Inhalte
D Grundsätzliches 1
D Kleine Materialkunde 1 - 7
D Besetzen (Takling) 8
D Spleißen (Tauwerk) 13 - 14
D Spleißen (Squareline) 16 - 18
D Drahttauwerk (Grundsätzliches) 19
D Spleißen (Draht) 20 - 23
D Festmachen (Meeren) 24 - 27
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Kleine Materialkunde
Bei Tauwerk unterscheidet man grundsätzlich zwischen Natur- und Kunstfasertauwerk.
Beim Aufdröseln einer Schnur aus Naturfasermaterial wird es kaum jemand aufgefallen
sein, dass er ein Miniaturseil in Hän-
den hält. Bei näherer Betrachtung hät-
te er feststellen können, was die Sei-
lerei gemacht hat, um eine ununter-
brochene Schnur zu erhalten. Dazu
werden zunächst einmal die Fasern
zu Kabelgarnen zusammengedreht,
und zwar rechtsherum. Die Kabelgar-
ne werden dann linksherum, also in
entgegengesetzter Richtung, zu Kar-
deelen geschlagen.
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Manila: Auch Manilahanf oder Abaca genannt, wird aus den Fasern der Blatt-
scheide einer Bananenart, die auf den Philippinen beheimatet ist, herge-
stellt. Die harten, glatten und hellbraunen Fasern können 3 m lang wer-
den. Das Tauwerk läuft im nassen Zustand ein und dehnt sich beim
Trocknen wieder. Manila ist verhältnismäßig kräftig und geschmeidig.
Sisal: Der Sisalhanf wird aus den fleischigen Blättern verschiedener Aloe- und
Agavenarten gewonnen. Die Fasern sind viel heller und glatter als Manila.
Sisaltauwerk hat eine geringere Bruch- und Verschleißfestigkeit als Mani-
la, ist aber preiswerter.
Kokos: Kokostauwerk wird aus den bastähnlichen Fasern der Kosnussschale ge-
wonnen. Kokostauwerk hat eine geringe Bruch- und Verschleißfestigkeit
und wir durch starkes Austrocknen zerstört. Andererseits ist es aber leicht
und elastisch sowie beständig gegen Nässe.
Baumwolle: Die 20-55 mm langen Samenhaare der Baumwolle werden zu Garnen ge-
sponnen. Tauwerk aus Baumwolle ist wenig reißfest und findet in der ge-
werblichen Schifffahrt kaum noch Verwendung.
Jute: Dies ist eine Bastfaser einer bengalischen Buschart. Aus Jute stellt man
vorwiegend Sackleinen her. Darüber hinaus wird sie auch als Seele in
Stahltauen gebraucht. Jute hat eine geringe Bruchlast.
Die Kunstfaser hat fast vollständig die Naturprodukte verdrängt, weil sie relativ stärker,
billiger und leichter zu handhaben ist.
Etwa ab 1940 gab es Lieferschwierigkeiten bei der Naturfaser, so dass die Kunstfaser
um so schnelleren Eingang fand, zumal ihre Überlegenheit bald evident wurde. Ganz
grob gesagt leiten sich die Kunstfasern von zwei Ursprungsstoffen ab: Nylon von Kohle
und die verschiedenen Polyester-, Polyäthylen- und Polypropylenverbindungen vom Erd-
öl. Nylon hat mehr Reck (Dehnfähigkeit) als die Kunstfasern aus Erdölprodukten.
Gebrauchstauwerk wird heute in gleichbleibender Qualität aus Polyesterverbindungen
hergestellt, in Großbritannien unter dem Warenzeichen Terylene, in anderen Ländern un-
ter den Warenzeichen Trevira, Tergal, Dacron u. a.
In gewissen Kunststoffen haben die Moleküle (die kleinsten Einheiten, in denen ein Stoff
frei vorkommen kann) besondere Fähigkeiten, sich zu langen Ketten zusammenzuhaken.
Dieser Prozess, bei dem Kettenmoleküle gebildet werden, wird Polymerisation genannt.
Daher beginnen die Bezeichnungen der Grundmaterialien in der Regel mit Poly...
Bei der Herstellung wird das Rohmaterial geschmolzen und durch verschieden große
Düsen gepresst. Es erstarrt sofort in unterschiedlichen Fadentypen die in nachfolgenden
Arbeitsvorgängen erwärmt und gedehnt werden bevor man sie zusammen dreht.
Monofilament bedeutet eine einzelne Faser. Diese Bezeichnung wird bei Fasern ange-
wendet deren Dicke mehr als 0,1 mm beträgt. Tauwerk aus Monofila-
ment ist in der Regel verhältnismäßig steif und hat eine glatte Oberflä-
che.
Multifilament bedeutet viele Fasern. Der Ausdruck wird für Fasern mit einem Durch-
messer unter 0,1 mm gebraucht. Tauwerk aus feinen Multifilamenten
fühlt sich geschmeidig, fast seidig, an.
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Polyamid: Das erste synthetische Fasermaterial, 1930 von einem Amerikaner ent-
deckt und wird seit 1937 hergestellt. Es gibt verschiedene Polyamid-
Typen mit Namen wie z.B. Perlon, Nylon, Grilon und Enkalon.
Nylon findet man meistens als feines, seidenartiges Multifilament und ist
in dieser Form sehr elastisch. Es besitzt die zweieinhalbfache Reißfes-
tigkeit von Manila. Nylon wird von starken Säuren bestimmten Bleichmit-
teln und von starker Sonnenstrahlung angegriffen. (Schmelzpunkt 215°)
Polyester: Das Rohmaterial wird aus Rohöl gewonnen. Die bekanntesten Handels-
namen sind Terylen, Dacron, Trevira und Tetoron.
Dieses Material kommt nur als Multifilament vor und besitzt viele guten
Eigenschaften, ist aber teurer. Polyester ist etwas leichter als Manila, a-
ber doppelt so reißfest. Es ist weniger elastisch als Nylon und wird gera-
de wegen dieser Eigenschaft verwendet.
Polyester wird von bestimmten Laugen, aber nicht von anderen Chemi-
kalien angegriffen. Es ist gegen Sonneneinstrahlung beständiger als die
übrigen Kunststoffe. (Schmelzpunkt 260°)
Polyäthylen: Das Rohmaterial wird aus dem Gas Äthylen gewonnen und ist unter den
Firmennamen Nymplex, Courlene und Marlex im Handel.
Polyäthylen wird nur als Monofilament hergestellt, wirkt glatt und ziemlich
steif und ist so leicht, dass es auf dem Wasser schwimmt. Seine Festig-
keit beträgt nur das ca. 1,4-fache von Manila. Polyäthylen widerstandsfä-
hig gegen alle Chemikalien. (Schmelzpunkt 130°)
Polypropylen: Es ist das jüngste in der Reihe der synthetischen Materialien und wird
aus dem Gas Propylen hergestellt. Am bekanntesten sind die Handels-
namen P.P .- Tauwerk (Monofilament), Toplon (Multifilament) bekannt.
Die Bruchfestigkeit von Polypropylen ist 1,7 bis 2 mal so hoch wie von
Manila, es schwimmt auf dem Wasser, ist ziemlich verschleißfest, weich
und angenehm in der Handhabung.
Säuren und Basen greifen Polypropylen nicht an, jedoch muss man mit
Bleich- und Lösungsmitteln vorsichtig sein. Polypropylen verwittert durch
Sonneneinstrahlung, daher werden ihm besondere Farbstoffe (UV-
Absorber) zum Schutz gegen die Ultravioletten Strahlen zugesetzt.
Die Entwicklung von geflochtenem Tauwerk- eine geflochtene Seele in einer geflochte-
nen Hülle wurde erst durch die Kunstfasern möglich. Es ist mehr als zweimal fester als
entsprechendes Manila-
tauwerk. Manilatauwerk
verliert dazu noch 30%
seiner Festigkeit, wenn
es nass wird. Syntheti-
sches Tauwerk verändert
sich dagegen nicht; es bleibt kinkenfrei, ist flexibel, weich in der Hand, greift gut an der
Winsch und lässt sich leicht spleißen.
Geflochtenes Polyestertauwerk ist außergewöhnlich fest, zeigt kaum Reck und ist gut für
Schoten und Fallen. Verglichen mit Manilatauwerk entsprechenden Durchmessers ist ge-
flochtenes Polyestertauwerk mehr als anderthalbmal stärker, geflochtenes Nylontauwerk
mehr als zweieinhalbmal.
Aus Polyester und Nylon gibt es außer geflochtenem Tauwerk dreikardeeliges Tauwerk
und zwar im Trossenschlag, das normalerweise rechtsgeschlagen ist.
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Tauwerk aus Kunstfasern ist sehr unterschiedlich, abhängig vom Rohmaterial, der Art
der Faser und der Verarbeitung. Als Hauptregel gibt es jedoch gewisse gemeinsame Ei-
genschaften.
Vorteile : Leichter als Tauwerk aus Naturfaser, höhere Bruchfestigkeit und größere
Geschmeidigkeit. Es wird nicht von Fäulnisbakterien oder Wasser angegrif-
fen und kann deshalb in feuchtem Zustand gelagert werden. Es nimmt nur
sehr wenig oder gar kein Wasser auf und wird nicht steif oder unhandlich
bei Vereisung. Die meisten Produkte sind elastischer als Naturfasern und
können daher ruckartigen Belastungen besser widerstehen.
Einfacher Takling:
Er wird zum Sichern von Vorratstauwerk und als vorübergehende Hilfsmaßnahme beim
Spleißen von Tauwerk benötigt.
Zunächst wird eine Bucht aus Takelgarn ( Besetzgarn ) über den Tampen des Tauendes
gelegt. (a) Darauf wird das Takelgarn Törn für Törn bis zur gewünschten Länge aufge-
bracht. Das Ende des Takelgarns wird anschließend von unten durch die Bucht gesteckt.
(b) Das andere Ende des Takelgarns wird nun so weit durchgeholt, dass die Bucht bis
etwa zur Mitte in das Innere des Taklings hineingezogen wird.
Bei einem weiteren Durchholen besteht die Gefahr, dass sich der Takling löst. Nach dem
Festziehen wird das überstehende Takelgarn scharf am Takling abgeschnitten.
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Ì Achtknoten Ì Kreuzknoten
(Platter Knoten)
Ì Mastwurf Ì Stopperknoten
(Webeleinenstek)
Ì Kettenknoten
(Verkürzungsstek)
Achtknoten
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Mastwurf (Webeleinenstek)
Stopperstek
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Einfacher Palstek
Kette (Verkürzungsknoten)
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Der Augspleiß
Verwendet wird dieser Spleiß immer dort, wo im Tauwerk ein Auge benötigt wird. Das
Tauwerk wieder ca. 6 Törns aufgedreht und der Tampen sowie die Kardeelen wie beim
Kurzspleiß besetzt.
Das Auge wird nun in der gewünschten Größe gebildet und zur weiteren Bearbeitung
hochkant gestellt. Die obenliegende Kardeele 1 ( a ) wird gegen den Schlag unter eine
feste Kardeele des Tauendes gesteckt.
Jetzt wird der Spleiß in der Längsachse etwas gedreht und die Kardeele 2 ( b ) unter der
zugehörigen festen Kardeele durchgesteckt.
Es folgt nach weiterer Drehung die Kardeele 3 ( c ).
Aus jeder Keepe des Tauwerks muss nun symmetrisch eine Kardeele herauskommen.
Nach dem vorsichtigen durchholen ( festziehen ) der drei Kardeelen kann der Be-
helfstakling entfernt und mit dem weiteren Verspleißen fortgefahren werden. Ein dreima-
liges durchstecken der Tampen genügt auch hier. Der fertige Spleiß wird zum Erreichen
einer höheren Festigkeit allseitig beklopft und die aus dem Material herausstehenden
Kardeelen wie beim Kurzspleiß abgeschnitten.
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Der Kurzspleiß
Die zu verspleißenden Tampen werden etwa 6 Törns aufgedreht und gegen weiteres
Aufdrehen durch Behelfstaklinge gesichert.
Die jetzt freiliegenden Kardeele müssen ihre Drehung behalten. Die Kardeele beider
Tauenden werden nun ineinander gesteckt, so dass je ein Kardeel des einen Taues zwi-
schen zwei des anderen Taues zu liegen kommt.
Jetzt beginnt der eigentliche Spleißvorgang, wobei die Kardeele 1 gegen den Schlag mit
jeder der gegenüberliegenden Kardeelen durch Über - und Unterfahren ( Überhandkno-
ten ) verbunden wird.
Die Kardeele 2 und 3 folgen sinngemäß. Ein dreimaliges durchstecken der Kardeele ist
ausreichend.
Die Behelfstaklinge können nun entfernt werden.
Der fertige Kurzspleiß wird durch allseitiges beklopfen gefestigt und die aus dem Material
herausstehenden Kardeele, werden in geringem Abstand vom Tau abgeschnitten.
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Zusammenhängend mit dem Spleißen kann man auch das Herstellen der Hahnepoot
(Spanischer Takling) nach Unten oder Oben, mit oder ohne Rückspleiß nennen.
Eine Hahnepoot kann man auch zur Sicherung eines Tampenendes (Besatz) nutzen.
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Diese Art Tauwerk findet in der Binnenschifffahrt immer häufiger Anwendung als Festma-
chertaue.
Konstruktion
Zwei Paare rechtsgedrehter und zwei Paare linksgedrehter Litzen werden regelmäßig so
verflochten, dass sich ihre Bahnen immer in der Seilmitte treffen. Dadurch entsteht ein
Quadratgeflecht, so genannt, weil das Seil im Querschnitt nicht rund, sondern quadra-
tisch ist. Man spricht auch von einem 8-er Quadrat. Quadratgeflechte haben sich in der
Berufsschifffahrt als Festmacher bewährt, da sie drehungsneutral sind und nicht kinken.
Sie eignen sich gut auf Winschen, haben eine konstruktionsbedingt hohe Dehnung - und
die Spleißtechnik lässt sich sehr gut erlernen.
Augspleiß
Quadratgeflechte werden aus 4 Litzenpaaren geflochten. Die Litzen sind entweder im
Uhrzeigersinn oder gegen den Uhrzeigersinn gedreht. Man nennt das auch Z- und S-
Schlag. Die Skizze verdeutlicht, wie man die Schlagrichtung einfach erkennen kann. Die
Spleißtechnik besteht darin, Z-Litzen nur unter Z-Litzen zu verspleißen, S-Litzen nur un-
ter S-Litzen.
Wir haben auch das Gegenteil getestet: Z-Litzen unter S-Litzen - und umgekehrt. Die
Reißergebnisse sind gleich, die erste Methode entspricht mehr der „Seillogik": Beim ge-
drehten Seil wird auch nur eine gleichgedrehte Litze unter einer gleichgedrehten ver-
spleißt.
Spleißwerkzeuge: Marlspieker und Tape
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Die folgenden fünf Durchstiche
Dieser Schritt beschreibt, was mit einem -bereits durchgesteckten - Z-Litzenpaar pas-
siert, um den Spleiß abzuschließen. Mit den verbliebenen 3 Paaren wird später genauso
verfahren, also erübrigt sich die Beschreibung. Entferne das Tape vom Ende des Litzen-
paares. Die beiden Litzen liegen nunmehr
gegeneinander. Neben dem festen Litzen-
paar des Seiles, das im ersten Schritt „un-
terspleißt" wurde, liegt ein weiteres festes
Z-Litzenpaar. Dieses wird nun „einzeln"
unterspleißt: Eine Litze des geöffneten Lit-
zenpaares wird unter einer festen Litze
verspleißt, die andere Litze geht über die-
se „unterspleißte" Litze hinweg und geht
unter der zweiten festen Litze hindurch.
Der gleiche Vorgang wird weitere 4 mal
wiederholt.
Nunmehr verfährt man mit dem benach-
barten S-Litzenpaar in analoger Weise,
dann mit den beiden verbliebenen Litzen-
paaren. Am Ende muss der Spleiß so aus-
sehen, wie es die Skizze zeigt.
Spleißabschluss
Die noch herausstehenden Litzen-Enden werden - nachdem die Litzen gleichmäßig
strammgezogen wurden - glatt abgeschweißt oder die Enden der Paare mit einem Tape
abgebunden und dann verschweißt. Die am besten aussehende Methode ist es, die Lit-
zen-Enden knapp abzuschweißen und dann einen guten vernähten Takling auf diese
Stelle zu setzen.
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DRAHTTAUWERK
Herkulestau (Taifunwire)
Es besteht aus 4 oder 6 Stahlkardeelen, die um eine Hanfseele herum liegen. Die Kar-
deele sind ganz mit Hanfgarn umhüllt, so dass der Stahl nicht zu sehen ist.
Herkulestau ist wegen des schwierigen Trocknens stark dem Rosten und der Abnutzung
ausgesetzt, und in nassem Zustand ziemlich empfindlich gegen Kinken.
Das Spleißen von Drahttauwerk hat in der Binnenschifffahrt noch eine große Bedeutung.
Dies findet auch in der Lehrabschlussprüfung ihren Niederschlag.
Dort wird von dem angehenden Binnenschiffer erwartet, dass er einen Augspleiß aus ei-
nem 10 mm starken Draht herstellt.
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Augspleiß in Drahttauwerk
Zuerst werden die einzelnen Kardeele des Drahtes mit einem Behelfsbesatz (Klebeband)
vor dem aufspringen gesichert.
Dan wird in etwa 15 – 20 cm Entfernung vom Ende des Drahtes ein fester Takling aus
Besetzdraht aufgebracht. Dieser Takling soll durch einmaliges durchstecken durch den
Draht gegen verrutschen gesichert sein. Der Takling hat für das gute Gelingen des Splei-
ßes eine große Bedeutung.
Nun können wir den Draht aufdrehen und haben 6 Kardeele und in der Mitte eine Hanf-
seele vor uns. Diese wird mit einem scharfen Messer kurz über dem Besatz wegge-
schnitten.
Hierbei ist darauf zu achten, dass die Kardeele nicht zu weit auseinander geknickt wer-
den. Der natürliche Drall des Drahtes soll in den Kardeelen noch erkennbar sein. Sie
schmiegen sich bei dem folgenden Spleißvorgang dann besser ein.
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Nun legen wir den Draht vor uns auf das rechte Knie. das zu bildende Auge nach rechts.
Drei Kardeele nach unten und drei nach oben. Hierbei achten wir darauf, dass die Kar-
deele dem natürlichen Drall des Drahtes folgen.
Im Gegensatz zum Spleißen mit Tauwerk, wird bei Draht parallel mit dem Drall gespleißt.
Um uns die Arbeit zu erleichtern, können wir das Ende des Auges gegen zu starkes auf-
springen kurz knicken.
Zum Spleißen benötigen wir einen Spleißnagel. Vorsicht bei der Arbeit. Den Spleißnagel
immer so einstecken, dass er bei einem eventuellen abrutschen über das Knie wegglei-
tet.
Nun wird der Spleißnagel unter drei Kardeele, die Seele bleibt unten, in den Draht einge-
stochen. Darauf achten, dass der Spleißnagel nicht zu weit eingeführt wird, damit der
Draht nicht unnötig aufgebrochen wird.
Den Spleißnagel jetzt drehen und die drei oberen Kardeele anheben.
Das erste Kardeel mit dem Schlag unter 3 Kardeele ziehen. Nun den Spleißnagel etwas
zurücknehmen, wieder unter 2 Kardeele stecken, aufdrehen. Das zweite Kardeel durch-
ziehen. Jetzt den Spleißnagel wieder etwas zurücknehmen, sodass er nur noch ein Kar-
deel anhebt und das dritte Kardeel durchziehen.
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Nun wird der Draht um eine halbe Runde gedreht. Dann schiebt man den Spleißnagel
unter das nächste Kardeel, hebt es an und zieht die vierte Litze durch. Jetzt den Spleiß-
nagel wieder herausziehen. Das 5. Kardeel anheben und die fünfte Litze durchziehen.
Jetzt das gleiche noch einmal mit Kardeel und Litze Nr. 6. Der Anfang ist gemacht.
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Jetzt werden alle sechs Kardeele kräftig zum Besatz hin festgezogen. Darauf achten,
dass die Kardeele nicht geknickt werden. Der erste Gang ist fertig.
Beim 2. Durchgang ist darauf zu achten, dass das Kardeel welches beim 1. Gang als ers-
tes genommen wurde, wieder als erstes Kardeel genommen wird.
Nun gilt der gleiche Vorgang wie beim Tauspleißen - über einen / unter einen -, aber mit
dem Drall des Drahtes.
Dieser Vorgang wird nun noch viermal wiederholt. Nach jedem Spleißgang sind die ein-
zelnen Kardeele gut durchzuholen (festziehen). Zur Hilfe kann der Spleiß mit einem
Hammer auf einer Holzunterlage vom Auge weg beklopft (gebügelt) werden. Nach jedem
Klopfen muss immer wieder gut durchgeholt werden.
Zum Schluss werden die noch überstehenden Enden der Kardeele an dem Draht festge-
bunden bis der Draht mehrfach benutzt (gereckt) wurde. Erst danach werden die Kardee-
le mit einer Zange abgekniffen.
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Festmachen (Meeren)
Alle in der Binnenschifffahrt verwandten Drähte und Taue sind in der Regel RECHTS
geschlagen, gedreht oder geflochten.
Um eine lange Haltbarkeit zu erlangen, müssen sie daher auch beim Festmachen immer
-RECHTS herum- belegt werden. Außerdem wird damit die Kinkenbildung verhindert.
Wenn man einen Einzelpoller mit Draht oder Tau belegen will,
muss die Stärke des Drahtes oder Taues dem Umfang des Pollers
angemessen sein.
Die Rundschläge müssen ordentlich übereinander liegen und
sich nicht gegenseitig beklemmen.
Bei der Benutzung von Drähten muss der Poller leicht gefettet
sein, um ein fachmännisches Handling zu garantieren.
Für eine gute Haltbarkeit reichen 4-5 Rundschläge, 1 Klemm-
schlag (Kopfschlag) und darüber ein lose gelegter Rundschlag
aus
Sind zwei Poller vorhanden, sind Achterschläge angebracht. Sie
schonen Draht- und Tauwerk.
Wird ein Draht auf Strom an einem Ring festgemacht, muss
grundsätzlich ein Fretter (Schäkel, Kuhmaul) benutzt werden.
Haken finden nur in stehenden Gewässern Anwendung.
Ein Schiff auf Strom wird mindestens mit einem Vorausdraht, ei-
nem Laufdraht und einem achteren Beidraht gemeert
In Seehäfen mit Tideeinfluß muss darauf geachtet werden, dass
die Meerdrähte oder –Taue besonders lang ausgelegt sind.
Bei der Arbeit am Poller
müssen grundsätzlich
Fausthandschuhe getra-
gen werden. Besonders ist
darauf zu achten, dass
man immer außerhalb der
an Deck liegenden Buch-
ten steht.
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1. Rundschlag:
Das abstehende Gut (Draht- oder
Tauwerk) darf sich auf dem Poller
Wichtiger Grundsatz: nicht beklemmen.
⇒ Immer Rechtsherum ⇐ Wenn der Poller 2 Gruppen von Pol-
lerpinnen hat, sollte der 1 Rund-
schlag unter den unteren Pinnen lie-
gen.
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Mit Tauwerk bieten sich für das Belegen von Einzel- und Kreuzpollern
oft noch die nachfolgenden Variationen an.
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D © Schulschiff RHEIN
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Peter Haas