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Stadt Lehrte 24.03.

2017
Der Bürgermeister
-Fachdienst Jugend und Soziales-

Sozialarbeiterischer Umgang mit


Kindeswohlgefährdungen
im Fachdienst Jugend und Soziales, Sachgebiet
Soziale Dienste, Allgemeiner Sozialen Dienst ( ASD )
„Von der Mitteilung bis zum Schutz des Kindes“

1
Inhalt
Abkürzungsverzeichnis.........................................................................................................5
Einleitung ...............................................................................................................................6
1. Definitionen ........................................................................................................................7
1.1 Vernachlässigung ...........................................................................................................7
1.1.1 Geringgradige Vernachlässigung.............................................................................7
1.1.2 Mittelgradige Vernachlässigung ...............................................................................7
1.1.3 Hochgradige Vernachlässigung ...............................................................................7
1.2 Körperliche Misshandlung ..............................................................................................7
1.2.1 Geringgradige Misshandlung ...................................................................................8
1.2.2 Mittelgradige Misshandlung .....................................................................................8
1.2.3 Hochgradige Misshandlung .....................................................................................9
1.3 Seelische Misshandlung.................................................................................................9
1.3.1 Geringgradige seelische Misshandlung ...................................................................9
1.3.2 Mittelgradige seelische Misshandlung ................................................................... 10
1.3.3 Hochgradige seelische Misshandlung ................................................................... 10
1.4 Sexueller Kindesmissbrauch ........................................................................................ 10
1.4.1 Geringgradiger sexueller Kindesmissbrauch ......................................................... 10
1.4.2 Mittelgradiger sexueller Kindesmissbrauch ........................................................... 11
1.4.3 Hochgradiger sexueller Kindesmissbrauch ............................................................ 11
1.5 Erwachsenenkonflikte um das Kind.............................................................................. 11
2. Eingang einer Meldung über eine mögliche Kindeswohlgefährdung (KWG) und
Kriterien – erste Risikoeinschätzung (Dringlichkeit) ........................................................ 12
2.1 Aufnahme der Meldung und erste Einschätzung .......................................................... 12
2.2 Gewichtige Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung .......................................... 16
2.3 Einschätzung zur Problemwahrnehmung und Veränderungsbereitschaft .................... 18
3. Kontaktaufnahme zu den Erziehungsberechtigten und dem Kind -zweite
Risikoeinschätzung (Sicherheit) ........................................................................................ 19
3.1 Keine Gefährdung ........................................................................................................ 19
3.2 Keine Gefährdung, aber Unterstützungsbedarf ............................................................ 19
3.3 Geringe Gefährdung..................................................................................................... 19
3.4 Mittelgradige Gefährdung ............................................................................................. 20
3.5 Hochgradige Gefährdung ............................................................................................. 21
3.6 Dokumentation der zweiten Risikoeinschätzung .......................................................... 22
2
4. Weiteres Vorgehen nach dem ersten persönlichen Kontakt ....................................... 23
5. Fortschreitende Begleitung und Betreuung von KWG-Fällen ..................................... 23
6. Zuständigkeitswechsel und Weitergabe von Daten an öffentliche Jugendhilfeträger
bei KWG ................................................................................................................................ 24
7. Datenschutz ..................................................................................................................... 24
8. Dokumentation ................................................................................................................. 24
9. Strafanzeige durch den FD Jugend bei KWG ................................................................ 24
10. Umgang mit KWG bei Familien, die im Rahmen von HzE betreut werden ................ 24
11. Beantragung von Leistungen nach dem Opferentschädigungsgesetz (OEG) ......... 25
Anlagen................................................................................................................................. 26
Anlage 1a: Meldebogen „Kindeswohlgefährdung“ .............................................................. 26
Anlage 1b: Kindeswohlgefährdungs-Meldebogen Häusliche Gewalt ................................. 32
Anlage 1c: Fragen- und Handlungskatalog „Häusliche Gewalt“ ......................................... 36
Anlage 1d: Einschätzungsbogen bei Häuslicher Gewalt .................................................... 37
Anlage 2a: Informationen der in Lehrte tätigen Hebammen zu Kindern unter einem Jahr . 40
Anlage 2b: Prüfbogen / Zweite Risikoeinschätzung zur Kindeswohlgefährdung ................ 46
Anlage 3: Schreiben an SB/EB nach Eingang einer KWG-Meldung .................................. 64
Anlage 4: Einverständniserklärung/Schweigepflichtsentbindung ....................................... 66
Anlage 5: Mitteilung wegen Verdacht auf Kindeswohlgefährdung ...................................... 67
Anlage 6: Kooperationsvereinbarung zwischen der Region Hannover und dem KKH auf
der Bult Hannover .............................................................................................................. 68
Anlage 7: Kooperationsvereinbarung zwischen Region Hannover und Landeshauptstadt
Hannover............................................................................................................................ 72
Anlage 8: Kooperationsvereinbarung FD Jugend der Stadt Lehrte und
Sozialpsychiatrischer Dienst (SpDi) der Region Hannover auf der Grundlage der ............ 81
Anlage 9: Kooperationsvereinbarung zwischen der Drogenberatung Lehrte e. V. und dem
Fachdienst Jugend der Stadt Lehrte .................................................................................. 95
Anlage 10: Schutzvereinbarung zur Sicherstellung des Kindeswohls ................................ 98
Anlage 11: Antrag/Anregung an das Familiengericht ....................................................... 100
Anlage 12: Inobhutnahme gem. §42 SGB VIII ................................................................. 103
Anlage 13: Aufhebung der Inobhutnahme ........................................................................ 107
Anlage 14: Vereinbarung zwischen den örtlichen Trägern der öffentlichen Jugendhilfe in
der Region Hannover (Zuständigkeitswechsel/Fallübergabe) .......................................... 108
Anlage 15: Datenschutz ................................................................................................... 112
Anlage 16: Rahmenvereinbarung zur Sicherstellung des Schutzauftrages gem. § 8a SGB

3
VIII sowie zur Sicherstellung des Tätigkeitsausschlusses einschlägig vorbestrafter
Personen gem. § 72a SGB VIII (inklusive Anlagen) ......................................................... 113
Anlage 17: Indikatorenliste zur Risikoeinschätzung bei Verdacht auf
Kindeswohlgefährdung durch riskanten Alkoholkonsum .................................................. 141
Anlage 18: Besonderheiten in Fällen von (Vermutung auf) sexuellen/(m) Missbrauch .... 143
Anlage 19: Umgang mit Fällen von (Vermutung auf) sexuellen Missbrauch .................... 144
Anlage 20: Symptome und emotionale Reaktionen nach sexuellem Missbrauch in
verschiedenen Altersphasen bei Opfern .......................................................................... 145
Anlage 21: Fachberatungsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und jungen
Frauen .............................................................................................................................. 147
Anlage 22: Ambivalenz des Opfers bei SKM.................................................................... 148
Anlage 23: Ausführungen zum Opferentschädigungsgesetz............................................ 149
Anlage 24: Benutzeranleitung zur gesicherten Datenübermittlung ................................... 152
Anlage 25: Auswahl von Kooperationspartnern ............................................................... 156
Quellenangaben ................................................................................................................. 159
Verfasserinnen und Verfasser .......................................................................................... 159

4
Abkürzungsverzeichnis

ASD Allgemeiner Sozialer Dienst


SD Sonderdienste
HzE Hilfe zur Erziehung
HB Hausbesuch
KW Kindeswohl
KWG Kindeswohlgefährdung
PKD Pflegekinderdienst
SB Sorgeberechtigter/Sorgeberechtigte
EB Erziehungsberechtigter/Erziehungsberechtigte
SpD Sozialpsychiatrischer Dienst
SKM Sexuelle Kindesmisshandlung, Sexueller Kindesmissbrauch
JH Jugendhilfe

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Einleitung
Nach § 1 Abs. 2 SGB VIII in Verbindung mit Artikel 6 Abs. 2 des Grundgesetzes sind Pflege
und Erziehung der Kinder das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen
obliegende Pflicht. Allgemeine Aufgabe der Jugendhilfe ist es nach § 1 Abs. 3 Nr. 3 SGB VIII,
Kinder und Jugendliche vor Gefahren für ihr Wohl zu schützen.
Im Rahmen des Kinderschutzes fällt dem zum 01.10.2005 eingeführten § 8a SGB VIII eine
zentrale Rolle zu. Er konkretisiert den Schutzauftrag der Jugendhilfe und basiert auf dem
staatlichen Wächteramt, welches sich aus Artikel 6 Abs. 2 Satz 2 des Grundgesetzes und
dem § 1 Abs. 2 Satz 2 des SGB VIII ergibt. Es verpflichtet die Jugendhilfeträger in jedem
Einzelfall, beim Vorliegen gewichtiger Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung (KWG)
das Gefährdungsrisiko im Zusammenwirken mehrerer Fachkräfte einzuschätzen und die
Erziehungsberechtigten und Kinder dabei einzubeziehen, soweit hierdurch nicht der
wirksame Schutz des Kindes in Frage gestellt wird. Zudem verpflichtet der § 8a SGB VIII zur
Abwendung der Gefährdung Erziehungsberechtigten Hilfen bei Geeignetheit und
Notwendigkeit konkret anzubieten, andernfalls das Familiengericht anzurufen. Zwischen den
öffentlichen und den freien Jugendhilfeträgern sind Vereinbarungen zu schließen, die
sicherstellen, dass beide dem Kinderschutz verpflichtet sind und diesen wahrnehmen. Bei
Bekanntwerden gewichtiger Anhaltspunkte für Kindeswohlgefährdung sind auch öffentliche
Jugendhilfeträger untereinander verpflichtet, die notwendigen Daten zur Wahrnehmung des
Schutzauftrags mitzuteilen.
Diese rechtlichen Vorschriften wurden vor dem Hintergrund einiger tragischer Fälle, bei
denen Kinder in der Bundesrepublik Deutschland zu Tode kamen bzw. schwersten
Misshandlungen ausgesetzt waren, in das Kinder- und Jugendhilfegesetz eingeführt, zudem
trat zum 01.01.2012 das Bundeskinderschutzgesetz in Kraft. Hieraus resultieren zahlreiche
Kooperationsvereinbarungen zwischen der Jugendhilfe und verschiedenen
„Geheimnisträgern“ bei Kindeswohlgefährdung (Ärzte und Ärztinnen, Psychologinnen und
Psychologen, Therapeutinnen und Therapeuten, Lehrkräfte, Ehe-, Familien- und
Erziehungsberaterinnen etc.). Aktuell gibt es Bestrebungen des Gesetzgebers, diesen
Personenkreis in geeigneter Weise an der Gefährdungseinschätzung zu beteiligen.
Innerhalb des Fachdienstes Jugend der Stadt Lehrte sind in erster Linie die Fachkräfte der
Sozialen Dienste verpflichtet, den gesetzlich vorgeschriebenen Schutzauftrag bei
Kindeswohlgefährdung wahrzunehmen und diesen in konkrete sozialarbeiterische
Handlungsschritte umzusetzen. Für seinen speziellen Bereich hat das Team des ASD in
einer Arbeitsgruppe die bisherigen verpflichtenden Handlungsrichtlinien überarbeitet und
neu konzipiert, sie haben eine bindende Verpflichtung für jede einzelne Fachkraft und das
Gesamtteam und sichern bei Einhaltung der einzelnen Schritte das fachliche Handeln ab.
Neben den eigentlichen Handlungsrichtlinien, die nur den ersten Teil der Standards
umfassen, sind zahlreiche Anlagen enthalten, die es im Kontext zum Umgang mit
Kindeswohlgefährdung zu beachten gilt und die einheitlich an einer Stelle aufgeführt werden
sollten. Es sind beispielsweise zahlreiche Kooperationsvereinbarungen mit anderen
Institutionen angefügt, die für den ASD relevant sind. In den vorliegenden Standards werden
parallel die Begriffe „Fachdienst Jugend“ als auch „Jugendamt“ benutzt, da letzterer in
unterschiedlichen Gesetzen (SGB VIII, BGB etc.) verankert ist.

Lehrte, den 24. März 2017 Eberhardt Baildon

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1. Definitionen

1.1 Vernachlässigung
Hiermit ist die (ausgeprägte, d.h. andauernde oder wiederholte) Beeinträchtigung oder
Schädigung der Entwicklung von Kindern durch die Eltern gemeint aufgrund unzureichender
Pflege und Kleidung, mangelnder Ernährung und gesundheitlicher Fürsorge, zu geringer
Beaufsichtigung und Zuwendung, unzureichendem Schutz vor Gefahren sowie nicht
hinreichender Anregung und Förderung motorischer, geistiger, emotionaler und sozialer
Fähigkeiten.

1.1.1 Geringgradige Vernachlässigung


Hier werden zeitlich begrenzte Vernachlässigungen aufgrund akuter, vorübergehender
Belastungen (z.B. aufgrund elterlicher Konflikte, Scheidung, Erkrankung von Elternteilen,
Arbeitslosigkeit) eingestuft, wobei die Ausdehnung der Vernachlässigung eher auf wenige
Bereiche beschränkt bleibt, weiterhin das Ausmaß der Vernachlässigung in den betroffenen
Bereichen eher gering ist sowie auch die Folgen der Vernachlässigung bezüglich der
motorischen, sozialen, emotionalen und sozialen Entwicklung begrenzt sind sowie nach
Beendigung der Belastungsfaktoren z.T. auch ohne besondere Förder- und Hilfsmaßnahmen
überwunden werden. Die Vernachlässigung ist eher auf einen Elternteil begrenzt, wobei
häufig der andere Elternteil sie auszugleichen versucht.

1.1.2 Mittelgradige Vernachlässigung


Für alle unter geringgradige Vernachlässigung aufgeführten Faktoren liegen stärkere
Ausprägungen vor, wodurch oft auch intensivere Hilfe- und Fördermaßnahmen für die Eltern
und Kinder notwendig werden wie frühkindliche Entwicklungsförderung, Physio- und
Ergotherapie, Tagesgruppenbetreuung mit heilpädagogischem Ansatz, sozialpädagogische
Familienhilfe u.ä.

1.1.3 Hochgradige Vernachlässigung


Bei dieser Kategorie liegt eine zeitlich überdauernde, langfristige Vernachlässigung vor, die
viele Bereiche der kindlichen Entwicklung betrifft und zu übergreifenden, ausgeprägten
Entwicklungsverzögerungen und -störungen führt. Häufig bis meist vernachlässigen beide
Elternteile das Kind. Die unter „mittelgradiger Vernachlässigung“ möglichen Hilfe- und
Fördermaßnahmen erscheinen nun unabdingbar, wobei nicht selten auch eine ärztliche
Untersuchung und Behandlung eingeleitet werden muss. Erwägungen bezüglich einer
vorübergehenden Fremdunterbringung z.B. in einer Pflege- oder Bereitschaftspflegefamilie
oder in einer 5- oder 7-Tage-Wohngruppe (möglicherweise nach einer Inobhutnahme gem. §
42 SGB VIII) erfolgen oft und werden z.T. gegebenenfalls unter Einschaltung des
Familiengerichts durchgesetzt.

1.2 Körperliche Misshandlung


Körperliche Kindesmisshandlung wird als nicht zufällige, absichtliche körperliche
Gewaltanwendung der Eltern gegenüber ihren Kindern aufgefasst. Sie umfasst ein breites
7
Spektrum von Handlungen (z.B. Klapse, Ohrfeigen, Prügel, mit Gegenstand schlagen oder
werfen, mit Faust schlagen, Schleudern gegen die Wand, Schütteln eines Kleinstkindes,
Verbrennen mit heißem Wasser oder Zigaretten, auf den Ofen setzen, Einklemmen in Türen
oder Autofensterscheiben, Pieksen mit Nadeln, ins kalte Badewasser setzen und
untertauchen, eigenen Kot essen und Urin trinken lassen, Würgen, Vergiftungen, mit Waffe
bedrohen). Die nicht durch Unglück oder durch Zufall entstandenen körperlichen Symptome
oder Verletzungen können ebenfalls höchst unterschiedlich sein. Im Folgenden wird
deswegen nach geringgradiger, mittelgradiger und hochgradiger körperlicher
Kindesmisshandlung zu unterteilen versucht:

1.2.1 Geringgradige Misshandlung


In diesen Bereich fallen diejenigen körperlichen Gewaltmaßnahmen, welche früher dem
Bereich der erlaubten körperlichen Züchtigung zugeordnet wurden, also z.B. Klapse auf den
Po oder Arm, leichte Ohrfeigen, leichte Schläge mit einem Stock auf den Po. Zwar können
diese Schläge zu Rötungen/Striemen auf der Haut führen, aber es kommt nicht zu äußeren
oder inneren Verletzungen. Typischerweise ist diese Anwendung von körperlicher Gewalt
eher vorübergehend und situationsgebunden, tritt also eher im Sinne von selten/manchmal
auf und stellt deswegen überwiegend keine eingefahrene, gewohnheitsmäßige
Interaktionsweise mit dem Kind dar. Die Fälle, in denen diese körperliche Gewalt häufiger
auftritt (mittleres Ausmaß, d.h. häufiger als manchmal bzw. häufiger als selten, aber noch
nicht sehr oft), jedoch weiterhin keine äußeren und inneren Verletzungen im o.a. Sinne
auftreten, werden auch noch als geringgradige körperliche Misshandlung betrachtet. Treten
die aufgeführten Züchtigungsmaßnahmen der geringgradigen körperlichen Gewalt sehr oft
auf und spiegeln damit eine allgemeine Erziehungshaltung wider, so ist die nachfolgende
Kategorie der mittelgradigen körperlichen Kindesmisshandlung zu wählen, auch wenn keine
äußeren und inneren Verletzungen auftreten. Andere Formen von negativem
Erziehungsverhalten, die physische Manipulationen beinhalten, dabei aber keine
Verletzungen bewirken, würden ebenfalls in die Kategorie der geringgradigen körperlichen
Kindesmisshandlung fallen, wie z.B. den Arm stark festhalten, am Ohr oder an den Haaren
ziehen. Die Kategorie geringgradiger körperlicher Kindesmisshandlung dient dazu,
Verhaltensweisen zu definieren, die oft als eher grenzwertige Fälle von körperlicher
Kindesmisshandlung aufgefasst werden.

1.2.2 Mittelgradige Misshandlung


Bei den Personen, die dieser Kategorie zugeordnet werden, führen die körperlichen
Gewaltanwendungen zwar zu körperlichen Verletzungen/Symptomen, diese sind aber eher
gering ausgeprägt. Dies bedeutet, dass sie zu keinen Beeinträchtigungen der normalen
Funktionsfähigkeit führen und keine dauerhaften körperlichen Schäden oder Behinderungen
bewirken. Vorübergehende und situationsgebundene körperliche Kindesmisshandlung, die
zu solchen gering ausgeprägten Verletzungen führt, würde ebenfalls der Kategorie der
mittelgradigen körperlichen Kindesmisshandlung zugerechnet werden. Dementsprechend
würde chronische und gewohnheitsmäßige körperliche Kindesmisshandlung, die nur
minimale Verletzungen bewirkt, auch zu dieser Kategorie der mittelgradigen körperlichen
Kindesmisshandlung zählen. Das Schütteln von Kleinstkindern (nicht gemeint sind
Säuglinge) auch ohne erkennbare körperliche Folgen sollte aufgrund der Gefährdung des

8
Kindes der mittelgradigen Körperverletzung zugeordnet werden. Wie bereits ausgeführt
fallen sehr oft auftretende Züchtigungsmaßnahmen der geringgradigen körperlichen Gewalt,
die eine allgemeine Erziehungshaltung widerspiegeln, ebenfalls unter die Kategorie der
mittelgradigen körperlichen Kindesmisshandlung, auch wenn keine äußeren und inneren
Verletzungen auftreten.

1.2.3 Hochgradige Misshandlung


Die angewandte körperliche Gewalt führt zu Verletzungen des Kindes mit (kurz- oder
langfristigen) Beeinträchtigungen der normalen Funktionsfähigkeit bzw. zu kurz- oder
langfristigen körperlichen Schäden oder Behinderungen. Bei Anwendung dieser Kriterien ist
auch eine einmalige körperliche Misshandlung als hochgradige körperliche
Kindesmisshandlung einzustufen, wenn sie zu den angeführten Folgen führt. Auch weniger
extreme aber chronische Formen der körperlichen Misshandlung, die mehr als minimale
Folgen bewirken, sollten der Kategorie der hochgradigen körperlichen Kindesmisshandlung
zugeordnet werden. Verbrennungen auch minimalen Ausmaßes (z.B. leichtes Verbrennen
mit kaum sichtbaren Spuren) sind immer dieser Kategorie zuzuordnen, ebenfalls eigenen Kot
essen oder Urin trinken lassen. Weiter fallen in diese Kategorie alle Formen von
Vergiftungen. Bei ausgeprägten Kontrollverlusten der Eltern, also z.B. bei blindem
Zusammenschlagen oder im akuten Affekt das Kind die Treppe herunter oder gegen die
Wand werfen, sollte dies ebenfalls als eine hochgradige körperliche Kindesmisshandlung
eingestuft werden. Dies trifft auch für Handlungen zu, die sehr stark im Sinne „sadistischer“
Gewaltanwendung interpretiert werden können, also z.B. stundenlanger Schlafentzug, sehr
langes Sitzen in der kalten Badewanne und Kniebeugen bis zum Umfallen.

1.3 Seelische Misshandlung


Hierunter wird die ausgeprägte Beeinträchtigung und Schädigung der Entwicklung von
Kindern verstanden aufgrund z.B. von Ablehnung, Verängstigung, Terrorisierung und
Isolierung. Sie beginnt beim dauerhaften alltäglichen Beschimpfen, Verspotten, Erniedrigen
oder Liebesentzug und reicht über Einsperren, Isolierung von Gleichaltrigen und Zuweisung
einer Sündenbockrolle bis hin zu vielfältigen massiven verbalen Bedrohungen einschließlich
der Todesdrohungen. Seelische oder psychische Gewalt bezeichnet Handlungen und
Aktionen, die zu einer schweren Beeinträchtigung einer Beziehung zwischen Bezugsperson
und Kind führen und dessen geistig-seelische Entwicklung erheblich behindern.
Die bei der Vernachlässigung angeführten Faktoren, die bei der Einstufung in die drei
Schweregrade zu berücksichtigen sind, können analog auch auf die seelische Misshandlung
angewandt werden.

1.3.1 Geringgradige seelische Misshandlung


Wie bei der Vernachlässigung werden hier eher zeitlich begrenzte seelische Misshandlungen
aufgrund akuter, vorübergehender Überlastungen, z.B. aufgrund elterlicher Konflikte,
Scheidung, Erkrankung von Elternteilen, Arbeitslosigkeit, Mitbetreuung/Pflege von
Verwandten, beruflichem Stress oder finanzieller Sorgen eingestuft. Die Ablehnung und
Erniedrigung des Kindes besteht eher in verbaler Gewalt, wobei die Krassheit der Wortwahl
eher gemäßigt ist. Zurückweisung, Liebesentzug und Isolierung erfolgen eher in geringer
Häufigkeit. Terrorisierung, Einsperren, Isolierung und starke Verängstigung kommen nicht
9
oder höchstens extrem vereinzelt vor. In der Regel erfolgt diese Form der seelischen
Misshandlung nur durch einen Elternteil, wobei dieser vielfach auch sehr liebevoll zu dem
Kind ist und/oder seine Überbelastung erkennt und seine negativen Verhaltensweisen durch
überkompensierende Nachgiebigkeit wieder gut zu machen versucht. Die Folgen der
geringgradigen seelischen Misshandlung sind insgesamt eher gering (reversibel) sowie
vorübergehend, eine tragfähige Beziehung und positive Bindung zum betreffenden Elternteil
ist letztlich nicht dauerhaft gefährdet.

1.3.2 Mittelgradige seelische Misshandlung


Die unter „geringgradiger seelischer Misshandlung“ aufgeführten Faktoren treten insgesamt
gesehen ausgeprägter auf, wobei auch die Zeiten und Handlungen im Zusammenhang mit
positivem, liebevollem Kontakt zum Kind geringer sind und kompensierende Beziehungen
zum anderen Elternteil eher ausbleiben. Zusätzlich zu den genannten Faktoren von
Zurückweisung, Liebesentzug und Isolierung wird dem Kind verstärkt eine Sündenbockrolle
zugeschrieben, wobei auch die ablehnende Wortwahl krasser und bedrohlicher wird. Es
kommt zu einer insgesamt sehr viel stärkeren Verunsicherung und Verängstigung des
Kindes auch mit Ausgrenzung, Einsperrung und krassem Liebesentzug. Die Folgen der
mittelgradigen seelischen Misshandlung bei den Kindern sind sehr viel deutlicher erkennbar
als bei der geringgradigen seelischen Misshandlung in Bezug auf ihre geringe
Selbstsicherheit, ein negatives Selbstbild, soziale Unsicherheit, allgemeine Gehemmtheit
oder mangelndem Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten.

1.3.3 Hochgradige seelische Misshandlung


Die stark vorhandenen, zeitlich andauernden, vielfältigen Verhaltensweisen der
hochgradigen seelischen Vernachlässigung führen beim Kind zu deutlichen Störungen des
Verhaltens und Erlebens. Das Kind lebt in einem Klima sehr häufiger und krasser Entwertung
und Entwürdigung. Die unter „mittelgradiger seelischer Misshandlung“ aufgeführten Folgen
sind nun sehr ausgeprägt und beeinträchtigen das Kindeswohl immens.

1.4 Sexueller Kindesmissbrauch


Diese Gewaltform umfasst jede sexuelle Handlung, die Personen an oder vor einem Kind
entweder gegen den Willen des Kindes vornehmen oder der das Kind aufgrund seiner
körperlichen, emotionalen, geistigen oder sprachlichen Unterlegenheit nicht wissentlich
zustimmen kann bzw. bei der es deswegen auch nicht in der Lage ist, sich hinreichend
wehren und verweigern zu können.

1.4.1 Geringgradiger sexueller Kindesmissbrauch


Hierunter fallen folgende Handlungen: Täter versuchte, die Genitalien des Opfers
anzufassen; Täter fasst Brust des Opfers an; sexualisierte Küsse oder Zungenküsse gehören
auch dazu. Weiter fallen in diese Kategorie: Exhibitionismus; Opfer muss sich Pornos
anschauen; Täter beobachtet Opfer zur eigenen sexuellen Stimulierung beim Baden.
Mütterlicher sexueller Missbrauch im Sinne sexualisierter Handlungen im Rahmen z.B. der
Körperpflege von Kleinkindern ohne Verletzungen bzw. körperliche Symptome wie
Rötungen/Reizungen der Haut sollten ebenfalls dieser Kategorie zugeordnet werden. Treten
solche körperlichen Folgen auf, ist die nachfolgende Kategorie des mittelgradigen, intensiven
10
sexuellen Missbrauchs zu wählen. Bildaufnahmen von mehr oder weniger nackten Kindern
ohne gleichzeitige Aufforderung zu sexuellen Handlungen sind als geringgradiger sexueller
Missbauch zu bewerten.

1.4.2 Mittelgradiger sexueller Kindesmissbrauch


Zu dieser Kategorie gehören folgende sexuelle Gewalthandlungen: Opfer muss vor Täter
masturbieren; Täter masturbiert vor Opfer; Täter berührt Opfer an den Genitalien; Opfer
muss Täter an die Genitalien anfassen; Opfer muss Täter die Genitalien zeigen.
Bildaufnahmen von mehr oder weniger nackten Kindern verbunden mit der Aufforderung zu
den in dieser Kategorie genannten sexuellen Handlungen sind als mittelgradiger sexueller
Missbrauch zu bewerten.

1.4.3 Hochgradiger sexueller Kindesmissbrauch


Diesem Ausmaß sexueller Gewalt sind zuzuordnen: Versuchte oder vollendete vaginale,
anale oder orale Vergewaltigung; Opfer muss Täter oral befriedigen oder anal penetrieren.
Aufnahmen von mehr oder weniger nackten Kindern mit der Aufforderung zu den in dieser
Kategorie genannten sexuellen Handlungen sind als hochgradiger sexueller Missbauch zu
bewerten. Duldung oder Herbeiführung von Kinderprostitution fällt grundsätzlich in diese
Kategorie.

1.5 Erwachsenenkonflikte um das Kind


Bei dieser Form der Kindeswohlgefährdung geht es um die „Missachtung der
Kinderbeziehung zu einer anderen Bezugsperson“. Denkbar sind hier Konstellationen wie
Konflikte zwischen Pflegeeltern und der Herkunftsfamilie, zwischen Eltern und anderen
Verwandten (z. B. Großeltern), aber auch Konflikte in Scheidungs- und
Trennungssituationen. Kennzeichen ist hier „insbesondere die Manipulation der Kinder und
Jugendlichen durch die verschiedenen Erwachsenen zur Ausnutzung ihrer jeweiligen
Interessen“.
Häufig ist die Dialogfähigkeit zwischen den Erwachsenen so stark gestört, dass das Kind fast
unvermeidlich in Loyalitätskonflikte einbezogen und dadurch in seiner Entwicklung
beeinträchtigt wird.

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2. Eingang einer Meldung über eine mögliche Kindeswohlgefährdung
(KWG) und Kriterien – erste Risikoeinschätzung (Dringlichkeit)

2.1 Aufnahme der Meldung und erste Einschätzung


Geht im ASD ein schriftlicher, persönlicher, telefonischer oder anonymer Hinweis über eine
mögliche Kindeswohlgefährdung ein, so hat die Sozialarbeiterin bzw. der Sozialarbeiter
grundsätzlich den hierzu entwickelten Meldebogen anzuwenden (siehe im Anhang Anlagen
Nr. 1a und 1b). Als Eingangsdatum einer postalisch zugesandten KWG-Meldung im Sinne
dieser anzuwendenden Standards zählt der Tag, an dem die fallzuständige Sozialarbeiterin
oder der Sozialarbeiter bzw. deren Vertretung die Meldung erhalten hat.
Die kontaktierte Sozialarbeiterin bzw. der Sozialarbeiter prüft die Zuständigkeit und vermittelt
an die zuständige ASD Fachkraft oder die Vertretung sofort weiter. Sind diese nicht
erreichbar, übernimmt sie/er bis zur persönlichen Fallübergabe die Zuständigkeit. Bei
Krankheit der fallzuständigen Fachkraft wendet sich die Vertretung an die Fachaufsicht, um
die weitere Vorgehensweise zu besprechen.

Bei nicht anonymisierten schriftlichen KWG-Meldungen von außerhalb (gilt nicht bei
Polizeimeldungen) erfolgt eine schriftliche Rückmeldung per Anlage 5.
Bei mündlichen KWG-Meldungen erfolgt eine Erläuterung zur weiteren Vorgehensweise
direkt.

Nach Sammlung der Informationen nimmt die Sozialarbeiterin bzw. der Sozialarbeiter eine
erste Gefährdungseinschätzung bezüglich der gewichtigen Anhaltspunkte für eine mögliche
Kindeswohlgefährdung vor. Hierbei sollen bei Kindern unter einem Jahr auch die
Informationen der Familienhebammen (Anlage 2a) Berücksichtigung finden.
In einzelnen Ausnahmefällen des Verdachts hochgradiger KWG kann es notwendig sein,
nach entsprechenden Meldungen bereits vor dem Hausbesuch bei der Familie ohne
Entbindung von der Schweigepflicht Informationen z.B. bei einer Schule oder Kita
einzuholen.
Die Eingangsmeldungen sollen grundsätzlich im Hinblick auf „gewichtige Anhaltspunkte“ mit
der Beispielliste unter Punkt 2.2 abgeglichen werden. Die wahrgenommenen Anhaltspunkte
werden von der Erstkraft konkretisiert. Anschließend bewertet sie diese gemeinsam mit der
Co-Betreuung (ggf. Risikoeinschätzungsbogen Anlage Nr. 2b einsetzbar).

Im Meldebogen ist die fachliche Einschätzung und eine erste Gefährdungsbewertung zu


dokumentieren. Fällt die Gefährdungsbewertung als geringgradig aus (z.B. ist die Familie
dem ASD bereits bekannt und kann gut eingeschätzt werden), erfolgt ein schriftlicher
Hinweis, ob der Hausbesuch allein oder zu zweit durchgeführt wird (siehe auch S. 19, 3.3,
erster Absatz). Anschließend wird der Meldebogen an die Fachaufsicht weitergeleitet, die
diesen ggf. mit Anmerkungen abzeichnet und an die zuständige Fachkraft zurückgibt.
Die Fachaufsicht vermerkt auf dem Meldebogen, bis wann ein Hausbesuch zu erfolgen hat,
sofern ihre Sicht nicht mit der Einschätzung der fallbearbeitenden Kollegin oder dem
Kollegen übereinstimmt.
Erbringt die Bewertung des Falles, dass keine KWG vorliegt, werden die Gründe für die
Bewertung als „Nicht-KWG-Fall“ in der Akte dokumentiert, auch dieser ausgefüllte
12
Meldebogen wird der Fachaufsicht vorgelegt. Kommt die Fachaufsicht zu einer anderen
Ersteinschätzung, setzt sich die fallzuständige Sozialarbeiterin oder der Sozialarbeiter im
Weiteren mit der Fachaufsicht auseinander.
Für den Fall, dass eine Meldung als „Nicht-KWG-Fall“ bewertet wird, der betreffenden
Familie jedoch ein Beratungsgespräch angeboten werden soll, kann dieses allein von der
fallbearbeitenden Sozialarbeiterin bzw. dem Sozialarbeiter entweder im Jugendamt oder
anlässlich eines Hausbesuches geführt werden.
Die Fachkraft fertigt anschließend eine Kopie der Meldung mit den Anmerkungen und leitet
diese der stellvertretenden Fachaufsicht zu.
Die stellvertretende Fachaufsicht informiert in der wöchentlichen Dienstbesprechung ( DB )
über KWG-Eingänge, diese werden inhaltlich problematisiert.

Bei akuten Suizidäußerungen eines Elternteils bzw. einer Erziehungsperson ist im Kontext
zur KWG- Einschätzung durch den ASD der Sozialpsychiatrische Dienst einzuschalten.
(siehe im Anhang Anlage 8). Sollte dieser nicht erreicht werden können, muss zur Abklärung
ein Notarzt gerufen werden.

Polizeimeldungen zu Jugendlichen zwischen 14-15 Jahren mit Alkoholkonsum werden als


KWG-Eingangsmeldungen behandelt, bei Kindern sehen die Standards dies ohnehin vor
(siehe gewichtige Anhaltspunkte). Polizeimeldungen zu Jugendlichen ab 16 Jahren mit
Alkoholkonsum werden bei einem Wert ab 1 Promille ebenfalls als KWG-
Eingangsmeldungen betrachtet und in der Folge individuell eingeschätzt und bewertet
(Indikatorenliste zur Risikoeinschätzung Anlage Nr. 17 anwendbar).

Meldungen im Zusammenhang mit häufigem Schulabsentismus (z.B. durch den FD Schule)


haben grundsätzlich ein Beratungsangebot an die betreffenden Familien zur Folge, sie
werden in der Regel nicht unmittelbar als KWG-Eingangsmeldung gewertet.

Umgang und Vorgehensweise bei Familien mit Migrationshintergrund und Flüchtlingsfamilien


Bei KWG-Meldungen im Hinblick auf diesen Personenkreis sind neben der Tatsache, dass
generell kein Unterschied zwischen deutschen Familien und Familien mit
Migrationshintergrund im Kontext dieser Arbeit erfolgen soll, folgende Aspekte in der
Zusammenarbeit zu berücksichtigen:
Grundlage für Gespräche und eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist die Hinzuziehung eines
Dolmetschers oder einer Dolmetscherin. Den Familien sind ausführlich die hiesige
Vorgehensweise und die gesetzlichen Rahmenbedingungen für das sozialarbeiterische
Handeln zu erläutern. Darüber hinaus ist es von Vorteil für die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter des ASD, über die kulturellen Hintergründe der Familien Kenntnisse zu haben.
Aufgrund dessen, dass sehr viele Familien aus unterschiedlichen Kulturkreisen in Lehrte
leben, ist es notwendig zu wissen, welche kompetenten Beratungsstellen als
Ansprechpartner vorhanden sind, die durch den ASD eingebunden werden können.
Es ist sinnvoll, Kooperationsvereinbarungen mit entsprechenden Beratungsstellen in der
Migrations- und Flüchtlingsarbeit herzustellen und diese zu festigen. Aufgrund bisheriger
praktischer Erfahrungen ist deutlich geworden, dass die betreffenden Familien offener
gegenüber Beratungsstellen sind, die über entsprechende Sprachkenntnisse verfügen.

13
Eine Sonderregelung nimmt der Umgang mit Unbegleiteten Minderjährigen Ausländern bzw.
Flüchtlingen (UMA/UMF) im Rahmen der ASD Arbeit ein. UMA/UMF werden zunächst für
den gesamten Bereich der Stadt Lehrte durch eine Fachkraft gem. § 42,42a SGB VIII in
Obhut genommen. Es schließt sich ein Erstgespräch unter Einsatz eines Diagnostikbogens
an, bei dem u.a. die möglichen Verwandtschafts- bzw. Bekanntschaftsverhältnisse in
Deutschland lebender Personen und deren Geeignetheit als gegebenenfalls aufnehmende
Personen geprüft werden. Durchgängig findet in diesem Zusammenhang eine Bewertung
statt, ob die Aufnahme für den/die UMA/UMF bei einer potentiell geeigneten Person für
ihn /sie mit einer Kindeswohlgefährdung verbunden wäre. Es wird geprüft, ob Hinweise u.a.
auf Kinderhandel, finanzielle Bereicherung durch Erwachsene, Kinderpornographie,
Zwangsverheiratung, Vernachlässigung sowie psychische, physische oder sexuelle
Gewaltausübung bestehen.
Alternativ wird eine geeignete Einrichtungswohnform ausgesucht, das Ruhen der elterlichen
Sorge sowie die Einrichtung einer Vormundschaft beim Amtsgericht beantragt und ggfs. eine
Vormundschaft eingerichtet (Weitere Ausführungen dazu befinden sich in dem Leitfaden
„Umgang mit Unbegleiteten Minderjährigen Ausländern/Flüchtlingen“).

Standards im Umgang mit Häuslicher Gewalt (HG)


Jeder Eingang einer häuslichen Gewaltmeldung, ob durch Polizei oder Privatperson, wird als
mögliche KWG gewertet.
Der KWG-Meldebogen „Häusliche Gewalt“ (Anlage 1b) wird ausnahmslos angewendet.

Die schriftliche Ankündigung des Hausbesuches (in begründeten Ausnahmefällen Gespräch


im FD Jugend möglich) muss innerhalb einer Woche bei dem Elternteil erfolgen, bei dem
sich das Kind aufhält. Der Hausbesuch/das Gespräch muss innerhalb von drei Wochen
bei/mit der Familie stattfinden.
Erst im Rahmen des Gespräches mit der Familie kann definiert werden, ob es sich um eine
KWG handelt und in welchem Schweregrad diese vorliegt. Um eine Bewertung vornehmen
zu können, ist der Hausbesuch bei Bedarf zu zweit durchzuführen. Während des
Gespräches ist der Fragen- und Handlungskatalog „Häusliche Gewalt“ (Anlage 1c)
einzusetzen. Im eigenen Ermessen steht, ob der Einschätzungsbogen bei HG (Anlage 1d)
zum Einsatz kommt.
Die betroffenen Kinder und Jugendlichen sind ihrem Alter angemessen anzuhören, ggf.
getrennt von den Erziehungsberechtigten.
Zum Gespräch sind Schweigepflichtentbindungsvordrucke (Anlage 4) sowie der Fragen- und
Handlungskatalog „Häusliche Gewalt“, ggf. der Einschätzungsbogen bei HG, Flyer sowie
Telefonnummern von Anlaufstellen bei häuslicher Gewalt mitzunehmen. Die Medizinische
Hochschule Hannover (MHH) kann zur professionellen Beweissicherung bei häuslicher wie
sexueller Gewalt hinzugezogen werden (siehe Anlage 25).
Bei der 3. Meldung zur häuslichen Gewalt muss analog der Seite 17 Abs. 1 der KWG-
Standards (Einsatz des 2. Prüfbogens Anlage 2) der Stadt Lehrte gehandelt werden.

Hinweise bei Verdacht auf Sexuelle Kindesmisshandlung (SKM)


Zuerst sollte die Informationslage durch den Sozialarbeiter bzw. die Sozialarbeiterin in aller
Ruhe zusammengetragen und analysiert werden, es muss eine Kollegin bzw. ein Kollege
beteiligt werden. Wichtig ist in der Folge, auch mit dem betreffenden Kind ins Gespräch zu
14
kommen, dieses sollte ernst genommen nicht „entmündig“ werden. Der Weg bzw. die
Haltung des Kindes muss respektiert werden und es ist erforderlich, dem Bedürfnis nach
Sicherheit und Kontrolle mit Verständnis zu begegnen. Ebenso ist es nötig, Kontakt zum
Umfeld des Kindes aufzunehmen und seine Interessen mit zu vertreten bzw. zu
berücksichtigen (vorab sollte notfalls ein sicherer Aufenthaltsort für das Kind organisiert
sein).

Die Eltern sollten in dieser aktuellen Situation nicht über den Verdacht der sexuellen
Misshandlung angesprochen werden, genauso wenig sollte man eine Erklärung seitens der
Eltern einfordern. Es empfiehlt sich in der Folge, die Kooperationswilligkeit der Eltern zu
erhöhen und mit den Eltern verbindliche Absprachen, Vereinbarungen sowie eine
Schweigepflichtsentbindung aufzunehmen. Notfalls muss weitergehende Hilfe organisiert
(z.B. Inobhutnahme) und das Kind zu einer Beratungsstelle (Weißer Ring, Violetta, Region
Hannover, Anstoß) begleitet werden. Zu beachten ist in dieser Phase, dass sich eine
spezialisierte Beratungsstelle wie Violetta an einer „Aufdeckungsarbeit des Verdachts auf
sexuelle Kindesmisshandlung“ erst beteiligt, wenn sich das Kind/die Jugendliche in einem
geschützten Rahmen befindet. Möglicherweise muss nach eingehender Prüfung und unter
Beteiligung des Kindes bzw. der Jugendlichen die Polizei und das Familiengericht
eingeschaltet werden. Auch die MHH kann zur Beweissicherung herangezogen werden
(siehe Anlage 25).
In der Regel ist davon auszugehen, dass Kinder sich sexuelle Übergriffe nicht ausdenken.
Um Vertrauen zum Kind aufzubauen, ist es wichtig, dieses entscheiden zu lassen, wann, mit
wem und worüber es sprechen will. Es ist notwendig dem Kind Sicherheit zu vermitteln und
zu verdeutlichen, dass allein der Täter die Verantwortung trägt. Die Bedürfnisse, Gefühle und
Wünsche des Kindes erfordern besondere Aufmerksamkeit.

Weiterführende Hinweise und Erläuterungen finden sich in den Anlagen 18 – 22 („Symptome


und Reaktionen“, Violetta „Was kann ich tun, wenn ich sexuellen Missbrauch innerhalb der
Familie vermute?“, „ Besonderheiten in Fällen von (Vermutung auf) sexuellen/(m)
Missbrauch“, „Ambivalenz des Opfers“).

Zusammenarbeit innerhalb des Sachgebiets Soziale Dienste zwischen ASD und


Sonderdiensten (SD) in diesem Kontext:
Festzustellen ist zunächst, dass sich die Sonderdienste des Sachgebiets Soziale Dienste
eigene Standards zum Umgang mit Kindeswohlgefährdung erarbeitet haben, da sich deren
Aufgabenbereich von dem des ASD grundsätzlich unterscheidet. Generell sollen Klienten
nicht auf den jeweils anderen Dienst verwiesen, sondern mit ihren Anliegen wahrgenommen
werden. Das bedeutet situativ, wenn möglich, eine „persönliche Übergabe“ an den
Kollegen/die Kollegin des jeweils anderen Dienstes, gegebenenfalls ist ein erstes
gemeinsames Gespräch zu führen.
Dazu einige Szenarien:
Gewaltschutzverfahren: Ein Gewaltschutzverfahren zieht ein §8a Verfahren nach sich, d.h.
es wird eine KWG-Meldung aufgenommen. Der SD wird die Kopie eines Antrags an den
ASD geben. ASD hat die Federführung für die KWG-Bewertung, der SD kann hinzugezogen
werden. Der SD nimmt den familiengerichtlichen Anhörungstermin wahr.
Kommen KWG Anhaltspunkte im SD auf, aber der Fall ist dort nicht in der laufenden
15
Beratung, so wird der ASD informiert: Die Federführung für die KWG- Bewertung hat der
ASD, der SD kann hinzugezogen werden.
Beim Umgang mit KWG-Aspekten in laufender Trennungs-, Scheidungs- Umgangsberatung
(TSU) liegt die Federführung für die KWG-Bewertung beim SD, der ASD wird in Kooperation
hinzugezogen. Im Themenbereich „Erwachsenenkonflikte um das Kind“ erfolgt zwischen der
Fachkraft des ASD und des SD eine Klärung, welcher Dienst die KWG-Bewertung vornimmt.

Wenn KWG- Anhaltspunkte in einem laufenden ASD bzw. SD Fall bekanntwerden, bedarf
es einer Klärung, wer die Federführung hat. Die Sachgebietsleitung wird in jedem Fall über
die KWG Meldung und über die Entscheidung, wer die Federführung hat, von der ASD
Kollegin/vom ASD Kollegen informiert.

2.2 Gewichtige Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung


( u.a. aus: Landesbetrieb Erziehung und Berufsbildung der Stadt Hamburg: Dienstanweisung
Schutz bei Kindeswohlgefährdung in der Fassung vom 01.10.2005)

Die nachfolgend aufgeführten Anhaltspunkte sind keine abschließende Auflistung, sie


erfassen nicht alle denkbaren Gefährdungssituationen.

Äußere Erscheinung des Kindes/Jugendlichen


- Massive oder wiederholte Zeichen von Verletzungen (z.B. Blutergüsse, Striemen,
Narben, Knochenbrüche, Verbrennungen) ohne erklärbar unverfängliche Ursache
bzw. häufige Krankenhausaufenthalte aufgrund von angeblichen Unfällen
- Starke Unter- Über- oder Fehlernährung ( z.B. geringe Gewichtszunahme beim
Säugling, ältere Kinder erhalten alte, verdorbene oder zu wenig Nahrung, ,
unregelmäßiges Essen und Trinken, starkes Übergewicht)
- Fehlen jeder Körperhygiene (z.B. Schmutz- und Kotreste auf der Haut des Kindes,
faulende Zähne, langes Belassen in durchnässten und eingekoteten Windeln,
unbehandelte entzündete Hautoberflächen, seltenes Waschen oder Baden)
- Mehrfach völlig witterungsunangemessene, völlig verschmutzte oder zu enge
Bekleidung, zu kleine Schuhe

Verhalten des/der Kindes/Jugendlichen


- Wiederholte oder schwere gewalttätige und/oder sexuelle Übergriffe gegen andere
Personen (auch Ausübung von innerfamiliärer Gewalt)
- Kind wirkt berauscht und/oder benommen bzw. im Steuern seiner Handlungen
unkoordiniert (Einfluss von Drogen, Alkohol, Medikamenten)
- Wiederholtes apathisches oder stark verängstigtes Verhalten des Kindes
- Keine altersgemäße motorische und sensomotorische Entwicklung
- Körperliche, geistige oder seelische Krankheitssymptome des Kindes (z.B. Einnässen,
Zwänge)
- Übernahme der „Wahnideen“ eines psychisch erkrankten Elternteils
- Übermäßige Übernahme von elterlichen Aufgaben in der Familie (Parentifizierung)
- Schreikind, Sprachstörungen des Kindes,
- Jaktationen, Einnässen/Einkoten älterer Kinder
- Äußerungen des Kindes, die auf Misshandlung, sexuellen Missbrauch,
Vernachlässigung, Bedrohung von Gesundheit oder Leben hinweisen
- Kind hält sich wiederholt zu altersunangemessenen Zeiten ohne Erziehungsperson in
der Öffentlichkeit auf (z.B. nachts allein auf dem Spielplatz),
- Kind hält sich an jugendgefährdenden Orten auf (z.B. Stricherszene, Lokale aus der
16
Prostitutionsszene, Spielhalle, Nachtclub), Kind streunt oder läuft wiederholt weg, ist
auffallend distanzlos
- Offensichtlich schulpflichtige Kinder bleiben ständig oder häufig der Schule fern
- Kind begeht gehäuft Straftaten bzw. Gesetzesverstöße
- Suizidale Äußerungen eines Kindes/Jugendlichen
- Kind schläft auffällig viel
- Psychische Erkrankung eines/r Jugendlichen, Ankündigung von Amoklauf
- Riskanter PC- Konsum
- Herausfallen aus sozialen Bezügen; Kind ist auffällig angepasst
- Abhängigkeit von „Peergroup“, riskante Beziehungsgestaltung

Verhalten der Erziehungspersonen der häuslichen Gemeinschaft


- Wiederholte oder schwere Gewalt zwischen den Erziehungspersonen
- Nicht ausreichende oder völlig unzuverlässige Bereitstellung von Nahrung
- Massive oder häufige körperliche Gewalt gegenüber dem Kind (z.B. Schütteln,
Schlagen, Einsperren), aktive körperliche Bedrohung des Kindes durch Erwachsene
oder andere Kinder
- Häufiges massives Beschimpfen, Ängstigen oder Erniedrigen des Kindes
- Gewährung des unbeschränkten Zugangs zu Gewalt verherrlichenden oder
pornographischen Medien
- Nichterkennen von Krankheiten und Entwicklungsverzögerungen des Kindes,
Verweigerung der Krankheitsbehandlung oder der Förderung behinderter Kinder,
Nichtwahrnehmung der Vorsorgeuntersuchungen, Fehlen einer ärztlichen Anlaufstelle
- Isolierung (z.B. Kontaktverbot zu Gleichaltrigen) und Ignorierung des Kindes
- Nichtwahrnehmung kindlicher Bedürfnisse
- Mangelnde emotionale, verbale und körperliche Zuwendung zum Kind
- Instrumentalisierung der Kinder bei Beziehungs-, Trennungs- und
Scheidungsproblemen
- Suizidale Äußerungen eines Elternteils oder einer Erziehungsperson
- Fehlender Schutz der Intimsphäre
- Ständig wechselnde Bezugs- und Betreuungspersonen
- Verletzung einer dem Alter angemessenen Aufsichtspflicht (z.B. auf dem Wickeltisch,
in der Badewanne, beim Spielen im Freien)
- Zuführung von gesundheitsgefährdenden Substanzen
- Unfähigkeit, dem Kind Grenzen zu setzen, inkonsequentes Erziehungsverhalten,
Wechselbäder zwischen Zuneigung und Abstoßung

Familiäre Situation
- Obdachlosigkeit (Familie bzw. Kind lebt auf der Straße)
- Einkommen deckt Basisbedürfnisse der Familie nicht ab, Geld wird für Alkohol/Drogen
ausgegeben
- Kleinkind wird häufig oder über einen langen Zeitraum außerhalb oder innerhalb der
Wohnung unbeaufsichtigt oder in Obhut offenkundig ungeeigneter oder fremder
Personen gelassen
- Kind wird zur Begehung von Straftaten oder sonstiger verwerflicher Taten eingesetzt
(z.B. Diebstahl, Bettelei)
- Desintegration im sozialen Umfeld, keine familiale Anbindung
- Offenkundige Überforderung der Eltern
- Gezieltes Verbergen des Aufenthaltsortes der Familie

Persönliche Situation der Erziehungspersonen der häuslichen Gemeinschaft


- Stark verwirrtes Erscheinungsbild (führt Selbstgespräche, reagiert nicht auf
Ansprache), psychische oder physische Erkrankung eines Elternteils
17
- Häufige berauschte und/oder benommene bzw. eingeschränkt steuerungsfähige
Erscheinung, die auf massiven, verfestigten Drogen-, Alkohol bzw.
Medikamentenmissbrauch hindeutet

Wohnsituation
- Wohnung ist stark vermüllt, völlig verdreckt oder weist Spuren äußerer
Gewaltanwendung auf (z.B. stark beschädigte Türen)
- Nichtbeseitigung von erhebliche Gefahren im Haushalt (z.B. durch defekte Stromkabel
oder Steckdosen, Herumliegen von „Spritzbesteck“, Zugänglichkeit des Kindes zu
Medikamenten/Alkohol)
- Das Fehlen von eigenem Schlafplatz ( fehlendes Bett oder Matratze, fehlende Decken
zum Schutz vor Kälte, nasser, muffiger Schlafplatz ) bzw. von jeglichem Spielzeug des
Kindes, nicht kindgerecht ausgestattetes Zimmer
- Mangelnde Hygiene des Ess- und Kochgeschirrs

2.3 Einschätzung zur Problemwahrnehmung und Veränderungsbereitschaft


Die Einschätzung einer evtl. vorhandenen Gefährdung des Kindeswohls kann erleichtert
werden durch die Beantwortung folgender vier Fragen zur Einstellung und zum Verhalten der
Sorgeberechtigten Eltern und zur Position des Kindes bzw. Jugendlichen.

Gewährleistung des Kindeswohls


- Inwieweit ist das Wohl das Kindes durch die Erziehungsberechtigten ( EB )
gewährleistet oder ist dieses nur zum Teil oder gar nicht der Fall?

Problemakzeptanz
- Sehen die EB und das Kind selbst ein Problem oder ist dies weniger oder gar nicht
der Fall?

Problemkongruenz
- Stimmen die EB und die beteiligten Fachkräfte in der Problemwahrnehmung überein
oder ist dies weniger oder gar nicht der Fall?

Hilfeakzeptanz
- Sind die betroffenen EB und das Kind bereit, die ihnen gemachten Hilfsangebote
anzunehmen und zu nutzen oder ist dieses weniger oder gar nicht der Fall?

18
3. Kontaktaufnahme zu den Erziehungsberechtigten und dem Kind -zweite
Risikoeinschätzung (Sicherheit)

3.1 Keine Gefährdung


Meldebogen wird zur Akte gegeben.

3.2 Keine Gefährdung, aber Unterstützungsbedarf


Zum weiteren Vorgehen wird auf die Standards „Hilfen zur Erziehung“ (HzE) verwiesen.

3.3 Geringe Gefährdung


Die Kontaktaufnahme zur Familie erfolgt durch „Anschreiben bei Eingang einer Meldung“
(siehe Anlage Nr. 3). Ist die Erstbewertung aufgrund der KWG- Meldung als geringgradig
eingestuft worden (ein Hinweis kann z.B. sein, ob die Familie im ASD bereits bekannt ist
oder nicht), ist der Hausbesuch bei Bedarf zu zweit durchzuführen, ggfs. wird eine zweite
Fachkraft schriftlich mit angekündigt. Sollte eine Fachkraft eines Freien Jugendhilfeträgers,
eine Lehrkraft oder eine Fachkraft aus der Schulsozialarbeit den Hausbesuch bzw. das
Gespräch begleiten, kann diese als zweite Fachkraft gezählt werden, in diesem Fall ist eine
zweite sozialarbeiterische Fachkraft entbehrlich.

Das Anschreiben soll spätestens eine Woche vor dem angekündigten Hausbesuch, der
innerhalb von drei Wochen nach Eingang der KWG-Meldung erfolgen soll, abgesandt
werden.
Zum Hausbesuch sollte die Schweigepflichtentbindung (siehe Anlage Nr. 4) und
gegebenenfalls ein HzE- Antrag mitgenommen werden.

Der Hausbesuch dient dazu, weitere Information zu sammeln und sich ein Bild zur
Gesamtsituation der Familie zu verschaffen. Direkter Kontakt zum betreffenden Kind muss
dabei gegeben sein. Der Anlass des Besuches sowie die Arbeitsweise und der gesetzliche
Auftrag des FD Jugend werden der Familie erklärt. Es ist darauf hinzuweisen, dass die
Abschätzung des Gefährdungsrisikos im Zusammenwirken mehrerer Fachkräfte zu erfolgen
hat (z.B. Kinderarzt, Familienhebamme, Erzieherin der Kita).
In diesem Zusammenhang wird auf die Informationen der Hebammen (Anlage 2a),
Kooperationsvereinbarungen und weiteren Empfehlungen zwischen dem FD Jugend und
dem Kinderkrankenhaus auf der Bult in Hannover (Anlage Nr. 6), dem Team Sozialpädiatrie
und Jugendmedizin der Region Hannover (Anlage Nr. 7), dem Sozialpädiatrischen Dienst der
Region Hannover (Anlage Nr. 8) und der Drobel (Anlage Nr. 9) verwiesen, die u.a. im
medizinischen Kontext zu Kindesmisshandlung oder Vernachlässigung zum Tragen
kommen.
Im Zusammenhang mit körperlicher Misshandlung gibt es die Möglichkeit, unklare Befunde
bei Kindern vor Ort zu fotografieren (mit Einverständnis des/der Sorgeberechtigten) und die
entsprechenden Aufnahmen telemetrisch an das Institut für Rechtmedizin Hannover zu
übersenden. Von dort werden die schriftlichen und fotografischen Befunde (mit)beurteilt und
ggf. weitere Maßnahmen empfohlen. Über https://www.mh-hannover.de/kinderschutz.html
oder https://cryptshare.mh-hannover.de/Start (Benutzeranleitung zur gesicherten
19
Datenübermittlung siehe Anlage Nr. 24).
Es wird themenspezifisch eine Risikoeinschätzung vorgenommen. Im Anschluss wird ein
schriftlicher Vermerk (siehe hierzu 3.6) gefertigt, gegebenenfalls wird eine
Schweigepflichtentbindung eingeholt.
Resultieren Unschlüssigkeiten aufgrund des Hausbesuchs oder der
Schweigepflichtentbindung, findet ein weiteres Gespräch mit der Familie statt. Hierzu wird
der zweite Prüfbogen zur Risikoeinschätzung von KWG angewandt. Beteiligte sollen zu
einem „runden Tisch“ eingeladen werden.

Der zweite Prüfbogen zur Risikoeinschätzung soll zudem angewandt werden, wenn es sich
um eine wiederholte KWG-Meldung handelt. Spätestens bei der dritten Meldung besteht
hierzu eine Verpflichtung. Dazu sollten die Beteiligten eingeladen werden.
Wenn in der Familie bereits eine HzE installiert ist, soll mit dem gesamten Helfersystem und
anderen möglichen Beteiligten ebenfalls der zweite Prüfbogen zur KWG-Risikoeinschätzung
zum Einsatz kommen.
Beim Ergebnis, dass eine geringe Gefährdung weiter besteht, werden Vereinbarungen zur
weiteren Zusammenarbeit (z.B. formlose Betreuung, Schutz des Kindes,
Vereinbarungen/Terminabsprache) getroffen. Je nach anderen Ergebnissen der zweiten
Gefährdungseinschätzung wird innerhalb der Gefährdungsgrade auf das weitere Vorgehen
verwiesen.

3.4 Mittelgradige Gefährdung


Kontaktaufnahme zur Familie erfolgt durch „Anschreiben bei Eingang einer Meldung“, in dem
ein Hausbesuch mit einer Kollegin oder einem Kollegen angekündigt wird. Das Anschreiben
soll innerhalb weniger Tage erfolgen, der Hausbesuch innerhalb von zehn Tagen nach
Eingang der Meldung. Da die Ersteinschätzung eine mittelgradige Gefährdung ergeben hat,
kommt der zweite Prüfbogen zur Risikoeinschätzung bei KWG zum Einsatz.
Zum Hausbesuch soll neben dem Prüfbogen eine Schweigepflichtentbindung und
gegebenenfalls ein HzE- Antrag mitgenommen werden.
Der Hausbesuch dient dazu, weitere Information zu sammeln und sich ein Bild zur
Gesamtsituation der Familie zu machen. Ein direkter unmittelbarer Kontakt zum betreffenden
Kind muss dabei gegeben sein. Der Anlass des Besuches sowie die Arbeitsweise und der
gesetzliche Auftrag des FD Jugend werden der Familie erklärt. Mit den
Erziehungsberechtigten und ggf. dem Kind wird eine gemeinsame Einschätzung zur
Gefährdung des Kindes vorgenommen. Gibt es eine Übereinstimmung in der Einschätzung
mit den Erziehungsberechtigten, so ist ihnen eine Hilfe zur Erziehung gem. SGB VIII
anzubieten. Im Folgenden sollten die HzE Standards Anwendung finden. Darüber hinaus
sollen Absprachen oder ggf. eine Schutzvereinbarung (siehe Anlage Nr. 10) zur
Sicherstellung des Kindeswohls entwickelt werden. Die spätere Aufhebung einer
Schutzvereinbarung gegenüber den Erziehungsberechtigten reicht mündlich, dies muss aber
in der Betreuungsakte dokumentiert werden. Gegebenenfalls soll eine Aufhebung im
Rahmen der Hilfeplanfortschreibung schriftlich festgehalten werden.
Kooperieren die EB nicht, wird ihnen die weitere Verfahrensweise des FD Jugend
transparent gemacht.
Es erfolgt eine zeitnahe Anregung bzw. ein zeitnaher Antrag gem. § 8a SGB VIII/ § 1666
BGB beim Familiengericht (siehe Anlage Nr. 11).
20
Der FD Jugend wendet sich an das Familiengericht (im Sinne des § 8a SBG VIII oder § 1666
BGB), wenn es für den Schutz des Kindes erforderlich ist. Dieses gilt zum Beispiel für den
Fall, dass die Personensorgeberechtigten oder Erziehungsberechtigen nicht bereit oder in
der Lage sind, bei der Abschätzung und Abwendung des Gefährdungsrisikos mitzuwirken.
Beim Familiengericht können richterliche Auflagen, z.B. Inanspruchnahme von Hilfen zur
Erziehung oder Sorgerechtseingriffe, angeregt bzw. beantragt werden. Das Familiengericht
Lehrte empfiehlt in der entsprechenden Anregung konkret zu beschreiben, welche
Hintergründe und Ausgangslage bestehen und was in der richterlichen Anhörung konkret
erörtert werden soll.
Sieht das Familiengericht von einer Maßnahme nach § 1666 BGB ab, soll es seine
Entscheidung in der Regel nach drei Monaten überprüfen.
Wenn es für die Sozialarbeiterin bzw. den Sozialarbeiter vertretbar ist, kann das Kind bis zu
einer gerichtlichen Klärung im Haushalt der Familie bleiben.
Bis zur familiengerichtlichen Anhörung ist Kontakt zur Familie zu halten, um die Situation des
Kindes weiterhin beobachten und ggf. intervenieren zu können.
Kontaktierung beteiligter Personen (Nachbarn, Großeltern) bzw. Institutionen (Schule, Kita,
Kinderarzt), die Aussagen zum Kind machen können, sollen durchgeführt werden. Hierzu
sind die Eltern aufzufordern, Schweigepflichtentbindungen zu erteilen. Wird dieses
verweigert, kann die Kontaktaufnahme ohne Schweigepflichtentbindung erfolgen.
Sollte sich eine mittelgradige Gefährdung nicht bestätigen, so ist die Vorgehensweise
entsprechend der anderen Gefährdungsgrade anzuwenden.

3.5 Hochgradige Gefährdung


Die Kontaktaufnahme zum Kind und Familie erfolgt sofort nach Ersteinschätzung und ohne
vorherige Ankündigung durch zwei Sozialarbeiterinnen bzw. Sozialarbeiter (optimalerweise
ist eine Kombination aus weiblicher und männlicher Fachkraft bei der Durchführung der
Kontaktaufnahme sinnvoll). Der zweite Prüfbogen zur KWG-Risikoeinschätzung wird
angewandt.
Die Kontaktaufnahme zum Kind ist zwingend erforderlich, damit das Kind von den
Sozialarbeiterinnen bzw. Sozialarbeitern in Augenschein genommen werden kann. Dieses ist
notwendig, um eine Einschätzung zur Gefährdung des Kindes vorzunehmen. Ggf. müssen
sich die Sozialarbeiterinnen bzw. Sozialarbeiter unter Hinzuziehung von Polizei Zugang zum
Kind verschaffen. Sollte sich das Kind zum Zeitpunkt der Kontaktaufnahme nicht in der
Wohnung der Familie aufhalten, so wird das Kind an seinem aktuellen Aufenthaltsort
aufgesucht.

Der Anlass des Besuches sowie die Arbeitsweise und der gesetzliche Auftrag des FD
Jugend wird dem Kind und der Familie erklärt.
Mit den Erziehungsberechtigten und ggf. dem Kind wird eine gemeinsame Einschätzung zur
Gefährdung des Kindes vorgenommen. Gibt es eine Übereinstimmung in der Einschätzung
mit den EB, so ist ihnen eine Hilfe zur Erziehung gem. SGB VIII anzubieten. Im Folgenden
sollten die HzE Standards Anwendung finden. Darüber hinaus sollte eine
Schutzvereinbarung zur Sicherstellung des Kindeswohls entwickelt werden.

Bei der Kontaktaufnahme zur Familie sollten Prüfbogen, Schweigepflichtentbindung und


21
gegebenenfalls ein HzE- Antrag mitgenommen werden.

Stimmen die Einschätzungen nicht überein, so ist vom Gefährdungsgrad des Kindes
abhängig, wie im Einzelnen verfahren wird.

Der FD Jugend wendet sich an das Familiengericht (FAG) im Sinne des § 8a SGB VIII oder §
1666 BGB, wenn es für den Schutz des Kindes erforderlich ist. Dieses gilt zum Beispiel für
den Fall, dass die Personensorgeberechtigten oder Erziehungsberechtigen nicht bereit oder
in der Lage sind, bei der Abschätzung und Abwendung des Gefährdungsrisikos mitzuwirken.
Beim Familiengericht können richterliche Auflagen, z.B. Inanspruchnahme von Hilfen zur
Erziehung oder Sorgerechtseingriffe, beantragt werden. Des Weiteren ist im Einzelfall zu
prüfen, ob im Rahmen eines §1666 BGB Verfahrens auch ein Verfahren zur Regelung der
Umgangskontakte anzuregen ist. Wenn es für die Sozialarbeiterinnen bzw. Sozialarbeiter
vertretbar ist, kann das Kind bis zu einer gerichtlichen Klärung im Haushalt der Familie
verbleiben. Bis zur familiengerichtlichen Anhörung ist Kontakt zur Familie zu halten, um die
Situation des Kindes weiterhin beobachten und ggf. intervenieren zu können.

Besteht eine dringende Gefahr für das Wohlergehen des Kindes und kooperieren die
Sorgeberechtigten bzw. Erziehungsberechtigten nicht zum Schutz des Kindes, so ist das
Kind gem. § 42 SGB VIIII in Obhut zu nehmen.
Zum Schutz der Sozialarbeiterinnen bzw. der Sozialarbeiter und zur Durchsetzung der
Inobhutnahme kann in diesem Fall die Polizei hinzugezogen werden. Abhängig vom
Allgemeinzustand des Kindes ist sofortige ärztliche Hilfe erforderlich.
Ein Inobhutnahmebescheid (siehe Anlage Nr. 12) ist den SB unmittelbar zuzustellen. Wurde
eine Inobhutnahme ausgesprochen, muss mit den SB das weitere Vorgehen erörtert werden.
Stimmen die SB der Inobhutnahme zu, ist mit ihnen in der Folge die Einleitung erzieherischer
Hilfen zu thematisieren. Stimmen die SB der Inobhutnahme nicht zu, ist das Familiengericht
sofort einzuschalten. Zuvor ist eine kollegiale Beratung in Anspruch zu nehmen (siehe auch
HzE-Standards).

Zu beachten ist im Falle der Inobhutnahme von Säuglingen bzw. deren Fremdunterbringung
nach entsprechenden familiengerichtlichen Beschlüssen, dass die zuständige Fachkraft des
ASD die Kollegin der „Frühen Hilfen“ informiert, damit dies im Kontext zu der Verteilung der
Begrüßungsbücher berücksichtigt wird.

3.6 Dokumentation der zweiten Risikoeinschätzung


In den Fällen, in denen nach dem Hausbesuch ( HB ) ein KWG-Vermerk erstellt wird, ist
folgendes zu dokumentieren:

Wer hat wann mit wem und wo gesprochen ? Was war der Grund des HB ?
Waren alle Kinder bei dem Hausbesuch anwesend, wenn nein, warum nicht ?
Was ist alles thematisch abgefragt worden ?
Die Haltung der sorge- bzw. erziehungsberechtigten Personen zu den aufgeführten Themen
Müssen Schweigepflichtentbindungen eingefordert werden ?
Eine Einschätzung und Bewertung im Hinblick auf die in der KWG-Meldung enthaltenen
Fragestellungen
22
Wurden Absprachen getroffen, wenn ja, welche ? Sind weitere Angebote, Hilfestellungen,
Beratungen oder Hausbesuche erforderlich ? Ansonsten ist zu dokumentieren, dass keine
weitere Kontaktaufnahme von Seiten des ASD zu der betreffenden Familie erfolgen wird.

Der Vermerk wird der Fachaufsicht zeitnah zur Abzeichnung vorgelegt.

Wird der zweite Prüfbogen zur Risikoeinschätzung eingesetzt, sind zusätzliche


Anhaltspunkte aufzunehmen, eigene Beobachtungen zu vermerken, eine
Wertung/Einschätzung zur KWG muss begründet werden. Dies erfolgt mit der beteiligten
Kollegin bzw. dem beteiligten Kollegen. Weitere Elemente der Dokumentation können die
Schutzvereinbarung, Antrag an das FAG, Inobutnahmebescheid etc. sein.
Die zweite Risikoeinschätzung wird umgehend an die Fachaufsicht weitergeleitet, die prüft,
ob die Standards eingehalten worden sind. Die Fachaufsicht weist gegebenenfalls auf
bestimmte Aspekte hin und gibt den Prüfbogen an die fallzuständige ASD- Fachkraft zurück.
In der nächsten Dienstbesprechung des ASD werden alle Kolleginnen bzw. Kollegen durch
die zuständige Fachkraft über den KWG- Fall informiert.
In der regelmäßig stattfindenden DB werden durch die stellvertretende Fachaufsicht auch
noch nicht abschließend bewertete KWG-Fälle wiedervorgelegt, um mit den fallzuständigen
Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeitern die weitere Vorgehensweise zu besprechen.

4. Weiteres Vorgehen nach dem ersten persönlichen Kontakt


Wenn mit der zweiten Risikoeinschätzung eine abschließende Prüfung nicht erreicht werden
kann, ist eine weitere Fallrecherche erforderlich und in der Folge der Prüfbogen zu
vervollständigen. Über die abschließende Bewertung und Entscheidung der
Risikoeinschätzung ist die Fachaufsicht zu informieren.

5. Fortschreitende Begleitung und Betreuung von KWG-Fällen


Eine Nachbetreuung von KWG-Fällen kann durch formlose Betreuung, HzE und/oder durch
ein Schutzkonzept erfolgen. Im Rahmen der Hilfeplanung wird der Schutz des Kindes
fortlaufend überprüft und ggf. sichergestellt. Bei neuer oder wiederholter Gefährdung ist gem.
Punkt 10 der KWG-Standards vorzugehen.
Die Jugendhilfe kann beendet werden, wenn die KWG abgewandt wurde, die im Hilfeplan
formulierten Ziele erreicht worden sind und die Situation des Kindes stabilisiert ist. Bei Bedarf
wird die Familie weiterhin formlos betreut.

Um die Sicherheit des Kindes im Haushalt der Eltern zu gewährleisten, wird mit der Familie
ein Schutzkonzept erarbeitet, in dem detaillierte Vereinbarungen festgehalten werden. Durch
entsprechende Kontrollen der ASD-Fachkraft oder beauftragten Person (z.B. SPFH) wird
überprüft, ob die Vereinbarungen eingehalten werden. Sollte dieses nicht der Fall sein, ist
das Gefährdungsrisiko erneut abzuschätzen und es sind entsprechende Maßnahmen zum
Schutz des Kindes einzuleiten. Ergibt die Überprüfung des Schutzkonzeptes, dass keine
erneuten Gefährdungen aufgetreten sind und die Situation des Kindes sich stabilisiert hat, ist
eine Aufrechterhaltung der Schutzvereinbarung nicht erforderlich und die Familie kann bei
Bedarf weiterhin formlos betreut werden. Schutzkonzepte sollen von allen Beteiligten
unterzeichnet werden und jeder Beteiligte erhält ein Exemplar in Kopie.
23
Wenn im Rahmen der Hilfeplanung oder durch gerichtliche Intervention eine dauerhafte
Fremdunterbringung des Kindes in einer Pflegefamilie oder Erziehungsstelle erfolgt, wechselt
die Zuständigkeit für die Betreuung des Kindes gem. den Standards zur Zusammenarbeit
zwischen ASD und PKD zu letzterem.

6. Zuständigkeitswechsel und Weitergabe von Daten an öffentliche


Jugendhilfeträger bei KWG
Analog der Kooperationsvereinbarung bei einem Zuständigkeitswechsel innerhalb der
Region Hannover (siehe Anlage Nr. 14) besteht die Verpflichtung für jede Sozialarbeiterin
bzw. jeden Sozialarbeiter des ASD, in Erfahrung gebrachte gewichtige Anhaltspunkte einer
KWG schriftlich und fernmündlich bzw. mündlich jedem örtlich zuständigen öffentlichen
Jugendhilfeträger auch außerhalb der Region Hannover zu übermitteln. Hierunter fallen alle
Daten, deren Kenntnis zur Wahrnehmung des Schutzauftrags bei KWG nach § 8a SGB VIII
durch den örtlich zuständigen Jugendhilfeträger erforderlich ist.

7. Datenschutz
In erster Linie sollen die Datenschutzbestimmungen der Rahmenvereinbarung der Region
zur Anwendung kommen (siehe Anlage Nr. 15).

8. Dokumentation
Die Dokumentation der Fälle von Kindeswohlgefährdung erfolgt in der Betreuungsakte
entsprechend den erarbeiteten Instrumenten dieser Vorlage. Die Betreuungsakte ist
durchzunummerieren.
Zudem sind alle KWG-Eingangsmeldungen EDV- mäßig in Info 51 zu erfassen. Neben der
Falldokumentation werden sämtliche KWG-Fälle in der Statistik „Gefährdungseinschätzung“
in Info 51 unter dem Az.: 51/434-41 vollständig eingegeben.

9. Strafanzeige durch den FD Jugend bei KWG


Grundsätzlich wird im Einzelfall nach kollegialer Beratung und unter Abwägung aller
Umstände geprüft, ob eine Strafanzeige durch den ASD bei einer strafrechtlichen relevanten
Schädigung des Kindes erfolgt.
Im Fall einer Strafanzeige wird zuvor die Fachdienstleitung informiert. Im Anschluss daran ist
bei der Polizei mündlich oder schriftlich Anzeige gegen den Verursacher oder unbekannt zu
erstatten. Im Rahmen der polizeilichen Ermittlung ist zu beachten, dass die Sozialarbeiterin
bzw. der Sozialarbeiter eine Aussagegenehmigung beim Fachdienst Personalservice
beantragt. In diesem Antrag sind die Daten der Betroffenen zu anonymisieren. Es ist zu
prüfen, ob der Geschädigte einen Anspruch auf Leistungen aus dem Opferschutzgesetz hat.
Entsprechende Anträge sind vom Inhaber der Gesundheitssorge zu stellen.

10. Umgang mit KWG bei Familien, die im Rahmen von HzE betreut
werden
Im Rahmen des Schutzauftrages bei Kindeswohlgefährdung in HzE-Familien kommt die
24
Rahmenvereinbarung zu den §§ 8a,72a des SGB VIII, geschlossen zwischen den
öffentlichen und freien Trägern der Region Hannover, zum Tragen (siehe Anlage 16) . Wenn
der Träger den Schutz des Kindes nicht mehr mit seinen Möglichkeiten gewährleisten kann,
dann teilt er seine Risikoeinschätzung und Handlungsschritte per Mitteilungsbogen (siehe
Anlage Nr. 16) dem ASD mit. Der ASD wird sodann zur Sicherung des Kindeswohls gem.
den hier aufgeführten Standards tätig.

Bei Hilfen zur Erziehung (z.B. Erziehungsbeistandschaft, Bereitschaftspflegen,


Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche), in denen eine KWG
vorliegt und die über hausinterne Leistung erbracht wird, soll analog verfahren werden.

11. Beantragung von Leistungen nach dem Opferentschädigungsgesetz


(OEG)
In bestimmten Fällen haben Kinder bzw. Jugendliche, die im Kontext von
Kindeswohlgefährdung gesundheitliche Schäden erlitten haben (z.B. durch erlittene
körperliche oder sexuelle Kindesmisshandlung), Ansprüche auf Leistungen nach dem
Opferentschädigungsgesetz (weitere Ausführungen hierzu in Anlage 23).

25
Anlagen

Anlage 1a: Meldebogen „Kindeswohlgefährdung“

Name des Kindes: Vorname:

Adresse Geburtsdatum:

 EWO  Info 51

Geschwister: Geburtsdatum :

Die Familie/ Sorgeverantwortlichen sind dem ASD/ FD Jugend bekannt: ja  nein 

Meldung am: Uhrzeit:


Name, Anschrift, Telefon der aufnehmenden Fachkraft:

Funktion
 Fallzuständige Fachkraft  Vertretung  Notdienst  Andere

Weiterleitung an: Abgabedatum:

 Aufklärung über evtl. Folgen der Weitergabe der Meldedaten ist erfolgt

Art der Meldung


 persönlich  telefonisch  schriftlich  selbst  fremd
 anonym
Grund für die Anonymität :
Weitere Absprachen:

Angaben zur Meldeperson


Name, Adresse, Telefon:

Am besten erreichbar:

26
Bezug der Meldeperson zur Minderjährigen bzw. zum Minderjährigen
 verwandt  soziales Umfeld  Institution  sonst. Bezug

 kennen sich lange  kennen sich nicht lange


 zerstritten  nicht zerstritten

Denunziatorische Tendenz  ja  nein

Inhalt der Meldung / konkrete Beobachtungen der meldenden Person


(wann, wie, wer, wo, was)

Direkte Äußerungen der Minderjährigen bzw. des Minderj. zur Gefährdung gegenüber
der Meldeperson:

Angaben zur Minderjährigen bzw. zum Minderjährigen und seiner Familie


 männlich  weiblich geschätztes Alter:

Gegenwärtiger Aufenthaltsort der Minderjährigen bzw. des Minderjährigen:

Alltäglicher Lebensort der Minderjährigen bzw. des Minderjährigen


 Familie  Mutter  Vater  Großeltern  Andere
Name, Adresse, Telefon:

Geschwister der Minderjährigen bzw. des Minderjährigen


Anzahl, Alter, Aufenthaltsort, mögliche Gefährdungen:

27
Familie bzw. Sorgeverantwortliche der Minderjährigen bzw. des Minderjährigen
Name:

Die Minderjährige bzw. der Minderj. besucht nach Angabe der Meldeperson folgende
Einrichtungen
 Kita  Tagespflegestelle  Hort  Schule
 Heilpäd. Tagesstätte  Andere
Adresse, Telefon:

Sind der Meldeperson Behinderungen der Minderjährigen bzw. des Minderj. bekannt?
 nein  ja, welche:

Von der Meldeperson wahrgenommene Beeinträchtigungen bei Eltern oder


Sorgeverantwortlichen
Körperl. Erkrankung/Behinderung psych. Erkrankung/Behinderung
 Mutter  Vater  Sorgeverantwortl.  Mutter  Vater 
Sorgeverantwortl.

Suchtmittelabhängigkeit Partnerschaftsgewalt
 Mutter  Vater  Sorgeverantwortl.  Mutter  Vater 
Sorgeverantwortl.

Suizidgefahr gewalttätiges Erziehungsverhalten


 Mutter  Vater  Sorgeverantwortl.  Mutter  Vater 
Sorgeverantwortl.

Verwahrlosung
 Mutter  Vater  Sorgeverantwortl.

Sonstiges:
Nimmt die Familie nach Kenntnissen der Meldeperson professionelle Hilfe in
Anspruch?
 nein  ja, durch wen:

28
Von der Meldeperson wahrgenommene soziale Einbindung von Familie und Kind
Hat die Familie soziale Kontakte?
 nein  ja, zum wem:

Hat die Minderjährige bzw. der Minderjährige außerfamiliäre Kontakte?


 nein  ja, zum wem:

Seit wann sind der Meldeperson welche Auffälligkeiten oder Krisen in der Familie
bekannt?

Gibt es weitere Zeugen, die die Gefährdungssituation bemerkt bzw. beobachtet


haben?
Name, Anschrift, Erreichbarkeit:

Bewertung der Gefährdung durch die Meldeperson


Was veranlasst die Meldeperson gerade jetzt den ASD/FD Jugend einzuschalten?

Handelt es sich um eine einmalige oder längerfristige Beobachtung einer


Gefährdungssituation?

Was kann die Familie gut einbringen?

Wie akut wird die Gefährdung durch die Meldeperson eingeschätzt?

Erwartungen der Meldeperson an den ASD/FD Jugend:

29
Ist aus Sicht der Meldeperson sofortiges Handeln des ASD/FD Jugend erforderlich?
 ja  nein

Hat die Meldeperson die Familie über die Meldung an den ASD/FD Jugend informiert?
 ja  nein

Wurden von der Meldeperson weitere Dienste oder Institutionen informiert?


Wann und welche?

Kooperation mit der Meldeperson


Darf die Meldeperson der Familie genannt werden?  ja  nein
Ist über die Meldeperson ein Zugang zur Familie möglich?  ja  nein
Wie?

Was kann die Meldeperson selbst zum Schutz der Minderjährigen bzw. des Minderj.
beitragen?
Wie?

Ist die Meldeperson zur Zusammenarbeit mit dem ASD/FD Jugend bereit?  ja  nein
In welcher Weise?

Einschätzung der meldenden Person durch die Fachkraft


 glaubhaft  widersprüchlich  zweifelhaft
 Klarheit  Alkohol/Drogeneinfluss  Drohung mit Presse

Einschätzung der Meldung durch die Fachkraft


Die Mitteilung durch Meldeperson beruht auf
 Eigenen Beobachtungen  Hörensagen  Vermutungen

30
Erste Risikoeinschätzung und Bewertung der Fachkraft
 keine Gefährdung
 geringgradige Gefährdung
 mittelgradige Gefährdung
 hochgradige Gefährdung
 es fehlen noch wichtige Informationen zur Einschätzung

Begründung/ Bewertung:

Bearbeitungshinweise:
 sofort
 innerhalb von 24 Stunden
 innerhalb einer Woche
 mehr als eine Woche

Kollegiale Beratung bzw. Rücksprache als erste Risikoeinschätzung:


Mit:
Am:

Ergebnis:

Meldung an Fachaufsicht am:


Rückmeldung am:
Auf folgende Aspekte wird hingewiesen:

31
Anlage 1b: Kindeswohlgefährdungs-Meldebogen Häusliche Gewalt

Name des Kindes: Vorname:

Adresse Geburtsdatum:

 EWO  Info 51

Geschwister:

Die Familie/ Sorgeverantwortlichen sind dem ASD/ FD Jugend bekannt: ja  nein


Meldung am: durch: Polizei  Institution  andere Person 

Name, Telefon der aufnehmenden Fachkraft:

Funktion
 Fallzuständige Fachkraft  Vertretung  Notdienst
Weiterleitung an: Abgabedatum:

Polizeibericht erstellt von/am:


Sonstiges:

Telefonische Rücksprache mit der Polizei/meldende Person/Institution am:


Resultat (Beobachtungen der Polizei/meldende Person/Institution, wurden die betroffenen Kinder gesehen und wo hielten sich diese auf, in
welcher Verfassung waren die Kinder, wie sah die Wohnung aus, wie verhielten sich die Elternteile, wie war der Umgang mit den Kindern,
in welcher Verfassung waren die Elternteile, wurden die Kinderzimmer gesehen usw.):

32
Art der häuslichen Gewalt:
 körperliche Gewalt:
 schlagen  stoßen  beißen  schütteln 
kratzen  würgen  verbrühen  treten  Haare
ziehen kneifen  verbrennen  zu Boden werfen
 mit Gegenständen schlagen  sonstiges:

 sexuelle Gewalt:
 Nötigung  sexueller Missbrauch  Vergewaltigung
 versuchte Vergewaltigung  Zwang zur Prostitution
 sonstiges:

 psychische Gewalt:
 Bedrohung  Nötigung  Beleidigung 
Demütigung  Freiheitsberaubung Einschüchterung  Nachstellen (Stalking)
 sonstiges:

Wurde ein Antrag gem. Gewaltschutzgesetz gestellt/gab es einen gerichtlichen


Beschluss?
 wenn ja, wann  nein  nicht bekannt

Besteht noch eine gemeinsame Wohnform?


 ja  nein  nicht bekannt

Wurde eine Wohnungszuweisung erteilt?


 wenn ja, wohin und wie lange  nein  nicht bekannt
Adresse:

Wurde ein Annäherungsverbot erteilt?


 wenn ja, wohin und wie lange  nein  nicht bekannt
Adresse:

Wurde ein Platzverweis durch die Polizei erteilt?


 wenn ja, wohin und wie lange  nein  nicht bekannt
Adresse:

33
Stellte das Opfer einen Strafantrag?
 ja  nein  nicht bekannt
Begründung:

Musste das Opfer medizinisch behandelt werden?


 ja  nein  nicht bekannt
Adresse:

War das Kind selbst von Gewalthandlungen betroffen, hat es sie (nur) miterlebt oder
hat es sie nicht direkt erlebt?
 ja  nein  nicht bekannt
Wie:

Gegenwärtiger Aufenthaltsort der Minderjährigen bzw. des Minderj.:

Alltäglicher Lebensort der Minderjährigen bzw. des Minderj.


 Familie  Mutter  Vater  Großeltern  Andere
Name, Adresse, Telefon:

Nimmt die Familie nach Kenntnissen der Meldeperson professionelle Hilfe in


Anspruch?
 ja  nein  nicht bekannt
Durch wen:

Gibt es weitere Zeugen, die die Gefährdungssituation bemerkt bzw. beobachtet


haben?
 ja  nein  nicht bekannt
Name, Anschrift, Erreichbarkeit:

Gibt es weitere Hinweise auf eine mögliche KWG?


(siehe Anhaltspunkte KWG-Standards)
 ja  nein  nicht bekannt
Welche:

34
Handelt es sich um eine einmalige oder wiederholte Gefährdungssituation?
 ja  nein  nicht bekannt
Wie häufig:

Wurden von der Meldeperson weitere Dienste oder Institutionen informiert?


 ja  nein  nicht bekannt
Wann und welche?
Vorgehensweise der Fachkraft
 telefonische Kontaktaufnahme möglich
 ja  nein

 schriftliche Kontaktaufnahme (innerhalb einer Woche)

 Hausbesuch erfolgt am:


 gemeinsames Gespräch  getrenntes Gespräch  noch unklar

 Gespräch im FD Jugend (in begründeten Ausnahmefällen) im Beisein der Kinder


erfolgt am:
 gemeinsames Gespräch  getrenntes Gespräch  noch unklar

Kollegiale Beratung bzw. Rücksprache:


Mit:
Am:
Ergebnis:

Meldung an Fachaufsicht am:


Rückmeldung am:
Auf folgende Aspekte wird hingewiesen:

35
Anlage 1c: Fragen- und Handlungskatalog „Häusliche Gewalt“
Zu Beginn des Hausbesuches ist mitzuteilen, welchen Grund der Hausbesuch hat und was
die Aufgaben des FD Jugend sind. Die Sorge gilt dem Kind/Jugendlichen.

Konkrete Sichtweise des Geschehenen erfragen und mit dem Polizeibericht/der Meldung
abgleichen, Differenzen unverzüglich ansprechen.

Positionierung der Eltern gegenüber dem Vorfall (negieren, bagatellisieren, ernst nehmen)
erfragen.

Wo hielt sich das Kind/die Jugendliche bzw. der Jugendl. während des Vorfalls auf und wie
war die Reaktion?

War das Kind/die Jugendliche bzw. der Jugendl. selbst von Gewalthandlungen betroffen, hat
es sie (nur) miterlebt oder hat es sie nicht direkt miterlebt?

Kam es bereits in der Vergangenheit zu Vorfällen von HG (auch ohne Polizeieinsatz)?

Sind Verhaltensänderungen der Kinder/Jugendlichen durch die Erziehungsberechtigten


bemerkt worden?

Wurden der Vorfall/die Vorfälle bereits mit den Kindern besprochen?

Gibt es bereits konkrete Handlungsschritte für die Zukunft (Paartherapie, Familientherapie,


Unterstützungsbedarf, Trennung)?

Gibt es bereits Kontakt zu anderen Beratungsstellen oder ähnlichem, wenn nicht,


Telefonnummern mitteilen.

Falls Trennung vollzogen, gibt es Planungen über Besuchsregelungen etc.?


Was unternimmt die betroffene Person konkret, wenn sich ein erneuter Vorfall von häuslicher
Gewalt abzeichnet bzw. wenn es zu einem erneuten Vorfall gekommen ist?

Den Eltern ist zu verdeutlichen, dass sie die Fürsorgepflicht und den Schutz der
Kinder/Jugendlichen gewährleisten müssen und sich daher Konsequenzen aus dem
Sorgerecht ergeben, die sie einzuhalten haben.

Um die Betroffenen nicht unnötig unter Druck zu setzen, sollte bei Erstkontakt (erste
Meldung HG) davon Abstand genommen werden, mit erneutem Besuch durch den FD
Jugend zu drohen, um in einer erneuten Gewaltsituation die Betroffenen nicht davon
abzuhalten, die Polizei um Hilfe zu rufen.

Bestätigt sich eine KWG, ist der 2. Prüfbogen analog der KWG-Standards einzusetzen. Gibt
es weitere/andere Hinweise auf eine mögliche KWG? (Alkohol, psy. Beeinträchtigungen, etc. s. Anhaltspunkte in
den KWG-Standards)

36
Anlage 1d: Einschätzungsbogen bei Häuslicher Gewalt

Datum des Hausbesuches/des Gespräches: Uhrzeit:

Anwesend:

Nicht anwesend:
Grund:

Grund des Hausbesuches erläutern, Aufgaben des FD Jugend deutlich machen,


Ängste nehmen.
Notizen:

Wie sieht die derzeitige Wohnsituation aus?

Wie soll die Wohnsituation zukünftig aussehen?

Was ist genau bei dem Vorfall von häuslicher Gewalt passiert, was war die Ursache
dieser Auseinandersetzung?

37
Kam es bereits in der Vergangenheit zu Vorfällen von häuslicher Gewalt?

Wie ist die Sichtweise/ Reflektion der Eltern zu dem Vorfall?


Haben Sie die gleiche Ansicht, wenn nein, warum nicht? (evtl. das Opfer alleine
befragen)

Sichtweise der Mutter:

Sichtweise des Vaters:

Wo hielten sich die Kinder während des Vorfalles auf und wie war die Reaktion?

War das Kind selbst von Gewalthandlungen betroffen, hat es sie (nur) miterlebt oder
hat es sie nicht direkt erlebt?

Sind Verhaltensänderungen der Kinder/Jugendlichen durch die


Erziehungsberechtigten bemerkt worden?

Den Eltern wird deutlich gemacht, welche massiven negativen Folgen häusliche
Gewalt auf die Kinder haben können.
Notizen:

Wie wollen die Eltern zukünftige Vorfälle vermeiden? (auf Beratungsstellen etc.
hinweisen)

Werden Absprachen getroffen?


 ja, welche:  nein, warum nicht:

38
Muss eine Schutzvereinbarung getroffen werden?
 ja  nein
Begründung:
Es sollte in jedem Fall, wenn altersentsprechend möglich, mit den Kindern
gesprochen werden.
Ergebnis:

Gibt es weitere Hinweise auf eine mögliche KWG?


(siehe Anhaltspunkte KWG-Standards)

Bewertung des Hausbesuches/des Gespräches:

39
Anlage 2a: Informationen der in Lehrte tätigen Hebammen zu Kindern unter
einem Jahr

Alter 0-4 Wochen normal/wünschenswert auffällig Gefährdung=


Arzt/Heb./KH/Sonstige
M.

Aussehen des Kindes Rosige, pickelige Haut, Sehr gelbe Hautfarbe, Graue Hautfarbe,
Hautabschilferungen sehr blasse Lippen, Munddreieck (oft livide
gute Hautspannung, starke Marmorierung, od. blass)
Grimassieren, große Hämatome von der Stecknadelkopfgroße
Schielen Geburt, Eiterblasen mit rotem
kalte Hände und Füße, Hof,
entzündest Nagelbett,
jede
Temperaturerhöhung,
Nahrungsverweigerung,
entfärbter Stuhl (weiß),
Knören,
Schweiß beim Trinken
Vigilanz des Kindes Im Schlaf Hypotonie, Schläfrig oder ständiges Durch Ausziehen nicht
Arme hoch, Schreien, Greinen, weck bar,
Zustände leichte oder feste Fäuste, verminderte Vigilanz Zuckungen und
andauernde wenn geweckt Augenverdrehen nach
zunehmende hinten,
Aufmerksamkeit Tonuserhöhung bis Flupp-Infant-Syndrom
kräftige Bewegungen und
Schreien,
Motorik, Neurologie des Dreht in Bauchlage Kopf Streckmuster, Erkennbare oder von den
Kindes zur Seite, Opisthotonus Eltern beschriebene
phys. Beugehaltung, (Überstreckung Rumpf u. krampfartige Zustände,
macht Suchbewegungen Extremitäten) Streckmuster
mit dem Mund, Neurologisches Symptom
erschreckt bei Lärm,
ausgeprägter Moro einseitige Bewegungen
Reflex

Sozial-emotionales Lächelt bei Wenig Verlangen nach Nur ruhig, wenn es


Verhalten des Kindes Wohlbefinden, Nahrung, weggelegt wird,
beruhigt sich bei viel jammern statt keine Reaktionen,
Körperkontakt, kräftigem Schreien schreit nur
reagiert auf Ansprache
Sozial- emotionales Überfürsorglich, Nehmen die Bedürfnisse Äußern sich
Verhalten der Eltern ängstlich, des Kindes nicht ernst, unangemessen über das
erkennen Hunger, sind lassen das Kind warten Kind, interpretieren,
ständig mit dem Kind schreien lassen ,
beschäftigt Selbstmedikation
Schlafsituation Schlafplatz im Kind immer im eigenen Kind getrennt von Eltern
Elternschlafzimmer, Bett, im eigenen Zimmer hinter verschlossener Tür,
tagsüber in der Nähe der viele Kuscheltiere /
Eltern oder in direktem Haustiere im Kinderbett
Kontakt
Nahrung des Kindes MM oder Ersatznahrung MM oder Ersatznahrung Weder MM noch
in ausreichender Menge wird nach der Uhr oder zu Ersatznahrung, nachts
wird immer nach Bedarf wenig gefüttert, Tee statt nur Tee,
gegeben Nahrung eigene
Zubereitungsideen!!

40
Alter 4-8 Wochen Normal/wünschenswert auffällig Gefährdung=
Arzt/Heb./KH/Sonstige
M.
Aussehen des Kindes deutlich propper, Hippokratischer Graue Hautfarbe,
immer noch Pickelchen, Gesichtsausdruck, Munddreieck (oft livide od.
Kugelbauch, deutliche. Sichtbare Rippen, blaß)
Hände und Füße sind ausgeprägte Stecknadelkopfgroße
deutlich „unterfüttert“ Nasolabialfalten, Eiterblasen mit rotem Hof,
wirkt „mager „und entzündest Nagelbett,
unglücklich, jede Temperaturerhöhung,
immer noch gelbe Hautfarbe Nahrungsverweigerung,
entfärbter Stuhl (weiß),
Knören,
Schweiß beim Trinken,
schwallartiges Erbrechen
Vigilanz des Kindes Im Schlaf hypoton,Arme Schläfrig oder ständiges Durch Ausziehen nicht weck
hoch, Schreien, Greinen, bar,
leichte oder feste Fäuste, verminderte Vigilanz, Zuckungen und
wenn geweckt zunehmende Floppy-Infant-Syndrom Augenverdrehen nach
Tonuserhöhung bis kräftige hinten,
Bewegungen und Schreien, „schlappes Kind“(Apathie)
klarer Blick
Motorik, Neurologische Beginn der Kopfkontrolle, Gar keine Kopfkontrolle, Erkennbare oder von den
Entwicklung des Kindes symmetrische asymmetrische Eltern beschriebene
Bewegungsmuster Bewegungen, krampfartige Zustände,
fehlender Moro, Streckmuster,
Schiefhaltung KISS, schrilles Schreien
Opisthotonus (cri enzephalique)

Sozial-emotionales Erstes reaktives Lächeln, Kein Lächeln, Exzessives Schreien,


Verhalten des Kindes misstrauisch bei fremden wirkt resigniert, nicht beruhigbar durch
Gesichtern, kein Bemühen um Körperkontakt,
gurren und lautieren, Kontaktaufnahme, starrt alles an, aber keine
erkennt deutlich Stimme der reagiert nicht auf Gesichter, dreht sich weg
Eltern, Spielangebote
gut beruhigbar,
Blickkontakt wird gehalten

Sozial- emotionales Sehr müde, aber begeistert, Wissen nicht viel über ihr Fühlen sich vom Kind
Verhalten der Eltern wissen viel zu berichten, Kind, tyrannisiert,
lächeln Kind anreden in lassen das Kind lassen Kind schreien zu
Babysprache, bieten warten/schreien, Erziehungszwecken,
Spielzeug an, können halten keinen Blickkontakt,
Hunger und Unwohlsein eigene Medikation statt Arzt
unterscheiden
Schlafsituation Schlafplatz im Kind immer im eigenen Bett Kind getrennt von Eltern
Elternschlafzimmer, im eigenen Zimmer hinter verschlossener Tür,
tagsüber in der Nähe der viele Kuscheltiere /
Eltern oder in direktem Haustiere im Kinderbett
Kontakt
Nahrung des Kindes MM oder Ersatznahrung in MM oder Ersatznahrung Weder MM noch
ausreichender Menge wird wird nach der Uhr oder zu Ersatznahrung in
immer nach Bedarf gegeben wenig gefüttert, Tee statt ausreichender Menge,
Nahrung, nachts nur Tee,
ständiges Füttern eigene Zubereitungsideen!!
Wohnsituation Kaum Stolperfallen, Nahrung wird im Bad Viele Stolperfallen,
sauberer Platz für zubereitet, Wickeln im Bad auf
Nahrungszubereitung, nicht gesicherter Waschmaschine ,
sicherer Platz für Kind, Wickeltisch, Rauchen mit Kind
Wickeln auf Boden od. Bett Rauchen in der Wohnung

41
Alter 3-6 Monate Normal/wünschenswert auffällig Gefährdung=Arzt/Heb./KH/
Sonstige M.
Aussehen des Kindes Rosig, propper, Hippokratischer Graue Hautfarbe,
glücklich rundlich, Gesichtsausdruck, Munddreieck (oft livide od.
strahlende klare Augen deutlich sichtbare Rippen, blaß)
ausgeprägte Stecknadelkopfgroße
Nasolabialfalten, Eiterblasen mit rotem Hof,
wirkt „mager „und entzündest Nagelbett,
unglücklich, jede Temperaturerhöhung,
wieder gelbe Hautfarbe Nahrungsverweigerung,
entfärbter Stuhl (weiß),
Knören,
Schweiß beim Trinken
Vigilanz des Kindes Schlaf mit Armen oben, Schläfrig oder ständiges Durch Ausziehen nicht weck
gut weck bar, sehr gut Schreien, Greinen, bar,
ansprechbar, deutliche verminderte Vigilanz, Zuckungen und
Teilnahme an Umgebung Floppy-Infant-Syndrom, Augenverdrehen nach
Hyperxitabilität hinten,
„schlappes Kind“
Motorik, Neurologie des Gute Kopfkontrolle, Kopfkontrolle fehlt, Erkennbare oder von den
Kindes erste Greifversuche, Schiefhaltung, Eltern beschriebene
kräftiges Strampeln, einseitige krampfartige Zustände,
wird lieber aufrecht Bewegungsmuster, Streckmuster
getragen, Streckmuster,
steckt Finger und Faust in kein Greifversuch,
den Mund, liegt „still“
Sozial-emotionales lacht und brabbelt, deutliche „spricht“ sehr wenig, Schreit sehr viel, artikuliert
Verhalten des Kindes Freude über Ansprache, ängstlich, unruhig, schreit nicht, still, dreht sich weg,
fremdelt, viel keinerlei fremdeln, will
„ruft“ nach Kontakt nichts, liegt bewegungslos
wach im Bett
Sozial- emotionales Antworten adäquat, lächeln Wenig adäquate Antworten, Keine adäquaten Antworten,
Verhalten der Eltern freundlich, halten lassen schreien, erzwingen Durchschlafen,
Blickkontakt, machen sind genervt, leben in schimpfen, schreien Kind
Spielangebote, sind Isolation an, beschweren sich über
respektvoll das Kind, grob im Umgang,
Selbstmedikation
Schlafsituation Schlafplatz im Kind immer im eigenen Bett, Kind getrennt von Eltern
Elternschlafzimmer, im eigenen Zimmer hinter verschlossener
tagsüber in der Nähe der Tür,vieleKuscheltiere /
Eltern oder in direktem Haustiere im Kinderbett
Kontakt
Nahrung des Kindes MM oder Ersatznahrung in MM oder Ersatznahrung Weder MM noch
ausreichender Menge wird wird nach der Uhr oder zu Ersatznahrung, nachts nur
immer nach Bedarf gegeben wenig gefüttert, Tee statt Tee,
Nahrung eigene
Zubereitungsideen!!ständig
schwallartiges Erbrechen
Wohnsituation Kaum Stolperfallen, Nahrung wird im Bad Viele Stolperfallen,
sauberer Platz für zubereitet, Wickeln im Bad auf
Nahrungszubereitung, nicht gesicherter Waschmaschine ,
sicherer Platz für Kind, Wickeltisch, Rauchen mit Kind
Platz zum Wickeln auf dem Rauchen in der Wohnung
Boden oder Bett

42
Alter 7-9 Monate Normal/wünschenswert auffällig Gefährdung=
Arzt/Heb/KH/sonstige M.
Aussehen des Kindes Kräftig und wohlgenährt, Sehr schlank oder sehr dick, Kachektisch, blaß-grau,
rosig, Wunden, verfilzte blaue Hände,
strahlende Augen Haare,blaß,hippokratischer übl.
Gesichtsausdruck, viel Vernachlässigungszeichen
Schweiß
Vigilanz des Kindes Schläft in Lieblingsposition, Schläfrig, schlapp oder nicht weck bar,
guter Grundtonus, neugierig ständiges Schreien, Zuckungen und
Greinen, Augenverdrehen nach
verminderte Vigilanz, hinten, desinteressiert
Floppy-Infant-Syndrom, „schlappes Kind“
Hyperxitabilität
Motorik, Neurologie des Sehr gute Kopfkontrolle, Kopfkontrolle fehlt, Erkennbare oder von den
Kindes Anheben des Kopfes in Schiefhaltung, Eltern beschriebene
Rückenlage, dreht sich vom einseitige krampfartige Zustände,
Rücken auf den Bauch, Bewegungsmuster, Streckmuster
erfolgreiches Greifen bis zur Streckmuster,
Mittellinie keine Greifversuche
kräftiges Strampeln, liegt „still“
wird lieber aufrecht
getragen, erstes Sitzen
steckt Finger und Spielzeug
in den Mund
Sozial-emotionales lacht und brabbelt, deutliche „spricht“ sehr wenig, Schreit sehr viel, artikuliert
Verhalten des Kindes Freude über Ansprache, ängstlich, unruhig, schreit nicht, still, dreht sich weg,
fremdelt, viel ,hat kaum Forderungen keinerlei fremdeln, will
„ruft“ nach Kontakt, gibt nichts, liegt bewegungslos
Wünsche zu erkennen und wach im Bett, kein Lachen
beschwert sich
Sozial- emotionales Antworten adäquat, lächeln Wenig adäquate Antworten, Keine adäquaten Antworten,
Verhalten der Eltern freundlich, halten lassen schreien, erzwingen Durchschlafen,
Blickkontakt, machen sind genervt, leben in schimpfen, schreien Kind
Spielangebote, sind Isolation, Überfordern, an, beschweren sich über
respektvoll ständiges „nein“ das Kind, grob im Umgang,
Selbstmedikation
Schlafsituation Schlafplatz im Kind immer im eigenen Bett Kind getrennt von Eltern
Elternschlafzimmer, im eigenen Zimmer hinter verschlossener Tür,
tagsüber in sicherer viele Kuscheltiere /
Hörweite der Eltern oder in Haustiere im Kinderbett
direktem Kontakt
Nahrung des Kindes MM,Ersatznahrung und MM oder Ersatznahrung/Brei Weder MM noch
erste Breie in ausreichender wird nach der Uhr oder Ersatznahrung/Brei, nachts
Menge wird immer nach Zuwenig gefüttert, Tee statt nur Tee, Zuviel/Zuwenig
Bedarf gegeben, nach Wahl Nahrung. Nahrung,
des Kindes auch normale Wünsche des Kindes eigene Zubereitungsideen!
Kost altersgerecht werden nicht berücksichtigt, ständig schwallartiges
zubereitet, Mahlzeiten „Stillfüttern“ mit Süßigkeiten, Erbrechen, muss selbst
gemeinsam, kann selbst darf nicht selbst essen essen, Füttern vor der
essen nach Bedarf Glotze
Wohnsituation Kaum Stolperfallen, Nahrung wird im Bad Viele Stolperfallen,
sauberer Platz für zubereitet, Wickeln im Bad auf
Nahrungszubereitung, nicht gesicherter Waschmaschine ,
sicherer Platz für Kind, Wickeltisch, Rauchen mit Kind
Platz zum Wickeln auf dem Rauchen in der Wohnung
Boden oder Bett

43
Fieber:

Je kleiner das Kind, desto weniger ist Fieber ein Kriterium über den
Gesundheitszustand eines Kindes!

Im Gegenteil: Sehr kleine Kinder können schwerstkrank sein ohne Fieber zu


entwickeln!
Schwere, lebensbedrohliche Infektionen verlaufen im Regelfall bei Kindern
unter
8 Wochen ohne Fieber. (Können innerhalb von 2 Stunden letal enden)

Zeichen der schweren Infektion sind :graue Hautfarbe, angestrengte Atmung,


Hauteinblutungen, Apathie

Es reicht eines dieser Zeichen für eine sofortige Verlegung!

In der Pädiatrie reicht die Aussage „dieses Kind gefällt mir nicht“ für eine gründliche
Untersuchung bzw. stationäre Aufnahme!

Ansonsten gehört ein Kind mit Fieber zum Kinderarzt, Temperaturen über 37,8 beim ruhigen
Kind sind kontrollbedürftig.

Geht es dem Kind sonst gut, d.h. ist alles andere normal, ist in der Regel weder ein
Fieberzäpfchen noch Eile geboten.

Fieber ist ein normaler Regelmechanismus um Bakterien und Viren zu töten. Gibt man
ständig temperatursenkende Medikamente, wird die Entzündungsreaktion des Organismus
verhindert, mit dem Resultat, dass zwar keine Krankheitszeichen mehr da sind, aber die
Bakterien und Viren sich ungehindert vermehren können, was meist einen anschließend
schwereren Verlauf der Erkrankung hervorruft. (leichte Temperaturerhöhung bei Schnupfen:
Fieber wird gesenkt: anschließend schwere Bronchitis.usw.)

44
Haut Funktion Aufgaben .Besonderheiten
intrauterin Schutzfunktion im
Mutterleib(Vernix
caseosa
vor Austrocknung
Anatomisch ,größtes Organ,wichtige Wahrnehmung über die
Schutzhülle, Haut ,
bildet Kontaktfläche Wärmeregulation
Barriere gegen Fett-Wasserspeicher
Fremdstoffe Berührung, Reize
komplexe notwendig für
Struktur:Unterhaut Entwicklung,
,Lederhaut,Oberhaut= „erste“ Kommunikation
Epidermis Ausscheidungsorgan

Besonderheit beim 5x dünner als beim Erw. Schutz- und empfindlich gegen
Neugeb./Säugling beim Neugeb. Kontaktorgan alkalische Pflegestoffe
unreif/überreif trocknet schnell aus
kälteempfindlich,geringe
Melaninbildung,(kein
natürlicher Schutz vor
UV)
Aufnahme von Stoffen
aus Salben, Waschlotion
etc. in den Organismus
Reaktion der Haut Abschilferung,,pellen,,ros Milchschorf als Zeichen starke Schuppenbildung,
ig,pickelig,,schuppig des Immunitätsaufbau ( Entzündungszeichen,
(Übertragungszeichen), Erkennen von Risse,
„wundsein“ als Fremdeiweißen) Bläßchenbildung,
Ausscheidungsfunktion mit und ohne krankhaften
und Reaktion auf Wert (ärztl. Abklärung!)
Stuhlgang/Urin
so wenig wie möglich , wenn nötig Pflanzenöl, tägliche Inspektion
soviel wie nötig: Sauber halten, waschen, sämtlicher Hautfalten
keine Paraffinöle, baden. nötig!
keine schwarzer Tee, starke
Konservierungsstoffe, Wecesinpuder, Hautrötungen/Entzündun
keine Weichmacher, Panthenolsalbe gen können zur Sepsis
kein Zink nach Absprache mit führen
keine Geruchsstoffe Hebamme

Schleimhaut Mundsoor, ,Windelsoor


sollte behandelt werden,
Rezidive häufig
(weißer Belag auf Zunge
nicht entfernbar, bzw.
Windelbereich,
abschilfernde sich
ausbreitende Bläßchen)

45
Anlage 2b: Prüfbogen / Zweite Risikoeinschätzung zur Kindeswohlgefährdung

Familiärer Status

Aufnehmende Fachkraft im ASD

Datum und Uhrzeit

Name des Kindes/der Kinder


Geb.-Datum

Sorgeberechtigte/Erziehungsber.
Personen

Straße, Ort, ggf. Tel. Nr.:

dem ASD bekannt seit

Auszug aus dem Einwohnermeldeamt

Eingabe in Info 51

Anlass und Problemstellung der


Risikoeinschätzung:

Daten zur Familienkonstellation (nur Erwachsene der Hausgemeinschaft)

46
(Zutreffendes Name Geburt Nationalit Familienstand Berufs-
unterstreichen) sdatum ät (ledig, verh., tätigkeit
(Aufenthal gesch. Ja/Nein
ts-status) getrennt (VZ-TZ)
lebend,
verwitwet
Mutter/Stiefmutter,
Groß- / Pflege- /
Adoptivmutter

Vater/Stiefvater,
Groß/ Pflege/
Adoptivvater
Weitere
Bezugspersonen
außerhalb des
Haushaltes (z.B.
weitere
Umgangsberechtigt
e)

Daten zum Kind/zu weiteren Kindern

Rechtli Rechtli
Elterliche
Geb.- National Aufenthaltsort che che
Name des Sorge/
Datum ität/ z.B. fremd- Stellun Stellun
Kindes Vormunds
m/w Ethnie untergebracht g zur g zum
chaft
KM KV

47
Bisher geleistete Hilfen und deren Ergebnisse:

Sonstige unterstützende Personen:

Weitere Anmerkungen und Hinweise:

Genogramm des Familiensystems (wird nur bei erfolgter mittelgradiger und


hochgradiger Gefährdungseinschätzung dokumentiert) :

48
Grundversorgung und Schutz des Kindes/der bzw. des Jugendlichen Name:

Sicherung der Durch wen


Beschreibung Einschätzung
Grundversorgung beschrieben

Ernährung

Schlafplatz

Kleidung

Körperpflege

Schutz vor Gefahren


und Aufsicht

Betreuung

Emotionale
Zuwendung (Ansprache,
Zärtlichkeit, Zuwendung)

Gewalt gegen das


Kind/den
Jugendlichen

Langandauernde
Bindung

Gesamteinschätzung:

49
Erscheinungsbild des Kindes Name:
Säugling von 0-3 Jahren ( siehe auch U 1 bis U 7 )

Körperliche
Erscheinung Durch wen Beschreibung
JA Nein k.A.
(Zutreffendes unterstreichen) beschrieben

Früh-, Mangelgeburt,
Mehrlingsgeburt
Chronische
Krankheiten,
Behinderung
Krankheitsanfälligkeit,
häufige Infektionen,
häufige
Krankenhausaufenthalte
Zeichen von Unter-
/Überernährung,
Gedeihstörungen
Keine altersgemäße
motorische,
sensomotorische
Entwicklung

Steifheit, Verspannung,
Schlaffheit

Hämatome,
Mehrfachverletzungen
in versch.
Heilungsstadien
Knochenbrüche,
Mehrfachbrüche in
verschiedenen
Heilungsstadien
Schüttelsymptome
(Stauungszeichen im
Kopfbereich,
Sonnenuntergangs-
phänomen

Verbrennungen,
Verbrühungen

Auffällige Rötungen /
Entzündungen im
50
Anal- und
Genitalbereich
Psychische
k. Durch wen
Erscheinung Ja Nein Beschreibung
A. beschrieben
(zutreffendes unterstreichen)

Kind wirkt:
unruhig, schreit viel
(“Schreikind”)

distanzlos

traurig, apathisch

ängstlich, scheu,
schreckhaft,
zurückgezogen
Kind zeigt:
Schlafstörungen

Fütterungsstörungen

Die Vorsorgeuntersuchungen wurden wahrgenommen


 ja  nein

Weitere diagnostische Einschätzungen/Untersuchungen anderer Berufsgruppen sind

 erforderlich  vom wem:


 nicht erforderlich

Gesamteinschätzung (als Text mit klaren Aussagen. Z.B. ist problematisch-


unproblematisch, ist noch zu klären):

51
Erscheinungsbild des Kindes Name:
Vorschulkind 3- 6 Jahre (siehe auch U 8 und U 9)
Körperliche Durch wen
Erscheinung Ja Nein k.A. Beschreibung
(zutreffendes unterstreichen)
beschrieben

Körperliche
Erscheinung

Chronische Müdigkeit,
Mattigkeit

Krankheitsanfälligkeit,
häufige Infektionen,
häufige
Krankenhausaufenthalte

Zeichen von Unter-


/Überernährung

Keine altersgemäße
motorische,
sensomotorische
Entwicklung

Hämatome,
Mehrfachverletzungen
in versch. Stadien

Knochenbrüche,
Mehrfachbrüche in
verschiedenen
Heilungsstadien

Verbrennungen,
Verbrühungen

Auffällige Rötungen/
Entzündungen im Anal-
und Genitalbereich
Einnässen / Einkoten
Bauchschmerzen,
Kopfschmerzen,
Atemstörungen

Chronische
Krankheiten/
Behinderungen

52
Psychische Durch wen
Erscheinung Ja Nein k.A. Beschreibung
(zutreffendes unterstreichen)
beschrieben

Kind wirkt: unruhig,


hyperaktiv,
sprunghaft
ängstlich, scheu,
zurückgezogen,
schreckhaft
traurig, verschlossen,
apathisch
aggressiv,
selbstverletzend
orientierungslos,
unkonzentriert
distanzlos,
grenzenlos
besonders anhänglich
Kind zeigt:
geringes
Selbstvertrauen,
deutliche
Verunsicherung
Sexualisiertes
Verhalten
Schlafstörungen
Essstörungen
Sprachstörungen
Jaktationen
(Schaukelbewegungen)

Die Vorsorgeuntersuchungen wurden wahrgenommen


 ja  nein
Weitere diagnostische Einschätzungen/Untersuchungen anderer Berufsgruppen sind

 erforderlich  vom wem:


 nicht erforderlich

Gesamteinschätzung (als Text mit klaren Aussagen. Z.B. ist problematisch-


unproblematisch, ist noch zu klären):

53
Erscheinungsbild des Kindes/der bzw. des Jugendlichen Name:
Schulkind 6-18 Jahre (siehe auch Jugenduntersuchung J 1)
Körperliche
Erscheinung k. Durch wen
Ja Nein Beschreibung
(zutreffendes A. beschrieben
unterstreichen)
Zeichen von Unter-
/Überernährung

Keine altersgemäße
motorische,
sensomotorische
Entwicklung

Chronische
Krankheiten/
Behinderung

Krankheitsanfälligkeit,
häufige Infektionen,
häufige
Krankenhausaufenthalte

Chronische Müdigkeit/
Mattigkeit

Hyperaktivitat,
motorische Unruhe

Hämatome,
Mehrfachverletzungen
in versch.
Heilungsstadien
Knochenbrüche,
Mehrfachbrüche in
verschiedenen
Heilungsstadien

Verbrennungen,
Verbrühungen

Auffällige Rötungen/
Entzündungen im Anal-
und Genitalbereich

Bauchschmerzen,
Kopfschmerzen,
Atemstörungen

54
Psychische
Erscheinung Durch wen
(Zutreffendes Ja Nein k.A. Beschreibung
beschrieben
unterstreichen)
Kind wirkt: unruhig,
hyperaktiv, sprunghaft

ängstlich, scheu,
zurück-
gezogen, schreckhaft

traurig, verschlossen,
apathisch

aggressiv,
selbstverletzend

Suizidal

orientierungslos,
unkonzentriert

distanzlos, grenzenlos

besonders anhänglich

Kind zeigt: geringes


Selbstvertrauen,
deutliche
Verunsicherung

Sexualisiertes
Verhalten

Einnässen/ Einkoten

Schlafstörungen

Essstörungen

Sprachstörungen

Jaktation
(Schaukelbewegungen)
Konsum/ Missbrauch
von Drogen, Alkohol,
Zigaretten
Schulabsentismus

55
Die Vorsorgeuntersuchungen wurden wahrgenommen
 ja  nein

Weitere diagnostische Einschätzungen/Untersuchungen anderer Berufsgruppen sind

 erforderlich  vom wem:


 nicht erforderlich

Gesamteinschätzung (als Text mit klaren Aussagen. Z.B. ist problematisch-


unproblematisch, ist noch zu klären):

56
Risikofaktoren der Eltern/der Familie
Durch wen
Finanzielle/ materielle Ja Nein k.A. Beschreibung in Stichworten
Situation beschrieben
Ausreichende
Einkommenssituation

Schulden

Arbeitslosigkeit

Ausreichende
Wohnverhältnisse
Soziale Situation

Integration im
Wohnumfeld,
Freunde,Bekannte

Integration innerhalb der


Verwandtschaft

Schwellenängste
gegenüber Institutionen
Familiale Situation
Belastungen durch
Alleinerziehen
Gewalt zwischen den
Eltern/ in der Familie
Kulturell bedingte
Konflikte
Kinderreiche Familie
(3 Kinder und mehr)
Partner-/
Familienkonflikte
Persönliche Situation
der Mutter
Unerwünschte
Schwangerschaft
Eingeschränkte
Leistungsfähigkeit
(körperliche und

57
psychische
Belastbarkeit)

Durch wen
Finanzielle/ materielle Ja Nein k.A. Beschreibung in Stichworten
Situation beschrieben
Eigene
Deprivationserfahrungen
Sucht (Tabletten,
Alkohol, Drogen u.a.)
Psychische Erkrankung
Persönliche Situation
des Vaters
Unerwünschte
Vaterschaft
Eigene
Deprivationserfahrungen
Sucht (Tabletten,
Alkohol, Drogen u.a.)
Psychische Erkrankung

58
Interaktion
(Für weitere Bezugspersonen wird diese Seite wiederholend ausgefüllt)
Interaktion zwischen Beschreibung Durch wen
Kind – Mutter und Vater
(Differenzieren, ob Mutter oder Vater) beschrieben
Bindung zum Kind ( z B.
Feinfühligkeit, Blickkontakt
der Eltern)
Wahrnehmen der
kindlichen Bedürfnisse

Isolation des Kindes

Ignorieren des Kindes,


Interesse am Kind

Zuverlässigkeit gegenüber
dem Kind

Strukturierter Tagesablauf

Gewalt gegen das Kind,


mangelnde
Impulskontrolle
Auseinandersetzung der
Eltern um das Kind
Aufmerksamkeit und
Zuwendung von Mutter,
Vater, weiterer
Bezugsperson

schwierig empfundenes
Kind

Körperkontakt

Umgangston, positive
Äußerung über das
Kind, Fehlen von verbaler
Stimulation

Überforderung/
Unterforderung des Kindes

Einschränkung des
Bewegungsraumes
Spielmöglichkeiten
Grenzen setzen und
Führen des Kindes

59
Gesamteinschätzung (als Text mit klaren Aussagen. z.B. ist problematisch-
unproblematisch, ist noch zu klären):

60
Bewertung zur 2. Risikoeinschätzung
Kooperationsbereitschaft Durch wen
der Sorgeberechtigten Beschreibung Einschätzung
beschrieben
Bereitschaft / Fähigkeit der
Mutter zur Abwendung der
Gefährdungssituation

Bereitschaft / Fähigkeit des


Vaters zur Abwendung der
Gefährdungssituation

Bereitschaft/Fähigkeit der
weiteren Bezugspersonen
zur Abwendung der
Gefährdungssituation

Zusammenfassende Einschätzung
Kooperation
Grund- Körperliche Psychische Kooperation
Bereich weitere Bezugs-
versorgung Versorgung Erscheinung Sorgeberechtigte
personen

Ein-
Schät-
zung

(Z.B. gut, befriedigend, ausreichend, mangelhaft)

Bei diesem Kind/dieser bzw. diesem Jugendlichen geht es um folgende


Gefährdungslage:
 Vernachlässigung  seelische Misshandlung
 Sexueller Missbrauch  Körperliche Misshandlung
 Sonstige Gefährdungslage (z.B. Elterliche Konflikte um das Kind; Autonomiekonflikte im
Jugendalter) :

Die Sicherheit des Kindes


 ist gegeben  ist nicht gegeben

61
Begründung der Einschätzung
(Bitte bei der Einschätzung die Dauer, die Schwere und die Nachhaltigkeit der Gefährdung
sowie das Alter des Kindes beachten)

Entscheidung nach der 2. Risikoeinschätzung

Kindeswohlgefährdung liegt nicht vor  keine weitere Fallrecherche

Kindeswohlgefährdung ist nicht


 weitere Fallrecherche
auszuschließen
Maßnahmen:
Kindeswohlgefährdung liegt
 Inobhutnahme
 geringgradig vor
 Krisenintervention
 mittelgradig vor
 Schutzvereinbarung
 hochgradig vor
 weiter mit Fallrecherche

Ist die Jugendhilfe zum aktuellen Zeitpunkt zur Herstellung des Kinderschutzes alleine
in der Lage?

 ja  nein, Überweisung/Meldung an
 Polizei am:
 Medizin am:
 Familiengericht am:
 Staatanwaltschaft am:
 Sonstige am:

62
Weiterleitung an Fachaufsicht am:

------------------------ -------------------------------
ASD Mitarbeiterin bzw. Mitarbeiter Teilnehmende Fachkraft

Auf folgende Aspekte wird hingewiesen:

Standards wurden  eingehalten  nicht eingehalten

-------------------
Fachaufsicht Rückmeldung am :

63
Anlage 3: Schreiben an SB/EB nach Eingang einer KWG-Meldung

!!brief!

51/434-39

16.04.2018

Sehr geehrte ,

zunächst möchte ich mich Ihnen vorstellen. Mein Name ist und ich arbeite als
Sozialarbeiter/Sozialarbeiterin im Allgemeinen Sozialen Dienst des Fachdienstes Jugend
der Stadt Lehrte. Ich bin zuständig für den Wohnbezirk in dem Sie leben.

Meine Aufgabe ist es, Familien bei der Erziehung ihrer Kinder zu beraten, zu unterstützen
und Hilfen anzubieten.

Herr/Frau/eine anonyme Person hat sich an den Fachdienst Jugend gewandt und ihre Sorge
um Ihr Kind/ Ihre Kinder …. zum Ausdruck gebracht.
Sie berichtete, dass
-
-
Als Sozialarbeiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes muss ich die Sorgen um Ihre Kinder
ernst nehmen. Sie als die Mutter/Vater/Eltern von und sind für mich die

64
Ansprechpartnerin, was die Sorge um Ihr Kind/ Ihre Kinder angeht.
Ich weiß nicht, was dieser Brief nun bei Ihnen bewirkt. Vielleicht sind Sie wütend oder auch
erschrocken. Möglicherweise machen Sie sich viele Gedanken und erhoffen sich Hilfe,
vielleicht sagen Sie aber auch „uns kommt keiner ins Haus“.
Mir ist es wichtig, möglichst bald mit Ihnen die Situation erörtern zu können und schlage
daher folgenden Termin vor, an dem ich Sie und Ihr Kind/ Ihre Kinder besuchen werde:

Zu diesem Termin wird mich meine Kollegin …. begleiten.

Sollten Sie zu diesem Termin verhindert sein, bitte ich Sie um eine telefonische
Rückmeldung, damit wir einen neuen Termin vereinbaren können.
Wenn ich nichts von Ihnen höre, gehe ich davon aus, dass Sie mich am o. g. Termin
erwarten.

Mit freundlichen Grüßen


Im Auftrage

65
Anlage 4: Einverständniserklärung/Schweigepflichtsentbindung
Sorgeberechtigte: Sorgeberechtigter:

___________________ ____________________
Name, Vorname Name, Vorname

___________________ ____________________
Geburtsdatum Geburtsdatum

___________________ ____________________
Straße, Wohnort Straße, Wohnort

 gemeinsames Sorgerecht  alleiniges Sorgerecht


 Mutter  Vater

Ich/Wir erkläre/n mich/uns damit einverstanden, dass in


 meiner/unserer eigenen Angelegenheit
 der Angelegenheit meines/unseres Kindes / meiner/unserer Kinder:

______________________________ ___________________________
Name, Vorname, Geburtsdatum Name, Vorname, Geburtsdatum

______________________________ ___________________________
Name, Vorname, Geburtsdatum Name, Vorname, Geburtsdatum

folgende Einrichtungen / Personen


 Arzt:  Krankenhaus:
 Kita:
 Schule/Klassenlehrerin:
 Psychologe/in; Therapeut/in:
 Erziehungsberatungsstelle:
 andere Stelle/n:

folgende Sachverhalte

 ________________________________  _______________________________

 ________________________________  _______________________________

 ________________________________  _______________________________
im gegenseitigen Austausch an den Fachdienst Jugend und Soziales der Stadt Lehrte weitergeben
werden dürfen.
Ich bin/wir sind von __________________ darüber aufgeklärt worden, dass ich/wir die Entbindung
von der Schweigepflicht jederzeit – auch ohne Angabe von Gründen - für die Zukunft widerrufen
kann/können.

___________________________
Unterschrift/en

66
Anlage 5: Mitteilung wegen Verdacht auf Kindeswohlgefährdung

!!brief!

-
51/434-41

Ihre Mitteilung wegen Verdacht auf Kindeswohlgefährdung

Sehr geehrte Frau/sehr geehrter Herr ,

ich danke Ihnen für Ihre Mitteilung vom . Ihr Hinweis/Ihre Hinweise wird/werden von
mir bearbeitet.
Bitte haben Sie Verständnis, dass ich aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Auskünfte
zu der Angelegenheit und dem weiteren Vorgehen machen kann. Die Betroffenen haben
einen gesetzlich geregelten Anspruch auf Wahrung ihrer Sozialdaten, den ich
selbstverständlich beachte.

Ich werde meinem Auftrag entsprechend Kontakt mit der Familie aufnehmen und ggf. alle
erforderlichen Schritte zum Schutz der betreffenden Kinder einleiten. Bitte informieren Sie
mich, sollten weitere Auffälligkeiten bekannt werden.

Mit freundlichen Grüßen


Im Auftrage

________________________
Sozialarbeiter/Sozialarbeiterin

67
Anlage 6: Kooperationsvereinbarung zwischen der Region Hannover und dem
KKH auf der Bult Hannover

Kooperationsvereinbarung
zwischen

der Region Hannover

und dem

Kinderkrankenhaus auf der Bult, Hannover

Präambel

Die unterzeichnenden Institutionen und Personen kooperieren mit dem Ziel, eine
Verbesserung des Schutzes von Kindern bei körperlicher und seelischer Misshandlung,
sexuellem Missbrauch und Vernachlässigung durch schnelles und abgestimmtes Handeln,
professionelle Diagnostik und Behandlung sowie gemeinsam festgelegte Weiterbetreuung zu
erreichen. Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr (mit
einem besonderen Focus auf die Altersgruppe der unter 3-jährigen) sowie deren Familien.

Die Kooperationspartner stimmen überein, dass Verdachtsfälle einer Kindesmisshandlung


und Kindeswohlgefährdung, bei denen eine medizinische Abklärung erforderlich ist,
grundsätzlich in einer Kinderklinik vorgestellt werden sollten. Die Entscheidung zur
medizinischen Abklärung trifft der/die behandelnde Kinderarzt/-ärztin, der sozialpädiatrische
Dienst der Region oder ein/e mit Kinderschutz-aufgaben befasste/r Arzt/Ärztin der
Kinderklinik nach persönlicher Inaugenscheinnahme des Kindes gemeinsam mit der
zuständigen Vertretung der Jugendhilfe. Die Entscheidung, ob die medizinische Abklärung
ambulant, teilstationär oder stationär erfolgt, wird von dem/r mit Kinderschutzaufgaben
betrauten Arzt/Ärztin der Kinderklinik getroffen.

Die Kooperationsvereinbarung hat keinen rechtsverbindlichen Charakter. Sie versteht sich


als Vereinbarung zur Zusammenarbeit im Sinne einer Selbstverpflichtung.

68
§1 Fallbezogene Kooperation: Aufgaben des Kinderkrankenhauses auf der Bult

1. Das Kinderkrankenhaus führt bei Verdachtsfällen oder bestätigten Fällen der


verschiedenen Formen der Kindesmisshandlung eine diagnostische Abklärung und
Behandlung nach gültigem medizinischem Standard durch. Grundlage dafür sind die
jeweils geltenden Empfehlungen der damit befassten medizinischen Fachgruppen und
Fachgesellschaften in Deutschland.
2. Das Kinderkrankenhaus stellt sicher, dass die medizinischen Standards und das
hausinterne diagnostische und therapeutische Vorgehen in digitaler und Papierform
hinterlegt sind und damit allen Mitarbeitern bekannt und zu jeder Zeit einsehbar sind.
3. Die Sicherung der Qualität der medizinischen Kinderschutzarbeit im
Kinderkrankenhaus auf der Bult liegt in der Verantwortung der ärztlichen Mitglieder
der internen Kinderschutzgruppe.
4. Das Kinderkrankenhaus meldet der zuständigen Jugendhilfe ambulant und stationär
betreute Kinder,
- bei denen eine der Formen von Kindesmisshandlung mit hoher
Wahrscheinlichkeit vorliegt oder bereits nachgewiesen wurde
- deren Gesundheitszustand durch fehlende Ressourcen der Eltern
eingeschränkt ist
- deren Sorgeberechtigte die Notwendigkeit medizinischer und
sozialpädiatrischer Hilfemaßnahmen nicht einsehen bzw. diese bewusst nicht
befolgen, so dass aufgrund dessen eine erhebliche bis hin zur
Lebensbedrohung führende Verschlechterung des Gesundheitszustandes des
Kindes befürchtet werden muss
- bei denen aus sonstigen Gründen eine Kindeswohlgefährdung droht oder
bereits eingetreten ist.
5. Die Meldung an die Jugendhilfe erfolgt unmittelbar nach Verdachtsbestätigung nach
einem standardisierten Verfahrensprozess und mit Hilfe eines Meldebogens. Die
detaillierte Prozessbeschreibung, der Meldebogen sowie die Rechtssicherheit des
Vorgehens werden in der gemeinsamen Arbeitsgruppe Netzwerk-AG erarbeitet. Nach
ihrer Fertigstellung bedürfen sie der gesonderten Zustimmung der
Kooperationspartner und werden dieser Vereinbarung als Anhang beigefügt. In die
Meldung ist mit aufzunehmen, ob die Eltern bzw. Personen-sorgeberechtigten des
Kindes entsprechend informiert sind.
6. Das Kinderkrankenhaus lässt dem Kooperationspartner relevante fachliche
Informationen und Daten zum Krankheitsverlauf eines gefährdeten Kindes in Form der
Kopie eines Arztbriefes zukommen. Außerdem erstellen die mit Kinderschutzaufgaben
betrauten Ärzte des Kinderkrankenhauses auf Wunsch der zuständigen Jugendhilfe
eine maximal dreiseitige fachärztliche Stellungnahme zum Fall innerhalb von maximal
3 Werktagen. Über diesen Umfang hinausgehende Schriftstücke werden als
fachärztliche Gutachten angesehen und bedürfen der gesonderten Vereinbarung. Die
detaillierte Verfahrensbeschreibung bezüglich Inhalt und Struktur der
Informationsüberlassung sowie die Rechtssicherheit des Vorgehens werden in der
gemeinsamen Arbeitsgruppe Netzwerk-AG erarbeitet. Nach ihrer Fertigstellung
bedürfen sie der gesonderten Zustimmung der Kooperationspartner und werden
dieser Vereinbarung als Anhang beigefügt.
7. Das Kinderkrankenhaus stellt für jeden Fall einer drohenden oder bestätigten
Kindesmisshandlung oder Kindeswohlgefährdung eine Ansprechperson bereit. Diese
rekrutiert sich aus den Reihen der mit Kinderschutz befassten Mitarbeiterinnen und
69
Mitarbeiter des Kinderkrankenhauses und ist verantwortlich für die fallbezogene
Einhaltung und Umsetzung der unter den Punkten 1, 4, 5, 6 und 8 genannten
Aufgaben des Kinderkrankenhauses. Die Ansprechperson wird der zuständigen
Vertretung des Kooperationspartners umgehend namentlich benannt.
8. In Fällen von begründetem oder bestätigtem Verdacht auf das Vorliegen einer
Kindesmisshandlung oder einer sonstigen Kindeswohlgefährdung beruft das
Kinderkrankenhaus auf der Bult eine Hilfekonferenz ein. An dieser nehmen
mindestens die Ansprechperson, ein/e mit Kinderschutzaufgaben betraute/r
Arzt/Ärztin des Kinderkrankenhauses, die Sozialarbeiterin des Kinderkrankenhauses
(entweder der/die mit Kinderschutzaufgaben betraute Arzt/Ärztin oder die
Sozialarbeiterin können gleichzeitig auch Ansprechperson sein), die zuständige
Vertretung der Jugendhilfe, die Personen-sorgeberechtigten des Kindes (in der Regel
die Eltern) sowie bei Bedarf weitere Personen teil.
9. Der zuständige Arzt teilt die voraussichtliche stationäre Aufenthaltsdauer des Kindes
der Jugendhilfe mit. Organisatorische Belange der Jugendhilfe sind dabei möglichst
zu berücksichtigen. Dennoch darf die in der Fall-DRG vorgesehene mittlere
Aufenthaltsdauer des Kindes im Kinderkrankenhaus nur in Einzelfällen und begründet
überschritten werden.
10. Das Kinderkrankenhaus stellt im Bedarfsfall den Fall des Kindes durch eine geeignete
Vertretung auf weiteren einzelfallbezogenen Konferenzen vor und arbeitet ihn fachlich
auf.
11. Das Kinderkrankenhaus schult seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die unmittelbar
mit der Versorgung von Patienten des Kinderkrankenhauses befasst sind, in der
Wahrnehmung von Hinweisen auf die verschiedenen Formen der
Kindesmisshandlung. Diese Schulungen werden regelmäßig in halbjährlichen
Abständen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kinderkrankenhauses in Form
von Fortbildungen angeboten. Sie sind Bestandteil der inner-betrieblichen Fort- und
Weiterbildung (IBW). Die Teilnahme wird bescheinigt. Sie ist jedoch freiwillig.
Das Kinderkrankenhaus informiert den Kooperationspartner vor der offiziellen
Ankündigung über die Schulungsthemen. Bei Bedarf findet im Vorfeld eine inhaltliche
Abstimmung statt.

§2 Fallbezogene Kooperation: Aufgaben der Jugendhilfe

1. Die Jugendhilfe benennt spätestens am folgenden Werktag nach Eingang der


Meldung des Falles eine Person, die den Fall weiter betreut. Diese benannte
Vertretung der Jugendhilfe nimmt an der vom Kinderkrankenhaus einberufenen
Hilfekonferenz teil und ist für die zeitnahe poststationäre Planung ggf. infrage
kommender Jugendhilfemaßnahmen inkl. der Erstellung eines notwendigen
Schutzplans/-konzepts verantwortlich. Es gelten dafür die entsprechenden internen
Verfahren.
2. Mit der Teilnahme an der Hilfekonferenz erfüllt das Jugendamt einen Teil seiner in §
8a SGB VIII gesetzlich festgelegten Verpflichtung zur Gefährdungseinschätzung.
Insofern dient das Ergebnis der Hilfekonferenz dem Jugendamt als Entscheidungshilfe
für das weitere Vorgehen. Falls erforderlich, hat das Jugendamt das Recht, weitere
Hilfekonferenzen im Kinderkrankenhaus einzuberufen.

70
3. Die Jugendhilfe gibt 12 Wochen nach der Entlassung des Kindes eine schriftliche
Rückmeldung an das Kinderkrankenhaus über den weiteren Verlauf. Diese sollte
maximal eine Seite umfassen. Sie ist an die Sozialarbeiterin des
Kinderkrankenhauses zu richten. Dafür ist das Einverständnis der Eltern bzw. der
Personensorgeberechtigten einzuholen.
4. Die Jugendhilfe stellt im Bedarfsfall durch eine geeignete Vertretung den Fall des
Kindes auf weiteren einzelfallbezogenen Konferenzen vor und arbeitet ihn fachlich
auf.

§3 Einzelfallunabhängige Kooperation

1. Die Vertragspartner führen neben der fallbezogenen Zusammenarbeit eine


fallunabhängige Kooperation zur Förderung des Kindeswohls in der Landeshauptstadt
und Region Hannover durch. Diese Kooperation ist ebenfalls durch den gemeinsamen
Willen zu einer gedeihlichen und konstruktiven Zusammenarbeit geprägt.
2. Die Kooperationspartner entsenden eigene Teilnehmer/innen in gemeinsame
Arbeitsgruppen und Ausschüsse. Diese werden namentlich in einem Anhang dieser
Vereinbarung benannt. Bei Ausscheiden von Mitarbeiter/innen, Beendigung oder
Neueinrichtung von Arbeitsgruppen wird dieser Anhang des Vertrags entsprechend
abgeändert.

§4 Weitere Absprachen zur Zusammenarbeit

1. Die Kooperationspartner vereinbaren regelmäßige Treffen alle 12 Wochen, um die


Erfüllung des Kooperationsvertrages gemeinsam zu überprüfen, ihre Erfahrungen in
der Umsetzung des Vertragsinhaltes auszutauschen und weitere Kooperationsinhalte
zu besprechen.
2. Ihre Arbeitsergebnisse stimmen die Kooperationspartner in der eigenen Institution ab.
3. Zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses sind seitens des Kinderkrankenhauses auf
der Bult Herr Dr. Wygold als verantwortlicher Arzt für die Einhaltung der
Kooperationsvereinbarung und Herr Dr. Domanetzki als sein Vertreter benannt.
Seitens der Jugendhilfe der Region Hannover sind ………………………………….. und
………………………………… als Vertreter benannt.

§5 Datenschutzbestimmungen
1. Das Vertragswerk entspricht den derzeit gültigen Datenschutzbestimmungen.
2. Die Einhaltung dieser datenschutzrechtlichen Bestimmungen wird durch die jeweiligen
Datenschutzbeauftragten der Kooperationspartner gewährleistet.
3. Bei veränderten datenschutzrechtlichen Regelungen wird die
Kooperationsvereinbarung entsprechend angepasst.

Hannover, den…………………………….

71
Anlage 7: Kooperationsvereinbarung zwischen Region Hannover und
Landeshauptstadt Hannover
Kooperationsvereinbarung
zwischen

Region Hannover Landeshauptstadt Hannover


Fachbereich Jugend – Fachbereich Jugend und Familie
Allgemeiner Sozialer Dienst Kommunaler Sozialer Dienst

Hildesheimer Str. 18 Ihmeplatz 5


30169 Hannover 30 30449 Hannover
Tel: 0511/616-22129 Tel: 0511/ 168-43102
Fax: 0511/ Fax: 0511/
Email: Email:

Stadt
Jugendamt

Anschrift

Tel.:
Fax:
Email:

und

Region Hannover
Fachbereich Soziales - Team Sozialmedizin und Behindertenberatung

Podbielskistr. 156a
30177 Hannover

Tel.: 0511/300334-13
Fax: 0511/300334-35
Email: behindertenberatung@region-hannover.de

Region Hannover
Fachbereich Jugend – Team Sozialpädiatrie und Jugendmedizin

Prinzenstr. 12
30159 Hannover

Tel.: 0511/616-22250
Fax: 0511/616-1123953
Email: cornelia.ehrhardt@region-hannover.de

Kooperationsvereinbarung Region Hannover/Landeshauptstadt Hannover - ÖGD/ Stand September 2009 1

72
1. Einleitung

Verschiedenste Fälle von Kindesmisshandlung und -vernachlässigung in der jüngsten


Zeit haben deutlich gemacht, dass die unterschiedlichen Strukturen und
Vorgehensweisen der beteiligten Institutionen ein großes Risiko dafür sind, dass
erforderliche Interventionen zum Schutz für Kinder gegen Gewalt zu spät oder gar nicht
erfolgen. Disharmonien im Dialog der Institutionen und unklare Zuständigkeiten
verhindern häufig rechtzeitiges Handeln.
Darüber hinaus ist feststellbar, dass die beteiligten Fachkräfte über einen sehr
unterschiedlichen Wissensstand sowohl in den medizinischen, pädiatrischen,
entwicklungspsychologischen als auch in den sozialpädagogischen Bereichen verfügen.
Erst einheitlich hohe Standards des Wissens um die Entwicklung aber auch um die
Gefährdung von Kindern bilden die Grundlage, Kindesmisshandlungen und
Vernachlässigungen in einem größeren Umfang als bisher zu begegnen.
Durch den § 8a SGB VIII erfahren sowohl das staatliche Wächteramt für die Kinder- und
Jugendhilfe als auch das Jugendamt in seiner Zuständigkeit bei Kindeswohlgefährdung
eine besondere Bedeutung.

Inzwischen gibt es eine Vielzahl an Konzepten, die die Vermeidung von


Kindeswohlgefährdungen zum Ziel haben. Einige befassen sich auch mit den
Möglichkeiten der tertiären Prävention.
Ausgehend von der Überlegung, dass es immer Fälle von Kindesmisshandlung geben
wird, hat das Konzept der Bildung von regionalen Koordinierungszentren das Ziel,
misshandelte Kinder rascher zu erkennen, zu schützen, qualitativ hochwertig zu
betreuen und verbindliche Strukturen zwischen der öffentlichen Jugendhilfe, den
Kinderkliniken, den niedergelassenen Kinderärztinnen und – ärzten sowie dem
öffentlichen Gesundheitsdienst zu entwickeln.

Eine Hilfe für gefährdete Kinder und ihre Eltern kann nur dann wirksam sein, wenn
diese Hilfe alle „Problemdimensionen“ gleichermaßen in den Blick nimmt und sich nicht
auf eindimensionale Blick- und Handlungsweisen verengt.
Dies erfordert von einer familienbezogenen sozialen Arbeit eine
Perspektivenerweiterung und den Einbezug anderer Fachkräfte, Dienste und
Professionen.

Als zentrale Elemente einer gelingenden Vernetzung sind dabei zu nennen:


 gegenseitiges Kennenlernen der Organisation, ihres Auftrags und ihrer
Aufgaben, der verwendeten Instrumente und Methoden sowie der Möglichkeiten
und Grenzen in der Arbeit;
 Akzeptanz und Wertschätzung der fachspezifischen Kompetenzen der
beteiligten Berufsgruppen und Institutionen;
 gleichberechtigte Kommunikation miteinander;
 verbindliche Koordination und geregelte Verantwortlichkeit
 Kontinuität und Verlässlichkeit der Beteiligten;
 konstruktive Zusammenarbeit der Beteiligten.

Darüber hinaus sind Ziele, Inhalte, Form und Organisation der Kooperation in
regelmäßigen Abständen zu reflektieren.

Kooperationsvereinbarung Region Hannover/Landeshauptstadt Hannover - ÖGD/ Stand September 2009 2

73
Am Standort Hannover ist das Koordinierungszentrum Kinderschutz für die Organisation
der Vernetzung sowie der Kooperationsgespräche verantwortlich. Das Projektbüro
begleitet die Implementierung der verbindlichen Handlungsabläufe in die einzelnen
Organisationen.

2. Ziele der Kooperation

 Zielgruppe: 0- bis 6-Jährige, besonderer Fokus auf die Altersgruppe der 0- bis 3-
Jährigen
 Entwicklung eines Handlungskonzeptes nach Eintritt einer
Kindeswohlgefährdung bzw. zur Vermeidung von (anhaltenden)
Risikokonstellationen
 Festlegung von Schwellenwerten
 Schaffung verbindlicher Handlungsabläufe zur Sicherung des Kindeswohls
 Frühzeitige Vernetzung der beteiligten Institutionen zur Vermeidung doppelter
bzw. kontraindizierter Hilfen
 Frühzeitige interdisziplinäre Zusammenarbeit zur Erkennung von
Fehlentwicklungen und Risikolagen sowie bei der Entwicklung/Einleitung
geeigneter Hilfsangebote
 Stärkung der elterlichen Kompetenz in der Wahrnehmung der kindlichen
Bedürfnisse sowie im altersgerechten Umgang mit dem Kind

3. Vorgehensweise der Kooperationspartner bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung

Team Sozialmedizin und Behindertenberatung


 Das Team erhält Informationen über Entwicklungsstörungen eines Kindes durch
das Sozialpädiatrische Zentrum (SPZ), Kinderärzte, Angehörige, Kitas, den
Kommunalen / Allgemeinen Sozialen Dienst (KSD / ASD).
 Zur Einleitung der Frühförderung - Hausbesuch durch Sozialarbeiter/-innen mit
schriftlichem Bericht zu den Themen: soziale Situation, Gesundheitsinformation,
häusliches Umfeld, Versorgungssituation usw.
 Zur Frage einer teilstationären Förderung in integrativen oder heilpädagogischen
Einrichtungen (immer) und bei Frühförderung (im Bedarfsfall) -
Entwicklungsdiagnostik und Untersuchung durch den ärztlichen Dienst
 Dokumentation u. a. von Anhaltspunkten, die eine Kindeswohlgefährdung
vermuten lassen
 Bei Anhaltspunkten für eine (drohende) Kindeswohlgefährdung - Information der
Angehörigen über das weitere Vorgehen
 Setzen von Fristen zur Verlaufskontrolle
 Information an Frühförderung bez. Einrichtung im Rahmen des Datenschutzes
 Im Bedarfsfall - Information an Jugendamt telefonisch und schriftlich
 Teilnahme an Hilfeplangesprächen

Kooperationsvereinbarung Region Hannover/Landeshauptstadt Hannover - ÖGD/ Stand September 2009 3

74
Team Sozialpädiatrie und Jugendmedizin
 Das Team erhält durch Kitas, Schulen, niedergelassene Ärztinnen und Ärzte
oder durch eigenen Eindruck während der Untersuchung Hinweise auf eine
Kindeswohlgefährdung
 Gründliche Befunderhebung (Ganzkörperuntersuchung, Entwicklungsdiagnostik)
mit entsprechender Dokumentation (beinhaltet auch Pflegezustand und
Witterungsangemessenheit der Kleidung, Interaktion des Kindes mit den
 Angehörigen und Erklärungen zu eventuellen Verletzungsbefunden)
 Beratung der Eltern über die Notwendigkeit von weiterer Diagnostik, Therapie
oder Hilfsangeboten durch Jugendhilfe
 Beim Verdacht einer Kindeswohlgefährdung (meist Entwicklungsstörung)
 Thematik mit Eltern ansprechen (Ausnahme: Verdacht auf sexuellen
Missbrauch). Weiteres Procedere je nach Kooperationsbereitschaft der Eltern (s.
 folgende Grafik)
 Teilnahme an Hilfeplangesprächen

Für das Team Sozialmedizin und Behindertenberatung sowie für das Team
Sozialpädiatrie und Jugendmedizin gelten folgende Abläufe:

Anhaltspunkte für Kindeswohlgefährdung

Eltern kooperativ gegenüber ASD/KSD:


Schweigepflichtentbindung für ASD/KSD Info
und ggf. Ärzten, Therapeuten, Kita oder
Schule an

Abwägung, ob Falls nein ASD


Eltern unkooperativ Gefährdung dadurch
gegenüber ASD/KSD, aber abgewendet werden bzw.
kooperativ bzgl. weiterer kann.
Diagnostik, Therapien und
Hilfsangeboten Kontrolle, ob zugesagte Falls nein KSD
Maßnahmen eingehalten
werden.

Eltern unkooperativ
gegenüber ASD/KSD und
Hilfsangeboten

 Vor einer möglichen Information des ASD/KSD - ohne Wissen oder gegen den
Willen der Eltern - ist eine interne Risikoabwägung im Sinne einer Fallberatung
 mit der Teamleitung oder den Kolleginnen von der Fachstelle Kinderschutz
durchzuführen. Das Ergebnis der Risikoabwägung ist schriftlich zu
dokumentieren.
 In unklaren Fällen besteht zur weiteren Risikoabwägung die Möglichkeit der
anonymisierten Fallberatung mit der jeweiligen Teamleitung des ASD /
Dienststellenleitung des KSD. Das Ergebnis der Risikoabwägung ist schriftlich zu
dokumentieren.

Kooperationsvereinbarung Region Hannover/Landeshauptstadt Hannover - ÖGD/ Stand September 2009 4

75
 Des Weiteren können zur Fallberatung nach Rücksprache mit einer Kollegin der
Fachstelle Kinderschutz oder der Teamleitung weitere medizinische Institutionen,
z.B. Rechtsmedizin, Kinderkliniken oder niedergelassene Kinder- und
Jugendärzte, hinzugezogen werden.
 Die Weitergabe der erhobenen Befunde an den ASD / KSD erfolgt in
telefonischer und schriftlicher Form.
 Die Eltern sind in der Regel über die Weitergabe der Befunde an den ASD / KSD
zu informieren.

Besondere Vorgehensweise bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch:


 Bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch wird zum Schutz des betroffenen Kindes
folgendermaßen vorgegangen:
s Ausführliche Dokumentation
s Kontaktaufnahme zur Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch von
Kindern und Jugendlichen der Region Hannover (Tel. 0511/616-22160)
oder ggf. anderen Beratungsstellen und Erörterung des weiteren
Vorgehens
s Bei konkreten Hinweisen auf sexuellen Missbrauch Information und
Rücksprache mit der Teamleitung über das weitere Procedere

Der Allgemeine bzw. Kommunale Soziale Dienst arbeitet im Rahmen des


Kinderschutzes auf der Grundlage interner Arbeitshilfen und Handlungsanweisungen
nach folgenden Grundsätzen:
 Jedem Hinweis auf eine mögliche Kindeswohlgefährdung wird unverzüglich
nachgegangen.
 Die Dienststellenleitung / Teamleitung ist einzubeziehen.
 Die zuständige Fachkraft schätzt das Gefährdungsrisiko durch (ggf. umgehende)
Kontaktaufnahme zu dem gefährdeten Kind und den (sorgeberechtigten) Eltern,
durch einen (ggf. umgehenden) Hausbesuch sowie durch die Beschaffung und
Auswertung weiterer Informationen zur Situation des Kindes (bzw. weiterer
Kinder in der Familie) ab.
 Insbesondere bei Säuglingen in der Familie werden Hausbesuche sichergestellt.
 Ggf. erfolgt die Einleitung sofortiger Schutzmaßnahmen (Inobhutnahme nach §
42 SGB VIII). Dabei können andere Dienste (Gesundheitshilfe, Polizei) beteiligt
werden.
 Im Rahmen einer Kollegialen Beratung/Fallerörterung findet eine Einschätzung
der Gefährdungssituation statt. Notwendige Handlungsschritte werden entwickelt
und geeignete Hilfen installiert.
 Im Rahmen der Hilfeplanung sind die bereits involvierten Dienste zu beteiligen.
 Der Soziale Dienst bestätigt den Eingang der Meldung sowie die Fallübernahme.
 Das Familiengericht wird eingeschaltet, wenn die Eltern zu einer Mitarbeit nicht
bereit sind.
 Es findet eine Dokumentation aller Handlungs-, Entscheidungs- bzw.
Interventionsschritte statt.

Bei Fallabgabe / Umzug einer Familie erfolgt immer eine Information an das neu
zuständige Jugendamt. Bis zur schriftlichen Mitteilung über die Übernahme durch das
Zuzugsjugendamt bleibt das abgebende Jugendamt fallzuständig.

Kooperationsvereinbarung Region Hannover/Landeshauptstadt Hannover - ÖGD/ Stand September 2009 5

76
Ablaufschema Jugendhilfe bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung

Eingang einer Mitteilung nach § 8a SGB VIII im Jugendamt (ASD/KSD) - Hinweise auf
Kindeswohlgefährdung

Gefährdungseinschätzung:
aufgrund der vorliegenden Infos
+
nach Kontaktaufnahme mit
Kind/Familie *
(i. d. R. Hausbesuch)

Bei konkreter Gefährdung Bei akuter Gefährdung


Bei konkreter Gefährdung und und
und fehlendre Kooperations- fehlender Kooperations-bereitschaft
Kooperationsbereitschaft bereitschaft der Eltern der Eltern
der Eltern und
erforderlicher, sofortiger
Herausnahme zum Schutz des Kindes

Erstellen eines Schutzplanes Anrufung des Inobhutnahme gem. § 42


+ Familiengerichtes gem.§ 8a SGB VIII, ggf.
Eigene Hilfsangebote gem. § SGB VIII
Einschalten der Polizei
27ff. SGB VIII
+
Bedarfsorientiert:
Richterliche
Hinzuziehung anderer Dienste Bei Widerspruch der Eltern
Entscheidung
gegen die Inobhutnahme
* Verdacht sexueller Missbrauch: Hinzuziehen von spezieller Fachkraft / ohne Einbeziehen der Eltern

4. Konkrete Kooperationsabsprachen

Einzelfallunabhängig:
 Die Kooperationspartner informieren sich gegenseitig über ihre Arbeitsfelder,
Aufgaben und Angebote.
 Die Kooperationspartner vereinbaren regelmäßige Treffen – mindestens alle 6
Monate –, um sich über die Bestandteile der Vernetzung abzustimmen, ihre
Erfahrungen in der gemeinsamen Arbeit sowie inhaltliche Schwerpunkte
auszutauschen und fallunabhängige Kooperationsgespräche zu führen. Diese
Treffen sollten auch im Sinne einer Qualitätssicherung für eine konzeptionelle
Weiterentwicklung, Überprüfung der Handlungsabläufe, etc. genutzt werden.
 Die Kooperationspartner stellen ein Kooperationsraster (Ablaufschema) auf.
 Die Kooperationspartner einigen sich auf gemeinsame Definitionen von
Indikatoren und Schwellenwerten.
 Die Kooperationspartner entwickeln eine geeignete Dokumentationsform. Diese
Dokumentationsform orientiert sich an der Rahmenvereinbarung zum
Schutzauftrag nach § 8a SGB VIII.
 Die Kooperationspartner sorgen für die Implementierung der Vereinbarung in den
eigenen Institutionen.

Kooperationsvereinbarung Region Hannover/Landeshauptstadt Hannover - ÖGD/ Stand September 2009 6

77
Einzelfallbezogen :
 Die Dienste der Sozialmedizin bzw. der Sozialpädiatrie werden in der
geeigneten und erforderlichen Form in das Gesamtverfahren (der Jugendhilfe)
einbezogen. Medizinische und entwicklungspsychologische Aspekte sollen
sowohl bei der Gefährdungseinschätzung als auch bei der Entwicklung von
Schutzkonzepten berücksichtigt werden.
 Das Melde- und Rückmeldesystem erfolgt analog der Anlage 2 der
„Rahmenvereinbarung zur Sicherstellung des Schutzauftrages nach § 8a SGB
VIII“
 Die Meldung eines Verdachtes auf Kindeswohlgefährdung erfolgt innerhalb von
24 Std. immer schriftlich per Fax. Hierzu wird der Meldebogen verwendet.
 Eine Vorabinformation per Telefon sollte nach Möglichkeit erfolgen.
 Der Soziale Dienst bestätigt den Eingang der Meldung sowie die Fallübernahme
unter Angabe der zuständigen Fachkraft (Name, Telefonnummer) schriftlich
(Empfangsbestätigung).
 Eine Rückmeldung über Art und Umfang der getroffenen Schutzmaßnahmen
sowie den Hilfeverlauf ist nur mit Einverständnis der Personensorgeberechtigten
möglich (Schweigepflichtsentbindung). Auf der Empfangsbestätigung wird –
wenn möglich - vermerkt, ob die Personensorgeberechtigten einer Rückmeldung
zustimmen.

Konfliktmanagement:
 Sind Konflikte zwischen den verschiedenen Diensten im persönlichen Gespräch
nicht lösbar, erfolgt eine Beschwerde in schriftlicher Form an die/den
unmittelbare/n Vorgesetzte/n.
 Es erfolgt ein klärendes Gespräch.
 Eine Liste der jeweiligen ASD-Team- bzw. KSD-Dienststellenleitungen sowie der
Teamleitungen Sozialpädiatrie / Jugendmedizin und Sozialmedizin / Behinderten-
beratung liegt bei.

5. Datenschutzbestimmungen

1. Umsetzung in der Jugendhilfe

Der Kommunale bzw. Allgemeine Sozialdienst nimmt zunächst jede Information auf eine
mögliche Kindeswohlgefährdung (so genannte „gewichtige Anhaltspunkte“) entgegen
und bearbeitet diese im Rahmen der bestehenden Arbeits- und Handlungsgrundlagen
weiter. Die rechtliche Grundlage dafür ergibt sich aus § 8a SGB VIII - Kinder- und
Jugendhilfe - zum Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung.

1.1. Dabei gelten folgende Grundsätze:

Datenschutz darf Kinderschutz nicht behindern. Kinderschutz braucht aber auch


Datenschutz, weil dadurch erst die Grundlage für das Entstehen von Hilfe und eine
Vertrauensbeziehung zu den betroffenen Familien (Eltern und Kinder) als deren
Voraussetzung möglich wird.
Datenschutz hat aber dort seine Grenzen, wo eine Kindeswohlgefährdung droht oder

Kooperationsvereinbarung Region Hannover/Landeshauptstadt Hannover - ÖGD/ Stand September 2009 7

78
bereits eingetreten ist und eine Zusammenarbeit mit den Eltern bei der
Gefährdungsabschätzung nicht (mehr) möglich ist (fehlende Mitwirkungsbereitschaft).

1.2. Im Einzelnen gelten die Bestimmungen der §§ 61 ff. Sozialgesetzbuch VIII –


Kinder- und Jugendhilfe:

Danach dürfen Sozialdaten nur erhoben werden, soweit ihre Kenntnis zur Erfüllung der
jeweiligen Aufgabe (hier: Schutzauftrag) erforderlich ist. Diese sind beim Betroffenen zu
erheben.

Eine Datenerhebung zur Erfüllung des Schutzauftrages ist auch ohne Mitwirkung des
Betroffenen möglich:
 wenn die Personensorgeberechtigten an der Risikoabschätzung bei
Anhaltspunkten für eine Kindeswohlgefährdung nicht mitwirken können oder
wollen;
 oder bei der Informationsgewinnung im Rahmen von Anhaltspunkten für
sexualisierte Gewalt, wenn zu befürchten ist, dass die Erhebung beim
Betroffenen den Zugang zur Hilfe ernsthaft gefährden würde.

Sozialdaten, die zum Zweck der Erfüllung des Schutzauftrages erhoben worden sind,
dürfen zu diesem Zweck auch übermittelt werden. Sie sind vor einer Übermittlung an
eine andere Fachkraft aber zu anonymisieren oder zu pseudonymisieren, soweit die
Aufgabenerfüllung dies zulässt.

1.3. Einschränkungen bei der Datenweitergabe ergeben sich:


 wenn durch die Übermittlung von Sozialdaten der Erfolg einer Leistung in Frage
gestellt wird; und
 im Rahmen des besonderen Vertrauensschutzes in der persönlichen und
erzieherischen Hilfe.

Es ist immer im Einzelfall anhand der konkret vorliegenden Situation zu entscheiden.

2. Umsetzung in der Sozialmedizin/Behindertenberatung/Sozialpädiatrie

2.1. Entbindung von der Schweigepflicht


Im Grundsatz einfach ist die Rechtslage zur Offenbarungsbefugnis, wenn die Patientin/
der Patient die behandelnde Ärztin/ den behandelnden Arzt von der Schweigepflicht
entbindet.
Im Einzelfall ist zu prüfen, ob stillschweigend von einer Einwilligung ausgegangen
werden kann.

2.2. Offenbarungsbefugnis
Eine Offenbarungsbefugnis besteht auch, wenn Interessen zu schützen sind, die weit
höher wiegen als die Schweigepflicht. Hier erlaubt § 34 Strafgesetzbuch (StGB) im
Rahmen eines „rechtfertigenden Notstands“ den Bruch der Schweigepflicht. Danach ist
eine Weitergabe von Informationen auch ohne Einwilligung der Betroffenen nicht
rechtswidrig, wenn die Gefahr für Gesundheit und Leben des Kindes so groß ist, dass
eine Abwendung dieser Gefahr schwerer wiegt, als die Einhaltung der Schweigepflicht.

Kooperationsvereinbarung Region Hannover/Landeshauptstadt Hannover - ÖGD/ Stand September 2009 8

79
Diese Rechtsnorm erlaubt es, andere zu unterrichten, verpflichtet aber nicht dazu.
Durch den Angemessenheitsvorbehalt wird die Offenbarungsbefugnis allerdings
eingeschränkt. Ist die behandelte Person in der Lage, die notwendigen Maßnahmen
selbst zu veranlassen, muss die Ärztin/ der Arzt vorher auf sie einwirken, dieses von
sich aus zu tun. Davon kann nur abgesehen werden, wenn das Einwirken nicht von
vornherein aussichtslos ist.

2.3. Ärztliche Schweigepflicht im Kontext von § 34 StGB

Eine Weitergabe von Informationen sollte grundsätzlich mit Wissen der Betroffenen
stattfinden, auch wenn dies gegen ihren Willen geschieht.

Dabei sind folgende Punkte zu berücksichtigen:


 es liegt eine Gefährdung vor
 eigene Mittel zur Abwendung sind nicht ausreichend
 das Werben für andere Hilfen ist erfolglos
 die Weitergabe der Informationen ist zur Abwendung erforderlich
 es hat eine Konsultation anderer Kolleginnen und Kollegen (ggf. auch aus
anderen Disziplinen) stattgefunden
 der Vorgang inkl. der Entscheidungswege ist dokumentiert.

Die Teams Sozialpädiatrie und Jugendmedizin sowie Sozialmedizin und


Behindertenberatung haben die Möglichkeit, sich beim Institut für Rechtsmedizin der MHH
hinsichtlich der Diagnostik bei Verdacht auf Kindesmisshandlung und Sexuellen
Kindesmissbrauch durch telefonische Beratung oder online konsiliarische Unterstützung
einzuholen

Kooperationsvereinbarung Region Hannover/Landeshauptstadt Hannover - ÖGD/ Stand September 2009 9

80
Anlage 8: Kooperationsvereinbarung FD Jugend der Stadt Lehrte und
Sozialpsychiatrischer Dienst (SpDi) der Region Hannover auf der Grundlage der

Leitlinien der Zusammenarbeit zwischen dem Kommunalen Sozialdienst der Stadt Hannover,
dem Allgemeinen Sozialen Dienst der Region Hannover und dem sozialpsychiatrischen Dienst
der Region Hannover

Präambel:

Ziel dieser Leitlinien ist es, in entsprechenden Einzelfällen gemeinsam, d. h. in Kooperation


zwischen dem Allgemeinen Sozialen Dienst / Kommunalen Sozialdienst (ASD / KSD) und
des zuständigen sozialpsychiatrischen Dienstes (SpDi), eine Hilfe zu erarbeiten, die die
Situation der ganzen Familie - Eltern und Kinder bzw. Jugendlichen - berücksichtigt, wobei
der Schutz der betroffenen Kinder und Jugendlichen dabei im Mittelpunkt stehen soll.

Es muss grundsätzlich eine frühzeitige Kooperation erfolgen. Ziel ist es dabei, in einen
persönlichen Austausch zu kommen - und sich gegenseitig zum Sachstand und über den
weiteren Verlauf zu informieren. Dabei sind die entsprechenden datenschutzrechtlichen
Regelungen einzuhalten.1

1. In Situationen mit zeitnahem oder sofortigem Handlungsbedarf (d. h. bei einer


2
drohenden bzw. vorliegenden Gefährdungssituation für Kinder bzw. Jugendliche;
ggf. mit Einweisung der Eltern)
a. Bei Eingang einer Information über eine mögliche oder drohende
Kindeswohlgefährdung im ASD / KSD oder im SpDi erfolgt i. d. R. - innerhalb einer
Woche / in Akutsituationen sofort - ein gemeinsamer Hausbesuch. Ggf. erfolgt eine

1
Für die Jugendhilfe gelten die Regelungen nach dem SGB VIII; für den SpDi die ‚Regelung der Schweigepflicht im
Sozialpsychiatrischen Dienst der Region Hannover’. Es wird empfohlen, eine entsprechende Schweigepflichtentbindung mit
den Eltern für die weitere Kooperation aufzunehmen. In Einzelfällen entscheidet 50.10 / Leitung des SpDi über die
Weitergabe entsprechender Informationen an den ASD / KSD. In Akutsituationen ist eine Abwägung zur Datenweitergabe
auf der Grundlage von § 34 StGB vorzunehmen.

2
Definition „Gefährdungssituation“:
Es liegen Hinweise auf gravierende Betreuungs- und Versorgungsmängel, Vernachlässigungen und / oder Misshandlungen
vor, die in einem Zusammenhang mit dem psychisch erkrankten Elternteil bzw. den Eltern gesehen werden. Um die weitere
Entwicklung der Kinder besser einschätzen zu können, ist eine Einschätzung der Situation der Eltern notwendig.
Siehe Anlage: Indikatoren bzw. „gewichtige Anhaltspunkte“ für eine Kindeswohlgefährdung nach § 8a SGB VIII.
81
Klärung der Situation der Eltern durch den SpDi alleine bzw. eine Klärung der
Situation des Kindes durch den ASD / KSD alleine. Die beiden Dienste sprechen diese
Termine untereinander ab.

b. Die Fallverantwortung für den Schutz des Kindes liegt beim ASD / KSD. Die
Fallverantwortung für die psychiatrische Versorgung der Eltern liegt beim SpDi.

c. Der SpDi gibt eine Einschätzung zur aktuellen psychischen Situation der Eltern und
den daraus resultierenden Gefährdungsrisiken für die Kinder bzw. Jugendlichen ab.
Soweit diese Einschätzung schriftlich erfolgt, wird der Vordruck „Mitteilungsbogen“
verwendet. Der ASD / KSD bestätigt den Empfang schriftlich (Vordruck
„Empfangsbestätigung“)

d. Wenn im Vorfeld ein Konsens beider Dienste über den Gefährdungsgrad und die
weiteren Schritte besteht, ist eine Teilnahme des SpDi an den Beratungsgesprächen
im ASD / KSD nicht zwingend erforderlich.

e. Die Gefährdungseinschätzung sowie die weiteren Schritte werden im Rahmen einer


Kollegialen Beratung des KSD bzw. einer Fachkonferenz des ASD bzw. eines
Hilfeplangesprächs gemeinsam beraten. Dies gilt insbesondere, wenn es zu
unterschiedliche Einschätzungen bzw. Sichtweisen beider Dienste zum
Gefährdungsrisiko des Kindes bzw. des Jugendlichen kommt.

f. Die Einschätzung erfolgt in jedem Fall schriftlich, wenn dies für den ASD / KSD
erforderlich ist, um Schutzmaßnahmen wie z.B. eine Inobhutnahme bzw. Maßnahmen
im Rahmen eines familien- bzw. vormundschaftsgerichtlichen Verfahrens einzuleiten.
(s. auch Punkt 1. c)

g. Es wird ein verbindlicher Schutzplan zur Abwendung bzw. Beendigung einer


Kindeswohlgefährdung unter Beteiligung des SpDi erstellt. Dieser Schutzplan ist
zeitlich befristet und beinhaltet die konkreten Schutzmaßnahmen sowie ein
Kontrollsystem. Er fließt bei einer möglichen Hilfe zur Erziehung (HzE) in die
Hilfeplanung ein.

h. Es erfolgt eine gegenseitige Information, wenn Vereinbarungen aus dem Schutzplan


nicht eingehalten werden oder sich Veränderungen ergeben, die sich auf die
Versorgung der Kinder auswirken können z. B. wenn Medikamente abgesetzt werden,
kein Kontakt mehr zum SpDi bzw. ASD / KSD besteht oder wenn keine HzE
eingerichtet bzw. diese verändert oder eingestellt wird. Inhalte der medizinischen
Diagnose werden nicht weitergegeben bzw. bedürfen einer Entbindung von der
Schweigepflicht.

i. Wenn in Einzelfällen kein Einvernehmen zwischen ASD / KSD und SpDi herstellbar
ist, sollte jedoch für die Beteiligten deutlich werden, wie die jeweilige Einschätzung /
Entscheidung zustande gekommen ist (Herstellen einer „relativen Akzeptanz“ im
Rahmen eines fachlichen Austausches).

82
2. Der ASD / KSD benötigt eine Beratung zur Einschätzung der psychosozialen
Situation der Eltern

a. Wenn der KSD / ASD im Einzelfall eine Einschätzung zur Situation der Eltern bzw.
eines Elternteils benötigt, erfolgt eine - anonymisierte - Beratung mit einer Fachkraft
des SpDi. Es wird die Teilnahme an einer Kollegialen Beratung im KSD bzw. an der
Fachkonferenz im ASD empfohlen.

b. Wenn sich daraus ein Handlungsbedarf (im Sinne eines zeitnahen oder sofortigen
Handlungsbedarfs) ergibt, wird nach Punkt 1 weiter verfahren.

c. Besteht ein Unterstützungsbedarf für die Eltern, motiviert der ASD / KSD die Eltern zur
Kontaktaufnahme zum SpDi und stellt diesen Kontakt nach Absprache mit diesem her.

d. Wenn zwischen dem ASD / KSD und dem SpDi eine Aufhebung der Anonymität für
notwendig gehalten wird, ist dafür das Einverständnis der Betroffenen einzuholen -
oder ggf. ein gemeinsamer Hausbesuch durchzuführen.

3. Der SpDi benötigt eine Beratung zur Einschätzung des Unterstützungs- bzw.
Förderbedarfs von Kindern bzw. Jugendlichen

a. Wenn der SpDi einen Beratungsbedarf zur Situation des Kindes bzw. des
Jugendlichen hat, besteht die Möglichkeit einer - anonymisierten - Beratung mit der
zuständigen Dienststellenleitung im KSD bzw. der Teamleitung im ASD zum weiteren
Vorgehen.

b. Besteht ein Unterstützungsbedarf für das Kind bzw. den Jugendlichen, motiviert der
SpDi die Eltern zur Kontaktaufnahme zum ASD / KSD bzw. zur Annahme von Hilfen
des Jugendamtes.

- Sind die Eltern zur Hilfeannahme bereit, lädt der SpDi i. d. R. zu einem
gemeinsamen Gespräch ein bzw. stellt den Kontakt her (z.B. unter Verwendung
des Vordruckes „Anfrage Beratungsbedarf“).

- Sind die Eltern nicht bereit Hilfen anzunehmen, prüft der SpDi, inwieweit
dadurch Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung vorliegen.
Fehlen die Voraussetzungen für eine Handeln nach Punkt 1, entscheidet der
SpDi über das weitere Vorgehen ohne Beteiligung des ASD / KSD.

Grundsätzlich können der ASD / KSD und der SpDi die Sozialpsychiatrische Beratungsstelle
für Kinder und Jugendliche zur Beratung bzw. Klärung hinzuziehen.

83
4. Fallunabhängige Zusammenarbeit

a. Die beiden Dienste tauschen sich auf Sektorenebene regelmäßig über aktuelle
Entwicklungen und Angebote sowie zur retrospektiven Klärung von Einzelfällen aus.
Diese Treffen finden zwei Mal jährlich statt. Die Organisation dieser Treffen erfolgt
rotierend, beginnend mit dem SpDi.

b. Die Vereinbarungen über die Zusammenarbeit sowie deren Umsetzung werden von
der „AG Leitlinien SpDi – ASD/KSD“ begleitet. Die AG tagt ein Mal pro Jahr mit dem
Ziel der Überprüfung und ggf. der Weiterentwicklung der Leitlinien. Das
Koordinierungszentrum Kinderschutz bzw. dessen Nachfolgestelle organisiert dieses
Treffen.

5. Inkrafttreten

Die Leitlinien treten am 5.9.2011 in Kraft

_________________________
gez. FB Jugend / Region Hannover

_____________________________
gez. FB Jugend u. Familie / Landeshauptstadt Hannover

_____________________________
gez. FB Soziales / Team Sozialpsychiatrischer Dienst

Anlagen

 Ablaufschema
 Anfrage an das Jugendamt bei Beratungs- / Unterstützungsbedarf
 Mitteilungsbogen zur Dokumentation einer möglichen Kindeswohlgefährdung
 Empfangsbestätigung der Jugendhilfe
 Indikatorenliste für „gewichtige Anhaltspunkte“ bei KWG : siehe Seite 11 dieser Standards

84
Ablaufschema: Leitlinien für eine Zusammenarbeit zwischen dem ASD/KSD und dem SpDi
der Region Hannover

1. Akutsituation bei einer vorliegenden


Gefährdungssituation für Kinder
(Infoeingang im ASD/KSD oder SpDi)

2. ASD/KSD hat Beratungsbedarf Zur Klärung der Eltern-Situation HB auch


zur Einschätzung der nur durch SpDi möglich
psychosozialen Situation der Eltern Zur Klärung der Kind-Situation auch HB
nur durch ASD/KSD möglich

Gemeinsamer
Hausbesuch (HB) zur
Kindeswohlgefährdung
Risikoabschätzung
(je nach Gefährdungsgrad
sofort oder binnen einer
Woche)
o Gemeinsame anonyme
Fallberatung und/oder 2
SpDi gibt eine (schriftliche * )
Teilnahme an der Einschätzung zur aktuellen
Fachkonferenz / Kollegialen psych. Situation und den daraus
resultierenden möglichen
Beratung Gefährdungen für das Kind ab
o Anonymisierte Beratung mit *
1

Team-/Dienststellenleitung

(deutlicher) Kollegiale Beratung /


Unterstützungsbedarf Fachkonferenz oder
Hilfekonferenz im
ASD/KSD-Team unter
Beteiligung des SpDi

ASD/KSD u. SpDi erstellen


Information einen gemeinsamen,
der Eltern verbindlichen Schutzplan

Gegenseitige
Information über
Veränderungen in der
3. SPDi benötigt Beratung zur Familie oder in den
Einschätzung des Absprachen *1
Unterstützungs- / Förderbedarf
von Kindern

Abstimmung zum 1
* :im Rahmen der datenschutzrechtlichen
weiteren Vorgehen mit Bestimmungen
2
Fachkraft im * :zur Verwendung in familiengerichtl.
ASD/KSD Verfahren
85
Anfrage an das Jugendamt bei Beratungs- / Unterstützungsbedarf

Institution
Name, Vorname

Telefon

SpDi - Beratungsstelle

Betroffenes Kind
Name, Vorname: Geb.:

PLZ, Wohnort: Tel.:

Angaben zu den Eltern


Name, Vorname

Adresse (wenn
abweichend)
Telefon

Die Eltern von bitten um ein Beratungsgespräch mit einer Fachkraft des
ASD/KSD

Der Beratungs-/Unterstützungsbedarf bezieht sich auf:

allgemeine Beratung Betreuung des Kindes

Erziehungsprobleme Entlastung im Alltag

Partnerschaftliche Probleme Probleme in Kita, Schule

Umgang mit dem Kind Sonstiges

86
Weitere Informationen:

Datum / Unterschrift:

87
Mitteilungsbogen zur Dokumentation einer möglichen Kindeswohlgefährdung

Institution
SpDi – Beratungsstelle

Telefon
Name, Vorname

Personalien:

Betroffenes Kind
Name: Vorname:

Geb. in
Wohnort: PLZ:
Straße: Hausnummer:
Tel.: E-Mail:

Kindesmutter sorgeberechtigt: ja nein


Name: Vorname:

Geb. in
Wohnort: PLZ:
Straße: Hausnummer:
Tel.: E-Mail:

Kindesvater sorgeberechtigt: ja nein


Name: Vorname:

Geb. in

88
Wohnort: PLZ:
Straße: Hausnummer:
Tel.: E-Mail:

ggf. sonstige Betreuungs- / Erziehungsperson


Name: Vorname:

Geb. in
Wohnort: PLZ:
Straße: Hausnummer:
Tel.: E-Mail:

Geschwisterkinder
Name: geb.
Name: geb.
Name: geb.
Sachverhalt:

Beobachtete gewichtige Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung:

89
Wurde mit dem / den
ja nein
Sorgeberechtigten über die Datum:
Beobachtungen gesprochen?
Wurde ein Hausbesuch ja nein
Datum:
durchgeführt?
Mit wem wurde gesprochen?

90
Beobachtungen / Anmerkungen / Ergebnis des Gesprächs:

Wurde das Kind / der Jugendliche ja nein


Datum:
beteiligt?
Ergebnis der Beteiligung?

Wurde Kontakt zu weiteren Fachkräften /


ja nein
Ärzten aufgenommen?

1.

Wenn ja,
2.
zu wem?

3.

Ergebnis der Beratung / Risikoeinschätzung:

91
An Maßnahmen wurden bislang eingeleitet:

Ort / Datum Unterschrift / Stempel

92
Empfangsbestätigung der Jugendhilfe

An:

Institution / Praxis / Berufsbezeichnung:

Ansprechpartner/in:
Ort: PLZ:
Straße: Hausnummer:
Fax:

über den Erhalt der Mitteilung nach § 8a SGB VIII – Verdacht einer Kindeswohlgefährdung – betreffend:

Name:

geb. am

wohnhaft:

Ihr Schriftstück vom habe ich heute erhalten und bestätige dieses durch die nachstehende eigenhändige
Unterschrift.

Name der zuständigen Fachkraft:

Telefonnummer:

Ort, Datum

Unterschrift, Stempel

93
Weitere Kooperationsempfehlungen zur Zusammenarbeit im Kinderschutz :

- Leitlinien für die Zusammenarbeit zwischen den (kinder-) ärztlichen


Praxen und der Jugendhilfe (Stand März 2010)
- Leitlinien für die freiberuflichen Hebammen und die Jugendhilfe (Stand
Juli 2010)
- Verfahren Kindeswohlgefährdung für Kindertagespflegepersonen (Stand
20.09.2011)

Die ausführlichen Materialien sind zu finden unter : www.kinderschutz-hannover.de

94
Anlage 9: Kooperationsvereinbarung zwischen der Drogenberatung Lehrte e. V.
und dem Fachdienst Jugend der Stadt Lehrte

Stadt Lehrte 08.03.2013


Fachdienst Jugend und Soziales 3.2
Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD)

Kooperationsvereinbarung zwischen der Drogenberatung Lehrte e.V. (Drobel),


Bahnhofstr. 12, 31275 Lehrte und dem ASD des Fachdienstes Jugend der Stadt Lehrte,
Gartenstr. 5, 31275 Lehrte, im Kontext der Unterstützung von Kindern suchtbelasteter
Familien sowie der Sicherung des Kindeswohls

In den vergangenen Jahren erfolgte in verschiedenen Einzelfällen eine Zusammenarbeit


zwischen den Fachkräften der Drobel und dem ASD vorrangig im Kontext einiger Familien,
bei denen Eltern substituiert wurden und für deren Kinder sich die Frage stellte, ob das
Kindeswohl ausreichend sichergestellt war. Es ist deutlich geworden, dass im Umgang mit
dem Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung (KWG) eine einheitliche Haltung in der
Vorgehensweise sowohl bei den MitarbeiterInnen der Drobel als auch beim ASD
unabdingbar ist. Auch hinsichtlich anderer Themen wie z.B. der Drogentestung (Stichwort
Haaranalysen) oder den Auswirkungen des Gebrauchs illegaler Drogen erfolgte in
Einzelfällen ein Austausch zwischen den Beteiligten.
Insofern entwickelte sich der Wunsch, eine Kooperationsvereinbarung zu entwickeln, die sich
auf die wichtigsten und notwendigsten Themen beschränkt.

Das am 1.1.2012 in Kraft getretene neue Bundeskinderschutzgesetz in § 4 des Gesetzes zur


Kooperation und Information im Kinderschutz (KKG) bietet nunmehr den rechtlichen Rahmen
für die Kooperation zwischen Drobel und ASD, so dass die Beteiligten in einer AG im Herbst
2012 die Grundsätze für die Zusammenarbeit abgestimmt haben.

Ausgangssituation:

• Für die Drobel sind gegenwärtig mit Frau Kruse, Frau Ossenberg und Herrn Tschirner
drei hauptamtliche Fachkräfte tätig, es finden wöchentliche Teambesprechungen statt.
Die MitarbeiterInnen der Drobel kooperieren derzeit mit verschiedenen Arztpraxen, u.a. mit
Dr. Forst (Sehnde),Dr. Budac (Lehrte) und Dr. Sander (Hannover). In der psychosozialen
Beratung wird bei Klienten mit Kindern von der Drobel gegenüber den Ärzten eine
Schweigepflichtsentbindung eingeholt. Psychosoziale Beratung für Klienten mit Kindern,
deren Wohnsitz sich nicht in Lehrte befindet, wird durch die Drobel nicht geleistet.
• Wenn Beikonsum von substituierten Klienten festgestellt wird bzw. der entsprechende
Verdacht besteht, ist für den Umgang mit dieser Thematik der behandelnde Arzt zuständig.
• Es wird festgehalten, dass bei Substituierten im Kontext zu KWG Urinkontrollen der
Elternteile bzw. während einer Schwangerschaft grundsätzlich unter Sichtkontakt
95
durchgeführt werden sollten. Dies ist z.B. bei der Ärztin Birgit Reinhold-Dünow, Werder Str.
28, 31224 Peine, Telef.: 05171/297115, möglich.
• Die MitarbeiterInnen der Drobel sind u.a. für die Entgiftungs- und Therapievermittlung,
Einzelgespräche und Krisenintervention, Intervention bei Straffälligkeit, Behördenbegleitung
und die Angehörigenberatung zuständig, darüber hinaus leistet die Drobel verschiedene
offene (Gruppen)- Angebote und kooperiert mit anderen Trägern und Institutionen.
• Wesentliche Diskussionspunkte in der Zusammenarbeit zwischen der Drobel und dem
ASD bildeten in der Vergangenheit die Themen Datenschutz und Schweigepflicht, wenn es
sich um Einzelfälle noch in der Abklärung befindlicher KWG handelte. Die MitarbeiterInnen
der Drobel finden es diesbezüglich schwer vertretbar, Informationen von Klienten ohne
Schweigepflichtsentbindung an den ASD weiter zu geben, da sie die vorhandene
Vertrauensbasis zu ihrem Klientel nicht aufs Spiel setzen möchten.
• Im ASD des Fachdienstes Jugend sind derzeit 6 Fachkräfte im Rahmen der
Bezirkssozialarbeit tätig, der ASD hat die Drobel über seine grundsätzlichen Aufgaben,
Tätigkeiten und Präventionsprojekte informiert und eine Liste, welche MitarbeiterInnen für
welche Bezirke zuständig sind, mit den entsprechenden Telefonnummern und E-
Mailadressen übergeben. Diese wird bei Bedarf aktualisiert. Im Hinblick auf den
Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung hat der ASD der Drobel eine Indikatorenliste für
gewichtige Anhaltspunkte von Kindeswohlgefährdung zur Verfügung gestellt. Die
MitarbeiterInnen des ASD sind nach § 8a SGB VIII grundsätzlich verpflichtet,
Erziehungsberechtigten zur Abwendung einer Kindeswohlgefährdung eine Hilfe anzubieten
und zu gewähren, sofern sie diese für geeignet und notwendig halten.
• Der ASD weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass er sich vorbehält, bei
Bedarf MitarbeiterInnen der Drobel im Einzelfall im KWG-Kontext durch das Familiengericht
Lehrte zum gerichtlichen Anhörungstermin laden zu lassen.
• Die MitarbeiterInnen des ASD suchen nach entsprechender Mitteilung den
sogenannten Standort „Öttinger Wiese“ (befindet sich hinter dem Gebäude Gartenstr.)
unmittelbar auf, wenn sich dort im Umfeld des Drobel-Klientels Minderjährige aufhalten, da
deren Aufenthalt als potentielle KWG gewertet wird. Dort werden Erziehungsberechtigte und
Minderjährige direkt angesprochen und aufgefordert, den Ort zu verlassen.
• Es herrscht zwischen den Beteiligten Einigkeit darüber, in regelmäßigen größeren
zeitlichen Abständen eine Reflexion zur Gestaltung der Zusammenarbeit vorzunehmen.

Vereinbarungen :

• a) Die MitarbeiterInnen der Drobel erklären sich bereit, den ASD-Fachkräften für
allgemeine Fragen zu illegalen Drogen und deren Konsum sowie zur Substitution und deren
Auswirkungen zur Verfügung zu stehen.
• b) Bei Kontaktaufnahme des ASD zu den substituierenden Ärzten im Rahmen von
Netzwerkarbeit möchte die Drobel beteiligt werden und ggfs. anwesend sein.
• c) Es herrscht grundsätzlich Einigkeit darüber, dass es das vorrangige Ziel sein soll,
zum Umgang sowohl mit potentieller Kindeswohlgefährdung als auch bei vorliegendem
Unterstützungsbedarf einer Familie gemeinsame Gespräche zu einer Zeit an einem Ort mit
96
Klienten, den jeweiligen MitarbeiterInnen der Drobel und des ASD zu führen, um
Transparenz herzustellen. Dies schließt Erstgespräche zu einem möglichen erzieherischen
Hilfebedarf ein.
• d) Die MitarbeiterInnen der Drobel erklären sich bereit, an Hilfeplangesprächen im
Sinne der §§ 27 ff SGB VIII teilzunehmen, wenn die Klienten dem zustimmen.
• e) In der Beratung von Schwangeren durch die Drobel sollen diese auf die
Präventionsprojekte der Stadt Lehrte (z.B. Familienhebammenprojekt,
Hebammensprechstunde) und auf die möglichen ambulanten erzieherischen Hilfen des ASD
(z.B. SPFH) hingewiesen werden. Die Fachkräfte der Drobel sollten ihr Klientel in diesem
Zusammenhang motivieren, frühzeitig Kontakt zum Fachdienst Jugend aufzunehmen.
• f) Sofern die Fachkräfte der Drobel im Zusammenhang mit stationären Therapien ihres
Klientels eine Hilfe zur Erziehung für das betreffende Kind bzw. den Jugendlichen in
Erwägung ziehen, wünscht sich der ASD eine frühzeitige Einbindung in die Planung.
• g) Grundsätzlich befugt das zum 01.01.2013 in Kraft getretene neue
Bundeskinderschutzgesetz die Fachkräfte der Drobel, den ASD mit den entsprechenden
Familiendaten zu unterrichten, um die Gefährdung eines Kindes oder eines Jugendlichen
abzuwenden, wenn dies auf andere Weise nicht möglich ist.
Der ASD stellt der Drobel dafür einen Mitteilungsbogen zur Verfügung, der per Fax zur
Anwendung kommen sollte. Für den Fall, dass sich MitarbeiterInnen der Drobel (z.B. im Fall
hochgradiger akuter Kindeswohlgefährdung) für eine derartige Vorgehensweise entscheiden,
herrscht zwischen der Drobel und dem ASD Einigkeit darüber, dass diese Daten nicht in
anonymisierter Form übersandt werden. Der ASD gibt im Anschluss eine unmittelbare
Rückmeldung an die Drobel, dass die KWG-Meldung eingetroffen ist und welche
(unmittelbare) Handlung vom ASD erfolgt.
• h) Nach dem Bundeskinderschutzgesetz (hier insbesondere § 4 KKG Abs. 1-3) sollen
die MitarbeiterInnen der Drobel mit Kindern bzw. Jugendlichen und deren Eltern die Situation
erörtern, wenn ihnen gewichtige Anhaltspunkte für eine KWG bekannt sind und auf die
Inanspruchnahme von Hilfen hinwirken, wenn der Schutz der Kinder bzw. Jugendlichen
dadurch nicht in Frage gestellt wird.
Gegenüber dem Fachdienst Jugend hat die Drobel zur Einschätzung einer KWG einen
Anspruch auf Beratung durch eine insoweit erfahrene Fachkraft. Der ASD des Jugendamts
Lehrte hat sich dafür entschieden, diese Beratung nicht in Eigenverantwortung
durchzuführen, um einen Rollenkonflikt zu vermeiden, sondern in einer zum 15.3.2013 in
Kraft tretenden schriftlich fixierten Vereinbarung geklärt, dass der Beratungsanspruch der
Drobel durch den Jugendhilfeträger EFES aus Hildesheim erfüllt wird.
Die MitarbeiterInnen der Drobel werden im Laufe des Monats März 2013 durch das
Jugendamt Lehrte in einem gesonderten Schreiben zu diesem Prozedere im Detail
unterrichtet.

Lehrte, den 5.6.2013


Baildon Tschirner
Fachdienst Jugend Stadt Lehrte Drobel

97
Anlage 10: Schutzvereinbarung zur Sicherstellung des Kindeswohls

Schutzvereinbarung zur Sicherstellung des Kindeswohls vom

Kinder: geb. am
geb. am
geb. am

Sorgeberechtigte Eltern:
wohnhaft , 31275 Lehrte

1. Welche konkrete Situation/Gefährdung besteht für das Kind, die eine


Schutzvereinbarung notwendig machen?

2. Welche konkreten Absprachen werden zur Abwendung einer Gefährdung mit den
Sorgeberechtigten getroffen?

3. Wie kann überprüft werden, ob sich die Sorgeberechtigten an die Absprachen


halten?
Die Eltern erklären sich bereit, mit bzw. deren Vertretung zusammenzuarbeiten und
Kontrollen zur Überprüfung der Absprachen zuzulassen. Die Eltern werden unangemeldete
Hausbesuche zur Überprüfung zulassen.

Zwischen SPFH und dem Fachdienst Jugend erfolgt ein regelmäßiger Austausch zur
aktuellen Situation in der Familie.

4. Was passiert, wenn sich die Sorgeberechtigten nicht an die Vereinbarung halten?
Sollten sich die Eltern nicht an die oben genannten Absprachen halten, ist die Versorgung
und Sicherheit der Kinder im Haushalt der Eltern nicht ausreichend sichergestellt. Der FD
Jugend würde sich dann zur Klärung der familiären Situation und weiteren Vorgehensweise
an das Familiengericht wenden und eine Anhörung gem. § 8a SGB VIII beantragen.

98
Die Eltern sind darüber aufgeklärt worden, dass bei einer Gefährdung des Wohls von ……
durch einen Elternteil oder beide der FD Jugend unverzüglich Maßnahmen zum Schutz des
betroffenen Kindes einleiten wird. Dieses kann bedeuten, dass das betroffene Kind in Obhut
genommen werden könnte.

Die Eltern können sich jederzeit an die MitarbeiterInnen des Jugendamtes oder an die SPFH
wenden, wenn sie Fragen haben oder Unterstützung benötigen.
Zuständige Sozialarbeiterin ist Frau (Tel. 505-), Vertretung Herr (Tel. 505-).

Wann findet eine Überprüfung der Schutzvereinbarung statt?


Die Schutzvereinbarung wird am ….. auf ihre Einhaltung überprüft.

Lehrte, den

__________________________ _________________________
Frau Herr

__________________________ _________________________
Frau (Hebamme) Herr (SPFH)

__________________________
Frau (Fachdienst Jugend, Stadt Lehrte)

99
Anlage 11: Antrag/Anregung an das Familiengericht

!!brief!

Amtsgericht Lehrte
- Familiengericht -
-
Schlesische Str. 1
31275 Lehrte

51/434-39

16.04.2018

Anregung gem. § 8a SGB VIII oder


Antrag auf Entzug der elterlichen Sorge gem. § 1666 BGB

Kinder: , geb. am
Wohnhaft/ derzeitiger Aufenthalt: , 31275 Lehrte

Kindesmutter: , geb. am
Wohnhaft: , 31275 Lehrte

Kindesvater: , geb. am
Wohnhaft: , 31275 Lehrte

Sorgerecht:

Hiermit wird angeregt, gem. § 8a, Abs. 3 SGB VIII möglichst umgehend eine
familiengerichtliche Anhörung - zur Erörterung (Zweck)
100
- unter Beteiligung von … anzuberaumen. Des Weiteren ist
im Einzelfall zu prüfen, ob im Rahmen eines §1666 BGB Verfahrens auch ein Verfahren zur
Regelung der Umgangskontakte anzuregen ist.

Hiermit wird beantragt, den Sorgeberechtigten gem. § 1666 BGB die Personensorge, das
Aufenthaltsbestimmungsrecht, die Gesundheitssorge, die Vermögenssorge, das Recht auf
Einleitung von Hilfen zur Erziehung im Sinne des SGB VIII zu entziehen.
Alternativ wird beantragt …

Diesem Antrag sind als Kopie beigefügt.

 Zur Vorgeschichte (familiärer Hintergrund/ bisherige Betreuung):

 aktuelle Situation des Kindes/der Kinder/Familie:

 Begründung und Perspektive:

Es wird angeregt, möglichst umgehend eine familiengerichtliche Anhörung anzuberaumen


und hierzu Fr. / Hr. ….. einzuladen (Ladungsadressen).

Eine Kopie dieses Antrags geht parallel an

Im Auftrage

Anlagen

101
Aspekte

Anlass des Antrages ist die Inobhutnahme des Kindes …. Am …. , der die Sorgeberechtigten
am…. widersprachen.

Der Unterzeichner/die Unterzeichnerin behält sich vor, während der familiengerichtlichen


Anhörung einen Antrag gem. § 1666 BGB zu stellen, wonach den Kindeseltern Teile des
Sorgerechts (Aufenthaltsbestimmungsrecht, Gesundheitssorge, Vermögenssorge, Recht auf
Einleitung von Hilfen gem. SGB VIII, etc.) zu entziehen sind.

Diesem Antrag sind Hilfeplan, Schutzvereinbarung, Inobhutnahmebescheid, Arzt/Kitabericht


,… als Kopie beigefügt.

Auszug aus dem Beschluss OLG Celle vom 18.10.2006


„ Gemäß § 1666 Abs. 1 S. 1 BGB hat das Familiengericht, wenn das körperliche, geistige
oder seelische Wohl des Kindes durch missbräuchliche Ausübung der elterlichen Sorge,
durch Vernachlässigung des Kindes, durch unverschuldetes Versagen der Eltern oder durch
das Verhalten eines Dritten gefährdet ist, die zur Abwendung der Gefahr erforderlichen
Maßnahmen zu treffen, wenn die Eltern nicht gewillt sind, diese Gefahr abzuwenden. Eine
Gefährdung des Kindeswohls liegt vor, wenn eine gegenwärtig bestehende oder zumindest
nahe bevorstehende Gefahr für seine Entwicklung so ernst zu nehmen ist, dass bei weiterer
unbeeinflusster Entwicklung der Eintritt eines Schadens mit ziemlicher Sicherheit zu erwarten
ist.“

Antragserwiderungen an das OLG Celle sind grundsätzlich mit der Teamleitung


abzusprechen.

102
Anlage 12: Inobhutnahme gem. §42 SGB VIII

!!brief!

Herrn/Frau

16.04.2018

Inobhutnahme Ihres Kindes/ Ihres Mündels gemäß § 42 des


Sozialgesetzbuches - Achtes Buch - Kinder und Jugendhilfe - (SGB VIII)

Sehr geehrte Frau _________________________________________


(Name, Vorname)

Sehr geehrter Herr _________________________________________


(Name, Vorname)

Ihr Kind / Ihr Mündel _____________________________________ habe ich


am _ _ . _ _ . _ _ _ _ gegen _________ Uhr in Obhut genommen.

Die Inobhutnahme Ihres Kindes/ Ihres Mündel erfolgte

[ ] gemäß § 42 Abs. 1 Satz 1, Nr. 1 SGB VIII, wonach das Jugendamt zur Inobhutnahme
eines Kindes oder Jugendlichen berechtigt und verpflichtet ist, wenn ein Kind oder der
Jugendliche darum bittet.
Begründung:
__________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________
______________________________________________

103
[ ] gemäß § 42 Abs. 1 Satz 1, Nr. 2 SGB VIII, wonach das Jugendamt zur Inobhutnahme
eines Kindes oder Jugendlichen berechtigt und verpflichtet ist, wenn eine dringende Gefahr
für das Wohl des Kindes oder des Jugendlichen die Inobhutnahme erfordert und

[ ] die Personensorgeberechtigten nicht widersprechen oder


[ ] eine familiengerichtliche Entscheidung nicht rechtzeitig eingeholt werden kann.

Begründung:
__________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________
_______________________________________

[ ] gemäß § 42 Abs. 1 Satz 1, Nr. 3 SGB VIII, wonach das Jugendamt zur Inobhutnahme
eines ausländischen Kindes oder Jugendlichen berechtigt und verpflichtet ist, wenn dies
unbegleitet nach Deutschland kommt und sich weder Personensorge- noch
Erziehungsberechtigte im Inland aufhalten.

Begründung:
__________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________
______________________________________________

Die Gründe für die Inobhutnahme wurde Ihnen bereits am _ _ . _ _ . _ _ _ _ mündlich


mitgeteilt.

Nachdem Sie über die Inobhutnahme Ihres Kindes/ Ihres Mündels unterrichtet wurden,
haben Sie der Inobhutnahme am _ _ . _ _ . _ _ _ _ widersprochen.
Eine familiengerichtliche Entscheidung konnte vor der Inobhutnahme nicht rechtzeitig
eingeholt werden. Dies wäre frühestens am _ _ . _ _ . _ _ _ _ möglich gewesen. Ein
Abwarten einer familiengerichtlichen Entscheidung war vorliegend nicht möglich, da
anderenfalls zu befürchten war, dass

__________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________
______________________________________________
Darüber hinaus war auch unter Berücksichtigung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit
ein geringerer Eingriff zum Schutz Ihres Kindes/ Ihres Mündels nicht möglich.
Eine familienrechtliche Entscheidung des Amtsgerichts _____________ über die
erforderlichen Maßnahmen zum Wohl Ihres Kindes/ Ihres Mündels wird unverzüglich
herbeigeführt bzw. ist bereits angeregt worden.

104
Anordnung der sofortigen Vollziehbarkeit der Inobhutnahme
Ich ordne die sofortige Vollziehung meiner Entscheidung über die Inobhutnahme an. Gemäß
§ 80 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 der Verwaltungsgerichtsordnung kann ich die sofortige Vollziehung
der Entscheidung über die Inobhutnahme nach § 42 SBG VIII anordnen, wenn diese im
öffentlichen Interesse liegt. Danach ist eine Abwägung der für die sofortige Vollziehung
sprechenden Belange und der dagegen streitenden Interessen der/ des
Erziehungsberechtigen, das Kind oder den Jugendlichen bei sich zu behalten,
gegeneinander vorzunehmen. Bei der Entscheidung über die Anordnung der sofortigen
Vollziehbarkeit steht mir Ermessen zu, welches bei einer Gefährdung des Kindes auf Null
reduziert ist.
Vorliegend besteht die Gefahr, dass das Wohl Ihres Kindes/ Ihres Mündel so schwerwiegend
beeinträchtigt werden kann, dass nicht erst der Abschluss eines verwaltungsgerichtlichen
Verfahrens abgewartet werden kann.
Bei dem Verbleib Ihres Kindes/ Ihres Mündel im Haushalt der Kindesmutter/ des
Kindesvaters ist konkret zu befürchten, dass für das körperliche/ geistige/ seelische Wohl des
Kindes eine erhebliche Schädigung eintritt, indem

__________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________
______________________________________________

In Abwägung mit dem hohen Rang des Kindeswohles muss ihr persönliches Interesse am
Aufenthalt Ihres Kindes/ Ihres Mündel in Ihrem Haushalt zurücktreten. Aus diesen Gründen
liegt es im besonderen öffentlichen Interesse Ihr Kind/ Ihr Mündel in Obhut zu nehmen.

Rechtsbehelfsbelehrung:
Als Personensorge- oder Erziehungsberechtigte/r können Sie der Inobhutnahme
widersprechen. Den Widerspruch können Sie schriftlich oder mündlich beim Jugendamt
Lehrte, Gartenstr. 5, 31275 Lehrte, einlegen. Sie können auch bei einer der in diesem
Bescheid genannten Personen oder Dienststellen widersprechen.
Erfolgt daraufhin keine Beendigung der Inobhutnahme Ihres Kindes, ist das Jugendamt
gemäß § 42 Abs. 3 Satz 2 Nr. 2 SGB VIII verpflichtet, eine familiengerichtliche Entscheidung
über die notwendigen sorgerechtlichen Maßnahmen einzuholen. Sie können auch
unmittelbar beim Amtsgericht _____________, ____________, _____________, eine
familiengerichtliche Entscheidung über die Herausgabe Ihres Kindes / Ihres Mündels
beantragen.

Weitere Hinweise:
Informationen erhalten Sie von:

Name Dienstadresse Telefon

Zuständiger
105
Mitarbeiter/
Zuständige
Mitarbeiterin

Teamleitung des
Jugendamtes
Die Inobhutnahme umfasst die Befugnis, ein Kind oder einen Jugendlichen bei einer
geeigneten Person, in einer geeigneten Einrichtung oder in einer sonstigen Wohnform
vorläufig unterzubringen (vgl. § 42 Abs. 1 Satz 2 SGB VIII).
Das Jugendamt hat während der Inobhutnahme für das Wohl des Kindes oder des
Jugendlichen zu sorgen und dabei den notwendigen Unterhalt und die Krankenhilfe
sicherzustellen. Das Jugendamt ist während der Inobhutnahme berechtigt, alle
Rechtshandlungen vorzunehmen, die zum Wohl des Kindes oder Jugendlichen notwendig
sind (vgl. § 42 Abs. 2 SGB VIII).

Im Auftrage

___________________________
Anmerkung:
1) nicht Zutreffendes ist zu streichen.
2) Lücken – unterstrichen / nicht unterstrichen – sind auszufüllen.

106
Anlage 13: Aufhebung der Inobhutnahme

!!brief!

16.04.2018

Aufhebung der Inobhutnahme vom

Sehr geehrte ,

hiermit teile ich Ihnen mit, dass die Inobhutnahme Ihrer Tochter/ Ihres Sohnes vom am
aufgehoben wurde.

Die Inobhutnahme endet mit


a)  der Übergabe des Kindes oder Jugendlichen an die Personensorge- oder
Erziehungsberechtigten
b)  der Entscheidung über die Gewährung von Hilfen nach dem Sozialgesetzbuch.

Mit freundlichem Grüßen


Im Auftrage

107
Anlage 14: Vereinbarung zwischen den örtlichen Trägern der öffentlichen
Jugendhilfe in der Region Hannover (Zuständigkeitswechsel/Fallübergabe)

Vereinbarung zwischen den örtlichen Trägern der öffentlichen Jugendhilfe in


der Region Hannover über das Verfahren der Fallübergabe beim Wechsel der
örtlichen Zuständigkeit

Vorbemerkung:
In der Region Hannover nehmen sieben kommunale Gebietskörperschaften die Aufgaben
des örtlichen Trägers der öffentlichen Jugendhilfe wahr: Stadt Burgdorf, Landeshauptstadt
Hannover, Region Hannover, Stadt Laatzen, Stadt Langenhagen, Stadt Lehrte, Stadt
Springe. Umzüge von Eltern, die Hilfe zur Erziehung erhalten oder an sonstigen
Jugendhilfeverfahren beteiligt sind, kommen innerhalb der Region Hannover häufig vor;
diese können einen Wechsel der örtlichen Zuständigkeit gem. §§ 86 ff. SGB VIII nach sich
ziehen. Die vorliegende Vereinbarung dient der Vereinfachung der Fallübergabe und der
Sicherstellung einer durchgängigen Hilfeleistung während der Prüfung der örtlichen
Zuständigkeit von abgebendem und annehmendem Jugendhilfeträger.

1. Zuständigkeitswechsel während einer laufenden Prüfung des Bedarfs an


Leistungen
gem. §§ 27 und 35a SGB VIII:
In Fällen, in denen ein Antrag auf Hilfe zur Erziehung oder Leistungen gem. § 35 a SGB
VIII in Vorbereitung ist oder bereits gestellt wurde und sich eine andere Zuständigkeit nach
§ 86 SGB VIII ergibt, unterrichtet der tätig gewordene Jugendhilfeträger in Abstimmung mit
den Eltern/Personensorgeberechtigten den zuständigen Jugendhilfeträger unverzüglich
über den Zuständigkeitswechsel.

Die Unterrichtung erfolgt schriftlich oder per Fax an den Sozialen Dienst des
zuständigen Jugendhilfeträgers entsprechend der als Anlage 1 dieser Vereinbarung
108
beigefügten Liste der jeweils zuständigen Fachkräfte.

Die schriftliche Unterrichtung enthält:


- Name, Adressen der Antragsteller/Klienten;
- Anträge (falls vorhanden);
- eine aktuelle fachliche Stellungnahme der fallführenden Fachkraft des abgebenden
Jugendhilfeträgers
- Dienststelle und Name der fallzuständigen Fachkraft des abgebenden Jugendhilfe-
trägers und der Vertretungskraft nebst allen Kontaktdaten.

Der zuständige Jugendhilfeträger bestätigt die Fallübernahme.

2. Zuständigkeitswechsel während einer Gefährdungsprüfung


gem. § 8 a Abs. 1 SGB VIII:
Liegen einem Jugendhilfeträger gewichtige Anhaltspunkte im Sinne des § 8 a Abs. 1 SGB
VIII für eine Kindeswohlgefährdung vor, unterrichtet dieser unverzüglich den (neu)
zuständigen Jugendhilfeträger. In Einzelfällen, die bereits beim Familiengericht anhängig
sind, ist im Rahmen der Übergabe zusätzlich ein persönliches Gespräch zwischen den
zuständigen Personen der beteiligten Jugendämter zu führen.

Für Form und Inhalt der Unterrichtung gilt Nr. 1 Abs. 2 entsprechend. Ergänzend zu
den dort genannten Inhalten der Unterrichtung ist die Akte auszugsweise in Fotokopie
zu übermitteln, soweit darin Angaben und Bewertungen zu den „gewichtigen
Anhaltspunkten“ im Sinne des § 8 a SGB VIII enthalten sind.

3. Zuständigkeitswechsel bei laufenden Leistungen gem. §§ 27 ff. und 35 a SGB VIII


(Verfahren zu § 86 c SGB VIII):

3.1 Wechselt die örtliche Zuständigkeit, unterrichtet der bisher zuständige Jugendhilfeträger den

neu zuständigen Jugendhilfeträger unverzüglich über den Wechsel der Zuständigkeit.

Die Unterrichtung erfolgt schriftlich oder per Fax an den Sozialen Dienst des neu
zuständigen Jugendhilfeträgers entsprechend der als Anlage 1 dieser Vereinbarung
beigefügten Liste. Die Unterrichtung enthält mindestens:
- Name, Adressen der Personensorgeberechtigten
- Angaben zur Hilfeart und Hilfebeginn der laufenden Leistungen

109
- HzE-Anträge zu sämtlichen bislang durchgeführten Hilfen
- Kopien der Bescheide
- Name, Adressen des aktuellen Leistungsanbieters oder der Leistungsanbieter/
Pflegefamilie
- den 1. und den letzten Hilfeplan der laufenden Leistung
- Datum des letzten Hilfeplangesprächs.

3.2 Gem. § 86 c SGB VIII ist der bisher zuständige Jugendhilfeträger zur Leistung
verpflichtet.
Dies gilt sowohl für die Geldleistungen der Wirtschaftlichen Jugendhilfe wie auch für
die fachliche Betreuung durch die Sozialen Dienste. § 87 SGB VIII (Örtliche
Zuständigkeit für vorläufige Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen)
bleibt hiervon jedoch unberührt.

3.3 Die wirtschaftliche und fachliche Leistungszuständigkeit endet mit der


förmlichen Erklärung der Fallübernahme durch den neu zuständigen
Jugendhilfeträger.
Die Übernahmeerklärung ist schriftlich oder per Fax zu richten an die in der als Anlage
1
beigefügten Liste der berechtigten Empfänger / Stellen bei den einzelnen Jugendhilfe-
trägern.
Die Übernahmeerklärung enthält als Datum der Fallübernahme einen Zeitpunkt, der
mindestens drei Arbeitstage nach dem Absendedatum der Übernahmeerklärung liegt.
An diesem Datum endet die fachliche und wirtschaftliche Leistungspflicht des bisher
zuständigen Jugendhilfeträgers gem. § 86 c SGB VIII.
Die Jugendhilfeträger stellen sicher, dass alle fallzuständigen Stellen (Fachkräfte der
Sozialen Dienste, Verwaltungsfachkräfte) von dem Datum der Fallübergabe/-
übernahme Kenntnis erhalten.

3.4 Die bei einem Zuständigkeitswechsel beteiligten Jugendhilfeträger tragen dafür


Sorge, dass persönliche Übergabegespräche der beteiligten Fachkräfte unverzüglich
nach der Unterrichtung über den Zuständigkeitswechsel stattfinden, sobald eine der
beteiligten Fachkräfte einen entsprechenden Bedarf anmeldet. Die Beteiligung der
Klienten an den Übergabegesprächen der Fachkräfte ist fakultativ.

3.5 Sind während des Bestehens einer Leistungspflicht gem. § 86 c SGB VIII
110
Entscheidungen über Fortsetzung oder Beendigung der Leistung, Erweiterungen des
Leistungsumfangs, Wechsel des Anbieters oder der Hilfeart zu treffen, verpflichtet sich
der gem. § 86 c zur Leistung verpflichtete Jugendhilfeträger, den neu zuständigen
Jugendhilfeträger zu beteiligen. Die Beteiligung des neu zuständigen
Jugendhilfeträgers bewirkt keine förmliche Übernahme des Falles und kein Ende der
Leistungspflicht nach § 86 c SGB VIII. Diese Leistungspflicht endet vielmehr erst mit
dem gemäß 3.3 benannten Datum.

3.6 Liegen gewichtige Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung gem. § 8 a


SGB VIII vor, gilt Nr. 2 entsprechend. Dies gilt auch, wenn gewichtige Anhaltspunkte
für eine Kindeswohlgefährdung noch nicht festgestellt wurden, jedoch Hinweise auf
Kindeswohlgefährdungen gegeben sind und der Nachprüfung bedürfen.

4. Kündigung
Diese Vereinbarung hat eine Laufzeit von drei Jahren. Die Laufzeit verlängert sich jeweils um ein Jahr,
wenn keine der Parteien eine Kündigung bis zum 30.06. eines Jahres zum Jahresende ausspricht. Die
Kündigung bedarf der Schriftform.

5. In-Kraft-Treten
Diese Vereinbarung tritt am 01.01.2010 in Kraft. Sie ersetzt die am 01.08.2007 in Kraft getretene
Vereinbarung.

____________________________ ___________________________
Region Hannover Stadt Burgdorf

____________________________ ___________________________
Landeshauptstadt Hannover Stadt Langenhagen

____________________________ ___________________________
Stadt Laatzen Stadt Lehrte

____________________________
Stadt Springe

111
Anlage 15: Datenschutz

Soweit dem Träger bzw. den von ihm beschäftigten Fachkräften zur Sicherstellung dieses
Schutzauftrags (gemäß § 1.1) Informationen bekannt werden oder von ihm ermittelt werden
müssen und die Weitergabe dieser Informationen zur Sicherstellung des Schutzauftrags
erforderlich ist, bestehen keine die Wahrnehmung dieser Aufgabe einschränkenden
datenschutzrechtlichen Vorbehalte. Insofern gilt der Grundsatz, dass Sozialdaten zu dem
Zweck übermittelt oder genutzt werden dürfen, zu dem sie erhoben worden sind (§ 64 Abs. 1
SGB VIII, § 69 Abs. 1 Nr. 1 und 2 SGB X). Bei anvertrauten Daten sind die Regelungen des
§ 65 Abs. 1 Nr. 4 SGB VIII zu beachten.

112
Anlage 16: Rahmenvereinbarung zur Sicherstellung des Schutzauftrages gem. §
8a SGB VIII sowie zur Sicherstellung des Tätigkeitsausschlusses einschlägig
vorbestrafter Personen gem. § 72a SGB VIII (inklusive Anlagen)

Das Gesetz zur Stärkung eines aktiven Schutzes von Kindern und Jugendlichen, bekannt als
Bundeskinderschutzgesetz (BKiSchG) definiert den Kinderschutz als einen gesellschaftlichen
Auftrag und setzt auf eine Stärkung der Zusammenarbeit zum Schutz von Kindern vor
Gefahren für ihr Wohl. Hierzu sind eine Vielzahl gesellschaftlicher Akteure und Akteurinnen
im Kinderschutz zur Kooperation und Vernetzung aufgerufen.
Der öffentliche Träger der Jugendhilfe hat dabei im Rahmen seiner Gesamtverantwortung
durch Vereinbarungen mit freien Trägern von Einrichtungen und Diensten, die Leistungen
nach dem SGB VIII erbringen und hauptamtliche Fachkräfte beschäftigen, sicherzustellen,
dass deren Fachkräfte den Schutzauftrag gem. § 8a Abs. 4 SGB VIII wahrnehmen und gem.
§ 72a SGB VIII keine einschlägig vorbestraften Personen in der Kinder- und Jugendhilfe
beschäftigt werden.
Zur Sicherstellung des Schutzauftrages und des Tätigkeitsauschlusses einschlägig
vorbestrafter Personen schließen
die Vertragspartner:
die Region Hannover, Fachbereich Jugend,
die Landeshauptstadt Hannover, Fachbereich Jugend und Familie,
die Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege Region Hannover,
die Stadt Burgdorf,
die Stadt Laatzen,
die Stadt Langenhagen,
die Stadt Lehrte,
der Regionsjugendring,
der Stadtjugendring
folgende Rahmenvereinbarung,
zu deren Beitritt freie Träger der Kinder- und Jugendhilfe aufgerufen sind:

113
Erster Abschnitt
Schutzauftrag nach § 8a SGB VIII

§ 1 Allgemeiner Schutzauftrag
(1) Allgemeine Aufgabe der Kinder- und Jugendhilfe ist es, Kinder und Jugendliche davor zu
bewahren, dass sie in ihrer Entwicklung durch den Missbrauch elterlicher Rechte oder eine
Vernachlässigung Schaden erleiden. Kinder und Jugendliche sind vor Gefahren für ihr Wohl
zu schützen (§ 1 Abs. 3 Nr. 3 SGB VIII).
(2) § 8a SGB VIII konkretisiert diesen allgemeinen staatlichen Schutzauftrag zum einen als
Aufgabe der Jugendämter. Zum anderen wird ein Schutzauftrag für freie Träger der
Jugendhilfe formuliert, dessen Erfüllung mit dieser Vereinbarung sichergestellt wird (§ 8a
Abs. 4 SGB VIII).
(3) Der freie Träger erbringt Leistungen gegenüber Eltern, Kindern und Jugendlichen selbst-
ständig auf der Basis entsprechender Vereinbarungen mit diesen. Die Leistungserbringung
dient der Förderung der Entwicklung und der Erziehung zur eigenverantwortlichen und
gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit der jungen Menschen. Dazu gehört auch, Kin-der und
Jugendliche vor Gefahren für ihr Wohl zu schützen. Diese Aufgabe wird vom freien Träger u.
a. durch den Abschluss dieser Vereinbarung wahrgenommen.
(4) Der freie Träger stellt sicher, dass die Fachkräfte über diese Vereinbarung unterrichtet
sind und hierbei insbesondere die in der Anlage 1 zu dieser Vereinbarung enthaltene Liste
gewichtiger Anhaltspunkte beachtet wird. Bei der Gefährdungseinschätzung sind auch
„kritische Zeitpunkte“, sofern der freie Träger Kenntnis von diesen hat, zu beachten. Dies
können insbesondere sein:
Im Bereich Kindertageseinrichtungen:
- Abmeldung aus der Kindertagesstätte
- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterwechsel in der Einrichtung, z.B. längerfristige Abwesenheit,
Personalfluktuation
Im Bereich „Hilfe zur Erziehung“:
- Wechsel der fallverantwortlichen Fachkraft im Jugendamt
- Wechsel der Zuständigkeit von einem Jugendamt zum anderen
- Mitarbeiter/innenwechsel aufgrund von Urlaub oder Personalfluktuation
- Neueinstellungen
- Beendigung, insbesondere Abbruch einer Maßnahme
In Einrichtungen der Jugend – und Jugendsozialarbeit (Anlage 6):

114
a) in Einrichtungen der Jugendarbeit
- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterwechsel in der Einrichtung, z.B. längerfristige Abwesenheit,
Personalfluktuation
b) in Einrichtungen der Jugendsozialarbeit
- Wechsel der Zuständigkeit von einem Jugendamt zum anderen
- Wechsel der fallvertrauten Fachkraft im Jugendamt
- Wechsel von einem freien Träger zu einem anderen Träger
- Mitarbeiterinnen – und Mitarbeiterwechsel aufgrund von Urlaub oder Personalfluktuation
beim freien Träger
- Neueinstellungen
- Beendigung, insbesondere Abbruch einer Maßnahme

§ 2 Umsetzung der Vereinbarung


(1) Diese Vereinbarung gemäß § 8a Abs. 4 SGB VIII zwischen dem örtlichen Träger der
öffentlichen Jugendhilfe und dem freien Träger von Einrichtungen und Diensten gilt für alle
von dem freien Träger betriebenen Einrichtungen und Dienste, die Leistungen nach dem
SGB VIII erbringen, soweit in ihnen Fachkräfte (§ 72 SGB VIII) beschäftigt werden. Diese
Vereinbarung soll durch arbeitsfeldbezogene Regelungen ergänzt werden.
(2) Die Umsetzung dieser Vereinbarung ist im Rahmen der Leistungs- und Qualitätsentwick-
lungsvereinbarungen nach §§ 78 ff SGB VIII zu berücksichtigen. Sofern bei der Umsetzung
zusätzliche Kosten entstehen, ist dies auch bei den Betriebs-kosten und
Entgeltvereinbarungen zu berücksichtigen.
(3) Der freie Träger stellt sicher, dass seine Fachkräfte bei Verdacht auf
Kindeswohlgefährdung nach den in dieser Vereinbarung geregelten verbindlichen
Verfahrensabläufen und Handlungsschritten vorgehen.
(4) Vereinbarungen zur Art und Umfang der Kostenerstattung werden entsprechend den
örtlichen Gegebenheiten zwischen dem öffentlichen Träger und dem freien Träger getroffen.

§ 3 Handlungsschritte
(1) Nimmt eine Fachkraft gewichtige Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung (Anlage
1) wahr, teilt sie diese der zuständigen Leitung mit.
(2) Wenn die Vermutung eines gewichtigen Anhaltspunktes für eine Kindeswohlgefährdung
im Rahmen einer kollegialen Beratung nicht ausgeräumt werden kann, ist eine
Gefährdungseinschätzung unter Einbeziehung einer insoweit erfahrenen Fachkraft (§ 4

115
dieser Vereinbarung) vorzunehmen. Dabei sind die Erziehungsberechtigten sowie das Kind
oder die/der Jugendliche in die Gefährdungseinschätzung mit einzubeziehen, soweit dadurch
der wirksame Schutz des Kindes oder der/des Jugendlichen nicht in Frage gestellt wird (§ 8a
Abs. 4 Satz 1 Ziffer 3 SGB VIII).
(3) Bei der Gefährdungseinschätzung ist die Schutzbedürftigkeit des Kindes oder der/des
Jugendlichen anhand seines Alters, Entwicklungsstandes, aktuellen gesundheitlichen
Zustandes sowie des individuellen Lebensumstandes zu berücksichtigen.
(4) Werden Jugendhilfeleistungen zur Abwendung des Gefährdungsrisikos für erforderlich
gehalten, ist bei den Erziehungsberechtigten auf die Inanspruchnahme solcher Leistungen
hinzuwirken.
(5) Werden zur Abwendung des Gefährdungsrisikos andere Maßnahmen für erforderlich
gehalten (z.B. niedrigschwellige Angebote, Gesundheitshilfe, Maßnahmen nach dem
Gewaltschutzgesetz), so ist bei den Erziehungsberechtigten auf deren Inanspruchnahme
hinzuwirken.
(6) Eine unverzügliche Unterrichtung des zuständigen Jugendamtes ist erforderlich wenn:
- eine Gefährdungseinschätzung nicht verlässlich durchgeführt werden kann,
- die Erziehungsberechtigten nicht bereit oder in der Lage sind, bei der
Gefährdungseinschätzung mitzuwirken oder
- die Gefährdung nicht anders abgewendet werden kann.
Letzteres ist insbesondere der Fall, wenn Maßnahmen nach den § 3 Abs. 5 dieser
Vereinbarung nicht ausreichen oder die Erziehungsberechtigten nicht in der Lage oder nicht
bereit sind, sie in Anspruch zu nehmen.
(7) Ist die Gefährdung des Wohls des Kindes oder der/des Jugendlichen so akut, dass bei
Durchführung der vereinbarten Abläufe mit großer Wahrscheinlichkeit das Wohl des Kin-des
oder der/des Jugendlichen nicht gesichert werden kann, so liegt ein Fall der dringen-den
Kindeswohlgefährdung vor. Dies gilt auch für die Fälle, in denen die Erziehungsberechtigten
nicht bereit oder in der Lage sind, bei der Gefährdungseinschätzung mitzuwirken. In diesen
Fällen ist eine unverzügliche Information des zuständigen Jugendamts zwingend notwendig.
Das Jugendamt gewährleistet, dass eine Kontaktaufnahme in Notfallsituationen auch
außerhalb der Bürozeiten sichergestellt ist.
(8) Weitergehende Vereinbarungen zwischen dem zuständigen Jugendamt und dem freien
Träger zur Erbringung von Hilfen zur Erziehung nach SGB VIII bleiben von diesen Rege-
lungen unberührt.

116
§ 4 Beteiligung einer insoweit erfahrenen Fachkraft an der Einschätzung des
Gefährdungsrisikos
(1) Die zur Abschätzung des Gefährdungsrisikos zu beteiligende Fachkraft soll über folgen-
de Qualifikationen verfügen:
- einschlägige Berufsausbildung (Dipl.- Sozialpäd., Dipl.-Psych. oder gleichwertige
Qualifikationen) bei gleichzeitiger persönlicher Eignung (u.a. Belastbarkeit, professionelle
Distanz, Urteilsfähigkeit);
- Qualifizierung durch fachbezogene Fortbildung, eine Fortbildung wird anerkannt, wenn sie
speziell den § 8a SGB VIII zum Inhalt hat und mindestens 30 Stunden umfasst;
- umfassende Praxiserfahrung in der Jugendhilfe;
- Fähigkeit zur Kooperation mit den Fachkräften öffentlicher und freier Träger der Jugendhilfe
sowie mit weiteren Einrichtungen (z.B. der Gesundheitshilfe, Polizei);
- Kompetenz zur kollegialen Beratung.
(2) Der freie Träger verfügt selbst in seiner Organisation über derartige Fachkräfte nach Ab-
satz 1 oder er hat direkten Zugang zu solchen Fachkräften. Er benennt die erfahrene
Fachkraft dem Jugendamt unter Nachweis der Qualifikation (Anlage 2). Änderungen sind
anzeigepflichtig. Über die benannten Fachkräfte soll Einvernehmen zwischen dem freien
Träger und dem Jugendamt hergestellt werden. Verfügt der freie Träger nicht über Fach-
kräfte nach Abs. 1, wird im gegenseitigen Einvernehmen geregelt, welche Fachkräfte
hinzugezogen werden können.
(3) Über die zusätzlichen Kosten der zu beteiligenden erfahrenen Fachkräfte nach Abs. 1
und 2 sind im Vorwege gesonderte Regelungen zu treffen.

§ 5 Inhalt und Umfang der Mitteilung an das zuständige Jugendamt


(1) Die Mitteilung an das zuständige Jugendamt nach § 3 Abs. 6 und 7 enthält mindestens
und soweit dem freien Träger bekannt Angaben über:
- Name, Alter, Anschrift, ggf. abweichender Aufenthaltsort des Kindes oder der/des
Jugendlichen,
- Angabe von Geschwisterkindern mit Altersangabe (soweit bekannt),
- Angabe zur auskunftsfähigen Fachkraft zur gemeinsamen Gefährdungseinschätzung,
- Name, Anschrift, ggf. abweichender Aufenthaltsort der Eltern und anderer
Erziehungsberechtigten,
- beobachtete gewichtige Anhaltspunkte,
- Ergebnis der Gefährdungseinschätzung,

117
- bereits getroffene und für erforderlich gehaltene weitere Maßnahmen,
- Beteiligung der Erziehungsberechtigten sowie des Kindes oder der/des Jugendlichen;
Ergebnis der Beteiligung,
- beteiligte Fachkräfte des freien Trägers, ggf. bereits eingeschaltete weitere Träger von
Maßnahmen,
- weitere Beteiligte oder Betroffene.
Die Mitteilung erfolgt mittels eines Vordruckes (Anlage 3). Sie ist per Fax und sodann per
Post an die in der Anlage 2 aufgelisteten, jeweils zuständigen öffentlichen Jugendhilfeträger
zu übermitteln.

§ 6 Einbeziehung der Erziehungsberechtigten und des Kindes oder der/des


Jugendlichen
(1) Der freie Träger stellt sicher, dass die Erziehungsberechtigten einbezogen werden, so-
weit hierdurch der wirksame Schutz des Kindes oder des Jugendlichen nicht in Frage gestellt
wird (§ 8a Abs. 4 Satz 1 Nr. 3 SGB VIII).
(2) Der freie Träger beachtet die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen gemäß § 8 SGB
VIII (insbesondere altersgerechte Beteiligung, Aufklärung über Rechte). Davon kann im
Einzelfall nur abgewichen werden, wenn durch die Einbeziehung ihr wirksamer Schutz in
Frage gestellt werden würde (§ 8a Abs. 4 Satz 1 Nr. 3 SGB VIII).

§ 7 Dokumentation
(1) Der freie Träger stellt sicher, dass die beteiligten Fachkräfte die Wahrnehmung der Auf-
gaben und Verpflichtungen aus dieser Vereinbarung umgehend schriftlich und
nachvollziehbar dokumentieren.
(2) Unbeschadet weitergehender Regelungen des freien Trägers erfasst die
Dokumentationspflicht alle Verfahrensschritte und sollte bei jedem Verfahrensschritt
mindestens bein-halten: beteiligte Fachkräfte, zu beurteilende Situation, Ergebnis der
Beurteilung, Art und Weise der Ermessensausübung, weitere Entscheidungen, Definition der
Verantwortlichkeit für den nächsten Schritt, Zeitvorgaben für Überprüfungen (siehe auch § 5).

§ 8 Datenschutz
Soweit dem freien Träger bzw. den von ihm beschäftigten Fachkräften zur Sicherstellung
ihres Schutzauftrages ( § 1 dieser Vereinbarung) Informationen bekannt werden oder von
ihm ermittelt werden müssen und die Weitergabe dieser Informationen zur Sicherstellung des

118
Schutzauftrags erforderlich ist, bestehen keine die Wahrnehmung dieser Aufgabe ein-
schränkenden datenschutzrechtlichen Vorbehalte. Insofern gilt der Grundsatz, dass Sozial-
daten zu dem Zweck übermittelt oder genutzt werden dürfen, zu dem sie erhoben worden
sind (§ 64 Abs. 1 SGB VIII, § 69 Abs. 1 Nr. 1 und § 2 SGB X). Bei anvertrauten Daten sind
die Regelungen des § 65 Abs. 1 Nr. 4 SGB VIII zu beachten. Bei der Hinzuziehung einer
insoweit erfahrenen Fachkraft ist § 64 Abs. 2a SGB VIII (Anonymisierung,
Pseudonomysierung der Falldaten) zu beachten.

§ 9 Qualitätssicherung
Der freie Träger stellt sicher, dass die zuständigen Leitungen Sorge tragen für die
sachgerechte Unterrichtung der Fachkräfte über die Verpflichtungen aus § 8a SGB VIII, für
eine regelmäßige Auswertung der Erfahrungen mit den getroffenen Regelungen (Evaluation)
so-wie die Einbeziehung weiterer fachlicher Erkenntnisse. Diese Maßnahmen der
Qualitätssicherung sind in der Regel einmal jährlich durchzuführen.
Die Umsetzung dieser Vereinbarung wird in einem gemeinsamen Gespräch zwischen freiem
Träger und Jugendamt regelmäßig evaluiert.
§ 10 Gemeinsame Auswertung
(1) Da eine dauerhafte fallunabhängige Sicherung des Wohles von Kindern nur möglich ist,
wenn funktionierende Kooperationsbeziehungen bestehen und die Verfahrensabläufe für alle
Beteiligten klar sind, erfolgt durch die beteiligten Jugendämter eine Information des freien
Trägers über den weiteren Verlauf in den gemeldeten Fällen der Kindeswohlgefährdung
innerhalb eines Zeitraumes von vier Wochen nach Erhalt der Meldung. Bei
zwischenzeitlichem Einrichtungswechsel wird sowohl die alte als auch die neue Einrichtung
und ggf. auch sowohl der alte als auch der neue freie Träger informiert. Sollte der freie
Träger keinen Kontakt mehr zu den betroffenen Personen haben, teilt er dies dem
Jugendamt mit, dann endet die Informationsweitergabe. Hierbei sind die
datenschutzrechtlichen Vorgaben zu beachten.
(2) Zwischen den beteiligten Jugendämtern und den freien Trägern erfolgt eine gemeinsame
Auswertung der Fälle von Kindeswohlgefährdung, um eine Verbesserung der
Risikoeinschätzung und Verfahrensabläufe zu erreichen.
(3) Aufgrund der in diesem Zusammenhang gewonnenen Erkenntnisse erfolgt ggf. eine
Überarbeitung dieser Vereinbarung.

119
Zweiter Abschnitt
Sicherstellung des Tätigkeitsausschlusses einschlägig vorbestrafter Personen nach § 72a
SGB VIII

§ 11 Tätigkeitsausschluss einschlägig vorbestrafter Personen nach § 72a SGB VIII


(1) Der freie Träger stellt sicher, dass bei ihm keine Personen beschäftigt oder vermittelt
werden, die rechtskräftig wegen einer der in § 72a Satz 1 SGB VIII - in der jeweils gelten-den
Fassung- genannten Straftaten verurteilt worden sind.
(2) Der freie Träger verpflichtet sich, sich bei Neueinstellungen oder bei der Vermittlung von
Personen für die Wahrnehmung von Aufgaben in der Kinder – und Jugendhilfe ein
erweitertes Führungszeugnis nach § 30 Abs. 5 und § 30a Abs. 1 BZRG vorlegen zu lassen.
Von seinen Beschäftigten verlangt der freie Träger in regelmäßigen Abständen von längstens
5 Jahren erneut die Vorlage eines Führungszeugnisses.
(3) Der freie Träger stellt sicher, dass unter seiner Verantwortung keine neben- oder ehren-
amtlich tätigen Person, die wegen einer Straftat nach § 72a Abs. 1 SGB VIII rechtskräftig
verurteilt worden ist, Kinder und Jugendliche beaufsichtigt, betreut, erzieht oder ausbildet
oder einen vergleichbaren Kontakt hat. Hierzu lässt er sich von den Personen nach Satz 1
vor Aufnahme der Tätigkeit ein Führungszeugnis nach § 30 Abs. 5 und § 30a Abs. 1 BZRG
vorlegen, wenn die dadurch entstehenden Kontakte nach Art, Intensität und Dauer die
Einsichtnahme in ein Führungszeugnis erfordern (Anlage 4). Hierbei sollen die
Besonderheiten der ehrenamtlichen Strukturen des freien Trägers berücksichtigt werden.
Absatz 2 Sätze 2 und 3 gilt entsprechend.
7
(4) § 72a Abs. 5 SGB VIII ist zu beachten.

§ 12 Beitritt/ Widerruf
Der Beitritt zu dieser Vereinbarung geschieht mittels Beitrittserklärung (Anlage 5/ Anlage 5a)
gegenüber der Region Hannover. Die Beitrittserklärung kann mit einer Frist von sechs
Monaten zum Jahresende widerrufen werden. Der Widerruf erfolgt in Schriftform.

§ 13 Schlichtung
Bei Streitigkeiten aus dieser Vereinbarung wird vor Beschreitung des Rechtswegs die
Schlichtungsstelle angerufen. Die Schlichtungsstelle wird mit je zwei Vertreterinnen oder
Vertretern der AGW-Region Hannover und der Jugendhilfeträger in der Region Hannover

120
besetzt. Zusätzlich benennen die AGW-Region Hannover und die Jugendhilfeträger in der
Region Hannover im zweijährigen Wechsel den oder die Vorsitzende(n). Die erstmalige
Benennung des oder der Vorsitzenden steht der AGW-Region Hannover zu. Die
Geschäftsführung für die Schlichtungsstelle nach diesem Vertrag obliegt der Region
Hannover.

§ 14 In-Kraft-Treten
Diese Vereinbarung tritt am 01.01.2014 in Kraft.

Region Hannover, der Regionspräsident


Stadt Burgdorf, der Bürgermeister
Landeshauptstadt Hannover, der Oberbürgermeister
Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrts pflege Region Hannover, der Vorsitzende
Stadt Laatzen, der Bürgermeister
Stadt Langenhagen, der Bürgermeister
Stadt Lehrte, der Bürgermeister
Stadtjugendring Hannover, der Vorsitzende
Regionsjugendring Hannover, der Vorsitzende

Anlagen zur Rahmenvereinbarung zur Sicherstellung des Schutzauftrages gem. § 8a SGB


VIII sowie zur Sicherstellung des Tätigkeitsausschlusses einschlägig vorbestrafter Personen
gem. § 72a SGB VIII:
- Anlage 1: Gewichtige Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung
- Anlage 2: Benennung einer insoweit erfahrenen Fachkraft
- Anlage 3: Mitteilungsbogen zur Dokumentation einer möglichen Kindeswohlge-fährdung
- Anlage 4: Tätigkeiten von neben- und ehrenamtlich tätigen Personen nach Art, Intensität
und Dauer; Tätigkeiten von neben- und ehrenamtlichen Personen im Bereich
Kindertageseinrichtungen; Hinweise zum Datenschutz bei der Speiche-rung von Daten von
ehren- und nebenamtlichen Mitarbeitenden
- Anlage 5: Beitrittserklärung zur Rahmenvereinbarung
- Anlage 5a: Beitrittserklärung zur Rahmenvereinbarung Stadt/ Gemeinde
-Anlage 6:Einrichtungen der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit

121
Rahmenvereinbarung zur Sicherstellung des Schutzauftrages gem. § 8a SGB VIII sowie zur
Sicherstellung des Tätigkeitsausschlusses einschlägig vorbestrafter Personen gem. § 72a
SGB VIII vom 01.01.2014
Anlage 1 zu § 1 Abs. 4 der Vereinbarung

Gewichtige Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung


Die nachfolgend aufgeführten Anhaltspunkte sind keine abschließende Auflistung, sie
erfassen nicht alle denkbaren Gefährdungssituationen.

Äußere Erscheinung des Kindes oder der/ des Jugendlichen


Massive oder wiederholte Zeichen von Verletzungen (z.B. Blutergüsse, Striemen,
Narben, Knochenbrüche, Verbrennungen) ohne erklärbar unverfängliche Ursache bzw.
häufige Krankenhausaufenthalte aufgrund von angeblichen Unfällen
Mangelnde medizinische Versorgung (z.B. unversorgte Wunden und Krankheiten)
Erkennbare Unterernährung, starkes Übergewicht
Erkennbarer Flüssigkeitsmangel (Dehydrierung)
Fehlen jeder Körperhygiene (z.B. Schmutz- und Kotreste auf der Haut des
Kindes/faulende Zähne)
Mehrfach völlig witterungsunangemessene, völlig verschmutzte oder nicht passende
Bekleidung

Verhalten des Kindes oder der/ des Jugendlichen


Wiederholte oder schwere gewalttätige und/oder sexuelle Übergriffe gegen andere
Personen
Kind/ Jugendliche/r wirkt berauscht und/oder benommen bzw. im Steuern seiner
Handlungen unkoordiniert (Einfluss von Drogen, Alkohol, Medikamenten)
Wiederholtes, apathisches oder stark verängstigtes Verhalten des Kindes/ Jugendlichen
Äußerungen des Kindes/ Jugendlichen, die auf Misshandlung, sexuellen Missbrauch
oder Vernachlässigung hinweisen
Kind/ Jugendliche/r hält sich wiederholt zu altersunangemessenen Zeiten ohne
Erziehungsperson in der Öffentlichkeit auf (z.B. nachts allein auf dem Spielplatz)
Kind/ Jugendliche/r hält sich an jugendgefährdenden Orten auf (z.B. Stricherszene,
Lokale aus der Prostitutionsszene, Spielhalle, Nachtclub)
Offensichtlich schulpflichtige Kinder/ Jugendliche bleiben ständig oder häufig der Schule
fern
Kind/ Jugendliche/r begeht häufig Straftaten

Verhalten der Erziehungsperson der häuslichen Gemeinschaft


Wiederholte oder schwere Gewalt zwischen den Erziehungspersonen
Nicht ausreichende oder völlig unzuverlässige Bereitstellung von Nahrung
Massive oder körperliche Gewalt gegenüber dem Kind/ Jugendlichen (z.B. Schütteln,
Schlagen, Einsperren)
Gewährung des unbeschränkten Zugangs zu Gewalt verherrlichenden oder
pornographischen Medien
Gewährung von unberechtigtem Zugang zu Waffen

122
Rahmenvereinbarung zur Sicherstellung des Schutzauftrages gem. § 8a SGB VIII sowie zur
Sicherstellung des Tätigkeitsausschlusses einschlägig vorbestrafter Personen gem. § 72a
SGB VIII vom 01.01.2014 Anlage 1 zu § 1 Abs. 4 der Vereinbarung

Verweigerung der Krankheitsbehandlung oder der Förderung von Kindern/ Jugendlichen


Verweigerung der Förderung von Kindern/ Jugendlichen mit Behinderung
Unvermögen der Erziehungspersonen, Gefährdungen vom Kind/ der/ dem Jugendlichen
abzuwenden bzw. fehlende Problemeinsicht
Mangelnde Kooperationsbereitschaft, Unvermögen, Absprachen einzuhalten und Hilfen
anzunehmen
Psychische Misshandlungen (z.B. Erniedrigen, Verspotten, Entwerten, Ausdruck von
Hassgefühlen)
Isolierung des Kindes/ Jugendlichen, z.B. Kontaktverbot zu Gleichaltrigen

Familiäre Situation
Wiederholter unbekannter Aufenthalt der Familie
Drohende oder tatsächliche Obdachlosigkeit (Familie bzw. Kind lebt auf der Straße)
Kleinkind wird häufig oder über einen längeren Zeitraum unbeaufsichtigt oder in Obhut
offenkundig ungeeigneter Personen gelassen
Kind wird zur Begehung von Straftaten oder sonst verwerflichen Taten eingesetzt (z.B.
Diebstahl, Bettelei)

Persönliche Situation der Erziehungspersonen der häuslichen Gemeinschaft


Stark verwirrtes Erscheinungsbild (führt Selbstgespräche, regiert nicht auf Ansprache)
Häufige berauschte und/ oder benommene bzw. eingeschränkt steuerungsfähige
Erscheinung, die auf massiven, verfestigten Drogen-, Alkohol bzw.
Medikamentenmissbrauch hindeutet
Psychische Krankheit besonderen Ausmaßes

Wohnsituation
Wohnung ist stark vermüllt, völlig verdreckt oder weist Spuren äußerer Gewaltanwendung
auf (z.B. stark beschädigte Türen)
Nichtbeseitigung von erheblichen Gefahren im Haushalt (z.B. durch defekte Stromkabel
oder Steckdosen, Herumliegen von Spritzbesteck)
Das Fehlen von eigenem Schlafplatz bzw. von jeglichem Spielzeug des Kindes

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Anlage 17: Indikatorenliste3 zur Risikoeinschätzung bei Verdacht auf
Kindeswohlgefährdung durch riskanten Alkoholkonsum
GRÜN (geringes Risiko)
□ Erstmalige Intoxikation bei älteren Jugendlichen (16/17 Jahre)
□ Unerfahrenheit des Jugendlichen, kein Vorsatz, trinken aus Spaßsituation
□ geringe Blutalkoholwerte im Verhältnis zu starken Ausfallerscheinungen
□ Mitwirkung des Jugendlichen, Motivation zur Verhaltensänderung vorhanden
□ Mitwirkung der Eltern/ Problembewusstsein vorhanden
□ Elterliche Kompetenz vorhanden
□ Nach Einschätzung der Fachkraft sind ausreichend Ressourcen vorhanden

GELB (risikohafte Situation)


□ Intoxikation bei jüngeren Jugendlichen (14/15 Jahre)
□ Alkoholkonsummuster droht sich zu verfestigen, ggf. in Verbindung mit anderem
Risikoverhalten (z.B. Aggressivität)
□ Hoher Blutalkoholwert
□ Geringe Motivation des/der Jugendlichen zur Mitwirkung und zur Verhaltensänderung
□ Geringe/ unklare Mitwirkung der Eltern, Problembewusstsein unklar
□ Elterliche Kompetenz unklar
□ Nach Einschätzung der Fachkraft Ressourcen des/der Jugendlichen langfristig nicht
ausreichend

ROT (Kindeswohlgefährdung)
□ Alkoholintoxikation eines Kindes (unter 14 Jahre)
□ Wiederholte Intoxikation
□ Beikonsum BTM
□ Riskante Alkoholkonsummuster (exzessives Gruppentrinken, Konflikttrinken,
regelmäßiges Trinken) in Verbindung mit anderem Risikoverhalten
□ Hohe Blutalkoholwerte bei geringen Ausfallerscheinungen
□ Fehlende Motivation des Jugendlichen zur Verhaltensänderung
□ Fehlende Mitwirkung der Eltern
□ Elterliche Kompetenz unzureichend, Überforderung, fehlende Grenzsetzung/
Verharmlosung des Geschehens, auffälliges Elternhaus
□ Krisensituation zeichnet sich ab oder ist eingetreten
□ Ressourcen unzureichend, Risiken für das Kind/ den Jugendlichen/ die Jugendliche
sind deutlich erkennbar

Datum, Bewertung von:____________________________________________

141
Bogen zur Risikoeinschätzung bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung durch
riskanten Alkoholkonsum

Risikofaktoren Alkoholkonsum ROT GELB GRÜN Info von


Lebensalter
Konsummuster
Suchtrisiko
Motivation des Jugendlichen zur
Verhaltensänderung
Mitwirkung der Eltern
Elterliche Kompetenzen
Ressourcen des/ der Jugendlichen

142
Anlage 18: Besonderheiten in Fällen von (Vermutung auf) sexuellen/(m)
Missbrauch
(Die Anlagen 18-22 bilden Originale der Beratungstelle Violetta, Hannover ab und wurden dem Fachdienst Jugend
zur Verfügung gestellt)

In der Arbeit mit sexuell missbrauchten Kindern und Jugendlichen spielen Abwehr,
Unsicherheit und Angst vor Fachfehlern und Falschbeschuldigungen häufig eine große Rolle.
Die Zerrissenheit der Betroffenen kann sich leicht ins Hilfesystem übertragen und umgekehrt.
Die Symptomatik der Betroffenen ist meist vieldeutig und den Betroffenen fällt es meist
besonders schwer, über erlebte sexuelle Gewalt zu sprechen.
Auch in der fachlichen Diskussion führt kaum ein anderes Thema zu so kontroversen und
emotionalisierenden Positionen wie sexueller Missbrauch.
Häufig entsteht Informationsbedarf z.B. hinsichtlich der Befürchtung, dass Zugänge
erschwert werden könnten sowie in der Frage der Beteiligung der betroffenen Kinder und
Jugendlichen und ihrer Eltern bei der Gefährdungseinschätzung. Insbesondere wenn sich die
Vermutung auf ein Elternteil richtet, geht es um das Verhältnis von Vertrauensschutz und
Informationspflicht.
Dagegen hilft: Ruhe bewahren! Fundierte Fachlichkeit und eine besonnenen Haltung sind im
in Kontakten um das Kindeswohl für die beteiligten Fachkräfte zentral.

 Es ist im Interesse der Kinder und Jugendlichen, alle Möglichkeiten auszuloten, die die
Kooperationswilligkeit ihrer Eltern erhöhen.

 In Gesprächen mit den Eltern sollten neben Empfehlungen (Vereinbarungen) auch


verbindliche Absprachen und deren Überprüfung sowie Schweigepflichtsentbindungen
eine Rolle spielen.

 Zum Schutz der betroffenen Kinder und Jugendlichen sollte bei Wissen um sexuellen
Missbrauch die Konfrontation der Eltern mit diesem Wissen erst nach der Organisation
eines sicheren Aufenthaltsortes für die Kinder / Jugendlichen erfolgen.

 Gerade im Prozess der Gefährdungseinschätzung ist es hilfreich, in der Schilderung


von Signalen / Auffälligkeiten so konkret beschreibend wie möglich zu bleiben und
nicht vorschnell in Fachbegriffe zu verfallen.

 Für Fachkräfte ist es sinnvoll zu wissen, welche Erwartungen Diagnostik erfüllen kann
und welche nicht.

 Gerade in Fällen von Vermutung auf sexuellen Missbrauch kann es sein, dass sich
beteiligte Fachkräfte darauf einstellen müssen, dass die Erhärtung bzw. Entkräftung
einer Vermutung Zeit braucht.

 Ist es nicht möglich, eine Vermutung auf sexuellen Missbrauch endgültig zu


entkräften, so bedeutet dies in der Regel nicht, dass Fachkräfte nichts für die
betroffenen Kinder und Jugendlichen tun können.

 Gerade in Fällen von sexuellem Missbrauch ist es legitim und notwendig, dass alle
beteiligten Fachkräfte auf ihre Grenzen achten.
143
Anlage 19: Umgang mit Fällen von (Vermutung auf) sexuellen Missbrauch

1. Ruhe bewahren, evtl. KollegIn hinzuziehen


2. Mit Kind ins Gespräch kommen (siehe Punkt Gesprächsführung)
3. Das Kind ernstnehmen, nicht entmündigen
4. Den Weg des Kindes respektieren
5. Für das Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle Verständnis zeigen
6. Kontakt zum Umfeld des Kindes aufzunehmen und seine Interessen mit zu vertreten (vorab
sollte notfalls ein sicherer Aufenthaltsort für das Kind organisiert sein)
7. Eltern nicht direkt über die Vermutung des Missbrauchs ansprechen, sondern das konkrete
Verhalten des Kindes beschreiben und nach Erklärung seitens der Eltern fragen
8. Kooperationswilligkeit der Eltern erhöhen
9. Mit Eltern verbindliche Absprachen, Vereinbarungen treffen und Schweigepflichtsentbindung
aufnehmen
10. notfalls weitergehende Hilfe organisieren
11. das Kind zu einer Beratungsstelle (Weißer Ring, Violetta, Anstoß) begleiten
12. möglicherweise zur Polizei und zum Vormundschaftsgericht mitgehen

Gesprächsführung mit betroffenen Kindern


Folgende Punkte sollten dabei im Gespräch mit dem Kind oder Jugendlichen beachtet werden:
- Kinder denken sich in aller Regel sexuelle Übergriffe nicht aus
- Aufmerksam zuhören und dem Kind Zeit lassen sich anzuvertrauen
- Nur das Kind bestimmt, wann, mit wem und worüber es sprechen will
- Kinder brauchen die ausdrückliche Erlaubnis zu reden
- Ihnen ist in jedem Fall Glauben zu schenken
- Ruhiges und sachliches Reagieren gibt dem Kind Sicherheit (Äußerungen des Entsetzens
oder Bedauerns lassen Kinder häufig verstummen)
- Das Kind ermutigen über das Vorgefallene zu sprechen
- Kinder haben Scham- und Schuldgefühle und wissen nicht, dass allein der Täter die
Verantwortung trägt
- Folgen von schlechten und guten Geheimnissen ansprechen
- Dem Kind ausdrücklich sagen, dass es keine Schuld hat
- Die Gefühle des Kindes akzeptieren (Es hat beispielsweise das Recht, den Schädiger zu
hassen oder aber ihn trotz allem immer noch zu lieben)
- Nach den Bedürfnissen und Wünschen des Kindes handeln, damit wird dem Kind die Kontrolle
über sein Leben zurück gegeben, die ihm durch den Missbrauch genommen wurde
- Akzeptieren Sie die Angst des Kindes vor den Konsequenzen, diese sollen ehrlich benannt
werden
- gemeinsam mit dem Kind überlegen, was zu tun wäre, damit der Missbrauch aufhört

Eine polizeiliche Anzeige allein schützt die Kinder nicht. Sie bedürfen sicherer Orte und Schutz vor
weiterer Beeinflussung und Bedrohung durch die Täter sowie der fachlichen Begleitung, um den
Anforderungen eines möglichen Strafprozesses als Opferzeuge standzuhalten. Ein Strafverfahren
kann nur dann erfolgreich sein, wenn die Opfer bereit sind, Täter und Taten zu benennen. Hier
müssen die Kinder Unterstützung und Begleitung finden, um ihre Angst zu überwinden und Mut zu
fassen, sich gegen die Täter und ihr Umfeld zur Wehr zu setzen. Eine polizeiliche Anzeige kann auch
zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen, wenn die Opfer es selbst wünschen und die Kraft haben, das
Strafverfahren durchzustehen

144
Anlage 20: Symptome und emotionale Reaktionen nach sexuellem Missbrauch
in verschiedenen Altersphasen bei Opfern

Gefühlsebene Verhaltensebene
Frühe Kindheit (bis 3 Jahre)
- Schlaf-, Essstörungen, Tendenz
- angenehme und unangenehme
zu Verhaltensextremen
Empfindungen
- Angst vor Fremden, Rückzug
- Angst
- Altersunangemessenes sexuelles
- Verwirrung
Spielen
Vorschulalter (3 bis 6 Jahre)
- angenehme und unangenehme - regressives Verhalten,
Empfindungen Babysprache, Bettnässen
- Angst - Daumenlutschen, Festklammern
- Verwirrung - Rückzug
- Scham - Schlafstörungen (Alpträume)
- Schuldgefühle - Aggressives Verhalten
- Gefühl der Schutz- und - Willfähriges Verhalten
Hilflosigkeit - Häufiges und ausdauerndes
- Wut sexuelles Spielen
- Angst, beschädigt und verdorben - Öffentliches und andauerndes
zu sein Masturbieren
Schulalter (6 bis 9 Jahre)
- sozialer Rückzug
- Kopfschmerzen,
- ambivalente Gefühle Bauchschmerzen, Schlaf- und
Erwachsenen gegenüber Essstörungen
- Verwirrung über die - Aggressives Verhalten,
Geschlechtsrollenverteilung, plötzliches, unerklärliches
Rollenverteilung innerhalb der Schulversagen
Familie - Probleme, Grenzen einzuhalten
- Angst, Scham - Willfährigkeit
- Schuldgefühle - Zwangshandlungen wie
- Unruhe und Unsicherheit exzessives Baden, Waschen
- Wut - Sexuelles Ausagieren mit
- Angst, beschmutzt und beschädigt Gleichaltrigen und jüngeren
zu sein Kindern
- Misstrauen - Sexuell provozierendes Verhalten
- Keine adäquaten sozialen
Beziehungen
Schulalter (9 bis 13 Jahre)
- ambivalente Gefühle - sozialer Rückzug, keine
Erwachsenen gegenüber adäquaten Beziehungen zu
- Wut, Angst, Scham Gleichaltrigen
- Schuldgefühle - Schule schwänzen
- Depressionen - Manipulatives Verhalten anderen
- Angst, beschädigt zu sein gegenüber
- Gefühl der Inkompetenz - Sexueller Missbrauch von
145
- Misstrauen jüngeren Kindern
- Selbstmordgedanken - Promiskuitives Verhalten
Adoleszenz (13 bis 18 Jahre)
- Selbstdestruktives Verhalten,
Drogenkonsum
- Von zu Hause weglaufen
- Wut, Scham
- Aggressives Verhalten anderen
- Schuldgefühle
gegenüber
- Sich betrogen fühlen, Misstrauen
- Übernehmen der Opferrolle
- Vermeiden von körperlicher und
emotionaler Intimität
- Selbstmordversuche

146
Anlage 21: Fachberatungsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und
jungen Frauen
FACHBERATUNGSSTELLE GEGEN SEXUELLEN
MISSBRAUCH AN MÄDCHEN UND JUNGEN FRAUEN
Seelhorststraße 11, 30175 Hannover, Telefon 0511 / 855554
www,violetta-hannover.de

Was kann ich tun, wenn ich sexuellen Missbrauch innerhalb der Familie vermute?

 Ruhe bewahren ! Überhastetes Eingreifen schadet nur !

 KollegIn oder eine andere Vertrauensperson suchen, um über die eigenen


Beobachtungen und Unsicherheiten zu sprechen,

 Überlegen: Wo sind meine eigenen Grenzen? Was kann ich mir zumuten? Habe ich
evtl. eigene Gewalterfahrungen, die meine Wahrnehmung beeinflussen?

 Leitung informieren.

 Sich Rat in einer spezialisierten Beratungsstelle z.B. Violetta / Anstoß (bei Jungen)
holen, um die Vermutung abzuklären.

 Verhaltensauffälligkeiten des Kindes dokumentieren:


Mal-, Sprach-, Spielebene, soziales Verhalten sowie Verhalten sowie Auffälligkeiten
bei Krankheiten und körperlichen Merkmalen.

 In der Gruppe zu folgenden Themen arbeiten (Prävention):


Sexualpädagogik; Körperwahrnehmung, Mädchen – Junge; Rechte von Kindern;
Grenzen setzen und akzeptieren; „Nein sagen“, Berührungen; Gefühle; Geheimnisse;
Hilfe holen.
Die soziale Fachkraft signalisiert, dass sie über sexuellen Missbrauch Bescheid weiß
und Mädchen u. Jungen glaubt, die davon erzählen.

 Beim Elterngespräch nicht über die Vermutung des Missbrauchs direkt sprechen,
sondern das konkrete Verhalten des Kindes beschreiben und nach Erklärungen
seitens der Eltern fragen.

 Die Aufgabe der sozialen Fachkraft ist es, parteilich beim Kind zu bleiben – die
Aufgabe der Beratungsstelle / des Jugendamtes ist die Organisation der Hilfe.

Wenn sich die Vermutung enthärtet:

 Durch Violetta / Jugendamt wird eine HelferInnenkonferenz angestrebt, damit alle am


Fall beteiligten gemeinsam eine Strategie erarbeiten können.

 Sollte eine Anzeige erwogen werden, sich unbedingt vorher mit der Beratungsstelle
oder einer AnwältIn beraten (Offizialdelikt / Nebenklage / Verjährung). Niemand ist zur
Anzeige verpflichtet.
147
Anlage 22: Ambivalenz des Opfers bei SKM

Die ambivalenten Gefühle des Opfers:

- Zerrissen - unterdrückt
- Benutzt - verflucht
- Anders - abnormal
- Angsterfüllt - schamvoll
- Allein - überlegen
- Hilflos - verwirrt
- Gelähmt - ausgenutzt
- Wahnsinnig - schlecht
- Verzweifelt - ohnmächtig
- Klein - abhängig
- Klein - „groß“
- „geschmeichelt“ - „verführerisch“
- unterlegen - wertlos
- hoffnungslos - schuldig
- verloren - vereinsamt
- schmutzig - „im Mittelpunkt“
- „bevorzugt“ - alt
- beherrscht - bedroht
- verantwortungsvoll
___________________________________________________________________

Das Dilemma des Opfers besteht in widersprüchlichen Gefühlen:

- Ich werde ausgenutzt durch den Täter.


- Ich werde bevorzugt durch den Täter.
- Ich werde durch den Täter erniedrigt.
- Ich bekomme besondere Zuwendung und Beachtung.
- Ich brauche Schutz vor sexuellem Missbrauch.
- Ich muss andere (Geschwister) vor sexuellem Missbrauch schützen.
- Ich fühle mich klein und hilflos.
- Ich muss die Familie vor dem Zerfall schützen.
- Ich mache mit.
- Ich will mich wehren.
- Ich empfinde Ekel.
- Ich empfinde angenehme Gefühle.
- Ich werde bedroht.
- Ich muss andere schützen.

148
Anlage 23: Ausführungen zum Opferentschädigungsgesetz

Wer nach Gewalttat (nach dem 15.05.1976) (ehemalige DDR vor dem 03.10.1990) einen
gesundheitlichen Schaden erlitten hat, kann nach dem Gesetz über die Entschädigung für
Opfer von Gewalttaten (OEG) Versorgung erhalten (Ausnahmen: Auto oder Anhänger als
Tatwerkzeug/Verein für Verkehrsopferhilfe e. V. Glockengeißerwall 1/V, 20095 Hamnurg)

Definition Gewalttat:
• ein vorsätzlicher, rechtswidriger tätlicher Angriff gegen eine Person

Dem gleichgestellt:
• Vorsätzliche Beibringung von Gift
Die wenigstens fahrlässige Herbeiführung einer Gefahr für Leib und Leben eines anderen
durch ein mit gemeingefährlichen Mitteln begangenes Verbrechen z. B. Brandstiftung,
Sprengstoffanschlag

Anspruchsberechtigt ist auch:


• Wer bei der rechtmäßigen Abwehr einer Gewalttat gesundheitlich geschädigt worden
ist
• Unter bestimmten Bedingungen haben auch ausländische Mitbürger und
Mitbürgerinnen einen Anspruch auf Entschädigung

Die Versorgung wird nur auf Antrag gewährt. Der Beginn der Versorgung richtet sich nach
Antragstellung. Der Antrag kann sogleich formlos bei einer Außenstelle des Landesamtes für
Soziales, Jugend und Familie gestellt werden. Der Ausgang eines Ermittlungs- und
Strafverfahren muss nicht abgewartet zu werden.

Geschädigte sollen sogleich eine Strafanzeige und evtl. auch Strafantrag stellen und alles
tun, was zur Aufklärung des Sachverhaltes und zur Verfolgung des Täters betragen kann.
Wer hier säumig ist, kann seine Ansprüche verlieren.

Leistungen können sein:


• Heil- und Krankenbehandlung, Beschädigten- und Hinterbliebenenrente, Leistungen
der Kriegsopferfürsorge.
149
Versagungsgründe: Wenn der/die Geschädigte die Schädigung verursacht haben oder wenn
es wegen ihres Verhaltens unbillig wäre, die Entschädigung zu gewähren oder wenn der
Antragsteller/ die Antragstellerin an politischen oder kriegerischen Auseinandersetzungen im
Heimatstaat beteiligt oder mit organisierter Kriminalität verbunden war oder ist.

Bei den Leistungen des sozialen Entschädigungsrechts wird zwischen Versorgung und
Fürsorge unterschieden. Zuständig für die Versorgung ist das Niedersächsische Landesamt
für Soziales, Jugend und Familie. Zur Versorgung gehören u. a. Grund- und
Ausgleichsrenten, Berufsschadensausgleich, Heil- und Krankenbehandlungen. Für die
Fürsorge sind in Niedersachsen die örtl. Fürsorgestellen bei den Landkreisen, kreisfreien
Städten und der Region Hannover sowie die Hauptfürsorgestelle beim Niedersächsischen
Landesamt für Soziales, Jugend und Familie in Hildesheim zuständig. Fürsorge umfasst
vielfältige Sozialleistungen wie aus dem SGB bekannt, HLU, Hilfe zur Pflege,
Eingliederungshilfe etc. sowie auch besondere Leistungen, die es in der allgemeinen
Sozialhilfe nicht gibt, z. B. Erziehungshilfe, KFZ Beihilfen etc.

Erstattungen der Jugendhilfeleistungen erfolgen aus Mitteln der Fürsorge. Die genauen
Zuständigkeitsregelungen und Kostenträgerschaften sind ein sehr komplexes Thema. Der
Jugendhilfeträger reicht im Normalfall seinen Erstattungsanspruch bei der örtlichen
Fürsorgestelle ein.

Das Kind, der/die Jugendliche muss anerkannt sein nach dem Bundesversorgungsgesetz
(BVG), dem OEG oder SVG. Bei Anerkennung nach dem OEG und wenn bestehende
Schädigungen vorhanden sind, kann Jugendhilfe als Eingliederungshilfe erstattet werden.
Sind die Kinder als Hinterbliebene (Eltern an den Folgen einer Gewalttat verstorben) nach
dem OEG anerkannt, erfolgt die Erstattung als Erziehungsbeihilfe. Ist ein Kind nach dem
OEG anerkannt, werden Jugendhilfeleistungen nicht in jedem Fall von der Fürsorgestelle
getragen. Es bedarf hier weiterer Voraussetzungen:
• Anspruch auf Grundrente oder Heilbehandlung nach dem OEG
• Wirtschaftliche Kausalität muss gegeben sein.
• Medizinische Kausalität muss vorhanden sein

Die medizinische Kausalität ist nicht gegeben, wenn z. B. die Eltern bereits:

150
• vor dem Auftreten der Schädigungsfolgen oder vor dem schädigenden Ereignis nicht
in der Lage waren, das Kind, die/den Jugendliche/n angemessen zu betreuen.

• Zeigt sich die Schädigungsfolge erst nach der Herausnahme aus der Herkunftsfamilie,
so ist das ein deutlicher Hinweis darauf, dass die medizinische Kausalität nicht vorliegt

Die Medizinische Kausalität ist gegeben wenn:
• ein Kind aufgrund einer Gewalttat an einer posttraumatischen Belastungsstörung mit
Depressionen und aggressiven Verhaltensmustern leidet.
• es gegenüber den Eltern so aggressiv ist, dass diese das Kind nicht mehr betreuen
können und es aus diesem Grund stationär untergebracht werden muss. Hier ist das
aggressive Verhalten als Folge der Schädigung als Grund der stationären Unterbringung
anzusehen.

151
Anlage 24: Benutzeranleitung zur gesicherten Datenübermittlung

152
153
154
155
Anlage 25: Auswahl von Kooperationspartnern
Auswahl von Kooperationspartnern

Gericht/Polizei
Familiengericht Lehrte 05132-8260
Schlesische Str. 1
31275 Lehrte

Polizei Lehrte 05132-8270


Ärztinnen und Ärzte
Kinderarztpraxis Stahl 05132-4053
Friederichstr.13
31275 Lehrte

Dr. Forst (Substituierte u. deren Kinder) 05138-2081


Markgrafstr.7
31319 Sehnde

Team Sozialpädiatrie und Jugendmedizin der Region Hannover 05136-887167


Schillerslager Str. 38
31303 Burgdorf

Krankenhäuser
Kinderkrankenhaus auf der Bult 0511-8115-0
Januusz-Korczak-Allee 12
30173 Hannover

MHH 0511-5320
Institut für Rechtsmedizin der MHH
Carl-Neuberg-Str. 1
30625 Hannover

Hotline Kinderschutz (Mo-Do 8.00 -16.00 Uhr; Fr. 8.00 -14.30 Uhr) 0511-5325533
Profess. Beweissicherung für von Gewalt Betroffene (z.B. bei HG) 0511-532-4599
probeweis@mh-hannover.de

Krankenhaus Lehrte 05132-5030


Manskestr., 31275 Lehrte

Ameosklinik Hildesheim 05121-103-0


Rufbereitschaft
Region Hannover Rufbereitschaft Süd 0170-2207198
Region Hannover Rufbereitschaft Nord 0170-2207199

156
Entbindungskliniken
Krankenhaus Großburgwedel 05139-8011
Sozialdienst 05139-801-443 o. 344

Henriettenstiftung/Neu Bethesta 0511-2890


Sozialer Dienst 0511-289-3290

Vincentkrankenhaus 0511-9500

MHH 0511-5320

Frauenklinik 0511-9700

Friederikenstift 0511-1290

Beratungsstellen
Familien – und Erziehungsberatungsstelle Burgdorf 05136-6078
Spittaplatz 5
31303 Burgdorf

AWO-Frauenberatungsstelle Lehrte 05132-823434


Goethestr. 8
31275 Lehrte

Sozialpsychiatrische Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche 0511-30033490


Podbielskistr. 168, 30177 Hannover
Beratungsstelle.kjp@region-hannover.de

Sozialpsychiatrische Beratungsstelle der Region Hannover 0511-61643284


(Auskunft über örtliche Zuständigkeit für Erwachsene)

Violetta (Beratungsstelle g egen SKM) 0511-855554

Beratungsstelle der Region Hannover gegen SKM 0511-61622160

Anstoß (sex. Gewalt bei Jungen) 0511-6909192

Behindertenberatung (Kinder-Team Gesundheit) 05136-88710

Sozialpsychiatrischer Dienst der Region Hannover (Burgdorf) 05136-887127


(für Erwachsene)

Psychiatrischer Krisendienst der Region Hannover 0511-30033470


Podbielskistr.168
30177 Hannover
(für Erwachsene Freitags 15.00-20.00 Uhr, Samstags, Sonn-
tags und Feiertags 12.00-20.00 Uhr)

157
Weißer Ring, Frau Neubeck 05136-893450
Weißer Ring Hannover Umland 05151-58242

Beratungsstellen für die Zusammenarbeit mit Migrations-/Flüchtlingsfamilien:


Koordination:
Katharina Kühnle 05132-8300724
(Stadt Lehrte, Gleichstellung und Teilhabe – Bereich Migration)

Beratung für Flüchtlinge in allen Angelegenheiten:


Vanera Peters, Mizgin Younes, Adam Fadel 05132-83007-25
(AWO-Flüchtlingsberatung)

Beratung von jungen Flüchtlingen:


Jennifer Prüfer 05132-83007-25
Caritas Jugendmigrationsdienst

Traumatisierung und psychosoziale Beratung:


Netzwerk für traumatisierte Flüchtlinge in Niedersachsen e. V.
Marienstraße 28
30171 Hannover 0511-856445

beRATen e.V.
Beratung von Eltern, Angehörigen und anderen Menschen im Umfeld der von
neo-salafistischer Radikalisierung betroffenen Jugendl. und jungen Erw.
Beratungs-Hotline: 0511 - 700 520 40 - Büro-Beratungsstelle: 0511 - 600 142 73

Frauenhäuser
Frauenhaus der Region 0511-221102
Frauenhaus AWO 0511-664477
Kinder- und Frauenschutzhaus 0511-698646
Frauenhaus Hildesheim 05121-15544
Frauenhaus Celle a 05141-6633
Frauenhaus Celle b 05141-257888
Frauenhaus Peine 05171-55557
Frauenhaus Hameln 05151-25299
Frauenhaus Nienburg 05021-2424
Frauenhaus Schaumburg 05721-939830
Frauenhaus Braunschweig 0531-2801234
Frauenhaus Uelzen 0581-77999

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Quellenangaben

- Kindler/Lillig/Blümel/Meysen/Werner : Handbuch Kindeswohlgefährdung nach § 1666


BGB und Allgemeiner Sozialer Dienst; München 2006

- Landesbetrieb Erziehung und Berufsbildung Stadt Hamburg : Dienstanweisung Schutz


bei Kindeswohlgefährdung in der Fassung vom 1.10.2005

- Deutscher Städtetag : Empfehlungen zur Festlegung fachlicher Verfahrensstandards in


den Jugendämtern bei akut schwerwiegender Gefährdung des Kindeswohls ; Köln
2003

- Institut für soziale Arbeit e.V. : Der Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung –


Arbeitshilfe zur Kooperation zwischen Jugendamt und Trägern der freien Kinder- und
Jugendhilfe; Münster 2006

- Das Diagnoseinstrument der Jugendämter Stuttgart und Düsseldorf zur


Gefährdungseinschätzung nach § 8a SGB VIII; Stuttgart/Düsseldorf 2007

Verfasserinnen und Verfasser


Christina Koch Mildred Meschede Florentine Runge
Sina Spangenberg Juliane Tröbs Ann-Christin Hufen
Eberhardt Baildon

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