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TACHYONISCHE TELE-GESELLSCHAFT (^ f f j)

f.
N o b elp reistrâger Irving L an gm u ir, d er L e e D e F orests T rio d e ^
zum P liotron v erb essert h atte (1 9 1 2 /1 3 ), faB te zusam m en,
w arum ich d iese klein e E in fü h ru n g in die G esch ich te der
elektronischen R ôh ren u n d T ransistoren gegeb en h abe, u m
die T ech n ologie d er B esch leu n igu n g u iid d er T elegesellsch aft
zu vergegen w ârtigen : «In d e m L e e D e F o rest entdeckte, daB
ein elektrischer Strom in einer V akuum rôh re m it H ilfe eines
dazw ischengestellten G itters kontrolliert w erden kan n , legte
er die G ru n d lag en fu r eine A u sd eh n u n g d er m enschlichen
Sin n e u n d fu r ein A n w ach sen der G eschw indigkeit u n d der
Sensitivitàt u m ein M illio n en fach es.» (P h en o m en a, A to m s
an d M olécu les, 1 950). D ie n eu e T echn ologie h at also die
R eichw eite, dieT elek o m m u n ik atio n , d ieR au m ü b erw in d u n g
u n d die G eschw indigkeit gesteigert. D e r T on au s d er F e m e ,
der T ele-T on au s d em R a d io , d a s B ild au s der F e m e , d as
T ele-B ild im Fernseh er, die Stim m e au s d er F e m e , die Tele-
Stim m e im T elefon, d ie N ah stim m e au s d em M ikrofon , der
F e m b lic k ins U n sich tb are im T elesko p , d er N ah blick ins
U n sich tb are im M ik ro sk o p , Fem roh x u n d Fem sch reiber,
T elegrafie un d T elekopie, die fem g e ste u e rte R ak e te , der
fe m g e le n k te R o b o ter, die fem g elen k te B ew egu n g, die Tele-
k om m u n ikatio n etc. sind E ck p u n k te d er T elegesellschaft.
D ie tach yonische G esellsch aft ist gleichzeitig rem ote control-
led. V on N ic o la T esla, d er 1898 bereits fem g e ste u e rte R o b o -
terb o o te in M in iatu rau sfü h m n g vorführte u n d von T eleauto-
m aten sprach, bis zum T eleroboter d es berühm ten A rtificial-
Intelligence F orsch ers M arv in M in sky (T elepresence, 1980,
in: O m n i B o o k o f C o m p u ters & R o b o ts, 1 9 8 3 ) reichen die
Pion iere d ieser T elegesellsch aft. N ic o la T esla, 1856 in K ro a-
tien als S e rb e geboren , seit 1884 in A m e rik a , w o er 1943
starb, oft in Patent-Streitigkeiten m it M arcon i, E d iso n un d
anderen, oft reich u n d oft in groBen G eldschw ierigkeiten,
verdient als v ergessen er V ision âr d er T elegesellsch aft beson -
d ers erw âhnt zu w erden. E r hat fu r d a s R ad a r, fu r R ad io ,
R o b o te r u n d Télévision, fü r die drahtlose T elegrafie un d den
W echselstrom w esentliche Patente beigetragen . M it seinem
W echselstrom patent h at er d ie Strom gew innung au s den N ia-

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— « ï f C'y- S x -

garafallen w ider d as E rw arten d er E x p e rte n realisiert u n d d as


,r- erste G e b à u d e der U S A T ag u n d N ach t illum iniert (E lectric
T ow er in B u ffa lo ). E r h at durch G a se die gan ze E r d e nàcht-
lich beleuchten w ollen u n d die d rahtlose E n ergieü bertragu n g
m it gigantischen E x p erim en ten an g e stre b t
A ls ich von d er A b sen z im Z u sam m en h an g m it dem Techno-
R a u m sprach, sagte ich auch, daB dieser R au m der A b sen z
nicht als V erlust, so n d e m als n eu e A rt d er sim ulierten Prâ-
sen z betrachtet w erden soll. N un ist der O rt, w o d iese P râsen z
vorgestellt w erden kann, nàm lich die T ele-P ràsen z, die Fern-
A nw esenheit. M arvin M in sky folgen d stelle m an sich vor,
eine Ja c k e m it Sen soren un d m uskelàhnlichen M otoren zu
tragen. Je d e B ew egu n g d es A rm s, d er Etand u n d der F in ger
w ird an einem an deren O rt durch eine m ob ile m echanische
H a n d reproduziert. D ie se H an d hat ihre eigenen Sensoren ,
durch die d u siehst un d fühlst, w as p assiert. D urch den
G eb rau ch dieser Instrum ente kann st du in einem anderen
R au m , in einer an deren Stad t, in einem anderen L a n d , au f
einem anderen P laneten, arbeiten. D ein e en tfem te A nw e-
senheit (rem ote controlled presen ce) w ürde die K raft eines
| G igan ten u n d die Feinheit eines C hirurgen besitzen. D ie se
| fem k on trollierte u n d fem gesteu erte H a n d w âre T eil eines
j fem gesteu erten m echanischen K o rp ers, eines T eleroboters,
1 eines T eleautom aten , der einen m enschlichen K ô rp e r simu-
lieren w ürde. D e r K ô r p e r verfâllt selbst dem D o u b le ; der
j K ô rp e r selbst w ird n ach einer langen R eih e von partiellen
!, V erd oppelu n gen (w ie B ild u n d Stim m e) durch die V erdop-
! p eh m gsm asch m en K a m e ra u n d M agn etoph on nun schlieB-
lich selbst vollstàn dig v erd op pelt. D urch die Sim ulation a u f
’ D istan z, durch T ele-Sim ulation wird der R o b o te r zum D o u -
b je d es K o rp ers. Sin d schon R a u m un d Z e it durch die Sim u ­
lation ged o u belt w orden, nun auch d er K ô rp er. D urch die
T ele- Sim ulation entsteht eine T ele-Selbstsim ilaritàt als neue
F o rm d er (T ele-)Identitàt. D ie Fem -Selbstàh n lich keit ist die
n eu e sim ulatorische V erdoppelun g. D a s  h nlich e existiert in
der Ferne, w o du nicht bist, n och einm al als D u . D a s Ich exi­
stiert synchron zum N icht-Ich. D ie B ew egungsm asch in en
A u to , É ise n b a h n etc. w urden durch F em steu eru n g im m er
m eh r zu Sim ulation en d er m enschhchen B ew egun gsm a-

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schine. D ie P ro th esen k ô rp er (vom A u to b is zum T elefon )
veryolikom m nen sich im sim ulierten T ele-K ôrp er, in der
R o b o tn ik . L e o n a rd o s P rojekt der m echanischen B ew egu n g
hat in d er fe m g esteu erten B ew egu n g ihr Z ie l erreicht. D ie se
fe m g e ste u e rte B ew egu n g d er T elepràsen z rekuriert natürlich
a u f d ie alten Id e ale d er G eo m e trie u n d M echanik. M in sky
schreibt: « D ie ersten zehn Ja h re der T eleprâsen z-Forsch u n g
w erden die E n tw icklung grun d legen der Instrum ente sehen:
G eo m etrie, M echanik, Sensoren , E ffek to ren u n d Steu-
erun gsth eorie u n d ihre m enschliche N ahtstelle. In d er zwei-
ten D e k a d e w erden wir d aran arbeiten, d ie Instrum ente ver-
là B lich e ru n d n atü rlic h e rz u m ach e n .» ( S .5 6 , O m n iB o o k ). In
d iesem Fortschreiten v o m T ele-T on u n d T ele-B ild zur Tele-
H a n d seh en wir nicht nur die E n tw icklung des sim ulierten
T e le -K ô rp e rs u n d d er Sim ul-Identitàt, so n d e m in dieser
E v o lu tio n von fem g esteu erten m echanischen V ehikeln zu
fem g esteu erten m echanischen H àn d en erkennen wir d as
W esen d er T elegesellsch aft in sgesam t, die T ele-P ràsen z, die
eine sim ulierte, fe m g e ste u e rte A n w esen heit ist, w odurch du
au ch (gleichzeitig) d o rt sein kaim st, w o d u nicht bist. D ie E n t­
w icklung fe m g e ste u e rte r W erkzeuge u n d R o b o ter, die
un sere m enschhchen O p eratio n en an einem anderen, ent-
fem ten , fu r M ensch en gefàhrlichen O rt, w ie z.B . b ei der
R e p a ra tu r eines A tom k raftw erkes o d e r im C o ck p it einer
R a k e te bzw. eines R au m sch iffes, gleichzeitig (ab e r nicht not-
w endigerw eise an alo g, so n d e m auch digital) u n d sim ulierend
durchführen w ürden, stellt die nâchste S tu fe d er Besch leuni-
gu n g dar. N ach d em Stim m en un d B ild e r gleichzeitig m it ihrer
E n tsteh u n g em p fan gen w erden, also sim ultan ü bertragen
w erden konnten, geht es nun darum , daB auch A k tio n en
gleichzeitig ü b ertragen w erden kôn nen . Sim ultan eitàt m uB
als end gültige B esch leu n igu n g au fgefaB t w erden. D ie
B esch leu n igu n g h at so zugenom m en, daB wir nicht m ehr nur
seh r schnell w ohin w ollen, so n d e m d o rt schon sind, w enn der
W unsch d an ach auftaucht. S o w ie w enn ich p e r T elefon m it
je m a n d e m sprech en will. B ish er w ar ab er d iese sim ulierte
A n w esen h eit a u f T eile d es m enscblichen K ô rp e rs wie
Stim m e u n d B ild besch rànkt. D ie se Z erstü ck elu n g d es K ô r ­
p ers, d iese Im m aterialisierun g d es K ô rp e rs, d iese E n tk ô rp er-

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lichung ist ab er nicht m ehr notw endig, w enn m ein ganzer
K o rp e r durch einen fem gesteu erten R o b o te r sim uliert w er­
den kann, der an einem anderen O rt un d zu einer anderen
Z e it die von m ir gew ünschten O p eratio n en durchfùhren
kann . F em g e ste u e rte W erkzeuge, T eleoperatoren , T elefak-
toren sind als Z w eck d er historischen P roth esenkorper
erkenn bar gew orden. D a s A u to h at m einen K o rp e r zw ar von
einem O rt zum an deren bew egt, aber nun ist es m ein K orp er,
d er ohne fortbew egt w orden zu sein, sich an einem anderen
O rt bew egen kann . D ie se N u ll-B ew egu n g ist die ultim e
B esch leun igun g (d ie G eistreise von eh edem ).
Sim u ltan eitàt a u f einer n eu en m ateriellen B a sis wird also
durch Sim ulation erzeugt. D a s gleichzeitige A gieren eines
K ô rp e rs an versch ieden en O rten ist der T rau m der tachyoni-
sch en G esellsch aft. E lek tron isch e P leo to p ie u n d Pleochro-
nie, d iese T ràu m e der T elegesellschaft, w erden in der
besch leunigten elektronischen B ildkultur visuahsiert, die
dadurch auch zu einem V orschein der künftigen pohtischen
P leok ratie wird. T elegesellsch aft ist also eine Sim ulationsge-
sellschaft, w o nicht nur Fem -A n w esen h eit (T elepràsen z)
durch (m echanische) Sim u lation erreicht wird. F ü r uns ist
w ichtig zu erkennen, daB in diesem Fortschreiten von der
Sim ulation der B ew egu n g (in der K in em ato grap h ie) zur
fem gesteu erten , rau m lo sen B ew egu n g am elektronischen
B ild -Sch irm sich die E ntw icklung der T elegesellsch aft spie-
gelt, die sich schon h eu te in einer fem gesteu erten Ô kon om ie
m an ifestiert, w o der Sch eck d ie m on etâre F o rm d er T eleprâ-
sen z darsteUt, sow ie d as elektronische B ild die m onitore
F o rm d er T elepràsenz. F ü r unsere A usfüh run gen ist auch
w ichtig festzuhalten, w ie Sim ultan eitàt q u a Sim ulation in der
T elegesellsch aft erreicht wird, also Sim ulation u n d Sim ult-
ân eitàt strukturell verkn üpft sind, w as un s berechtigt, gele-
genthch von Sim u l-G esellsch aft, Sim u l-Z eit, Sim u l-R au m ,
Sim u l-K o rp er, Sim ul-Iden titàt zu sprechen u n d dam it beid es
zu m einen. Selbstverstândlich ist die T elepràsen z nicht nur
fü r einen an deren O rt, so n d e m zeitverzôgert auch fü r eine
an d ere Z e it m ôglich. Ich k an n ja m ein e fem gesteu erten
W erkzeuge in einer robotisierten F ab rik auch zeitlich pro-
gram m ieren, z.B . d as Sim u lation sprogram m in eine andere

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Z e it verschieben. S o kôn n en wir also d avo n ausgeh en, daB in
d er tachyonischen T elegesellsch aft eine P erson versch ieden e
T àtigk eiten an versch ieden en O rten gleichzeitig o d e r gleiche
T àtigk eiten an versch ieden en O rten zu versch ieden en Z eiten
m ach en kann, w as im elektronischen Sim u l-B ild h eu te schon
repràsen tiert ist.

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ZUR TROPIK VON POLYCHRONIE ^
UND POLYTOPIË
M arey u n d M u ybridge verw endeten bereits fotografisch e
A ufn ah m en , die m it m ehreren (p leo, p o ly) K a m e ra s au s v er­
schiedenen Bhckw inkeln gleichzeitig gésch ossen wurden.
D ie se r m ultiple B lick d er «in stan tan eou s ph o tograp h y »
(1 8 8 2 ) setzte sich in K u bism u s u n d Fu tu rism u s fort, die die
au s M arey s Sim ultan eitât entstehende Ü b erb len d u n g un d
au s M u ybridges Su k zessio n fo lgen d e M o n tag e zu reifen
polytropischen T ech niken d er Pleom orphde (V ielgestalt), der
Polychrom ie (V ielfarbigkeit), Polychrom e (m ehrere Z eiten ),
P olytopie (m ehrere R à u m e ) entwickelten. Fotografische,
bildnerische u n d k in em atograph ische Techniken w ie Ü b e r­
blen dun g, M on tage, C o llage, A sse m b la g e sind die ersten
pleiotropisch en T echniken der M ultiplikation der O rte un d
Z eiten . E s ü b erlag e m (!) sich R â u m e u n d Z eiten . D ie Syn­
chronisation heterogener u n d p leom o rp h er E le m e n te betrifft
nicht nur die Sinne, die B ild e r u n d T ô n e , son dern auch Flà-
chen, R â u m e u n d Z eiten. D e r vielseitige B h ck zerbricht
sch on von A n fa n g an die Flàch en un d den R au m . A u s der
Synchronitàt u n d den polytropischen Techniken der
B esch leunigung, w elche ja die R au m - u n d Zeitverkürzun-
gen, R au m - un d Z eitü berlageru n gen darstellen, entstehen
v ersch ieden e F orm en der Schichtung u n d V ertikahtàt, von
der vertikalen T o n -B ild M o n tag e E isen stein s bis zur fotogra-
fischen Y ertikalitàt d es B licks. Su kzessio n u n d M on tage,
Sim ultan eitât u n d Ü berblen d u n g, Synchronisation u n d V er­
tikah tàt (als E n tfesselu n g) gehôren von A n fa n g an zur T ropik
d er T echn o-Z eit, die eine P leotropik, P olytropik ist.
^B esch leu n igte K ôrp er, beschleunigte Perspektive, beschleu-
*n ig te r B h ck, beschleunigte B ild er sind d ie Station en dieses
polytropen D isk u rses in d er K unst. D ie in der F otografie,
M alerei un d im F ilm vorhanden en A n sâ tz e d er Polytropik
d es Pleochronen un d P leoto p en w erden ab er erst in der digi-
talen K u n st zum B lü h en gebracht; die T o p o i d er B esch leu n i­
gung w erden d ort zur E k sta se entfesselt. D ie beschleunigte
P erspektive wird zur losgesch leuderten P erspektive des
U nendh chen, au s d em die B ild er w irbeln. D e r beschleunigte

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