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SCHWERPUNK T
_ Husten ist weltweit eines der häufigs- Wochen bis zum Beginn der Stufendia- de Alarmzeichen (Tab. 2) gegeben. Diese
ten Symptome, die zur Vorstellung beim gnostik abzuwarten (s. Beitrag ab S. 36), erfordern eine unverzügliche Abklärung
Arzt führen [1]. Hierfür ist hauptsäch- falls eine für einen akuten Infekt der der Ursachen [2].
lich der im Rahmen von Erkältungsin- Atemwege typische Anamnese und ein
fekten auftretende akute Husten verant- passender körperlicher Untersuchungs- Diagnostische Vorgehen
wortlich. Husten stellt einen wichtigen befund vorliegen [2]. Ausnahmen sind In einem ersten Schritt kann anhand
Schutzreflex der Atemwege dar. Er kann durch zusätzlich zum Husten auftreten- des anamnestisch leicht zu erhebenden
aber auch zur Verbreitung von Infek-
tionskrankheiten beitragen. Bei der Aus-
lösung von Husten spielt eine neuronale
Hypersensitivität des Hustenreflexes Tab. 1 Ursachen des akuten und des subakuten Hustens
eine wesentliche Rolle. Akut (< 2 Wochen) Subakut (2–8 Wochen)
Erkrankungen der Atemwege Erkrankungen der Atemwege
Einteilung in akuten bzw.
subakuten Husten • Obere Atemwege: • Postvirale Rhinosinusitis
– (Virale) Erkältungsinfekte • Postinfektiöser Husten mit vorübergehen-
Der meist viral induzierte akute Husten – Allergische Rhinokonjunktivitis der bronchialer Hyperreagibilität
klingt nach ca. zwei Wochen spontan ab • Asthma • Pertussis, Adenoviren- oder Myko-
(Tab. 1) [2]. Adenoviren und Mykoplas- • Aspiration: oft Kinder (1–3 Jahre) plasmeninfekt
men, insbesondere B. pertussis, eine • Inhalative Intoxikation: Unfälle, Brände
postvirale Rhinosinusitis oder eine in- Erkrankungen der Lungen/Pleura Erkrankungen der Lungen/Pleura
fektbedingte vorübergehende bronchia- • Lungenembolie • Pneumonie
le Hyperreagibilität können einen lang- • Pneumothorax • Pleuritis
samer abklingenden Husten verursa- Extrapulmonale Ursachen
chen. Dieser wird als subakuter Husten • Kardiale Erkrankungen mit akuter
mit einer Dauer von zwei bis acht Wo- Lungenstauung
chen definiert [2]. Es ist sinnvoll, acht
• Raucher ≥ 35 Packungsjahre ten sind Infekte der Atemwege, in erster Alter können von einer antibiotischen
• Intoxikation durch inhalative Noxen Linie Virusinfekte, gefolgt von Exazer- Therapie profitieren.
bationen bei Asthma und COPD sowie Zur Abschätzung der Hustenintensi-
Pneumonien. Der Husten infolge eines tät können validierte Fragebögen einge-
Symptoms eine Einteilung in akuten und akuten Virusinfektes kann nach Abklin- setzt werden [3]. Diese scheinen zum
subakuten Husten erfolgen, wobei eine gen des Infektes bis zu acht Wochen Management des akuten Hustens im All-
klare Trennung nicht immer möglich ist. (subakuter Husten) oder auch länger tag jedoch entbehrlich.
Es wurden Algorithmen für die Dia- (chronischer Husten) persistieren, falls
gnostik des akuten und subakuten Hus- eine infektinduzierte bronchiale Hyper- Subakuter Husten
tens entwickelt [2] (Abb. 1, Abb. 2). Nach reagibilität auftritt oder die Entzündung Der Algorithmus zur Abklärung des
Anwendung dieser Algorithmen kann in der Bronchialschleimhaut fortbesteht. subakuten Hustens (Abb. 2) gilt für Pa-
einigen Fällen nur eine Verdachtsdia- Die Diagnose eines infektbedingten tienten, die drei bis acht Wochen lang
gnose gestellt und darauf basierend ein akuten Hustens erfordert i. d. R. nur die husten. Auch bei diesen ist vorrangig
Therapieversuch begonnen werden. Ist Anamnese unter Einschluss der Berufs- nach den Alarmzeichen für eine bedroh-
dieser erfolgreich, steht die endgültige anamnese und etwaiger Umweltbelas- liche Situation (Tab. 2) zu fahnden [2].
Diagnose fest. Bei erfolgloser Therapie tungen sowie eine körperliche Untersu- Hauptursachen des subakuten Hustens
ist eine Überprüfung möglicher Fehler chung zum Ausschluss anderer Ursachen sind der postinfektiöse Husten und Exa-
zerbationen von Grundkrankheiten wie
Asthma, COPD oder dem „Upper air-
ways cough syndrome“ mit Rhinosinu-
Abb. 1 Algorithmus zur Diagnostik des akuten Hustens sitis, Pharyngitis und Laryngitis. Nach
3 der initialen Anamnese und körperli-
1 2 4
chen Untersuchung ist eine Verlaufskon-
Anamnese Alarmzeichen* Sofortige
Patient mit Ja trolle nach vier bis sechs Wochen emp-
Körperliche Bedrohliche weiterführende
akutem Husten
Untersuchung Befunde? Diagnostik/Therapie fehlenswert.
Nein
8 Management des akuten Hustens
5
Nein Exazerbation chr. Häufigste Ursache des akuten Hustens
Infekt? Erkrankungen, Asthma,
COPD, Bronchiektasie
sind virale Erkältungsinfekte. Bei pri-
Ja mär gesunden Personen ist die Diagno-
6 se anhand von Anamnese und körperli-
7
Hinweis Ja
cher Untersuchung zu stellen (s. o.). Falls
Ggf. weiterführende
auf bakteriellen Diagnostik/Therapie keine Alarmsymptome vorliegen, ist kei-
Infekt? ne weitere Diagnostik erforderlich. Bei
Nein Fieber > 38,5 °C, Atemnot, Hämoptoe,
9 Verdacht auf Pneumonie, Herzinsuffi-
• Akute virale Bronchitis zienz, Lungenembolie, Immundefizienz
• Rhinosinusitis (viral, allergisch)
oder inhalative Intoxikation sind eine
mod. nach [2]
• Pharyngo-Laryngitis
* siehe Tab. 2 • Erkältungsinfekt weiterführende Diagnostik und gezielte
Therapie unverzüglich einzuleiten.
Literatur
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5. Wang K, Birring SS, Taylor K et al. Montelu-
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