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41 Rehund Wildkaninchen Fortpflanzungsstrategien Rehe und Wildkaninchen sind Pflanzentres- ser, die im Winter kaum gendigend Nahrung finden (Abb. ). Neben ihrer Kérpergrée unterscheiden sie sich auch beziglich ihrer Fortpflanzungsstrategie (Abb. 3). Das Wort Strategie meint nicht, dass das Verhalten von den Lebewesen zielgerichtet geplant \Wird, sondern im Laufe der Evolution durch Oberleben der erfolgreichsten Individuen (elektion) entstanden ist. Die Strategie hat ‘Auswitkungen auf die Populationsgré8e und deren Schwankungen. énnen sehr unterschiediche Lebensraume bewoh ren; tolerieren schwankende Umweitbecingungen lund Ressourcen von niedriger Qualitat ‘schnelle Entwicklung der Embryonen,frhe Ge schlechtsrete,geinge Kérpergré8e roe Anzahl yon Nachkommen; wen elterliche Frsorge baw. viele amen mit geringem Nabrstoft vorrat kuree Lebensspanne, auch dichteunabhingig hohe Steric erze Perioden mit exponentieliem Populations- wachstum, gefolgt von starken Schwarkungen der Populationserte 2 Merkmale von rund KStrategen 380 wenige Nachkommen, ausgeordgteelterliche m20—25kg_miw wi5—20kg 2-25k5 30-15 jahre 23 Jahre m3—A Jahre ms Monate w2jahre —_waMonate 2oTage —30Tage 1-2 1045 (eetten3) 3 Reh und Wildkonincen im Veroeich und K-Strategen Manche Arten erzeugen wie das Kanin- chen in einer relativ kurzen Lebensspanne tine groBe Anzahl von Nachkommen. Die Geschlechtsreife wird relativ fruh erreicht. Solche Arten werden bezilglich ihrer Fort- pflanzungsstrategie zu den r-Strategen ge- rechnet, Kérpermasse und Lebensdauer sind ‘meist gering. Die Populationsdichte erholt sich aufgrund der hohen Wachstumsrate r nach einer Phase unginstiger Umweltbedin- sgungen schnell. ‘welsenrelativ hohe Anforderungen an stable Um ‘weltbedingungen au rutzen gewshoich quaitativ hochwertigere Ressourcen _| lange Embryonalentwicklung spite Geschlechts reife, goer Korper Sorge baw, wenige Frichte mit groBem Nahrstof- __|werat inden Semen lange Lebensspanne, Uberwiegend dichtesbhang! | ge Sterblichker langsames Populationswachstum, das sich stabllislet und bei Erreichen der Urnweltkapez ‘atk gegen nul geht ‘Wildkaninchen, Stubentfliegen, Griser Rehe,Elefanten,Eisbiren g s c t § ¢ ¢ 3 3 ‘Antel erebender Indien) [Andere Arten, wie 2.8. dos Reh, wachsen langsam 2u gréBeren Individuen heran, sgeschiechtsret werden sie erst nach lahren. Sie erzeugen wenige Nachkommen. Bei sol- chen Tierarten findet man haufig intensive Brutpfiege. De ungensterblchket ist daher gering. Keinere Anderungen der Umweltbe- dingungen wirken sich wenig aut die Sterbe- und die Geburtenrate aus. Die Populations- dlchte schwankt sehr gering. Sie liegt meist in der Nahe der Umweltkopazitt K. Diese Arten werden als K-Strategen bezeichnet. Faire 2.8. ein besondersstrenger Winter 2 einer starken Verringerung der Populations: cichte, erholt sich aie Population wesentlch langsamer als bei rStrategen. Ressourcenverteilung und Umwelt Typische Merkmale der beiden Fortpflan- zungsstrategien findet man nicht nur bei Tieren, sondern z.B. auch bei Pfianzen. Graser und einjahrige krautige Pflanzen ‘gehdren zu den rStrategen. Sie investieren nur wenige Ressourcen in einen dauerhaften Pflanzenkérper, sondem den grBten Tell in die Ereeugung von Bliten und Frichten. Fra®, Oberschattung durch hohere Pflanzen tnd nicht vorhandene Einrichtungen zur Oberwinterung begrenzen die Oberlebens- {higkeit der Individuen. In Walder breiten sie sich schnell auf Lichtungen aus, bis ein heranwachsender Baum die Licke im Blat- terdach schlie®t. Sie reagieren schnell aut schwankende Umweltbedingungen. EXTRA >> a bau Game entwickete das sogenante CSR-Mode A lees H ream renege rStrategen. Manche | -Arten kénnen auch unter extremen bes ener area ; : ‘heit, Kalte oder hohem Salzgehatt ir Boden eetren oe oo eee s Stresstoleranzstrategen (er t nicht gro8, aber | - i acti ee langlebig und und behaupten uktions- sd ioe ee ia ua.an der Nordsee auf Sanddiinen So Bis 2u mehrere Hundert Jahre alt werdende tnd viele Tonnen schwere Eichen weisen et nige Merkmale von K-Strategen auf. Das ge- schlossene Blétterdach finrt zum Erreichen der UmweltkapazitatK. Sie produzieren erst ‘ab einem Alter von ca. 15 jahren Frichte. Kleine Schwankungen der Umweltbedingun- gen verdndern die Populationsdichte kaum, Fr K-Strategen untypisch ist bei Eichen die Vielzah von Samen und die Tatsache, dass nur ein Bruchtil der gekeimten Eicheln das Fortpflanzungsalte erreicht. Zwischen den beiden Fortpfianzungsstrategien gibt es also Ubergange. Welcher Anteil der Ressour- cen fr die Erhaltung des Kérpers und we cher fir die Reproduktion aufgewandt wird, lasst sich gut an der Oberlebenskurve einer Arterkennen (Abb. 4). Sie zeigt die Sterbe- rate in Abhéngigheit von der Lebensphase. r'Strategen welsen eine hohe Sterbichkelt in der frahen Lebensphase auf, die durch die Erzeugung sehr viele Nachkommen Kompensiert wird. Bei K-Strategen erreicht cin grofer Anteil der insgesamt wenigen Nachkommen ein hohes Alter. ©1 Nennen Sie je zwel Beispele frr-und K-Strategen, di tnseren Walder vorkommen. Begriinden Sie die Zuordnung. © 2 Erlautern Sie, ob es Pflanzen gibt, die ale Eigenschaften von K-Strategen aufweisen. 381 Oeologie Fortpflanzungsstrategien beim Pazifiklachs Die Lachse der nérdlichen Hemisphare sind Rauber, die die meiste Zeit im Meer verbringen. Zur Laichzeit indern sie ins SUBwasser ein, wo die Mannchen als sekundiires Geschlechtsmerkmal Hakenkiefer (knorpe- lige Fortsatze der Unterkieferspitzen) ausbilden, Sie werden an den Laichorten als Waffe zur Vertreibung von Artgenossen eingesetzt. Die Nahe zum Nest und damit zum laichenden Weibchen entscheidet liber den Fort- pflanzungserfolg der Mannchen. Die Mannchen und Weibchen werden normalerweise im Alter von drei Jahren geschlechtsreif, jedoch gibt es auch einen bestimmten Prozentsatz von kleineren Mannchen, die nicht ins Meer wandern und bereits mit zwei Jahren geschlechtsreif sind und mit den ,normalen" Mannchen um die Fortpflan- zungschance konkurrieren. _wejahriges Mann Distane zum Nest m) hen ohne sekundie % Geschlecesmerkale ieee rojahriges Ménnchen mit Hakenkiefer 2 35-39 45-49 55-59 5-0 6108 der Mannchen (em) +4 GréBenvergeich 2 Erfolg in Bezug auf de Nahe zum Nest n Abhangigkeit von Kerpergrése Beide Mannchenformen zeigen unterschiedliches Verhalten: Die dreijéhrigen Miinnchen (Gréfe 39 bis 72cm) kamp~ fen eine Rangordnung aus. Das erfolgreichste Mannchen ist dann dem Nest am nachsten, die anderen warten in groferem Abstand. Dagegen versuchen die zweijaihrigen Mannchen (Grés6e 25 bis 39cm) sich im Schutz von Steinen 0.8. in Nestnahe zu ,schmuggeln’, Diese ,Schmuggelstrategie” filhrt in ca. 60% der Falle zum Erfolg. Die Wanderung der Lachse Auch der Atlantiklachs lebt sowohl im SUi8-als auch im Salzwasser und kehrt zum ser zuriick. In einem Rundfunkbericht heiBt es dazu: Geburtsgewas- ‘Unter der Wasseroberfliche des Rheins bahnt sich eine Uberraschung an. Seit man in der ehemaligen Kloake wieder gefahrios ‘aden kann, fuhlen sich auch viele ische wieder pudelwohl. Aber dass heute sogar Lachse zu den Flussbewohnern gehiren, Isteine kleine Sensation Es sind die Nachkommen eines einzigartigen Naturschultzprogramms. Vor jahren sind im Rhein und seinen Nebenflissen hunderttausende junger Lachse ausgesetzt worden, ‘Nachdem sie 2we! Jahre alt und kraftig geworden waren, haben sie sich stromabwars in die Nordsee treiben lassen. Dann folgte eine wochenlange Reise durch den Atlantik thr Ziel: das 3000 km entfemte Groniand. Dort finden Lachse ideale Bedin- ‘gungen, um 2u einem statlchen Fisch heranzuwachsen. Das Wasser ist sauber und die Tafel im elsigen Norden reich gedeckt. ‘Shrimps und kleine Fische sind die bevorzugte jagdbeute _Doch nach drei Jahren packt die Lachse pldtzlch das Heimweh. Es treibt sie zu ihrem Geburtsort, um dort selbst fr Nach ‘wuchs 2u sorgen. Wie sie den Weg zurick finden, ist bis heute ein Geheimnis. Forscher vermuten, dass sie, ahinlich wie Zug ‘gel, mit einem inieren Kompass das Erdmagneteld zur Orientierung nutzen. Klar ist aber: der Weg zu den Ursprangen ist rmit Hindernissen gepfiastert (Quelle: SWR, 2005) ‘AA Besch en Sie die Kurvenverlaufe der Abbildung 2. ‘A2 Erklaren Sie die Fortpflanzungsstrategien der Pazifiklachse. {AS Stellen Sie Uberlegungen an, mit welchen Hindernissen — auch physiologischer Art — die Lachse auf ihrem Riickweg zu kampfen haben. ‘© Ais Kopiervorlage fr den eigenen Unterichtsgebrauchfreigegeben. Emst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2013 125

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