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Das Fenster (German)
Das Fenster (German)
09
Deutsch Aufsatz
1.c) Fenster
Oft schaute er aus dem Fenster, als wäre dahinter all seine Hoffnungen und Träume
versteckt. Es schien als würde seine Seele durch dieses Fenster hinaus fliegen.
Hinweg über das stürmische Wasser, in eine Welt voller Freude. Es schien als würde
sie solange in die Unendlichkeit fliegen, bis er einschlief oder der Aufseher ihn mit
kräftiger Stimme schroff anschrie, er solle wieder an die Arbeit. Die wenigen Tage die
er nun schon auf See war kamen ihm wie Jahre vor. Vor zehn elend langen Tagen
der Arbeit und Erschöpfung waren sie losgefahren und niemand wusste genau wie
lange es noch gehen würde bis sie endlich ankamen. Er war einer der wenigen die
nicht von amerikanischen Wohltätern gratis in die Freiheit gefahren wurden. Er war
kein Schriftsteller, kein Politiker und auch sonst keine berühmte Person. Nur ein
normaler Jude der zu spät gemerkt hatte was sich anbahnt und deshalb seit bald vier
Jahren auf der Flucht war. Als ihm der Kapitän der Seemöwe angeboten hatte ihn
nach Amerika zu fahren, hatte er gedacht es sei wieder einer seiner fantasievollen
Träume. Da sich der Kapitän aber auch nach langem schweigen nicht in Luft
aufgelöst hatte begann ihm zu dämmern was für eine Chance sich für ihn offenbarte.
Ihm waren Tränen der Freude und der Erleichterung über die Wangen geflossen. Der
Jude sah den Kapitän als Wohltäter. Der Kapitän sah den Juden als unbezahlte
Arbeitskraft. Dass er auf dem Schiff arbeiten musste war dem Gejagten egal. Doch
nach zehn Tagen von mühsamster Arbeit kamen in ihm langsam Zweifel auf. War
dies die richtige Entscheidung? Vielleicht hätte er in seinem Versteck bleiben sollen.
Doch nun war es zu spät. Er war auf dem Weg nach Amerika. Weit weg von dem
besetzen Calais wo es nur so von Deutschen wimmelte. Weit weg von allen Sorgen.
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Und er spürte wie sein Blick einmal mehr zum Fenster glitt. Und einmal mehr versank
er in seinen Träumen. Doch dieses Mal wurde er nicht von dem Schreien des
Aufsehers aus der Welt der Hoffnungen gerissen. Dieses Mal war es das kalte Leder
eines Gürtels, welcher mit einer enormen Wucht die Haut auf seinem Rücken aufriss.
Als er sich umdrehte, sah er hinter sich das wutverzerrte Gesicht, des stämmigen
nicht mehr zu. Er spürte auch nicht wie das Blut seinen Rücken hinunter tropfte. Er
spürte nur noch die enorme Wut welche sich in seinem ganzen Körper ausbreitete.
Er nahm den Besen, auf dem er sich gerade noch abgestützt hatte, und schlug damit
so fest er konnte auf den Aufseher ein. Er traf ihn so fest, dass der sonst standfeste
Felsen durch den Raum flog, als wäre er so leicht wie eine Feder. Es dauerte wenige
Augenblicke bis er merkte, dass der Aufseher nicht wegen Verletzungen einen
Moment am Boden blieb sondern weil er etwas aus seiner Jacke nahm. Als er
endlich Begriff was für einen metallenen Gegenstand der Aufseher umschloss war es
schon zu spät. Im nächsten Moment bohrte sich das Blei in sein Bein. Der pochende
schmerz in seinem Bein und das hämische Grinsen des Aufsehers waren alles was
er noch sah bevor er in die Ohnmacht fiel.
Als er die Augen wusste er erst nicht wo er war. Nachdem er sich umgeschaut hatte
wurde ihm klar, dass er sich wohl auf der Krankenstation des Schiffes befinden
musste. Es war ein hell ausgeleuchteter fensterloser Raum. Er war der einzige der
hier lag. Noch bevor er sich länger umschauen konnte, kam der Kapitän ins Zimmer.
Von seinen Worten verstand er nur die hälfte, da der Schmerz ihn immer wieder an
den Rand der Bewusstlosigkeit führte. Er begriff jedoch, dass der Kapitän nicht
gekommen war um ihm gute Besserung zu wünschen sondern um ihm zu sagen,
dass diese Tat ihn noch sehr viel kosten würde. Dies untermalte der Seemann, indem
er mit voller Wucht auf die Wunde schlug. Kurz nachdem der Kapitän den Raum
verlassen hatte, kam der Aufseher in den Raum. In der rechten Hand hielt er zwei
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Krücken. Er drückte sie dem vor Schmerz halb Bewusstlosen Juden hin und schrie,
er solle aufstehen und wieder an die Arbeit. Als dieser keine Reaktion zeigte nahm er
den Griff seiner Pistole und schlug damit auf die Stelle, wo vor ein paar Tagen eine
Bleikugel eingedrungen war. Da der Flüchtling nicht noch mehr Schmerzen ertragen
wollte nahm er die Krücken und stemmte sich mit grosser Anstrengung auf die Beine.
Er folgte dem Aufseher in den Maschinenraum. Es war früh am Morgen. die ersten
Sonnenstrahlen schienen schwach durch die kleinen Bullaugen. Alles war still und
friedlich. Für einen Moment keimte in ihm die Hoffnung auf, er könne auf seine
Pritsche liegen, aus dem Fenster schauen und Einschlafen. Doch der Aufseher hatte
andere Pläne. Er wies auf das Seil, welches vom Flaschenzug herunterhing. Dem
Flüchtling wurde klar, dass das Schiff in den wenigen Tagen in denen er Bewusstlos
war den halben Atlantik überquert hatte. Sie würden in wenigen Stunden in New York
eintreffen. Und nun musste die ganze Fracht, welche zusammen mit den Flüchtlingen
über den Ozean transportiert wurde abgeladen werden. Damit der Kran im Hafen die
Fracht an Land bringen konnte musste zuerst die Fracht auf das Deck geschaffen
werden. Für genau dies hatte der Aufseher den gejagten Juden aus dem
Krankenzimmer geholt. Aus Angst vor weiteren Schlägen arbeitete dieser als wäre
der Teufel persönlich hinter ihm.
Das Schiff kam am frühen Nachmittag desselben Tages in New York an. Als erstes
wurde eine mannshohe Holzkiste von Bord getragen. Hinterher eine wunderhübsche
weinende junge Dame.
Itzhak Pfefferberg starb noch auf dem Schiff an den blutenden Wunden, welche der
Aufseher im zugefügt hatte, nachdem er zusammengebrochen war. Das letzte was er
sah waren die Augen seiner geliebten. Er schaute in ihre Augen, als wäre dahinter all
seine Hoffnungen und Träume versteckt. Es schien als würde seine Seele durch
dieses Fenster hinaus fliegen.
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