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Full Download Algebra Geeignet Zum Selbststudium Oder Fur Online Vorlesungen 1St Edition Marco Hien 2 Online Full Chapter PDF
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Marco Hien
Algebra
Geeignet zum Selbststudium oder für Online-
Vorlesungen
1. Aufl. 2021
Marco Hien
Institut fü r Mathematik, University of Augsburg, Augsburg, Bayern,
Deutschland
Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die
Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der
Verö ffentlichung vollstä ndig und korrekt sind. Weder der Verlag noch
die Autoren oder die Herausgeber ü bernehmen, ausdrü cklich oder
implizit, Gewä hr fü r den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder
Ä ußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische
Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in verö ffentlichten Karten
und Institutionsadressen neutral.
Das fü hrt natü rlich nicht immer zum gewü nschten Ziel – viele Sä tze
sind das Ergebnis jahre- oder gar jahrzehntelanger Entwicklungen. In
den Erklä rungen der Und jetzt? versuche ich oft Hinweise auf die
entsprechenden Ideen zu geben, so dass man solche Entwicklungen
nachvollziehen kann und als ganz natü rlich empfindet.
Und jetzt?
Mit Und jetzt? beginne ich immer Absä tze, die zu etwas hinfü hren
sollen, im Sinne von: „Wie kommt man jetzt auf das? Was wollen wir
jetzt eigentlich?“. Diese Absä tze sind hervorgehoben. Sie leiten das
jeweils Folgende ein und sind die Anmerkungen, die in einer
Vorlesung mü ndlich hinzugefü gt werden. Durch sie soll das
Eigenstudium der Inhalte erleichtert werden.
Check it out!
Dies sind Anregungen, Fragen, Aufträ ge an die Leser, die jeder fü r
sich beim Lesen des Buches erfü llen sollte. Ich hoffe, dass sie helfen,
den Inhalt besser zu verstehen.
Sie dienten auch als Anregung fü r mö gliche Fragen im Vorfeld
der Vorlesungen: Wenn man nicht mit einem Auftrag klar kommt, ist
dies vielleicht die Gelegenheit auf der entsprechenden Wiki-Seite
eine Frage dazu zu stellen oder auch nur eine Bemerkung der Art:
„Beim Auftrag auf Seite XXX habe ich keine Idee.“
Danksagung
Ich danke den Studierenden der Vorlesung Einführung in die Algebra im
Winter- semester 2020/2021 an der Universitä t Augsburg fü r die
zahlreichen Kommentare, Fragen und vor allem auch Korrekturen von
Fehlern im Skript.
Besonderer Dank geht auch an Frau M.Sc. Caren Schinko, die die
Vorlesung unterstü tzt und begleitet hat. Sie stand mit den Studierenden
in engem Kontakt und konnte in ihren Sprechstunden und
Globalü bungen immer aktuell erkennen, inwieweit die Inhalte
verstanden wurden. Sie hat dadurch viele Anregungen zum
vorliegenden Buch geliefert, fü r die ich ihr sehr dankbar bin.
Die Grundidee zum Vorlesungskonzept ist unter dem Namen „Just in
Time Teaching“ bekannt. Ich habe davon im Rahmen eines
hochschulü bergreifenden Projekts (BayernMINT) des bayerischen
Wissenschaftsministeriums zur Fö rderung von MINT-
Studienabschlü ssen von meinen Kolleginnen und Kollegen im
Fachbereich Physik der Technischen Hochschule Rosenheim gelernt.
Ich danke Ihnen, namentlich Herrn Prof. Dr. Elmar Junker, Frau Prof. Dr.
Brigit Naumer und Frau Prof. Dr. Claudia Schä fle fü r ihre Anregungen
und den Austausch ihrer Erfahrungen.
Vielen Dank an meine Frau Beate fü r ihre unermü dliche
Unterstü tzung.
Das Buch ist meinem Vater gewidmet, der dessen Entstehung
freudig verfolgt hat, leider jedoch die Fertigstellung nicht mehr
miterleben konnte.
Marco Hien
Augsburg
April 2021
Inhaltsverzeichnis
1 Motivation und Voraussetzungen
1.1 Ziele
1.1.1 Algebraische Strukturen
1.1.2 Polynomgleichungen in einer Variablen
1.2 Voraussetzungen
2 Körpererweiterungen und algebraische Elemente
2.1 Körpererweiterungen
2.2 Zwischenkörper und algebraische Elemente
3 Gruppen
3.1 Allgemeine Definition und Folgerungen
3.2 Untergruppen und Gruppenhomomorphismen
4 Gruppenquotienten und Normalteiler
4.1 Äquivalenzrelationen
4.2 Gruppenquotienten
4.3 Der Satz von Lagrange
4.4 Normalteiler und Faktorgruppen
4.5 Der Homomorphiesatz für Gruppen
4.6 Endliche zyklische Gruppen
5 Ringe und Ideale
5.1 Kommutative Ringe mit Eins
5.2 Ringhomomorphismen
5.3 Einheiten und Nullteiler
5.4 Ideale, Faktorringe und der Homomorphiesatz
5.5 Primideale und maximale Ideale
5.6 Der chinesische Restsatz
5.7 Beispiele von Ringen in quadratischen Zahlkörpern
6 Euklidische Ringe, Hauptidealringe, Noethersche Ringe
6.1 Euklidische Ringe
6.2 Der euklidische Algorithmus
6.3 Noethersche Ringe
7 Faktorielle Ringe
7.1 Primelemente und irreduzible Elemente, faktorielle Ringe
7.2 Eigenschaften
8 Quotientenkörperfür Integritätsbereiche
9 Irreduzible Polynome in faktoriellen Ringen
9.1 Inhalt von Polynomen
9.2 Reduktion modulo Primelement
9.3 Das Gauß Lemma
9.4 Anwendung der Reduktion mod
12 Normale Körpererweiterungen
12.1 Algebraischer Abschluss
12.2 Fortsetzung von Körperhomomorphismen
12.3 Normale Erweiterungen
13 Separabilität
13.1 Motivation und Definition
13.2 Formale Ableitung
13.3 Charakteristik eines Körpers und Separabilität
13.4 Der Separabilitätsgrad
13.5 Der Satz vom primitiven Element
14 Galoistheorie (II) – der Hauptsatz
14.1 Der Hauptsatz – Statement
14.2 Ausblick auf eine Anwendung – Mitternachtsformel für
alle Grade?
14.3 Beweis des Hauptsatzes
14.4 Beweis des Zusatzes
15 Kreisteilungskörper
15.1 Einheitswurzeln
15.2 Kreisteilungskörper und -polynome
16 Endliche Körper
16.1 Primkörper, endliche Körper und der Frobenius
16.2 Endliche Körper
17 Mehr Gruppentheorie – Gruppenoperationen und Sylow
17.1 Gruppenoperationen
17.2 Die Sylowsätze
17.3 Anwendungen der Sylowsätze und übliche Tricks
17.4 Beweis der Sylowsätze
18 Auflösbarkeit von Polynomgleichungen
18.1 Auflösbare Gruppen
18.2 Auflösung von Polynomgleichungen durch Radikale
18.3 Die allgemeine Gleichung -ten Grades
Marco Hien
Email: marco.hien@math.uni-augsburg.de
1.1 Ziele
Die Ziele, die wir erreichen wollen, sind im Wesentlichen:
Algebraische Strukturen kennenlernen – Gruppen, Ringe, Kö rper –
sie werden in vielen Bereichen der Mathematik auftauchen:
algebraische Geometrie und Zahlentheorie, algebraische Topologie,
Differentialgeometrie, ...
Galoistheorie und die Frage nach der Lö sung von
Polynomgleichungen in einer Variablen.
Algebraische Strukturen
Ein Hauptaugenmerk der Schulmathematik liegt in der Erarbeitung des
ü blichen Zahlbereichs, den man schrittweise entwickelt (vielleicht hat
man noch nicht in der Schule gesehen):
Man hat also erneut einen Anlass, den Zahlbegriff zu erweitern, indem
man zu den komplexen Zahlen ü bergeht. Diese bilden nun einen
vollstä ndig bewerteten (Begriff der Analysis), algebraisch
abgeschlossenen (Begriff der Algebra) Kö rper.
Insgesamt sieht man, dass man in jedem Schritt von einem bereits
konstruierten Zahlbereich, in dem viele Rechnungen mö glich sind,
ausgeht, dieser aber doch noch einen natü rlichen Wunsch vermissen
lä sst. Die Erweiterungen des Zahlbereichs sind jedesmal auf diesen
Wunsch ausgelegt und tatsä chlich jeweils die einfachste, naheliegende
Art, den vorliegenden Zahlbereich zu ergä nzen, so dass dieser eine
zusä tzliche Wunsch erfü llt ist. In diesem Buch wollen wir, wo mö glich,
ä hnlich vorgehen: Wir erkennen eine natü rliche Frage, einen
natü rlichen Wunsch und versuchen, algebraische Strukturen auf
einfache Weise so zu finden, dass dieser erfü llt wird.
Ein weiterer algebraischer Begriff, der einem oft begegnet, ist der
einer Gruppe. Auch diesen hat man in der Schule bereits gesehen – z. B.
in der Kombinatorik/Wahrscheinlichkeitsrechnung: Wie viele Arten
gibt es, die Zahlen anzuordnen? Jede Anordnung ist eine
bijektive Abbildung
die der Zahl j ihren Platz zuordnet. Diese Abbildung kann man
hintereinanderschalten und man erhä lt die symmetrische Gruppe
als den kleinsten Kö rper definieren, der und (fü r ist dabei
wieder einen Ring der ganzen Zahlen und man hat das Viereck:
deren linke Spalte kommutative Ringe mit Eins und deren rechte Spalte
Kö rper sind. Es ist dann wichtig, welche Eigenschaften der Ring hat.
Beispielsweise gilt in nicht immer eine eindeutige
Primfaktorzerlegung. Wä re dies der Fall, wä re die Aussage der
Fermatschen Vermutung (ca. 1640) (von A. Wiles 1994 bewiesen):
Es gibt keine nicht-trivialen Lö sungen der Gleichung
mit fü r .
relativ leicht zu beweisen und wä re nicht ü ber 350 Jahre lang ein
offenes Problem gewesen.
(1.1)
mit Koeffizienten in einem Kö rper . Ist , nennt man (1.1)
eine Gleichung vom Grad n.
Fü r hat man die Lö sungsformel (von Lehrkrä ften oft
Mitternachtsformel genannt): Die Gleichung hat die
Lö sungen
(1.2)
ü bergehen und bliebe bei einem Kö rper mit abzä hlbar vielen
Elementen.
Man kann die Formel (1.2) leicht herleiten (quadratisches Ergänzen)
und nutzt dabei nie, dass man in oder arbeitet, sondern nur, dass
man sich in einem Kö rper befindet. Die einzige Stelle, an der man
vorsichtig sein muss, ist, wenn man durch 2 dividiert. Es gibt Kö rper, in
denen gilt, und man darf dann nicht durch 2 dividieren. Man
kann die Herleitung der Formel (inklusive Division durch 2) also in
jedem Kö rper nachvollziehen, in dem gilt (solche Kö rper hei"sen
dann Körper der Charakteristik ). Alles, was man dabei nutzt, gilt in
jedem Kö rper (z. B. die Aussage ). Sie haben in der Schule
die Lö sungen
Und jetzt?
Wie ist die Bedingung zu verstehen? Bleiben wir
(1.3)
Davon gibt es drei (wenn die rechte Seite nicht Null ist – nehmen wir
das mal an).
Ist eine davon, so gilt fü r das Produkt , dass
Auch hier gibt es drei Lö sungen, eine davon ist . Das ist
Und jetzt?
Ein kleiner Kommentar zur obigen Formel: Zu zeigen, dass sie
tatsä chlich eine Lö sungsformel ist, ist nahezu trivial. Man setzt
in die linke Seite der zu lö senden Gleichung
ein und rechnet diese aus. Dabei benutzt man nur
dass
gilt. Analog fü r ,
Der Beweis der Existenz davon ist nichts anderes als die Berechnung,
die Sie auch kennen: Ist sind wir fertig mit
und . Ist , so schreiben wir
und . Dann betrachte
eliminiert haben). Jetzt kann man den Beweis elegant als Induktion
nach fü hren und die Induktionsvoraussetzung nun auf
anwenden – oder man macht einfach sukzessive (das ist das, was
man im bekannten Algorithmus macht) mit und g genau so weiter,
und die rechte Seite hat Grad nach Voraussetzung, das ist
nur mö glich, wenn und dann auch .
Fußnoten
1 weil in der Algebra oft wichtig ist, welcher Kö rper gerade betrachtet wird, betonen
wir das meist und sagen K-Vektorraum fü r einen Vektorraum ü ber dem Kö rper K,
ebenso K-lineare Abbildung, ...
© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil
von Springer Nature 2021
M. Hien, Algebra
https://doi.org/10.1007/978-3-662-63778-4_2
2. Körpererweiterungen und
algebraische Elemente
Marco Hien1
(1) Institut fü r Mathematik, University of Augsburg, Augsburg, Bayern,
Deutschland
Marco Hien
Email: marco.hien@math.uni-augsburg.de
2.1 Körpererweiterungen
Den Begriff eines Kö rpers lernt man meist bereits in der Linearen
Algebra kennen. Ich erinnere daran, dass es eine Menge K mit zwei
Verknü pfungen und ist, die beide kommutativ, assoziativ und
zusammen distributiv sind, die Addition hat ein neutrales Element
, die Multiplikation ein neutrales Element , jedes Element
hat ein additiv Inverses und jedes ein
multiplikativ Inverses . Fü r eine formale Definition (oder eine
Und jetzt?
Hat man einen Kö rper L und eine Teilmenge , so dass K wie
oben abgeschlossen unter Addition und Multiplikation ist, man also
diese Verknü pfungen zu Abbildungen einschrä nken
kann, so beachte:
Die Eigenschaften kommutativ, assoziativ und distributiv vererben
sich natü rlich automatisch auf die Einschrä nkung.
Gilt zudem , so sind diese wieder die neutralen Elemente
bezü glich Addition und Multiplikation – sie sind ja sogar fü r alle
neutral.
Um zu sehen, dass K ein Teilkö rper ist, muss man dann nur noch
zeigen, dass (damit ist auch fü r ) und dass
fü r jedes das multipliaktiv Inverse (welches in L
Beispiele
1. oder sind Kö rpererweiterungen.
Beweis Fü r gilt:
Und jetzt?
Konstruktionen wie im zweiten/dritten Beispiel werden wir jetzt
dann allgemeiner untersuchen! Man kö nnte sich auch schrittweise
weiter vortasten. Beispielsweise versuchen, einen Kö rper, der die
Bezeichnung verdient, konstruieren.
Check it out!
Versuchen Sie analog zum zweiten Beispiel eine gute Konstruktion
fü r einen Teilkö rper anzugeben, so dass ,
erst weiter, wenn Sie einen Versuch gemacht haben. Es ist allerdings
vielleicht nicht ganz einfach, nachzuweisen, dass Ihr Versuch das
richtige Ergebnis liefert – daher geht’s in diesem Auftrag nur um die
Idee, die Sie haben sollten. Ich bespreche das jetzt gleich.
Und jetzt?
Um den Auftrag zu erledigen, sieht man sofort, dass analog zu oben
alle Zahlen der Form (sogar in , aber das ist hier
gelten muss und diese Zahl nicht von obiger Form ist. Der richtige
Ansatz kö nnte also sein
Leicht zu sehen ist, dass K abgeschlossen bezü glich ist, und dass
gilt. Bleibt wieder zu zeigen, dass fü r jedes
das Inverse (wie gesagt, sogar in , aber das ist hier
(2.1)
erfü llt. Dieses hat als Lö sung die erste Spalte der inversen
Matrix, nä mlich , also ist
(2.2)
Ich mö chte versuchen, dass wir immer wieder mal den Computer
nutzen, um explizite Rechnungen auszufü hren. Ich nutze dann
immer sage, siehe dazu https://sagemath.org. Dort bestä tigen die
Zeilen
(im Wesentlichen) der Kö rper K. Darin ist a ein Erzeuger und hat
somit die Rolle . Die Elemente x und y sind dann wie oben
Die letzte Idee aus dem Und jetzt? – Lineare Algebra zu nutzen – fü hrt
zu den Ü berlegungen, die jetzt gleich folgen. Dazu erinnere ich an den
(abstrakten) Begriff eines Vektorraums über einem Körper K. Das ist
zunä chst eine nicht-leere Menge V mit einer Addition (kommutativ und
assoziativ), die ein neutrales Element besitzt und zu jedem
gibt es ein mit . Daneben existiert noch eine
skalare Multiplikation (die Elemente des Kö rpers K nennt man in der
linearen Algebra gerne die Skalare)
(2.3)
(also mit dem aus L, der erste Faktor ist lediglich zufä llig in K). Damit
ist alles gegeben, was ein K-Vektorraum braucht: die Menge hat
eine Addition und (2.3) kann als eine skalare Multiplikation gesehen
werden. Die Bedingungen, die an einen Vektorraum gestellt werden,
lassen sich alle einfach nachprü fen. Wir haben also gesehen:
Lemma 2.2 Ist L|K eine Körpererweiterung, so ist L mit seiner Addition
und der durch Einschränkung der Multiplikation auf
induzierten skalaren Multiplikation in natürlicher Weise ein K-
Vektorraum.
Damit haben wir jetzt die gesamte Lineare Algebra zur Verfü gung. Zum
Beispiel den Begriff der Dimension eines Vektorraums – der damit
zusammenhä ngt, dass jeder K-Vektorraum eine Basis hat und die
Mä chtigkeit einer Basis unabhä ngig von der Wahl der Basis ist.
Und jetzt?
Wenn Ihnen die Vorstellung, dass bei einer Kö rpererweiterung L|K
der grö ßere Kö rper L ein Vektorraum ü ber dem kleineren Kö rper K
ist, noch nicht problemlos vertraut ist, schauen Sie sich das
vorangegangene Beispiel nochmal genauer an. Es ist dazu sehr
hilfreich.
Die Schwierigkeit, die man manchmal dabei hat, ist, dass jetzt
mehrere algebraische Strukturen gleichzeitig auftreten und man – je
nach Fragstellung – gewisse davon kurzzeitig vergessen sollte, um
sich dann an der entsprechenden Stelle wieder zu erinnern. Ich
versuche, das mal zu erklä ren:
Die Elemente sind also die Vektoren im
Wir werden gleich eine Aussage aus der Linearen Algebra benö tigen, an
die ich kurz erinnern mö chte – den Rangsatz. Er handelt von K-linearen
Abbildungen zwischen K-Vektorrä umen (also mit
und fü r und
). Erinnern wir uns kurz an den Kern und das Bild von :
(Das ist gutwillig zu lesen, wenn nicht endlich ist. Dann ist
auch mindestens einer der beiden Summanden rechts unendlich.)
zuerst ein paar Definitionen, wir wollen das mö glichst allgemein halten.
Definition 2.7 Fü r eine Kö rpererweiterung L|K heißt ein Teilkö rper
mit ein Zwischenkörper von L|K.
enthalten, also .
1. und
(2.4)
dimensionalen -Vektorraum
(2.5)
(2.6)
Wenn wir das wissen, sind wir fertig, denn offenbar muss die in (2.5)
definierte Menge in wie in (2.6) liegen, wenn (2.5) also
selbst schon ein Kö rper ist, dann auch der kleinste Zwischenkö rper
mit als Element.
(2.7)
Wir erinnern uns jetzt, dass V nicht nur ein -Vektorraum ist,
sondern gilt, ein Kö rper ist und V bezü glich der Addition
und Multiplikation abgeschlossen ist. Deshalb ist Multiplikation mit
eine Abbildung
Diese ist -linear – leicht zu prü fen, folgt aus Kommutativitä t von
und Distributivitä t in . Welche Matrix, sagen wir B, beschreibt in
der von uns betrachteten Basis ? Sei dazu
und die obere Zeile ist injektiv (sogar bijektiv mit Umkehrabbildung
), also ist auch injektiv, also auch bijektiv wegen
Korollar (2.6). Man kann’s auch so sagen: Damit ist im Bild,
also existiert ein mit .
Jetzt fü hren wir vom Beispiel aus dem Und jetzt? geleitet, die
allgemeine Situation durch: Es sei L|K eine Kö rpererweiterung.
Betrachten wir zunä chst den Polynomring K[X] . Man hat die
injektive Abbildung
Bemerkung 2.13 Jeder Unterring S ist also mit den Einschrä nkungen
der Addition und Multiplikation wieder ein kommutativer Ring mit
Eins.
Betrachten wir die Situation aus Definition 2.10: Wir haben ein
und L|K eine Kö rpererweiterung. Dann haben wir nun zwei Objekte:
1. Den Unterring von L. Dies ist ein kommutativer Ring mit Eins
und ein K-Vektorraum.
Und jetzt?
Etwas informeller mö chte ich das so formulieren: Die beiden Objekte
und haben unterschiedliche „Qualitä ten“ oder
„Geschmacksrichtungen“.
ist leicht zugänglich, wir kennen die Elemente sofort, es sind
genau die polynomialen Ausdrü cke
gilt (siehe unten), aber das ist bei Weitem nicht so schö n wie bei
– wann ist , wann ist gesichert, welche
Zusammengefasst:
K-Vektorraumstruktur Körper?
gut zugänglich schwierig zu entscheiden
Um so schö ner ist es, dass wir jetzt dann zeigen, dass – in den
Situationen, in denen es uns am meisten interessiert (Definition 2.14
unten) – beides dasselbe liefert. Wie im Beispiel schon
diskutiert.
Bemerkung 2.15
1. Jedes ist algebraisch ü ber K, weil man
wä hlen kann.
wä hlen kann.
3. Die Zahl ist transzendent ü ber – das ist aber nicht leicht
zu zeigen und heißt Satz von Lindemann.