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Mein Kleiner Toter Engel Steinbach Und Wagner 15 1St Edition Roxann Hill Full Chapter
Mein Kleiner Toter Engel Steinbach Und Wagner 15 1St Edition Roxann Hill Full Chapter
VORWORT
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30 Der Balkon
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ANNE UND PAUL KOMMEN WIEDER!
Leseprobe: Wo die toten Kinder leben (Steinbach und Wagner 1)
Leseprobe: Die blutige Stadt (Storm und Partner 1)
Die Fälle von Steinbach und Wagner – Was bisher geschah
Weitere Romane von Roxann Hill
Die Autorin
VORWORT
die Romane von Anne Steinbach und Paul Wagner sind in sich
abgeschlossen und können völlig problemlos einzeln gelesen
werden. Allein die Hauptcharaktere entwickeln sich im Verlauf der
Kriminalfälle weiter. Von daher bietet es sich an, chronologisch mit
Band 1 zu beginnen.
Ihre
Roxann Hill
WAS BLUTIG ANFING MIT VERRAT UND MORD;
DAS SETZT SICH AUCH DURCH BLUT’GE TATEN FORT.
Ich sah auf die Uhr an der gegenüberliegenden Wand. Gleich halb
vier.
Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und blickte zu Paul, der
neben mir saß. Mit betont höflichem Interesse lauschte er den
Ausführungen seines Kollegen Pfarrer Pätzold. Wie Paul trug Pätzold
ein schwarzes Hemd mit weißem Kragen. Allerdings schien seines
bereits älter zu sein. Die Farbe wirkte stumpf und ausgewaschen.
Pätzold selbst musste um die fünfzig sein. Eventuell ein wenig
jünger. Ein kleiner, rundlicher Mann mit einem vorwitzigen Bauch,
einer Brille und schütterem Haarkranz. Sein Gesicht war blass und
mit Sommersprossen übersät, die so gar nicht zu seinem biederen
Aussehen passen wollten.
Seit über einer halben Stunde saßen wir im Büro des Pfarrhauses
und hörten ihm zu, wie er voller Begeisterung von seiner Gemeinde
Rabeneck sprach. Und über das Werdenfelser Land an sich, die
wunderbare Landschaft Oberbayerns, die einzigartige Alpengegend.
Ausgiebig informierte er uns über den größten Arbeitgeber in der
Region, den international renommierten Tannheuser-Verlag, bei dem
ein Großteil der Bevölkerung direkt oder indirekt Beschäftigung fand.
Er schwärmte vom Tourismus sowohl im Winter als auch in den
warmen Sommermonaten, von den Menschen, die hier lebten. Er
wurde nicht müde, uns zu erzählen, wie glücklich er sich schätzte,
hier, in diesem Paradies, arbeiten zu dürfen.
Geschickt vermied es der gute Pfarrer, sich dem eigentlichen
Thema zuzuwenden, das Paul und mich aus der Großstadt in diese
Kleinstadtidylle geführt hatte: Pätzolds dubiose
Grundstücksgeschäfte im Namen der Kirche.
Dabei wusste Pätzold genau, warum wir hier waren. Denn der
zuständige Bischof, in meinen Augen ein – nett ausgedrückt – wenig
sympathischer Zeitgenosse, hatte sich im Vorfeld nicht nur mit Paul
und mir eingehend über die Problematik unterhalten. Vielmehr hatte
er höchstpersönlich bei Pätzold angerufen, uns angekündigt und ihm
den Grund unseres Besuches genannt.
Normalerweise untersuchten Paul und ich Mordfälle, die meist im
weitestgehenden Sinne mit der Kirche zusammenhingen. Paul als
eine Art Kirchenermittler und ich … nun … seit meinem erzwungenen
Austritt aus der Kripo arbeitete ich als Privatdetektivin. Für
Außenstehende mussten wir zwei ein ungewöhnliches Duo abgeben.
Ein Pfarrer und eine Ex-Polizistin. Doch im Laufe der Zeit hatten wir
uns zu einem perfekt aufeinander eingespielten Team entwickelt.
Nicht nur beruflich, aber das war eine andere Geschichte.
Erneut musterte ich Pätzold. Krampfhaft versuchte er, uns mit
seinem Geplapper daran zu hindern, die entscheidenden Fragen zu
stellen. Unterschlagung und Betrug waren an sich keine
Schwerverbrechen, doch bei den Summen, die uns der Bischof
genannt hatte, bestimmt keine Bagatelldelikte.
Langsam, aber sicher ging mir das Ganze auf die Nerven. Die
Fahrt hierher war anstrengend gewesen. Wir waren mehrmals in
einen Stau geraten. Ich fühlte mich müde, hatte Hunger und wollte
jetzt endlich zum eigentlichen Anlass unseres Besuches kommen.
Auf Paul konnte ich in diesem Moment nicht zählen. Er war viel zu
nett, um Pätzold zu unterbrechen. Pauls Methode bestand eher im
geduldigen Abwarten. Meine definitiv nicht.
Pätzold deutete nach oben zu den freigelegten, wuchtigen Balken
in seinem Büro sowie auf zwei mit kunstvollen Schnitzereien
verzierte Holzsäulen. »…aus dem siebzehnten Jahrhundert. Wir
haben…«
Ich räusperte mich laut und deutlich. Pätzold verstummte und
bedachte mich mit einem irritierten Blick.
»Das ist ja alles wirklich wunderbar, was Sie uns zu berichten
haben«, sagte ich. »Aber lassen Sie uns doch mal über den neuen
Skilift reden.«
Pätzold schluckte. »Unser ganzer Stolz. Er wird unsere schöne
Gegend noch weiter aufwerten.«
Ich nickte. »Und wie er das wird! Das trifft auch auf die
Grundstücke zu, die an dessen Fuß liegen. Deren Wert muss sich
über Nacht verdoppelt haben. Oder sogar verdreifacht? Was meinen
Sie, Herr Pfarrer?«
Pätzold schwieg und wurde blass.
»Diese Grundstücke, die haben bis vor Kurzem der Kirche gehört,
richtig?«, setzte ich rasch nach.
»Nicht direkt«, murmelte er, ohne mich anzusehen.
»Das verstehe ich nicht«, erwiderte ich. »Wie kann einem etwas
nicht direkt gehören?«
»Der Eigentümer war ein Landwirt. Aus meiner Gemeinde. Es
handelte sich damals noch um Felder, die er der Kirche vermacht
hat.«
»Später hat man sie zu Bauland umgewandelt. Doch kurz zuvor
haben Sie den Verkauf der Fläche veranlasst.« Ich machte eine
effektvolle Pause. »Wie geht das?«
»Ähm…« Pfarrer Pätzold wurde, wenn möglich, noch kleiner
hinter seinem Schreibtisch. »Das alles ist mit rechten Dingen
zugegangen, Frau Steinbach.«
»Pfarrer Pätzold«, übernahm Paul mit ruhiger Stimme. »Das
müssen Sie uns schon genauer erklären.«
»Da gibt es nichts zu erklären!«, brauste Pätzold auf. »Ich
versichere Ihnen, es hatte alles seine Richtigkeit.«
»Tja«, sagte ich. »Wenn Sie mit uns nicht darüber reden wollen,
können wir Sie nicht zwingen. Was den Bischof angeht…« Ich zuckte
mit den Schultern. »Der wird die Angelegenheit irgendwelchen
Juristen übertragen, und die werden der Sache auf den Grund
gehen. Sie kennen Anwälte: Die sind nicht unbedingt dafür bekannt,
Rücksicht zu nehmen. Weder auf Sie noch auf Ihr schönes Pfarrhaus
aus dem siebzehnten Jahrhundert.«
»Der Bischof.« Pätzold schnaubte bitter.
»Versetzen Sie sich in seine Lage«, sagte Paul. »Er hat jede
Menge Druck. Er muss sich rechtfertigen, weil Sie die Grundstücke
extrem günstig an Dritte veräußert haben.«
»Ich habe nichts Falsches getan.«
»Davon gehen Frau Steinbach und ich aus. Deshalb sind wir bei
Ihnen in Ihrem Büro.«
»Allerdings«, ergänzte ich trocken. »Bei Geld hört selbst in der
Kirche der Spaß auf.«
Pätzolds Ausdruck wurde trotzig. »Ich wiederhole es noch einmal
ganz deutlich: Ich habe nichts falsch gemacht. Niemand hat sich
bereichert. Und ich schon gleich gar nicht.«
Ich betrachtete sein altes Hemd und die unmodische Brille auf
seiner Nase. Er selbst hatte bestimmt keinen Profit aus dem Deal
geschlagen. Andererseits … vielleicht war der Geistliche spielsüchtig
und hatte ein Vermögen im Casino durchgebracht, oder was auch
immer. Man sah den Menschen nicht unbedingt an, welchen Lastern
sie insgeheim frönten.
Laut sagte ich: »Die neuen Grundstücksbesitzer müssen
Freudentänze veranstaltet haben, als die Fläche zu einem Baugebiet
umgewandelt wurde.«
Pätzold senkte den Kopf und starrte auf die Tischplatte.
Ich drehte mich Paul zu. Der zog ratlos die Augenbrauen hoch.
»Verbleiben wir doch so«, sagte ich. »Wir kommen morgen
wieder. Gegen elf.« Ich wandte mich an Pätzold. »Das gibt Ihnen
ausreichend Gelegenheit, Ihre Unterlagen zusammenzusammeln. Wir
schauen sie uns gemeinsam an. Sie erklären uns den Ablauf der
Grundstücksgeschäfte. Und wenn alles passt, wovon wir gerne
ausgehen wollen, sind Sie uns im Handumdrehen wieder los.«
Pätzold atmete tief durch. »Morgen um elf? Geht es nicht etwas
später?«
»Nein«, sagte ich bestimmt, und Paul schüttelte den Kopf.
Der Pfarrer seufzte. »Gut. Dann elf Uhr. Hier bei mir.«
Er erhob sich und streckte mir seinen Arm entgegen. Seine Hand
zitterte.
»Machen Sie sich keine Sorgen, Pfarrer Pätzold«, beeilte sich Paul,
zu versichern. »Wir möchten Sie nicht reinreiten. Uns geht es nur
um die Schaffung von Transparenz. Damit der Bischof die Deals
nachvollziehen kann.«
»Natürlich«, flüsterte der Pfarrer. »Das verstehe ich gut.«
»Dann bis morgen«, sagte ich.
Wir verließen sein Büro und gingen den Flur hinunter zum
geräumigen Foyer. Fast an der Eingangstür angelangt, wurde diese
aufgerissen und ein breitschultriger Mann um die dreißig stürmte in
den Raum. Seinem Gesicht nach zu urteilen, schien er wütend zu
sein.
Er rempelte Paul im Vorbeigehen an – ob mit Absicht oder nicht,
konnte ich nicht sagen. Paul strauchelte, der Typ murmelte
irgendetwas Unfreundliches und eilte weiter in Richtung Pätzolds
Büro.
»Hey«, rief ich und wollte hinterher.
Paul hielt mich auf. »Bleib hier.«
»Ernsthaft?« Ich sah ihn an. »Du willst dem Kerl sein rüpelhaftes
Benehmen durchgehen lassen?«
Paul schüttelte den Kopf. »Der hat sicher einen Termin bei Pfarrer
Pätzold.«
»Ja und?«
»In jeder Gemeinde gibt es ein paar schwarze Schafe, um die
man sich besonders kümmern muss.«
»Ich wollte mich auch um ihn kümmern«, erwiderte ich.
Erneut schüttelte Paul den Kopf. »Glaub mir, der Mann braucht
eine andere Art von Hilfe und es ist ja nichts passiert.«
Auf ihrem Laptop gräbt sich ein kleines grinsendes Zahnrad durch
die Erde. Sie dirigiert es mit ihrer Maus. Je mehr Gestein und Kristall
das Rädchen vertilgt, desto größer wird es. Gleichzeitig nimmt die
Energie zu, über die es verfügt.
Ein Fenster in der rechten oberen Ecke des Monitors zeigt ihr an,
wie viele Spieler insgesamt online sind und mit welchem Erfolg sie
um die virtuellen Bodenschätze kämpfen. Rund zweihundertfünfzig
Personen. Nicht gerade eine Menge, aber das ist nachvollziehbar um
kurz vor ein Uhr nachts.
Urplötzlich erscheint ein gigantisches Zahnrad namens
Svenmonster und nimmt die Verfolgung von ihr auf. Sie versucht,
nach links oder nach rechts auszuweichen. Vergeblich. Ihr Rad wird
gefressen.
Game over.
Sie seufzt leise und beginnt von erneut. Ihr winziges,
neugeborenes Rädchen, sie hat es Nightmare getauft, gräbt sich
durch den Boden und fängt an, langsam zu wachsen.
Ihre Augen werden schwer, ihr Kopf sackt nach vorn. Noch ein
paar Minuten hält sie durch, bevor ihr Avatar erneut zerstört wird.
Sie gähnt, streckt sich, massiert sich kurz den Nacken.
Sie ist so müde. Todmüde.
Verstohlen schielt sie zu ihrem Sofa. Es wirkt einladend. Und
gemütlich.
Lieber nicht, denkt sie sich.
Erneut muss sie gähnen.
Okay, sagt sie sich im Geiste. Du ruhst dich lediglich ein wenig
aus. Du wirst nicht einschlafen. Du musst keine Angst haben, dass
dir das passiert. Nur etwas ausstrecken. Zehn Minuten. Angezogen.
Mehr nicht.
Sie klappt den Laptop zu, geht zur Couch, räumt die Kissen
beiseite, knipst die Stehlampe an und legt sich hin. Sie dreht ihren
Kopf so, dass sie direkt in das Licht schaut. Licht ist gut. Es hindert
einen daran, einzunicken.
Der Schein wird immer fahler. Sie blinzelt ein paarmal. Und dann
ist die Helligkeit weg. Dunkelheit hüllt sie ein…
Ich schob den leeren Frühstücksteller ein Stück von mir weg, nahm
meinen Kaffee in beide Hände und lehnte mich zurück. Im Gastraum
des Hotels Fuchs, in dem Paul und ich untergekommen waren,
befanden sich außer uns noch eine Familie mit zwei kleinen Kindern
und ein Ehepaar. Etwas weiter weg am Fenster saß ein etwa
fünfzigjähriger Mann allein an einem Tisch. Er aß eine große Portion
Rühreier. Dabei schaute er die meiste Zeit wie gebannt auf sein
Handy. Mitunter legte er seine Gabel beiseite, um weiterzuscrollen.
Paul hatte sich noch einen Joghurt mit irgendwelchen Körnern
vom kleinen, aber durchaus ansehnlichen Buffet geholt und schob
sich gerade den letzten Löffel in den Mund.
Er seufzte, wischte sich mit einer Serviette über die Lippen und
sah mich an.
»Wollen wir?«, fragte ich.
Er blickte auf seine Armbanduhr. »Ja.«
Wir erhoben uns, rückten die Stühle zurecht, grüßten die
Betreiberin des Hotels. Frau Fuchs, knappe sechzig, braun gefärbte
Haare und Dauerwelle, stilecht mit einem Dirndl bekleidet. Sie hatte
es sich nicht nehmen lassen, uns den Kaffee höchstpersönlich
nachzuschenken. Dabei hatte sie uns die ganze Zeit über neugierig
beobachtet.
Wir traten ins Freie. Obwohl die Sonne schien, war die Luft
draußen recht kühl.
Wir schlenderten über den Marktplatz. In der Mitte der Fläche aus
Kopfsteinpflaster stand ein kleiner Brunnen, aus dem sich irgendeine
Statue eines Mannes erhob. Daneben befand sich eine Bank. Wir
setzten uns. Paul nahm sich einen Zigarillo und zündete ihn an.
»Willst du auch einen?«, bot er mir an.
Ich schüttelte den Kopf. »Ich höre mit dem Rauchen auf.«
»Mal wieder?«
Ich zuckte mit den Schultern.
»Ich würde dich ja ziehen lassen, aber das käme in aller
Öffentlichkeit komisch«, meinte er.
»Hier kommt vieles komisch.« Ich schnaubte und dachte
gleichzeitig daran, wie allein ich mich gefühlt hatte, weil wir
notgedrungen in getrennten Zimmern – die sogar auf verschiedenen
Stockwerken lagen – hatten schlafen müssen. Alles, um nur ja
keinen Verdacht aufkommen zu lassen.
»Bald haben wir es geschafft«, fügte ich an.
Er nickte. »Heute Nachmittag düsen wir nach Hause. Wir dürfen
nicht vergessen, dem Prof und Lorenzo etwas mitzubringen. Und
Ralf.«
»Was schwebt dir vor? Die Auswahl dürfte nicht gerade groß sein
– es sei denn, du willst irgendeine kitschige Tasse aus dem
Souvenirladen oder ein Milchkännchen in Form einer gefleckten Kuh,
die Muh-Laute von sich gibt, wenn man sie kippt.«
Paul lachte leise. »Lorenzo würde uns umbringen.« Er hielt inne.
»Bestimmt haben die in der Gegend einen besonderen Schnaps. Das
wäre ganz nett.«
»Hm«, machte ich. »Vorn habe ich einen Spirituosenladen
gesehen. Wenn wir mit Pätzold durch sind, gehen wir mal hin.«
Wir schwiegen.
»Okay«, sagte Paul nach einer Weile und drückte seinen Zigarillo
aus. »Dann bringen wir es hinter uns.«
Wenige Minuten später standen wir vor dem uralten
Pfarrgebäude. Die massive Holztür war wie am Vortag nicht
verschlossen. Pfarrer Pätzold führte ein offenes Haus, wie er uns
gestern wortreich erläutert hatte. Er hatte uns gebeten, einfach
hineinzugehen.
Wir durchquerten den Flur und klopften an Pätzolds Büro.
Keine Reaktion aus dem Inneren.
Paul und ich sahen uns an.
Ich schnitt eine Grimasse. »Er ist Pfarrer. Er wird schon nicht
hinten zum Klofenster rausklettern, wenn er uns vorn kommen
hört.«
Paul grinste. »Wohl kaum.«
Kurz entschlossen traten wir ein…
Pfarrer Pätzold war anwesend. Allerdings saß er nicht hinter
seinem Schreibtisch. Mit dem Kopf nach unten hing er von einem der
wuchtigen Balken. Um seine Knöchel war ein Strick gewickelt, mit
dem man ihn hochgezogen hatte. Das andere Ende des Seils war um
den linken kunstvoll verzierten Träger geknotet.
Pätzold war nackt, sein Körper mit unterschiedlich langen Wunden
übersät. An seiner Kehle klaffte ein tiefer Schnitt. Auf dem
Holzboden darunter befand sich eine riesige Blutlache, die dem
Aussehen nach bereits teilweise gestockt war.
Seine Haut war bleich, fast weiß, seine Augen verdreht. Sein
Mörder hatte ihn vollkommen ausbluten lassen.
Und noch etwas anderes fiel mir auf: Der Täter hatte Pätzold mit
einem scharfen Gegenstand eine Zahl mitten in die Stirn geritzt,
ungelenk und grob. Dennoch war sie gut lesbar: Es handelte sich um
die Ziffer 8.
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