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demicus Germanus, mitgearbeitet hat) spricht für lung zur Verfügung zu stellen und sie zumindest
sich selbst: „Karikaturen zu Martialgedichten, das ein wenig für die Philosophie zu begeistern (Vor-
passt schon besser als ,Livius in Karikaturen‘, wird wort). Das ist insgesamt gewiss ein ambitioniertes
sich mancher Altphilologe denken. Doch auch Unterfangen, worauf ich weiter unten eingehe.
unser Livius ist auf großes Interesse gestoßen und Zunächst sei das Buch im Einzelnen vorgestellt.
hat uns zu einem weiteren Büchlein ermutigt. ... Es gliedert sich zunächst in die drei Großkapitel
Auswahlprinzipien waren wieder die Eignung für „Die griechische Philosophie“ (1-12), „Römische
eine zeichnerische Darstellung und das Bestre- Autoren in historischer Abfolge“ (13-104) und
ben, einen guten Überblick über die von Martial „Zum Weiterleben der antiken Philosophie: ein
behandelten Themen zu bieten. Dabei sollten Überblick“ (105-127).
auch derb erotische Gedichte nicht völlig ausge- Die griechische Philosophie auf lediglich 12
klammert sein, um Martial nicht zu verfälschen. Seiten darzubieten, erklärt sich selbstverständlich
Ganz bewusst wurde eine Prosaübersetzung nur daraus, dass die entsprechenden Hinweise
gewählt, die vor allem den Inhalt der Epigramme lediglich vorbereitende und dienende Funktion
verständlich machen sollte, auch wenn dafür ein haben können zum Verständnis der ausführli-
Abweichen vom allzu Wörtlichen manchmal cheren Darstellung der römischen Philosophie.
notwendig war.“ Leser und Betrachter sind ein- Demzufolge werden die zentralen Philosophen
geladen, „Texte und Zeichnungen zu vergleichen, und ihre Lehren nach einer Einteilung der grie-
Anachronismen festzustellen etc. Vor allem aber chischen Philosophie in vier Hauptphasen (1) eher
soll das Büchlein allen, die sich für lateinische gestreift, wobei die Namen und entscheidenden
Literatur interessieren, Freude bereiten.“ - Und Begriffe sehr hilfreich drucktechnisch herausge-
so sollte man auch diese beiden Bändchen nicht hoben werden, was für das ganze Buch gilt.
allein „sub specie scholarum“ betrachten. Beide Im Zentrum der Behandlung der römischen
Bände sind übersichtlich gegliedert, auf der Philosophie stehen mit gutem Grund Lukrez,
linken Seite die Zeichnung, rechts der lateinische Cicero, Seneca und Augustinus. In Entspre-
Text (oben) mit Übersetzung (darunter) und chung zur Grundkonzeption kommen demzu-
genauer Stellenangabe. Am Ende beider Bände folge Dichter mit durchaus auch philosophischem
findet sich eine Liste mit den Übersetzungen der Anspruch wie Horaz oder Vergil und insbeon-
Sprech- und Gedankenblasen, im Martial-Band dere christliche Philosophen bzw. Theologen wie
zusätzlich noch eine knappe Liste mit inhaltlichen Tertullian, Laktanz, Minucius Felix und
Erläuterungen. Nihil obstat, quominus uterque insbesondere Boethius mit seiner grandiosen
libellus legatur. Bearbeitung des Problems der Willensfreiheit und
Andreas Fritsch der Frage der Theodizee nur ganz am Rande zur
Sprache.
Tilman Bechthold-Hengelhaupt, Abiturwissen Wie zu erwarten, wird die lukrezische Phi-
Latein. Römische Philosophie (Stark Verlag) 2010, losophie, die ja eine epikureische ist, in der
136 S., EUR 12,95 (ISBN 978-3-86668-253-5). Reihenfolge der Bücher seines Lehrgedichts
Lässt man die Anmerkungen (128-130), das entfaltet, wobei als übergreifende Intention die
Literaturverzeichnis mit Hinweisen zu Textaus- „Aufklärung“ der Leserschaft betont wird. Der
gaben, Übersetzungen sowie der verwendeten Durchgang durch die einzelnen Bücher kon-
Sekundärliteratur (131-133) und das Personen- frontiert - dazu genügt schon ein Blick auf die
und Sachregister (134-136) unberücksichtigt, im Druckbild akzentuierten Begriffe - die SuS
intendiert der Autor Tilman Bechthold-Hen- mit zeitlosen philosophischen Themen: Materi-
gelhaupt (B.-H.) auf knapp 130 Seiten Schüle- alismus, Atomlehre, freier Wille, Notwendigkeit
rinnen und Schülern (SuS) der Oberstufe eines und Zufall, Wahrnehmungslehre, Abbildtheorie
achtjährigen Gymnasiums „einen Überblick über (man denke nur an die aktuelle Hirnforschung,
die gesamte römische Philosophie“ (Vorwort) zu die ja gedanklich erheblich von hellenistischen
verschaffen, ihnen ein Instrument zur Wiederho- Positionen abhängt), Kulturentstehung und dgl.
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