Anne Wilson: Es geht um Ereignisse und Erfahrungen, die meine Berufswahl beeinflusst haben. Also: Ich bin sehr gerne zur Schule gegangen. Besonders gut war ich in den Naturwissenschaften: Biologie, Informatik und Mathematik. Ich hatte da auch wirklich gute Lehrer. Daher wollte ich etwas mit Zahlen machen, zum Beispiel als Bankkauffrau. Nachdem ich meinen A-Level, also das Abitur, hatte, bin ich mit drei Freundinnen zwei Wochen lang durch England gefahren. Wir haben Freunde und Verwandte besucht und konnten dort auch immer übernachten. Unsere letzte Station war York bei meinen Großeltern. Meine Großmutter war früher Hebamme und sie erzählte uns viele Geschichten, die sie als Hebamme erlebt hatte. Das hat mich sehr beeindruckt und ich habe angefangen, mich für den Beruf Hebamme zu interessie- ren. Als wir wieder zu Hause waren, haben meine Freundin Lizzy und ich uns um ein Praktikum beworben, um zu sehen, wie Hebammen arbeiten und ob dieser Beruf für uns auch infrage kommt. Wir hatten Glück: Wir haben beide einen Praktikumsplatz in demselben Krankenhaus bekommen. Dort haben wir Hebammen begleitet und ihnen bei der Arbeit geholfen. Das Praktikum hat uns beiden sehr große Freude bereitet. Also stand danach für uns fest, dass wir Hebammen werden wollen. Wir haben dann das Studium zusammen gemacht und nun sind wir beide Hebammen. Das ist wirklich ein ganz toller Beruf. Er ist zwar anstrengend und man arbeitet sehr viel, aber es macht Spaß, die schwangeren Frauen zu betreuen und nachher ihre Babys auf die Welt zu bringen. Ich habe es nie bereut, mich für diesen Beruf entschieden zu haben. Teil 1B: Prüferfragen PR A: Das ist ja eine interessante Geschichte, wie Sie zu Ihrem Beruf gekommen sind. Warum hat gerade die Reise nach dem Abitur Ihre Berufswahl so beeinflusst? Sie haben doch sicherlich auch vorher Ihre Großeltern besucht. Wilson: Ja natürlich. Aber jetzt war ich älter und ich war allein mit meinen Freundinnen bei meinen Großeltern. Da hatten wir andere Gespräche als vorher, wenn ich mit meiner Familie dort zu Besuch war. Meine Großeltern haben uns wie Erwachsene behandelt - wir waren ja auch erwachsen. Und: Natürlich hat meine Großmutter auch früher schon mal von ihrer Arbeit erzählt, aber da war ich kleiner. Jetzt war ich in der Situation, dass ich mich für einen Beruf entscheiden musste. Und da habe ich ganz andere Fragen gestellt und ganz anders zugehört als früher. Ich bin sicher, wenn wir damals nicht unsere kleine Reise gemacht hätten, wäre ich nie Hebamme geworden. PR A: Ja, wahrscheinlich. Sie haben gesagt, dass Sie studiert haben, um Hebamme zu werden. Wie sah Ihre Ausbildung aus? Wilson: Das Studium fand an einer Universität statt. Wir waren für den theoretischen Unterricht in Klassen eingeteilt. Zusätzlich gab es natürlich auch eine praktische Ausbildung. Also Studium und Praxis wechselten sich ab. In der praktischen Ausbildung haben wir verschiedene Stationen kennengelernt: den Kreißsaal, wo die Geburten stattfinden, die Wochenstation im Krankenhaus, wo die Mütter mit ihren Babys nach der Geburt sind, aber auch die Arbeit einer selbstständigen Hebamme, die die Schwangeren vor und nach der Geburt betreut. In jeder dieser Stationen hatte jede Studentin eine feste Ansprechpartnerin. Das hat es uns sehr leicht gemacht, uns in den Stationen zurechtzufinden. Teil 1C: Erläuterung eines Aspekts PR B: Herr Kátay, Frau Wilson hat gerade davon erzählt, dass die Ausbildung aus theoretischen und praktischen Anteilen bestanden hat. Das habe ich nicht so richtig verstanden. Können Sie das bitte kurz erläutern? Kátay: Gern. Um Hebamme zu werden, muss man in England studieren. Hier wird die Theorie gelernt. Zusätzlich gibt es eine praktische Ausbildung, wobei sich Theorie und Praxis abwechseln. Die praktische Ausbildung findet in verschiedenen Bereichen statt, in denen Hebammen arbeiten: bei der Geburt selbst, nach der Geburt im Krankenhaus oder bei einer selbstständigen Hebamme. In allen Stationen sind die Studentinnen nicht allein, sondern sie haben immer eine Person, die sie fragen können und die sich um sie kümmert. PR A: Vielen Dank. Und nun, Herr Kátay, möchte ich Sie bitten, über Ihr Thema zu sprechen. Quelle: Hueber
Wo ist die Heimat der Seele, und was haben Hirnchirurgie und Sterbebegleitung gemeinsam?: Erinnerungen des Gymnasiasten, Studenten, Arztes und Familienvaters