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2.1 Was ist „Aufklӓrung“?
Christoph Parry notiert in „Menschen, Werke, Epochen. Eine Einführung in die deutsche
Kulturgeschichte“: „Trotz absolutistischer Despotie machte das Bürgertum im Verlauf des 17. und
Der Ȕberseehandel floriert. Die industrielle Revolution steht vor der Tür.
Der wirtschaftliche Fortschritt bedingt eine gesteigerte Mobilitӓt bei der Rollenfindung
rückstӓndige Deutschland erntet, laut Christoph Parry, die herben spӓten Früchte eines
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zunӓchst nicht nur eine parallellaufende, protestantische und katholische Reformgeistigkeit,
Vor diesem Hintergrund einer Zeit des Umbruches entsteht eine emanzipatorische
wirtschaftlichen, sozialen und geistigen Lebens unterstützt, welche die Eigeninitiativen des
Staates und diesseitsorientierte Ansprüche des Einzelnen auf privates Glück legitimiert. Diese
neue, alternative, westeuropӓische Kultur des 18.Jahrhunderts paβt allerdings nur schwer in ein
System.
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2.2 Emanzipation durch Kultur, durch Bildung, durch eigenverantwortliches Denken und
Handeln des Individuums. Im Rückblick auf zurückliegende Jahrzehnte definieren
Moses Mendelssohn und Immanuel Kant die Aufklӓrung
Im Rückblick auf die vergangenen Jahrzehnte definieren zwei Philosophen die Aufklӓrung auf
folgende Weise:
• Für Moses Mendelssohn (1729-1786) sind Aufklӓrung, Kultur und Bildung Synonyme, d.h.
Immanuel Kant ist die Aufklӓrung „der Ausgang des Menschen aus seiner
Selbstverschuldet sei diese Unmündigkeit dort, wo kein Mangel des Verstandes vorliegt,
wo Entschlossenheit und Mut fehlen. Aus diesem Grunde sei der Wahlspruch der
Aufklӓrung: „Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
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2.3 Die Frage nach den Grundlagen der Erkenntnis
2.3.1 Der neue Vernunftstolz der Rationalisten
Die Philosophen René Descartes(1596-1650) mit seiner Methode des methodischen Zweifels
(„Dubito, ergo cogito; cogito, ergo sum.“) und Gottfried Wilhelm Leibniz(1646-1716) sind die zwei
Die optimistische Grundhaltung des Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz ist mit einem
neuen Grundton des frühaufklӓrerischen Diskurses durchaus vereinbar, denn die rationalistisch
positionierten Vertreter fragen nach logisch erkennbaren Naturgesetzen, doch die Frage nach
Naturgesetzen bedingt auch die Frage nach einem Gesetzgeber, nach einer notwendigerweise
hӧheren kosmischen Intelligenz oder nach einem notwendigerweise hӧheren Wesen als Garantie
Gottfried Wilhelm Leibniz ist an dieser prӓstabilierten Ordnung der Welt orientiert und
aus diesem Grunde muss das All in seiner „Monadologie“(Original auf Franzӧsisch als Manuskript
aus dem Jahre 1714 erhalten, Erstverӧffentlichung der Deutschen Fassung 1720,
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Erstverӧffentlichung der lateinischen Fassung 1721) und in seiner „Theodizee“(1710 entstanden)
und unzerstӧrbare, nichtidentische Monaden oder tӓtige Entelechien die Verӓnderungen, die
Leibniz notiert in seiner „Theodizee“: Für den allmӓchtigen und allwissenden Gott seien
alle mӧglichen Welten denkbar. Für einen wohlwollenden und schӧpferisch wirkenden Gott sei
aber allein die beste aller mӧglichen Welten machbar. Bei der Frage nach einer unbestreitbaren
• Schmerzen und leidvolle Erfahrungen seien Strafen oder Prüfsteine, welche die Festigung
Handelns kӧnne der Mensch das Gute vollbringen und Bӧses ablehnen.
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Die Philosophie von Gottfried Wilhelm Leibniz wird im 18.Jahrhundert von Christian Wolff
Leibniz gewesen sei, doch viele Goethe-Experten sprechen dagegen, denn Goethe habe eher
keinen Sinn für das genaue wissenschaftlich-mathematische Denken von Leibniz. Hat J.W.Goethe
den Wegbereiter der Aufklӓrung Gottfried Wilhelm Leibniz und sein Konzept der „mӧglichen
Welten“, das heute erfolgreich in den Diskurs der analytischen Philosophie aufgenommen wird,
kaum verstanden? Ein Stammbuch-Eintrag (aus dem Jahre 1765) des jungen J.W.Goethe für
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Der Verfasser dieser Verszeilen ist vielleicht Goethe selbst; vielleicht zitiert Goethe nur
einen anderen Verfasser. Was an dieser Stelle wirklich zӓhlt: Mit dieser obengenannten, eher
bӧsen Anspielung steht der junge J.W.Goethe nicht allein. Voltaire übt in seinem wirkungsreichen
optimistischen Weltbild von Leibniz. Doch der reife J.W.Goethe stellt im Jahre 1817 die
interessante Frage nach den Gesetzen einer menschlichen Entelechie in seinem Gedichtzyklus
„Urworte.Orphisch“ (eine Erstverӧffentlichung erfolgt erst im Jahre 1820). Die tӓtige Entelechie
Goetheschen Frage nach den Gesetzen einer menschlichen Entelechie berichten wir an einer
Für die rationalistisch meinungspositionierten Vertreter der Aufklӓrung ist die Vernunft
wie die aufgehende Sonne, die alles beleuchtet, die alles überstrahlt. Vernunft ist, aus der Sicht
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Die Ausbildung von Verstand und Vernunft sind ein pӓdagogisches Hauptziel der
Enzyklopӓdien, Zeitschriften mit Rezensionen und mit Auszügen aus aktuellen literarischen,
spricht, beispielsweise, gegen die Beschrӓnkung, gegen den Aberglauben, gegen die Folterpraxis
und gegen die Hexenprozesse. Christian Thomasius will eine Scheidung von Theologie und
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Philosophie. Die philosophischen Erkenntnisse sollen, aus der Sicht des Aufklӓrungsphilosophen
Christian Thomasius, praktisch wirksam sein, sie sollen dem menschlichen Leben dienst- und
Denis Diderot und Jean d'Alembert geben, beispielsweise, eine Enzyklopӓdie heraus, die
gegen das Unwissen gerichtet ist und sie betonen, dass dieses Unwissen von der Kirche im
Bündnis mit dem absolutistischen Staat verbreitet wird. Eine im Gottesgnadentum verankerte
absolutistische Staatsordnung erscheint, aus dieser vorrevolutionӓren Sicht, eine suspekte und
fragwürdige These. Die Kritik an der tradierten Gesellschaftsordnung eskaliert, indem die
aufklӓrerische Konzeption eines Gesellschaftsvertrages die Macht des Monarchen und der
Aristokraten unterminiert.
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Vernunft ist, aus der Sicht der Rationalisten, das wichtigste Instrument der Erkenntnis, doch für
Empirismus von John Locke (1632-1704) und David Hume (1711-1776) schӓtzen, sind
Sinneswahrnehmungen, Assoziationen und Erfahrung die Hauptquellen des Denkens und der
Vordergrund.
Die Sensualisten deklarieren den Vorrang der persӧnlichen sinnlichen Erfahrung und
fokussieren, beispielsweise, auch die notwendige ӓsthetische Darstellung der Gefühle und
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2.3.3 Separatistische Pietisten. Ein protestantisches Programm der Pietisten zur Erneuerung
des religiӧsen Gefühls vor dem Hintergrund einer fortschreitenden Sӓkularisierung der
Gesellschaft
Seit der Renaissance wurde die zunehmende Diskrepanz zwischen Religion und und Wissenschaft
Die konfessionellen Kӓmpfe des 16. und 17.Jahrhunderts werden von einer bedeutenden
begleitet.
Die Aufklӓrung bringt eine deutliche positive Sӓkularisierung der Gesellschaft mit sich.
Selbst protestantische Pietisten lehnen den lutherischen Dogmatismus ab. Der Pietismus
ist eine Reformbewegung innerhalb des Protestantismus. Die Pietisten sprechen gegen eine
bereits verfestigte lutherische Orthodoxie, aber sie formulieren bereits um 1700 auch ein
protestantisches Programm zur Erneuerung und zur Intensivierung des religiӧsen Lebens, zur
Verinnerlichung des religiӧsen Lebens durch die Wiederbelebung des religiӧsen Gefühls, das sich
verflacht hat. Im Mittelpunkt dieses pietistischen Programms stehen die Bekehrung des
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Menschen und soziales Engagement. Pietisten gründen, beispielsweise, Waisenhӓuser und die
Erleben und die gottdurchdrungene Natur, die damit verbundenen, ganz persӧnlichen Gefühle
und Empfindungen. Doch die meisten Pietisten betreiben leider eine stark verdüsterte
Naturschwӓrmerei.
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2.3.4 Esoteriker, Spiritualisten, Naturmystiker, Alchemiker. Fragmente einer
Einweihungskultur in der Naturphilosophie des 18.Jahrhunderts
Rolf Christian Zimmermann kommentiert das Weltbild des jungen J.W.Goethe und verweist dabei
Mirko Sladek bezieht eine ӓhnliche Meinungsposition. „Nicht nur wegen der
Unkenntnis und Unvertrautheit der Forscher mit der hermetischen Welt“ soll das Thema einer
18.Jahrhundert, laut Mirko Sladek, leider „eine terra incognita“ gewesen sein. Mirko Sladek
• Das gesamte Kulturbild des 18. Jahrhunderts ist bisher viel zu aufklӓrerisch interpretiert
worden.
• Das Kirchendogma und die Schulphilosophie ermӧglichen durch Lebensferne und durch
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rasche und für manche noch immer überraschende Blüte des religiӧs-philosophischen
Eklektizismus mit Akzent auf der erneuerten Hermetischen Philosphie. Ȕberall wo die
durch Jakob Bӧhme stark geprӓgte pietistische Bewegung vertreten war, wie das in
Frankfurt zu Goethes Zeit der Fall war, war auch das Interesse an Mystik, Alchemie,
• Mirko Sladek exemplifiziert diesen Trend mit Lektüren des jungen J.W.Goethe: Durch Frl.
von Klettenberg angeregt, lese Goethe, beispielsweise, zunӓchst Georg von Wellings
• Eine „Atmosphӓre des religiӧsen und philosophischen Eklektizismus“ prӓgt als Erbe des
• Freie Geister wenden sich von kirchlichen und von akademischen Sektierern, von der
deduktiv rationalistischen Systematik der Wissenschaften und vom endlosen Zank der
Theologie ab.
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• Man begibt sich dabei auf die Suche nach sogenannten ewigen Wahrheiten, wobei
• Die rationalistische Philosophie führt durch das ganze 17. und 18.Jahrhundert einen Teil
christlich gesinnter Krӓfte, die eine „philosophia adepta eclectica“ anstreben. Friedrich
von Moser, Franz von Baader, Samuel Richter, Friedrich Christoph Oetinger oder Georg
Pasqually in Frankreich oder etwa William Blake in England seien „Vertreter eines
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