Aus: www.faz.net, 11.03.

2016

Doris Drries Fukushima-Film

:
Japan, schwarzwei

Marie macht Hula-Hoop mit japanischen Rentnerinnen: Szene aus Gre aus Fukushima

Vor fnf Jahren lste ein Erdbeben in Japan eine nukleare Katastrophe aus. Gre aus
Fukushima, der neue Film von Doris Drrie, zeigt, wie weit sie das stolze Land
zurckgeworfen hat.

Lachen ist zweifellos gesund. Wie es sich allerdings mit Radioaktivitt und Heiterkeit im Speziellen
verhlt, da fehlen vermutlich noch einige Untersuchungen. Fr die junge Deutsche Marie werden
sie nicht ausschlaggebend sein. Sie will jetzt schon Gutes tun, und so kommt sie mit ein paar
anderen guten Geistern in die weitgehend entvlkerte Gegend in Japan, in der im Jahr 2011 ein
Erdbeben eine nukleare Katastrophe ausgelst hat. Clowns4Help nennt sich das Unternehmen.
Marie ist fr Hula-Hoop zustndig. Sie setzt auf die therapeutische Wirkung von Hftschwngen.
Zum Lachen ist ihr selber nicht zumute, aber so ist das ja hufiger mit Menschen, die helfen wollen:
Sie verhelfen sich damit zu einer Alternative zu den eigenen Problemen.

Japan ist durch die Katastrophe in der Zeit zurckgeworfen worden

Die Landschaft, in die Marie kommt, ist schwarzwei. Sie ist, wenn man so mchte, noch immer
verstrahlt. Doris Drrie bt sich in ihrem neuen Film Gre aus Fukushima selbst als
Therapeutin. Sie sucht nach Spuren des Lebens in einer Todeszone und macht dabei weite,
imaginre Rume auf, auf die sich das groe Wort Fukushima beziehen liee. Das Schwarzwei ist
einerseits ein Zeichen fr die vielen Verluste. ber dieses Land ist eine Flut hinweggegangen,
geblieben sind nur Mauerreste und einige ltere Leute. Das Schwarzwei ist aber auch ein Zeichen
fr einen Reinigungsprozess. Denn Japan ist durch diese Katastrophe in der Zeit zurckgeworfen
worden, jedenfalls jenes Japan, das die deutsche Filmemacherin schon des Lngeren sucht.
Pltzlich ist es wieder so klar und fast schon transparent, wie man es aus manchen Klassikern von
Yasujiro Ozu kennt, jenem Meister, der kleine Freuden und groe Verluste immer wieder in eine