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Laudatio
B
ereits während seiner Doktor- den letzten 30 Jahren hat Michael Kessler weise vom Departement und Institut für
arbeit über Weihrauch kam zahllose Vorträge gehalten und zahlreiche Pharmazeutische Wissenschaften in Zü-
Michael Kessler (14.6.1958– Publikationen mitgestaltet. rich und bei pharmaziehistorischen Pro-
10.8.2018) über Projekte im Museum mit Generationen von Basler Pharmazie- motionen immer gerne eingeholt.
der Pharmaziegeschichte in Kontakt, was Studierenden kamen in den Genuss seiner Michael Kessler war nicht nur im öf-
ihn prädestinierte, 1987 Konservator des Vorlesung «Einführung in die Pharmazie- fentlichen Basel extrem gut vernetzt (Ro-
«Schweizerischen Pharmaziehistorischen geschichte», die er in einer Art und Weise tary Club, Safran-Zunft, Politik), sondern
Museums Basel» am Totengässlein 3 zu hielt, dass man sich auch Jahre später baute auch seine pharmazeutischen und
werden. gerne daran erinnerte. Zuhörende waren anderen in- und ausländischen Beziehun-
Nach Abschluss seiner Promotionsar- den gehaltvollen, mit spannenden und gen sukzessive aus. Manche Pharmazeu-
beit bei Professor Dr. H. A. Linde 1989 in wohlgewählten Themen dotierten, witzi- ten kannte er aus der eigenen Studien-
analytischer pharmazeutischer Chemie gen und launigen Vorlesungen gnadenlos oder Assistentenzeit, vom Militärdienst,
«Zur Frage nach psychotropen Stoffen im ausgeliefert. Diese aussergewöhnliche der Ausbildung von Pharmazeuten (Vor-
Rauch von brennendem Gummiharz der Eloquenz wurde denn auch in allen Todes- lesungen und Drogenprüfung am Assis-
Bosweilia sacra» in Basel, eignete sich der anzeigen und Nachrufen immer wieder tentenexamen), Zusammenarbeit mit
kulturell und in Themen der Geisteswis- erwähnt; sie wird allen, die ihm begegnet SAV/pharmaSuisse. Ob Kantonsapothe-
senschaften interessierte Pharmazeut das sind, in Erinnerung bleiben. ker, Vertreter der Pharmaindustrie, des
Fach der Pharmaziegeschichte à fonds an. Als 1999 der Auszug des Pharmazeuti- Departements Pharmazeutischen Wissen-
Er nahm an den Tagungen der «Inter- schen Instituts aus dem Totengässlein schaften Basel – alle kannten und schätz-
nationalen (IGGP), Deutschen (DGGP Realität wurde, hatte Michael Kessler die ten ihn – alle waren beeindruckt von sei-
Vision, die im Hinterhof versteckte wis- ner Menschlichkeit, seiner Intelligenz,
senschaftliche Sammlung in ein öffentli- seinem Witz und Humor, seiner Leiden-
ches und international bekanntes Muse- schaft für seinen Beruf.
um umzugestalten. Mit viel Enthusiasmus Michi war ein Genussmensch; er liebte
und der tatkräftigen Unterstützung seiner die Gesellschaft, das Reisen in ferne Län-
Frau Catherine Oeri und neuen Mitarbei- der, das gute Essen und den dazu passen-
tenden konnte Michael Kessler 2001 das den Wein. Irgendwann schlich sich ein
umgebaute «Pharmazie-Historische Mu- Schatten vor Michis Sonne, der immer
seum der Universität Basel» eröffnen. Bald grösser wurde. Der Schatten blieb und
wurde dieses Kleinod zum Geheimtipp für liess sich nicht verscheuchen – der so
Pharmazeuten und Naturwissenschaftler feinfühlige, gebildete, diskrete, witzige
aus aller Welt, einem Ort mit magischen und humorvolle Michi schied selbstbe-
Kräften. Unter Michael Kesslers Leitung stimmt aus dem weltlichen Leben, auf der
wurden spannende Ausstellungen zur Suche nach Ruhe und Frieden.
Medizin- und Pharmaziegeschichte kura- Michael Kessler, der sein berufliches
tiert, FPH-Weiterbildungskurse für phar- Leben der Pharmazie gewidmet hatte,
maziegeschichtlich interessierte Kollegen ist durch sein Schaffen schon längst sel-
angeboten und verschiedene Aktionen ber ein Teil der Schweizer Pharmazie-
wie Badewoche, Schärbe-Märt oder Muse- geschichte geworden. n
© AUSchmid
umsnacht durchgeführt.
Neben seiner Tätigkeit zuerst als Kon- SGGP-Vorstand
servator, später als Direktor des Pharma- Dr. Ursula Hirter-Trüb, Präsidentin
30 pharmaJournal 8 | 2018