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Dampferzeugung.

18/09/21 Dampferzeugung 1 |
Dampferzeugung.
Grundgrößen.

Wasser und Dampf als


Wärmeträgermedium

 Wasser ist ein natürlicher Stoff und steht


fast unbegrenzten Mengen zur Verfügung
 Gewinnung und Aufbereitung für
technische Verwendung relativ preiswert
 Leckagen sind nicht brandgefährlich oder
giftig

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Dampferzeugung.
Verdampfungsvorgang bei Atmosphärendruck.

Wasser Naßdampf Dampf

Behälter-
sieden

Wärme-
zufuhr
Konvektion
im
Dampfkessel

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Dampferzeugung
Verdampfung von Wasser bei Atmosphärendruck

160

140

Wasser Naßdampf
120

Heißdampf
Temperatur [°C]

100

80
Siedepunkt Verdampfungsende
60

40

20

0
0 500 1000 1500 2000 2500 3000
zugeführte Wärme [kJ/kg]

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Dampferzeugung.
Begriffe.

 Nassdampf: Dampf der noch Wasser enthält. Die Verdampfung ist noch
nicht beendet.
 Sattdampf: Dampf, der kein Wasser enthält und dessen Temperatur gleich
der Siedetemperatur ist.
 Überhitzter Dampf: Dampf mit einer höheren Temperatur als die seinem
Druck entsprechende Siedetemperatur
 Flüssigkeitswärme: Wärmemenge, die 1 kg Wasser zugeführt werden muss,
um es von 0°C auf Siedetemperatur zu erwärmen (bei Atmosphärendruck
ca. 420 kJ/kg)
 Verdampfungswärme: Wärmemenge, die 1kg Wasser mit Siedetemperatur
zugeführt wird, um es in Sattdampf von gleicher Temperatur umzuwandeln.
 Überhitzungswärme: Wärmemenge, die 1kg Sattdampf zugeführt werden
muss, um die gewünschte Überhitzungstemperatur zu erhalten.

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Dampferzeugung.
Wärmeinhalt.

 Im Vergleich zu Wasser besitzt Dampf eine deutlich höhere Wärmekapazität.


Bei gleicher Masse und Temperatur ist die im Dampf enthaltene Wärmemenge
(Verdampfungswärme) mehr als 6-mal so groß wie bei Wasser. Die im
entstandenen Dampf enthaltene Verdampfungswärme wird bei der
Kondensation wieder frei.

Wärmeinhalt Wasserdampf 2675,4 kJ /kg


(100°C, 1bar)
Wärmeinhalt Wasser 417 kJ/kg
(100°C)

Wärmeinhalt [kJ/kg]

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Dampferzeugung.
Siedetemperatur und Druck.

In einem offenen Gefäß siedet Wasser unter Atmosphärenbedingungen bei


100°C. Bei höherem Druck liegt auch die Siedetemperatur höher, bei
niedrigerem Druck liegt Sie niedriger.

Offenes Gefäß F
unter
Atmosphärendruck

Geschlossenes
Gefäß unter
Atmosphärendruck
+
Druckerzeugende
Zusatzkraft F

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Dampferzeugung.
Siedetemperatur und Druck.

 Die mit der Temperatur steigende Brownsche Molekularbewegung wirkt der


Anziehungskraft von Molekülen untereinander in einem Flüssigkeitsverband
entgegen. Der auf die Flüssigkeit wirkende Druck behindert wiederum die
Brownsche Molekularbewegung.
 Beim Verdampfungsvorgang lösen sich Wassermoleküle von der Flüssigkeit
und bilden Dampfblasen, wenn aufgrund der zugeführten Wärmeenergie die
Brownsche Molekularbewegung ausreichend ansteigt.
 Je höher der Druck einer Flüssigkeit ist, desto höher muss die Temperatur
sein, damit ein Sieden beginnen kann.
 In einem offenen Gefäß siedet Wasser unter Atmosphärenbedingungen bei
100°C. Bei höherem Druck liegt auch die Siedetemperatur höher, bei
niedrigerem Druck liegt Sie niedriger.
 In einem geschlossenem Gefäß bewirken die in die Dampfphase
übergehenden Moleküle die Drucksteigerung aufgrund der
Bewegungsimpulse der Teilchen.

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Dampferzeugung.
Siedetemperatur und Druck.

 Beispiel - Eierkochen auf dem


Mount Everest: In ca. 8800m
Höhe herrscht ein Luftdruck von
ca. 320 mbar. Wasser siedet bei
diesem Druck bereits bei ca.
70°C. Der Stockpunkt von Eiweiß
liegt bei ca. 65°C. Für ein
hartgekochtes Ei benötigt man
daher ca. 45 Minuten.
 Zum Frühstück vorbereiten muss
man daher etwas früher
Aufstehen.

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Dampferzeugung.
Siedetemperatur von Wasser in Abhängigkeit vom Druck.

60

50
Beispiel: Betriebspunkt eines
Absolutdruck [bar]

40 Dampfkessel: 11 bar
Betriebsüberdruck, 188°C
30 Sattdampftemperatur

20

10

0
0 50 100 150 200 250 300
Siedetemperatur [°C]

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Dampferzeugung.
Siedetemperatur und Druck.

Kondensation
 Kühlt man Dampf ab, wird irgendwann die Taupunkttemperatur erreicht, bei
der der Dampf wieder gesättigt ist und bei weiterer Kühlung erneut zu einer
Flüssigkeit kondensiert. Im Falle des direkten Überganges vom gasförmigen
zum festen Zustand, also bei einer Resublimation, nennt man diesen Punkt
Frostpunkt. Wird der Dampf unter den Taupunkt abgekühlt, ohne dass dabei
Kondensation eintritt, kommt es zu einer Übersättigung. Grund hierfür ist
das Fehlen von Kondensationskeimen, z. B. Staub- oder Eispartikel.
Siedeverzug
 Wasser ohne Staubpartikel oder Gasbläschen lässt sich auch über die
Siedetemperatur hinaus erwärmen, ohne dass es zum Sieden kommt.
Kleinste Störungen, wie zum Beispiel Erschütterungen, die eine
Durchmischung nach sich ziehen, können zu einer explosionsartigen
Trennung der flüssigen von der Dampfphase führen, was man als
Siedeverzug bezeichnet.

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Dampferzeugung.
Wärmeinhalt.

Enthalpiediagramm für
Wasserdampf - Stoffwerte
 Dichte bei 100 °C und 1,01325
bar: 0,598 kg/m3
 Spez. Wärmekapazität: cp= 2,08
kJ/(kg·K)
 Wärmeleitfähigkeit: > 0,0248
W/(m·K)
 Tripelpunkt: 0,01 °C entspricht
273,165 K bei 0,00612 bar
 Kritischer Punkt: 374,15 °C bei
221,2 bar

18/09/21 Dampferzeugung 12 |
Dampferzeugung.
Gefahrenpotenzial eines Dampfkessels.

 In einem Dampfkessel befindet sich ein Wasservolumen von 8,3 m³ und ein
Sattdampfvolumen von 2,3 m³. Der Dampfkessel befindet sich im
Betriebszustand mit einem Betriebsüberdruck von 9 bar.
Größen Zustandsgrößen Zustandsgrößen bei P = 0 bar
bei P = 9 bar (Atmosphärendruck)
Temperatur 180 °C 99,6 °C
Wärmeinhalt Wasser 762 kJ/kg 417 kJ/kg
Wärmeinhalt Dampf 2776 kJ/kg 2675 kJ/kg
Dichte Wasser 2777 kg/m3 958 kg/m3
Dichte Dampf 5,15 kg/m3 0,59 kg/m3
Verdampfungswärme 2258 kJ/kg
Wasser

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Dampferzeugung.
Gefahrenpotenzial eines Dampfkessels.

 Im Betriebszustand verhalten sich die Raumanteile Dampf zu Wasser:


VDampf : VWasser = 1 : 3,6
 Dabei entsprechen 8,3 m³ Wasser einer Masse von 7362 kg, 2,3 m³ Dampf
entsprechen einer Masse von 11,8 kg. Daher verhalten sich die
Masseanteile:
mDampf : mWasser = 1 : 623
 In der Wassermasse ist eine Energie von 5.609.844 kJ gespeichert, der
Energieinhalt der Dampfmasse beträgt 32.756 kJ. Die Wärmeinhalte
verhalten sich:
QDampf : QWwasser = 1 : 171

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Dampferzeugung.
Gefahrenpotenzial eines Dampfkessels.

 Die große Wärmemenge im Wasserraum bildet die Wärmereserve des


Kessels. Sie wird bei fallendem Druck frei und zur selbstständigen
Dampferzeugung nutzbar gemacht. Bei einem Dampfkessel kann also auch
bei unregelmäßiger, plötzlicher Dampfentnahme ein starkes Fallen des
Dampfdruckes vermieden werden, wenn der Kessel einen möglichst großen
Wasserraum hat, der die Speicherung einer großen Wärmereserve
ermöglicht. Diese Wärmereserve im Wasserraum leistet bei fallendem Druck
sofort Verdampfungsarbeit, wenn die durch die Feuerung erzeugte Wärme
mit der Dampfentnahme nicht Schritt halten kann.
 Aus der Wärmereserve des Kessel ergibt sich aber auch sein
Gefährdungspotential z. B. bei einer Kesselexplosion (plötzliches Aufreißen
des Kesselkörpers mit schlagartiger Dampf-Freisetzung).

18/09/21 Dampferzeugung 15 |
Dampferzeugung.
Gefahrenpotenzial eines Dampfkessels.

 In dem o.g. Beispiel würde der Kessel von einem Betriebsüberdruck von 9
bar auf Atmosphärendruck entspannen. Dabei ergäbe sich folgende
Volumenänderung des Dampfraumanteils:
 die Dampfmasse von 11,8 kg, die zuvor einen Raumanteil von 2,3 m³
einnahm, entspannt auf ein Volumen von ca. 21 m³.
 durch den geringeren Wärmeinhalt des Dampfes bei Atmosphärendruck
wird Wärmeenergie frei, wodurch ca. 0,53 kg Wasser verdampft und als
Dampf einen Rauminhalt von ca. 0,9 m³ einnimmt.
 Die Wassermasse von 7296 kg entspannt unter Freisetzung von 1137 kg
Dampf, der einen Rauminhalt von ca. 1927 m³ einnimmt. (Rauminhalt
Wasser nach Entspannung und teilweiser Verdampfung = 6,4m³)

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Dampferzeugung.
Gefahrenpotenzial eines Dampfkessels.

 Insgesamt ergibt sich ein


Dampfvolumen von ca. 1955
m³, das hauptsächlich durch
die Nachverdampfung des
Wasseranteiles frei wird. Diese
plötzliche Raumvergrößerung
ergibt die so genannte
Kesselexplosion, die zu einer
Zerstörung des Kesselhauses
und der näheren Umgebung
führen kann.

Dampfkesselexplosion: Fünf Mädchen bei


Dampfkesselexplosion in Heinersdorf gestorben

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Dampferzeugung.

Kesselexplosion
 Entspannung des Dampfes von
11 bar Überdruck auf
Atmosphärendruck (1 bar)
 Volumenexpansion des
Dampfes + Nachverdampfung
des Wassers 1:175

1955

11,2

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Dampferzeugung.
Zeitungsbericht zur Kesselexplosion.

 Am 1. Juni vor 6 Uhr Morgens bestiegen sieben Webermädchen und Bursche die obere
Kesselfläche, um sich daselbst noch vor Beginn des Arbeitszeichens zu wärmen. Kaum hatten
sie nächst dem sogenannten Hutraume Platz genommen, hörten sie ein Dampfgetöse. In dem
Momente vernahmen sie ein zweites Geräusch und gleichzeitig den Ruf des Feuermannes,
welcher sie zum schnellen Entfernen aufforderte.
 Der über 12 000 Pfund schwere, mit nur 35 Pferde Dampfkraft gespannte Kessel war im Lager an
der rückwärtigen Stirnwand geborsten. Schnell sprangen die Mädchen über die Stiege, doch zu
spät, sie mussten die Seite nächst dem Dampfthurme nehmen, wo aus dem ausgedrückten
Putzloche der glühende Dampf ausströmte.
Dazu verengten die Flüchtenten die Bahn und mussten sämmtlich außer einem Burschen und
einem Mädchen, die herabsprangen und davon liefen, in diesem schauderhaften Raume bleiben.
 Dem Feuermann gelang es auch dann, die übrigen dort Anwesenden mit Hilfe zweier Arbeiter aus
ihrer furchtbaren Lage zu befreien. Aber in welchem Zustande!
Die Haut löste sich in Fetzen von den unglücklichen Mädchen, welche, furchtbare Schmerzen
leidend, bald die Besinnung verloren. Nach drei Stunden waren zwei ihren Leiden erlegen.
 Tags darauf starben weiters drei Mädchen. Am 4. Juni fand das Leichenbegräbnis der
Verstorbenen in sehr feierlicher Weise statt; über 4000 Menschen begleiteten diese
Unglücklichen zur letzten Ruhestätte.“

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Dampferzeugung.
Gefahren durch Wasserdampf..

Sicherheitstechnische Gesichtspunkte, die bei der Verwendung von


Wasser beachtet werden müssen
 Wasser aus der Natur, je nach Herkunft, zeigt ein Verhalten, was einer
schwachen Säure ähnelt und auf Eisen korrosiv wirken kann
 Der Wärmeübergang zwischen einer Rohrwand und siedendem Wasser ist
sehr groß gegenüber dem relativ geringen Wärmeübergang zwischen
Dampf und einer Rohrwand (Gefahr der Überhitzung)
 Mit hoher Temperatur und hohem Druck aus einer defekten Rohrleitung frei
austretender Wasserdampf (im Zustand des „Heißdampfes“) ist unsichtbar
und kann einen Strahl von erheblicher Länge bilden. Ein großflächiger
Kontakt mit diesem Strahl ist wegen der augenblicklich eintretenden
Verbrühungen tödlich.
 Nachverdampfung bei Druckabfall

18/09/21 Dampferzeugung 20 |

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