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Vitamin K-Produkte – was ist sinnvoll?

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Vitamin K ist für die Blutgerinnung von höchster Bedeutung. Es ist vor allem in
pflanzlichen Lebensmitteln, wie Grünkohl und Spinat zu finden.

Das Wichtigste in Kürze:

Vitamin K ist von hoher Bedeutung für die


Blutgerinnung und spielt auch in Bezug
auf die Knochengesundheit eine Rolle.
Ein ernährungsbedingter Vitamin K-
Mangel ist selten – auch wenn Anbieter
gerne von einem versteckten Vitamin K2
Mangel reden. Aussagen, wie Vitamin K hilft bei Osteoporose oder
Gefäßerkrankungen sind nicht wissenschaftlich bewiesen und für
Nahrungsergänzungsmittel unzulässig.
Achtung: Es kann zu Wechselwirkungen mit Medikamenten kommen.

Foto:
azure / Fotolia

Was steckt hinter der Werbung zu Vitamin K?


Vitamin K ist häufig in Nahrungsergänzungsmitteln zu finden und wird unter anderem
damit beworben, einen Beitrag zur Blutgerinnung bzw. für gesunde Knochen zu leisten.
Zwar ist es richtig, dass Vitamin K für den Körper wichtig ist, jedoch ist es
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natürlicherweise in vielen pflanzlichen (K1) und auch tierischen (K2) Lebensmitteln
enthalten. Ernährungsexperten gehen davon aus, dass die Bevölkerung ausreichend mit
Vitamin K versorgt ist und zusätzliche Pillen nicht nötig sind.

Nur zwei gesundheitsbezogene Werbeaussagen sind für Vitamin K erlaubt:

Vitamin K trägt zu einer normalen Blutgerinnung bei


Vitamin K trägt zur Erhaltung normaler Knochen bei

Nicht wissenschaftlich belegt und auch nicht zulässig sind dagegen die
krankheitsbezogenen Aussagen, dass Vitamin K (auch nicht K2!) vor Osteoporose oder
Gefäßerkrankungen schützen.

Worauf sollte ich bei der Verwendung von Vitamin K-


Produkten achten?
Die von Mikroorganismen und Pflanzen gebildeten Vitamin K-Verbindungen sind für
gesunde Menschen auch in hohen Dosierungen nicht gefährlich. Bis auf seltene,
vereinzelt beobachtete allergische Überempfindlichkeitsreaktionen sind keine
Überdosierungserscheinungen bekannt. Aus diesem Grund wurde von der Europäischen
Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) auch kein oberer Grenzwert festgelegt.

Diese Vitamin-Verbindungen sind gemäß EU-Richtlinie 2002/46/EG, Anhang II (Fassung


vom 05.07.2017) für Vitamin K in Deutschland und anderen EU-Ländern in
Nahrungsergänzungsmitteln zugelassen:

Phyllochinon (Phytomenadion, K1)


Menachinon (K2)

Trotz ihrer unterschiedlichen physiologischen Bedeutung und Bioaktivität wird bei den
Zufuhrempfehlungen bislang nicht zwischen Vitamin K1 und Vitamin K2 unterschieden.

Zur Prophylaxe von Thrombose-Erkrankungen werden häufig Vitamin K-Antagonisten


(zum Beispiel Marcumar), also sozusagen "Gegenspieler" von Vitamin K, verabreicht.
Dadurch wird die Vitamin K-Aufnahme gehemmt und es kommt zu einer Verzögerung
der Blutgerinnung. Wenn Sie solche gerinnungshemmenden Arzneimittel verschrieben
bekommen haben, brauchen Sie Ihre Ernährung zwar nicht auf eine Vitamin K-arme Kost
umzustellen; Sie sollten jedoch in jedem Fall eine zusätzliche Vitamin K-Einnahme durch
Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente meiden, da dies den Therapieerfolg
nachhaltig gefährden kann. Bereits 10 µg Vitamin K2 können die gerinnungshemmende
Therapie negativ beeinflussen.

Aus diesem Grund schlägt das Bundesinstitut für Risikobewertung auch eine
Höchstmenge in Nahrungsergänzungsmitteln von 80 µg je Tagesdosis vor. Des Weiteren
empfiehlt das BfR für Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin K den folgenden

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Warnhinweis: Personen, die gerinnungshemmende Arzneimittel (vom Cumarintyp)
einnehmen, sollen demnach vor dem Verzehr von Vitamin-K-
haltigen Nahrungsergänzungsmitteln ihren Arzt befragen.

Wofür braucht der Körper Vitamin K?


Mit "Vitamin K" ist kein einzelnes Vitamin gemeint, sondern eine Gruppe von
Verbindungen mit ähnlicher Grundstruktur.

Die K-Vitamine sind an der Bildung verschiedenster Eiweißbausteine beteiligt. So wirken


sie zum Beispiel bei der Herstellung von Proteinen für die Blutgerinnung mit und sind
von Bedeutung für Proteine des Blut-Plasmas, der Niere und der Knochen. Das erklärt
auch den Einfluss von Vitamin K auf die Knochenerkrankung "Osteoporose". Bei Frauen
mit einer niedrigen Vitamin K-Aufnahme ist Studien zufolge auch das Risiko von
Knochenbrüchen höher. Welche Rolle die Vitamin-Verbindungen aber tatsächlich bei
Entstehung der Krankheit spielen und ob eine zusätzliche Einnahme von Vitamin K einen
Nutzen bringt, bleibt offen. Diskutiert wird auch ein Einfluss auf den Schutz von Vitamin
K auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Welche Mengen an Vitamin K der Mensch benötigt, kann nur geschätzt werden, da
experimentelle Untersuchungen in aussagekräftiger Form nicht existieren. Aus diesem
Grund gibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung für Vitamin K lediglich Schätzwerte
für eine angemessene Zufuhr an. Bei Männern zwischen 15 und 50 Jahren beträgt
dieser Wert 70 µg, für Männer ab 51 Jahren wird mit 80 µg etwas mehr angegeben. Für
Frauen wird der Bedarf etwas geringer eingeschätzt: Mädchen und Frauen zwischen 15
und 50 Jahren sollen etwa 60 µg aufnehmen, Frauen ab 51 Jahren 65 µg. Für ältere
Personen wird der Wert deshalb angehoben, weil es denkbar ist, dass aufgrund von
Verdauungsstörungen oder der Einnahme von Medikamenten mehr Vitamin K benötigt
wird.

Ein Vitamin K-Mangel führt zu Störungen der Blutgerinnung. Diese sichtbaren und
unsichtbaren Blutungen können wiederum in verschiedensten Organen und
Organsystemen gefährliche Schäden anrichten – vom Magen-Darm-Trakt über Haut und
Schleimhäute bis hin zu Nebenniere, Leber und Gehirn. Mithilfe einer einmaligen Gabe
von Vitamin K in die Venen ist es möglich festzustellen, ob Gerinnungsstörungen auf
einen Vitamin K-Mangel zurückzuführen sind.

Ein ernährungsbedingter Vitamin K-Mangel kommt bei gesunden Menschen in


Deutschland jedoch nicht vor. Liegt ein Vitamin K-Mangel vor, ist dies häufig in
chronischen Magen-Darm-Erkrankungen begründet wie Zöliakie,
Fettverdauungsstörungen, Morbus Chron oder dem sogenannten "Kurzdarmsyndrom".
Infolgedessen wird nicht mehr genügend Vitamin K aufgenommen. Chronische
Leberschäden können dagegen zu einer unzureichenden Verwertung von Vitamin K
führen. Des Weiteren sind Mangelerscheinungen bei langfristiger Einnahme bestimmter
Medikamente wie Antibiotika, Medikamente gegen Epilepsie oder Tuberkulose,
Medikamenten zur Hemmung der Blutgerinnung sowie bei langandauernder Einnahme
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von Salicylaten, z. B. durch Aspirin, möglich.

Da Neugeborene noch keinen ausreichenden Vitamin-K-Speicher besitzen, sind sie auf


eine schnelle Vitamin-K-Zufuhr nach der Geburt angewiesen. Die von der
Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin
(DGKJ) empfehlen daher Vitamin-K zur Vorbeugung von Blutungen bei Säuglingen zu
geben. Hierbei handelt es sich allerdings um Arzneimittel und nicht um
Nahrungsergänzungsmittel. Empfohlen wird die orale Verabreichung von dreimal 2 mg
Vitamin K als Tropfen. Dabei erfolgt die erste Gabe unmittelbar nach der Geburt im
Rahmen der Vorsorgeuntersuchung U1.

Kann ich meinen Tagesbedarf über die Nahrung decken?


Die fettlöslichen Vitamin K-Verbindungen (K1 und K2) werden mit Hilfe von speziellen
Transportmechanismen in die Dünndarmzelle aufgenommen. Die Aufnahmerate kann
hierbei zwischen 10 % und 80 % schwanken, da verschiedene Faktoren die Aufnahme
steigern oder hemmen.

Vitamin K in seiner natürlichen Form wird von Pflanzen und Mikroorganismen


hergestellt. Das von Pflanzen produzierte Phyllochinon, auch Vitamin K1 genannt, findet
man viel in den Chloroplasten von grünen Pflanzen. Schon kleine Mengen (30-100g)
grünes Gemüse, wie Grünkohl, Spinat und Brokkoli reichen um den Schätzwert für die
angemessene Zufuhr zu erreichen.

Daneben ist Vitamin K auch in Ölen, Hülsenfrüchten, Früchten, Getreide und schwarzem
Tee zu finden. Vitamin K2 welches auch als Menachinon bezeichnet wird, wird über
Eigelb, Milchprodukten und Fleisch aufgenommen. Denn die Nutztiere nehmen Vitamin
K2 mit der Nahrung auf. Bei bakteriell fermentierte Lebensmitteln wie Käse und Joghurt
schwangt der Vitamin K2-Gehalt, je nach verwendeten Bakterienstamm. Durch die
Nahrungszubereitung geht Vitamin K nur selten verloren, da die Vitamin-Verbindungen
in Lebensmitteln relativ stabil gegenüber Einflüssen von Hitze und Sauerstoff sind.
Verluste sind jedoch bei längerer Lagerung von Lebensmitteln aufgrund der Licht-
Empfindlichkeit der Vitamin K-Verbindungen möglich.

Bestimmte Bakterien des menschlichen Darmes sind ebenfalls in der Lage, Vitamin K in
Form von Menachinon zu bilden. Die Bedeutung in Bezug auf die Bedarfsdeckung ist
dabei aber vermutlich gering, da das Vitamin in einem Darmabschnitt gebildet wird, in
dem eine Aufnahme fettlöslicher Vitamine eher selten stattfindet.

Inwieweit die Bevölkerung mit Vitamin K versorgt ist, lässt sich schwer beurteilen, da die
Angaben von Gehalten in Lebensmitteln stark schwanken und auch der Bedarf an
Vitamin K wie beschrieben nur geschätzt werden kann. Es wird auf Grundlage eines
Ernährungssurveys von 1998 und dem Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für
Ernährung von 2012 jedoch davon ausgegangen, dass genügend Vitamin K mit der
Nahrung aufgenommen wird.

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Unser Tipp:
Mit einer abwechslungsreichen Ernährung, die reichlich grüne Pflanzen beinhaltet,
nehmen Sie reichlich Vitamin K auf und brauchen sich keine Sorgen um
Mangelerscheinungen zu machen!

Quellen:

Weißenborn A. et al.: Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe in


Nahrungsergänzungsmitteln. J Consum Prot Food Saf (2018). Online publiziert am
04.01.2018

Vitamin-K-Aufnahme und Gesundheit von Dr. Alexandra Schek publiziert in Ernährung


im Fokus (BZfE) 05-06 2018

Biesalski, H../Bischoff, S./Puchstein, C. (2010): Ernährungsmedizin, Georg Thieme Verlag:


Stuttgart/New York.

Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Österreichische Gesellschaft für Ernährung,


Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.) (2015): Vitamin K. In: Referenzwerte für
die Nährstoffzufuhr, 2. Auflage, 1. Ausgabe, Köllen Druck + Verlag GmbH: Bonn

Netzwerk "Gesund ins Leben", abgerufen am 22.05.2018

Stahl, A./Heseker, H. (2011): Vitamin K: Physiologie, Funktionen, Vorkommen,


Referenzwerte und Versorgung in Deutschland, In: Ernährungs Umschau 3/11: 144-150

Vitamin K2 – das neue „Wundervitamin“?, Prof. Dr. rer. Nat. Martin Smollich, Deutsche
Apotheker Zeitung abgerufen am 29.04.2019

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