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Nahrungsaufnahme unterstützen
CE 02B
LS I.1.4
PFG 24/01a
Hannover, 07.03.2024
Dozentin: M. Rieß
Designed by : Frau S. Burghardt
Warum reden wir darüber?
Pflegeabhängige
Essen und Trinken sind Zentrale Rolle für
Menschen können sich
menschliche Gesundheit und
selbst oft nicht
Grundbedürfnisse! Wohlbefinden!
angemessen ernähren!
aufwendige, aufwendige,
pflegerische langwierige
Versorgung Behandlungen
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Warum reden wir darüber?
Fazit
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Bedarfsgerechte Ernährung, was heißt das?
• Eine Ernährung ist dann ernährungsphysiologisch ausgewogen, wenn der Bedarf an allen
lebensnotwendigen Nährstoffen und Energie gedeckt ist:
Menge an Energie bzw. Nährstoffen, die pro Tag benötigt wird
• Als Wegweiser für eine bedarfsgerechte und somit richtige und vollwertige Ernährung im
Alter dienen die Nährstoffempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE),
wie sie z.B. für ältere Menschen ab 65 Jahren formuliert wurden.
Ziele:
• Gewährleistung optimaler Körperfunktionen
• Vermeidung ernährungsbedingter Gesundheitsstörungen
• Schaffung/ Aufrechterhaltung von Körperreserven
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Bedürfnisgerechte Gestaltung von Speisen-/Getränkeangebot und
Esssituationen
Ernährung, aber wie?
entsprechend der Wünsche/ Gewohnheiten/
Vorlieben
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Instrumente zur Einschätzung des Ernährungszustandes:
Screening
Was/Wie/Wofür? Wann?
• kurze, leicht durchführbare Erhebung • zu Beginn des pfleg. Auftrags
• frühzeitige Identifizierung von Menschen, • bei akuten Veränderungen
die gefährdet sind, ein • in regelmäßigen Abständen
Gesundheitsproblem (z.B.
Mangelernährung) zu entwickeln oder
bereits davon betroffen sind
• schneller Überblick, Risikovorhersage
• Äußerer Eindruck, Gewichtsverlust
wahrscheinlich zu geringe Aufnahme, zu
hoher Verbrauch oder Verlust
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Anzeichen für Anzeichen für
Nahrungsmangel? Flüssigkeitsmangel?
Äußerer Eindruck: Unterernährung/ Zeichen von Flüssigkeitsmangel
Untergewicht? (z.B. plötzliche/unerwartete Verwirrtheit,
BMI < 20 trockene Schleimhäute, konzentrierter
Unbeabsichtigter Gewichtsverlust Urin)
(>5% in 1 Monat; >10% in 6 Monaten oder weit Auffällig geringe Trinkmengen
gewordene Kleidung) (z.B. weniger als 1000 ml /Tag über
Auffällig geringe Essensmenge mehrere Tage)
(z. B. mehr als 1/4 Essensreste bei 2/3 d. Erhöhter Flüssigkeitsbedarf
Mahlzeiten) (z.B. Fieber, stark geheizte Räume,
Erhöhter Energie-/Nährstoffbedarf u. Sommerhitze, Diarrhoe, Erbrechen)
Verluste
(z. B. Hyperaktivität, Stresssituationen,
akute Krankheit, Fieber, offene
Wunden, Diarrhoe, Erbrechen, Blutverlust)
(vgl.https://www.dnqp.de/fileadmin/HSOS/Homepages/DNQP/Dateien/Veranstaltungen
/19WS_Bartholomeyczik.pdf)
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Instrumente zur Einschätzung des Ernährungszustandes:
Assessment
• Differenzierte Erfassung u. Einschätzung Durchführung erfolgt:
einer gesundheitsbezogenen Situation (hier: • personenbezogen
Ernährungssituation)
• umfeldbezogen
• Ableitung / Begründung von Maßnahmen
und fundierten • situationsbezogen
Entscheidungen
• Wieviel wird tatsächlich aufgenommen?
Ess-/ Trinkprotokoll
• Mögliche Gründe für zu wenig Essen und
Trinken
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• Sicherung und Förderung bedürfnis- und
bedarfsgerechter oraler Ernährung von kranken und
pflegeabhängigen Menschen
Ziel des Standards =
• Gewährleistung einer angemessenen Unterstützung
Ernährungsmanagement bei der Aufnahme von Speisen und Getränken sowie
der Gestaltung der Mahlzeiten
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Enteral: Parenteral:
Verstoffwechselung über den Magen- Ernährung unter Ausschluss des Magen-
Darm- Trakt Darm- Traktes.
Wenn oral nicht möglich ist Wenn Magen- Darm- Trakt nicht belastet
werden kann/darf/soll
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Pflegefachkräfte in der
Krankenhausversorgung, der stationären
Altenhilfe und der ambulanten Pflege
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Ein anhaltendes Defizit an Energie und/oder
Nährstoffen im Sinne einer negativen Bilanz zwischen
Mangelernährung Aufnahme und Bedarf mit Konsequenzen und Einbußen
Malnutrition (lat.) für Ernährungszustand, physiologische Funktionen und
- Definition Gesundheitszustand
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Mangelernährung - Begriffsbestimmung
• Anhaltendes Defizit an Energie u./o. Nährstoffen
• der benötigte Bedarf wird somit nicht gedeckt
• Zustand hat Konsequenzen und Einbußen für: Ernährungszustand, physiologische
Funktionen, Gesundheitszustand
• zwei der folgenden Kriterien müssen gegeben sein:
- unzureichende Aufnahme von Kalorien/Energie
- Gewichtsverlust
- Verlust von Muskelmasse
- Verlust von Unterhautfett
- Stellenweise o. allgemeine Ansammlung von Flüssigkeit, die den Gewichtsverlust verdecken
kann
- beeinträchtigte Funktionen, die mit der Stärke des Handgriffs gemessen werden kann
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Mangelernährung - Risikofaktoren
allgemeine Gründe, z.B.:
• Krankheits-, therapie- u. altersbedingte Einschränkungen:
• akute u. chronische Krankheiten
• Multimorbidität
Psycho-soziale Einschränkungen:
• Depressionen
• Einsamkeit/Isolation, fehlendes soziales Netz
• ungünstiges Ernährungsverhalten (z.B. durch Armut, Unwissenheit, Gewohnheit)
Umgebungsbedingte Einschränkungen:
• Unflexible Essenszeiten
• unzureichendes, unangemessenes Hilfs- und Unterstützungsangebot während der
Mahlzeiten
• Unruhe, Unterbrechungen während der Mahlzeiten, unerkannter Unterstützungsbedarf
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Folgen von Mangelernährung
Patientenbezogene Folgen:
• postoperative Komplikationen
• Infektionen
• renale o. kardiale Komplikationen
• Dekubitus oder Sturzrisiko steigt
• beeinträchtigte kognitive Leistungen
• höherer Pflegebedarf
• schlechtere Lebensqualität
• Pathologische Veränderungen, z.B. Anämie (Blutarmut) durch Eisenmangel
Systembezogene Folgen:
• Höherer Pflegebedarf, längerer ITS-Aufenthalt
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Flüssigkeitsmangel = Dehydration
Definition:
Defizit an Körperwasser und Natrium, sowohl durch zu geringe Aufnahme als auch
zu hohe unausgeglichene Ausscheidung (auch als Exikkose (=Austrocknung)
bezeichnet).
Gründe?
Ursachen
• bei geringer Flüssigkeitsaufnahme bzw. erhöhter Flüssigkeitsabgabe (meist
Kombination: Ältere trinken zu wenig in Kombination mit einer Diuretikaeinnahme
bzw. dem Gebrauch von Abführmitteln)
• zu geringe Flüssigkeitsaufnahmen bleiben von den Betroffenen bzw. deren
Angehörige oft länger unbemerkt
• Durstempfinden ist im Alter deutlich reduziert und der Flüssigkeitsbedarf des
Körpers wird nicht wahrgenommen
• Ältere inkontinente Menschen trinken weniger, weil sie fälschlicherweise annehmen,
dass so das unkontrollierte Wasserlassen aufhört
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Dehydration - Symptome/Anzeichen
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Dehydrationsprophylaxe
• Tgl. auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr
achten
• Lieblingsgetränke erfragen (ggf. über
Angehörige)
• Getränk in ein individuell passendes
Trinkgefäß griffbereit stellenregelmäßig
Getränke anbieten
• ausreichend Zeit zum Trinken gewähren
• Trinkgefäße nicht bis zum Rand füllen
• Nicht zu viele Flaschen/ Gläser/ Becher
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Ernährungszustand beurteilen
Was ist der Normalzustand?
• Intakte Haut und rosige Schleimhäute
• Glänzende Haare
• Unterhautfettgewebe (nicht zu viel und nicht zu wenig)
• Haut überspannt straff den Körper
• Keine auffälligen Knochenvorsprünge sichtbar
• Person ist vital, kraftvoll und leistungsfähig
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Ernährungszustand
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Beobachtungskriterien zur Einschätzung der
Ernährungssituation
• Ernährungszustand
Körpergröße Ernährungszustände:
Körpergewicht und Gewichtsverlauf • Kachexie
Erscheinungsbild und klinische Symptome • reduzierter Ernährungszustand
• guter Ernährungszustand
• Übergewicht
• Body-Mass-Index (BMI)
• Adipositas
• Taillen- und Hüftumfang (Waist-to-Hip Ratio)
• Perzentilenkurve
• Ernährungsverhalten - welche Einflüsse?
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Screening zur Der Expertenstandart nennt folgende Screening
Instrumente:
Erfassung der • Nutritional Risc Score (NRS) für den
Ernährungssituation Krankenhausbereich
• Mini Nutritional Assessment (MNA), auch für
geriatrische Einrichtungen (MNA-SF); das MNA ist in
der Praxis sehr bekannt und wird auch vom MDK
empfohlen
• Malnutrition Universal Screening Tool (MUST) für die
ambulante Versorgung
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Der Verdauungstrakt vom Mund zum Anus – allgemeine
Informationen
Synonyme:
• Gastrointestinaltrakt, Magen-Darm-Trakt
Allgemeines:
• Durchgehendes Rohr
Beginn: Mund Ende: Anus
Muskulatur in der Wand des Verdauungstrakts bewirkt:
• Mechanische Zerkleinerung
• Intensive Durchmischung
• Transport durch wellenförmige Muskelkontraktionen (» Peristaltik)
Chemische Verdauung:
• Verschiedene Organe entlang des Verdauungskanals geben enzymreiche Sekrete ab
bewirken eine Aufspaltung in kleinste chemische Bausteine
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1. Abschnitt: Cavitas oris – Mundhöhle
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2. Abschnitt: Pharynx - Rachen
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3. Abschnitt: Oesophagus - Speiseröhre
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4. Abschnitt: Ventriculus/Gaster - Magen
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5. Abschnitt: Intestinum tenue – Dünndarm
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Zum 5. Abschnitt: Hepar u. Pankreas - Leber u. Bauchspeicheldrüse
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6. Abschnitt: Colon- Dickdarm
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7. Abschnitt: Mastdarm - Rectum
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Ernährung in verschiedenen Lebensphasen
Säuglinge
Stillen gilt als die beste
Kinder- und (berufstätige)
Ernährungsform! Jugendliche Erwachsene
- Milchnahrung (Pre-Nahrung)
- Getränke (zusätzlich) Allgemeine Empfehlungen:
- Zuckerfreie Getränke Allgemeine Empfehlungen:
- Beikost (frühestens zu Beginn
- Reichlich pflanzenbasierte - 30-35ml/kg Mineralwasser /
des 5. Monats)
Ernährung Tag
- Nur in Maßen tierische - Vollkorngetreide
Lebensmittel - Viel Gemüse und Obst
Betagte - Kantinenessen und
Fertigprodukte vermeiden
Altersbedingte Veränderungen
bei der Nahrungsaufnahme: Besonderheiten im Alter:
- Darmbewegungen nehmen ab - Andicken von Getränken
- Schluck- und Kaubeschwerden - Regelmäßiges Anleiten zum
- Durstempfinden nimmt ab Trinken
- Bei Nahrungsverweigerung süße
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Speisen anbieten
Interaktionsgestaltung
Vorüberlegungen:
• Auswahl der Speisen
• Darreichungsform
• Essenszeiten
• in Gesellschaft oder separat
• ausreichend Zeit einplanen
• eigene Haltung: Dem hilfsbedürftigen Menschen die Selbstbestimmung und Würde erhalten
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Interaktionsgestaltung Gesundheitliche Einschränkungen
erfassen (EDEKA-Regel -
E=Empfindlichkeiten/Unverträglich
keiten,
D =Diätische Kost,
Vorbereitung: E=Einschränkungen,
K=Krankheitsbedingte Kost,
• Positionierung A=Allergien)
• Essplatz richten (schön gedeckt im Bett, am Bettrand, am Tisch, im Speisesaal, hohes
Geschirr steht hinten, öffnen des Deckels)
• Rituale berücksichtigen
• Sinne anregen (Kaffeemaschine gluckert, Bratengeruch, Farbkontraste)
• Hilfsmittel vorbereiten (Strohhalm, Spezialteller, Nasenbecher, Serviette, Besteckhalter,
evtl. Handtuch auf Brustkorb)
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Interaktionsgestaltung
Nachbereitung:
• Mund-Zahn-Prothesenpflege anbieten
• Hände waschen ermöglichen
• Lagerung: 20 Min. noch Oberkörperhochlagerung, dann Seitenlage links
• Dokumentation,
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Aspiration – Definition
Gelangen von Nahrungsbestandteilen in die Trachea und das damit einhergehende
Verlegen der Atemwege mit anschließender Dyspnoe und Hypoxie
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Ursachen
verzögerter, bzw. fehlender Husten/-Schluckreflex
reduzierte Zungenbeweglichkeit
eingeschränkte Koordination von Kauen, Sprechen und Schlucken
Verwirrtheit
allgemeine Schwäche
häufiges Erbrechen
Gefährdete Zielgruppen
• neurologische Erkrankungen
• Frühgeborene
• Verletzungen/Manipulationen im Mund-Kiefer und
Gesichtsbereich
• Schädigungen der Mund - und Ösophagusschleimhaut
• Tumore oder Schwellungen
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Maßnahmen zur Prophylaxe
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Was tun im Notfall?
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