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mobile zeitgeistSPECIAL
Das eMag zum Mobile Business Ausgabe 1/11 – Januar 2011
Apps vs. Mobile Browser –
Ist das Wettrennen entschieden?
App oder Mobile Grenzen der Webapps:
Website? – 2011 – The Web Warum native Apps
Nutzen! 8 Strikes Back 17 überleben werden 27
1 Ausgabe 4/09 – Oktober 2009
mobile zeitgeistSPECIAL
2009
Ausgabe 1/09: Ausgabe 2/09: Ausgabe 3/09: Ausgabe 4/09:
Mobile Marketing / Mobile Commerce Mobile Entertainment Mobile Technologien
Mobile Advertising
2010
Ausgabe 1/10: Ausgabe 2/10: Ausgabe 3/10: Sonderausgabe Okt. 2010:
Mobile 2.0
Mobile Marketing / Looking Outside – What Voice in Zeiten von Apps
Mobile Advertising ‐ Reloaded We Can Learn From Other
Cuuntries
Ausgabe 4/10:
2
Drei Jahre iPhone – Quo Ausgabe 1/11 – Januar 2011
vadis Mobile Market?
Editorial
Wir gehen zunehmend in die Cloud, nutzen Web‐Applikationen, für Impressum
die keine lokalen Installationen mehr notwendig sind. Eine von uns Verantwortlich im Sinne des
allen als logisch und fast natürlich empfundene Entwicklung. Presserechts (V.i.S.d.P.)
Heike Scholz
Hellbrookstraße 80e
Doch betrachten wir Mobile, reiben wir uns verwundert die Augen.
22305 Hamburg
Hatten wir gerade die Walled Gardens der Carrier eingerissen, feiern Germany
proprietäre Systeme in Form von App‐Stores fröhliche Urstände. Und Telefon: +49(0)40/8197‐1545
alle sind begeistert, freuen sich wie die Kinder, immer neue und info@mobile‐zeitgeist.com
natürlich explodierende Downloadzahlen aus diesen App‐Stores zu USt.‐ID‐Nr. DE229568023
vernehmen und sie jeden Tag auf’s Neue weiter zu verbreiten. Es
mutet dem Betrachter an wie ein Rausch – ein App‐Rausch. Haftungshinweis:
Trotz sorgfältiger inhaltlicher
Es bremst auch niemanden, dass über 90 Prozent der Apps nach zwei Kontrolle übernehme ich keine
Haftung für die Inhalte externer
bis drei Wochen nicht mehr genutzt werden und viele Entwickler Links. Für den Inhalt der verlinkten
ihren Aufwand, den sie in die Erstellung einer App gesteckt haben, Seiten sind ausschließlich deren
Betreiber verantwortlich.
wohl nie amortisieren werden. Apps sind toll, schick, innovativ und
alle wollen sie. Alle? Wirklich?
Urheberrecht:
Falls nicht anders angegeben,
Wenn der Rauch der Feuer, um die derzeit alle tanzen, sich ein wenig unterliegen alle Seiten dieses eMags
lichtet, werden die Unzulänglichkeiten der Apps und der App‐Stores dem Urheberrecht (Copyright). Dies
gilt insbesondere für Texte, Bilder,
deutlich und so mancher fragt sich, warum wir eigentlich mobil das Grafiken einschließlich deren
Internet nicht so nutzen, wie wir es schon seit einiger Zeit mit unseren Anordnung auf den Seiten. Eine
PCs, Note‐ oder Netbooks tun. Und siehe da, so mancher entdeckt Vervielfältigung oder Verwendung
solcher Seiten (oder Teilen davon) in
den guten alten Browser wieder. anderen elektronischen oder
gedruckten Publikationen und deren
Veröffentlichung (auch im Internet)
Dumm nur, dass in der mobilen Welt nicht nur bei den Endgeräten,
ist nur nach vorheriger
den Betriebssystemen und den Distributionskanälen, sondern auch Genehmigung gestattet. Die
bei den Browsern Heterogenität herrscht, die manche Dinge Genehmigung zur Publikation der
Seiten kann der Herausgeber
naturgemäß verkompliziert. erteilen. Weiterhin können Bilder,
Grafiken, Text‐ oder sonstige
Liegt die Rettung in HTML5? Wenn nicht, was kommt danach? Und Dateien ganz oder teilweise dem
Urheberrecht Dritter unterliegen.
sind Apps nur eine zeitweilige Erscheinung und verschwinden wieder? Alle innerhalb des eMags genannten
und ggf. durch Dritte geschützten
14 Autoren gehen in diesem, unserem zehnten Special, auch diesen Marken‐ und Warenzeichen
unterliegen uneingeschränkt den
Fragen nach. Wir wünschen unseren LeserInnen viele neue Bestimmungen des jeweils gültigen
Erkenntnisse und Spaß bei der Lektüre. Kennzeichenrechts und den
Besitzrechten der jeweiligen
eingetragenen Eigentümer. Allein
aufgrund der bloßen Nennung in
unserem Angebot ist nicht der
Schluss zu ziehen, dass
Markenzeichen nicht durch Rechte
Dritter geschützt sind.
Ausgabe 1/11 – Januar 2011 3
mobile zeitgeistSPECIAL
Inhalt
Editorial ................................................................................................................................................... 3
Autoren.................................................................................................................................................... 5
Apps ‐ eine aussterbende Gattung oder: Haben Apps eine Zukunft?..................................................... 6
App oder Mobile Website? – Nutzen!..................................................................................................... 8
Nativ oder Web ‐ es kann nur einen beide geben................................................................................. 10
Die Zukunft von mobiler Software ........................................................................................................ 14
2011 ‐ The Web Strikes Back!................................................................................................................ 17
Der Krieg der Welten............................................................................................................................. 19
Native‐ oder Web‐Anwendungen, wohin geht die Reise? .................................................................... 23
Wohin geht die App‐Reise? ‐ Warum native Apps Vergangenheit sind
und der Browser die Zukunft ist… ......................................................................................................... 25
Grenzen der Web.Apps: Warum Native Apps überleben werden ........................................................ 27
Warum die Entwicklung von mobilen Lösungen keine Bauchentscheidung sein sollte ....................... 29
Ab ins Web! – Warum Prozess‐lastige Applikationen besser in
einer WebApp abgebildet werden sollten ............................................................................................ 33
Museum‐Apps und mobile Museums‐Websites ................................................................................... 35
Native App oder Web‐App im Bankensektor? Beides! ......................................................................... 38
Die nächsten Events in Mobile .............................................................................................................. 40
Interessante Links.................................................................................................................................. 41
Werben und Sponsoring........................................................................................................................ 42
Ausblick auf kommende mobile zeitgeist SPECIALS.............................................................................. 43
Mobile 2.0 Tag Cloud............................................................................................................................. 44
4 Ausgabe 1/11 – Januar 2011
Autoren
Anderheggen, Adrea: Grenzen der Webapps: Warum Native Apps überleben werden ...................... 27
Brendel, Nadine; Webering, Jan: Wohin geht die App‐Reise? ‐ Warum native Apps
Vergangenheit sind und der Browser die Zukunft ist…......................................................................... 25
Erdmann, Charlotte: Apps ‐ eine aussterbende Gattung oder: Haben Apps eine Zukunft? ................... 6
Gather, Florian: App oder Mobile Website? – Nutzen! .......................................................................... 8
Gülle, Roland: 2011 ‐ The Web Strikes Back! ........................................................................................ 17
Hollstein, André: Warum die Entwicklung von mobilen Lösungen
keine Bauchentscheidung sein sollte .................................................................................................... 29
Le Comte, Eduardo: Der Krieg der Welten ............................................................................................ 19
Mörl, Christoph: Nativ oder Web ‐ es kann nur einen beide geben ..................................................... 10
Müller, Michael: Museum‐Apps und mobile Museums‐Websites........................................................ 35
Scheller, Ulrich: Native‐ oder Web‐Anwendungen, wohin geht die Reise?.......................................... 23
Schollmayer, Torsten: Die Zukunft von mobiler Software .................................................................... 14
Schwitalla, Joerg: Native App oder WebApp im Bankensektor? Beides!.............................................. 38
Thürling, Matthias: Ab ins Web! – Warum Prozess‐lastige Applikationen besser in
einer WebApp abgebildet werden sollten ............................................................................................ 33
Webering, Jan; Brendel, Nadine: Wohin geht die App‐Reise? ‐ Warum native Apps
Vergangenheit sind und der Browser die Zukunft ist…......................................................................... 25
Ausgabe 1/11 – Januar 2011 5
mobile zeitgeistSPECIAL
Apps ‐ eine aussterbende Gattung oder: Haben Apps eine
Zukunft?
Von Charlotte Erdmann
6 Ausgabe 1/11 – Januar 2011
Aber auch im Bereich Social Media ringt der Gerätefragmentierung im Smartphone‐Markt
Browser (44%) anteilig mit der dem Webbrowser als App‐Ersatz den Weg
5
heruntergeladenen App (54%). ebnet.
Apps vs. Browser Ausweg WebApps?
Längst sind es deshalb keine Unkenrufe mehr, Was bleibt sind neue Technologien: Die
sondern harte Fakten, dass die App‐Nachfrage textbasierte Auszeichnungssprache HTML5
zwar derzeit noch steigt, bald aber ein Level wird dank zahlreicher neuer, darin integrierter
der Stagnation erreichen wird. Apps gehören Standards die Browserfunktionalitäten
zu einer aussterbenden Gattung – zumindest nochmals erweitern. Dank HTML5 besitzen
die nativ für eine Plattform entwickelten WebApps die gleichen Funktionen wie native
Programme. Zwar werden sich die Nutzer Apps für die jeweiligen Geräteplattformen. Die
„nicht kategorisch zwischen App‐ oder Nutzer können sie jedoch unabhängig von der
Browser‐Nutzung entscheiden. Was zählt, ist verwendeten Plattform, des mobilen
die Usability “, schreibt beispielsweise die Betriebssystems, oder des Geräts verwenden.
Otto Group in ihrer Go‐Smart‐Studie 2010. 6
Entwicklern bietet sich so die Chance, mit
Doch zunehmend sind auch die Entwickler der einer einmalig entwickelten App ein breites
Meinung, dass die Zeiten vorbei sind, in denen Publikum auf den unterschiedlichsten
Apples App Store eine Goldgrube war. Zwar Plattformen zu erreichen. „In zehn Jahren
konzentrieren sich derzeit noch viele auf diese wird man auf seinen Geräten nur noch den
Plattform und entwickeln passende Apps, Browser brauchen“ prophezeite Lars Boilesen,
doch meist ist das Angebot größer als die CEO des norwegischen Browserherstellers
Nachfrage. Die Folge: Nicht einmal die Opera, im Oktober 2010. 7 Selbst Apple preist
Entwicklungskosten werden durch HTML5 an. Allerdings weniger als App‐, denn
kostenpflichtige Apps inzwischen refinanziert. als Flash‐Killer. Dabei sind es gerade die
Einzig durch Werbeeinblendungen und In‐ WebApps auf Basis dieser und anderer Web‐
App‐Banner, wie sie beispielsweise Netzwerke Programmiersprachen, die dem App Store
für mobile Bannerwerbung ausliefern, ist die Konkurrenz machen könnten und werden.
Monetarisierung einer App noch möglich.
Das Ende der Apps
Doch auch hier machen
„Werbeeinblendungen in Apps immer nur Die Entwicklung ist nicht mehr aufzuhalten.
einen Teil des mobilen Werbegeschäfts und Mozillas VP of Products, Jay Sullivan, gab Ende
der damit verbundenen Einnahmen für den Oktober 2010 im offiziellen Mozilla‐Blog an,
Entwickler aus. Häufiger werden schon jetzt „den Prototypen eines Systems für offene
mobile Webseiten genutzt – ganz ohne den Web Apps geschaffen [zu haben]: In HTML,
Zugriff über eine App.“ bestätigt madvertise‐ CSS und JavaScript entwickelte Apps, die
CEO Carsten Frien die Entwicklung des sowohl auf Computern als auch Handys
Werbebudget‐Einsatzes auf mobilen funktionieren". 8 Noch ist das „offene Web
Endgeräten. So kann auch diese App Ökosystem“ von Mozilla ein Prototyp. Es
Finanzierungsquelle nicht darüber besitzt aber neben zahlreichen anderen
hinwegtäuschen, dass die zunehmende derartigen Entwicklungen das Potential, die
App‐Ära in eine Web‐Ära zu verwandeln. Und
damit die nativen Apps zu einer
5
Adobe Systems Inc: Adobe Mobile Experience Survey: What
Users Want from Media, Finance, Travel & Shopping.
7
Zusammengestellt von Keynote Systems, 13. Oktober 2010 Quelle: http://www.pressetext.de/news/101015020/opera‐
(http://www.emarketer.com/Article.aspx?R=1008010) 2020‐braucht‐man‐nur‐mehr‐den‐browser/?phrase=HTML5
6 8
Otto Group: Studie „Go Smart 2010: Always‐in‐Touch. Juni http://blog.mozilla.com/blog/2010/10/19/prototype‐of‐an‐
2010. open‐web‐app‐ecosystem/
Ausgabe 1/11 – Januar 2011 7
mobile zeitgeistSPECIAL
aussterbenden Gattung auf den Smartphones zahlreicher Sonderhefte rund um Apple‐Produkte
dieser Welt werden zu lassen. aus dem Hause falkemedia, Kiel, betreut seit
September 2010 den Bereich PR und Marketing bei
Autorin: Charlotte Erdmann (geb. Stanek) studierte madvertise, dem marktführenden Netzwerk für
Germanistik und berät Unternehmen zu mobile Bannerwerbung im deutschsprachigen
Kommunikations‐ und Marketingstrategien für die Raum.
Entwickler‐ und Apple‐Community. Die ehemalige
Chefredakteurin der Zeitschrift Mac Life sowie
App oder Mobile Website? – Nutzen!
Von Florian Gather
8 Ausgabe 1/11 – Januar 2011
als auch an strikt vorgegebenen Standards dafür die verbesserte Usability, dank der die
orientiert war. Nutzer erstmals bequem und mit Spaß mobil
surfen konnten. Andere Smartphone‐
Dadurch stand schnell eine große Anzahl Betriebssysteme zogen nach und bieten meist
qualitativ guter und attraktiver Apps zur jeweils eine eigene Plattform für Apps, so dass
Verfügung. Im Windschatten dieses Erfolges die App‐Landschaft mittlerweile ebenso
nahm jedoch auch die Nutzung von Webseiten umfangreich wie komplex ist.
auf dem Handy deutlich zu. Entscheidend war
Tabelle: Heike Scholz, Erstveröffentlichung BVDW Mobile Kompass 2010/2011, „Mobile Apps vs. Mobile
Web, Seite 37 ff.
Kein Wunder also, dass in der Wahrnehmung von der Bildfläche zu verschwinden.
vieler Nutzer Mobile Internet eng mit Apps Browserbasierte Informationsangebote und
verbunden ist – es gibt schließlich „für alles
eine App“. Liegt die Zukunft des mobilen Services sprechen durch Ihre Unabhängigkeit
Internets also ausschließlich in von Betriebssystemen und spezieller
plattformspezifischen Anwendungen? Lassen Hardware eine breitere Zielgruppe an und
sich alle Mobile Marketing‐Ziele am besten bieten weniger technische und inhaltliche
durch spezialisierte Apps erreichen? Ist die Restriktionen als Apps.
mobile Webseite tot, bevor sie überhaupt
richtig durchstarten konnte? Attraktive Möglichkeiten zur In‐App‐Werbung
schlagen zudem bereits jetzt die Brücke
Betrachtet man den aktuellen Hype mit den zwischen App und Mobile Site. Langfristig
Erfahrungen aus dem stationären Internet im werden beide technischen Ansätze Ihren
Hinterkopf, spricht viel dafür, dass flexible und Anteil am mobilen Internet haben.
plattformunabhängige Lösungen in Zukunft
eher an Bedeutung gewinnen werden, statt Unternehmen sind daher gut beraten, sich
nicht einfach eine App oder eine Mobile
Ausgabe 1/11 – Januar 2011 9
mobile zeitgeistSPECIAL
Website verkaufen zu lassen, sondern ihre Kundenansprache und ein positives
individuelle Zielsetzung als Maßgabe für ihre Markenerlebnis.
mobile Strategie einzubringen. Eine optimale
User Experience und ein gutes Produkt sind Autor: Florian Gather ist zuständig für Public &
dabei die entscheidenden Erfolgsfaktoren – Investor Relations bei der Oberhausener conVISUAL
die Frage der technischen Realisierung ist nur AG. conVISUAL ist ein international führender Full‐
eine von vielen. Größtmöglicher Service‐Anbieter für Mobile Marketing, Mobile
Internet und interaktive Mehrwertdienste. Mit
Kundennutzen, hohe Qualität und nicht zuletzt
Standorten in Europa und den USA bietet das
ein gewisser Spaßfaktor erzeugen auch im Unternehmen Medien‐, Mobilfunk‐ und
klassischen Marketing eine starke Markenartikel‐Unternehmen alle Dienstleistungen
Kundenbindung – der Kanal Mobile bietet von der Kreation und Konzeption bis zur
dabei eine Fülle an wirkungsvollen und Implementierung und dem fortlaufenden Betrieb
spannenden Instrumenten für gezielte aus einer Hand an.
Nativ oder Web ‐ es kann nur einen beide geben
Von Christoph Mörl
Fragmentierung statt Konsolidierung Geräte weltweit ausgeliefert. 1 Das Wachstum
wird sich 2011 – wenn auch abgeschwächt –
2011 wird die Vielfalt neuer Devices & fortsetzen. Für zahlreiche Smartphone‐
Betriebssysteme auf dem mobilen Markt Hersteller ist Android erste Wahl ‐ die
vermutlich nicht weniger werden, im neueste, lange angekündigte Version 2.3
Gegenteil: 2010 war z.B. thematisch das Jahr („Gingerbread“) mit weiteren Verbesserungen
des Tablets – das iPad hat den Wettbewerb in UI und Performance wurde im Dezember
und das Konsumverhalten klar dominiert. 2010 veröffentlicht. 2 Auch das Windows
Phone 7 wird 2011 relevant(er) werden – ein
Die Modelle der Wettbewerber stoßen slickes Interface, ein wettbewerbsfähiger
überwiegend noch auf Skepsis – das iPad ist eigener App‐Store und die Möglichkeit zur
weiterhin das Benchmark für Design, Usability Nutzung von Office‐Anwendungen machen
und – Credibility. Das sieht bei Smartphones das Gerät zu einem würdigen Wettbewerber
nicht viel anders aus, jeder Hersteller muss im mobilen Markt.
zuerst den Vergleich mit dem iPhone über sich
ergehen lassen. Doch im Gegensatz zur Tablet‐ Einen etwas schalen Nachgeschmack
Entwicklung holen die Apple‐Wettbewerber hinterlässt es dennoch: die momentan
mit großen Schritten auf. fehlende Unterstützung von HTML5 (und
Flash) ist nicht nachzuvollziehen. Es ist jedoch
So zeigt besonders die Nutzung von Android‐
Geräten starkes Wachstum – nach nur 1,4
Millionen verkauften Geräten im Vorjahr
1
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Apple‐und‐
wurden im 3. Quartal 2010 über 20 Millionen Android‐schliessen‐im‐US‐Smartphone‐Markt‐auf‐
1128518.html
2
http://www.engadget.com/2010/12/06/android‐2‐3‐
gingerbread‐in‐pictures/
10 Ausgabe 1/11 – Januar 2011
davon auszugehen, dass Microsoft darauf in Webbasierte Applikationen zeigten sich in
Kürze reagieren wird. 2010 schon teilweise fast auf Augenhöhe mit
nativer Programmierung.
Von einer Marktkonsolidierung in 2011 kann Dabei spricht doch eigentlich alles für nativ
also keine Rede sein – im Gegenteil. Noch ist entwickelte Applikationen: sie docken an alle
der Markt vor allem im Bereich der Tablets vorhandenen Funktionalitäten an, die durch
überschaubar und bietet Raum für Innovation. den direkten Zugriff auf die jeweiligen Hard
Zumindest in Deutschland ist aus und Software‐Ressourcen möglich sind
Konsumentensicht gefühlt noch keine kritische (Kamera, GPS, Push‐Notifications etc.) und
Masse erreicht, die z.B. dem iPad bisher zu eine App erst zu dem machen, was sie sein soll
einem kommerziellen Durchbruch verholfen – ein 100% User‐zentriertes Programm auf
hätte – aber schon die Veröffentlichung des dem mobilen Endgerät seiner Wahl. Sie sind
iPad2 kann vermutlich einen ähnlichen Effekt browserunabhängig, zunehmend auch offline
auf die Konsumenten haben wie die nutzbar und die Performance ist in der Regel
Markteinführung des iPhone4. besser als im mobilen Web. Aus Sicht einer
(direkten) Monetarisierung ist eine native
Wie verhält man sich in einem derartig Applikation weiterhin erste Wahl durch den
fragmentierten Marktumfeld? Mit welcher Verkauf im App‐Store oder ein In‐App‐
Strategie reagiert man auf die Purchase Geschäftsmodell. Aber: sie sprechen
unterschiedlichen Rahmenbedingungen für nur diejenigen Nutzer an, die die App auch
die Entwicklung von Apps und Websites für installiert haben bzw. installieren können.
Smartphones und Tablets? Setzt man
womöglich auf Technologien, die übermorgen Entscheidet man sich daher für eine
schon keine Relevanz mehr haben könnten? plattformübergreifende Präsenz nativ
Und – wie und wo erreicht man möglichst entwickelter Applikationen, sieht man sich
viele Nutzer im „mobilen Chaos“? Das sind nur möglicherweise höheren Entwicklungs‐ und
einige von vielen Fragen, die sich Wartungskosten gegenüber. Native App‐
Unternehmen, Agenturen, klassische Entwicklung ist zeitaufwändig und damit
Medienhäuser oder Markenartikler bei der teuer, erfordert die Beherrschung
Entwicklung einer mobilen Strategie stellen plattformspezifischer Programmierung ebenso
müssen. Ein Versuch, sie zu beantworten. wie die Beachtung spezifischer Unterschiede
schon im Konzept und Design.
What's a girl to do?
Besonders Android hat sich als volatil
Die Entwicklung einer nativen Applikation war herausgestellt – eine Folge der Nutzung auf
2010 schon nicht mehr die einzige Antwort auf verschiedenen Endgeräten mit
die Frage, wie man sich als Unternehmen im unterschiedlichen Systemvoraussetzungen.
mobilen Markt qualitativ und Identische Software kann auf verschiedenen
plattformübergreifend hochwertig Smartphones so unterschiedlich reagieren,
präsentieren kann. Dennoch galt: „There´s an dass in Einzelfällen umfangreiche (wie
app for that.“, aber RIM´s Jim Balsillie hat ungeplante) Device‐Anpassungen erforderlich
seinen Standpunkt in einem offenen sind.
Schlagabtausch mit Steve Jobs ebenfalls
verdeutlicht: „You don´t need an app for the Zumindest die Fragmentierung kann von einer
web.“ 3 Web‐Applikation gelöst werden – mittels CSS
und einer sauberen HTML‐Struktur lassen sich
Synergien zu verschiedenen Plattformen sehr
3
http://www.engadget.com/2010/11/19/rims‐jim‐balsillie‐says‐ gut nutzen. Eine entsprechende API‐
you‐dont‐need‐an‐app‐for‐the‐web‐re/
Architektur und/ oder Content Delivery
Networks können den gleichen Service bei
Ausgabe 1/11 – Januar 2011 11
mobile zeitgeistSPECIAL
unterschiedlichen Bedingungen anbieten. Ergebnis, dass die mit (nativen) Apps
Kurzum: eine Web‐Applikation muss im verbrachte Zeit fast derjenigen im mobilen
Idealfall für unterschiedliche Smartphones Web entspricht. Im Bereich Commerce und
und Tablets (zumindest das Basis Markup) nur Medien & Entertainment bevorzugen sogar 66
einmal entwickelt werden. Prozent aller Befragten mobile Webseiten. 6
Diese Vorgehensweise ‐ in der Praxis auch als Erfahrungen für den deutschen Markt zeigen
„Progressive Enhancement“ 4 bezeichnet ‐ hat ein gegensätzliches Bild: Apps entwickeln eine
z.B. Einfluss auf die initialen solche Dynamik, dass sie den Traffic von
Entwicklungskosten: Basis‐Funktionen sind Mobilportalen in Einzelfällen um mehr als das
bereits browserunabhängig verfügbar und die Zehnfache übersteigen. Noch? Web‐Apps
Web‐App kann darauf aufbauend für mehrere werden momentan in der Fachpresse viel
Browser/ Endgeräte so skaliert werden, das diskutiert und womöglich zeigt die
sich für den Verlauf der Untersuchung in den USA schon eine Tendenz,
Gesamtentwicklungskosten durchaus wohin die Reise 2011 auch in Europa gehen
Einsparungspotentiale ergeben. kann. Viele Start‐ups setzen neue Maßstäbe ‐
auch Google, die kürzlich den Chrome Web
Darüber hinaus kann „natives Verhalten“ Store gelauncht haben.
mittlerweile auch von Web‐Apps sehr gut
abgebildet werden. Dennoch – die
Funktionalitäten in Web‐Applikationen sind
(noch) beschränkt, HTML5 ist weiterhin kein
Standard und der Zugriff auf den vollen
Umfang der Hardware‐Ressourcen des
Gerätes bleibt ebenso wie die Offline‐Nutzung
nach wie vor eingeschränkt.
Im Gegensatz zu nativ entwickelten
Applikationen sind Web‐Applikationen von
Suchmaschinen indexierbar. Mittlerweile über
300.000 Apps für iOS und etwa 200.000 für
Android (Stand Dezember 2010) macht die
Sichtbarkeit der eigenen Applikation im Der Chrome Web Store von Google
jeweils hauseigenen App‐Store schwierig und
ebenso schwer aktiv beeinflussbar. Aktuelle Die Nutzerzahlen von Chrome haben sich 2010
Untersuchungen zeigen, dass Nutzer sich von 40 auf 120 Millionen verdreifacht. 7 Zu
ähnlich zu dem Empfang von hunderten TV‐ Recht – der Browser ist einer der schnellsten
Sendern auch im App‐Store nur auf die und besten auf dem Markt, wird kontinuierlich
erfolgreichsten Angebote konzentrieren. 5 weiterentwickelt und integriert nun mit dem
Chrome Web Store 8 quasi einen App‐Store für
Andere Studien über das Smartphone‐ den Browser. Der Chrome Web Store ist seit
Nutzungsverhalten zeigen interessante Mitte Dezember live und bietet Web‐
Ergebnisse in Hinblick auf die unterschiedliche
Nutzung von Web‐Apps und nativen 6
http://www.adobe.com/aboutadobe/pressroom/
Applikationen: eine Befragung von 1.200 pressreleases/pdfs/201010/101310AdobeMobileExperienceSur
vey.pdf
Konsumenten in den USA kam zu dem
7
http://googleblog.blogspot.com/2010/12/update‐on‐chrome‐
4 web‐store‐and‐chrome.html
http://en.wikipedia.org/wiki/Progressive_enhancement
5 8
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Durchschnittliche‐ https://chrome.google.com/webstore
iPhone‐Besitzer‐nutzen‐nur‐5‐bis‐10‐Apps‐918668.html
12 Ausgabe 1/11 – Januar 2011
Applikationen für alle möglichen Dienste, ob Standardisierung von HTML5 über alle
Nachrichten (New York Times), Commerce Browser hinweg tun ihr übriges.
(Amazon Window Shop), Video (Crackle), Foto
(Picnik), Organisation (Springpad) oder 2011 wird man sich folgende Frage gefallen
Twitter‐Clients (TweetDeck). lassen müssen: wozu brauche ich eine App,
wenn man die gleichen Funktionen auch
Die Applikationen sind zu einem großen Teil plattformübergreifend im Browser abbilden
auch in jedem anderen HTML5‐fähigen kann?
Browser (unter WebKit) und damit auf jedem
beliebigen Endgerät – zum Teil auch bereits Native Applikationen werden auch 2011 nicht
offline ‐ nutzbar. Für den Nutzer hat dies an ihrer Faszination und Bedeutung verlieren.
angenehme Effekte: Usability und User Das Maximum an hochwertiger,
Experience stehen im Mittelpunkt, emotionalisierter Nutzeransprache in
synchronisiertes Arbeiten über verschiedene Verbindung mit den komplexen
Endgeräte hinweg und die Anforderungen an User Experience, Usability
plattformübergreifende dezentralisierte und der vollen Ausnutzung der jeweiligen
Organisation eigener Daten in der Cloud. Hardware ist nur mit nativer Programmierung
Der Großteil der Applikationen ist kostenlos – möglich ‐ Spiele z.B. werden nativ
viel interessanter ist: der Store bringt auch programmiert immer besser sein. Ebenso zeigt
einen Monetarisierungsaspekt mit sich. Denn z.B. das iPadonly Magazin PROJECT 10 eine tolle
mit der Nutzung von Google Checkout können native Umsetzung für ein Content‐Angebot
alle Applikationen ebenso kostenpflichtig und die Verbindung verschiedener
angeboten werden (im Moment kann der Kauf Geschäftsmodelle in einer nativen App.
sogar noch innerhalb von 30 Minuten
rückgängig gemacht werden – endlich ein Gerade die Medienhäuser haben ihre Chance
digitales Rückgaberecht!). Damit lassen sich auf eine hochwertige Platzierung gerade auf
Inhalte und Services im Browser dem iPad bislang nur ein Einzelfällen
plattformübergreifend anbieten und ausgenutzt. Sie wurden oft für ihre mangelnde
vermarkten. Bereitschaft zur Veränderung ihrer
Wertschöpfung und die Bereitschaft zur
Warum wird der Chrome Web Store in diesem Investition von unabhängigen Beobachtern
Kontext genannt? Ganz einfach: die kritisiert.
Applikationen sind ebenso auf mobilen
Endgeräten nutzbar und sehen z.B. auf dem Letztlich ist die Entscheidung für eine Präsenz
iPad schon recht überzeugend aus. 9 im jeweiligen App‐Store auch strategisch
wichtig für eine Marke bzw. Unternehmen, die
Fazit es sich nicht leisten können, die Möglichkeiten
dieses Mediums entweder nur unvollständig
Es ist davon auszugehen, dass zukünftig nicht auszunutzen oder gar nicht präsent zu sein –
nur Smartphones, Feature‐Phones, Tablets ob nun auf Smartphones, Feature‐Phones, auf
und Desktop‐Rechner über einen Browser dem Tablet oder selbst auf den so genannten
verfügen werden, sondern ebenso MP3‐ Dumbphones.
Player, E‐Reader (z.B. Kindle), TV‐Geräte oder
komplette Home‐Entertainment‐Systeme. Der Unternehmen, Brands und Medien müssen
Browser wird mehr und mehr das Hub in die sich auch 2011 einem fragmentierten Mobile
digitalen Welten – die zunehmende Markt stellen. Abhängig von Budget und
Verbesserung der
Verbindungsgeschwindigkeiten und die
10
http://www.projectmag.com/
9
z.B.http://www.nytimes.com/chrome
Ausgabe 1/11 – Januar 2011 13
mobile zeitgeistSPECIAL
Zielsetzung wird die Entscheidung ausfallen, in Strategieentwicklung der Financial Times
welchem App Markt man Präsenz zeigt. Web‐ Deutschland, der Otto‐Gruppe, E‐Plus oder
Apps gehören aber ins mobile Volkswagen. Er studierte EBusiness, Marketing und
Produktportfolio – sie sind ein ernst zu Logistik in Lüneburg und Brüssel. Vor seiner
Tätigkeit bei der Cellular GmbH sammelte er bei
nehmender Schritt, der wachsenden „App‐
SinnerSchrader umfangreiche E‐Commerce
Fragmentierung“ zu entgehen und die Erfahrung in der Beratung von Kunden wie
Weichen zu stellen für eine zumindest TUIfly.com oder der Gucci Gruppe. Nun widmet er
technisch leichter zu überschauende mobile sich ganz den aktuellen Trends und Innovationen
Zukunft. rund um M‐Commerce, Mobile User Experience,
Usability und der Applikations‐Entwicklung für iOS,
Autor: Als Key Account Manager Mobile Commerce Android und Windows Phone 7.
and Applications ist Christoph Mörl bei der Cellular
GmbH verantwortlich für die mobile Plattform‐ und
Die Zukunft von mobiler Software
Von Torsten Schollmayer
2010 sollte das Jahr von “Mobile First” alle Plattformen gilt, dass der
werden. Aber es wurde zum Mobile App‐Jahr: durchschnittliche Preis einer Applikation
iPhone‐Besitzer haben inzwischen die Wahl weiter fällt und Anbieter daher alternative
zwischen 300.000 Anwendungen im Apple Einnahmen einplanen müssen.
App Store, das sind doppelt so viele wie 2009.
Im Google Android Store hat sich die Zahl der Langfristige Lösung = Mobile Web?
kleinen Helfer gar auf 130.000 versechsfacht.
Ein ähnliches Bild zeigen die Applikations‐ Die Mehrheit der Anbieter von mobilen
Läden App World von BlackBerry und Ovi Diensten und Inhalten predigt aber
Store von Nokia mit dreifachem Zuwachs 2010 gleichzeitig, dass in den mobilen Applikationen
auf jetzt 18.000 beziehungsweise 25.000 nicht die Zukunft liegt. Sie gehen davon aus,
mobile Softwarelösungen. (Quelle: Distimo‐ dass nach 2012 das Interesse daran erlahmen
Report 2010) wird und mobile Applikationen womöglich
aussterben werden. Bereits jetzt lässt sich
Geld verdienen? (fast) alles auch über das mobile Web und die
entsprechenden Browser‐Anwendungen
Wirtschaftlich gesehen ist dies jedoch nur die realisieren. Dabei hat die Webtechnologie
eine Seite. Hohe Download‐Zahlen sind zwar einige Vorteile:
schön und gut, aber lässt sich mit den Apps - Geringere Maintenance‐Kosten
auch Geld verdienen? Weil die Nutzer immer - Plattformunabhängig
mehr kostenlose Applikationen herunterladen, - Standardisiert
gehen Entwickler und Anbieter dazu über, - Offen
mehr In‐App‐Verkäufe beziehungsweise - Schnittstellen mit vorhandenen Web‐
Werbefinanzierung zu implementieren. Lösungen
Zwischen Juni und Dezember 2010
verdoppelte sich der Gewinn aus In‐App‐
Verkäufen innerhalb des Apple App Stores. Für
14 Ausgabe 1/11 – Januar 2011
Ausgabe 1/11 – Januar 2011 15
mobile zeitgeistSPECIAL
App oder Mobile Web? Es kommt darauf an Smartphones sind auch nur Computer!
Was sind nun die Anforderungen, die dazu Und je leistungsfähiger sie werden, desto
führen, dass Entwickler und Nutzer einer stärker gleichen die Anforderungen an mobile
mobilen App den Vorzug geben sollten? Software denen in der „klassischen“
Besser als eine Web‐Lösung funktionieren Softwareentwicklung.
Apps immer dann, wenn Folgendes gefordert
ist: Autor: Torsten Schollmayer (33) ist seit 2007 bei
- Hohe Verfügbarkeit Sapient als Mobile Services Experte in diversen
- Rechenintensive Lösung Telekommunikations‐Projekten tätig und blickt auf
- Zugang zu allen Hardware‐Mitteln des 8 Jahre Erfahrung im Online‐ und Mobile‐Sektor
zurück. Im Auftrag von Sapient ist Torsten
mobilen Gerätes
Schollmayer aktives Mitglied im BVDW und MMA
- Offline‐Verfügbarkeit für die Themenschwerpunkte Mobile Internet und
- Hoher Fokus auf optimale User Experience Mobile Creation. Bevor er zu Sapient kam, war er
als Business Consultant und Spezialist für Mobile TV
Würde man heute einen IT‐Verantwortlichen bei Capgemini tätig sowie von 2000 bis 2004
fragen, was die Anforderungen für die Inhaber und Mitgründer der Next‐Site/Webdesign
Einführung von Desktop‐Applikationen statt GbR. Torsten Schollmayer ist Diplom‐Kaufmann und
web‐basierter Anwendungen sind, käme M.Sc. in International Business Administration mit
sicherlich eine ähnliche Liste heraus. Das Fazit Schwerpunkt Marketing und Service Management
lautet daher: der Universitäten Mainz und Karlstad (Schweden).
16 Ausgabe 1/11 – Januar 2011
2011 ‐ The Web Strikes Back!
Von Roland Gülle
Oft wurde es prophezeit, 2010 wurde es „Ich möchte eine App“, heißt es oft in
endlich Realität: das Jahr des mobilen Kundenanfragen. Sei es nun um die iTunes
Internets. Ob zur besten Sendezeit im TV, auf Charts zu stürmen oder einfach nur um dabei
Plakaten oder in der Presse: Smartphones, zu sein.
Internet, Social Media sind omnipräsent. Hat Plattform Firmware Hardware
man kein mobiles Gerät in der Hosentasche
dem man jederzeit seine Aufmerksamkeit iOS 2.x, 3.x, 4,x iPod Touch,
schenken kann, gehört man schon zum alten iPhone, iPhone 4,
Eisen. Apps oder „die Cloud“ werden im TV iPad
beworben, kaum ein Handy kommt heute
ohne Facebook und Twitter Client aus. Für uns Android 1.6, 2.0, 2.1, 2... SE Xperia X8, HTC
Hero, Nexus One,
(die sich mit dem Thema seit Jahren
...
beschäftigen) ist es selbstverständlich und
überfällig. BlackBerry ...
Aber die Realität wirkt im ersten Moment Bada
seltsam. Verwandte und Freunde, die bisher
eher verwundert über das Eigenleben ihres ...
Windows PC berichteten, zücken ihr
Smartphone um E‐Mails, Facebook, und Fotos Und alle machen sie mit: Full‐Service‐Anbieter,
online zu verwalten. Ganz zu schweigen von Internet Agenturen und Softwareentwickler.
Apps wie „iHandy Wasserwaage“ oder „iBier“, Niemand will sich das lukrative Geschäft mit
die stolz präsentiert werden. den Apps entgehen lassen.
Ja, Mobile ist wirklich im Massenmarkt Und die Nutzer? Jäger und Sammler ‐ je mehr
angekommen. Apps, desto besser.
Und so füllt sich der Speicherplatz der
Smartphones mit Apps, die durch HD Videos
und andere Inhalte mehrere hundert
Megabyte groß sind.
Aber wie nach jedem rauschenden Fest macht
sich langsam Katerstimmung breit. Zeit um
über Sinn und Unsinn, Aufwand und Nutzen
Resümee zu ziehen.
The Natives
Die Möglichkeiten für Smartphones zu
Appmania! entwickeln haben sich enorm verbessert.
Waren zu Zeiten von J2ME und Symbian die
2010 war definitiv nicht das Jahr des mobile Aufwände noch enorm hoch und die
Webs, sondern der Apps. Ergebnisse eher ernüchternd, bietet heute die
Ausgabe 1/11 – Januar 2011 17
mobile zeitgeistSPECIAL
Kette vom SDK bis hin zur Distribution die Doch auch das Mobile Web hat seine
vollständige Infrastruktur. Schattenseiten. Bereiteten früher
verschiedene Markups, Bildformate und eine
Individuelle und sehr hochwertige schlechte bzw. fehlende Java‐Script
Anwendungen lassen sich unter iOS und Unterstützung dem Entwickler
Android mit überschaubarem Aufwand Kopfschmerzen, müssen sie heute mit
entwickeln. verschiedenen Viewports sowie
unterschiedlichen CSS und JavaScript
Die sehr weit gesteckten technischen Grenzen Implementierungen kämpfen.
von APIs, Interface und Speicherplatz Hinzu kommen die verschiedenen Browser.
ermöglichen neue innovative Services. Die modernen WebKit Based Browser
unterstützen die neuen Technologien. Doch
Wirklich problematisch wird es erst, wenn andere Browser, wie die von BlackBerry (vor
eine Anwendung eben nicht nur auf dem Version 6.0), Windows Phone 7 und älteren
iPhone, sondern auf vielen anderen Geräten reagieren zum Teil sparsam, bisweilen
Smartphones und auch Fernsehern aber auch gar nicht auf diese neuen
funktionieren soll. Die Geräte‐ und Technologien.
Plattformfragmentierung erschwert die
Portierung, die Beseitigung von Fehlern und
das Implementieren von neuen Features. Jede
neue Hardware, jedes Firmware Update und
jede API‐Änderung führen zu einem
Dauerrauschen an Aufwänden.
Eine Lösung für dieses Problem versprechen
Anbieter wie Enough Software oder MoSync.
Vertrieben werden die Applikationen über die
Stores der Gerätehersteller. Egal ob App Store,
Marketplace, Ovi oder App World, der Store Eine Lösung für dieses Problem bietet unter
ist der direkte Zugang zum Nutzer. Kataloge anderem Sevenval durch die Kombination aus
mit Kategorien und Empfehlungen bekommt server‐ und clientseitiger Anpassung der
man ohne die mühsame Eingabe von URLs mobilen Webseite.
angezeigt und gelangt so mit wenigen
“Touches“ zu neuen Services und Spielen. Apps im Web
Das mobile Web Web Apps, also mit Web Technologien
entwickelte Applikationen, sind ein alter Hut.
Mobile Webseiten werden heute noch als die Die erste Version des iPhones konnte noch
kleine, reduzierte Version des Online‐Auftritts keine nativen Apps installieren. Apple pushte
bezeichnet. Zu Unrecht. Die WAP‐Zeiten sind deshalb die Web Apps. Leider geriet dies
endgültig vorbei. während der „Appmania“ in Vergessenheit.
Was wäre passiert, wenn diese Web Apps
HTML5, Media Queries, modernes Java‐Script, ebenfalls über den App Store erreichbar
verschiedene Frameworks, CSS Animationen, gewesen wären?
neue APIs (z.B. GEO Lokalisierung) und Offline
Storage sind nur der Anfang und bieten Das Entwickeln von Apps mit
Entwicklern ganz neue Möglichkeiten im Webtechnologien erlebt zurzeit eine
mobilen Internet. Renaissance. Was bisher nur mit nativem
Code möglich war, lässt sich nach und nach
auch auf dem Browser realisieren.
18 Ausgabe 1/11 – Januar 2011
Dazu stehen Entwicklern zahlreiche freie und hier ist deshalb eine server‐ und clientseitige
kommerzielle Frameworks zur Verfügung: Anpassung notwendig.
- http://jquerymobile.com/
- http://mashable.com/2010/08/18/mobile Fazit
‐web‐app‐frameworks/
- http://iphoneized.com/2009/11/18‐ Schaut man sich WebGL oder neue Geräte
mobile‐frameworks‐development‐tools‐ APIs an, sieht man, wie rasant sich Web‐
creating‐iphone‐apps/ Technologien weiterentwickeln. Sie werden es
- http://www.sevenval.com uns ermöglichen, zukünftig ganz neue Wege
zu gehen. Handys, Smartphones und Tablets
sind nur der Anfang. Fernseher,
Spielekonsolen, Media Receiver und viele
weitere Geräte mit Internetzugang und
Browser werden den Markt erobern.
2011 und 2012 werden deshalb für den Erfolg
der Webtechnologien stehen.
Bildquelle: http://www.slideshare.net/sevenval/iphonedevcon‐
2010
Autor: Roland Gülle, Sevenval GmbH, CTO,
Schwierig wird es, wenn Nutzer mit ihrem Produkts & Technology.
„nicht WebKit“ Browser, wie beispielsweise
Opera Mini, der wohl bekannteste mobile
Browser, auf die Web Apps zugreifen. Auch
Der Krieg der Welten
Von Eduardo le Comte
Apple hat es allen gezeigt: Anwendungen auf Für den Anwender dürfte die verwendete
Smartphones eröffnen im Mobile Business Technologie nebensächlich sein, solange er
große Potenziale für Umsatz und Gewinne. auf seine Kosten kommt. Ob Mobile Browser
Doch was ist die Technologie der Zukunft: oder App, auf dem Smartphone öffnen sich
browserbasierte, geräteunabhängige mit wenigen Touch‐Befehlen Anwendungen.
Anwendungen oder plattformgebundene Allein für das iPhone von Apple stehen im
Apps? Noch steht es unentschieden – dank Vertriebsportal iTunes weit über 100 000
Apples Erfolg mit leichten Startvorteilen für Anwendungen zum Download bereit:
die Apps. Doch wie stehen die Chancen Effizienzsteigerndes wie Spreadsheets oder
wirklich und wer entscheidet über den Adressbücher, Informationen und
Ausgang im Krieg der Welten: Nachrichten, sinnfrei Unterhaltendes wie
Telekommunikationsriesen, Gerätehersteller, Spiele oder Komfortdienste wie Wetter,
Entwickler, Anbieter von Inhalten oder Navigation oder Fahr‐ und Flugpläne.
Anwender?
Ausgabe 1/11 – Januar 2011 19
mobile zeitgeistSPECIAL
Doch technologisch gibt es große Anwenderbeschwerden über die Qualität
Unterschiede: Ein Teil der Applikationen einzelner Apps zeigen, dass dies durchaus
basiert auf Mobile Browsern, ein anderer Teil Konfliktpotenziale birgt.
sind plattformgebundene Apps. Der Laie denkt
sich: „Macht doch nichts – solange sich die Hier liegt dann wiederum die Stärke der
bessere Technologie durchsetzt und ich Anwendungen, die auf den Einsatz von Mobile
bekomme, was ich möchte.“ Aber genau dort Browsern basieren. Sie lassen sich prinzipiell
liegt das Problem. Die Historie der technischen auf jedem Gerät mit Browser nutzen. So kann
Entwicklung vom Videorecorder über PC‐ der Anwender sein Smartphone wechseln,
Betriebssysteme bis zur Energieversorgung ohne den Verlust seiner Lieblingsanwendung
zeigt: Ob und welche Technologien sich als fürchten zu müssen. Allerdings setzen die
„Standard“ durchsetzen ist oft weniger eine Entwicklungen auf allgemeinen Standards auf
Frage von Eignung oder Qualität, sondern die und können viele Eigenheiten der spezifischen
Antwort fällt entlang der wirtschaftlichen Geräte nicht nutzen. Im direkten Vergleich von
Interessen und Machtverhältnissen der Browser‐Anwendungen und Apps schneiden
Beteiligten. die Anwendungen in Bedienung und Design
deshalb oft schlechter ab, weil sie attraktive
Technologie als Richtungsentscheidung Besonderheiten der Hardware nicht nutzen.
Ob die Mehrzahl der Anwendungen auf Viele Interessengruppen
Smartphones in Richtung Apps oder Mobile
Browser geht, hat weit reichende Wie nun stehen diese technologischen
Konsequenzen. Apps sind überwiegend Eigenheiten mit wirtschaftlichen Interessen
plattformabhängig. Zu den Vorteilen dieser der einzelnen Interessengruppen in
Technologie gehört, dass sie weitgehend Zusammenhang? Unser Blick richtet sich
unabhängig vom Netzzugang (Kosten, zunächst auf die Struktur des Smartphone‐
Verfügbarkeit) sind und bei Betrieb und Marktes.
Bedienung die technologischen
Besonderheiten der jeweiligen Smartphone‐ Mobilfunkanbieter: Hier finden sich die
Plattform nutzen können. Dazu gehören großen Telekommunikationsanbieter wie
Bedienelemente, Prozessoren, Telekom, Vodafone, Telefónica mit ihren
Betriebssysteme und Netzzugänge aber auch Untermarken und Netzangeboten. Ihr
Besonderheiten wie beispielsweise die Hauptinteresse richtet sich auf hohe
Trägheitssensoren im iPhone, auf die viele Nutzerzahlen und eine intensive Nutzung von
Apps für die Bedienung oder die Ausrichtung Mehrwertdiensten. Die Endgeräte werden
der Bedienoberflächen zurückgreifen. dabei nur als Zugang zum eigenen Netz
gesehen.
Diese Stärken der Apps markieren aber
zugleich ihre Schwachstellen: Weil sie diese Geräte‐ und OS‐Hersteller: Sie lebten bisher
gerätespezifischen Eigenheiten nutzen, sind vom Verkauf der Geräteplattformen. Das
Apps zumeist auch nur auf bestimmten Geschäftsmodell von Apple mit iTunes und
Geräten oder Plattformen einsetzbar. Apps hat den Herstellern allerdings
Entwicklerwerkzeuge, Qualitätskontrolle, die vorgemacht, wie sich Kunden binden lassen
Distribution via Download‐Portale oder und wie auch Hersteller am Verkauf von
direkter Installation auf den Geräten und plattformgebundenen Apps verdienen
sogar die Bewerbung der Apps steht damit können. Hinzu kommt: Teure technologische
unter weitgehender Kontrolle der Hersteller. Alleinstellungsmerkmale lassen sich nur dann
Apple iTunes ist das Paradebeispiel hierfür – als für den Endkunden „geldwerte“
und die Diskussionen über exklusive Verträge Eigenheiten vermarkten, wenn sie auch in den
mit Netzbetreibern, intransparente Anwendungen genutzt werden.
Entscheidungen über App‐Zulassungen oder
20 Ausgabe 1/11 – Januar 2011
Anbieter von Inhalten (Content Provider): Anders dagegen die dominanten Akteure von
Hierzu zählen beispielsweise Lieferanten von Geräteherstellern und
Nachrichteninhalten aber auch Geo‐ oder Telekommunikationskonzernen. Ihre Firmen‐
Wetterdienste. Ihr Interesse richtet sich auf und Umsatzgröße allein eröffnen ihnen bereits
eine möglichst hohe Verbreitung, also große Einflussmöglichkeiten. Gerätehersteller
beispielsweise auf plattformübergreifende, wie Telkos haben eine große Kundenbasis,
Browser‐Anwendungen, die auf ihre Dienste sind jedoch in gewisser Weise voneinander
zugreifen. abhängig. So hat Apple mit seinen
Exklusivverträgen bei Einführung des iPhones
Entwickler: Diese Gemeinde ist tief gespalten. durchaus Bewegung in die lokalen
Sie möchten mit einmal programmierten Netzanbietermärkte gebracht. Auf der
Anwendungen einerseits eine möglichst große anderen Seite muss es Ziel der
Zielgruppe erreichen können, was für Mobile Gerätehersteller sein, eigene Geräte im
Browser spricht. Auf der anderen Seite wollen Programm aller Netzanbieter zu haben.
auch sie sich differenzieren, was mit Apps und
dem Einsatz gerätespezifischer Funktionen Die Netzanbieter haben mit der Wholesale
deutlich einfacher ist. Ein weiterer Punkt: Application Community (WAC) eine starke
Theoretisch steigt der Aufwand für Initiative für browserbasierte Anwendungen
Qualitätssicherung‐ und Support zwar, wenn gestartet, die als Gegenmodell zum
Apps auf die verschiedene Plattformen und Vertriebsmonopol von Apple iTunes
Betriebssysteme portiert werden müssen. ausgerichtet ist. Auch Aktivitäten wie die
„Vodafone 360“‐Kampagne zielen darauf ab,
In der Praxis allerdings ist die über eigene, iTunes‐ähnliche Portale
Standardisierung von Browser‐Anwendungen plattformunabhängige Anwendungen
weiterhin ein blumiges Versprechen. Zudem bereitzustellen und so die eigenen Kunden an
zeigen sich die Anwender noch dickhäutig bei sich zu binden.
Support‐Fragen: Wer für eine App nur ein paar
Euro zahlt, tendiert bei Problemen eher zum Dennoch scheint es so, dass die
Ausprobieren einer neuen App als zu Gerätehersteller und Apps‐Unterstützer die
zeitraubenden Supporttelefonaten. So Nase leicht vorn haben. Aktuell auch deshalb,
verringern sich zwar die langfristigen weil Apple als „First Mover“ einen enormen
Erfolgsaussichten der Entwickler, große Vorsprung und ein sehr positives Image für
wirtschaftliche Risiken bergen eine schlampige Apps geschaffen hat. Das zeigen schon die
Programmierung und fehlender Support Werbestrategien praktisch aller neuen
jedoch bisher nicht. Smartphones, die stark auf die jeweils
verfügbaren Apps abheben. Im Hintergrund
Showdown wirken hier auch herstellerunabhängige OS‐
Entwickler wie Google und Microsoft. Auch die
Haben alle diese Gruppen ähnlich großen Endkunden sind stolz, wenn eine App die
Einfluss? Nein, denn unterschiedliche technischen Feinheiten des eigenen
Wettbewerbsintensitäten und Abhängigkeiten Smartphones besonders raffiniert und
erzeugen eine höchst ungleiche bedienungsfreundlich nutzen kann – auch dies
Machtverteilung. So ist der Wettbewerb ein Argument für Apps.
zwischen den unzähligen Entwicklern und
Content Providern extrem hoch. Zudem sind
beide Gruppen in ihren Geschäftsmodellen
und in der Distribution tendenziell von den
Netzanbietern und den Geräteherstellern
abhängig. Entwickler und Content Provider
werden den Krieg der Welten also nicht
entscheiden.
Ausgabe 1/11 – Januar 2011 21
mobile zeitgeistSPECIAL
Fazit Autor: Eduardo le Comte ist seit Anfang 2009 im
Medien‐ und Telekommunikationsumfeld bei dem
Der Ausgang im Krieg der Welten ist noch IT‐Beratungsunternehmen Cirquent tätig. Zuvor
offen, aber die Apps – und damit die spezialisierte er sich im International Business
Studium auf innovative Geschäftsmodelle für die
Gerätehersteller – haben die Nase vorn.
digitale Vermarktung von Medieninhalten,
Können die Telcos diesen Vorsprung noch insbesondere in der Musikbranche. Während seiner
einholen? Das hängt maßgeblich von der Tätigkeit bei Cirquent übernahm le Comte die
Geschwindigkeit ab, mit der sie über Konzeption sowie das Projektmanagement für die
gemeinsame Initiativen wie die WAC neue, Entwicklung von über 100 Mobile Apps für
modernere HTML‐Standards für verschiedene Plattformen im Auftrag von
plattformübergreifende Anwendungs‐ internationalen Telekommunikationskonzernen.
entwicklungen etablieren und durchsetzen Während dieser Zeit war er außerdem verstärkt als
können. Business Consultant für die Einführung einer
Plattform für die digitale Distribution verschiedener
Musikdienste bei der Deutschen Telekom im
Einsatz.
22 Ausgabe 1/11 – Januar 2011
Native‐ oder Web‐Anwendungen, wohin geht die Reise?
Von Ulrich Scheller
Ausgabe 1/11 – Januar 2011 23
mobile zeitgeistSPECIAL
lesen. In manchen Fällen ist es aber Eine solche Hybride App kann entweder selber
notwendig, dass eine Anwendung auf die programmiert, oder durch ein vorhandenes
Daten des Nutzers zugreifen kann. Das Framework erstellt werden. Als bekanntestes
Problem lässt sich erst mit HTML 5 lösen, das Framework ist hier Phonegap zu nennen.
solche Zugriffe in klar definierten Grenzen Mithilfe dieses Frameworks können
ermöglicht. Allerdings ist HTML 5 noch nicht Anwendungen für die Plattformen Android,
weit genug verbreitet, um darauf basierend BlackBerry, iPhone, Palm und Symbian erstellt
für eine große Nutzermasse zu entwickeln. Für werden. Dabei ist der native Teil in Phonegap
grafisch aufwändige Spiele ergibt sich eine für diese Plattformen bereits vorhanden, die
ähnliche Situation. Mit WebGL], das von der Webanwendung entwickelt man selber. Wer
Khronos Group voran getrieben wird, etabliert dieses Framework einsetzt muss sich daher
sich ein neuer Standard für die Darstellung nicht in alle Plattformdetails einarbeiten,
von 3D Grafik im Browser. Allerdings fehlt sondern kann sich auf die mobile Webseite
auch hier noch die Marktdurchdringung. konzentrieren. Außerdem ermöglicht
Phonegap den Zugriff auf Hardwarefunktionen
Der limitierte Zugriff von HTML auf System‐ wie den Lagesensor und die GPS Position. Ein
Ressourcen zeigt sich auch schon bei vergleichbares Framework ist Rhomobile.
einfachen Anwendungsfällen. So ist es darin
kaum möglich, einen Wecker zu schreiben, Auf den Webseiten der beiden Frameworks
denn dieser muss seinen Alarm zu jedem finden sich auch Links zu
beliebigen Zeitpunkt auslösen können. Ein Beispielanwendungen, die mit dem jeweiligen
Mobiltelefon befindet sich dann Framework erstellt wurden. Mit diesen lässt
typischerweise im Standby‐Modus und der sich ein guter Eindruck gewinnen, was mit
Wecker läuft nicht. Diese Beschränkung ist bei Webanwendungen heute bereits möglich ist
Webseiten sinnvoll, schließlich soll eine und wo die Grenzen liegen. Auf das native
Webseite nicht das Recht haben einen Alarm Look and Feel muss der Anwender verzichten,
zu setzen. Web‐Anwendungen sind dadurch denn was auf mehreren Plattformen laufen
aber in ihren Möglichkeiten eingeschränkt. muss, kann per Definition nicht mehr
aussehen wie eine echte Android oder iPhone‐
Hybride Apps App. Interessant ist, dass der überwiegende
Anteil der vorgestellten Apps auf nur einer
Es gibt aber eine Möglichkeit, einige Vorteile einzigen Plattform verfügbar ist. Hier war die
beider Verfahren zu vereinen: Hybride Apps. plattformübergreifende Entwicklung offenbar
Eine Hybride App baut auf einem nativen Kern nicht das Hauptziel. In vielen Fällen dürfte die
auf, wobei aber die wesentlichen Teile der vorhandene Erfahrung in Web‐Technologien
App als Webanwendung geschrieben werden. ausschlaggebend für eine Nutzung des
Bei einer solchen App lässt sich die Webseite Frameworks gewesen sein.
in der Anwendung mitliefern, so dass sie beim
Start nicht langwierig heruntergeladen Fazit
werden muss. Darüber hinaus kann der native
Teil der App den Zugriff auf Funktionen wie Die Entscheidung für oder gegen eine Hybride
den Lagesensor oder den Kompass steuern. Anwendung auf dem mobilen Gerät hängt
Auch lässt sie sich deutlich besser in das sehr von der jeweiligen Situation ab. Hat das
System einbinden, als eine reine Webseite. Sie eigene Team einen starken Hintergrund in der
hat die Möglichkeit andere Programme Web‐Entwicklung und viel Expertise mit HTML,
aufzurufen und auf Systemevents (Push CSS und JavaScript? Basiert die App auf einer
Notification, Cloud to Device) zu reagieren, bereits vorhandenen Webseite? Wird sie die
was mit reinen Web‐Anwendungen nicht speziellen Funktionen eines Mobilgerätes
möglich ist. intensiv nutzen? Wie wichtig ist eine
Unterstützung von Palm OS, Windows Mobile
und Symbian? Hat man bereits eine native
24 Ausgabe 1/11 – Januar 2011
Anwendung und will andere Plattformen Autor: Ulrich Scheller studierte Informatik an der
unterstützen? Alle diese Fragen spielen eine Universität Paderborn mit dem Schwerpunkt
große Rolle bei der Entscheidung. Deshalb "Eingebettete Systeme und Systemsoftware". Nach
kann es keine allgemeingültige Antwort einigen Projektarbeiten begann er als Android
Entwickler bei match2blue in Jena. Mittlerweile
geben. Durch die Etablierung neuer Standards
arbeitet er ebenfalls im iPhone Bereich und ist seit
wie HTML 5 und WebGL rückt die Web‐ Januar 2010 Leiter der Frontend Entwicklung
Entwicklung näher an die native (Android, BlackBerry & iPhone). Vielen Dank an
Anwendungsentwicklung heran. Trotzdem Dominika Dudzik und René Fischer für die Mithilfe
wird es auf absehbare Zeit immer an diesem Artikel.
Anwendungsfälle geben, die sich nur mit einer
nativen App realisieren lassen.
Wohin geht die App‐Reise? ‐ Warum native Apps
Vergangenheit sind und der Browser die Zukunft ist…
Von Nadine Brendel und Jan Webering
Ob iPhone, Android, Windows Phone 7 & Co. ‐ schnell eine Eigendynamik entwickeln und
wenn man den Marktforschern und der Presse User‐seitig viral in einschlägigen Blogs und
glauben darf, ist der Erfolg von Apps auch in Foren gestreut werden.
Zukunft nicht mehr zu bremsen.
Was sind aber Erfolgskriterien, die eine App
Die Fülle an gelaunchten Apps von haben muss, um sich aus der Menge der
Markenartiklern und Publishern beweist das vielen hunderttausend anderen Apps
starke Interesse von Werbungtreibenden hervorzuheben?
mobile Applikationen als zusätzliches
Vertriebs‐ und Marketinginstrument zu Eine gute App zeichnet sich durch eine hohe
nutzen. Nicht nur in der Usability, inhaltliche Mehrwerte für den User
Kommunikationsbranche sind sie in aller und eine stabile technische Basis aus. Apps
Munde – das Spektrum reicht von sollten im besten Fall, neben interaktiven
Energieversorgern über Reiseunternehmen bis Elementen, Zusatzinformationen bieten und
hin zu eCommerce‐Anbietern. Alle insbesondere unterhaltsam sowie
Unternehmensgruppen lassen heute Apps serviceorientiert sein. Zudem ist es wichtig,
entwickeln, um mit vielseitigen Programmen, dass Unternehmen Inhalte nicht eins zu eins
praktischen Tools für berufliche und private von der Website in die App überführen. Um
Nutzung eine höchst attraktive Zielgruppe zu eine App nachhaltig zum Erfolg zu führen,
adressieren und auf innovativem Weg für eine sollte auch eine Updatestrategie, über die die
nachhaltige Kundenbindung zu sorgen. App regelmäßig Neuerung durch zusätzliche
Features erhält, mit eingeplant werden.
Über den Distributionsweg der bekannten App
Stores werden die Apps interessierten Usern Obgleich der App‐Markt einen scheinbar
gezielt zur Verfügung gestellt. Das interne unaufhaltsamen Boom erfährt, werden
Marketing der App Store‐Betreiber, wie z.B. nutzerseitig von den insgesamt über 500.000
Apple, fördert das „gefunden werden“ und nativen Apps (seit Launch des Apple App
damit einhergehend den Erfolg der jeweiligen Stores) de facto durchschnittlich nur 14 Apps
App. Gute Apps können darüber hinaus installiert und ca. 8 Apps regelmäßig genutzt.
Ausgabe 1/11 – Januar 2011 25
mobile zeitgeistSPECIAL
Wenn man diese Zahlen einander Zum Glück ist jetzt Schluss damit. Die Browser
gegenüberstellt, spielen die Fragen „Was ist von heute (technisch betrachtet auch nur eine
meine Kommunikationsbotschaft und wie App) haben nachgezogen und bieten aktuell
erreicht sie nachhaltig meine Zielgruppe?“ und fast alle technischen USPs, die bisher Apps
„Wie werde ich als Marke / Unternehmen ausgezeichnet haben, browserbasiert an. Über
überhaupt gefunden?“ zentrale Rollen. Und so genannte Web Apps können
genau hier unterscheiden sich Apps qualitativ Funktionalitäten wie Content Sliding/‐Swiping,
voneinander. Die guten Apps liefern Offline Browsing, Zugriff auf GPS, Adressbuch,
entsprechende Antworten, die im Rahmen Kompass, Kamera etc. heute schon
einer detaillierten Konzeptionsphase zunehmend ermöglicht werden.
erarbeitet werden müssen. Wenn entschieden
ist, was die Kommunikationsbotschaft und der Apple selbst hat erst vor kurzem mit dem iOS
USP sind, steht das Unternehmen vor der 4.2 Update einen wichtigen Schritt getan und
Herausforderung und der Frage nach der erlaubt den browserseitigen Zugriff auf den
technischen Umsetzung. Bewegungssensor. Das ist genau die Richtung,
in die es in Zukunft gehen wird. Die Browser
Technisch gesehen wurden Apps bis heute von morgen bieten die Usability der Apps von
immer als native Clients, also als Programme heute, verbunden mit der Freiheit des Webs.
individuell für das jeweilige Betriebssystem Über serverbasierte App‐Lösungen sind
angepasst, entwickelt. Um das Potenzial des Aktualisierungen in Echtzeit und ohne
App‐Marktes voll ausnutzen zu können, hat Abhängigkeit bzw. Einschränkung durch den
dies in der Vergangenheit dazu geführt, dass Distributions‐Handling‐Prozess des App Stores
unternehmensseitig bis zu sechs gegeben, so dass der kostenintensive
unterschiedliche Clients, adaptiert an die Updateprozess für Unternehmen erheblich
technischen Besonderheiten des spezifischen verschlankt wird. Einzelportierungen für die
Betriebssystems, entwickelt wurden. Diese Adaption auf alle Betriebssysteme sind
Umsetzung ist mit dem Aufwand bzw. der ebenfalls nicht mehr notwendig.
Entwicklung von individuellen
Softwareprojekten gleichzusetzen. Voll native Apps werden weiterhin ihre
Daseinsberechtigung haben, aber den
Bei einer Multiplattformstrategie haben die Nischenmarkt durch Special Interest Themen
verschiedenen Plattformen und abdecken (bspw. Games und Navigation).
Entwicklungsumgebungen daher den
Kommunikationsnutzen der App schnell hinter Einen wichtigen Vorteil haben native Apps
den sehr hohen Entwicklungskosten heute noch gegenüber rein webbasierten
zurücktreten lassen. Mittlere sechsstellige Applikationen. Sie können über den zentralen
Beträge waren meist erforderlich, um die Zugangskanal „App Store“ der jeweiligen
größtmögliche Reichweite zu generieren und Betriebssysteme zielgerichtet distribuiert
in den wichtigsten App Stores mit der eigenen werden. Über diese Stores werden heute ca.
Marke vertreten zu sein. Hierbei geraten die 50% aller mobilen Nutzer theoretisch direkt
regelmäßigen Update‐Kosten, die jede App‐ erreicht. Mit mobilen Web Apps funktioniert
Entwicklung mit sich zieht, oft in diese Form von Distribution leider noch nicht.
Vergessenheit. Zum Einen aufgrund von Wenn man dem für Unternehmen
strukturellen Veränderungen an der eigenen scheinbaren Nachteil jedoch die zunehmende
Systemumgebung (z.B. die Veränderung eines technologische Leistungsfähigkeit von Web‐
Shopping‐Prozesses), zum anderen führen Apps gegenüberstellt, stellt sich nicht die
auch Updates der jeweiligen App‐Plattformen Frage, „ob“ Web Apps in Zukunft über App
selbst zu einem unkalkulierbar hohen Stores vertrieben werden, sondern lediglich
individuellen Aufwand für die Aktualisierung „wann“.
von Apps.
26 Ausgabe 1/11 – Januar 2011
Grenzen der Webapps: Warum Native Apps überleben
werden
Von Andrea Anderheggen
Vielerorts schärft sich die Intuition, dass Informationen können bei Native Apps
speziell für mobile Betriebssysteme schneller angezeigt und für die Offline‐
entwickelte Applikationen ‐ so genannte Nutzung gespeichert werden.
Native Apps ‐ verschwinden und von Bei komplexeren Anwendungen mit hohem
Webapps, die über einen mobilen Browser Grad an Interaktivität, etwa bei Spielen, führt
bedient werden, abgelöst werden. Dabei kein Weg an Native Apps vorbei. Auch bei
werden einige wesentlichen Limitationen von Shopping‐ oder Banking‐Apps sind die vielen
Webapps ignoriert. Einbussen des Webbrowsers schnell ein No‐
Go.
1. User‐Experience und Performance:
Webapps sind limitiert 2. Funktionsumfang spricht für Native Apps
Die Erfolgschancen jeder App steigen, wenn Technik und Sicherheitsaspekte limitieren
die User Experience sich an diejenige teilweise den Zugriff offener, mobiler Browser
vorinstallierter, hochoptimierter Native Apps auf Adressbücher, Kamera, GPS, Gyroskop.
hält. Denn so entsteht beim User kein Eine Native App kann im Gegensatz zu einer
zusätzlicher Lernaufwand. Web‐App ausserdem Produktdaten,
Userdaten und Einstellungen offline
Hier sind den Webapps erste Grenzen gesetzt: abspeichern, sodass die Nutzung auch ohne
Die Navigation über den mobilen Webbrowser Internetverbindung möglich ist. Push‐
kann nur bedingt angepasst werden, da die Benachrichtigungen, die für die
Effekte der Seitenübergänge sowie feste Kundenbindung eingesetzt werden, sind heute
Elemente wie Kopf‐ und Fusszeilen nur nur mit Native Apps möglich.
annäherungsweise simulierbar sind.
3. Kostenargument: Fragmentierung bleibt
Schnelligkeit ist ein weiterer Aspekt, der die eine Herausforderung
User‐Experience beeinflusst. Graphische
Elemente, Seitenformate und gespeicherte
Ausgabe 1/11 – Januar 2011 27
mobile zeitgeistSPECIAL
Das Bereitstellen einer Web‐App klingt Selbst wenn HTML5 ein enormes Angebot an
günstig: schnell eine plattformübergreifende interaktiven Möglichkeiten bereitstellen sollte,
mobile Webseite in einfachem HTML bauen. wird es kaum die oben genannten Probleme
Leider ist das nur die halbe Wahrheit. Erstens einer Web‐App lösen. Denn die
gibt es inzwischen fast so viele mobile Browser Gerätehersteller werden sich nicht auf
wie Betriebssysteme, die in vielen relevanten Layouts, Hardwarekomponenten, Features,
Details Webseiten unterschiedlich anzeigen. Benutzerführungen, mobile Browser oder
Gerätegrössen einigen, sondern im Gegenteil
Zweitens muss häufig ‐ etwa bei Online‐Shops, versuchen, sich stärker vom Wettbewerb zu
Banking Apps oder Nachrichten‐Apps eine unterscheiden.
Schnittstelle zu den Backendsystemen
geschaffen werden, was in jedem Fall einfache 5. Zu viele Apps im App Store: so what?
HTML‐Kenntnisse übersteigt.
Wie sollen Kunden unter 300.000 Apps die
Drittens müssen auch Webapps die eigene finden? Dieses Problem stellt sich
unterschiedlichen Auflösungen, Grössen, sowohl für Webapps wie auch für Native Apps,
Hardwarekomponenten und Möglichkeiten hält aber manchmal davon ab, Geld in teurere
mobiler Endgeräte berücksichtigen. Konkret Native Apps zu investieren.
heisst das: der Webdesigner muss die Geräte
und deren Software kennen, für jede Dabei heisst das enorme Angebot letztlich
relevante Plattform eine Web‐App nichts anderes, als dass Anbieter ein
programmieren, sie an die Backend‐Systeme schlüssiges Vermarktungskonzept umsetzen
anbinden, für den Unterhalt sorgen und sich müssen, das im Gegenzug eine vernünftige
auf rasche Veränderungen vorbereiten, die im Rendite abwirft. Wie andernorts auch gilt es
extrem dynamischen Mobile‐Markt zu Kunden über den Webauftritt, SEO/SEM,
erwarten sind. Schaufenster, Plakate, Anzeigen,
Fernsehspots, Social Networks, Mobile‐
Es gibt inzwischen Unternehmen und Marketing oder Direktvertrieb zu gewinnen.
Studienrichtungen, die darauf spezialisiert Dabei kann die Bewerbung einer Native Apps
sind, mehr oder weniger standardisierte reichhaltig und faszinierend sein, weil
Native Apps für Online‐Shops, Bankingsysteme beispielsweise Barcodescanner oder
oder Nachrichtenmagazine zu günstigen Augmented Reality Technologien kombiniert
Preisen herzustellen. Der eigene Webdesigner mit integrierten Gutschein‐ oder
oder die Agentur kosten im Vergleich mehr Rabattsysteme die Investitionen in Offline‐
und bringen die nötige Erfahrung eher selten Werbung unmittelbar refinanzieren. Die
mit. Die Kosten einer Native App nähern sich geringen Mehrkosten einer Native App führen
damit zunehmend denjenigen einer Web‐App. unter Umständen also zu deutlich mehr
Gewinn.
4. HTML5: Wunschdenken und Realität
6. Wohin die Reise geht: Vielfalt wird bleiben
Die Hoffnung beruht häufig auf den neuen
Web‐Standard HTML5. Was HTML5 genau Für viele Anwendungen, die nur geringe
können wird, steht weitgehend noch in Interaktivität und wenig graphische Brillanz
Planung und erschliesst sich heute meist nur erfordern, sind Webapps ausreichend.
technisch versierten Lesern der W3C Trotzdem spricht einiges dafür, dass das
Spezifikationen..1 prophezeite Ende der Native Apps nicht
stattfinden wird und durch massgebliche
Anbieter wie Apple auch gar nicht gewollt ist.
Deshalb ist man in der Planung der Mobile‐
1
Quelle: http://dev.w3.org/html5/spec/
Strategie am besten damit beraten, möglichst
28 Ausgabe 1/11 – Januar 2011
viele Fälle abzudecken und den Kunden Einzelhandel Shopgate. Als Vorstand der Payment
entscheiden zu lassen. Alternativ gibt es noch Network AG war Andrea Anderheggen maßgeblich
die Möglichkeit so genannter Hybrid‐Apps, am Erfolg von sofortüberweisung.de beteiligt, das
welche die Vorteile von Native Apps mit der heute gemäß EuPD Studie das am häufigsten
genutzte E‐Payment System in Deutschland ist. Mit
Flexibilität einer Web‐App kombinieren, indem
Shopgate hat er sich das Ziel gesetzt, Mobile‐
selektiv die eine oder andere Methode Shopping allen Shops zugänglich zu machen.
eingesetzt wird. Bedeutende Versand‐ und Einzelhändler wie
BabyWalz, Redcoon, Cyberport, Gourmondo, Libri
Sowohl Webapps, wie auch Native Apps und oder Hessnatur setzen heute bereits auf Shopgate.
Hybrid Apps werden weiterhin gedeihen. Im Oktober 2010 wurde die eigene Shopgate
iPhone App von der Deutschen Telekom AG zur App
Autor: Andrea Anderheggen ist Mitbegründer und des Monats gekürt.
Business Angel des führenden Anbieters von
Mobile‐Shopping‐Lösungen für den Versand‐ und
Warum die Entwicklung von mobilen Lösungen keine
Bauchentscheidung sein sollte
Von Dr. André Hollstein
Für Unternehmen ist die Orientierung an den
Bedürfnissen ihrer Kunden stärker denn je ein Der Grund liegt u. a. darin, dass für viele
zentrales Kriterium für den Geschäftserfolg. Unternehmen M‐Commerce ‐ ebenso wie
Dies sollte insbesondere dort gelten, wo „Social Marketing“ ‐, ein neues Spielfeld
Kunden für die Unternehmen nicht im darstellt, aber ein unterschwelliges Bedürfnis
direkten Zugriff sind, beispielsweise in E‐ besteht, auf dieser Welle mitzuschwimmen.
Commerce‐/M‐Commerce‐Szenarien. Daher existieren häufig keine
Vorgehensmodelle oder erprobten Methoden
Aber gerade in diesem Umfeld – welchem eine und auch ältere Ansätze lassen sich nicht so
gewisse Goldgräber‐Stimmung obliegt – einfach adaptieren. Dennoch hallt der Ruf
scheinen solche Überlegungen oftmals keine nach mobilen Lösungen durch die
Bedeutung zu haben. So erfolgt die Unternehmen – nicht zuletzt geprägt durch
Entwicklung von mobilen Applikationen nicht die Omnipräsenz von Apple und Co. sowie der
selten ohne eine Reflektion der Bedeutung, die diesem Thema zugeschrieben
Kundenbedürfnisse oder einer adäquaten wird.
Zielgruppenanalyse. Nicht selten werden –
angetrieben durch die Fachbereiche – Jedoch ist die Kenntnis von Entscheidern über
Lösungen entwickelt, die nicht den Kunden‐ den Markt von Smartphone‐Hardware/–
und Marktbedürfnissen entsprechen. Software oder Distributionskanälen von
Applikationen wenig ausgeprägt und
Somit laufen Unternehmen Gefahr das Entscheidungen werden oft auf Basis von
angestrebte Ziel, durch den Einsatz moderner, subjektiven Einschätzungen und Annahmen
innovativer Lösungen bestehende Kunden zu getroffen. Doch letztlich stellt ein bloßes
halten oder neue Kundengruppen zu Bauchgefühl keine valide Entscheidungshilfe
erschließen, nicht zu erreichen. für Umsetzungsansätze dar, da nicht nur die
Ausgabe 1/11 – Januar 2011 29
mobile zeitgeistSPECIAL
bevorstehenden Investitionen zu rechtfertigen
sind, sondern auch der langfristige Betrieb
sichergestellt werden muss.
Neben den Investitions‐ und Betriebskosten
beeinflusst die Veröffentlichung jeder Lösung
mit Kundenzugang die Reputation des
Unternehmens und damit das Markenimage.
Portale, wie beispielsweise der Apple‐Store
oder Googles Apps Marketplace, dienen
letztlich nicht nur dem Applikationen‐Erwerb,
sondern auch der Nutzer‐Community als
Sprachrohr. Auf diese Weise wird ein
Feedback erzeugt, welches, unabhängig von
der Qualität, kanalisiert werden sollte. Mit Abbildung 1: Vereinfachtes Ebenen‐Modell
jeder Lösung entsteht so ein neuer
Die einzelnen Ebenen können inhaltlich weiter
Kommunikationskanal in Richtung Kunde.
detailliert werden und so analog einer
Checkliste für notwendige Arbeiten im
Wie könnte eine Methodik aussehen, die hilft
Rahmen der Analyse, Konzeption und
Ideen für mobile Lösungen strukturiert zu
Umsetzung, genutzt werden. Sie helfen dabei
bearbeiten und umzusetzen?
die Komplexität zu bündeln und unterstützen
auf diesem Weg zielgerichtete und
Die erste Ebene für Richtungsentscheidungen nachhaltige Lösungen zu entwickeln.
von Entwicklungen in diesem Umfeld wird ‐
Nachfolgend sind exemplarisch einige wichtige
ausgehend von der Produktidee ‐ durch die
Fragen zu den Themenfeldern Technik, Markt
Themenfelder Markt, Wettbewerb und
und Wettbewerb dargestellt, die ausgehend
Technik determiniert. Fallen diese Analysen
von einer bestimmten Produktidee bearbeitet
positiv aus, sollten sich die nächsten Fragen
werden sollten:
auf Aspekte wie Produkt, Preis und
Vermarktungsstrategie konzentrieren – also
den Aspekten, die im Marketing als die 4Ps
(Product, Price, Place and Promotion) des
Marketing‐Mix zusammengefasst werden.
Eingebettet sind diese Ebenen in einen
strategischen Rahmen, der die Basis für die
Verankerung in der Unternehmensstrategie
(inkl. der IT‐ oder Marketing‐Strategie) auf der
einen Seite und dem Unternehmenskontext (z.
B. Ressourcen, Prozesse) auf der anderen
Seite bietet (siehe Abbildung 1: Vereinfachtes
Ebenen‐Modell).
30 Ausgabe 1/11 – Januar 2011
dienen (z. B. Marktrends und ‐statistiken) oder
Markt/Kunde Wer ist die Zielgruppe für – was die inhaltlichen Aspekte betrifft –
das Produkt (wichtig ist die Analysen bestehender Lösungen am Markt
Differenzierung B2B/B2C)? durchgeführt werden.
Welche Erwartungen hat die
Zielgruppe an die Lösung? Analysen müssen nicht zwangsläufig
Für welchen Markt soll die aufwendig sein, zuweilen reichen auch
Lösungen entwickelt werden einfache Datenerhebungen aus –
(wichtig kann auch die beispielsweise in Form von empirischen
Berücksichtigung der Umfragen –, um ein valides Gefühl für die
Internationalisierung sein)? Bedürfnisse einer spezifischen Zielgruppe zu
... erhalten. Solche Analysen können als
richtungweisende Entscheidungshilfen
Wettbewerb Welche Strategien verfolgt verstanden werden und unterstützen bei der
der die Wettbewerber? Einschätzung von Zielgruppen. Nicht selten
Welche Lösungen und fördern solche Analyseinstrumente
Konzepte haben die unerwartete Ergebnisse zu Tage, die eine
Wettbewerber bereits unvermittelte Perspektive auf die realen
veröffentlicht? Bedürfnisse einer Zielgruppe bieten.
Gibt es Konkurrenzlösungen, Probanden für solche Umfragen können aus
die nicht von direkten dem eigenen Kundenstamm kommen oder
Wettbewerbern stammen? durch Einbindung von Interessenten rekrutiert
... werden. Die Qualität der Ergebnisse ist i. d. R.
sehr hoch, da die angesprochenen Probanden
Technik Welche technische Basis hat ein gewisses Eigeninteresse an den Inhalten
den größten Nutzen (u. a. besitzen.
Entscheidung Native‐ vs.
Hybrid‐ vs. Web‐App)? In diesem Sinne wurde beispielsweise im
Wie können effiziente Dezember 2010 eine Umfrage unter Nutzern
Realisierungsstrategien für (Firmenkunden, n=1870) einer bestehenden
das Produkt aussehen (u. a. Portal‐Lösung 1 durchgeführt, die um eine
Entscheidung über mobile Applikation erweitert werden sollte.
Entwicklungsplattform)? Die Nutzer wurden über einen Newsletter
Woher kommen die Daten gebeten online drei Fragen zu diesem Thema
für die Anwendung und sind zu beantworten. Von Interesse war vor allem
ggf. Schnittstellen in andere die Beurteilung für die täglichen
interne oder externe Arbeitsprozesse sowie funktionale und
Systeme notwendig? technische Anforderungen von Seiten der
... Kunden. Des Weiteren wurde den Nutzern die
Tabelle 1: Beispielhafte Fragen für Möglichkeit gegeben, ihre Meinung und
ausgewählte Themenfelder. zusätzliche Anmerkungen zum Thema zu
kommunizieren.
Zentrale Fragen, zum Beispiel die nach den
Funktionen der Applikation und die nach der Insgesamt nahmen 353 Probanden an der
technischen Plattform für die Lösung, Umfrage teil. Ohne ausführlich auf die
bedürfen fundierten Überlegungen und einzelnen Ergebnisse eingehen zu wollen,
Analysen, die insbesondere die
Außenperspektive einschließen sollte. Als
Entscheidungshilfe für solche Fragestellungen 1 TEDIS, die Prüfungsmanagement Software der TÜV Rheinland
Kraftfahrt GmbH für Fahrschulen
können – einfache Zielgruppenabschätzungen
Ausgabe 1/11 – Januar 2011 31
mobile zeitgeistSPECIAL
sollen nachfolgend einige wichtige Zielgruppe belegt werden, da mehr als 95%
Erkenntnisse beispielhaft vorgestellt werden. der Probanden an der Umsetzung einer
So konnte mit der Befragung der allgemeine solchen Lösung interessiert sind und darin
Trend zu mobilen Lösungen auch für diese einen großen Nutzen sehen.
Abbildung 2: Ergebnis der Befragung ‐ Smartphone‐Verteilung nach Herstellern.
Die Antworten in Bezug auf die Smartphone‐ Websites an. Dies mag ‐ in den Augen
Verwendung zeigten indessen kein mancher Entscheider ‐ nicht unbedingt
eindeutiges Bild. Auch ist der übliche innovativ und modern sein, hilft aber die
Verteilungsgrad, der sich etwa in Studien von Zielgruppenwünsche zu berücksichtigen.
Gartner 1 widerspiegelt nicht vorhanden. Natürlich mag es auch strategische Gründe
Stattdessen finden wir eine überproportionale geben, die Entscheidung in eine bestimmte
Nutzung von Apple‐ und HTC‐Smartphones im Richtung lenken, aber auch hier bildet eine
Vergleich zu anderen Herstellern. Außerdem valide Analyse und strukturierte Konzeption
konnte den Kommentaren entnommen die Basis für den nachhaltigen Erfolg.
werden, dass der Wunsch besteht, für die
Zukunft, eine plattformunabhängige Lösung Autor: Dr. André Hollstein ist CIO des
bereitgestellt zu bekommen. Geschäftsbereichs Mobilität bei TÜV Rheinland und
Auf Basis dieser Resultate lassen sich Schlüsse beschäftigt sich aus dieser Funktion heraus u. a.
mit der Entwicklung mobiler Lösungen für interne
für das eigene Handeln ableiten und
und externe Einsatzzwecke. Davor war er viele
Entscheidungen im Hinblick auf die Frage nach Jahre als Managementberater im IT‐Umfeld tätig.
Funktion und Technik der angestrebten
Lösungen vorbereiten.
Die Heterogenität der vorhandenen
Smartphone‐Techniken und ‐Betriebssysteme
stellt für Unternehmen immer ‐ und das gilt
nicht nur für dieses Beispiel ‐ ein großes
Problem dar. Solange kein Zugriff auf interne
Gerättechnik erforderlich ist, wie
beispielsweise Kamera und GPS, oder eine
Offline‐Funktionalität gegeben sein muss,
bietet sich eher eine spezielle Mobile‐
1
Gartner Press Release:
http://www.gartner.com/it/page.jsp?id=1466313
32 Ausgabe 1/11 – Januar 2011
Ab ins Web! – Warum Prozess‐lastige Applikationen besser
in einer Web‐App abgebildet werden sollten
Von Matthias Thürling
Durch die Einführung des UMTS‐Nachfolgers
LTE ist zukünftig auch in den ländlichsten Gelöst wurde diese Aufgabe mit einer nativen
Gebieten die Nutzung des mobilen Internets iPhone‐Applikation. Der Grund für eine native
mit einem schnellen Datenaustausch möglich. Entwicklung ist die gewünschte Offline‐
Die Frage, die sich dabei stellt: Wenn ich durch Fähigkeit. Wenn man bedenkt, dass in
LTE von überall aus Online gehen kann, Prozessen oft Daten aus weit entfernten
brauche ich dann überhaupt noch spezielle Datenbanken verarbeitet werden müssen,
Applikationen für unternehmensinterne stellen sich Fragen wie die spätere
Anwendungen? Synchronisierung oder die Gültigkeit von
Daten. Zusammen mit einer integrierten
Durch die technologischen Entwicklungen der SQLite‐Datenbank ist der Einsatz einer nativen
letzten Jahrzehnte haben sich die Applikation daher hier die optimale Lösung.
Anwendungs‐Szenarien aufgrund der Geräte
massiv verändert, die Voraussetzungen und Unhandliche Daten, lange Rechenzeiten
Ziele aber sind gleich geblieben. Vor wenigen
Jahren galt es, Prozesse im Internet Sobald man allerdings von Standard‐Layout‐
abzubilden und so beispielsweise das Fax Elementen der iPhone‐Entwicklungsumgebung
abzulösen. Mit Smartphones können wir aber abweicht, muss man viele
heute endlich Prozesse genau da bearbeiten, Interaktionselemente neu entwickeln und
wo sie gebraucht werden: Direkt beim Kunden nachbauen. Ein simpler Button, der statt grau
vor Ort und an der Stelle, an der die Arbeit nun rot sein soll, bedeutet Handarbeit für den
passiert. Sei es bei einem Handwerker Entwickler. Damit kommen neue
während einer Reparatur oder bei einem Fehlerquellen und Abhängigkeiten hinzu, die
Vertriebs‐Mitarbeiter, der Musterexemplare bei der Planung berücksichtig werden müssen.
für den neuen Kunden anfordern möchte. Der wichtigste Punkt allerdings, gerade auch
Auch wenn sich die Geräte ändern, allen ist mit Blick auf die Performance, sind aber die
eins gemein: Am Ende steht irgendwo eine Daten. Bei der Entwicklung der App für das
Datenbank, in der diese Informationen weiter Immobilien‐Unternehmen lagen nicht nur
bearbeitet werden müssen. viele Datenbank‐Einträge vor, sondern diese
auch noch im XML‐Format. Jede einzelne
Praxis: Eine native Applikation für das iPhone Information musste daher erst abgerufen und
auseinander genommen werden, bis die
Für ein Unternehmen aus der Essenz der Informationen aus der Schnittstelle
Immobilienwirtschaft musste eine App darstellbar war. Die Folge: Während dieses
entwickelt werden, die einen im Grunde Prozesses war viel Rechenpower vom
einfachen Prozess zur Verwaltung von Smartphone notwendig und die App nur noch
Aufträgen abbilden sollte. Dabei waren aber schwer bis kaum bedienbar.
jede Menge Abhängigkeiten zu Auftraggebern,
Auftragsinhalten und Auftragsempfängern zu Auch wenn schon nach kurzer Zeit das
berücksichtigen sowie die Live‐Anbindung und Grundgerüst der Applikation feststand, war
Echtzeit‐Übertragung des Auftragsstatus an schnell klar, dass die Bedienung und Praxis‐
die Auftragsdatenbank. Gleichzeitig sollte die Tauglichkeit der App optimiert werden muss.
App auch funktionieren, wenn man keinen Denn während das iPhone gerade die Daten
Datenempfang hat. zur Verarbeitung aufbereitet, konnte der
Ausgabe 1/11 – Januar 2011 33
mobile zeitgeistSPECIAL
Nutzer doppelte Datenabfragen starten und iPhone‐Elemente hinaus geht. Letztendlich
so eine ganze Datenbank lahm legen. Die wäre das die richtige Vorgehensweise für
einzige Lösung: An vielen Stellen wurden diese Aufgabenstellung gewesen.
Abdecker eingebaut, die die Bedienelemente
des aktuellen Screens sperren. So können Einen Tod hätten wir aber sterben müssen:
zwar keine Fehler mehr auftreten, allerdings Eine Web‐Applikation ist bei diesem Daten‐
auf Kosten der Nutzerfreundlichkeit. Aufkommen nicht mehr offlinefähig. Aber
dank LTE und dem weiteren Ausbau der Netze
Prozesse gehören ins Web! spielt hier zum Glück die Zeit für uns und
künftige Anwendungen werden so
Hätten wir doch gleich auf eine Web‐ leistungsfähig als Web‐Applikation realisiert
Applikation gesetzt! So lassen sich werden können.
beispielsweise in einer Web‐Applikation
Zwischenebenen auf dem Server einbauen, Autor: Matthias Thürling ist Projektmanager
die die gesamte Logik der Datenverarbeitung PMP®und Social Media Consultant beim Internet‐
übernimmt. Dadurch werden schon auf dem Dienstleister und Spezialisten für Online‐Portale
Webserver die Daten von der Datenbank New Identity AG in Mainz. Das inhabergeführte
Unternehmen arbeitet mit 71 Spezialisten in drei
gleichzeitig abgerufen und, entsprechend dem
interdisziplinär aufgestellten Bereichen, die
Endgerät, passend aufbereitet. Dies spart Consulting, User Experience, Systeme und
nicht nur Rechenzeit auf dem mobilen Gerät Projektmanagement vereinen. Mit einem Umsatz
sondern auch die Auslieferung der Ergebnisse von 5,5 Mio. Euro in 2009 und dem Platz 30 im
erfolgt schneller. Mit HTML5 und modernen Internetagentur‐Ranking 2010 gehört das
Frameworks ist schließlich eine Darstellung Unternehmen zur Spitze der deutschen
möglich, die weit über die begrenzten Interaktivbranche.
Möglichkeiten der vorgegebenen nativen
34 Ausgabe 1/11 – Januar 2011
Museum‐Apps und mobile Museums‐Websites
Von Michael Müller
In einer Online‐Umfrage haben wir unsere 15% eine Dominanz der Apps, 41% hielten
Follower und Freunde um ihre Einschätzung Apps für ein Übergangsphänomen, das
gebeten, ob die Zukunft des Mobile Web den browsergestützten Lösung weichen wird, 44%
Apps oder den mobilen Websites gehört. Von glauben an eine friedliche Koexistenz der
den 112 Teilnehmern prognostizierten nur beiden Ansätze.
Dieses Stimmungsbild steht in deutlichem Das andere Extrem markiert die iPhone‐App
Kontrast zur aktuellen Situation bei Museen des Museum of Modern Art (MoMA) in New
und Kultureinrichtungen. Hier dominieren York, über die man Basisdaten zu 32.000
eindeutig die Apps. Bei iTunes werden zurzeit Werken abrufen und Audiotouren für
etwas mehr als 100 Apps angeboten, in denen unterschiedliche Zielgruppen anhören kann. 2
Museen Informationen für das iPhone Inzwischen ist auch eine Infrastruktur
aufbereiten – Tendenz stark steigend. 1 entstanden, die das Erstellen von
Smartphone‐Apps für Museen erleichtert.
Manche Museums‐Apps wollen vor allem Lust Audioguide‐Produzenten wie Linon Media 3
auf den Besuch der Sammlung machen. So oder Antenna Audio 4 produzieren auch
bietet die iPhone‐App zum Roof Garden des
2
San Francisco Museum of Modern Art neben Eine Besprechung zu dieser App unter: http://blog.culture‐to‐
Audio‐Slideshows zu elf Werken aus der go.com/2010/08/19/moma‐geht‐mit‐seiner‐iphone‐app/
Ausgabe 1/11 – Januar 2011 35
mobile zeitgeistSPECIAL
iPhone‐Apps, Toura (New York und London) Wie erklärt sich dieses Ungleichgewicht
und Pausanio (Köln) bieten mehr oder weniger zwischen Museums‐Apps und mobilen
generische Lösungen an. Museumsseiten?
Ein erster Unterschied liegt in der Motivation
der Verantwortlichen. Eine eigene iPhone App
gilt als prestigeträchtig, mit ihr profiliert sich
ein Museum als modern und partizipiert am
Schick‐Faktor, der Apple‐Produkten anhaftet.
Die Aufgabe, der zunehmenden Zahl von
mobilen Nutzern eine geeignete
Internetpräsenz zu bieten, wird hingegen nach
unserer Erfahrung noch nicht als dringlich
wahrgenommen.
Wenn ein Museum diese Aufgabe doch
Das Angebot an Museums‐Apps wächst
angehen will, stößt es schnell auf ein
kontinuierlich, für die größeren Häuser
wirtschaftliches Problem: Museums‐Websites
gehören sie fast schon zum Pflichtprogramm.
sind oft sehr umfangreich und komplex, mit
multimedialen Bestandteilen und
Mobile Museums‐Websites muss man
Datenbankanbindungen. Die Lösung der Wahl
dagegen immer noch mit der Lupe suchen. Als
wäre hier die Inanspruchnahme eines
Stichprobe haben wir die Websites von 91
spezialisierten Providers, der die Inhalte für
deutschen Museen 5 mit dem Browser des
jedes Endgerät passend umwandelt, was
iPhones aufgerufen. Das Ergebnis war
allerdings jährlich Kosten in vierstelliger Höhe
ernüchternd. Nur das Oberschlesische
verursacht.
Landesmuseum in Ratingen bietet mobilen
Internetnutzern eine für Smartphones
Hinzu kommt ein konzeptionelles Problem:
optimierte Website. 6
Für den Aspekt „mobil“ fühlen sich oft Akteure
zuständig, die bisher für mobile
International ist das Angebot an mobilen
Führungssysteme (Audio‐ und Multimedia‐
Museums‐Websites ebenfalls recht begrenzt.
Guides) verantwortlich waren. Deshalb geht es
Der Prado in Madrid hat für Smartphone‐
bei den bislang unternommenen Projekten oft
Nutzer eine umfangreiche und sehr
nicht darum, das mobile Äquivalent einer
komfortable mobile Website geschaffen, die
Museumswebsite zu schaffen, sondern auch
in Funktion und Gestaltung stark an eine App
oder vornehmlich um eine Alternative für den
erinnert. Weitere Beispiele, vorwiegend aus
Audio‐ oder Multimedia‐Guide. Die technische
den USA, haben wir in einer Liste auf Culture
Umformatierung der Inhalte (Transcodierung)
to go Blog zusammengestellt.
kann das natürlich nicht leisten.
Und schließlich stellt sich die Frage, wie viele
5
Als Basis diente die von Roland Wagner erstellte Liste der bei Interessenten eine mobile Website erreicht,
Twitter vertretenen Museen (Januar 2011) auf visitatio.de. Das denn ausländische Besucher können sie
Spektrum reicht von international erstklassigen Museen wie wegen der hohen Roaming‐Gebühren
den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden bis zu kleinen
Privatmuseen wie dem Flippermuseum in Neuwied.
praktisch nicht nutzen.
6
Ein Sonderfall ist das Kunstmuseum Mühlheim an der Ruhr. Gehört somit die Zukunft den Museums‐
Ruft man die Museumsseite mobil auf, landet man auf der Apps?
Startseite des Mobilportals der Stadt. Gut versteckt (Tourismus
> Textlink: Museumsmeile) findet sich eine Liste der Museen
der Stadt, die zu einer Seite über das Museum führt.
Ich halte diese Schlussfolgerung für voreilig.
Die Herstellung von Smartphone‐Apps bleibt
36 Ausgabe 1/11 – Januar 2011
9
Vgl. die mobile Website und die iPhone‐App des Brooklyn
Museum.
Ausgabe 1/11 – Januar 2011 37
mobile zeitgeistSPECIAL
Native App oder Web‐App im Bankensektor? Beides!
Von Joerg Schwitalla
Zehn Millionen Menschen haben laut Finanz‐Apps täglich ihren Kontostand und
Hightech‐Verband BITKOM 1 bereits kontrollieren Zahlungseingänge und ‐
Applikationen auf ihrem Smartphone ausgänge. Mit der Verbreitung und
installiert. Mit der zunehmenden Verbreitung Weiterentwicklung von Smartphones
von Smartphones und günstiger Internet‐ einerseits und neuer Sicherheitsmedien für
Flatrates für mobile Endgeräte steigt die Zahlungsautorisierung andererseits
gleichzeitig das Bedürfnis, unabhängig von Ort werden damit zukünftig auch die
und Zeit auch die persönlichen Finanzen im Transaktionen über mobile Endgeräte
Blick zu haben. Darüber hinaus wird das ansteigen.
mobile Internet zunehmend ein wichtiger
Kommunikations‐ und Absatzkanal und damit Erfolgte die Kundenansprache in den
ein wertvolles Medium für Kreditinstitute, die vergangenen Jahren zumeist „klassisch“ durch
ihre Kundengruppen direkt in diesem Umfeld den Berater der Bankfiliale, bestehen mittels
ansprechen wollen. Finanzapplikationen Ansprachemöglichkeiten
über das Smartphone: Banken und Sparkassen
Im Zeitalter von Mobilität, Flexibilität und bieten sich damit effiziente Möglichkeiten,
Individualität erwarten die Kunden von ihren eine breite Zielgruppe persönlich und direkt
Kreditinstituten ein ausgeprägtes Leistungs‐ anzusprechen. Umso wichtiger für Institute ist
und Beratungsangebot, das ihren modernen es daher, dass die Kundenansprache den
Bedürfnissen und Lebensstil gerecht wird. mobilen Nutzungsgewohnheiten der Kunden
Zudem ist der heutige Bankkunde im Umgang angeglichen wird, um von ihnen
mit Finanzprodukten selbstständiger und wahrgenommen zu werden. Ob mit einer
kritischer. Er fordert von seinem Kreditinstitut nativen App oder einer angepassten mobilen
ein entsprechendes Serviceangebot. Neben Website, hängt daher auch im Bereich
der klassischen Bankfiliale sind für die Kunden Finanzen von diversen Einflussfaktoren wie z.
weitere mediale Zugangswege, wie B. den Zielgruppenbedürfnissen ab.
beispielsweise Online‐Banking von enormer
Wichtigkeit. Das mobile Internet entwickelt Eine hervorragende Usability und sehr gute
sich dabei als neuer, innovativer Baustein. User Experience sind dabei die Schlüssel zum
Erfolg einer Finanzapplikation. So geht es bei
Mobile Banking‐Applikationen mit neuen Mobile‐Banking‐Apps nicht darum, jede
Kommunikationswegen bieten erdenkliche Funktion des Smartphones zu
Kreditinstituten viel versprechende Chancen, realisieren, sondern einen ausgewählten und
mit ihren Kunden verstärkt in den Dialog zu dafür gut durchdachten Funktionsumfang
treten. Die Nutzung von Mobile‐Banking anzubieten, der dem Mobile‐Banking‐Kunden
entwickelt sich rasant. Schließlich möchten einen mobilen Mehrwert bietet. Der User soll
viele Bankkunden ihre Finanzen permanent im dabei mit wenigen Klicks in kürzester Zeit zum
Überblick haben: Laut einer aktuellen Studie Ziel zu gelangen, ohne dabei die Orientierung
des Markt‐ und Sozialforschungsinstituts IFAK 2 zu verlieren oder auf adäquates Design
aktualisieren rund 64 Prozent der Nutzer von verzichten zu müssen.
1
Quelle: http://www.bitkom.org/de/presse/8477_65314.aspx Die innovativen Technologien der nativen
(11.01.2011) Apps überzeugen insbesondere beim Thema
2
Sicherheit, das für Mobile‐Banking‐Nutzer eine
Quelle: http://www.starfinanz.de/index.php?id=3118
(11.01.2011)
zentrale Bedeutung einnimmt. Einerseits
müssen die Daten schnell verfügbar sein,
38 Ausgabe 1/11 – Januar 2011
Ausgabe 1/11 – Januar 2011 39
mobile zeitgeistSPECIAL
Die nächsten Events in Mobile
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Auf mobile zeitgeist finden Sie immer aktuell die wichtigsten Kongresse, Messen und Events rund um
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40 Ausgabe 1/11 – Januar 2011
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Ausgabe 1/11 – Januar 2011 41
mobile zeitgeistSPECIAL
Werben und Sponsoring
1. Sponsoring der mobile zeitgeist SPECIALS
1.1. Übersetzung eines oder mehrerer mobile zeitgeist SPECIALS
Überwiegend werden die Fachartikel in den SPECIALS in deutscher Sprache verfasst. Sponsoren
haben die Möglichkeit, eines oder mehrere SPECIALS ins Englische übersetzen zu lassen und in dem
jeweiligen englischsprachigen Heft exklusiv als Sponsor zu erscheinen. Dies reicht von Kennzeichnung
jeder einzelnen Seite mit “sponsored by…” bis hin zu exklusiven Anzeigen in dieser Ausgabe. Die
Abwicklung übernimmt mobile zeitgeist, ebenso wie das erneute Layouten. Darüber hinaus
distribuiert mobile zeitgeist das pdf über seine bestehenden Kanäle (RSS Feed, Email‐Newsletter,
Twitter, ISSUU und persönliche Kontakte). Weitere Optionen, wie zum Beispiel exklusive
Printausgaben, können individuell abgestimmt werden.
1.2. Sponsorship für den deutschsprachigen Jahresband 2009 der mobile zeitgeist SPECIALS
Diese sollen in einer deutschsprachigen Gesamtausgabe zusammen gefasst werden. Insgesamt
wurden diese SPECIALS von 20.000 Leserinnen und Lesern gelesen. In Abstimmung mit dem Sponsor
sind weitere Beiträge denkbar, aber auch Artikel aus anderen Medien oder individuelle Ergänzungen
des Sponsors. Der Jahresband kann mit “sponsored by…” und/oder exklusiven Anzeigen des Sponsors
ergänzt werden. Ebenfalls möglich ist eine exklusive Print‐Ausgabe, sowohl klassisch als auch im
Print‐On‐Demand‐Verfahren.
1.3. Sponsorship für den englischsprachigen Jahresband
Selbstverständlich ist es möglich, sowohl die Übersetzung der vier Ausgaben der mobile zeitgeist
SPECIALS aus dem Jahr 2009 und die Erstellung des englischsprachigen Jahresbandes 2009 zu
sponsern. Die bereits unter 1. und 2. beschriebenen Vorgehensweisen finden selbstverständlich auch
hier ihre Anwendung.
1.4. Sponsorship für eines der kommenden mobile zeitgeist SPECIALS oder einer Sonderausgabe
Die Übernahme eines der zukünftigen mobile zeitgeist SPECIALS oder die Erstellung einer
Sonderausgabe ist eine weitere Option. Hierbei kann eines der bereits geplanten Themen
übernommen werden, aber auch die Festlegung eines anderen, individuell abzustimmenden Themas
ist möglich. Der Sponsor erhält exklusiv alle Werbeplätze und wird als Sponsor genannt.
2. Anzeigen
In den mobile zeitgeist SPECIALS können Anzeigen in unterschiedlichen Formaten geschaltet werden.
Die Anzeigepreisliste bitte per Mail anfordern. info@mobile‐zeitgeist.com
42 Ausgabe 1/11 – Januar 2011
Ausblick auf kommende mobile zeitgeist SPECIALS
Ausgabe 2/11 – April 2011: Wie das Handy die Welt verändert
Das siebte Massenmedium verursacht tief greifende Veränderungen.
Gesellschaft und Business:
- mHealth: Wie sieht unser Gesundheitswesen der Zukunft aus?
- mLearning: Was leistet das Handy bei uns und weltweit?
- Always‐On und Netcitizen: Wie verändert das Handy unser Verhalten?
Redaktionsschluss: 08. April 2011
Anzeigenschluss: 15. April 2011
Wer als Autor dabei sein möchte, schicke bitte eine Email an heikescholz[at]mobile‐zeitgeist.com.
Themenvorschläge sind sehr willkommen. Redaktionsschluss ist der 7. Januar 2010.
Natürlich wird auch in dieser Ausgabe Raum für Anzeigenschaltungen sein. Wer sein Unternehmen in
der Nähe zu Marktexperten präsentieren möchte schreibe bitte eine Email an heikescholz[at]mobile‐
zeitgeist.com. Anzeigenschluss: 14. Januar 2010.
Ausgabe 3/11 – Juli 2011: Ausgabe 4/11 – Oktober 2011:
Mobile Commerce Mobile Unternehmenskommunikation
Der Einfluss der Smartphones auf den Mobile Geräte verändern auch die Prozesse
stationären und Online‐Handel ist riesig. zwischen Unternehmen.
Marketing und Kaufprozesse: Außendienst und Servicekräfte:
Ausgabe 1/11 – Januar 2011 43
mobile zeitgeistSPECIAL
44 Ausgabe 1/11 – Januar 2011