen hinzuziehen (Physiotherapie,
Ergotherapie etc.)
M 20: Ggf. Verlegung in ein Allgemeines Krankenhaus veranlassen
M 20: Regelmäßige Medikamenteneinnahme nach AVO sicher-
stellen
M 20: Ggf. Bedarfsmedikation nach AVO verabreichen
M 20: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
M 20: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall (Toilettengang)
jederzeit an die Pflege zu wenden
M 20: Patienten dazu ermutigen, im Notfall die Klingel am Bett zu
betätigen (ggf. gemeinsam üben)
P: Patient leidet an schwerer Demenz (Verlust des Sprachvermögens, der Kontinenz und der Mobilität)
Cave: DD Delirium! Z 21: Verhinderung M 21: Pflege bei Inkontinenz nach Standard
- orderid -weiterer
cca100557794
Folgeschä- - transid
M 21: Grundsätze - cca100557794
der aktivierenden Pflege befolgen -
den M 21: Regelmäßige Medikamenteneinnahme nach AVO sicherstel-
len
M 21: Ggf. Bedarfsmedikation nach AVO verabreichen
M 21: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
12.2 Vaskuläre Demenz (F01.0) des Patienten, zudem können Komplikationen bzw.
Folgeerkrankungen auftreten (. Tab. 12.3).
12.2.1 Merkmale
Praxistipp
Eine vaskuläre Demenz entsteht infolge eines durch Im pflegerischen Umgang mit Menschen, die
Verengung der Blutgefäße im Gehirn aufgetretenen an einer vaskulären Demenz leiden, sind vor
Hirninfarkts; in der Regel gehen ihr mehrere tran- allem Empathie und Geduld von Bedeutung.
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
sitorisch-ischämische Attacken (TIA), in einigen Versuchen Sie den Patienten dort abzuholen,
Fällen auch ein singulärer Schlaganfall voraus (vgl. wo er steht, d. h. passen Sie Ihre pflegerischen
Hegedusch u. Hegedusch 2010, S. 21). Die Behand- Interventionen an die jeweilige Verfassung
lung der vaskulären Demenz zielt vor allem ab auf: bzw. »Tagesform« des Patienten an. Außerdem
55 Kompetenzerhaltung, ist auf eine regelmäßige und ausreichende
55 Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit, Flüssigkeitszufuhr zu achten. Allerdings ist
55 Reduktion der Risikofaktoren (Rauchen, hier hinsichtlich der Flüssigkeitsmenge ggf.
Ernährung, Flüssigkeits- und Bewegungsman- eine Komorbidität zu berücksichtigen, etwa
gel), Herz- oder Niereninsuffizienz. Die Stationsein-
55 Erhalt bzw. Förderung der Lebensqualität (vgl. richtung sollte möglichst wohnlich und über-
Hegedusch u. Hegedusch 2010, S. 24). sichtlich gestaltet sein und neben den üblichen
Beschilderungen auch farbige Unterschei-
Die Symptome bei dieser Form der Demenz treten dungsformen und Piktogramme umfassen, um
im Gegensatz zu der Demenz vom Alzheimer-Typ die Orientierung zu erleichtern. Wenn möglich,
(DAT) meistens plötzlich auf; weitere Abgren- eine teilsegegrative Unterbringung der demen-
zungskriterien sind der schrittweise Verlauf der Er- ten Patienten anbieten – also stundenweise
krankung und die vorhandene Krankheitseinsicht getrennte Betreuung von dementen und nicht-
sowie die Tatsache, dass vor allem Männer zwi- dementen Patienten – um den Demenzkranken
schen 50 und 70 Jahren erkranken (bei der DAT einen geschützten Rahmen zu bieten und die
sind vor allem Frauen über 70 Jahre betroffen) und nichtverwirrten Patienten zu entlasten. Nicht
dass der CT-Befund im Gegensatz zur DAT keine zuletzt sollten Sie bedenken, dass sich die
Atrophie, sondern Hirninfarkte zeigt (vgl. Grond Symptome einer Demenz bei Aufnahme in eine
2005, S. 31). Die Symptome umfassen kognitive stationäre Einrichtung schon allein durch den
bzw. neurologische Störungen ebenso wie Verän- Orts- und Situationswechsel verschlechtern
derungen des Wesens und/oder der Persönlichkeit können (vgl. Holnburger 2004, S. 294).
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278 Kapitel 12 • Gerontopsychiatrische Störungen (F00–F01)
. Tab. 12.4
R: Patient möchte Z 9: Mobilität des M 9: Patienten so weit wie möglich in die Planung pflegerischer
mobil bleiben Patienten bleibt Maßnahmen einbeziehen
erhalten M 9: Ggf. Rollator anbieten
M 9: Ggf. Hüftprotektoren anbieten
M 9: Physiotherapie anbieten
M 9: Sitzgymnastik anbieten
M 9: So viel Unterstützung wie nötig, so wenig Unterstützung wie
möglich anbieten
M 9: Patienten zu körperlicher Betätigung motivieren
M 9: Patienten zur Teilnahme an den Stationsgruppen motivieren
M 9: Patienten zur Teilnahme an Ausflügen und Veranstaltungen
motivieren
M 9: Patienten zur Selbstständigkeit anregen
M 9: Patienten auch für kleinere Fortschritte loben
M 9: Regelmäßige Medikamenteneinnahme nach AVO sicherstellen
M 9: Nachkontrollen auf Wirksamkeit
M 9: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall (Toilettengang) jeder-
zeit an die Pflege zu wenden
M 9: Patienten dazu ermutigen, im Notfall die Klingel am Bett zu
betätigen (ggf. gemeinsam üben)
R: Patient ist nur Z 12: Verhalten des M 12: Aufbau eines tragfähigen Vertrauensverhältnisses
teilweise kognitiv Patienten lässt sich M 12: Verhalten des Patienten dokumentieren
eingeschränkt in sozial verträgliche M 12: Dem Patienten seine Verhaltensweisen aufzeigen
Bahnen lenken M 12: Verhaltensweisen des Patienten nicht stigmatisieren
M 12: Dem Patienten aufzeigen, wie sein Verhalten auf andere
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 -
Menschen wirkt
M 12: Gemeinsam mit dem Patienten dessen Ressourcen erarbeiten
M 12: Sozial kompatible Eigenschaften des Patienten fördern
M 12: Gemeinsam mit dem Patienten sozial kompatible Verhaltens-
alternativen erarbeiten
M 12: Soziales Kompetenztraining anbieten
M 12: Ergotherapie anbieten
M 12: Soziale Kontakte des Patienten auf der Station fördern
M 12: Patienten zur Teilnahme an den Stationsgruppen motivieren
M 12: Ggf. Fortschritte deutlich machen und Positives herausstellen
M 12: Ggf. Patienten für bereits Erreichtes loben
M 12: Weiteres Verbesserungspotenzial aufzeigen
M 12: Patienten für bisherige Zusammenarbeit loben
M 12: Patienten ermutigen, sich im Bedarfsfall jederzeit an die
Pflege zu wenden
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284 Kapitel 12 • Gerontopsychiatrische Störungen (F00–F01)
Literatur
Serviceteil
Stichwortverzeichnis – 288
Stichwortverzeichnis
B E
rung 229
Hochrisikoverhalten 207
Betreuung, rechtliche 88 Hungern 184
eigenverantwortliche Lebensfüh- Hyperphänomen 66
Bettenzahl, psychiatrische 26
rung 260 hypomanische Episode 78
Beziehungsgestaltung 4
Entgiftung 37 Hypophänomenen 66
Bezugspflege 201
Entgiftungsphase 33
Bezugspflegegespräch 261
Entspannungsübungen 108
Bezugspflegekraft 19
Biografie 89
Entzugsbehandlung 37
Entzugssymptomatik 32
I
bipolare affektive Störung 89
Entzugssymptome 37 ICD-10 22, 26
Borderline-Persönlichkeitsstörung
Entzugssyndrom 37 Ich-Störung 54
(BPS) 206
Episode Identitätsstörung, dissoziative 169
BPS (Borderline-Persönlichkeitsstö-
–– depressive 108 Impulsdurchbruch 207
rung) 206
–– hypomanische 78 Inszenierung 230
Bulimia nervosa 194
–– manische 78 Intoxikation, akute 45
–– rezidivierende depressive 118 Isolation 73
–– soziale 61
A–T
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289
Stichwortverzeichnis
K Persönlichkeitsstörung 206
–– abhängige 248
Regelverstoß 185
regressive Tendenz 139
katatone Schizophrenie 66 –– Borderline 206 Reorientierung 46
Katatonie, perniziöse 67 –– histrionische 229 Ressourcen
Kochgruppe, pflegetherapeutische 201 Pflegediagnose 13 –– als Teil der Pflegeplanung 18
kognitive Leistungsfähigkeit 277 Pflegemaßnahmen rezidivierende depressive Episode 118
Komorbidität 277 –– als Teil der Pflegeplanung 18 Risikofaktoren
Komorbiditätsrate 32 Pflegemodell 12 –– für vaskuläre Demenz 277
Kompetenzerhaltung 277 Pflegeplanung risikofreudiges Verhalten 78
Kompetenztraining, soziales 201 –– Besonderheiten in der psychiatri- Rückzug, sozialer 151
Konfrontation 177 schen Pflege 18
S
Konzentrationsstörungen 78 –– Definition 18
Körperbild, negatives 207 –– Schritte 18
Körperschemastörung 184 Pflegeprozess 12
schädlicher Gebrauch 32
Krankenhausbetten 26 Pflegestandard 15
Schizophrenie
Krankheitseinsicht 32 Pflegetheorie 12
–– hebephrene 61
Krise, suizidale 128 pflegetherapeutische Kochgruppe 201
–– katatone 66
Kurzkontakt 185 Phasenmodell der Anorexia
–– paranoid-halluzinatorische 54
nervosa 185
Selbstbild, negatives 207
Phasenprophylaxe, medikamentöse 89
L Phobie
–– soziale 138
Selbstgefährdung 73
selbstinduziertes Erbrechen 194
Lebensführung, eigenverantwort- selbstverletzendes Verhalten 207
–– spezifische 138
liche 260 Sexualisierung 230
Plussymptome 54
lebenspraktisches Training 4 Sexualverhalten, promiskuitives 78
point of no return 32
Lebensqualität 277 Skills-Training 260
posttraumatische Belastungsstörung
Leistungsfähigkeit, kognitive 277 soziale Isolation 61
(PTBS) 158
soziale Kompetenzen 4
präsuizidales Syndrom 128
- orderid - cca100557794 - transid - cca100557794 - soziale Phobie 138
M
Praxisorientierte Pflegediagnostik
sozialer Rückzug 151
(POP) 14
Soziales Kompetenztraining 201
Probleme
Manierismen 61 Sozialpsychiatrie 7
–– als Teil der Pflegeplanung 18
manipulatives Verhalten 230 Soziotherapie 4
Psychiatrie
manische Episode 78 Spaltung 206
–– Geschichte 6
Minussymptome 54 sportliche Aktivitäten 108
Psychiatrie-Personalverordnung 5
Motivationsphase 33 Stimmung 78
Psychiatriepflege
motorische Verlangsamung 151 Störungsgruppen 26
–– Aufgaben 4
Stresstoleranz 260
–– Geschichte 6
N
Struktur 261
–– Handlungsfelder 4
Substanzmissbrauch 207
–– heutiges Verständnis 8
Suchtdruck 50
Nähe-Distanz-Regulierung 207 Psychiatriereform 7
Suchterkrankung 32
NANDA-Pflegediagnose 14 psychische Erkrankungen
Suchtmittelkonsum 32
neurotische Störung 138 –– Fallzahlen 26
Suchtverlagerung 50
Non-Stress-Bedingungen 261 Psychoanalyse 6
Suizid 128
Numbness 207 psychomotorische Störungen 66
suizidale Krise 128
psychomotorische Symptome 45
Suizidalität 128
Psychopharmaka 7
O psychotische Störung 45
Suizidgefahr 127
Suizidprävention 130
Orientierung 266 Suizidrisiko 54
Q
P Qualitätssicherung 15 T
Panikstörung 138 Tagesstruktur, geregelte 127
paranoid-halluzinatorische Schizophre-
nie 54
R Therapiemotivation 230
TIA (transitorisch-ischämische
perniziöse Katatonie 67 Rapid Cycling 89 Attacke) 277
rechtliche Betreuung 88
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290 Stichwortverzeichnis
transitorisch-ischämische Attacke
(TIA) 277 W
Transparenz 261 Wahnvorstellung 45, 54
Traumaforschung 6 Wahrnehmungsstörungen 78
Triade, depressive 108 WHO (World Health Organisation) 22
Trigger 169 World Health Organisation (WHO) 22
U Z
Umgang mit Gefühlen 260 Zwangseinweisung 45
Unselbstständigkeit 248 Zwangsgedanke 151
Untergewicht 184 Zwangshandlung 151
Zwangsmaßnahmen 73
V Zwangsstörung 151
zwischenmenschliche Fertigkeiten 260
vaskuläre Demenz 277
Verhalten, risikofreudiges 78
Verhalten, selbstverletzendes 207
Verhaltensauffälligkeiten mit
körperlichen Störungen 184
Verlangsamung, motorische 151
Verlustangst 248
Vermeidungsverhalten 138, 151