d/mag/F MAG4do - 16.12.2010 12:22:34 - m.
winkler
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Die Eidechse
David Lama, 20-jähriger Österreicher, ist der kommende Star unter den Kletterern
Von Katharina Sperber
E r ist klein, ziemlich klein. Wie
klein, weiß nur er. Aber die
1,70 Meter erreicht er nicht. Er ist
jung, sehr jung. Zu jung, um eine
Autobiografie zu veröffentlichen.
Er hat es dennoch getan. Aber was
kann ein 20-Jähriger erzählen?
Viel, sehr viel, von atemberauben-
den Abenteuern. Von bitteren
Niederlagen. Und wie man da-
nach wieder aufsteht oder, besser
gesagt, sich wieder in die Vertika-
le hängt – an steile, hohe Wände
in der Kletterhalle oder an rauen,
senkrecht abfallenden Fels.
David Lama ist ein Gigant un-
ter den Kletterern. Er hat nahezu
alles abgeräumt, was ein junger
Sportler erkämpfen kann: Er war
2004 Gesamtsieger des Jugend-
Europacups, 2005 Jugendwelt-
meister, 2008 Gesamt-Weltcup-
Sieger. Wenn er in öffentlichen
Veranstaltungen erzählt, bekom-
men Väter große Augen und ihren
Söhnen glühen die Wangen. Was
für ein Kerl. Er ist ein Vorbild in ei-
ner Sportart, die inzwischen ein
Breitensport geworden ist.
„Was für ein Instinkt!“
Mit zehn Jahren kletterte er seine
erste 8a-Route. Das ist ein
Schwierigkeitsgrad, den die meis-
ten Sportkletterer in ihrem gan-
zen Leben nie schaffen. David La-
ma klebt an einer Wand wie eine
Eidechse. Er ist ein Mann mit au-
ßergewöhnlicher Begabung. Er
war sechs, als Peter Habeler, der
mit Reinhold Messner 1978 den
Mount Everest ohne künstlichen
Sauerstoff erklommen hatte, das
Talent entdeckte: „Was der für ei-
nen Instinkt hat. So was habe ich
bei einem Kind noch nie gesehen“,
sagte der Bergsteiger Davids El-
tern. Der Vater stammt aus Nepal,
die Mutter kommt aus Tirol, gebo-
ren wurde das Wunderkind im ös-
terreichischen Innsbruck. Mit den
Eltern war David viel in den Ber-
gen in Österreich und in der Hei-
mat des Vaters. Stets Trekking,
aber nie Klettern.
Zum Erfolg gehört aber mehr
als ein außergewöhnlicher Gen-
Cocktail. „Ich kann im entschei-
denden Moment sehr stur wer-
den“, sagt Lama. „Dann kommt es
mir vor, als ob ich Probleme zer-
reiße.“ Wie er so vor einem sitzt,
glaubt man das nicht. Die sanften
Gesichtszüge, der Blick aus den
jungen, dunklen Augen unterm
schwarzen Haar lassen ihn wie ei-
nen Träumer erscheinen. Aber er
ist ein verdammter Sturschädel,
dieser David Lama.
Voriges Jahr war er mit Kollege
Daniel Steuerer am Cerro Torre in
Patagonien – da stauchte er sich
den Knöchel. Der Fuß schwoll an
wie ein Luftballon. Für David La-
ma kein Grund, sich dem „bösen
Sofageist“ zu unterwerfen. Er
humpelte 30 Kilometer vom Berg
zurück nach El Chaltén, wo sie ihr
Lager hatten. Zwei Tage später
war er wieder unterwegs. „Zwar
David Lama im Juni in den Südtiroler Dolomiten.
ZUR PERSON
David Lama wurde am 4. August 1990
in Innsbruck geboren. Sein erster
Kletter-Trainer war der Österreicher
Reinhold Scherer, der eine Gruppe von
acht- bis zehnjährigen Kletterkindern
betreute. Anfangs wollte er Lama nicht
ins Team aufnehmen, weil der ihm zu
jung war – dann aber überzeugte ihn
das Talent des Jungen. 2008 brach Lama
die Schule ab. „Für das, was ich tue,
brauche ich die Schule nicht“, sagte er.
Cyan Magenta Gelb Schwarz
RAINER EDER/ASP RED BULL
„High – Genial an Berg und Fels“
schrieb er gemeinsam mit Christian Seiler
(Münchner Knaus-Verlag, 224 S., 19,99
Euro ). Leser bekommen
in einer klaren, jungen
Sprache eine Ahnung
vom Leben im Extrem
vermittelt, spüren eisige
Winde, Lampenfieber
und die Freude über je-
den Sieg. ber
passte der Fuß fast nicht in den
Bergschuh, aber wenn er einmal
drin war und der Schuh fest zuge-
schnürt, dann passte es schon.“
Der Cerro Torre ist für David
Lama „vielleicht der schönste
Berg der Welt“. Der 3133 Meter
hohe Granit-Turm an der argenti-
nisch-chilenischen Grenze ist ein
alpiner Mythos. Wegen seiner
steil aufragenden, glatten Wände
und der extrem widrigen Wetter-
bedingungen, die dort herrschen,
ist er nur schwer zu erklimmen.
Unter Bergsteigern gilt er als einer
der schwierigsten und zugleich
schönsten Gipfel der Welt. David
und Daniel schafften den Berg
nicht. Stattdessen lernten sie war-
ten. Während der ersten drei Wo-
chen gab es nur sieben Tage Klet-
terwetter. An den anderen stürm-
te es, mit Windgeschwindigkeiten
von hundert Kilometern pro Stun-
de und mehr. Blieb Zeit, um die
Cerveceria in El Chaltén besser
kennen zu lernen. Ein paar Holzti-
sche unter einem offenen Dach-
stuhl, fröhliche Leute, gute Ge-
spräche – „sie spielten dort einen
genialen Salsa, so dass sich jede
Tageszeit wie später Nachmittag
anfühlte“, erinnert sich der Ex-
trem-Sportler. Feiern kann David
Lama auch, besonders ausgiebig
nach Siegen. Er ist kein verbisse-
ner Ehrgeizling. Er will Spaß ha-
ben, denn „Spaß ist Leben“.
Am meisten Spaß aber hat er
beim Klettern. Das ist sein Leben.
Davon möchte er eines Tages auch
leben. Marketing und Sponsoren
sind ihm nicht zuwider, die gehö-
ren für ihn dazu. Aus seinen Plä-
nen aber sollen sich die Geldgeber
möglichst raushalten. Sie würden
gern sehen, dass er weitere Tro-
phäen holt, ihn aber zieht es raus
aus der Halle, in die Berge. Dort,
wo nicht nur Begabung und in
hartem Training erworbenes Kön-
nen zählen, sondern die Unbere-
chenbarkeit der Natur ins Spiel
kommt. „Ich genieße die Schön-
heit des Kletterns, nicht seine Ge-
fährlichkeit. Ich bin bereit, Risi-
ken einzugehen, wenn die Route
ohne Risiko nicht zu machen ist.“
Angst habe er nicht, sagt er, aber
Respekt vor der Wand, dem Fels –
und vor sich selbst, weil er irren
kann, weil ihm nicht alles gelingt.
An der Sagwand, einer der
höchsten Granitwände Tirols, ist
er einmal so gefallen, dass er
dachte, es sei aus mit ihm. Ein Ha-
ken hielt nicht, Lama stürzte. Der
nächste Haken saß fest, doch
plötzlich war etwas anders: „Ich
hatte mich immer sicher, gerade-
zu unsterblich gefühlt, und jetzt
war ich zum ersten Mal gestorben,
und ich musste schauen, dass ich
diese Kälte, die ich nicht gekannt
hatte und nie kennen lernen woll-
te, wieder aus meinem Brustkorb
rausbringe. Das war das Ende
meiner Unsterblichkeit.“
Im Januar wird David Lama
wieder nach Patagonien aufbre-
chen. Der Cerro Torre lässt ihn
nicht los. Dieses Mal will der
Sterbliche auf dem Gipfel stehen.
Donnerstag, 16. Dezember 2010
66. Jahrgang Nr. 293 D*
LEUTE
Erzbischof verteufelt
den Weihnachtsmann
Der argentinische Erzbischof Fab-
riciano Sigampa hat den Weih-
nachtsmann (Foto) einen „fetten
roten Mann“ genannt, der in der
christlichen Weihnacht nichts zu
suchen habe. Die Gläubigen in der
Kathedrale der Stadt Resistencia
im Nordwesten
trauten ihren
Ohren nicht,
als Sigampa bei
der Messe über
den Weih-
nachtsmann
herzog. Schon
DPA
die Kleinsten
„sollen wissen,
dass es Geschenke nur dank der
Anstrengungen der Eltern und
mit der Hilfe von Jesus gibt“, zi-
tierte das Onlineportal „Corrien-
tesya“ den Geistlichen. Um weite-
ren Krach mit der Kirche zu ver-
meiden, warf die Stadt den dicken
roten Mann aus dem „Weih-
nachtsmannhaus“, das seit kur-
zem vor der Kathedrale steht. dpa
Time: Facebook-Gründer
ist „Person des Jahres“
Mark Zuckerberg, Gründer des
Online-Netzwerks Facebook, ist
für das US-Magazin Time die „Per-
son des Jahres 2010“. Der 26-Jäh-
rige habe „unser alltägliches Le-
ben verändert“, schrieb Chefre-
dakteur Richard Stengel. Mit 600
Millionen Nutzern erreiche Face-
book ein Zehntel der Erdbevölke-
rung und habe sich zum „Bindege-
webe“ für soziale Beziehungen
entwickelt. Gemessen an seiner
Nutzerzahl wäre Facebook das
drittgrößte Land der Erde, „und es
hat sicherlich mehr Informatio-
nen über seine Bürger als jede Re-
gierung“. Zuckerberg setzte sich
in der Endauswahl unter anderem
gegen Wikileaks-Gründer Julian
Assange durch. afp
Johansson und Reynolds
lassen sich scheiden
Nach gut zwei Jahren Ehe haben
die Hollywood-Stars Scarlett Jo-
hansson, 26, und Ryan Reynolds,
34, ihre Scheidung angekündigt.
„Nach langer und eingehender
Überlegung haben wir entschie-
den, unsere Ehe zu beenden“, teil-
ten die beiden Schauspieler in ei-
ner Erklärung mit, aus der das US-
Magazin People nun zitierte. Die
US-Amerikanerin und der Kana-
dier betonten, sie gingen in
Freundschaft auseinander: „Wir
haben unsere Beziehung mit Lie-
be begonnen, und mit Liebe und
Zuneigung beenden wir sie.“ Peo-
ple hatte Reynolds jüngst zum
„Sexiest man alive“ gekürt. afp
RTR