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Geldkapital – Ware – Geldkapital +Gewinn
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wie die von Generationen von Kopf- und Handarbeitern technisch fortentwickelten Produktionsmittel in die
Hände von wenigen Eigentümern gelangt sind. Nicht die Eigentümer der Produktionsmittel (die Kapitalisten)
schaffen Arbeitsplätze, wie behauptet wird, sondern die Lohnabhängigen durch die Herstellung der Produk-
tionsmittel.
Was mit den Händlern begonnen hat, Gewinnstreben und Kapitalakkumulation als Selbstzweck, wird mit
dem Eindringen des Kapitals in die Produktion zu einem den gesamten Reproduktionsprozess der Gesell-
schaft durchdringenden Ausbeutungsmechanismus2, in dem die Menschen nicht nur in ihrer Funktion als
Arbeitskräfte, sondern auch ihre gesamte gesellschaftliche Lebenswelt immer mehr in ein Instrumentarium
der Selbstverwertung des Kapitals verwandelt werden. Dieses indirekte, im System verborgene Zwangsver-
hältnis ist von allen Beteiligten nicht so leicht zu durchschauen. Die bürgerliche Wirtschaftslehre ver-
schweigt die durch das System hindurch wirkende strukturelle Gewalt; sie ist deshalb keine Wissenschaft,
sondern die Ideologie der herrschenden Klasse zum Zweck der Verschleierung ihrer Privilegien.
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Geldkapital – Arbeit – Ware – Geldkapital + Mehrwert
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den Händen von wenigen Eigentümern konzentriert. Es entstehen Oligopole, Kartelle (Absprachen) und Mo-
nopole, welche die Formen von Konkurrenz auf den Märkten verändern. Monopolisten und Mitglieder von
Kartellen müssen nicht unbedingt den Verbrauchern ihre Konsumwünsche von den Lippen ablesen, sie kön-
nen künstliche Knappheiten erzeugen und dazu übergehen die Bedürfnisse der Verbraucher zu manipulieren.
Da die abhängig Beschäftigten systembedingt nicht ausreichend an dem von ihnen geschaffenen Produktivi-
tätsfortschritt beteiligt werden, bleiben ihre Einkommen (die volkswirtschaftliche Lohnquote) fortwährend
hinter der von computergesteuerten Produktionsanlagen erzeugten Flut an Konsumgütern zurück. Gesamt-
wirtschaftlich gesehen besteht ständig die Gefahr der Überproduktion, d.h. das Angebot an Waren ist
tendenziell größer als das Fassungsvermögen der Massenkaufkraft hergibt. Infolge dessen lässt der
Preismechanismus die Warenpreise abstürzen, dadurch sinken die Verkaufserlöse und damit auch die Ge-
winne der Unternehmer, sie müssen die Produktion einschränken und Arbeitskräfte entlassen, wodurch auf-
grund der Lohnausfälle die Gesamtnachfrage noch weiter schrumpft, usw. Anders ausgedrückt, das kapita-
listische Wirtschaftssystem ist ständig von eskalierenden Absatzkrisen und von Arbeitslosigkeit be-
droht und damit auch von der selbst verursachten Austrocknung seiner einzigen Mehrwertquelle, der
menschlichen Arbeit.
7. Die vergebliche Suche nach Auswegen aus den vom System selbst erzeugten Krisen
In einer anhaltenden Wirtschaftskrise müssen die Kapitaleigner befürchten, dass der Wert ihrer lahm geleg-
ten Produktionskapazitäten (=totes Kapital) durch technisches Veralten verfällt, dass sie Insolvenz anmelden
müssen und ihren Status als „freie“ Unternehmer verlieren. Die Entscheidungsfreiheit der Kapitalisten hat
Grenzen, auch sie sind letzten Endes Marionetten eines vom Konkurrenz- und Kapitalverwertungsdruck
getriebenen Systems! Wenn das von den Unternehmern für die Warenproduktion vorgeschossene Kapital in
der Krise nicht mehr über die Absatzmärkte in der Form von Verkaufserlösen inklusive dem Profit (ent-
spricht den Ausgaben für Konsum und für neue Produktionsmittel) zurückfließt und Verluste drohen, müssen
die Kapitaleigner nach neuen Anlagemöglichkeiten für ihr Kapital suchen.
Im geschichtlichen Verlauf der Entfaltung des kapitalistischen Systems, ist es dem Kapital immer wieder
gelungen vorübergehend neue Felder profitabler Kapitalverwertung zu erschließen und seine eskalierenden
Krisen zeitweilig zu überwinden, aber immer nur auf Kosten von weiter reichenden und tiefer in gesell-
schaftliche und ökologische Zusammenhänge eingreifenden Zerstörungen.
7.1. Rettungsversuch des Systems durch Manipulation der Verbraucherwünsche und Ausweitung
des Massenkonsums
Um die systembedingte Nachfragelücke zu schließen, liegt es nahe, die von den lohnabhängigen Beschäftig-
ten abgeschöpften Überschüsse in Form von Kapital durch Ausweitung des Massenkonsums zu verwerten.
Diese Strategie wird mit der massenhaften Herstellung von billigen Verschleiß- und Wegwerfprodukten
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für die niederen Einkommensschichten und mit dem Verwöhnprogramm für die gehobenen Käuferschichten
in Form teuerer Luxusprodukte in die Tat umgesetzt. Im Auftrag der Monopole kommt der Werbung die
Aufgabe zu ein gesellschaftliches Klima zu erzeugen, in dem Menschen sich Anerkennung durch demonst-
ratives Vorzeigen von teueren Statussymbolen erhoffen. In diesem Bemühen hat die allgegenwärtige Wer-
bung durchaus Erfolge vorzuweisen. Mit Rückgriff auf tiefenpsychologische Erkenntnisse dringt sie in das
Unterbewusstsein der Menschen ein, spricht einerseits geheime, unerfüllte Wünsche an (nach ewiger Jugend
und Schönheit, Abenteuer, hemmungslosen Sex und grenzenloser Freiheit), andererseits rührt sie an tief
sitzenden, unterschwelligen Ängsten (ungepflegtes Outfit, Einsamkeit, Krankheit). Mit der flotten Luxuska-
rosse kauft man zugleich Freiheit, Bewunderung und attraktive Sexobjekte. In der hektischen Atmosphäre
der Konsum- und Spaßgesellschaft steuern nicht unverfälschte, der inneren Harmonie der Menschen zuträg-
liche Bedürfnisse der Verbraucher das Angebot an Gütern- und Dienstleistungen, sondern die Anbieter steu-
ern die Bedürfnisse der Verbraucher durch Manipulation mit Hilfe von Millionen schweren Werbeetats. Auf
diese Weise werden ständig neue, überflüssige Wünsche geweckt. Besonders Kinder und Jugendliche sind
den perfiden Methoden der raffinierten und aufdringlichen Werbung hilflos ausgeliefert. Immer mehr junge
Menschen aus allen Gesellschaftsschichten haben mit Lernstörungen und Motivationskrisen zu kämpfen.
Die Orientierung an simplen, plakativen Werbeslogans lässt die Sprache verkümmern, die Fähigkeit zwi-
schenmenschliche Konflikte durch Verständigung zu lösen, geht dadurch verloren.
Verstärkt wird dieser Trend durch den zunehmenden Einfluss der Medien, die weitgehend im Dienste der
Profitinteressen ihrer Eigentümer stehen. Wie sollen Kinder und Jugendliche, die kontaktarm vor Monitoren
aufwachsen, lernen die Erwartungen anderer Menschen in das eigene Handeln einzubeziehen und Teamfä-
higkeit erwerben? Wie sollen sich Heranwachsende, denen von frühester Kindheit an von den Medien eine
pervertierte Realität vorgegaukelt wird, bestehend aus Gewalt, Kriminalität, Geldgier, sexuellen Gelüsten,
Gefühlsduseleien und grenzenloser Freiheit, ihre eigenen Fähigkeiten und ihre Stellung innerhalb der Gesell-
schaft realistisch beurteilen können? 3 Auf das Geschäft mit Gewalt- und Pornovideos, Playstations, Killer-
spielen, u.a. können die Medienkonzerne offenbar nicht verzichten. Die unternehmerische Freiheit, zu pro-
duzieren was sich verkaufen lässt, darf auf keinen Fall angetastet werden.
In der Freizeit soll sich der Konsument den Verlockungen der Werbung spontan hingeben, während der Ar-
beitszeit dagegen muss der Lohnabhängige trotz wachsendem Leistungsdruck reibungslos funktionieren. Das
sprunghafte Ansteigen der Zahl von Menschen mit Persönlichkeitsstörungen, bis hin zu schweren Depressio-
nen, können die geschäftstüchtigen Werbemanager und die Experten für Effizienzsteigerung am Arbeitsplatz
nicht als eine Folgeerscheinung ihrer beruflichen Tätigkeit begreifen. Sie haben andere Sorgen, sie müssen
kurzfristig höherer Renditen vorweisen, damit sie nicht gefeuert werden. Jeder ist sich selbst der Nächste in
unserer segensreichen, angeblich sozialen Marktwirtschaft, in der letzten Endes nur ein Wert zählt, der
messbare Erfolg in Geld! „Zeit ist Geld!“, „Flexibilität ist Voraussetzung für den Job!“, das sind die Leitmo-
tive im Kapitalismus. Vertrauensvolle soziale Beziehungen, verlässliche Partnerschaften müssen wachsen,
sie brauchen Verständnis und Zeit. Das egoistische Streben nach Geld und Machtpositionen, die hektische
Betriebsamkeit in Beruf und Freizeit untergraben ein von wechselseitiger Anerkennung getragenes soziales
Klima und damit auch die Entfaltung der menschliche Gestaltungs- und Schöpfungskräfte. Im Zeitalter der
Verwissenschaftlichung der Produktion, in dem der „Rohstoff Geist“ die wichtigste Produktivkraft geworden
ist, zerstört die kurzsichtige Konkurrenz- und Profitlogik des Systems ihre eigene Existenzgrundlage.
7.2. Rettungsversuch des Systems durch Vermarktung aller Lebensbereiche der Gesellschaft
(Expansion in das Innere der Gesellschaft):
Das nach profitablen Verwertungsmöglichkeiten suchende, überschüssige Kapital dringt wie mit den Greif-
armen einer Riesenkrake in alle Lebensbereiche unserer Gesellschaft ein: Immer mehr, bisher noch öffent-
lich geführte Einrichtungen der elementaren Daseinsfürsorge wie kommunale Krankenhäuser, Wasser-
werke, Verkehrsbetriebe, Energieversorgung und andere Infrastruktureinrichtungen werden privatisiert und
anschließend auf „rentable Kerne“ reduziert, mit Arbeitsplatzabbau im Gefolge. Auch die kulturellen Sek-
toren, sind Ziel neoliberaler Profitgier: Kindergärten, Schulen, Sozialwissenschaftliche Institute, Theater,
Museen werden ganz oder teilweise privatisiert. Und schließlich legt das unersättliche Kapital auch noch
Hand an die solidarisch finanzierten Sozialversicherungen, in dem immer mehr Menschen genötigt werden,
sich privat zu versichern und ihre Beiträge auf den riskoreichen Kapitalmärkten anzulegen.
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Die durch die Kapitalinteressen und ihre Medien manipulierte öffentliche Sphäre der Gesellschaft ist eine strukturelle
Ursache für das Bildungselend nicht nur in Deutschland. Die Macher unseres Bildungssystems wünschen sich eifrige
Naturwissenschaftler, Techniker, Betriebswirte, Juristen, Lehrer, die ihr Spezialwissen dem Kapitalverwertungsprozess
gegen Entgelt zur Verfügung stellen, ohne darüber nachzudenken, wohin „das Ganze“ eigentlich führt (Fachidioten!).
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Nahezu jede gesellschaftlich organisierte oder von einzelnen Menschen initiierte Aktivität läuft Gefahr von
den am privaten Profit orientierten Kapitalverwertungsmechanismus vereinnahmt zu werden: Sport, Freizeit,
Reisen, Bildung und Wissenschaft, Kunst und Literatur, Partnersuche zwecks Heirat oder Sex, u.a. Diese
Entwicklung bezeichnet man im neoliberalen Jargon als die zunehmende Freiheit der privaten Lebensgestal-
tung: Privater Geschmack, private Konsumwahl, private Altersvorsorge, private Schulen, private Steuer-
sparmodelle, privater Luxus, private politische Meinung, aber für immer mehr Menschen auch private
Schuldenfalle!
J. Habermas benennt diese Entwicklung als die „Kolonialisierung der Lebenswelt“: Unter dem Diktat der
schnellen Profitmacherei wird das Netzwerk der sozialen Beziehungen kommerzialisiert: Das Gefüge wech-
selseitig zumutbarer und anerkannter Erwartungen zerfällt, Verständigungsbereitschaft geht verloren, die
sozialen Beziehungen werden oberflächlich und kurzlebig, die Auflösung gewachsener Solidarpakte wird
gezielt vorangetrieben. In seinem blinden Funktionieren zerstört das kapitalistische System den Nährboden
seiner Existenz, das gesellschaftliche Zusammengehörigkeitsgefühl und damit auch die Entfaltung seiner
einzigen Mehrwertquelle, nämlich der kooperativen und kreativen Fähigkeiten der Menschen.
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Allein die Tatsache, dass jedes Jahr Millionen von Menschen in den Entwicklungsländern verhungern müssen, ist der
schlagende Beweis für Unmenschlichkeit des Kapitalismus.
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durchgesetzt hat. Besonders erschreckend ist der Versuch einiger Konzerne mit genmanipulierten Pflan-
zen und Tieren die gesamte Hahrungsmittelversorgung der Welt unter ihre Kontrolle zu bringen. An
der Spitze der Skrupellosigkeit und Menschenverachtung steht der amerikanischen Konzern „Monsanto“,
Hersteller des chemischen Kampfstoffes Agent Orange. Dieser Konzern besitzt die Patente auf 90% des heu-
te gehandelten genveränderten Saatguts (Mais, Raps, Soja, u.a.). Mit Knebelungsverträgen werden Bauern
und Farmer weltweit gezwungen das Saatgut und die dazu gehörigen chemischen „Pflanzenschutzmittel“
jedes Jahr bei Monsanto neu zu kaufen. Studien zur Überprüfung der Risiken von genmanipulierten Futter-
und Nahrungsmitteln wurden unter Mithilfe der US - Administration manipuliert.
Vielleicht setzen die „wachstumsgläubigen“ Herrscher über das Produktivkapital und damit über die techni-
schen Errungenschaften der Menschheit ihre Hoffnungen wieder in den „neuen Menschen“, der gentechnisch
manipuliert, in Zukunft beliebig programmierbar und unendlich flexibel einsetzbar ist. Das Problem demo-
kratischer Mit- und Selbstbestimmung hätte sich dann ein für allemal erledigt.
7.5. Rettungsversuch des Systems durch Eroberung neuer Märkte (Expansion nach außen):
Der Kapitalismus konnte nicht existieren, ohne den Kapitalüberschüssen neue Verwertungsmöglichkeiten
auch über die nationalen Grenzen hinaus zu eröffnen. Die Eroberung neuer Märkte erfolgte im Zeitalter des
Kolonialismus durch Unterwerfung und Ausbeutung der wehrlosen, technisch weniger entwickelten Län-
der der Erde. Als die Welt unter den Kolonialmächten aufgeteilt war, blieb den nationalstaatlich organisier-
ten Imperialisten nichts anderes übrig als auf Kosten der jeweils anderen zu expandieren. Das Ergebnis wa-
ren die verheerenden Weltkriege. Krieg war die Fortsetzung der wirtschaftlichen Konkurrenz mit militäri-
schen Mitteln. Heute, da die Rohstoffe durch die blinde, verschwenderische Produktion knapp werden, dro-
hen neue Kriege um die Verteilung der verbleibenden Naturressourcen. Und offensichtlich haben die herr-
schenden Kreise aus den Katastrophen der Vergangenheit nichts gelernt: Die Rüstungsausgaben steigen nach
wie vor, ein eindeutiger Beleg dafür, dass man sich militärische Optionen weiterhin offen halten will. In der
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Frage der internationalen Konfliktbewältigung setzt sich letzten Endes die Logik des globalen kapitalisti-
schen Konkurrenzsystems durch: Die Steuer finanzierte Rüstungsproduktion ist für die Exponenten des Sys-
tems weiterhin ein profitables Betätigungsfeld für das überschüssige Kapital, die Zusammenarbeit zwischen
den systemkonformen Regierungen und dem militärisch-industrielle Komplex schafft zudem auch Arbeits-
plätze und trägt kurzfristig gesehen zur Stabilisierung des Kapitalverwertungssystems bei. Die Rüstungs-
konzerne und aggressive Regierungen brauchen allerdings Kriege, um die Milliardenausgaben für das Militär
zu rechtfertigen. Angesichts des vorhandenen gigantischen Potentials an Massenvernichtungsmitteln in
unserer Welt zeugt eine Politik, die auf militärische Expansion setzt, die neue Feindbilder, neue Konflikte
und neue Kriege provoziert, von einer geradezu selbstmörderischen Verantwortungslosigkeit. Der internatio-
nale Terrorismus kann militärisch nicht besiegt werden. Seine eigentlichen Ursachen sind das skrupellose
Profitstreben des transnationalen Kapitals und der ihm hörigen Regierungen, die ständig sich vertiefende
Kluft zwischen Arm und Reich und der alte koloniale Hochmut.
Die auf endloses Wachstum und endlosen Profit programmierten Gehirne sehen im Zusammenbrechen der
globalen Kapitalverwertungsmaschine zugleich das Ende der Welt. Um das zu verhindern sind sie bereit
auch Massenvernichtungsmittel einzusetzen, auch dann wenn dieses letzte Mittel gleichzeitig die Selbstzer-
störung bedeutet.
Vorläufiges Fazit:
Alle Versuche des kapitalistischen Systems in der Vergangenheit und Gegenwart seinen grundlegenden
Konstruktionsfehler zu überspielen ohne ihn zu beseitigen, sind gescheitert, weil die wirklichen Wert schöp-
fenden Produzenten, die arbeitenden Menschen, nicht über die Ziele und Ergebnisse ihrer Arbeit bestimmen
können. Das Konkurrenzsystem verfolgt den bornierten Zweck des Kapitals sich selbst endlos zu ver-
mehren wie ein automatisch funktionierendes Maschinenwesen, ohne Rücksicht auf Mensch, Gesellschaft
und Hatur!
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Vergleiche Robert Kurz, Das Weltkapital (WK), Berlin 2005, S.83 ff
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Das von ihnen verwaltete Vermögen hat sich von 1980 auf 2006 um das 21-fache erhöht, auf 61,8 Billionen Dollar! (ISW- Report Nr. 75, München
2008, S.34)
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Teilprivatisierung der gesetzlichen, solidarischen Sozialsysteme, deren Gelder nun ebenfalls zum größten Teil den institutionellen Anlegern zuflie-
ßen, Staatsverschuldung und Enteignung öffentlichen Eigentums sind zu einem Instrument der Auspressung bereits produzierten Reichtums gewor-
den! (Vgl. ISW, S.28)
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dene, rasante Umverteilung von Unten nach Oben hat zu einer gigantischen Anhäufung von frei um den
Globus vagabundierendem Finanzmassen geführt.8
Um der wachsenden überschüssigen Geldkapitalflut, die wieder einmal verzweifelt nach Anlagemöglichkei-
ten sucht, auf dem Weltmarkt neue profitable Verwertungsmöglichkeiten zu eröffnen, sind auf Betreiben der
internationalen Agenturen des Großkapitals (WTO, IWF und Weltbank) alle Hemmnisse des Handels (Zoll-
schranken) und des freien Kapitalverkehrs weitgehend beseitigt worden (Deregulierung).
Das unter verschärften globalen Konkurrenzdruck stehende Kapital sucht einerseits nach lukrativen Anlage-
möglichkeiten, andererseits sind Investitionen in den Konsumgüter- und Dienstleistungsbereich wenig lukra-
tiv, weil die Aufnahmefähigkeit des Marktes durch die zurückbleibende Massenkaufkraft beschränkt ist und
weil produzierende Unternehmen relativ lange warten müssen bis das vorgeschossene Kapital über die Ver-
kaufserlöse (= Konsumausgaben der Verbraucher) wieder mit Gewinn zurückfließt; deshalb sind im Bereich
der realen Produktion nur noch mittelmäßige Renditen zu erzielen. Da sich auf den neuen deregulierten sog.
Finanzmärkten9 kurzfristig viel attraktivere Möglichkeiten anbieten, ist das verzweifelt nach Verwertung
suchende Kapital dazu übergegangen, eine wachsende materielle Reproduktion der Gesellschaft monetär
vorzutäuschen (zu simulieren), in Form einer rein finanzkapitalistischen „Geisterakkumulation“, durch
Schöpfung von „fiktivem Kapital“, d.h. spekulative Vorwegnahme zukünftiger Arbeit und zukünftiger
Kapitalakkumulation10. Unter den verschärften Konkurrenzbedingungen der globalisierten Wirtschaft flüch-
tet das verzweifelte Kapital, das in der realen Welt keine Zukunft mehr sieht, in eine irreale Welt, in der fik-
tives Kapital sich scheinbar ohne Arbeit verwertet und Renditen aus sich selbst hervor treibt.
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Von 2001 bis 2006 ist das weltweite private Finanzvermögen um 53% auf 97,9 Billionen Dollar angewachsen, bei den großen Kapitalgesellschaften
deutlich stärker als beim unternehmerischen Mittelstand! (ISW, S. 26)
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Die Bezeichnung „Finanzmarkt“ ist irreführend geworden. Laut Theorie der bürgerlichen Wirtschaftswissenschaft hätten die Kapital- und Finanz-
märkte die Aufgabe, das knappe Kapital (über die Preisbildung durch Angebot und Nachfrage) dahin zu lenken wo es am nötigsten gebraucht wird,
zur Finanzierung realer Produktionsvorhaben. Heute müsste er „Spekulationsmarkt für fiktives Kapital“ heißen.
10
Vergleiche Robert Kurz, Schwarzbuch Kapitalismus (SchwK), Frankfurt/M. 2005, S.241 ff)
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Weil die Banken niemals allen ihren Gläubigern gleichzeitig ihre Einlagen auszahlen können, ist grundsätzlich jede Bank anfällig für Gerüchte!
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Wenn der Staat dem Kapitalverkehr keinerlei Regeln vorgibt, kommt es zu einer Verselbständigung des Kapitals innerhalb des Verwertungspro-
zesses der abstrakten Arbeit: Geldkapital - Arbeit – Ware – Geldkapital + Mehrwert.
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trieblichen Verwertungsprozess organisieren. Das Kapital scheint jetzt doppelt zu existieren, einmal als das
von den Aktionären vorgestreckte produktive Kapital, das in Form von Investitionen in Produktionsmittel
und Arbeitskräfte real existiert, zum anderen das zusätzliche durch Aktientitel (Anteilsscheine am Kapital
der AG) repräsentierte Kapital, das auf den Finanzmärkten (Börsen) gehandelt wird, so als wäre es nicht
schon für Produktionsmittel und Löhne ausgegeben worden. Der Aktionär kann ja mit seiner Aktie auch
doppelt verdienen, nämlich einmal durch die Dividende (Gewinnanteil aus Produktion und Verkauf der Wa-
ren), zum anderen durch einen möglichen spekulativen Kursgewinn beim Verkauf. Die Kursgewinne treten
also gewissermaßen neben den realen Geschäftsgewinnen auf, ganz so als könne sich das Kapital zweimal
verwerten. Im Grunde werden dabei nur die spekulativen Erwartungen der Börsianer an die Zukunft kapitali-
siert, Hoffnungen werden in eine Art „fiktives Kapital“ verwandelt.
Mit der Entstehung von Märkten für fiktives Kapital eröffnete sich eine völlig neue Qualität der Spekulation.
Da der Aktienbesitzer seine Aktientitel jederzeit verkaufen kann, hofft er nicht in erster Linie auf die Divi-
dende, sondern auf die Differenzgewinne aus An- und Verkauf seiner Aktien. Die alte Illusion von Wert-
schöpfung unabhängig von Produktion und Arbeit, allein in der Zirkulationssphäre, scheint hier praktisch
wahr zu werden.13 Wenn allerdings die in den Kurssteigerungen spekulativ vorweggenommenen zukünftigen
Gewinne nicht real eintreffen, stürzen die Kurse ins Bodenlose ab. Auch diese Spekulationsblase muss
zwangsläufig platzen, weil die Börse fiktive Werte nicht dauerhaft kreieren kann.14
Während das traditionelle, nationalökonomisch fundierte Finanzkapital noch stärker in der Realakkumu-
lation wurzelte, hat sich im Kapitalismus der Gegenwart das neue, globalisierte Finanzkapital von der
Arbeitssubstanz entkoppelt. Nicht mehr die schrumpfenden Gewinnerwartungen aus realer Warenprodukti-
on, sondern die spekulativen Gewinnerwartungen aus dem Verkauf und Weiterverkauf von formalen Eigen-
tumstiteln (von Optionen und Rechten) rücken in den Mittelpunkt des Interesses. Damit die Spekulation an
den Finanzmärkten insgesamt kein Nullsummenspiel ist, d.h. der Gewinn des Einen nicht der Verlust des
Anderen ist, muss die Spekulationsblase ständig weiter aufgebläht werden, müssen permanent zusätzliche
fiktive Werte allein durch den Handel mit den zertifizierten Papieren erzeugt werden. Unter dem Druck der
Krise der Arbeit und der entkoppelten zirkulativen Bewegung von Eigentums- und Ertragstiteln sollen sich
möglichst alle ökonomischen Werte in frei bewegliche Finanzzertifikate verwandeln, die permanent zirkulie-
ren. Über verschiedenen Formen von Investmentfonds, ausgelagert in Zweckgesellschaften, entwickelt sich
ein immer weiter aufgefächertes System von verbrieften Ertragerwartungen. Der Begriff des „Investments“
meint nicht reale Investitionen in Arbeitskraft und Produktionsmittel, sondern Engagements in irgend-
welchen Sektoren der Finanzspekulation.
Mit der explosionsartigen Entwicklung des Devisenhandels15 wurde die Spekulation zuerst angeheizt. Die
Spekulanten können mit den starken Schwankungen auf dem Devisenmarkt hohe Renditen erzielen. Zur
Absicherung von Wechselkursrisiken16 bei Export- und Importtermingeschäften mit ausländischen Partnern
entstanden sog. Hedge-Fonds. Im neuen spekulationsgetriebenen Kapitalismus verwandelten sich die Hed-
gefonds in Anlagegesellschaften, die auf Währungsschwankungen Finanzwetten abschließen, aber auch mit
den Preisschwankungen für Rohstoffe, Getreide, Öl, u.a. spekulieren. Durch massiven Kapitaleinsatz können
sie die Preisentwicklung und damit das Wettglück manipulieren. Heute werden Wetten auf die zukünftige
Bewertung von allen möglichen Finanzanlagen abgeschlossen: Auf Wertpapierfonds, Immobilienkredite, auf
Aktienkurse oder auf Aktienindizes (z.B. den DAX), u.a. Selbst Währungen von Staaten werden zu Spekula-
tionsobjekten. Werden die Wettscheine verbrieft und an den Terminbörsen gehandelt, dann sind Derivate
entstanden: Optionen, Futures, Swaps, u.a.17 Durch Leerverkäufe und mittels Einsatz von Fremdkapital ist es
möglich auch bei fallenden Kursen exorbitante Gewinne zu erzielen, allerdings auch bei entsprechend ho-
hem Risiko (Casinokapitalsimus). Mit der wachsenden Spekulation werden alle Märkte noch instabiler,
zum Schaden der übergroßen Mehrheit der Bevölkerung, die mit Arbeitsplatz- und Wohlstandsverlust bezah-
len muss. (ISW, S.38)
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Volksweisheit: „ Mit Arbeit kann man nicht reich werden, man muss das Geld für sich arbeiten lassen“.
14
Vergleiche SchwK, S.253 ff
15
Im April 2007 betrug der Tagesumsatz im weltweiten Devisenhandel 3,2 Billionen Dollar, das ist das Dreifache gegenüber 2001. (ISW, S.22)
16
Die Wechselkursrisiken wuchsen mit dem Zusammenbruch des Systems von „Bretton Woods“ (1971) und der von der Politik gewollten Deregulie-
rung des transnationalen Kapitalverkehrs.
17
Nur 3% des internationalen Kapitalverkehrs dienen noch der Abwicklung des Güter- und Dienstleistungsverkehrs und der Finanzierung konkreter
und langfristiger Produktions- und Entwicklungsvorhaben, 97% dienen der kurzfristigen Spekulation per Mausklick. (WK, S.234 f!
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Kreditaufnahme überreden können.(Vgl. ISW, S.28) Faule Kredite werden in handelbare Zertifikate verwan-
delt, von Ratingagenturen bestens bewertet und an andere Finanzinstitute weiterverkauft. Mit anderen Wor-
ten, neu kreierte strukturierte Finanzprodukte werden in ein Spekulations- und Gaunerkarussell eingespeist.
Die naiven Kreditnehmer werden durch Zinserhöhungen in die Insolvenz getrieben und enteignet. Mit der
Ausweitung der Finanzspekulation hat sich auch die Struktur der Bankenlandschaft verändert: Die Großban-
ken haben sich von Geschäftsbanken, die Kredite an Unternehmen und Konsumenten in der Realwirtschaft
vergeben, zu „Investmentbanken“ gewandelt oder zumindest große Investmentabteilungen aufgebaut. Die
neue Tätigkeit der Investmentbanken besteht im Handel mit den neuen Finanzzertifikaten, in der Anlagenbe-
ratung ihrer Privatkunden, der Ausgabe von Aktien, im Wertpapierhandel, in der Durchführung von Privati-
sierungen, von Fusionen und Übernahmen. (ISW, S.32)
Die Banken haben die „innovativen“ Finanzprodukte kreiert, damit Konsumentenkredite, Hypotheken und
Kreditkartenschulden nicht mehr durch Guthaben gedeckt sein müssen, sondern von Hedgefonds auf dem
Finanzmarkt gehandelt werden können.“ Die Banken vervielfachen ihre Macht durch ihre Liaison mit den
neuen Finanzinvestoren – Hedgefonds und Private Equity Fonds.“ (ISW, S.33)
Bei den Private Equity Fonds ging es ursprünglich um die Förderung von technischen Innovationen und
drauf aufbauenden Firmengründungen („Venture Capital“). Heute geht es eher um die schnelle Aus-
schlachtung von Firmen. Private-Equity-Fonds kaufen mit wenig Eigenkapital und hohen Krediten (Hebel-
wirkung !) nicht börsennotierte Familienunternehmen oder abgespaltene Konzerntöchter auf, die sie mit Ge-
winn wieder veräußern.18 Damit Differenzgewinne erzielt werden können, muss vor dem Verkauf der Fi-
nanzwert kurzfristig hoch getrieben werden. Die Mittel hierfür sind: Drastische Einsparungen, extremer
Leistungsdruck auf die Beschäftigten, Standortverlagerung in Billiglohnländer und Massenentlassungen, u.a.
Es geht dabei allein um ein Hochtreiben des Preises. In vielen Fällen werden den übernommenen Unterneh-
men sogar die Kredite incl. der Zinslasten aufgezwungen, mit denen sie gekauft worden sind, so dass sie
selbst die eigene Übernahme bezahlen müssen.
Mit ihren kurzfristig erzielten, extrem hohen Renditen setzen die Finanzinvestoren alle produktiven Unter-
nehmen unter enormen Rationalisierungsdruck, dem sie nicht gewachsen sein können. Auf diese Weise treibt
die maßlose Spekulation gesunde Unternehmen in den Ruin und destabilisiert die Wirtschaft insgesamt und
untergräbt die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft. Da mit realer Warenproduktion nicht mehr genügend
Mehrwert erwirtschaftet werden kann, wird produktives von spekulativem Kapital aufgefressen. Die neue
finanzkapitalistische Plünderungsökonomie ist das Resultat eines objektiven Krisenprozesses der kapita-
listischen Verwertungslogik selbst, keine Fehlleistung von eventuell subjektiv bösartigen Finanzmanagern!
Moralisierende Kritik (die gierigen Manager!) verschleiert nur die systemischen Ursachen. Da die Akteure
der neuen Finanzbranche zueinander in scharfer Konkurrenz stehen, vollziehen sich hier, ebenso wie im in-
dustriellen Bereich, gewaltige Konzentrationsprozesse.“ Die Bankimperien und die institutionellen Finanzan-
leger können heute über die Verwertung des transnationalen Kapitals verfügen und bestimmen so ohne jegli-
che demokratische Kontrolle über das Schicksal der Welt. (ISW, S.34)
18
Mit der Steuerbefreiung von Veräußerungsgewinnen hat die Rot-Grüne Regierung den „Heuschrecken“ Tür und Tor geöffnet! Im Jahr 2006 wur-
den deutsche Firmen im Wert von 51 Milliarden Euro durch „Beteiligungsgesellschaften“ übernommen.
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los in der Luft noch viele Jahrzehnte weiterlaufen.19 Mit neuen steuermindernden Investmentformen oder
Finanzinstrumenten (REIT = Real Estate Investment Trusts) wurde transnationales, fiktives Blasenkapital in
die nationalen Immobilienmärkte gelenkt. Billige Kreditangebote insbesondere amerikanischer Banken ha-
ben Hausbesitzer ohne nennenswertes Eigenkapital in die Schuldenfalle gelockt. Die von Anfang an faulen
Kredite wurden in außerbilanzielle Zweckgesellschaften ausgelagert und verbrieft, d.h. die faulen Kredite
wurden in handelbare Zertfikate verwandelt. In einer zweiten Verbriefungsstufe wurden diese mit anderen
Wertpapieren zusammengemixt. Die Ratingagenturen versahen die so entstandenen „strukturierten Finanz-
produkte“ größtenteils mit Bestnoten, weil sie mit ihrem „Rating“ hervorragende Geschäfte machten. Wegen
des globalen Anlagennotstands und der verlockenden Renditen fanden die faulen Ramschhypotheken in aller
Welt Käufer und so entstand eine Hypothekenkredit- und Immobilienblase mit atemberaubenden finan-
ziellen Dimensionen. (ISW, S.9 ff)
Der gegenwärtige Zusammenbruch des Kartenhauses aus fiktivem Kapital gefährdet das gesamte Weltfi-
nanzsystem. Nun musste sogar J. Ackermann, der Chef der Deutschen Bank, kleinlaut eingestehen: „Ich
glaube nicht mehr an die Selbstheilungskräfte der Märkte.“ (ISW, S.11) Er forderte massive staatliche Inter-
ventionen. Nach dem die Finanzanleger jahrelang Traumrenditen eingefahren haben, müssen nun die neoli-
beral geführten Regierungen den großen Zockerbanken Beträge in Billionenhöhe in den Rachen werfen und
sie mit Ausfallgarantien vor dem Zusammenbruch retten.20 Damit verwandelt sich die Immobilienblase in
eine riesige Schuldenblase der Staaten, für die letzten Endes die Steuerzahler in aller Welt bluten müssen,
große Teile der Mittelschichten, die Empfänger von Sozialleistungen und die Ärmsten der Armen in der
Dritten Welt. Wenn auch diese Blase platzt, dann heißt das Staatsbankrott (Island, Ungarn!). Mittels Wäh-
rungsreformen können sich die Staaten auf Kosten ihrer Bürger entschulden, deren Ersparnisse dann durch
Geldentwertung vernichtet werden.
19
Wer zwischen realer und virtueller Kapitalakkumulation keinen Unterschied mehr macht, der kann auch seinen Hunger mit Farbfotos in Kochbü-
chern stillen oder Trinkwasser aus dem Internet herunterladen (WK, S.232),
20
Die Perversität des Systems wird noch weiter auf die Spitze getrieben: „Die staatlichen Hilfsgelder (..) vergrößern die Löcher in den öffentlichen
Haushalten. Die Zinsen für die zusätzlichen Kredite werden später von denen kassiert, die gerettet wurden. Der Patient stellt dem Arzt in Rechnung,
dass er ihm das Leben gerettet hat.“ (ISW, S.14)
21
Das Unwort des Jahres 2008!
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Zusammenfassung der Punkte 8 bis 13:
8. Die mikroelektronische Revolution hat dauerhaft mehr Arbeit wegrationalisiert als durch erweiterte
Produktion und Konsumtion resorbiert werden kann. Arbeit ist die Substanz des Realkapitals, deshalb ten-
denziell schrumpfende reale Wertschöpfung. Die Folge: Wechselseitige Vernichtungskonkurrenz der
Konzerne, Aneignung von Wertschöpfung aus den Konkurrenzbetrieben durch feindliche Übernahmen
(Raubritterkapitalismus), beschleunigte Kapital- und Machtkonzentration bei großen Konzernen, Banken
und Kapitalanlegern.
9. Das übermächtige Großkapital kann zusammen mit den systemhörigen Marionettenregierungen eine satte
Umverteilung von Unten nach Oben durchsetzen. Anhäufung gigantischer Kapitalmassen bei Großanle-
gern, die verzweifelt nach Verwertungsmöglichkeiten suchen. Da traditionelle Investitionen in die Real-
wirtschaft angesichts weltweiter Überkapazitäten unrentabel geworden sind, bleibt nur der Ausweg in ei-
nen entkoppelten Finanzüberbau, in dem fiktives Kapital sich scheinbar ohne Arbeit verwertet und Rendi-
ten aus sich selbst hervor treibt. (WK, S.274f)
10. Wenn die Banken faule Kredite mit anderen Wertpapieren in sog. Investmentfonds zusammenmixen und
diesen Wertpapierramsch durch Verbriefung in handelbare Finanzprodukte verwandeln, entsteht fiktives
Kapital. Wird das in einer Aktiengesellschaft eingesetzte produktive Kapital zusätzlich in Form von Akti-
entiteln (Anteilscheine am Kapital der AG) an der Börse gehandelt und werden dabei Kursgewinne erzielt
werden, dann entsteht fiktives Kapital, das nicht auf realer Wertschöpfung durch Arbeit beruht, sondern auf
spekulativen Erwartungen an die Zukunft.
Das Prinzip fiktive Wertschöpfung durch Spekulation greift auf andere, deregulierte Märkte über (z.B.
Devisenmarkt), entwickelt sich zu einem immer weiter aufgefächerten System von verbrieften Ertragerwar-
tungen und koppelt sich schließlich von der Waren produzierenden Realwirtschaft ab.
11. Mit der Ausweitung der Finanzspekulation haben sich die Großbanken von Geschäftsbanken, die Kredi-
te an Unternehmen und Konsumenten in der Realwirtschaft vergeben, zu „Investmentbanken“ gewandelt,
die primär mit den neuen „innovativen“ Finanzprodukten Handel treiben. Zu den neuen Finanzinvestoren
gehören auch die Hedgefonds, die auf Währungs- und Preisschwankungen Finanzwetten abschließen. Durch
massiven Einsatz auch von Fremdkapital können sie das Wettglück manipulieren und kurzfristig extrem
hohe Renditen erzielen. Die Private Equity Fonds haben sich auf die schnelle Ausschlachtung hauptsäch-
lich von Familienunternehmen spezialisiert. Die Firmen werden mit wenig Eigenkapital und hohen Krediten
(Hebelwirkung !) aufgekauft. Durch drastische Einsparungen und hohen Leistungsdruck auf die Beschäftig-
ten wird der Finanzwert kurzfristig hoch getrieben, um sie in relativ kurzer Zeit mit Gewinn wieder zu ver-
äußern. Mit ihren überzogenen Renditen setzen die Finanzinvestoren die produktiven Unternehmen unter
einen Rationalisierungsdruck, dem sie nicht gewachsen sein können. Die maßlose Spekulation treibt gesunde
Unternehmen in den Ruin und destabilisiert die Wirtschaft insgesamt.
12. Seit Mitte der 90er Jahre gab es eine dichte Folge von anschwellenden Finanzblasen mit anschließen-
den Krisen in den betroffenen Realwirtschaften: 1997 bis 2001in den aufstrebenden Schwellenländern
(Emerging Markets), 2000/01 die „New Economy“- Blase. Die derzeit noch nicht ausgestandene Hypothe-
kenkredit- und Immobilienblase entstand durch fahrlässige Kreditangebote amerikanischer Banken an
Hausbesitzer ohne nennenswertes Eigenkapital. Die von Anfang an faulen Kredite wurden in mehreren Stu-
fen gebündelt und verbrieft, d.h. in handelbare Finanzzertifikate verwandelt. Wegen des globalen Anlagen-
notstands und der verlockenden Renditen fanden die faulen Ramschhypotheken in aller Welt Käufer und so
entstand die größte Finanzblase aller Zeiten mit atemberaubenden finanziellen Dimensionen. Das gegenwär-
tig einstürzende Kartenhaus aus fiktivem Kapital gefährdet das gesamte Weltfinanzsystem. Nun müssen die
neoliberal geführten Regierungen den großen Zockerbanken Beträge in Höhe dreistelliger Milliarden in den
Rachen werfen und sie mit Ausfallgarantien vor dem Zusammenbruch retten. Damit verwandelt sich die
Immobilienblase in eine riesige Schuldenblase der Staaten, für die letzten Endes die Steuerzahler in aller
Welt bluten müssen.
13. Durch das gigantische Ausmaß der gegenwärtig platzenden Immobilienblase droht nicht nur der Zusam-
menbruch des globalen Finanzsystems, sondern auch ein tief greifender Einbruch der Realwirtschaft. Die
verunsicherten Zockerbanken schränken jetzt ihre Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen dras-
tisch ein und verschärfen damit die Krise. Den verzweifelten Versuchen der Regierungen, Rettungsschirme
für Banken und für insolvenzgefährdete Konzerne aufzuspannen und Konjunkturpakete zur Ankurbelung des
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Konsums zu schnüren, sind durch die schon bestehende hohe Staatsverschuldung Grenzen gesetzt. Werden
auch diese Grenzen überschritten, droht der Staatsbankrott.
Abschließendes Fazit:
Der im kapitalistischen Wirtschaftssystem verborgene Ausbeutungsmechanismus, die systembedingte Ab-
schöpfung des von den arbeitenden Menschen geschaffenen Mehrwerts, verursacht eine Tendenz zu eskalie-
renden Überproduktions- bzw. Unterkonsumtionskrisen. Das den Lohnarbeitern vorenthaltene überschüssige
Kapital sucht unentwegt nach profitablen Anlagemöglichkeiten. Alle bisherigen Versuche die drohenden
Kapitalverwertungskrisen durch Expansion nach außen und nach innen zu überwinden, sind gescheitert.
Mit der Automatisierung der Produktionsprozesse und der Freisetzung menschlicher Arbeit ist qualitativ eine
neue Situation entstanden. Die global schrumpfende reale Wertschöpfung durch Arbeit und die daraus
resultierende wechselseitigen Vernichtungskonkurrenz zwischen Unternehmen führen zu einer weiteren Ka-
pital- und Machtkonzentration bei großen Konzernen, Banken und Kapitalanlegern, die über gigantische,
frei verfügbare Kapitalüberschüsse verfügen, die nach profitablen Anlagen suchen. Angesichts großer
Überkapazitäten im produktiven Bereich bleibt dem verzweifelten Kapital nur ein Ausweg: Flucht aus der
realen Welt der Arbeit in einen entkoppelten Finanzüberbau, in dem fiktives Kapital sich scheinbar
durch spekulativ vorweggenommene zukünftige Gewinne ohne Wertschöpfung durch Arbeit selbst verwer-
tet. Da die Börsen eine finanzkapitalistische „Geisterakkumulation“ nicht dauerhaft aufrechterhalten kön-
nen, müssen die Spekulationsblasen, bestehend aus fiktivem Kapital, immer wieder platzen.
Die neoliberalen Systemverteidiger behaupten, die gegenwärtige Megakrise sei nur eine Funktionsstö-
rung im Finanzsektor der Wirtschaft, die durch ein neues globales Regelwerk behoben werden könne, so
dass der gute, produktive Kapitalismus weiterlaufen könne wie vor der Krise. Diese Analyse greift zu kurz:
Unter den Bedingungen der global schrumpfenden reale Wertschöpfung und der deregulierten globa-
len Märkte wurde die Finanzspekulation zu einer notwendigen Form der Reproduktion des gesamten
kapitalistischen Systems (ISW, S.27). Der tiefere Grund der Krise wurzelt in der systemimmanenten
Überakkumulation von Geldkapital durch Ausbeutung der menschlichen Arbeit. Solange diejenigen,
die das korrupte und destruktive System über Wasser halten, nämlich die arbeitenden, die wissenschaftlich
und kreativ tätigen Menschen in aller Welt, von den für die Zukunft wichtigen Weichenstellungen, den In-
vestitionsentscheidungen ausgegrenzt werden, solange wird der grundlegenden Konstruktionsfehler des
kapitalistischen Systems immer wieder in neuen Erscheinungsformen, mit zunehmend katastrophaleren
Krisen aufbrechen, am Schluss in Form der Selbstzerstörung des Systems und mit ihm der ganzen Mensch-
heit. Es ist zutiefst undemokratisch und irrational, wenn eine kleine, privilegierte Minderheit über das von
vielen Generationen von Kopf- und Handarbeitern geschaffene, gigantisch angewachsene Produktionspoten-
tial der gesamten Menschheit allein nach Maßgabe ihres privaten Profits verfügen kann. Der Widerspruch im
System liegt nicht in Unstimmigkeiten zwischen dem produktiven und dem spekulativen Kapital, sondern
im Herrschaftsanspruch des toten Kapitals über das lebendige Kapital, d.h. über die Arbeit der ab-
hängig Beschäftigten in aller Welt.
Auf dem heutigen Stand der Technik könnten Wohlstand und materielle Sicherheit allen Menschen zuteil
werden, statt Super-Reichtum für wenige und Armut für viele. Der kapitalistische Produktionsprozess hat
sich gegenüber den lebenserhaltenden Bedürfnissen der Menschen verselbständigt und wird deshalb zu
einer existenziellen Bedrohung für alle Menschen, auch für diejenigen die glauben weiterhin davon überpro-
portional profitieren zu können. Es geht nicht darum, einige partielle Defizite im Rahmen des Kapitalismus
abzustellen, sondern das System zu überwinden.
Ausblick:
Seit vielen Jahren hören wir von unseren neoliberalen Einheitsparteien gebetsmühlenartig: Liberalisierung
auf allen Märkten, weniger Regulierung, mehr Privatisierung, weniger Staat, die Selbstheilungskräfte des
Marktes wirken lassen, u.a. CDU/CSU und SPD haben jetzt noch die intensive Förderung des Geschäfts mit
den Kreditverbriefungen in ihrem Koalitionsvertrag stehen. Als Regierungsparteien haben sie, ebenso wie
Rot/Grün, mit zahlreichen Gesetzen die Deregulierung der Finanzmärkte vorangetrieben.22 Heute, man traut
22
2002 Finanzmarktförderungsgesetz: Lockerung der Anforderungen an den Börsenhandel, Handel mit Derivaten wird erlaubt, 2003: Förderung der
Verbriefung von Krediten zu Wertpapieren, 2004: Hedge-Fonds werden zugelassen, 2005: Zulassung weiterer „Produktinnovationen“, Private-Public-
Patrnerships, 2008 Steuergeschenke für Pivate-Equity-Fonds.
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seinen Ohren kaum, treten die Komplicen der Finanzspekulanten vor die Öffentlichkeit und behaupten
dummdreist, sie allein wären aufgrund ihrer hohen Wirtschaftskompetenz in der Lage die Krise zu managen,
der Gier der Manager und dem Casinokapitalismus Einhalt zu gebieten. In Wirklichkeit liegt unseren oppor-
tunistischen Wendehals-Politikern nach wie vor nur daran, den Kollaps des Gesamtsystems zunächst zu ver-
hindern, um es dann wieder aufzupäppeln. Schließlich erhalten die neoliberalen Parteien regelmäßig großzü-
gige Spenden vom Großkapital und für besonders eifrige Marktfundamentalisten werden auch für die Zeit
nach ihrer Abgeordnetentätigkeit lukrative Posten in der Wirtschaft bereitgehalten. Leider ist zu befürchten,
dass sich die Milliarden-Zocker in den Zentralen des Spekulationskartells jetzt schon heimlich ins Fäustchen
lachen und bereits ihre nächsten Coups nach überstandener Krise vorbereiten. Nach der Immobilienblase
droht als nächstes die verstärkte Spekulation mit Nahrungsmitteln, Energie und Rohstoffen, welche katast-
rophale Hungerkrisen in der Dritten Welt und neue „humanitären Militäreinsätze“ zum Schutz der „Erdöl-
demokratien“ heraufbeschwören wird, von der Umweltkatastrophe ganz zu schweigen.
Der Kapitalismus hat in seiner 300-jährigen Geschichte schon unsägliches Elend und Leid über die Mensch-
heit gebracht, auch ohne die heutige Finanzblasenwirtschaft. Doch obwohl das asoziale System in seiner
gegenwärtigen Existenzkrise den Menschen die beklemmenden Folgeerscheinungen seiner eigenen Verwahr-
losung offenbaren muss, Skrupellosigkeit, Gier, Unverstand, Barbarei, blinde Verbohrtheit, zeigen sich viele
Zeitgenossen trotz der dramatischen Entwicklung nach wie vor unbeeindruckt bis apathisch. Dem an der
Nase herumgeführten Wähler müsste sich doch allmählich eine grundsätzliche Frage aufdrängen: Was muss
eigentlich noch alles passieren, damit ich endlich wirkungsvolle Konsequenzen aus der Unfähigkeit der herr-
schenden Parteien ziehe? Leider resignieren die meisten und reagieren nur mit Wahlboykott. Bei vielen
Menschen scheinen trotz der offensichtlichen Missstände und heraufziehenden Katastrophen übermächtige
Denk- und Gefühlsbarrieren der rationalen Einsicht entgegen zu stehen:
Da ist zum einen die Macht der Gewohnheit, die aus den zwar zunehmend prekären, aber immerhin noch
einigermaßen geregelten Alltagsabläufen erwächst. Die Angst vor möglichem Chaos im Gefolge von Sys-
temveränderungen scheint den Otto-Normalverbraucher an die bestehenden gesellschaftlichen Zustände zu
fesseln. Immer mehr Menschen werden zwar von Zukunftsängsten geplagt, aber solange sie von den existen-
ziellen Bedrohungen des maroden Systems noch nicht unmittelbar betroffen sind, hoffen sie, dass erst die
nachfolgenden Generationen von dem zu erwartenden Desaster heimgesucht werden.
Zum anderen beeinflusst das im System verankerte Konkurrenzprinzip nicht nur das Denken und Handeln
der Kapitalisten, sondern auch das Verhalten der abhängig Beschäftigten zueinander. In den Betrieben
bekommen die Fleißigen und Willigen bessere Posten und mehr Geld zugeteilt, als das weniger ehrgeizige
und zu kritischer Betrachtung neigende Personal. Letzteres muss sich mit dürftiger Entlohnung abfinden und
dankbar dafür sein, überhaupt einen Arbeitsplatz ergattert zu haben. Mit dieser Vorgehensweise werden
Menschen gegeneinander ausgespielt und für den höheren Zweck der Gewinnmaximierung instrumentali-
siert. Schon in der Schule und später am Arbeitsplatz lernt man sich gegen Konkurrenten zu behaupten, auf
seinen eigenen Vorteil zu schauen, sich in der „Hackordnung“ nach Oben hin anzupassen. Kein Wunder
wenn sich in den Köpfen von vielen Menschen die Überzeugung verfestigt hat, dass menschliches Zusam-
menleben Konkurrenzkampf ist wie bei den Tieren, und dass der Egoismus „dem Menschen“ angeboren ist.
Auf die im Kapitalismus gelebte Realität der Menschen bauen seine Ideologen auf: Sie erklären die vorfind-
baren gesellschaftlichen Hierarchien und Machtstrukturen zur unabänderlichen, geschichtslosen Realität,
zum Naturgesetz, das wir schicksalhaft hinzunehmen haben, ob es uns passt oder nicht! Vor diesem Hinter-
grund, sagen die Vertreter der ewigen Kapitalakkumulation, ist es nicht nur sinnlos, sondern grade zu hirn-
gespinstig eine Gesellschaftsordnung anzustreben, in der mehr Solidarität und Menschlichkeit realisiert wer-
den könnte. Die bestehende Ordnung, so behaupten sie weiter, garantiere das Optimum an Freiheit und De-
mokratie, mehr geht nicht! Gleiche Freiheitschancen für alle, das geht auch nicht, naturbedingt!
Die resignierte Hinnahme dieser stumpfsinnigen und verlogenen Ideologie hindert uns daran, über unsere
wahren Bedürfnisse nachzudenken und zukunftsfähige gesellschaftliche Entwicklungschancen zu erkennen.
Die Ideologie der Neoliberalen zerstört den Glauben an unsere Fähigkeit, durch Verständigung und gemein-
sames Lernen das Joch der bornierten Gedankenlosigkeit abzuschütteln, unser Zusammenleben konflikt- und
gewaltfreier zu organisieren und die vorhandenen zukunftsfeindlichen Herrschaftsverhältnisse zu überwin-
den.