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EIN BUCH ORIENTIERT

ÜBER FEHLER IN DER MEDIZIN

Hanspeter Weiss . Gundo Zieres

Fehlervermeidung und –management in Medizin und Pflege


iatros – Verlag 2008 ISBN 978 3 937 439 97 6
Was will dieses Buch?

Kein Kinderarzt geht mit der Absicht zur Arbeit, ein


Symptom zu übersehen und ein Kind sterben zu
lassen. Keine Krankenschwester tritt ihre Nacht-
wache mit dem Vorsatz an, eine Frau mit einem
falschen Medikament zu töten. Und kein Chirurg
betritt den Operationssaal, weil er einem Patienten
das falsche Bein amputieren will.

Sie alle, der Kinderarzt, die Krankenschwester und


der Chirurg wollen das Beste für ihre Patientinnen
und Patienten. Sie alle aber müssen sich immer
wieder eingestehen, dass sie scheitern. Dann heilen
sie nicht, und dann lindern sie auch keine Schmer-
zen, sondern verursachen unnötiges Leid.

Doch warum geschieht dies? Warum kommt es,


dass Fehler in der Medizin immer wieder die besten
Absichten durchkreuzen? Und was sollen die Men-
schen in der Medizin tun, damit ihnen keine Fehler
mehr unterlaufen, die ihre besten Absichten zu-
nichte machen?

Auf diese Fragen will das Buch Antworten finden.


INHALT

1.

Was ist ein ‚Fehler’ in der Medizin?

Eine Befragung hat es deutlich gemacht: Wenn Ärztinnen und Ärzte über Fehler in
der Medizin sprechen, verstehen sie darunter sehr verschiedene Dinge.

Damit wir nicht aneinander vorbei sprechen, müssen wir uns also zuerst darüber klar
werden, was ein ‚Fehler’ in der Medizin ist - und was nicht.

Mit dieser Frage beschäftigen sich die Ausführungen am Anfang des Buches.

2.

Fehler in der Medizin - wie häufig und wie tödlich?

Man sagt, dass in den USA mehr Menschen an Fehlern in der Medizin sterben als an
Verkehrsunfällen. Man sagt, dass in den USA jährlich über 50 000 Menschen
sterben, weil die Medizin einen Fehler gemacht hat.

Stimmen diese Zahlen?

Auf diese Frage sucht ein nächstes Kapitel im Buch Antworten.


3.

Warum passieren Fehler?

Fehler passieren nicht einfach deshalb, weil der Arzt ein verantwortungsloser und
inkompetenter Trottel ist.

Das Buch nennt den Grund, warum es wirklich zu Fehlern kommt: Zu Fehlern kommt
es, wenn die Menschen in der Medizin überfordert sind.

Warum die Menschen oft überfordert sind, wird erläutert: Die Medizin bringt die
Menschen an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit.

4.

Was tun?

Strafen nützen nur wenig, und gutes Zureden bringt auch nicht viel weiter. Das Buch
sagt, worauf man achten muss, wenn man Fehlern wirklich den Kampf ansagt: Da
gibt es einige Dinge die man im Auge behalten muss: Wer wirklich etwas gegen die
Medizin tun will, muss mit dem Herzen dabei sein.

Und wer wirklich etwas tun will, muss kleine Schritte tun - kleine Schritte, aber auch
viele kleine Schritte:

Wenn die Medizin viele kleine Schritte macht, legt sie eine weite Strecke auf

jenem Weg zurück, der zu einer möglichst fehlerfreien Medizin führt


LESEPROBE

Ein Mann sucht die Notfallstation auf. Er klagt über Kopfschmerzen


und Übelkeit. Wie er sagt, leidet er schon sei seiner Kindheit an
Migräne. Die Schmerzen, die ihn jetzt plagen, gleichen denjenigen, die
er jeweils bei einem Migräneanfall hat. Die Ärzte untersuchen ihn und
verabreichen ihm Medikamente. Der Mann fühlt sich besser - die
Kopfschmerzen und die Übelkeit haben nachgelassen.

Die Frau des Mannes ist noch bei der Arbeit, und so hat der Mann
seinen kleinen Sohn bei der Nachbarin abgegeben. Nun möchte er
nach Hause gehen und seine Nachbarin entlasten. Die Ärzte sind
damit einverstanden.

Zu Hause werden die Kopfschmerzen immer schlimmer. Der Mann


telefoniert mit seiner Frau und bittet sie, nach Hause zu kommen. Die
Frau findet den Mann im Wohnzimmer vor. Er liegt am Boden und ist
tot. Wie die Autopsiespäter zeigt, ist er an einer Blutung im Gehirn
gestorben.

Mit diesem Bespiel betreten wir jenen Themenbereich, um den es in


diesem Buch geht: Hat die Medizin durch ihr Verhalten einen
vermeidbaren Schaden verursacht, sprechen wir davon, dass sie einen
Fehler begangen hat.

***

Medizinhistoriker werden später sagen, dass es ein einziger Satz war,


der dazu führte, dass sich die Medizin intensiv mit Fehlern beschäftigt.

Dieser Satz findet sich auf der ersten Seite eines Buches, das den
völlig nichtssagenden Titel ‚Irren ist menschlich’ trägt. Der Satz lautet
wie folgt:

Im Laufe eines Jahres sterben mehr Menschen an den Folgen


eines medizinischen Irrtums als an den Folgen von
Verkehrsunfällen, von Brustkrebs oder an AIDS.
Da die wenigsten Leute aus dem Stand heraus sagen können, wie viele
Leute an Verkehrsunfällen sterben, schiebt das Buch Zahlen nach: Es
geht davon aus, dass in den USA jedes Jahr zwischen 44 000 und
98 000 Menschen an den Folgen eines medizinischen Irrtums sterben.

Was bedeuten diese Zahlen? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sie zu


veranschaulichen:

 Die angesehene Fachzeitschrift ‚British Medical Journal’ hat eine


ihrer Ausgaben speziell dem Thema ‚Fehler in der Medizin’
gewidmet. Die Ausgabe ist mit einem Vorwort versehen, und der
Verfasser dieses Vorwortes führt den Lesern die Bedeutung der
Zahlen vor Augen:

Während der Zeit, die Sie brauchen, um dieses Vorwort zu lesen,


erleiden 8 Patienten eine Schädigung, die auf einen vermeidbaren
Fehler zurückgeht. Einer dieser 8 Patienten stirbt an den Folgen
eines Fehlers.’

***

Die Zahlen des Institute of Medicine wurden im Jahre 2000 bekannt


gegeben. Dass sie grosse Beachtung fanden, kann man sich gut
vorstellen. Plötzlich waren Fehler in der Medizin ein Thema, und
plötzlich waren sie ein Thema, das den Mann auf der Strasse ebenso
beschäftigt wie den Arzt und den Politiker.

Die Wissenschafter allerdings mussten sich eingestehen, dass sie über


Fehler in der Medizin so gut wie gar nichts wussten. Aus den
Bibliotheken liehen sie sich Bücher über die Psychologie menschlichen
Fehlverhaltens aus. Hatten sie sich vorher nie besonders um diese
Bücher gekümmert, fanden sie sie nun plötzlich interessant. Und
zudem begannen sie zu forschen. Wie Pilze schiessen seither Unter-
suchungen zu Medizinfehlern aus dem Boden: Es vergeht kaum ein
Monat, ohne dass irgendwo auf der Welt eine neue Untersuchung
erscheint, die sich mit Fehlern in der Medizin beschäftigt.

So kommt es, dass wir über Fehler in der Medizin in den letzten 5
Jahren mehr gelernt haben als in den 100 Jahren bevor.
WORÜBER INFORMIERT DAS BUCH?

Wir haben in den letzten 5 Jahren tatsächlich mehr über Fehler in der

Medizin gelernt als in den 100 Jahren bevor - und was wir gelernt

haben, will Ihnen das Buch erklären.

WIE IST DAS BUCH GESCHRIEBEN?

Das Buch ist so einfach und verständlich als möglich geschrieben. Es

setzt bewusst keine medizinischen Vorkenntnisse voraus und kann auch

von medizinischen Laien problemlos verstanden werden.

FÜR WEN IST DAS BUCH GESCHRIEBEN?

Das Buch ist in erster Linie für Menschen geschrieben, die in der Medizin

und Pflege tätig sind oder die sich für die Medizin interessieren. Diese

Menschen sollen sich anhand des Buches einen Überblick über das

verschaffen können, was wir über Fehler in der Medizin wissen.

Leserurteil

hoch aktuell, sachlich fundiert, angenehm zu lesen.


Hanspeter Weiss

Hanspeter Weiss, Dr. phil., hat in Zürich Psychologie studiert. Ihn

beschäftigt die Frage, warum Menschen Fehler machen und wie sie

diese Fehler vermeiden können.

Anschrift: lernberatung.hpweiss@gmx.ch

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