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PDF of Fur Die Zukunft Des Deutschen Volkes Das Bundesdeutsche Atom Und Forschungsministerium Zwischen Vergangenheit Und Neubeginn 1955 1972 Thomas Raithel Niels Weise Full Chapter Ebook
PDF of Fur Die Zukunft Des Deutschen Volkes Das Bundesdeutsche Atom Und Forschungsministerium Zwischen Vergangenheit Und Neubeginn 1955 1972 Thomas Raithel Niels Weise Full Chapter Ebook
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Thomas Raithel und Niels Weise
»Für die Zukunft des deutschen Volkes«
Das bundesdeutsche Atom- und Forschungsministerium
zwischen Vergangenheit und Neubeginn 1955–1972
Thomas Raithel und Niels Weise
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
I. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
1. Das Atom- und Forschungsministerium . . . . . . . . . . . . 11
2. Forschungskontexte und Forschungsfragen . . . . . . . . . . 17
3. Der Begriff der »NS-Belastung« . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
4. Ansatz und Aufbau der Studie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
5. Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
Anhang
1. Organigramme des Atom- und Forschungsministeriums . . . 435
2. Das untersuchte ministerielle Führungspersonal: biographische
Basisdaten und spezifische archivalische Quellen . . . . . . . 438
Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 444
Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 450
Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 459
Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 489
6
Vorwort
Diese Studie geht zurück auf eine Anregung des Bundesministeriums für
Bildung und Forschung und wurde von diesem gefördert. Sie steht im
Kontext der neueren »Aufarbeitungsforschung«, die sich mit der national-
sozialistischen Vergangenheit bundesdeutscher Institutionen und ihren
fortwirkenden NS-Belastungen in der Nachkriegszeit beschäftigt. Da das
1955 gegründete Bundesministerium für Atomfragen keine direkte Vor-
läuferbehörde in der NS-Zeit besaß, müssen viele Fragen breiter gestellt
werden als bei den meisten anderen bundesdeutschen Ressorts. Der in der
neuesten Forschung erkennbare Trend, das Thema »NS-Belastung« in
größere inhaltliche und zeitliche Zusammenhänge von Kontinuität und
Diskontinuität einzubetten, wird daher in unserem Buch in besonderer
Weise akzentuiert. Der vorliegenden Arbeit, die einen institutionen- und
personengeschichtlichen Schwerpunkt besitzt, wird sich in Kürze ein wis-
senschaftsgeschichtlich ausgerichteter Sammelband anschließen.
Als Autoren sind wir, wie immer bei umfangreichen geschichtswis-
senschaftlichen Projekten, einer Vielzahl von Menschen zu Dank für
Hilfen, Informationen und Anregungen verpflichtet. Aus unserem For-
schungsumfeld im Institut für Zeitgeschichte München-Berlin (IfZ) sollen
mit Dorothea Wohlfarth und Silvia Wasmaier an erster Stelle die b eiden
Hilfskräfte genannt werden, die nacheinander mit großem Einsatz an un-
seren Recherchen mitgewirkt haben. Franziska Meier und Moritz Her-
zog-Stamm unterstützten uns jeweils für kürzere Zeit im Rahmen ihres
Praktikums am IfZ. Die vorliegende Studie profitierte auch davon, dass
Daniela Hettstedt unser Projektteam seit dem Jahr 2019 verstärkt hat, um
sich vorrangig dem Sammelband zu widmen. Erwähnung finden sollen
schließlich auch Margaretha Bauer, Malte Müller und Irina Stange, die
als Elternzeitvertretung und als Hilfskräfte an der Erstellung der für un-
sere Arbeit grundlegenden Machbarkeitsstudie beteiligt waren. Unter den
weiteren (aktiven und ehemaligen) IfZ-Kolleginnen und Kollegen, die
uns mit Fachwissen unterstützt haben, seien Giles Bennett, Carlos Al-
berto Haas, Christian Hartmann, Johannes Hürter, Nadia Labadi, Eva
Oberloskamp und Thomas Schlemmer hervorgehoben. Beata Lakeberg
danken wir für Übersetzungen aus dem Polnischen, den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern der IfZ-Bibliothek für stete Hilfs- und Kooperations-
bereitschaft. Im Vorfeld und während der Drucklegung war uns der
7
vorwort
Lektor Günther Opitz eine sehr große Hilfe. Ebenso danken wir Ursula
Kömen vom Wallstein Verlag für die Betreuung der Arbeit während des
Druckprozesses.
Wissenschaftler und Archivare, auch von außerhalb des IfZ, haben uns
in Einzelfragen wichtige Hinweise gegeben oder uns erlaubt, noch un-
veröffentlichte Manuskripte einzusehen: Besonders genannt seien Lukas
Alex, Stephan Geier, Philipp Glahé, Helge Heydemeyer, Walter Hirsch-
mann, Rouven Jannek, Bernhard Löffler, Christian Marx, Dieter Pohl,
Bernd-A. Rusinek, Thomas Sandkühler, Florian Schmaltz, Alexander von
Schwerin, Helmuth Trischler, Jens Westemeier und Hans-Peter-Wollny.
Miłosz Grobelny hat uns einen in Deutschland schwer zugänglichen Zeit-
schriftenartikel zukommen lassen.
Dank schulden wir auch unseren Familien. Die Vereinbarung von wis-
senschaftlicher Arbeit und Familie ist uns vor allem in den beiden zurück-
liegenden Pandemiejahren oftmals schwer gefallen.
8
»Die sorgfältige Lektüre des vorliegenden Jahresberichtes
wird dem Leser zeigen, daß der Bund bestrebt ist, durch
eine dem dynamischen Fortschritt von Wissenschaft und
Technik angemessene Forschungsförderung ausreichend
Vorsorge für die Zukunft des deutschen Volkes zu treffen.«
(Gerhard Stoltenberg, Bundesminister für
wissenschaftliche Forschung, 19661)
I. Einleitung
9
ei n lei t u ng
3 Im Folgenden ist für die Zeit bis 1962 meist generalisierend vom »Atomministe-
rium« die Rede, für die Zeit ab 1962 vom »Atom- und Forschungsministerium«,
wobei die kurze, in den Untersuchungszeitraum fallende Phase erster Zuständig-
keiten im Bildungsbereich (1969–1972) subsumiert wird.
4 Thomas Raithel, Machbarkeitsstudie: Vorgeschichte des Bundesministeriums für
Bildung und Forschung bzw. seiner Vorgängerinstitutionen, unter Mitarbeit von
Margaretha Bauer, Irina Stange und Malte Müller, Ms. München 2015. An einzel-
nen Stellen erfolgen auch wörtliche Übernahmen.
10
1. da s atom - u n d for sch u ngsm i n ist er i u m
Gut zehn Jahre nach dem Ende des NS-Regimes und knapp sechseinhalb
Jahre nach Entstehung der Bundesrepublik Deutschland wurde im Okto-
ber 1955 das Bundesministerium für Atomfragen gegründet. Zum ersten
»Atomminister« bestimmte Bundeskanzler Konrad Adenauer den aufstre-
benden 40-jährigen CSU-Politiker Franz Josef Strauß, der bereits seit 1953
ein – extrem kleines, fachlich unspezifisches und primär koalitionspoli-
tisch motiviertes – »Bundesministerium für besondere Aufgaben« geleitet
hatte.
Das neue Ministerium bezog ein ehemaliges Hotel am Rheinufer in Bad
Godesberg. Der 1895 erbaute »Godesberger Hof«, sein ursprünglicher
Name war »Kaiserkrone« gewesen, hatte den wilhelminischen Charakter
infolge eines von den Architekten Eugen Blanck und Walter Kratz kon-
zipierten Umbaus in den Jahren 1949 und 1950 völlig verloren. Er wirkte
nun wie ein funktionaler, »amerikanisierter« Neubau der frühen Bundes-
republik (s. Titelbild und Abb. 1).5 Nachdem das Gebäude zeitweise der
US-amerikanischen Hochkommission als »Gästehaus« gedient hatte,6 fiel
es 1954 in Bundesbesitz. Bis zum Umzug in ein neu errichtetes Hochhaus
im Jahr 19687 war das Atom- und Forschungsministerium an diesem Ort
untergebracht – ein durchaus symbolträchtiger Ort, der Vergangenheit
und Neubeginn auch in seiner Baugeschichte verkörperte.
Die Gründung eines Atomministeriums, mitten in der zweiten Legis-
laturperiode des Deutschen Bundestags, erklärt sich zum einen aus der
deutschlandpolitischen Situation des Jahres 1955. Am 5. Mai 1955 waren
die Pariser Verträge in Kraft getreten, die im Oktober 1954 zwischen den
westlichen Siegermächten, einigen weiteren westlichen Staaten und der
Bundesrepublik geschlossenen worden waren. Der westdeutsche Staat er-
hielt nun weitgehende Souveränitätsrechte, und er gewann damit auch auf
dem Feld der Atomforschung und Atompolitik, auf dem bislang massive
alliierte Restriktionen geherrscht hatten, neuartige Spielräume. Schon seit
längerem hatte es innen- bzw. wissenschaftspolitische Bemühungen ge-
5 Zur Geschichte des Gebäudes vgl. H. S. [Herbert Strack], Das Hotel Godesberger
Hof am Rheinufer, in: Godesberger Heimatblätter 33 (1995), S. 131–133; Helmut
Vogt, Wächter der Bonner Republik. Die Alliierten Hohen Kommissare 1949–
1955, Paderborn u. a. 2004, Bildteil, Nr. 11 f.; ebenda eine fotographische Gegen-
überstellung der wilhelminischen Hotelrückseite und des Aussehens nach dem
Umbau sowie die Wendung »›Amerikanisierung‹ eines Hotels«.
6 Vgl. ebenda, S. 103.
7 Zum Neubau im Bonner Tulpenfeld vgl. unten S. 198 f. (mit Abb. 5).
11
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8 Vgl. Joachim Radkau, Aufstieg und Krise der deutschen Atomwirtschaft 1945–
1975. Verdrängte Alternativen in der Kerntechnik und der Ursprung der nuklea-
ren Kontroverse, Reinbek bei Hamburg 1983, S. 82 f.; Wolfgang D. Müller, Ge-
schichte der Kernenergie in der Bundesrepublik Deutschland, Bd. 1: Anfänge und
Weichenstellungen, Stuttgart 1990, S. 10; Peter Fischer, Atomenergie und staat
liches Interesse. Die Anfänge der Atompolitik in der Bundesrepublik Deutschland
1949–1955, Baden-Baden 1994, S. 232–237. Vgl. auch den Zeitzeugenbericht von
12
1. da s atom - u n d for sch u ngsm i n ist er i u m
13
ei n lei t u ng
1972, dem Ende unseres Untersuchungszeitraums, der auch mit der bis
1994 währenden Teilung des Ministeriums13 zusammenfällt.
Das Atom- und Forschungsministerium der Jahre 1955 bis 1972 stellte
in mehrfacher Hinsicht ein besonderes Ministerium dar:
– Im internationalen Vergleich handelte es sich bei der Schaffung eines
eigenen Ministeriums für Fragen der zivilen Nutzung der Kernener-
gie – sieht man von dem sowjetischen Ministerium für Nukleartechnik
und Nuklearindustrie ab14 – weitgehend um einen singulären Vorgang.
Analoge Aufgaben waren und sind in anderen Staaten eher im Rahmen
breiter zugeschnittener Forschungs- und Energieministerien oder auf
der Ebene hoher nationaler Behörden angesiedelt.
– In institutionengeschichtlicher Perspektive ist der Umstand von Bedeu-
tung, dass es im Gegensatz zu den meisten anderen bundesdeutschen
Ressorts15 während der NS-Zeit keine unmittelbare ministerielle Vor-
gängerinstitution des Atomministeriums gegeben hat und angesichts
des neuartigen fachlichen Schwerpunkts der zivilen Nutzung der Kern-
energie auch nicht geben konnte. Erst wenn man den Fokus weiter fasst
und – entsprechend der Entwicklung des Ministeriums in den 1960er
Jahren – den breiteren Bereich der technisch-naturwissenschaftlichen
Forschung betrachtet, lässt sich in den Jahren 1933 bis 1945 ein minis
terieller Vorgänger erkennen, der fachlich gewisse Analogien aufweist.
Das Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung
(RMWEV) hatte allerdings einen sehr viel weiteren Zuschnitt.16 Eine auf
Technik- und Naturwissenschaften bezogene Forschungspolitik besaß
hier lediglich einen begrenzten, wenn auch nicht zu unterschätzenden
Stellenwert. Obwohl das Reichsministerium für Wissenschaft, Erzie-
hung und Volksbildung 1939 die Konzentration der frühen deutschen
Atomforschung im »Uranverein« initiiert hatte, konnte es auf diesem
Feld keine bleibende Zuständigkeit erlangen. In personeller Hinsicht
13 Neben dem BM für Bildung und Wissenschaft entstand das BM für Forschung und
Technologie.
14 Dieses Ministerium besaß allerdings eine »militärisch-zivile Doppelfunktion«;
Stefan Guth, Atomstaat Russland, in: Religion und Gesellschaft in Ost und West
4 (2016), S. 24–27, hier S. 24.
15 Dies gilt v. a. für die klassischen Ressorts wie Inneres, Äußeres, Finanzen, Wirt-
schaft etc. Weitere »vorgängerlose« Ministerien waren in den 1950er Jahren z. B.
das Vertriebenenministerium und das Ministerium für Gesamtdeutsche Fragen.
16 Vgl. Anne C. Nagel, Hitlers Bildungsreformer. Das Reichsministerium für Wis-
senschaft, Erziehung und Volksbildung 1934–1945, Frankfurt a. M. 2012. Ge-
nauer zum RMWEV vgl. unten S. 46–54.
14
1. da s atom - u n d for sch u ngsm i n ist er i u m
17 Die einzige Frau, die nach den unten S. 40 erläuterten Kriterien zur näher betrach-
teten Untersuchungsgruppe gehört, ist die von 1969 bis 1972 im Bundesministe-
rium für Bildung und Wissenschaft amtierende parlamentarische Staatssekretärin
Hildegard Hamm-Brücher. Die erste Frau, die ein Referat leitete, war seit Mai
1970 Renate Musso; wegen ihres Geburtsjahrgangs (1932) gehört diese allerdings
nicht zur Untersuchungsgruppe.
18 Beide Begriffe sowie andere Komposita von »Atom-« und »Kern-« wurden zeit-
genössisch zunächst weitgehend synonym verwendet; zudem war bald – wie von
1957 bis 1962 auch im Namen des Ministeriums – die Verbindung »Atomkern-
energie« üblich. Die im Fachdiskurs zu registrierende Bevorzugung von »Kern-
energie« – die wohl auch dazu diente, die Nähe zum Begriff »Atombombe« zu
vermeiden – lässt sich in unserem Quellenmaterial seit Ende der 1950er Jahre
erkennen. In den 1970er Jahren wurde diese Entwicklung, die sich auch als
»Verfachlichung des Sprachgebrauchs« kennzeichnen lässt, von der Atomlobby
verstärkt. Vgl. Matthias Jung, Öffentlichkeit und Sprachwandel. Zur Geschichte
des Diskurses über die Atomenergie, Opladen 1994, S. 82–87, Zitat S. 86. – Die
vorliegende Untersuchung verwendet »Atom-« und »Kern-« ohne semantische
Differenzierung parallel.
15
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prägte Mitte der 1960er Jahre die ministeriellen Vorworte für die Jahres-
berichte des Ministeriums.19 Die Zukunftsorientierung stand in einem
markanten und vielleicht auch dialektischen Gegensatz zur vielfältigen
Präsenz der Vergangenheit, für die der eben zitierte traditionelle Volks-
begriff, der weit in die Zeit vor 1933 zurückreicht,20 ein Beleg unter
vielen ist. Präsent waren auch die Folgen der NS-Zeit, wenngleich oft
eher in impliziter, nicht öffentlich thematisierter Form. Das Spannungs-
verhältnis zwischen Vergangenheit, Gegenwart und (gedachter bzw.
projektierter) Zukunft bildet insgesamt einen wichtigen Aspekt unseres
Themenfeldes (vgl. Kap. III).
Zu Beginn dieser Arbeit ist schließlich auch darauf hinzuweisen, dass das
Atom- und Forschungsministerium der 1950er und 1960er Jahre in seiner
politischen Bedeutung nicht überschätzt werden darf. Diese Feststellung
mag im Rahmen einer Studie, die sich ausführlich mit diesem Ministerium
beschäftigt, überraschend klingen. Sie ist aber notwendig, um falschen Er-
wartungen, die sich mit unserer Studie verbinden könnten, entgegenzu
treten. Die Fragen nach dem generellen Stellenwert der Atompolitik in
der frühen Bundesrepublik, nach der Bedeutung militärischer Überlegun-
gen oder gar Ziele und nach diesbezüglichen Kontinuitätslinien aus der
NS-Zeit lassen sich mit Blick auf das Atom- und Forschungsministerium
kaum beantworten. Dieses Ministerium war in seinem Agieren ein relativ
kleines und fachlich beschränktes Ressort. Seine Hauptenergie war darauf
gerichtet, der bundesdeutschen Atomforschung und Atomwirtschaft so-
wie dann in den 1960er Jahren weiteren »Zukunftstechnologien« den für
notwendig gehaltenen Anschub zu geben, gewisse – damals auf sehr nied-
rigem Niveau gedachte – Sicherheitsmaßnahmen zu gewährleisten und
gleichzeitig für eine Akzeptanz in der Bevölkerung zu werben.
Ein politisches Grundproblem lag darin, dass die Grenzen zwischen
ziviler und militärischer Atomwirtschaft fließend sind und dass der Schritt
von der zivilen zur militärischen Nutzung der Kernenergie zumindest
als Option ab einer bestimmten Größenordnung kaum auszuschließen
ist. Bei den führenden Atommächten der 1950er und 1960er Jahre – den
Vereinigten Staaten, der Sowjetunion und Großbritannien – war die Ver-
mengung beider Felder ohnehin offenkundig, zumal der technologische
16
2. for sch u ngskon t ex t e u n d for sch u ngsf r agen
Impuls dort, ebenso wie einst im Uranprojekt des NS-Regimes, von den
militärischen Möglichkeiten ausgegangen ist. Zur Beurteilung der frühen
bundesdeutschen Atompolitik einschließlich ihrer außenpolitischen Inst-
rumentalisierung muss der Betrachtungsrahmen daher sehr viel weiter als
in unserer Studie gespannt werden. Einzubeziehen wären – wie dies in den
neueren Arbeiten von Geier und Hanel auch geschieht21 – das Bundes-
verteidigungsministerium, das Auswärtige Amt und das Bundeskanzler-
amt bzw. die Person Adenauers. Dies wäre dann aber ein anderes Thema.
Die Literaturbasis, auf die sich die vorliegende Arbeit stützen kann, ist
in kontextueller Hinsicht überaus breit, im eigentlichen thematischen
Kernbereich allerdings sehr eng. Die Institutionen- und Wissenschaftsge-
schichte des Atom- und Forschungsministeriums ist bislang nur unzurei-
chend erforscht. Einen kurzen, immer noch hilfreichen Abriss über die
Entwicklung des Ministeriums bis Ende der 1960er Jahre hat bereits 1969
Johannes Sobotta gegeben, der damals selbst Referent im damaligen Bun-
desministerium für wissenschaftliche Forschung war.22 Inzwischen be-
sitzt seine Arbeit bereits selbst den Charakter einer historischen Quelle.
Danach dauerte es Jahrzehnte, bis sich erste Studien mit dem Ministerium
auseinandersetzten. Die sozialwissenschaftliche Arbeit von Andreas Stu-
cke aus dem Jahr 1993 zu System, Struktur und Institutionen der bundes-
deutschen Forschungspolitik konzentriert sich auf das BMBF und seine
Vorgängerinstitutionen, bleibt jedoch in Vielem sehr abstrakt und geht
nicht auf die Frage langfristiger Kontinuitäten deutscher Forschungspoli-
tik ein.23 Eine Synthese der bisherigen Kenntnisse über die Entwicklung
und Politik des Atom- bzw. Forschungsministeriums vermittelt ein Sam-
17
ei n lei t u ng
18
2. for sch u ngskon t ex t e u n d for sch u ngsf r agen
ell zur atomaren Exportpolitik der 1970er Jahre liegt jetzt die Studie von
Dennis Romberg vor.28 Die historiographische Literatur zur bundes
deutschen Luft- und Raumfahrtforschung und -politik hat sich ebenfalls
mit der Politik des Atom- und Forschungsministeriums befasst, so vor
allem die zeitlich weitgefassten Monographien von Helmuth Trischler
(1992) und Niklas Reinke (2004) sowie mehrere spezielle Aufsätze zur
Rolle des Ministeriums in der Raumfahrtpolitik.29 Die Frage nach NS-Be-
lastungen wird allerdings in keiner der genannten Arbeiten aufgegriffen.
Neben der Literatur zur Atom- und Forschungspolitik bilden auch Ar-
beiten zur Institutionengeschichte der frühen Bundesrepublik eine wich-
tige Grundlage für die vorliegende Studie. Lange Zeit war diese Forschung
ein eher unterentwickeltes zeitgeschichtliches Feld. Im Hinblick auf die
Ausbildung der obersten Bundesorgane blieb die 1984 erschienene Über-
blickstudie von Udo Wengst lange Zeit das fundamentale Werk. 30 Dies
änderte sich erst nach der Jahrtausendwende, als Bernhard Löffler 2002
eine umfangreiche Monographie zum frühen Bundeswirtschaftsminis-
terium vorlegte, die in ihren prosopographischen Teilen auch der Frage
19
ei n lei t u ng
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2. for sch u ngskon t ex t e u n d for sch u ngsf r agen
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ei n lei t u ng
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2. for sch u ngskon t ex t e u n d for sch u ngsf r agen
44 Das Projekt befasst sich mit der Geschichte des Ministeriums von 1955 bis 1990.
Vgl. www.bundeswehr.de/de/organisation/weitere-bmvg-dienststellen/zentrum-
militaergeschichte-sozialwissenschaften/zmsbw-forschung-nuebel-bmvg-3210500
[15. 10. 2021]. Bereits erschienen ist eine Studie zur Generalität: Thorsten Loch,
Deutsche Generale 1945–1990. Profession – Karriere – Herkunft, Berlin 2021. –
Angemerkt sei, dass mehrere wichtige Mitarbeiter des Atom- und Forschungs
ministeriums wie Josef Brandl und Wolfgang Cartellieri über das Verteidigungs
ministerium ins damalige BM für Atomfragen gelangt sind. Vgl. unten S. 319–323
und S. 345 f.
45 Das Projekt »Das Kanzleramt – Bundesdeutsche Demokratie und NS-Vergan
genheit« wird gemeinsam vom IfZ München – Berlin und vom ZZF Potsdam
bearbeitet. Vgl. Nadine Freund/Johannes Hürter/Eszter Kiss/Christian Mentel/
Thomas Raithel/Martin Sabrow/Thomas Schaarschmidt/Gunnar Take/Annette
Vowinckel, Das Kanzleramt – Bundesdeutsche Demokratie und NS-Vergan
genheit. Ein Forschungsprojekt des Instituts für Zeitgeschichte und des Leibniz-
Zentrums für Zeithistorische Forschung, in: VfZ 67 (2019), S. 307–319. Vgl. auch
die beiden Projekthomepages: www.ifz-muenchen.de/aktuelles/themen/bundes-
kanzleramt/, und zzf-potsdam.de/de/forschung/linien/aufarbeitung-der-nach-
kriegsgeschichte-des-bundeskanzleramts [jeweils 22. 11. 2019]. Die Projektergeb-
nisse werden 2023 in einem gemeinsamen Band vorgelegt. – Das Projekt
»Kontaktzone Bonn: Praktiken öffentlicher Kommunikation und Verlautbarung
in der frühen bundesrepublikanischen Mediendemokratie (1949–1969)« ist an der
Universität Siegen angesiedelt; vgl. die Homepage: www.uni-siegen.de/start/
news/forschungsnews/779319.html [20. 11. 2021].
46 Imanuel Baumann / Herbert Reinke / Andrej Stephan / Patrick Wagner, Schatten
der Vergangenheit. Das BKA und seine Gründungsgeneration in der frühen Bun-
desrepublik, Köln 2011; Constantin Goschler / Michael Wala, »Keine neue Ge-
stapo«. Das Bundesamt für Verfassungsschutz und die NS-Vergangenheit, Rein-
bek bei Hamburg 2015¸ Agilolf Keßelring, Die Organisation Gehlen und die
Verteidigung Westdeutschlands. Alte Elitedivisionen und neue Militärstrukturen,
1949–1953, Marburg 2014; Gerhard Sälter, Phantome des Kalten Krieges. Die
Organisation Gehlen und die Wiederbelebung des Gestapo-Feindbildes »Rote
Kapelle«, Berlin 2016.
23
ei n lei t u ng
eingesetzt.47 Angemerkt sei, dass neben den großen Studien auch eine
ganze Reihe von Tagungsbänden sowie zahlreiche Zeitschriftenaufsätze
vorliegen, die sich mit der Thematik beschäftigen.48
Die bisherigen Studien zur Nachkriegsgeschichte bzw. zu den NS-Be-
lastungen bundesdeutscher Institutionen besitzen methodisch ein hohes
Maß an Pluralität, was auch zur Folge hat, dass der direkte Vergleich oft
schwerfällt. Dennoch zeichnen sich im Hinblick auf die Bundesminis-
terien bereits einige allgemeine Erkenntnisse ab: So stieg – was keines-
wegs überraschend ist – der Anteil ehemaliger NSDAP-Mitglieder auf der
Ebene des ministeriellen Führungspersonals im Laufe der 1950er Jahre
auf Werte von 65 bis 80 Prozent; im Laufe der 1960er Jahre sanken die
Prozentzahlen dann ab.49 Deutlich wird auch, dass bei der Rekrutierung
von Führungspersonal fachliche Qualifikationen und persönliche Be-
ziehungen in der Regel wichtiger waren als Bedenken wegen einer per-
sonellen NS-Belastung. Die bloße NSDAP-Mitgliedschaft bildete kein
grundsätzliches Hindernis für den Eintritt in den bundesdeutschen Minis-
terialdienst.50 Unmittelbare personelle Kontinuitäten zwischen NS-Vor-
gängerministerien und den entsprechenden Bundesministerien waren –
mit Ausnahme des Auswärtigen Amtes – wohl eher schwach ausgeprägt.
Allerdings stammte in den 1950er und 1960er Jahren ein hoher Anteil der
bundesdeutschen Ministerialbeamten aus dem Öffentlichen Dienst der
47 So befassen sich Bösch / Wirsching (Hrsg.), Hüter der Ordnung, auch mit dem
Innenministerium der DDR. Auch das erwähnte Projekt zum Verkehrsministe-
rium umfasst ein Teilprojekt zur DDR. Zur vorliegenden Arbeit zum bundesdeut-
schen Atom- und Forschungsministerium ist eine »Parallelstudie« zur DDR in
Arbeit. Vgl. dazu eine Vorstellung des Projekts unter: www.fu-berlin.de/sites/
fsed/projekte/forschung/index.html [20. 11. 2021].
48 Vgl. z. B. Bundeskriminalamt Kriminalistisches Institut (Hrsg.), Der National
sozialismus und die Geschichte des BKA. Spurensuche in eigener Sache. Ergeb-
nisse – Diskussionen – Reaktionen. Dokumentation des Kolloquiums zum For-
schungsbericht zur BKA-Historie vom 6. April 2011, Köln 2011; Manfred
Görtemaker / Christoph Safferling (Hrsg.), Die Rosenburg. Das Bundesministe-
rium der Justiz und die NS-Vergangenheit – eine Bestandsaufnahme, Göttingen
2013; Jost Dülffer / Klaus-Dietmar Henke / Wolfgang Krieger / Wolf-Dieter Müller
(Hrsg.), Die Geschichte der Organisation Gehlen und des BND 1945–1968:
Umrisse und Einblicke. Dokumentation der Tagung am 2. Dezember 2013, Mar-
burg 2014; Möller / Bitterlich / Corni / Kießling / Münkel / Schlie (Hrsg.), Agrarpoli-
tik, S. 426.
49 Vgl. Görtemaker / Safferling, Akte Rosenburg, S. 260; Irina Stange, Das Bundes-
ministerium des Innern und seine leitenden Beamten, in: Bösch / Wirsching (Hrsg.),
Hüter der Ordnung, S. 55–121, hier S. 74 f. und 106.
50 Vgl. ebenda, S. 74, 86 f. und 120.
24
2. for sch u ngskon t ex t e u n d for sch u ngsf r agen
NS-Zeit und teilweise noch der Weimarer Zeit.51 Der hohe Prozentanteil
ehemaliger NSDAP-Mitglieder in bundesdeutschen Institutionen erklärt
sich demnach im Wesentlichen durch die generelle Kontinuität des Öf-
fentlichen Dienstes von der NS-Zeit – als die Parteimitgliedschaft in die-
sem Sektor ab 1937 relativ häufig war – zur frühen Bundesrepublik.
Die Kontinuitätslinien des Öffentlichen Dienstes in Deutschland, die
sich in den diesbezüglichen Studien von der NS-Zeit zur frühen Bundes-
republik abzeichnen, lassen sich auch im Bereich der Verwaltungskultur
erkennen, d. h. in den Grundzügen der Verwaltungspraxis und des inner
halb der Institution herrschenden Selbstverständnisses.52 Zu Letzterem
gehören auch das charakteristische Bewusstsein eines (vermeintlich unpo-
litischen) Expertentums sowie ausgeprägte fachliche Loyalitäten.53 Dem
korrespondierte – darauf weisen vor allem auch die Studien zum Justiz-
und zum Innenministerium hin – in den Institutionen der frühen Bundes-
republik ein »›kommunikatives Beschweigen‹ der Vergangenheit«, insbe-
sondere im Hinblick auf die Vorgeschichte der eigenen Behörde.54
Eine schwer und sicher nur sehr vorsichtig und differenziert zu beant-
wortende Frage ist, ob und inwieweit die eben skizzierten Kontinuitäten
sich auch im fachlichen Handeln bundesdeutscher Ministerien oder ande-
rer hoher Behörden niedergeschlagen haben. Markante Befunde wie der
51 Vgl. Stefanie Palm / Irina Stange, Vergangenheiten und Prägungen des Personals
des Bundesinnenministeriums, in: Bösch / Wirsching (Hrsg.), Hüter der Ordnung,
S. 122–181, hier S. 124 und 129 f.; Conze/Frei/Hayes/Zimmermann, Das Amt,
S. 492.
52 Diese abstrakte Definition des komplexen Begriffs der »Verwaltungskultur«, der
seit einiger Zeit in den Verwaltungswissenschaften eine zentrale Kategorie dar-
stellt, ist angelehnt an Frank Bösch / Andreas Wirsching, Einleitung, in: dies.
(Hrsg.), Hüter der Ordnung, S. 13–26, hier S. 17. Generell zur Thematik vgl.
Klaus König (Hrsg.), Grundmuster der Verwaltungskultur. Interdisziplinäre Dis-
kurse über kulturelle Grundformen der öffentlichen Verwaltung, Baden-Baden
2014.
53 Vgl. Frieder Günther / Lutz Maeke, Unpolitischer Beamter versus »Berufsrevolu-
tionär«. Traditionen, Ideen, Selbstverständnis, in: Bösch / Wirsching (Hrsg.), Hü-
ter der Ordnung, S. 267–285, hier S. 267–272. Die primär fachlichen Loyalitäten
von Luftfahrtexperten der NS-Zeit, die später führende Positionen in diversen
bundesdeutschen Ministerien bekleideten, betonte Helmuth Trischler, NS-Ver-
gangenheit und Zukunftsorientierung in der deutschen Luftfahrtforschung, un-
veröff. Vortrag auf dem Workshop »Zukunftsorientierung und NS-Vergangen-
heit. NS-Belastungen im bundesdeutschen Atom- bzw. Forschungsministerium,
1955–1972«, München 2017.
54 Görtemaker / Safferling, Akte Rosenburg, S. 177. Vgl. auch unten S. 162 zu dem
von Hermann Lübbe geprägten Begriff des »kommunikativen Beschweigens«.
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2. for sch u ngskon t ex t e u n d for sch u ngsf r agen
reguliert war, und es seit Mai 1933 massive Beschränkungen der Eintritts-
möglichkeiten gab.59 Insgesamt wuchs die Zahl der Parteimitglieder daher
nur in begrenztem Maße: Im Jahr 1939 waren gut 8 Prozent der reichs-
deutschen Bevölkerung und knapp 12 Prozent der altersmäßig und rasse-
ideologisch zum Parteieintritt Berechtigten NSDAP-Mitglieder.60 Ange-
sichts des geringen Anteils von weiblichen Mitgliedern – 1939 waren es
rund 9 Prozent61 – bedeutet dies, dass der Anteil der in die Partei einge-
tretenen Männer bei rund 15 Prozent der männlichen Reichsbevölkerung
und bei gut 20 Prozent der zum NSDAP-Eintritt berechtigten Männer
lag.62 Eine Parteizugehörigkeit stellte somit auch für Männer insgesamt
eher eine Ausnahme dar. Auch vor diesem Hintergrund scheint uns eine
möglichst genaue Erfassung des Anteils ehemaliger NSDAP-Mitglieder
für jede zu untersuchende Behörde der frühen Bundesrepublik unab
dingbar.
Darüber hinaus wird von uns bei der Untersuchung personaler NS-Be-
lastungen in den Kapiteln IV und V auch ein individualisierender Zugang
gewählt.63 Hier stellt sich ein weiteres methodisches Problem: Kann ein
einzelner Beamter, dessen Biographie näher betrachtet wird, als repräsen-
tativ für das untersuchte Ministerium gelten? Dass ein derartiger Reprä-
sentativitätsanspruch angesichts einer komplexen Sozial- und Altersstruk-
tur des ministeriellen Führungspersonals und vor allem angesichts einer
zu einzelnen Personen sehr ungleichen Quellenlage allenfalls annähernd
erfüllt werden kann, liegt auf der Hand. Bei der Auswahl der Personen für
59 Vgl. generell: Jürgen W. Falter, Wer durfte NSDAP-Mitglied werden und wer
musste draußen bleiben?, in: ders. (Hrsg.), Junge Kämpfer, alte Opportunisten.
Die Mitglieder der NSDAP 1919–1945, Frankfurt a. M. – New York 2016, S. 15–
37. Vgl. auch die genaueren Ausführungen unten S. 202 f. und 211 f. Zum gesamten
Fragenkomplex der NSDAP-Mitgliedschaft vgl. auch den Überblick in: ders., Die
Mitglieder der NSDAP 1925–1945. Junge Kämpfer – alte Opportunisten, in: Jahr-
buch Extremismus & Demokratie 28 (2016), S. 35–63.
60 Eigene Berechnung aufgrund folgender Angaben: 6,6 Millionen Parteimitglieder
und knapp 80 Millionen Einwohner 1939, davon ca. 70 % zum Parteieintritt be-
rechtigt. Zu den Daten vgl. Tabelle in Jürgen W. Falter / Kristine Khachatryan,
Wie viele NSDAP-Mitglieder gab es überhaupt und wie viele davon waren über-
zeugte Nationalsozialisten?, in: Falter (Hrsg.), Junge Kämpfer, S. 177–195, hier
S. 187; Evelyn Otto, Beitritte und Mitgliederstruktur in Zeiten der Aufnahme-
sperre, in: ebenda, S. 245–269, hier S. 250.
61 Ebenda, S. 264. Bis 1944 stieg der Anteil dann auf 14 %.
62 Eigene Berechnungen aufgrund der eben genannten Zahlen.
63 Zum methodischen Kontext der in den letzten Jahrzehnten intensivierten Biogra-
phieforschung vgl. Volker Depkat, Lebenswenden und Zeitenwenden. Deutsche
Politiker und die Erfahrungen des 20. Jahrhunderts, München 2007, S. 48 f.
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3. der begr i f f der »ns - bela st u ng «
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ei n lei t u ng
71 Vgl. etwa den Brief von Bundesinnenminister Robert Lehr an den Bundesminister
für Angelegenheiten des Bundesrats Heinrich Hellwege vom 20. 1. 1953 im Kon-
text eines Konflikts über die Einstellung von NS-belasteten Bewerbern in den
Ministerialdienst. Lehr schreibt hier auf S. 3: »Ob jemand, der zunächst durch frü-
hen Parteieintritt, innegehabte Ämter und dergleichen stärker belastet erscheint,
aus echtem politischen Irrtum oder infolge Nötigung oder sonstigen entschuld
baren Gründen gehandelt hat, wird von mir jeweils sehr genau geprüft und ent-
sprechend gewürdigt.« BArch B 136 /4218, Bl. 48–51, hier Bl. 50. Das Schreiben
steht im Kontext eines Briefwechsels zwischen Lehr und Hellwege, auf den
I. Stange, Das Bundesministerium des Innern, S. 85 f., eingeht.
72 Den besten Zugang bietet der Karlsruher Virtuelle Katalog, kvk.bibliothek.kit.
edu/index.html?digitalOnly=0&embedFulltitle=0&newTab=0 [5. 12. 2019].
73 Vgl. Angelika Königseder, Das Ende der NSDAP. Die Entnazifizierung, in: Benz
(Hrsg.), Wie wurde man Parteigenosse?, S. 151–166, hier S. 153. Generell zur The-
matik der Entnazifizierung vgl. jetzt Hanne Leßau, Entnazifizierungsgeschichten.
Die Auseinandersetzung mit der eigenen NS-Vergangenheit in der frühen Nach-
kriegszeit, Göttingen 2020.
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3. der begr i f f der »ns - bela st u ng «
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3. der begr i f f der »ns - bela st u ng «
sen. Der generelle Einsatz einer solchen Skala erscheint uns allerdings an-
gesichts einer vielfach rudimentären Quellenlage und auch angesichts der
grundsätzlichen Schwierigkeit, die oft verborgenen Motive eines Men-
schen zu beurteilen – noch dazu mit erheblichem zeitlichen Abstand –,
als problematisch.
Wie wird der Belastungsbegriff nun in unserer Studie verwendet? Ge-
nerell ist zum einen darauf hinzuweisen, dass auch wir den Begriff auf den
Aspekt der personellen Belastung beschränken. Eine institutionelle Belas-
tung, die über die Summe der in einer Institution erkennbaren personel-
len Belastungen hinausgeht, ist im Falle eines Ministeriums, das keine un-
mittelbare Vorgängerinstitution besessen hat, keine sinnvolle analytische
Kategorie. Zum anderen ist festzustellen, dass wir die systematische Un-
terscheidung zwischen formaler und materieller (oder auch materialer)
Belastung als problematisch ansehen. Bei dem Begriff der formalen Belas-
tung liegt stets das Missverständnis nahe, diese wäre »bloß« formal, d. h.
weniger gravierend als eine materielle Belastung. Das Vorliegen einer for-
malen Belastung stellt hingegen oftmals ein erstes Indiz für eine materielle
Belastung dar. Auch eine »bloße« Parteimitgliedschaft, wie opportunis-
tisch vielfach die Motive auch gewesen sein mögen, sollte – wie im vori-
gen Kapitel bereits ausgeführt – nicht bagatellisiert werden. Umgekehrt
muss nicht jede materielle Belastung aus heutiger Sicht unbedingt als gra-
vierend eingestuft werden.
Statt von »formaler Belastung« sprechen wir von formalen Kriterien der
NS-Belastung, die sich in der festgestellten Mitgliedschaft in der NSDAP
und/oder in parteinahen Organisationen konkretisieren. Diese formalen
Kriterien wenden wir allein für die Erfassungen in den quantifizierend-
biographischen Teilen unserer Studie an (Kap. IV.1–2). Hier sind derartige
Daten unverzichtbar, um Statistiken zu erstellen und prozentuale Berech-
nungen durchzuführen.
In den qualitativ-biographischen Teilen der Studie (partiell Kap. IV.3–4
sowie Kap. V) legen wir zum Zwecke der analytischen Klarheit und der
Thesenbildung hingegen eine idealtypische Differenzierung des Dativ-
Objekts der Belastung zugrunde. Wir gehen also von der Frage aus: Wo-
mit ist jemand belastet? In einem heuristischen Sinne unterscheiden wir
drei systematische Kategorien personeller NS-Belastung:
1. die ideologische Belastung,
2. die Belastung durch die berufliche bzw. militärische Funktion und
Tätigkeit während der NS-Zeit und
3. die unmittelbare Mitwirkung an Kriegsverbrechen oder Mordtaten.
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3. der begr i f f der »ns - bela st u ng «
82 Stange, Das Bundesministerium des Innern, S. 80: »[…] diejenigen, die zu einem
späten Zeitpunkt und in der Möglichkeit, zu erkennen und zu durchschauen, was
sich abspielte, noch in die Partei eintraten, wesentlich verantwortlicher sind, als
diejenigen, die einmal als Idealisten sich in einem frühen Zeitpunkt dieser Bewe-
gung verschrieben haben.«
83 Zahlen nach Falter / Khachatryan, NSDAP-Mitglieder, S. 188 f. – Zur Frage nach
den »überzeugten Nationalsozialisten« (ebenda, S. 189) vgl. die Diskussion der
diesbezüglichen Literatur und resümierende Bewertung ebenda, S. 189–195.
84 Zitat ebenda, S. 189; v. a. »Konjunkturritter« war ein in NS-Quellen beliebter Be-
griff. Vgl. z. B. den Hinweis in Kristine Khachatryan, Junge Kämpfer, alte Oppor-
tunisten und gar nicht so wenig Frauen: Eine Typologie der NSDAP-Neumitglie-
der, in: Falter (Hrsg.), Junge Kämpfer, S. 197–216, hier S. 203. Generell zu den
Phasen der Zugänglichkeit der NSDAP seit 1933 vgl. Falter, Wer durfte NSDAP-
Mitglied werden, S. 20–36; Otto, Beitritte und Mitgliederstruktur. Auch zum Fol-
genden.
85 Vgl. Falter / Khachatryan, NSDAP-Mitglieder, S. 187 (Tab. Mitgliederentwick-
lung) und S. 194; Khachatryan, Junge Kämpfer, S. 204.
35
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Mai 1939, die bis Februar 1942 währte, kann erneut ein verstärktes Ge-
wicht des Faktors »Opportunismus« veranschlagt werden. In dieser Zeit
kamen wiederum weit über 6 Millionen neue Parteimitglieder hinzu.86 Al-
lerdings, hierauf deutet eine neuere Regionalstudie, waren die konkreten
Motive wohl häufig andere als Anfang 1933: Statt eines »vorauseilende[n]
Gehorsam[s]« sei nun »eher nachfolgender Gehorsam« maßgeblich ge-
wesen, »von Leuten, die seit 1937 mehrheitlich Opfer des auf sie von ver-
schiedenen Stellen ausgeübten Drucks zum Beitritt wurden«.87 Für die
letzte Phase nach der fast völligen Schließung der Partei im Februar 1942
ist dann davon auszugehen, dass »nur noch ein bestimmter, vorgegebener
Prozentsatz ausscheidender, weltanschaulich gewissermaßen zertifizier-
ter HJ- und BDM-Mitglieder in die Partei aufgenommen wurde«.88 Diese
fundamentalen zeitlichen Differenzierungen müssen sowohl in der quan-
titativen Analyse als auch in der Darstellung von einzelnen Biographien in
die Bewertung von NSDAP-Mitgliedschaften einfließen, wenngleich ihre
Aussagekraft im individuellen Fall sicher nicht verabsolutiert werden darf.
Als weiterer formaler Indikator für eine besondere ideologische Nähe
zur NSDAP gilt – und galt – häufig eine Mitgliedschaft in der SA und be-
sonders in der SS – ähnlich wie dies bereits 1946 in den alliierten Regeln
zur »Entnazifizierung« festgelegt worden war.89 Die festgestellte schwere
ideologische NS-Belastung bestimmter Personen führte im untersuchten
Zeitraum nicht selten im Umkehrschluss auch zur Entlastung derjenigen,
die nicht in diese Kategorie fielen. Der Belastungsdiskurs konnte so par-
tiell auch zu einem Entlastungsdiskurs werden.
Letzteres hing vor allem auch damit zusammen, dass der Wahrneh-
mungshorizont für die beiden anderen von uns zugrunde gelegten Kate
gorien der personellen NS-Belastung – also die funktionale berufliche
oder militärische Belastung und die Belastung durch die unmittelbare Mit-
wirkung an einzelnen Verbrechen – während des untersuchten Zeitraums
nur schwach entwickelt war. Zwar steht außer Frage, dass KZ-Täter oder
86 Vgl. Falter / Khachatryan, NSDAP-Mitglieder, S. 187 (Tab. Mitgliederentwick-
lung).
87 Torsten Kupfer, Generation und Radikalisierung. Die Mitglieder der NSDAP im
Kreis Bernburg 1921–1945, Berlin 2006, S. 168; zustimmend zitiert in: Falter /
Khachatryan, NSDAP-Mitglieder, S. 192. Der Kreis Bernburg liegt in der Magde-
burger Börde.
88 Ebenda, S. 194.
89 »Kontrollratsdirektive Nr. 38 betreffend Verhaftung und Bestrafung von Kriegs-
verbrechern, Nationalsozialisten und Militaristen und Internierung, Kontrolle
und Überwachung von möglicherweise gefährlichen Deutschen« vom 12. 10. 1946;
vgl. Königseder, Ende der NSDAP, S. 153.
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3. der begr i f f der »ns - bela st u ng «
90 Der Begriff »Jude« wird im Rahmen der vorliegenden Studie für alle Personen ver-
wendet, die gemäß der antisemitischen und rassistischen nationalsozialistischen
Vorstellungen als »Juden« angesehen wurden. In Anlehnung an die wissenschaft-
liche Praxis verzichten wir fortan darauf, die Übernahme des damit zugrunde ge-
legten Quellenbegriffs jeweils durch Anführungszeichen kenntlich zu machen.
91 Die Bewertung der Wehrmacht veränderte sich erst seit den 1990er Jahren im
Zuge eines längeren Forschungs- und Diskussionsprozesses. Dabei kam den bei-
den »Wehrmachtsausstellungen« der Jahre 1995 bis 1999 und 2001 bis 2004 beson-
dere Bedeutung zu. Vgl. Christian Hartmann / Johannes Hürter / Ulrike Jureit,
Verbrechen der Wehrmacht. Bilanz einer Debatte, München 2005.
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4. a nsat z u n d au f bau der st u di e
hier sind die Unsicherheiten des Rückblicks groß – die eigene Beteiligung
am Widerstand gegen den Nationalsozialismus.
94 Daniela Hettstedt / Thomas Raithel / Niels Weise (Hrsg.), Im Spielfeld der Interes-
sen. Das bundesdeutsche Atom- und Forschungsministerium zwischen Wissen-
schaft, Wirtschaft und Politik 1955–1972 [erscheint Göttingen 2022].
95 Verwendung dieses Begriffs z. B. 1966 durch Forschungsminister Gerhard Stol-
tenberg im Bundestag. Vgl. unten S. 159.
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5. qu ellen
5. Quellen
Die vorliegende Arbeit stützt sich auf eine vielfältige Quellenbasis, die
hier nur in ihren groben Zügen umrissen werden kann. An erster Stelle
sind die im Bundesarchiv Koblenz liegenden Akten des Atom- und For-
schungsministeriums (Bestand B 138) zu nennen, die sowohl für die Ent-
wicklung und Selbstdarstellung des Ministeriums als auch für personen-
bezogene Fragen grundlegend sind. Von großer Bedeutung für die
prosopographische und individual-biographische Analyse99 waren ferner
98 Eine Ausnahme stellt vor allem die Studie von Schwartz zum Bund der Vertrie-
benen dar: Michael Schwartz, Funktionäre mit Vergangenheit. Das Gründungs-
präsidium des Bundes der Vertriebenen und das »Dritte Reich«, in Zusammen-
arbeit mit Michael Buddrus, Martin Holler und Alexander Post, München 2013.
99 Da die meisten untersuchten Personen des ministeriellen Führungspersonals im
Laufe der Arbeit mehr als einmal vorkommen und da in den jeweils herangezoge-
nen biographischen Quellen bestimmte Informationen oftmals mehrfach zu fin-
den sind, wurde – auch um den Anmerkungsapparat nicht zu sehr anschwellen
zu lassen – ein vereinfachtes Belegverfahren gewählt: Der alphabetisch geordnete
41
ei n lei t u ng
Anhang 2.2 enthält die jeweils zu einer Person ausgewertete archivalische Quel-
lengrundlage. Gesondert im Anmerkungsapparat belegt werden nur Zitate und
spezifische Einzelinformationen. Von diesem Prinzip weichen nur die ausführ
lichen biographischen Skizzen in Kap. IV.2 und V ab, in denen die Quellen-
grundlagen jeweils zu Beginn aufgeführt werden.
100 Sowohl das Finanz- als auch das Innenministerium mussten der Ernennung bzw.
Beförderung zustimmen. Neben dem mehrseitigen ausgefüllten Formblatt »Vor-
schlag zu Ernennung« mit biographischen bzw. dienstlichen Daten findet sich in
beiden Aktenserien meist ein einseitiger »Aktenvermerk zum Ernennungsvor-
schlag«, der u. a. auch Hinweise zur NS-Mitgliedschaft und zur Einstufung bei
der »Entnazifizierung« enthält. Die Materialien im Bestand B 106 sind nach Res-
sorts geordnet (Serientitel »Mitwirkung bei Ernennungsvorschlägen von obers-
ten Bundesbehörden«). Die relevanten Akten zum Atom- und Forschungsminis-
terium (B 106 /11466–114668) enthalten die jeweiligen Unterlagen ungeordnet,
wobei nicht selten für eine Person in gebündelter Form mehrere Beförderungen
überliefert sind. Die entsprechende Aktenserie im Bestand B 126 (»Prüfung von
Ernennungsvorschlägen der obersten Dienstbehörden«) ist – ministeriumsüber-
greifend – alphabetisch geordnet, die Zahl der relevanten Einzelakten (vgl. unten
S. 460 im Quellenverzeichnis) ist daher erheblich größer. Die einschlägigen Er-
nennungs- und Beförderungsakten im Bestand des Atom- und Forschungsminis-
teriums (B 138 /40317–40318) sind in einer streng chronologischen Reihenfolge.
Angaben zu NS-Mitgliedschaften lassen sich hier in der Regel nicht finden. Ins-
gesamt ist die Überlieferungslage zum untersuchten ministeriellen Führungsper-
sonal in den drei genannten Aktenserien gut, wenngleich nicht immer in jeder
Serie jede Person aufzufinden war.
42
5. qu ellen
101 In diesem Bestand sind die Akten der ehemaligen Zentralen Stelle der Landesjus-
tizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigs-
burg überliefert.
102 Die Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen
von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht, kurz Deutsche Dienst-
stelle (WASt), wurde zum 1. 1. 2019 aufgelöst, ihre Aufgaben und Bestände dem
Bundesarchiv übertragen (Abteilung PA).
103 Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehe-
maligen Deutschen Demokratischen Republik.
104 Vgl. Quellenverzeichnis. – Quellen, die sowohl in gedruckter Form als auch di-
gitalisiert online verfügbar sind, werden in der Regel nach dem gedruckten For-
mat zitiert (z. B. Artikel aus dem Nachrichtenmagazin »Der Spiegel«). Hinweise
auf die Internet-Zugänglichkeit finden sich in derartigen Fällen im Quellenver-
zeichnis. Nur bei Druckerzeugnissen, die sehr schwer zugänglich sind, erfolgt
die Zitierung im Anmerkungsapparat zusätzlich auch über die Internet-Adresse.
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MARMALADE FOR THE CHARLOTTE.
Weigh three pounds of good boiling apples, after they have been
pared, cored, and quartered; put them into a stewpan with six
ounces of fresh butter, three quarters of a pound of sugar beaten to
powder, three quarters of a teaspoonful of pounded cinnamon, and
the strained juice of a lemon; let these stew over a gentle fire, until
they form a perfectly smooth and dry marmalade; keep them often
stirred that they may not burn, and let them cool before they are put
into the crust. This quantity is for a moderate-sized Charlotte.
A CHARLOTTE À LA PARISIENNE.
Wash thoroughly, then drain, and wipe dry in a soft cloth, half a
pound of the best Carolina rice. Pour to it three pints of new milk,
and when it has gently stewed for half an hour, add eight ounces of
sugar broken into small lumps, let it boil until it is dry and tender, and
when it is nearly so, stir to it two ounces of blanched almonds,
chopped[163] or pounded. Turn the rice when done into shallow
dishes or soup plates, and shake it until the surface is smooth; then
sift over it rather thickly through a muslin, some freshly-powdered
cinnamon, which will give it the appearance of a baked pudding.
Serve it cold. It will remain good for several days. This is quite the
best sweet preparation of rice that we have ever eaten, and it is a
very favourite dish in Portugal, whence the receipt was derived. One
or two bitter almonds, pounded with the sweet ones, might a little
improve its flavour, and a few spoonsful of rich cream could
occasionally be substituted for a small portion of the milk, but it
should not be added until the preparation is three parts done.
163. The Portuguese use them not very finely chopped.
Rice, 8 oz.; milk, 3 pints: 30 minutes. Sugar, 8 oz.: 1 hour or more.
Pounded almonds, 2 oz.; cinnamon, 1 teaspoonful. Obs.—The rice
must be frequently stirred while boiling, particularly after it begins to
thicken; and it will be better not to add the entire quantity of milk at
first, as from a quarter to half a pint less will sometimes prove
sufficient. The grain should be thoroughly tender, but dry and
unbroken.
COCOA-NUT DOCE.
Cut four ounces of the crumb of a stale loaf into dice, and fry them
a light brown in an ounce and a half of fresh butter; take them up,
pour the butter from the pan, and put in another ounce and a half; to
this add a pound of Kentish cherries without their stalks, and when
they are quite warmed through, strew in amongst them four ounces
of sugar, and keep the whole well turned over a moderate fire; pour
in gradually half a pint of hot water, and in fifteen minutes the
cherries will be tender. Lay the fried bread into a hot dish, pour the
cherries on it, and serve them directly.
Bread, 4 oz.; butter, 1-1/2 oz. Cherries, 1 lb.; butter, 1-1/2 oz.: 10
minutes. Sugar, 4 oz.; water, 1/2 pint: 15 minutes.
Obs.—Black-heart cherries may be used for this dish instead of
Kentish ones: it is an improvement to stone the fruit. We think our
readers generally would prefer to the above Morella cherries stewed
from five to seven minutes, in syrup (made by boiling five ounces of
sugar in half pint of water, for a quarter of an hour), and poured hot
on the fried bread. Two pounds of the fruit, when it is stoned, will be
required for a full-sized dish.
SWEET MACARONI.
Drop gently into a pint and a half of new milk, when it is boiling
fast, four ounces of fine pipe macaroni, add a grain or two of salt,
and some thin strips of lemon or orange rind: cinnamon can be
substituted for these when preferred. Simmer the macaroni by a
gentle fire until it is tolerably tender, then add from two to three
ounces of sugar broken small, and boil it till the pipes are soft, and
swollen to their full size; drain, and arrange it in a hot dish; stir the
milk quickly to the well-beaten yolks of three large, or of four small
eggs, shake them round briskly over the fire until they thicken, pour
them over the macaroni and serve it immediately; or instead of the
eggs, heat and sweeten some very rich cream, pour it on the drained
macaroni, and dust finely-powdered cinnamon over through a
muslin, or strew it thickly with crushed macaroons. For variety, cover
it with the German sauce of page 403, milled to a light froth.
New milk, 1-1/2 pint; pipe macaroni, 4 oz.; strips of lemon-rind or
cinnamon; sugar, 2 to 3 oz.: 3/4 to 1 hour, or more.
BERMUDA WITCHES.
Slice equally some rice, pound, or Savoy cake, not more than the
sixth of an inch thick; take off the brown edges, and spread one half
of it with Guava jelly, or, if more convenient, with fine strawberry,
raspberry, or currant jelly of the best quality (see Norman receipt,
478); on this strew thickly some fresh cocoa-nut grated small and
lightly; press over it the remainder of the cake, and trim the whole
into good form; divide the slices if large, pile them slopingly in the
centre of a dish upon a very white napkin folded flat, and garnish or
intersperse them with small sprigs of myrtle. For very young people a
French roll or two, and good currant jelly, red or white, will supply a
wholesome and inexpensive dish.
NESSELRÔDE PUDDING.
Preserves.
165. For the manner of serving them in pastry without this, see “small vol-au-vents
and tartlets,” Chap. XVIII.
Fourneau
Economique, or
Portable French
Furnace, with
Stewpan and Trivet.
No. 1. Portable
French Furnace.—2.
Depth at which the
grating is placed.—3.
Stewpan.—4.
Trivet.