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ZUM HÖREN : http://www.jesuslebt.de/sonst/sound/peterleh.mp3

ZUM LESEN :

von Andreas und Ulrike Mast

Unsere Geschichte soll einzig allein unseren Dank an Gott


ausdrücken, der uns ein unfaßbares Wunder erleben ließ. Und das
trotz vieler Zweifel und unseres Glaubens, der oft nicht den Bruchteil
eines Senfkorns groß war. Gott stellt uns Geschwister zur Seite, die
für uns beten, wenn wir es selbst nicht mehr schaffen und er erhört
diese Gebete.

Nach 2 Fehlgeburten und über 4 Jahren unerfüllten Kinderwunsches


haben wir eigentlich schon nicht mehr daran geglaubt, daß uns Gott
auf die vielen Gebete doch noch eine Antwort gibt und eine solche
schon gar nicht!
Dann nach einem Urlaub die ersehnte Nachricht: endlich schwanger -
toll, aber nur ein Kind! Verrückt, aber wir waren eigentlich trotz aller
Freude etwas enttäuscht. Schließlich hatten wir Gott darum gebeten,
daß er uns als Ersatz für die verlorenen Kinder doch Zwillinge
schenkt. Die nächste Untersuchung brachte es dann ans Licht: doch
Zwillinge - Gott hat Humor! Angstvolle erste Wochen folgten. Immer
wieder die quälenden Gedanken: wird die Schwangerschaft diesmal
halten? Blutgerinnsel in der Gebärmutter und eine schwere Grippe
gleich im Anschluß bedeuteten zwar 2 Wochen liegen, aber sie hielt.
In der 12. Schwangerschaftswoche (SSW) wurden an beiden Kindern
Nackenödeme festgestellt, ein Hinweis auf ein erhöhtes Risiko von
Mongolismus, Down-Syndrom! Die Ärzte rieten uns dringend zur
Fruchtwasserpunktion, was die Gefahr eines Abgangs in sich barg.
Nach langem Ringen entschieden wir uns gegen den Eingriff und
beschlossen die eventuelle Erkrankung aus Gottes Hand zu nehmen,
da für uns die letzte Konsequenz, eine Abtreibung, nicht in Frage
kam. Einen weiteren Abgang wollten wir nur für diese Gewißheit
einfach nicht aufs Spiel setzen. Trotz unserer Fragen und Ängste
hatten wir einen inneren Frieden, nachdem wir diese Entscheidung
getroffen hatten. Die Ältesten, der Pastor und viele aus der
Gemeinde beteten mit uns, immer dann, als alles über uns
zusammenzubrechen schien und unser Glaube gegen Null ging.
In der 19. SSW stellte der Arzt nach extremen Schmerzen bei Ulrike
fest, daß viel zu viel Fruchtwasser vorhanden war. Er schickte uns
sofort in die Uniklinik mit dem niederschmetternden Ergebnis:
fetofetales Transfusionssyndrom. Das ist eine extrem seltene
Komplikation bei eineiigen Zwillingen, eine Plazentaverbindung
zwischen den Kindern. Mit der Folge, daß ein Kind zuviel, das andere
zu wenig Blutversorgung hat. Das überversorgte Kind produzierte
Fruchtwasser ohne Ende, daher die wahnsinnigen Schmerzen durch
den schweren, prallen Bauch. Das andere Kind saß auf dem
Trockenen - in einem erbärmlichen Zustand. Ohne Eingriff war die
Fehlgeburt vorprogrammiert! Wir waren total verzweifelt und
entmutigt. Warum das alles? Die Ältesten und der Pastor kamen
gleich zu uns und unterstützen uns mit ihren Gebeten. Die ganze
Gemeinde stand im Gebet hinter uns. Während dieser Zeit bekam
Ulrikes Vater die Worte von Gott aufs Herz: Ich (der Herr) lebe und
sie beide sollen auch leben! Diese Verheißung war für uns in der
folgenden, harten Zeit der Schwangerschaft immer wieder wie ein
rettender Grashalm, wenn uns der Boden unter den Füßen
verschwinden wollte. Es gab damals 2 Möglichkeiten: die
konventionelle Fruchtwasserpunktion zur Druckentlastung mit der
Aussicht, daß evtl. nur eins oder gar kein Kind letztlich durchkommen
würde. Der Zeitpunkt der Diagnose war eben in einem sehr frühen
Stadium der Schwangerschaft und die Kinder noch lange nicht
lebensfähig. Die andere, neue Methode, bisher nur in Hamburg und
Ulm praktiziert, bedeutete eine Laserung der Blutverbindungsgefäße
direkt in der Gebärmutter. Die Chancen waren zwar etwas besser,
aber dennoch sehr ungewiß. Viel Zeit für eine Entscheidung blieb uns
nicht. Schon zwei Tage später, mit Gottes "Ja" in uns, fand die
Laserung und die Entnahme von 2 l Fruchtwasser dann statt. Bereits
am übernächsten Tag kam zu den Wehen noch ein Blasensprung.
Damit schien alles vorbei zu sein, doch zum allgemeinen Erstaunen
schloß sich dieser nach einigen Tagen wieder.
Eine halbe Woche nach der Entlassung aus der Klinik stellte der Arzt
erneut viel zu viel Fruchtwasser fest. Diesmal hatten sich die Rollen
jedoch vertauscht! Das ehemals unterversorgte Kind bekam nun
zuviel Blut und andersherum. Die Ärzte waren ratlos! Einen solchen
Fall hatten sie noch nie erlebt! Wir mußten uns sofort entscheiden.
Um das unterversorgte Kind stand es so schlecht, daß die Ärzte uns
darauf vorbereiteten, daß bei der nächsten Untersuchung vermutlich
nur noch ein Kind am Leben sei. Wir wußten nicht mehr weiter. Wo
war Gott? Unser Glaube war ein Scherbenhaufen, alle Hoffnung wich
der Verzweiflung. Nach weiteren Gebeten mit den Ältesten rangen
wir uns dazu durch, wenn die Kinder bei der nächsten Untersuchung
2 Tage später noch beide am Leben wären, erneut die Laserung zu
wagen. Die Ärzte rieten uns eher ab. Nach dem Blasensprung sahen
sie wenig Hoffnung aber eine Alternative mit besseren Chancen
konnten Sie uns auch nicht aufzeigen. Wieder war es dieser
unbegreifliche Friede und die Ruhe Gottes, was uns in dem Chaos
unserer Gefühle zu dieser Entscheidung brachte. So erfolgte erneut
eine Laserung und die Punktion von weiteren 1,6 l Fruchtwasser in
der 21. SSW. Die letzten 4 sichtbaren Gefäße waren damit
verschweißt. Weitere Möglichkeiten zum Eingriff gab es nicht mehr!
Nach Tagen voller Hoffen, daß die Kleinen durchkommen würden,
zeigte die Ultraschalluntersuchung: beide Kinder waren am Leben
aber das immer noch unterversorgte Kind zeigte weder eine
Blasenfunktion noch waren die Nieren erkennbar, was die Ärzte mehr
als zurückhaltend sein ließ. Außerdem war trotz des Eingriffs zuviel
Fruchtwasser vorhanden und so kam es zu weiteren
Entlastungspunktionen bis zur 25. Woche. Diese Eingriffe bedeuteten
jedesmal ein hohes Risiko des Abgangs durch die Irritationen, die mit
den schmerzhaften Einstichen verbunden waren und die
hervorgerufenen Wehen. Was folgte, waren lange Monate strengster
Bettruhe in der Klinik wegen der ständigen vorzeitigen Wehen,
ununterbrochen am Tropf mit wehenhemmenden Mitteln. Die
Situation des Kleinen blieb unverändert schlecht. Es war einfach
keine Blasenfunktion sichtbar - aber es lebte. Plötzlich schien sich die
Fruchtwassersituation einzupendeln. Wir gewannen Zeit, aber die
Kinder waren immer noch nicht lebensfähig und je früher sie kommen
würden, desto wahrscheinlicher war die Aussicht auf eine schwere
Behinderung, wenn dies nicht sowieso durch die bisherige
Krankheitsgeschichte der Fall war. Wir waren wie benommen, aber
immer wieder hofften wir auf ein Wunder. Trotzdem stellte sich keine
Veränderung beim unterversorgten Kind ein. Die Blase zeigte einfach
keinerlei Aktivität. Nach weiteren 3 Wochen, in der 26. SSW. geschah
das Unfaßbare: der behandelnde Professor konnte es nicht fassen.
Auf dem Ultraschall war auf einmal bei unserem Kleinen eine
Blasenfunktion zu sehen. Er produzierte ein wenig Fruchtwasser. Wir
hofften wieder ein wenig mehr.
Nach vielen Gebeten blieb dies der Stand. Für uns gab es nur noch
ein Motto: Zeit gewinnen und Wehen hemmen bis die Kinder
lebensfähig sein würden. So verging ein Tag nach dem Anderen,
Woche um Woche bis wir die ersehnte 28. Woche passiert hatten.
Das Ständige Kommen und Gehen im Zimmer von anderen
schwangeren Frauen, die mit gesunden Kindern wieder die Klinik
verlassen konnten, machte die Situation nicht gerade leichter aber
unsere unermüdlichen Beter in der Gemeinde gaben uns
unbegreifliche Kraft zum Durchhalten. Die Situation stabilisierte sich
so erstaunlich, daß die Ärzte sogar eine Weile mit dem Gedanken
spielten, eine normale Geburt abzuwarten. Doch dann zeigten die
Kinder ab der 32. Woche Reaktionen auf die regelmäßigen Wehen.
Immer wieder ließen die Herztöne bei den Wehen nach. So
entschieden sich die Ärzte in der 34. Woche, also 7 Wochen vor dem
Termin für einen Kaiserschnitt. Keiner konnte es fassen. Unseren
Kindern ging es gut. Joel Pascal und Timo André kamen am
12.10.1998 kerngesund zur Welt. Joel war zwar durch eine
Anhäufung roter Blutkörper wegen der Blutüberversorgung knallrot
und mit 2390 g bei 47 cm schon ein recht strammer Bursche im
Vergleich zu Timo aber auch er war mit seinen 1850 g und 42 cm bei
bester Gesundheit. Zu unserer Überraschung konnte Joel schon am
2. Tag zu seiner Mami auf die Station. Timo brauchte noch 1 Woche
das Wärmebettchen und kam dann zu seinem Brüderchen und den
überglücklichen Eltern.
Am 23.10 dann endlich die Heimreise nach knappen 3 Monaten
Odyssee durch Klinikräume, OP´s, Gefühlsaufs- und abs. Zeiten der
Verzweiflung, des Aufrappelns, Zeiten der Tränen, des Hoffens, des
Zweifelns aber auch des Vertrauens und des Glaubens. Gott hatte
uns getragen, trotzdem, daß Satan immer wieder alles in Gang
setzte, um unser Glaubensschiffchen zu versenken, was ihm oftmals
fast gelang. Aber die Gebete waren stärker. Bei jeder Entscheidung,
die wir fällen mußten, hatten wir inneren Frieden in aller
Verzweiflung. Für die Ärzte war es unfaßbar - scheinbar ein Triumph
modernster Medizintechnik. Für uns war und ist es mehr als das - zu
viele gute Zufälle und unerwartete Wendungen - Nein, für uns ist und
bleibt es ein Wunder Gottes. Sein Geschenk an uns. Heute haben wir
zwei gesunde, quicklebendige und fröhliche Jungs, in deren Lachen
Gottes Gnade für uns und die ausdauernden Beter um uns herum
überwältigend sichtbar wird.

--

Leben mit einem Geheimnis

Eigentlich dachte ich immer, alles sei in Ordnung. Ich glaubte an


Gott, war kein Verbrecher und kannte sogar viele biblische
Geschichten. Trotzdem war mir der Gott dieser Geschichten
irgendwie fremd und ich erlebte ihn eher als "Spielverderber" denn
als Freund und Vater. Das Problem war: Die Bibel kannte ich - aber
ich kannte sie fast nur aus der sog. Neuoffenbarung. Es handelt sich
dabei um Schriften, die als wenigstens gleichwertige Fortsetzung des
Bibelkanons gesehen werden. Über das Leben von Jesus gibt es z.B.
zwölf dicke Bücher - elf davon von Jakob Lorber (1800-1864), dem
sog. "Schreibknecht Gottes". Lorber berichtete von einer Stimme, die
er 1840 erstmals "in der Nähe des Herzens" hörte. Diese Stimme
stellte sich ihm als Jesus vor und diktierte ihm in den folgenden 24
Jahren ein monumentales Gesamtwerk, daß allein schon aufgrund
seines Umfanges von vielen Lorberanhängern als glaubhaft
eingestuft wird. Bis heute gilt Jakob Lorber als der bedeutendste
Prophet der Neuoffenbarung, aber es gibt neben ihm auch eine
große Zahl von Menschen, die diese innere Stimme, auf die sich
auch jedes weitere Neuoffenbarungswerk beruft, zu hören glauben.

Manche dieser Bücher berichten von Menschen, die gestorben sind


und im Jenseits weitergeführt werden. In einer Art geistlichen
Evolution entwickelten sich die meisten Menschen aus den in toter
Materie gebundenen "Seelenteilchen" über Pflanzen und Tiere zum
Menschen, um nach dem Tod, endlich befreit von der "bösen"
Materie, sich lernend immer weiter zu Gott emporzuarbeiten.
Außerdem wird in weiteren Büchern über Menschen auf z.B. Mond,
Sonne, Saturn... aufgeklärt und auch gleich die Physik mitgeliefert,
die das Leben dort möglich macht. Darüberhinaus wurde "schon zu
Jesu Lebzeiten" den Jüngern erklärt, daß Vögel mit Wasserstoff
fliegen, daß Kaffee und Kartoffeln für den Menschen ungesund sind
und was es mit der Dreieinigkeit auf sich hat. Die Neuoffenbarung
"erklärt" an anderer Stelle, daß Menschen und die ganze Schöpfung
nur dazu dienen, den Satan (häppchenweise - daher die
"Seelenteilchen") zu Gott zurückzubringen. Die 666 ist laut der
Neuoffenbarung auch ein Symbol für einen "vollkommenen Engel"
und auch der Satan wirkt bei Lorber harmlos und teilweise sogar
dämlich - ganz im Gegensatz zur Bibel. Doch damit nicht genug.
Selbst der Kreuzestodes Jesu als Erlösertat wird bestritten und
ethische Grundlagen des Christentums umgedreht. Derartige Stellen
verstecken sich zwar häufig im Text - die Bücher erzählen jedoch
meist langatmig von "Liebe" und den "großen" und "tiefen"
Geheimnissen des Glaubens und der Welt. So wird die
Neuoffenbarung auch nicht (was treffender wäre) als Grundlage einer
anderen Religion verstanden, sondern als Korrektur der Bibel, die nur
"reifen" Menschen unter der Hand weitergegeben werden soll, mit der
Auflage, selbst Stillschweigen darüber zu bewahren. Auf diese Weise
werden Gemeinden infiltriert von einer Lehre, die die Kernaussagen
des christlichen Glaubens weginterpretiert.

Bei einem Angebot von ca. 10 000 Seiten "Hauptneuoffenbarung"


und noch vielen weiteren "Offenbarungswerken" wird die Bibel
weitgehend "erklärt", "ergänzt" und "berichtigt" und die 1500
Bibelseiten (die angeblich völlig verfälscht sind) verschwinden
daneben schnell. Die Bibel ist für viele Neuoffenbarungsanhänger
zwar die Grundlage, studiert werden allerdings diese Schriften, die
durch ihren erwähnten Umfang die Botschaft der Bibel drehen und
neu erklären, angebliche Übersetzungsfehler aufzeigen und den
"Originalwortlaut" wiedergeben, und durch Vermischen mit dem
damaligen Weltbild, der damaligen Volksfrömmigkeit und eigenen
Vorstellungen eine eigene Art von "Christentum" entstehen lassen.
Alle Härten und Unannehmlichkeiten, alle Konflikte mit dem
damaligen Zeitgeist und alle interreligiösen Spannungen werden
weggeredet. Übrig bleibt viel Text mit wenig Aussage.

Schon als Kind wußte ich aus der Neuoffenbarung, daß ich mit
diesem meinem "Wissen" nicht hausieren gehen soll. Man erfährt in
diesen Schriften, daß das Wissen um diese Offenbarungen ein
besonderes Privilege darstelle, aber nicht alle Menschen "so weit"
seien und es deshalb nicht verstehen könnten. So hörte ich mir z.B.
im Religionsunterricht oft Geschichten an, die ich "viel besser"
kannte. Meist war allerdings das Problem, daß ich nicht mehr genau
wußte, wo Bibel aufhört und Neuoffenbarung anfängt. So hielt ich
lieber den Mund und lernte, mit dieser Halbwahrheit zu leben:
"Natürlich glaube ich an die Bibel - sie ist ja die Grundlage, aber..."

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erste Zweifel

Über ganz verrückte Wege lernte ich als Teenager eine


Jugendgruppe der evangelischen Kirche kennen, die aber auch offen
für Jugendliche anderer Konfessionen war. Zuerst ging ich dahin, weil
ich Christlichsein gut fand, aber irgendetwas fesselte mich so, dass
ich regelmäßig mitmachte (z.B. bei selbstgestaltete
Jugendgottesdienste - es waren damals ca. 50 Jugendliche). Ich
fühlte ich mich dort sehr wohl. Wir lasen miteinander in der Bibel,
sangen und beteten gemeinsam, planten missionarische Aktionen
und verbrachten viel Zeit miteinander (Kino, Grillen, ...). Nur etwas
irritierte mich. Jesus war wichtiger als ich es kannte. Und er war
anders.

Zwar soll Jesus die Offenbarungen Lorber persönlich diktiert haben,


deswegen ist sie ja "viel besser" als die "so sehr von Menschen
verfälschte" Bibel, und es wird auch ständig von Liebe (und
"übergroßer Liebe" und der "allergrößten Liebe") geredet, aber
gespürt habe ich sie nicht. Wenn man in den Büchern von Lorber
liest, wie "Jesus" mit den Menschen redet (entweder im Jenseits oder
vor 2000 Jahren auf der Erde, wenn er seinen Zuhörern z.B. etwas
von Erde und Kugel erklärt (und die das auch schnell kapieren)) sind
die Leute oft ganz hin und weg vor Liebe zu Jesus und sie lassen
sich in seitenlangen Monologen darüber aus. Aber mit mir und
meinem Leben hatte das irgendwie nichts zu tun. Auch wenn man
seitenweise über Liebe nur in Superlativen liest, ändert das nichts
daran, daß man an sich arbeiten und sich nur selbst verändern kann.
Und daß man sich bemühen muß, zumindest "zur Hälfte"(!) geistig
wiedergeboren zu sein. Man ist deshalb laut dieser Lehre auch kein
"Christ", sondern ein "werdender Christ". Daß sich Jesus aus Liebe
zu uns Menschen kreuzigen ließ, kannte ich. Nur konnte ich mit
dieser Aussage nichts anfangen. Denn durch den Kreuzestod hat
Jesus laut Lorber nur seinen Teil vollbracht, meinen eigenen muß ich
trotzdem selbst vollbringen.

Es gibt in den "Jenseits-Berichten" auch Szenen von Menschen, die


in den von ihnen angebeteten Gottheiten Jesus erkennen. Als ich
deshalb einmal in der Jugendgruppe nachhakte, ob denn nicht ein
"guter" Mensch aus einer anderen Religion durch gute Taten seiner
Religion und Liebe zu irgendeiner Gottheit erlöst werden kann, kam
aus dem Kreis sehr bestimmt, dass nur Jesus der einzige Weg ist
und dass nur er retten kann. Diese Einschränkung verwirrte mich,
weil ich es aus der Neuoffenbarung anders kannte.

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das Evangelium

Durch die vielen Gespräche mit meinen neuen Freunden, die nichts
von meinem Neuoffenbarungshintergrund wussten, lernte ich Gott
immer besser kennen. Den Himmel kann man sich nicht verdienen,
denn die Trennung von Gott, die ich nicht überbrücken kann, bleibt.
Und Jesu Liebe braucht man sich nicht zu verdienen, denn er liebte
mich schon bevor ich geboren wurde: Jesus ist meinen Tod, den ich
eigentlich verdient hätte, gestorben, damit ich leben kann. Und jetzt
hält er mir die Hand hin und bietet mir an: "Gib mir dein bisheriges
Leben, und du bekommst von mir ewiges Leben. Vertrau mir, ich
mache das Beste daraus."

Endlich hatte ich verstanden, was das Evangelium, zu deutsch: Frohe


Botschaft, ist. Zehn dicke Bücher von Lorber heißen "großes
Evangelium", aber in keinem habe ich es wirklich erfahren. Ich dachte
sogar als Kind, "Evangelium" sei ein anderes Wort für langatmige
Belehrungen.
Die Trennung von Gott wäre damit überwunden, aber ich traute mich
nicht, Jesus mein Leben zu geben. Es war ja ein Wagnis, ich wusste
nicht, was er damit vorhatte. Ich unterstellte ihm lauter Gemeinheiten,
daß er mir Dinge zumutet, die ich nicht schaffe... . Ich wußte aus den
Lorberschriften, daß Gottes Wille eigentlich immer gegen den
eigenen Wunsch geht, und daß das, was mir Spaß macht, immer
schlecht ist. Aber auch da musste ich gründlich aufräumen.

Eine Entscheidung für Jesus war noch nicht gefallen. Sie war jetzt
gefragt. Entweder ich lebe einfach so weiter, aber dann lerne ich
Jesus nie persönlich kennen. Ich versuche, mein Leben selbst in die
Hand zu nehmen und es sinnvoll zu gestalten, aber dann mache ich
wahrscheinlich eine Bauchlandung, weil mein begrenztes Wissen
immer hinter dem meines Schöpfers zurückbleibt. Oder ich gebe es
ab, und mein neues Leben bekommt Sinn, weil Gott mich dort
einsetzen kann, wo er mich braucht.

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Christ werden

Trotzdem traute ich mich nicht, Jesus mein Leben zu geben. Es war
ein Wagnis, ich wusste nicht, was er damit vorhatte. Aus den
Lorberschriften kannte ich nur, dass Gottes Wille eigentlich immer
gegen den eigenen Wunsch geht, und dass das, was mir Spaß
macht, meist schlecht ist. In dieser Zeit wurde mir dann auch noch
von einem Neuoffenbarungsanhänger vorgeworfen, ich entwickle ein
falsches Gottesbild, wenn ich glaube, ich könne als „werdender
Christ“ so leben wie die jungen Leute der Jugendgruppe, die nicht so
viel über Jesus wüssten wie ich. Letztlich gestand ich Gott meine
Angst, dass mein Leben eine Quälerei wird, wenn ich jetzt seinen
Willen tun muss. Doch es kam ganz anders. Jesus redet nicht ständig
von Liebe, er lässt mich seine Liebe spüren - auch heute noch.
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die Taufe

Sehr bald wurde mir auch klar, daß ich mich in der Taufe von allem,
was mir noch aus meinem alten Leben anhängt lossagen und mich
öffentlich zu Jesus stellen kann. Ich hatte bereits alle
Neuoffenbarungs-Bücher, die ich besaß, vernichtet, aber es quälten
mich doch noch oft Gedanken daraus.

Durch verschiedene Umstände mußte ich noch ein halbes Jahr auf
meine Taufe warten. Früher glaubte ich, Anfechtung sei ein frommes
Wort für: "Mir geht’s heute nicht so gut", bis ich sie dann selbst
erlebte. Mit allen Mitteln wurde versucht, mich von dieser Taufe
abzuhalten. Man kann schwer beschreiben, was da alles passierte.
Mit allen Mitteln wurde versucht, mich von dieser Taufe abzuhalten.
Es ging so weit, daß ich schon glaubte, mich nicht taufen lassen zu
können, weil ich fast nicht mehr beten konnte. Es waren
hauptsächlich innere Angriffe, aber auch äußere Umstände, die
plötzlich auffällig häufig negativ auftraten. Dazu kamen wöchentliche
Migräneattacken, die mehrere Tage andauerten (ich hatte bis dahin
noch nie Migräne, und nach der Taufe hörte sie auch schlagartig auf).
Schon vorher, an dem Tag als ich mich entschloß, nun offen über die
Neuoffenbarung zu reden (ausgelöst durch Mt 10,26ff - was ja laut
Neuoffenbarung nicht im Sinne "Jesu" ist), wurde versucht, uns etwas
anzuhängen. Mein Mann war ratlos, aber mir war klar, daß "Etwas"
nicht will, daß wir mit anderen über das Problem "Neuoffenbarung"
sprechen. Vielmehr sollten wir alles stillschweigend auf sich beruhen
lassen- was wir allerdings nicht taten. Spätestens seit dieser Zeit
weiß ich, daß das Böse genauso real ist wie Jesus. Aber Jesus ist
stärker.

Irgendwie überstand ich das halbe Jahr bis zur Taufe. Schließlich
stand ich am Pult um zu sagen, warum ich mich taufen lassen will.
Ich wollte mit Reden beginnen, aber es war, als würde mir von hinten
der Mund zugehalten werden. Ich wollte öffentlich - vor der sichtbaren
und unsichtbaren Welt - festlegen, daß Jesus der alleinige Herr über
mein Leben ist, aber es wurde versucht zu verhindern. "Etwas" wollte
das nicht zulassen. "Etwas", das ich nicht sehen konnte. "Etwas"-
oder "Jemand", der mich schon das letzte halbe Jahr von der Taufe
abhalten wollte und nun seine letzte Chance witterte. Und mir wurde
schlagartig klar, daß ich jetzt nicht nachgeben durfte. Ich begann, den
Spickzettel, den ich mir geschrieben hatte, Wort für Wort vorzulesen.
Jeder Satz war ein Kampf und wurde kaum verständlich
hervorgewürgt. Innerlich schrie ich Jesus um Hilfe und Kraft an, damit
ich durchhalten konnte und er half mir. Als ich aus dem Wasser stieg,
fühlte ich mich trotz der nassen Kleider viel leichter als vorher. Ich
konnte durch diesen Bruch mit der Neuoffenbarung mit Jesus neu
anfangen.

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Ich bin frei

Lorber und auch die anderen Neuoffenbarungspropheten schrieben


und schreiben sicher auch ihre eigenen (evtl. unterbewußten)
Gedanken. Das Lorberwerk verrät mehr über Lorber und seine Zeit,
als über "Jesus". Aber neben der rein menschlichen Urheberschaft
konnte ich bei Lorber auch etwas von einer dämonischen
Beeinflussung spüren. Und seit meinem Erlebnis bei der Taufe weiß
ich auch, wie sehr sie die Menschen, die sich darauf einlassen,
beherrscht und bindet. In der Neuoffenbarung meldet sich "Jesus"
persönlich zu Wort. Das ist ein ungeheuer hoher Anspruch, dem man
kaum neutral gegenüberstehen kann. Entweder hier redet wirklich
Jesus, aber dann würden die Schriften den Heilsplan der Bibel
fortsetzen (wie Jesus das Alte Testament), oder jemand anderes
nimmt sich das Recht heraus, in seiner Autorität zu sprechen. Die
Neuoffenbarungen können also nur entweder absolut unverzichtbar
oder absolut gefährlich sein.
Ich glaube nicht, daß man nur dann Christ sein kann, wenn man die
Neuoffenbarung, die vielleicht im Regal steht, wegwirft. Ich glaube
jedoch, daß sich viele bezüglich der Neuoffenbarung etwas
vormachen. Wer behauptet, daß Bibel und Neuoffenbarung im Kern
übereinstimmen, belügt sich selbst. Wer aber sein Vertrauen auf
Jesus setzt, den wird Jesus nicht hängen lassen. Jesus, wie ich ihn
kennengelernt habe, läßt sich nicht in 1500 Seiten Bibel sperren (wie
einige Neuoffenbarungsanhänger richtig bemerken), aber auch nicht
in 10 000 oder mehr Seiten Neuoffenbarung. Jesus lebt. Er lebt mit
mir zusammen und ich kann von dem erzählen, was ich mit ihm
erlebe, so wie die vielen Schreiber der biblischen Bücher. Endlich bin
ich frei.

Mehr zu diesem Thema auf meiner Internetseite www.jakoblorber.de

--

Was ist eigentlich aus mir geworden?

Volker gab mir den Telefonhörer mit einem Schulterzucken. Er


wusste nicht, wer am anderen Ende der Leitung war. Ich meldete
mich mit einem fragenden "Giehl!?" "Ja, hallo. Mirja? Hier ist Markus
J.!" "Ja - und? Muss ich dich kennen?" "Wir sind doch zusammen zur
Grundschule in Lautenthal gegangen."

Ja, ich bin wohl zur Grundschule gegangen - und auch in diesem
kleinen Dorf im Harz -, aber an Markus konnte ich mich wirklich nicht
erinnern. Er sprach weiter, und schließlich dämmerte es mir. Ein
Klassentreffen war geplant, und ich war die Letzte, die er nach
einigen Mühen doch noch ausfindig machen konnte. Ein
Klassentreffen: in diesem August 1997. Klar wäre ich dabei.

In den folgenden Tagen und Wochen machte ich mir viele Gedanken
über dieses Ereignis, schließlich sollte es mein erstes Klassentreffen
sein. Wer war denn damals alles mit mir in der Schule? Wen trifft
man dort wohl wieder? Immerhin waren seitdem 17 Jahre vergangen.
Was ist wohl so aus den Leuten geworden? - Was ist eigentlich aus
mir geworden???
1980 war meine Familie aus diesem Ort fortgezogen. Solange meine
Oma noch lebte, bin ich hin und wieder zu Besuch dort gewesen.
Ansonsten zog mich nichts mehr zurück.

Während der Grundschulzeit war ich noch richtig gut in der Schule.
Als meine Eltern sich einige Jahre später trennten, zerbrach nicht nur
unsere Familie, sondern für mich der größte Teil meiner Welt. Meine
Mutter ging, ich blieb bei meinem Vater, seine spätere Ehefrau kam,
und dann ging auch meine Schwester. Die Zeit am Gymnasium
wurde für mich zum Alptraum. Die "Krönung" war ein Ungenügend in
Mathe auf dem Zeugnis - ausgerechnet in Mathe. Immer mehr war
ich davon überzeugt, ein Versager zu sein. Einige meiner Lehrer
unterstützten mich in dieser Ansicht. Schließlich wählte ich nicht
einmal Religion ab - ich hätte es sehr gerne getan -, weil ich damit
den Notendurchschnitt doch wenigstens noch ein wenig aufpolieren
konnte.

Aber ich hatte sehr gute Freunde in dieser Zeit. Durch meine
Konfirmandenzeit in der evangelischen Kirchengemeinde Oelde
lernte ich viele Jugendmitarbeiter in der Gemeinde kennen - auch
Volker. Früher war ich wohl hin und wieder im Kindergottesdienst
gewesen, danach hatte ich eine Kirche das letzte Mal bei den
Konfirmationen meiner Schwester und eines Cousins von innen
gesehen. Nach meiner Konfirmation arbeitete ich in verschiedenen
Gemeindegruppen mit: Jugendbibelkreis, Kindergottesdienst-
Helferkreis, in einer eigenen Kindergruppe. Ich war mit viel Spaß und
Engagement bei der Sache, bei der "Sache Kirche". Zu Hause fühlte
ich mich schon lange nicht mehr wohl, aber bei meinen Freunden in
der Gemeinde wusste ich mich verstanden, akzeptiert und geliebt.

Volker und ich wurden in dieser Zeit ein Paar, und bis auf meine
Schwierigkeiten in der Schule und die ständigen Streitereien
zwischen meinen Eltern, ging es mir recht gut. Seit meiner
Konfirmandenzeit hatte ich in Gott einen Vater, zu dem ich immer
kommen, mit dem ich reden konnte, wann ich es wollte, der mir aber
gar nicht soviel sagte. Aber es war so in Ordnung: schließlich war ich
ja Christ - also getauft, konfirmiert und sehr aktiv in der Gemeinde.
So gesehen war ich also sogar ein "guter Christ" - was auch immer
das sein mag.
In diese Phase hinein musste ich 1986 erneut umziehen. Nun
schmiss ich meine Schule nach der zehnten Klasse hin, ich wollte
einfach nicht mehr. Die räumliche Trennung von Volker machte mir
zu schaffen. Ich war 16 Jahre alt, hatte also weder Führerschein,
noch Auto und war immer darauf angewiesen, dass Volker - er war
inzwischen 23 - zu mir kam. In dieser Zeit hatte ich kurzen Kontakt zu
Mitgliedern einer Freikirche bekommen, diesen aber wieder abreißen
lassen. Außerdem merkte ich, dass sich mein Verhältnis zu Gott
veränderte. Irgendwie "spürte" ich ihn nicht mehr; ich bekam Angst,
ihn zu verlieren. Mein Religionslehrer in der Berufsschule sagte mir,
das käme wieder in Ordnung. Bis heute weiß ich nicht, ob er ein
gläubiger Christ war und tatsächlich daran glaubte, dass dies
geschehen würde.

Nach meiner Ausbildung zur Arzthelferin zogen Volker und ich


zusammen. Ein Jahr später heirateten wir, und 1993 wurde unser
Sohn Robin geboren. Bis dahin hatte ich in einer Fabrik und bei
verschiedenen Ärzten gearbeitet. Aber ich war unruhig und rastlos.
Häufig hatte ich das Gefühl, nicht dort hinzugehören, wo ich gerade
war. Nur zu Volker - da gehörte ich hin. Unser Glück hätte eigentlich
perfekt sein können, als unser Wunschkind gesund und munter nach
einer schwierigen Schwangerschaft und problematischen Geburt
endlich das Licht der Welt erblickte. Und - ich war todunglücklich und
konnte mir diesen Zustand nicht erklären. Die Kluft zwischen Schein
und Wirklichkeit wurde immer größer. Ich brauchte dringend
Bestätigung von außen; irgend etwas musste es doch geben, das mir
Selbstwertgefühl und Ruhe für meine Seele gab. So verkaufte ich
eine Zeit lang Tupperware und konnte mir mit viel Arbeit
Anerkennung, Geld und Erfolg verschaffen. Eine lang andauernde
Krankheit ließ mich diese Tätigkeit beenden.

Während eines Kuraufenthalts Ende 1996 wurde mir sehr deutlich,


dass ich mit meiner Kopfarbeit völlig unterfordert war. In der Rolle als
Hausfrau und Mutter fand ich mich weiterhin nur mühsam zurecht. Ich
liebte Robin, aber durch meine Unzufriedenheit war ich für ihn alles
andere als eine ideale Mutter. Volker unterstütze mich in allen
Dingen; er wollte, dass es mir gutgeht. Oft hat er mich einfach nur
ertragen und ausgehalten.

Um meine geistigen Fähigkeiten wieder zu aktivieren, schafften wir


uns einen Computer an, und ich belegte einige Kurse in der
Volkshochschule - alles "just for fun", ohne richtige Aufgabe, ohne
Ziel.

Das war alles, was aus mir geworden war! Und nun kam also diese
Einladung zu dem Klassentreffen.

zum Inhaltsverzeichnis

Befreiungsschlag

Früher war ich eine gute Schülerin, so dass es für meine Eltern und
mich klar war, dass ich das Abitur machen und anschließend
studieren würde. Vieles war damals so klar gewesen, und plötzlich
war alles doch ganz anders gekommen. Da stand ich nun mit meiner
"Karriere" als Arzthelferin, Arbeiterin, Hausfrau und Mutter. Ich hatte
meine Erwartungen und die anderer Menschen nicht erfüllt, aber ich
sparte nicht mit Begründungen und Erklärungen, warum ich es nicht
geschafft hatte. Und dennoch blieb für mich dieser Makel.

Im Programm der VHS wurden Schulabschlüsse angeboten, unter


anderem auch das Abitur. Der Abendkurs umfasste 20
Wochenstunden und sollte drei Jahre lang dauern. Nach reiflichen
Überlegungen entschied ich mich für diesen Weg - so konnte ich
meinen Makel loswerden, hatte eine relativ sinnvolle Aufgabe, und
bei dem anstehenden Klassentreffen konnte ich wenigstens
vorweisen, mein Schicksal selbst in die Hand genommen zu haben.

Glücklicherweise fand das Klassentreffen erst sechs Tage nach


Schulbeginn statt. So konnte ich den ehemaligen Mitschülern ruhigen
Gewissens sagen, dass ich gerade das Abitur machte. Und ich hatte
ja gute Gründe, warum das Ganze mit solch einer langen Verspätung
geschah.

Die Schule machte mir viel Spaß und Arbeit und brachte wieder
große Veränderungen für unser Familienleben mit sich. Volker
unterstützte mich, wo er konnte, und so spielte sich der neue Tages-,
bzw. Nachtablauf bald ein.

Zu dieser Zeit spitzte sich mein ohnehin sehr angespanntes


Verhältnis zu meinem Vater zu. Nie hatte ich ihm gesagt, wie sehr ich
unter ihm litt, er wusste nicht, wie es in mir aussah. Nur eine - für
Außenstehende - vermeintliche Kleinigkeit ließ mich einen auch für
mich schweren Schritt gehen: von einem Tag zum anderen erklärte
ich meinem Vater, dass ich keinerlei Kontakt mehr zu ihm wolle. Ich
selbst schwankte zwischen Trauer, Wut, Angst und Schmerz,
dennoch war es für mich ein regelrechter Befreiungsschlag, über
dessen Wichtigkeit und Notwendigkeit ich mir im Klaren war.

Einer meiner Mitschüler - Lothar - wurde mir zu diesem Zeitpunkt


immer wichtiger. Jemand wie er, war mir noch nie begegnet.
Einerseits gab er mir Sicherheit - zum Teil durch seine bloße
Anwesenheit -, andererseits begann er damit, meine kirchlichen
Aktivitäten und damit letztendlich mein ganzes Leben in Frage zu
stellen. Dazu reichten ihm - und mir - einfache Rückfragen wie "Bist
du sicher?" und "Echt?". Oder er wollte sich einfach nur etwas mir
Selbstverständliches erklären lassen - und ich konnte es nicht! Mich
selbst hatte ich schon lange nicht mehr hinterfragt. Wenn ich ihm
Fragen stellte, gab er mir selten direkt darauf eine Antwort; aber er
zeigte mir immer Wege, diese selber zu finden.

Diese Gespräche fanden kaum in der Schule, dafür um so


ausgiebiger in den Nächten am Telefon statt. Wieder schwankte ich:
diesmal zwischen Verunsicherung, Hilflosigkeit, Faszination und Wut
Lothar gegenüber. Er gab mir das ungute Gefühl, meine Gedanken
genau zu kennen, vor ihm hatte ich keine Möglichkeit, mich zu
verstecken. Mitunter hatte ich Angst vor ihm, vor dem, was er mir zu
sagen hatte, dennoch suchte ich immer wieder seine Nähe. Dass
Lothar Christ war, merkte ich nicht - ich war völlig verfinstert.

Volker und Robin kamen gerade in dieser Zeit zu kurz, sie haben
mich wieder ertragen und ausgehalten. Heute weiß ich, wieviel Leid
ich ihnen mit meinem Verhalten und meiner Rücksichtslosigkeit
zugefügt habe. Damals wusste ich nur, dass mein Leben, so wie es
war, nicht bleiben, dass das doch nicht alles gewesen sein konnte.
Ich war auf der Suche nach meinem persönlichen "Warum?",
"Wohin?" und "Wer bin ich?". Und ich war - wenn ich es auch nicht
wusste - auf der Suche nach etwas, das sich nie ändern, das immer
Bestand haben würde, worauf ich immer vertrauen konnte, egal, wie
die Zustände ringsherum auch aussehen mochten.

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Wer bin ich?

Das "Wer bin ich?" begegnete mir dann auf eine andere, für mich
äußerst prägende Art: In dem Musical "Les Misérables" (Die Elenden)
singt die Hauptfigur Jean Valjean ein Lied mit eben genau diesem
Titel. Eine Textzeile in diesem Lied lautet: "Mein Leben hab‘ ich Gott
geweiht, der Handel gilt für alle Zeit. Er gab mir Kraft, ich war verlor’n,
durch ihn erst wurde ich gebor’n." Ich verstand es nicht.

Das Musical kann auf eine ganz kurze Formel gebracht werden -
auch wenn man dem Stück damit sicher nicht gerecht wird: Der
ehemalige Sträfling Jean Valjean nimmt Gottes Gnade und
Vergebung und damit die Erlösung für sich in Anspruch; der
Gesetzeshüter Inspektor Javert versucht, das Heil durch die
unbedingte Einhaltung der Gesetze selbst zu erlangen - und
scheitert.

Ich habe das Stück oft gesehen, verstanden habe ich vieles erst
später. Ungefähr zu der Zeit, als ich mit der Abendschule begonnen
hatte, veränderte sich meine eigene Sichtweise der Figuren in dem
Musical. Anfangs war ich begeistert von der Person des Javert: er
vertrat das Gesetz, er tat nur seine Pflicht und sorgte für die
Ordnung. Der Valjean hingegen hatte mein Mitleid nicht, schließlich
war er an seiner Situation, an seinem Unglück selber schuld. Nun
aber erkannte auch ich, dass Javert zwar gesetzestreu, keineswegs
aber barmherzig war. Er richtete sich einzig und allein am Recht aus -
so wie ich, und nicht einmal das war mir gelungen. Ich war an vielen
Stellen meines Lebens schuldig geworden, hatte aber immer wieder
Möglichkeiten der Entschuldigung gefunden. Letztlich waren auch in
meinem Leben immer andere Menschen oder sogenannte Umstände
mehr schuld an dem, was mit mir los war, als ich selbst.

Das Musical fesselte mich immer mehr und wurde für mich bald zum
Thema Nr. 1. Wann immer ich Zeit hatte, fuhr ich nach Duisburg ins
Theater; wenn ich eigentlich keine Zeit hatte, arrangierte ich es so,
dass es doch möglich war, zu fahren. Ich war mit meiner Familie, der
Schule und den Musicalfahrten völlig aus-, manchmal auch
überlastet. Oft funktionierte ich nur noch. Aus Angst, irgend etwas zu
verpassen, wurde ich zum wahren Organisationstalent.

Schon vier Jahre zuvor hatte sich Volker in die Gemeindeleitung


wählen lassen; zusammen übernahmen wir die Leitung einer Gruppe
in der Erwachsenenarbeit, nachdem wir unsere Arbeit in einer Eltern-
Kind-Gruppe beendet hatten. Später übernahm ich noch die
Redaktion des Gemeindebriefes. So war ich also viel beschäftigt,
kannte keine Langeweile mehr und hatte kaum noch Zeit, mich mit
mir selbst zu beschäftigen. Ich verlor mich im Aktionismus. Dem
äußeren Anschein nach war mein Leben nahezu perfekt. Wieder
wuchs die Kluft zwischen Schein und Wirklichkeit, denn meine innere
Unruhe und Unzufriedenheit blieben. Ich ahnte, dass das nicht das
wahre Leben sein konnte.

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Der Scheck

Im Sommer 1998 bekam ich Kontakt zu Drew Pulver, er war Sänger


und Schauspieler im Musical-Theater Duisburg. Er faszinierte mich
als Jean Valjean in "Les Misérables", da er diese Rolle nicht nur
spielte, sondern lebte. Ich lernte ihn am Bühneneingang kennen und
bekam von Bekannten den Hinweis: "Der hat einen guten Draht nach
oben." Das hatte ich bis dahin von mir auch gedacht. Drew gefiel mir
als Schauspieler und Sänger, und ich mochte ihn sehr gern als
Mensch. Unsere Beziehung war einfach zu definieren: er war der
Star, auch wenn er sich nie als solcher zu profilieren versuchte, und
ich war der Fan. Immer mehr suchte ich seine Nähe, und im August
gingen meine Freundin Angelika, Drew und ich gemeinsam nach
einer Show Essen. Es war für mich wie ein Traum.

Nach diesem Treffen hoffte ich und war mir recht sicher, dass er mir
für mein Leben etwas sagen, dass er mir weiterhelfen konnte. In
einem Brief bat ich ihn um ein Gespräch, da für mich bis dahin vieles
ungesagt und ungefragt geblieben war. Am 1. Oktober sahen wir uns
kurz nach der Vorstellung und er wollte von mir wissen, um was es
denn ginge, da er ja keine Ahnung davon hatte, wie es in mir aussah.
Ich sagte ihm, dass ich mein persönliches "Wer bin ich?" nicht
beantworten könne, dies aber gern tun würde, dass ich glaubte, dass
er mir etwas für mein Leben sagen könne. Seine Antwort war ein
schlichtes "It’s okay!"

Schon drei Tage später trafen wir uns zu einem ausgiebigen


"Arbeitsessen", welches mein ganzes Leben nachhaltig beeinflussen
sollte.

Er erwartete mich mit einer englischsprachigen Bibel für sich und


einer deutschsprachigen für mich unter dem Arm. Das hatte ich nicht
erwartet, da wir zuvor Glauben oder Gott nicht einmal erwähnt hatten.
Als ich gerade mit dem Essen beginnen wollte, nahm Drew meine
Hand und meinte, wir sollten doch zuvor noch miteinander beten. Da
saß ich nun mitten in Duisburg in einem gut besuchten Steakhaus mit
einem Tenor aus dem Musical "Les Misérables", der meine Hand
hielt und mit lauter, kräftiger Stimme - so dass es auch für die
anderen Gäste hörbar war - betete! Ich weiß heute nicht mehr den
Inhalt des Gebetes, aber Drew beschränkte sich nicht auf ein kurzes
Dankgebet für die Gaben; er betete und dankte Gott ganz für mich
persönlich. Der Kloß in meinem Hals wurde immer dicker, das
gemeinsame Amen konnte ich dennoch sprechen. Und wieder
schwankte ich in meinen Gefühlen: diesmal zwischen Glück,
Verwirrung und Erstaunen über etwas mir bis dahin völlig
Unbekanntes. Nie zuvor hatte ein Mensch mich buchstäblich an die
Hand genommen, um mit mir zu beten. Warum eigentlich nicht?
Wir haben an diesem Tag über so vieles gesprochen und in der Bibel
gelesen; heute weiß ich, dass Jesus Christus mitten unter uns war.

Drew sagte zu mir: "Das, was Du an mir magst, was Dich an mir
fasziniert, ist Jesus durch mich!" Das hatte gesessen! Jesus war für
mich eine historische Person gewesen, jemand, der mir als Vorbild
vorgehalten worden war, ganz nach dem Motto: Je ähnlicher du ihm
wirst, desto besser bist du als Christ. Jesus Christus sagt von sich: "
Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt
zum Vater denn durch mich.", Johannes 14, 6 - die Bedeutung dieser
Worte war mir unbekannt. Ich wußte nicht, dass ich Jesus selbst
brauchte, nicht irgend welche ethischen Grundprinzipien von ihm!
Irgendwann hatte ich auf dieses Vorbild verzichtet, denn Jesus zu
erreichen, das schaffte ich doch sowieso nicht! Und nun sollte Jesus
Christus mir in Drew Pulver begegnen!?

Es folgte die Geschichte, die mich wieder zu der Frage "Wer bin ich?"
führte. Drew erzählte etwa folgendermaßen (Gleichnisse hinken
immer an einigen Stellen!): "Stell‘ dir vor, du hast etwas ganz
Schlimmes getan, z. B. einen Menschen überfahren, und nun
kommst du vors Gericht und sollst dafür verurteilt werden. Jetzt
passiert etwas Blödes: Ausgerechnet dein Vater ist der zuständige
Richter, der über dein Schicksal zu urteilen hat. Du wirst für schuldig
befunden und dazu verurteilt, die Summe von einer Milliarde Dollar
zu zahlen oder lebenslänglich ins Gefängnis zu gehen, was der
Todesstrafe gleichkäme, da dein Leben verwirkt wäre. Du hast aber
kein Geld, um für deine Schuld zu bezahlen. Und nun geschieht das
Unvorstellbare: Dein Vater erhebt sich von seinem Richterstuhl, zieht
seine Robe aus, kommt zu dir und zieht sein Scheckbuch aus der
Tasche. Er schreibt dir einen Scheck über die geforderte Summe aus
- das ist alles, was er hat - und gibt ihn dir. Du hast jetzt zwei
Möglichkeiten, zu reagieren. Welche?" ich antwortete, dass ich
ablehnen oder annehmen könne. "Richtig, du kannst sagen: Behalte
dein Geld, ich bezahle meine Schuld selber. Oder du sagst: Danke
Papa! - Hast du diesen Scheck jemals in Deinem Leben
angenommen?" Ich überlegte nicht lange und antwortete, dass ich es
getan hätte.

Nach unserem Treffen brachte ich Drew nach Hause, und im Auto
betete er noch einmal mit mir für mich. Als ich wieder zu Hause war,
überkam mich das große Elend: Mir wurde klar, ich hatte diesen
Scheck niemals angenommen!

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Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte

Die kommenden Tage habe ich kaum noch in meiner Erinnerung.


Deutlich steht mir jedoch noch ein Gespräch zwischen Lothar und mir
vor Augen: Wir saßen abends nach der Schule in meinem Auto, und
ich fragte ihn, was ich denn tun müsse, um diesen besagten Scheck
anzunehmen. Er sagte, wir könnten jetzt gleich miteinander beten - er
würde beten, danach ich -, so einfach sollte es sein, mich in die Hand
des himmlischen Vaters zu geben? Im Auto lief die Musik von "Les
Misérables": "Vergib‘ mir meine Sünden, Herr, und schenk‘ mir
deinen Frieden!" Lothar meinte, in dieser Textzeile sei alles
enthalten, um das es ginge. Das wollte ich nicht, begründete meinen
Verzicht jedoch damit, dass ich mich von Lothar unter Druck gesetzt
fühlte. Ehrlich gesagt, mir war nicht klar, was ich da eigentlich tun,
wem ich mich ausliefern sollte. Nach dem Motto: "Lieber das
bekannte Unglück, als das unbekannte Glück!" beließ ich alles beim
Alten.

Nun stand ich völlig neben mir, und in mir tobte ein Kampf, der für
mich undefinierbar war. In der nächsten Zeit nervte ich Lothar ständig
mit der Frage, was ich denn tun solle und erklärte ihm meine
Unsicherheit. Ich denke, er hatte Recht mit der Aussage, dass ich
mich damit lediglich vor einer Entscheidung drücken wolle.

Der Teufel hat kräftig in meinem Leben mitgemischt; ich hatte


Alpträume, in denen Robin tot war. Ich war sicher, wenn ich mich für
ein Leben mit Jesus Christus entschiede, würde ich meine Familie
verlieren. Lothar sagte mir, wenn ich Drew sagen würde, ich wolle
Jesus als meinen Heiland in meinem Leben aufnehmen, wisse er,
was zu tun sei. Zunächst brachte ich diesen Satz nicht über meine
Lippen. Als es dann doch gelang, bot Drew mir an, am Telefon mit
mir meine Lebensübergabe an Jesus Christus zu beten. Nein, das
fand ich dann doch zu merkwürdig, und so lehnte ich zum zweiten
mal ab!

Aber so wollte ich nicht weiterleben, was hatte ich letztendlich zu


verlieren? Und so fand meine Lebensübereignung quasi unter
Ausschluss der Öffentlichkeit am 16. Oktober 1998 ganz für mich
alleine statt. Ich gab eine Bankrotterklärung meines Lebens ab und
berief mich auf Matthäus 11, 28 "Kommt her zu mir, alle, die ihr
mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken."; das "alle" galt
auch für mich. Ich bat Jesus Christus, in mein Leben zu kommen, wie
er es verheißen hat in Offenbarung 3, 20 "Siehe, ich stehe vor der
Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und wird
die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl
mit ihm halten und er mit mir." Jesus sollte der Herr meines Lebens
sein - eine Vorstellung, wie das aussehen könnte, hatte ich damals
noch nicht.

Natürlich habe ich in all der Zeit auch das Gespräch mit Volker
gesucht, aber wir verstanden uns nicht mehr. Ich warf ihm vor, er
wolle sich mit diesen Dingen und mit mir nicht auseinandersetzen - er
konnte es gar nicht. Er wollte Antworten, die ich ihm nicht geben
konnte, weil ich das alles selbst nicht richtig verstand. Ich war wütend
auf ihn, dass er mich damit so an die Wand drückte. So wurden wir
schließlich einsam zu zweit, wir hatten uns nichts mehr zu sagen. Zu
allem Überfluss kam die Tatsache, dass Volker sich 90 Kilometer
entfernt in Recklinghausen selbständig gemacht hatte. Wenn er
abends nach Hause kam, fuhr ich zur Schule, und am Wochenende
war ich häufig in Duisburg - 135 km von zu Hause entfernt - in Drews
Gemeinde im Gottesdienst und bei "Les Misérables".

Nach meiner Bekehrung passierte - irgendwie nichts! Komisch, das


hatte ich mir anders vorgestellt; vielleicht nicht unbedingt Blitze vom
Himmel oder einen Heiligenschein, aber vielleicht eine kleine
Kleinigkeit, an der ich nun auch selber festmachen konnte, welch
großartige Veränderung in meinem Leben stattgefunden hat.

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Brückenabbau

In der folgenden Zeit fühlte ich mich häufig nur noch leer und
ausgebrannt, wieder war ich unsicher und traurig über meinen
Zustand. Ich hatte so viele Fragen - andere Menschen auch -, aber
ich konnte nicht mehr antworten, ich war müde. Ich wünschte mir so
sehr, voller Überzeugung und Freude auf die Liebe Gottes vertrauen
zu können, es klappte nicht. Und so stellte ich meine Bekehrung
immer wieder in Frage. Was hatte ich bloß falsch gemacht? Ich fühlte
mich einfach nicht "gut genug", um die Gnade "verdient" zu haben.
Noch immer versuchte ich, mir die Erlösung selber zu beschaffen.
Aber ich bat Jesus um Hilfe, er sollte mich davon freimachen.

Drew lud mich zu einem Gottesdienst nach Duisburg in seine


Gemeinde ein. (Aufgrund von Renovierungsmaßnahmen mussten wir
in die Christus-Gemeinde nach Mülheim ausweichen.) Während der
Predigt war ich phasenweise überwältigt von diesem liebenden Gott,
der mich in diese Liebe mit einzubeziehen schien. Es gab Momente,
in denen ich mich regelrecht emotional "ausschalten" musste, um
nicht plötzlich in Tränen aufgelöst dort zu sitzen. Und auch die
Herzlichkeit der Menschen war mir fast zu viel, diese Offenheit und
diese Liebe, die sie ausstrahlten, war mir in dieser Form zuvor noch
nicht begegnet. Nun lernte ich Gemeinde kennen, wie sie von Jesus
wohl gedacht war.

Volker und ich leiteten zu dieser Zeit noch immer den Gesprächskreis
interessierter Erwachsener in unserer Gemeinde. Für eine Bibelarbeit
im November suchte ich das Thema "Nikodemus", Joh. 3, 1-21, aus.
In unserem Gespräch warf jemand die Frage auf, wie man denn nun
eigentlich wiedergeboren werde, worauf prompt die Antwort folgte:
"Na, durch die Taufe!" Das verstand ich nicht und fragte die Pfarrerin:
"Durch welche Taufe?" Auf ihre Antwort, dies geschehe durch die uns
bekannte Taufe, indem man Kinder taufe und diese dadurch den
Heiligen Geist erhielten, das sei doch das, was wir glaubten, sagte
ich nur: "Ich glaube das nicht!" Mir wurde klar, dass mir dort die
Wahrheit verschwiegen wurde. Den Heiligen Geist erhält man nicht
durch Aufsagen einer Formel und das Begießen mit Wasser. Das
wäre doch Magie! Ich fühlte mich betrogen und verstand nicht, dass
nicht einmal Volker das auch so sah. Im Gegenteil, er war ärgerlich,
dass ich nun eine andere Sicht der Dinge hatte und diese auch
öffentlich äußerte. 16 Jahre lang war ich kirchentreu aus
Überzeugung, nun wurde ich kirchenuntreu aus Überzeugung. Mir
war noch nicht klar, dass der Heilige Geist mir diese Klarheit
geschenkt hatte, aber ich spürte deutlich Veränderungen in meinem
Denken.

Einige Tage nach dieser Bibelarbeit bin ich aus der Kirche
ausgetreten. Damit gab ich auch die Gemeindebriefarbeit auf und
bescherte Volker neue Schwierigkeiten. Er warf mir vor, alles zu
zerstören, was uns gemeinsam war, schließlich hatten wir uns doch
in der Kirche kennengelernt. Es gelang mir nicht, ihm klarzumachen,
dass sich daran doch nie etwas ändern würde. Er war maßlos traurig
und enttäuscht; außerdem fühlte er sich als Mitglied in der
Gemeindeleitung nicht gerade wohl, als seine Frau ihren Austritt
erklärt hatte.

Da wir im Sommer 1999 - daraus wurde dann Januar 2000 - nach


Recklinghausen umziehen wollten, schied Volker Anfang 99 aus der
Gemeindeleitung aus.

In der Baptistengemeinde in Ahlen fand ich dann in der kommenden


Zeit so etwas wie eine Zuflucht. Dort erlebte ich auch zum erstenmal
eine Gläubigentaufe. Der Täufling erzählte aus seiner Zeit in der
evangelischen Kirche, von all seinen Aktivitäten und sagte, dass er
aber nie eine persönliche Beziehung zu Jesus gehabt habe. Ich war
innerlich tief berührt, da ich den Eindruck hatte, dass er dort meine
eigene Geschichte erzählte.

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Bildlich gesprochen
Volker ließ sich durch mich nicht bewegen, an einem "meiner"
Gottesdienste teilzunehmen, aber durch Drew. Ich freute mich sehr,
als er diesen Schritt endlich ging und mit nach Duisburg kam. Ihm
war das alles sehr fremd, und er fühlte sich nicht besonders wohl.
Trotzdem kam er einige Male mit, wahrscheinlich, weil auch er Drew
sehr mochte.

Nach einem dieser Gottesdienste schenkte mir Drew das Buch


"Bildlich gesprochen... Band 2" von Manfred Priebe. Zu dieser Zeit
war ich daran interessiert, mehr über den Heiligen Geist zu erfahren,
darauf sollte laut Hinweis jedoch speziell in Band 1 eingegangen
werden. Ich ging dem nicht weiter nach.

Erst nach einigen Monaten stieß ich wieder auf dieses Buch. Da es
im Eigenverlag erschienen war, versuchte ich, den Autor ausfindig zu
machen. Nach einem Umweg gelang es mir, und ich hatte Manfred
Priebe am Telefon. Er wohnte keine drei Kilometer von unserem
zukünftigen Zuhause entfernt. Ich bestellte das Buch und eine CD-
ROM, und er sagte: "Wenn sie dann erstmal hier wohnen, laden sie
mich doch mal ein, dann komme ich vorbei, und wir können
miteinander beten." Was war das denn für einer?

Zwei Tage später kam die erhoffte Post, anbei lag eine Karte mit
folgendem Spruch: "So spricht Gott, der Herr: Rufe mich an, so will
ich dir antworten und will dir kundtun große und unfassbare Dinge,
von denen du nichts weißt", Jeremia 33, 3. Ich sah darin eine
versteckte Botschaft - Rufe mich an - und da ich das sowieso
vorhatte, rief ich erneut bei Manfred Priebe an und bedankte mich für
die schnelle Lieferung. Wieder bot er mir für später ein Treffen an -
wir verabredeten uns für die darauffolgende Woche.

Am 12. Mai 1999 trafen wir uns zum erstenmal. Kaum in der Tür bot
er mir das "Du" an und wir führten ein intensives Gespräch. Zum
Abschluss wollte er mit mir beten und mich segnen. Auf seine Frage,
ob das schon mal jemand bei mir getan habe, antwortete ich mit
"Nein, nicht dass ich wüsste.". Mir war in diesem Augenblick
überhaupt nicht mehr bewusst, dass ich natürlich schon gesegnet
worden war, z. B. bei meiner Konfirmation, unserer Trauung etc. Na
ja, es konnte sicher nicht schaden, trotzdem empfand ich die ganze
Situation als merkwürdig - im wahrsten Sinne des Wortes. Manfred
betete für mich und sprach mir dann ein Absage- und Übergabegebet
vor, das ich nachbetete. Heute weiß ich, dass meine
Lebensübergabe im Oktober volle Gültigkeit hatte, dennoch machte
es für mich einen Unterschied, vor einem anderen Menschen laut zu
bekennen, dass mein Leben Jesus Christus gehören sollte. Manfred
segnete mich, und wir verabschiedeten uns voneinander. Diese
Stunde gehört zu denen, die ich nie wieder vergessen werde.

Schon eine gute Woche später, es war Pfingsten - Thema:


Aussendung des Heiligen Geistes -, fuhr ich zum erstenmal in die
Gemeinde nach Bochum-Hamme, um Manfred predigen zu hören.
Die Menschen dort begegneten mir mit großer Freundlichkeit und
Herzlichkeit. Ich fühlte mich in dieser kleinen Baptistengemeinde
willkommen.

Am gleichen Abend und in den nächsten Tagen wurde ich wieder


sehr unruhig und wusste zunächst überhaupt nicht, was nun wieder
mit mir los war. Plötzlich wurde es mir klar: Ich wollte mich taufen
lassen! Warum, konnte ich nicht begründen, aber ich wusste, dass
das jetzt "dran" war. "Es ist nicht immer einfach, den Willen des Herrn
zu erkennen, aber da, wo er eindeutig ist, sollten wir ihn tun." Meine
Entscheidung bezüglich des Ortes fiel auf Bochum. Vor unserem
Umzug ins Ruhrgebiet wollte ich mich jetzt noch nicht als Mitglied auf
eine bestimmte Gemeinde festlegen. Manfred gestaltete das Ganze
völlig unkompliziert und machte die Aufnahme nicht zur Bedingung
für die Taufe; wir legten als Termin den 15. August fest.

Ungefähr zu dieser Zeit passierte es, dass ich mich beim Beten
sagen hörte - anders kann ich es nicht formulieren - "... und ich liege
hier und bin frei von aller Schuld"; da wusste ich, es ist wahr, dass
Jesus Christus mir meine Schuld vergeben hat. Endlich konnte ich
das auch für mich in Anspruch nehmen. Der Heilige Geist wirkte in
meinem Leben.

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Das große Spektakulum

Volker konnte es nicht fassen: "Du bist doch getauft, was soll der
ganze Quatsch!?" Dennoch konnte ich ihn überreden, noch vor
meiner Taufe mit zum Gottesdienst nach Bochum zu kommen, bis
dort waren es "nur" 99 Kilometer. Schon bei der ersten Begegnung
überrumpelte Manfred Volker mit den Worten: "Ich bin der Manfred,
wenn du willst, können wir nach dem Gottesdienst zusammen beten."
Klasse - ich hatte Mühe, meinen Mann dorthin zu bekommen und
Manfred offenbar keinerlei Probleme damit, ihn schnell wieder zu
verjagen. Aber ich irrte mich. Volker ging darauf ein und ließ sich
auch segnen. Das Absagegebet jedoch sprach er nicht.

Einige Wochen später fuhren wir zusammen mit Manfred, seiner Frau
Gerda und Freunden von den beiden, mittlerweile auch von uns, zu
"Les Misérables". Volker taute langsam auf - dachte ich.

Ich plante mit allem drum und dran meine Taufe: Drew hatte
versprochen, zu singen; ein Freund wollte ihn am Klavier begleiten;
viele Familienmitglieder und Freunde wurden eingeladen und der
Tisch im Restaurant bestellt. Nur Volker hatte ich nicht persönlich
eingeladen, weil ich selbstverständlich davon ausging, dass er käme.
Für ihn war das allerdings überhaupt nicht so klar. Er tat mir
schließlich den Gefallen, weil er wusste, wie wichtig seine Gegenwart
für mich sein würde. Bis zum Tag meiner Taufe erlebte ich noch viele
Anfechtungen, der Teufel ließ nicht locker. Jesus Christus aber auch
nicht!

Aufgrund des bevorstehenden Umzugs und der Einschulung von


Robin, beendete ich meine Schule bereits in diesem Sommer mit der
Fachhochschulreife - ein Jahr früher als geplant. Ich brauchte kein
Abitur mehr, um mich zu beweisen. Wir hatten in Recklinghausen
eine kleine Zweizimmerwohnung ohne Küche und Bad, dafür mit WC
und fließend kaltem Wasser als Übergangslösung angemietet. Dieser
Übergang war für nur wenige Wochen geplant, daraus wurde mehr
als ein halbes Jahr, da der Bau unseres Hauses sich immer wieder
verzögerte.
Knapp zwei Wochen nach der Einschulung war nun endlich der Tag
gekommen, an dem ich öffentlich mein Bekenntnis zu Jesus Christus
in der Taufe ablegen durfte.

Wir erlebten einen wunderschönen und außergewöhnlichen


Taufgottesdienst. Drews Gesang war wohl für die Mehrzahl der
Anwesenden ein ganz besonderes Erlebnis - am meisten aber für
mich. Alle Menschen, die mir in meinem Leben wichtig waren - und
noch sind -, waren gekommen. Meine drei "Wegweiser" Lothar, Drew
und Manfred erzählten aus meinem Leben - ich selbst war so
aufgeregt, wie noch niemals zuvor und war dankbar, dass ich mich
nur ganz kurz äußern musste. Volker saß stocksteif zu meiner
Rechten; nur einmal fasste er kurz meine Hand. Ich konnte nicht
ahnen, was sich in seinem Innern abspielte.

Meinen Taufspruch musste ich mir gar nicht aussuchen, es war


eigentlich gleich klar, dass es nur dieser sein konnte: "So spricht
Gott, der HERR, der dich geschaffen hat, und der dich gemacht hat:
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei
deinem Namen gerufen; du bist mein!", Jesaja 43, 1.

Nach der anschließenden Feier erteilte Volker mir eine schroffe


Abfuhr auf meine Frage, ob wir später noch miteinander telefonieren
würden. Er blieb mit Robin in Recklinghausen, ich fuhr mit einigen
meiner Gäste zurück nach Oelde.

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Bei Gott sind alle Dinge möglich

Ein ereignisreicher Tag sollte nun in Ruhe für mich zu Ende gehen -
und wieder kam alles ganz anders. Volker meldete sich doch noch
und war völlig verwirrt. Er wusste überhaupt nicht, was mit ihm
geschah. Er berichtete, dass er das Gefühl habe, Gut und Böse
würden in ihm gegeneinander kämpfen. Schon am Vormittag
während des Gottesdienstes war es, dass er sich aufgefordert fühlte,
zu gehen, aber etwas anderes hatte ihn bewogen, zu bleiben. So
verzweifelt hatte ich ihn noch nicht erlebt. Außer zu beten konnte ich
an diesem Abend nichts mehr für ihn tun.

Am nächsten Tag fuhr ich zu ihm. Volker verstand sich und die Welt
nicht mehr. Er hatte einen Wachtraum gehabt, in dem Jesus mit mir
auf einer Seite stand, er auf der anderen Seite, und dazwischen war
eine tiefe Kluft. Er hatte die Realität gesehen - und verstand sie nicht.
Wohl auch aus diesem Grund weigerte er sich, sein Leben Jesus
Christus zu übereignen.

An diesem Abend und in den nächsten Tagen war Manfred


seelsorgerisch bei uns im Dauereinsatz tätig. Immer wieder stellte
Volker die Frage, ob das, was er in seinen vergangenen 36 Jahren
geglaubt hatte, alles falsch gewesen sein sollte, ob es nicht genügen
würde, zu Gott zu beten. Wozu Jesus? Manfred war barmherzig und
beantwortete nicht alles.

Auch durch Mitglieder der Gemeinde in Bochum hatten wir viel


Unterstützung im Gebet. Am schlimmsten war es für mich, Volker so
leiden zu sehen, ihm aber nicht helfen zu können - den
entscheidenden Schritt musste er schon selber gehen. Und ich
befürchtete, dass er ihn nicht gehen würde.

Am Donnerstag fuhr Volker nach Oelde, ich blieb mit Robin in


Recklinghausen. Abends rief er mich an und setzte mich davon in
Kenntnis, dass er am kommenden Tag aus der Kirche austreten
werde. Das konnte ich nun nicht begreifen - dieser Sinneswandel war
für mich nicht nachvollziehbar. Volker selbst konnte keine logische
Erklärung dazu abgeben, war sich aber absolut sicher, das Richtige
zu tun. Gemeinsam erklärten wir auch Robins Austritt aus der Kirche.
Volkers Unruhe blieb.

Am Samstagmittag geschah das fast Unmögliche: Volker kam mit


seiner aufgeschlagenen Bibel zu mir und bat mich, folgendes zu
lesen: "...Er (Paulus) stürzte zu Boden und hörte eine Stimme: "Saul,
Saul, warum verfolgst du mich?" "Herr, wer bist du?" fragte er. "Ich
bin Jesus, den du verfolgst", sagte die Stimme...", Apostelgeschichte
9, 1 - 18. "Das bin ich - nicht Paulus!" sagte Volker und wollte mit mir
zusammen seine Lebensübergabe beten, nun sollte auch sein Leben
Jesus Christus gehören. Das war zuviel für mich: Ich erlebte eine
Gebetserhörung der besonderen Art und konnte es einfach nicht
fassen.

So betete er das Absage- und Übergabegebet am nächsten Tag mit


Manfred - und ich durfte dabei sein. Es war unbeschreiblich
ergreifend. Das Angebot, sich schon in der kommenden Woche
taufen zu lassen, lehnte Volker dankend, aber bestimmt ab. Im
Hintergrund klärte Manfred trotzdem die Möglichkeit in der Gemeinde
ab. "Alles wird gut, wirst sehen!" war seine feste Überzeugung.
"Bekehrung: ja, Taufe: nein" war Volkers Aussage - zwei Tage später
folgte seine Taufmeldung!

Bis zu diesem Sonntag erlebten wir eine furchtbare Zeit. Wieder


einmal war eigentlich alles perfekt - für mich wohl zu perfekt: Ich
stellte Volkers Bekehrung in Frage. Bei mir hatte dies alles so lange
gedauert, und er bekehrte sich mal eben so auf die Schnelle? Wo
war mein Glaube, mein Vertauen in Jesus Christus, wo mein
Verstand geblieben? Wir zerstritten uns wegen einiger
Missverständnisse und Kleinigkeiten, und wieder war Manfred im
Dauereinsatz bei uns.

Plötzlich war der ganze Spuk vorbei, und Frieden kehrte wieder bei
uns ein. Die ganze Gemeinde freute sich mit uns über diese
Entwicklung in unserer Familie und erlebte nun die zweite Taufe
innerhalb von nur 14 Tagen. Volker wünschte sich bewusst ein
kleines Tauffest und lud nur eine befreundete Familie dazu ein.
Seinen Taufspruch durfte ich für ihn aussuchen: "Fürchte dich nicht,
denn ich stehe dir bei. Sei nicht ängstlich, denn ich bin dein Gott. Ich
mache dich stark, ich helfe dir, ich schütze dich mit meiner
siegreichen Hand!", Jesaja 41, 10.

zum Inhaltsverzeichnis
Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes
getan hat!

Mittlerweile wohnen wir endlich in Recklinghausen und haben in der


Baptistengemeinde Herten ein neues Zuhause gefunden. Einmal
wöchentlich treffen wir uns mit anderen Geschwistern zum Beten und
Bibellesen im Hauskreis und sind dankbar und erstaunt, wie sehr
unser Herr uns segnet und uns zum Segen setzt! Wir erleben
Gebetserhörungen in kleinen wie in großen Dingen und können und
wollen uns ein Leben ohne Jesus Christus nicht mehr vorstellen.

Im Rückblick - nach dem Schreiben dieser Zeilen - ist es für mich ein
Wunder, dass es unsere Familie in dieser Zusammensetzung heute
überhaupt noch gibt.

Ich weiß, dass wir diese Tatsache und alles Gute in unserem Leben
allein der Gnade und der Liebe unseres Herrn Jesus Christus zu
verdanken haben - und danke ihm dafür von ganzem Herzen!

Ich danke ihm, dass er mir immer wieder nachgegangen ist, dass er
mir Menschen an meine Seite gestellt hat, die soviel Geduld mit mir
und Liebe für mich hatten - und noch immer haben!

Ich danke meinem Herrn Jesus Christus, dass ich ihm gehöre und
dass er damit auch meine Frage nach dem "Wer bin ich?" geklärt hat:

"Wieviele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu


werden, denen, die an seinen Namen glauben." Johannes 1, 12

"Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen
Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden,
sondern das ewige Leben haben." Johannes 3, 16

Homepage von Mirja Giehl

---

Ich will allen, die das lesen, bezeugen, daß Jesus TATSÄCHLICH
lebt. Ich habe es lange Zeit nicht geglaubt, aber ich habe mich zum
Glück selbst überzeugt und meine Meinung gründlich geändert. Er ist
das Beste, was mir je "passiert" ist. Also, wer das liest, und zweifelt
noch : Ich bin lebender Beweis dafür, daß Jesus lebt, wieso sollte ich
sonst binnen von Stunden vom "Atheisten" zu jemandem geworden
sein, der nicht glaubt, sondern weiß, daß die Bibel alles andere als
ein Märchenbuch ist??
Was mich so überzeugt hat? An alle:Probiert es selbst aus, Jesus
lebt, also ist er ansprechbar und erfahrbar!! Für alle!!

God bless you

--

Christ und Unternehmer

Dr. Heinz-Horst Deichmann, 1996

Wenn ich mich hier zum Thema "Christ und Unternehmer" äußere,
dann tue ich das als Christ und Unternehmer. Es sind also nicht Zwei,
die sich hier zu Wort melden, sondern ein Mensch, und zwar der eine
Mensch, der von Gott geschaffen ist: "Zum Bilde Gottes geschaffen."
Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin: Christ und Unternehmer.

zum Inhaltsverzeichnis

Wer ist ein Unternehmer

Die Vorstellungen über einen Unternehmer sind sehr unterschiedlich.


In einem betriebswirtschaftlichen Lehrbuch las ich: "Vereinigen sich
Eigentum am Betrieb und Geschäftsführung in einer Person, dann
sind diese Personen
Unternehmer in der ursprünglichen Bedeutung dieses Wortes." Es
gibt also Eigentümerunternehmen und - im Gegensatz dazu
Geschäftsführer- oder Managerunternehmen. Die Firma
DEICHMANN ist ein Eigentümerunternehmen und ich selbst bin in
der ursprünglichen Bedeutung Unternehmer.

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Doktor der Medizin

Als ich bei Kriegsende als 18 jähriger zurückkehrte von der Oder, sah
ich es als meinen Weg und meine Verpflichtung an, für die Familie
und das Schuhgeschäft der Eltern in Essen-Borbeck zu sorgen.
Gleichzeitig mußte ich das nun nicht mehr gültige "Kriegs-Abitur"
wiederholen. Danach studierte ich in Düsseldorf und Bonn und wurde
Arzt. Das Unternehmen führte ich zusammen mit meiner Mutter
weiter. Mein Vater war 1940 gestorben.

Als ich mein Staatsexamen machte und in Düsseldorf medizinischer


Doktor wurde, bestanden schon zwei weitere Filialen in Düsseldorf.
Bevor ich morgens zu den Vorlesungen ging, lieferte ich die Schuhe
von Borbeck nach Düsseldorf. Ich war von morgens früh bis abends
spät immerzu beschäftigt, was mich nicht belastet hat.

Im Jahre 1950 heiratete ich. Meine Frau Ruth war mir auf diesem
Wege eine große Stütze. Etwa zehn Jahre lang war sie in dem
Borbecker Geschäft tätig, so zusagen als meine Mitunternehmerin.

Teilansicht des elterlichen Geschaefts in Borbeck, 1938

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Wie wird man Unternehmer

1956 entschied ich mich, die Firma DEICHMANN mit der Eröffnung
eines vierten großen Geschäftes ganz zu Übernehmen.

Wie wird man also Unternehmer? Durch eine eigene Entscheidung.


Man kann natürlich ein Unternehmen auch erben. Aber trotzdem muß
man sich entscheiden. Außerdem muß man die Begabung haben, ein
Unternehmen zu führen. Es sollte niemand ein Unternehmen führen
wollen, niemand Unternehmer werden, der nicht die Begabung dafür
hat.

Man muß diese Aufgabe als Dienst ansehen: in meinem Fall als
Dienst an der Familie, aber auch als Dienst an dem Unternehmen
selbst. Man muß die Bereitschaft mitbringen, als Unternehmer mehr
zu arbeiten als andere. Das darf einen nicht belasten. Es muß einem
eine Freude sein.
Dies sind für mich die Kriterien für einen Unternehmer.

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Was ist ein Christ?

Christ ist man nicht durch Geburt. Man ist zwar durch die Eltern, wie
die Bibel sagt, geheiligt. Man kommt in Kontakt mit dem Worte
Gottes, mit der Botschaft von Jesus Christus. Bei mir war das so.
Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, dann wurde da jeden Tag
im Hause die Bibel gelesen, bei jeder Mahlzeit wurde gebetet.

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Das Vorbild des Vaters

Mein Vater nahm uns mit zu den Gottesdiensten. Er sprach mit uns
Über den Glauben. Aber er tat das nicht nur mit uns. Er sprach
darüber im Laden mit Kunden, die er besser kannte, mit den
Angestellten, mit den Lieferanten und mit den Vertretern, die ins
Haus kamen.

Mein Vater ging hinaus und besuchte Alte und Kranke. Uns Kinder
nahm er dabei häufig mit, vor allem an Weihnachten. Und dann hat er
mit diesen Leuten, die durch Armut oder Krankheit in Not waren,
gebetet und ihnen aus der Bibel vorgelesen.

Reich waren wir nicht, aber er hat ihnen immer etwas geholfen, etwas
mitgebracht. Weihnachten mußten wir Kinder von unserem
Weihnachtsteller immer etwas dazu legen. So etwas vergißt man
nicht.

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Die Umkehr

Das, was mein Vater jeden Tag aus der Bibel vorlas, von der Liebe
Christi, von der Liebe Gottes, wurde praktisch ausgeübt im täglichen
Umgang mit anderen Menschen. Bin ich dadurch Christ geworden?
Das hat sicherlich dazu beigetragen,
Christ wurde ich nach einer Veranstaltung in der Gemeinde. Da
wurde das Evangelium verkündigt. Es wird ja immer, wenn in der
Bibel gelesen und das Wort Gottes gesagt wird, das Evangelium
verkündigt, das Evangelium, die frohe Botschaft von Jesus Christus.
Aber da wurde ich eben besonders angesprochen. 11 Jahre war ich
alt.
Wenn man so von Bekehrung redet, dann lächeln viele Leute, sie
wissen nichts damit anzufangen. Dabei heißt das "tut Buße", das in
der Bibel immer wieder gesagt wird, richtig Übersetzt: "Kehrt um,
denkt um, bekehrt euch." Ich weiß gar nicht, warum sich das auch in
all den neuen Bibelübersetzungen immer noch so halt. Metanoia
heißt umkehren, heißt umdenken. Gemeint ist: "Bitte, kehrt euch um,
ihr seid jetzt mit dem Rücken zu Gott. Kehrt euch um, geht nach
vorne, geht auf Gott zu, Gott ist da." Die frohe Botschaft liegt darin:
Gott ist euch nah gekommen. Gott hat seinen Sohn auf die Erde
gesandt.

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Gott ist bei uns

Gott ist nicht der Ferne im Himmel, den man nicht kennen kann, den
die Philosophen das Unbegreifliche nennen. Das stimmt nicht, das ist
nicht der Gott, den wir verkündigen. Gott ist derjenige, der sich in
Jesus Christus bei uns, für jeden bekannt gemacht hat. Gott ist hier
gegenwärtig in Jesus Christus, der Geist Gottes ist hier. Er redet zu
uns.
Er redete auch zu diesem Jungen, der ich damals war. Was weiß
man da von Sünde? Man weiß aber etwas von Befremdung, man
weiß, daß man gerne in Beziehung zu Gott stehen möchte. Es ist
schwer zu beschreiben. Es gibt ein Bekenntnis, es gibt auch ein
Sündenbekenntnis. Auch schon von einem Kind.

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Nachfolge
Ich weiß nur, daß ich damals irgendwie
nach der Versammlung gebetet habe,
daß Jesus seinen Platz in mir einnehmen möchte, daß ich Jesus
nachfolgen mochte. Ich kann das so wörtlich gar nicht mehr sagen.
Aber wenn man es ernsthaft tut und Jesus annimmt als seinen
Heiland, als den, der für einen gestorben ist und der einem ein neues
Leben schenken will, dann geschieht etwas in einem, das sich auch
ganz subjektiv bemerkbar machen kann als etwas sehr Angenehmes.

Wesley, der Gründer der Methodistenkirche in England, beschrieb


das so, daß eine gewisse Wärme in sein Herz ging, als er sich
bewußt Gott auslieferte. Er war vorher ein ganz frommer Mann. Aber
als ihm bewußt wurde, was Jesus Christus alles für ihn tat, daß er für
ihn gestorben ist, ihm seine Sünden vergeben sind, daß er gerecht
gesprochen und ein Kind Gottes ist, daß er zu Gott ohne Angst und
ohne Furcht aufblicken kann, beschreibt er diese Erfahrung als etwas
wie Warme, die durch ihn gezogen ist.

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Licht in der Finsternis

Das ist etwas, was man heute noch erleben kann. Es ist aber nicht
entscheidend. Entscheidend ist etwas ganz anderes. Entscheidend
ist, daß einem ein Licht angeht. Wie Gott aus der Finsternis das Licht
hat aufstrahlen lassen bei der Schöpfung, so geht im Innern eines
Menschen auf einmal etwas vor.
Da geht ein Licht an, daß wir die Herrlichkeit Gottes (2. Korintherbrief,
Kapitel 4) auf dem Angesicht Jesu Christi erkennen können. Der
Mann, der am Kreuze hängt, das ist der Sohn Gottes. Die Herrlichkeit
Gottes ist da. Da wurde Gott verherrlicht, als Jesus für die Sünden
der Welt, für deine und für meine Sunden gestorben ist. Er nahm den
Fluch auf sich, damit wir frei wurden. Er starb, damit wir leben.
Ich möchte, daß dieses Erlebnis, diese Erfahrung, diese Erkenntnis
losbricht in uns und damit auch das Vertrauen wächst, daß Gott
unser Geschick in die Hand genommen hat. Die Finsternis der Welt
ist nicht von Dauer. Es ist eine von Menschen gemachte Finsternis.
Ich meine die Finsternis, die wir um uns verbreiten. Immer wieder ist
Krieg, und es gibt keinen Frieden. Es gibt Menschen, die machen
Gott dafür verantwortlich. Dabei ist das unser Tun. Gott gebietet
Einhalt und redet zu uns und führt Menschen aus dieser Finsternis
heraus, beruft sie aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.
Es geht um eine Glaubensentscheidung.

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Gottes Entscheidung - meine Entscheidung

Wie wird man Christ? Indem ich dem Worte Gottes Glauben schenke,
dem Zeugnis, das mir gesagt wird von anderen Christen oder das ich
in der Bibel gelesen habe. Christ wird man, indem man Gott Glauben
schenkt, ihm folgt und annimmt, was für uns geschehen ist.
Aber der Unterschied zur Entscheidung, Unternehmer zu werden, die
ich ja selbst frei fällen kann, ist der, daß wenn einer Christ wird, dies
nur auf die Berufung Gottes zurückzuführen ist. Es ist das Werk
Gottes und das Werk des Heiligen Geistes, das diese Veränderung in
einem Menschen herbeiführt.
Ich kann niemanden bekehren, aber Gott kann das, indem er durch
seinen Geist redet und Veränderungen schafft.

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Ruf und Berufung


Als Schüler hörte ich den Ruf Gottes. Später dann war ich Arzt und
arbeitete noch fünf Jahre im Krankenhaus und in der Praxis. Ich war
und bin Unternehmer. Immer wieder durch eigene Entscheidungen.
Aber einmal wurde ich durch Gottes Gnade Christ, weil Gottes Geist
in mir gewirkt hat.
Wenn die Bibel von Berufung spricht, dann sollte man wissen, daß es
immer um Gottes Ruf und um Gottes Berufung geht. Wer die spürt,
der zweifelt nicht daran, daß es einen Gott gibt, Wenn Gott so zu ihm
redet, dann ist er angesprochen.
Wir können Gott nicht erklären, wir können das nur erfahren, daß
Gott in der Welt und zu jedem einzelnen von uns redet. Dieser eine
Vers aus dem 2. Thimotheus-Brief macht den Unterschied zur
irdischen Berufung ganz klar: "Der uns errettet hat und mit heiliger
Berufung berufen, nicht aufgrund unserer Werke, sondern aufgrund
seiner eigenen zuvor getroffenen Entscheidung und der Gnade, die
uns in Jesus Christus verliehen worden ist vor ewigen Zeiten."

Es ist Gottes Entscheidung, uns zu berufen. Es ist Gottes


Entscheidung, die Menschen in Jesus Christus zu erwählen vor
Grundlegung der Welt. In Jesus Christus ist Heilung nach dem
Sündenfall. In Jesus Christus ist Rettung, weil Gott selbst durch ihn
auf den Plan tritt.

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Vergebung in Israel

Vor ein paar Jahren erlebte ich in Israel, was es bedeutet, daß Gott
uns liebt, uns aus Liebe seinen Sohn gegeben hat und uns nur aus
Liebe nicht allein läßt in unserem Dreck, unserer selbstverursachten
Schuld.

Wir hatten damals Jad Vashem besucht, das ist die Stätte, wo man
der sechs Millionen Toten gedenkt. Dort sind zur Erinnerung die
Greuel aufgezeichnet, damit sie nicht vergessen werden.

Am selben Tag besuchten wir "The Shrine of the Book", den Ort, wo
man das in Khumran gefundene Jesajabuch aufhebt. Man hat ein
großes Museum darum gebaut. Das Buch ist um 100 bis 150 vor
Christus geschrieben worden und ist das älteste voll erhaltene
Dokument. In diesem Jesajabuch steht im Kapitel 53 von dem
leidenden Gottesknecht, der unsere Sünden getragen hat, der
dahingegeben ist um unserer Übertretungen willen.

Und dann kamen wir nach Golgatha, zu dem Platz, von dem man
meint, dort sei Jesus Christus am Kreuz gestorben.

In einem großen Hörsaal der Ben Gurion-Universität in Bersheva


sprach ich über das, was ich an diesem einen Tage an drei
verschiedenen Orten gesehen und erlebt hatte. Ich erklärte, daß
dieser Christus für unsere, auch für meine Sünden starb. jetzt steh
ich hier, bitte, ihr Juden, vergebt mir." Das öffnete alles. Sie kamen
herunter von den Bänken und umarmten mich. Da war niemand, der
nicht weinte.

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"Gott war in Christus"

Gott ist traurig über die Sünde der Menschen über die Verirrungen,
über das Totschlagen, über das Morden. Gott will das Leben
schützen, Wo Gott ist, ist immer Licht und Leben. Er wendet seine
ganze Kraft, all seine Schöpfermacht auf, um Veränderungen zu
bewirken. Im 2. Korintherbrief, Kapitel 5, Vers 18 heißt es: "Gott war
in Christus." Gott war in Christus auf Golgatha, als Jesus starb, um
die Welt mit sich zu versöhnen. Wir können nicht die Feindschaft
gegen Gott wegnehmen. Wir sind Gottes Feinde. Aber Gott will den
Menschen ihre übertretungen nicht zurechnen und in uns, die wir
diese Erfahrungen der Gute und der Barmherzigkeit, der Vergebung
Gottes gemacht haben, das Wort der Versöhnung legen.

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Versöhnung mit Gott

Jesus Christus ist das Wort der Versöhnung. Er mochte uns in ein
neues Leben führen, er möchte eine neue Kreatur aus uns machen.
Nur der Schöpfer, nur Gott, kann das tun. Er möchte, daß unser
Leben verändert wird, weg von der Selbstsucht, von den Zwangen,
von -er Furcht, auch von der Todesfurcht.

Christus ist für uns gestorben, unser Tod ist im Tode Christi
aufgehoben. Christus ist für uns auferstanden. Wir leben mit ihm. Er
ist der Erste der Entschlafenen, der auferweckt worden ist. Wir
fürchten den Tod nicht. Wir leben, weil der Geist Gottes jetzt schon
als "Angeld" (2. Korintherbrief, Kapitel 1, Vers 22) in uns ist.

Wir sind berufen, nicht aufgrund unserer Werke, da kann einer so


tüchtig oder so schlecht sein, wie er will. Wir sind berufen aufgrund
Gottes eigener, zuvor getroffener Entscheidung und der Gnade, die
uns in Jesus Christus verliehen worden ist vor ewigen Zeiten.

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Die Taufe mit dem Heiligen Geist

Was bedeutet das für jemanden, der so Christ wird, der das erfahren
hat, der das ernst nimmt, der das annimmt und sagt: "Ich nehme das
an. Du bist auch für meine Sünden gestorben, Herr Jesus. Ich will
dein Eigentum sein, ich will teilhaben am Leben des Auferstandenen.
Gib mir den Heiligen Geiste."? Man kann das nur annehmen im
Heiligen Geist.

Wer das erfährt und bekennt, der hat schon den Heiligen Geist. Das
ist die Taufe durch den Heiligen Geist, von der die Bibel redet.
Johannes der Täufer sagte: "Nach mir kommt einer, der mit dem
Heiligen Geiste taufen wird."

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Boten der Versöhnung

Dieses neue Leben ist ein verändertes Leben. Es wird dann auch
unter der Gnade, unter der Vergebung Gottes stehen bleiben. Es wird
nicht so hell und strahlend sein wie das Leben Jesu Christi. Und
dennoch sind wir solche, die den Auftrag Gottes empfangen haben.
Wir sind Boten der Versöhnung. Wir sind Gesandte von und für Jesus
Christus,
Das ist die Arbeit eines Christenmenschen: Wichtiger noch, als
Schuhe zu verkaufen und Geld zu verdienen, ist es, von Jesus
Christus zu erzählen, die Botschaft der Versöhnung in die Welt zu
tragen, zu sagen, daß das Reich Gottes in Christus gekommen ist,
daß Christus wiederkommen wird. Und daß wir uns danach
auszurichten haben, was ewig gilt, nach den Weisungen Gottes.

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Glieder der Gemeinde Gottes


Unser irdisches Leben, mein irdischer Beruf sind doch nicht das
Letzte. Natürlich ist der Beruf wichtig, sehr wichtig. Aber er dient in
allererster Linie dazu, daß wir unser Leben fristen, daß wir zu essen
und zu trinken haben, daß wir miteinander Leben haben.

Wir sind berufen, als Glieder der Gemeinde Gottes hier auf Erden
teilzunehmen an dem Lobe Gottes. Zu unserem Leben gehört die
Anbetung Gottes, Wer Jesus Christus erfahren hat, der dankt Gott.
Das ist viel wichtiger als alles andere. Es gibt keine beglückendere,
beseligendere Erfahrung als das Gotteslob.

Was bedeutet es, in der Nachfolge Christi zu leben? Was bedeutet


es, den Ruf des Auferstandenen zu hören, dieses "Geht hin in alle
Welt! Macht zu Jungem alle Völker! Lehrt sie alles halten, was ich
euch befohlen habe!"? Was hat er denn befohlen?

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Auswirkungen auf das Unternehmen

Christ und Unternehmer Deichmann, wie sieht es in deinem


Unternehmen aus?

Kann man als Christ denn ein christliches Unternehmen haben?


Nein. Es gibt kein christliches Unternehmen, es gibt auch keinen
christlichen Staat. Wir sind hier auf der Erde.

Aber ich bin als Christ diesem Unternehmen verantwortlich, Gott und
den Menschen verantwortlich. In diesem Unternehmen, in diesem
Beruf lebe ich vor den Augen Gottes. Und das ist das Entscheidende.
An diesem Arbeitsplatz muß etwas von dem Licht Gottes sichtbar
werden, das er in die Welt gebracht hat. Hier geht es um das
Bezeugen dessen, was wir erfahren haben, um das Weitersagen der
Botschaft, auch da, auch im eigenen Unternehmen. Und unsere
Arbeit muß so geprägt sein, daß sie dem nicht widerspricht.
DEICHMANN-Filiale in Koeln-Ehrenfeld, 1999

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Dem Menschen dienen

Die Arbeit muß eine gewisse Würde haben. Das gilt auch für das
Unternehmen. Es muß dem Menschen dienen. Es hat nicht den
Selbstzweck, möglichst groß und immer großer zu werden.

Es ist nun mal groß geworden, das DEICHMANN-Unternehmen. Aber


das war nie Selbstzweck. Ich habe das nie gewollt, nie darüber
nachgedacht, einmal der größte Schuhhändler Europas zu sein. Was
heißt das denn auch? Morgen ist vielleicht ein anderer da. Das ist
nicht entscheidend.

Aber daß dieses Unternehmen den Menschen dient, daß der Kunde
das beste Produkt zum besten Preis bekommt, das ist mir ein
Anliegen. Ich will aber auch,
daß es meinen Mitarbeitern gut geht, daß sie sich wohlfühlen und
daß ein anständiger Führungsstil herrscht. Wir haben eine
Unterstützungskasse, womit auch den Notleidenden geholfen wird,
wir haben eine Altersversorgung, die sonst im Einzelhandel in dieser
Form nicht üblich ist, und wir haben eine Gesundheitsvorsorge.

Wir feiern Feste miteinander. Die Leute freuen sich darauf. Alle fünf
Jahre kommen sie. Dann sind wir einen ganzen Tag mit ihnen
zusammen und reden über die Firma, über Gegenwart und Zukunft
usw. Es ist ein fröhliches Zusammensein. Weihnachten wird groß
gefeiert mit allen Filialen. Im Essener Saalbau feiern wir mit 700 bis
800 Leuten aus den Ruhrgebietsfilialen, der Verwaltung und dem
Bottroper Distributionszentrum.

Natürlich wird auch das Evangelium von Jesus Christus verkündigt.


Wir zeigen Filme von der Missionsarbeit in Indien. Und es gibt
Hunderte, vielleicht Tausende Mitarbeiter, die freiwillig daran
mitarbeiten, die Geld dafür geben, damit den armen Menschen in
Indien und woanders in der Welt geholfen wird.

Wir haben eine Betriebszeitung. Es wird dort auch darüber berichtet,


wie ich denke, daß wir teilen müssen mit den Menschen, die in Not
sind.

Das tun wir im Kleinen. Wir tun das aber immer in Beziehung zur
Verkündigung des Evangeliums. Außerdem haben wir einige
Stiftungen gegründet und zwar in allen Firmen, die zum
DEICHMANN-Verbund gehören. Von Israel habe ich schon etwas
erzählt. Ich fühle mich auch dort als Christ und Unternehmer
verantwortlich, nach Kräften etwas zum Guten mitzuwirken.

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Der Ruf in die Mission

Persönlich ist der Ruf Gottes in den missionarischen Dienst an mich


noch etwas intensiver ergangen. Ich war vor etlichen Jahren zum
ersten Mal in Indien. Ein paar Freunde sagten mir: "Komm doch mal
nach Indien. Schau dir das doch einmal an." Und dann saßen auf
einmal 500 Leprakranke vor mir. Leprakranke, denen es nicht so gut
ging, wie es ihnen heute geht. Sie saßen da mit ihren entstellten
Gesichtern, mit ihren Gliedmaßen ohne Hände, ohne Finger, ohne
Fuße, zum Teil Blinde, schrecklich anzusehen! Man hätte weglaufen
wollen.

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Jesus hat sie geliebt

Und da erinnerte ich mich daran, daß Jesus diese Kranken angerührt
hat. So wie unsere indischen Freunde, die diesen Dienst schon
länger tun. Jesus hat diese Kranken geheilt, indem er sie anrührte,
die Ausgestoßenen der Welt, den Auswurf der Welt. Er hat sie
geliebt. Und da habe ich gemerkt, daß man keine Verkündigung
machen kann ohne innere Anteilnahme, ohne innere Bewegung,
ohne daß sich "die Eingeweide in einem umdrehen". So heißt das
Wort, das immer im Evangelium steht, wenn es heißt, daß Jesus sich
erbarmte. Und dann kann man diese Wracks von Menschen ansehen
als Menschen, die Gott liebt, für die Jesus gestorben ist, die Jesus
angefaßt und geheilt hat.

Heinz-Horst Deichmann im Lepradorf Chenghiskhanpet

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Der Fluch der Götter

Diese Kranken sind in einer doppelt bedauernswerten Situation.


Ausgestoßen von der Menschheit, von der Gesellschaft, in der sie
leben, die annimmt, daß sie mit dem Fluch der Götter belastet sind.
Und sie selbst erfahren das als einen Fluch, als ihr Geschick, als ihr
Karma, weil sie meinen, in einer früheren Inkarnation gesündigt zu
haben. Das Gefühl der Sündhaftigkeit ist dort viel großer als bei uns.
Natürlich sind sie Sünder, wie wir auch. Aber da leuchtet das Licht
des Evangeliums hinein in diese Dunkelheit. Jesus heilt dich, faßt
dich an, er liebt dich, er hat sein Leben für dich gegeben, für deine
Sünden ist bezahlt, das Kanna, das Schicksal ist für dich
aufgehoben. Für dich gilt Gottes Liebe, Gottes Errettung, Glaube an
Jesus Christus.
Wir tun das, wozu Jesus die Jünger auffordert: Predigt das
Evangelium, heilt die Kranken.

Hilfe fuer Augenkranke, Augenklinik Rajavolu

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Heimat für Heimatlose

Und dann gaben wir diesen Aussätzigen, den Heimatlosen eine


Heimat. Es wurden Dörfer eingerichtet, in denen diese
Ausgestoßenen leben und arbeiten können. Nicht Betteln ist die
Würde des Menschen, sondern arbeiten. Die gebettelt haben, heißt
es im Epheserbrief (ich habe das den Kranken immer wieder gesagt),
sollen nicht mehr betteln, sondern mit ihren eigenen Händen
arbeiten, damit sie für sich zu leben haben, damit sie anderen
weitergeben können. Da merkt man etwas von der Würde des
Menschen, von der Wurde des Christenmenschen.

So ist dieser Dienst an den Leprakranken


ziemlich groß geworden. Er wurde eingebunden in das Lepra-
Ausrottungsprogramm der indischen Regierung. Wir machten die
ersten Feldstudien therapeutischer Art, mit neuen Medikamenten. Mit
Sulfonamiden und Antibiotika und mit einem anderen Medikament
kann man die Krankheit heute wirklich ausrotten. Man muß die
Kranken nur rechtzeitig entdecken, die gerade Angesteckten, damit
sie ohne Deformitäten davonkommen und es könnte sein, wenn das
konsequent durchgehalten wird, daß die Lepra wirklich in einigen
Jahren ausgerottet ist.

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Neue Gemeinden

Das andere, was dort im Vollzug der Verkündigung des Evangeliums


geschieht, ist, daß Gemeinden gegründet werden.

Bei meinen Besuchen erlebe ich es Jahr für Jahr, daß sich Hunderte
von Menschen zu Gott bekehren, sich taufen lassen, und durch die
Berührung des Geistes Gottes erfahren, daß ihr Leben neu wird. Sie
lassen sich in den Flüssen dort taufen. Das ist ein Erlebnis, an dem
die ganze Bevölkerung teilnimmt. Es ist ein Zeugnis für die ganze
Umgebung. Da kommt Bewegung in ein sonst total heidnisches Land.
Es gibt nur zwei bis drei Prozent Christen in Indien. Und nur wenige
aktive Christen.

Milchspeisung im Slumgebiet von Kakinada

Dann sind aus dieser Arbeit heraus Schulen entstanden. Tausende


von Kindern werden in Schulen und in Wohnheimen versorgt. Einige
Schulen haben das Ziel der Berufsschulausbildung.

Wir meinen, diese Kinder sollen in den Dörfern, in denen sie wohnen,
ihren Unterhalt finden. Das können sie durch die verschiedensten
Handwerke, die dort gebraucht werden. So gibt es Automechaniker,
Schreiner, Schuhmacher, aber auch Leute, die wir für das Labor
ausrüsten. Andere werden an Computern geschult. Inder sind gute
Softwarespezialisten. Schon in der High School, die wir dort haben,
wird am Computer unterrichtet. Und draußen weiden die
Wasserbüffel, und es wird noch mit dem Holzpflug gepflügt wie vor
2000 Jahren. Das ist ein Umbruch in dieser Gesellschaft, der
seinesgleichen sucht.

Nur, den Menschen geht es dreckig, und die Kinder armer Leute
verhungern auch noch heute. Unser medizinischer Beitrag ist
außerordentlich groß, gerade was Kinderfürsorge,
Kindertagesstätten, Kinderernährung usw. angeht.

Heinz-Horst und Ruth Deichmann in Vijayawada

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Dienen in der Nachfolge

Ich glaube, daß wir als Christen diesen Dienst in der Nachfolge
Christi zu tun haben. Wir haben wirklich etwas Frohmachendes zu
sagen.

Wenn ich die leuchtenden Gesichter dieser früheren Leprakranken


vor mir sehe, freue ich mich. Ich weiß, daß hier etwas passiert ist. Es
ist tatsächlich ein Unterschied, solche zu sehen, die Christen
geworden sind, und bettelnden Leprakranken auf der Straße zu
begegnen.

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Freunde machen

Ich glaube, daß wir alle von Gott Gaben haben, die wir benutzen
sollen. Es gibt eine Predigt von John Wesley über Lukas 16, Über
den ungerechten Haushalter: "Macht euch Freunde mit dem
ungerechten Mammon, damit (wenn er euch ausgeht, dieser
ungerechte Mammon) sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten des
Friedens."

Da hat ein Haushalter betrogen, Das wurde seinem Herrn bekannt.


Und was tat der Haushalter? Er erließ den Schuldnern seines Herrn
die Schulden. Er sagte sich: ..Ich werde jetzt rausfliegen, ich bin ein
Betrüger, ein Narr, aber bevor ich jetzt rausfliege, mache ich mir
Freunde bei den früheren Schuldnern. Ich kann nicht arbeiten, und
ich will auch nicht arbeiten."

Jesus sagt natürlich nicht, daß wir das nachmachen sollen. Er sagt
aber: Guck mal an, die Leute der Welt sind kluge Leute, die treffen
Vorsorge. Und wie blöd sind doch die Kinder, die zum Reich des
Lichts, zum Reich Gottes gehören, Wie blöd sind wir Christen oft.

Hier ist gemeint, wir sollen mit dem, was wir haben, mit den Talenten,
die wir haben, und mit dem Geld, das wir haben, mit dem Beruf, den
wir haben, mit allem, wirklich Wucher treiben. Die Würde meiner
Arbeit liegt nicht in meiner Stellung, die ich habe, sondern darin, wie
ich meine Arbeit ausführe. Ich werde einmal nicht gefragt, ob ich
Verkäufer oder ob ich Chef war, sondern ob ich diese Arbeit mit
ganzer Hingabe und ob ich sie treu getan habe und ob dabei etwas
ausgerichtet wurde.
Geld ist an sich neutral. Laßt es nicht zu einer bösen Macht werden,
sondern gebt es bereitwillig weiter, macht euch Freunde damit, das
heißt: gebt es anderen Menschen, gebt es denen, die es nötig haben,
gebt es den Armen, gebt es für die Mission, gebt es den
Obdachlosen.

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"Erwirb, so viel du kannst..."

Es gibt Hunderte von Möglichkeiten, wie wir unser verdientes Geld,


das wir ja schließlich nur durch Gottes Gnade verdient haben,
weitergeben und anlegen können. Und so sagt Wesley in dieser
wunderschönen Predigt: "Erwirb, soviel du kannst.
Ich sage das ganz deutlich gegenüber dem vermeintlich
sozialistischen Gerede, wo die Arbeit verdonnert, verflucht und
schlechtgemacht wird, wo Unternehmertum schlechtgemacht wird.

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"Spar, so viel du kannst..."

"Erwirb, soviel du kannst', sagt dieser treue Zeuge Gottes, "und spar,
so viel du kannst.,.", Das heißt: Nutze nicht jede Möglichkeit zum
Vergnügen, erlaube dir nicht jeden Luxus. Überlege genau, wie du
das Geld ausgibst.

Mein Freund John David, der die Arbeit in Indien leitet, sagt: Wenn
wir in den Himmel kommen, dann werden die Kranken dort stehen
und uns willkommen heißen. "Damit sie euch aufnehmen in die
ewigen Hütten steht da in der Bibel. Laßt uns doch klug sein.

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"Gib, was du kannst..."

Und das dritte, was er sagte: "Gib, was du kannst..." Das bedeutet:
"Gebt alles, was ihr könnt, für die Ausbreitung des Evangeliums und
den Bau des Reiches Gottes und für die Armen."

Kinderarbeiter im Steinbruch von Yeleswaram


Das ist etwas, was ich für mich beherzigen möchte.

Ein Beispiel, das ich auf einer Indienreise erlebte: Da waren etwa
1000 Tuberkulosekranke zusammengekommen. Es waren viele arme
Leute darunter. Sie haben kein Geld, um die teure Medizin zu kaufen.
Man muß eine sechs- bis neunmonatige Kur machen, man braucht
sechs bis sieben verschiedene Medikamente. Aber dann werden die
total verschatteten oder die durchlöcherten Lungen, die unweigerlich
zum Tode führen, wieder normal. Ich habe die Röntgenbilder
gesehen und mich über die Ergebnisse dieser Arbeit sehr gefreut.
Wenn man diese Kranken nicht behandelt, werden sie sterben, und
zwar sehr schnell.

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Die Geschichte von Zachäus

Am Abend war eine Versammlung der örtlichen christlichen


Gemeinde, von Abgesandten der Nachbargemeinden, von
Evangelisten und Missionaren. Ich habe dort über Verantwortlichkeit
gesprochen und erzählte die Geschichte von dem kleinen Zachäus
aus dem 19. Kapitel des Lukasevangeliums.

Jesus zog durch das Dorf, aber Zachäus war klein von Gestalt und
von den Leuten verachtet, weil er sie mit der Steuer erpreßte. Da
kommt Jesus, sieht ihn und sagt: "Zachäus, ich muß heute in deinem
Hause einkehren." Der Mann klettert runter von dem Baum, geht mit
Jesus nach Hause, freut sich riesig. Und was lesen wir dann? Als
Jesus bei ihm eingekehrt war, unmittelbar danach, sagt dieser
Zachäus: "Herr, die Hälfte meines Einkommens gebe ich den Armen.
Und wenn ich jemandem etwas ungerechterweise genommen habe,
dem erstatte ich es vierfach." Da sagt Jesus: "Heute ist diesem
Hause Heil widerfahren."
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Bekehrung ist Veränderung

Heil, Errettung bedeutet also auch, daß jemand die Hälfte seines
Vermögens den Armen gibt und daß er das Unrecht vierfach
wiedergutmacht. Es hat eine Entsprechung im Leben. Das Leben ist
neu, das Leben ist verändert. Durch den Geist Gottes müssen wir wie
die Kinder, wie die neugeborenen Kinder werden, damit wir das Alte
nicht mehr tun. Wir wollen nicht mehr weiter stehlen, wir wollen nicht
mehr Unrecht tun, wir wollen keinen betrugen, wir wollen das Geld
auch nicht nur für uns haben, sondern wir wollen uns Freunde mit
dem Geld machen, wir wollen es weitergeben.

Wenn also einer sich zu Gott bekehrt, dann kommt es zu einer


Veränderung in seinem Leben. Diese Veränderung geschieht von
Gott her.

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Gott (er)hört uns

Das Heil ist nicht etwas, das nur als privates Heil an sich gerissen
wird. Das Heil ist das, was sich ausbreitet. Wenn wir zu Lichtträgern
Gottes werden, weil wir die Strahlen seiner Gnade empfangen haben,
breitet sich Licht aus. Dann wird es auch um uns herum hell.

So meint es die Bibel. Ich möchte Sie bitten, darüber nachzudenken


und darüber zu Gott zu beten - jeder einmal für sich ganz persönlich.
Gott ist derjenige, der Gebete hört und erhört.
zum Inhaltsverzeichnis

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Ich kannte Jesus nicht!!!

Am 06.04.1963 in Crimmitschau geboren, wurde ich mit 3Jahren in


ein staatliches Heim eingewiesen. Meine Mutter galt als "asozial" -
mein Vater war ständig auf Montage. Mit der Einschulung 1969 kam
ich in ein sozialistisches Kinderheim. Diese Erziehung sollte meinen
Lebensweg prägen. Uns (ich habe noch eine Schwester) wurde der
Kontakt zu unserer Mutter und zu unserer Oma untersagt. Aber
"verbotene Früchte" schmecken bekanntlich besonders gut - und- ich
wusste ja, in welcher Kneipe ich sie finden würde. Ein
einschneidendes Erlebnis war der Suizid meines Vaters; ich war
gerade 10 Jahre alt. Mit 14 Jahren hatte ich meinen ersten
Vollrausch. Meine Mutter verlor ich durch einen " Unfall im Zustand
völliger Trunkenheit" (sie stürzte aus einem fahrenden Zug). Gleich
nach der Lehre, also 1981 ging ich zu den "Grenztruppen der DDR".
Ich war als "nicht- grenztauglich" eingestuft und habe eine
Ausbildung zum " Sprech- und Tastfunker" absolviert. Mehrere
Alkoholdelikte führten zur vorzeitigen Entlassung, verbunden mit
Degradierung und dem "Spießrutenlauf" in meinem Lehrbetrieb, in
dem ich bis zur Wende in unserem Land gearbeitet habe. Meine
spätere Frau habe ich gleich nach der Armeezeit kennen gelernt.
1985 und 1987 wurden meine Söhne geboren. Zu dieser Zeit hatte
mich der Alkohol schon fest im Griff. Nach einem Seitensprung, der
nicht ohne Folgen blieb ( meine Tochter ) hat meine Frau einen
Schlussstrich gezogen. (Heute bin ich ihr dankbar für diese
Konsequenz.) Ich verlor mit meiner Arbeit 1991 auch den letzten Halt
und stürzte ins Bodenlose. Erstaunlicherweise war immer irgendwie
Geld für "Nachschub" da- aber Miete zahlen? Warum?
Stromrechnung? - War höchstens gut für den Ofen. So kam 1995/ 96
was kommen musste. Es drohte der Verlust der Wohnung. In diesem
erbärmlichen Zustand war es ein PFARRER, der mich zum ersten
Mal auf mein Problem aufmerksam gemacht hat. Er lud mich zu sich
und seiner Familie ein - und Sie haben am Mittagstisch für mich (ich
hatte mir vorher Mut angetrunken) gebetet. Bevor ich auf der Strasse
gelandet wäre, hat er Verbindung zu einem Obdachlosenheim
aufgenommen. Ich hörte immer öfter von diesem Jesus und von Gott
und das die Sucht auch schon in der Bibel beschrieben wird.
(Sprüche 23; 29flg. " Wo ist Weh? Wo ist Leid? Wo ist Zank? Wo ist
Klagen? Wo sind Wunden ohne jeden Grund? ...) Dieser Pfarrer und
seine Familie - ich danke dem Herrn, dass er mir dies Menschen in
den Weg gestellt hat- stellte auch den Kontakt zur Suchtberatungs-
und Behandlungsstelle im Diakonischen Werk Marienberg her. Aber
es sollte noch eine ganze Zeit dauern, bis ich eingestehen konnte:
"Ich brauche Hilfe, Allein schaffe ich es nicht; bis mein Herz "JA"
gesagt hat zu Jesus Christus.

"Wenn euch nun der Sohn frei macht, seid ihr wirklich frei" (Joh. 8;36)

Für mich stand ja fest, dass ich nicht zu den Alkoholikern gehöre. Ich
konnte ja teilweise ohne den Stoff auskommen. Was mir zu der Zeit
nicht klar war ist die Tatsache, dass es viele Formen der
Abhängigkeit gibt. Zum Jahreswechsel 1996 / 97 wurde ich vor die
Wahl gestellt. Entweder etwas gegen die Sucht zu unternehmen oder
den Platz im betreuten Wohnen des Obdachlosenheimes zu
verlieren. Am 15.05.1997 gegen 8.00 Uhr habe ich den letzten
Schluck Alkohol getrunken, bevor ich zur Entgiftung und der sich
anschließenden Langzeittherapie gefahren wurde. Selbst im
Anfangsstadium der Therapie war ich noch überzeugt, ich gehöre
eigentlich gar nicht dort hin. Aber sehr schnell wurde mir immer
klarer, dass bei mir eine starke psychische Abhängigkeit vom Alkohol
vorlag. Das erklärte dann auch, warum es mir nicht viel ausmachte,
auch mal "auszusetzen". In dem Moment, wo ich am Tag den ersten
Tropfen getrunken habe, war für mich der Tag gelaufen. Es war ein
schmerzlicher, aber dafür umso tiefgreifenderer Prozess der
Vergangenheitsaufarbeitung. Im "Heidehof" Sohland, der
evangelischen Fachklinik wurden wir außer von Therapeuten auch
von einem Pfarrer begleitet. Hier lag ich dann auch zum ersten Mal in
meinem Leben unter dem Kreuz Jesu. Ich durfte ihm alles erzählen,
all meinen Lebensmüll bei ihm abladen und mir wurde die Vergebung
meiner Sünden zugesprochen. Selbst beim Schreiben dieser Zeilen
läuft mir eine "Gänsehaut", wenn ich an diesen Augenblick
zurückdenke.
Ich habe eine zweite Chance erhalten. Ein Leben mit unserem Herrn
Jesus Christus. Nun soll keinen glauben, dass jetzt alles leichter
geworden wäre. Nein, die Schulden, die sich während meiner
"aktiven" Zeit angehäuft hatten, mussten abgetragen werden. Meine
Scheidung, die ich immer wieder hinausgezögert hatte, wurde
vollzogen. Und ich musste erst einmal zurück ins Obdachlosenheim,
wo der Alkohol zum täglichen Begleiter der Bewohner gehörte.
Gemeinsam mit vielen Helfern an meiner Seite, (stellvertretend
möchte ich den Schuldnerberater im Diakonischen Werk Marienberg,
die Mitarbeiter der Suchtberatungs- und Behandlungsstelle sowie die
ABM-Kräfte im betreuten Wohnen für abstinent lebende Männer und
die Mitarbeiter der Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit
psychischen Problemen nennen) die der Herr in seinen Dienst
gestellt hat, konnte ich die sich aufbauenden Probleme lösen. Der
Herr segne einen jeden Einzelnen. Während einer Freizeit im
Dezember 1999 in der Hüttstadtmühle Ansprung lernte ich dann Birgit
näher kennen. Ich habe mich sehr intensiv mit dem Wort unseres
Herrn auseinandergesetzt und absolvierte eine Zurüstung zum
Verkündigungsdienst. Um mit Petrus und Johannes (Apg.4; 20) zu
sprechen: "Wir können es ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir
gesehen und gehört haben." - ich konnte auch nicht anders, als z.B.
in Jugendkreisen Zeugnis von der Gnade unseres Herrn Jesus
Christus an mir zu berichten. Meine geistliche Heimat fand ich in der
Landeskirchlichen Gemeinschaft Lauta (ein Ortsteil von Marienberg).
Am Ostersonntag 2001 im Festgottesdienst wurde ich dann im
Namen des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft.
Ich habe bis heute keine Stelle auf dem 1. Arbeitsmarkt gefunden.
Die Zeit aber ist nicht nutzlos geblieben. Ich durfte den Grundkurs der
"biblisch-therapeutischen Seelsorge" besuchen und nach einer
Schulung in Online-Seelsorge habe ich mich als Seelsorger beim
ERF in Wetzlar beworben. Außerdem befasse ich mich im
Fernunterricht mit dem Fach "Praktische Psychologie". Wenn es
meine erlaubt, sichere ich Dienste im Kontaktcafeï des Diakonischen
Werkes ab. Ich danke Allen, die meinen Weg ein Stück weit
mitgegangen sind. Ich danke Allen, die die Hände für mich zum
Gebet falten und ich danke unserem Herrn Jesus Christus, dass er
mich trotz aller meiner Unzulänglichkeiten in seinen Dienst gerufen
hat - einen Dienst an Menschen, für Menschen und dem Herrn zur
Ehre. Er hat mich

zum Dienst befreit.


--

Prolog

Mit 15 Jahren hatte ich folgendes Erlebnis: Eine Frau aus unserem
Dorf ging eines Tages an einen Stausee in unserer Nähe. Sie hatte
zwei Kinder und wurde von ihrem Mann sehr schlecht behandelt. An
dem Stausee angekommen, band sie sich Steine um den Hals und
sprang ins Wasser. - Wir Jungen aus dem Dorf gingen oft zum
Stausee um dort zu baden. So auch einige Tage nachdem die Frau
im Dorf vermißt wurde. Mein Freund sprang an derselben Stelle ins
Wasser wo die Frau ums Leben kam. Er tauchte nach einem
Stein,den er vorher ins Wasser warf. Wie groß war sein Schreck, als
er am Boden des Sees, die Leiche der Frau sah.

Die Hinduisten glauben, daß der Geist einer verstorbenen Person an


dem Ort seines Todes verbleibt um dort zu ruhen. Wir Kinder aber
kümmerten uns nicht darum und spielten trotzdem am See. Nach
einiger Zeit kam ich vom Schwimmen zurück, als meine Großmutter
aus ihrem Gebetszimmer auf mich zukam. Sie war noch ganz in
Trance. Sie nahm etwas heilige Asche und streute es auf meinen
Kopf. Darauf sagte sie: "Der Geist der Verstorbenen verfolgt dich. Er
steht hinter dir!" Zu meinem Vater gewandt meinte sie: "Nimm deinen
Sohn und gehe mit ihm zum Muslimpriester, damit "Munisamy", (wie
ich damals genannt wurde) von diesem Geist befreit wird."

Die Hinduisten glauben zwar an 300 Millionen Götter und sind sehr
stolz auf ihre alte Kultur, ihre heiligen Schriften, ihre Weisheit und
Fähigkeiten. Trotzdem suchen sie, wenn sie in große Not geraten,
auch Hilfe bei den Vertretern anderer Religionen, wie z.B. in meinem
Fall bei den Moslems.

Schon am nächsten Tag nahm mich mein Vater mit zu einem


Hadschji. Er saß in seinem dunklen Gebetszimmer im Schneidersitz.
In großer Furcht setzte ich mich vor ihn hin und wohnte der
unheimlichen Zeremonie bei. Er fing an seine Gebete zu murmeln,
brachte Räucherwerk dar und opferte dem Geist der Verstorbenen
einige Hühner. Zum Schluß band er mir ein schwarzes geweihtes
Band an meinen linken Oberarm und ermahnte mich und meinen
Vater: "Solange Du dieses Band trägst wird dich der Geist in Ruhe
lassen. Du darfst dieses Band auf keinen Fall ablegen, sonst wirst du
den Schutz vor dem Geist verlieren.

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Auf der Suche

In dieser Atmosphäre aus Angst und Aberglauben wuchs ich in


Malaysia, in einem kleinen Dorf namens Subang als ältester Sohn
von sieben Kindern auf. Mein Vater hat mich sehr viel geschlagen.
Ich kannte keine Vaterliebe. Wir Kinder mußten von klein auf hart auf
den Gummiplantagen der Großgrundbesitzer mitarbeiten um zu
überleben. Dafür durften wir in einer kleinen Holzbaracke mit 10
Personen wohnen. Sie bestand aus einem Schlafraum, ein kleines
Kochzimmer und ein Gebetszimmer. Da unsere wirtschaftliche
Situation sich immer mehr verschlechterte, entschloß ich mich 1969
im Alter von 21 Jahren nach Europa zu gehen. Dort wollte ich Arbeit
suchen und meine Familie finanziell unterstützen. So reiste ich denn
über Land. Ich konnte mir schließlich keinen Flug leisten. In Bombay
mußte ich längere Zeit warten, da gerade Krieg war zwischen
Pakistan und Indien. Zwei Monaten später im Iran, war mein Zehrgeld
von umgerechnet 280 Mark aufgebraucht. Ich mußte per Anhalter
weiterfahren.Wenige Wochen darauf kam ich in der Nähe von Brindisi
in einem kleinen Dorf im Süden Italiens an.

Es war abends. Ich war hungrig, müde und schmutzig von derlangen
Reise. Ich konnte die Menschen nicht verstehen und wußte nicht
wohin ich mich wenden sollte. Da kam mir der Gedanke zu beten. So
suchte ich eine Kirche auf um zu dem Gott der Christen zu beten. Als
ich in die Kirche kam und vorne das riesige Kreuz mit dem
Gekreuzigten sah, dachte ich: "Wie kann mir der Gott der Christen
helfen, wenn er selbst doch Hilfe benötigt?"Dennoch stammelte ich
ein Gebet: "Gib mir bitte was zu essen!"Ich übernachtete dann in
einem Hauseingang. Morgens früh stand ich wieder an der Straße
Richtung Rom. Plötzlich kam eine füllige Italienerin auf mich zu und
redete wild auf mich ein. Ich verstand kein Wort und fürchtete mich
einwenig. Sie aber packte mich am Arm und schleppte mich mit in ein
Café. Sie war die Besitzerin. Dort gab sie mir zu essen und zu trinken
und packte mir noch ein Lunchpaket ein. - Dies war die erste
Begegnung mit dem Gott der Christen. Heute weißich, daß Gott mein
kleines Gebet erhörte.

In Rom angekommen wurde ich unsicher, ob ich noch weiter


nordwärts ziehen sollte. Ich hatte immer die Vorstellung von
Deutschland, daß dort das Geld auf den Bäumen wuchs und ich nur
hingehen müßte um es zu pflücken. Doch in Rom hörte ich von
Arbeitslosigkeit. Ein Koreaner gab mir schließlich eine Adresse von
einem christlichen Schulungszentrum in der Schweiz. So fuhr ich
nach L'Abri zu Dr. Francis Schaeffer. Es war im Februar und die
Berge waren schneebedeckt. So was hatte ich noch nie gesehen.
Nachdem ich merkte, daß diese Einrichtung von Christen geführt
wurde, wollte ich weiterziehen. Doch das "weiße Zeug" auf dem
Boden hat mich daran gehindert. So beschloß ich solange zu warten
bis es verschwand.

Eine Frau, sie hieß Cynthia, kümmerte sich um mich. Sie versuchte
mir das Evangelium nahe zu bringen. Ich verstand kein Wort. Doch
Ihre Freundlichkeit und Fürsorge hat mich tief beeindruckt. Ich fragte
sie schließlich: "Wie ist es möglich, daß ein Mensch jeden Tag so
fröhlichund glücklich sein kann wie Du?" Sie antwortete: "Ich war
früher sehr krank. Ich hatte lange Zeit starke Depressionen. Ein
Pastor hat mir schließlich von Jesus erzählt und dieser Jesus hat
dann auch mein Leben verändert! Diese Freude, die du an mir siehst,
kommt nicht aus mir allein. Es ist Jesus, den ich in mein Leben
aufgenommen habe, der mich so glücklich macht! Wenn Du willst
kannst du dieselbe Freude durch Jesus erfahren!" Beeindruckt durch
ihr Zeugnis und ihr ganzes Wesen wollte ich diese Erfahrung
machen. Am nächsten Morgen hatte ich einGespräch mit Dr.
Schaeffer. Er zeigte mir wie man eine Beziehung zu Jesus findet. Wir
beteten zusammen. Nach dem Gebet erlebte ich eine nie gekannte
Freude. Ich war so überwältigt, daß ich vor Freude weinte. Ich lief
sofort zu Cynthia und mußte ihr von dieser Freude erzählen. Ich hätte
die ganze Welt umarmen können.
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Auf Abwegen

Nach dieser schönen Zeit in der Schweiz fuhr ich nach München.
Dort begann ich eine dreijährige Lehre als Elektroinstallateur. Ich
wohnte in einem Lehrlingswohnheim. Obschon ich die Bibel anfangs
noch las, fehlte mir die Gemeinschaft mit echten Christen. Die
anderen Lehrlinge interessierten sich nicht für den Glauben. Sie
betranken sich, fluchten und liefen den Mädchen hinterher.Diese
Umgebung färbte allmählich auf mich ab. Die Freude an Jesus
Christus verblaßte mehr und mehr. Nach Abschluß meiner Lehre
mietete ich ein Appartement.

Ich hatte nun mein Ziel erreicht. Einen Beruf der mir Spaß machte,
eine eigene Wohnung, und genug Geld um auch meine Familie
Zuhause zu unterstützen. Dennoch war ich unzufrieden. Meine
Beziehung zu Jesus Christus war verschwunden. Ich bekam starke
Depressionen. Mein Leben wurde immer mehr zur Qual. Mir fehlte
ein Sinn im Leben. Schließlich wünschte ich mir sogar den Tod.

Ich überlegte mir verschiedene Möglichkeiten zur Selbsttötung.


Erhängen erschien mir zu unsicher: "Hält das Seil?" Zum Erstechen
fehlte mir der Mut. So wollte ich mich vergiften. Ich ging in eine
Apotheke und verlangte nach dem stärksten Gift! Die Bedienung
fragte mich: "Wofür benötigen Sie das Gift?" Dies verwirrte mich. Ich
hatte die Frage nicht erwartet. Schnell überlegte ich und sagte: "In
meinerWohnung sind Ratten und Mäuse!" So erhielt ich eine Flasche
Gift. Beim Hinausgehen rief sie mir noch hinterher: "Es kann
allerdings sein, daß es 8 Tage dauert bis die Ratten sterben, wenn
sie das Gift geleckt haben." Da ich das Gift bereits bezahlt hatte,
konnte ich es unmöglich zurückgeben.

Zuhause angekommen hoffte ich schneller zu sterben, wenn ich die


ganze Flasche auf einmal trinke! Ich schüttete das Gift in ein Glas.
Bevor ich es trinken wollte habe ich noch Gott beschimpft. Ich gab
Gott die Schuld an meinen Depressionen und unerfüllten Leben. Ich
konnte und wollte nicht erkennen, daß ich mich selbst in diese Lage
gebracht hatte. Ich nahm das Glas in meine Hand und wollte es
austrinken. Plötzlich fing meine Hand sehr stark an zu zittern. Es war
mir nicht möglich das Glas an den Mund zu setzen. Aufgeregt setzte
das Glas ab. Ich lief in meiner Wohnung umher und versuchte mich
zu beruhigen. Ich versuchte es ein zweites mal. Und wieder fing
meine Hand völlig unnatürlich an zu zittern. So sehr ich mich auch
konzentrierte um zu trinken. Es war mir nicht möglich. Ich bekam nun
die Panik. Ich fiel auf die Knie und mir wurde bewußt, daß Gott
meinen Tod verhinderte. Er wollte nicht, daß ich sterbe. Unter Tränen
bekannte ich Gott meine Sünde und übergab ihm mein Leben erneut.
Dies dauerte einige Stunden. Bis ich den Frieden Gottes hautnah
verspürte. Die Gegenwart Gottes war sehr real. Ich dankte Gott für
sein Erbarmen und bat ihn in meinem Leben die Herrschaft zu
übernehmen: "Herr,ich will Dich besser kennenlernen." Danach
fastete und betete ich mehrere Tage. In meinem Herzen reifte ein
Gedanke: "Sam du sollst eine Bibelschule besuchen!" Ich wußte nicht
was eine Bibelschule ist. Nie zuvor hatte ich davon gehört. Ich bat
Gott: "Herr, wenn dieser Gedanke wirklich von Dir ist, dann zeige es
mir ganz deutlich! Ich will Deinen Willen tun!"

Wochen später fand eine Evangelisationswoche in München statt.


Ein christlicher Freund lud mich mehrmals dazu ein. Ich jedoch habe
immer wieder Ausreden dafür gefunden nicht mitzugehen.Am letzten
Abend bestand mein Freund fest darauf, daß ich mitkomme. Ich
konnte nun nicht mehr zurück. Die Botschaft an diesem Abend hat
mich so getroffen, daß ich die meisteZeit des Abends weinte. Nach
dem Vortrag, ging ich zur Aussprache zum Redner. Ich sagte:
"Könntest Du für mich beten, ich fühle mich so unruhig!" Wir gingen in
ein extra Zimmer. Er bat mich zuerst zu beten, danach betet er! Nach
dem Gebet stand er auf schaute mir in die Augen und sagte: "Sam!
Gehe zur Bibelschule!" Ich war geschockt. Ich kannte diesen Mann
nicht und er kannte mich nicht und auch nicht meine Bitte an Gott mir
zu zeigen, was ich tun soll. Ich wußte nun, was Gott von mir wollte.

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Auf Gottes Wegen

Kein halbes Jahr später begann ich eine theologische Ausbildungan


der Bibelschule Brake. Kurz zuvor habe ich mich mit meiner Frau
Anni verlobt. Während der Schulzeit heirateten wir und ein Jahr
später bekamen wir unseren ersten Sohn David. Im zweiten Jahr
meines Studiums wurde mir klar, daß Gott mich in die Missionsarbeit
nach Malaysia ruft. Eine Missionsgesellschaft ermöglichte uns die
Reise in meine Heimat. Ich wollte die christliche Missionsarbeit
kennenlernen, aber auch meine Familie wiedersehen.

Jung verheiratet, machten wir uns mit unserem achtmonatigem Sohn


mit einem bangen Herzen auf die Reise. Ich erklärte Anni die völlig
andere Denk- und Handlungsweise der Hindus und bereitete sie so
auf den Kulturschock vor. Wir beteten gemeinsam:"Herr, egal was
auf uns wartet, wir wollen Dir treu bleiben und uns zu dir bekennen!
Hilf uns dabei!" Am Flughafen wurden wir vom halben Dorf
willkommen geheißen. Der erste Weg eines Hindus, wenn er von
einer Reise zurückkehrt führt in den Tempel um den Götzen zu
opfern. Als wir bei unserem Dorf ankamen, nahm mich mein Vater an
der Hand, wir verließen den Bus und gingen zur Opferstätte. Er hielt
eine Kokosnuß in seiner Hand und wollte, daß wir gemeinsam die
Zeremonie durchführen. Die Spannung wuchs. Der ganze Bus
wartete auf meine Reaktion. Leise flüsterte ich meinem Vater zu:
"Vater, ich opfere den Göttern schon lange nicht mehr!" Darauf wurde
er sehr nervös. Er bekam einen hochroten Kopf. Dies hatte er nicht
erwartet. Ich hatte ihn vor allen blamiert. Die Dorfältesten fingen an
wie verrückt an ihren Zigaretten zu ziehen. Die Spannung wuchs ins
unerträgliche. Da stieg Anni aus dem Bus, nahm meine Hand und
sagte laut in deutscher Sprache: "Sam, mach da nicht mit!" Ihre
Reaktion hat die Situation entschärft. Wir gingen ohne Opferung ins
Dorf. Ich hatte noch immer Angst vor der Reaktion meines Vaters, als
wir an unserer Hütte ankamen. Doch unsere Gebete wurden erhört.
Mein Vater hat die peinliche Situation nicht mehr erwähnt und war
sehr freundlich zu uns. Dies ist nicht anders zu erklären, als daß Gott
seine Hand über uns hielt.
Während unseres dreimonatigen Aufenthaltes in meiner Familiehatte
ich, angefangen bei meiner Mutter, die Gelegenheit mit jedem meiner
Angehörigen über meinen Glauben an Jesus Christus zu reden. Und
kurz bevor wir abreisten kam meine ganze Familie zum Glauben an
den lebendigen Gott! Sogar meine Oma mit über achtzig Jahren
erlebte das Wunder der Wiedergeburt! Dies war das größte
Geschenk meines Lebens!

Ein Jahr später, nach Abschluß der Bibelschule gingen wir zurück
nach Malaysia um dort eine Missions- und Gemeindeaufbauarbeit
unter Hindus zu beginnen. Durch Gottes Gnade durften wir vielen
Hindus den Weg zu Jesus zeigen. Zwei meiner Brüder dienen heute
vollzeitig als Gemeindeleiter.

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Von Gott geführt

Die Arbeit dehnte sich mehr und mehr aus. Ab 1987 fingen wir
Gemeindebau in Südindien, in der Provinz Tamil-Nadu an. 65
Millionen Einwohner bewohnen ein Gebiet etwa halb so groß wie
Deutschland-West. Sie sprechen meine Muttersprache Tamil. Etwa
30 km von Madras entstand eine Gemeinde die heute noch wächst.

Ab 1994 begann ich eine neue Pionierarbeit in Andra-Pradesh.


Dieses Bundesland zählt zu den ärmsten Gegenden Indiens. Dreimal
im Jahr fliege ich mehrere Monate dorthin und arbeite mit den
einheimischen Brüdern zusammen. Wir besuchen die noch
unerreichten Bergstämme. Wir fahren von Dorf zu Dorf und
verkünden das Evangelium. Trotz ihrer größten Armut, kommen die
Menschen, vorwiegend Parias (sogenannte Unberührbare der
niedrigsten Kaste) in Scharen und verlassen ihre Feldarbeit um
Gottes Wort zu hören. Sehr viele kommen bei diesen
Veranstaltungen zum Glauben an Gott. In letzter Zeit öffneten sich
auch die Brahmanen, die höchste Kaste und auch Priesterkaste, für
das Evangelium. Viele haben bereits Jesus Christus als ihren Herrn
und Heiland kennengelernt!
Bisher sind alleine in Andrah Pradesh 13 Gemeinden und ein
Weisenheim mit 14 Kindern entstanden. Einmal pro Jahr im Januar
kommen alle leitenden Brüder aus den 13 Gemeinden zusammen
und wir führen eine intensive Schulung durch. Auch für das Jahr 2000
sind die Einsätze fest geplant. Dieses mal begleiten mich 6
Geschwisteraus Deutschland. Zwei Brüder werden mit dem
Missionsbus von Dorf zu Dorf fahren und das Evangelium
verkündigen. Zwei Schwestern mit einem Bruder werden in unseren
Gemeinden ein Kinderprogramm durchführen. Zwei weitere Brüder
werden das zweite Buch Mose und über das Gemeindeleben
unterrichten.

Die Reisen in die abgeschiedenen Regionen sind sehr anstrengend


und gefährlich. In den Dornenwäldern wimmelt es nur so von
Skorpionen und Giftschlangen. Wir sind täglich auf den Schutz des
Allmächtigen angewiesen. Doch die herzliche Aufnahme durch die
Bevölkerung und ihr echter Hunger nach dem Wort Gottes ermutigen
mich diese Arbeit weiter zu tun.

Zu den gläubig Gewordenen aus den Bergstämmen sagte ich: "Ich


kann Euch jetzt nur Gottes Wort, eine geistliche Speise bieten, doch
ich freue mich Euch auf jeden Fall im Himmel wiederzusehen!" Und
sie verstand es.

Wir sind nicht die Einzigen, die eine Saat säen. Die Kommunisten
versuchen ihren Einfluß zu vergrößern. Und auch die Zeugen
Jehovas werden immer aktiver. Die Zeit der Ernte ist für diese
Gegend gekommen. Wir wissen nicht wie lange. Gott hat uns eine
Tür geöffnet. Es liegt an jedem von uns, ob wir die Gelegenheit
nutzen und Menschen für Jesus gewinnen solange die Herzen dafür
offen sind!

Es fehlt an Mitarbeitern. Die Gläubiggewordenen werden zwar von


wandernden Laienpredigern geschult. Doch es können bei weitem
nicht alle so intensiv betreut werden, wie es erforderlich ist. Wir beten
um Mitarbeiter, Wachstum und Schulung der Neubekehrten, und
nicht zuletzt auch für die nötigen finanziellen Mittel, damit diese
gesegnete Arbeit weitergeführt wird.

Sam und Anni Vengadasalam

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