E DITORIAL

Liebe Israelfreunde
Der Libanonkrieg ist vorbei, aber jetzt stellt sich die Frage: Wer hat diesen
Krieg eigentlich gewonnen? Darauf gibt es keine eindeutige Antwort. Zweifellos
hat jedoch die Hisbollah einen so schweren Schlag erlitten, dass sie für längere
Zeit geschwächt bleiben und sich nicht so schnell davon erholen wird. Doch auch
für Israel brachte der Krieg Überraschungen und eine gewisse Ernüchterung. Viele
Schwächen und Mängel wurden aufgedeckt, die es nun zu beheben gilt. Scheich
Nasrallah, der Anführer der Hisbollah, hat zu verstehen gegeben, dass er mit einer
derart harten Reaktion Israels auf die Entführung der Soldaten nicht gerechnet
habe, aber dennoch werde die Hisbollah auch in Zukunft in ihrem Kampf gegen Is-
rael nicht nachlassen, sondern nur ihre Strategie der neuen Situation anpassen.
Der Krieg wird auch Auswirkungen auf die palästinensische Terrororganisation
Hamas haben, weil diese die Hisbollah als ihr Vorbild ansieht. Auch die Hamas
musste erkennen, dass der ständige Beschuss Israels mit Raketen ihrer Sache mehr
schadet als nützt. Deshalb werden die Feinde Israels bei ihrem Vorgehen gegen
den jüdischen Staat bestimmt nach neuen Wegen suchen.
Im Kampf gegen Israel hat die Propaganda einen wichtigen Stellenwert. Gerade
im letzten Krieg wurde Israel durch Bilder von Flüchtlingen und Trümmern als
grausamer Aggressor dargestellt. Die Zuschauer hatten einerseits schon vergessen,
wer die Kampfhandlungen tatsächlich ausgelöst hat. Andererseits interessierte
sich offenbar niemand so recht für die Tatsache, dass der Raketenbeschuss Israels
durch die Hisbollah nur durch massive Bombardements zu stoppen war. Jedoch
«Lange hat meine wurde die libanesische Regierung, die sich bisher stets hinter der Hisbollah ver-
stecken konnte, nur durch diese Bombenangriffe zum Handeln bewegt und dazu
Seele bei denen ge- gezwungen, den Bedingungen für einen Waffenstillstand zuzustimmen.
wohnt, die den Frie- Allerdings lautet jetzt die entscheidende Frage: Wie wird es weitergehen? Sind
die internationalen Truppen ein Garant für eine dauerhafte Lösung? Eine Frie-
den hassen. Ich will denstruppe kann vorübergehend hilfreich sein, aber eine echte Lösung kann nur
nur Frieden. Aber durch einen Friedensschluss zwischen dem Libanon und Israel erreicht werden.
Der libanesische Ministerpräsident Siniora hat jedoch schon verlauten lassen, dass
wenn ich rede, so der Libanon das letzte Land sei, das mit Israel Frieden schliessen werde, obwohl
sind sie für Krieg» der israelische Ministerpräsident Olmert ihm wiederholt Friedensverhandlungen
angeboten hat und einem Frieden zwischen den beiden Ländern eigentlich nichts
(Ps 120,6-7) im Wege steht.
Damit wird klar, dass der Libanon zu der vom Iran angeführten und auch von
Syrien unterstützten Front der Ablehnung gegen Israel gehört. Eine neue Entwick-
lung gibt ebenfalls Anlass zur Sorge: Die Feindseligkeit Israel gegenüber wird in
der gesamten islamischen Welt immer stärker. Sogar ein Land wie die Türkei, das
bisher gute Beziehungen zu Israel pflegte, hat seine Haltung derart geändert, dass
Israel lieber keine türkischen UN-Soldaten an seiner Grenze haben möchte.
Zur aktuellen Situation passt das folgende Wort: «Lange hat meine Seele bei
denen gewohnt, die den Frieden hassen. Ich will nur Frieden. Aber wenn ich rede,
so sind sie für Krieg» (Ps 120,6-7). Über die Ereignisse vor Seinem Wiederkommen
sagte Jesus zu denjenigen, die an Ihn glauben, dass sie nicht erschrecken sollen,
weil diese Dinge geschehen müssen. Für uns sind solche Entwicklungen nicht
beängstigend, sondern sichere Zeichen für Seine baldige Rückkehr.

In dieser herrlichen Hoffnung mit Ihnen verbunden, grüsse ich Sie mit einem
herzlichen Shalom!

Ihr Fredi Winkler

3
I N H A LT O K T O B E R 2 0 0 6
Nachrichten aus Israel • 10/2006

Nachrichten aus Israel® Das Bündnis Israels mit den USA. An-
gesichts der Bedrohung Israels durch
Schweiz:
Missionswerk Mitternachtsruf
muslimische Länder, die immer
Abteilung Beth-Shalom radikaler zu werden scheinen und
Ringwiesenstrasse 12a
CH 8600 Dübendorf
zudem stark aufrüsten, bleibt Israel
Tel. 0041 (0)44 952 14 17
®
– menschlich gesehen – kaum eine
Fax 0041 (0)44 952 14 19
E-Mail: beth-shalom@mnr.ch
andere Wahl: Es braucht einen
Deutschland:
starken und zuverlässigen Bündnis-
Mitternachtsruf Zweig Deutschland e.V. partner Seite 18
Abteilung Beth-Shalom
Kaltenbrunnenstrasse 7
DE 79807 Lottstetten
Tel. 0049 (0)7745 8001
Fax 0049 (0)7745 201
E-Mail: beth-shalom@mnr.ch
Zeitschriften Schweiz:
Missionswerk Mitternachtsruf, Abteilung Beth-Shalom
«Nachrichten aus Israel»
Ringwiesenstrasse 12a, CH 8600 Dübendorf «Wir haben kein Problem mit deutschen
Tel. 0041 (0)44 952 14 15, Fax 0041 (0)44 952 14 11
E-Mail: nai@mnr.ch Soldaten im Libanon». Die Mehrheit der
Deutschland:
Israelis begrüsst die Beteiligung deut-
Missionswerk Mitternachtsruf, Abteilung Beth-Shalom scher Soldaten an der UN-Friedens-
«Nachrichten aus Israel»
Kaltenbrunnenstrasse 7, DE 79807 Lottstetten
truppe im Südlibanon. Ministerpräsi-
Tel. 0049 (0)7745 8001, Fax 0049 (0)7745 201 dent Olmert: «Ich wäre glücklich über
E-Mail: nai@mnr.ch
eine deutsche Beteiligung.» Seite 21
Die «Nachrichten aus Israel» erscheinen auch in
englischer, französischer, holländischer, portugiesischer,
rumänischer, spanischer und ungarischer Sprache.
Erscheinungsweise monatlich.
Abonnementspreise jährlich:
Schweiz CHF 18.–; Deutschland EUR 12.–; Europa und
Mittelmeerländer EUR 18.–; Übersee EUR 24.–. Abonnemen-
te laufen ein Jahr (beginnend jeweils Januar) und werden
automatisch um ein weiteres Jahr verlängert, wenn sie nicht
einen Monat vor Jahresende gekündigt werden.
Einzahlungen Schweiz:
Missionswerk Mitternachtsruf, Abteilung Beth-Shalom
Postkonto 80-11535-0
oder Zürcher Kantonalbank, CH 8330 Pfäffikon ZH
Konto 1152-0772.695, Bank Clearing 752
Einzahlungen Deutschland:
Missionswerk Mitternachtsruf, Abteilung Beth-Shalom E DITORIAL
Postbank Stuttgart, BLZ 600 100 70, Konto 139220-700
oder Sparkasse Hochrhein, Waldshut, BLZ 684 522 90 3 von Fredi Winkler
Konto 06600670
Druck: EKM-Nyomda, Palóc utca 2, HU 1135 Budapest BI BLISC H E BOTSC HAFT
Israelreisen:
Missionswerk Mitternachtsruf, Abteilung Beth-Shalom-Reisen 5 «Wenn ihr aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören werdet …»
Ringwiesenstrasse 12 a, CH 8600 Dübendorf
Tel. 0041 (0)44 952 14 18, Fax 0041 (0)44 952 14 19
E-Mail: reisen@mnr.ch H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N A U S I S R A E L
Gästehaus: 9 Die frühen Jahre in Safed und Haifa (1887-1920)
Beth-Shalom, P.O.B. 6208, Hanassi Avenue 110
IL 31060 Haifa-Carmel, Israel 10 In Syrien liegen schon wieder Waffen zur Abholung bereit
Tel. 00972 4 837 74 81, Fax 00972 4 837 24 43 11 EU-Parlamentarier messen weiterhin mit zweierlei Mass
E-Mail: beth-shalom-israel@mnr.ch
11 Neue Tomatenzüchtung aus Israel
Eingedenk dessen, dass alle menschliche Erkenntnis
Stückwerk ist (1.Kor 13,9), legen die Autoren eigen- 12 Die Waffen des Iran erreichen auch Europa
verantwortlich ihre persönliche Sicht dar. 12 Israel sind die Hände gebunden
Initialen der Autoren und Quellenangaben in dieser Ausgabe: 13 Kritik an der israelischen Führung
ZL = Zwi Lidar; CM = Conno Malgo; AN = Antje Naujoks;
US = Ulrich Sahm, MS = Markus Senn 14 Der Preis des Krieges
14 «Die Juden sind dem Tod geweiht.»
Für die Inhalte der fremden Webseiten auf die verwiesen
15 Diplomatischer Preis des Krieges
wurde, wird keine Haftungsverpflichtung übernommen. Wir 16 Papst Pius XII. hatte Helfershelfer
erklären hiermit ausdrücklich, dass zum Zeitpunkt der Link-
setzung keine illegalen Inhalte auf den zu verlinkenden Seiten
17 Aufsehenerregende Pipeline
erkennbar waren. Auf die aktuelle und zukünftige Gestaltung, 18 Strategischer Pakt
die Inhalte oder die Urheberschaft der verknüpften Seiten
haben wir keinerlei Einfluss. Für illegale, fehlerhafte oder
19 Israelische Spitzel unter den Hisbollah-Gefolgsleuten?
unvollständige Inhalte und insbesondere für Schäden, die 19 UNIFIL: Die Informanten der Hisbollah
aus der Nutzung oder Nichtnutzung solcherart dargebotener
Informationen entstehen, haftet allein der Anbieter der Seite,
20 IBM richtet drittes Software-Labor in Israel ein
auf die verwiesen wurde, nicht derjenige, der über Links auf 20 Namhafter Rabbiner kommentiert den Wert von Menschenleben
die jeweilige Veröffentlichung lediglich hinweist.
21 Israelis wollen deutsche Soldaten an der Grenze zum Libanon
22 Identitätskrise und Ernüchterung

4

«Wenn ihr aber von Kriegen
und Kriegsgerüchten hören
werdet …»
Als die Jünger mit Jesus auf dem Ölberg waren und Ihn nach den Vorzeichen Seiner
Rückkehr fragten, erwähnte er in Seiner Antwort unter anderem Kriege und Kriegs-
gerüchte. Er sagte auch, dass diese Dinge geschehen müssten. Es ist nahe liegend, dass
damit in erster Linie Kriege gemeint sind, die das Land und Volk Israel betreffen.
Fredi Winkler
Dinge, die geschehen müssen.
Jedes Mal, wenn in Israel bzw. im Na-
hen Osten ein Krieg ausbricht, stellen
sich an Jesus gläubige Menschen die
Frage: «Könnte dieser Krieg zu Seiner
verheissenen Wiederkunft führen,
und steht deshalb die Entrückung der
Gemeinde Jesu unmittelbar bevor?»
Allerdings gibt es unter Christen
unterschiedliche Vorstellungen und
Meinungen über die Art, wie diese
künftigen Ereignisse ablaufen wer-
den. Viele dieser Sichtweisen sind je-
doch aus einem «engen» Verständnis
entstanden, ähnlich den begrenzten
Erwartungen, die damals die Jünger
von Jesus und Seinem göttlichen Auf-
trag hatten. Als Jesus damit begann,
von Seinem Leiden und Sterben zu
sprechen, hatten sie kein Ohr dafür.
Wie das Volk Israel im Allgemeinen
erwarteten auch die Jünger einen
siegreichen Messias, einen Befreier
für Land und Volk.
Jesus wies Petrus’ Denkweise
schroff zurück, weil sie nicht im Ein-
klang mit dem Plan Gottes war. Als
Petrus versuchte, Jesus von Seinem
Weg ans Kreuz abzuhalten, wurde er
zurechtgewiesen: «Geh hinter mich,
Satan! Du bist mir ein Ärgernis, denn
du sinnst nicht auf das, was Gottes,
sondern auf das, was der Menschen
ist» (Mt 16,23). Nicht nur Petrus,
sondern auch der gesamte Kreis der
Jünger wie auch das übrige Volk sahen
die Erlösung, die der Messias bringen
sollte, im engen Rahmen einer nati-
onalen Befreiung. Auch wir müssen
BI BLISC H E BOTSC HAFT
uns heute davor hüten, im Hinblick und in den Propheten und Psalmen» (Lk
auf den Plan Gottes menschlich zu 24,44). In diesem Zusammenhang
denken und unsere begrenzten Vor- ist es interessant, dass sich sogar die
stellungen zum Massstab zu machen. Apostel über den Weg der Erlösung
Schliesslich gibt es im göttlichen Vorstellungen machten, die nicht
Heilsplan Dinge, die geschehen müs- im Einklang mit der ganzen Heiligen
sen, auch wenn sie uns – wie den Jün- Schrift standen. Trotzdem musste
gern damals – vielleicht nicht passen. sich alles erfüllen, was über Jesus
Wir neigen dazu, im Heilsgeschehen geschrieben steht. Dieses Prinzip gilt
auch im Hinblick auf Seine Rückkehr.
Wie die prophetischen Aussagen über
Das Schiff «EXODUS» mit jüdischen Einwande-
rern im Hafen von Haifa
hauptsächlich die
Gemeinde Jesu
und am Rand
vielleicht noch
Israel zu sehen.
Aber die Rück-
kehr Jesu wird
ein gewaltiges Er-
eignis sein, in das
die ganze Völker-
welt, ja sogar das
Universum, mit
einbezogen sein
wird. Schliess-
lich kommt un-
ser Herr, um das
Reich der Finster-
nis zu zerstören und Sein Reich auf den Messias muss auch alles, was
Erden aufzurichten. über Seine Wiederkunft geschrieben
Nach Seiner Auferstehung öffne- steht, buchstäblich eintreffen.
te Jesus Seinen Jüngern die Schrift:
«Dies sind meine Worte, die ich zu euch Dinge, die zuvor geschehen
redete, als ich noch bei euch war, dass müssen. In Seiner Rede auf dem Öl-
alles erfüllt werden muss, was über mich berg sprach Jesus zu Seinen Jüngern
geschrieben steht in dem Gesetz Moses klar und deutlich über Dinge, die vor
5
BI BLISC H E BOTSC HAFT
Nachrichten aus Israel • 10/2006
Seiner Rückkehr geschehen müssen.
Über das Volk Israel sagte Er: «Und
sie werden fallen durch die Schärfe des
Schwertes und gefangen weggeführt
werden unter alle Nationen; und Jeru-
salem wird zertreten werden von den
Nationen, bis die Zeiten der Nationen
erfüllt sein werden» (Lk 21,24). Dieser
Prozess der Wegführung begann 70
n.Chr. und zog sich hin bis in die Zeit
der muslimischen Eroberer, ja sogar
bis zu den Kreuzzügen. Schliesslich
blieb nur noch ein verschwindend
kleiner Überrest im Land. Bezeich-
nenderweise sprach Jesus selbst nicht
von einer Rückführung des Volkes Is-
rael, aber in Seinen Reden über Sein
Wiederkommen wird die Präsenz Is-
raels im Land vorausgesetzt. Deshalb
muss das zerstreute Volk Israel erst
wieder in sein Land zurückkehren,
bevor Jesus wiederkommen kann.
Von dieser damals noch zukünftigen
Rückführung sprachen bereits Mose
und nach ihm die Propheten. Zu-
sammenfassend können wir deshalb
feststellen: Es gibt Vorbedingungen
für die Wiederkunft Jesu. Das sind
die Dinge, die vorher geschehen
müssen. Das deutlichste und für
alle Welt sichtbarste Zeichen für die
baldige Rückkehr Jesu ist zweifellos
die Rückkehr der Juden in ihr Land
und die damit verbundene Gründung
des modernen Staates Israel.
Israel als Warnsignal für die
Gläubigen: Jesus kommt wieder,
die Zeit ist nahe! In den Jahrhun-
derten seit der Himmelfahrt Jesu
gab es immer wieder Christen, die
an die unmittelbar bevorstehende
6
Wiederkunft Jesu glaubten, weil sie
in schlimmen Notzeiten lebten. Im
Neuen Testament waren beispielswei-
se die Thessalonicher der Meinung,
dieses Ereignis und damit auch die
Entrückung müssten sehr bald ein-
treten, weil sie in grosser Not und
Bedrängnis waren (vgl. 2.Thess 1,4-
7). Sie glaubten nicht etwa, dass die
Entrückung schon geschehen sei, wie
oft fälschlicherweise angenommen
wird. Denn dann hätten sie deswegen
nicht an Paulus schreiben können,
von dem sie in diesem Fall hätten
annehmen müs-
Vor der Wiederkunft Jesu müssen die Juden in
ihrem Land sein
sen, er sei bereits
entrückt worden.
Aus dem Fall der
Thessalonicher
können wir je-
doch eines ler-
nen: Diese Gläu-
bigen erwarteten
die Entrückung
zu einer Zeit, in
der Bedrängnis
herrschen soll-
te. In seinem
zweiten Brief vertröstete Paulus die
Gemeinde mit dem Hinweis auf zwei
Dinge, die zuvor geschehen müssen:
«Dass niemand euch auf irgendeine
Weise verführe! Denn dieser Tag
kommt nicht, es sei denn, dass zuerst
der Abfall gekommen und der Mensch
der Gesetzlosigkeit geoffenbart worden
ist, der Sohn des Verderbens» (2.Thess
2,3).
Es gab im Verlauf der Kirchen-
geschichte immer wieder Zeiten des
Abfalls vom Glauben. Manche Chris-
ten meinten dann, der Mensch der
Gesetzlosigkeit habe sich bereits of-
fenbart. So war auch der Reformator
Martin Luther davon überzeugt, dass
der Papst der Antichrist sei. Doch die-
jenigen, die noch vor der Rückkehr
der Juden in ihr Land meinten, die
Wiederkunft Jesu stehe unmittelbar
bevor, hatten vor allem die Aussagen
der Propheten einfach übersehen und
berücksichtigten deshalb nicht, dass
das Volk Israel zuvor in sein Land
zurückgekehrt sein muss. Darum
war die Gründung des Staates Israel
für die Gläubigen, die auf die Rück-
kehr Jesu warteten, ein gewaltiges
Zeichen Gottes. Trotzdem meinen
manche Christen noch immer, der
moderne Staat Israel sei nur zufällig
entstanden und habe nichts mit der
Erfüllung biblischer Prophetie zu tun.
Doch zu einer solchen Schlussfolge-
rung kann man nur kommen, wenn
man Mose, die Propheten und die
Psalmen missachtet. Das hat Jesus
nicht getan – im Gegenteil. Er selbst
sagte, dass sich alles, was in jenen
Büchern geschrieben steht, erfüllen
müsse. Nur wenn wir die gesamte
Heilige Schrift, das Alte und das
Neue Testament, ernst nehmen
und alles berücksichtigen, was da-
rin steht, können wir uns ein klares
Bild verschaffen von den Dingen, die
vor der Wiederkunft Jesu geschehen
müssen.
In diesem Zusammenhang ist es
interessant, dass im Neuen Testament
zwar von der weltweiten Zerstreuung
der Juden die Rede ist, jedoch nicht
ausdrücklich von ihrer zukünftigen
Rückführung ins Land. Doch wie
wir am Vorbild Jesu gesehen haben,
muss auch bei dieser Frage die ganze
Heilige Schrift berücksichtigt werden.
Darin ist wiederholt und ausführlich
von der Sammlung des Volkes Israel
aus allen Nationen die Rede.
Die Rückführung Israels als
Zeichen für alle Nationen: Das
Wort Gottes ist wahr! Zu den Krie-
gen, die Jesus als Vorzeichen Seiner
Wiederkunft erwähnte, müssen wir
auch den Ersten und Zweiten Welt-
krieg zählen, weil beide mit dem Land
und Volk Israel zu tun hatten. Im Ers-
ten Weltkrieg entrissen die Briten das
Land den Türken und befreiten es so-
mit von der islamischen Herrschaft.
Damit wurde die Grundlage für einen
künftigen jüdischen Staat geschaffen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde dem jü-
dischen Volk auf tragische Weise die
Notwendigkeit eines eigenen Staates
bewusst gemacht. Aber auch die Na-
tionen wurden durch ihr schuldhaftes
Handeln an den Juden dazu gebracht,
der Gründung eines jüdischen Staates
zuzustimmen. Hätten sie damals die
Folgen dieser Entwicklung vorausge-
sehen, hätten sie vielleicht nicht ihre
Zustimmung gegeben, und der Staat
Israel wäre nicht entstanden.
Die Rückkehr der Juden in ihr Land
und die Gründung des Staates Israel

führten zu einer Reihe von Kriegen.
Im Zusammenhang mit dem gerade
beendeten Libanonkrieg sprechen die
Menschen in Israel von einem «hun-
dertjährigen Krieg», zumal man hier
sowieso von Krieg zu Krieg lebt. Man
macht sich deshalb auch keine Illusi-
onen über den Waffenstillstand, und
man glaubt auch nicht, dass damit
die Probleme aus der Welt geschafft
sind. Im Gegenteil: Solange es Feinde
gibt, die Israel zerstören wollen, ist
der nächste Krieg schon absehbar.
Der Konflikt um Israel hat sich nicht
etwa entschärft, wie man eine Zeit
lang annehmen konnte (vor allem
nach dem Friedensschluss mit Ägyp-
ten und Jordanien). Vielmehr sind
dadurch die extremen Feinde, die
Israel das Existenzrecht absprechen,
erst recht aktiv geworden.
Ein territorialer wird ein
ideologisch-religiöser Konflikt.
Zunächst brach nach dem Frieden
mit Ägypten und Jordanien die Front
der Ablehnung Israel gegenüber
scheinbar zusammen. Als Reaktion
auf diese Entwicklung wurde dem
Konflikt ein zunehmend religiöser
Charakter gegeben. Das geschah
besonders im Iran durch den schiiti-
schen Islam, der dort als Staatsreligi-
on gilt. Dadurch wurde der Konflikt
internationalisiert, zumal die Schiiten
auf diesem Weg ihre Ideologie in der
ganzen islamischen Welt verbreiten
können. Die schiitische Bevölkerung
im Südlibanon war für die Mullahs
aus dem Iran ein willkommenes
«Sprungbrett» zur Grenze Israels.
Sie hatten nun die Möglichkeit, den
Konflikt weiter anzuheizen.
Wie weit die weltweite Ausbrei-
tung des Konflikts über den Weg der
Religion schon fortgeschritten ist, ha-
ben der Terroranschlag auf das World
Trade Center in New York sowie die
Attentate in London und Madrid ge-
zeigt. Diese Verbrechen wurden vor
allem wegen der Unterstützung Isra-
els durch die jeweiligen Regierungen
begangen. Durch Einschüchterung
sollten diese Länder dazu gebracht
werden, von ihrer proisraelischen
Haltung abzurücken.
Als Israel mit der Entführung von
Soldaten erpresst werden sollte, konn-
te die israelische Regierung dieser Tak-
tik der Bedrohung nicht nachgeben.
Obwohl der dadurch ausgelöste Krieg
BI BLISC H E BOTSC HAFT
im Verhältnis zu dessen Ursache ge-
radezu enorme Ausmasse annahm,
scheute Israel die hohen Kosten nicht,
um die existenzbedrohende Gefahr zu
beseitigen, welche die Hisbollah im
Südlibanon darstellte. Es ist Israel je-
doch nicht gelungen, durch die jüngs-
te militärische Auseinandersetzung
die Bedrohung durch die Hisbollah
vollständig auszuschalten – vor allem
deshalb nicht, weil sich die Hisbollah-
Terroristen hinter der schiitischen Be-
völkerung im Südlibanon verschanzt
hatten. So wurde dann der Krieg nicht
durch eine eindeutige militärische
Entscheidung beendet, sondern durch
eine Intervention
UNIFIL-Truppen im Libanon
der Vereinten
Nationen.
Der Kon-
flikt mit Israel
bekommt in-
ternationale
Dimensionen.
In der langen
Geschichte seiner
Kriege hat Israel
zum ersten Mal eine internationale
Einmischung in den Konflikt ge-
wünscht und sogar gefordert, weil es
ohne einen Verlust seines weltweiten
Ansehens nicht in der Lage ist, eine
klare Entscheidung herbeizuführen.
Die Fernsehberichte über die Bom-
benangriffe und die Flucht von einer
Million Menschen aus dem Südli-
banon hatten dem internationalen
Prestige Israels bereits geschadet und
beinahe weltweit eine antiisraelische
Stimmung ausgelöst. In Israel wächst
das Bewusstsein, dass man den Konf-
likt nicht mehr allein lösen kann und
ein internationales Bündnis gegen die
Feinde Israels, die auch zu Feinden
der westlichen (christlichen) Welt
werden, erforderlich ist.
Israel hätte eine amerikanische Si-
cherheitstruppe im Südlibanon sicher
vorgezogen, doch den USA sind im
Irak die Hände gebunden. Ausserdem
sind die Amerikaner bei den Arabern
nicht willkommen. Aus diesen Grün-
den sollen nun ausgerechnet die Euro-
päer, die Israel gegenüber sehr kritisch
sind, deshalb aber von den Arabern
eher akzeptiert werden, im Libanon
dafür sorgen, dass sich die Hisbollah
nicht wieder bewaffnen und so stark
werden kann wie vor dem Ausbruch
des Konflikts. Ausserdem sollen sie
der libanesischen Armee dabei helfen,
die Kontrolle über das ganze Land zu
bekommen, besonders an der Grenze
zu Israel. Wegen ihrer Kritik an Israel
sind die Europäer nun geradezu mo-
ralisch verpflichtet, in den Konflikt
einzugreifen. Schliesslich müssen sie
jetzt beweisen, dass sie nicht nur kriti-
sieren, sondern die Probleme auch in
den Griff bekommen können. Neben
den Truppen aus Europa sollen noch
weitere Kontingente aus anderen Tei-
len der Welt dazukommen, so dass
eine Streitmacht von insgesamt etwa
15 000 Soldaten entstehen wird.
Diese Entwicklung zeigt, wie der
Konflikt um Israel durch die Inter-
vention der Vereinten Nationen
immer stärker internationalisiert
wird. Wir können daran erkennen,
dass die Aussagen der Bibel über das
weltweite Ausmass der Auseinan-
dersetzung um Israel und Jerusalem
immer wirklichkeitsnäher werden.
Schliesslich muss sich auch die Pro-
phezeiung von Sacharja buchstäblich
erfüllen: «Siehe, ich mache Jerusalem
zu einer Taumelschale für alle Völker
ringsum. Und auch über Juda: Es wird
in Bedrängnis geraten zusammen mit
Jerusalem. Und es wird geschehen an
jenem Tag, da mache ich Jerusalem zu ei-
nem Stemmstein für alle Völker: alle, die
ihn hochstemmen wollen, werden sich
wund reissen. Und alle Nationen der
Erde werden sich gegen es versammeln»
(Sach 12,2-3). Heute sind tatsäch-
lich fast alle Nationen in der UNO
zusammengefasst. Wenn sie sich in
7
BI BLISC H E BOTSC HAFT
Nachrichten aus Israel • 10/2006

New York versammeln, geschieht Die Hisbollah wiederum ist der ver- man in der Bibel keinen Hinweis auf
das normalerweise nicht zu Gunsten längerte Arm der Iraner im Libanon, einen Atomschlag gegen Israel finden
Jerusalems, sondern zu dessen Un- aber diese Terrorgruppe hat sich nun kann. Stattdessen erwähnt die Bibel
gunsten. Doch wenn die Nationen ebenfalls am «Stemmstein» schwer eine Invasion mit gewaltigen Kriegs-
wüssten, was darüber in der Bibel verletzt. Doch es gibt auch noch an- heeren. In Offenbarung 9,16 ist die
steht, würden sie vielleicht vor einer dere, wie die Palästinenser und Syrer, Rede von 200 Millionen Soldaten.
Einmischung zurückschrecken. die wie die Hisbollah bereit sind, sich Die westlichen Länder und
vom Iran für dessen Ziele einspannen Russland verzeichnen heute einen
Jerusalem als Taumelschale für zu lassen. Seit der islamischen Revo- enormen Geburtenrückgang. In den
alle Völker ringsum. Der Schrift zu- lution durch Ajatollah Chomeini ist islamischen Ländern dagegen explo-
folge werden sich zwar alle Nationen die iranische Führung von dem Wahn dieren die Geburtenraten förmlich.
dieser Welt gegen Jerusalem versam- besessen, Jerusalem für den Islam aus Deshalb könnte in Offenbarung 9
meln, aber nicht alle werden von dem der Hand der Juden zu befreien. Die ein islamisches Heer gemeint sein,
Wahn erfasst werden, die Stadt für iranischen Mullahs verbreiten diese zumal in dem oben erwähnten Text
sich zu erobern. Das wird nur von den Idee mit missionarischem Eifer in der Euphrat als Ausgangsgebiet für
ringsumliegenden Völkern gesagt, die der gesamten islamischen Welt. Sie die künftige Schlacht genannt wird.
sorgen dafür, dass dieses Ziel für die In dieser Region ist heute bekanntlich
anderen muslimischen Länder zur der Islam zu Hause. Dort befindet sich
Taumelschale wird. ausserdem das Zentrum des schiiti-
schen Islam. Wenn iranische Trup-
Kriegsgerüchte erschrecken pen gegen Jerusalem ziehen wollen,
die Welt. Der iranische Präsident müssen sie den Euphrat überqueren.
Ahmadinedschad hat mit seinen In diesem Zusammenhang ist es
deutlichen Drohungen, den «zionis- interessant, dass der Iran jedes Jahr
tischen Feind» zu vernichten, nicht Manöver durchführt, deren Thema
nur Israel, sondern fast die ganze stets ein Angriff auf Jerusalem bzw.
Welt erschreckt. Vor diesem Hinter- Israel ist.
grund wird die Möglichkeit, dass der Vor diesem biblischen Hintergrund
Iran in den Besitz von Atomwaffen ist nicht so sehr ein nuklearer Angriff
gelangt, zu einem Alptraum für Israel auf Israel zu befürchten, sondern eher
und die übrige Welt. Man erkennt, eine gewaltige Invasion. Deshalb ist
wie bedrohlich absehbar, dass die Kriegsplanung
solche Waffen gegen Israel künftig nicht mehr auf
Jerusalem wird zur Taumelschale für die Völker werden, wenn sie «Untergrundorganisationen» wie die
ringsum
in die Hände von Hisbollah beschränkt bleibt. Vielmehr
unberechenbaren werden es die geschworenen Feinde
Fanatikern gelangen. Israel, die USA Israels auf Staatsebene versuchen,
und die EU wollen gemeinsam mit der bis sie sich zu einer Koalition zu-
UNO alles tun, um das zu verhindern. sammenschliessen und das in der
Was wird jedoch geschehen, wenn es Bibel erwähnte Völkerheer auf die
nicht auf friedlichem Weg gelingen Beine stellen können. Eine solche
sollte, den Iran von der Herstellung Entwicklung braucht natürlich ihre
von Nuklearwaffen abzuhalten? Wer- Zeit. Dabei könnte es sich um jenen
heute alle islamisch sind und deshalb den die USA oder Israel die Atoman- Zeitraum des scheinbaren Friedens
Jerusalem für sich beanspruchen. Je- lagen durch Luftangriffe zerstören? und der Sicherheit handeln, von
rusalem ist für sie zur heiligen Stadt Was wären die Folgen einer solchen dem in der Bibel die Rede ist, bis dann
geworden, obwohl in ihrem Koran Aktion? Würde es in einem solchen plötzlich die Ereignisse eintreten, die
kein Wort darüber steht. Deshalb Fall zu einem Gegenangriff auf Israel zur Rückkehr Jesu führen werden
befinden sich diese Völker tatsäch- kommen? (vgl. 1.Thess 5,1-9). Für uns, die wir
lich in einer Art Rauschzustand, der Es ist deutlich erkennbar, dass die an Jesus Christus glauben, werden
ihnen wie durch einen Taumeltrank Kriegsgerüchte und Bedrohungen durch die Geschehnisse in und um
eingegeben wurde. Verschiedene ein noch nie da gewesenes Ausmass Israel die Worte Jesu in Lukas 21,28
Nachbarstaaten Israels haben sich in angenommen haben. Auch wenn immer aktueller: «Wenn aber diese
der Vergangenheit an Jerusalem ver- es gelingen sollte, die Gefahr noch Dinge anfangen zu geschehen, so blickt
wundet und davon ablassen müssen, einmal abzuwenden, wird die Pro- auf und hebt eure Häupter empor, weil
doch es gibt immer wieder andere, die pagandamaschine aus dem Iran die eure Erlösung naht.» Damit wollte
sich betören lassen und versuchen, Hetze gegen Israel in der gesamten Jesus uns sicherlich auch sagen, dass
diesen «Stemmstein» hochzuheben. islamischen Welt weiter vorantreiben. wir nach dem streben sollen, was
Heute hat sich vor allen anderen der Den biblischen Aussagen können wir droben ist und nicht nach dem, was
Iran das Ziel gesetzt, Jerusalem aus entnehmen, dass die Entwicklung in auf Erden ist. Dazu möge der Herr uns
der «Hand der Zionisten» zu befreien. diese Richtung gehen wird, zumal Gnade geben. 

8

EIN MESSIANISCHES PANORAMA AUS JERUSALEM
Geschichte der messianischen Juden in Galiläa: die
frühen Jahre in Safed und Haifa (1887-1920)
«Die elf Jünger aber gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie bestellt hatte» (Mt 28,16).
DR. GERSHON NEREL – TEIL 3
Kreuz und Ölbaum. Am Mitt-
woch, dem 28. Juni 2006, wurde
ich eingeladen, bei der «Achten
Jahreskonferenz über neue Studien
zur Geschichte in Galiläa» einen
Vortrag zu halten. Veranstaltungs-
ort war das Akademische College in
Tel-Hai, zwischen Kiryat Shmona
und Metulla an der libanesischen
Grenze. Das Thema meines Vor-
trags lautete: «Kreuz und Ölbaum:
Die Arbeit messianischer Juden
(hebräischer Christen) in Haifa
und Galiläa in der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts». In meiner Power-
point-Präsentation verarbeitete ich
etwa vierzig Bilder zur Geschichte
der modernen jüdischen Gläubigen
an Yeshua in Galiläa.
Die zweitägige Konferenz wurde
von einem wissenschaftlichen Team
am Tel-Hai-College organisiert. Bei
der Veranstaltung wurde eine Viel-
zahl von Themen geboten. Die 35
Vorträge trugen Titel wie: «His-
torische Ereignisse in Galiläa im
Altertum, dem Osmanischen Reich
und der Mandatszeit», «Geografie
und heilige Stätten in Galiläa» und
«Militärgeschichte von Galiläa».
In meinem Vortrag sprach ich
über die Wiederherstellung der
messianisch-jüdischen Präsenz in
Galiläa. Als Überschrift verwendete
ich die symbolische Begegnung zwi-
schen Kreuz (Yeshua) und Ölbaum
(Israel), im Einklang mit der Bil-
dersprache des Apostels Paulus im
Römerbrief (Kap 11). Diese Wieder-
herstellung, nämlich die Entstehung
einer messsianisch-jüdischen Grup-
penidentität, begann in der Mitte des
19. Jahrhunderts und fand auch in
dem Gebiet statt, in dem der Mes-
sias Yeshua vor 2 000 Jahren Seinen
Dienst begann. In dieser Zeit waren
sowohl in Galiläa als auch in Judäa
die ersten jüdischen Jünger Yeshuas
eng verbunden mit dem nationalen
Israel.
YESHUA
Eine Wiederbelebung in der
Neuzeit. Bei dieser Thematik muss
man berücksichtigen, dass es im Land
Israel etwa zwischen dem 5. und 19.
Jahrhundert n.Chr. keine messia-
nisch-jüdischen Gemeinden gab.
Ihre Gruppierungen verschwanden
allmählich, aus Gründen, die wir an
dieser Stelle nicht erläutern können.
In diesem Beitrag und vielleicht in
weiteren Artikeln werde ich einige
Kapitel aus der neueren Geschichte
der in Galiläa lebenden und wirken-
den jüdischen Gläubigen an Yeshua
beleuchten.
Ben-Zion Friedman (1852-1916)
war ein echter Pionier in Galiläa. Der
ehemalige Rabbiner arbeitete später in
der Stadt Safed als
Missionar für die
London Jews Soci-
ety (LJS). Etwa
Der Schwerpunkt Mr. Josephs Arbeit lag in Haifa
30 Jahre lang
legte Ben-Zion
im jüdischen
Volk ein wirk-
sames Zeugnis
über Yeshua ab.
Gemeinsam mit
seiner Frau und
einem kleinen Mitarbeiterstab be-
trieb er in Safed ein Krankenhaus,
eine Apotheke und eine Schule. In
diesen Einrichtungen boten sie neben
der Botschaft von Yeshua auch huma-
nitäre Hilfe an, und zwar sowohl für
Juden als auch für Araber. Ben-Zion
war ein überaus produktiver Autor
und Übersetzer. Durch seine in der
«heiligen Sprache» verfassten Werke
leistete er einen wesentlichen Beitrag
zur Wiederbelebung eines messiani-
schen Vokabulars im Hebräischen.
Friedmans Zeitgenossen unter den
Durchschnittsjuden erkannten,
UND ISRAEL
dass er nicht um materieller Vorteile
willen «konvertiert» war, wie es ihm
manche unterstellten. Jahrzehntelang
ertrug er bereitwillig Erniedrigung
und Spott von seinen orthodoxen
Nachbarn.
David Christopher Joseph (1836-
1919) war ein weiterer messianischer
Pionier. Der Schwerpunkt seiner Ar-
beit lag in Haifa. «Mr. Joseph», wie
er stets genannt wurde, gründete
sein eigenes Werk unter dem Na-
men «Evangelical Mission to Israel»
(Evangelikale Mission für Israel).
Lange vor Theodor Herzl wurde er
zu einem «biblischen Zionisten».
Im Jahr 1896 kam Mr. Joseph nach
Haifa, um dort die Botschaft von
Yeshua zu verkündigen, nachdem er
diese Arbeit einige Jahre lang in Jeru-
salem gemacht hatte. Von Haifa aus
bereiste er ganz Galiläa und suchte
auch Akko, Nazareth, Tiberias und
Safed auf. Er schloss Freundschaft
mit Ben-Zion Friedman. Auf dem
Berg Karmel erwarb Mr. Joseph zwei
grosse Gebäude. Dort gründete er
eine Klinik und eine Schule für Kin-
der aus der näheren Umgebung. Diese
Arbeit wuchs allmählich. Schliesslich
entstand in Haifa und ganz Galiläa
ein grosser Verkündigungsdienst un-
ter Juden und Nichtjuden. 
9
H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Nachrichten aus Israel • 10/2006
AUS ISRAEL
SYRIEN ALS BRÜCKENKOPF ZWISCHEN AYATOLLAHS UND HISBOLLAH
In Syrien liegen schon wieder Waffen zur
Abholung bereit
Syriens Involvierung im Libanon hat eine lange Tradition. Auch wenn die syrischen Soldaten längst
abgezogen sind, mischt das Land unter Diktator Bashar el-Assad weiterhin kräftig mit.
Ende August sagte es der is- tion El Kaida, die sich dem Zugriff
raelische Ministerpräsident Ehud des Westens entziehen wollen. Ra-
Olmert nochmals in aller Deut- dikale palästinensische Organisati-
lichkeit: «Tausende der Hisbollah- onen, darunter die Hamas und der
Raketen, die in Israel eingeschlagen Islamische Jihad, unterhalten Büros
sind, stammen aus Syrien.» Doch und Trainingslager in Syrien. Wenn
Olmert ging noch einen Schritt Assad meinte, dass ihm der Abzug
weiter, denn er forderte, dass «diese seiner Truppen aus dem Libanon ei-
Waffenlieferungen genauso aufhö- nen Pluspunkt verschafft habe, so
ren müssen wie die Beherbergung büsste er ihn gleich wieder durch
palästinensischer Terroristenkom- die Beteiligung an der Ermordung
mandos in Damaskus». des ehemaligen libanesischen Mi-
Plötzlich stand Syrien wieder nisterpräsidenten Hariri ein. Er war
einmal im Kreuzfeuer. Bashar el- von Zeit zu Zeit zwar wegen seiner
Politik angegriffen worden, doch im
Grunde genommen immer unge-
schoren davongekommen. Warum
sollte sich das ändern?
Durch den Hisbollah-Angriff
auf Israel rückte Syrien plötzlich
wieder ins Rampenlicht. Der Sohn
des verstorbenen allmächtigen
Diktators dieses Landes stellte fest,
dass die USA hinter Israel stehen
und die israelischen Militäraktio-
nen gegen die Hisbollah nicht nur
dulden, sondern billigen und ganz
abgesehen davon sogar dazu bereit
sind, im Notfall auch eine Eskala-
tion der Kampfhandlungen in Kauf
zu nehmen. Im Zuge dessen kam
Bashar el-Assads stillschweigende
Rolle bei der Bewaffnung radikaler
arabischer Gruppen immer mehr
an die Öffentlichkeit.
Syrien ist der zentrale Um-
schlagplatz für Kriegsmittel, die
aus dem Iran
geliefert und an
Tausende der in Israel eingeschlagenen Raketen die libanesische
stammen aus Syrien
Hisbollah-Mi-
liz ausgegeben
werden. Doch dabei hat es el-Assad
Assad muss sich gewundert haben, keineswegs belassen, denn Syrien
was der Grund dafür war, denn lieferte der Hisbollah-Miliz in den
schliesslich hatte er eine seit Jahren letzten Jahren 200-mm-Raketen
betriebene Politik nur konsequent mit Sprengköpfen, die eine Last von
weiterverfolgt: Sein Land ist nach bis zu 80 Kilogramm transportieren
wie vor ein sicherer Zufluchtsort für und eine Reichweite von zirka 70
alle Aktivisten der Baath-Partei und Kilometern haben. Darüber hinaus
der internationalen Terrororganisa- lieferte Syrien an die Hisbollah-Mi-
10
liz 302-mm-Raketen mit 100 Kilo-
gramm schweren Sprengköpfen, die
Ziele in 100 Kilometer Entfernung
erreichen können. Ferner stellten
die Syrer Anti-Panzer-Waffen und
andere Raketentypen – darunter
Flagg-Granaten – zur Verfügung.
Doch Hilfe erfolgt nicht nur in
Form von Waffenlieferungen. Syri-
en lässt beispielsweise zu, dass die
Hisbollah im Land Spenden für den
eigenen bewaffneten Kampf ein-
treibt. Das erfolgt offen und sogar
aggressiv, ohne dass verborgen wird,
für welche Ziele gespendet werden
soll. Es stehen an vielen Orten
Spendenbüchsen, die sinnigerweise
«Widerstandsspendenbüchsen» ge-
nannt werden, und es werden gross-
angelegte Spendenkampagnen ver-
anstaltet. Vielerorts entdeckt man
zudem Flugblätter mit eindeutigen
Botschaften und Bildern: Nasrallah
im Besitz des Jerusalemer Felsen-
doms und Münzen, die zu Gewehr-
geschossen werden und auf einen
Davidstern niederhageln. Ferner
werden an Kinder und Jugendliche
u.a. Quiz und Gewinnspiele verteilt
die eine volksverhetzende Sprache
gebrauchen und historische Fakten
verdrehen.
Darüber hinaus reisen fast
alle Hisbollah-Kämpfer über den
Flughafen von Damaskus zu is-
lamischen Fortbildungen und
militärischen Schulungen in den
Iran. Wie ein von Israel gefangen
genommener Hisbollah-Kämpfer
bei den Verhören gestand, haben
die Syrer für den Transfer über den
Flughafen der Hauptstadt ihres
Landes sogar ein besonderes Ge-
bäude bereitgestellt und nehmen
keinerlei Kontrollen der Reisenden
vor. AN 
Weitere Informationen auf der Homepage
des «Intelligence and Terrorism Information
Center»:
www.intelligence.org.il/eng/default.htm
 H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
ISRAEL UND DAS EUROPÄISCHE PARLAMENT
EU-Parlamentarier messen
weiterhin mit zweierlei Mass
Rund 20 Prozent der EU-Politiker sind Israel freundlich gesinnt.
Ebenfalls rund 20 Prozent der EU-Parlamentarier setzen sich
vehement für palästinensische Belange ein.
Einige der Freunde Israels,
die Mitglieder des Europäischen
Parlaments sind, sind nicht nur
erklärte Befürworter und Förderer
Das Europäische Parlament in Strassburg
des jüdischen Staates, sondern
verkünden ihre Meinung zudem
auch ohne Zurückhaltung. Doch
ebenso lautstark machen sich die
pro-palästinensisch eingestellten
EU-Parlamentarier bemerkbar.
Im Jahr 2005 waren sogar Aufru-
fe zu hören wie: «Die Araber sollten
Israel zerstören.» Das ging sehr gut
mit der EU-Verurteilung der «un-
proportionalen Massnahmen Israels
im Libanon» einher. Bekannt sind
ebenfalls die folgenden Äusserungen
des französischen EU-Parlamenta-
riers Paul Marie Coûteaux aus
dem Jahr 2001: «Ich zögere nicht
zu sagen, dass wir den Arabern
mehr Macht zugestehen müssen,
einschliesslich mehr nuklearer
Macht, um auf diese Weise Israel
davon zu überzeugen, dass es nicht
einfach so machen kann, was ihm
gerade gefällt.» Dass diese Haltung
immer stärker hervortritt, wird auch
in einem Interview deutlich, das
kürzlich mit Rijk van Dam geführt
wurde, der von 1997 bis 2004 für
die Christliche Union der Nieder-
lande im EU-Parlament vertreten
war. Im Rahmen dieses Interviews
rief er mehrere wichtige Aspekte in
Erinnerung, gab jedoch auch Inter-
na preis, die bisher kaum bekannt
waren. Hinlänglich bekannt ist, dass
die EU 2003 nach einer sehr einge-
henden Öffentlichkeitsarbeit der Is-
rael-Freunde eine Resolution verab-
schiedete, die es den Palästinensern
untersagt, EU-Gelder für antiisraeli-
sche bzw. antijüdische Propaganda
zu benutzen. Die Revision der pa-
lästinensischen Schulbücher blieb
allerdings in den Anfangsstadien
stecken. Ebenso viel versprechend
war eine EU-Resolution von 2005,
in der die Hisbollah-Miliz als Ter-
rororganisation definiert wurde. In
dieser Resolution wurde festgelegt,
dass die EU-Minister die Organisati-
on auf eine entsprechende Liste set-
zen sollten. Das scheiterte letztlich
an der Opposition von Frankreich,
Spanien und Irland.
Unter den von van Dam preis-
gegebenen Interna ist eine weitere
AUS ISRAEL
Randnotiz
NEUE TOMATENZÜCHTUNG AUS
ISRAEL
Im Herbst 2006 ist rechtzeitig zum
jüdischen Neujahr – an dem viel Honig
konsumiert wird, um das kommende Jahr
besonders süss werden zu lassen – eine
neue Tomatensorte zu kaufen: Tomaten,
die in Farbe und Geschmack an Blüten-
honig erinnern.
Diese neuartigen Tomaten erhielten
in Israel den Namen «Sommersonne». Es
handelt sich um mittelgrosse Cherryto-
maten, die gelb-bräunlich sind und einen
hohen Zuckeranteil haben, aber auch viel
Vitamin A und C aufweisen.
Diese Tomate geht auf eine der vielen
israelischen Firmen zurück, die sich auf die
Entwicklung neuartiger Obst- und Gemü-
sesorten spezialisiert hat und die Samen
in alle Welt exportiert. ZL
Informationen zu Israels Wirtschaft
und Agrarwissenschaft: www.ipicture.de/
daten/wirtschaft_israel.html
interessante Geschichte. «Die
Leisetreterei der Freunde Israels
wurde in den letzten Jahren insbe-
sondere in Zusammenhang mit der
Untersuchung der EU-Finanzhilfe
für die Palästinensische Autono-
miebehörde deutlich. Zwischen
20 und 25 deutsche Christde-
mokraten waren nur bereit, ein
entsprechendes Dokument zu
unterzeichnen, wenn ihre Namen
dabei nicht veröffentlicht würden.»
Auch die nachfolgende Lobbyarbeit
von Wolfgang Schäuble zugunsten
Israels brachte nicht viel, denn wei-
terhin finden sich in dieser grossen
und einflussreichen Fraktion des
EU-Parlaments zahlreiche Israel-
Feinde. AN 
Ein Internetportal, das die Positionen einiger
antiisraelisch eingestellter europäischer Par-
lamentarier zusammenfasst und kommen-
tiert: www.danielpipes.org/blog/252
Das erwähnte Interview in voller Länge
(Englisch) unter:
www.jcpa.org/phas/phas-048-vandam.htm
11
H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Nachrichten aus Israel • 10/2006
AUS ISRAEL

NICHT NUR DAS IRANISCHE ATOMFORSCHUNGSPROJEKT IST EINE GEFAHR

Die Waffen des Iran erreichen auch Europa

Das Augenmerk ist auf die iranische Atomforschung gerichtet. Dabei scheint die Welt zu vergessen,
dass auch die anderen Waffen des Iran europäische Ziele erreichen können.

Allgemein ist man sich einig, dass man den Iran spätestens
im Jahre 2008 als Atommacht wird bezeichnen müssen, falls nicht
doch noch etwas geschieht. In den Tagen vor Redaktionsschluss
dieser Ausgabe gingen wieder einmal Gerüchte bezüglich eines
möglichen israelischen Luftangriffs auf den Iran um die Welt. Yacov
Edri, der der Regierungspartei «Kadima» angehört und Minister
ohne Geschäftsbereich ist, hatte während einer Deutschlandreise
gegenüber einer Zeitung einen militärischen Schlag als «unvermeid-
bar» bezeichnet. Auch wenn er zunächst nicht darauf eingegangen
war, wer diesen Schlag wohl ausführen könnte, gab er weitere De-
tails bekannt, die sich auf eine «begrenzte militärische Aktion zur
Zerstörung von Teilen des iranischen Atomforschungsprogramms»
bezogen. Später dementierte Edri sehr vehement, solche Aussagen
gemacht zu haben.
Vergessen darf man bei all diesen Spekulationen jedoch nicht,
dass der Iran inzwischen eine der am besten und am modernsten
ausgerüsteten Armeen der Welt besitzt. Die Iraner haben enorme
Ressourcen in die Modernisierung ihres Heeres gesteckt, und auch
ihre Luftwaffe kann sich, obwohl sie schon einmal bessere Tage
erlebt hat, sehen lassen. Zudem spielt die Industrie für Kriegsmit-
telentwicklung eine wichtige Rolle in der Aufrüstung dieses radikal-
muslimischen Landes.
Laut ausländischer Quellen verfügt der Iran über 500 000 Solda-
ten im regulären Dienst. Weitere 350 000 Reservisten seien schnell
mobilisierbar. Hinzu kommen besonders ausgebildete Elitetruppen,
die Revolutionsgarden, die nochmals rund 120 000 Mann umfas-
sen. Das Heer des Iran verfügt beispielsweise über 1 700 Panzer
unterschiedlicher Gattung, und die Luftwaffe des Landes soll mehr
als 700 Kampfjets bereitstehen haben, von denen etliche allerdings
recht alte Typen sind. Dennoch sind darunter zum Beispiel 50 F-14
und 250 F-4-Kampfflugzeuge. Erst Anfang September präsentierte
der Iran der Welt sogar ein Kampfflugzeug aus eigener Produktion.
Die Marine hat drei U-Boote und mehrere Dutzend Kampfschiffe
in den Häfen liegen, die teilweise mit hochmodernen Raketen aus
chinesischer Produktion bestückbar sind. Andere Raketen konnte der
Iran selbst bauen und weiterentwickeln, auch wenn dem Land dafür
ebenfalls chinesische Technologie zur Verfügung gestellt wurde. Zu
diesen Raketentypen gehören: CSS-8 (150 km Reichweite), SCUD-
B (300 km), SCUD-C (500 km) sowie Raketen des Typs «Shihab»,
die je nach Waffengattung Reichweiten von 1 300, 2 000 und
6 000 km haben. Der Iran arbeitet beständig an der Verbesserung
der Sprengköpfe dieser Raketen, die mit Leichtigkeit auch Europa
erreichen können. AN
Kommentar: Es ist ein starker Trost, dass dem Gott Israels nichts
entgeht. Die Situation im Nahen Osten scheint immer mehr in die
Richtung zu gehen, dass die Welt bereit wird, Israel zu opfern und
nicht für den jüdischen Staat zu kämpfen. Eines ist klar, und das
sagen fast alle Islam-Experten: Wenn Iran die Bombe hat, wird es
diese gegen Israel einsetzen. CM 

ISRAELISCHER GULLIVER

Israel sind die Hände gebunden

Ein hausgemachter politischer Streit, der in vielerlei Hinsicht durchaus ungerechtfertigt ist, legt
Israel und seine Regierung teilweise lahm. Allseits herrscht Ungewissheit, wie es weitergehen wird.

Anfang des 18. Jahrhunderts
veröffentlichte der Ire Jonathan
Swift sein Buch über die Reisen des
Schiffsarztes Gulliver, den es auf sei-
ner ersten Fahrt ins Königreich Lili-
put verschlug. Aus Angst vor dem für
sie riesig wirkenden Mann fesselten
die Liliput-Untertanen Gulliver. Im
Oktober 2006 scheint es, als könne
man Israels gegenwärtige Situation
mit der misslichen Lage Gullivers
vergleichen.
Dem israelischen «Riesen» sind
die Hände gebunden. Ein hausge-
machter politischer Streit, der in
vielerlei Hinsicht durchaus unge-
rechtfertigt ist, lähmt den Staat und
seine Regierung. Alle Angelegenheiten
drehen sich um den letzten Krieg und
die in Verbindung damit getroffe-
nen politischen wie militärischen
Entscheidungen. Es schweben viele
Fragen im Raum. Sogar Experten, die
mit allen Aspekten des israelischen
Lebens und der Politik sowie Mili-
tärstruktur vertraut sind, runzeln die
Stirn: Was geht hier vor sich? Wie
wird es weitergehen?
Bei den militärischen Konfronta-
tionen mit der Hisbollah-Miliz von
Scheich Hassan Nasrallah zeigte
sich, dass Israel trotz schmerzlicher
Verluste die Oberhand hatte. Der
Sieg gegen fanatische Muslime, die
zur Umsetzung ihrer Ziele zu sterben
bereit sind, war nicht selbstverständ-
lich. Die Welt sah die Hisbollah-
Miliz allgemein als eine normale,
wenngleich durchaus extremistische
muslimische Vereinigung an, die sich
ab und zu guerillaähnlicher Taktiken
bedient. Bisher hat die Geschichte je-
doch noch keine Guerilla-Kämpfer
gekannt, die gleich einer regulären
Armee gerüstet sind: modernste Waf-
fen und Raketen, Nachtsicht- und
Radargeräte, Computer, Ferngläser
mit enormer Reichweite, diverse
Lasertechnologien usw. Das deutet
nicht auf eine Guerilla, sondern eher
auf eine reguläre Armee hin.

12
 H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Dass die Hisbollah gut gerüstet
ist, war bekannt. Allerdings hatte
man keine Ahnung, wie modern
und umfangreich die Ausrüstung
tatsächlich ist. Die Waffenarse-
nale, Vorratsdepots, Bunker und
unterirdischen Schutzanlagen so-
wie die Befehlsstände, die auf dem
israelischen Vormarsch im Libanon
gefunden wurden, öffneten den
Militärs ebenso die Augen wie die
Kampfhandlungen.
AUS ISRAEL
Somit steht fest, dass die isra- einiger Soldaten gerechnet. «Wenn
elische Armee im Südlibanon im wir gewusst hätten, wie die Israelis
Grunde nicht gegen einige wohl reagieren, hätten wir die Entführung
organisierte muslimische Fanatiker, nicht unternommen», meinte er.
Ein anderer schiitischer Scheich
aus dem Südlibanon meinte gegen-
über der «New York Times»: «Der
Schlag, den wir einstecken mussten,
ist fatal. Er ist so schmerzhaft, dass
wir noch nicht einmal darüber spre-
chen können.» Das scheint auch der
Grund zu sein, warum Nasrallah in-
zwischen einen anderen Ton gewählt
hat. Er tritt kaum mehr frenetisch
redend und hetzend auf, sondern
gibt sich kühl und sachlich.
Diese neue
Realität gefällt
Premierminister Ehud Olmert. Alle Angelegenhei- weder Syrien
ten drehen sich um den letzten Krieg
noch dem Iran.
Sie hatten sich
ausgerechnet, vom Südlibanon aus
einen glorreichen Feldzug gegen den
Staat Israel anzutreten. Vermutlich
sondern gegen eine Division kämpf- musste Nasrallah etliche Rügen
te, die ein Ableger der iranischen seiner Befehlshaber in Teheran
Armee ist. Dennoch konnten sich einstecken, da die von ihnen inves-
die israelischen Soldaten erfolgreich tierten Milliardenbeträge verflossen
schlagen, wie sogar Nasrallah in ei- sind. Dennoch darf man sich nicht
nem Interview eingestand. Er habe täuschen lassen. Keiner dieser fanati-
nicht mit einer derart massiven schen Muslime wird wohl so schnell
Reaktion Israels auf die Entführung klein beigeben. ZL 

GEWONNENE SCHLACHTEN – VERLORENER KRIEG?

Kritik an der israelischen Führung

Während des Krieges hielt man zusammen, doch sofort danach kam Kritik auf. Auch wenn sich
die israelische Armee erfolgreich geschlagen hat, scheint Israel diesen Krieg verloren zu haben.

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als habe Israel alle sind, kippte die öffentliche Meinung in Israel. Das Ergebnis: Den poli-
Schlachten gewonnen und vor der Feuerpause alle angestrebten tischen und militärischen Entscheidungsträgern schlägt heftige Kritik
strategischen Ziele erreicht. Doch angesichts der massiven Kritik, die
bei den Bürgern nach Kriegsende aufkam, scheinen die Meinungen
diesbezüglich auseinander zu gehen. Die Mehrheit der Israelis glaubt
offenbar, dass das Land die Schlachten gewonnen, aber den Krieg
verloren hat.
Die israelische Öffentlichkeit hatte mit einem kurzen Krieg
gerechnet. Man wollte die israelischen Verteidigungsstreitkräfte
(IDF) in Aktion sehen, das Schlagpotenzial umgesetzt wissen und
einen glorreichen Sieg erringen. Das entspricht dem Mythos des
IDF-Kampfgeistes. Dabei haben die Israelis vor allem den Sechsta-
gekrieg von 1967 vor Augen, denken aber auch daran, wie sie das
Blatt nach dem Überraschungsangriff der arabischen Anrainer 1973
zu wenden vermochten.
Als das während des Krieges vom Sommer 2006 nicht eintrat und
allseits klar wurde, dass die Hisbollah-Kämpfer viel eher gut ausge- entgegen, und man hört immer wieder die Anschuldigung, dass nicht
bildete und modern ausgestattete iranische Soldaten als Terroristen Israel, sondern die Hisbollah diesen Krieg gewonnen habe. ZL 

13
H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Nachrichten aus Israel • 10/2006
AUS ISRAEL

ISRAEL HAT SCHWIERIGE FINANZFRAGEN ZU BEWÄLTIGEN

Der Preis des Krieges

Wir leben in einem neuen Nahen Osten. Inzwischen ist klar, dass diejenigen, die von einem
neuen – friedfertigen – Nahen Osten sprachen, im Unrecht waren. Die Bedrohungen für den Staat
Israel sind nämlich noch viel grösser geworden.

Vor dem Hintergrund des letzten Kriegs wurde sehr vielen Men- Schekel jährlich aufzustocken. Die Militärs möchten wieder ein Budget
schen klar, dass die Kürzungen des israelischen Verteidigungshaushal- zur Verfügung haben, wie es ihnen vor den graduellen Kürzungen
tes der letzten Jahre – insgesamt 17 Millionen Schekel – fehl am Platz jahrelang zugestanden worden war.
waren. Ohne diese Kürzungen hätte sich die Armee, so behaupten
einige, vielleicht dennoch der Entwicklung besserer Schutzmecha- Astronomische Summen. Die folgende Tabelle veran-
nismen für Panzer widmen können. Das ist eine bittere Erkenntnis, schaulicht die Budgetforderungen der IDF. Der Verteidigungshaushalt
denn gerade durch die hochmodernen Panzerabwehr-Waffen der ist traditionell der höchste Budgetposten des Staates. Die Militär-Aus-
Hisbollah-Miliz kamen viele israelische Soldaten ums Leben. Man gaben sind durchschnittlich doppelt so hoch wie die für Erziehung
wusste zwar mehr oder weniger, was in den Waffenarsenalen der und Bildung und viermal so hoch wie die Gesundheitskosten.
Hisbollah lagerte, war aber dennoch denkbar schlecht vorbereitet. Alle Beträge in Milliarden Schekel:
Doch diese Erkenntnis will man jetzt ummünzen. Allseits ist man 1995 38,3
sich darüber einig, dass Israel einer apokalyptischen Zukunft ins Auge 1996 39,5
blickt. Man weiss, dass die Hoffnungen auf einen neuen friedvollen 1997 38,8
Nahen Osten hinfällig sind und sich Israel weiterhin auf blutige Kon- 1998 38,9
frontationen vorbereiten muss. Zudem nimmt keiner die Bedrohung 1999 40,1
aus dem Iran auf die leichte Schulter. 2000 41,7
Eine solche Richtungsänderung wird viel Geld kosten. Die israeli- 2001 42,9
sche Armee (IDF) fordert schon jetzt einen enormen Zuschlag zum 2002 44,4
Budget: 30 Milliarden Schekel (zirka 500 Millionen Euro) über drei 2003 46,9
Jahre verteilt. Unmittelbar brauchen die IDF eine Budgetaufstockung 2004 46,5
von elf Milliarden Schekel, um die Waffenarsenale wieder aufzufüllen 2005 43,1
und andere Schäden am Kriegsmaterial zu beheben. Weitere zehn 2006 43,9
Milliarden Schekel hat die Armee gefordert, um sich besser auf den ZL 
nächsten Krieg vorzubereiten. Ein solcher Krieg, so glauben die Ex-
perten, könnte durchaus schon vor der Haustür stehen. Ferner haben Weitere Details auf folgenden Websites:
die IDF einen Zuschlag von neun Milliarden Schekel gefordert, um israelisches Verteidigungsministerium: www.mod.gov.il
das Volumen des Verteidigungshaushaltes wieder auf 46,9 Milliarden israelisches Finanzministerium: www.mof.gov.il

FERIENCAMPS FÜR PALÄSTINENSISCHE KINDER

«Die Juden sind dem Tod geweiht.»

Palästinensischen Kindern wird beigebracht, dass Palästinenser von Juden gefoltert worden seien, die
«Shahidim» inzwischen jedoch dem palästinensischen Volk einen grossen Dienst erweisen würden,
indem sie Juden töten.

Fadal wohnt in Gaza, ganz in der
Nähe des Strandes. Er ist elf Jahre alt
und hat neun Geschwister. Sein Vater
ist arbeitslos. Seine Mutter baut hin-
ter dem Haus etwas Gemüse an, das
sie auf dem Markt von Gaza-Stadt zu
verkaufen versucht. Doch das Geld,
das sie nach Hause bringt, reicht
nicht aus um die Familie zu ernäh-
ren. Somit ist die Familie dringend
auf Almosen angewiesen. Spenden
kommen von internationalen Wohl-
fahrtsorganisationen, aber auch von
muslimischen Vereinigungen, die
keineswegs nur mit Sachspenden
aushelfen.
In den letzten Sommerferien
nahm Fadal an einem kostenlosen
Feriencamp des Islamischen Jihad
teil. Alle Jugendgruppenleiter hatten
wallende Bärte als Kennzeichen ih-
rer religiösen Überzeugung. Doch es
gab auch weibliche Jugendgruppen-
leiter – ausnahmslos junge Frauen
in langen, schwarzen Gewändern.
Wenn die Kinder zu weit ins Meer
hinausschwammen, dann rannten
sie ins Wasser und holten sie zu-
rück. Ihre Kleider, einschliesslich
Kopfbedeckung und Gesichtsschleier,
behielten sie dabei an. Das geschah
nicht auf Grund gebotener Eile,
sondern ebenfalls im Namen des
Korans.
Fadal fand das Feriencamp toll. Er
schwimmt gerne und fand es prima,

14
 H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
dass sie endlich einmal einen Schieds-
richter beim Fussballspielen hatten,
sodass es nicht zum Streit kam. Den
ausländischen Journalisten, die ir-
gendwann einmal zu Besuch kamen,
erzählte Fadal zudem, dass er auch
die Unterrichtsstunden in Islam und
Koran gut gefunden habe. «Was lernt
ihr denn da?», wurde er von einem
der Journalisten gefragt.
«Sie erzählen uns über unsere
Shahidim, also unsere Märtyrer,
und welchen grossen Dienst sie dem
palästinensischen Volk erweisen wür-
den. Ausserdem lernen wir die ganze
Wahrheit über den Islam!»
«Und was ist die ganze Wahr-
heit?»
«Das ist ganz einfach: In Wahr-
heit haben nämlich die Juden die
Propheten gejagt und gefoltert. Die
Juden haben die Araber und die
Palästinenser verfolgt, und bei jeder
Gelegenheit haben sie sie gequält und
ausgebeutet.»
Der Jugendgruppenleiter Shiham
steht daneben und hört zu, was Fadal
den Journalisten erzählt. Er scheint
sehr zufrieden zu sein. Fadal hat an-
scheinend wirklich begriffen und so-
gar verinnerlicht, was sie ihm erzählt
AUS ISRAEL
haben. Doch um
sicherzugehen,
dass auch alle
Journalisten
es verstanden
haben, erläu-
tert ihnen der
Der Strand am Gazastreifen
Lagerleiter zum
Abschluss noch
im Detail, was
den palästinen-
sischen Kindern
diesen Som-
mer – abgesehen
von Schwimmen und Fussballspie- sind dem Tod geweiht.» Mit strah-
len – beigebracht wurde: lenden Augen fügt Fadal hinzu: «Ja,
«Wir erklären ihnen, dass der das habe ich hier gelernt. Ich habe
Konflikt mit den Juden überhaupt hier nicht nur etwas über den Islam
nicht wegen Land ausgetragen wird, gelernt, sondern auch die Wahrheit
sondern dass es dabei um Religion über die Juden erfahren. Solange sie
geht. Solange Juden hier – hier zwi- da sind, werden wir nicht in Frieden
schen dem Jordan und dem Mittel- leben können.» ZL 
meer – anwesend sind, werden sie
unsere Feinde sein. Wir lassen uns Mehr zum Islamischen Jihad un-
nicht mehr jagen, sondern haben ter: www.ict.org.il/organizations/
den Spiess umgedreht. Die Juden orgdet.cfm?orgid=28 (Englisch)

ISRAELS HAUPTSTADT JERUSALEM OHNE AUSLÄNDISCHE BOTSCHAFTEN

Diplomatischer Preis des Krieges

Kurz nach Kriegsbeginn gaben zwei lateinamerikanische Staaten bekannt, dass sie ihre Botschaften
aus Jerusalem verlegen würden. Offizielle Begründung: die israelischen Aggressionen gegen
libanesische Zivilisten. Doch der wahre Grund ist ein anderer.

Sowohl Costa Rica als auch El Salvador gaben an, dass sie mit der
Verlegung ihrer Botschaften von Jerusalem in den Grossraum Tel Aviv ge-
gen die «aggressive Offensive» der israelischen
Armee hätten protestieren wollen. Inoffiziell
gestanden beide Botschafter jedoch ein, dass Die letzte Botschaft ist von Jerusalem abgezogen
auf ihre Regierungen schon seit längerer Zeit
Druck ausgeübt werde. Verschiedene arabische
Staaten würden schon seit Jahren von ihnen fordern, ihre Botschaften aus
Jerusalem abzuziehen. Die Botschafter beider Länder betonten, dass ihre
Länder sehr daran interessiert seien, die Beziehungen zu den arabischen
Staaten zu verbessern. Daher habe sich der Zeitpunkt des Krieges vom
Sommer 2006 angeboten, diese Massnahme umzusetzen.
Die meisten Botschaften verlegten ihren Sitz nach der israelischen Er-
oberung des Ostteils von Jerusalem 1967. Damals unterhielten 45 Länder
Botschaften in Israel. Nur 13 Staaten beliessen ihre Repräsentanzen in
der Stadt, die anderen zogen in den Grossraum Tel Aviv um.
Als unter der Regierung von Menachem Begin im Jahre 1980 das
Gesetz «Jerusalem Hauptstadt Israels» verabschiedet wurde, zogen

15
H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Nachrichten aus Israel • 10/2006
AUS ISRAEL

weitere Länder ihre Botschaften aus der Stadt ab. Dieses Gesetz er-
klärte Jerusalem zur «ewigen und unteilbaren Hauptstadt Israels». Zu-
dem wurde bestimmt, dass alle offiziellen Institutionen in Jerusalem
angesiedelt sein sollten. Als Reaktion gaben die Vereinten Nationen
die Resolution Nummer 478 heraus, die diesen Schritt verurteilte
und den Staat Israel dazu aufrief, den Jerusalem zugeschriebenen
Status wieder rückgängig zu machen. Dem UN-Beschluss folgten
alle 13 Staaten, doch 1982 verlegten Costa Rica und El Salvador ihre
Botschaften wieder zurück nach Jerusalem. Ansonsten unterhalten
lediglich Griechenland, Grossbritannien und die USA Generalkon-
sulate in der Stadt. Israel zeigte sich für den Schritt dieser beiden
lateinamerikanischen Staaten dankbar und erwies sich erkenntlich,
indem es die Unterhaltskosten der Botschaften übernahm.
1995 beschloss der Kongress der USA, die US-Botschaft wieder
nach Jerusalem zu verlegen. Doch seither ruht diese Angelegenheit,
weil das Weisse Haus wegen möglicher politischer Konsequenzen
die Umsetzung dieses Gesetzes hinauszögert. Somit ist Jerusalem
inzwischen eine Hauptstadt ohne offiziellen Botschaften. ZL
Kommentar: Die Bedeutung dieser Entwicklungen geht viel tiefer,
als wir vielleicht denken. Denn die Tatsache, dass keine Botschaft
mehr in Jerusalem ansässig ist, lässt aufhorchen und erinnert uns
an Sacharja 12,3: «Und es soll geschehen an jenem Tag, dass ich
Jerusalem zum Laststein für alle Völker machen werde; alle, die ihn
heben wollen, werden sich gewisslich daran wund reissen; und alle
Heidenvölker der Erde werden sich gegen es versammeln.» Dass die
Erfüllung dieser Prophetie angesichts der neusten Entwicklungen mit
grossen Schritten näher rückt, dürfte jedem Christen klar sein. Denn
eigentlich machen die jüngsten Ereignisse bereits einen ersten Teil
der Umsetzung dieses Wortes aus: Bevor sich die Nationen gesamt-
haft gegen Jerusalem stellen, müssen die Botschaften aus dieser Stadt
entfernt sein. Das ist geschehen. Wie lange wird es noch dauern bis
Harmagedon? Wir leben am Ende der Endzeit und dürfen mit eigenen
Augen sehen, wie Gott Sein Wort erfüllt. CM 
Informationen zur Geschichte Jerusalems unter:
http://de.wikipedia.org/wiki/Jerusalem

DIE KATHOLISCHE KIRCHE UND DER HOLOCAUST

Papst Pius XII. hatte Helfershelfer

Papst Pius XII. kollaborierte mit den Nazis. Kürzlich drangen neue Erkenntnisse an die
Öffentlichkeit, die einen weiteren Papst ins Rampenlicht rücken.

Papst Pius XII., der im Zweiten ser Aufgabe Berührungen mit dem Nazis kooperierte. Deren Leiter Ante
Weltkrieg als Oberhaupt der katho- faschistischen Regime. Heute weiss Paveli sowie andere kroatische Na-
lischen Kirche amtierte, kollaborier- man, dass er während und nach dem tionalisten wurden nach dem Krieg
te mit den Nazis Krieg mit kroati- als Kriegsverbrecher gesucht, da sie
unter anderem schen Kriegsver- grausame Massaker an Juden, Ukra-
auch im Hin- brechern zu tun inern, Serben sowie Roma und Sinti
blick auf die NS- hatte und ihnen verübt und in Kroatien Konzentrati-
Judenverfolgung. half, geraubtes onslager errichtet hatten, in denen
Noch immer ver- Eigentum, dar- zirka 100 000 Menschen ermordet
sucht die katho- unter auch von wurden.
lische Kirche, die Juden gestoh- Nach Kriegsende f lohen die
Machenschaften lenen Besitz, Ustaša-Führer nach Rom. Mit Hilfe
dieses Papstes zu verschwinden zu des Vatikans gelangte Paveli nach
vertuschen. lassen. Argentinien. Dabei soll er einen Teil
Erst kürzlich Einzelheiten des Staatsschatzes mitgenommen ha-
wurde die Welt über die Invol- ben. Zu den Fluchthelfern gehörten
gewahr, dass vierung von hochrangige Vatikan-Würdenträger.
nicht nur dieser Papst Paul VI. Die katholische Kirche stellte den
Papst, sondern Kriegsverbrechern neue Reisedoku-
auch Paul VI. mente aus, verschaffte ihnen zu-
seine Finger im Papst Pius XII. kollaborierte mit den Nazis nächst Unterschlupfmöglichkeiten
Spiel hatte. Papst Paul VI. wurde in Europa und verhalf ihnen später
1897 in Norditalien als Giovanni zur Flucht nach Südamerika oder in
Montini geboren und amtierte ab traten durch eine Zeugenaussage den Nahen Osten. Zu diesen Kriegs-
1963 als Papst. Er verstarb 1978. Ab des ehemaligen US-Nachrichten- verbrechern gehörten beispielsweise
1922 arbeitete er im Staatssekretariat, dienstoffiziers William Gowen vor Klaus Barbie, Adolf Eichmann, Josef
wo er, abgesehen von einer kurzen einem US-Gericht zu Tage. Gowen Mengele und Franz Stangl, der in
Tätigkeit an der Warschauer Nunti- berichtete, dass er im Zweiten Welt- Treblinka sein Unwesen getrieben
atur, bis 1954 wirkte. Nebenamtlich krieg den Auftrag gehabt habe, in hatte.
war er von 1925 bis 1933 Generalas- Rom die Führung der Ustaša, der na- Gowen sagte vor einem Bundesge-
sistent des katholischen Studenten- tionalistisch-katholischen Bewegung richt in San Francisco aus. Er ist Zeu-
verbandes Italiens und hatte in die- Kroatiens, zu beobachten, die mit den ge der Staatsanwaltschaft in einem

16
 H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Prozess gegen die Bank des Vatikans,
der eine Involvierung in die Ausrau-
bung von Juden, Serben sowie Roma
und Sinti während des Zweiten Welt-
krieges vorgeworfen wird. Bei den
geraubten Schätzen handelt es sich
um Gold, Kunstwerke und Schmuck,
die Paveli auf zehn Lastwagen nach
Rom geschmuggelt haben soll. Dort
sollen diese Wertgegenstände in den
Tresoren der vatikanischen Bank
verschwunden sein und die Ustaša-
Führer im Gegenzug Gelder und Hilfe
erhalten haben.
Gowen berichtete, dass der US-
Geheimdienst die Aufenthaltsorte
der Ustaša-Führung habe ausfindig
machen können. Damals wurde
in einem Dokument festgehalten,
dass sich Paveli in einem Gebäude
in Rom, das im Hoheitsbereich des
Vatikans liegt, aufgehalten und sich
mit Montini, dem späteren Papst
Paul VI., getroffen habe. Gowen
konnte damals in Erfahrung brin-
gen, dass alle Vatikan-Angehörigen,
die Kontakte zu Kriegsverbrechern
unterhielten, Montini über jedes
Gespräch Bericht erstatten mussten.
Er sei persönlich in alles eingeweiht
gewesen und habe auch über die
Wertgegenstände Bescheid gewusst.
Gowen erzählte auch, dass Montini
die Beschattung bemerkt und sich
bei seinen Vorgesetzten wegen Ver-
letzung des diplomatischen Status
des Vatikans beschwert habe. «Da-
durch wollte er von den Ergebnissen
der Beschattung ablenken», erzählte
Gowen.
Später wurde Montini Papst. Er
war der erste Papst, der Israel besuch-
te. Für Israel hatte dieser Staatsbesuch
im Jahre 1964 eine grosse diplomati-
sche Bedeutung. Dennoch kam es zu
enormen politischen und religiösen
Spannungen. Der Papst, der aus
seiner Sicht das «Heilige Land» be-
suchte und die Worte «Staat Israel»
nicht in den Mund nahm, wurde in
Jordanien und Israel mit staatlichen
Ehren empfangen. Dennoch weigerte
er sich, West-Jerusalem zu betreten,
was als ein Angriff auf die Souve-
ränität des Staates Israel aufgefasst
wurde. ZL
AUS ISRAEL
Kommentar: Die Vergehen der
katholischen Kirche gegen die Juden
im Laufe der Jahrhunderte sind zahl-
reich. Dafür könnte man viele Grün-
de aufzählen. Einer der wichtigsten ist
wohl der folgende: Der Katholizismus
ist seit Jahrhunderten eine der gros-
sen Irrlehren und kann deshalb den
Juden, der ein Beweis für die Wahr-
heit der Bibel ist, im Grunde genom-
men nicht akzeptieren. Hier prallen
die Geister aufeinander. Dies ist auch
ein Grund für den Antisemitismus
unserer Tage: Israel, der irdische
Beweis der Wahrheit Gottes, ist für
unsere gottlose Welt unerträglich.
Unter diesem Gesichtspunkt müssen
wir die Ablehnung der Völker gegen
Israel sehen. Umso wichtiger ist es,
dass alle echten Christen hinter
Israel stehen und es auf verschie-
dene Weise unterstützen – solange
wir noch auf der Erde sind und das
können. CM 
Mehr zur Biografie der genannten Personen
in der Internet-Enzyklopädie «Wikipedia»:
http://de.wikipedia.org

ÖL FÜR ISRAEL AUS ASERBAIDSCHAN

Aufsehenerregende Pipeline
Schon seit mehreren Wochen arbeiten israelische Fabriken mit Öl aus dem islamischen Staat
Aserbaidschan. Dieser Rohstoff gelangt über eine Pipeline durch Georgien in die Türkei.

Die Pipeline ist unter der Bezeichnung «BTC» (Baku-Tiflis-Cey-

han) bekannt und mit 1 700 Kilometern die zweitlängste Pipeline
der Welt. Diese Verbindung soll die Abhängigkeit des Westens von
islamischen Erdölstaaten wie Saudi-Arabien und dem Iran verrin-
gern. Dank dieser Pipeline werden rund 20 Prozent mehr Erdöl vom
Kaspischen Meer in die Mittelmeerregion und von dort weiter nach
Europa und Nordamerika transportiert.
Das für Israel bestimmte Erdöl wird mittels Tankschiffen von der
Südküste der Türkei nach Haifa gebracht. Das in Aserbaidschan geför-
derte Erdöl macht gegenwärtig rund einen Sechstel des israelischen
Bedarfs aus. Es handelt sich um insgesamt zwei Millionen Tonnen
Erdöl im Wert von rund einer Milliarde US-Dollar.
Erst kürzlich liefen zwischen Jerusalem und Baku Verhandlungen
über zusätzliche Erdöltransporte an. Israel ist daran interessiert, von
Aserbaidschan noch mehr Erdöl für den Eigenbedarf zu kaufen und
dieses in den Hafen von Ashkelon transportieren zu lassen. Ausser-
dem hat Israel dem kaukasischen Land den Vertrieb seines Erdöls
angeboten: Es könnte über Ashkelon nach Eilat gebracht und von
dort nach Fernost verschifft werden. ZL 
2003 wurde mit dem Bau dieser Pipeline
begonnen, mit 1700 Kilometern ist sie die zweit-
Weitere Angaben zur BTC-Pipeline unter: http://de.wikipedia.org/ längste Pipeline
wiki/BTC-%C3%96lpipeline

17
H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Nachrichten aus Israel • 10/2006
AUS ISRAEL

DAS BÜNDNIS ISRAELS MIT DEN USA

Strategischer Pakt
Angesichts der Bedrohung Israels durch muslimische Länder, die immer radikaler zu werden
scheinen und zudem stark aufrüsten, bleibt Israel – menschlich gesehen – kaum eine andere Wahl:
Es braucht einen starken und zuverlässigen Bündnispartner.
Die schnell voranschreitende iranische Atomforschung, einherge- aufgenommen werden, um möglichst schnell ein militärisch-strategi-
hend mit der von der Führung des Landes verkündeten Vernichtung sches Bündnis schliessen und öffentlich verkünden zu können. ZL
Israels sowie der Unterstützung von Terrororganisationen, lassen
führende Politiker in Jerusalem zum Schluss kommen, dass Israel Kommentar: Menschlich gesehen ist es nur verständlich, dass
auf einen starken und zuverlässigen Bündnispartner angewiesen ist. Israel einen starken Bündnispartner sucht. Fakt ist, dass die USA
Alle führenden Experten in Israel sind sich sicher, dass der Israel immer wieder sehr geholfen haben, auch während des letzten
Iran – nachdem er erneut die Forderungen der internationalen Krieges. Dennoch redet die Bibel klar darüber, dass Israel sich nicht
Staatengemeinschaft bezüglich der Einstellung des Atomforschungs- auf Menschen verlassen soll, sondern nur auf Gott allein (vgl. z.B. Jer
programms zurückgewiesen hat – kurz vor der praktischen Phase 17,5-8) Schon heute ist Israel fast völlig von den USA abhängig. Das
der Uran-Anreicherung steht. Es kursieren verschiedene zeitliche Wort der Amerikaner hat in Israel grosses Gewicht. Man hört z.B. aus
Einschätzungen. In Israel glaubt man, dass der Iran, falls er weiterhin Geheimdienstkreisen, dass die Amerikaner Israel beim Ausbruch des
seinen Plänen ungestört nachgehen kann, bereits im Jahr 2008 eine Libanonkrieges «verboten» hätten, den Südlibanon zu besetzen. Israel
Atommacht sein wird. Darüber hinaus weiss man in Jerusalem, dass hätte die Hisbollah nur aus der Luft bekämpfen sollen. Nachdem die
die iranische Führung fest daran glaubt, die Vernichtung Israels werde Amerikaner später für eine Invasion des Landes grünes Licht gege-
die Ankunft des Mahdi (von den Moslems erwarteter Welterneuerer) ben hatten, stürmten die israelischen Truppen vorwärts. Aus diesem
beschleunigen. Daher ist man in Israel folgender Auffassung: Man Beispiel geht klar hervor, wie weit die Abhängigkeit Israels von den
sollte nicht darauf warten, dass der Iran seine ideologische Richtung USA geht. Durch diesen Zickzack-Kurs hatte Israel mehr Opfer zu
ändert und sein Atomforschungsprogramm einstellt. Das wird schlicht- beklagen.
weg nicht geschehen. Die Bibel lehrt uns auch, dass Israel eines Tages einen Pakt mit
Aufgrund dieser Einschätzungen glaubt man in Israel, dass das dem Antichristen schliessen wird, der für Israel fatale Folgen haben
Land auf einen militärischen Bündnispartner angewiesen ist. Dieser wird (vgl. Dan 9,27). Am Ende wird dann aber Jesus Christus kommen
Bündnispartner muss so stark sein, dass er dem Iran bei einem und Sein Volk erlösen. Es war immer eine Schwäche des jüdischen
allfälligen Angriff auf Israel oder ein anderes Land ebenfalls mit Ver- Volkes, dass es nach Bündnispartnern Ausschau hielt, auch in bibli-
nichtung drohen kann. Laut israelischen Experten reicht eine solche schen Zeiten, statt allein auf Gott zu vertrauen. Diese Entwicklung ist
Gegendrohung aus, um die Chance massgeblich zu verringern, dass sehr gefährlich. Das gilt auch für unser persönliches Leben. Hüten wir
der Iran seine atomaren Waffen tatsächlich einsetzen wird. Zudem uns davor, uns auf Menschen zu verlassen. Vielmehr sollen wir unser
könnte man so erwirken, dass Teheran seine Unterstützung islamischer
Terrororganisationen einschränkt.
Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse hat man in Israel die Arbei-
ten an einer Verbesserung der Raketenabwehrsysteme wieder auf-
genommen. Das «Chetz»-Raketenabwehrsystem ist inzwischen recht
weit ausgereift, doch das «Nautilus»-Programm, das zur Abwehr von
Katjuscha-Raketen entwickelt wurde, liegt seit einigen Jahren wegen
Budgetkürzungen brach. Nunmehr will man die Weiterentwicklung
von «Nautilus» erneut beschleunigen.
Darüber hinaus wurde bekannt, dass auch die USA einen wichtigen
Erfolg verbuchen konnten: Eine Langstreckenrakete, die zu Testzwe-
cken in Alaska abgefeuert worden war, wurde nur wenige Minuten
später von einer in Kalifornien lancierten Abwehrrakete abgefangen
(die Zerstörung erfolgte 20 Minuten nach dem Start der Abwehrrakete).
Aus den USA wurde diesbezüglich bekannt gegeben, dass man für die
Entwicklung dieses Raketenabwehrsystems
auf die Technologie zurückgegriffen habe, die
die USA und Israel gemeinsam im Zuge der Links: Ehud Olmert, rechts: George Bush
Israel ist fast völlig abhängig von den USA
Entwicklung des «Chetz»-Raketenabwehrpro- Vertrauen auf Gott setzen! Jesus will uns alles
gramms umgesetzt haben. Dieses Programm sein, Er allein ist der Anfänger und Vollender
wurde von den Amerikanern finanziell massgeblich gefördert. unseres Glaubens! Weihen wir uns Ihm ganz neu! Noch keiner ist
Angesichts der Entwicklungen der letzten Monate üben die is- zuschanden geworden, der sein Vertrauen auf Gott gesetzt hat. Das
raelischen Experten nunmehr Druck auf ihre Regierung sowie auf wird auch Israel erleben, wenn es sich bekehrt haben und der Messias
Ministerpräsident Olmert aus. Es sollen Verhandlungen mit den USA von Jerusalem aus über die ganze Welt regieren wird. CM 

18
 H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
VERHAFTUNGEN IN DEN EIGENEN REIHEN
Israelische Spitzel unter den
Hisbollah-Gefolgsleuten?
Während die Hisbollah-Miliz sich für eine «zweite Runde» rüstet,
entdeckt sie Spitzel unter den eigenen Gefolgsleuten, die Israel
Informationen zugespielt haben sollen.
Bei Scheich Hassan Nasrallah
gibt es keine Untersuchungskommis-
sionen. Wer in Ungnade gefallen ist,
wird auf seinen Befehl hin und ohne
viel Federlesens vom hauseigenen Si-
cherheitsdienst festgenommen. Zu
Verhören von Verdächtigen scheint
es in letzter Zeit recht häufig gekom-
men zu sein. Die Hisbollah-Miliz
glaubt nämlich zu wissen, wie es
Israel gelingen konnte, die Arsenale
der «Zilzal»-Raketen mehrheitlich zu
zerstören: Israel soll wichtige Hinwei-
se auf deren Lagerungsorte erhalten
haben. Darüber hinaus glaubt man,
dass die Tipps aus den Reihen der
Hisbollah-Kämpfer gekommen sein
sollen!
Die Raketen des Typs «Zilzal»
(Arabisch: Erdbeben) haben eine
grosse Reichweite und sollten im
Zentrum Israels grossen Schaden
anrichten. Doch gerade die Waffen-
depots, in denen dieser Raketentyp
gelagert worden war, wurden massiv
von der israelischen Armee unter
Beschuss genommen. Mehrere
«Zilzal»-Raketen wurden, wie israe-
lische Regierungskreise andeuteten,
gleich zu Beginn des Krieges zerstört.
Zwischen den Zeilen erfuhr man
zudem, dass Israel diese Bombarde-
ments aufgrund gezielter Hinweise
bewerkstelligen konnte.
Während die Hisbollah-Miliz laut
Angaben von Abduallah Sif al-Din,
dem Repräsentanten der Organisa-
tion im iranischen Teheran, damit
beschäftigt ist, sich «für die zweite
Runde zu rüsten», fanden mehrere
Verhaftungen statt. Darüber gelan-
gen allerdings nur wenige Details an
die Öffentlichkeit. Der Hisbollah-
Sicherheitsdienst konzentrierte sich
sowohl auf schiitische Gemeinden,
die in der unmittelbaren Nähe der
zerstörten Waffenarsenale leben, als
auch auf hochrangige Personen im
eigenen Nachrichtendienst. Auch
Hisbollah-Gefolgsleute, die im ge-
heimen Befehlsstand in Baalbek
tätig waren, sind in Verdacht gera-
ten. Denn obwohl der unterirdische
Befehlsstand funktionstüchtig blieb,
war die israelische Armee gerade in
dieser Region extrem aktiv, was das
Misstrauen der Hisbollah-Führung
weckte.
Gegenüber der Presse betonte
Hisbollah-Repräsentant al-Din: «Wir
haben keinerlei Absichten, den UN-
Resolutionen bezüglich einer Abrüs-
tung Folge zu leisten. Die Libanesen
waren sich einig, dass die Frage der
Entwaffnung der Hisbollah eine in-
terne libanesische Angelegenheit ist.
Deshalb ist für uns die UN-Entschei-
dung nicht relevant.»
Trotz seiner Ausführungen be-
züglich der Weigerung, die Waffen
niederzulegen, sagte Hisbollah-Re-
präsentant al-Din, dass man nicht
an einem weiteren Krieg interessiert
sei, fügte aber sogleich hinzu. «Doch
solange wir vom zionistischen Re-
gime bedroht werden, werden wir
uns weiterhin selbst verteidigen.»
Diese Antwort sowie die innenpoli-
tischen Entwicklungen im Libanon
liessen viele Presseleute schlussfol-
gern, dass sich die Hisbollah-Miliz
tatsächlich auf eine zweite Runde
vorbereitet. AN
Kommentar: Einmal mehr un-
terstreicht dieser Bericht die hohe
Professionalität und das enorme
Know-how des israelischen Ge-
heimdienstes. Oft werden dann bei
den Arabern Menschen beschuldigt,
den Israelis geholfen zu haben, ob-
wohl diese gar nichts damit zu tun
haben. Die arabische Seite wie jetzt
die Hisbollah sucht jeweils «Schul-
dige», um ihr Gesicht zu wahren.
Sie könnte sonst in Erklärungsnot
kommen, weshalb die Israelis so ge-
nau Bescheid wussten. Aber vor dem
«Auge Davids» ist eben niemand
sicher. CM 
AUS ISRAEL
DIE UN-TRUPPE IM LIBANON
GAB MILITÄRISCHE BEWEGUN-
GEN ISRAELS IM INTERNET
BEKANNT
UNIFIL: Die
Informanten
der Hisbollah
Jeder kann es im Internet
nachlesen. Die Hisbollah-
Kämpfer konnten die
Informationen während der
Kriegshandlungen studieren,
und auch Sie können das
Internetportal noch immer
einsehen.
Die UNIFIL gab während der Kriegs-
handlungen im Libanon die Truppenbe-
wegungen der israelischen Armee im
Internet bekannt. Dabei handelte es sich
teilweise um «brandheisse» Meldungen
über Verlegungen, die kaum 30 Minuten
zuvor erfolgt waren. Doch es wurden
nicht nur Truppenbewegungen, sondern
auch Aufenthaltsorte von Einheiten und
der Umfang von Truppenverbänden
einschliesslich Informationen zu deren
Ausrüstung bekannt gegeben.
Diese Angaben der UNIFIL-Truppen er-
regten noch mehr Aufsehen, weil dieser
internationale Verband eigentlich neutral
sein sollte. Darüber hinaus wurde in der
Presse angemerkt, dass die UNIFIL über
die Aktivitäten der Hisbollah-Miliz weit-
gehend Schweigen wahrte. Wenn man
sich dennoch dazu äusserte, waren die
Informationen der UNIFIL sehr allgemein
und oberflächlich. AN
Kommentar: Da fehlen einem die
Worte! Und es passt in diesen Zusammen-
hang, dass ausser Israel niemand dagegen
protestiert hat. Diese Meldung zeigt mit
erschreckender Klarheit, wie die UNIFIL
denkt. Israel wird fast auf allen Gebieten
bekämpft. Wir wissen aus der Bibel, dass
Gott alle Völker richten wird, die sich
gegen Israel stellen. Schon heute können
wir sagen: Durch die UNIFIL sehen wir so
etwas wie eine Vorerfüllung von Sacharja
14, wo wir lesen, dass die ganze Welt sich
gegen Israel stellen wird. CM 
19
H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Nachrichten aus Israel • 10/2006
ISRAEL, DAS NEUE SILICON
VALLEY
IBM richtet
drittes Soft-
ware-Labor in
Israel ein
Die Forschungs- und
Entwicklungsaktivitäten des
US-Konzerns IBM in Israel
haben bereits eine langjährige
Tradition. Jetzt will der
Computerkonzern seine
Investitionen in Israel weiter
expandieren.
Schon seit langem ist IBM in Israel
präsent. Jetzt gab die Firmenleitung
bekannt, in Israel ein drittes Labor zur
Entwicklung von Computer-Software auf-
bauen zu wollen. Das neue Labor soll aus
drei Forschungsabteilungen bestehen, die
sowohl in Rehovot als auch in Jerusalem
angesiedelt sein sollen. Betreiben sollen
sie Mitarbeiter von israelischen Firmen, die
IBM in den letzten Jahren aufgekauft hat.
Das Forschungs- und Entwicklungs-
labor der Firma IBM in Haifa existiert
bereits seit 30 Jahren und ist somit eines
der ältesten und am besten etablierten
Labors dieser Art in Israel. Zugleich ist es
die grösste Forschungseinrichtung, das
der US-Konzern ausserhalb der Vereinig-
ten Staaten unterhält. Im Labor von Haifa
arbeiten gegenwärtig 400 Angestellte. Das
zweite Institut besteht schon seit mehreren
Jahren in Ramat HaChayal im Grossraum
Tel Aviv.
Nach Eröffnung des dritten Forschungs-
labors wird IBM rund 650 Angestellte in
Israel beschäftigen. AN 
Innovationen und Aktivitäten von IBM in
Israel unter: www.ibm.com/us
20
AUS ISRAEL
«NIE WIEDER» ODER EHER: «SCHON WIEDER»
Namhafter Rabbiner
kommentiert den Wert von
Menschenleben
Der Konflikt im Nahen Osten lässt sich auf ein Prinzip
reduzieren: Jüdische bzw. israelische Leben sind weniger wert als
das Leben von Muslimen bzw. Arabern.
Dr. Jonathan Pearl veröffentlichte im und zugleich den Tod von anderen Zivilisten
August 2006 einen Kommentar im Portal von zu verhindern, so wird Israel angehalten, dies
«ynetnews.com», das die israelische Tageszei- bloss nicht zu tun.»
tung «Yediot Acharonot» unterhält. Pearl ist Daraus folgert Rabbi Pearl, dass die Welt
praktizierender Rabbiner und Co-Autor eines der Ansicht ist, Israel solle weiterhin der
Buches, das sich mit der Darstellung von Juden Ermordung seiner Zivilisten untätig zusehen,
und jüdischen Themen im Fernsehen befasst. um das Leben von muslimischen/arabischen
Nachfolgend einige
Auszüge aus diesem
Kommentar:
«Wenn Ra-
keten in Israel
explodieren, die
von muslimischen/
arabischen Terroris-
ten aus ihren nicht
angegriffenen Terri-
torien abgeschossen
werden und den Tod
von unschuldigen
Israelis/Juden zur
Folge haben, dann
sagt die Welt Israel,
dass es Zurückhal-
tung üben und die
Abschussstellungen
der Raketen nicht
angreifen soll. Wa-
rum? Weil dabei
einige unschuldige
muslimische/
arabische Zivilisten ums Leben kommen Zivilisten nicht zu gefährden. Doch Rabbi Pearl
könnten. Wenn muslimische/arabische Selbst- glaubt, dass diese «monströse Selektion» so-
mordattentäter in Israel Anschläge verüben gar noch viel weiter geht. Wenn Israel einen
und unschuldige jüdische/israelische Zivilisten Zaun baut, um seine Bürger vor mörderischen
in Pizzerias und Diskotheken mit in den Tod Terrorangriffen zu schützen, dann soll es die-
reissen, dann wird Israel angefleht, Zurückhal- se inhumane Massnahme wieder rückgängig
tung zu üben und weder gegen die Drahtzie- machen. Dazu wird Israel aufgerufen, weil
her und Planer noch gegen die Helfershelfer nämlich durch den Zaun die Lebensqualität
vorzugehen. Warum? Weil dabei einige un- der Palästinenser beeinträchtigt wird. Das ist
schuldige muslimische/arabische Zivilisten ein zu hoher Preis, den man diesen Muslimen/
ums Leben kommen könnten. (...) Kontert Arabern unmöglich abfordern kann! AN 
Israel jedoch und behauptet, sehr gezielt und
genau gegen solche Terroristen vorgehen zu Den Kommentar in voller Länge finden
können, um dadurch das Leben von weiteren Sie unter dem Stichwort «Pearl» unter der
unschuldigen israelischen Zivilisten zu retten Internetadresse: www.ynetnews.com
 H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
«WIR HABEN KEIN PROBLEM MIT DEUTSCHEN SOLDATEN IM LIBANON»
Israelis wollen deutsche Soldaten an der Grenze
zum Libanon
Die Mehrheit der Israelis begrüsst die Beteiligung deutscher Soldaten an der UN-Friedenstruppe im
Südlibanon. Ministerpräsident Olmert: «Ich wäre glücklich über eine deutsche Beteiligung.»
Eine überwältigende Mehrheit
aller Israelis spricht sich für eine
Beteiligung deutscher Soldaten an
der geplanten internationalen Sta-
bilisierungstruppe im Libanon aus,
wie eine Meinungsumfrage kürzlich
ergab. 72 Prozent der Israelis befür-
worten die Beteiligung deutscher Sol-
daten an dieser Friedenstruppe, die
laut Ministerpräsident Ehud Olmert
einen Beitrag zur Verteidigung Israels
leisten könne, falls sie ein entspre-
chendes Mandat erhält.
Manche Israelis sprechen sich
grundsätzlich gegen den Einsatz einer
internationalen Truppe aus, denn das
Beispiel der UNIFIL im Südlibanon
habe gezeigt, dass eine solche Trup-
pe ineffektiv sei. Der UNIFIL wurde
vorgeworfen, teilweise sogar mit der
Hisbollah kooperiert zu haben und
der Miliz Schutz vor israelischen
Angriffen gewährt zu haben. Eine
internationale Truppe, so die Mei-
nung mancher Israelis, könnte Israel
im schlimmsten Fall daran hindern,
sich selber zu verteidigen.
Unter diesen Gegnern einer
internationalen Libanontruppe
unterstützt lediglich die Hälfte der
Befragten eine deutsche Beteiligung.
Auch bei frommen Israelis fällt die
Zustimmung weniger eindeutig aus.
«Es gibt eine negative Korrelation
zwischen religiöser Einstellung und
der Zustimmung zum Einsatz deut-
scher Soldaten», sagte die israelische
Meinungsforscherin Mina Zemach,
deren Tel Aviver Meinungsfor-
schungsinstitut «Dachaf» die Um-
frage auswertete.
In Interviews mit deutschen
Medien hatte Ministerpräsident
Ehud Olmert den Einsatz deutscher
Soldaten im Südlibanon regelrecht
begeistert befürwortet. Er habe
Bundeskanzlerin Angela Merkel
mitgeteilt, dass Israel absolut kein
Problem mit deutschen Soldaten im
Südlibanon habe, hiess es in einer
israelischen Presseerklärung. Er be-
zeichnete Merkel darüber hinaus als
«hilfreiche Freundin Israels».
Seit Jahren gibt es eine enge
Zusammenarbeit zwischen der Bun-
deswehr und der israelischen Armee.
Deutschland lieferte 1991 Patriot-
Raketen mitsamt deutschem Bedie-
nungspersonal. Israelische Soldaten
trainierten in Bayern in deutschen
Uniformen den Einsatz von ABC-
Fuchspanzern. Je-
des Jahr kommen
deutsche Offizie-
re zur Weiterbil-
dung nach Israel.
Dabei lernen
sie mehr über
Kampfmethoden
und -taktik. Sie
erhalten einen
Einblick in die
einzigar tigen
Erfahrungen, die
Olmert bezeichnete Merkel darüber hinaus als
«hilfreiche Freundin Israels»
Israel im Kampf
gegen Terroristen,
Guerillakämpfer
und auch Soldaten feindlicher Ar-
meen in klassischen Kriegen gesam-
melt hat. Wohl bei keiner anderen
Armee der Welt werden ständig derart
kostbare Erfahrungen gesammelt, die
heute den Amerikanern im Irak und
vielleicht sogar der Bundeswehr in
Afghanistan zugute kommen. In der
Öffentlichkeit ist die Lieferung von
drei deutschen U-Booten an Israels
Marine weithin bekannt. Ansonsten
ziehen beide Seiten es jedoch vor, über
Einzelheiten zu schweigen.
Olmerts Ansicht bezüglich der
Rolle Deutschlands wird von der
Mehrheit der israelischen Bevölke-
rung geteilt. 65 Prozent der Befragten
sind der Auffassung, dass die Politik
Deutschlands im Nahostkonflikt
«israelfreundlich» oder zumindest
AUS ISRAEL
«neutral» sei. Lediglich 17 Prozent
halten die deutsche Aussenpolitik für
«israelunfreundlich», und 18 Prozent
haben keine Meinung dazu.
Bei Holocaust-Überlebenden ist
der Einsatz deutscher Truppen im
Libanon allerdings umstritten. Der
ehemalige Justizminister Tommy
Lapid, der den Zweiten Weltkrieg im
Ghetto von Budapest überlebte und
1948 nach Israel floh, hält den Einsatz
deutscher Truppen im Südlibanon für
«keine kluge Idee». Es gebe in Israel
immer noch Menschen, bei denen
die Stationierung deutscher Truppen
negative Emotionen auslöse. Diese
Gefühle seien zu respektieren, so
Lapid.
Anders sieht das Noah Flug, Präsi-
dent des internationalen Auschwitz-
Komitees sowie Vorsitzender der
Vereinigung der Holocaust-Überle-
benden in Israel. Er hat nichts gegen
deutsche Soldaten im Südlibanon ein-
zuwenden. Die junge Generation in
Deutschland denke heute ganz anders
als ihre Väter, so Flug: «Man darf die
Vergangenheit zwar nicht vergessen,
aber man muss auch sehen, wie sich
das Bild verändert hat.» US 
21
H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Nachrichten aus Israel • 10/2006
AUS ISRAEL
ISRAELS ARABER IM KRIEG
Identitätskrise und Ernüchterung
Viele der arabischen Bürger Israels hielten nicht mit ihrer Sympathie für die Hisbollah-Miliz
hinterm Berg. Sie machten jedoch die schmerzliche Erfahrung, dass deren Raketen auch sie trafen.
«Ich habe die Schnauze voll von diesem Krieg. Unser Haus
ist voll mit der Familie meines Schwagers. Den ganzen Tag sitzen
sie vor der Glotze und sehen sich libanesische Fernsehprogramme
an. Ich habe das Gefühl, dass ich bald vom Glauben abfalle; denn
sogar viele Christen identifizieren sich mit dieser Miliz, die sich selbst
auch noch Partei Gottes nennt», meinte ein verzweifelter Christ aus
Nazareth.
Es war einer der letzten Kriegstage, als auch in der grössten
arabischen Stadt Israels alle paar Minuten die Sirenen heulten. In
wenigen Worten beschrieb er das ganze Dilemma der 1,2 Millionen
israelischen Araber, die ein Fünftel der Bevölkerung des jüdischen
Staates ausmachen.
Viele identifizierten sich mit dem Feind ihres Staates, obgleich
die Raketen der Hisbollah auch sie trafen,
einen christlichen Schreiner in Haifa töteten,
zwei kleine muslimische Brüder in Nazareth,
sowie mehrere Drusen und Beduinen, die
in Israels Norden leben. Die Solidarität
mit der Hisbollah ging durch alle Grup-
pen, Christen wie
Muslime, obgleich
die Hisbollah im Die palästinenischen Flüchtlinge wurden in Beth-
lehem alles andere als freundliche empfangen
Libanon schiitisch
ist, während die
muslimischen Palästinenser Sunniten sind.
Zudem ist die Hisbollah mit vielen christ-
lichen und muslimischen Gruppen des
Libanon verfeindet, denn sie sehen in der
Hisbollah Verbündete der gerade erst aus Libanon verjagten und
verhassten Syrer.
Gegen Kriegsende forderte Hisbollah-Chef Scheich Hassan Nas-
rallah in einer seiner Fernsehreden die Araber im Norden Israels zur
Flucht auf, damit man ungestört nur Juden mit den Raketen treffe. So
wiederholte sich die Geschichte von 1948, als die arabischen Staaten
die Araber in Palästina zur Flucht aufriefen und ihnen die Rückkehr
versprachen, nachdem die Juden vertrieben seien. Die Masse der
arabischen Bevölkerung der Region ist damals dem Ruf gefolgt und
sitzt seitdem in Flüchtlingscamps im Libanon, in Syrien, Jordanien,
im Westjordanland und Gaza fest.
Etwa 600 Araber aus der jüdisch-arabischen Stadt Haifa meldeten
sich gegen Ende des Krieges beim Innenministerium und forderten
die sofortige Ausstellung eines Reisepasses. Sie wollten das Land
verlassen. Die Behörden bremsten, indem sie nur Personen einen Pass
versprachen, die schon ein bezahltes Flugticket vorweisen konnten.
Fast eine Million Israelis ist aus dem Norden nach Tel Aviv, Jerusa-
lem oder Ashkelon geflohen, unter ihnen aber nur wenige Araber.
Manche Familien folgten der Empfehlung Nasrallahs und fuhren
in die Palästinensergebiete. Ghani Abassi reiste mit seiner Frau und
drei Töchtern nach Bethlehem. Er fuhr in einem Track zusammen mit
zehn anderen arabischen Familien aus Haifa. Doch der Aufenthalt
in Bethlehem dauerte nur kurz. Seine Ehefrau Nivin erzählte: «Nach
22
drei Tagen sind wir frustriert nach Haifa heimgekehrt. Wir hatten das
Gefühl, ausgebeutet zu werden.» Ghani ergänzte ihren Bericht: «Wir
warteten drei Tage lang, bis endlich ein Hotelzimmer frei wurde. Dann
stellten wir fest, dass die Klimaanlage nicht funktionierte, angeblich
wegen der hohen Strompreise. Doch zudem wurden wir dann auch
noch schrecklich herabwürdigend behandelt.» Junge Männer hätten
seine Frau und seine Töchter auf der Strasse drangsaliert, erzählt
er. «Sie klopften schockierende Sprüche, die ich nicht wiederholen
möchte.»
Ein anderer Araber aus Haifa erzählte, dass palästinensische
Händler die Gelegenheit genutzt hätten, um Mineralwasserflaschen
für zehn anstatt für vier Schekel zu verkaufen. «Ihr seid schlimmer
als die Juden», wurden viele arabische Israelis von Palästinensern
beschimpft. «Wir hörten echte Häme und Schadenfreude darü-
ber heraus, dass die Raketen auch uns Araber treffen», sagte ein
Mann, der anonym bleiben wollte. «Einige haben uns sogar tätlich
angegriffen.» Angeekelt sei er, trotz der Raketengefahr, nach Haifa
zurückgekehrt. Bisher hatte er die Palästinenser grosszügig finanziell
unterstützt. «Jetzt werden die von mir keinen einzigen Schekel mehr
erhalten. Ich dachte, wir seien eine Nation, dass auch sie schmerzt,
was uns schmerzt.» Der Mann war enttäuscht, weil er glaubte, dass
die «Flüchtlinge» aus Nazareth und Haifa mit offenen Armen begrüsst
würden. Doch genau das Gegenteil geschah. «Ich bedaure, zwei ganze
Tage in Bethlehem verbracht zu haben.»
Ähnliches erlebte Ghani Abassi auch in Ramallah. Seine Ehefrau
Nivin beklagte sich nicht nur über das schlechte Benehmen der Paläs-
tinenser in Bethlehem und Ramallah: «Wir Araber haben das Gefühl,
auch von den Israelis nicht voll genommen zu werden. Die wollen
immer nur hören, ob wir für oder gegen die Hisbollah sind. Dabei
leiden wir doch genauso wie die Juden und weinen, wenn es Tote
gibt.» Sie bezeichnet diesen Krieg als «überflüssig». Es sei gleichgültig,
wer ihn begonnen habe, auch wenn nicht in Ordnung war, was die
Hisbollah getan hat. «Genauso wichtig ist auch, wie die angegriffene
Seite sich damit auseinander setzt. Israel musste sich nicht wirklich
in diesen Krieg hineinziehen lassen. Es ist doch schade um die vielen
Menschen, Zivilisten wie Soldaten.» US 