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Staatenlos

Das Stck soll um Reichsbrger handeln.


In der Mitte des Raums stehen Pappkartons. Rechteckig, stabil Sie werden heute die
Sitzreihen des Publikums bilden. Sie sind so verteilt, dass das Publikum in zwei Hlften
zerschnitten wird. Ich setze mich auf einem. Es ist unbequem.
Nachdem das Publikum Ihren Platz gefunden hat, beginnt auch schon die Show vier
Performer, alle in Wei und beige bekleidet, mit einem Hauch von Silber, mit ein wenig
Glitzer angesprht.
Abwechselnd sprechen die Performer vor, sie prsentieren das Regelwerk des Staatenbund
sterreichs. Es geht um das Beenden von Kriegen. Um das Stoppen von Welthunger. Um
Souvernitt. Um Nationalitt. Grauenhaft. Eine absurde Szene vier Personen, dessen
Kostme an eine Mischung aus Amish Bekleidung mit Sci-Fi Accessoire prsentieren eine
alternative Verfassung zu der aktuellen sterreichischen. Ab und zu wird Applaus
eingespielt. Wie absurd. Ich muss mich halten um nicht vor Scham laut loszulachen. So
einfach und stupide werden die Reichsbrger also hier dargestellt. Langweilig. Bullshit.
Auf den Hnden der Performer kann man zwei Handys sehen. Beim genaueren Hinschauen
erkennt man, dass eine Frau beim Sprechen gezeigt wird. Nach einer Weile wird das Bild auf
die Wand ausgestrahlt. Ich erkenne nun, dass die Performer einen Mittschnitt nachsprechen
von einem tatschlichen Ereignis, wo eine Frau vor ca. 100 Leuten einen alternativen Staat
auf sterreichischen Boden erklrt. Es wird eine Demokratie sein mit ihr als Prsidentin
und nicht berstimmbares Vetorecht. Mir wird langsam bel.
So geht es den ganzen Abend weiter. Einem werden die Videos der Reichbrger Propaganda
Maschinerie vorgespielt. Zum Totlachen. Aber neben dem Absurden passierte dabei was
ganz Besonderes. Ich konnte mich mit einigen der gebrachten Punkten identifizieren. Anti
Polizeigewalt, Ausbeutung der Mittel- und Unterschicht, den Wunsch nach einer
nachhaltigeren Politik. Und trotzdem bleiben die Konsequenzen, die daraus gezogen wird,
eine Schreckensvision. Die Aberkennung des deutschen Staates ging immer mit dem
Erschaffen von eigenen Regeln daher. Und diese waren oft sehr konservativ bis hin zu
offensichtlich Nationalistisch. Aber nur fr Ihre eigene, neu kreierte Nation.

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