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«Glaube lässt sich nicht aufzwingen»


Diskussionsbeitrag der Visper Pfarrer zur Gründung der Freidenker-Gesellschaft
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Vorbemerkung der Redakti- - Im Referat betonte Stadler ' bens in die Naturwissenschaft bewusst, dass sich der Glaube
on: Der WB berichtete vehement die Unvereinbarkeit 1eingedrungen sei, desto mehr an Jesus Christus im öffentli-
kürzlich über die Grün- von Denken und Glauben. 1, sei er von der Existenz Gottes chen Leben ausprägt, und dass
dung einer Walliser Sektion Und der christliche Glaube sei überzeugt worden. Im Übri- . richtig verstandener Glaube
der Freidenker- Vereini- für einen denkenden Men- gen wird selbst die Naturwis- im privaten und im öffentli-
gung Schweiz in Visp. Pfar- sehen geradezu lächerlich. sensehaft letzten Endes oft- chen Leben befreiend und
rer Dr. Thomas Pfammatter Wer denkt, kann also nicht : mals eine Glaubenssache! hoffnungsvoll wirkt.
von der katholischen Kir- glauben. Und wer glaubt, Wir Visper Pfarrer sehen die Letztlich löst die atheistische
ehe Visp, Pfarrer Tillmann denkt zu wenig. - Diese Hal- Freidenker keineswegs als Bewegung bei uns auch
Luther von der evangeli- tung wird der Realität nicht «Gegner». Im Gegenteil. Wir selbstkritische Fragen aus. Im
sehen Kirchgemeinde Visp gerecht. Schon Anselm von . finden es wiChtig.,. dass Men- Glauben und in der Anbin-
und Pfarrer Daniel Rohner Canterbury hat vor über 1000 , schen zu ihren Uberzeugun- dung an Christus liege so viel
von der freien evangeli- Jahren gezeigt, dass gerade . gen stehen und diese auch ver- Kraft, das Leben mit Hoff-
sehen Gemeinde Visp stel- der gläubige Christ denken treten können. Das Anliegen nung und Zuversicht gestalten
len sich in einem gemeinsa- muss! Und auch namhafte der Freidenker ist es, Anders- und die Gesellschaft und un-
men Beitrag zu den Anlie- zeitgenössische Wissenschaft- gläubigen in Respekt zu be- .sere Welt positiv prägen zu
gen und Zielen der Frei- ler wie etwa John Lennox, gegnen und friedlich zusam- können, - Wie kann es da den-
denker- Vereinigung. Professor für Mathematik an • menzuleben. Dieses Anliegen noch dazu korqmen, dass
. . der Universität Oxford, be- ist uns ebenfalls ~ehr wichtig. Menschen sich so vehement
Grundsätzlich unterstützen zeugen, dass sich der christli- Wo Menschen sich frei und von all dem abwenden? '- Hier
wir als Pfarrer das Anliegen che Glaube und rationales offen ' begegnen können, ist müssen wir uns 'als Pfarrer
der Freidenker, dass in unse- Denken sehr wohl miteinan- Raum für Diskussionen, damit und Kirchgemeinden den Vor-
rem Land jeder Mensch sei- der vereinbaren lassen, ja so- eine gemeinsame Auseinan- wurf gefallen lassen, dass wir
neo Glauben frei wählen kön- gar untrennbar zusammenge- dersetzung und ein kritisches in der Vergangenheit viele
nen soll. Auch mit der Tren- hören! Unabhängig von einem Hinterfragen - auch mit den Fehler gemacht haben. Nicht
nung von Kirche und Staat bestimmten Glaubensbekennt- jeweils eigenen Positionen - zuletzt auch in der Art und
könnte man im Oberwallis le- nis eXIstiert eine oberste stattfinden kann. Und das ist Weise, wie wir christliche
ben, ohne dass man deshalb Wahrheit, zu der uns Glaube gesund! Wertmassstäbe und Ideale
den christlichen Glauben ge- und Vernunft gleichsam wie Wir sehen deshalb in der athe- kommuniziert haben. Wo
fährdet sehe. Wir sind alle zwei Flügel emporheben. istischen Bewegung auch eine Glaube als einengend, ver-
drei davon überzeugt, dass Wir würden deshalb Freiden- Chance, dass Christen ihren sklavend und unterdrückend
sibh Glaube und Kirchenzuge- ' ker eigentlich lieber als «Frei- Glauben ganz neu überdenken empfunden wird, läuft etwas
hörigkeit nicht einfach «aufc glaubende» bezeichnen. Denn und wieder Mut fassen, ihre grundSätzlich falsch. An die-
zwingen» lies sen. Gläubiger der Anspruch, eine rein empi- . Überzeugungen auch in der sem Punkt haben die Freiden-
Christ zu sein bedeute nicht, rische Weltanschauung zu Öffentlichkeit ' zu vertreten ker sicher recht!
sich einfach einer kirchlichen vertreten, die frei ist von allen ' und vor allem zu leben. Dass Christus selber sagt 'in der Bi-
Lehrinstanz oder Doktrin zu Spekulationen und nicht Be- die Diskussion über Glau- bel: «Wen der Sohn frei
unterordnen, sondern aus 'ei- weisbarem, ist letztlich ihrer bensfragen in den letzten Jah- macht, der ist recht frei!» -
gener, innerer Überzeugung Meinung nach nicht erfüll bar. . ren wieder vermehrt öffentlich Diese Freiheit so weiterzuge-
heraus sein Leben nach christ- Jeder Versuch, die Existenz. geführt und nicht mehr nur als ben, dass Menschen positiv
lichen Wertvorstellungen und oder auch Nichtexistenz Got- «Privatsache» verstanden und lebensbejahend ihren
in der Abhängigkeit von tes beweisen zu wollen, bleibt wird, ist erfreulich. Gerade im Weg mit Jesus Christus gehen
Christus zu gestalten. chancenlos. Der Vater von christlichen Glauben liegt könnten, das ist das Ziel aller
Bedauerlich ist in diesem Zu- Pfarrer Luther lebt als Physi- enorm viel Potenzial, um in drei Visper Kirchgemeinden.
sammenhang, dass Glaube ker und zugleich Vorstand ei- unserer Gesellschaft Positives Dr. Thomas Pfammatter,
und Denken bei den Freiden- ner Kirchgemeinde in Kana- { zu bewirken. Christen und katholischen Kirche Visp
kern oft a:ls unvereinbar darge- da. Er sagt, dass er an Gott Christinnen sind von 'ihrem , Tillmann Luther, reformierte
stellt werden. So fragte etwa glaubt, gerade weil er Natur- Glauben überzeugt. Die ge- Kirchgemeinde Visp
Dr. Beda Stadler «Glaubst du wissenschaftler sei. Je tiefer genwärtige Diskussion macht Daniel Rohner, freie
noch, oder denkst du schon?» er im Lauf seines Physikerle- den Leuten vielleicht wieder evangelische Kirche Visp

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