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Cannabis: «Nach fünf Jahren kriegte ich Angstzustände»

«Das Kiffen gibt ein Wir-Gefühl - und doch ist jeder in sich
zurückgezogen.»
Die Clique kifft und alle finden's cool. Doch die Folgen sind
heavy: Die Gruppe driftet in eine Sonderwelt. René* hat
erlebt, dass die Sensibilität füreinander verloren ging. Die
Suche nach Geistigem erwies sich als gefährlich. - Sein
Bericht:
Mit 13 gehörte ich zu einer Gruppe, die das Kiffen entdeckte.
Es war witzig. Im Rückblick sehe ich, dass ich auf der Suche
nach Liebe und Annahme war, wie viele meiner Freunde -
doch das war uns damals nicht bewusst. Man fängt an und
steigert dann, es geht vom Joint zur Bong. Mich wunderts
noch heute, dass ich die Schule abgeschlossen habe. Wir
haben so viel geschwänzt!

In sich zurückgezogen
Das Kiffen gibt ein Wir-Gefühl. Im teilautonomen
Jugendraum konnten wir uns so richtig ausleben. Man war in
der Gruppe zusammen - aber jeder für sich allein. Sieben
Leute auf einer Couch, aber man redet nicht miteinander.
Jeder ist bedämmert, in sich zurückgezogen - echt krass.

Ich kann nicht sagen, was mich damals von einem Junkie
unterschieden hat. Ich bin bis zu vier, fünf Stunden
rumgefahren, um Stoff aufzutreiben. Wir haben zum Teil
unsere Sofaritzen ausgekratzt oder Aschenbecher, in denen
Joint-Stummel drin waren, um eine Bong zu rauchen. Klar,
dass ich zu dealen begann.

Angstzustände

«Man war in der Gruppe zusammen - aber jeder für sich


allein.»
Nach etwa 5 Jahren kriegte ich Angstzustände. Ich wähnte,
ich würde beobachtet. Doch worin ich steckte, begriff ich
nicht. Mit 20 wurde ich gläubig. Da ging mir auf, dass es
einen Sinn im Leben gibt. Zum erstenmal dachte ich drüber
nach, was mein Leben sollte. Denn mein ganzer
Freundeskreis kiffte. Ich hatte nichts Anderes gekannt. Ich
habe Kollegen, die einen gleich bleibenden, mässigen
Konsum schafften. Doch wer eine Sehnsucht befriedigt
haben will, bleibt wohl drin hängen.

Cannabis wird unterschätzt, verharmlost. Der Gehalt an


THC, das berauschend wirkt, ist heute viel höher als vor
Jahren. Dazu kommen die intensiveren Konsumformen. Die
Langzeitfolgen sind noch gar nicht abzusehen; das Hirn ist
bei Jungen sehr beeinflussbar. Ich habe Freunde, die
hängen heute noch drin, mehr denn je. Die sind jetzt 29 und
haben seit 13 durchgekifft - jeden Tag. Sie sind am
Abstürzen.

Nach meiner Erfahrung wird man gleichgültig gegenüber der


Umwelt. Man hat seinen Stoff, ist mit sich beschäftigt. Eine
gute Freundin wurde mit 17 oder 18 psychotisch. Wir haben
sie nicht verstanden. Sie konnte es uns nicht recht
begreiflich machen. Dass es mir einmal echt übel ging und
ich ein halbes Jahr am Boden war, haben meine Freunde
gar nicht mitbekommen. Jeder war mit sich selbst
beschäftigt.

Suche nach Übernatürlichem

«Ich suchte etwas Übernatürliches und öffnete mich für


diesen Bereich. Mein Kollege befasste sich mit Hellseherei,
Schamanismus und Freimaurerei.»
Was es braucht, dass man von Cannabis freikommen kann?
Es ist ein längerer Weg für die, die so drin waren wie wir.
Eine Vergangenheitsbewältigung gehört dazu. Man muss
sich klar werden: Warum habe ich konsumiert? Wie kam es
dazu? Bei mir war es klar eine geistliche Suche: Ich suchte
etwas Übernatürliches und öffnete mich für diesen Bereich.
Die Clique probierte Dinge aus. Mein Kollege befasste sich
mit Hellseherei, Schamanismus und Freimaurerei. Er zog
mich hinein, meinte, ich könne in die Zukunft sehen.
Cannabis gehörte immer dazu.

Ich wagte den Ausstieg, weil ich irgendwie gemerkt hab, es


gibt ein anderes Leben. Das Leben, wie ich es kannte, wollte
ich nicht: Arbeiten bis 65, Herzinfarkt mit 67 - sollte es das
sein? Nein. Damals hatte ich die Vorstellung: Irgendwann
falle ich um, bin tot und dann kommt nichts mehr. Durch den
Glauben an Jesus ging eine ganz andere Dimension auf: Er
gibt einen Sinn im Leben. Mein Leben hat Wert, ich bin kein
Zufall, und was ich tue, ist bedeutsam, sogar über mein
Leben hinaus. Ich bin dankbar, dass ich den Ausstieg
rechtzeitig geschafft habe.

* Name geändert

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