Vielleicht ist dieser Vorfall etwas Ähnliches
Aber dieser Ruf, diese Einladung
wie das, was in Jesus Christus geschah.
Der Gott, an den wir glauben ist nicht ein
Gott, der passiv auf so einer Art grossen
kosmischen Zuschauertribüne sitzt, ein ab-
gekoppelter Beobachter, der unbewegt und
desinteressiert den Leiden der Menschen
zuschaut, sondern in Jesus Christus ist er
mitten in die Arena unseres Lebens und
unserer Welt gekommen, mitten in unsere
Kämpfe und Agonien. Es ist deswegen, weil
Gott so sehr selbst den Weg in unser Leben
gefunden hat, dass wir dazu aufgerufen sind,
den Weg in das Leben anderer Menschen zu
finden, um ihnen zu helfen.
„Ich glaube an Weihnachten.
Ich glaube an Gottes Gute Botschaft.
Ich glaube, dass Gottes Siegesnachricht
schlussendlich all die schlechten
Nachrichten der Welt wegwischt, wie ein
Besen den Staub fortwischt.
Ich glaube, dass Gott Hoffnung bringt, selbst
mitten in der Verzweiflung, und Heilung,
selbst mitten in der Verletzung.
Ich glaube, dass Gott Frieden bringt in der
Mitte von Streit, und Trost, selbst inmitten
von Trauer.
Ich glaube, dass Gott den Einsamen
Gesellschaft bringt und den Vergessenen
Familie.
Ich glaube, dass Gott den Schwachen Kraft
bringt und den Unterdrückten Gerechtigkeit.
Aber am allermeisten glaube ich, dass Gott
neues Leben bringt in der Mitte des Todes.“
Glaubst Du das?
Die dritte Phase ist der vollständige Son-
nenaufgang. Jetzt kann es keinen Zweifel
mehr geben. Diese Phase liegt für uns noch
in der Zukunft. Sie ereignet sich beim zwei-
ten Kommen Christi, wenn er vom Himmel
herab kommen wird, als Herr der Herren und
König der Könige, um sichtbar das Regiment
über die Nationen der Welt zu übernehmen.
Auch Jesus hat seinen Dienst damit begon-
nen, dass er die Menschen, die in der Dun-
kelheit und im Todesschatten lebten, dazu
aufrief, ihm zu folgen mit einer Einladung zur
Busse.
basiert auf der Tatsache, dass Gott bereits
zu ihnen gekommen ist. Jesus proklamiert
Gottes Reich, Gottes Regentschaft ist be-
reits zu denen gekommen, die in der Dunkel-
heit und im Tod wohnen. Und Jesus bringt
Heilung, Leben und Licht denjenigen, die
sterben in ihren Herzen und ihren Sünden
und Verletzungen. Die Verheissung des
Evangeliums lautet, dass das Leben uns
gehört. Es gibt Licht, das in der Mitte der
Dunkelheit scheint. Der helle Morgenstern
scheint in Fülle bereits in unseren Herzen
und wird es eines Tages auf der ganzen
Welt tun. In der biblischen Geschichte ist
Licht das Symbol für die Fülle all der Ge-
schenke und Gaben Gottes. Jesus ist das
Licht der Welt im 4. Evangelium. Der Psal-
mist bekennt: „Der Herr ist mein Licht und
mein Heil, wen soll ich fürchten?“ (Psalm 27,
Vers 1) Der Prophet Jesaja singt: „Aber die
Blinden will ich auf dem Wege leiten, den sie
nicht wissen; ich will sie führen auf den Stei-
gen, die sie nicht kennen. Ich will die Finster-
nis vor ihnen her zum Licht machen und das
Höckerige zur Ebene. Das Alles will ich tun
und nicht davon lassen.“
Auch wenn das Licht Jesu in der Welt noch
nicht vollständig aufgegangen ist, der Son-
nenaufgang noch nicht vollständig ist, so
kann er es in unseren Herzen doch sein,
dann, wenn wir um seine Herrschaft in unse-
ren Herzen bereits wissen und uns willig
daran freuen. So wie ein Sonnenaufgang in
der Welt drei Stufen hat, so kann auch im
Herzen eines Menschen und selbst im Her-
zen eines Christen eines dieser drei Stadien
herrschen: Es kann dunkel sein, es spürt
nichts von Gott oder sehr wenig. Oder es
kann langsam etwas heller werden, man
sieht ein paar Lichtstrahlen, es sind Hoff-
nungsschimmer da, aber noch keine durch-
dringende Freude. Gott möchte uns dazu
bringen, dass seine Freude in uns vollkom-
men ist. Dazu dient die Reise unseres Le-
bens und speziell auch die Reise durch den
Advent und zu Weihnachten.
Amen.
Wolfgang v. Ungern-Sternberg
Tel. 055 241 16 35
wolfgang.vonungern@chrischona.ch
Predigt vom 7. Dezember 2008
„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein
grosses Licht, und über denen, die da woh-
nen im finstern Lande, scheint es hell.“
Jes 9,1
Diese bekannte Stelle bei Jesaja kleidet die
Botschaft vom Kommen des Messias in ein
Sonnenaufgangsszenario. Sie schildert den
Weg vom Volk in tiefster Finsternis hin zu
Menschen, die sich freuen an dem wunder-
haften, neuen Tag, den Gott ihnen schenkt.
Jeder Sonnenaufgang hat drei Teile.
Der erste Teil ist Finsternis. Finsternis geht
einher mit der Hoffnungslosigkeit und der
Frage, ob sie jemals enden wird. Und sie
bietet die Gefahr, dass man sich daran ge-
wöhnt und gar nicht mehr daran glauben
oder darüber nachdenken möchte, ob es
jemals noch etwas anderes geben würde.
Der zweite Teil sind die ersten Sonnenstrah-
len. Als Christen befinden wir uns heute in
diesem zweiten Teil.
Der Sohn Gottes hat die Welt zum ersten
Mal besucht und hat uns das Wesen des
Vaters in Güte und Liebe offenbart, aber er
ist noch nicht aller Welt für die Augen offen-
kundig geworden als Herr und Herrscher.
Falkenstrasse 1 8630 Rüti
2. Advent
Jesaja 9, 1—3
In der Phase des langsamen Aufgangs
fragen wir uns: „Ist das jetzt wirklich schon
der definitive Sonnenaufgang oder ist es nur
ein Flackern in der Nacht, das wieder ver-
geht?
Nicht alle Hoffnung bleibt für immer. Im ame-
rikanischen Bürgerkrieg trug sich im dunklen
Winter von 1864 eine besondere Begeben-
heit zu. In Petersburg, Virginia, standen sich
die Armeen der verfeindeten Landesteile
gegenüber, ausser Atem und müde vom
Kampf. Der Krieg hatte zu diesem Zeitpunkt
schon 3½ Jahre gedauert und aus dem glor-
reichen Vorrücken des Anfangs war schon
längstens der Dreck und Schmutz des Gra-
benkrieges geworden. Später an einem
Abend erhielt einer der Generäle die Nach-
richt, dass seine Frau ein wunderschönes
gesundes Baby, einen Jungen, auf die Welt
gebracht hatte.
Auf und ab der Frontlinie begannen die Trup-
pen des Südens darauf hin grosse Freuden-
feuer zu errichten, um das Ereignis zu feiern.
Diese Feuer blieben natürlich nicht unbe-
merkt auf der anderen Seite in den Camps
der nördlichen Truppen und bald schickte ein
nervöser General Grant von dort aus eine
Erkundungspatroullie, um herauszufinden,
was vor sich ging. Die Scouts kehrten zurück
mit der Nachricht, dass General Picket einen
Sohn bekommen hatte und dass dies Freu-
denfeuer waren. Und es ergab sich gerade
so, das Grant und Picket in ihrer militäri-
schen Ausbildung auf Westpoint Kollegen
gewesen waren und einander gut kannten.
Und darum erteilte Grant, um das Ereignis
zu feiern, ebenfalls an, dass Freudenfeuer
gebaut werden sollten. Was eine merkwürdi-
ge Nacht es war. Für Meilen auf beiden Sei-
ten der Frontlinie brannten Feuer. Es wurden
keine Schüsse gefeuert, kein Geschrei hin
und her.
Es wurde kein Krieg geführt, nur die Geburt
eines Kindes gefeiert.
Freudenfeuer statt Schüsse—
aber nicht für immer
Aber es währte nicht für immer. Bald waren
die Feuer niedergebrannt und wiederum
regierte die Dunkelheit. Die Dunkelheit der
Nacht und die Dunkelheit des Krieges.
Die gute Nachricht von Weihnachten, die
gute Nachricht des Advents ist, dass in der
tiefen Dunkelheit ein Licht kam. Und das
Johannes-Evangelium zeichnet auf:
„Und das Licht scheint in der Finsternis, und
die Finsternis hat's nicht überwunden.“
Joh 1,5
Es war nicht nur ein zeitweiliges Flackern –
nein, es war eine ewige Flamme. Daran
müssen wir uns erinnern. Es gibt Zeiten, in
denen die Ereignisse der Welt und die Ereig-
nisse in unserem persönlichen Leben so
verlaufen, dass wir glauben, dass das Licht
ausgeblasen werden würde. Über die Weih-
nachtsgeschichte und die Verheissung bei
Jesaja bestätigt, dass das Licht mit Sicher-
heit weiterbrennen wird in Ewigkeit.
„Du weckst lauten Jubel, du machst gross
die Freude. Vor dir wird man sich freuen, wie
man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich
ist, wenn man Beute austeilt.“
Jes 9,2
Aber was ist denn eigentlich diese Freude,
von der Jesaja sagt, dass sie auf das Volk
kommen soll? Oft benutzen wir „Freude“ und
„Glück“ als austauschbare Begriffe, die im
Grunde genommen dasselbe meinen. Aber
Glück ist etwas, das manchmal wie auf nur
menschlicher Ebene stattfindet. In vielen
Fällen können wir unser eigenes Glück kon-
trollieren. Charles Schulz, der Schöpfer der
Peanuts, sagte: „Glück ist ein warmer Hun-
dewelpe.“ Jemand anderes sagt vielleicht:
„Glück sind einfach drei volle Mahlzeiten auf
dem Tisch jeden Tag.“ Für manche ist Glück
vielleicht ein randvoll geladener i-Pod mit
einem neuen i-Phone und ein richtig grosser
Computerbildschirm, noch eine coole Party
dazu. Für andere ist Glück der beruhigende
Blick auf´s Bankkonto. Jawoll! Wir haben
genug. Nächstes Jahr liegen nicht nur zwei,
sondern sogar drei Ferien drin. Vielleicht
reicht es sogar noch für das grössere Auto.
Für ein Teenie-Mädchen besteht Glück viel-
leicht darin, von drei Jungs zugleich umwor-
ben zu werden. Für einen Golfspieler besteht
es vielleicht darin, auf 30 Meter Entfernung
den Put zu schaffen, direkt ins Loch. Alle
diese Dinge bringen ein Glücksgefühl in
unser Leben, und solange wir sie haben,
fühlen wir uns recht zufrieden.
Aber Freude ist etwas, das tiefer geht und
länger andauert. Im Gegensatz zu Glücksge-
fühlen sind wir nicht verantwortlich dafür. Sie
kommt in unsere Leben als Geschenk von
Gott. Freude ist nicht die vorübergehende
Fröhlichkeit bei der Neujahrsparty mit ihren
unangenehmen Konsequenzen am nächsten
Morgen. Stattdessen ist Freude etwas, was
sich oft in unser Leben bahnbricht auf die
unerwartetste Art und Weise. Es kann in
einem Moment sein, wenn Liebe ausge-
drückt wird, wenn wir plötzlich eingeholt wer-
den von der unglaublichen Schönheit unse-
rer Welt, oder wenn wir wiederfinden, was
lange verloren war.
Es gibt die Freude, die von daher kommt,
wenn wir vergeben bekommen, wo wir geirrt
haben, die Freude daran, wieder zusammen
zu sein, wo wir getrennt waren, und die
Freude, die wir in unserem Herzen fühlen,
selbst wenn uns Tränen die Wangen herab-
laufen.
Seht Ihr, die Freude von der Jesaja spricht,
ist ein Geschenk Gottes. Sie ist wie ein Licht,
das in der Dunkelheit scheint. Es ist nicht
Der „Tag Midians“ ist der Sieg trotz
eigener Schwäche, rein aus Gnade
etwas, das wir erringen oder verdienen, et-
was das wir erschaffen, oder auf das wir
einen Anspruch erheben könnten.
Genau das ist auch die Bedeutung von V. 3:
„Denn du hast ihr drückendes Joch, die
Jochstange auf ihrer Schulter und den Ste-
cken ihres Treibers zerbrochen wie am Tage
Midians.“ Jes 9,3
Der „Tag Midians“ ist eben der Tag, an dem
Gideon mit nur 300 Soldaten über ein riesi-
ges Heer von Midianitern siegte, seiner eige-
nen Unsicherheit, der Angst seiner anderen
Soldaten und der riesigen zahlenmässigen
Überlegenheit des Feindes zu trotz. Mit an-
deren Worten: Ein Sieg aus reiner Gnade.
(1. Kön 7)
Wir finden diese Freude, so wie wir einen
Schatz finden, voller Überraschung, oder so
wie wir gefunden werden, von den Winden,
die unser Segelboot vorantreiben. Wie Teil-
hard de Chardin sagte: „Freude ist das un-
trüglichste Zeichen der Gegenwart Gottes.“
Diese Freude ist es, die den Menschen, die
zu Gott gehören, in jedem Zeitalter einen
Lebenswillen und eine Ausstrahlung in ihrem
Leben gegeben hat, die weit darüber hinaus
geht, nur „glücklich“ zu sein.
1. Sich freuen, dass Gott lebt
Zunächst einmal können wir uns daran freu-
en, dass Gott lebt. Die Menschen zur Zeit
Jesajas hatten das Gefühl, dass sie in totaler
Finsternis lebten. Leiden und Unterdrückung
hatten ihre Leben bestimmt. Aber Jesaja
sagt zu ihnen und zu uns, die wir in einem
Zeitalter des Pessimismus leben: „Das Volk,
das im Finstern wandelt, sieht ein grosses
Licht, und über denen, die da wohnen im
finstern Lande, scheint es hell.“ Das war
Jesajas poetische Art und Weise zu bestäti-
gen, dass Gott sehr wohl lebendig ist und
am Werk ist in der Welt. Das ist so leicht für
uns zu vergessen, in einer Welt, die jeden
Tag im Schatten von Krieg in allen seinen
vielen Ausprägungen, wirtschaftlichen Unru-
hen und seit neuestem sogar wieder neu
aufkommender Seeräuberei lebt. Wenn un-
sere menschliche Gier und unser Egoismus
uns und unser Wirtschaftssystem nicht zer-
stören, dann wird die Bevölkerungsexplosion
und die Verschmutzung unserer Erde es mit
Sicherheit tun. Wir wissen, wie es ist, im
Dunkeln zu wandern, und das ist der Grund,
warum wir Jesajas Erinnerung hören müs-
sen, dass Gott lebt.
2. Sich daran freuen, dass Gott teilnimmt
Aber Jesaja tröstet sein enttäuschtes Volk
nicht nur mit dem Wissen darum, dass Gott
lebt, sondern mit der noch wichtigeren Wahr-
heit, dass Gott ihr Wohlergehen innigst am
Herzen liegt.
Israel fühlte sich wie ein vergessenes Volk.
Wenn Gott immer noch existiert, dann muss-
te er am Schlafen sein oder mindestens
beschäftigt mit anderen Dingen.
Das alte Volk Israel kannte sozusagen die
alte Frage des lutherischen Katechismus:
„Was ist das Hauptziel des Menschen?“, auf
die die Antwort lautet: „Das Hauptziel des
Menschen ist es, Gott zu verherrlichen und
sich an ihm für immer zur freuen.“ Aber bei
der Art und Weise, wie sie lebten, mochte
man meinen, dass ihr Hauptzweck darin
bestand, Gott zu irritieren und ihn für immer
zu ärgern!
Jesaja aber glaubte an einen Gott, der innig
teilnimmt und der sich selbst dann nicht oder
nicht für immer zurückzieht, wenn wir ihm
unseren Rücken zuwenden. Im alten Rom
war es so, dass es durchaus Menschen ge-
geben hatte, die jahrelang gegen die nutzlo-
sen Schlächtereien von Menschenleben
protestiert hatten, die in der Arena stattfan-
den.
Die blutigen Kämpfe dauerten fort, bis eines
Tages ein christlicher Mönch mit dem Na-
men von Telemachius in den Ring sprang,
sich zwischen zwei Gladiatoren stellte und
aufschrie: „Im Namen Jesu Christi, Halt!“ Ein
Schwert blitzte und der wehrlose Mann fiel
zu Boden. Aber dies muss die Geste gewe-
sen sein, auf die die Welt gewartet hatte,
denn von jenem Tag an gab es keine weite-
ren Schlächtereien im Namen des Sports in
der Stadt Rom.