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Sie sind hier: Start - Ausgabe 10 (2010), Nr. 7/8 - Rezension: Neuerscheinungen zum Vernichtungslager Treblinka
Willenberg wurde 1923 in Tschenstochau im Südwesten Polens als Sohn eines Redaktion der Vierteljahrshefte für
Zeitgeschichte
Bevölkerungsökonomie - Kunstmalers und einer russischen Mutter geboren. 1939 meldete er sich - noch
Ostforschung - Politik. Eine
minderjährig - freiwillig, um am Verteidigungskrieg der Polen teilzunehmen. Um Empfohlene Zitierweise:
biographische Studie zu
Peter-Heinz Seraphim eine Kriegsverletzung auszukurieren, hielt er sich dann in einem Kurort bei
Klaus-Peter Friedrich: Neuerscheinungen
(1902-1979), Osnabrück: fibre Warschau auf, ehe er sich zu seinen Eltern nach Opatów begab, wo sein Vater mit zum Vernichtungslager Treblinka
2007 (Rezension), in: sehepunkte 10 (2010), Nr.
der Ausmalung einer Synagoge beschäftigt war.
7/8 [15.07.2010], URL:
Klas-Göran Karlsson
http://www.sehepunkte.de
/ Ulf Zander (eds.): Der Versuch, in Tschenstochau unterzutauchen, /2010/07/18212.html
Echoes of the
misslang - die beiden Schwestern des Verfassers
Holocaust. Historical
wurden Ende September 1942 bei der Auflösung Bitte geben Sie beim Zitieren dieser
Cultures in
Rezension die exakte URL und das Datum
Contemporary Europe, Lund: des Gettos in den Tod deportiert. Die folgenden Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Nordic Academic Press 2003
Wochen verbrachte Willenberg auf sich allein
gestellt wieder in Opatów, bis auch dieses Schtetl
Unterstützen Sie die von der "Aktion Reinhard" erreicht wurde. Dieser
sehepunkte
Lebensweg während der Kriegs- und
Besatzungsjahre ergibt sich aus einem
biografischen Abriss am Ende des Bands (231f.)
und einem Rückblick sowie weiteren Hinweisen,
die der Verfasser in seinen Bericht eingestreut hat
(17, 57-62,103, 157).
In den letzten sechs Kapiteln schildert Willenberg den Zeitraum nach seiner Flucht,
die ihn über Siedlce nach Warschau führte, wo er als gut polnisch sprechender,
forsch auftretender junger Mann, der zudem kein als typisch jüdisch geltendes
Äußeres aufwies, am besten untertauchen konnte. Hier traf er seine Eltern wieder.
Zu Beginn des Berichts von Chil Rajchman heißt es, dass die Übersetzung auf der
französischen Ausgabe fußt. Der hierfür bearbeitete Text wurde von Evita Wiecki
mit dem jiddischen Original lediglich abgeglichen (37). Das handschriftliche Original
von Rajchmans Bericht über seinen nahezu zehnmonatigen Aufenthalt in Treblinka
ist jedoch augenscheinlich nicht überliefert. Aufgezeichnet wurde er nach seiner
Flucht; wie Annette Wieviorka in ihrem Vorwort erläutert, geschah dies Ende 1943
oder 1944 - "als Tod und Krieg noch ihre Schatten warfen" (14). Als Rajchman 2004
starb, hinterließ er ein Typoskript, das mit dem Titel "Zikhroynes (Erinnerungen)"
überschrieben ist; seinen Söhnen trug er auf, dies zu veröffentlichen, und sie
übergaben die "Erinnerungen" Verlagen in verschiedenen Ländern.
Rajchman kam am 14. Juni 1914 in Lodz zur Welt. Nach der Eroberung Polens durch
die Wehrmacht hielt er sich als Zwangsarbeiter in deutschen Diensten in Pruszków
bei Warschau auf. 1940 wurde er in das Warschauer Getto gesperrt. Von dort floh
er nach Ostrów Lubelski. Die SS-Mordkommandos brachten während der "Aktion
Reinhard" die jüdische Bevölkerung des Ortes am 10. Oktober 1942 nach Lubartów
bei Lublin, von dort wurden sie nach Treblinka weitertransportiert (dem bisherigen
Kenntnisstand zufolge sind die Juden aus Lubartów nur in den beiden anderen
Vernichtungslagern im Generalgouvernement - Bełżec und Sobibór - ermordet
worden [1]).
Nach dem Aufstand war Rajchman mehrere Wochen auf der Flucht. Hilfe erhielt er
von einem Bauern bei Sokołów Podlaski, der ihm Nahrung, Kleidung und einen
Schlafplatz gab. Im Oktober 1943 fuhr er nach Piastów bei Warschau, wo ein
polnischer Bekannter ihm "arische" Papiere verschaffte - Rajchman hatte also noch
Wertgegenstände aus dem Lager bei sich, um dafür zu bezahlen. Offenbar auf
Zureden seiner polnischen Beschützer hin begann er Ende 1943 oder Anfang 1944,
seinen Bericht aufzuschreiben. Er war dann abermals in Warschau. Nach der
Niederschlagung des Warschauer Aufstands versteckte sich Rajchman in einem
Bunker der entvölkerten und westlich der Weichsel nahezu total zerstörten
Hauptstadt, bis er am 17. Januar 1945 befreit wurde. 1946 wanderte er - mit
seinen Aufzeichnungen - nach Uruguay aus.
Beide Bände werden durch Fotos abgerundet, auf denen Angehörige der Familie und
Lagerskizzen abgebildet sind. Rajchmans Bericht ist zudem mit Abbildungen von
einigen der Lageraufseher und weiteren dokumentarischen Fotos illustriert.
Anmerkung:
[1] Siehe Shmuel Spector (ed.): The Encyclopedia of Jewish life before and during
the Holocaust, 3 vol., New York 2001, Vol. 2, 751, 952.
Klaus-Peter Friedrich