3
Diese Broschüre bietet einen ersten Überblick über das breite Aufgaben
spektrum der Kinder- und Jugendhilfe und ihre Akteure. Neben dem
Gesetzestext des Achten Buches Sozialgesetzbuch (SGB VIII) und des
Gesetzes zur Kooperation und Information im Kinderschutz (KKG) werden
die zentralen rechtlichen Grundlagen der Kinder- und Jugendhilfe erläu-
tert. Fachkräfte erhalten durch die Broschüre eine knappe Zusammenfas-
sung; Eltern und interessierte Bürgerinnen und Bürger finden einen gut
verständlichen Einblick in die Vielfalt der Leistungen und Angebote der
Kinder- und Jugendhilfe.
4
Inhalt
5
Das SGB VIII
Eine Broschüre zu den Rechtsgrundlagen der
Kinder- und Jugendhilfe für engagierte Menschen
Ob Sie Ihr Kind in die Kita bringen, Ihre Tochter in ein Mädchenzentrum
geht, ob Ihre Freunde ein Kind in Pflege genommen oder adoptiert haben,
immer haben Sie es mit der Kinder- und Jugendhilfe zu tun. Außerhalb der
Familie und der Schule gibt es vielfältige Angebote für Kinder und Jugend-
liche in wechselnden Lebenssituationen. Wir haben ein hoch entwickeltes
System in den Bereichen Erziehung und Bildung, ein Baustein davon ist
das Achte Buch des Sozialgesetzbuches (SGB VIII). Es ist das grundlegende
Gesetz für die Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland.
Das SGB VIII ist aber nicht das einzige Gesetz, in dem Sachverhalte geregelt
werden, die die Kinder- und Jugendhilfe berühren. Beispielsweise ergeben
sich aus dem Familienrecht des Bürgerlichen Gesetzbuches, dem Bundes
elterngeldgesetz, dem Unterhaltsvorschussgesetz, dem Jugendarbeitsschutz-
gesetz, den sonstigen Büchern des Sozialgesetzbuches und anderen Gesetzen
Berührungspunkte zur Kinder- und Jugendhilfe.
6
Die Kinder- und Jugendhilfe ist für alle Mädchen und Jungen und ihre
Erziehungsberechtigten da. Die Fachkräfte sprechen von einer Soziali
sationsinstanz neben Familie und Schule. Daneben ist sie aber auch eine
Instanz der Krisenintervention, die Hilfe leistet für Kinder und Eltern in
Notsituationen, bei Familien mit Erziehungsschwierigkeiten, bei sexuellem
Missbrauch, Drogenkonsum, Gewalt unter Jugendlichen und vielem mehr.
Das SGB VIII ist ein Instrument zur Vorbeugung, zur Hilfestellung und zum
Schutz von Kindern und Jugendlichen, Mädchen und Jungen, jungen Frauen
und jungen Männern. Das Gesetz verpflichtet die Jugendämter zur Hilfe und
schafft den Rahmen für die Unterstützung von Sorgeberechtigten, Müttern
sowie Vätern zum Wohle ihrer Kinder. Es soll Kindern und Jugendlichen
Recht und Stimme verschaffen und Handwerkszeug sein für Fachkräfte und
engagierte Menschen. Dazu sind alle gefordert – nicht nur die hauptamt
lichen Fachkräfte und die Ehrenamtlichen in der Kinder- und Jugendhilfe,
sondern auch Politikerinnen und Politiker, Verwaltungsfachkräfte, Lehrerin-
nen und Lehrer in den Schulen, Jugendbeauftragte bei der Polizei, Ärztinnen
und Ärzte, Pfarrerinnen und Pfarrer, Vertreterinnen und Vertreter der Wirt-
schaft und der Kultur.
7
Das SGB VIII
Hilfe sofort?
Sie sind in einer konkreten Notsituation? Sie suchen eine Tagesbetreuung
für Ihre Tochter? Der Vater Ihres Kindes zahlt keinen Unterhalt? Ihr Kind
wird in der Schule auffällig? Deine Eltern drohen mit Gewalt oder üben
sie aus? In der Jugendwohngruppe findest du kein Gehör oder sonstige
Probleme wirken ungeheuer belastend? Dann kann auch die vollständige
Lektüre dieser Broschüre allein nicht sofort Hilfe leisten. Jetzt werden
Gesprächspartnerinnen und -partner gebraucht, die sich auskennen und
helfen können.
Erster Ansprechpartner ist das örtliche Jugendamt. Das heißt heute nicht
immer so, sondern manchmal Amt für soziale Dienste oder Fachbereich
für Kinder und Jugendliche. Über die Internetseite der Stadt oder des
Landkreises findet man es meist unter dem Stichwort Kinder, Jugend oder
Familie. Auch ein Anruf bei der Kreis- oder Stadtverwaltung kann die
richtige Nummer vermitteln.
Nummer gegen Kummer e. V. (NgK) ist der Dachverband des größten kosten-
freien, telefonischen Beratungsangebotes für Kinder, Jugendliche und Eltern
in ganz Deutschland. Junge Menschen finden am Kinder- und Jugendtelefon
unter 0800 116 111 und online bei der E-Mail-Beratung kostenlos Rat, Hilfe,
8
Das SGB VIII
Wichtig ist, dass man sich nicht entmutigen lässt. Unser Sozialsystem ist so
gestaltet, dass es Zeit und Raum für Ratsuchende geschaffen hat, auch wenn
man sich die Hilfe oft holen oder beantragen muss.
9
Das SGB VIII
Allen Leserinnen und Lesern wünschen wir, dass sie eine Unterstützung
in ihrem Engagement für Kinder, Jugendliche und Familien erfahren, um
begründet fördern und fordern zu können.
10
Was ist Kinder- und
Jugendhilfe?
Was ist Kinder- und Jugendhilfe?
12
Was ist Kinder- und Jugendhilfe?
Die Kinder- und Jugendhilfe ist grundsätzlich für alle jungen Menschen
zuständig, die in Deutschland leben. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie deut-
scher oder anderer Nationalität sind, ob sie behindert oder nicht behindert
sind. Allerdings haben Ausländerinnen und Ausländer auf Leistungen nach
diesem Gesetz nur dann einen einklagbaren Anspruch, wenn sie rechtmäßig
oder aufgrund einer ausländerrechtlichen Duldung ihren gewöhnlichen
Aufenthalt in Deutschland haben. Das schließt jedoch nicht aus, dass ihnen
auch ohne diese Voraussetzungen aufgrund über- und zwischenstaatlichen
Rechts Leistungen gewährt werden. Für junge Menschen mit geistiger oder
körperlicher Behinderung kommen noch die Eingliederungshilfen, die sie
zur Überwindung behinderungsbedingter Nachteile erhalten, nach den
Rechtsgrundlagen des Zwölften Buches Sozialgesetzbuch – Sozialhilfe
SGB XII, bzw. ab dem 1. Januar 2020 nach dem Neunten Buch Sozialgesetz-
buch – Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen
(SGB IX) hinzu.
Einige Zahlen aus der Kinder- und Jugendhilfestatistik (§§ 98 bis 103) sollen
die Verbreitung von Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe in Bezug auf die
verschiedenen Altersstufen zeigen.
13
Was ist Kinder- und Jugendhilfe?
Erziehungsberatung:
2015 wurden bundesweit 305.922 Beratungen im Rahmen
der Jugendhilfe abgeschlossen bzw. dauerten am Ende des
Jahres noch an. Die häufigsten Gründe für eine Erziehungs-
beratung sind familiäre Konflikte und/oder Entwicklungs-
auffälligkeiten.
14
Was ist Kinder- und Jugendhilfe?
„Pflege und Erziehung der Kinder Eingriffe in dieses Recht (Sorgerecht) sind nur
sind das natürliche Recht der Eltern durch das Familiengericht nach § 1666 BGB
und die zuvörderst ihnen obliegende möglich,
Pflicht. Über ihre Betätigung wacht •• wenn das Wohl des Kindes gefährdet
die staatliche Gemeinschaft.“ ist (Vernachlässigung, Misshandlung,
(Artikel 6 Absatz 2 GG) Missbrauch)
•• und die Eltern nicht bereit oder in der
Lage sind, diese Gefährdungssituation
zu beenden,
•• und andere Maßnahmen (zum Beispiel
der Jugendhilfe) erfolglos geblieben
sind oder zur Abwendung der Gefahr
nicht ausreichen (§ 1666a BGB)
•• und die ergriffenen Maßnahmen eine
geeignete und verhältnismäßige Form
der Gefahrenabwehr darstellen.
Das Jugendamt muss das Gericht Das Gericht muss das Jugendamt anhören.
anrufen, wenn es sein Tätigwerden
für erforderlich hält.
15
Was ist Kinder- und Jugendhilfe?
Eine weitere Aufgabe der Kinder- und Jugendhilfe ist die Mitwirkung in
familiengerichtlichen Verfahren (§ 50). So bietet das Jugendamt Eltern und
Kindern Beratung und Unterstützung in der Trennungssituation und bei
der Regelung der elterlichen Sorge an (§ 17). Das Familiengericht beteiligt
das Jugendamt auch dann, wenn es um Fragen der Einschränkung oder des
Entzugs der elterlichen Sorge geht. Gegebenenfalls muss das Jugendamt hier
auch von sich aus tätig werden, also das Gericht anrufen, wenn anders keine
befriedigenden Lösungen zum Schutz und zur Sicherung von Rechten der
Mädchen und Jungen zu erreichen sind (§ 8a Absatz 2).
Die Erfüllung aller dieser Aufgaben kostet Geld. 2018 waren dies insgesamt
50,6 Milliarden Euro – eine gewaltige Summe, aber doch nur 4,5 Prozent
des gesamten Sozialbudgets 2018 der Bundesrepublik Deutschland.
Jugendarbeit,
Jugendsozialarbeit
Sonstige Aufgaben
und Leistungen
Quelle: Statistisches Bundesamt (2019): Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe. Ausgaben und Einnahmen 2018,
eigene Zusammenstellung und Berechnung.
16
Was ist Kinder- und Jugendhilfe?
17
Was ist Kinder- und Jugendhilfe?
1 Zu den Personen mit Hochschulabschluss werden hier Dipl. Sozialpädagoginnen und -pädagogen,
Dipl. Sozialarbeiterinnen und -arbeiter, Dipl. Pädagoginnen und -Pädagogen, Dipl. Erziehungswissenschaft-
lerinnen und -wissenschaftler und Dipl. Heilpädagoginnen und -pädagogen (Universität/Fachhochschule
oder vergleichbarer Abschluss) und staatlich anerkannte Kindheitspädagoginnen und -pädagogen (Bachelor/
Master) gezählt.
18
Kinder brauchen Kinder
Kinder brauchen Kinder
Hinzu kommt, dass rund 40 Prozent aller Kinder heute als Einzelkind auf-
wachsen. Der Anteil der Einzelkinder hat sich in den letzten zehn Jahren
kaum verändert. Gleichwohl ist die Anzahl der minderjährigen Kinder
in den Familien generell zurückgegangen. Diese hat sich im Zeitraum
1996–2017 um 14 Prozent reduziert.
Um ihre Kinder gut zu fördern, nehmen heute immer mehr Eltern die
Unterstützung der Bildung, Erziehung und Betreuung ihrer Kinder an
dafür geschaffenen pädagogischen Orten in Anspruch: Tageseinrichtun-
gen und Kindertagespflege haben diesen Auftrag. Darüber hinaus gibt
es betreute Spielplätze, Spielkreise und vieles mehr.
Auch der Wunsch und die Notwendigkeit von immer mehr Eltern, die
Erwerbs- und Familienarbeit in Einklang zu bringen, verlangen zuver
lässige Tagesbetreuungsangebote.
20
Kinder brauchen Kinder
Kinderbetreuungsangebote
•• in Kindertageseinrichtungen
(0- bis 3-jährige sowie 3- bis 6-jährige Kinder),
•• in Kinderhorten (6- bis 12-jährige Kinder),
•• in altersgemischten Gruppen,
•• durch eine Tagespflegeperson („Tagesmutter bzw. Tagesvater“).
21
Kinder brauchen Kinder
Bund, Länder und Kommunen haben seit 2008 den Ausbau der Kindertages-
betreuung enorm vorangetrieben. Für Investitionskostenzuschüsse hat der
Bund bereits im Jahr 2007 das Sondervermögen „Kinderbetreuungsausbau“
aufgelegt. Mit den Investitionsprogrammen „Kinderbetreuungsfinanzierung“
2008 bis 2013, 2013 bis 2014 sowie 2015 bis 2018 unterstützte der Bund den
Ausbau an Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren bundesweit mit
insgesamt 3,28 Milliarden Euro. So sind insgesamt mehr als 400.000 Betreu-
ungsplätze für Kinder unter drei Jahren entstanden.
Mit der Verkündung des „Gesetzes zum weiteren quantitativen und quali
tativen Ausbau der Kindertagesbetreuung“ am 29. Juni 2017 wurde das
Investitionsprogramm „Kinderbetreuungsfinanzierung“ 2017–2020 auf den
Weg gebracht und das Sondervermögen „Kinderbetreuungsausbau“ um
insgesamt 1,126 Milliarden Euro aufgestockt, um zusätzlich 100.000 Betreu-
ungsplätze zu schaffen. Besonders hervorzuheben ist, dass nunmehr auch
die Schaffung von weiteren Betreuungsplätzen für Kinder bis zum Schul
eintritt möglich ist.
2018 wurde das „Gesetz zur Weiterentwicklung der Qualität und zur
Teilhabe in der Kindertagesbetreuung“ (Gute-KiTa-Gesetz) verabschiedet.
Mit dem Gute-KiTa-Gesetz beteiligt sich der Bund bis 2022 mit rund
5,5 Milliarden Euro an der Weiterentwicklung der Qualität in der Kinder
tagesbetreuung. Das Gesetz sieht vor, dass jedes Bundesland individuell
bei der Weiterentwicklung der Qualität und Verbesserung der Teilhabe in
der Kinderbetreuung unterstützt wird – je nach Ausgangslage und Bedarf.
22
Kinder brauchen Kinder
23
Mehr Chancen für
die Jugend
Mehr Chancen für die Jugend
Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit,
Kinder- und Jugendschutz
Denkbar ist die folgende Szene an jedem Ort: Mädchen und Jungen hängen
rum, am Brunnen, im Park, an Haltestellen, am Kiosk. Was sie wollen, ist
ein Raum zum Treffen, zum Musikmachen und -hören, zum Reden, zum
Abhängen. Aber wie dran kommen?
Das SGB VIII beschreibt die Förderung der Arbeit der Jugendverbände (§ 12)
und die offenen Formen der Jugendarbeit (§ 11). Bei der Sportjugend oder
in einem anderen Jugendverband steht die Mitgliedschaft im Vordergrund;
Häuser der offenen Tür, auch Jugendzentren genannt, sind dagegen offen
für jeden, der Lust hat, hereinzuschauen. Zu den Schwerpunkten der Jugend-
arbeit gehören ebenso der internationale Jugendaustausch, die Kinder- und
Jugenderholung und die Jugendberatung. Möglich sind auch mobile
Angebote, zum Beispiel Spiel- und Musikmobile, die dahin fahren, wo
Kinder und Jugendliche sind, und nicht abwarten, dass sie irgendwohin
kommen. Internetcafés und Computernutzungsräume knüpfen an die
Kompetenz von Jugendlichen im Umgang mit den neuen Medien an.
Viele Angebote der Jugendarbeit sind Bestandteil des Alltags von Kindern
und Jugendlichen: die Sportjugend und die Rotkreuz- und Feuerwehrjugend
zum Beispiel als klassische Jugendverbände, in denen Jugendliche Mitglied
sind. Die Jugendarbeit der Kirchen, der Gewerkschaften oder die örtlichen
Jugendzentren sind Knotenpunkte in einer Gemeinde. Gruppenarbeiten,
Ferienfreizeiten, Discoabende, Kurse und vieles mehr gehören zum Angebot.
Aber nicht alle Mädchen und Jungen fühlen sich davon angesprochen, sie
wollen unter sich sein. Initiativen von Jugendlichen, sich Raum und Gehör
25
Mehr Chancen für die Jugend
Jugendsozialarbeit
Tim hat die Schule geschmissen und Stress mit seinen Eltern. Lale hat
trotz gutem Hauptschulabschluss immer noch keinen Ausbildungsplatz
als Zahnarzthelferin gefunden. Beide suchen vergeblich nach einer Beschäfti-
gung; die Hoffnung auf einen Ausbildungsplatz haben sie schon aufgegeben.
26
Mehr Chancen für die Jugend
Auch die aktuell gute Lage auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt in
Deutschland verhindert nicht, dass es junge Menschen gibt, die beim Sprung
in die Arbeitswelt nach wie vor scheitern. Ursachen gibt es viele, zum Bei-
spiel ein fehlender Schulabschluss, schwierige familiäre Rahmenbedin
gungen, Suchtprobleme oder integrationsspezifische Hürden. Aufgabe der
Jugendsozialarbeit ist es, Jugendliche mit erschwerten Startbedingungen
durch gezielte Angebote und kreative Programme „fit zu machen“, damit
diese ihr Leben und ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen können.
Die Träger der öffentlichen und freien Jugendhilfe verfügen über eine breite
Palette von Angeboten. Das können Beratungsstellen für schulverweigernde
oder arbeitslose Jugendliche sein, mobile Angebote aufsuchender Arbeit
oder Werkstätten, deren Ziel es ist, durch „Schnupperangebote“ zur Berufs-
findung beizutragen. Es können aber auch außerbetriebliche Ausbildungs-
plätze zur Verfügung gestellt werden. Beschäftigungsinitiativen bieten
gelernten wie ungelernten Kräften Arbeits- und Qualifizierungsmaßnahmen
an. Bezahlt werden die Maßnahmen vom örtlichen Jugendamt, dem Grund-
sicherungsträger oder der Agentur für Arbeit.
27
Mehr Chancen für die Jugend
Ziel der Angebote ist es, junge Menschen und Eltern zu befähigen, gefähr-
dende Einflüsse kritisch zu durchschauen und abzuwehren. Kinder, die
aufgeklärt sind und Nein sagen können, sind seltener Opfer von Missbrauch.
Jugendliche, die Medienkompetenz entwickelt haben, konsumieren bewuss-
ter und sind negativen Wirkungen weniger ausgeliefert.
28
Familien stark machen
Familien stark machen
Schwangerschaft, Geburt und die ersten Jahre mit einem Kind sind eine
besonders aufregende Zeit für Familien. In Stolz, Glücklichsein und Freude
mischt sich aber auch Erschöpfung, Verunsicherung und Sorge. Die Bedürf-
nisse ihrer Kinder wahrzunehmen und sich auf sie einzustellen, ist ein
anspruchsvoller Lernprozess für Eltern, der immer wieder Fragen aufwirft.
Viele Jugendämter halten daher inzwischen vielfältige Beratungs- und
Unterstützungsangebote für werdende und frischgebackene Mütter und
Väter vor (§ 16 SGB VIII, § 2 Absatz 1 KKG).
Vielerorts wird Familien kurz nach der Geburt ihres Kindes auch ein Besuch
angeboten, um neugeborene Kinder willkommen zu heißen und ihre
Eltern über regionale Beratungs- und Hilfsangebote zu informieren (§ 2
Absatz 2 KKG).
30
Familien stark machen
31
Familien stark machen
Ein Beistand kann besonders für junge Mütter eine große Hilfe sein. Eine
Mutter braucht dabei keine Angst zu haben, dass sie damit ihre Rechte aus
der Hand gibt. Wenn sie gegenüber dem Jugendamt erklärt, dass sie die
Beistandschaft nicht mehr möchte, endet diese.2
Besondere Unterstützung sieht das SGB VIII vor, wenn ein Elternteil aus
gesundheitlichen Gründen ausfällt (§ 20). Wenn zum Beispiel eine allein-
erziehende Mutter krank wird, die Großeltern, andere Verwandte oder
Freunde aber nicht einspringen können, sind vorübergehende Hilfen zur
Versorgung und Betreuung von Kindern zu Hause vorgesehen. So kann
eine Unterbringung außerhalb des Elternhauses vermieden werden. Das
Jugendamt stellt zum Beispiel eine Haushaltshilfe, die sich um die Kinder
kümmert. Die Hilfe soll schnell und unbürokratisch geleistet werden.
Allerdings sind vorrangig Leistungen der gesetzlichen Krankenkasse zu
beantragen (§ 38 SGB V).
2 Mehr Informationen erhalten Sie in der Broschüre „Die Beistandschaft und weitere Hilfen des Jugendamtes
bei der Feststellung der Vaterschaft und der Geltendmachung des Kindesunterhalts“ des Bundesministe-
riums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/
die-beistandschaft/73974.
32
Familien stark machen
Vor allem aber bei Trennung und Scheidung ist es oft für alle Beteiligten
wichtig, sich von einer außenstehenden Fachkraft beraten zu lassen. Fast
immer leiden die Kinder unter der Trennung ihrer Eltern. Sie haben oft
Schuldgefühle, meinen, sich für Mutter oder Vater entscheiden zu müssen,
und haben Angst, einen von beiden Elternteilen zu verlieren. In dieser
Lebenssituation brauchen die Kinder Hilfe. Eine intensive Beratung wird
dem Mädchen oder Jungen helfen, die Situation zu meistern. Beratung bei
Trennung und Scheidung leisten die Jugendämter oder Beratungsstellen
der freien Jugendhilfe (§ 17). Die Beratung kann helfen, rechtzeitig zu
erkennen, ob weitergehende Hilfen, zum Beispiel ein Erziehungsbeistand,
eine Tagesgruppe oder auch eine Therapie, notwendig sind. Die Beratungs-
fachkraft unterstützt das Kind und die Eltern dabei, diese Hilfe möglichst
schnell und unkompliziert zu erhalten.
Jedes dritte Kind (in Großstädten jedes zweite) ist im Laufe seiner Kindheit
davon betroffen, dass sich Eltern trennen, dass Mutter oder Vater neue
Partnerschaften eingehen und dass Stiefgeschwister dazukommen. Bei einer
Trennung oder Scheidung haben weiterhin beide Eltern das Sorgerecht. Nur
wenn ein Elternteil das alleinige Sorgerecht beantragt, entscheidet darüber
das Familiengericht.
33
Familien stark machen
Beratung und Hilfe sollen vor allem dazu beitragen, dass die Partner bei
Trennung oder Scheidung eine einvernehmliche, gute Lösung für die
elterliche Sorge treffen können. Dabei soll verdeutlicht werden, dass die
Beibehaltung der gemeinsamen elterlichen Sorge hohe Anforderungen an
die Kooperationsbereitschaft und Kooperationsfähigkeit der Eltern stellt.
Bei einem Kampf zwischen den Eltern leiden meist die Kinder. Korrespon-
dierend dazu enthält § 18 Absatz 3 SGB VIII für Kinder, Jugendliche, ihre
Eltern und andere umgangsberechtigte Personen einen Anspruch auf
Beratung und Unterstützung bei der Ausübung des Umgangsrechts. Bei der
Herstellung von Umgangskontakten und bei der Ausführung vereinbarter
Umgangsregelungen soll Hilfestellung geleistet werden. Allerdings sind
diese Hilfeleistungen nur erfolgreich, wenn es gelingt, beide Elternteile zu
erreichen. Verweigert einer von ihnen die Kooperation, so bleibt nur der
Weg zum Familiengericht (§§ 1684, 1685 BGB). Bei einem Streit um das
Sorge- oder Umgangsrecht muss eine Lösung gefunden werden, die das
Wohl des Kindes in den Vordergrund stellt.
Denn: Kinder können die Trennung ihrer Eltern leichter verkraften, wenn
sie erleben, dass beide Elternteile sich weiterhin um sie sorgen, sie weiter-
hin auch zu dem Elternteil Kontakt haben dürfen, bei dem sie nicht über-
wiegend leben.
34
Wenn’s brennt
Wenn’s brennt
Marvins Vater ist alleinerziehend. Seit einem halben Jahr fühlt er sich
immer hilfloser. Die Konflikte im Haus werden zunehmend heftiger, die
Anrufe der Lehrerin häufen sich, und als jetzt auch noch die Polizei kam, weil
Marvin mit seiner Clique beim Automatenknacken erwischt wurde, da stand für
ihn fest: Marvin kommt ins Heim. Er wandte sich ans Jugendamt. Der Sozial-
arbeiter führt Gespräche mit beiden und kann sie dafür gewinnen, zunächst
einmal in eine Beratung bei der Erziehungsberatungsstelle zu gehen. Dabei
kommen endlich die Probleme zur Sprache, die sich mit dem Tod von Marvins
Mutter für beide auftürmten, über die sie aber nie sprechen konnten. Nach
einem halben Jahr ist klar: Marvin erhält Frau Weber als Erziehungsbeistand
an die Seite, die er schon seit Jahren kennt und zu der er Vertrauen hat, und
mit deren Hilfe er sich auch zutraut, die Probleme in der Schule in den Griff
zu kriegen. Vom Heim redet keiner mehr.
Matthias und Susanne sind junge Eltern des erst drei Monate alten Luis.
Nach dem ersten Glück und großer Freude über ihren kleinen Nach-
wuchs gestaltet sich die familiäre Situation zunehmend schwieriger. Matthias
arbeitet im Schichtdienst und ist nur selten zu Hause. Wenn er da ist, versucht
er zwar, Susanne zu unterstützen. Er ist jedoch regelmäßig übermüdet und
schnell genervt. Susanne meistert den Alltag mit Luis im Großen und Ganzen
ziemlich gut. Allerdings fühlt sie sich in letzter Zeit oft allein, ist gedanklich
abwesend und manchmal tieftraurig. Wenn Luis dann schreit, ist sie kaum in
36
Wenn’s brennt
der Lage, auf ihn einzugehen. Susannes Hebamme, die bislang einmal in der
Woche zu ihr kam und auf deren Besuche sie sich regelmäßig sehr freut, hat die
angespannte Familiensituation mitbekommen und zudem festgestellt, dass Luis
in letzter Zeit auffallend wenig zugenommen hat. Sie hat Susanne daher vorge
schlagen, mit ihr gemeinsam zum Jugendamt zu gehen, um nach weitergehen-
den Hilfeangeboten zu fragen. Dort wurde vereinbart, dass zur weiteren Beglei-
tung und Unterstützung der Familie eine sozialpädagogische Familienhilfe nach
Hause kommt und Susanne regelmäßig in ein Mutter-Kind-Café geht, um mal
rauszukommen und sich mit anderen Eltern ein wenig austauschen zu können.
Inzwischen geht Luis sehr gerne in die Kinderkrippe, Susanne arbeitet wieder
halbtags und hat sich entschieden, eine Therapie zu beginnen.
Die Kinder- und Jugendhilfe hält mittlerweile eine ganze Reihe von Unter-
stützungsangeboten für Eltern, Mädchen und Jungen und junge Erwachsene
in Belastungs- und Krisensituationen bereit.
37
Wenn’s brennt
Entscheidend für die richtige Hilfe ist jeweils der konkrete Bedarf im
Einzelfall. Auch andere Angebote oder integrierte Hilfen können in Betracht
kommen. Das Gesetz benennt einzelne Hilfen:
Die soziale Gruppenarbeit (§ 29) ist ein Angebot für ältere Kinder und
Jugendliche, das ihnen ein intensives soziales Lernen in einer Gruppe
ermöglichen soll, um sie so bei der Überwindung von Entwicklungsschwie-
rigkeiten und bei Problemen mit ihrer Umwelt zu unterstützen. Im Jugend-
strafverfahren kann die Teilnahme an sozialer Gruppenarbeit auch durch
eine Weisung des Jugendrichters verpflichtend gemacht werden.
Solche Probleme können in der Schule liegen, bei der sozialen Integration
auftauchen oder durch andere soziale Auffälligkeiten deutlich werden.
38
Wenn’s brennt
Die ganze Familie steht im Mittelpunkt der Hilfestellungen, die durch eine
sozialpädagogische Familienhilfe (§ 31) erbracht werden. Eine Fachkraft
kommt in die Familie und bietet kontinuierliche Unterstützung bei der
Erziehung, bei der Bewältigung von Alltagsproblemen und bei Schwierigkei-
ten mit Außenstehenden an. Ziel ist es, die Konfliktlösungs- und Bewälti-
gungsmöglichkeiten der Familie so zu erweitern, dass sie schließlich
auftretende Probleme wieder selbstständig meistern kann.
Eine Belastung ist es für Kinder und Jugendliche natürlich allemal, wenn
sich ihr Lebensmittelpunkt für eine längere oder gar für unbestimmte Zeit
verändern soll. Ob diese Belastung auch als Entlastung erlebt wird, hängt
von vielen Faktoren ab: zum Beispiel davon, wie die jungen Menschen die
Gründe der Fremdunterbringung für sich erleben und interpretieren; davon,
ob sie den Ort, der ihr neues Zuhause – zumindest auf Zeit – werden soll,
und die Menschen dort kennen; davon, wie stark sie am Entscheidungs
prozess beteiligt sind und auf ihn Einfluss nehmen können. Ein zentrales
Qualitätskriterium für die Kinder- und Jugendhilfe ist, ob es ihr jeweils
gelingt, Schutz, Hilfe und Unterstützung konkret erfahrbar zu machen.
39
Wenn’s brennt
Auch wenn Sie nicht direkt betroffen sind: Scheuen Sie sich nicht, im Falle
eines begründeten Verdachts auf Vernachlässigung zum Schutze von
Kindern und Jugendlichen Hilfemöglichkeiten beim zuständigen Jugendamt
zu erfragen.
40
Wenn’s brennt
Die Entscheidungen darüber, ob eine Hilfe notwendig und geeignet ist, und
wenn ja, welche Hilfe es sein und wer sie erbringen soll, dürfen und sollen
nicht über die Köpfe der Personensorgeberechtigten und der Kinder oder
Jugendlichen hinweg gefällt werden. Bei längerfristigen Hilfen muss
zusammen mit den Sorgeberechtigten und dem Kind oder Jugendlichen
ein Hilfeplan aufgestellt werden (§ 36). Dessen Voraussetzungen sind eine
ausführliche Information und Beratung.
In der Regel wird die Hilfe allerdings nur bis zur Vollendung des 21. Lebens-
jahres – in begründeten Einzelfällen auch für eine begrenzte Zeit darüber
hinaus – gewährt.
41
Wenn’s brennt
Die Kosten für Hilfen zur Erziehung und für Hilfen für junge Volljährige
trägt grundsätzlich das Jugendamt. Bei einer Unterbringung außerhalb der
eigenen Familie und bei der Erziehung in Tagesgruppen wird geprüft, ob
und in welcher Höhe die Eltern, Minderjährigen und jungen Erwachsenen
zu den Kosten herangezogen werden (§§ 91 bis 96). Die Höhe errechnet das
Jugendamt. Diese richtet sich nach dem Einkommen. Familien mit geringem
Einkommen zahlen nur wenig oder nichts. Auf keinen Fall darf eine not
wendige Hilfe an Kostenfragen scheitern. Einen Überblick über die Höhe
der Kostenbeiträge gibt die Kostentabelle zur Kostenbeitragsverordnung.
42
Wer macht was?
Wer macht was?
Anders als zum Beispiel die Schulen, die der Länderhoheit unterstehen, ist
die Kinder- und Jugendhilfe im Wesentlichen eine kommunale Aufgabe. Das
SGB VIII verpflichtet die Städte und Landkreise, ein Jugendamt einzurichten
und die Förderung der örtlichen Kinder- und Jugendhilfe in kommunaler
Selbstverantwortung zu gestalten. Das Jugendamt ist eine sozialpädagogi-
sche Fachbehörde. Es besteht aus der Verwaltung (§ 70), also den Mitarbei
terinnen und Mitarbeitern, die konkret die Aufgaben der öffentlichen
Jugendhilfe wahrnehmen, und dem Jugendhilfeausschuss (§ 71), der die
Leitlinien der örtlichen Jugendpolitik bestimmt. Im Jugendhilfeausschuss
sitzen neben Mitgliedern des Kommunalparlaments und sachverständigen
Bürgerinnen und Bürgern auch Vertreterinnen und Vertreter der Träger
der freien Jugendhilfe. Hinzu kommen noch als beratende Mitglieder Fach-
leute aus verschiedenen angrenzenden Bereichen. Der Jugendhilfeausschuss
befasst sich mit allen Angelegenheiten der Kinder- und Jugendhilfe, insbe-
sondere mit der Beratung von Problemlagen, Vorschlägen für die Weiter
entwicklung der Kinder- und Jugendhilfe, der Jugendhilfeplanung und der
Förderung der freien Jugendhilfe.
44
Wer macht was?
Das ist auch der Grund, weshalb die Kinder- und Jugendhilfe nicht nur
von den Städten und Landkreisen (öffentliche Jugendhilfe), sondern auch
von Wohlfahrtsverbänden, Vereinen, Selbsthilfegruppen, Initiativen und
anderen Trägern von Einrichtungen und Diensten (freie Jugendhilfe)
(Adressen Seite 64 ff.) durchgeführt wird. Die Leistungsberechtigten
(Kinder, Jugendliche, Eltern und junge Erwachsene) sollen das Recht haben,
zwischen verschiedenen Anbietern zu wählen. Dies wird ihr „Wunsch- und
Wahlrecht“ (§ 5) genannt.
45
Wer macht was?
Die Zusammenarbeit der öffentlichen und der freien Jugendhilfe wird durch
folgende Grundsätze bestimmt:
Das Jugendamt ist zudem aufgefordert, mit anderen Stellen, die in Kontakt
mit jungen Menschen und ihren Familien kommen (zum Beispiel Gerichte,
Schulen, Schwangerschaftsberatungsstellen, Polizei), zur Abstimmung von
Grundsatzfragen zusammenzuarbeiten (§ 81). Seit dem Bundeskinderschutz-
gesetz sollen sich zudem alle Akteure im Kinderschutz in lokalen Netzwer-
ken zusammenfinden, um sich gegenseitig über ihre Hilfeangebote zu
informieren und diese weiterzuentwickeln sowie gemeinsam abzusprechen,
wie in Kinderschutzfragen grundsätzlich vorgegangen werden soll (§ 3 KKG).
Daneben gibt es aber Aufgaben, die in der Regel vom Jugendamt selbst
wahrzunehmen sind. Hierzu gehört unter anderem die Mitwirkung in
familiengerichtlichen Verfahren (§ 50) und bei Strafverfahren gegen Jugend-
liche (14 bis unter 18 Jahren) und Heranwachsende (18 bis unter 21 Jahren)
im Rahmen der Jugendgerichtshilfe (§ 52).
46
Was macht das
Jugendamt?
Was macht das Jugendamt?
Das Jugendamt ist die zentrale Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und
Familien. Eingeführt wurde das Jugendamt durch das Reichsjugendwohl-
fahrtsgesetz von 1922, um die zuvor zersplitterten Zuständigkeiten, Auf
gaben und Leistungen für Kinder, Jugendliche und Familien in einer Stelle
zu bündeln. Seither ist jeder Landkreis und jede kreisfreie Stadt verpflichtet,
ein Jugendamt (manchmal heißt es auch „Amt für Jugend“, „Amt für Kinder,
Jugendliche und Familien“, „Fachbereich Jugend“ etc.) einzurichten (§ 69).
Auch wenn in einzelnen Angelegenheiten andere Stellen zuständig sind
(zum Beispiel für das Kindergeld oder bei Leistungen für körperlich oder
geistig behinderte Kinder), kann das Jugendamt Rat und wichtige Infor
mationen geben und beim Weg durch den „Behördendschungel“ helfen.
Auf jeden Fall ist das Jugendamt zuständig für alle Leistungen und Aufgaben
nach dem SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfe).
Die örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe, die Kreise und Städte,
haben die hierfür erforderlichen finanziellen und personellen Vorausset
zungen zu schaffen. Sie sollen gewährleisten, dass Einrichtungen, Dienste
und Veranstaltungen ausreichend zur Verfügung stehen und eine konti
nuierliche Qualitätsentwicklung (§ 79a) in allen Arbeitsfeldern erfolgt
(vergleiche § 79 Absatz 2). Das Jugendamt muss dabei nicht alle Leistungen
selbst durchführen, sondern soll mit freien Trägern der Jugendhilfe, den
Verbänden und Vereinen, und mit Selbsthilfegruppen zusammenarbeiten.
Das Jugendamt hat aber die Gesamtverantwortung dafür, dass tatsächlich
auf örtlicher Ebene die Aufgaben nach dem SGB VIII angemessen wahrge-
nommen werden.
Dies bedeutet unter anderem, dass das örtliche Jugendamt dafür Sorge zu
tragen hat, dass Angebote und Leistungen
48
Was macht das Jugendamt?
•• der Hilfe zur Erziehung (§§ 27 ff.), der Eingliederungshilfe für seelisch
behinderte Kinder und Jugendliche (§ 35a) und der Hilfen für junge
Volljährige (§ 41) und
•• weitere Leistungen (vergleiche § 2 Absatz 2)
Das Jugendamt ist ferner für Aufgaben zuständig, die sich aus dem Auftrag
zur Sicherung des Kindeswohls und zum Schutz von Kindern und Jugend-
lichen vor Gefahren ergeben (§ 1 Absatz 3 Nummer 3), was auch als „staat-
liches Wächteramt“ bezeichnet wird.
49
Was macht das Jugendamt?
Ein weiterer Aufgabenbereich des Jugendamtes bezieht sich auf die Mit
wirkung in familien- und kindschaftsrechtlichen Angelegenheiten sowie
in Jugendgerichtsverfahren, um die rechtlichen und materiellen Belange
von Kindern und Jugendlichen zu vertreten und zu günstigen Entwicklungs
bedingungen beizutragen.
Hierzu gehören:
50
Nichts geht ohne sie!
Nichts geht ohne sie!
Die Angebote zur Jugendarbeit sollen von den Kindern und Jugendlichen
mitbestimmt und mitgestaltet werden (§ 11). In Jugendverbänden wird
Jugendarbeit von jungen Menschen selbst organisiert, gemeinschaftlich
gestaltet und mitverantwortet (§ 12).
52
Nichts geht ohne sie!
Wenn sich ein junger Mensch in einer Not- und Konfliktlage an das Jugend-
amt wendet, hat er einen Anspruch darauf, ohne Wissen der Eltern beraten
zu werden (§ 8 Absatz 3). Dabei hat er auch das Recht, sich eine vertraute
Person zur Unterstützung mit in die Gespräche zu nehmen (§ 13 SGB X).
Ohne die Mitwirkung und Beteiligung der Eltern können die meisten
Angebote der Kinder- und Jugendhilfe nicht gelingen. In der Kindertages-
einrichtung können die Eltern über die Gestaltung der Arbeit mitbestimmen
(§ 22a Absatz 2). Oft sind Elterninitiativen auch selber Träger von Kinder
gärten oder Kindergruppen (§ 25). In Familienbildungsstätten treffen sich
vielfach Mütter (und Väter), um gemeinsam über Fragen zu diskutieren oder
sich als Selbsthilfegruppen gegenseitig zu helfen, zum Beispiel wenn sie
alleinerziehend sind. In vielen Städten gibt es inzwischen Bürgerinitiativen,
die sich für die Gestaltung und Verbesserung der Lebensverhältnisse von
Familien einsetzen. Jeder kann sich auch unmittelbar an die Mitglieder des
Jugendhilfeausschusses wenden. Je mehr diese angesprochen werden und
von den Wünschen der Familien erfahren, desto besser kann die Kinder-
und Jugendhilfe ihren Auftrag zur Mitgestaltung des Lebens in den Städten
und Kreisen erfüllen.
53
Nichts geht ohne sie!
Wenn Eltern, Mädchen und Jungen Hilfe zur Erziehung erhalten, müssen die
Fachkräfte des Jugendamtes die Wünsche der Eltern berücksichtigen (§ 5).
Grundlage für die Ausgestaltung und Steuerung einer Hilfe zur Erziehung ist
der Hilfeplan, der gemeinsam von den Fachkräften sowie Kindern, Jugend-
lichen und Eltern entwickelt und fortgeschrieben wird (§ 36). Das Jugendamt
hat die Pflicht, mit den Eltern zusammenzuarbeiten. Je besser die Absprache
zwischen dem Jugendamt, der Einrichtung, den Eltern und dem Kind oder
Jugendlichen ist, umso eher kann die Hilfe auch wirklich zur Überwindung
der Krise führen.
… oder eine Entscheidung treffen, die – aus welchen Gründen auch immer –
nicht akzeptiert wird. Den Betroffenen bleibt dann die Möglichkeit, zur
Wahrung ihrer Rechte und zur Vertretung ihrer Interessen tätig zu werden.
Wenn Beschwerden, Eingaben oder ein Widerspruch nichts ausrichten,
besteht die Möglichkeit, Gerichte anzurufen. In allen Bereichen, wo es um
Leistungen (Versagung von Leistungen, andere Leistungen als die gewünsch-
ten) geht, sind die Verwaltungsgerichte zuständig. Damit kommen Eltern
oder Kinder allein aber zumeist nicht zurecht. Sie sollten sich dann um
einen Beistand bemühen. In einer Beratungsstelle, in der Sprechstunde des
Kinderschutzbundes, bei einer Ombudsstelle, bei einer Kinderbeauftragten
oder bei einer Bürgerberatung kann man sich ersten Rat holen. Über die
Tätigkeit des Jugendamtes als Amtsvormund oder Amtspfleger wacht das
Familiengericht.
54
Jugend hat Zukunft!
Jugend hat Zukunft!
Eine gute und leistungsfähige Kinder- und Jugendhilfe ist eine wirksame
Zukunftsinvestition. Deshalb muss auch zukünftig ein umfassendes und
bedarfsgerechtes Leistungsangebot der Kinder- und Jugendhilfe gesichert
werden. Dabei gilt es insbesondere darauf zu achten, dass Kinder- und
Jugendhilfe
56
Zum Weiterlesen
Zum Weiterlesen
58
Adressen
Adressen
Landesministerien
Baden-Württemberg Hamburg
Ministerium für Soziales und Behörde für Arbeit, Soziales,
Integration Baden-Württemberg Familie und Integration
Else-Josenhans-Straße 6, Hamburger Straße 47,
70173 Stuttgart 22083 Hamburg
➤ www.sozialministerium. ➤ www.hamburg.de/basfi/
baden-wuerttemberg.de
Hessen
Bayern Hessisches Ministerium für
Bayerisches Staatsministerium Soziales und Integration
für Familie, Arbeit und Soziales Sonnenberger Str. 2/2a,
Winzererstraße 9, 80797 München 65193 Wiesbaden
➤ www.stmas.bayern.de ➤ www.soziales.hessen.de
Berlin Mecklenburg-Vorpommern
Senatsverwaltung für Bildung, Ministerium für Soziales,
Jugend und Familie Integration und Gleichstellung
Bernhard-Weiß-Straße 6, Mecklenburg-Vorpommern
10178 Berlin Werderstraße 124, 19055 Schwerin
➤ www.berlin.de/sen/bjf/ ➤ www.regierung-mv.de/
Landesregierung/sm/
Brandenburg
Ministerium für Arbeit, Soziales, Niedersachsen
Gesundheit, Frauen und Familie Niedersächsisches Ministerium
Henning-von-Tresckow-Straße 2–13, für Soziales, Gesundheit und
14467 Potsdam Gleichstellung
➤ www.masf.brandenburg.de Hannah-Arendt-Platz 2,
30159 Hannover
Bremen ➤ www.ms.niedersachsen.de
Die Senatorin für Soziales, Jugend,
Frauen, Integration und Sport Nordrhein-Westfalen
Bahnhofsplatz 29, 28195 Bremen Ministerium für Kinder, Familie,
➤ www.soziales.bremen.de/ Flüchtlinge und Integration des
Landes Nordrhein-Westfalen
Haroldstraße 4, 40213 Düsseldorf
➤ www.mfkjks.nrw.de
60
Adressen
Rheinland-Pfalz Sachsen-Anhalt
Ministerium für Familie, Ministerium für Arbeit, Soziales
Frauen, Jugend, Integration und Integration des Landes
und Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt
Kaiser-Friedrich-Straße 5a, Turmschanzenstraße 25,
55116 Mainz 39114 Magdeburg
➤ www.mifkjf.rlp.de ➤ https://ms.sachsen-anhalt.de/
startseite-ms/
Saarland
Ministerium für Soziales, Schleswig-Holstein
Gesundheit, Frauen und Familie Ministerium für Soziales, Gesund-
Franz-Josef-Röder-Straße 23, heit, Jugend, Familie und Senioren
66119 Saarbrücken Adolf-Westphal-Straße 4, 24143 Kiel
➤ https://www.saarland.de/ ➤ www.schleswig-holstein.de/DE/
ministerium_soziales_gesund- Landesregierung/VIII/viii_node.de
heit_frauen_familie.htm
Thüringen
Sachsen Thüringer Ministerium für Arbeit,
Sächsisches Staatsministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und
Soziales und Verbraucherschutz Familie
Albertstraße 10, 01097 Dresden Werner-Seelenbinder-Straße 6,
➤ www.sms.sachsen.de 99096 Erfurt
➤ www.thueringen.de/th7/
tmasgff/
Landesjugendämter
Baden-Württemberg Bayern
Kommunalverband für Jugend Zentrum Bayern Familie und Soziales
und Soziales Baden-Württemberg Bayerisches Landesjugendamt
Dezernat Jugend – Landesjugendamt Marsstraße 46,
Lindenspürstraße 39, 70176 Stuttgart 80335 München
➤ www.kvjs.de ➤ www.blja.bayern.de
61
Adressen
Berlin Hessen
Senatsverwaltung für Bildung, Hessisches Ministerium für
Jugend und Familie Soziales und Integration
Landesjugendamt Landesjugendamt
Bernhard-Weiß-Straße 6, Sonnenberger Str. 2/2a,
10178 Berlin 65193 Wiesbaden
➤ www.berlin.de/sen/bjf/ ➤ www.soziales.hessen.de
Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern
Ministerium für Bildung, Jugend Kommunaler Sozialverband
und Sport des Landes Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern
Landesjugendamt Landesjugendamt
Heinrich-Mann-Allee 107, Am Grünen Tal 19, 19063 Schwerin
14473 Potsdam ➤ www.ksv-mv.de/
➤ www.mbjs.brandenburg.de
Niedersachsen
Bremen Niedersächsisches Landesamt
Die Senatorin für Soziales, Jugend, für Soziales, Jugend und Familie
Frauen, Integration und Sport Außenstelle Hannover
Landesjugendamt Fachgruppe Kinder, Jugend
Bahnhofplatz 29, 28195 Bremen und Familie
➤ www.soziales.bremen.de Schiffgraben 30–32, 30175 Hannover
➤ www.soziales.niedersachsen.de
Hamburg
Behörde für Arbeit, Soziales, Nordrhein-Westfalen
Familie und Integration Landschaftsverband Rheinland
Amt für Familie, Überregionale Dezernat Kinder, Jugend und
Förderung und Beratung/ Familie – LVR-Landesjugendamt
Landesjugendamt – FS 4 – Kennedy-Ufer 2, 50679 Köln
Hamburger Straße 47, ➤ www.lvr.de
22083 Hamburg
➤ www.hamburg.de/basfi
62
Adressen
Landschaftsverband Sachsen-Anhalt
Westfalen-Lippe Landesverwaltungsamt
LWL – Landesjugendamt Westfalen Referat Jugend Landesjugendamt
Freiherr-vom-Stein-Platz 1, Ernst-Kamieth-Straße 2,
48145 Münster 06122 Halle (Saale)
➤ https://www.lwl-landesjugend- ➤ www.lvwa.sachsen-anhalt.de/
amt.de/de/ das-lvwa/
Rheinland-Pfalz Schleswig-Holstein
Landesamt für Soziales, Jugend Ministerium für Soziales, Gesund-
und Versorgung heit, Jugend, Familie und Senioren
Landesjugendamt Landesjugendamt
Rheinallee 97–101, 55118 Mainz Adolf-Westphal-Straße 4, 24143 Kiel
➤ www.lsjv.rlp.de ➤ https://www.schleswig-holstein.
de/DE/Fachinhalte/K/kinder-
Saarland Jugendhilfe/jugendhilfe_Landes-
Ministerium für Soziales, jugendamt.html
Gesundheit, Frauen und Familie
Landesjugendamt Thüringen
Franz-Josef-Röder-Straße 23, Thüringer Ministerium für Bildung,
66119 Saarbrücken Jugend und Sport
➤ www.landesjugendamt.saarland.de Landesjugendamt
Werner-Seelenbinder-Straße 7,
Sachsen 99096 Erfurt
Sächsisches Staatsministerium für ➤ https://www.thueringen.de/th2/
Soziales und Verbraucherschutz tmbjs/jugend/lja/
Landesjugendamt
Albertstraße 10, 01097 Dresden
➤ www.lja.sms.sachsen.de
63
Adressen
Kommunale Spitzenverbände
Deutscher Städtetag Deutscher Landkreistag
Hausvogteiplatz 1, 10117 Berlin Lennéstraße 11, 10785 Berlin
➤ www.staedtetag.de ➤ www.landkreistag.de
64
Adressen
65
Sozialgesetzbuch (SGB) –
Achtes Buch (VIII):
Kinder- und Jugendhilfe
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
Inhalt
67
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
68
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
69
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
70
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
71
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
72
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
73
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
74
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
(1) Die Leistungsberechtigten haben das (2) Ausländer können Leistungen nach
Recht, zwischen Einrichtungen und Diens- diesem Buch nur beanspruchen, wenn sie
ten verschiedener Träger zu wählen und rechtmäßig oder aufgrund einer auslän-
Wünsche hinsichtlich der Gestaltung der derrechtlichen Duldung ihren gewöhnli
Hilfe zu äußern. Sie sind auf dieses Recht chen Aufenthalt im Inland haben. Absatz 1
hinzuweisen. Satz 2 bleibt unberührt.
(2) Der Wahl und den Wünschen soll (3) Deutschen können Leistungen nach
entsprochen werden, sofern dies nicht mit diesem Buch auch gewährt werden, wenn
unverhältnismäßigen Mehrkosten verbun- sie ihren Aufenthalt im Ausland haben und
den ist. Wünscht der Leistungsberechtigte soweit sie nicht Hilfe vom Aufenthaltsland
die Erbringung einer in § 78a genann- erhalten.
ten Leistung in einer Einrichtung, mit
deren Träger keine Vereinbarungen nach (4) Regelungen des über- und zwischen
§ 78b bestehen, so soll der Wahl nur ent- staatlichen Rechts bleiben unberührt.
sprochen werden, wenn die Erbringung
der Leistung in dieser Einrichtung im
Einzelfall oder nach Maßgabe des Hilfe § 7 Begriffsbestimmungen
planes (§ 36) geboten ist.
(1) Im Sinne dieses Buches ist
1. Kind, wer noch nicht 14 Jahre alt ist,
§ 6 Geltungsbereich soweit nicht die Absätze 2 bis 4 etwas
anderes bestimmen,
(1) Leistungen nach diesem Buch werden 2. Jugendlicher, wer 14, aber noch nicht
jungen Menschen, Müttern, Vätern und 18 Jahre alt ist,
Personensorgeberechtigten von Kindern 3. junger Volljähriger, wer 18, aber noch
und Jugendlichen gewährt, die ihren nicht 27 Jahre alt ist,
tatsächlichen Aufenthalt im Inland haben. 4. junger Mensch, wer noch nicht
Für die Erfüllung anderer Aufgaben gilt 27 Jahre alt ist,
75
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
76
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
77
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
Bei der Ausgestaltung der Leistungen und (2) Unterhaltspflichtige Personen werden
der Erfüllung der Aufgaben sind nach Maßgabe der §§ 90 bis 97b an den
Kosten für Leistungen und vorläufige
78
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
79
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
80
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
81
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
3. Angebote der Familienfreizeit und der (2) Im Fall der Trennung und Scheidung
Familienerholung, insbesondere in sind Eltern unter angemessener Betei
belastenden Familiensituationen, die ligung des betroffenen Kindes oder
bei Bedarf die erzieherische Betreuung Jugendlichen bei der Entwicklung eines
der Kinder einschließen. einvernehmlichen Konzepts für die
Wahrnehmung der elterlichen Sorge und
(3) Müttern und Vätern sowie schwange- der elterlichen Verantwortung zu unter
ren Frauen und werdenden Vätern sollen stützen; dieses Konzept kann auch als
Beratung und Hilfe in Fragen der Grundlage für einen Vergleich oder eine
Partnerschaft und des Aufbaus elterlicher gerichtliche Entscheidung im familien
Erziehungs- und Beziehungskompetenzen gerichtlichen Verfahren dienen.
angeboten werden.
(3) Die Gerichte teilen die Rechtshängig-
(4) Das Nähere über Inhalt und Umfang keit von Scheidungssachen, wenn gemein-
der Aufgaben regelt das Landesrecht. schaftliche minderjährige Kinder vorhan-
den sind, sowie Namen und Anschriften
(5) (weggefallen) der beteiligten Eheleute und Kinder dem
Jugendamt mit, damit dieses die Eltern
über das Leistungsangebot der Jugendhilfe
§ 17 Beratung in Fragen der nach Absatz 2 unterrichtet.
Partnerschaft, Trennung
und Scheidung
§ 18 Beratung und Unterstützung
(1) Mütter und Väter haben im Rahmen bei der Ausübung der Perso-
der Jugendhilfe Anspruch auf Beratung in nensorge und des Umgangs-
Fragen der Partnerschaft, wenn sie für ein rechts
Kind oder einen Jugendlichen zu sorgen
haben oder tatsächlich sorgen. Die (1) Mütter und Väter, die allein für ein
Beratung soll helfen, Kind oder einen Jugendlichen zu sorgen
1. ein partnerschaftliches Zusammen- haben oder tatsächlich sorgen, haben
leben in der Familie aufzubauen, Anspruch auf Beratung und Unterstützung
2. Konflikte und Krisen in der Familie 1. bei der Ausübung der Personensorge
zu bewältigen, einschließlich der Geltendmachung
3. im Falle der Trennung oder Scheidung von Unterhalts- oder Unterhaltser-
die Bedingungen für eine dem Wohl satzansprüchen des Kindes oder
des Kindes oder des Jugendlichen Jugendlichen,
förderliche Wahrnehmung der Eltern-
verantwortung zu schaffen.
82
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
2. bei der Geltendmachung ihrer (4) Ein junger Volljähriger hat bis zur
Unterhaltsansprüche nach § 1615l Vollendung des 21. Lebensjahres Anspruch
des Bürgerlichen Gesetzbuchs. auf Beratung und Unterstützung bei der
Geltendmachung von Unterhalts- oder
(2) Mütter und Väter, die mit dem ande- Unterhaltsersatzansprüchen.
ren Elternteil nicht verheiratet sind, haben
Anspruch auf Beratung über die Abgabe
einer Sorgeerklärung und die Möglich- § 19 Gemeinsame Wohnformen für
keit der gerichtlichen Übertragung der Mütter/Väter und Kinder
gemeinsamen elterlichen Sorge.
(1) Mütter oder Väter, die allein für ein
(3) Kinder und Jugendliche haben Kind unter sechs Jahren zu sorgen haben
Anspruch auf Beratung und Unterstützung oder tatsächlich sorgen, sollen gemeinsam
bei der Ausübung des Umgangsrechts nach mit dem Kind in einer geeigneten Wohn-
§ 1684 Absatz 1 des Bürgerlichen Gesetz- form betreut werden, wenn und solange
buchs. Sie sollen darin unterstützt werden, sie aufgrund ihrer Persönlichkeitsentwick
dass die Personen, die nach Maßgabe der lung dieser Form der Unterstützung bei
§§ 1684, 1685 und 1686a des Bürgerlichen der Pflege und Erziehung des Kindes
Gesetzbuchs zum Umgang mit ihnen be- bedürfen. Die Betreuung schließt auch
rechtigt sind, von diesem Recht zu ihrem ältere Geschwister ein, sofern die Mutter
Wohl Gebrauch machen. Eltern, andere oder der Vater für sie allein zu sorgen hat.
Umgangsberechtigte sowie Personen, Eine schwangere Frau kann auch vor der
in deren Obhut sich das Kind befindet, Geburt des Kindes in der Wohnform
haben Anspruch auf Beratung und Unter- betreut werden.
stützung bei der Ausübung des Umgangs-
rechts. Bei der Befugnis, Auskunft über (2) Während dieser Zeit soll darauf hin-
die persönlichen Verhältnisse des Kindes gewirkt werden, dass die Mutter oder der
zu verlangen, bei der Herstellung von Vater eine schulische oder berufliche
Umgangskontakten und bei der Aus Ausbildung beginnt oder fortführt oder
führung gerichtlicher oder vereinbarter eine Berufstätigkeit aufnimmt.
Umgangsregelungen soll vermittelt und
in geeigneten Fällen Hilfestellung geleistet (3) Die Leistung soll auch den notwen
werden. digen Unterhalt der betreuten Personen
sowie die Krankenhilfe nach Maßgabe des
§ 40 umfassen.
83
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
84
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
85
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
(3) Das Angebot soll sich pädagogisch und (2) Die laufende Geldleistung nach
organisatorisch an den Bedürfnissen der Absatz 1 umfasst
Kinder und ihrer Familien orientieren. 1. die Erstattung angemessener Kosten,
Werden Einrichtungen in den Ferienzeiten die der Tagespflegeperson für den
geschlossen, so hat der Träger der öffent Sachaufwand entstehen,
lichen Jugendhilfe für die Kinder, die nicht 2. einen Betrag zur Anerkennung ihrer
von den Erziehungsberechtigten betreut Förderungsleistung nach Maßgabe von
werden können, eine anderweitige Absatz 2a,
Betreuungsmöglichkeit sicherzustellen. 3. die Erstattung nachgewiesener Auf-
wendungen für Beiträge zu einer
(4) Kinder mit und ohne Behinderung Unfallversicherung sowie die hälftige
sollen, sofern der Hilfebedarf dies zulässt, Erstattung nachgewiesener Aufwen-
in Gruppen gemeinsam gefördert werden. dungen zu einer angemessenen Alters-
Zu diesem Zweck sollen die Träger der sicherung der Tagespflegeperson und
öffentlichen Jugendhilfe mit den Trägern 4. die hälftige Erstattung nachgewiesener
der Sozialhilfe bei der Planung, konzeptio- Aufwendungen zu einer angemesse-
nellen Ausgestaltung und Finanzierung nen Krankenversicherung und
des Angebotes zusammenarbeiten. Pflegeversicherung.
(5) Die Träger der öffentlichen Jugendhil- (2a) Die Höhe der laufenden Geldleistung
fe sollen die Realisierung des Förderungs- wird von den Trägern der öffentlichen
auftrages nach Maßgabe der Absätze 1 bis Jugendhilfe festgelegt, soweit Landesrecht
4 in den Einrichtungen anderer Träger nicht etwas anderes bestimmt. Der Betrag
durch geeignete Maßnahmen sicherstellen. zur Anerkennung der Förderungsleistung
der Tagespflegeperson ist leistungsgerecht
auszugestalten. Dabei sind der zeitliche
§ 23 Förderung in Umfang der Leistung und die Anzahl sowie
Kindertagespflege der Förderbedarf der betreuten Kinder zu
berücksichtigen.
(1) Die Förderung in Kindertagespflege
nach Maßgabe von § 24 umfasst die Ver- (3) Geeignet im Sinne von Absatz 1 sind
mittlung des Kindes zu einer geeigneten Personen, die sich durch ihre Persönlich-
Tagespflegeperson, soweit diese nicht von keit, Sachkompetenz und Kooperations-
der erziehungsberechtigten Person nach bereitschaft mit Erziehungsberechtigten
gewiesen wird, deren fachliche Beratung, und anderen Tagespflegepersonen aus-
Begleitung und weitere Qualifizierung zeichnen und über kindgerechte Räum-
sowie die Gewährung einer laufenden lichkeiten verfügen. Sie sollen über vertiefte
Geldleistung an die Tagespflegeperson. Kenntnisse hinsichtlich der Anforderungen
86
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
der Kinderpflege verfügen, die sie in Lebt das Kind nur mit einem Erziehungs-
qualifizierten Lehrgängen erworben oder berechtigten zusammen, so tritt diese
in anderer Weise nachgewiesen haben. Person an die Stelle der Erziehungs
berechtigten. Der Umfang der täglichen
(4) Erziehungsberechtigte und Tagespfle- Förderung richtet sich nach dem indivi
gepersonen haben Anspruch auf Beratung duellen Bedarf.
in allen Fragen der Kindertagespflege. Für
Ausfallzeiten einer Tagespflegeperson (2) Ein Kind, das das erste Lebensjahr
ist rechtzeitig eine andere Betreuungs- vollendet hat, hat bis zur Vollendung
möglichkeit für das Kind sicherzustellen. des dritten Lebensjahres Anspruch auf
Zusammenschlüsse von Tagespflegeperso- frühkindliche Förderung in einer Tages
nen sollen beraten, unterstützt und geför- einrichtung oder in Kindertagespflege.
dert werden. Absatz 1 Satz 3 gilt entsprechend.
87
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
88
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
89
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
90
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
(1a) Hinsichtlich der Abweichung der seeli- (3) Aufgabe und Ziel der Hilfe, die
schen Gesundheit nach Absatz 1 Satz 1 Bestimmung des Personenkreises sowie
Nummer 1 hat der Träger der öffentlichen die Art der Leistungen richten sich nach
Jugendhilfe die Stellungnahme § 53 Absatz 3 und 4 Satz 1, den §§ 54, 56
1. eines Arztes für Kinder- und Jugend- und 57 des Zwölften Buches, soweit diese
psychiatrie und -psychotherapie, Bestimmungen auch auf seelisch behin-
2. eines Kinder- und Jugendpsycho derte oder von einer solchen Behinderung
therapeuten oder bedrohte Personen Anwendung finden.
91
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
(4) Ist gleichzeitig Hilfe zur Erziehung zu Auswahl der Einrichtung oder der Pflege-
leisten, so sollen Einrichtungen, Dienste stelle zu beteiligen. Der Wahl und den
und Personen in Anspruch genommen Wünschen ist zu entsprechen, sofern sie
werden, die geeignet sind, sowohl die Auf nicht mit unverhältnismäßigen Mehr
gaben der Eingliederungshilfe zu erfüllen kosten verbunden sind. Wünschen die in
als auch den erzieherischen Bedarf zu Satz 1 genannten Personen die Erbringung
decken. Sind heilpädagogische Maßnah- einer in § 78a genannten Leistung in einer
men für Kinder, die noch nicht im schul Einrichtung, mit deren Träger keine Ver
pflichtigen Alter sind, in Tageseinrichtun- einbarungen nach § 78b bestehen, so soll
gen für Kinder zu gewähren und lässt der der Wahl nur entsprochen werden, wenn
Hilfebedarf es zu, so sollen Einrichtungen die Erbringung der Leistung in dieser Ein-
in Anspruch genommen werden, in denen richtung nach Maßgabe des Hilfeplans
behinderte und nicht behinderte Kinder nach Absatz 2 geboten ist.
gemeinsam betreut werden.
(2) Die Entscheidung über die im Einzel-
Dritter Unterabschnitt: Gemeinsame fall angezeigte Hilfeart soll, wenn Hilfe
Vorschriften für die Hilfe zur Erzie voraussichtlich für längere Zeit zu leisten
hung und die Eingliederungshilfe ist, im Zusammenwirken mehrerer Fach-
für seelisch behinderte Kinder und kräfte getroffen werden. Als Grundlage
Jugendliche für die Ausgestaltung der Hilfe sollen sie
zusammen mit dem Personensorgeberech-
tigten und dem Kind oder dem Jugend-
§ 36 Mitwirkung, Hilfeplan lichen einen Hilfeplan aufstellen, der
Feststellungen über den Bedarf, die zu
(1) Der Personensorgeberechtigte und das gewährende Art der Hilfe sowie die not-
Kind oder der Jugendliche sind vor der wendigen Leistungen enthält; sie sollen
Entscheidung über die Inanspruchnahme regelmäßig prüfen, ob die gewählte Hilfe-
einer Hilfe und vor einer notwendigen art weiterhin geeignet und notwendig ist.
Änderung von Art und Umfang der Hilfe Werden bei der Durchführung der Hilfe
zu beraten und auf die möglichen Folgen andere Personen, Dienste oder Einrich
für die Entwicklung des Kindes oder des tungen tätig, so sind sie oder deren Mit-
Jugendlichen hinzuweisen. Vor und arbeiter an der Aufstellung des Hilfeplans
während einer langfristig zu leistenden und seiner Überprüfung zu beteiligen.
Hilfe außerhalb der eigenen Familie ist Erscheinen Maßnahmen der beruflichen
zu prüfen, ob die Annahme als Kind in Eingliederung erforderlich, so sollen auch
Betracht kommt. Ist Hilfe außerhalb der die für die Eingliederung zuständigen Stel-
eigenen Familie erforderlich, so sind die len beteiligt werden.
in Satz 1 genannten Personen bei der
92
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
(4) Vor einer Entscheidung über die (3) Werden Hilfen abweichend von den
Gewährung einer Hilfe, die ganz oder Absätzen 1 und 2 vom Leistungsberechtig-
teilweise im Ausland erbracht wird, soll ten selbst beschafft, so ist der Träger der
zur Feststellung einer seelischen Störung öffentlichen Jugendhilfe zur Übernahme
mit Krankheitswert die Stellungnahme der erforderlichen Aufwendungen nur
einer in § 35a Absatz 1a Satz 1 genannten verpflichtet, wenn
Person eingeholt werden. 1. der Leistungsberechtigte den Träger
der öffentlichen Jugendhilfe vor der
Selbstbeschaffung über den Hilfe
§ 36a Steuerungsverantwortung, bedarf in Kenntnis gesetzt hat,
Selbstbeschaffung 2. die Voraussetzungen für die Gewäh-
rung der Hilfe vorlagen und
(1) Der Träger der öffentlichen Jugendhil- 3. die Deckung des Bedarfs
fe trägt die Kosten der Hilfe grundsätzlich a) bis zu einer Entscheidung des
nur dann, wenn sie auf der Grundlage Trägers der öffentlichen Jugend
seiner Entscheidung nach Maßgabe des hilfe über die Gewährung der
Hilfeplans unter Beachtung des Wunsch- Leistung oder
und Wahlrechts erbracht wird; dies gilt b) bis zu einer Entscheidung über ein
auch in den Fällen, in denen Eltern durch Rechtsmittel nach einer zu Unrecht
das Familiengericht oder Jugendliche und abgelehnten Leistung keinen zeit
junge Volljährige durch den Jugendrichter lichen Aufschub geduldet hat.
zur Inanspruchnahme von Hilfen ver-
pflichtet werden. Die Vorschriften über War es dem Leistungsberechtigten unmög-
die Heranziehung zu den Kosten der Hilfe lich, den Träger der öffentlichen Jugend-
bleiben unberührt. hilfe rechtzeitig über den Hilfebedarf in
Kenntnis zu setzen, so hat er dies unver-
(2) Abweichend von Absatz 1 soll der züglich nach Wegfall des Hinderungs
Träger der öffentlichen Jugendhilfe die grundes nachzuholen.
niedrigschwellige unmittelbare Inan-
spruchnahme von ambulanten Hilfen,
93
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
§ 37 Zusammenarbeit bei Hilfen hilfe gewährt wird oder die Pflegeperson
außerhalb der eigenen Familie nicht der Erlaubnis zur Vollzeitpflege nach
§ 44 bedarf. Lebt das Kind oder der Jugend-
(1) Bei Hilfen nach §§ 32 bis 34 und § 35a liche bei einer Pflegeperson außerhalb des
Absatz 2 Nummer 3 und 4 soll darauf Bereichs des zuständigen Trägers der
hingewirkt werden, dass die Pflegeperson öffentlichen Jugendhilfe, so sind ortsnahe
oder die in der Einrichtung für die Erzie- Beratung und Unterstützung sicherzu
hung verantwortlichen Personen und die stellen. Der zuständige Träger der öffent
Eltern zum Wohl des Kindes oder des lichen Jugendhilfe hat die aufgewendeten
Jugendlichen zusammenarbeiten. Durch Kosten einschließlich der Verwaltungs
Beratung und Unterstützung sollen die kosten auch in den Fällen zu erstatten, in
Erziehungsbedingungen in der Herkunfts- denen die Beratung und Unterstützung
familie innerhalb eines im Hinblick auf im Wege der Amtshilfe geleistet wird. § 23
die Entwicklung des Kindes oder Jugend- Absatz 4 Satz 3 gilt entsprechend.
lichen vertretbaren Zeitraums so weit
verbessert werden, dass sie das Kind oder (2a) Die Art und Weise der Zusammen-
den Jugendlichen wieder selbst erziehen arbeit sowie die damit im Einzelfall ver-
kann. Während dieser Zeit soll durch bundenen Ziele sind im Hilfeplan zu doku-
begleitende Beratung und Unterstützung mentieren. Bei Hilfen nach den §§ 33, 35a
der Familien darauf hingewirkt werden, Absatz 2 Nummer 3 und 41 zählen dazu
dass die Beziehung des Kindes oder auch der vereinbarte Umfang der Beratung
Jugendlichen zur Herkunftsfamilie geför- der Pflegeperson sowie die Höhe der
dert wird. Ist eine nachhaltige Verbesse- laufenden Leistungen zum Unterhalt des
rung der Erziehungsbedingungen in der Kindes oder Jugendlichen. Eine Abwei-
Herkunftsfamilie innerhalb dieses Zeit- chung von den dort getroffenen Fest
raums nicht erreichbar, so soll mit den stellungen ist nur bei einer Änderung des
beteiligten Personen eine andere, dem Hilfebedarfs und entsprechender Ände-
Wohl des Kindes oder des Jugendlichen rung des Hilfeplans zulässig.
förderliche und auf Dauer angelegte
Lebensperspektive erarbeitet werden. (3) Das Jugendamt soll den Erfordernissen
des Einzelfalls entsprechend an Ort und
(2) Die Pflegeperson hat vor der Aufnah- Stelle überprüfen, ob die Pflegeperson eine
me des Kindes oder des Jugendlichen und dem Wohl des Kindes oder des Jugend
während der Dauer des Pflegeverhältnisses lichen förderliche Erziehung gewährleistet.
Anspruch auf Beratung und Unterstützung; Die Pflegeperson hat das Jugendamt über
dies gilt auch in den Fällen, in denen für wichtige Ereignisse zu unterrichten, die
das Kind oder den Jugendlichen weder das Wohl des Kindes oder des Jugendlichen
Hilfe zur Erziehung noch Eingliederungs- betreffen.
94
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
§ 38 Vermittlung bei der Ausübung festgesetzt; die Beträge sollen nach Alters-
der Personensorge gruppen gestaffelt sein. Die laufenden
Leistungen im Rahmen der Hilfe in Voll
Sofern der Inhaber der Personensorge zeitpflege (§ 33) oder bei einer geeigneten
durch eine Erklärung nach § 1688 Absatz 3 Pflegeperson (§ 35a Absatz 2 Nummer 3)
Satz 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs die sind nach den Absätzen 4 bis 6 zu bemessen.
Vertretungsmacht der Pflegeperson so weit
einschränkt, dass dies eine dem Wohl des (3) Einmalige Beihilfen oder Zuschüsse
Kindes oder des Jugendlichen förderliche können insbesondere zur Erstausstattung
Erziehung nicht mehr ermöglicht, sowie einer Pflegestelle, bei wichtigen persön-
bei sonstigen Meinungsverschiedenheiten lichen Anlässen sowie für Urlaubs- und
sollen die Beteiligten das Jugendamt Ferienreisen des Kindes oder des Jugend-
einschalten. lichen gewährt werden.
95
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
96
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
Maßgabe, dass an die Stelle des Personen 3. ein ausländisches Kind oder ein aus-
sorgeberechtigten oder des Kindes oder des ländischer Jugendlicher unbegleitet
Jugendlichen der junge Volljährige tritt. nach Deutschland kommt und sich
weder Personensorge- noch Erzie
(3) Der junge Volljährige soll auch nach hungsberechtigte im Inland aufhalten.
Beendigung der Hilfe bei der Verselbst-
ständigung im notwendigen Umfang Die Inobhutnahme umfasst die Befugnis,
beraten und unterstützt werden. ein Kind oder einen Jugendlichen bei einer
geeigneten Person, in einer geeigneten
Einrichtung oder in einer sonstigen Wohn-
form vorläufig unterzubringen; im Fall von
Drittes Kapitel – Andere Satz 1 Nummer 2 auch ein Kind oder einen
Aufgaben der Jugendhilfe Jugendlichen von einer anderen Person
wegzunehmen.
97
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
Satz 1 Nummer 3 gehört zu den Rechts- Sind die Personensorge- oder Erziehungs-
handlungen nach Satz 4, zu denen das berechtigten nicht erreichbar, so gilt Satz 2
Jugendamt verpflichtet ist, insbesondere Nummer 2 entsprechend. Im Fall des
die unverzügliche Stellung eines Asyl Absatzes 1 Satz 1 Nummer 3 ist unverzüg-
antrags für das Kind oder den Jugend lich die Bestellung eines Vormunds oder
lichen in Fällen, in denen Tatsachen die Pflegers zu veranlassen. Widersprechen
Annahme rechtfertigen, dass das Kind oder die Personensorgeberechtigten der Inob-
der Jugendliche internationalen Schutz hutnahme nicht, so ist unverzüglich ein
im Sinne des § 1 Absatz 1 Nummer 2 des Hilfeplanverfahren zur Gewährung einer
Asylgesetzes benötigt; dabei ist das Kind Hilfe einzuleiten.
oder der Jugendliche zu beteiligen.
(4) Die Inobhutnahme endet mit
(3) Das Jugendamt hat im Fall des 1. der Übergabe des Kindes oder
Absatzes 1 Satz 1 Nummer 1 und 2 die Jugendlichen an die Personensorge-
Personensorge- oder Erziehungsberech oder Erziehungsberechtigten,
tigten unverzüglich von der Inobhut 2. der Entscheidung über die Gewährung
nahme zu unterrichten und mit ihnen von Hilfen nach dem Sozialgesetzbuch.
das Gefährdungsrisiko abzuschätzen.
Widersprechen die Personensorge- oder (5) Freiheitsentziehende Maßnahmen
Erziehungsberechtigten der Inobhutnah- im Rahmen der Inobhutnahme sind nur
me, so hat das Jugendamt unverzüglich zulässig, wenn und soweit sie erforderlich
1. das Kind oder den Jugendlichen den sind, um eine Gefahr für Leib oder Leben
Personensorge- oder Erziehungsbe des Kindes oder des Jugendlichen oder
rechtigten zu übergeben, sofern nach eine Gefahr für Leib oder Leben Dritter
der Einschätzung des Jugendamts eine abzuwenden. Die Freiheitsentziehung ist
Gefährdung des Kindeswohls nicht ohne gerichtliche Entscheidung spätestens
besteht oder die Personensorge- oder mit Ablauf des Tages nach ihrem Beginn
Erziehungsberechtigten bereit und in zu beenden.
der Lage sind, die Gefährdung abzu-
wenden oder (6) Ist bei der Inobhutnahme die
2. eine Entscheidung des Familienge- Anwendung unmittelbaren Zwangs
richts über die erforderlichen Maß- erforderlich, so sind die dazu befugten
nahmen zum Wohl des Kindes oder Stellen hinzuzuziehen.
des Jugendlichen herbeizuführen.
98
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
99
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
100
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
(3) Die nach Landesrecht für die Ver die Prüfung eines von einem Dritt-
teilung von unbegleiteten ausländischen staatsangehörigen oder Staatenlosen
Kindern oder Jugendlichen zuständige in einem Mitgliedstaat gestellten
Stelle des nach Absatz 1 benannten Landes Antrags auf internationalen Schutz
weist das Kind oder den Jugendlichen zuständig ist (ABl. L 180 vom 29. Juni
innerhalb von zwei Werktagen einem in 2013, Seite 31), und dies dem Wohl des
seinem Bereich gelegenen Jugendamt zur Kindes entspricht oder
Inobhutnahme nach § 42 Absatz 1 Satz 1 4. die Durchführung des Verteilungs
Nummer 3 zu und teilt dies demjenigen verfahrens nicht innerhalb von einem
Jugendamt mit, welches das Kind oder Monat nach Beginn der vorläufigen
den Jugendlichen nach § 42a vorläufig in Inobhutnahme erfolgt.
Obhut genommen hat. Maßgeblich für die
Zuweisung sind die spezifischen Schutz- (5) Geschwister dürfen nicht getrennt
bedürfnisse und Bedarfe unbegleiteter werden, es sei denn, dass das Kindeswohl
ausländischer Minderjähriger. Für die eine Trennung erfordert. Im Übrigen sollen
Verteilung von unbegleiteten ausländi- unbegleitete ausländische Kinder oder
schen Kindern oder Jugendlichen ist das Jugendliche im Rahmen der Aufnahme-
Landesjugendamt zuständig, es sei denn, quote nach § 42c nach Durchführung des
dass Landesrecht etwas anderes regelt. Verteilungsverfahrens gemeinsam nach
§ 42 in Obhut genommen werden, wenn
(4) Die Durchführung eines Verteilungs- das Kindeswohl dies erfordert.
verfahrens ist bei einem unbegleiteten
ausländischen Kind oder Jugendlichen (6) Der örtliche Träger stellt durch werk-
ausgeschlossen, wenn tägliche Mitteilungen sicher, dass die nach
1. dadurch dessen Wohl gefährdet würde, Landesrecht für die Verteilung von unbe-
2. dessen Gesundheitszustand die Durch- gleiteten ausländischen Kindern und
führung eines Verteilungsverfahrens Jugendlichen zuständige Stelle jederzeit
innerhalb von 14 Werktagen nach über die für die Zuweisung nach Absatz 3
Beginn der vorläufigen Inobhutnahme erforderlichen Angaben unterrichtet wird.
gemäß § 42a nicht zulässt, Die nach Landesrecht für die Verteilung
3. dessen Zusammenführung mit einer von unbegleiteten ausländischen Kindern
verwandten Person kurzfristig erfol- oder Jugendlichen zuständige Stelle stellt
gen kann, zum Beispiel aufgrund der durch werktägliche Mitteilungen sicher,
Verordnung (EU) Nummer 604/2013 dass das Bundesverwaltungsamt jederzeit
des Europäischen Parlaments und des über die Angaben unterrichtet wird, die
Rates vom 26. Juni 2013 zur Festlegung für die Benennung des zur Aufnahme ver-
der Kriterien und Verfahren zur Be pflichteten Landes nach Absatz 1 erforder-
stimmung des Mitgliedstaats, der für lich sind.
101
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
(7) Gegen Entscheidungen nach dieser (2) Ist die Durchführung des Verteilungs-
Vorschrift findet kein Widerspruch statt. verfahrens ausgeschlossen, wird die Anzahl
Die Klage gegen Entscheidungen nach der im Land verbleibenden unbegleiteten
dieser Vorschrift hat keine aufschiebende ausländischen Kinder und Jugendlichen
Wirkung. auf die Aufnahmequote nach Absatz 1
angerechnet. Gleiches gilt, wenn der ört-
(8) Das Nähere regelt das Landesrecht. liche Träger eines anderen Landes die
Zuständigkeit für die Inobhutnahme eines
unbegleiteten ausländischen Kindes oder
§ 42c Aufnahmequote Jugendlichen von dem nach § 88a Absatz 2
zuständigen örtlichen Träger übernimmt.
(1) Die Länder können durch Verein
barung einen Schlüssel als Grundlage für (3) Bis zum 1. Mai 2017 wird die Aufnah-
die Benennung des zur Aufnahme ver- mepflicht durch einen Abgleich der
pflichteten Landes nach § 42b Absatz 1 aktuellen Anzahl unbegleiteter auslän
festlegen. Bis zum Zustandekommen discher Minderjähriger in den Ländern
dieser Vereinbarung oder bei deren Wegfall mit der Aufnahmequote nach Absatz 1
richtet sich die Aufnahmequote für das werktäglich ermittelt.
jeweilige Kalenderjahr nach dem von dem
Büro der Gemeinsamen Wissenschafts-
konferenz im Bundesanzeiger veröffent- § 42d Übergangsregelung
lichten Schlüssel, der für das vorangegan-
gene Kalenderjahr entsprechend den (1) Kann ein Land die Anzahl von unbe-
Steuereinnahmen und der Bevölkerungs- gleiteten ausländischen Kindern oder
zahl der Länder errechnet worden ist Jugendlichen, die seiner Aufnahmequote
(Königsteiner Schlüssel), und nach dem nach § 42c entspricht, nicht aufnehmen,
Ausgleich für den Bestand der Anzahl so kann es dies gegenüber dem Bundes
unbegleiteter ausländischer Minderjähri- verwaltungsamt anzeigen.
ger, denen am 1. November 2015 in den
einzelnen Ländern Jugendhilfe gewährt (2) In diesem Fall reduziert sich für das
wird. Ein Land kann seiner Aufnahme- Land die Aufnahmequote
pflicht eine höhere Quote als die Aufnah- 1. bis zum 1. Dezember 2015 um
mequote nach Satz 1 oder 2 zugrunde zwei Drittel sowie
legen; dies ist gegenüber dem Bundes 2. bis zum 1. Januar 2016 um ein Drittel.
verwaltungsamt anzuzeigen.
102
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
103
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
104
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
105
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
3. eine Einrichtung betreibt, die außer- (3) Zur Prüfung der Voraussetzungen hat
halb der Jugendhilfe liegende Aufgaben der Träger der Einrichtung mit dem Antrag
für Kinder oder Jugendliche wahr 1. die Konzeption der Einrichtung
nimmt, wenn für sie eine entsprechen- vorzulegen, die auch Auskunft über
de gesetzliche Aufsicht besteht oder Maßnahmen zur Qualitätsentwick-
im Rahmen des Hotel- und Gast lung und -sicherung gibt, sowie
stättengewerbes der Aufnahme von 2. im Hinblick auf die Eignung des Per-
Kindern oder Jugendlichen dient. sonals nachzuweisen, dass die Vorlage
und Prüfung von aufgabenspezifi-
(2) Die Erlaubnis ist zu erteilen, wenn das schen Ausbildungsnachweisen sowie
Wohl der Kinder und Jugendlichen in der von Führungszeugnissen nach § 30
Einrichtung gewährleistet ist. Dies ist in Absatz 5 und § 30a Absatz 1 des Bun-
der Regel anzunehmen, wenn deszentralregistergesetzes sicherge-
1. die dem Zweck und der Konzeption stellt sind; Führungszeugnisse sind
der Einrichtung entsprechenden von dem Träger der Einrichtung in
räumlichen, fachlichen, wirtschaft- regelmäßigen Abständen erneut anzu-
lichen und personellen Vorausset fordern und zu prüfen.
zungen für den Betrieb erfüllt sind,
2. die gesellschaftliche und sprachliche (4) Die Erlaubnis kann mit Nebenbestim-
Integration und ein gesundheits mungen versehen werden. Zur Sicherung
förderliches Lebensumfeld in der des Wohls der Kinder und der Jugend
Einrichtung unterstützt werden sowie lichen können auch nachträgliche Auf
die gesundheitliche Vorsorge und die lagen erteilt werden.
medizinische Betreuung der Kinder
und Jugendlichen nicht erschwert (5) Besteht für eine erlaubnispflichtige
werden sowie Einrichtung eine Aufsicht nach anderen
3. zur Sicherung der Rechte von Kindern Rechtsvorschriften, so hat die zuständige
und Jugendlichen in der Einrichtung Behörde ihr Tätigwerden zuvor mit der
geeignete Verfahren der Beteiligung anderen Behörde abzustimmen. Sie hat
sowie der Möglichkeit der Beschwerde den Träger der Einrichtung rechtzeitig
in persönlichen Angelegenheiten auf weitergehende Anforderungen nach
Anwendung finden. anderen Rechtsvorschriften hinzuweisen.
106
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
107
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
108
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
1. Kindschaftssachen (§ 162 des Gesetzes (3) Das Jugendamt, das in Verfahren zur
über das Verfahren in Familiensachen Übertragung der gemeinsamen Sorge
und in den Angelegenheiten der nach § 155a Absatz 4 Satz 1 und § 162 des
freiwilligen Gerichtsbarkeit), Gesetzes über das Verfahren in Familien-
2. Abstammungssachen (§ 176 des sachen und in den Angelegenheiten der
Gesetzes über das Verfahren in Fami- freiwilligen Gerichtsbarkeit angehört wird
liensachen und in den Angelegenhei- oder sich am Verfahren beteiligt, teilt
ten der freiwilligen Gerichtsbarkeit), gerichtliche Entscheidungen, aufgrund
3. Adoptionssachen (§ 188 Absatz 2, derer die Sorge gemäß § 1626a Absatz 2
§§ 189, 194, 195 des Gesetzes über das Satz 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs den
Verfahren in Familiensachen und in Eltern ganz oder zum Teil gemeinsam
den Angelegenheiten der freiwilligen übertragen wird, dem nach § 87c Absatz 6
Gerichtsbarkeit), Satz 2 zuständigen Jugendamt zu den in
4. Ehewohnungssachen (§ 204 Absatz 2, § 58a genannten Zwecken unverzüglich
§ 205 des Gesetzes über das Verfahren mit. Mitzuteilen sind auch das Geburts-
in Familiensachen und in den datum und der Geburtsort des Kindes oder
Angelegenheiten der freiwilligen des Jugendlichen sowie der Name, den das
Gerichtsbarkeit) und Kind oder der Jugendliche zur Zeit der
5. Gewaltschutzsachen (§§ 212, 213 des Beurkundung seiner Geburt geführt hat.
Gesetzes über das Verfahren in Fami-
liensachen und in den Angelegenhei-
ten der freiwilligen Gerichtsbarkeit). § 51 Beratung und Belehrung in
Verfahren zur Annahme als
(2) Das Jugendamt unterrichtet insbe Kind
sondere über angebotene und erbrachte
Leistungen, bringt erzieherische und (1) Das Jugendamt hat im Verfahren zur
soziale Gesichtspunkte zur Entwicklung Ersetzung der Einwilligung eines Eltern-
des Kindes oder des Jugendlichen ein und teils in die Annahme nach § 1748 Absatz 2
weist auf weitere Möglichkeiten der Hilfe Satz 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs den
hin. In Kindschaftssachen informiert das Elternteil über die Möglichkeit der Erset-
Jugendamt das Familiengericht in dem zung der Einwilligung zu belehren. Es
Termin nach § 155 Absatz 2 des Gesetzes hat ihn darauf hinzuweisen, dass das
über das Verfahren in Familiensachen Familiengericht die Einwilligung erst
und in den Angelegenheiten der freiwilli- nach Ablauf von drei Monaten nach der
gen Gerichtsbarkeit über den Stand des Belehrung ersetzen darf. Der Belehrung
Beratungsprozesses. bedarf es nicht, wenn der Elternteil seinen
109
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
110
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
111
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
(3) Das Jugendamt hat darauf zu achten, (2) Die Erlaubnis ist zu erteilen, wenn der
dass die Vormünder und Pfleger für die Verein gewährleistet, dass er
Person der Mündel, insbesondere ihre 1. eine ausreichende Zahl geeigneter
Erziehung und Pflege, Sorge tragen. Es hat Mitarbeiter hat und diese beaufsichti
beratend darauf hinzuwirken, dass fest gen, weiterbilden und gegen Schäden,
gestellte Mängel im Einvernehmen mit die diese anderen im Rahmen ihrer
dem Vormund oder dem Pfleger behoben Tätigkeit zufügen können, angemessen
werden. Soweit eine Behebung der Mängel versichern wird,
nicht erfolgt, hat es dies dem Familienge- 2. sich planmäßig um die Gewinnung
richt mitzuteilen. Es hat dem Familienge- von Einzelvormündern und Einzel
richt über das persönliche Ergehen und pflegern bemüht und sie in ihre Auf-
die Entwicklung eines Mündels Auskunft gaben einführt, fortbildet und berät,
zu erteilen. Erlangt das Jugendamt Kennt- 3. einen Erfahrungsaustausch zwischen
nis von der Gefährdung des Vermögens den Mitarbeitern ermöglicht.
eines Mündels, so hat es dies dem Familien-
gericht anzuzeigen. (3) Die Erlaubnis gilt für das jeweilige
Bundesland, in dem der Verein seinen Sitz
(4) Für die Gegenvormundschaft gelten hat. Sie kann auf den Bereich eines Landes-
die Absätze 1 und 2 entsprechend. Ist ein jugendamts beschränkt werden.
Verein Vormund, so findet Absatz 3 keine
Anwendung. (4) Das Nähere regelt das Landesrecht. Es
kann auch weitere Voraussetzungen für
die Erteilung der Erlaubnis vorsehen.
§ 54 Erlaubnis zur Übernahme von
Vereinsvormundschaften
§ 55 Beistandschaft, Amts
(1) Ein rechtsfähiger Verein kann pflegschaft und Amts
Pflegschaften oder Vormundschaften vormundschaft
übernehmen, wenn ihm das Landesju-
gendamt dazu eine Erlaubnis erteilt hat. (1) Das Jugendamt wird Beistand, Pfleger
Er kann eine Beistandschaft übernehmen, oder Vormund in den durch das Bürger-
soweit Landesrecht dies vorsieht. liche Gesetzbuch vorgesehenen Fällen
(Beistandschaft, Amtspflegschaft,
Amtsvormundschaft).
112
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
113
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
des Mündels dient und sofern die sichere § 58a Sorgeregister; Bescheinigung
Verwaltung, Trennbarkeit und Rechnungs- über Nichtvorliegen von
legung des Geldes einschließlich der Eintragungen im Sorgeregister
Zinsen jederzeit gewährleistet ist; Landes-
recht kann bestimmen, dass eine Geneh- (1) Zum Zwecke der Erteilung der Be-
migung des Familiengerichts nicht erfor- scheinigung nach Absatz 2 wird für Kinder
derlich ist. Die Anlegung von Mündelgeld nicht miteinander verheirateter Eltern bei
gemäß § 1807 des Bürgerlichen Gesetz- dem nach § 87c Absatz 6 Satz 2 zuständi-
buchs ist auch bei der Körperschaft gen Jugendamt ein Sorgeregister geführt.
zulässig, die das Jugendamt errichtet hat. In das Sorgeregister erfolgt jeweils eine
Eintragung, wenn
(4) Das Jugendamt hat in der Regel jähr-
lich zu prüfen, ob im Interesse des Kindes 1. Sorgeerklärungen nach § 1626a
oder des Jugendlichen seine Entlassung Absatz 1 Nummer 1 des Bürgerlichen
als Amtspfleger oder Amtsvormund und Gesetzbuchs abgegeben werden oder
die Bestellung einer Einzelperson oder 2. aufgrund einer gerichtlichen Entschei-
eines Vereins angezeigt ist, und dies dem dung die elterliche Sorge den Eltern
Familiengericht mitzuteilen. ganz oder zum Teil gemeinsam über-
tragen wird. Das Sorgeregister enthält
auch Eintragungen, wenn Sorgeerklä
§ 57 Mitteilungspflicht des rungen nach Artikel 224 § 2 Absatz 3
Jugendamts des Einführungsgesetzes zum Bürger-
lichen Gesetzbuche in der bis zum
Das Jugendamt hat dem Familiengericht 19. Mai 2013 geltenden Fassung ersetzt
unverzüglich den Eintritt einer Vormund- wurden.
schaft mitzuteilen.
(2) Liegen keine Eintragungen im Sorge-
register vor, so erhält die mit dem Vater
§ 58 Gegenvormundschaft des des Kindes nicht verheiratete Mutter auf
Jugendamts Antrag hierüber eine Bescheinigung von
dem nach § 87c Absatz 6 Satz 1 zuständi-
Für die Tätigkeit des Jugendamts als gen Jugendamt. Die Mutter hat dafür
Gegenvormund gelten die §§ 55 und 56 Geburtsdatum und Geburtsort des Kindes
entsprechend. oder des Jugendlichen anzugeben sowie
den Namen, den das Kind oder der Jugend-
liche zur Zeit der Beurkundung seiner
Geburt geführt hat.
114
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
115
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
116
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
117
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
Buch notwendig ist. Satz 1 gilt bei der zu gewährenden Leistung nicht in Frage
Erfüllung anderer Aufgaben im Sinne gestellt wird.
des § 2 Absatz 3 entsprechend.
(2a) Vor einer Übermittlung an eine
Fachkraft, die nicht dem Verantwortlichen
§ 63 Datenspeicherung angehört, sind die Sozialdaten zu
anonymisieren oder zu pseudonymisieren,
(1) Sozialdaten dürfen gespeichert soweit die Aufgabenerfüllung dies zulässt.
werden, soweit dies für die Erfüllung
der jeweiligen Aufgabe erforderlich ist. (3) Sozialdaten dürfen beim Träger der
öffentlichen Jugendhilfe zum Zwecke der
(2) Daten, die zur Erfüllung unterschied- Planung im Sinne des § 80 gespeichert
licher Aufgaben der öffentlichen Jugend- oder genutzt werden; sie sind unverzüglich
hilfe erhoben worden sind, dürfen nur zu anonymisieren.
zusammengeführt werden, wenn und
solange dies wegen eines unmittelbaren
Sachzusammenhangs erforderlich ist. § 65 Besonderer Vertrauensschutz
Daten, die zu Leistungszwecken im Sinne in der persönlichen und
des § 2 Absatz 2 und Daten, die für andere erzieherischen Hilfe
Aufgaben im Sinne des § 2 Absatz 3 erho-
ben worden sind, dürfen nur zusammen- (1) Sozialdaten, die dem Mitarbeiter eines
geführt werden, soweit dies zur Erfüllung Trägers der öffentlichen Jugendhilfe zum
der jeweiligen Aufgabe erforderlich ist. Zweck persönlicher und erzieherischer
Hilfe anvertraut worden sind, dürfen von
diesem nur weitergegeben oder übermit-
§ 64 Datenübermittlung und telt werden
nutzung 1. mit der Einwilligung dessen, der die
Daten anvertraut hat, oder
(1) Sozialdaten dürfen zu dem Zweck 2. dem Familiengericht zur Erfüllung der
übermittelt oder genutzt werden, zu dem Aufgaben nach § 8a Absatz 2, wenn
sie erhoben worden sind. angesichts einer Gefährdung des
Wohls eines Kindes oder eines Jugend-
(2) Eine Übermittlung für die Erfüllung lichen ohne diese Mitteilung eine für
von Aufgaben nach § 69 des Zehnten die Gewährung von Leistungen not-
Buches ist abweichend von Absatz 1 nur wendige gerichtliche Entscheidung
zulässig, soweit dadurch der Erfolg einer nicht ermöglicht werden könnte, oder
118
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
119
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
120
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
121
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
zusammen und ist auf Antrag von Erfahrungen in der sozialen Arbeit in der
mindestens einem Fünftel der Stimmbe- Lage sind, die Aufgabe zu erfüllen. Soweit
rechtigten einzuberufen. Seine Sitzungen die jeweilige Aufgabe dies erfordert, sind
sind öffentlich, soweit nicht das Wohl der mit ihrer Wahrnehmung nur Fachkräfte
Allgemeinheit, berechtigte Interessen ein- oder Fachkräfte mit entsprechender
zelner Personen oder schutzbedürftiger Zusatzausbildung zu betrauen. Fachkräfte
Gruppen entgegenstehen. verschiedener Fachrichtungen sollen
zusammenwirken, soweit die jeweilige
(4) Dem Landesjugendhilfeausschuss Aufgabe dies erfordert.
gehören mit zwei Fünfteln des Anteils
der Stimmen Frauen und Männer an, (2) Leitende Funktionen des Jugendamts
die auf Vorschlag der im Bereich des oder des Landesjugendamts sollen in der
Landesjugendamts wirkenden und aner Regel nur Fachkräften übertragen werden.
kannten Träger der freien Jugendhilfe
von der obersten Landesjugendbehörde (3) Die Träger der öffentlichen Jugendhil-
zu berufen sind. Die übrigen Mitglieder fe haben Fortbildung und Praxisberatung
werden durch Landesrecht bestimmt. der Mitarbeiter des Jugendamts und des
Absatz 2 gilt entsprechend. Landesjugendamts sicherzustellen.
122
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
(2) Die Träger der öffentlichen Jugend oder ausbildet oder einen vergleichbaren
hilfe sollen durch Vereinbarungen mit den Kontakt hat. Hierzu sollen die Träger der
Trägern der freien Jugendhilfe sicherstel- öffentlichen Jugendhilfe mit den Trägern
len, dass diese keine Person, die wegen der freien Jugendhilfe Vereinbarungen
einer Straftat nach Absatz 1 Satz 1 rechts- über die Tätigkeiten schließen, die von den
kräftig verurteilt worden ist, beschäftigen. in Satz 1 genannten Personen auf Grund
von Art, Intensität und Dauer des Kontakts
(3) Die Träger der öffentlichen Jugend dieser Personen mit Kindern und Jugend-
hilfe sollen sicherstellen, dass unter ihrer lichen nur nach Einsichtnahme in das
Verantwortung keine neben- oder ehren- Führungszeugnis nach Absatz 1 Satz 2
amtlich tätige Person, die wegen einer wahrgenommen werden dürfen.
Straftat nach Absatz 1 Satz 1 rechtskräftig
verurteilt worden ist, in Wahrnehmung (5) Träger der öffentlichen und freien
von Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe Jugendhilfe dürfen von den nach den
Kinder oder Jugendliche beaufsichtigt, Absätzen 3 und 4 eingesehenen Daten
betreut, erzieht oder ausbildet oder einen nur den Umstand, dass Einsicht in ein
vergleichbaren Kontakt hat. Hierzu sollen Führungszeugnis genommen wurde, das
die Träger der öffentlichen Jugendhilfe Datum des Führungszeugnisses und die
über die Tätigkeiten entscheiden, die von Information erheben, ob die das Führungs-
den in Satz 1 genannten Personen auf zeugnis betreffende Person wegen einer
Grund von Art, Intensität und Dauer des Straftat nach Absatz 1 Satz 1 rechtskräf-
Kontakts dieser Personen mit Kindern und tig verurteilt worden ist. Die Träger der
Jugendlichen nur nach Einsichtnahme in öffentlichen und freien Jugendhilfe dürfen
das Führungszeugnis nach Absatz 1 Satz 2 diese erhobenen Daten nur speichern,
wahrgenommen werden dürfen. verändern und nutzen, soweit dies zum
Ausschluss der Personen von der Tätigkeit,
(4) Die Träger der öffentlichen Jugendhil- die Anlass zu der Einsichtnahme in das
fe sollen durch Vereinbarungen mit den Führungszeugnis gewesen ist, erforderlich
Trägern der freien Jugendhilfe sowie mit ist. Die Daten sind vor dem Zugriff Unbe-
Vereinen im Sinne des § 54 sicherstellen, fugter zu schützen. Sie sind unverzüglich
dass unter deren Verantwortung keine zu löschen, wenn im Anschluss an die Ein-
neben- oder ehrenamtlich tätige Person, sichtnahme keine Tätigkeit nach Absatz 3
die wegen einer Straftat nach Absatz 1 Satz 2 oder Absatz 4 Satz 2 wahrgenom-
Satz 1 rechtskräftig verurteilt worden ist, men wird. Andernfalls sind die Daten
in Wahrnehmung von Aufgaben der spätestens drei Monate nach der Beendi-
Kinder- und Jugendhilfe Kinder oder gung einer solchen Tätigkeit zu löschen.
Jugendliche beaufsichtigt, betreut, erzieht
123
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
(1) Die Träger der öffentlichen Jugendhil- (3) Über die Art und Höhe der Förderung
fe sollen die freiwillige Tätigkeit auf dem entscheidet der Träger der öffentlichen
Gebiet der Jugendhilfe anregen; sie sollen Jugendhilfe im Rahmen der verfügbaren
sie fördern, wenn der jeweilige Träger Haushaltsmittel nach pflichtgemäßem
1. die fachlichen Voraussetzungen für Ermessen. Entsprechendes gilt, wenn
die geplante Maßnahme erfüllt und mehrere Antragsteller die Förderungsvor-
die Beachtung der Grundsätze und aussetzungen erfüllen und die von ihnen
Maßstäbe der Qualitätsentwicklung vorgesehenen Maßnahmen gleich geeignet
und Qualitätssicherung nach § 79a sind, zur Befriedigung des Bedarfs jedoch
gewährleistet, nur eine Maßnahme notwendig ist. Bei
2. die Gewähr für eine zweckent der Bemessung der Eigenleistung sind
sprechende und wirtschaftliche die unterschiedliche Finanzkraft und die
Verwendung der Mittel bietet, sonstigen Verhältnisse zu berücksichtigen.
3. gemeinnützige Ziele verfolgt,
4. eine angemessene Eigenleistung (4) Bei sonst gleich geeigneten Maß
erbringt und nahmen soll solchen der Vorzug gegeben
5. die Gewähr für eine den Zielen werden, die stärker an den Interessen
des Grundgesetzes förderliche der Betroffenen orientiert sind und ihre
Arbeit bietet. Einflussnahme auf die Ausgestaltung der
Maßnahme gewährleisten.
124
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
(5) Bei der Förderung gleichartiger § 75 Anerkennung als Träger der
Maßnahmen mehrerer Träger sind unter freien Jugendhilfe
Berücksichtigung ihrer Eigenleistungen
gleiche Grundsätze und Maßstäbe anzu- (1) Als Träger der freien Jugendhilfe
legen. Werden gleichartige Maßnahmen können juristische Personen und
von der freien und der öffentlichen Personenvereinigungen anerkannt
Jugendhilfe durchgeführt, so sind bei der werden, wenn sie
Förderung die Grundsätze und Maßstäbe 1. auf dem Gebiet der Jugendhilfe im
anzuwenden, die für die Finanzierung Sinne des § 1 tätig sind,
der Maßnahmen der öffentlichen Jugend 2. gemeinnützige Ziele verfolgen,
hilfe gelten. 3. aufgrund der fachlichen und perso
nellen Voraussetzungen erwarten
(6) Die Förderung von anerkannten lassen, dass sie einen nicht unwesent-
Trägern der Jugendhilfe soll auch Mittel lichen Beitrag zur Erfüllung der
für die Fortbildung der haupt-, neben- Aufgaben der Jugendhilfe zu leisten
und ehrenamtlichen Mitarbeiter sowie imstande sind, und
im Bereich der Jugendarbeit Mittel für 4. die Gewähr für eine den Zielen des
die Errichtung und Unterhaltung von Grundgesetzes förderliche Arbeit
Jugendfreizeit- und Jugendbildungs bieten.
stätten einschließen.
(2) Einen Anspruch auf Anerkennung als
Träger der freien Jugendhilfe hat unter den
§ 74a Finanzierung von Tages Voraussetzungen des Absatzes 1, wer auf
einrichtungen für Kinder dem Gebiet der Jugendhilfe mindestens
drei Jahre tätig gewesen ist.
Die Finanzierung von Tageseinrichtungen
regelt das Landesrecht. Dabei können alle (3) Die Kirchen und Religionsgemein-
Träger von Einrichtungen, die die recht- schaften des öffentlichen Rechts sowie die
lichen und fachlichen Voraussetzungen auf Bundesebene zusammengeschlossenen
für den Betrieb der Einrichtung erfüllen, Verbände der freien Wohlfahrtspflege sind
gefördert werden. Die Erhebung von Teil- anerkannte Träger der freien Jugendhilfe.
nahmebeiträgen nach § 90 bleibt unberührt.
125
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
126
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
127
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
(3) Ist eine der Vereinbarungen nach ten Leistungs- und Qualitätsmerkmale.
Absatz 1 nicht abgeschlossen, so ist der Eine Erhöhung der Vergütung für Investi-
Träger der öffentlichen Jugendhilfe zur tionen kann nur dann verlangt werden,
Übernahme des Leistungsentgelts nur wenn der zuständige Träger der öffentli-
verpflichtet, wenn dies insbesondere chen Jugendhilfe der Investitionsmaßnah-
nach Maßgabe der Hilfeplanung (§ 36) me vorher zugestimmt hat. Förderungen
im Einzelfall geboten ist. aus öffentlichen Mitteln sind anzurechnen.
128
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
129
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
130
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
131
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
hilfeausschuss zu hören. Das Nähere regelt 5. den Beratungsstellen nach den §§ 3
das Landesrecht. und 8 des Schwangerschaftskonflikt-
gesetzes und Suchtberatungsstellen,
(4) Die Träger der öffentlichen Jugend 6. Einrichtungen und Diensten zum
hilfe sollen darauf hinwirken, dass die Schutz gegen Gewalt in engen sozialen
Jugendhilfeplanung und andere örtliche Beziehungen,
und überörtliche Planungen aufeinander 7. den Stellen der Bundesagentur für
abgestimmt werden und die Planungen Arbeit,
insgesamt den Bedürfnissen und Inte 8. Einrichtungen und Stellen der
ressen der jungen Menschen und ihrer beruflichen Aus- und Weiterbildung,
Familien Rechnung tragen. 9. den Polizei- und Ordnungsbehörden,
10. der Gewerbeaufsicht und
11. Einrichtungen der Ausbildung für
§ 81 Strukturelle Zusammenarbeit Fachkräfte, der Weiterbildung und der
mit anderen Stellen und Forschung im Rahmen ihrer Aufgaben
öffentlichen Einrichtungen und Befugnisse zusammenzuarbeiten.
132
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
133
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
134
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
135
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
in dessen Bereich sich das Kind oder der Leistung tatsächlich aufhält; geht der
Jugendliche vor Beginn der Leistung Leistungsgewährung eine Inobhutnahme
tatsächlich aufhält. voraus, so bleibt die nach § 87 begründete
Zuständigkeit bestehen. Unterliegt die
(5) Begründen die Elternteile nach Beginn Person einem Verteilungsverfahren, so
der Leistung verschiedene gewöhnliche richtet sich die örtliche Zuständigkeit nach
Aufenthalte, so wird der örtliche Träger der Zuweisungsentscheidung der zustän-
zuständig, in dessen Bereich der personen digen Landesbehörde; bis zur Zuweisungs-
sorgeberechtigte Elternteil seinen gewöhn- entscheidung gilt Satz 1 entsprechend.
lichen Aufenthalt hat; dies gilt auch dann, Die nach Satz 1 oder 2 begründete örtliche
wenn ihm einzelne Angelegenheiten der Zuständigkeit bleibt auch nach Abschluss
Personensorge entzogen sind. Solange in des Asylverfahrens so lange bestehen, bis
diesen Fällen die Personensorge beiden die für die Bestimmung der örtlichen
Elternteilen gemeinsam oder keinem Zuständigkeit maßgebliche Person einen
Elternteil zusteht, bleibt die bisherige gewöhnlichen Aufenthalt im Bereich eines
Zuständigkeit bestehen. Absatz 4 gilt anderen Trägers der öffentlichen Jugend-
entsprechend. hilfe begründet. Eine Unterbrechung der
Leistung von bis zu drei Monaten bleibt
(6) Lebt ein Kind oder ein Jugendlicher außer Betracht.
zwei Jahre bei einer Pflegeperson und ist
sein Verbleib bei dieser Pflegeperson auf
Dauer zu erwarten, so ist oder wird § 86a Örtliche Zuständigkeit für
abweichend von den Absätzen 1 bis 5 Leistungen an junge Volljährige
der örtliche Träger zuständig, in dessen
Bereich die Pflegeperson ihren gewöhn- (1) Für Leistungen an junge Volljährige
lichen Aufenthalt hat. Er hat die Eltern ist der örtliche Träger zuständig, in dessen
und, falls den Eltern die Personensorge Bereich der junge Volljährige vor Beginn
nicht oder nur teilweise zusteht, den der Leistung seinen gewöhnlichen Aufent-
Personensorgeberechtigten über den halt hat.
Wechsel der Zuständigkeit zu unterrichten.
Endet der Aufenthalt bei der Pflegeperson, (2) Hält sich der junge Volljährige in einer
so endet die Zuständigkeit nach Satz 1. Einrichtung oder sonstigen Wohnform
auf, die der Erziehung, Pflege, Betreuung,
(7) Für Leistungen an Kinder oder Behandlung oder dem Strafvollzug dient,
Jugendliche, die um Asyl nachsuchen so richtet sich die örtliche Zuständigkeit
oder einen Asylantrag gestellt haben, ist nach dem gewöhnlichen Aufenthalt vor
der örtliche Träger zuständig, in dessen der Aufnahme in eine Einrichtung oder
Bereich sich die Person vor Beginn der sonstige Wohnform.
136
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
(3) Hat der junge Volljährige keinen ge- (2) Hat der Leistungsberechtigte keinen
wöhnlichen Aufenthalt, so richtet sich die gewöhnlichen Aufenthalt, so richtet sich
Zuständigkeit nach seinem tatsächlichen die Zuständigkeit nach seinem tatsäch-
Aufenthalt zu dem in Absatz 1 genannten lichen Aufenthalt zu dem in Absatz 1
Zeitpunkt; Absatz 2 bleibt unberührt. genannten Zeitpunkt.
(4) Wird eine Leistung nach § 13 Absatz 3 (3) Geht der Leistung Hilfe nach den §§ 27
oder nach § 21 über die Vollendung des bis 35a oder eine Leistung nach § 13
18. Lebensjahres hinaus weitergeführt oder Absatz 3, § 21 oder § 41 voraus, so bleibt
geht der Hilfe für junge Volljährige nach der örtliche Träger zuständig, der bisher
§ 41 eine dieser Leistungen, eine Leistung zuständig war. Eine Unterbrechung der
nach § 19 oder eine Hilfe nach den §§ 27 Hilfeleistung von bis zu drei Monaten
bis 35a voraus, so bleibt der örtliche Träger bleibt dabei außer Betracht.
zuständig, der bis zu diesem Zeitpunkt
zuständig war. Eine Unterbrechung der
Hilfeleistung von bis zu drei Monaten § 86c Fortdauernde Leistungsver-
bleibt dabei außer Betracht. Die Sätze 1 pflichtung und Fallübergabe
und 2 gelten entsprechend, wenn eine bei Zuständigkeitswechsel
Hilfe für junge Volljährige nach § 41 been-
det war und innerhalb von drei Monaten (1) Wechselt die örtliche Zuständigkeit
erneut Hilfe für junge Volljährige nach für eine Leistung, so bleibt der bisher
§ 41 erforderlich wird. zuständige örtliche Träger so lange zur
Gewährung der Leistung verpflichtet, bis
der nunmehr zuständige örtliche Träger
§ 86b Örtliche Zuständigkeit für die Leistung fortsetzt. Dieser hat dafür
Leistungen in gemeinsamen Sorge zu tragen, dass der Hilfeprozess und
Wohnformen für Mütter/Väter die im Rahmen der Hilfeplanung verein-
und Kinder barten Hilfeziele durch den Zuständig-
keitswechsel nicht gefährdet werden.
(1) Für Leistungen in gemeinsamen
Wohnformen für Mütter oder Väter und (2) Der örtliche Träger, der von den
Kinder ist der örtliche Träger zuständig, Umständen Kenntnis erhält, die den
in dessen Bereich der nach § 19 Leistungs Wechsel der Zuständigkeit begründen,
berechtigte vor Beginn der Leistung seinen hat den anderen davon unverzüglich
gewöhnlichen Aufenthalt hat. § 86a zu unterrichten. Der bisher zuständige
Absatz 2 gilt entsprechend. örtliche Träger hat dem nunmehr zustän-
digen örtlichen Träger unverzüglich die für
137
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
138
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
139
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
(2) Sobald die Mutter ihren gewöhnlichen Sätze 1 bis 3 gelten für die Gegenvormund-
Aufenthalt im Bereich eines anderen schaft des Jugendamts entsprechend.
Jugendamts nimmt, hat das die Amtsvor-
mundschaft führende Jugendamt bei (4) Für die Vormundschaft, die im
dem Jugendamt des anderen Bereichs die Rahmen des Verfahrens zur Annahme als
Weiterführung der Amtsvormundschaft Kind eintritt, ist das Jugendamt zuständig,
zu beantragen; der Antrag kann auch in dessen Bereich die annehmende Person
von dem anderen Jugendamt, von jedem ihren gewöhnlichen Aufenthalt hat.
Elternteil und von jedem, der ein berech-
tigtes Interesse des Kindes oder des (5) Für die Beratung und Unterstützung
Jugendlichen geltend macht, bei dem die nach § 52a sowie für die Beistandschaft
Amtsvormundschaft führenden Jugend- gilt Absatz 1 Satz 1 und 3 entsprechend.
amt gestellt werden. Die Vormundschaft Sobald der allein sorgeberechtigte Eltern-
geht mit der Erklärung des anderen teil seinen gewöhnlichen Aufenthalt im
Jugendamts auf dieses über. Das abgeben- Bereich eines anderen Jugendamts nimmt,
de Jugendamt hat den Übergang dem hat das die Beistandschaft führende Ju-
Familiengericht und jedem Elternteil gendamt bei dem Jugendamt des anderen
unverzüglich mitzuteilen. Gegen die Bereichs die Weiterführung der Beistand-
Ablehnung des Antrags kann das Familien schaft zu beantragen; Absatz 2 Satz 2 und
gericht angerufen werden. § 86c gelten entsprechend.
(3) Für die Pflegschaft oder Vormund- (6) Für die Erteilung der Bescheinigung
schaft, die durch Bestellung des Fami nach § 58a Absatz 2 gilt Absatz 1 ent
liengerichts eintritt, ist das Jugendamt sprechend. Die Mitteilungen nach § 1626d
zuständig, in dessen Bereich das Kind Absatz 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs, die
oder der Jugendliche seinen gewöhnli- Mitteilungen nach § 155a Absatz 3 Satz 3
chen Aufenthalt hat. Hat das Kind oder und Absatz 5 Satz 2 des Gesetzes über
der Jugendliche keinen gewöhnlichen das Verfahren in Familiensachen und
Aufenthalt, so richtet sich die Zuständig- in den Angelegenheiten der freiwilligen
keit nach seinem tatsächlichen Aufent- Gerichtsbarkeit sowie die Mitteilungen
halt zum Zeitpunkt der Bestellung. Sobald nach § 50 Absatz 3 sind an das für den
das Kind oder der Jugendliche seinen Geburtsort des Kindes oder des Jugend-
gewöhnlichen Aufenthalt wechselt oder lichen zuständige Jugendamt zu richten;
im Fall des Satzes 2 das Wohl des Kindes § 88 Absatz 1 Satz 2 gilt entsprechend.
oder Jugendlichen es erfordert, hat das Das nach Satz 2 zuständige Jugendamt
Jugendamt beim Familiengericht einen teilt auf Ersuchen dem nach Satz 1 zustän
Antrag auf Entlassung zu stellen. Die digen Jugendamt mit, ob Eintragungen im
Sorgeregister vorliegen.
140
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
§ 87d Örtliche Zuständigkeit für (2) Wurden bereits vor der Ausreise
weitere Aufgaben im Vormund- Leistungen der Jugendhilfe gewährt, so
schaftswesen bleibt der örtliche Träger zuständig, der
bisher tätig geworden ist; eine Unter
(1) Für die Wahrnehmung der Aufgaben brechung der Hilfeleistung von bis zu
nach § 53 ist der örtliche Träger zuständig, drei Monaten bleibt dabei außer Betracht.
in dessen Bereich der Pfleger oder Vormund
seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat.
§ 88a Örtliche Zuständigkeit für
(2) Für die Erteilung der Erlaubnis zur vorläufige Maßnahmen, Leis-
Übernahme von Pflegschaften oder Vor- tungen und die Amtsvormund-
mundschaften durch einen rechtsfähigen schaft für unbegleitete auslän-
Verein (§ 54) ist der überörtliche Träger dische Kinder und Jugendliche
zuständig, in dessen Bereich der Verein
seinen Sitz hat. (1) Für die vorläufige Inobhutnahme
eines unbegleiteten ausländischen Kindes
oder Jugendlichen (§ 42a) ist der örtliche
§ 87e Örtliche Zuständigkeit für Träger zuständig, in dessen Bereich sich
Beurkundung und Beglaubi- das Kind oder der Jugendliche vor Beginn
gung der Maßnahme tatsächlich aufhält, soweit
Landesrecht nichts anderes regelt.
Für Beurkundungen und Beglaubigungen
nach § 59 ist die Urkundsperson bei jedem (2) Die örtliche Zuständigkeit für die
Jugendamt zuständig. Inobhutnahme eines unbegleiteten aus-
ländischen Kindes oder Jugendlichen (§ 42)
Dritter Unterabschnitt: Örtliche Zu- richtet sich nach der Zuweisungsentschei-
ständigkeit bei Aufenthalt im Ausland dung gemäß § 42b Absatz 3 Satz 1 der nach
Landesrecht für die Verteilung von unbe-
gleiteten ausländischen Kindern oder
§ 88 Örtliche Zuständigkeit bei Jugendlichen zuständigen Stelle. Ist die
Aufenthalt im Ausland Verteilung nach § 42b Absatz 4 ausge-
schlossen, so bleibt die nach Absatz 1
(1) Für die Gewährung von Leistungen begründete Zuständigkeit bestehen. Ein
der Jugendhilfe im Ausland ist der überört- anderer Träger kann aus Gründen des
liche Träger zuständig, in dessen Bereich Kindeswohls oder aus sonstigen huma
der junge Mensch geboren ist. Liegt der nitären Gründen von vergleichbarem
Geburtsort im Ausland oder ist er nicht zu Gewicht die örtliche Zuständigkeit von
ermitteln, so ist das Land Berlin zuständig. dem zuständigen Träger übernehmen.
141
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
142
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
143
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
Als Tag der Einreise gilt der Tag des so ist der örtliche Träger zur Erstattung
Grenzübertritts, sofern dieser amtlich der Kosten verpflichtet, in dessen Bereich
festgestellt wurde, oder der Tag, an dem die Person vor der Aufnahme in eine
der Aufenthalt im Inland erstmals festge- Einrichtung, eine andere Familie oder
stellt wurde, andernfalls der Tag der ersten sonstige Wohnform den gewöhnlichen
Vorsprache bei einem Jugendamt. Die Aufenthalt hatte. Eine nach Satz 1 begrün-
Erstattungspflicht nach Satz 1 bleibt dete Erstattungspflicht bleibt bestehen,
unberührt, wenn die Person um Asyl wenn und solange sich die örtliche Zustän-
nachsucht oder einen Asylantrag stellt. digkeit nach § 86a Absatz 4 und § 86b
Absatz 3 richtet.
(2) Ist die Person im Inland geboren, so ist
das Land erstattungspflichtig, in dessen (2) Ist ein kostenerstattungspflichtiger
Bereich die Person geboren ist. örtlicher Träger nicht vorhanden, so sind
die Kosten von dem überörtlichen Träger
(3) (weggefallen) zu erstatten, zu dessen Bereich der erstat-
tungsberechtigte örtliche Träger gehört.
(4) Die Verpflichtung zur Erstattung
der aufgewendeten Kosten entfällt, wenn
inzwischen für einen zusammenhängen- § 89f Umfang der K
ostenerstattung
den Zeitraum von drei Monaten Jugend-
hilfe nicht zu gewähren war. (1) Die aufgewendeten Kosten sind zu
erstatten, soweit die Erfüllung der Auf
(5) Kostenerstattungsansprüche nach den gaben den Vorschriften dieses Buches
Absätzen 1 bis 3 gehen Ansprüchen nach entspricht. Dabei gelten die Grundsätze,
den §§ 89 bis 89c und § 89e vor. die im Bereich des tätig gewordenen
örtlichen Trägers zur Zeit des Tätigwerdens
angewandt werden.
§ 89e Schutz der Einrichtungsorte
(2) Kosten unter 1.000 Euro werden nur
(1) Richtet sich die Zuständigkeit nach bei vorläufigen Maßnahmen zum Schutz
dem gewöhnlichen Aufenthalt der Eltern, von Kindern und Jugendlichen (§ 89b), bei
eines Elternteils, des Kindes oder des fortdauernder oder vorläufiger Leistungs-
Jugendlichen und ist dieser in einer verpflichtung (§ 89c) und bei Gewährung
Einrichtung, einer anderen Familie oder von Jugendhilfe nach der Einreise (§ 89d)
sonstigen Wohnform begründet worden, erstattet. Verzugszinsen können nicht
die der Erziehung, Pflege, Betreuung, verlangt werden.
Behandlung oder dem Strafvollzug dient,
144
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
(1) Für die Erstattung von Kosten für (1) Für die Inanspruchnahme von
Maßnahmen der Jugendhilfe nach der Angeboten
Einreise gemäß § 89d, die vor dem 1. Juli 1. der Jugendarbeit nach § 11,
1998 begonnen haben, gilt die nach 2. der allgemeinen Förderung der Erzie-
folgende Übergangsvorschrift. hung in der Familie nach § 16 Absatz 1,
Absatz 2 Nummer 1 und 3 und
(2) Kosten, für deren Erstattung das 3. der Förderung von Kindern in Tages-
Bundesverwaltungsamt vor dem 1. Juli einrichtungen und Kindertagespflege
1998 einen erstattungspflichtigen über nach den §§ 22 bis 24 können
örtlichen Träger bestimmt hat, sind nach Kostenbeiträge festgesetzt werden.
den bis zu diesem Zeitpunkt geltenden
Vorschriften zu erstatten. Erfolgt die (2) In den Fällen des Absatzes 1 Num-
Bestimmung nach dem 30. Juni 1998, so mer 1 und 2 kann der Kostenbeitrag auf
sind § 86 Absatz 7, § 89b Absatz 3, die Antrag ganz oder teilweise erlassen oder
§§ 89d und 89g in der ab dem 1. Juli 1998 ein Teilnahmebeitrag auf Antrag ganz
geltenden Fassung anzuwenden. oder teilweise vom Träger der öffentlichen
Jugendhilfe übernommen werden, wenn
1. die Belastung
a) dem Kind oder dem Jugendlichen
und seinen Eltern oder
b) dem jungen Volljährigen nicht
zuzumuten ist und
2. die Förderung für die Entwicklung des
jungen Menschen erforderlich ist. Lebt
das Kind oder der Jugendliche nur mit
einem Elternteil zusammen, so tritt
145
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
(3) Im Fall des Absatzes 1 Nummer 3 sind Zweiter Abschnitt: Kostenbeiträge für
Kostenbeiträge zu staffeln. Als Kriterien stationäre und teilstationäre Leistun-
für die Staffelung können insbesondere gen und vorläufige Maßnahmen
das Einkommen der Eltern, die Anzahl
der kindergeldberechtigten Kinder in der
Familie und die tägliche Betreuungszeit § 91 Anwendungsbereich
des Kindes berücksichtigt werden. Werden
die Kostenbeiträge nach dem Einkommen (1) Zu folgenden vollstationären
berechnet, bleibt das Baukindergeld des Leistungen und vorläufigen Maßnahmen
Bundes außer Betracht. Darüber hinaus werden Kostenbeiträge erhoben:
können weitere Kriterien berücksichtigt 1. der Unterkunft junger Menschen in
werden. einer sozialpädagogisch begleiteten
Wohnform (§ 13 Absatz 3),
(4) Im Fall des Absatzes 1 Nummer 3 2. der Betreuung von Müttern oder
wird der Kostenbeitrag auf Antrag erlassen Vätern und Kindern in gemeinsamen
oder auf Antrag ein Teilnahmebeitrag Wohnformen (§ 19),
vom Träger der öffentlichen Jugendhilfe 3. der Betreuung und Versorgung von
übernommen , wenn die Belastung durch Kindern in Notsituationen (§ 20),
Kostenbeiträge den Eltern und dem Kind 4. der Unterstützung bei notwendiger
nicht zuzumuten ist. Nicht zuzumuten Unterbringung junger Menschen zur
sind Kostenbeiträge immer dann, wenn Erfüllung der Schulpflicht und zum
Eltern oder Kinder Leistungen zur Siche- Abschluss der Schulausbildung (§ 21),
rung des Lebensunterhalts nach dem 5. der Hilfe zur Erziehung
Zweiten Buch, Leistungen nach dem a) in Vollzeitpflege (§ 33),
dritten und vierten Kapitel des Zwölften b) in einem Heim oder einer sonsti-
Buches oder Leistungen nach den §§ 2 gen betreuten Wohnform (§ 34),
146
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
147
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
148
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
149
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
Die Kostenbeiträge dürfen die tatsäch (4) Werden Leistungen über Tag und
lichen Aufwendungen nicht überschreiten. Nacht erbracht und hält sich der junge
Eltern sollen nachrangig zu den jungen Mensch nicht nur im Rahmen von
Menschen herangezogen werden. Ehegat- Umgangskontakten bei einem Kosten
ten und Lebenspartner sollen nachrangig beitragspflichtigen auf, so ist die tatsäch-
zu den jungen Menschen, aber vorrangig liche Betreuungsleistung über Tag und
vor deren Eltern herangezogen werden. Nacht auf den Kostenbeitrag anzurechnen.
(2) Für die Bestimmung des Umfangs (5) Für die Festsetzung der Kostenbeiträge
sind bei jedem Elternteil, Ehegatten oder von Eltern, Ehegatten und Lebenspartnern
Lebenspartner die Höhe des nach § 93 junger Menschen und Leistungsberech
ermittelten Einkommens und die Anzahl tigter nach § 19 werden nach Einkom-
der Personen, die mindestens im gleichen mensgruppen gestaffelte Pauschalbeträge
Range wie der untergebrachte junge durch Rechtsverordnung des zuständigen
Mensch oder Leistungsberechtigte nach Bundesministeriums mit Zustimmung des
§ 19 unterhaltsberechtigt sind, angemessen Bundesrates bestimmt.
zu berücksichtigen.
(6) Bei vollstationären Leistungen haben
(3) Werden Leistungen über Tag und junge Menschen und Leistungsberechtigte
Nacht außerhalb des Elternhauses erbracht nach § 19 nach Abzug der in § 93 Absatz 2
und bezieht einer der Elternteile Kinder- genannten Beträge 75 Prozent ihres
geld für den jungen Menschen, so hat Einkommens als Kostenbeitrag einzuset-
dieser unabhängig von einer Heranzie- zen. Es kann ein geringerer Kostenbeitrag
hung nach Absatz 1 Satz 1 und 2 und nach erhoben oder gänzlich von der Erhebung
Maßgabe des Absatzes 1 Satz 3 und 4 einen des Kostenbeitrags abgesehen werden,
Kostenbeitrag in Höhe des Kindergeldes wenn das Einkommen aus einer Tätigkeit
zu zahlen. Zahlt der Elternteil den Kosten- stammt, die dem Zweck der Leistung dient.
beitrag nach Satz 1 nicht, so sind die Träger Dies gilt insbesondere, wenn es sich um
der öffentlichen Jugendhilfe insoweit eine Tätigkeit im sozialen oder kulturellen
berechtigt, das auf dieses Kind entfallende Bereich handelt, bei der nicht die Erwerbs-
Kindergeld durch Geltendmachung eines tätigkeit, sondern das soziale oder kultu-
Erstattungsanspruchs nach § 74 Absatz 2 relle Engagement im Vordergrund stehen.
des Einkommensteuergesetzes in
Anspruch zu nehmen.
150
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
151
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
denen die Sorge für das Vermögen des die Auskunftspflicht und die Pflicht zur
Kindes oder des Jugendlichen zusteht, sind Vorlage von Beweisurkunden für die
auch zur Auskunft über dessen Einkom- Berechnung des Kostenbeitrags nach § 90
men verpflichtet. Ist die Sorge über das Absatz 1 Nummer 3 auf die Angabe der
Vermögen des Kindes oder des Jugendli- Zugehörigkeit zu einer bestimmten
chen anderen Personen übertragen, so Einkommensgruppe beschränkt.
treten diese an die Stelle der Eltern.
(4) Kommt eine der nach den Absätzen 1
(2) Soweit dies für die Berechnung der und 2 zur Auskunft verpflichteten Perso-
laufenden Leistung nach § 39 Absatz 6 nen ihrer Pflicht nicht nach oder bestehen
erforderlich ist, sind Pflegepersonen tatsächliche Anhaltspunkte für die
verpflichtet, dem örtlichen Träger darüber Unrichtigkeit ihrer Auskunft, so ist der
Auskunft zu geben, ob der junge Mensch Arbeitgeber dieser Person verpflichtet,
im Rahmen des Familienleistungs dem örtlichen Träger über die Art des
ausgleichs nach § 31 des Einkommen Beschäftigungsverhältnisses und den
steuergesetzes berücksichtigt wird oder Arbeitsverdienst dieser Person Auskunft zu
berücksichtigt werden könnte und ob geben; Absatz 3 Satz 2 gilt entsprechend.
er ältestes Kind in der Pflegefamilie ist. Der zur Auskunft verpflichteten Person
Pflegepersonen, die mit dem jungen ist vor einer Nachfrage beim Arbeitgeber
Menschen in gerader Linie verwandt sind, eine angemessene Frist zur Erteilung
sind verpflichtet, dem örtlichen Träger der Auskunft zu setzen. Sie ist darauf
über ihre Einkommens- und Vermögens hinzuweisen, dass nach Fristablauf die
verhältnisse Auskunft zu geben. erforderlichen Auskünfte beim Arbeit
geber eingeholt werden.
(3) Die Pflicht zur Auskunft nach den
Absätzen 1 und 2 umfasst auch die (5) Die nach den Absätzen 1 und 2 zur
Verpflichtung, Name und Anschrift des Erteilung einer Auskunft Verpflichteten
Arbeitgebers zu nennen, über die Art des können die Auskunft verweigern, soweit
Beschäftigungsverhältnisses Auskunft sie sich selbst oder einen der in § 383
zu geben sowie auf Verlangen Beweis- Absatz 1 Nummer 1 bis 3 der Zivilprozess
urkunden vorzulegen oder ihrer Vorlage ordnung bezeichneten Angehörigen der
zuzustimmen. Sofern landesrechtliche Gefahr aussetzen würden, wegen einer
Regelungen nach § 90 Absatz 1 Satz 2 Straftat oder einer Ordnungswidrigkeit
bestehen, in denen nach Einkommens- verfolgt zu werden. Die Auskunftspflichti-
gruppen gestaffelte Pauschalbeträge gen sind auf ihr Auskunftsverweigerungs-
vorgeschrieben oder festgesetzt sind, ist recht hinzuweisen.
hinsichtlich der Höhe des Einkommens
152
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
153
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
154
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
155
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
156
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
157
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
4. Zahl, Geschlecht und Alter der Teil- (10) Erhebungsmerkmale bei der Erhebung
nehmenden sowie der Besucher, der Ausgaben und Einnahmen der öffent
5. Partnerländer und Veranstaltungen im lichen Jugendhilfe sind
ln- oder Ausland bei Veranstaltungen 1. die Art des Trägers,
und Projekten der internationalen 2. die Ausgaben für Einzel- und
Jugendarbeit. Gruppenhilfen, gegliedert nach
Ausgabe- und Hilfeart sowie die
(9) Erhebungsmerkmale bei den Erhe- Einnahmen nach Einnahmeart,
bungen über die Einrichtungen, soweit 3. die Ausgaben und Einnahmen für
sie nicht im Absatz 7 erfasst werden, sowie Einrichtungen nach Arten gegliedert
die Behörden und Geschäftsstellen in der nach der Einrichtungsart,
Jugendhilfe und die dort tätigen Personen 4. die Ausgaben für das Personal, das bei
sind den örtlichen und den überörtlichen
1. die Einrichtungen, gegliedert nach der Trägern sowie den kreisangehörigen
Art der Einrichtung, der Art und Name Gemeinden und Gemeindeverbänden,
des Trägers, der Rechtsform sowie der die nicht örtliche Träger sind, Auf
Art und Zahl der verfügbaren Plätze, gaben der Jugendhilfe wahrnimmt.
2. die Behörden der öffentlichen
Jugendhilfe sowie die Geschäftsstellen
der Träger der freien Jugendhilfe, § 100 Hilfsmerkmale
gegliedert nach der Art des Trägers
und der Rechtsform, Hilfsmerkmale sind
3. für jede haupt- und nebenberuflich 1. Name und Anschrift des Auskunfts-
tätige Person pflichtigen,
a) (weggefallen) 2. für die Erhebungen nach § 99 die
b) (weggefallen) Kenn-Nummer der hilfeleistenden
c) Geschlecht und Beschäftigungs- Stelle oder der auskunftsgebenden
umfang, Einrichtung; soweit eine Hilfe nach
d) für das pädagogische und in § 28 gebietsübergreifend erbracht
der Verwaltung tätige Personal wird, die Kenn-Nummer des
zusätzlich Geburtsmonat und Wohnsitzes des Hilfeempfängers,
Geburtsjahr, Art des Berufsaus 3. für die Erhebungen nach § 99 Absatz 1,
bildungsabschlusses, Stellung im 2, 3 und 6 die Kenn-Nummer der
Beruf, Art der Beschäftigung und betreffenden Person,
Arbeitsbereich. 4. Name und Telefonnummer sowie
Faxnummer oder E-Mail-Adresse
der für eventuelle Rückfragen zur
Verfügung stehenden Person.
158
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
159
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
160
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
161
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
(in der Fassung vom 22. Dezember 2011 (BGBl. I S. 2975), zuletzt geändert durch Artikel 20
Absatz 1 des Gesetzes vom 23. Dezember 2016 (BGBl. I S. 3234))
(1) Ziel des Gesetzes ist es, das Wohl (4) Zu diesem Zweck umfasst die Unter-
von Kindern und Jugendlichen zu stützung der Eltern bei der Wahrnehmung
schützen und ihre körperliche, geistige ihres Erziehungsrechts und ihrer Erzie-
und seelische Entwicklung zu fördern. hungsverantwortung durch die staatliche
Gemeinschaft insbesondere auch Infor
(2) Pflege und Erziehung der Kinder und mation, Beratung und Hilfe. Kern ist die
Jugendlichen sind das natürliche Recht der Vorhaltung eines möglichst frühzeitigen,
Eltern und die zuvörderst ihnen obliegen- koordinierten und multiprofessionellen
de Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die Angebots im Hinblick auf die Entwicklung
staatliche Gemeinschaft. von Kindern vor allem in den ersten
Lebensjahren für Mütter und Väter sowie
(3) Aufgabe der staatlichen Gemeinschaft schwangere Frauen und werdende Väter
ist es, soweit erforderlich, Eltern bei der (Frühe Hilfen).
Wahrnehmung ihres Erziehungsrechts
und ihrer Erziehungsverantwortung zu
unterstützen, damit § 2 Information der Eltern über
1. sie im Einzelfall dieser Verantwortung Unterstützungsangebote in
besser gerecht werden können, Fragen der Kindesentwicklung
2. im Einzelfall Risiken für die Entwick-
lung von Kindern und Jugendlichen (1) Eltern sowie werdende Mütter und
frühzeitig erkannt werden und Väter sollen über Leistungsangebote im
3. im Einzelfall eine Gefährdung des örtlichen Einzugsbereich zur Beratung
Wohls eines Kindes oder eines und Hilfe in Fragen der Schwangerschaft,
Jugendlichen vermieden oder, falls Geburt und der Entwicklung des Kindes in
dies im Einzelfall nicht mehr möglich den ersten Lebensjahren informiert werden.
162
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
(2) Zu diesem Zweck sind die nach Ordnungsbehörden, Agenturen für Arbeit,
Landesrecht für die Information der Eltern Krankenhäuser, Sozialpädiatrische
nach Absatz 1 zuständigen Stellen befugt, Zentren, Frühförderstellen, Beratungsstel-
den Eltern ein persönliches Gespräch len für soziale Problemlagen, Beratungs-
anzubieten. Dieses kann auf Wunsch der stellen nach den §§ 3 und 8 des Schwan-
Eltern in ihrer Wohnung stattfinden. So- gerschaftskonfliktgesetzes, Einrichtungen
fern Landesrecht keine andere Regelung und Dienste zur Müttergenesung sowie
trifft, bezieht sich die in Satz 1 geregelte zum Schutz gegen Gewalt in engen
Befugnis auf die örtlichen Träger der sozialen Beziehungen, Familienbildungs-
Jugendhilfe. stätten, Familiengerichte und Angehörige
der Heilberufe einbezogen werden.
163
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
Befristung wird der Bund einen Fonds zur schaft, Anstalt oder Stiftung des
Sicherstellung der Netzwerke Frühe Hilfen öffentlichen Rechts anerkannt ist,
und der psychosozialen Unterstützung 5. Mitgliedern oder Beauftragten einer
von Familien einrichten, für den er jährlich anerkannten Beratungsstelle nach den
51 Millionen Euro zur Verfügung stellen §§ 3 und 8 des
wird. Die Ausgestaltung der Bundesinitia- Schwangerschaftskonfliktgesetzes,
tive und des Fonds wird in Verwaltungs- 6. staatlich anerkannten Sozialarbeite-
vereinbarungen geregelt, die das Bundes- rinnen oder -arbeitern oder staatlich
ministerium für Familie, Senioren, Frauen anerkannten Sozialpädagoginnen oder
und Jugend im Einvernehmen mit dem -pädagogen oder
Bundesministerium der Finanzen mit den 7. Lehrerinnen oder Lehrern an öffent
Ländern schließt. lichen und an staatlich anerkannten
privaten Schulen
in Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit
§ 4 Beratung und Übermittlung gewichtige Anhaltspunkte für die Gefähr-
von Informationen durch dung des Wohls eines Kindes oder eines
Geheimnisträger bei Kindes- Jugendlichen bekannt, so sollen sie mit
wohlgefährdung dem Kind oder Jugendlichen und den
Personensorgeberechtigten die Situation
(1) Werden erörtern und, soweit erforderlich, bei
1. Ärztinnen oder Ärzten, Hebammen den Personensorgeberechtigten auf die
oder Entbindungspflegern oder Inanspruchnahme von Hilfen hinwirken,
Angehörigen eines anderen Heil soweit hierdurch der wirksame Schutz
berufes, der für die Berufsausübung des Kindes oder des Jugendlichen nicht
oder die Führung der Berufsbezeich- in Frage gestellt wird.
nung eine staatlich geregelte Ausbil-
dung erfordert, (2) Die Personen nach Absatz 1 haben zur
2. Berufspsychologinnen oder -psycho- Einschätzung der Kindeswohlgefährdung
logen mit staatlich anerkannter gegenüber dem Träger der öffentlichen
wissenschaftlicher Abschlussprüfung, Jugendhilfe Anspruch auf Beratung durch
3. Ehe-, Familien-, Erziehungs- oder eine insoweit erfahrene Fachkraft. Sie sind
Jugendberaterinnen oder -beratern zu diesem Zweck befugt, dieser Person die
sowie dafür erforderlichen Daten zu übermitteln;
4. Beraterinnen oder Beratern für vor einer Übermittlung der Daten sind
Suchtfragen in einer Beratungsstelle, diese zu pseudonymisieren.
die von einer Behörde oder Körper-
164
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
(3) Scheidet eine Abwendung der Gefähr- informieren; hierauf sind die Betroffenen
dung nach Absatz 1 aus oder ist ein Vor vorab hinzuweisen, es sei denn, dass damit
gehen nach Absatz 1 erfolglos und halten der wirksame Schutz des Kindes oder des
die in Absatz 1 genannten Personen ein Jugendlichen in Frage gestellt wird. Zu
Tätigwerden des Jugendamtes für erforder- diesem Zweck sind die Personen nach
lich, um eine Gefährdung des Wohls eines Satz 1 befugt, dem Jugendamt die erforder-
Kindes oder eines Jugendlichen abzuwen- lichen Daten mitzuteilen.
den, so sind sie befugt, das Jugendamt zu
(vom 1. Oktober 2005 (BGBl. I S. 2907), zuletzt geändert durch Artikel 1 der Verordnung
vom 5. Dezember 2013 (BGBl. I S. 4040))
Auf Grund des § 94 Absatz 5 Satz 1 a. der Einkommensgruppe in Spalte 1 der
des Achten Buches Sozialgesetzbuch – Anlage, der das nach § 93 des Achten
Kinder- und Jugendhilfe – in der Fassung Buches Sozialgesetzbuch zu ermitteln-
der Bekanntmachung vom 11. September de Einkommen zuzuordnen ist, und
2012 (BGBl. I S. 2022) verordnet das Bun- b. der Beitragsstufe in den Spalten 2 bis 5
desministerium für Familie, Senioren, der Anlage, die nach Maßgabe dieser
Frauen und Jugend: Verordnung zu ermitteln ist.
165
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
(1) Die Höhe des Beitrags zu den Kosten (1) Ist die kostenbeitragspflichtige Person
einer vollstationären Leistung nach § 91 gegenüber anderen Personen nach § 1609
Absatz 1 des Achten Buches Sozialgesetz- des Bürgerlichen Gesetzbuchs im mindes-
buch ergibt sich aus den Beitragsstufen tens gleichen Rang wie dem untergebrach-
zur jeweiligen Einkommensgruppe in den ten jungen Menschen oder Leistungs
Spalten 2 bis 4 der Anlage. berechtigten nach § 19 des Achten Buches
Sozialgesetzbuch zum Unterhalt ver
(2) Wird die kostenbeitragspflichtige pflichtet und lebt sie mit ihnen in einem
Person zu den Kosten vollstationärer gemeinsamen Haushalt oder weist sie
Leistungen für eine Person nach dem nach, dass sie ihren Unterhaltspflichten
Achten Buch Sozialgesetzbuch herangezo- regelmäßig nachkommt, so ist sie
gen, so ergibt sich die Höhe des Kosten 1. bei einer Zuordnung des maßgeblichen
beitrags aus Spalte 2. Wird sie für mehrere Einkommens zu einer der Einkom-
Personen zu den Kosten herangezogen, so mensgruppen 2 bis 6 je Unterhalts-
ergibt sich die Höhe des Kostenbeitrags pflicht einer um zwei Stufen niedrige-
für die zweite Person aus Spalte 3, für die ren Einkommensgruppe zuzuordnen,
dritte Person aus Spalte 4. Ab der vierten 2. bei einer Zuordnung des maßgeblichen
vollstationär untergebrachten Person wird Einkommens zu einer der Einkom-
nur noch ein Kostenbeitrag nach Maßgabe mensgruppen 7 bis 18 je Unterhalts-
von § 7 erhoben. pflicht einer um eine Stufe niedrigeren
Einkommensgruppe zuzuordnen und
zu einem entsprechend niedrigeren
§ 3 Wahl der Beitragsstufe bei Kostenbeitrag heranzuziehen.
teilstationären Leistungen
(2) Würden die Unterhaltsansprüche
Die Höhe des Kostenbeitrags für teilstatio vorrangig oder gleichrangig Berechtigter
näre Leistungen nach § 91 Absatz 2 des trotz einer niedrigeren Einstufung nach
Achten Buches Sozialgesetzbuch ergibt Absatz 1 auf Grund der Höhe des Kosten-
sich aus der Beitragsstufe zur jeweiligen beitrags geschmälert, so ist der Kosten
Einkommensgruppe in der Spalte fünf beitrag entsprechend zu reduzieren. Lebt
der Anlage. die kostenbeitragspflichtige Person nicht
in einem Haushalt mit der Person, gegen-
über der sie mindestens im gleichen Rang
zum Unterhalt verpflichtet ist, findet eine
166
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
Reduzierung nur statt, wenn die kosten- oberhalb der Einkommensgruppe 27 der
beitragspflichtige Person nachweist, dass Anlage, so kann eine Heranziehung bis
sie ihren Unterhaltspflichten regelmäßig zur vollen Höhe der Kosten für stationäre
nachkommt. Leistungen erfolgen.
167
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
Schlussformel
Der Bundesrat hat zugestimmt.
168
Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch (VIII): Kinder- und Jugendhilfe
Anlage
Maßgebliches Einkommen Beitragsstufe 1 Beitragsstufe 2 Beitragsstufe 3 Beitragsstufe 4
nach § 93 des Achten vollstationär vollstationär vollstationär teilstationär
Buches Sozialgesetzbuch erste Person zweite Person dritte Person
Spalte 1 Spalte 2 Spalte 3 Spalte 4 Spalte 5
Einkommensgruppe und Euro Euro Euro Euro
Eingrenzung in Euro
1 bis 1.100,99 0 0 0 0
2 1.101,00 bis 1.200,99 50 0 0 40
3 1.201,00 bis 1.300,99 130 0 0 50
4 1.301,00 bis 1.450,99 210 30 0 60
5 1.451,00 bis 1.600,99 259 60 30 70
6 1.601,00 bis 1.800,99 289 85 40 85
7 1.801,00 bis 2.000,99 342 105 50 95
8 2.001,00 bis 2.200,99 378 140 60 105
9 2.201,00 bis 2.400,99 437 175 80 115
10 2.401,00 bis 2.700,99 510 220 120 130
11 2.701,00 bis 3.000,99 570 275 165 145
12 3.001,00 bis 3.300,99 630 335 210 160
13 3.301,00 bis 3.600,99 725 410 260 175
14 3.601,00 bis 3.900,99 825 485 320 190
15 3.901,00 bis 4.200,99 932 560 380 205
16 4.201,00 bis 4.600,99 1.056 635 440 220
17 4.601,00 bis 5.000,99 1.152 715 500 240
18 5.001,00 bis 5.500,99 1.313 790 555 265
19 5.501,00 bis 6.000,99 1.438 865 605 290
20 6.001,00 bis 6.500,99 1.563 940 658 315
21 6.501,00 bis 7.000,99 1.688 1.015 710 340
22 7.001,00 bis 7.500,99 1.813 1.090 763 365
23 7.501,00 bis 8.000,99 1.938 1.165 815 390
24 8.001,00 bis 8.500,99 2.063 1.240 868 415
25 8.501,00 bis 9.000,99 2.188 1.315 920 440
26 9.001,00 bis 9.500,99 2.313 1.390 973 465
27 9.501,00 bis 10.000,99 2.438 1.465 1.025 490
169
Weitere Publikationen
Weitere Publikationen
171
Weitere Publikationen
Bundesministerium
für Arbeit und Soziales
www.bmas.bund.de
172
Impressum
Herausgeber:
Bundesministerium
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Referat Öffentlichkeitsarbeit
11018 Berlin
www.bmfsfj.de
* Für allgemeine Fragen an alle Ämter und Behörden steht Ihnen auch die einheitliche Behördenruf
nummer 115 zur Verfügung. In den teilnehmenden Regionen erreichen Sie die 115 von Montag bis F reitag
zwischen 8 und 18 Uhr. Die 115 ist sowohl aus dem Festnetz als auch aus vielen Mobilfunknetzen zum Orts
tarif und damit kostenlos über Flatrates erreichbar. Gehörlose haben die Möglichkeit, über die SIP-Adresse
115@gebaerdentelefon.d115.de Informationen zu erhalten. Ob in Ihrer Region die 115 erreichbar ist und
weitere Informationen zur einheitlichen Behördenrufnummer finden Sie unter http://www.d115.de.
Engagement
Familie
Ältere Menschen
Gleichstellung