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II. Schaltungstechnik
c) Komplementär Emitterfolger
Die Hintereinanderschaltung von 2
Emitterfolgern mit komplementären
Transistoren hat eine ähnlich hohe
Stromverstärkung wie die beiden Dar-
lington-Schaltungen. Ihre wichtigste
Eigenschaft resultiert daraus, daß die
beiden Basis-Emitter Spannungen
umgekehrte Vorzeichen haben und
sich damit gegenseitig aufheben. Die
Ausgangsspannung ist dadurch mit
guter Genauigkeit gleich der Ein- Abb. 2-4: Differenzverstärker
gangsspannung. Der Komplementär
Emitterfolger benötigt einen Wider- ge man im Arbeitsbereich der Strom-
stand oder eine Stromquelle am Emit- quelle bleibt. Die Ausgangsspannun-
ter des ersten Transistors, da der gen ändern sich dabei nicht. Diese
Emitterstrom dieses Transistors das Eigenschaft des Differenzverstärkers
gleiche Vorzeichen hat, wie der Ba- nennt man Gleichtaktunterdrückung.
sisstrom des zweiten Transistors. In Eine Spannungsdifferenz zwischen
der Ausgangsstufe hochwertiger Ope- den beiden Basisanschlüssen erhöht
rationsverstärker findet man häufig die Basis-Emitter Spannung und da-
zwei Komplementär Emitterfolger mit mit auch den Strom des Transistors
umgekehrter Polarität, z.B. in Abb. 2- mit der positiveren Basis (bei npn),
7. Jeder der beiden Ausgangstransi- beides auf Kosten des anderen Tran-
storen kann Strom in einer Richtung sistors. Die Stromquelle erzwingt eine
liefern. Der fehlende Spannungsver- konstante Summe beider Ströme, so
satz ergibt einen lückenlosen Über- daß der eine Kollektorstrom gerade
gang bei Vorzeichenwechsel des um den Betrag zunimmt, um den der
Ausgangsstroms. andere zurückgeht. Die Spannung an
einem Arbeitswiderstand nimmt daher
d) Differenzverstärker um den gleichen Betrag zu, um den
Der Differenzverstärker besteht aus 2 die andere abnimmt. Der Differenz-
Transistoren, deren Emitter miteinan- verstärker hat dadurch einen exakten
der verbunden sind. Der Emitterstrom Gegentaktausgang, dem keine Ände-
für beide Transistoren wird von einer rungen der Gleichtaktspannung über-
Konstantstromquelle geliefert, die lagert sind. Beide Eigenschaften
Summe der beiden Ströme ist also prädestinieren den Differenzverstär-
konstant. Verbindet man die Basisan- ker für Eingangsstufen von Operati-
schlüsse der beiden Transistoren, so onsverstärkern. Die gleichzeitige
haben beide exakt die gleiche Basis- Herstellung der Transistoren auf ei-
Emitter Spannung und lassen daher nem IC-Chip sorgt für exzellente
genau den gleichen Kollektorstrom Übereinstimmung aller Eigenschaf-
fließen. Dieser Strom ist unabhängig ten.
vom Wert der Basisspannung, solan-
Praktische Elektronik 2-5 Hans-Hellmuth Cuno
e) pnp-Darlington-Differenzverstärker f) Stromspiegel
Für das Verständnis des Stromspie-
gels muß man sich erst einmal über
den Unterschied zwischen einer
Stromquelle und einer Stromsenke
klar werden. Praktisch alle elektroni-
schen (Konstant-) Stromquellen be-
stehen aus einem irgendwie
gesteuerten Vorwiderstand, der mit
einer der beiden Versorgungsspan-
nungen verbunden ist. Bei einer
Abb. 2-5: Darlington-Differenzverst. Stromquelle ist dies die positive Ver-
sorgungsspannung, bei einer Strom-
Der Gleichtaktbereich des pnp-Dar- senke die negative. Der Konstant-
lington-Differenzverstärkers in Abb. strom kann also nur aus der Richtung
2-5 reicht bis zur negativen Versor- der anderen Versorgungsspannung
gungsspannung. Die Schaltung wird her zu der jeweiligen Versorgungs-
als Eingangsstufe in vielen bipolaren spannung hin fließen.
Operationsverstärkern eingesetzt.
Die Funktion des Stromspiegels ist
Die Schaltung nutzt aus, daß Silizi- leicht zu verstehen: In den linken
um-Transistoren eine Basis-Emitter- Transistor fließt Strom aus irgendei-
Spannung von 0,65V haben, mit ca. ner Quelle aus Richtung der positiven
0,15V zwischen Kollektor und Emitter Versorgung her. Er teilt sich entspre-
aber schon linear arbeiten. In Abb. 2- chend der Stromverstärkung auf Ba-
5 sind die Spannungen bei 0V Ein- sis und Kollektor auf und es stellen
gangsspannung eingezeichnet. Man sich automatisch der zum Kollektor-
sieht, daß jeder Transistor ein UCE strom gehörende Basisstrom und die
von 0,65V hat und im linearen Be- zugehörige Basis-Emitter Spannung
reich arbeitet. Der Kollektorstrom von ein. Diese Spannung liegt auch an
T2 wird im Stromspiegel T3/T4 ge- der Basis des rechten Transistors, so
spiegelt, die Differenz zum Kollektor- daß dieser exakt den gleichen Kollek-
strom von T5 fließt in die Basis von torstrom fließen läßt. Der rechte Tran-
Transistor T7, dessen Kollektor die sistor wirkt so als Stromsenke für
weiteren Stufen der Schaltung an- (fast) genau den Strom, der aus einer
steuert. Stromquelle in den linken Transistor
Die erste Schaltung stammt von ei- Der Differenzverstärker T1/T2 hat als
nem der ersten transistorbestückten "Konstantstromquelle" nur den Wider-
Operationsverstärker, dem P55AU stand R6. Das ergibt keine besonders
der Firma Philbrick (USA, ca. 1960). gute Gleichtaktunterdrückung. Zum
Von George A. Philbrick stammt die Ausgleich folgt ein zweiter Differenz-
Idee des Operationsverstärkers, die verstärker T3/T4. Dessen Gleichtak-
er sich patentieren ließ. Seine Firma tunterdrückung mit R11 als Kon-
stellte lange Zeit Operationsverstär- stantstromquelle hält sich ebenfalls in
ker und analoge Baugruppen her. Grenzen, offensichtlich reicht die
Entsprechend dem damals hohen kombinierte Gleichtaktunterdrückung
Preis für Halbleiter wurden nur 6 beider Verstärker aber aus. Transistor
Transistoren eingesetzt. Zum Aus- T4 steuert direkt den pnp-Transistor
gleich trieb man mit 17 Widerständen T5 an, dessen Kollektor über R15 und
und 9 Kondensatoren einen großen C5 zum Ausgang führt. Der "Arbeits-
Aufwand an passiven Bauelementen. widerstand" besteht aus T6 als Kon-
Die Eingangsstufe mit T1 und T2 ist stantstromquelle (-senke) in Emitter-
ein Differenzverstärker mit R4, R7, schaltung. Wieder findet man Fre-
R8 und R10 als Arbeitswiderständen. quenzkompensationsglieder nämlich
Praktische Elektronik 2-8 Hans-Hellmuth Cuno
Abb. 2-7 zeigt das Innenleben des Die Ausgänge des ersten Differenz-
Operationsverstärkers OP-22. Sein verstärkers gehen über die beiden
Betriebsstrom ist in einem weiten Be- Emitterfolger T13 und T20 zum 2. Dif-
reich einstellbar. Seiner Schaltung ferenzverstärker T14/T18 mit T16 als
liegt die Einsicht zugrunde, daß ein Konstantstromquelle. Dessen Aus-
Transistor auf einem IC-Chip weitaus gänge arbeiten auf einen Stromspie-
weniger Fläche einnimmt als ein Wi- gel T15/T17. Diese Anordnung
derstand. Somit enthält diese Schal- versteht man am einfachsten durch
tung bei 28 Transistoren nur noch 3 Betrachtung der Strombilanz: Der
Widerstände und 2 Kondensatoren. Kollektorstrom von T14 wird gespie-
gelt und fließt dann als Kollektorstrom
In der Eingangsstufe steuern die bei- von T17. Als Stromsenke fungiert der
den Emitterfolger T2 und T9 den pnp- Kollektor von T18. Die Differenz der
Differenzverstärker T3/T7 an, der T5 beiden Ströme fließt zur Ausgangs-
als Konstantstromquelle hat. Als Ar- stufe, die aus 2 Komplementär-Emit-
beitswiderstände dienen die Strom- terfolgern besteht. Der eine davon
quellen T4 und T6, die von T22 (T26/T27) liefert positive, der andere
gesteuert werden. T4 und T6 sind (T23/T28) negative Ströme zum Aus-
Multiemitter-Transistoren, in deren gang. Wegen des minimalen Span-
Basis zwei Emitter eindiffundiert sind. nungsversatzes der Komplementär
Der eine Emitter liegt an -U, der an- Emitterfolger geschieht der Wechsel
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