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und Unrecht sollen auf die Fabeln angewandt Christian Zitzl hat eine moderne, ansprechende

und diskutiert werden. Leider fordert nur eine Schullektüre vorgelegt.


Aufgabe (T3, S. 41) zur szenischen Nachgestal- Jürgen Rettberg, Kusey
tung auf. Gerade Fabeln fordern geradezu zur
Aufführung eigener aktualisierter Versionen auf! Jesus Hernändez Lobato / Rudolf Spann: Livius in
Die Aufforderung zum „Nachspielen“ beliebiger Karikaturen. 73 Karikaturen, 158 S., lateinisch-
Geschichten im Anschluss an den Epilog (S. 42) deutsch-spanisch. Paperback. Hochheim am Main:
ist dafür nur ein schwacher Ersatz. Dr. Gabriele Nick Verlag 2008. www.antike-zum-
Phaedrus-Rezeption ist reichhaltig berück- begreifen.de. EUR 10,90 (ISBN 978-3-939746-02-
sichtigt, abwechslungsreiche Fabel-Varianten 7). (Mit spanischer Übersetzung im Beiheft, 46 S.,
von Horaz’ „Stadtmaus und Landmaus“ (S. 13) EUR 2,-.)
bis zur neuzeitlichen Version (S. 17: Variationen Jesus Hernändez Lobato / Rudolf Spann / Alexan-
zu „Fuchs und Rabe“ von Jean de La Fontaine, der Winkler: Martial in Karikaturen. 60 Gedichte
G.E. Lessing und Nele Moost) begleiten die lat.-deutsch mit 60 Karikaturen. 132 S. .Hochheim
Phaedrus-Texte. Ein witziges Sprachspiel am am Main: Dr. Gabriele Nick Verlag 2010. 132 S.,
Schluss der Ausgabe stellt die Verbindung zu EUR 10,90 (ISBN 978-3-939746-28-7).
deutschen Sprichwörtern her. Der Verlag von Gabriele Nick (früher Rudof
Die Eignung der Fabeln zur Grammatikwie- Spann) hat sich mit seinem Anschauungsmaterial
derholung wird genutzt, ohne Texte zum Gram- „Antike zum Begreifen“ und seinen anregenden
matiksteinbruch verkümmern zu lassen, da der Beigaben zum altsprachlichen, insbesondere zum
Schwerpunkt auf der Interpretation liegt und Lateinunterricht bei vielen Lateinlehrern schon
die Aufgaben Grammatik als Instrument zum längst einen guten Namen erworben. Hier sind
Textverständnis erfassbar machen. Die Zusam- zwei handliche Bücher anzuzeigen, die einerseits
menstellung wichtiger Grammatikerscheinungen auf amüsante Weise alle an der klassischen Antike
auf S. VI ist dabei sehr hilfreich. Interessierten mit dem Inhalt der behandelten
Ein inhaltlich wichtiger Exkurs trägt zu ver- lateinischen Werke bekannt machen und zur
tieftem Textverständnis bei: „Die römische Sicht Lektüre des Gesamtwerks „verführen“ wollen,
auf die Funktionen der Tiere“ (S. 22f.). Auch die andererseits auch zu einem Vergleich der Kari-
Darstellung der vier Kaiser, unter deren Herr- katuren mit den Texten anregen können. Sie sind
schaft Phaedrus lebte und dichtete, ist unver- auch als Geschenk und Mitbringsel für alle an
zichtbar (S. 4f.: „Die Kulisse“). Die Funktion des der Antike Interessierten geeignet. Im Unterricht
zweiten Exkurses „Das römische Theater zur Zeit wird man zwar nur einzelne Beispiele einsetzen
des Phädrus“ (S. 32f.) bleibt allerdings unklar. Soll können. Doch warnen die Verse auf der zweiten
damit suggeriert werden, dass Fabeln im Theater Seite des Livius-Bandes: „Wer kopiert das ganze
aufgeführt wurden? Der Moderator spricht schon Buch, / anstatt ehrlich es zu kaufen, / für den
in der ersten Ansprache von einem „virtuellen gilt ein gräßlich’ Fluch: / Im Hades soll er Tinte
Theater“, in dem er den Kaisern seine Fabeln vor saufen!“ - „Schwarze Tinte! Welch ein Graus!
Augen gestellt habe (S. 4). / Ich kauf’ das Buch / und trag’s nach Haus.“
Originell ist die Abrundung der Lektüre durch Die Liebe der Autoren zum aktiven Gebrauch
die Geschichte „Der Schäfer und der Unterneh- des Lateinischen wird in der Erklärung auf der-
mensberater“ (S. 48). Die Geschichte (leider, wie selben Seite deutlich: „Rudolf Spann, magister
schon die Fabel „Androklus und der Löwe, S. 25, linguae Latinae Bavarus, rude donatus et Jesus
ohne Autorennachweis) ist nicht nur witzig, son- Hernändez Lobato, magister linguae Latinae et
dern stellt auch einen Kontrast zu den anderen Graecae Hispanus, hunc librum amicis Hispanis
dar, so dass die Aufgabe, zu beurteilen, ob es sich dedicant, quibuscum in oppidulo Granjas de San
um eine Fabel handle, reiz- und anspruchsvoll ist Ildefonso Seminario Aestivo Latino interfuerunt“
und letztlich der Überprüfung grundsätzlichen - Das Vorwort zum MARTiAL-Büchlein (an dem
Verständnisses von Fabeln dient. zusätzlich Alexander Winkler, alumnus aca-

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demicus Germanus, mitgearbeitet hat) spricht für lung zur Verfügung zu stellen und sie zumindest
sich selbst: „Karikaturen zu Martialgedichten, das ein wenig für die Philosophie zu begeistern (Vor-
passt schon besser als ,Livius in Karikaturen‘, wird wort). Das ist insgesamt gewiss ein ambitioniertes
sich mancher Altphilologe denken. Doch auch Unterfangen, worauf ich weiter unten eingehe.
unser Livius ist auf großes Interesse gestoßen und Zunächst sei das Buch im Einzelnen vorgestellt.
hat uns zu einem weiteren Büchlein ermutigt. ... Es gliedert sich zunächst in die drei Großkapitel
Auswahlprinzipien waren wieder die Eignung für „Die griechische Philosophie“ (1-12), „Römische
eine zeichnerische Darstellung und das Bestre- Autoren in historischer Abfolge“ (13-104) und
ben, einen guten Überblick über die von Martial „Zum Weiterleben der antiken Philosophie: ein
behandelten Themen zu bieten. Dabei sollten Überblick“ (105-127).
auch derb erotische Gedichte nicht völlig ausge- Die griechische Philosophie auf lediglich 12
klammert sein, um Martial nicht zu verfälschen. Seiten darzubieten, erklärt sich selbstverständlich
Ganz bewusst wurde eine Prosaübersetzung nur daraus, dass die entsprechenden Hinweise
gewählt, die vor allem den Inhalt der Epigramme lediglich vorbereitende und dienende Funktion
verständlich machen sollte, auch wenn dafür ein haben können zum Verständnis der ausführli-
Abweichen vom allzu Wörtlichen manchmal cheren Darstellung der römischen Philosophie.
notwendig war.“ Leser und Betrachter sind ein- Demzufolge werden die zentralen Philosophen
geladen, „Texte und Zeichnungen zu vergleichen, und ihre Lehren nach einer Einteilung der grie-
Anachronismen festzustellen etc. Vor allem aber chischen Philosophie in vier Hauptphasen (1) eher
soll das Büchlein allen, die sich für lateinische gestreift, wobei die Namen und entscheidenden
Literatur interessieren, Freude bereiten.“ - Und Begriffe sehr hilfreich drucktechnisch herausge-
so sollte man auch diese beiden Bändchen nicht hoben werden, was für das ganze Buch gilt.
allein „sub specie scholarum“ betrachten. Beide Im Zentrum der Behandlung der römischen
Bände sind übersichtlich gegliedert, auf der Philosophie stehen mit gutem Grund Lukrez,
linken Seite die Zeichnung, rechts der lateinische Cicero, Seneca und Augustinus. In Entspre-
Text (oben) mit Übersetzung (darunter) und chung zur Grundkonzeption kommen demzu-
genauer Stellenangabe. Am Ende beider Bände folge Dichter mit durchaus auch philosophischem
findet sich eine Liste mit den Übersetzungen der Anspruch wie Horaz oder Vergil und insbeon-
Sprech- und Gedankenblasen, im Martial-Band dere christliche Philosophen bzw. Theologen wie
zusätzlich noch eine knappe Liste mit inhaltlichen Tertullian, Laktanz, Minucius Felix und
Erläuterungen. Nihil obstat, quominus uterque insbesondere Boethius mit seiner grandiosen
libellus legatur. Bearbeitung des Problems der Willensfreiheit und
Andreas Fritsch der Frage der Theodizee nur ganz am Rande zur
Sprache.
Tilman Bechthold-Hengelhaupt, Abiturwissen Wie zu erwarten, wird die lukrezische Phi-
Latein. Römische Philosophie (Stark Verlag) 2010, losophie, die ja eine epikureische ist, in der
136 S., EUR 12,95 (ISBN 978-3-86668-253-5). Reihenfolge der Bücher seines Lehrgedichts
Lässt man die Anmerkungen (128-130), das entfaltet, wobei als übergreifende Intention die
Literaturverzeichnis mit Hinweisen zu Textaus- „Aufklärung“ der Leserschaft betont wird. Der
gaben, Übersetzungen sowie der verwendeten Durchgang durch die einzelnen Bücher kon-
Sekundärliteratur (131-133) und das Personen- frontiert - dazu genügt schon ein Blick auf die
und Sachregister (134-136) unberücksichtigt, im Druckbild akzentuierten Begriffe - die SuS
intendiert der Autor Tilman Bechthold-Hen- mit zeitlosen philosophischen Themen: Materi-
gelhaupt (B.-H.) auf knapp 130 Seiten Schüle- alismus, Atomlehre, freier Wille, Notwendigkeit
rinnen und Schülern (SuS) der Oberstufe eines und Zufall, Wahrnehmungslehre, Abbildtheorie
achtjährigen Gymnasiums „einen Überblick über (man denke nur an die aktuelle Hirnforschung,
die gesamte römische Philosophie“ (Vorwort) zu die ja gedanklich erheblich von hellenistischen
verschaffen, ihnen ein Instrument zur Wiederho- Positionen abhängt), Kulturentstehung und dgl.

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