Darwin

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Darwin und die Theorie der

natürlichen Auslese
Charles Darwin (1809-1882): Jugend- und Altersbild
50 Jahre nach Lamarck (1744-1829) entwickelte Charles
Darwin eine andere Vorstellung vom Mechanismus der
Evolution.

Im Grunde sind in Darwins Konzept die beiden Faktoren,


die auch Lamarck annahm, umgekehrt.
Nach Lamarck erfolgen zuerst die Anpassungen
der Lebewesen an die Umweltbedingungen, die
anschließend durch Vererbung weitergegeben werden.

Nach Darwin entstehen zuerst durch Vererbung


Lebewesen unterschiedlichen Eigenschaften, die
anschließend durch die Umweltbedingungen
ausgelesen werden.
Wie war Darwin zu diesen
Vorstellungen gekommen?
 Mit 23 Jahren erhielt Darwin die Gelegenheit, an der Weltumsegelung des
britischen Forschungs- und Vermessungsschiffes „Beagle“ teilzunehmen.
 Er hatte zuvor Medizin und Theologie studiert und verließ England mit der
Gewissheit seiner Zeitgenossen, dass die Arten unveränderlich seien.
 Als er nach 5 Jahren wieder nach England zurückkehrte, war er davon
überzeugt, dass alle Lebewesen voneinander abstammen, also eine
gemeinsame Geschichte haben.

Was war passiert?

Als einzig vernünftige Erklärung für diese Beobachtungen erschien Darwin


die Annahme, dass die einander ähnlichen Arten von gemeinsamen
Vorfahren abstammen und dass sie durch Anpassung an ihre
Umgebung verändert wurden.

Aber wodurch? Was waren die treibenden Kräfte?


Die "Beagle"
an der Mündung des Santa Cruz Flusses an der Ostküste Patagoniens
während einer Reparatur der Bodenplanken
Galapagos: Bartolomé Island
Es waren im Wesentlichen die theoretischen Einflüsse von drei Zeitgenossen,
die Darwin zu seinem Konzept anregten:

Thomas Robert Malthus (1766-1834), Charles Lyell (1797-1875) und Herbert


Spencer (1820-1903)
 Von Malthus übernahm Darwin das Bevölkerungsgesetz. Es besagt, dass die
Bevölkerung in geometrischer Reihe wächst, wenn keine Hemmnisse auftreten.
Malthus wandte dieses Gesetz auch auf Tiere und Pflanzen an.

 Von Lyell übernahm Darwin das Aktualitätsprinzip. Lyell nahm an, dass die
Erdoberfläche in Milliarden Jahren durch Naturereignisse gestaltet wurde, die auch
heute noch die Erdoberfläche formen => z.B. Wind, Regen, Erdbeben, Wasserläufe,
Vulkanausbrüche. In Analogie dazu nahm Darwin an, dass die Entwicklung der
Lebewesen ebenfalls durch Ursachen erklärt werden kann, deren Wirkung noch heute
fortbesteht.

 Von Spencer schließlich übernahm Darwin das Konzept vom Kampf ums Dasein
(„Struggle for existence“) und vom Überleben des am besten Angepassten
(„Survival of the fittest“).
Darwin subsummierte diese unabhängig voneinander formulierten
Konzepte zu einer einheitlichen Theorie:

THEORIE DER NATÜRLICHEN AUSLESE

(Selektionstheorie)
Die Theorie der natürlichen Auslese ist das Kernstück Darwins 1859
erschienenen Hauptwerks „On the Origin of Species by Means of Natural
Selection, or the Preservation of Favoured Races in the Struggle for Life“
(Über die Entstehung von Arten durch natürliche Zuchtwahl oder die
Erhaltung der begünstigten Rassen im Kampf ums Dasein).

Das Buch war die Sensation auf der Londoner Buchmesse; die Erstauflage war nach nur einem
Tag ausverkauft.

Der große Erfolg seiner Theorie wird auf das große empirische Datenmaterial, das Darwin aus
allen Bereichen der Biologie zusammengetragen hat, zurückgeführt.

=> Darwin dienten die Mittel der „künstlichen Zuchtwahl“,


d.h. der Züchtung von Haustieren und Nutzpflanzen durch
den Menschen, als Modell für den Mechanismus der
„natürlichen Zuchtwahl“, d.h. der Veränderung und
Anpassung von Lebewesen im Laufe der Evolution.
Um deutlicheres Verständnis für diese Mittel zu erlangen, entschloss sich Darwin zum Studium der
Haustauben, weil sich deren Arten sehr häufig deutlich voneinander unterscheiden.
Er wurde Mitglied in zwei Londoner Taubenclubs und begann selbst Tauben zu züchten.

Nach einer gewissen Studienzeit konnte Darwin die Ansicht anderer Naturforscher, dass alle
Taubenrassen von nur einer einzigen Art, der Felsentaube, abstammen, bestätigen.

Aus seinen Beobachtungen und Untersuchungen ergaben sich folgende Voraussetzungen für die
Züchtung neuer Rassen:

- „Wenn wir die Individuen einer Varietät oder Untervarietät unserer alten Kulturpflanzen oder
Haustiere vergleiche, so fällt vor allem eines auf: dass sie gewöhnlich mehr voneinander
abweichen als die einer Art oder Varietät im Naturzustand.“

- „Eine der merkwürdigsten Eigentümlichkeiten bei unseren domestizierten Rassen ist ihre
Anpassung, nicht zugunsten ihres eigenen Vorteils, sondern zugunsten des Menschen und der
Liebhaberei. … Der Schlüssel zu allem diesem ist das Vermögen des Menschen, immer wieder
Individuen zur Zuchtwahl auszuwählen, kurz: sein akkumulatives Wahlvermögen. Die Natur
schafft allmähliche Veränderungen, und der Mensch gibt ihnen die für ihn nützliche
Richtung.“
Damit hatte Darwin die beiden Faktoren entdeckt, die „im Zustande der Domestikation“
neue Rassen hervorbrachten:
Variabilität und Auslese

Die Frage war, ob diese beiden Faktoren auch „im Naturzustande“ den Artenwandel
bewirken.

„Gilt das Prinzip der Zuchtwahl, das in der Hand des Menschen so mächtig ist,
auch in der Natur?“

Darwin war von der Analogie der beiden Vorgänge absolut überzeugt.

Er führt dazu vier Beobachtungen an.


Darwins vier Beobachtungen:
1. „Die vielen kleinen Unterschiede, die sich bei Nachkommen derselben Eltern
zeigen oder bei Individuen derselben Art, die dieselbe begrenzte Örtlichkeit
bewohnen, kann man als individuelle Unterschiede bezeichnen. Niemand
glaubt, dass alle Individuen einer Art nach genau demselben Modell gebildet sind.“

2. „Solche individuellen Unterschiede sind aber für uns von größter Wichtigkeit, denn
sie sind häufig ererbt, wie jedem bekannt ist. Sie liefern der natürlichen
Zuchtwahl das Material zur Anhäufung , so wie der Mensch in seinen
Zuchtprodukten die individuellen Unterschiede in bestimmter Richtung anhäuft.“

3. „Im Naturzustande bringen fast alle geschlechtsreifen Pflanzen jährlich Samen


hervor, und unter den Tieren gibt es nur wenige, die sich nicht alljährlich paaren.
Wir können daher mit Recht behaupten, dass sich alle Pflanzen und Tiere im
geometrischen Verhältnis zu mehren suchen .“

4. „Die für jede Art vorhandene Nahrungsmenge bestimmt natürlich die äußere
Grenze, bis zu der sie sich vermehren kann. Oft ist aber auch nicht
Nahrungsmangel, sondern die Beutegier anderer Tiere für die Durchschnittszahl
einer Art maßgebend.“
Aus diesen Beobachtungen zog er zwei Schlussfolgerungen:

1. „Da also mehr Individuen ins Leben treten als bestehen können, so muss
auf jeden Fall ein Kampf ums Dasein stattfinden, entweder zwischen
Individuen derselben oder verschiedener Arten oder zwischen Individuen
und äußeren Lebensbedingungen.“

2. „In diesem Wettkampfe wird jede Veränderung, wie gering sie auch
sein und aus welchen Ursachen sie auch entstanden sein mag, wenn sie
nur irgendwie dem Individuum vorteilhaft ist, auch zur Erhaltung
dieses Individuums beitragen und sich gewöhnlich auch auf die
Nachkommen vererben. Diese werden dann mehr Aussicht haben, am
Leben zu bleiben; denn von den vielen Individuen einer Art, die geboren
werden, lebt nur eine geringe Anzahl fort. Ich habe dieses Prinzip, das
jede geringfügige, wenn nur nützliche Veränderung konserviert,
natürliche Zuchtwahl genannt, um seine Beziehung zu der vom
Menschen veranlassten künstlichen Zuchtwahl zu kennzeichnen.
Indessen ist … der Ausdruck Überleben des am besten Angepassten
besser und zuweilen ebenso bequem.
Zusammenfassung:
Charles Darwin erklärte die Veränderungen der Arten durch
Variation und Selektion. Seine wesentlichen, heute noch gültigen
Aussagen, waren:

- Alle Lebewesen erzeugen mehr Nachkommen, als zur Erhaltung der


Art notwendig wären (Überproduktion).
- Die Mitglieder einer Art unterscheiden sich voneinander und
variieren in ihren Erbmerkmalen (Variabilität).
- Im Kampf ums Dasein (struggle for life) überleben die jeweils am
besten Angepassten (survival of the fittest). Die anderen gehen
durch die natürliche Zuchtwahl zugrunde (Auslese = Selektion).
- Die natürliche Auslese führt durch eine sich ständig
vervollkommende Anpassung zu einer allmähnlichen Änderung der
Arten (Angepasstsein).
Nach Darwin gibt es also zwei treibende Kräfte für die Evolution:

1. Erbliche Unterschiede zwischen den


Nachkommen

2. Unterschiedliche Anpassung an die


jeweilige Umwelt durch natürliche
Selektion
Darwin?

… Antwort offen.

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