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Faust-Chronologie

Wichtigste Variationen des Faust-Stoffes im deutschsprachigen Literatur


1480 - Der historische Georg Faust wurde wahrscheinlich in diesem Jahr in Knittlingen
geboren. Zeitgenössische Quellen nennen ihn Georg Helmstetter oder Georgius Faustus
1540er bis 1580er Jahre - In diesen Jahren entstanden viele Geschichten und Legenden über
Fausts schwarze Kunst und Pakt mit dem Teufel.
Diese Geschichten zeigen Faust meistens in einem negativen Licht - er ist hier Narr statt
Philosoph und Schurke statt Held. Seine schwarze Kunst basiert teils auf Illusion, teils auf
echter Magie. Viele Anekdoten charakterisieren Faust als unverschämt, unmoralisch,
blasphemisch, eitel, selbstherrlich, kirchenfeindlich und teuflisch und sein brutales Ende
(der Teufel tötet ihn) als moralische Konsequenz. Einige Geschichten zeigen ihn aber auch
als selbstbewussten und witzigen Schalk.
1587 - Das Volksbuch Historia von Johann D. Fausten/Dem weitbeschreyten Zauberer und
Schwartzkünstler (...) wurde in Frankfurt am Main bei J. Spies veröffentlicht.
1772-75 - Johann Wolfgang Goethe schrieb seinen Urfaust.
1808 - Goethe veröffentlichte Faust. Eine Tragödie. Das Drama bekam später den Titel
Faust - der Tragödie erster Teil, oder einfach Faust I.
1832 - Goethes Faust, der Tragödie zweiter Teil (also Faust II) wurde veröffentlicht.

Die Historia ist eine Kompilation aus sehr heterogenen Quellen. Vier große Bereiche
lassen sich unterscheiden:
1. Schriften der Wittenberger Reformatoren, vor allem Luthers Bibelübersetzung sowie
Sammlungen von Aussprüchen, Anekdoten, Lehrmeinungen und desgleichen;
2. Schriften über Teufel, Dämonen und Zauberei;
3. Sammlungen von Schwänken und Sprichwörtern;
4.ältere naturkundliche, geographische und kosmographische Werke, angefangen vom
hochmittelalterlichen Lucidarius über Aufzeichnung von Realien in einem Wörterbuch bis
zu Hartmann Schedels Weltchronik.

Historia von D. Johann Fausten (1587) ist das erste bedeutende literarische Erzeugnis über
Faust. Die Historia wurde vor der Jahrhundertwende ins Englische, Dänische, Französische
und Holländische übersetzt. Der Faust-Stoff wurde also schnell außerhalb der
deutschsprachigen Gebiete verbreitet.
Das Volksbuch beschreibt in fast romanhafter Form das Leben des Dr. Faust. Dieser ist wohl
identisch mit dem «Magister Georgius Sabellicus, Faustus junior>>, der gegen Ende des 15.
Jahrhunderts vielleicht in Württemberg geboren wurde und um 1540 starb. Geschichten,
Anekdoten und Schwänke um seine Person wurden um 1556 in Erfurt aufgezeichnet. Diese hat
dann um 1580 ein Unbekannter zur Historia von D. Johann Fausten zusammengefügt. Die
vorliegende Ausgabe folgt der Wolfenbüttler Handschrift, die wohl noch vor dem ersten Druck
entstanden ist.

Die Historia von Doktor Johann Fausten erschien 1587 anonym beim Frankfurter Drucker
Johann Spieß. Der Erstdruck wurde schon 1588 mehrfach nachgedruckt. Die Historia gehört
zu den erfolgreichsten Drucken von Prosahistorien vom 16. bis 18. Jh.

Als vorherrschender Probleminhalt der Faust-Tradition gilt, dass ein Streben nach Erkenntnis
wie nach Sinnen- und Tatengenuss mittels übernatürlicher Macht als Charakteristikum eines
bestimmten Menschentyps dargestellt wird, der verzweifelt, kühn oder leichtfertig genug ist,
einen Pakt mit dem Teufel zu schließen.

"Faust" ist in drei Teile mit insgesamt 68 Kapiteln gegliedert. Der erste umfasst Faustus’
Kindheit, Jugend und sein Leben bis zum Abschluss des Teufelspaktes sowie seine
Gespräche mit Mephostophiles über Himmel, Hölle und religiöse Fragen.
Der zweite Teil erzählt vom Astrologen und Naturforscher Faustus, seinen Reisen durch
Europa und Asien, seiner Höllenfahrt und seiner Fahrt ins Gestirn.
Der dritte Teil enthält Zauberschwänke, den vergeblichen Versuch, sich vom Teufel zu lösen,
eine erneute Verschreibung an ihn und zuletzt Faustus’ Untergang. Die Historia wird also durch
eine biographische Klammer zusammengehalten (der Beginn von Teil 1 und der Schluss von
Teil 3), in die in ‚rubrizierender‘ Weise, das heiβt nach Sachgebieten geordnet zuerst
Gottselige Fragen, dann im weitesten Sinne Naturkundliches und schließlich Schwänke
eingefügt werden. Voraus geht eine Vorrede an den Christlichen Leser, die vor dem Teufel
und der Sünde der Zauberei warnt.
Das Volksbuch ist die erste Sammlung von Anekdoten und Geschichten über Faust. Es ist viel
detaillierter als die früheren Texte und zeigt uns Faust als Mensch. Er betreibt Alchemie und
schwarze Magie und macht seinen Pakt mit dem Teufel. Er macht die katholische Kirche, den
Papst und Mönche lächerlich. Er bekommt alles, was er haben will: Delikatessen, Wein, Frauen
usw. Er macht Reisen in viele Teile der Welt. Er ist vorwitzig - er hat immer Fragen an den
Teufel, ist immer neugierig und will immer etwas Neues lernen, egal was es ihn kostet. Er ist
leichtfertig - er macht genau das, was er will und überlegt nie, welche Konsequenzen es
vielleicht gibt. Er hat Gefühle und verliebt sich in Helena. Faust ist auch ein Held oder eine
Projektionsfigur für die die Menschen des Mittelalters - er macht, was sie machen wollen aber
nicht können, und er nimmt sich Freiheit, die sie nicht haben. Sogar der Teufel muss mit Faust
Kompromisse machen. Am Ende wird Faust aber bestraft; nach 24 Jahren tötet der Teufel Faust
und nimmt ihn in die Hölle mit.

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