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Praktische Elektronik 2-1 Hans-Hellmuth Cuno

II. Schaltungstechnik

Abb. 2-1: Transistor-Grundschaltungen

Alle am Beispiel von bipolaren Transi- derstand mit der Versorgungsspan-


storen beschriebenen Anordnungen nung verbunden. An ihm wird das
lassen sich ebenso mit Feldeffekttran- Ausgangssignal abgenommen.
sistoren realisieren. Dabei entspricht
dem Emitter die Source, der Basis b) Basisschaltung
das Gate und dem Kollektor das In Basisschaltung liegt die Basis
Drain. wechselspannungsmäßig fest und der
Emitter dient als Eingang. Der Ar-
II.1 Der Transistor als Verstärker beitswiderstand liegt ebenfalls zwi-
schen Kollektor und positiver
Von den 3 Anschlüssen des Transi- Versorgungsspannung und der Kol-
stors fungiert im allgemeinen je einer lektor ist Ausgang.
als Ein- und Ausgang, während der
dritte signalmäßig an Masse liegt. Ge- c) Kollektorschaltung
meinsam ist allen Anordnungen, daß Hier wird die Basis angesteuert und
die Eingangsspannung die Basis- der Arbeitswiderstand liegt zwischen
Emitter Spannung und damit den Kol- Emitter und negativer Versorgungs-
lektorstrom steuert. Der spannung. Der Emitter ist Ausgang,
Kollektorstrom fließt durch einen Ar- während der Kollektor wechselspan-
beitswiderstand und erzeugt hier ei- nungsmäßig festliegt.
nen Spannungsabfall. Der mit dem
Kollektorstrom schwankende Span- II.2 Einstellung des Arbeitspunkts
nungsabfall stellt die Ausgangsspan-
nung der Verstärkerstufe dar. Es zeigt
sich, daß nur die 3 in Bild 2-1 gezeig- Die 3 Grundschaltungen des Transi-
ten Anordnungen sinnvoll sind: stors werden erst durch zusätzliche
Bauelemente und eine Stromversor-
a) Emitterschaltung gung funktionsfähig. Jede lineare Ver-
In Emitterschaltung wird die Basis stärkerschaltung hat ihren Arbeits-
des Transistors von der Eingangs- punkt, bei dem im Transistor ein Ru-
spannung angesteuert, der Emitter hestrom fließt und eine CE-Spannung
liegt wechselspannungsmäßig fest. anliegt. Die variable Eingangsspan-
Der Kollektor ist über einen Arbeitswi- nung prägt beiden Änderungen auf,
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höht sich die Spannung am Emitterwi-


derstand, so daß der Ruhestrom nur
noch um 0,25% zunimmt, eine Ver-
besserung um den Faktor 40 bei mini-
malem Aufwand. Temperaturschwan-
kungen um ± 40°C lassen den Ruhe-
strom um ±10% schwanken, was für
einen Verstärker vollkommen akzep-
tabel ist.
Abb. 2-2: Ruhestrom Stabilisierung
Als Konstantstromquelle eingesetzt,
die letztlich das Ausgangssignal dar- hat die Schaltung einen sehr hohen
stellen. Als einfachste Möglichkeit zur Innenwiderstand, so daß Änderungen
Einstellung des Arbeitspunkts kann der Spannung am Kollektor den
ein Spannungsteiler dienen, der die fließenden Strom nur ganz minimal
Basis-Emitter Spannung für den ge- beeinflussen.
wünschten Ruhestrom abgibt. Am Ar-
beitswiderstand Ra stellt sich von In Emitterschaltung liegt der Arbeits-
selber die entsprechenden CE-Span- widerstand zwischen Kollektor und
nung ein. Das funktioniert gut bei kon- positiver Versorgungsspannung. Eine
stanter Temperatur und konstanter Zunahme der Eingangsspannung er-
Versorgungsspannung, ergibt aber höht den Kollektorstrom und den
unzumutbare Änderungen des Ruhe- Spannungsabfall am Arbeitswider-
stroms mit der Temperatur. Eine stand. Die Spannung am Kollektor
Temperaturzunahme um 1°C erhöht sinkt dadurch ab und die Ausgangs-
den Kollektorstrom eines bipolaren spannung ist gegenphasig zur Ein-
Transistors um ca. 10 %, 25°C ver- gangsspannung. Eine Verstärker-
zehnfachen ihn annähernd. Das ist stufe in Emitterschaltung invertiert da-
für ein der Außentemperatur ausge- her das Eingangssignal.
setztes Gerät völlig unzumutbar. Für
einen konstanten Ruhestrom müßte Für die Basisschaltung gelten die Be-
man die Basis-Emitter Spannung mit trachtungen über den Ruhestrom in
einer mehr oder minder aufwendigen gleicher Weise. Eine Zunahme der
Kompensationsschaltung pro °C um Eingangsspannung verringert hier
etwa 2,5 mV verkleinern. aber die Basis-Emitter Spannung und
damit den Kollektorstrom. Der sinken-
Zum Glück geht es auch einfacher, de Spannungsabfall am Arbeitswider-
den Ruhestrom gegenüber Tempera- stand läßt die Spannung am Kollektor
tur- und Spannungsschwankungen zu ansteigen, so daß eine Verstärkerstu-
stabilisieren: Man legt zwischen Emit- fe in Basisschaltung das Eingangssi-
ter und Masse einen Widerstand, an gnal nicht invertiert.
dem beim Ruhestrom eine Spannung
von etwa 1 Volt abfällt und dimensio- Völlig unkritisch in Bezug auf den Ru-
niert den Spannungsteiler für die Ba- hestrom ist die Kollektorschaltung mit
sis entsprechend um. Wenn jetzt die dem Arbeitswiderstand zwischen
Temperatur um 1°C zunimmt, sinkt Emitter und negativer Versorgungs-
die erforderliche Basis-Emitter Span- spannung. Der Emitter folgt der Basis
nung um 2,5 mV. Um diesen Wert er- mit der Basis-Emitter Spannung als
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Differenz, der Emitterfolger invertiert ton" kann in jeder der 3 Grundschal-


nicht. tungen eingesetzt werden. Nachteilig
ist die hohe Sättigungsspannung (sie-
II.3 Schaltungsanordnungen he II.8), die gleich der Summe der
Sättigungsspannung des ersten Tran-
Eine Durchsicht von Schaltungen sistors und der Basis-Emitter Span-
elektronischer Geräte und des "Innen- nung des zweiten Transistors ist.
lebens" von IC’s zeigt, daß Transisto- Typische Werte liegen um 1 Volt.
ren immer wieder in den gleichen Wird der Kollektor des ersten Transi-
Grundanordnungen verschaltet sind. stors mit der positiven Betriebsspan-
Eine Kenntnis dieser Grundanordnun- nung verbunden, so ist das Verhalten
gen und ihrer Eigenschaften ist eine außerhalb der Sättigung dem Darling-
Voraussetzung für das Verständnis ton fast gleich. Ganz genau genom-
der Arbeitsweise dieser Schaltungen. men ist das aber kein Darlington
Wenn man die Schaltungs- technik mehr.
als Sprache ansieht, dann sind die 8
besprochenen Grundanordnungen b) Komplementär Darlington
ihre Vokabeln. Die 3 Anordnungen Er entsteht, indem man an Stelle des
Emitter-, Basis und Kollektorschal- ersten npn-Transistors im Darlington
tung wurden bereits in Abschnitt II.1 einen pnp-Transistor setzt. Die Ge-
besprochen. samtschaltung verhält sich wie ein
pnp Transistor mit dem Produkt der
Die Bezeichnungen Komplementär beiden Stromverstärkungen und einer
Darlington und Komplementär Emit- Basis-Emitterspannung von ca.
terfolger sind nicht standardisiert. Sie 0,65V. Sie wird häufig an Stelle eines
werden ab hier konsistent verwendet. pnp-Leistungstransistors verwendet.
Wegen der deutlich geringeren Lö-
a) Darlingtonschaltung cherbeweglichkeit in Silizium müssen
Sie besteht aus einem Transistor mit die Chips von pnp-Leistungstransisto-
vorgeschaltetem Emitterfolger und ren für den gleichen Kollektorstrom
hat daher die doppelte Basis-Emitter etwa die doppelte Fläche haben. Sie
Spannung wie ein einfacher Transi- sind deshalb teurer als npn-Typen
stor und das Produkt der beiden und werden gerne durch diese Schal-
Stromverstärkungen als Ge- tung substituiert. Bei der Sättigungs-
samtstromverstärkung. Ein "Darling- spannung gleicht die Komplementär

Abb. 2-3: Kombinationen von 2 Transistoren


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Darlingtonschaltung dem normalen


Darlington.

c) Komplementär Emitterfolger
Die Hintereinanderschaltung von 2
Emitterfolgern mit komplementären
Transistoren hat eine ähnlich hohe
Stromverstärkung wie die beiden Dar-
lington-Schaltungen. Ihre wichtigste
Eigenschaft resultiert daraus, daß die
beiden Basis-Emitter Spannungen
umgekehrte Vorzeichen haben und
sich damit gegenseitig aufheben. Die
Ausgangsspannung ist dadurch mit
guter Genauigkeit gleich der Ein- Abb. 2-4: Differenzverstärker
gangsspannung. Der Komplementär
Emitterfolger benötigt einen Wider- ge man im Arbeitsbereich der Strom-
stand oder eine Stromquelle am Emit- quelle bleibt. Die Ausgangsspannun-
ter des ersten Transistors, da der gen ändern sich dabei nicht. Diese
Emitterstrom dieses Transistors das Eigenschaft des Differenzverstärkers
gleiche Vorzeichen hat, wie der Ba- nennt man Gleichtaktunterdrückung.
sisstrom des zweiten Transistors. In Eine Spannungsdifferenz zwischen
der Ausgangsstufe hochwertiger Ope- den beiden Basisanschlüssen erhöht
rationsverstärker findet man häufig die Basis-Emitter Spannung und da-
zwei Komplementär Emitterfolger mit mit auch den Strom des Transistors
umgekehrter Polarität, z.B. in Abb. 2- mit der positiveren Basis (bei npn),
7. Jeder der beiden Ausgangstransi- beides auf Kosten des anderen Tran-
storen kann Strom in einer Richtung sistors. Die Stromquelle erzwingt eine
liefern. Der fehlende Spannungsver- konstante Summe beider Ströme, so
satz ergibt einen lückenlosen Über- daß der eine Kollektorstrom gerade
gang bei Vorzeichenwechsel des um den Betrag zunimmt, um den der
Ausgangsstroms. andere zurückgeht. Die Spannung an
einem Arbeitswiderstand nimmt daher
d) Differenzverstärker um den gleichen Betrag zu, um den
Der Differenzverstärker besteht aus 2 die andere abnimmt. Der Differenz-
Transistoren, deren Emitter miteinan- verstärker hat dadurch einen exakten
der verbunden sind. Der Emitterstrom Gegentaktausgang, dem keine Ände-
für beide Transistoren wird von einer rungen der Gleichtaktspannung über-
Konstantstromquelle geliefert, die lagert sind. Beide Eigenschaften
Summe der beiden Ströme ist also prädestinieren den Differenzverstär-
konstant. Verbindet man die Basisan- ker für Eingangsstufen von Operati-
schlüsse der beiden Transistoren, so onsverstärkern. Die gleichzeitige
haben beide exakt die gleiche Basis- Herstellung der Transistoren auf ei-
Emitter Spannung und lassen daher nem IC-Chip sorgt für exzellente
genau den gleichen Kollektorstrom Übereinstimmung aller Eigenschaf-
fließen. Dieser Strom ist unabhängig ten.
vom Wert der Basisspannung, solan-
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e) pnp-Darlington-Differenzverstärker f) Stromspiegel
Für das Verständnis des Stromspie-
gels muß man sich erst einmal über
den Unterschied zwischen einer
Stromquelle und einer Stromsenke
klar werden. Praktisch alle elektroni-
schen (Konstant-) Stromquellen be-
stehen aus einem irgendwie
gesteuerten Vorwiderstand, der mit
einer der beiden Versorgungsspan-
nungen verbunden ist. Bei einer
Abb. 2-5: Darlington-Differenzverst. Stromquelle ist dies die positive Ver-
sorgungsspannung, bei einer Strom-
Der Gleichtaktbereich des pnp-Dar- senke die negative. Der Konstant-
lington-Differenzverstärkers in Abb. strom kann also nur aus der Richtung
2-5 reicht bis zur negativen Versor- der anderen Versorgungsspannung
gungsspannung. Die Schaltung wird her zu der jeweiligen Versorgungs-
als Eingangsstufe in vielen bipolaren spannung hin fließen.
Operationsverstärkern eingesetzt.
Die Funktion des Stromspiegels ist
Die Schaltung nutzt aus, daß Silizi- leicht zu verstehen: In den linken
um-Transistoren eine Basis-Emitter- Transistor fließt Strom aus irgendei-
Spannung von 0,65V haben, mit ca. ner Quelle aus Richtung der positiven
0,15V zwischen Kollektor und Emitter Versorgung her. Er teilt sich entspre-
aber schon linear arbeiten. In Abb. 2- chend der Stromverstärkung auf Ba-
5 sind die Spannungen bei 0V Ein- sis und Kollektor auf und es stellen
gangsspannung eingezeichnet. Man sich automatisch der zum Kollektor-
sieht, daß jeder Transistor ein UCE strom gehörende Basisstrom und die
von 0,65V hat und im linearen Be- zugehörige Basis-Emitter Spannung
reich arbeitet. Der Kollektorstrom von ein. Diese Spannung liegt auch an
T2 wird im Stromspiegel T3/T4 ge- der Basis des rechten Transistors, so
spiegelt, die Differenz zum Kollektor- daß dieser exakt den gleichen Kollek-
strom von T5 fließt in die Basis von torstrom fließen läßt. Der rechte Tran-
Transistor T7, dessen Kollektor die sistor wirkt so als Stromsenke für
weiteren Stufen der Schaltung an- (fast) genau den Strom, der aus einer
steuert. Stromquelle in den linken Transistor

Abb. 2-6: Stromspiegel


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hineinfließt. Mit umgekehrten Vorzei- g) Analogschalter


chen gilt dies für Stromspiegel aus
pnp-Transistoren. Die klassische An-
wendung eines Stromspiegels in IC’s
zeigt Abb. 2-7.

Die Basisströme der beiden Transi-


storen fließen nicht als Kollektorstrom
durch den linken Transistor und feh-
len dem gespiegelten Strom. Für bes-
sere Genauigkeit kann man einen
Emitterfolger einsetzen, der den Kol-
lektor des linken Transistors nur mit
seinem Basisstrom belastet und so Abb. 2-6: CMOS-Analogschalter
den Fehler um seine Gleichstromver-
stärkung verringert.
Analogschalter in CMOS-Technik ha-
ben hervorragende Eigenschaften.
Auch der Stromspiegel profitiert von
Sie kommen denen von Relais nahe
der guten Übereinstimmung von
und übertreffen sie in mancher Hin-
Transistoren auf einem IC-Chip. Beim
sicht. Ein CMOS-Analogschalter be-
Aufbau mit diskreten Transistoren
steht aus je einem n-Kanal und
setzt man zur Symmetrierung je einen
p-Kanal MOSFET, deren Substrate
Ausgleichswiderstand zwischen Emit-
an Vss und Vdd liegen, siehe Abb. 2-
ter und Masse, an dem beim Nenn-
6. Der Eingang C steuert das Gate
strom etwa 0,2 Volt Spannung
des n-Kanal MOSFET direkt und das
abfallen.
Gate des p-Kanal MOSFET über ei-
nen Inverter an.
Ein Emitterwiderstand am Aus-
gangstransistor setzt dessen Basis-
Im ausgeschalteten (C=Vss) Zustand
Emitter Spannung und damit den
sperren beide Transistoren. Im einge-
Ausgangsstrom stark herab. Schon
schalteten Zustand (C=Vdd) leiten sie
mit relativ kleinen Widerständen ist
und verbinden die Anschlüsse A1 und
der gespiegelte Strom sehr viel klei-
A2 wie der Kontakt eines Relais. Liegt
ner als der Eingangsstrom.
die Analogspannung nahe an Vss, so
leitet vor allem der p-Kanal Transi-
stor, entsprechend bei einer Analog-
spannung nahe an Vdd der n-Kanal
Transistor. Der Ein-Widerstand liegt
bei modernen Schaltern im Bereich
von 5 - 20 Ω..
Der Bereich der Analogspannungen
ist naturgemäß auf den Bereich zwi-
schen den beiden Versorgsspannun-
gen beschränkt. Das Schalten selbst
erfolgt sehr schnell und ist natürlich
völlig verschleißfrei.
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II.4 Aufbau einfacher Schaltungen Zur Frequenzkompensation dient das


Das Vorkommen der besprochenen RC-Glied R5/C1 sowie die Kondensa-
Schaltungsanordnungen soll anhand toren C2 und C4. R10 ist gleichzeitig
einiger Analogschaltungen untersucht Arbeitswiderstand von T3. Dies ist
werden. eine Mitkopplung zur Anhebung der
Verstärkung.
Der Operationsverstärker P55AU

Abb. 2-7: Operationsverstärker Philbrick P55AU

Die erste Schaltung stammt von ei- Der Differenzverstärker T1/T2 hat als
nem der ersten transistorbestückten "Konstantstromquelle" nur den Wider-
Operationsverstärker, dem P55AU stand R6. Das ergibt keine besonders
der Firma Philbrick (USA, ca. 1960). gute Gleichtaktunterdrückung. Zum
Von George A. Philbrick stammt die Ausgleich folgt ein zweiter Differenz-
Idee des Operationsverstärkers, die verstärker T3/T4. Dessen Gleichtak-
er sich patentieren ließ. Seine Firma tunterdrückung mit R11 als Kon-
stellte lange Zeit Operationsverstär- stantstromquelle hält sich ebenfalls in
ker und analoge Baugruppen her. Grenzen, offensichtlich reicht die
Entsprechend dem damals hohen kombinierte Gleichtaktunterdrückung
Preis für Halbleiter wurden nur 6 beider Verstärker aber aus. Transistor
Transistoren eingesetzt. Zum Aus- T4 steuert direkt den pnp-Transistor
gleich trieb man mit 17 Widerständen T5 an, dessen Kollektor über R15 und
und 9 Kondensatoren einen großen C5 zum Ausgang führt. Der "Arbeits-
Aufwand an passiven Bauelementen. widerstand" besteht aus T6 als Kon-
Die Eingangsstufe mit T1 und T2 ist stantstromquelle (-senke) in Emitter-
ein Differenzverstärker mit R4, R7, schaltung. Wieder findet man Fre-
R8 und R10 als Arbeitswiderständen. quenzkompensationsglieder nämlich
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C3, C5 und R17/C7 am Ausgang. Die dere über einen Vorwiderstand am


Verwendung einer Konstantstrom- Null-Eingang. Legt man an die beiden
quelle als Arbeitswider- stand bewirkt, Null-Eingänge die Enden eines Trim-
daß die Differenz der Kollektorströme mers, dessen Schleifer an -U liegt, so
von T5 und T6 zum Ausgang fließt kann man kleine Asymmetrien der
und das Ausgangssignal des Verstär- Eingangsstufe ausgleichen.
kers darstellt.

Der IC-Operationsverstärker OP-22

Abb. 2-8: IC-Operationsverstärker OP-22

Abb. 2-7 zeigt das Innenleben des Die Ausgänge des ersten Differenz-
Operationsverstärkers OP-22. Sein verstärkers gehen über die beiden
Betriebsstrom ist in einem weiten Be- Emitterfolger T13 und T20 zum 2. Dif-
reich einstellbar. Seiner Schaltung ferenzverstärker T14/T18 mit T16 als
liegt die Einsicht zugrunde, daß ein Konstantstromquelle. Dessen Aus-
Transistor auf einem IC-Chip weitaus gänge arbeiten auf einen Stromspie-
weniger Fläche einnimmt als ein Wi- gel T15/T17. Diese Anordnung
derstand. Somit enthält diese Schal- versteht man am einfachsten durch
tung bei 28 Transistoren nur noch 3 Betrachtung der Strombilanz: Der
Widerstände und 2 Kondensatoren. Kollektorstrom von T14 wird gespie-
gelt und fließt dann als Kollektorstrom
In der Eingangsstufe steuern die bei- von T17. Als Stromsenke fungiert der
den Emitterfolger T2 und T9 den pnp- Kollektor von T18. Die Differenz der
Differenzverstärker T3/T7 an, der T5 beiden Ströme fließt zur Ausgangs-
als Konstantstromquelle hat. Als Ar- stufe, die aus 2 Komplementär-Emit-
beitswiderstände dienen die Strom- terfolgern besteht. Der eine davon
quellen T4 und T6, die von T22 (T26/T27) liefert positive, der andere
gesteuert werden. T4 und T6 sind (T23/T28) negative Ströme zum Aus-
Multiemitter-Transistoren, in deren gang. Wegen des minimalen Span-
Basis zwei Emitter eindiffundiert sind. nungsversatzes der Komplementär
Der eine Emitter liegt an -U, der an- Emitterfolger geschieht der Wechsel
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der Stromrichtung vollkommen stetig. stärker aufgebaut sind. Diese verglei-


chen ihre Eingangsspannung mit den
Die beiden Kondensatoren C1 und Spannungen an den Abgriffen des
C2 stellen den für Stabilität erforderli- Spannungsteilers aus den 3 gleich-
chen Frequenzgangs der Leerlaufver- großen Widerständen R8-R10. Die
stärkung ein. Die vielen Stufen haben Schaltschwelle des Trigger-Eingangs
ausreichend Verstärkung, so daß beträgt dadurch 1/3, diejenige des
man sie durch die Kondensatoren auf Schwelle-Eingangs 2/3 der Versor-
den korrekten Frequenzgang herun- gungsspannung Ub. Der Abgriff bei
terdrücken kann. 2/3 ⋅ Ub (Kontrollspannung) ist her-
ausgeführt, um ihn mit einem Kon-
Der in den Iset Eingang fließende densator abblocken zu können.
Strom steuert die Stromspiegel an der
+ und -Versorgung im Verstärker an Die beiden Komparatoren des 555
und gibt so alle Ströme vor. Dazu steuern das Flipflop aus den Transi-
wird dieser Eingang über einen Wi- storen T18 und T20. Leitet T18 (Flipf-
derstand mit -U verbunden. Der Ver- lop rückgesetzt), so sperrt T20 und
stärker ist bei 20 µA Gesamtstrom- über R12 fließt Basisstrom zu T18.
aufnahme zwar langsam, aber bereits Leitet T20 (Flipflop gesetzt), so kann
voll arbeitsfähig. über R12 kein Basisstrom zu T18
fließen. Dieser sperrt und über R11
Der Universal Timer-IC 555 und D1 fließt Basisstrom zu T20.
Als letzte Schaltung soll der Zeitgeber
IC 555 besprochen werden. Die Das Flipflop wird gesetzt, wenn die
Schaltung enthält 2 Komparatoren, Spannung am Trigger Eingang unter
die beide als Darlington-Differenzver- 1/3 ⋅ Ub absinkt. Der linke Darlington

Abb. 2-9: Universal Timer-IC 555


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T9/T12 des Differenzverstärkers zieht II.5 Betriebsweisen von


Strom, der in die Basis von T16 fließt Transistoren
und diesen einschaltet. Dadurch wird a) Inverser Betrieb
der Basisstrom von T18 abgeleitet
und dieser sperrt.

Rückgesetzt wird das Flipflop in je-


dem Fall, wenn der Reset-Eingang
nach Masse gezogen wird. Über D1
kann kein Basisstrom mehr in T20
fließen, so daß dieser sperrt. Der Abb. 2-10: Inverser Betrieb
Darlington-Differenzverstärker am
Schwelle- Eingang aus T2/T6/T8/T11 Die Schichtenfolge npn eines Transi-
hat als Arbeitswiderstände die beiden stors "stimmt" auch beim Vertau-
Stromspiegel T1/T5 und T7/T10. Die schen von Kollektor oder Emitter.
beiden Ausgangstransistoren T5 und Man nennt dies inversen Betrieb. Ein
T7 der Stromspiegel sind als Diffe- für normalen Betrieb aufgebauter
renzverstärker verschaltet, so daß der Transistor hat invers nur sehr geringe
Kollektorstrom von T5 in die Basis Werte von Stromverstärkung (3 - 5),
von T18 fließt. Steigt die Spannung CE-Sperrspannung (um 5 V) und
am Schwelle- Eingang auf 2/3 ⋅ Ub, Grenzfrequenz. Die Sättigungsspan-
so werden T2/T6 leitend und steuern nung aber erreicht extrem kleine Wer-
T1/T5 an. Dessen Kollektorstrom te bis zu wenigen mV. Dies kann für
schaltet T18 durch, dieser sperrt T20 spezielle Analogschaltungen interes-
und setzt das Flipflop zurück. sant sein.

Der Flipfloptransistor T20 steuert über b) Sättigung und Schaltzeiten


T21 die Ausgangstransistoren T22- Will man die Kollektor-Emitter Span-
T24 und den Entladungstransistor T4 nung eines Schalttransistors so klein
an. Sperrt T20 (Flipflop rückgesetzt) wie möglich machen, so führt man
so wird der Ausgang nach M gezogen ihm deutlich mehr Basisstrom zu, als
und der Entladetransistor T4 leitet. er benötigt. Diese Betriebsweise
Priorität am Flipflop haben in dieser nennt man Sättigung, in der die CE-
Reihenfolge Reset-, Trigger- und Spannung je nach Grad der Über-
Schwelle- Eingang. Der Einsatz des steuerung, Kollektorstrom und
555 als Zeitgeber wird in Abschnitt Transistortyp bis unter 0,1 V zurück-
VIII.2 beschrieben. geht. Die Energieersparnis durch den
kleineren Spannungsabfall macht den
größeren Basisstrom meist mehr als
wett. Üblich sind Übersteuerungen
um den Faktor 2 (doppelter Ba-
sisstrom), bei Leistungsschaltern für
ein B von 10, der Basisstrom beträgt
also 1/10 des Kollektorstroms.
Nachteilig bei der Sättigung ist die
deutliche Verzögerung des Abschal-
tens. Dies kommt von der Über-
schwemmung der Basiszone mit
Praktische Elektronik 2-11 Hans-Hellmuth Cuno

Ladungsträgern, welche bis zu ihrer


Aufzehrung den Basisstrom liefern c) Schottky-Logik
und die Speicherzeit stark verlängern. Schottky-TTL-IC’s enthalten eine
Dieser Effekt tritt bei allen bipolaren
Bauelementen auf, auch bei Dioden,
nicht aber bei allen Arten von Feldef-
fekttransistoren.

Abb. 2-12: Schottky-Transistor

Schottky-Diode (UF = 0,45 V) zwi-


schen Kollektor und Basis der in Sät-
tigung kommenden Transistoren.
Abb. 2-11: Die Schaltzeiten Sinkt bei UBE = 0,65 V die Spannung
am Kollektor auf 0,2 V ab, so wird die
Abb. 2-11 zeigt die international übli- Diode leitend und führt den über-
che Definition der Schaltzeiten elek- schüssigen Basisstrom über den Kol-
tronischer Bauelemente. Alle Zeiten lektor nach Masse ab, genau wie im
sind auf die Zeiten des Steuerimpul- Steuertransistor eines Stromspiegels.
ses und die Zeiten beim Erreichen Der Transistor schaltet bis auf etwa
von 10% und 90% der Maximalampli- 0,2 V durch, ohne in Sättigung zu ge-
tude bezogen. Die Anstiegszeit tr (ri- hen. Beim Abschalten des Stroms tritt
setime) und die Abfallzeit tf (falltime) daher keine verlängerte Speicherzeit
sind die Zeiten zwischen 10% und auf.
90% der Maximalamplitude. Die Ver-
zögerungszeit td (delaytime) ver- d). Emittergekoppelte Logik ECL
streicht zwischen der Ein-Flanke des ECL setzt als Basisgatter einen Diffe-
Steuerimpulses und dem Erreichen renzverstärker ein, dessen Strom-
der 10% Schwelle, die Speicherzeit ts quelle und dessen Arbeitswider-
(storage time) zwischen der Aus- stände so bemessen sind, daß kein
Flanke des Steuerimpulses und dem Transistor in Sättigung kommen kann.
Erreichen der 90% Schwelle. Die Arbeitsgeschwindigkeit ist enorm
hoch durch hohe Ströme und kleinen
Während man bei Leistungsanwen- Spannungshub. Die ECL-Pegel für H
dungen die Sättigung meist in Kauf und L betragen:
nimmt, setzt man in digitalen Schal- H = -1,48 V (< -1,4V)
tungen zwei Methoden zu ihrer Ver- L = -0,85 V ( > -1 V)
meidung ein: ECL-Gatter findet man in Supercom-
Man leitet entweder den überschüssi- putern, extrem schnellen Zählern und
gen Basisstrom durch eine Schottky- der optischen Übertragungstechnik.
Diode ab (Schottky-TTL) oder
verhindert bei ECL (Emitter Coupled
Logic) die Sättigung durch Schal-
tungsauslegung.

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