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MALDINI IN NÖTEN

(Copyright by grafciano – Mai 2011)

Die Personen und Handlungen sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden
oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

(Recherchen haben ergeben, dass der Polizeichef von Positano mit „Tenente“ und
nicht mit „Capitano“ anzusprechen ist.)

01. Commissario Gianni Maldini, Polizeichef von Salerno hatte endlich Zeit
gefunden an seinem Schreibtisch Platz zu nehmen um wichtige schriftliche Arbeiten
zu erledigen. Zu oberst auf dem Stapel lag ein ungeöffneter Brief aus dem
Frauengefängnis in Genua.
Der Brief stammte von Birgitta Sjöblom (Maldini und die Schwedin) die im
Frauengefängnis Genua für zwei Jahre und fünf Monate (die fünf Monate waren zur
Bewährung ausgesetzt) für Einbruchsdiebstahl und Kreditkartenfälschung einsaß.
Die Strafe war relativ gering ausgefallen, da Birgitta vor Gericht voll geständig war,
den Schweizer Hauptangeklagten Umberto di Lugano als Kronzeugin voll belastete
und alle ihre Konten geöffnet hatte um Wiedergutmachung zu leisten.
Maldini und sein Freund Mario Savastano aus Positano waren als Zeugen geladen. Ein
guter Freund Maldinis, ein angesehener Strafverteidiger, war Birgitta beratend zur
Seite gestanden, obwohl sie anfangs dagegen gewesen war. Der mitangeklagte Bruder
von Birgitta Sjöblom, Mats, war zu einem Jahr verurteilt worden und saß seine Strafe
in Neapel ab.

Birgitta schrieb, dass es ihr den Umständen entsprechend gut gehe und ihr Anwalt,
Maldinis Freund, sich einsetzen würde sie wegen guter Führung bald frei zu
bekommen. „Ich hoffe, dass man mich nachdem ich meine Strafe abgesessen habe
weiterhin in Italien leben lässt,“ schrieb sie.
Maldini, maßgeblich daran beteiligt, dass Birgitta Sjöblom, ihr Bruder und der
gemeinsame Schweizer Anstifter und Hehler auf Capri verhaftet wurden, hatte sich in
Birgitta verliebt und umgekehrt. Er nahm sich immer wieder vor sie bald einmal zu
besuchen. Inzwischen schrieben sie sich regelmäßig Briefe.
„Ich werde nie wieder straffällig werden“, schrieb Birgitta weiter um mit den
berühmten drei Wörtern den Brief zu beenden.
„Ich liebe Dich auch,“ flüsterte Maldini und küsste ihre Unterschrift auf dem Brief.

Sein privates Handy klingelte. Am display erschien Mario Savastanos Handynummer


und Name. Mario war Leiter der Polizeidienststelle in Positano und ein langjähriger
Freund.
„Ciao Mario, falls Du Hilfe brauchst, schlag es Dir aus dem Kopf ich stecke bis über
beide Ohren in Arbeit.“
„Meine Frau Michaela ist entführt worden“, stammelte Mario Savastano.
„Michaela? Entführt? Was ist passiert?“
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„Das ist eine lange Geschichte an deren Ende Michaelas Entführung steht.“
„Dann berichte, aber bitte von Anfang an.“
„Michaela hat mich heute Vormittag zusammen mit den Kindern verlassen.“
„Wieso um Gottes Willen verlassen?“ begehrte Maldini zu wissen.
„Sie ist zusammen mit unseren beiden Töchtern zu ihrer Mutter nach Montepertuso.
Zum Glück sind gerade Schulferien und die Mädchen müssen nicht umgeschult
werden. Kaum dort angekommen wurde sie von einem unbekannten Mann entführt.“
„Muss ich Dir alles aus der Nase ziehen. Von Anfang an bitte. Warum hat Dich
Michaela nach 15 Jahren Ehe verlassen?“
„Weil ich sie betrogen habe. Ich war am Wochenende bei einem Polizeiseminar in
Rom. Einige römische Kollegen sind mit mir am Abend um die Häuser gezogen, wir
haben viel getrunken und plötzlich bin ich einem Bordell neben einer Prostituierten
wach geworden.“
„Und wer hat Michaela davon erzählt?“
„Das war ich selbst. Ich konnte nicht damit leben, dass ich meine wunderbare Frau
betrogen habe und ihr gleich nach der Rückkehr alles gebeichtet.“
„Du bist ein Hornochse und es geschieht Dir recht, dass Michaela Dich verlassen hat.
Außerdem wäre sie ohne Dein Geständnis noch in Freiheit. Aber wir werden sie
finden, verlass Dich darauf, und danach wird sie wieder reumütig zu Dir
zurückkehren.“
„Dein Wort in Gottes Ohr. Michaela hat nach meiner Beichte wortlos einen Koffer
gepackt und ist mit den beiden Mädchen nach Montepertuso. Kaum bei ihrer Mutter
angekommen, wurde an der Tür geläutet, ein großgewachsener Mann mit Schnauzbart
und einer großen Sonnenbrille bedrohte alle zusammen mit einer Pistole und hat
Michaela gezwungen mitzukommen. Sie sind in Michaelas Fiat eingestiegen und
weggefahren. Meine Schwiegermutter hat danach bei mir angerufen um mich zu
informieren.“
„Hat sich der Entführer schon gemeldet?“
„Nein, aber inzwischen haben meine Kollegen Michaelas Wagen gefunden. Der
Entführer wird jetzt mit ihr in seinem eigenen Auto unterwegs sein.“
„Bleib dran Mario, ich bekommen gerade von einem Kollegen ein dringendes Fax
überbracht.“
Maldini las hastig das Fax, stöhnte „das auch noch“ und meldete sich wieder bei
Savastano.
„Mir wird gerade aus der Strafanstalt für abnorme Verbrecher in Neapel mitgeteilt,
dass unser „Freund“ Domenico Ruffiano, der Doppelmörder von Positano (Maldini
und die Eifersuchtsmorde) ausgebrochen ist. Er klagte über Zahnschmerzen. Auf dem
Weg vom Zahnarzt zurück in den Zellentrakt musste er auf die Toilette und hat dort
den Wachebeamten überwältigt und halb tot geschlagen. Er hat dem Beamten die
Waffe abgenommen, sich seiner Polizeiuniform bemächtigt und ist mit dessen
Codekarte aus dem Gefängnis spaziert. Die Fahndung läuft. Wenn wir eins und eins
zusammen zählen, haben wir den Entführer von Michaela.“
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„Oh mein Gott, er hat uns doch bei der Gerichtsverhandlung geschworen sich zu
rächen. Wir haben noch darüber gelacht, sollte er doch nie mehr freikommen. Er wird
Michaela sicher töten und ich bin schuld.“ Mario Savastano begann hemmungslos an
zu weinen.
„Kopf hoch Mario, er will sich an UNS rächen. Er hat es auf uns beide abgesehen und
nicht auf Deine Frau. Er bekommt uns nur wenn Michaela am Leben bleibt. Sie wird
es sein die uns gezwungenermaßen in seine Falle locken soll. Er ist ein Psychopath
und hat sicher schon einen genauen Plan wie er es anstellen will.

02. Domenico Ruffiano war vor etwas mehr als einem Jahr wegen des
heimtückischen Mordes an Marietta Pandolfi und Angelo Muratti zu lebenslanger Haft
und Sicherheitsverwahrung verurteilt worden. Ein beeideter Gutachter hatte ihn für
voll zurechnungsfähig erklärt, trotzdem dazu geraten ihn psychiatrisch zu behandeln,
da er nicht davon abzubringen war seine Taten gut zu heißen.
„Marietta könnte noch leben, wenn sie mit mir nach Angelos Tod geflohen wäre und
mit mir ein neues Leben begonnen hätte,“ war sein ständiger Versuch sich zu
rechtfertigen, und „Angelo hat den Tod verdient. Er hat mir Marietta mit ganz üblen
Tricks weggenommen.“

Die Betreuung durch einen Psychiater trug scheinbar Früchte. Domenico begann seine
Taten einzugestehen und zeigte erstmals Anflüge von Reue. Der Arzt war zufrieden
und prahlte in medizinischen Kreisen mit seinen Erfolgen. Erfolge die keine waren,
denn Domenico war schlau und gerissen. Je mehr der Arzt sich zufrieden mit den
Ergebnissen zeigte, desto mehr belog ihn Domenico. In Wirklichkeit war er beseelt
davon irgendwann auszubrechen um sich bei Commissario Maldini und „dessen
Handlanger Savastano“ zu rächen. „Wäre dieser Maldini nicht gewesen, wäre die
Theorie vom Mord und anschließendem Selbstmord durchgegangen und ich könnte
heute meine Freiheit genießen. Aber nein, Angelos Boot musste Salerno erreichen und
dadurch diesen Maldini ins Spiel bringen.“ (Maldini und die Eifersuchtsmorde.)

Plötzlich einsetzende Zahnschmerzen hatten ihm die Gelegenheit geboten zu fliehen.


Nachdem er den Wachebeamten überwältigt hatte verließ er unbehelligt mit dessen
Codekarte das Gefängnis.
An einer Kreuzung beobachtete er den Verkehr um einen alleinstehenden Lenker mit
einem unauffälligen Wagen für seine Zwecke auszusuchen. Bald näherte sich ein alter
Renault mit einem etwas älteren Herrn. Als dieser an der roten Ampel halt machte,
eher eine Seltenheit in Neapel, beugte sich Domenico zum Seitenfenster und bat
mitgenommen zu werden.
„Domenico“, stellte er sich, kaum im Wagen Platz genommen, vor.
„Angenehm, Salvatore aus Avellino”. Domenico, in der Uniform eines
Gefängnisordnungshüter erweckte bei Salvatore keinerlei Bedenken.
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„Wohin fahren Sie, wenn ich fragen darf?“ Domenico strahlte bei dieser Frage
Salvatore freundlich an.
„Ich bin unterwegs nach Sorrent um einen Freund zu besuchen.“
„Das trifft sich ja fabelhaft“, Domenico schlug sich auf den Schenkel. „Heute ist mein
Glückstag, ich muss nach Meta.“ (Ein Vorort von Sorrent)
„Sie fahren aber nicht jeden Tag per Autostopp von Meta nach Neapel und zurück,
oder?“ scherzte Salvatore.
„Nein, nein. Mein Wagen ist in der Werkstatt. Meine Frau brachte mich heute mit
ihrem Cinquecento zur Arbeit und wollte mich am Abend wieder abholen.
Am Vormittag bekam ich Zahnschmerzen,“ Domenico zeigte dem Mann seine
geschwollene Backe, „war beim Zahnarzt und danach schickte man mich nach Hause.
Leider habe ich meine Frau weder am Festnetz noch am Handy erreicht. Da habe ich
es mit Autostopp versucht und wie Sie sehen Glück gehabt.“
Beide lachten.
Als Salvatore die Ausfahrt nach Castellammare di Stabia nehmen wollte, zog
Domenico seine Pistole und drückte sie ihm in die Seite.
„Schön weiter geradeaus, wir fahren über Pagani und Corbara über den Passo Valico
di Chiunzi auf die Hochebene von Tramonti und dann runter nach Ravello.
Domenico rechnete damit, dass man früher oder später seine Flucht entdecken würde.
Für alle naheliegend – „Domenico Ruffiano ist unterwegs nach Positano.“ Ergo wird
man die Ortseinfahrt aus Richtung Sorrent besonders scharf kontrollieren. Also musste
er von der anderen Seite kommen.
Salvatore war außer sich über Domenicos plötzlicher Wandlung, fügte sich aber nach
einer Weile, da Domenico im glaubhaft versicherte ihn in den Bergen frei zu lassen.
In den Kurven hinunter nach Ravello dirigierte Domenico ihn auf einen
Aussichtsparkplatz. Dieser war zu diesen späten Nachmittagsstunden nur von einem
Wagen besetzt der sich aber gerade in Bewegung setzte um den Parkplatz zu
verlassen. Für Salvatore völlig überraschend schlug Domenico plötzlich mit dem Lauf
der Pistole zu. Salvatore fiel bewusstlos zur Seite.
Zuerst entkleidete Domenico sich bis auf die Unterwäsche, danach Salvatore um sich
dessen Kleidung überzuziehen. Er zog Salvatore auf den Beifahrersitz, fuhr den
Wagen an die Begrenzung des Parkplatzes und warf den armen Salvatore über die
kleine Mauer. Der Bedauernswerte stürzte einige hundert Meter in eine Schlucht wo er
zerschmettert liegen blieb. Die Uniform des Gefängniswächters segelte wenig später
hinterher.
Domenico fuhr mit dem Wagen bis Ravello. Sowohl der Wächter als auch Salvatore
verfügten über Barschaften die sich Domenico angeeignet hatte. Salvatores
Brieftasche enthielt auch eine CartaSi Kreditkarte. Die Unterschrift war simpel und im
Bedarfsfall leicht nachzumachen.
In Ravello parkte er den Wagen gebührenpflichtig, entnahm der Werkzeugkiste des
Wagens eine Flachzange und einen Schraubenzieher um dann den Bus nach Amalfi zu
nehmen. Dort angekommen bestieg er den Bus nach Sorrent. An der Station nahe dem
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Hotel San Pietro, bei Positano, stieg er aus und machte sich zu Fuß auf den Weg nach
Nocelle. Es war ein steiler Weg, immer wieder unterbrochen von Stufen, etwa 400 an
der Zahl, bis zur kleinen Ortschaft oberhalb von Positano.
In Nocelle hielt er sich nicht lange auf sondern marschierte über die alte Straße
entlang einer tiefen Schlucht zügig in Richtung Montepertuso weiter.
Domencio kannte sich in Positano und Umgebung sehr gut aus. Er wusste, dass auf
der Straße in Richtung Montepertuso einige Ferienhäuser standen deren Eigentümer
und Gewohnheiten er kannte. Spät nachts näherte er sich einer dieser kleinen Villen
und machte sich daran in das Haus einzubrechen. „Die Bellinis kommen immer erst
im August nach Positano,“ murmelte er vor sich hin. Er kannte die Alarmanlage, denn
bevor er Bademeister wurde hatte er in einer entsprechenden Firma gearbeitet und die
Alarmanlage dieses Hauses mit installiert. Innerhalb weniger Minuten hatte er die
Anlage mit dem mitgebrachten Werkzeug abgestellt und war über die Terrassentür auf
der Hinterseite in das Haus eingedrungen.
Obwohl das Haus in einiger Entfernung von der Straße stand, hinter der Umzäunung
Feigenbäume die Sicht auf das Haus erschwerten, weit und breit kein anderes Haus
stand, machte Domenico kein Licht an.
„Vielleicht hat er eine weitere Alarmanlage eingebaut. Eine die bei Stromverbrauch
die Polizei alarmiert. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.“
Domenico legte sich auf die erstbeste Couch und schlief augenblicklich ein.

„Was für eine Kreatur: Einen Menschen getötet, einen schwer verletzt aber sein
Gewissen litt keinen Augenblick darunter.“

03. Am Morgen darauf erkundete Domenico das Haus. In der Küche befand sich ein
Gasherd, der mit Propangas betrieben wurde. Es war aber keine Flasche
angeschlossen. Deshalb suchte er in der Garage danach und wurde fündig. Bald
konnte er warmes Wasser kochen und sich rasieren. Die dazu benötigten Utensilien
fand er in einem Badezimmerschrank. Im Gefängnis hatte er sich einen Vollbart
wachsen lassen und dieser musste nun unbedingt weg. Nur den Oberlippenbart ließ er
stehen. In der Küche fand er auch einige Dosen diverser Mahlzeiten, Pulverkaffee und
Kekse. Eine Dose Ravioli, im heißen Wasser aufgewärmt stillten seinen ersten
Hunger, hatte er doch seit 24 Stunden nichts mehr zu sich genommen.
Eine Tasse Kaffee rundete das karge Mahl ab.
Im Anschluss daran suchte und fand er diverse Schlüsseln in einem Schränkchen
neben der Eingangstür. Auf dem Tischchen vor dem Vorzimmerspiegel lag eine große
Sonnenbrille die er sofort aufsetzte. Er verließ vorsichtig das Haus, öffnete mit einem
der Schlüsseln das Gartentor und trat auf die Straße.
Die etwa 400 Meter bis zu den ersten Häusern von Montepertuso hatte er bald
überwunden. Er erreichte den Hauptplatz mit der Kirche des Ortes und machte es sich
auf einer der Steinbänke bequem. Er beobachtete interessiert einige Buben die auf
dem gepflasterten Platz vor der Kirche Fußball spielten.
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Seine Gedanken aber kreisten immer wieder um die beiden Polizisten die ihn ins
Gefängnis gebracht hatten.
„Ein paar Tage Zeit bleiben mir noch um meinen Plan umzusetzen,“ dachte er.
Der Zufall sollte ihm Minuten später dazu verhelfen seine Pläne völlig zu überdenken,
denn ein grüner Fiat fuhr auf den Platz, hielt an und es entstiegen ihm die Frau von
Tenente Savastano und dessen beiden Töchter. Domenico erstarrte.
„Wenn ich die Frau entführe, werden mir die beiden ohne Bedenken in die Falle
gehen. Schauen wir einmal wo die drei wohl hingehen.“
Michaela Savastano und ihre Töchter gingen nicht weit. Sie läuteten an der Tür eines
kleinen Hauses unweit der Kirche. Eine betagte Frau öffnete, umarmte die Kinder und
Michaela und alle zusammen verschwanden im Haus.
Domenico blickte sich aufmerksam um. Außer den Buben vor der Kirche war kaum
jemand unterwegs. Es war kurz vor Mittag und außerdem ein sehr heißer Julitag.
Domenico näherte sich dem Haus und läutete an der Tür. Die alte Dame öffnete und
Domenico stieß sie, die Pistole in der Hand, ins Haus zurück und schloss hinter sich
ab.
Michaela und die Kinder schrieen auf.
„Ruhe, sonst knallt es.“ Die Kinder wimmerten weiter. „Kein Ton mehr oder die Alte
überlebt die nächste Minute nicht mehr.“
„Bitte tun Sie meiner Oma nicht weh,“ rief Sandra, die ältere der beiden Mädchen.
„Keinem wird weh getan, wenn Ihr genau das tut was ich Euch sage. Jeder von Euch
legt sein Handy hier auf den Tisch, sofort.“
Michaela war die erste die seinem Wunsch nachkam, danach die ältere der beiden
Mädchen. Die Mutter Michaelas meinte „ich habe kein Handy, nur ein Festnetz,“
dabei deutete sie auf einen Tisch neben dem Eingang. Domenico ging hin und riss das
Telefonkabel aus der Wand.
Michaela hatte die beiden Mädchen fest an sich gedrückt und redete beruhigend auf
sie ein.
„Gibt es einen Raum im ersten Stock wo wir in Ruhe besprechen können wie es
weitergeht?“, fragte Domenico.
„Mein Schlafzimmer“, meinte die Mutter.
„Alle hinauf ins Schlafzimmer,“ befahl Domenico.
Oben angekommen wandte Domenico sich an Michaela.
„Sie sind doch Savastanos Frau, oder?“
Michaela nickte.
„Also gut. Sie kommen mit mir mit, wir fahren zusammen zu ihren Mann in die
Stadt.“
Die Mädchen klammerten sich an die Mutter und begannen zu weinen an.
„Eurer Mutter passiert nichts. In ein paar Stunden ist sie wieder bei Euch. Ich kann
Euch Kinder dabei nicht brauchen. Es ist besser Ihr bleibt bei der Nonna.“
„Der Mann hat recht,“ stimmte Michaela zu. „Wir fahren zu Papa und anschließend
hole ich Euch ab.“
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Als sich die Mädchen einigermaßen beruhigt hatten drohte Domenico der Großmutter
und den Mädchen:
„Wenn Ihr in den nächsten 20 Minuten vom Fenster aus nach Hilfe rufen solltet,
werdet Ihr von einem Freund, er hält sich drüben bei der Kirche auf, erschossen. Also
mindestens 20 Minuten ruhig sitzen, erst dann meinetwegen nach Hilfe rufen.
Verstanden?“ Die beiden Mädchen, acht und zehn Jahre alt begannen wieder zu
heulen an.
Domenico nahm Michaela am Arm und schob sie aus dem Zimmer, dann verschloss er
dieses von Außen und ging mit Michaela zu ihrem Auto.
„Einsteigen und keine Heldentaten. Du willst doch Deine Kinder nicht zu Waisen
machen.“ Domenico hatte jegliche Höflichkeit abgelegt.
„Wieso Waisen? Was haben Sie mit meinem Mann gemacht?“
„Noch nichts, aber mit Deiner Hilfe sehr bald.“
„Wohin soll ich fahren?“ fragte Michaela.
„Einfach aus den Ort hinaus in Richtung Positano.“

04. Kaum waren ihre Tochter und der Entführer verschwunden lief die Nonna zum
Fenster. Tatsächlich! Am Kirchplatz lungerte ein junger Mann herum. Der Freund des
Entführers oder doch nur ein harmloser Passant? Die alte Frau kannte den Jungen
nicht, also hielt sie sich an Domenicos Anweisungen.
Frau Sottocasa, so hieß die Großmutter, lebte in einem alten Haus. Die Türen
schlossen am Boden nicht dicht ab und hatten alte Schlösser und Schlüsseln. Die
Großmutter versuchte einen Trick, den sie in einem Fernsehfilm gesehen hatte.
Vom Vorabend lag noch eine Zeitung herum. Sie schob diese unter der Tür des
Schlafzimmers durch, danach stocherte sie mit einer Stricknadel so lange gegen den
Schlüssel im Schloss bis dieser hinunterfiel. So wie im Film gesehen landete der
Schlüssel auf der Zeitung. Langsam zog sie diese zusammen mit dem Schlüssel ins
Zimmer zurück und öffnete die versperrte Tür. Eiligst lief sie zum Nachbarhaus um
ihren Schwiegersohn Mario Savastano anzurufen und von der Entführung zu erzählen.

Der Mann am Kirchplatz entpuppte sich als österreichischer Tourist der von Positano
zu Fuß nach Montepertuso aufgestiegen war und nun darauf wartete von Freunden mit
dem Auto abgeholt zu werden.
Der Zufall war Domenico Ruffiano wieder einmal zur Hilfe gekommen.

05. Weit musste Michaela nicht fahren. Einige Meter vor der Bellini Villa zwang
Domenico sie anzuhalten. Er führte sie schnell und ungesehen ins Haus. Dort fesselte
er die Frau, setzte sie auf einen Sessel, band sie daran fest und knebelte sie mit einem
Geschirrtuch.
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Anschließend fuhr er den Wagen ein paar hundert Meter in Richtung Positano und ließ
ihn dort mit offenen Türen stehen. Eiligst lief er zum Haus zurück um die kommende
Nacht abzuwarten.
Als er das Zimmer betrat in dem er Michaela alleine gelassen hatte, war diese nahe am
ersticken. Ihr Gesicht war schon blau angelaufen und sie warf sich mit dem Stuhl hin
und her. In großer Eile entfernte Domenico den zu tief in ihren Rachen gerutschten
Knebel. Michaela holte tief Luft und begann zu husten. Tränen quollen aus ihren
Augen, nur langsam beruhigte sie sich wieder.
Domenico brachte ihr ein Glas Wasser , löste vorher ihre Handfesseln.
„Sie sind Domenico Ruffiano der Doppelmörder! Wieso sind Sie frei und was haben
Sie mit mir und meinem Mann vor?“ fragte Michaela.
„Inzwischen bin ich ein Vierfachmörder, falls der Gefängniswärter nicht überlebt hat.
Und wenn Du weiterhin blöde Fragen stellst bist Du sehr bald die Nummer fünf.“
„Wie lange bleiben wir noch hier? Ich kriege langsam Hunger“, beharrte Michaela zu
wissen.
„Warts ab, Du darfst uns bald etwas Essbares zubereiten. Wir werden die eine oder
andere Nacht noch hier verbringen. Solange bis die Straßensperren die man
höchstwahrscheinlich aufgestellt hat wieder gelockert werden.“
Domenico entfernte sich, um den Geländewagen der Bellinis in der Garage flott zu
machen. Er wollte für alle Fälle gewappnet sein.

Am späten Nachmittag bereitete Michaela mit den im Haus vorhandenen


Lebensmitteln ein Abendessen und verlangte danach aufs WC gehen zu dürfen.
Domenico begleitete sie bis zur Toilettentüre und trug ihr dringend auf kein Licht zu
machen. „Die Alarmanlage ist mit den Lichtquellen verbunden, ich nehme es
zumindest an, also auf keinen Fall Licht, verstanden?“
Michaela nickte und hielt sich an Domenicos Auftrag.
Als es Nacht wurde entzündete Domenico einige Kerzen im rückwärtigen Teil es
Hauses.
Als Michaela wiederum die Toilette aufsuchen musste drehte sie unbewusst den
Lichtschalter an und brachte damit Domenico in Rage.
„Ich sagte kein Licht Du Schlampe,“ er schlug Michaela heftig ins Gesicht.
„In 15 bis 20 Minuten haben wir die Polizei von Positano am Hals. Du bringst all
meine Pläne durcheinander. Ich hätte große Lust Dir Dein dummes Hirn aus dem Kopf
zu blasen.“
Domenico fuchtelte wie wild mit der Pistole vor ihrem Gesicht herum. Er fesselte ihre
Hände, verklebte ihren Mund mit einem Klebeband aus der Garage und führte sie zum
Auto. Obwohl sich Michaela heftig wehrte verfrachtete er sie in den Kofferraum und
fuhr los. Für Garage und Gartentor hatte er die nötigen Schlüsseln und schon war er
auf der Straße Richtung Positano. Nach etwa einem Kilometer kamen ihm zwei
Polizeiautos mit Blaulicht aber ohne Folgetonhorn entgegen. Sie nahmen keine Notiz
von ihm und Domenico fuhr seelenruhig zur Hauptstraße und von dort in Richtung
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Amalfi weiter. Er wurde von keiner Straßensperre aufgehalten. Wozu auch, man
vermutete ihn ja jetzt im Haus der Bellinis.

06. Es war nach Mitternacht als Maldini einen Anruf seines Freundes Mario
Savastano bekam.
„Was gibt es Neues?“ fragte er.
„Domenico Ruffiano hielt sich vom Abend seiner Flucht bis vor etwa zwei Stunden in
einem unbewohnten Ferienhaus an der Straße nach Montepertuso auf. Michaela war
mit Sicherheit bei ihm, wir müssen aber erst die Fingerspuren auswerten.“
„Wie habt Ihr ihn entdeckt?“ wollte Maldini wissen.
„Einer von den beiden, wir vermuten Michaela, hat eine Lichtquelle eingeschaltet und
damit einen Alarm bei uns im Revier ausgelöst.“
„Nachdem er die erste Nacht ohne Licht verbracht hat wird es wohl Deine Frau
gewesen sein. Vermutlich unabsichtlich. Er hat danach vorsichtshalber die Flucht
ergriffen und sie mitgenommen. Habt Ihr den keine Straßenkontrollen
vorgenommen?“
„Zuerst schon, aber als der Alarm von der Bellini Villa kam haben wir alle Kräfte
abgezogen.“
„Weiß man schon wie ihm die Flucht bis Positano gelungen ist.“
„Ja! Mit großer Wahrscheinlichkeit hat er einen Familienvater aus Avellino
angehalten, ihn gezwungen über die Berge in Richtung Ravello zu fahren.
Auf einen Parkplatz hat er sich seiner entledigt. Ein Schäfer fand heute früh in einer
Schlucht die nur mit Unterwäsche bekleidete Leiche des Mannes.“
„Wie seid Ihr auf den Mann aus Avellino gekommen?“
„Seine Frau hat die Polizei verständigt nachdem ihr Mann, Salvatore Torre, nicht in
Sorrent bei einem Freund aufgetaucht ist.
Das Auto wurde am Abend der Flucht von einem Parkwächter des
Touristenparkplatzes in Ravello der Polizei gemeldet. Es war als einziges Auto nicht
abgeholt worden. Die Polizei in Amalfi wertet die Fingerspuren im Auto aus.
Anschließend nahm er wahrscheinlich den Bus nach Amalfi obwohl sich der in Frage
kommende Fahrer nicht erinnert. Der Fahrer des Busses Amalfi-Sorrent erinnert sich
aber, dass ein bärtiger Mann nahe dem Hotel San Pietro ausgestiegen ist. Er fand es
ungewöhnlich und hat sich das Gesicht eingeprägt.“
„Was war daran so ungewöhnlich?“
„Gäste des fünf Sterne Hotels San Pietro fahren nicht mit einem öffentlichen
Verkehrsmittel und die Mitarbeiter des Hotels die den Bus benützen kennt der Fahrer
alle.“
„Hat er gesehen wohin der Mann ging?“
„Nein, aber unweit der Station beginnt der Weg hinauf nach Nocelle. Von dort ist es
nicht besonders weit nach Montepertuso.“
„Ihr habt das gut gemacht“, lobte Maldini. „Ich vermute er kommt nach Salerno um
meiner habhaft zu werden. Ich weiß noch nicht wie er das bewerkstelligen will, aber
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Michaela wird die Hauptfigur in seinem Plan sein. Wisst Ihr mit welchem Wagen er
unterwegs ist?“
„Ja, wahrscheinlich mit einem Geländewagen der Bellinis aus Udine. Wir versuchen
sie telefonisch zu erreichen um die Autonummer zur erfragen, aber sie melden sich
leider nicht.“
„Versucht es weiter und ruf mich an wenn Du mehr weißt.“
„Ich komme gleich nach Salerno,“ versprach Savastano.
„Kommst Du nicht! Domenico darf nicht merken, dass wir ihn langsam durchschauen.
Falls er sich mit Dir in Verbindung setzt, muss er Dich in Positano erreichen,
andernfalls schöpft er Verdacht. Glaub mir Michaela geht es soweit gut und er wird
ihr solange nichts tun bis er uns hat und da werden wir ihr zu helfen wissen.“
„Dein Wort in Gottes Ohr,“ flüsterte Savastano.
„Das hast Du gestern schon einmal gesagt. Fürs erste gute Nacht.“ Maldini legte auf.

07. Auf einem Parkplatz nahe Salerno verbrachten Domenico Ruffiano und Michaela
die Nacht. Kurz nach Positano hatte er sie aus dem Kofferraum auf den Beifahrersitz
geholt. Als es hell wurde entfernte Domenico das Klebeband von Michaelas Mund
und fragte.
„In welcher Straße von Salerno wohnt Commissario Maldini?“
“Ich weiß es nicht, ich war noch nie dort,” log sie.
„Also gut, ab sofort tritt Plan B in Kraft. Du willst nicht reden, daher rufen wir jetzt
Deinen Mann an“, Domenico nahm Michaelas Handy in die Hand, „wenn er sich
meldet darfst Du Dich von ihm verabschieden und danach ich erschieße Dich. Er darf
dabei zuhören. Die beiden Komiker werde ich auch ohne Dich in die Finger kriegen.“
Domenico begann zu wählen.
„Domenico bitte, bitte nein“, wimmerte Michaela, „ich werde Ihnen alles sagen.
Ehrenwort. Maldini wohnt in der Via Benedetto Croce 12. Er bewohnt eine
Dachwohnung im fünften Stock.“
„Betreut jemand seine Wohnung?“
„Eine Frau Santini im vierten Stock des Hauses. Eine Witwe. Sie räumt einmal die
Woche auf, besorgt seine Wäsche und kocht auch für ihn wenn er Gäste hat.“
„Warum nicht gleich. Muss man Euch Weibern immer erst drohen.“ Domenico steckte
Handy und Pistole weg.

Gegen 07.30 früh standen sie mit dem Geländewagen unweit von Maldinis Haus und
wenig später sahen sie ihn das Haus verlassen und zu seinem Wagen gehen.
Als er nicht mehr zu sehen war stieg Domenico aus, fasste Michaela beim linken
Oberarm und ging mit ihr auf das Haus zu.
„Die Pistole in meiner Hosentasche ist auf Dich gerichtet. Ein Mucks und Du bist tot,“
flüsterte er ihr ins Ohr.
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08. Frau Santini öffnete sofort die Tür als sie Michaela durch den Türspion erkannte.
„Signora Michaela, welche Freude Sie zu sehen. Wollten Sie zu Commissario
Maldini? Der hat vor wenigen Minuten das Haus verlassen.
Domenico trat von der Seite vor die Tür, hielt Frau Santini die Pistole unter die Nase
und sagte, „Nein wir wollen zu Dir. Schnapp Dir die Schlüsseln von Maldinis
Wohnung und bring uns hinauf.“
„Ich hab doch keinen Schlüssel zu Maldinis Wohnung,“ log Frau Santini und bekam
dafür einen Schlag mit dem Pistolenlauf.
„Mach schon, sonst mach ich Dir Beine.“
Mit schmerzverzerrtem Gesicht befolgte die Frau Domenicos Wunsch und Michaela
erntete einen bösen Blick.
„Signora Santini, ich bin selbst ein Opfer, glauben Sie mir es tut mir leid. Ich will am
Leben bleiben um meine Kinder wiederzusehen.“
„Wenn das der entflohene Domenico Ruffiano ist, dann sind wir beide schon tot. Nur
haben Sie es noch nicht begriffen.“
Michaela weinte hemmungslos.
Bald waren sie in Maldinis schmucken Wohnung. Domenico fesselte beide Frauen an
je einen Stuhl.
„Ich mache Euch nun mit meinem Plan vertraut. Du rufst Maldini an, sagst ihm dass
Du dem Entführer entflohen bist und in seiner Wohnung wartest. Kein Wort, dass ich
der Entführer bin. Ich schalte den Lautsprecher an Deinem Handy ein und höre alles
mit. Der Alten verkleben wir den Mund, damit sie nicht zur Heldein werden kann.“
„Wie soll ich Maldini glaubhaft versichern, dass ich nicht zu ihm aufs Revier
gekommen bin sondern mich in seine Wohnung befinde?“
„Lass Dir etwas einfallen und sei klug. Ein falsches Wort und ihr seid beide tot.“

09. Maldinis Handy läutete, am display erkannte er Michaelas Namen und Nummer.
„Maldini sono, pronto.”
“Giannino, ich bins, Michaela.“
Maldinis Nackenhaare stellten sich auf. Michaela nannte in Giannino. So hatte sie ihn
noch nie genannt. Ein Zeichen? War sie noch in der Gewalt des Entführers? Hörte
dieser mit? Maldini musste ganz vorsichtig sein.
„Michaela, wie schön, wir haben uns große Sorgen gemacht. Wo bist Du? Ich schick
Dir sofort einen Streifenwagen um Dich abzuholen.“
„Nicht nötig. Ich bin in Sicherheit. Ich bin in Deiner Wohnung. Frau Santini hat mich
reingelassen. Ich bin meinem Peiniger in der Nacht entkommen und per Autostopp
nach Salerno. Ich dachte Du wärst noch daheim, deshalb bin ich nicht zu Dir ins Büro.
Als niemand öffnete bin ich zu Frau Santini. Sie hat mir geraten in Deiner Wohnung
auf Dich zu warten, im Falle dass der Entführer mich suchen sollte.“
„Hast Du den Mann erkannt? War es Domenico Ruffiano?”
“Nein, der Mann war viel älter und kleiner als Ruffiano.“
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„Ist Frau Santini noch bei Dir?“


„Nein sie ist gleich wieder gegangen. Was für ein Tag, dabei habe ich mich so auf
meinen 33. Geburtstag gefreut.“
„Geburtstag? Sie hat doch erst im November Geburtstag.“ Wieder ein Hinweis von
Michaela. Maldini spielte mit um Ruffiano in Sicherheit zu wiegen.
„Natürlich, ich hab es mir doch am Kalender vermerkt. Herzlichen Glückwunsch. Vor
lauter Sorgen um Dich habe ich tatsächlich vergessen Dir gleich zu gratulieren. Wenn
ich nach Hause komme bringe ich eine Flasche Spumante mit. Aber bitte erzähle jetzt
von Anfang an. Ich lasse mein Diktiergerät mitlaufen, wir brauchen ein Protokoll der
gesamten Entführung.“
Während Michaela sprach schrieb Maldini hastig einige Sätze auf einen Block.
Er hatte die besondere Gabe zuzuhören und dabei etwas zu schreiben, auch wenn es
mit dem Gehörten nichts zu tun hatte. Hin und wieder unterbrach er Michaela mit
einer Frage. Per Klingelknopf rief er einen Kollegen zu sich ins Büro und übergab ihm
den vollgeschriebenen Zettel.

Rufen Sie am Festnetz Savastano in Positano an. Richten Sie ihm aus, dass ihn seine
Frau am Handy anrufen wird. Er soll nicht abnehmen sondern einer seiner Leute.
Dieser soll Frau Savastano so lange hinhalten bis ich mit Savastano am Festnetz
gesprochen habe. Ich bitte ihn am Telefon zu warten.

Michaela beendete ihren Bericht und Maldini bedankte sich.


„Ich habe hier noch einige Verhöre zu führen und kann nicht gleich zu Dir eilen. Hast
Du Hunger? Soll ich Dir vom Pizzaservice etwas zu Essen bringen lassen?
Ja? Eine Margaritha und eine Flasche Orangensaft? Gerne. Kann aber ein wenig
dauern. Also dann bis bald.“
Maldini lief zum Festnetz.
„Mario, hör mir genau zu und sprich nicht. Gleich wird Dein Handy läuten und
Michaela wird Dich verlangen. Lass einen Kollegen abheben. Dieser soll Michaela
vertrösten bis ich Dir alles gesagt habe.“
„Das Handy läutet schon,“ unterbrach ihn Savastano.
„Fein, ab jetzt kein Wort mehr von Dir. Sie ist in meiner Wohnung und in der Gewalt
von Domenico Ruffiano. Er hört mit, dass weiß ich von zwei Hinweisen Deiner
prachtvollen und tapferen Frau. Sie sagte mir, sie hätte heute Geburtstag, also gehe
auch Du darauf ein. Was immer Sie von Dir verlangt versprich es aber BITTE
BLEIBE IN POSITANO. Ich werde mit meinen Männern die Entführung beenden und
Dich dann unterrichten. Keine Widerrede hörst Du? Wir dürfen Michaela nicht in
Gefahr bringen und jetzt rede mit Ihr.“
Savastano nahm sein Handy von seinem Kollegen Fabrizio in Empfang.
„Michaela, Gott sei Dank. Wo bist Du?“
„In Sicherheit, aber Mariolino wo bist Du um diese Zeit? Warum nicht im Büro?“ (Sie
gab ihm mit diesem Namen einen gleichen Hinweis wie vorhin Maldini.)
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„Liebes ich habe das Geschenk für Deinen heutigen Geburtstag abgeholt. Der Juwelier
nahe der Zagara hat mich telefonisch gebeten es abzuholen. Er weiß nicht, dass Du
entführt wurdest. Herzlichen Glückwunsch. Aber jetzt erzähle.“
Michaela war erleichtert und dankte innerlich dem Geschick von Maldini. Jetzt wusste
sie, dass ihr Mann voll informiert war.
„Ich bin in Giannis Wohnung. Ich konnte meinem Entführer entkommen und habe
mich in Maldinis Wohnung geflüchtet. Ich möchte, dass Du Dich gleich auf den Weg
machst um mich abzuholen. Bis dahin ist auch Gianni da und wir feiern zusammen
meinen Geburtstag. Er bringt eine Flasche Sekt mit. Also beeile Dich.“
„Michaela ich bin so froh dass es Dir gut geht. Ich bin schon unterwegs. Bis bald. Ich
liebe Dich.“
Savastano legte auf und rief Maldini in Salerno an um ihm vom Gespräch zu
berichten.

10. Maldini war in der Zwischenzeit nicht untätig geblieben. Ein Beamter in Zivil
wurde zur Pizzeria geschickt um die Margherita und den Fruchtsaft abzuholen um
beides, als Pizzabote verkleidet, zu überbringen. Der Chef der Pizzeria war natürlich
davon unterrichtet worden. Die kugelsichere Weste war unter dem lockeren T-Shirt
mit der Aufschrift „Pizza Volante“ nicht auszumachen.
Weitere Polizisten, als Maler, Postbote, Installateur und Hausbewohner getarnt hatten
sich im fünften Stock des Maldini Hauses verteilt. Ein leichtes Unterfangen nachdem
sich nur Maldinis Dachwohnung im fünften Stockwerk des Hauses befand.
Die Mieter im vierten Stock waren, so anwesend, ersucht worden in den Wohnungen
zu bleiben.
Zwei Polizeiärzte und Sanitäter hatten im vierten Stock Stellung bezogen um jederzeit
eingreifen zu können. Maldini selbst leitete die gesamte Aktion.

11. Domenico Ruffiano lobte Michaela. “Du hast Dich beispielhaft verhalten und
eine tolle Geschichte erzählt. Besser hätte ich die beiden Idioten nicht hierher locken
können.“

Während sie auf die Pizza warteten dachte Domenico. „Sie hat mich Peiniger genannt.
Das Weibstück hat keine Ahnung was auf sie noch zukommt. Wenn mir die beiden
Polizisten ins Netz gegangen sind, werde ich Michaela vor ihnen missbrauchen und
dann wie einst Marietta töten. Das soll meine Rache an den beiden sein. Das sie
danach sterben wird für Savastano und Maldini eine Erlösung sein. Die Santini lasse
ich am Leben, damit sie allen erzählt wie sich ein Domenico Ruffiano rächt.“
Das Läuten an der Wohnungstür riss ihn aus seinen Tagträumen.
„Pizza Volante,“ rief eine männliche Stimme. „Ist jemand zu Hause?“
Domenico schnappte Michaela, nahm ihr die Fesseln ab und schob sie zur Tür.
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„Du öffnest, übernimmst die Pizza und das Getränk und keine Mätzchen. Ich stehe
hinter der Tür und meine Pistole zielt auf Deinen Kopf. Alles verstanden?“
Michaela nickte.
Es klingelte wieder. „Pizza Volante, wir haben einen telefonischen Auftrag von Herrn
Maldini bekommen. Ist keiner da?“
„Moment noch,“ rief Michaela, dann öffnete sie die Tür.
Domenico stand dahinter und war für den verkleideten Polizisten nicht zu sehen.
„Hallo, guten Tag, ich bringe die bestellte Pizza Margeritha.“ Der Polizist formte mit
dem Mund das Wort „dove“? (wo?)
Michaela bewegte nur ihre Augäpfel nach rechts zur Tür.
„Würden Sie mir bitte die Übernahme bestätigen?“
Michaela stellte den Pizzakarton auf den Boden, die Getränkeflasche dazu und beugte
sich vor um zu unterschreiben. Danach ging alles blitzschnell.
Der „Pizzabote“ ergriff ihr Handgelenk und zog sie schnell und gekonnt auf den Gang
hinaus, wobei er sie mit seinem Körper deckte. Ein weiterer Beamter und Maldini
standen bereit um jederzeit einzugreifen. Als Michaela aus Domenicos Blickwinkel
verschwand sprang dieser hinter der Tür hervor und gab zwei Schüsse in Richtung
„Pizzaboten“ ab. Dieser wurde in den Rücken getroffen und brach, trotz schützender
kugelsicherer Weste, schmerzverzerrt zu Boden, wobei er auf Michaela fiel und diese
unter sich begrub.
Bevor Domenico realisierte, dass Maldini und ein weiterer Beamter vor ihm standen
wurde er schon an der Schulter und am linken Oberkörper getroffen. Weitere von
Domenico Ruffiano abgegebene Schüsse, trafen den Plafond im Stiegenhaus.
Zwei Beamte stürzten sich auf Domenico, entrissen ihm die Waffe und fixierten ihn
am Boden.
Das Ganze hatte keine 10 Sekunden gedauert.
Die beiden Schützen, Maldini und ein Kollege übergaben, wie es sich nach einem
Schusswechsel gehört, ihre Waffen einem Polizeileutnant fürs Protokoll.

Rettungsärzte versorgten Domenico Ruffiano und brachten ihn auf einer Bahre weg.
Als die Bahre an Maldini vorbeigetragen wurde, griff Domenico Ruffiano nach dessen
Hand. Die Sanitäter blieben stehen. Domenico hatte große Mühe zu sprechen.
Er schaute Maldini fragend an und flüsterte: „Wie, wie, wie?“
„Du willst wissen wie es Signora Michaela anstellte mich über Dich zu informieren?“
Domenico nickte schwach mit dem Kopf.
„Dir bleiben jetzt viele Jahre um darüber nachzudenken wie sie Dich übertölpelt hat,“
spottete Maldini.
Domenico raffte sich noch einmal auf: „Es ist noch nicht vorbei Maldini. Ich komme
wieder.“
Maldini löste sich von Domenicos Hand und meinte „schafft ihn endlich fort.“
„Wie steht es um ihn?“ fragte er darauf den Polizeiarzt.
„Nicht besonders gut, aber wir werden versuchen ihn durchzubringen.“
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Der als Pizzabote getarnte Polizist hatte dank der kugelsicheren Weste „nur“ starke
Prellungen am Rücken und große Mühe beim Atmen. Auch ihn nahm man vorsorglich
mit ins Hospital.
Michaela hatte sich aufgerafft, umarmte Maldini und weinte. Anschließend bat sie:
„Bitte kümmert Euch um Frau Santini.“
Maldini war es der seiner „Haushälterin“ Fesseln und das Klebeband vom Mund
entfernte. Auch sie bedankte sich, wobei sie wesentlich gefasster als Michaela zu sein
schien.
„Bitte nehmt Frau Santini und Frau Savastano mit ins Krankenhaus“, bat Maldini.
Einer der Ärzte hatte inzwischen beiden Frauen eine Beruhigungsspritze verabreicht.
Michaela protestierte. „Mir geht es gut und ich bleibe hier. In erster Linie muss ich
meinen Mann anrufen damit er weiß, dass ich in Sicherheit bin und damit er die
Kinder beruhigt.“
Maldini beugte sich ihrem energisch vorgetragenen Wunsch.

12. „Mario, ich bin es, Michaela. Es ist alles vorbei. Gianni hat uns befreit,
Domenico Ruffiano wurde schwer verletzt abtransportiert. Mir geht es gut.“
„Ich komme gleich nach Salerno um Dich nach Hause zu holen.“
Savastano war überglücklich seine Frau in Sicherheit zu wissen.
„Nein Mario. Lass mir noch ein paar Tage Zeit. Ich werde zu meiner Schwester nach
Eboli fahren um dort über alles nachzudenken.“
„Aber Du hast doch kein Fahrzeug. Wie willst Du nach Eboli kommen?“
„Der Geländewagen von den Bellinis steht vor dem Haus. Ich werde mir von Gianni
eine Sondererlaubnis ausstellen lassen, dass ich den Wagen nach Positano
zurückbringen darf. Mit einem Umweg über Eboli eben. Übrigens: Gianni möchte
Dich sprechen.“
Michaela gab das Handy an Maldini weiter.
„Lass ihr noch ein paar Tage Zeit. Sie muss erst den Schock der Entführung und
Deinen Fehltritt verarbeiten. Ich werde versuchen Dich reinzuwaschen.
Einverstanden?“
Schweren Herzens willigte Mario Savastano ein.

13. Als Maldini und Michaela endlich alleine waren meinte dieser: „Du fährst heute
auf keinen Fall noch nach Eboli. Du kannst hier im Wohnzimmer auf meiner Couch
übernachten oder bei Frau Santini, falls diese vom Krankenhaus zurückkommt und
einverstanden ist.“
„Mir geht es gut, glaube mir. Von dem Augenblick an wo ich mitbekommen habe,
dass Du meine Hinweise verstanden hast, Mario sich von Dir informiert zeigte, wurde
ich immer ruhiger. Als der Pizzabote läutete war ich sicher, Dich und Deine Männer
vor der Tür anzutreffen. Was wäre nur passiert, wenn ich Dich nicht erreicht hätte?“
Michaela umarmte Maldini und dankte ihm ein weiteres Mal.
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„Übrigens! Kannst Du mir etwas Geld leihen? Ich müsste mir frische Unterwäsche
besorgen und ein paar weitere Kleinigkeiten. Ich habe seit meiner Entführung weder
geduscht noch Unterwäsche gewechselt.“
„Ich lass Dich doch nicht auf die Straße. Was ist wenn Dich ein verspäteter Schock
überkommt und Du zusammenbrichst?“
„Gianni, es ist vorbei und ich bin völlig in Ordnung. Also bekomme ich das Geld, oder
nicht?“
Maldini griff sich seine Brieftasche und entnahm ihr die gewünschten Scheine.
Nach etwa einer halben Stunde war Michaela zurück und machte sich ungefragt daran
für beide ein verspätetes Mittagessen zuzubereiten. Die nötigen Dinge dafür hatte sie
auf dem Markt gekauft.

Nach dem Essen verabschiedete sich Maldini um zu seiner Dienststelle


zurückzukehren. Der Einsatz gegen Domenico Ruffiano musste dokumentiert werden
aber er versprach bald wieder nach Hause zu kommen. Michaela machte es sich
inzwischen auf der Terrasse in einem Liegestuhl bequem und war bald darauf
eingeschlafen.

Am Abend führte Maldini Michaela in eine Trattoria im Hafen von Salerno und feierte
mit ihr und den an der Befreiung beteiligten Kollegen das Ende der Entführung.
Es wurde ein fröhlicher Abend mit gutem Essen und reichlich Wein.
Michaela hatte sich entschlossen Maldinis Angebot in Salerno zu bleiben
anzunehmen.
In seiner Wohnung eingelangt richtete Michaela sich die Couch im Wohnzimmer zum
Schlafen her.
Inzwischen wünschte Maldini Michaela eine gute Nacht, ging unter die Dusche und
danach ins Bett.
Er liebte es bei völliger Dunkelheit zu schlafen. Die Jalousien waren daher dicht
geschlossen, die Klimaanlage summte leise vor sich hin und Maldini lag, nur mit
einem Leintuch bedeckt in seinem Bett und ließ den Tag noch einmal Revue
passieren. Er hörte wie Michaela ins Badezimmer ging, die Dusche anstellte und das
monotone Rauschen des Wassers bewirkte, dass Maldini in einen leichten Schlaf
verfiel.

14. Birgitta war auf Besuch und duschte. Maldini lag in seinem Bett und wartete
darauf, sie endlich in seine Arme schließen zu dürfen. Die Dusche wurde abgestellt,
er hörte Birgittas nackte Füße auf den Fliesenboden seines Schlafzimmers näher
kommen und schon schlüpfte sie zu ihm unter das Leintuch. Ihr weicher, warmer
Körper schmiegte sich an ihn. . . .

Maldini schreckte aus dem Schlaf hoch. Wer schmiegte seinen weichen, warmen
Körper an ihn? Doch nicht Birgitta, die saß in Genua im Gefängnis.
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Maldini richtete sich auf, griff nach der Nachttischlampe und machte Licht.
Michaela war es, die unter seinem Leintuch lag und ihn mit ihren großen, braunen
Augen ansah.
„Michaela ! Was um alles in der Welt machst Du in meinem Bett? Raus, aber schnell
auch noch.“
Michaela, nur mit einem Slip bekleidet, setzte sich auf. Ihre mittelgroßen, nahezu
makellosen Brüste streckten sich ihm entgegen. Ihr zart gebräunter, glatter Körper ließ
nie und nimmer erahnen, dass eine Mutter von zwei Töchtern vor ihm saß. Michaela
war wunderschön und Maldini beneidete nicht zum ersten Mal seinen Freund Mario
um diese Frau.
Er war dabei gewesen als Mario und sie sich kennen lernten, er war Marios Trauzeuge
und Pate der erstgeborenen Sandra. Im Gegensatz zu vielen Frauen aus dem Süden
war Michaela langbeinig und Maldini hatte dies bei vielen gemeinsamen
Badeausflügen mit der Familie Savastano bewundernd festgestellt.
„Michaela, hast Du nicht gehört, verlass mein Bett oder bedecke Dich wenigstens.“
Maldini hielt ihr einen Teil seines Leintuchs entgegen.
„Wieso denn das? Wenn wir mit Deinem oder unserem Boot unterwegs sind, haben
Deine jeweilige Freundin und ich auch keinen Bikini Oberteil an. Da stört es dich
doch auch nicht. Mein Unterleib ist ja NOCH bedeckt.“
„Das ist wohl ein großer Unterschied. Vier Freunde, oder wir beide alleine in meinem
Schlafzimmer. Was willst Du übrigens damit sagen, dass Dein Unterleib noch bedeckt
ist?“
„Du scheinst vergessen zu haben, dass mein Mann mich betrogen hat? Ich will mich
revanchieren und wer kommt da wohl am besten dafür in Frage? Du, sein bester
Freund. Hast Du es Dir nicht schon oft gewünscht mich nur ein einziges Mal zu
besitzen? Deine Blicke haben es mir oft genug wissen lassen. Also, jetzt hast Du die
Gelegenheit dazu. Nimm mich.“
Michaela richtete sich zur vollen Größe auf.
„Setz Dich wieder und bedecke Dich bitte.“
Michaela kam seinem Wunsch nach motzte aber weiter.
„Mario fährt einmal ohne mich zu einem Seminar und schon feiert er Bunga, Bunga.“
„Mario war nicht in der Villa des Ministerpräsidenten sondern in einem Bordell. Auch
hat er Dich nicht betrogen sondern nimmt es bloß an,“ erläuterte Maldini.
„Er ist im Bett neben einer Prostituierten wach geworden!“
„Was sagt das schon aus? Nichts. Er war betrunken und die Dame vom horizontalen
Gewerbe hat ihn ins Bett gebracht und gewartet bis er wieder einigermaßen nüchtern
war und ihn danach rausgeschmissen. In der Zwischenzeit hat sie entweder gestrickt,
ferngesehen oder in einem anderen Raum einen Herren beglückt. Aber Deinen Mario
sicher nicht. Sie war froh zu kassieren ohne dafür etwas zu leisten.“
„Meinst Du?“
„Ganz sicher. Außerdem ist Dein Mario ein Dummkopf. Warum musste er Dir auch
alles sofort beichten.“
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„Du an seiner Stelle hättest es nicht getan?“


„Natürlich nicht oder steht auf meiner Stirne Joe Condor?“ (Hab ich etwa einen
Vogel?)
„Wie auch immer, ich werde ihn betrügen,“ beharrte Michaela trotzig. „Wenn nicht
mit Dir dann eben mit einem aus Salerno. Ich kleide mich an, geh in irgend eine Bar
und angle mir einen hübschen Kerl.“
Michaela erhob sich und machte sich daran das Schlafzimmer zu verlassen.
„Du gehst nirgends wo hin. Dort hängt mein Bademantel. Zieh ihn an und setz Dich
wieder zu mir.“
Michaela kam seiner Aufforderung widerwillig nach.
„Angenommen ich würde nachgeben und mit Dir schlafen. Würdest Du es Mario
erzählen?“ fragte Maldini.
„Bist Du verrückt. Natürlich nicht.“
„Wo bleibt aber dann die Revanche? Wo die Genugtuung? Du betrügst ihn und er
erfährt es nicht? Da komm ich nicht mit.“
„Er hat mich betrogen und es mir gebeichtet. Ich betrüge ihn, behalte es aber für mich.
Er leidet, ich genieße. Was ist dabei so schwer zu verstehen?“
„Michaela werde endlich vernünftig. Mario hat Dich in all den Jahren die Ihr Euch
kennt und verheiratet seid kein einziges Mal betrogen. Ich schwöre es Dir. Mario hat
vor mir keine Geheimnisse und mich nach dem Bordellbesuch von Rom aus sofort
angerufen.“
„Er hat Dich noch bevor er mir den Fehltritt gebeichtet hat angerufen?“ fragte
Michaela erstaunt.
„Ja“, log Maldini und dachte nach wie er es Mario noch rechtzeitig mitteilen konnte,
dass er für ihn gelogen hatte.
„Versöhne Dich wieder mit Deinem Mario. Er leidet wie ein Hund und wird nie
wieder wegen Trunkenheit Kontrolle über sich verlieren.“
Michaela erhob sich wieder.
„Du bist ein wahrer Freund. Ich sollte eigentlich meinem Mann erzählen wie standhaft
Du warst. Obwohl, Deine Erektion unter dem Leintuch war nicht zu übersehen.“
„Raus aus meinem Schlafzimmer.“ Maldini warf einen Polster hinter Michaela her,
die lachend sein Schlafzimmer verließ.

15. Als Gianni Maldini das nächste Mal wach wurde, war es schon heller Tag obwohl
erst etwas nach 06.00 Uhr früh. Es roch verführerisch nach Kaffee und er wollte sich
schon erheben um nachzusehen woher der Duft kam als Michaela mit einer Tasse
Kaffee im Zimmer erschien.
Maldini nahm die Tasse dankend an und meinte „Du hegst also keinen Groll mehr
gegen Mario?“
„Wie soll ich die Frage verstehen?“ erwiderte Michaela.
„Nun Du kommst erstmals angezogen in mein Schlafzimmer.“
Michaela begann sich die Bluse aufzuknöpfen.
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„Hörst Du wohl auf“ herrschte Maldini sie an.


„Ich mache doch nur Spaß“, lachte Michaela um dann ernst weiterzusprechen.
„Gianni, es tut mir leid, dass ich gestern versucht habe Dich zu verführen und auch
meine Anspielungen waren nicht fair.“
Maldini schaute sie fragend an.
„Ich sagte Du würdest mich begehren und ich würde es Dir ansehen. Als langjährige
Freundin hätte ich so etwas nicht sagen dürfen.“
„Es hat ein wenig wehgetan obwohl Du recht hast. Wenn Du Dich seinerzeit nicht für
Mario entschieden hättest, wer weiß, vielleicht wären wir beide heute miteinander
verheiratet,“ antwortete Maldini.
„Ich habe es nicht bereut mich für Mario entschieden zu haben. Ich habe damals lange
überlegt, hatte auch Dich auf der Rechnung, aber Mario schien mir dann doch der
beständigere von Euch beiden zu sein.“
„Du hast richtig gehandelt. Ich bin nicht für die Ehe geboren. Erst jetzt mit 46 Jahren
sehne ich mich nach einer festen Bindung. Vielleicht ist Birgitta die richtige. Ein
leitender Polizist und eine Vorbestrafte. Wie heißt es so schön? Wo die Liebe
hinfällt.“
„Ich habe vor wenigen Minuten mit Mario telefoniert. Wir haben uns versöhnt und er
ist unterwegs um mich abzuholen,“ berichtete Michaela. Sie umarmte Maldini, dankte
ihm erneut und flüsterte ihm ins Ohr. „Ich weiß nicht ob ich es wirklich getan hätte.“
Eine Stunde später schloss Mario Savastano seine Michaela in die Arme, bedankte
sich überschwänglich bei seinem Freund und dann verließen beide glücklich Salerno
in Richtung Positano.
EPILOG

Gianni Maldini saß auf seiner geliebten Terrasse und trank einen Capuccino. Wie
jeden Morgen hatte ihm Frau Santini Butterkipferln an die Tür gehängt und er war
gerade dabei sein zweites Hörnchen anzubeißen als sein Handy läutete.
„Pronto, Maldini sono,“ meldete er sich.
“Buon giorno Commissario, Dottore Stanzione am Apparat. Ihre Dienststelle hat mir
Ihre Telefonnummer gegeben. Ich bin der Chefarzt des hiesigen Krankenhauses.”
„Was kann ich für Sie tun Dottore?“
„Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass der Patient Domenico Ruffiano heute Nacht
seinen Schussverletzungen erlegen ist. Wir haben alles versucht ihn zu retten, leider
vergebens.
„Ich danke Ihnen für Ihren Anruf Dottore Stanzione,“ Maldini unterbrach, sehr
nachdenklich geworden, die Verbindung. War sein Schuss der letztlich tödliche
gewesen? Die Auswertungen dazu waren noch ausständig.
Gianni Maldini schob Kaffee und Gebäck beiseite, ging ins Bad und übergab sich.

ENDE

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