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Schnellsuche Geschichte 25.09.2005 - 12:27 Christopher Browning


Die Entfesselung der
Christopher Browning: "Endlösung".
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Die Entfesselung der "Endlösung". Nationalsozialistische
Judenpolitik 1939-1942

Titelseite
Nationalsozialistische Judenpolitik Mit einem Beitrag von
Jürgen Matthäus

Editorials 1939-1942 Verlag:


Propyläen
von Dr. Andrea Löw, Institut für Zeitgeschichte, München/Berlin
Alle Rezensionen Erscheinungsort:
München, 2003
Rezensionen nach
Fachbereichen

Rezensierte Bücher
Christopher Browning ist einer der besten Kenner der 332 Seiten
ISBN: 3-549-07187-6
nationalsozialistischen Vernichtungspolitik. Mit der vorliegenden Preis:
Alle Rezensenten
Studie legt er eine Untersuchung zur "Judenpolitik" vom Beginn des 35.00 Euro
Komfortsuche Zweiten Weltkrieges bis zum Frühjahr 1942 vor, die schon jetzt als
Standardwerk der Holocaustforschung bezeichnet werden kann. Der
Band erscheint innerhalb einer von Yad Vashem herausgegebenen
Reihe "The Comprehensive History of the Holocaust".
Newsletter
Browning sieht das Frühjahr 1942 als Zäsur und setzt daher hier den
anmelden Schlußpunkt seiner Untersuchung der "Entfesselung der 'Endlösung'".
abmelden Gute Gründe sprechen dafür: Mit der Deportation eines großen Teils
der Lubliner Juden im März 1942 beginnt in Belzec der Massenmord
Eigene E-Mail-Adresse mit Gas und damit die "Aktion Reinhardt", die systematische
einfügen und auf LOS! klicken
Ermordung der jüdischen Bevölkerung in den Vernichtungslagern
Belzec, Sobibór und Treblinka.
Nach einer knappen Einführung in die Hintergründe der antijüdischen
Für Rezensenten Politik (dem schwächsten Teil des Buches) stellt er die Entwicklung
im besetzten Polen dar, das er in der Kapitelüberschrift treffend als
Richtlinien für die
Manuskriptgestaltung "Laboratorium der Rassenpolitik" bezeichnet. Die Etappen der
Verfolgung bis zum Beginn des "Vernichtungskrieges" im Sommer
Rezension einreichen
1941, Gewalt und Terror, Ausgrenzung, Vertreibung sowie die
Eigenes Profil ändern
Ghettoisierung schildert Browning detailliert und überzeugend. Die
zentrale Bedeutung der Entwicklungen vom Sommer bis zum Winter
1941 betonen sowohl Browning als auch Jürgen Matthäus, Autor des
Für Verlage Kapitels "Das 'Unternehmen Barbarossa' und der Beginn der
Buch vorschlagen
Judenvernichtung, Juni - Dezember 1941", wenn auch mit teilweise
unterschiedlichen Akzenten.
Werbung
Browning stellt entscheidende Radikalisierungen in Zusammenhang
mit militärischen Erfolgen und der deutschen Siegeseuphorie, nicht
mit Mißerfolgen oder dem Kriegseintritt der USA. Ungeheure
Bedeutung hat für ihn die Entscheidung Hitlers im September 1941,
WLA-Shop die deutschen Juden zu deportieren und damit den Massenmord auf
alle europäischen Juden auszuweiten. Die Standorte der ersten
Verlagsprogramm Vernichtungslager waren zu diesem Zeitpunkt ausgewählt und
Warenkorb Vergasungstechniken "erprobt". Zwar habe der umfassende
AGBs und Massenmord auch an den reichsdeutschen Juden noch nicht Ende
Versandkosten 1941 begonnen, doch sei den Verantwortlichen klar gewesen, daß
deren Einquartierung in die Gettos nur vorübergehend sei und daß
am Ende ihre Ermordung stünde. Nach Browning war nur die Frage,
Über den WLA
wie die Deportierten ermordet werden sollten, noch nicht
entschieden. Er kennzeichnet die Zeit zwischen Oktober 1941 und
Kontakt
März 1942: "Es handelte sich um eine Periode der Initiativen,
Impressum Experimente und Vorbereitungen" (S. 536).
Eine zentrale Frage innerhalb der Diskussion über den
Entscheidungsprozeß ist das Verhältnis von zentraler Planung und
situativem Handeln vor Ort. In den letzten Jahren hat die historische
Forschung zunehmend die Radikalisierung in den besetzten Regionen
selbst in den Blick genommen. Antijüdische Maßnahmen und Exzesse
der lokalen Machthaber und Einheiten haben entscheidend zur
Implementierung des Massenmords beigetragen. Christopher
Browning verschiebt den Schwerpunkt nun wieder von der Peripherie
in das Zentrum und betont die zentrale Rolle Hitlers. Dieser gab, so
Browning, mehr oder weniger verschlüsselt, vor, was die Richtlinien

1 von 2 21.07.2010 22:22


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der nationalsozialistischen "Judenpolitik" waren. Diese Signale


wurden von anderen aufgenommen, deren Weisungen und
Handlungen dann wiederum von Hitler bestätigt. Besonders am
Reichsführer SS wird dies, so Browning, deutlich: "Wer erfahren will,
was Hitler dachte, muß sich ansehen, was Himmler tat." (S. 606).
Kaum jemand kennt die umfangreichen Quellen und die Literatur
zum Thema besser als Browning, der den Prozeß der Entscheidung
zum Massenmord auf dieser Grundlage überzeugend analysiert. Die
"Entfesselung der 'Endlösung'" ist eine herausragende Darstellung
zur Entwicklung der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik in
den Jahren 1939 bis 1942, die als solche ihresgleichen sucht.

2 von 2 21.07.2010 22:22

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