Sie sind auf Seite 1von 1

Zum Programm

Flyer & Presse

Ein Programm, dem Instrument des Abends quasi auf den Korpus geschneidert: Passend zu der
Violine aus der Werkstatt des bedeutenden französischen Geigenbaumeisters Jean-Baptiste
Vuillaume setzt das Programm des Abends die unterschiedlichen Klangfarben der französischen
Musik in Kontrast zueinander.

Ein explosiver, in seinem Wesen fast schon herber Akkord eröffnet die Violinsonate Francis Poulencs
und gibt dem Werk, welches dem Andenken des 1936 von den Faschisten ermordeten Dichter
Federico García Lorca gewidmet ist, mit ihren drei Sätzen dadurch einen richtungsweisenden
Charakter. Der Schlusssatz Presto tragico bezieht sich gewiss auf das Schicksal Lorcas, doch erhielt er
1949, als Poulenc ihn revidierte, traurige Aktualität – die Auftraggeberin der Sonate, die Geigerin
Ginette Neveu, stirbt bei einem Flugzeugunglück.

Nur selten beschäftigte sich Olivier Messiaen mit der Gattung der Kammermusik, so zum Beispiel mit
seinem berühmten Quatuor pour la fin du temps. Als Hochzeitsgeschenk schrieb er Thème et
variations für seine erste Ehefrau, die Geigerin Claire Delbos. Das Thema wird virtuos verwandelt und
besonders im Klavierpart mit liszt’scher Brillanz herausgearbeitet. Die letzte Variation gipfelt in einer
strahlenden Darstellung des Themas, in der die Zeit wirklich an ihrem Ende angekommen zu sein
scheint.

Ganz im Zeichen Maurice Ravels steht der zweite Teil des Abends und offenbart so die ungeheuere
Wandlungsfähigkeit und Vielfalt einer der Hauptvertreter des Impressionismus. So zollt Ravel mit
seiner Violinsonate gleich mehreren musikalischen Ideen Respekt: Ein Allegretto in neobarocker
Kühle – Ravel faßte sein ästhetisches Ideal einmal in den knappen Worten „absolut einfach, nichts als
Mozart“ zusammen –, ein Blues als Mittelsatz und ein Perpetuum mobile als Finale knüpfen an die
gleichsam „reine“ Welt der Violinsonaten vor Beethoven und Mozart an. Klavier und Violine
verschmelzen nicht zum pastos-pathetischen Ganzen, sondern unterstreichen bewusst die
Unvereinbarkeit ihrer Klänge.

Treu der Devise Carmens aus Georges Bizets gleichnamiger Oper, „L’amour est une Bohémienne – Die
Liebe ist eine Zigeunerin“, eröffnet ein Solo der Geige sentimental-schwelgend und zart, mal
gefährlich agressiv, die Tzigane für Violine und Klavier. In dem nur zehn Minuten andauernden Werk
zieht Ravel alle musikalischen und technischen Register und lässt unter den Fingern der Musiker
Flöten, Gitarren, Harfen und auch traditionelle Instrumente wie das Zymbal klanglich auferstehen. Mit
reißerischen Akkorden endet der Abend wie er begann: mit explosiver Kraft und grenzenloser
musikalischer Fantasie.

Das könnte Ihnen auch gefallen