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Welche Familienformen gibt es in Deutschland?

- Ein
Überblick:
Kernfamilie ( Traditionelle Familie )
Das " Idealbild " Familie besteht aus Frau und Mann, welche verheiratet sind und ein
beziehungsweise mehrere Kinder bekommen. Oft als " traditionelle Familie " bezeichnet. Diese Form
des Zusammenlebens ist nach wie vor beliebt, wobei sich jedoch vielfach die Eltern erst nach der
Geburt des Kindes entscheiden, vor den Traualtar zu treten. Andere Paare wiederum verbringen ihr
ganzes Leben in "wilder Ehe" und sind damit voll und ganz zufrieden. Die Kernfamilie kann durch
Verwandte (zum Beispiel Großeltern), welche im selben Haushalt leben, erweitert werden.

Ein-Eltern-Familie - die Kleinfamilie


Im Durchschnitt halten Ehen nicht mehr so lange wie noch vor 50 Jahren. In einer Zeit, in der alles
möglich scheint und Werte immer weniger gelebt werden, werfen viele Paare (viel zu zeitig) das
Handtuch. Die Familienstruktur ändert sich. Zurück bleiben Alleinerziehende mit Kindern - Eine
Kleinfamilie -. Häufig lebt der Nachwuchs bei der Mutter; nur in seltenen Fällen bekommt der Vater
das alleinige Sorgerecht zugesprochen.
[ Laut dem Statistischen Bundesamt gab es 2019 2,2 Millionen alleinerziehende Mütter und etwas
mehr als 400.000 alleinerziehende Väter in Deutschland. Die Scheidungsquote lag 2019 bei 35,8
Prozent. Die Scheidungsquote setzt die Zahl der Eheschließungen mit der Zahl der Ehescheidungen
im gleichen Betrachtungszeitraum in Relation. ]
Mehr Informationen für Alleinerziehende

Patchworkfamilie
Sie hat einen 5-jährigen Sohn, er eine 11-jährige Tochter. Wenn Kinder mit einem leiblichen
Elternteil und dem neuen Partner der Mutter oder des Vaters zusammenleben, so nennt man diese
Familienkonstellation ganz modern "Patchworkfamilie". Diese Familienform tritt immer häufiger auf
und kann durchaus gut funktionieren, wenn auf allen Seiten Toleranz gelebt wird. Patchworkfamilien
sind heute wirklich keine Seltenheit mehr! Mehr Informationen über die Patchworkfamilie
Lesen Sie auch die Artikel: Probleme mit dem Stiefkind und Umgang mit dem Stiefkind.

Pflegefamilie / Adoptivfamilie
Volljährige Personen können Kinder anderer Eltern zeitweise oder auf Dauer aufnehmen - sie
werden dann zu Pflegeeltern. Pflegeeltern zu sein bedeutet eine große Verantwortung zu
übernehmen und jeder, der sich dazu entscheidet, muss sich ganz auf den individuellen Fall
einlassen können. Paare, welche keine eigenen Kinder bekommen können, entscheiden sich
manchmal zu einer Adoption. Sie nehmen das fremde Kind wie ihr eigenes an und dieses erhält in
der Familie auch die rechtliche Stellung eines leiblichen Kindes.
Mehr Informationen über die Adoption

Regenbogenfamilie
Als Regenbogenfamilien werden Familien bezeichnet, in denen gleichgeschlechtliche Elternteile mit
Kindern zusammenleben. Meist bringt einer der Partner ein eigenes Kind mit in die Beziehung. Im
Alltag gehören die Regenbogenfamilien mit Sicherheit noch zu den Exoten, dennoch steigt die Zahl
der in solchen Familien lebenden Partner mit Kindern immer mehr an.
Leider gibt es auch heute im Jahr 2022 noch Vorbehalte gegen diese Familienform. Zum Beispiel in
der katholischen Kirche und bei einigen sehr konservativen Politikern. In Deutschland wurden in den
letzten Jahren Anstrengungen zur Gleichstellung dieser Lebensgemeinschaften unternommen. Die
Familienmodelle ( Frau / Frau / Kind oder Mann / Mann / Kind "funktionieren" in der Regel nicht
schlechter als andere Familienarten. Leider fehlt es hier oft noch an Akzeptanz!
Mehr Informationen über die Regenbogenfamilie

Die Großfamilie
Früher bestand eine klassische Großfamilie aus mindestens drei Generationen. ( Wie zum Beispiel:
Kinder, Eltern, Großeltern, evtl. Urgroßeltern). Heute werden auch of Familien mit 3 oder mehr
Kindern als Großfamilie bezeichnet. Eine Großfamilie kann gleichzeitig auch eine Patchworkfamilie,
eine Regenbogenfamilie oder auch eine Pflegefamilie sein.Mehr Informationen über die
Großfamilie

Die eheähnliche Gemeinschaft - Eine weitere Form des zusammenlebens


Oft wird die eheähnliche Gemeinschaft auch als "Ehe ohne Trauschein" oder als Wilde Ehe
bezeichnet. Der Begriff beschreibt das Zusammenleben von meist 2 Menschen ohne Trauschein.
( Mann / Frau oder auch Frau / Frau oder Mann / Mann ) Möglich das auch ein Kind / mehrere
Kinder mit in der Gemeinschaft leben!
Diese Familienform ist recht weit verbreitet und wird heute in der Gesellschaft recht gut akzeptiert.
Das war leider auch nicht immer so!

Vater, Mutter, Kind: Ist das überholt?


(PRO und KONTRA)
14. Februar 2014 22:22 0 Kommentare
("Adventisten heute"-Aktuell, 14.2.2014) Nichts prägt den Menschen so sehr
wie seine Familie. Doch was versteht man heute unter Familie? Die
familienpolitische Orientierungshilfe der EKD sieht auch eingetragene
gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften als Familie an. Derzeit wird
der Bildungsplan 2015 für Schulen in Baden-Württemberg heftig diskutiert,
der inhaltlich ähnlich orientiert ist. Ist das klassische Familienbild von
Vater, Mutter, Kind überholt? Dazu ein Pro und Kontra.

PRO

"Wir waren nie eine richtige Familie", sagte mir neulich eine Kollegin. Ihre
Mutter hatte die Kinder nach dem Krieg allein großgezogen und war zudem
berufstätig. Die Kollegin war ein "Schlüsselkind", und sie schämte sich
dafür. Und auch die Mutter wagte nicht zu sagen, dass sie eigentlich gern
erwerbstätig war. Nun gelten die 50er Jahre als das "Goldene Zeitalter der
Familie": Allmählich ging es wirtschaftlich aufwärts in Deutschland, viele
Familienfrauen blieben während der Erziehungsphase zu Hause, sie
"mussten" nicht mehr arbeiten, weil die Familie mit einem Vollernährer gut
über die Runden kam, und in der Regel sollte es nicht bei einem Einzelkind
bleiben. Angesichts der wachsenden Stabilität dieser Jahre vergisst man
leicht, wie groß in diesem Zusammenhang der Druck auf Frauen und Kinder
sein konnte, wenn sie dem Ideal der "klassischen Familie" nicht
entsprachen.

Die Frauen werden immer später schwanger


Das hat sich inzwischen in vielerlei Hinsicht geändert: 70 Prozent der
Frauen in Deutschland sind erwerbstätig. Wenn sie für eine Familie sorgen,
meist mit einer Teilzeitstelle. Gleichwohl haben sie den Wunsch, sich auch
beruflich weiterzuentwickeln - viele sind deshalb unzufrieden über die
schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die noch immer
unzureichenden Kinderbetreuungseinrichtungen. Hinzu kommt, dass auch
der Gesetzgeber beim Unterhaltsrecht wie bei den Zuschüssen aus dem
Jobcenter davon ausgeht, dass Frauen auch mit kleinen Kindern
erwerbstätig sind. Die Notwendigkeit, dass Männer wie Frauen für das
eigene Auskommen sorgen, führt auch dazu, dass die Geburt des ersten
Kindes hinausgeschoben wird - derzeit bis zum 29. Lebensjahr. 60 Prozent
der Kinder werden von Müttern geboren, die zwischen 26 und 35 Jahre alt
sind. Die allermeisten jungen Deutschen - 82 Prozent - wünschen sich
Kinder und eine stabile Partnerschaft. Aber die Zeit zur Familiengründung
wird knapp. Kein Wunder, dass Reproduktionsmedizin eine immer größere
Rolle bei der Familienplanung spielt - vor allem bei Eltern nach dem 35.
Lebensjahr. Die Sehnsucht nach Familie, der Kinderwunsch, ist
ungebrochen.
Regenbogen- und Patchworkfamilien nehmen zu
Auch deshalb wächst die Zahl von Kindern mit besonderen Eltern.
Inzwischen leben 100.000 Samenspenderkinder in Deutschland. Schon
immer gab es Adoptiv- und Pflegefamilien. Heute wachsen 11.500 Kinder in
Regenbogenfamilien (also gleichgeschlechtlichen) auf. In einer
eingetragenen Lebenspartnerschaft können sie inzwischen auch vom
Partner bzw. der Partnerin adoptiert werden. Zwar sind noch 72 Prozent der
Familien Ehepaare mit Kindern, aber auch Familien auf Ehebasis sind
zunehmend Patchwork-Konstellationen. Hinzu kommt: Der Anteil
Alleinerziehender liegt derzeit bei 19 Prozent. Weil sie nicht vom
Ehegattensplitting profitieren und in der Regel auch nicht Vollzeit arbeiten
können, haben Einelternfamilien eine deutlich höhere Armutsrisikoquote
als Paarhaushalte. Und ein Drittel aller Kinder - doppelt so viele wie noch
vor 20 Jahren - werden nichtehelich geboren.

Die EKD unterstützt alle Formen von Familie!


Das alles macht deutlich, in welcher Weise politische und wirtschaftliche
Rahmenbedingungen auch unsere privaten Lebensformen bestimmen. Die
staatlichen Fürsorgeleistungen berücksichtigen Kindererziehung und Pflege
nur unzureichend. Das entmutigt Frauen und Männer, die Beruf und
Familie vereinbaren wollen, denn tatsächlich wollen beide am liebsten 30
Stunden Erwerbstätigkeit mit Familienarbeit kombinieren. Weil das alles
den demografischen Wandel verschärft, hat sich die EKD klar für die
Unterstützung aller Formen von Familie als Fürsorgegemeinschaften
ausgesprochen. Ich bin überzeugt, dass viele sich nach wie vor die
"klassische Familie" wünschen - und das ist auch gut so. Tatsächlich aber
geht es darum, die, die anders leben, nicht zu diskriminieren,
Benachteiligungen aufzuheben und die Zerreißproben zu mindern, die viele
Familien erleben. Die Herausforderung, in einer "Marktgesellschaft"
Familie zu leben, ist ohnehin gravierend - und alle, die das wagen, brauchen
kirchliche und politische Unterstützung. Ideologische Kämpfe um enge
Leitbilder helfen da nicht weiter!

Die Autorin, Oberkirchenrätin Cornelia Coenen-Marx (Hannover), ist


Referentin für Sozial- und Gesellschaftspolitische Fragen im Kirchenamt
der EKD. Sie war Geschäftsführerin der Ad-hoc-Kommission, die die
Orientierungshilfe der EKD zum Thema Familie erarbeitet hat.
KONTRA

Mann und Frau, verheiratet, mit Kindern. Ist das eine verstaubte Norm, die
in die regenbogenfarbene Gegenwart der sexuellen Vielfalt nicht mehr
passt? Wer sich mit den Erkenntnissen der modernen Sozialwissenschaft
beschäftigt, sieht deutlich: Die monogame Ehe auf Lebenszeit, am besten
mit mehreren Kindern, bringt die glücklichsten Menschen hervor. Als
Christen werben wir also nicht nur aus biblischen Gründen für dieses
Lebensmodell - was ein hinreichender Grund wäre -, sondern auch aufgrund
der Erfahrung, dass andere Lebensformen weniger Glück bedeuten.

Klassischen Familien geht es besser


Dazu ein paar Zahlen: Im Oktober 2007 hat das nationale Statistikamt
Großbritanniens eine Studie über den Nutzen der Ehe veröffentlicht.
Demnach ist die Sterblichkeitsrate unter Männern zwischen 30 und 59
Jahren, die nicht verheiratet sind, zweieinhalbmal so hoch wie unter
Verheirateten. Frauen mit Kindern haben den höchsten Gesundheitsgrad -
trotz der gesundheitlichen Risiken, die Schwangerschaft und Geburt mit
sich bringen! Kinder von Eltern, die unverheiratet zusammenleben,
schneiden schlechter in der Schule ab, brechen ihre Ausbildung eher ab und
erleiden häufiger eine schwere Krankheit als Kinder von Ehepaaren. Mike
Murphy von der London School of Economics führt die Ergebnisse
einerseits darauf zurück, dass Verheiratete insgesamt wohlhabender sind,
was positive Effekte auf verschiedene Lebensbereiche hat. Alles sei damit
aber nicht erklärt. Die Studie zeige: "Die Ehe als solche beinhaltet etwas
Vorteilhaftes."

Zur Heirat ermutigen


Christen sehen in diesem "Vorteilhaften" den Segen Gottes. Aber natürlich
können wir die Krise von Ehe und Familie nicht ignorieren. Die
Scheidungsquote ist in den vergangenen Jahrzehnten ständig gestiegen,
auch unter Christen. Eine evangeliumsgemäße Antwort auf diesen Trend ist
jedoch gerade nicht, den Bruch des Eheversprechens zu verharmlosen und
ein Loblied auf jedwede Form des verantwortlichen Zusammenlebens zu
singen, wie das die sogenannte Orientierungshilfe des Rates der EKD tut.
Christlich ist es, Menschen zur Heirat zu ermutigen, Ehen zu stärken und
alles dafür zu tun, dass sie besser gegen Krisen geschützt werden.
Alles andere war von Übel ...
Modern ist die sexuelle Vielfalt übrigens nicht. Im Römischen Reich gab es
alle möglichen Formen sexueller "Unzucht". Hätten die ersten Christen
darauf so reagiert, wie es manche Kirchen heute tun, dann hätte man erst
einmal für die verschiedensten Lebensformen Segnungsliturgien erarbeitet.
Die Christen damals haben dagegen ein gesellschaftliches Alternativmodell
postuliert und - aus moderner Sicht völlig intolerant - innerhalb ihrer
Reihen sogar erzwungen. Ein Mann mit einer Frau, und das auf Lebenszeit -
alles andere war von Übel.

Was Gemeinden tun können


Und heute? Konstruktives kirchliches Engagement wäre es, Jugendlichen
wieder klar das biblische Prinzip monogamer Treue lieb zu machen und sie
im Ja zu ihrer Verschiedenheit als Mann und Frau zu bestärken.
Heiratswilligen Paaren sollten Gemeinden einen Ehe-Vorbereitungskurs
anbieten, der sie zur Treue motiviert und auf schwierige Situationen
vorbereitet. Wie wäre es, wenn jede Gemeinde regelmäßig
Ermutigungsveranstaltungen für Ehepaare hätte? Ein Dinner, ein Seminar?

Zweidrittel der Mütter bleiben bei ihren Kindern


Die Familien-Realität in Europa sieht übrigens anders aus als das aktuelle
medienvermittelte Zerrbild der Beziehungswelten: 80 Prozent der Kinder in
Deutschland wachsen bei ihren leiblichen, verheirateten Eltern auf. Zwei
Drittel der Mütter bleiben in den ersten drei Lebensjahren bei ihrem Kind,
weil sie dort weniger ersetzbar sind als an ihrem Arbeitsplatz. Laut einer
Umfrage im Auftrag der EU-Kommission im Jahr 2011 wünschen sich
Mütter nicht mehr Erwerbstätigkeit, sondern mehr Teilzeit, um Zeit für ihre
Familie zu haben. Dass einige Verantwortliche in der evangelischen Kirche
familienfeindlichen Trends hinterherrennen und damit an den Bedürfnissen
der Menschen letztlich vorbeigehen, bedauere ich sehr. Das wird
mittelfristig die Entfremdung der Frauen und Männer von der Kirche
vorantreiben.

Die Autorin, Susanne Mockler (St. Johann bei Reutlingen), ist

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